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Neben der Schrift
Fakten zur Bibel
Das Vollkommene
Elberfelder 1905
1. Korinther
1. Kor 13,10 wenn aber
das Vollkommene
gekommen sein wird, so wird das, was stückweise ist, weggetan werden.
»Das
Vollkommene« bezieht
sich auf das,
was später als der
Kanon der Schrift anerkannt werden würde.
Als das letzte Buch unseres NT geschrieben wurde,
war die Offenbarung vollständig.
Es ist nicht nötig, hier den Gedanken des Himmels einzuführen.
Schließlich besteht keine Notwendigkeit, uns zu erklären, dass die Gaben
aufhören, wenn wir ihn erreicht haben.
Das ist zu offensichtlich.
W. Hoste kommentiert in Bible Problems and Answers, S. 332:
»Es würde kaum notwendig sein zu beweisen, dass diese Gaben im Himmel
überflüssig sein werden.
Wenn Du einen Freund mit einer Öllampe in einer dunklen Vorortstraße triffst, um
ihm feierlich zu erklären, dass er seine Lampe nicht länger benötigen würde,
wenn die Sonne aufgeht, dann würde er denken, Du seiest ein Phrasendrescher.
Wenn Du aber zu ihm sagst: ›Du wirst deine Ölfunzel nicht mehr brauchen, wenn
die Elektrizitätsgesellschaft ihren Plan für diesen Ort ausgeführt hat‹,
dann wäre das verständlich und beachtenswert.«
Noch einmal: Warum soll bei diesen beiden Gaben unabhängig von all den anderen
erwähnt werden, dass sie weggetan werden, wenn wir in den Himmel kommen?
Nein,
diese beiden Gaben werden erwähnt, weil sie offenbarende Gaben waren, durch die
Gott Seine Gedanken offenbarte, bis die Schriften vollständig sein würden. G.B.
Weaver schrieb über die beiden Ausdrücke ek merous (»stückweise«) und teleion
(»vollkommen«): »Es ist logisch, dass to teleion sich auf das Ganze oder das
Vollkommene in demselben Bereich beziehen muss, wie es sich auf to ek merous
bezieht.
To ek merous
bezieht sich auf die Übermittlung göttlicher Wahrheit durch Offenbarung.
Demzufolge muss sich der andere Ausdruck:
to teleion
auf Gottes vollständige Offenbarung der Wahrheit beziehen, auf das ganze Neue
Testament (natürlich mit dem Buch zusammengenommen, das ihm das Fundament
gibt).«
Weiter: Wenn Prophezeiung und Erkenntnis, wie oben erklärt, weitergeführt
wurden, bis der HERR kommt, dann wird heute immer noch an der Bibel geschrieben. Das
ist die Haltung der charismatischen Bewegung.
Die Reformatoren retteten das Christentum von außerbiblischen Irrtümern mit dem
Ruf: »Sola
Scriptura«,
was bedeutet: »Allein die Schrift«.
Nun geht von charismatischen und anderen Bewegungen der Ruf aus:
»Die Schrift plus die neue Offenbarung von Gott«.
Möge Gott uns bewahren. Es ist wichtig zu beachten, dass es eine kontinuierliche
göttliche Offenbarung geben müsste, wenn die Gaben, die als »stückweise« erwähnt
werden, bleiben würden. Die Charismatiker bestehen auf einer zur Zeit
fortgeführten gleichzeitigen Offenbarung. J. Rodman Williams sagt in seinem Buch
»Das Zeitalter des Geistes«: »Die Bibel ist wahrhaftig ein Mitzeuge von Gottes
gegenwärtigen Aktivitäten geworden ...
Wenn heute vielleicht jemand eine Vision von Gott und Christus hat, ist es gut
zu wissen, dass das auch vorher geschah ...
Wenn jemand sagt ›So spricht der HERR‹ und es wagt, die Gemeinschaft in der
ersten Person anzureden
– sogar wenn er über die Worte der Schrift hinausgeht
– dann ist so etwas schon lange vorher geschehen ...
Der Geist bewegt sich als der lebendige Gott durch die Berichte der früheren
Zeugen hindurch und über sie hinaus, wie wertvoll solche Berichte als Modell für
das, was heute geschieht, auch sein mögen... In der Prophetie spricht Gott.
Tatsächlich kann das Sprechen ungeschliffen sein und grammatische Fehler
enthalten, es mag eine Mischung aus ›Luther-Deutsch‹ und moderner Sprache sein,
es mag stockend oder flüssig sein
– so etwas macht wirklich nichts aus ... Die meisten von uns sind natürlich mit
prophetischen Äußerungen, wie sie in der Bibel berichtet werden, vertraut und
bereit, sie als Gottes Wort zu akzeptieren.
Jesajas oder Jeremias
›So spricht der HERR‹, sind wir gewöhnt,
aber einen Friedhelm oder eine Christine heute, im zwanzigsten Jahrhundert, so
sprechen zu hören ...! Viele von uns sind auch überzeugt, dass Prophetie mit dem
Neuen Testament aufhört (trotz all der neutestamentlichen Aussagen, die das
Gegenteil bezeugen), bis plötzlich durch den dynamischen Vorstoß des Heiligen
Geistes Prophezeiung wieder zum Leben erwachte.
Nun wundern wir uns, wie wir das Neue Testament so lange falsch lesen konnten!«
Dieses Zitat, obwohl es bestürzend ist, gibt doch ganz den Standpunkt der
charismatischen Bewegung wieder. Man beachte gewisse Dinge in der Aussage: 1._Es
wird behauptet, dass die Bibel ein Mitzeuge der gegenwärtigen Offenbarung in
Prophetie sei.
2._
Es wird die Behauptung vorgebracht, dass es heute möglich ist, das, was einer
als neue Offenbarung zu sagen hat, mit »So spricht der HERR« einzuleiten.
3._Der Autor besteht darauf, dass es erlaubt ist, die erste Person zu verwenden.
Das würde bedeuten, dass man mit »ich aber sage euch« über die Schrift
hinausgehen und zu der existierenden Offenbarung hinzufügen könnte.
4._Er behauptet, dass der Geist über die Berichte der früheren Zeugen
hinausgeht, d.h. über die Zeugnisse des AT und NT.
5._Er erweckt den Anschein, dass Friedhelm oder Christine heutzutage mit der
gleichen Autorität wie Jesaja, Jeremia, Petrus oder Paulus weissagen können. Es
ist völlig klar, dass die endgültige Autorität der Schrift geschwächt wird, wenn
wir einmal anerkennen, dass das »stückweise« bleibt, und irgend ein Tom oder
eine Mary eine göttliche Offenbarung mit der gleichen Autorität wie das AT oder
das NT von sich geben kann. Lassen wir uns warnen und ständig vor der Gefahr
solcher Lehre auf der Hut sein. Ihre Auswirkungen sind schrecklich.
11_Hier und in V. 12 stehen zwei Illustrationen vor uns. Die erste stellt das
Wachstum von der Kindheit zur Reife dar, vom Stückweisen zum Vollkommenen, nicht
vom Unvollkommenen zum Vollkommenen. Das brauchte Zeit und schritt langsam
voran, so, wie die Schriften allmählich vervollständigt wurden. Das Mannsein ist
das Ende des natürlichen Wachstumsprozesses; hier ist die vollständige Schrift
das Resultat. Andere Schriftstellen bekräftigen den Gebrauch des Wortes »Kind«
in Bezug auf ein Stadium der Unreife.
Hebr 5,11-14 stellt uns die hebräischen Gläubigen vor, die es versäumt hatten,
Fortschritte zu machen und dazu neigten, sich an das Gesetz
zu klammern. Der Verfasser tadelt sie und wünscht, dass sie zum vollen
Mannesalter hin wachsen.
Anstatt im Hören träge (V. 11),
im Anfangsstadium (V. 12) geblieben zu sein
und mit der Flasche gefüttert werden zu müssen (V. 13),
sollten sie schon Lehrer geworden sein, feste Speise zu sich nehmen und von
geistlicher Wahrnehmung und Erkenntnis gekennzeichnet werden. In 1Kor 3,1-3
enthüllt Paulus den unterentwickelten Zustand der Korinther. Sie waren noch
Säuglinge, im Wachstum zurückgeblieben, ihre Entwicklung hatte sich verzögert,
sie waren nicht geistlich. In Eph 4,13-15 verlangt der Apostel, dass die
Heiligen in Ephesus aufhören sollten, Kinder zu sein (aus Furcht, dass sie von
falschen Lehrern ausgenutzt werden könnten) und zur vollen Mannesreife hin
wachsen. So ist hier die Entwicklung vom »Kind« zum »Mann« dargestellt, um zu
demonstrieren, dass die Offenbarung Gottes sich der Vollendung nähert.
12_Hier haben wir die zweite Illustration der gleichen Wahrheit wie in V. 11.
Sie hat nichts mit dem Himmel zu tun, obwohl man sie in der Weise anwenden
könnte. Der Spiegel ist das bis zu der Zeit, als der Apostel schrieb,
geoffenbarte Wort Gottes. Das einzige Mal, wo dieses Wort noch verwendet wird –
in Jak 1,23 – bezieht es sich wiederum auf das Wort Gottes. »Undeutlich«
bedeutet »in einem Rätsel«. Das Wort Rätsel steht für eine rätselhafte Aussage,
die weitere Erklärungen benötigt; es muss etwas hinzugefügt werden, um seine
Bedeutung zu erklären. Das passt sehr gut zu dem Gedanken von dem stückhaften
Stand der Offenbarung zu der Zeit, wo diese Gaben wirkten und man die volle
Offenbarung der abgeschlossenen Schriften erwartete. »Von Angesicht zu
Angesicht« ist die volle und klare Offenbarung der Schriften. Lassen wir
das Wort Gottes diese Interpretation bekräftigen.
In 4Mo 12 verteidigte Gott den Mose mit der Aussage, dass die Offenbarung zu
anderen in Form eines Traumes oder einer Vision geschieht (was dem »stückweisen«
entspricht), aber zu Mose »von Mund zu Mund« (was dem »von Angesicht zu
Angesicht« entspricht). Es ist sehr interessant, die Ähnlichkeit der Ausdrücke
in 4Mo 12 und hier zu bemerken. Viele sind gegen diese Interpretation und sagen,
dass wir behaupten, dass unsere Erkenntnis größer wäre als die Erkenntnis, die
Paulus besessen hätte. Das ist nicht so. Die Apostel hatten alle Erkenntnis, die
für diese Zeit nötig war. »Jetzt erkenne ich stückweise« geht zurück auf die
Verse 9
10. Paulus war sich der partiellen Offenbarung bewusst und war sich völlig klar
darüber, dass Gott ständig neue Wahrheiten offenbarte. Die vollere Erkenntnis
ist die sich im Gang befindliche Offenbarung der Schriften. Es steht außer
Frage, dass die Erkenntnis des Paulus oder unsere eigene niemals der von Gott
gleich ist. »Dann werde ich erkennen«, führt in dem Bewusstsein, dass Gott uns
immer voll erkannt hat, zu der abschließenden Offenbarung Gottes, wie sie in der
Schrift geoffenbart ist.
13_»Nun aber bleibt« Glaube, Hoffnung und Liebe, wenn all die zeitlichen Gaben
weggetan sein werden. Der Ausdruck »nun aber« (nyni de) ist zeitlich und logisch
gemeint. Paulus stellt die zeitliche Natur der Gaben, die in V. 9 erwähnt sind,
der Beständigkeit von Glaube, Hoffnung und Liebe gegenüber. Das sind die drei
wesentlichen Elemente des Christentums. Dann sagt er, dass die größte von ihnen
die Liebe ist. Glaube trägt in seiner funktionalen Vorzüglichkeit durch und
Hoffnung in der Klarheit ihrer Sicht, aber die Liebe über
trifft all ihre höchsten Werte. Das heißt nicht, dass Glaube und Hoffnung von
der Liebe überdauert werden, sondern dass sie sie als das wesentliche Element
des Christentums überragt, denn »Liebe ist aus Gott« (1Jo 4,7) und »Gott ist
Liebe« (1Jo 4,8).
Die Frage, ob eine von diesen Gnaden oder alle drei in die Ewigkeit
hineinreichen, wird in diesem Vers nicht gestellt. Wir wollen nun einige der
Lehren zusammentragen, mit denen wir in diesem Kapitel vertraut gemacht wurden:
1._Die Vorzüglichkeit der Liebe in ihrem großartigen Wert und ihrer
Notwendigkeit und die schrecklichen Aussichten bei ihrer Abwesenheit. 2._Die
Nutzlosigkeit weitgreifender Redekunst (V. 1), durchdringender Erkenntnis (V. 2)
und des Opfergebens, wenn die Liebe fehlt.
3._Der Wert der vielgestaltigen Qualitäten der Liebe, deren Gegenwart unser
Leben so sehr bereichert.
4._Die vorzüglichen Qualitäten der Liebe in ihren positiven und negativen
Wertungen.
5._Die positiven Aussagen über Liebe schließen die negativen Funktionen aus und
die negativen Aussagen sichern die Anwesenheit der positiven zu.
6._Man beachte, dass im Gegensatz zur bleibenden Liebe (V. 8) gewisse Gaben
aufhören, weggetan werden und das Ziel erreicht haben, für das sie existierten.
7._Man betone die Bedeutsamkeit der Zeit, als die Offenbarung Gottes sich im
Gang befand und die Schrift vervollständigt wurde. Das war ein wichtiger
Grenzstein.
ex. wdbl 1. Korinther Brief
==
«Die Liebe hört niemals auf. Aber seien Weissagungen, sie werden weggetan werden
(katargeo);
seien es Sprachen, sie werden aufhören {pauo)'sei es Erkenntnis, sie wird
weggetan werden (katargeo).
Dehn wir, {Apostel und Propheten der Bibel) erkennen stückweise und wir
weissagen stückweise.
wenn aber einmal das Vollkommene da ist, dann wird das Stückwerk weggetan.
Das Vollkommene ist zu einem fixen Zeitpunkt da und genau dann, wenn es da ist,
werden (direkt inspirierte) Weissagungen ;(Prophetie) und (direkt inspirierte)
Erkenntnis schlagartig weggetan (katargeo),
die Sprachen aber werden genau dann ausklingen und ganz zum Stillstand kommen.
Das Vollkommene kann somit nicht der Ewigkeitszustand sein, weil da keine
Sprachen ausklingen werden,
sondern es muss etwas sein, was bereits da ist und das ist der Kanon der Bibel.
Aus diesem heute bereits Vollkommenen entnehmen wir unsere Erkenntnis -
somit gibt es keine Propheten und Sprachenrede mehr.
Die Bibel ist KEINE Teiloffenbarung, sondern der vollkommene Ratschluss Gottes
Der Gebrauch von teleios und verwandten Wörtern im
Neuen Testament
Benedikt Peters, CH-Arbon
(Die Bibelstellen wurden mit Hilfe von https://bible.gospelcom.net/cgi-bin/bible?language=german eingefügt,
und zwar nach der unrevidierten Elberfelder Übersetzung)
1. Das Vorkommen von teleios
Das Wort kommt an 17 Stellen des NT vor, nämlich in:
- Matth. 5:48
48 Ihr nun
sollt vollkommen sein, wie euer himmlischer Vater vollkommen ist.
- Matth. 19:21
21 Jesus
sprach zu ihm: Wenn du vollkommen sein willst, so geh hin, verkaufe
deine Habe und gib den Armen, und du wirst einen Schatz im Himmel haben. Und
komm, folge mir nach!
- Röm. 12:2
2 Und seid
nicht gleichförmig dieser Welt, sondern werdet verwandelt durch die Erneuerung
des Sinnes, daß ihr prüfen mögt, was der Wille Gottes ist: das Gute und
Wohlgefällige und Vollkommene.
- 1. Kor. 2:6
6 Wir
reden aber Weisheit unter den Vollkommenen, jedoch nicht Weisheit
dieses Zeitalters, noch der Fürsten dieses Zeitalters, die zunichte werden,
- 1. Kor. 13:10
9 Denn wir
erkennen stückweise, und wir weissagen stückweise;
10 wenn aber das Vollkommene kommt, wird das, was stückweise
ist, weggetan werden.
- 1. Kor. 14:20
20 Brüder,
seid nicht Kinder am Verstand, sondern an der Bosheit seid Unmündige, am
Verstand aber seid Erwachsene.
- Eph. 4:13
13 bis wir
alle hingelangen zur Einheit des Glaubens und der Erkenntnis des Sohnes Gottes,
zur vollen Mannesreife, zum Vollmaß des Wuchses der Fülle Christi.
- Phil. 3:15
15 Soviele
nun vollkommen sind, laßt uns darauf bedacht sein! Und wenn ihr in
irgend etwas anders denkt, so wird euch Gott auch dies offenbaren.
- Kol. 1:28
28 Ihn
verkündigen wir, indem wir jeden Menschen ermahnen und jeden Menschen in aller
Weisheit lehren, um jeden Menschen vollkommen in Christus darzustellen;
- Kol. 4:12
12 Es
grüßt euch Epaphras, der von euch ist, ein Knecht Christi Jesu, der allezeit für
euch ringt in den Gebeten, daß ihr vollkommen und völlig überzeugt in
allem Willen Gottes dasteht.
- Hebr. 5:14
14 die
feste Speise aber ist für Erwachsene, die infolge der Gewöhnung geübte
Sinne haben zur Unterscheidung des Guten wie auch des Bösen.
- Hebr. 9:11
11 Christus
aber ist gekommen als Hoherpriester der zukünftigen Güter und ist durch das größere
und vollkommenere Zelt - das nicht mit Händen gemacht, das heißt nicht
von dieser Schöpfung ist -
- Jak. 1:4
4 Das
Ausharren aber soll ein vollkommenes Werk haben, damit ihr vollkommen
und vollendet seid und in nichts Mangel habt.
- Jak. 1:17
17 Jede
gute Gabe und jedes vollkommene Geschenk kommt von oben herab, von dem
Vater der Lichter, bei dem keine Veränderung ist noch eines Wechsels Schatten.
- Jak. 1:25
25 Wer
aber in das vollkommene Gesetz der Freiheit hineingeschaut und dabei
geblieben ist, indem er nicht ein vergeßlicher Hörer, sondern ein Täter des
Werkes ist, der wird in seinem Tun glückselig sein.
- Jak. 3:2
2 denn wir
alle straucheln oft. Wenn jemand nicht im Wort strauchelt, der ist ein
vollkommener Mann, fähig, auch den ganzen Leib zu zügeln.
- 1. Joh. 4:18..
18 Furcht
ist nicht in der Liebe, sondern die vollkommene Liebe treibt die Furcht
aus, denn die Furcht hat Pein. Wer sich aber fürchtet, ist nicht vollendet in
der Liebe.
2. Die verschiedenen Bedeutungen
teleios kann im NT folgende Bedeutungen haben:
- sittlich vollkommen (von Personen): Matth. 5:48; 1. Kor. 2:6; Kol. 1:28(s.
unter 1.)
- perfekt, vollkommen (von Dingen): Röm. 12:2; Jak. 1:17; 1. Joh. 4:18 (s.
unter 1.)
- erwachsen: 1. Kor. 14:20; Eph. 4:13; Hebr. 5:14 (s.
unter 1.)
- vollständig: Jak. 1:4 (siehe unter 1.)
- endgültig (im Gegensatz zu vorläufig): Hebr. 9:11 (s.
unter 1.)
3. Die Syntax
teleios wird syntaktisch auf drei verschiedene Arten gebraucht:
- als attributives Adjektiv: Röm. 12:2; Hebr. 9:11; Jak. 1:4,17; 3:2; 1.
Joh. 4:18 (s. unter 1.)
- als prädikatives Adjektiv: Matth. 5:48; 19:21 (s.
unter 1.)
- als substantives Adjektiv: 1. Kor. 2:6; 13:10; 14:20; Hebr. 5:14 (s.
unter 1.)
teleios wird nie als absolut dastehendes Abstraktum - wie
Vollendung, Vollkommenheit etc. - gebraucht, sondern es hat immer ein genanntes
oder ausgelassenes Bezugswort.
Sollte daher to teleion in 1. Kor. 13:10
wirklich „die Vollendung“ bedeuten, wäre es ein Sonderfall. Das wäre theoretisch zwar
nicht ganz ausgeschlossen, aber bereits jetzt als unwahrscheinlich erkennbar.
Zwei weitere Fragen sollen uns weiterbringen: Wie wird nun teleios in
der übrigen griechischen Literatur gebraucht? Und wie sehen Abstrakta - wie
Vollendung, Vollkommenheit u. a. - im Griechischen normalerweise aus?
4. Der Gebrauch von teleios in vorklassischer und in
klassischer Literatur
Dieser deckt sich sowohl in der Wortbedeutung als auch in der Verwendung
innerhalb des Satzbaus (in der Syntax) weitgehend mit dem NT.
Es wird teleios ebenfalls
nie als Abstraktum gebraucht. Dafür stehen andere Wörter zur Verfügung wie telos (das
Ende), teleuté (Ende, oft auch für das Lebensende, den Tod),
teleiotes (Vollständigkeit).
Wie im NT kann teleios auch im außerbiblischen Griechisch beides sein:
attributives oder prädikatives Adjektiv, oder substantiviertes Adjektiv mit
einem nicht genannten, weil selbstverständlichen Bezugswort.
Der Inhalt von teleios ist:
- vollendet, vollkommen
- volljährig, erwachsen
- tadellos (von Opfertieren)
- untrüglich (von einem Vogel, dessen Flug man deutet)
- vollzählig, voll
5. Zur Wortbildung von Abstrakta
Im Griechischen werden Abstrakta häufig durch die weibliche Endung -ia gebildet. kakos,
„schlecht“, wird zu kakia, „Schlechtigkeit“; adikos,
„ungerecht“, wird zu adikia, „Ungerechtigkeit“.
teleios würde dann zu teleia, das im NT so nicht
vorkommt; es findet sich aber das um die Vorsilbe syn verstärkte
Abstraktum „Vollendung“, und das wird eben verwendet, wenn es um die Vollendung
des Zeitalters geht:
- Matth. 13:39, 40
39 der
Feind aber, der es gesät hat, ist der Teufel; die Ernte aber ist die Vollendung
des Zeitalters, die Schnitter aber sind Engel.
40 Wie nun das Unkraut zusammengelesen und im Feuer verbrannt wird,
so wird es in der Vollendung des Zeitalters sein.
- Matth. 24:3
3 Als er
aber auf dem Ölberg saß, traten seine Jünger für sich allein zu ihm und
sprachen: Sage uns, wann wird das sein, und was ist das Zeichen deiner Ankunft
und der Vollendung des Zeitalters?
- Matth. 28:20
20 und sie
lehrt alles zu bewahren, was ich euch geboten habe! Und siehe, ich bin bei euch
alle Tage bis zur Vollendung des Zeitalters.
Hätte nun Paulus in 1. Kor. 13 von der Vollendung der Heilsgeschichte beim
Kommen des Herrn sprechen wollen, hätte sich dieses Wort geradezu aufgedrängt.
Es wäre noch ein anderes Wort in Frage gekommen, das anderweitig für das
heilsgeschichtliche Ende gebraucht wird: to telos wie in:
- Matth. 10:22
22 Und ihr
werdet von allen gehaßt werden um meines Namens willen. Wer aber ausharrt bis
ans Ende, der wird errettet werden.
- Matth. 24:6
6 Ihr
werdet aber von Kriegen und Kriegsgerüchten hören. Seht zu, erschreckt nicht;
denn [dies] alles muß geschehen, aber es ist noch nicht das Ende.
- Mark. 13:7
7 Wenn ihr
aber von Kriegen und Kriegsgerüchten hören werdet, so erschreckt nicht! Es muß
geschehen, aber es ist noch nicht das Ende.
- Luk. 21:9
9 Wenn ihr
aber von Kriegen und Empörungen hören werdet, so erschreckt nicht; denn dies muß
zuvor geschehen, aber das Ende ist nicht sogleich da.
- 1. Kor. 15:24
24 dann das
Ende, wenn er das Reich dem Gott und Vater übergibt; wenn er alle
Herrschaft und alle Gewalt und Macht weggetan hat.
- 1. Petr. 4:7
7 Es ist
aber nahe gekommen das Ende aller Dinge. Seid nun besonnen und seid
nüchtern zum Gebet!
Hingegen wäre to teleion, das Paulus in 1. Kor. 13:10 verwendet,
für die „Vollendung“ absolut singulär. Paulus hätte sich dann äußerst
mißverständlich, um nicht zu sagen irreführend ausgedrückt.
6. Was meinte Paulus mit to teleion?
Wir müssen zwei Dinge berücksichtigen: erstens den Textzusammenhang;
zweitens den Gebrauch des Wortes im übrigen NT.
Im 1. Korintherbrief selbst wird teleios einmal gebraucht im
Sinne von „sittlich vollkommen“:
1. Kor. 2:6
6 Wir
reden aber Weisheit unter den Vollkommenen, jedoch nicht Weisheit
dieses Zeitalters, noch der Fürsten dieses Zeitalters, die zunichte werden,
das andere Mal im Sinne von „ausgewachsen = erwachsen“:
1. Kor. 14:20
20 Brüder,
seid nicht Kinder am Verstand, sondern an der Bosheit seid Unmündige, am
Verstand aber seid Erwachsene.
Im Kapitel 13 spricht Paulus von Dingen, die nur vorläufig, vorbereitend
sind, die eben nur Teile des Ganzen bilden.
to teleion bildet den logischen Gegensatz zu den vorläufigen und
vorbereitenden Teilen und bezeichnet das Bleibende, das Ganze,
das aufs Vollmaß Gebrachte.
Es scheint mir auch offenkundig, daß Paulus auf die gängige Bedeutung des
Wortes teleios = „erwachsen“ in assoziativer Weise anspielt. Wenn er
nämlich vom verschiedenartigen
Gebaren des Kindes und des Mannes spricht, wird
man unweigerlich an diese Bedeutung des Wortes erinnert, und bekommt so den
Eindruck, daß Paulus hier die Richtung weise,
in der wir das semantisch recht
weite teleios zu deuten haben: „ausgewachsen, komplett, vollständig“.
Auch in 1. Kor. 14:20 (s. oben),
wo teleios verwendet wird, begegnen wir dieser Gegenüberstellung
von Kindern und Erwachsenen.
Es bleibt noch die Frage, welches zum Neutrum to teleion passende
Bezugswort in der Wendung des Paulus ausgelassen wurde. Vom direkten
Textzusammenhang her bleibt nur to gignoskein (das Erkennen)
und to
propheteuein (das Weissagen): das vollkommene Erkennen und Weissagen der
göttlichen Ratschlüsse.
Es ließe sich mit Blick auf
Kol. 1:25-28
25 Ihr
Diener bin ich geworden nach der Verwaltung Gottes, die mir im Blick auf euch
gegeben ist, um das Wort Gottes zu vollenden:
26 Es ist das Geheimnis, das von den Weltzeiten und von den
Geschlechtern her verborgen war, jetzt aber seinen Heiligen geoffenbart worden
ist.
27 Ihnen wollte Gott kundtun, was der Reichtum der Herrlichkeit
dieses Geheimnisses unter den Nationen sei, und das ist: Christus in euch, die
Hoffnung der Herrlichkeit.
28 Ihn verkündigen wir, indem wir jeden Menschen ermahnen und jeden
Menschen in aller Weisheit lehren, um jeden Menschen vollkommen in Christus darzustellen;
auch an das Bezugswort to mysterion (das Geheimnis) denken. Dort
spricht Paulus davon, daß das Wort Gottes durch ihn noch auf sein Vollmaß
gebracht werden solle (1:25), und daß durch seinen Dienst jeder Mensch „teleios,
vollkommen in Christus“ (1:28) dargestellt werde.
Zum Vergleich bietet sich auch
Röm. 12:2 an:
2 Und seid
nicht gleichförmig dieser Welt, sondern werdet verwandelt durch die Erneuerung
des Sinnes, daß ihr prüfen mögt, was der Wille Gottes ist: das Gute und
Wohlgefällige und Vollkommene,
wo Paulus davon spricht, daß wir durch Erneuerung unseres Sinnes zur
Erkenntnis des vollkommenen oder vollständigen Willens Gottes, to telema to
teleion gelangen sollen.
to teleion bezieht sich somit auf das vollständige Erkennen und
Weissagen, sei es des Geheimnisses, sei es des Willens Gottes.
Nehmen wir nun alles bisher Erkannte in Betracht, ist der Schluß
unausweichlich, daß Paulus in 1. Kor. 13 von etwas spricht, das aufs
Vollmaß gebracht zum Abschluß gekommen ist und nun vollständig,
komplett dasteht. Etwas frei formuliert, sagt Paulus also in 13:9,10:
„Denn wir erkennen vorläufig nur in Teilstücken, und wir weissagen nur in
Teilstücken; wenn aber das vollständige Erkennen und Weissagen da sein wird,
dann wird das in Teilstücken Erkennen und Weissagen abgeschafft werden.“
Das vorläufige Erkennen und Weissagen ist das durch direkte
Inspiration gewirkte. Das vollkommene Erkennen und Weissagen ist das auf
Gottes inzwischen vollständig abgeschlossenem Wort beruhende.
Das
vorläufige Erkennen und Weissagen geschah ek merous, stückweise; dem
steht das Erkennen des voll geoffenbarten und niedergeschriebenen Ratschlusses
Gottes, to teleion, gegenüber.
7. Wie gebraucht das NT den Ausdruck ek merous?
Das Hauptwort meros bedeutet „Teil“, die Präposition ek „aus“.
Beides sind häufige Wörter, die Fügung ek merous kommt hingegen im NT
nur fünfmal vor, nämlich in:
1. Kor. 12:27
27 Ihr
aber seid Christi Leib, und einzeln genommen, Glieder.
und viermal in der hier untersuchten Stelle
13:9,10,12
9 Denn wir
erkennen stückweise, und wir weissagen stückweise;
10 wenn aber das Vollkommene kommt, wird das, was stückweise ist,
weggetan werden[1].
11 Als ich ein Kind war, redete ich wie ein Kind, dachte wie ein
Kind, urteilte wie ein Kind; als ich ein Mann wurde, tat ich weg, was kindlich
war.
12 Denn wir sehen jetzt mittels eines Spiegels, undeutlich, dann aber
von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich stückweise, dann aber
werde ich erkennen, gleich wie auch ich erkannt worden bin.
In 12:27 (s. oben) lesen wir,
daß die einzelnen Gläubigen ek merous Glieder Christi sind, das heißt,
„jedes Glied für sich, je einzeln“. Jedes Glied ist lediglich ein Teilstück des
Ganzen,
als solches aber vollkommen, keineswegs ein „Stückwerk“, also etwas nur
halbwegs Vollkommenes, etwas Halbfertiges.
Genau so verwendet Paulus ek merous auch in 13:9 (s.
oben). Er meint damit in sich völlig zuverlässige und an
Klarheit nichts ermangelnde einzelne Teile der noch nicht komplett vorliegenden
Gesamtoffenbarung, des teleion.
Wenn wir uns die restlichen Fügungen mit meros im NT ansehen,
wird das noch deutlicher. Am häufigsten vertreten ist apo merous:
- Röm. 11:25
25 Denn
ich will nicht, Brüder, daß euch dieses Geheimnis unbekannt sei, damit ihr nicht
euch selbst für klug haltet: Verstockung ist Israel zum Teil widerfahren,
bis die Vollzahl der Nationen eingegangen sein wird;
- Röm. 15:15
15 Ich
habe aber zum Teil euch etwas kühn geschrieben, um euch zu erinnern
wegen der mir von Gott verliehenen Gnade,
- Röm. 15:24
24 falls
ich nach Spanien reise - denn ich hoffe, auf der Durchreise euch zu sehen und
von euch dorthin geleitet zu werden, wenn ich euch vorher etwas genossen
habe -,
- 2. Kor. 1:14
14 wie ihr
auch uns zum Teil erkannt habt, daß wir euer Ruhm sind, so wie auch ihr
der unsrige seid am Tag unseres Herrn Jesus.
- 2. Kor. 2:5
5 Wenn
aber jemand traurig gemacht hat, so hat er nicht mich traurig gemacht, sondern zum
Teil - damit ich nicht zuviel sage - euch alle.
Es meint nun genau das, was viele (durch Luthers unglückliche Übersetzung
gefördert) in 1. Kor. 13 unter „Stückwerk“ verstehen:
Röm. 11:25 (s. oben): Den Juden
ist nicht vollständig, sondern nur apo merous, Blindheit widerfahren;
denn nicht alle sind davon befallen.
Röm. 15:15 (s. oben): Paulus
hat den Römern apo merous, „ein Stückweit“, freimütiger geschrieben,
und er möchte sich apo merous, „einigermaßen“ (Röm. 15:24 (s.
oben)) an ihnen sättigen.
2. Kor. 1:14 (s. oben): Die
Korinther kennen Paulus apo merous, „zum Teil“, und er ist von ihnen apo
merous, „ein Stückweit“, betrübt worden (2. Kor. 2:5 (s.
oben)).
Hätte Paulus sagen wollen, daß wir nur „ein Stückweit“, also unvollkommen
erkennen, so wie beispielsweise die Korinther Paulus nur „zum Teil“ kannten,
dann hätte Paulus in 1. Kor. 13 niemals ek merous verwendet, sondern
eben apo merous.
Eine andere Möglichkeit, etwas zu bezeichnen, das unvollkommen ist, finden
wir in
1. Kor. 11:18
18 Denn
erstens höre ich, daß, wenn ihr in der Gemeinde zusammenkommt, Spaltungen unter
euch sind, und zum Teil glaube ich es.
meros ti, „(irgend) ein Stück, ein Stückweit“, glaubte Paulus an
die schlechten Meldungen, die ihm aus Korinth zu Ohren gekommen sind.
Die weiteren präpositionalen Fügungen mit meros sind:
- ana meros
1. Kor. 14:27
27 Wenn
nun jemand in einer Sprache redet, [so sei es] zu zweien oder höchstens zu dritt
und nacheinander, und einer lege aus.
was wörtlich „Teil um Teil“, oder „Stück um Stück“, an dieser Stelle also
„einer nach dem andern“ bedeutet.
- en merei
Kol. 2:16
16 So
richte euch nun niemand wegen Speise oder Trank oder betreffs eines
Festes oder Neumondes oder Sabbats,
wörtl. „in Teil“, das ungefähr dem Deutschen „in Sachen...“ entspricht.
- kata meros
Hebr. 9:5
5 oben
über ihr aber die Cherubim der Herrlichkeit, die den Versöhnungsdeckel
überschatteten, von welchen Dingen jetzt nicht im einzelnen zu reden
ist.
wörtl. „dem Einzelteil nach“, d. h. „detailliert“, „im einzelnen“.
An allen übrigen Stellen im NT bedeutet meros konkret der Teil
oder das Stück.
Damit ist rein sprachlich die Deutung von ek merous Erkennen als
nur stückwerkhaftes Erkennen, welches die Gemeindezeit auf Erden
charakterisieren soll, ausgeschlossen.
Nein, Paulus will den Korinthern sagen,
daß alles Erkennen und Weissagen noch in Einzelteilen (ek merous)
geschehe, bis das Vollständige
(to teleion), die Gesamtoffenbarung
Gottes gekommen und niedergeschrieben sei. So spricht Paulus in 1. Kor. 13 nicht
vom Gegensatz gegenwärtige Zeit - kommende Herrlichkeit,
sondern vom
Gegensatz einleitende Offenbarungsstufe - abgeschlossene Offenbarungsstufe.
[1] ) Anm. A. F.: zu beachten ist die Elberf. Übers. mit „weggetan werden“,
was ein aktives Handeln (Gottes) erfordert!