Home
Forum
Begriffserklärungen
Syngrammata
Lehre
auf Youtube
Neben der Schrift
Fakten zur Bibel
Youtube komplett
Übersicht
What Love is This?
Dave Hunt
Deutsche Übersetzung des Kapitels 12
von What love is this? (2. Auflage) zur freien
Verfügung.
Übersetzung: Martin Dees
Kapitel 12
Vorkenntnis und der Wille des Menschen
Viele Theologen und Philosophen scheinen auch einen
Widerspruch zwischen Gottes
Vorkenntnis und dem freien Willen des Menschen
festzustellen. Wenn Gott weiß,
was geschehen wird, bevor es geschieht, dann muß es
so geschehen, wie Er es
vorhergesehen hat, oder Seine Vorkenntnis wäre
falsch. Wenn das der Fall ist, wie
kann dann irgendjemand die Freiheit haben, eine Wahl
zu treffen? Um über diese
Frage nachzu denken, müssen wir einige Begriffe
definieren.
Die Biblische Lehre von der Vorkenntnis stellt
einfach fest, daß Gott alles weiß, was
geschehen wird, bevor es geschieht. Die Aussage des
Psalmisten „ja, es ist kein Wort
auf meiner Zunge, das Du, HERR, nicht völlig
wüßtest“ (Psalm 139,4), sagt uns, daß
Gott jeden Gedanken und jedes Wort kennt, bevor wir
es aussprechen – und es von
Ewigkeit her gewußt hat – aber sie sagt uns nicht,
daß Gottes Vorkenntnis diese
Gedanken und Worte verursacht.
Beim Konzil der Apostel und Ältesten in Jerusalem,
stellte Jakobus deutlich fest:
„Gott sind alle Seine Werke von Ewigkeit her
bekannt“ (Apg. 15,18). Um alles zu
wissen, was Er tun würde, muß Gott jeden Gedanken,
jedes Wort und jedes Ereignis
gewußt haben, die je eintreten würden. Diese
biblische Wahrheit ist zweifellos
notwendig, wenn Gott allmächtig, allwissend und
allgegenwärtig, der Schöpfer und
Erhalter aller Dinge sein soll.
Fraglos muß Gott von Ewigkeit her alles gewußt
haben. Das beinhaltet die
Bewegungen der Sterne und der Elektronen und den
genauen Aufenthaltsort jedes
Atoms in jeder Nanoskunde und die irdischen Körper,
die sie bilden, groß und klein,
belebt und unbelebt. Gott wußte alles, was mit jedem
geschehen würde und wie jeder
funktionieren würde. Bevor Er das Universum oder
Menschen oder Engel erschuf,
kannte Gott jedes Ereignis, daß je im Himmel oder im
physischen Universum
geschehen würde und folglich auch notwendigerweise
alle Gedanken, Worte und
Taten jedes Menschen oder Engels, die je existieren
würden. Das ist es, was es
ausmacht Gott und daher allwissend zu sein.
Schöpfer und Schöpfung
Diese fundamentale Wahrheit der Bibel wurde von
Augustinus treffend dargelegt:
„Denn zu bekennen, daß Gott existiert, und
gleichzeitig zu leugnen, daß Er
Vorkenntnis von zukünftigen Dingen hat, ist die
offenkundigste Torheit ... aber ...
wir [die wir] den höchsten und wahren Gott selbst
bekennen, bekennen Seinen
Willen, Seine allerhöchste Macht und Sein
Vorherwissen.“1 Niemand jedoch drückt
Gottes Vorkenntnis vollständiger aus als der
vielgeschmähte Arminius:
[Gott] weiß alle Dinge, die möglich sind, ob sie in
der Fähigkeit Gottes oder
des Geschöpfes liegen...Vorstellung und
Ausdruck...alle Dinge, die Bestand
haben könnten...diejenigen, die zwangsläufig und
die, welche zufällig sind,
die guten und die schlechten, die allgemeinen und
die speziellen, die
zukünftigen, die gegenwärtigen und die vergangenen,
die vorzüglichen und
die schändlichen; Er kennt die wesentlichen und die
nebensächlichen Dinge
jeglicher Art; Aktives und Passives, die Weisen und
die
Umstände...äußerliche Worte und Taten, innere
Gedanken, Überlegungen,
Meinungen und Absichten und die Dinge des
Verstandes, ob komplex oder
einfach.2
Der Calvinismus vertritt im Bezug auf die
Vorkenntnis bedauerlicherweise eine
völlig andere Ansicht, die tatsächlich sogar Gottes
Allwissenheit verunglimpft:
„Wenn Gott nicht alle Dinge vorherbestimmt hat, dann
könnte Er nicht die Zukunft
wissen.“3 Ohne biblischen Rückhalt erklärte Calvin,
daß Gott „die Dinge, die
geschehen werden, einfach deshalb vorhersieht, weil
Er verfügt hat, daß sie so
geschehen sollen...“4 Ein anderer Autor sagt, indem
er sogar noch weiter geht, „der
Gedanke, daß Gott die Zukunft weiß, ohne daß Er sie
geplant hat und ohne, daß Er
sie kontrolliert, ist der Schrift völlig fremd.“5
Tatsächlich ist das Gegenteil der Fall.
Nirgendwo sagt die Schrift oder impliziert auch nur,
daß Gott nur deshalb alles im
Voraus weiß, weil Er es vorherbestimmt und
verursacht hat.
Wie kann dann Gott sicher sein, daß das, was Er im
Voraus weiß, geschehen wird
und daß nicht irgendetwas dazwischenkommt und die
Zukunft ändert? Einfach
darum, weil Er allwissend ist und die Zukunft vor
ihm so offen liegt wie die
Vergangenheit. Wenn Gott etwas planen und
verursachen oder gar sein Geschehen
kontrollieren müßte, um zu wissen, daß es geschehen
würde, wäre Er in Seiner
Vorkenntnis eingeschränkt und daher nicht der
unendliche, allwissende Gott, der Er
ist. Wenn die calvinistische Sichtweise richtig ist,
dann wäre jede Einzelheit eines
jeglichen Verbrechens und einer jeglichen Krankheit,
einer jeglichen Zerstörung an
Eigentum und das menschliche Leid und der von
Naturkatastrophen verursachte
Verlust von Leben und Körpergliedern von Gott
vorherbestimmt und verursacht.
Andernfalls würde Er dieZukunft nicht kennen.
Es wird uns gesagt, daß „ein Tag bei dem Herrn ist
wie tausend Jahre, und tausend
Jahre wie ein Tag“ (2 Petr. 3,8),und „tausend Jahre
sind vor dir wie der gestrige Tag,
der vergangen ist, und wie eine Nachtwache“ (Ps.
90,4). Einige haben versucht, eine
verborgene Bedeutung in diesen Aussagen zu finden,
aber es gibt keine.
Die Ausdrücke „bei dem Herrn“ und „vor Dir“ sind der
Schlüssel zum Verständnis
dieser ziemlich einfachen und direkten Aussage. Die
Zeit ist Teil des physischen
Universums, das Gott aus dem Nichts erschaffen hat.
Gott selbst existiert daher
außerhalb der Zeit. Das ist die schlichte Wahrheit
in diesen beiden Schriftstellen.
Wie ein Wissenschaftler unlängst erklärte, „wird die
tatsächliche Existenz von
Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft von Einsteins
Relativitätstheorie gefordert.
Der gesamte Raum und die gesamte Zeit bilden ein
vierdimensionales Kontinuum
das einfach existiert; die Theorie erlaubt nicht,
daß die Zeit als eine Dimension
behandelt wird, in der die Zukunft offen oder
unvollständig ist.“ Er erklärte weiter:
Von einem christlichen Standpunkt aus ist es
vernünftig zu folgern, daß die
zeitliche und die räumliche Ausdehnung unseres
Universums zusammen
erschaffen wurden, und somit die gesamte
vierdimensionale Struktur in einer
ewigen Gegenwart vor ihrem [im Blick ihres]
Schöpfers liegt. Daher fügt sich
unser modernes wissenschaftliches Verständnis von
Natur und Zeit ziemlich
gut in die christliche Tradition, daß Gott Kenntnis
über alle Zeit,
Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft hat: „Ehe
Abraham war, bin ich.“6
Beachten Sie, daß Gott nicht sagt: „war ich“ oder
„werde ich sein“. Er sagt: „Ich
bin.“. Er ist der, der aus sich selbst heraus
existiert, ständig gegenwärtig bei allen
Ereignissen, ob von unserem Blickpunkt aus
vergangen, gegenwärtig oder zukünftig.
Gottes fortwährender Schutz
Gott kennt die Zukunft, ohne daß Seine Vorkenntnis
sie beeinflußt, da Er sie als ein
Beobachter von außen betrachtet. Gott ist völlig
getrennt und verschieden von Raum,
Zeit und Materie. Daher sieht er, genauso wie Er das
Universum von außen
betrachtet, Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft von
außen und kennt es alles
zugleich.
Wir sind endlich und Gott ist unendlich; daher
können wir unmöglich verstehen, wie
Er die Zukunft kennt. Dennoch hat Er uns genügend
Einsicht gegeben um zu
verstehen, daß Er sie kennen muß. Wie David sagte,
indem er für die ganze
Menschheit sprach: „Diese Erkenntnis ist mir zu
wunderbar, zu hoch, als dass ich sie
fassen könnte“ (Ps. 139,6).
Die Schrift verdeutlicht es genauso, daß Gott kein
passiver Beobachter ist, der völlig
desinteressiert an den Geschehnissen ist, die ihren
eigenen Gang nehmen. Indem Er
einen wachsamen Blick hat und eine aktive Rolle
spielt, erfüllt Er Sein ewiges Ziel
für die ganze Schöpfung. Wie der Psalmist
feststellte: „Sprecht zu Gott: Wie
furchtgebietend sind deine Werke...! Kommt her und
schaut die Großtaten Gottes,
dessen Tun an den Menschenkindern so furchtgebietend
ist!... Er herrscht ewiglich in
Seiner Macht...“ (Ps. 66, 3.5.7).
Gott übt Seinen Einfluß auf Menschen und Ereignisse
aus (genau wie Er es von
Ewigkeit her vorauswußte, daß Er es tun würde), um
für uns die Zukunft zu schaffen,
die Er wünscht und gewollt hat. Welcher Einfluß oder
welches Handeln, die Gott
vorausgewußt hat, auch immer Seinerseits nötig wäre,
um Seine Pläne auszuführen,
wäre - angesichts von vorsätzlichen Absichten und
Handlungen des Menschen -
offensichtlich auch Teil von Gottes Vorkenntnis –
was jegliche Notwendigkeit einer
Anpassung an Notfälle ausschließt.
Gelegentlich hat jeder Christ ein Bewußtsein von
Gottes wunderbarem und
gnädigem Eingreifen in seinem Leben. „Im richtigen
Moment“-Eingreifen (die Art
wie Gott, aus unserer Perspektive, so oft wirkt) mag
wie ein Gedanke und ein
Handeln in letzter Minute von Seiner Seite
erscheinen, aber das ist eindeutig nicht
der Fall. Zweifellos ist Seine gütige Hand immer
über Seinem Volk, jedoch auf eine
Weise jenseits menschlichen Verständnisses. Wie
David wiederum sagt:
Von allen Seiten umgibst du mich und hältst deine
Hand über mir... Wo sollte
ich hingehen vor deinem Geist, und wo sollte ich
hinfliehen vor deinem
Angesicht? ... Stiege ich hinauf zum Himmel...
machte ich das Totenreich zu
meinem Lager... und ließe mich nieder am äußersten
Ende des Meeres, so
würde auch dort deine Hand mich führen und deine
Rechte mich halten...
Und wie kostbar sind mir deine Gedanken, o Gott! Wie
ist ihre Summe so
gewaltig! Wollte ich sie zählen - sie sind
zahlreicher als der Sand. Wenn ich
erwache, so bin ich immer noch bei dir! (Ps. 139,
5-18)
Das Problem des Bösen
Es ist eine unausweichliche Tatsache, daß trotz
Gottes Vorkenntnis und Souveränität
im menschlichen Leben das Böse überwiegt. Daß Gott
nicht der Urheber des Bösen
ist, wird, wie wir bereits gesehen haben, in der
Bibel deutlich festgestellt. Daher
können wir nur folgern, daß Er in Seiner
Souveränität dem Menschen moralische
Verantwortung gegeben hat, die in freier
Entscheidung ausgeübt wird. Daß die
Menschen die Bosheit wählen, ist nicht, was Gott für
die Menscheit will. Die totale
Verdorbenheit, wie sie vom Calvinismus definiert
wird, schließt die Befähigung des
Menschen zum freien Willen aus.
Insofern als Adams Nachkommen mit einer sündigen
Natur geboren werden,
haben sie nicht die Fähigkeit, daß geistlich Gute
oder Böse zu wählen.
Folglich ist der Wille des Menschen nicht mehr frei
... von der Herrschaft der
Sünde ... wie Adams Wille vor dem Sündenfall frei
war.7
Die Bibel präsentiert das Böse als das Ergebnis des
freien Willen des Menschen, der
sich für sich selbst entscheidet statt für Gott. Der
Calvinist jedoch macht, indem er
die menschliche moralische Freiheit leugnet, Gott
zur Ursache alles Bösen, indem er
darauf besteht, daß Er (Gott) „genau die Gedanken
und Absichten der Seele
erschafft.“ Wie Calvin erklärte:
Der erste Mensch fiel, weil der Herr zu dem Beschluß
kam, daß er es
sollte...da Er sah, daß dadurch Seine eigene
Herrlichkeit gezeigt würde...Der
Mensch fällt daher, da die Göttliche Vorsehung es so
bestimmt, aber er fällt
durch seine eigene Schuld...Ich werde daher nicht
zögern, einfach mit
Augustinus zu bekennen...daß auch das Verderben, das
sich aus der
Vorherbestimmung ergibt, ebenfalls höchst gerecht
ist.
Diese Idee, indessen, ist dem gottgegebenen
menschliche Gewissen und
Gerechtigkeitsgefühl so entgegengesetzt, daß Calvin
einen großen Teil seiner
„Institutio“ dafür aufwandte, sich erfolglos damit
abzumühen, sie zu rechtfertigen.
Calvin gräbt eine Grube, aus der bis zu diesem Tag
kein Calvinist zu entkommen
imstande war. Er tut dies, indem er irrational und
unbiblisch darauf beharrt, daß Gott
nur vorherwissen kann, was Er vorherbestimmt:
Der Ratschluß ist, wie ich zugebe, schrecklich; und
doch ist es unmöglich zu
bestreiten, daß Gott vorherwußte, was das Ende des
Menschen sein würde,
bevor Er ihn schuf, und es deshalb vorherwußte, weil
Er es durch Seinen
Ratschluß so bestimmt hatte.10
Indem er Gottes Souveränität verteidigt, impliziert
ein anderer Calvinist zur gleichen
Zeit, da er bestreitet, daß der Mensch einen freien
Willen hat, daß der Wille des
Menschen immerhin doch existieren muß: „Der freie
Wille ist die Erfindung des
Menschen, angestiftet vom Teufel.“11 Wie kann der
freie Wille die Erfindung des
Menschen durch einen Akt seines Willens sein, wenn
sein Wille nicht existiert?
Calvin ringt mit dem Problem des menschlichen
Willens und ist gezwungen,
anzuerkennen, daß der Mensch ohne ihn nicht rational
ist:
Mir gefällt das wohlbekannte, aus den Schriften von
Augustinus entlehnte
Sprichwort, daß die natürlichen Gaben des Menschen
durch die Sünde
verdorben und seine übernatürlichen Gaben
zurückgezogen wurden...
[Tatsächlich hatte der Mensch, da er ein Geschöpf
ist, und nicht der Schöpfer,
nie „übernatürliche“ Gaben.]
Denn obwohl noch [nach Adams Fall] ein gewisser
Überrest an Erkenntnis
und Urteilsvermögen als auch Willen vorhanden ist,
[da] der Verstand, mit
dem der Mensch zwischen Gut und Böse unterscheidet,
...nicht vollständig
zerstört werden konnte;... eine formlose Ruine ist
jedoch alles, was
übrigbleibt...der Wille, da untrennbar vom Wesen des
Menschen, ging nicht
unter, wurde aber so von verderbten Begierden
versklavt, daß er unfähig zu
einem einzigen gerechten Verlangen ist...
Dem Verstand andauernde Blindheit anzulasten, um ihm
keine Erkenntnis
jeglicher Beschreibung zu lassen, ist nicht nur mit
dem Wort Gottes
unvereinbar, sondern auch mit der allgemeinen
Erfahrung...der menschliche
Sinn [behält] ein gewisses Verlangen, die Wahrheit
zu erforschen... [aber er]
scheitert, bevor er das Ziel erreicht... und
verfällt in Nichtigkeit...unfähig vor
Beschränktheit, dem richtigen Weg zu folgen...und
wird nach verschiedenen
Wanderungen, bei denen er von Zeit zu Zeit stolpert,
wie jemand, der im
dunkeln tappt, schließlich so verwirrt...
Dennoch sind die Anstrengungen des Menschen nicht
immer so völlig
fruchtlos, als daß sie nicht zu manchen Ergebnissen
führen würden...12
Calvin fährt seitenweise in diesem Stil fort. Der
Mensch hat etwas Verstand um
„zwischen gut und böse“ zu unterscheiden, aber diese
Fähigkeit ist eine „formlose
Ruine...“ Was heißt das? Er kann es uns nicht sagen.
Der Wille ging nicht unter,
doch wurde er so versklavt, daß er moralisch nutzlos
ist, um das Gute zu wollen, das
er undeutlich wahrnimmt. Der Mensch hat etwas
Verlangen nach der Wahrheit, doch
ist er aufgrund von „Beschränktheit“ unfähig, ihr
gänzlich nachzustreben, so daß er
„völlig verwirrt“ wird, dennoch sind seine
Anstrengungen nicht so „völlig fruchtlos,
als daß sie nicht zu einigen Ergebnissen führen
würden...“ jeder Versuch, sich
herauszuwinden, läßt Calvin nur tiefer in den Sumpf
seiner eigenen Ideen versinken.
Weit davon entfernt, solche Behauptungen durch
sorgfältige Schriftauslegung zu
beweisen, kann Calvin nicht mit einem einzigen Vers
aufwarten, der dem, was er als
Theorie aufstellt, auch nur nahekommt. Überhaupt –
was behauptet er? Er weicht
aus, schränkt ein und widerspricht sich selbst so
oft, daß er wirklich nichts als
nutzlose Doppeldeutigkeiten bietet.
Warum gebietet Gott dem Bösen und dem Leiden nicht
Einhalt?
Natürlich müssen der sündhafte Mensch und der
rebellische Satan verantwortlich
gemacht werden und Gott, der vollkommen heilig ist,
muß entlastet werden - aber
das ist unmöglich, wenn Gott alles vorherbestimmt
hat. Viele Seiten, ja sogar Kapitel
der Institutio sind dem Versuch gewidmet, zu
beweisen, daß alles, was der Mensch
tut, einschließlich alles Bösen, von Gott
vorherbestimmt ist, jedoch der Mensch
nichtsdestoweniger schuldig ist und gerechterweise
von Gott dafür bestraft wird, daß
er genau das Böse tut, das Gott bestimmt hat (Siehe
z.B. Institutio I: xv-xviii; III:
xxi-xxiv).
Viele der heutigen Calvinisten bestreiten, daß der
Calvinismus lehrt, daß Gott das
Böse verursacht. Doch das ist zweifellos, worauf
Calvin selbst bestand: „Daß die
Menschen nichts tun außer auf die heimliche
Veranlassung Gottes hin, und über
nichts sprechen oder nachsinnen, außer über das, was
Er zuvor bei sich selbst verfügt
hat und durch Seine heimliche Führung bewirkt, ist
durch zahllose deutliche
Schriftstellen bewiesen.“13 In Wirklichkeit gibt es
keine solche Schriftstellen – und
Calvins Beispiele treffen nur auf einige Menschen
zu, nicht auf alle.
Könnte nicht der Sünder für seine Sünde und sein
ewiges Leiden im Feuersee einen
Gott verantwortlich machen, der ihm nur erlaubt hat,
daß Böse zu wählen und nicht
das Gute? Der durch ewigen Ratschluß souverän seine
bösen Gedanken geschaffen
hat und seine bösen Taten verursacht hat und ihn
dann als Bestrafung für dieses Böse
zur ewigen Qual vorherbestimmt hat? Doch Moment!
Besagt nicht Röm. 9,19-22 ,
daß kein Mensch das Recht hat, sich Gott gegenüber
zu beschweren? Paulus fragt:
„Spricht auch das Gebilde zu dem, der es geformt
hat: Warum hast du mich so
gemacht? Oder hat nicht der Töpfer Macht über den
Ton, aus derselben Masse das
eine Gefäß zur Ehre, das andere zur Unehre zu
machen?“ Diese wichtige Frage wird
später noch eingehend behandelt.
Warum, wenn Gott souverän und allmächtig ist, greift
Er nicht ein und bereitet allem
Bösen ein Ende? Das ist jedoch eine sinnlose Frage
wenn (wie behauptet) Gott das
grassierende Böse und das Leiden, die die Menschheit
heimsuchen, verordnet hat.
Warum würde Er etwas aufheben sollen, das Er selbst
vorherbestimmt hat? Dennoch
beharren Calvinisten darauf, daß Gott alles Böse
beenden könnte, wenn Er es wollte,
da Er alles lenkt. Doch wie könnte Gott rückgängig
machen, was Er vorherbestimmt
hat? Er kann nicht Seine Meinung ändern oder Sein
Wort zurücknehmen. Daher kann
er, wenn Er das Böse vorherbestimmt hat, ihm kein
Ende bereiten. Hier decken wir
einen weiteren Widerspruch auf.
Man kann der Frage nicht ausweichen: Warum sollte
ein guter Gott, der Liebe ist,
Böses und Leid für Milliarden nicht nur in diesem
Leben sondern für die Ewigkeit
im Feuersee verordnen? Diese Frage bringt zumindest
einige Calvinisten wie z.B.
R.C. Sproul und John Piper in Verlegenheit, weil es
keine vernünftige (und erst recht
keine biblische) Antwort innerhalb dieses
theologischen Systems gibt. Dies wurde
von Calvin selbst zugegeben: „Ich frage wiederum,
wie es sein kann, daß der
Sündenfall Adams so viele Völker mit ihren kleinen
Kindern ohne Gegenmittel in
den ewigen Tod mit einschließt, außer daß es für
Gott so passend ist. Hier müssen
die redegewandtesten Zungen verstummen.“14
Es gibt natürlich eine biblische Antwort auf die
Frage der Sünde, die das
gottgegebene Gewissen des Menschen zufriedenstellt.
Der Mensch hat echte
moralische Verantwortung gegenüber Gott, weil von
Adam und Eva an bis in die
Gegenwart „alle...“ aufgrund ihres eigenen freien
Willens „...gesündigt haben“, nicht
aufgrund eines auferlegten göttlichen Ratschlusses.
Daher würde jegliches souveräne
Eingreifen - abgesehen vom Auslöschen des
Menschengeschlechts - nicht das
Problem des Bösen lösen, da das Böse aus dem Herzen
des Menschen kommt.
Jesus sagte, daß aus dem menschlichen Herzen selbst
„böse Gedanken, Mord,
Ehebruch, Unzucht, Diebstahl, falsche Zeugnisse,
Lästerungen....“ kommen (Mt.
15,19). Die einzige Lösung außer die Menschheit zu
vernichten, wie Gott es mit der
Sintflut fast gemacht hätte, ist das Herz
vollständig zu verändern. Der Calvinismus
behauptet, daß Gott dies durch eine souveräne
„Wiedergeburt“ jedes einzelnen, bei
dem Er es wünscht, ohne jeglichen Glauben und
jegliches Verständnis auf Seiten des
Menschen bewirken könne. Wenn das der Fall wäre,
hätte Er so mit Adam und Eva
und der ganzen Menschheit handeln können und damit
die Sünde und das Leid in der
gesamten Menschheitsgeschichte beseitigen können.
Wenn das Problem der Sünde
ganz und gar Gottes Werk ist, dann könnte Er es
genauso rückgängig machen –
jedoch nicht wenn Er es vorherbestimmt hat!
Weil im Gegenteil durch den Menschen, die Sünde in
die Welt eingedrungen ist,
findet man die biblische Lösung alleine in dem
Menschen Christus Jesus (Röm. 5,12-
21). Nur durch Seinen Tod als Bezahlung der
gerechten Strafe für unsere Sünden und
in Seiner Auferstehung um Sein Leben in Gläubigen zu
leben, kann dem Menschen
vergeben werden und er kann durch den Heiligen Geist
wiedergeboren werden.
Diese wunderbare Errettung kann niemandem
aufgezwungen werden, sondern sie ist
Gottes barmherziges Geschenk an alle, die es dadurch
annehmen, daß sie an das
Evangelium von Jesus Chistus glauben. Durch Glauben
werden wir gerettet und in
Christus Jesus „zu guten Werken, die Gott zuvor
bereitet hat, damit wir in ihnen
wandeln sollen...“ geschaffen (Eph. 2,8-10). Das
Evangelium zu glauben und
Christus anzunehmen erfordert die Ausübung einer
freien Entscheidung von Seiten
des Menschen, eine Entscheidung, die der Calvinismus
nicht gelten läßt. Wie
Professor Andrew Fairbairn aus Oxford erklärt:
Während im Himmel die Freiheit regierte, herrschte
auf der Erde
Zwangsläufigkeit; und die Menschen waren nur
Schachfiguren in den Händen
des Allmächtigen, der sie hinbewegte, wo immer Er
wollte. Dies war das
Prinzip, das Theologien wie die von Augustinus und
Calvin gemeinsam
haben... Es machte aus unseren alltäglichsten
Erfahrungen Illusionen.15
Praktische Konsequenzen der Ablehnung des freien
Willens
Traurigerweise haben viele von denen, die
bestreiten, daß Gott dem Menschen
jedwede freie Wahl zugesteht, dazu geneigt, sich wie
die Gottheit, an die sie
glaubten, zu verhalten, indem sie denen, die Wahl
verweigerten, die anderer
Meinung waren als sie und versuchten, jeden zur
Übereinstimmung zu zwingen.
Darin folgten sie Calvin, der „forderte, der Staat
müsse sich bereit erklären, der
Diener der Kirche zu sein... Gewissensfreiheit wurde
nicht zugestanden. Irrlehrer
und Dissidenten wurden hingerichtet oder verbannt
und die Leute wurden durch die
Waffen des Magistrats dazu gezwungen, das zu
erfüllen, was man als ihre religiösen
Pflichten ansah.“16
Wie wir bereits sahen, zwangen Calvinisten, indem
sie in der Anfangszeit der
Reformation eine Staatskirche errichteten, wann
immer möglich, anderen ihre
Ansichten auf. Ein Historiker schreibt: „Eine
Mehrheit der Gestalter der neuen
Glaubensbekenntnisse [in England und Schottland]
glaubte an das göttliche Recht
des Presbyterianismus. Sie hielten es für eine
Pflicht des Staates, Gleichförmigkeit
durchzusetzen und waren nicht bereit, Zugeständnisse
irgendeines Gewichts an die
Independenten [d.h. die „Freikirchen“, die das
Staatskirchensystem ablehnten] zu
machen. 1648 erließ das Parlament ein Gesetz von
extrem intolerantem Charakter.
Acht [theologische] Irrtümer wurden mit der
Todesstrafe bedroht.“17
Wie wir ebenfalls bemerkten, wurde die Versammlung
von Westminster vom
Parlament einberufen und finanziert und von
Presbyterianern kontrolliert; Baptisten
und Independenten wurden als „Todfeinde der
Staatskirche“18 ausgeschlossen.
Toleranz für irgendeine andere religiöse Überzeugung
als den Calvinismus „wurde
von führenden Mitgliedern der Versammlung [von
Westminster] als die ,letzte und
stärkste Bastion Satans’ angeprangert...“ Die
Versammlung war entschlossen, ihre
Art von Religion „der gesamten Bevölkerung“19
aufzuzwingen.
Die schrecklichen Konsequenzen der Calvinistischen
„Souveränität“
Dieser kleine Ausschnitt aus der Geschichte bietet
hunderte von Beispielen von
Männern, die den Herrn von ganzem Herzen liebten und
bereit waren, in Seinem
Dienst Gefängnis und Tod zu erleiden und dennoch
aufgrund einiger ihrer religiösen
Überzeugungen mit anderen Christen auf sehr
unchristliche Weise umgingen.
Samuel Rutherford war solch ein Mann. Seine Briefe
aus dem Gefängnis enthielten
solch tiefe geistlichen Einsichten und waren so
bewegend, daß schließlich fast 400
Auflagen veröffentlicht wurden. Robert Murray
McCheyne sagte, daß „er die Briefe
von Samuel Rutherford oft in der Hand hielt.“
Richard Baxter hatte für diese Briefe
eine solche Hochachtung, daß er sagte, daß,
abgesehen von der Bibel, „die Welt
niemals ein Buch wie Herrn Rutherfords Briefe
gesehen hat.“ Spurgeon betrachtete
sie als „das der Inspiration am nächsten Kommende,
das man in den gesamten
Werken bloßer Menschen finden kann.“20
Historiker beschreiben Rutherford als einen „gütigen
und frommen Mann.“ Dennoch
„...lehnte er...“ aufgrund seiner calvinistischen
Überzeugungen „...die moralischen
Prinzipien, die der religösen Toleranz
zugrundeliegen, absolut ab.“21 Er ging, wobei
er so klang wie die Päpste, die er verachtete, sogar
soweit, zu behaupten, daß „es nur
eine wahre Kirche gäbe, und alle die außerhalb von
ihr stehen, Irrlehrer sind, die
vernichtet werden müssen!“22
Niemals versuchten Christus oder Seine Apostel oder
die frühe Gemeinde
irgendjemanden dazu zu zwingen, an das Evangelium zu
glauben. Die Toleranz, die
die frühe Gemeinde im Bezug auf die Gottlosen um sie
herum hatte, war nicht die
Billigung ihrer Fehler. Es war die Erkenntnis, daß
niemand gegen seinen Willen in
das Reich Gottes hineingezwungen werden konnte. Sie
versuchten, die Heiden zu
überzeugen, an das Evangelium zu glauben, doch sie
versuchten weder jemals, sie
dazu zu zwingen (wie es der Islam verlangt) – noch
glaubten sie an einen Gott, der
dies tun könnte oder tun würde. Das Evangelium ist
die gute Nachricht von Gottes
Liebe in Christus und kann nur willentlich von
Herzen angenommen werden.
Nachdem der Calvinismus die Notwendigkeit der Wahl
bestreitet, war es nur
natürlich, daß dessen Anhänger danach trachteten,
ihre Ansichten allen
Andersdenkenden aufzuzwingen.
Roger Williams, zu seiner Zeit einer der
bekanntesten Verfechter der
Religionsfreiheit, veröffentlichte eine
Protestschrift mit dem Titel Der blutige
Grundsatz der Verfolgung um Fragen und des Gewissens
willen Er floh aus England
nach Amerika, wo er von den Puritanern übel
behandelt wurde. In England ließ die
Versammlung von Westminster sein Buch öffentlich
verbrennen.23 1648 gelang es
den Presbyterianern, das „Knebelgesetz ... um die
Baptistens als ,Gotteslästerer und
Irrlehrer’ zu bestrafen...“ zu erlassen. „Aufgrund
dieses schändlichen Gesetzes
wurden 400 Baptisten ins Gefängnis geworfen.“24
Tatsächlich hatten Dissidenten schon seit Jahren
Verfolgung und Einkerkerung
erlitten – Protestanten, die durch die Hände von
ebensolchen Protestanten dafür
litten, daß sie nicht Calvinisten waren. Fast
dreißig Jahre vorher war die folgende
Bittschrift mit dem Titel „Ein äußerst demütiges
Gesuch von vielen der treuesten
Untertanen seiner Majestät des Königs ... die (nur
dafür, in der Religion anderer
Meinung zu sein) entgegen göttlichem und
menschlichem Zeugnis verfolgt werden“
aus einem Gefängnis geschmuggelt worden:
Unser Elend sind lange und fortdauernde
Einkerkerungen für viele Jahre in
etlichen Grafschaften von England, während welcher
viele gestorben sind und
Witwen zurückgelassen haben, viele auch kleine
Kinder; die Wegnahme
unseres Hab und Guts ... nicht wegen irgendeiner
Untreue gegen Ihre
Majestät, noch wegen eines einem Sterblichen
zugefügten Schaden ... sondern
ausschließlich weil es wir nicht wagen, Dingen
zuzustimmen und sie in der
Verehrung Gottes auszuüben, an die wir nicht
glauben, da es Sünde gegen
den Allerhöchsten ist.25
Viele Calvinisten haben die Verfolgung, die von den
frühen Vertretern dieser Lehre
betrieben wurde, bedauert. Sie haben diese Seite der
Versammlung von Westminster
nicht gutgeheißen. Dennoch rühmen sie ihr
Calvinistisches Glaubensbekenntnis,
scheinbar blind für den Zusammenhang zwischen den
beiden. Und sie preisen den
Calvinismus eifrig als „Theologie der Reformation“
an, als ob die Calvinisten die
Reformation allein auf ihren Schultern getragen
hätten. Es gab hunderttausende
anderer, die in ihrem Glauben ebenso aufrichtig (und
wie wir glauben weit
bibeltreuer) waren, als Calvin und Luther; und sie
litten für Christus nicht nur durch
die Hände der römischen Katholiken sondern ebenso
durch die der Calvinisten und
Lutheraner.
Liebe: Der fehlende Bestandteil
Gottes Liebe für die Verlorenen und die Liebe der
Christen für die Verlorenen – zwei
wichtige zueinander in Beziehung stehende Themen der
Schrift – haben im
Calvinismus keinen Platz. Wir wissen, daß viele an
dieser Behauptung Anstoß
nehmen würden, die tatsächlich liebevoll um die
Verlorenen besorgt sind. Dies ist
jedoch trotz und im Gegensatz zu ihrem Calvinismus
und nicht seinetwegen so.
Obwohl ein presbyterianischer Professor der
Theologie und ehemaliger Vorsitzender
der „General Assembly“ anerkannte:
Über das Westminster-Bekenntnis könnte
berechtigterweise geschrieben
werden: „Das Evangelium nur für die Erwählten“.
Dieses Bekenntnis wurde
unter der absoluten Vorherrschaft einer Idee
geschrieben: der Lehre von der
Prädestination. Es enthält keine der drei
Wahrheiten: Gottes Liebe für eine
verlorene Welt, Christi Erbarmen über eine verlorene
Welt und das für ein
verlorene Welt allgemeingültige Evangelium.26
In Calvins gesamter Institutio Christianae
Religionis wird Gottes Liebe für die
Verlorenen nicht ein einziges mal erwähnt! Das ist
auch nicht überraschend in
Anbetracht der Tatsache, daß Calvins Gott nur die
Erwählten liebt.27 Stört das die
heutigen evangelikalen Leiter nicht, die Calvin als
den großen Exegeten preisen und
sich selbst Calvinisten nennen?
Überdies ist Calvins Konzept von Liebe mangelhaft.
Er sagt, daß Gott „verlangt, daß
die Liebe, die wir ihm entgegenbringen, in der
ganzen Menschheit verbreitet werden
soll, so daß unser grundlegendes Prinzip immer sein
muß: Sei ein Mensch wie er
auch sein mag, man muß ihn dennoch lieben, weil man
Gott liebt.“28 Dies ist eine
von mehreren Stellen, an denen Calvin sagt, der
Christ müsse „die ganze
Menschheit“ lieben. Sollte dann nicht Gott, der
Liebe ist, ebenfalls alle Menschen
lieben? Calvin sagt dies nie, doch wenigstens hier
scheint er eine Zustimmung zu
diesem Grundsatz anzudeuten – wenn auch seine
Vorstellung von Gottes Liebe
wirklich seltsam ist.
Er erklärt uns, daß Gottes „grenzenlose Güte“ jedem
„gezeigt“ wird, „jedoch nicht
so, daß alle zur Errettung gebracht würden“.29 Wie
könnte eine „Güte“, die vor dem,
was sie tun könnte, plötzlich innehält, ernsthaft
als „Güte“ bezeichnet werden,
geschweige denn als „grenzenlos“? Diese Güte (trotz
des Innehaltens) ist laut Calvin
angeblich „Beweis Seiner [Gottes] Liebe. Wiederum
fragen wir, wie es ein Beweis
von Gottes Liebe sein kann, daß Er es unterläßt, all
das Gute zu tun, das Er zu tun
fähig ist. Und ein Beweis für wen? Und wie kann man
sagen, daß Gott die liebt, die
er, bevor sie geboren waren, zur ewigen Qual
vorherbestimmt hat?
Diese verzerrte Sicht von Gottes Liebe wird in
Calvins Behauptung offenbart, daß
diese vorgebliche Entfaltung von Gottes „Güte“ nicht
dem Zweck dient, der ganzen
Menschheit zu helfen. Gottes Absicht ist es
stattdessen, „ein schwereres
Gericht...[auf] die Verworfenen, dafür, daß sie den
Beweis Seiner [Gottes] Liebe
ablehnen“, zu bringen.30 Dieses Argument verblüfft.
Kann eine „Güte“, die nicht all
das Gute tut, das sie tun könnte, Beweis von Gottes
Liebe sein? Wäre sie nicht
stattdessen ein Beweis für einen Mangel an Liebe?
Und sollen wir dafür verdammt
werden, daß wir, indem wir unseren Verstand und
unser Gewissen benutzen, die Gott
uns gegeben hat, ablehnen, was Calvin irrtümlich als
„Beweis von Gottes Liebe“
bezeichnete?
Das Versagen versuchter „Erklärungen“
Folgen Sie Calvins Argumentation: Gott liebt und
errettet nur die Auserwählten; Er
unterläßt es, diejenigen, die Er nicht zum Heil
erwählt hat, zu erretten.
Unglaublicherweise offenbart Er dadurch, daß Er „das
Licht Seines Wortes auf die
Unwürdigen scheinen läßt“, Seine Güte und Liebe,
indem Er sie ihnen vorenthält, um
sie um so besser dafür verdammen zu können, daß sie
„den Beweis Seiner Liebe
ablehnen“.
Solch eine verzerrte Argumentation ist ein
wesentlicher Bestandteil des Calvinismus,
der zu zeigen versucht, daß Gott diejenigen liebt,
die Er hätte erretten können, doch
stattdessen verdammt. Hören Sie es vom Pastor und
Schriftsteller John Piper, einem
der meistgeachteten Verteidiger des Calvinismus von
heute:
Wir bestreiten nicht, daß alle Menschen in einem
gewissen Sinn die
beabsichtigten Nutznießer des Kreuzes sind... Was
wir bestreiten, ist, daß alle
Menschen in gleicher Weise als Nutznießer des Todes
von Christus
beabsichtigt sind. Gottes ganze Barmherzigkeit
gegenüber Ungläubigen -
von der aufgehenden Sonne (Mt. 5,45) bis zur
weltweiten Predigt des
Evangeliums (Joh. 3,16) – wird wegen des Kreuzes
möglich gemacht...
Jedesmal wenn das Evangelium Ungläubigen gepredigt
wird, ist es die
Barmherzigkeit Gottes, die diese Gelegenheit zum
Heil gibt.31 (Hervorhebung
im Original)
Der Versuch, mit denjenigen, die für solche
offensichtlich widersprüchlichen
Darstellungen eintreten, zu diskutieren, hinterläßt
ein Gefühl völliger Frustration.
Das Evangelium denen, die Gott zu ewiger Verdammnis
vorherbestimmt hat, zu
verkündigen, ist ein Akt von Gottes Barmherzigkeit,
durch den Er denjenigen „eine
Gelegenheit zum Heil“ gibt, die nicht errettet
werden können?! Und daß das
Evangelium den verdammten Nicht-Erwählten gepredigt
wird, stammt von Gottes
„Barmherzigkeit gegenüber den Ungläubigen“ her, die
vom Kreuz entspringt?
Worte wie Liebe, Gnade und Barmherzigkeit scheinen
ihre einstige Bedeutung
verloren zu haben. Es ist unmöglich, mit denjenigen
zu diskutieren, denen das
Obenstehende vernünftig erscheint. Sprechen wir über
zwei verschiedene „Götter“
und zwei verschiedene „Evangelien“ – das eine in der
Bibel beschrieben, das andere
von Calvin und Augustinus erfunden?
Unterscheidung zwischen Vorauswissen und
Vorherbestimmung
Die Sichtweise des Calvinismus von der
Prädestination, die für Calvin scheinbar frei
von echter Liebe war, ist ein großer Teil des
Problems. Wie wir gesehen haben, sagt
Pink: „Gott weiß voraus, was sein wird, weil Er
verordnet hat, was sein soll.“32 Er
folgte damit Calvin, der sagte, daß „Gott
vorauswußte, was das Ende des Menschen
sein würde...weil Er es so durch Seinen Ratschluß
bestimmt hat.“33 Der Kern dieser
Überzeugung ist die Leugnung dessen, daß Gottes
Vorherwissen irgendetwas damit
zu tun hat, etwas im Voraus zu wissen. Stattdessen
wird Vorherwissen als
„Vorherbestimmung“ definiert und mit Prädestination
gleichgesetzt.
Wenn Paulus schreibt: „Denn die Er zuvor ersehen
hat, die hat Er auch
vorherbestimmt“ (Röm 8,28) , bestand daher Calvin
darauf, daß gelesen werden
muß: „Denn die Er vorherbestimmt hat, die hat Er
auch vorherbestimmt“ – eine
offensichtliche Redundanz. Dies wird eingehender
diskutiert werden, wenn wir zur
Prädestination kommen. Es wird hier nur erwähnt, um
zu zeigen, warum diese
Sichtweise durch Calvin übernommen wurde – eine
Sichtweise, der heute seine
Anhänger treu folgen.
Etwas im Voraus zu wissen, ist nicht dasselbe wie
vorher festzulegen, daß es
geschehen wird. Vorherbestimmung und Vorherwissen
sind nicht dasselbe, können
sich jedoch überschneiden. Was immer Gott
vorherbestimmt hat, davon weiß er, daß
es geschehen wird. Sein Vorherwissen ist jedoch
nicht darauf begrenzt, was Er
vorherbestimmt hat. Er muß etwas nicht
vorherbestimmen, um zu wissen, daß es
geschehen wird. Wäre dies der Fall, so wäre, wie wir
bereits anmerkten, Gott nicht
allwissend.
Eine unbiblische Sichtweise über die Prädestination
ist, wie wir später noch
detaillierter sehen werden, grundlegend für den
Calvinismus. Arthur W. Pink
behauptet, daß „Gott von aller Ewigkeit her
verordnet hat, daß Judas den Herrn Jesus
verraten solle“, da durch Sacharia „Gott verkündete,
daß Sein Sohn für ‘dreißig
Silberlinge’ (Sach. 11,12) verkauft werden würde....
In der Prophetie macht Gott
bekannt, was sein wird, und indem Er bekannt macht,
was sein wird, offenbart Er uns
nur, wovon Er bestimmt hat, daß es sein solle.“ Pink
fährt damit fort, zu behaupten,
daß obwohl alles was er tat, vorherbestimmt war,
Judas trotzdem „ein verantwortlich
Handelnder“ bei der Erfüllung dieses Ratschlusses
Gottes war.
Pink ist für seine ausgeprägten Ansichten über
Gottes Souveränität wohlbekannt,
besonders durch sein Buch Die Souveränität Gottes.
Vance zeigt auf, daß „Pinks
Calvinismus einige Calvinisten so sehr bestürzte,
daß vom „Banner Of Truth Trust“
ein Versuch unternommen wurde, ihn abzumildern,
indem man 1961 eine ´Britische
Revidierte Version` von Die Souveränität Gottes
herausgab, bei der drei Kapitel und
die vier Anhänge gestrichen worden waren. Dafür
wurden sie von anderen
Calvinisten scharf (und berechtigterweise)
kritisiert.“35
Philosophen und Theologen haben lange darüber
spekuliert, wie Gott die Zukunft
kennen konnte, ohne die Zukunft zu verursachen. Die
Konsequenzen aus der Frage,
ob dies wahr ist, sind schwerwiegend. Wir haben
bereits zwei Gründe dafür
angegeben, warum Gottes Vorherwissen um das, was
geschehen wird, keinen
Einfluß auf das, was für den Menschen zukünftige
Ereignisse sind, haben muß. Sogar
Calvin schrieb: „Ich, für meinen Teil, bin bereit,
zuzugeben, daß bloße Vorkenntnis
den Geschöpfen keine Notwendigkeit auferlegt;
obgleich einige diesem nicht
zustimmen, sondern meinen, daß sie selbst die
Ursache der Dinge ist.“36 Calvins
Begründung war jedoch, daß er Vorherwissen und
Vorherbestimmung für ein und
dasselbe hielt: „da Er jedoch die Dinge, die
geschehen sollen, einfach deshalb
vorhersieht, weil Er beschlossen hat, daß sie so
geschehen sollen, ist es nutzlos, über
Vorherwissen zu debattieren, während es doch klar
ist, daß alle Ereignisse aufgrund
Seiner souveränen Festlegung stattfinden.“37
Natürlich muß „alle Ereignisse“ alle bösen Gedanken,
Worte und Taten einschließen.
Somit behauptet Calvin hier wiederum – wie an
anderer Stelle - klar und deutlich,
daß Gott die Ursache des Bösen ist. Trotzdem leugnen
heute sogenannte „gemäßigte
Calvinisten“ angesichts unbestreitbarer Beweise, daß
der Calvinismus lehrt, daß Gott
die Ursache und damit der Urheber des Bösen sei. Es
besteht offensichtlich ein
weiter Unterschied dazwischen, zu sagen, daß Gott
alles, was geschehen wird,
vollständig vorhersieht und vieles erlaubt, das
nicht Seinem vollkommenen Willen
entspricht (was Calvin nicht gestattete) und zu
sagen, daß Gott alles, was sich
ereignet, vorherbestimmt und somit dessen Ursache
ist (worauf Calvin beharrte, daß
es der Fall sei). Die letztgenannte Sichtweise, die
die grundlegende Lehre des
Calvinismus darstellt, macht den Menschen zu einem
bloßen Roboter und offenbart
Gott als die effektive Ursache, die hinter allem
Bösen, aller Gottlosigkeit und aller
Sünde steht. Dadurch wird Gottes heiligem Charakter
ein schrecklicher Makel
aufgezwungen.
Wie Calvin behauptet Luther, daß „Gott alle Dinge
voraus weiß und will.“ Und er
argumentiert, „wie man dann glauben, vertrauen und
sich auf Seine Versprechen
verlassen könne“38 falls dies nicht wahr wäre. Die
Antwort ist: „Ganz einfach: Wir
vertrauen auf Gottes Versprechen , weil Er Gott ist,
alles weiß und nicht lügen kann.“
Luther ist hier, wie bei vielem anderen auch,
schlicht im Irrtum. Die Schrift weist
nirgends darauf hin, daß Gott alle Dinge wollen muß,
um sie zu wissen – oder um
Versprechen zu geben und zu halten. Was Gott zu tun
verspricht, wird Er tun,
ungeachtet des Willens oder der Handlungen des
Menschen oder der Natur, doch
ohne den menschlichen Willen Gewalt anzutun. Daß Er
fähig ist, uns zu beschützen
und uns in den Himmel zu bringen erfordert nicht,
daß Er jedes Ereignis will, das um
uns herumwirbelt und noch viel weniger, daß Er die
direkte Ursache jeder Sünde ist,
die wir begehen oder deren Opfer wir werden könnten.
Vorauswissen als Beweis
Indem sie mehr tut, als einfach nur zu behaupten,
daß Gott die Zukunft vorausweiß,
beweist die Heilige Schrift diese Tatsache, indem
sie Sein unendliches Vorherwissen
in den hunderten übernatürlichen Prophezeiungen, die
in ihr aufgezeichnet sind,
offenbart. Gott sagt die Zukunft durch Seine
Propheten aus einer Anzahl von
Gründen vorher, von denen der wichtigste ist, zu
beweisen, daß er, im Gegensatz zu
falschen Göttern, der eine wahre Gott ist, und zu
beweisen, daß die Bibel ohne Frage,
im Gegensatz zu allen anderen heiligen Büchern der
Weltreligionen, Sein einziges
und unfehlbares geschriebenes Wort an die Menschheit
ist.
So verkündet Gott:
Siehe, das Frühere ist eingetroffen, und Neues
verkündige ich; ehe es eintritt,
lasse ich es euch hören.(Jes. 42,9)
Gedenkt an die Anfänge von der Urzeit her, dass Ich
Gott bin und keiner
sonst; ein Gott, dem keiner zu vergleichen ist. Ich
verkündige von Anfang an
das Ende, und von der Vorzeit her, was noch nicht
geschehen ist. Ich sage:
Mein Ratschluss soll zustandekommen, und alles, was
mir gefällt, werde ich
vollbringen. (Jes. 46,9.10)
so habe ich es dir damals angekündigt; ehe es
geschah, habe ich es dich hören
lassen, damit du nicht sagen könntest: "Mein Götze
hat es gemacht, und mein
geschnitztes oder gegossenes Bild hat es befohlen."
(Jes. 48,5)
Aus mindestens zwei Gründen kann man Gottes
vollständiges Vorherwissen der
Zukunft nicht bestreiten. Zuallererst würde man Gott
so wie Er notwendigerweise ist
und wie ihn die Bibel darstellt, leugnen. Zweitens
würde man die absolute Grundlage
des Christentums bestreiten. Die Prophezeiungen des
Alten Testamentes beinhalten
den Hauptbeweis, den Gott dem Glauben des Menschen
bietet, daß Jesus von
Nazareth der Christus, der Messias Israels ist. Ohne
Ihn gibt es kein Christentum. So
vollständig ist dieser Beweis – allein auf der
Grundlage zahlreicher deutlicher
Prophezeiungen – daß niemand, der eine sorgfältige
Untersuchung anstellt, aufrichtig
bestreiten kann, daß der Herr Jesus Christus der
prophezeite Messias ist, der Retter
der Welt.
Der Apostel Paulus verknüpft das Evangelium unserer
Errettung in Christus eng mit
Gottes Vorherwissen, das durch Seine Propheten zum
Ausdruck gebracht wird:
„...das Evangelium Gottes (das Er zuvor durch Seine
Propheten in heiligen Schriften
verheißen hat) über Seinen Sohn,...“ (Röm. 1,1-3).
Paulus untermauert die Gültigkeit des Evangeliums
von der Errettung mit dem
Ausdruck „nach der Schrift“, womit er natürlich die
Prophezeiungen des Alten
Testamentes meint:
Ich erinnere euch aber, ihr Brüder, an das
Evangelium, das ich euch
verkündigt habe, das ihr auch angenommen habt, in
dem ihr auch fest steht, ...
,nämlich dass Christus für unsere Sünden gestorben
ist, nach den Schriften,
und dass Er begraben worden ist und dass Er
auferstanden ist am dritten Tag,
nach den Schriften... (1. Kor 15,1-4, Hervorhebung
hinzugefügt).
Wenn nicht Gottes Propheten uns durch Sein
Vorherwissen gesagt hätten, wie, wo
und wann der Messias geboren würde, und zu uns über
Sein sündloses Leben und
Seine Wunder, über den Verrat an ihm für dreißig
Silberstücke durch einen Seiner
Jünger, über Seine Verwerfung durch Sein Volk, die
Juden, und über viele andere
besondere Einzelheiten einschließlich Seiner
grausamen Kreuzigung und Seiner
ruhmreichen Auferstehung gesprochen hätten, so
hätten wir keine Möglichkeit
gehabt, den Messias zu identifizieren, als Er kam.
Wären die präzisen Einzelheiten
nicht von Propheten vorhergesagt worden, die sich
bereits als von Gott inspiriert
erwiesen hatten, so würden der Verrat an ihm, Seine
Verwerfung und Seine
Kreuzigung ausreichen, um uns zu überzeugen (wie die
meisten Juden bis zu diesem
Tag überzeugt sind), daß Er nicht der Messias hat
sein können. Die genaue
Identifikation läßt denen, die Christus verwerfen,
keine Entschuldigung.
Keine der Weltreligionen hat solche prophetischen
Beweise für ihre Gültigkeit. Es
gibt keine Prophezeiungen über Buddha, Konfuzius,
Mohammed oder irgendeinen
anderen Führer der Religionen der Welt, während es
buchstäblich hunderte von
Prophezeiungen gibt, die beweisen, daß Jesus
Christus der Messias ist.
Und hier stehen wir einem weiteren seltsamen
Widerspruch gegenüber (der den
Rahmen dieses Buches sprengt, den wir jedoch in
anderen Schriften behandelt
haben: daß diejenigen mit dem sogenannte
reformierten Standpunkt (im
allgemeinen), die solch ein Gewicht auf Vorherwissen
und Prädestination legen, die
Entrückung der Gemeinde vor dem Tausendjährigen
Reich, die buchstäbliche
tausendjährige Herrschaft des Christus auf dem Thron
Davids und die wörtliche
Erfüllung aller Verheißungen Gottes für Sein
auserwähltes Volk Israel, neben so
vielem anderen, das für die Zukunft klar prophezeit
ist, verworfen haben - womit sie
dem Vorbild Augustinus sogar noch weiter folgen.
Stattdessen allegorisieren und
vergeistlichen sie – wie Augustinus – zu ihrem
eigenen Schaden diesen gewaltigen
und wesentlichen Teil von Gottes offenbartem
Vorherwissen hinweg – genau die
Prophezeiungen über Israel, die die wichtigsten
Beweise bilden, die Gott für Seine
Existenz und dafür, daß die Bibel Sein Wort ist, zur
Verfügung stellt.
Was ist mit dem Willen des Menschen?
So sicher wie wir erkennen, daß Gott souverän ist,
erkennen wir auch, daß wir
zumindest begrenzte Handlungsfreiheit innerhalb
irgendwelcher Grenzen haben, die
Er für das menschliche Handeln aufgestellt hat.
Diese Erkenntnis scheint durch die
tägliche Erfahrung ständig bestätigt zu werden. Was
L. S. Keyser sagt, könnte man
kaum anzweifeln: „Daß der Mensch ein Bewußtsein hat,
das zwischen richtig und
falsch unterscheidet, und einen freien Willen, durch
den er befähigt ist zwischen den
beiden zu wählen, scheint kaum eine Beweisführung zu
erfordern... Seine gesamte
Erfahrung sagt ihm, daß er ein freies, sittliches
Wesen ist.“39 Alexander MacLaren,
einer von Englands großen Baptistenpredigern faßte
es in ähnliche Worte:
Wenn ich meinem Sinn nicht trauen kann, daß ich
etwas tun oder nicht tun
kann, so wie ich es beschließe, dann gibt es gar
nichts, dem ich trauen kann.
Der Wille ist die Macht, zu bestimmen, welchen von
zwei (oder mehr)
Wegen ich gehen werde... Gott, der unendliche Wille,
hat den Menschen, die
Er nach Seinem eigenen Bild geschaffen hat, diese
unerklärliche und
schreckliche Macht gegeben, mit Seinen Absichten und
Seiner Stimme
übereinzustimmen oder sich ihnen zu widersetzen...40
Es sind nicht nur Calvinisten und Lutheraner, die
den freien Willen leugnen,
vielmehr haben seit tausenden von Jahren Atheisten
und Skeptiker gegen diese
Überzeugung argumentiert. Sogar Arminius verkündete,
daß „der freie Wille des
Menschen hinsichtlich des wahren Guten ...
eingekerkert, zerstört und verloren... ist,
... er hat überhaupt keine Kraft, außer solcher, die
durch göttliche Gnade
hervorgerufen wird.“41 Natürlich kann der Mensch
nicht rational denken, ja noch
nicht einmal atmen, außer durch Gottes Gnade –
jedoch denken und atmen wir und
treffen Entscheidungen genauso durch unseren eigenen
Willen wie durch Gottes
Gnade.
Es scheint kaum vernünftig, daß unsere Wahrnehmung
davon, wie wir
Entscheidungen treffen, mit denen wir manchmal
tagelang ringen, schlicht eine
Illusion sein könnte und daß wir nur Marionetten von
Gottes Vorherbestimmung
sind. In seinen Confessiones schrieb Augustinus, der
vermutliche Urheber der
„absoluten Souveränität“:
„Ich wußte ebenso, daß ich einen Willen hatte, wie
daß ich lebte: wenn ich
dann irgendetwas wollte oder nicht wollte, war ich
zutiefst sicher, daß
niemand anderer als ich selbst wollte oder nicht
wollte: und alles, was ich
sah, war, daß dort die Ursache für meine Sünde
lag.“42
Gerade der Umstand, daß Johannes uns sagt, daß die
Erlösten „nicht aus dem Willen
des Mannes“ wiedergeboren sind, weist darauf hin,
daß es vieles weitere geben muß,
für das der Wille des Menschen verantwortlich
gemacht werden muß. Petrus’
Aussage, daß Menschen Gottes Wahrheit „absichtlich
übersehen“ (2. Petr. 3,5), weist
darauf hin, daß die Verderbtheit nicht etwas
außerhalb der Kontrolle des Menschen,
sondern das Ergebnis seiner willentlichen
Entscheidung ist. Daß Gott zu Israel sagt:
„Seid ihr willig und gehorsam...wenn ihr euch aber
weigert...“ (Jes. 1,19.20) weist
wiederum darauf hin, daß man mit dem Menschen
vernünftig reden kann und daß er
durch einen Akt seines Willens wählen kann, Gott
entweder zu gehorchen oder nicht
zu gehorchen. Es gibt zahlreiche Aussagen in der
Schrift, die erkennen lassen, daß
Gott dem Menschen einen freien Willen gegeben hat,
um moralische und geistliche
Entscheidungen zu treffen, für die er alleine die
Verantwortung hat und für die er
verantwortlich zu machen ist.
Während Gott „alles nach [gemäß] dem Willen Seines
Ratschlusses wirkt“ (Eph.
1,11), besagt dies nicht, daß Gott alles, was im
Universum geschieht, verursacht. Es
ist mit Gottes Souveränität perfekt vereinbar daß Er
(durch Seinen eigenen
Ratschluß) dem Menschen gestattet, Ihm nicht zu
gehorchen. Ohne freien Willen
könnte der Mensch nicht Gottes Liebe empfangen, Ihn
im Gegenzug wieder lieben
und das Geschenk der Errettung empfangen.
Verwirrung wo Klarheit nötig ist
Obwohl der Calvinismus den freien Willen ablehnt,
können sich seine Anhänger
nicht darauf einigen, was dies bedeutet. Einige
gestehen dem Menschen Freiheit im
Bereich der irdischen Dinge zu und bestreiten ihn
nur, wenn es darum geht, an
Christus zu glauben. Palmer definiert „freien
Willen“ nicht nur als „die Art Freiheit,
die kein Mensch hat, um an Christus zu glauben oder
ihn abzulehnen,“ sondern sogar
als „die Fähigkeit oder Freiheit das Gute oder das
Böse zu wählen.“43 Spencer erklärt
weiter, „Völlige Verderbtheit beharrt darauf, daß
der Mensch keinen ‚freien Willen’
in dem Sinne hat, daß er frei ist, Jesus Christus
als seinem Herrn und Heiland zu
vertrauen.“44 Vance entgegnet, daß „kein Philosoph,
der dem Menschen einen freien
Willen versagt, dies auf der Grundlage der
Verderbtheit des Menschen tut.“45 Calvin
führte weder eine Schriftstelle an (oder konnte es
nicht), um seine undefinierten
Behauptungen zu unterstützen, der Mensch könne
einiges Gute wählen, doch nicht
genug Gutes, noch dafür, daß er deshalb unfähig sei,
zur Errettung seiner Seele an
Christus zu glauben. Sogar Begriffsdefinitionen
entzweien Calvinisten. Charles
Hodge besteht darauf, daß „die [calvinistische]
Lehre von der Unfähigkeit des
Menschen daher nicht voraussetzt, daß der Mensch
aufgehört hat, ein moralisch
selbstständig Handelnder ist.“46 Pink behauptet
indessen, daß „ ‚freies moralisches
Handeln’ ein Ausdruck menschlicher Erfindung ist47
[die leugnet], daß er [der
Mensch] vollständig verdorben ist...48, daß der
Wille des Sünders nur in einer
Richtung frei ist, nämlich in der Richtung zum Bösen
hin.“49 Spurgeon sagte: „Der
freie Wille ist Unsinn.“ 50 Pink zitiert J. N. Darby
mit einem weiteren Trugschluß:
„Wenn Christus kam, um das zu retten, was verloren
ist, dann hat der freie Wille
keinen Platz.“51
Andererseits bestehen die gleichermaßen überzeugten
Calvinisten Talbot und
Crampton richtigerweise darauf, daß zu leugnen, daß
der Mensch „freie moralische
Handlungsfähigkeit hat, gleichbedeutend damit ist,
zu behaupten, daß er niemals
über irgendetwas überhaupt eine Entscheidung treffen
könnte. Das wäre absurd.“ 52
Ein weiterer Calvinist legt dar, daß „Calvin [dem
Menschen] so wenig Willen
zurückbehält..., daß er den moralischen Charakter
menschlichen Handelns [bei]
Entscheidungen zwischen Gut und Böse nicht
hinreichend erklären kann.“53 Jeder
von uns muß zu seinen eigenen Schlußfolgerungen auf
Grundlage der Heiligen
Schrift kommen.
Was die Heilige Schrift über den freien Willen sagt
Die Wörter „Wille“, „freiwillig“, „willig“, zusammen
mit verwandten Worten wie
„wählen“ etc. kommen fast 4000 mal in der Schrift
vor. Die Erfordernis willentlichen
Gehorsams von Herzen ist ein Thema, daß sich durch
die ganze Bibel zieht: „seid ihr
willig und gehorsam...“ (Jes. 1,19), „wenn jemand
Seinen [Gottes] Willen tun will...“
(Joh. 7,17), „wenn du von ganzem Herzen glaubst...“
(Apg. 8,37), etc.
Gott will unser Herz, und eben dieses Konzept des
„Herzens“, das in der ganzen
Schrift verwendet wird, ist ohne den freien Willen
bedeutungslos. Daß „das Herz des
Königs gleich Wasserbächen ist in der Hand des
HERRN; Er leitet es, wohin immer
Er will“ (Spr. 21,1), besagt nicht, daß der König
keine Entscheidungsfreiheit hat, wie
der Calvinismus behauptet. Mindestens ist dies
Salomos Erklärung seiner Ergebung
Gott gegenüber als Israels König, höchstens bedeutet
es, daß Gott das Herz jedes
Königs wenden kann, wenn Er dies will. Doch es sagt
nicht aus, daß alles, was
irgendein König denkt, sagt oder tut, Gottes Willen
entsprechend und gemäß Seiner
Vorherbestimmung ist. Diese Behauptung würde
wiederum Gott zum Urheber des
Bösen machen.
Der Begriff „freiwilliges Opfer“ findet sich neunmal
(3. Mos. 22,21;23 - 4. Mos.
15,3 – 5. Mos. 16,10; 23,23 – Esra 1,4; 3,5; 7,16;
8,28), und „freiwillige Opfer“
findet sich siebenmal (3. Mos. 22,18;38; 4. Mos.
12,6; 17,2; 2. Chron. 31,14; Ps.
119,108) in der Schrift. Diese Zahlen erzählen
allerdings nicht die ganze Geschichte.
Es gab zahllose freiwillige Opfer, wie folgendes
zeigt: „Und Kore, der Sohn Jimmas,
der Levit, ... war über die freiwilligen Gaben für
Gott gesetzt, um das Hebopfer des
HERRN und die hochheiligen Dinge herauszugeben.“ (2.
Chron. 31,14). Der
Ausdruck „(frei-)willig darbrachte“ findet sich fünf
mal. Beide Ausdrücke werden
sogar zusammen gebraucht: „..., der dem HERRN
freiwillig ein freiwilliges Opfer
darbrachte“ (Esr. 3,5 – deutsche Übersetzung des
Textes der KJV, die meisten
deutschen Übersetzungen lassen ein „freiwillig“ weg
– „freiwillig“ steht im hebr.
Text). Könnte die Tatsache, daß (und ein Hauptgrund
dafür, warum) Gott dem
Menschen einen freien Willen gegeben hat, deutlicher
ausgedrückt werden?
Zerstören äußere Einflüsse den freien Willen?
Um die Lehre von der völligen Verderbtheit zu
stützen, muß der Calvinist zeigen,
daß der menschliche Wille vollständig durch die
Sünde versklavt ist. Das Argument
wurde angeführt, daß keine Entscheidung ohne Einfluß
getroffen werden könne.
Natürlich wird jegliche Entscheidung, die man
trifft, in gewissem Grade durch
vielfältige Faktoren beeinflußt: Gesundheit oder
Gemütsverfassung, das Wetter,
finanzieller Druck, Versuchung, Lust, Zeitpunkt,
Gelegenheit und so weiter. Und
viele, wenn nicht alle dieser fast unzähligen
Einflüsse wären außerhalb der Kontrolle
des Entscheidenden. Wie kann dann der Wille jemals
frei sein?
Talbot und Crampton schreiben, indem sie diesen
Punkt nachdrücklich betonen:
„Wenn dieses Arminianische Konzept des freien
Willens zu seinem logischen Ende
gefolgert wird, dann wäre es sündhaft, dem
gefallenen Menschen das Evangelium zu
predigen. Warum? Weil es ein Versuch wäre, ihn dazu
zu bringen, sich Christus
zuzuwenden, was eine Verletzung seines freien
Willens wäre“54 In anderen Worten
wäre es falsch, zu versuchen, den Menschen
dahingehend zu beeinflussen, daß er an
das Evangelium glaubt, da seine Entscheidung nicht
frei getroffen worden wäre.
Dann hatte Paulus unrecht. Er sagte: „suchen wir
daher die Menschen zu
überzeugen...“ (2. Kor. 5,11). Was versuchten
Jesaja, Jeremia, Hesekiel und die
Propheten anderes, als Israel zu überreden, sich von
seiner Bosheit abzuwenden und
sich Gott in vollständiger Reue zuzuwenden?
Indem er das gleiche Argument nachbetet, denkt Pink,
er versetzt dem freien Willen
mit der folgenden Breitseite den Todesstoß: „Es gibt
etwas, was die Wahl beeinflußt;
etwas, was die Entscheidung bestimmt.“55 So ist es
nicht. Einflüsse beeinflussen, sie
bestimmen nicht.
Auch ist der freie Wille kein „arminianisches
Konzept“. Über tausende von Jahren
haben viele nichtchristliche Philosophen
ausgezeichnete Argumente für den freien
Willen des Menschen vorgebracht. Weiterhin ist eben
die Tatsache, daß verschiedene
Einflüsse zum Tragen kommen, während der Mensch zu
irgendeiner Entscheidung
gelangt, in sich selbst Beweis dafür, daß der Mensch
einen freien Willen hat. Wenn
der Mensch keinen Willen hätte, gäbe es für diese
„Einflüsse“ nichts zu beeinflussen.
Einflüsse treffen keine Entscheidungen. Der Wille
zieht alle Faktoren in Betracht
und trifft, egal wie zwingend irgendwelche Einflüsse
(d.h. Tatsachen, Gründe,
Umstände, Notlagen, Zufälle etc.) gewesen sein
mögen, immer noch seine eigene
Entscheidung – oft irrational.
Daß sie zu einem gewissen Grad beeinflußt gewesen
sein mag, beweist keineswegs,
daß der Wille nicht alle Faktoren in Betracht
gezogen und seine eigene Entscheidung
getroffen hat. Egal wie er zu einem Entschluß
gekommen ist, kann nur der Wille
entschieden haben. Obwohl der Calvinist sich bei so
vielem an Augustin hält und ihn
so begeistert zum Beweis zitiert, wird Augustin hier
wiederum ignoriert, da er im
Bezug auf genau diesen Punkt überzeugend
argumentierte:
... wir tun viele Dinge, die wir, wenn wir nicht
wollten, sicherlich nicht tun
sollten. Dies ist in erster Linie im Bezug auf den
Akt des Wollens selbst wahr
– denn wenn wir wollen, dann ist es so, wenn wir
nicht wollen, dann ist es
nicht so – denn wir sollten nicht wollen, wenn wir
unwillens wären.
Einflüsse können mächtig sein. Viele der heutigen
Prediger wenden absichtlich
psychologische Techniken und Verkaufstechniken an
und verführen damit viele zu
einem falschen Bekenntnis des Glaubens. Gott benutzt
keine psychologischen
Techniken sondern die Wahrheit um zu überzeugen und
zu überreden. Dies ist der
Zweck der Prophetie. Paulus „beunruhigte die
Juden,..., indem er bewies, dass dieser
der Christus ist“ (Apg. 9,22). Apollos tat das
gleiche, „öffentlich mit großer Kraft,
indem er durch die Schriften bewies, dass Jesus der
Christus ist“ (Apg. 18,28). Wir
sollten heute dasselbe tun.
Es gibt offensichtlich eine göttliche
Überzeugungskraft, die keine
Täuschungstechniken anwendet. Weiterhin, wäre, wie
wir bereits gesehen haben,
Paulus’ Gebrauch von Überzeugung aus anderen Gründen
unangebracht, wenn der
Calvinismus wahr wäre: Die Erwählten würden keine
Überzeugung benötigen und
die Nicht-Erwählten, völlig verdorben und zur ewigen
Verdammnis vorherbestimmt,
könnten nicht überzeugt werden.
Vorkenntnis und der Wille des Menschen
In Anbetracht des oben Gesagten hat eine zentrale
Frage Philosophen, Skeptiker und
Theologen über tausende von Jahren debattieren
lassen: Wie können Gottes
Vorkenntnis und der freie Wille des Menschen beide
wahr sein? Ist nicht, insofern
als Gott weiß, was jeder einzelne jemals denken oder
tun wird, alles folglich
vorherbestimmt? Und würde nicht dieser Umstand jede
Möglichkeit ausschließen,
daß der Mensch in irgendeiner Beziehung eine freie
Entscheidung treffen könnte?
Wir haben bereits gesehen, warum Gottes Vorkenntnis
keinen verursachenden
Einfluß auf den freien Willen des Menschen hat. Gott
der zeitlos ist, sieht für uns in
der Zukunft liegende Ereignisse von außen, so als ob
sie schon geschehen wären.
Somit hat Seine Vorkenntnis keinen Einfluß auf den
Willen des Menschen. Es gibt
keinen Grund, warum Gott in Seiner Allwissenheit
nicht wissen kann, zu welchem
Tun der Mensch sich entscheidet, bevor er sich dazu
entscheidet – und über dieses
Wissen verfügen kann, ohne zu verursachen, daß das
Ereignis eintritt.
Es gibt noch eine anderer Frage, die vielen Kummer
macht: Wenn der Mensch frei
ist, zwischen Alternativen auszuwählen, würde dies
nicht in sich selbst sowohl
Gottes Souveränität als auch Seine Vorkenntnis
leugnen? Luther behauptete, diese
Frage sei das innerste Herz der Reformation und des
Evangeliums selbst. Tatsächlich
bestand Luther dogmatisch darauf, es sei unmöglich,
daß Gott die Zukunft
vorauswisse und gleichzeitig der Mensch ein frei
handelndes Wesen ist, so daß er so
handelt, wie er will.
Luther, der fest an die Vorkenntnis Gottes glaubte,
schrieb ein ganzes Buch mit dem
Titel „Vom unfreien Willen“ um zu beweisen, daß
schon die Idee vom freien Willen
des Menschen ein Trugschluß und eine Illusion ist.
Verschiedene Gründe wurden
bereits dafür angeführt, warum Luther an diesem
Punkt irrte, und im nächsten
Kapitel wird diese Frage noch weiter behandelt.
Obwohl Calvin, so vieles von Augustinus übernahm,
lehnte er - wie Luther -
Augustinus’ Überzeugung ab, daß Gott die Zukunft
vorherwissen und der Mensch
gleichzeitig einen freien Willen haben könne. Nach
Calvin läßt Vorkenntnis keinerlei
Raum für den freien Willen, da Vorkenntnis dasselbe
wie Vorherbestimmung ist:
Wenn Gott menschliche Geschehnisse nur vorhersähe
und sie nicht auch nach
Seinem Gefallen festsetzen und lenken würde, könnte
Platz dafür sein, die
Frage [vom freien Willen] zu erörtern ... doch da Er
die Dinge, die geschehen
sollen, einfach deshalb vorhersieht, weil Er sie
verordnet hat, müssen sie so
geschehen, ist es müßig, über Vorkenntnis zu
diskutieren...
Wenn diese kühle Erfindung [vom freien Willen]
anerkannt wird, wo bleibt
dann die Allmacht Gottes, durch die er, gemäß Seinem
geheimen Ratschluß,
von dem alles abhängt, über alles herrscht?57
Calvin verwendet wiederholt solch eine unbiblische
und irreführende Argumentation.
Der Calvinist unterstellt einen Widerspruch zwischen
Souveränität und freiem
Willen, der gar nicht existiert. Die Tatsache, daß
Gott fähig ist, dem Menschen
Entscheidungsfreiheit zuzugestehen, während Er
dennoch Seine Ziele ungehindert
erreicht, verherrlicht sogar Seine souveräne
Weisheit, Macht und Vorkenntnis um so
mehr.
Augustinus über den freien Willen
Der Calvinist übersieht die Tatsache, daß
Augustinus, von dem er so vieles andere
übernimmt, den freien Willen des Menschen deutlich
bekräftigte.58 Weiterhin
argumentierte Augustinus, daß keine Unvereinbarkeit
zwischen Gottes absoluter
Souveränität und dem freien Willen des Menschen
bestünde und daß es „gottlos“
wäre, diese Tatsache – wie es Luthe und Calvin taten
- zu leugnen! Augustinus
schreibt überzeugend:
...wir behaupten sowohl, daß Gott alle Dinge weiß,
bevor sie geschehen, als
auch, daß wir durch unseren freien Willen alles,
wovon wir wissen oder
fühlen, daß wir es tun müssen, nur deshalb tun, weil
wir es wollen...
Er, der alle Ursachen der Dinge vorauswußte, würde
sicherlich unter all
diesen Ursachen nicht in Unkenntnis unseres Willens
gewesen sein...
Weshalb auch unser Wille genau so viel Macht hat,
wie Gott wollte und
vorherwußte, daß er sie haben sollte.59
Daher sind wir in keiner Weise gezwungen, entweder,
indem wir die
Vorkenntnis Gottes aufrechterhalten, die Freiheit
des Willens wegzunehmen,
oder, indem wir die Freiheit des Willens
aufrechterhalten, abzustreiten, daß
Er Vorkenntnis über zukünftige Dinge hat, was
gottlos ist. Wir bekennen aber
... aufrichtig und ehrlich beides.60
Augustinus hält an der Freiheit des menschlichen
Willens sogar bis in den ewigen
Zustand hinein fest: „Und wir sollten auch nicht
annehmen, daß, weil die Sünde
keine Macht haben wird, sie zu erfreuen, der freie
Wille weggenommen werden muß.
Er wird im Gegenteil um so mehr wahrhaftig frei dazu
sein, Freude daran haben,
nicht zu sündigen, da er vom Vergnügen, zu sündigen
befreit ist.“61
Wo es um den freien Willen ging, ignorierten Calvin
wie Luther Augustinus und, um
ihre Theorien aufrechtzuerhalten, auch viele
Bibelstellen.
Nirgends wird das Versäumnis, bei der
Schriftauslegung gesunden Verstand
einzusetzen, offensichtlicher als in Luthers Debatte
mit Erasmus über den freien
Willen. Dies soll als nächstes erörtert werden.