Zeitalter
ZEITALTER
gegenwärtiges, Verlauf
Unser gegenwärtiges Zeitalter, das Zeitalter der
Gnade, ist das sechste von sieben Haushaltungen im Heilsplan Gottes. Im Alten
Testament verfolgte Gott seinen Plan mit Israel, seinem auserwählten Volk. Durch
Israel trat er in Beziehung zur Welt. In diesem Zeitalter handelt Gott
allerdings nicht mit Israel, sondern mit den Heidennationen. Diese gebraucht er,
um den großen Missionsauftrag auszuführen ( Mt 28,18-20 ). In diesem Zeitalters
sammelt Gott durch individuelle Bekehrung ein Volk für sich selbst ( Tit 2,14 ).
Gleichzeitig wird das Geheimnis der Gemeinde entfaltet ( Eph 2,11-16; 3,3-10;
Kol 1,24-29 ).
Von dieser Haushaltung wird manchmal auch als vom
Zeitalter des Heiligen Geistes gesprochen, und zwar wegen des einzigartigen
Dienstes der dritten Person der dreifaltigen Gottheit während dieser Zeit in der
Welt und im einzelnen Gläubigen. Das bedeutet allerdings nicht, dass dieses
Zeitalter in irgendeinem Sinne vollkommen ist. Die Heilige Schrift beschreibt es
als eine böse Zeit ( Gal 1,4; 2Kor 4,4; Eph 2,2 ), als eine Zeit der Finsternis
( Eph 6,12 ), als ein Zeitalter, gekennzeichnet von Gottlosigkeit ( Eph 2,1-3;
Tit 2,12 ), und als ein Zeitalter des Abfalls ( 1Tim 4,1-3; 2Tim 3,1-14; 4,3-4;
2Petr 2,1-3.12-22; Jud 1,4.8.10 ).
Es ist ein Zeitalter, das Gottes Willen eher
verleugnet als ihm zuzustimmen. Pentecost kommentiert die Zustände am Ende
dieses Zeitalters und erklärt: »Diese Zustände gehören zu einem System von
Ablehnungen und Leugnung. Gott wird verleugnet ( Lk 17,26; 2Tim 3,4-5 ),
Christus wird verleugnet ( 1Jo 2,18; 4,3; 2Petr 2,6 ), seine Rückkehr wird
abgeleugnet ( 2Petr 3,3-4 ), der Glaube wird verleugnet ( 1Tim 4,1-2; Jud 1,3 ),
gesunde Lehre wird verleugnet ( 2Tim 4,3-4 ), das abgesonderte Leben wird
verleugnet ( 2Tim 3,1-7 ), die christliche Freiheit wird geleugnet ( 1Tim 4,3-4
), die Moral wird verleugnet ( 2Tim 3,1-8.13; Jud 1,18 ), die Autorität wird
verleugnet ( 2Tim 3,4 ). Dieser Zustand am Ende des Zeitalters deckt sich mit
dem Zustand in der Gemeinde von Laodizea, vor deren Tür Christus stehen und um
Einlass bitten muss. Im Hinblick auf das Ende kann es nicht überraschen, dass
dieses Zeitalter in der Heiligen Schrift als eine "böse Zeit" (vgl. Eph 5,16 )
bezeichnet wird.«
Zwei Textpassagen der Bibel scheinen die Merkmale
dieses Zerfalls prophetisch aufzuzeigen. Einige Ausleger glauben, dass Jesus die
Zustände dieses Zeitalters in ihrer zeitlichen Abfolge umriss, als er die
Himmelreichsgleichnisse vortrug. Als Jesus später die sieben Gemeinden in
Kleinasien beurteilte ( Offb 2-3 ), könnte er ebenso einen weiteren Hinweis auf
die künftige Geschichte des Gemeindezeitalters gegeben haben.
ZEITALTER
gegenwärtiges, Verlauf
Königreich der
Himmel-Gleichnisse Irrtümmlich auch Himmelreich Gleichnisse bemannt
In Mt 13 wird von sieben Gleichnissen berichtet, durch
die Jesus seinen Jüngern die Geheimnisse des König Reiches der Himmel mitteilte
( Mt 13,11 ). Jesus gab hier einen Ausblick auf den Verlauf dieses gegenwärtigen
Zeitalters. Im Zusammenhang mit diesen Gleichnissen schreibt Walvoord:
»Das Alte Testament offenbart klar die irdische
Herrschaft Christi, wenn er gekommen ist, um als König auf dem Thron Davids zu
herrschen (was kein Geheimnis ist).
Mt 13 führt eine davon zu unterscheidende Form des
Reiches ein,
nämlich die gegenwärtige geistliche Herrschaft des
Königs während der Periode vor seinem zweiten Kommen,
in der er leiblich von der Erde abwesend ist.
Die Geheimnisse desReiches betreffen dementsprechend
den Zeitraum zwischen dem ersten und dem zweiten Kommen Christi, nicht aber das
Tausendjährige Reich, das auf das zweite Kommen folgen wird.«
Das ganze Kapitel berichtet sieben Gleichnisse über
die Geheimnisse des Reiches und ist von verschiedenen Auslegern in
unterschiedlichster Weise erklärt worden. Eine Auslegung sieht Vers 52 , wo
Jesus von alten und neuen Dingen spricht, als den Schlüssel zum Verständnis des
Kapitels.
Scroggie schreibt: »Es scheint
mir, dass der Schlüssel zum Verständnis dieser Gleichnisse im Vers 52 des
Kapitels zu finden ist: Darum ist jeder Schriftgelehrte, der vom Reich der
Himmel unterrichtet ist, gleich einem Hausherrn, der aus seinem Schatz Neues und
Altes hervorbringt.��� Diese Worte gelten dem zuvor Gesagten, und sie sprechen
sicherlich von den Gleichnissen als von Neuem und von Altem ... Folgt man dieser
Annahme, so entfaltet sich das gegenwärtige Zeitalter vor unseren Augen in einer
Reihe von sieben progressiven Bildern, die auf geheimnisvolle Weise den Ablauf
des Zeitalters beschreiben.«
ZEITALTER
gegenwärtiges, Verlauf
( Himmelreich-Gleichnisse)
Richtig: "Königreich
der Himmel" GleichnisseDas Alte
5. Der Schatz: Das Volk Israel.
6. Die Perle: Der jüdische Überrest während der
Trübsal.
7. Das Schleppnetz: Das Gericht über die Nationen am
Ende der Trübsal.
Im Matthäusevangelium wird zwischen dem Reich Gottes
und dem Reich der Himmel unterschieden. Die beiden Ausdrücke verweisen auf
unterschiedliche Aspekte der Herrschaft Gottes, und keiner von beiden sollte mit
der Gemeinde verwechselt werden. Das ist eine manchmal schwer aufrecht zu
erhaltende Unterscheidung, denn die Gemeinde ist zwar nicht das Reich der
Himmel, aber sie ist ganz sicher ein Teil des Reiches der Himmel.
Betrachtet man die sieben Gleichnisse in diesem Licht,
dann könnten sie den Verlauf dieses Zeitalters beschreiben. Aus unserer
Perspektive vom Ende her spiegelt sich die Genauigkeit dieser Voraussagen
anscheinend in den Berichten der Kirchengeschichte wider. Folgende Aufstellung
fasst den Lauf dieses Zeitalters so zusammen, wie er in den
Himmelreichsgleichnissen von Mt 13 gesehen wird.
1. Gleichnis vom Sämann (Verse 1-23 ): Das Evangelium
wird über die ganze Welt ausgesät werden.
2. Gleichnis vom Unkraut (Verse 24-30 ): Es wird eine
Gegensaat Satans geben.
3. Gleichnis vom Senfkorn (Verse 31-32 ): Das
Christentum wird zwar äußerlich wachsen, aber nicht notwendigerweise die
Gemeinde der wahren Gläubigen.
4. Das Gleichnis vom Sauerteig (Verse 33-35 ): Es wird
eine Durchdringung aller Lebensbereiche mit dem Evangelium stattfinden.
5. Das Gleichnis vom verborgenen Schatz und das
Gleichnis von der kostbaren Perle (Verse 44-46 ): Gott wird sich ein Volk zu
seinem Besitz sammeln.
6. Das Gleichnis vom Schleppnetz (Verse 47-51 ): Gott
wird das Zeitalter mit Gericht abschließen.
ZEITALTER
gegenwärtiges, Verlauf
Gemeinden der Offenbarung
Als Jesus dem Apostel Johannes auf der Insel Patmos
erschien, diktierte er ihm zuerst sieben Briefe an die Boten von sieben
namentlich besonders genannten Gemeinden in Kleinasien ( Offb 2-3 ). Es gab weit
mehr als sieben Gemeinden in dieser Region, aber nur diese sieben wurden von
Christus ausgewählt, seine Botschaften zu erhalten. Auch die Reihenfolge, in der
diese Botschaften diktiert werden, ist ganz ungewöhnlich. Es ist nicht die
Reihenfolge, in der ein Reisender diese Gemeinden besuchen würde. Einige
bibeltreue Gelehrte glauben, dass Christus diese sieben Gemeinden in dieser
Reihenfolge ausgewählt hat, um prophetisch die Hauptströmungen der
Kirchengeschichte darzulegen.
Wenn auch nicht alle Heilsgeschichtler dieser Ansicht
zustimmen, so waren es in den letzten hundert Jahren doch viele Vertreter dieser
Richtung. Scott beschreibt das Verhältnis der sieben Gemeinden zu sieben Epochen
der Kirchengeschichte folgendermaßen: »Kirchliche Anmaßung und das Verlassen der
ersten Liebe kennzeichnen das Ende der apostolischen Periode - Ephesus ( Kap.
2,1-7 ). Die nächste Epoche ist die Zeit der Märtyrer; sie fand mit der letzten
Verfolgung unter Kaiser Diokletian ihren Abschluss - Smyrna ( Kap. 2,8-11 ).
Schwindende Geistlichkeit und wachsende Verweltlichung kommen Hand in Hand
einher; von der Herrschaft Kaiser Konstantins und der Erhebung des Christentums
zur Staatsreligion bis hin zum siebten Jahrhundert - Pergamon ( Kap. 2,12-17 ).
Die Papstkirche zeichnet sich durch Beanspruchung universeller Autorität und
grausame Verfolgung der Gläubigen aus. Ihre unheilvolle Herrschaft brachte dem
"Mittelalter" den Beinamen "das Dunkle" ein. Das Papsttum vergiftet alles, was
von ihm berührt wird - Thyatira ( Kap. 2,18-29 ). Die Reformation war Gottes
gnädiger, kraftvoller Eingriff zur Lähmung der päpstlichen Autorität. Sie
brachte das Licht nach Europa, das nun für 300 Jahre mit mehr oder weniger
Leuchtkraft brannte. Der Protestantismus zeigte mit seinen Spaltungen und seiner
Leblosigkeit, wie weit er hinter dem Ideal Gottes von Gemeinde und Christentum
zurückblieb - Sardes ( Kap. 3,1-6 ). Eine neue Reformation, gleichermaßen das
Werk Gottes, kennzeichnet den beginn des letzten Jahrhunderts - Philadelphia (
Kap. 3,7-13 ). Der gegenwärtige allgemeine Zustand der bekennenden Gemeinde
besteht in Lauheit und ist abscheulicher und Ekel erregender, als er jemals
zuvor beschrieben wurde. Wir dürfen diese letzte Phase der Kirchengeschichte am
Vorabend des Gerichts getrost als die christuslose Epoche bezeichnen - Laodicea
( Kap. 3,14-22 ).«
Da sowohl die Himmelreichsgleichnisse ( richtig:
Königreich der Himmel als auch die Sendschreiben an die sieben Gemeinden den
Verlauf des gegenwärtigen Zeitalters beschreiben, ist es vernünftig, die
Beziehung zwischen diesen beiden Abschnitten der Heiligen Schrift zu
untersuchen. Beide Passagen sind Berichte von Jüngern Christi; der eine
entstand, als man gerade begann, das Neue Testament zu schreiben, der andere,
als die Bildung des biblischen Kanons fast abgeschlossen war. Gaebelein stellt
die beiden Textpassagen gegenüber und schlägt folgende Gliederung vor:
→ZEITALTER
gegenwärtiges, Verlauf
Gemeinden der Offenbarung
Zu Tabelle 1
1. Das Gleichnis vom Sämann. Ephesus: Das apostolische
Zeitalter; der Anfang des Versagens - das Verlassen der ersten Liebe.
2. Das Gleichnis vom schlechten Samen. Smyrna:
Bedeutet Bitterkeit; der Feind gibt sich zu erkennen.
3. Das Gleichnis vom Senfkorn. Pergamon: Bedeutet
»Hochburg« und »zweimal verheiratet«. Die bekennende Kirche wird zur großen,
staatlichen Einrichtung unter Konstantin dem Großen. Unter dem großen Baum
finden die unreinen Vögel (die Nationen) Unterschlupf.
4. Das Gleichnis vom Sauerteig. Thyatira: d.h. die
Opfernde; Rom und seine Gräuel; die Hure Isebel entspricht der Frau im Gleichnis
vom Sauerteig.
5. Das Gleichnis vom verborgenen Schatz. Sardes: Das
Zeitalter der Reformation; viele haben den Namen, dass sie leben, aber sind doch
tot und ein Überrest; zwar ist Israel tot, dennoch gehört es dem, der den Acker
erworben hat.
6. Das Gleichnis von der Perle. Philadelphia: Die
Gemeinde ist die Perle; der eine Leib Christi und die Wegnahme der Gemeinde, um
bei ihm zu sein.
7. Das Gleichnis vom Schleppnetz. Laodicea: Gericht -
»Ich will dich ausspeien aus meinem Munde«.
In ähnlicher Weise sieht auch Dwight Pentecost eine
Beziehung zwischen den sieben Gemeinden und den sieben Himmelreichsgleichnissen.
In beiden Fällen meint er eine ähnliche Entwicklung des Bösen zu erkennen, wie
sie in der unteren Tabelle dargestellt ist.
Man könnte man einwenden, dass einige der Gleichnisse
oder einige der Sendschreiben sich überlagern. Aber das Hauptthema illustriert
doch den Gang dieses Zeitalters. Wenn man die Geschichte dieser letzten zwei
Jahrtausende genauer untersucht, dann erkennt man möglicherweise, wie diese
prophetischen Anspielungen sich erfüllt haben. Nur Gottes Endgericht harrt noch
der Erfüllung in diesem Zeitalter.
Siehe auch: Reich Gottes, Gleichnisse ; Offenbarung,
Auslegung ; Offenbarung, Struktur .
Elmer Towns