1) Zur Prädestionationslehre bei WMD
a) William MacDonald (WMD) wird in seinen früheren
Äußerungen von Befürwortern der einfachen Prädestionationslehre gerne
als Stempel der Richtigkeit herangezogen.
Ich schätze WMD aufgrund seiner Erkenntnis über Gottes Wort und
bezweifle in gewisser Weise, dass er die von Dir angeführten Aussagen
heute noch aktualisieren würde, da er ja sein Placet für das Buch "What
love is this - Calvinism's Misinterpretation of God" von Dave Hunt
gegeben hat.
In diesem Buch wird ja gerade die Lehre der Prädestination zur
Wiedergeburt
(so würde ich die einfache und doppelte Prädestionationslehre der
Einfachheit halber zusammenfassen) bestritten.
Letztendlich ist dies jedoch der einzige Hinweis, den ich habe und daher
ist dies eher eine Vermutung als ein erhärtetes Faktum.
b) Wie auch immer WMD heute zur Prädestionationslehre
steht,
konnte ich einige seiner früheren Aussagen zu diesem Thema jedoch nie
befürworten
- auch halte ich einige Aussagen, die Du von ihm angeführt hast für
nicht biblisch.
Den Generalirrtum sehe ich in der Kombination von Erwählung und
Wiedergeburt,
wonach Gott eine Auswahl unter der Masse Ungläubiger
getroffen hätte und einige davon zur Wiedergeburt erwählt haben soll.
Erwählung bezieht sich in der Schrift NIE auf Ungläubige!
Ich kann daher zu folgenden Aussagen bei WMD nur
deutlichen Widerspruch einlegen:
- "Zunächst einmal lehrt sie, daß Gott Menschen zur Erlösung erwählt (2.
Thess 2,13). [...]
Andererseits lehrt die Bibel nirgendwo, daß Gott Menschen zum
Verlorensein erwählt." (WMD)
[Anm.:
hier wird deutlich, dass er in seiner Aussage die einfache
Prädestionationslehre vertritt)
- an anderer Stelle stellt er es als TATSACHE dar, dass es eine
göttliche Erwählung zur Wiedergeburt gibt: "Die Tatsache, daß er einige
erwählt, gerettet zu werden" (WMD)
c) In der Heranziehung von 2Thes 2,13 als Begründung dieser Sicht, sehe
ich - nicht nur bei WMD - einen Hauptirrtum der sog.
Prädestionationslehre (d.h. Erwählung zur Wiedergeburt).
Es ist m.E. ganz deutlich, dass 2Thes 2,13 nicht von der Wiedergeburt
spricht. Ich sehe in bezug auf den Gedanken, es gäbe eine
Selektion/Auswahl innerhalb der Masse der Ungläubigen zum Heil
(d.h. eine Zweiteilung der Welt in bezug auf das Heil) , eindeutige
Aussagen in Gottes Wort, die hier widersprechen: Insbesondere will Gott
nicht, dass irgendjemand verloren geht, sondern alle zur Erkenntnis der
Wahrheit kommen und dass alle, überall Busse tun sollen (Apg 17,30
etc.).
Wenn wir diese Schriftgedanken als Ausgangspunkt nehmen, sehen wir, dass
es dabei keine Unterscheidung gibt - d.h. der Gedanke, Gott hätte eine
besondere Auswahl an Ungläubigen, denen er das Heil zugesteht - während
er andere damit übergeht oder gar zur Hölle vorherbestimmt
(=einfache/doppelte Prädestionation), ist wider die Schrift.
d) Es sind in den letzten Jahren Schleusen geöffnet worden
(Betanien-Verlag, CLV),
wodurch in massiver Weise eine andere Sicht im Hinblick auf das Heil
vermittelt werden soll. Ich sehe vor Ort und auch überörtlich sehr
starke Auswirkungen der Veröffentlichungen der letzten Jahre.
Im Besonderen bin ich betroffen, dass wertgeschätzte Brüder wie z.B.
Benedikt Peters, ihre frühere Haltung vollständig aufgegeben haben und
die TULIP-Lehre übernommen haben und auch gegenwärtig stark
multiplizierend tätig sind (z.B. durch verschiedene Vorträge und Artikel
etwa in der KFG- bzw. Bibel&Gemeinde-Zeitschrift).
f) Ich würde WMD im Gegensatz zu J.MacArthur - gerade auch im Hinblick
auf die von Dir angeführten Zitate - nicht als gerade typischen
Vertreter der einfachen Prädestinationslehre sehen. Jedoch dringen bei
ihm schon klar ersichtlich entsprechende (m.E. falsche) Gedanken durch:
a) Kombination von Auserwählung mit Wiedergeburt b) Bezug von Erwählung
zum Heil (d.h. zur Wiedergeburt) auf einen Teil der Ungläubigen Masse
WMD stellt sich in seinem Kommentar zum NT auf Seite 215 die Frage,
"wie kann Gott einige erwählen und doch allen die Erlösung anbieten?"
und kommt zum Schluß "das bleibt ein Geheimnis". WMD hat - das wir
hierbei deutlich - nicht die Schwelle zur falschen calvinistischen Lehre
des "Genaral Call" bzw. "Effectual Call" überschritten.
Andere Autoren wie John MacArthur sehen nämlich hier KEIN Geheimnis,
sondern meinen und lehren, dass Gott zwar das Evangelium an ALLE
Menschen ausrichten lässt (General Call), jedoch NUR die auserwählten
Ungläubigen unwiderstehlich zum Glauben kommen werden (Effectual Call).
Die Heilige Schrift erwähnt und kennt den Bezug, den Vertreter der
Prädestinationslehre herstellen, wonach einige Menschen aus der Masse
der Ungläubigen zur Wiedergeburt erwählt seien und alle übrigen mit dem
Heil übergangen werden,
an KEINER EINZIGEN STELLE.Erwählung steht weder mit Menschen des
Unglaubens als Objekt, noch inhaltlich mit der Wiedergeburt, in
irgendeinem Zusammenhang (außer in dem Sinne, dass Wiedergeburt und
Glaube an Christus Bedingung und Grundlage der Auserwählung sind). Gott
will vielmehr gerade nicht, „dass jemand verloren gehe“ (2Pet 3,9)
und hat daher keine vorweltlich-selektive Auswahl derer getroffen, die
an Christus glauben dürfen (Prädestinationslehre).
|