ABRAHAMITISCHER BUND
Gottes Bund mit Abraham wurde zum ersten
Mal in Kraft gesetzt und begonnen in 1Mo 12,1-3 .
Er wurde später erneuert in 1Mo 13,14-17 ,
ratifiziert in 1Mo 15 und unterzeichnet in 1Mo 17 .
Er wurde noch einmal erneuert in 1Mo 22,15-18 .
Bei jedem Mal wurde er erweitert.
Bestätigt wurde er später dem Isaak ( 1Mo 26,3-5.24 )
und auch dem Jakob ( 1Mo 28,13-15; 35,9-12 ; vgl. 46,1-4 );
konsequenterweise wird er deshalb auch als Gottes »Bund mit
Abraham, Isaak und Jakob« bezeichnet ( 2Kö 13,23 ).
ABRAHAMITISCHER BUND
Der Begriff des Bundes in der Schrift
Bund bedeutet eine Vereinbarung oder einen
Vertrag zwischen zwei Parteien, welcher die eine oder beide
Parteien an bestimmte Verpflichtungen bindet. In der Schrift
finden sich viele Arten von Bundesschlüssen, dazu gehören
rechtmäßige Vereinbarungen zwischen Völkern, einzelnen Personen,
Königen und ihren Untertanen, Einzelpersonen und kleinen
Gruppen, Mann und Frau, und zwischen Menschen und Gott. Diese
letzte Art von Bund kann von Menschen herbeigeführt werden ( 2Kö
11,17; Esr 10,2-3 ) oder von Gott. Der Abrahamitische Bund ist
ein göttlicher Bund, da er von Gott eingeführt wurde.
Biblische Bundesschlüsse ähneln in ihrer
Form meist sehr genau den Verträgen der Hethiter, besonders
denen zwischen Lehnsherren und Vasallen. Biblische Bundestexte
enthalten gewöhnlich ähnliche Bestandteile wie hethitische
Vertragstexte, wie z.B. eine Präambel, einen geschichtlichen
Prolog, Vereinbarungen, Vertragsbedingungen des Textes, die
Anführung von Augenzeugen, Segen und Fluch, und die Ausführung
eines Ritus zur Bestätigung.
Ein Bund war beides, feierlich und bindend.
Die Ehre des Mannes, sogar sein Leben stand bei einem
Bundesschluss auf dem Spiel. Deshalb war die Einrichtung des
Bundes für Abraham und die Menschen seiner Zeit ganz
selbstverständlich, eine formell eingebundene, wichtige und
feierliche Angelegenheit, an die man unwiderruflich gebunden
war. Ein beidseitiger Bund war für beide Parteien absolut
verbindlich; beide waren den festgesetzten Bedingungen
verpflichtet. Ein einseitiger Bund war nur für einen Teil
bindend, nämlich für den, der die Bedingungen festsetzte. Der
Abrahamitische Bund ist ein einseitiger, ein göttlicher Bund,
bei dem Gott allein sich dazu verpflichtet, eine Reihe von
Werken an Abraham und seiner Nachkommschaft zu vollbringen. Er
kann nicht umgekehrt werden (sonst würde Gott sich als untreu
erweisen) und auch nicht durch das Versagen Abrahams oder seiner
Nachkommen annulliert werden, denn das Bestehen und Fortdauern
des Bundes hängt nicht von der Treue Abrahams oder seiner
Nachkommen ab, sondern von Gott allein.
ABRAHAMITISCHER BUND
Die Wichtigkeit des Bundes
Vom Standpunkt des Auslegers gesehen ist
der Abrahamitische Bund ein einzelnes, höchst wichtiges Ereignis
im Alten Testament. Er regelt Gottes vollständigen Plan mit
Israel und den Nationen und ist daher bestimmend für Gottes Plan
für die Geschichte. Der Abrahamitische Bund ist grundlegend für
die gesamte Schrift. Er ist der Schlüssel zu beiden Testamenten,
dem Alten und dem Neuen, und er ist grundlegend für den gesamten
Erlösungsplan. Alle nachfolgende Offenbarung ist das Ergebnis
dieses Bundes. Dieser Bund und die anschließenden
Rahmenbedingungen sind der Schlüssel zum Verständnis der
Schrift.
Das Wesen von Gottes Bund mit Abraam
besteht aus drei bestimmenden Aspekten: Lan d, Samen und Sege n.
Jeder der noch folgenden Bundesschlüsse Gottes ist eine
Auswirkung des Abrahamitischen Bundes. Der Bund des verheißenen
Landes ( 5Mo 28-30 ) erweitert den Aspekt des Landes vom
Abrahamitischen Bund. Der Davidsbund ( 2Sam 7,8-17 ) erweitert
den Aspekt des Samens, und der Neue Bund ( Jer 31,27-37; Hes
36,22-32 ) erweitert den Aspekt des Segen s. Der Abrahamitische
Bund ist daher die Quelle, aus dem die anderen herausfließen und
somit bestimmend für die ganze Entfaltung von Gottes Plan,
sowohl in Bezug auf Israel als auch auf die Nationen. Außerdem
ist er der Schlüssel zur biblischen Eschatologie. Der
Abrahamitische Bund ist in der Tat der Eckpfeiler des
Prämillenialismus. Die Frage ist, ob der Bund wörtlich
verstanden werden muss.
Eine wörtliche Deutung setzt das ewige
Fortbestehen Israels als Volk voraus und dessen
Wiederherstellung im verheißenen Land zu Segen und ewigem
Besitztum.
ABRAHAMITISCHER BUND
Der Hintergrund des Bundes
Zur Zeit Abrams hatte sich die
Gottlosigkeit erneut über die Erde ausgebreitet. Tarah, Abrams
Vater, war ein Götzenanbeter ( Jos 24,2 ), und Abraham selbst
vermutlich auch. Göttliches Eingreifen war erneut erforderlich.
Statt wie dereinst die Gottlosen zu vernichten, erwählt Gott
Abram aus einem götzendienerischen Land heraus, um ein neues
Volk zu gründen, durch das er der ganzen Welt Segen bringen
würde. Um ausschließlich mit Abram zu handeln, musste Gott ihn
von seiner Familie und seiner Umgebung absondern. Deshalb
erteilte er Abram einen dreifachen Befehl. Abram sollte
1) sein Land,
(2) sein Vaterhaus und
(3) seine Verwandschaft verlassen ( 1Mo
12,1 ).
Abram gehorchte dem ersten dieser drei
Befehle und verließ sein Land, Ur in Chaldäa. Er ging so schnell
wie möglich nach Haran und ließ sich dort nieder. Er blieb dort,
bis sein Vater starb. Warum er seinen Vater dorthin brachte und
warum er in Haran blieb, ist nicht sicher. Aber es ist
bedeutsam, dass Gott Abram so lange nicht erschien, bis er den
zweiten Teil von Gottes Anweisungen befolgt hatte, nämlich das
Haus seines Vater zu verlassen (hier sollte erwähnt werden, dass
1Mo 12,1-3 eingebettet ist in den Bericht). Und als Abram sich
auch von Lot, seinem Neffen, trennte und damit den dritten Teil
der Anweisungen Gottes erfüllte, erschien ihm Gott ein drittes
Mal ( 1Mo 13,14 ) und wiederholte die Verheißungen, die er ihm
in Kapitel 12,1-3 gegeben hatte.
Diese neuen Verheißungen sollten durch ein
völlig neues Volk erfüllt werden. Gott adoptierte weder eine
Familie noch handelte er mit einem bereits existierenden
Volksstamm. Gott veränderte das Leben eines einzigen Mannes,
Abram, radikal, indem er ihm erschien ( Apg 7,2 ) und ihn zum
»Vater« eines neuen Volkes berief, eines auserwählten Volkes,
dem Volk Gottes. Gott offenbarte sich also selbst dem Abram, und
der glaubte daran, dass Gott seine Verheißung auch erfüllen und
treu zu seinem Wort stehen würde.
Abrams Weg der physischen Absonderung, weg
vom Allgemeinen (dein Land) hin zum Besonderen (deines Vaters
Haus) ist im geographischen Sinn historisch, außerdem mag er den
theologischen Anhaltspunkt einer geistlichen Absonderung
beinhalten, ausgehend von der Peripherie und endend im innersten
Zentrum.
Gott berief Abram, um ihn (physisch)
abzusondern von allem, was er kannte (Land, Verwandschaft,
Vaterhaus) und um ihn (im geistlichen Sinne) abzusondern von
allem früheren Götzendienst. Er beanspruchte ihn für sich
allein.
ABRAHAMITISCHER BUND
Die Einführung und die Verheißung des
Bundes
In 1Mo 12,1-3 wird der Bund eingeführt und
die Verheißungen werden in Kraft gesetzt. Diese Verse sind ein
Einschub zwischen Kapitel 11,32 und 12,4 . Sie erklären, warum
Abram die Reise von Ur ( 11,31 ) nach Kanaan macht. Gott war ihm
in Ur erschienen ( Apg 7,2 , s.o.) und gab ihm die in 1Mo 12,1-3
festgehaltenen Verheißungen, Verheißungen, die den Ereignissen
in Kapitel 11,31 vorausgingen. Drei wichtige Aspekte dieser
Verheißung, die sorgfältig unterschieden werden sollten, sind
der Inhalt, die Empfänger und die Segnungen der Verheißung. Der
Inhalt der Verheißung ist dreifach: Es wurden Verhei ßungen
gegeben, die das Land betrafen, den Samen und den Segen (an
dieser Stelle nicht genauer bestimmt). Zu diesem Zeitpunkt war
der Empfänger der Verheißung Abram allein (zu diesem Zeitpunkt),
obwohl ihm gesagt wurde, dass die Nutznießer Abram selbst, sein
Same (Nachkommen) und alle Familien der Erde waren ( 1Mo 12,1-3;
13,15; 15,18; 17,7-8 ).
Später wurde die Verheißung auf Issak
( 17,19; 26,24-25 ),
Jakob ( 28,13-15 ) und die
Söhne Jakobs ( 28,14; 35,12 ; 5Mo 4,40;
29,1-9 ) als Empfänger des Bundessegens ausgeweitet, durch die
sich die Verheißungen erfüllen würden.
So besteht die Verheißung des Bundes aus
persönlichen Segnungen für Abram, nationalen Segnungen für
Abrams Nachkommen und universellen Segnungen für alle Völker.
Diese Verheißung ist sozusagen das Saatbeet von Gottes gesamten
Plan für Israel und die Völker der Welt. In Hinsicht auf den
persönlichen Segen wird Abram verheißen, dass er der Vater einen
großen Nation werden soll ( 1Mo 12,2 ); weitere Völker werden
von ihm abstammen, sogar Könige ( 1Mo 17,6 ); sein Name wird
groß werden und er selbst wird ein Segen sein; er wird
geistlichen und materiellen Segen empfangen; und er wird das
Land zum ewigen Besitz erhalten ( 1Mo 12,1; 13,15; 17,8 ).
Abrams Nachkommen ist Segen und der ewige Besitz des Landes
verheißen ( 12,7; 13,15; 15,8; 17,8 ). Außerdem wird Abram das
generelle Versprechen gemacht, dass die Nationen durch ihn
gesegnet werden sollen. Obwohl dieser Segen hier nicht genauer
beschrieben wird, sollte später im weiteren Verlauf der
Offenbarung das Wesen dieser Segnungen klar werden.
Wenn wir die Spur des Auswirkens und der
Erfüllung des Abrahamitischen Bundes verfolgen, ist es unbedingt
notwendig, sorgfältig zwischen den verschiedenen Aspekten der
Verheißung zu unterscheiden. Wenn die einem bestimmten Empfänger
zugeschriebenen Segnungen auf andere angewandt werden, kann das
Ergebnis nur Verwirrung sein. Der landbezogene Aspekt der
Verheißung ist auf Abraham und seine natürlichen Nachkommen
beschränkt, genauer gesagt auf Isaak und Jakob. Da Abraham unter
dem Begriff Samen nur seine leiblichen Nachkommen verstehen
konnte, und da die Verheißung des Landes später zunächst auf
Isaak begrenzt wurde (Ismael wurde damit enterbt; 1Mo 17,15-21 )
und dann auf Jakob (womit Esau enterbt wurde; 1Mo 25,23;
27,29.33; 28,13-15 ), gilt sie nur dem Volk Israel, beginnend
mit Abram. Diese Unterscheidung muss konsequent durchgeführt
werden. Wenn man sagt, die Verheißung an Abram habe sich in der
Gemeinde erfüllt, ignoriert man die Tatsache, dass das Land
niemals der Gemeinde oder den Nationen verheißen wurde, sondern
allein Israel. Man kann auch nicht sagen, dass die Gemeinde als
Abrams geistliche Nachkommenschaft die Erfüllung der Verheißung
an Abram ist. Seit wann war die Gemeinde im fortdauernden Besitz
des Landes und seiner Umgebung? Wir können »Land« nicht
vergeistlichen und mit dem Himmel oder irgendeiner anderen
christlichen Erfahrung gleichsetzen. Als Abram auf
kanaanitischem Boden stand ( 1Mo 13,14-18 ), befahl Gott ihm,
seine Augen aufzuheben und in alle vier Himmelsrichtungen zu
blicken, von dort aus, wo er gerade stand. Alles Land, das
Abraham sah, versprach Gott ihm und seinen Nachkommen für immer.
Die Grenzen dieses Landes sind in 1Mo 15,18-21 umrissen. Abram
und seinen Nachkommen wurde buchstäblich ein geographisches,
irdisch reales Land zum ewigen Besitztum versprochen. Nur durch
Israel kann diese Verheißung erfüllt werden, und nur dann, wenn
Israel im immerwährenden Besitz dieses Landes ist, dessen
Grenzen in 1Mo 15,18-21 beschrieben werden.
Manche benutzen Gal 3 und sagen, dass die
Gemeinde als das neue Israel die Verheißung erfüllt, die Abram
gegeben wurde. Wenn Christus der Same Abrahams ist ( Gal 3,16 ),
dann sind diejenigen, die in Christus sind, ebenso Abrahams Same
( Gal 3,29 ). Da die Gemeinde eindeutig der Same Abrahams ist,
muss man die Verheißungen des Abrahamitischen Bundes irgendwie
als in der Gemeinde erfüllt betrachten. Also müssen die
landbezogenen Verheißungen vergeistlicht oder wegen Israels
Ungehorsam als außer Kraft gesetzt betrachtet werden. Es trifft
zu, dass Galater 3 lehrt, dass die Gläubigen in Christus (d.h.
die Gemeinde) der Same Abrahams sind.
Es trifft ebenso zu, dass dieselben auch
Erben des Abrahamitischen Bundes sind. Aber Paulus' zentraler
Gedanke in Galater 3 ist, dass die Heiden, die in Christus sind,
nur den universalen Segensaspekt des Abrahamitischen Bundes
erbten und zwar als Heide n. Sie brauchten nicht erst Juden
werden und sich dem Gesetz unterwerfen. Das bedeutet nicht, dass
sie unter all die Verheißungen gekommen sind, die dem Abraham
persönlich bzw. seinen Nachkommen in physischem oder nationalen
Sinn gegeben wurden. Die Schrift unterscheidet drei Arten von
Nachkommen Abrahams: (1) die leiblichen Nachkommen Abrahams, die
aber seinen Glauben nicht hatten und auch nicht Erben der
Verheißungen des Bundes wurden; (2) die leiblichen Nachkommen
Abrahams, die auch Abrahams Glauben hatten und sämtliche
Bundesverheißung erbten, das Land inbegriffen; und (3) die
geistliche Nachkommenschaft Abrahams, in deren Adern zwar nicht
Abrahams Blut fließt, die aber seinen Glauben haben und die den
universellen Aspekt des Abrahamitischen Bundessegens erben. Es
ist diese dritte Art, auf die sich Paulus im Galaterbrief
bezieht. (Es gibt natürlich noch eine vierte Art: Christus, der
endgültige Nachkomme Abrahams.)
ABRAHAMITISCHER BUND
Die Bestätigung des Bundes ( 1Mo 15 )
Sofort nach der Befreiung seines Neffen Lot
aus der Gewalt Kedorlaomers und der mit ihm verbündeten Könige
lehnte Abram es ab, die Siegesbeute, die ihm durch den König von
Sodom angeboten wurde, anzunehmen. Obwohl er dies aus der
richtigen Motivation heraus tat ( 1Mo 14,22-23 ), begann Abram
sich offenbar zu fragen, ob seine Entscheidung weise gewesen war
( 15,1-3 ). Gott reagierte auf Abrams wankenden Glauben und
wiederholte seine dreifache Verheißung für Abram bezüglich des
Landes, seiner Nachkommenschaft und des Segens. Gott kehrte nun
die Reihenfolge um und versicherte Abram, dass in Bezug auf den
Segen seine Belohnung sehr groß sein würde ( 15,1 ); im Blick
auf die Nachkommenschaft würde er der Vater unzähliger
Nachkommen sein, die aus seinem Leib hervorgehen sollen ( 15,4-5
); und auch das Land würde Abram besitzen ( 15,7 ).
Als Abram um Bestätigung bat, ob das Land
tatsächlich ihm gehöre ( 15,8 ), bekräftigte Gott sein
Versprechen durch einen Blutbund ( 15,8-21 ). Da eigentlich nur
ein einziges Tier für einen Blutbund benötigt wurde, betont die
Vielzahl von Tieren hier die große Bedeutung dieses Bundes.
Normalerweise war es üblich, dass bei einem Blutbund beide
Partner zwischen den Opferstücken hindurch schritten und sich
gegenseitig einem unveränderlich Bund verpflichteten. Hier
jedoch wurde Abram in einen tiefen Schlaf versetzt ( 15,12 ) und
Gott allein schritt durch die Opferstücke hindurch ( 15,17 ). So
wurde Abram Empfänger und Nutznießer dieses göttlichen Bundes,
aber nicht teilnehmender Partner. Daher hängt das Bestehen und
Fortdauern dieses Bundes nicht von Abram ab. Da nicht Abram
diesen Bund schloss, kann er den Bund auch nicht brechen. Gott
allein nahm den Schwur und die Ratifizierung auf sich und band
sich an eine unveränderliches Verheißung und die Unumkehrbarkeit
des Laufs der Dinge. Dies ist also ein einseitiger Bund und
daher in Bezug auf seine Erfüllung nicht an Bedingungen
geknüpft. Abraham und sein Same (leibliche Nachkommen durch
Isaak und Jakob), Israel, werden das Land für immer besitzen.
In Verbindung mit der Bestätigung dieses
Bundes ist es wichtig zu wissen, dass (1) die geographischen
Grenzen fest umrissen wurden ( 15,18-21 ) und (2) das Schicksal
des Samens Abrahams im Blick auf ihre Versklavung in Ägyten und
ihre Befreiung vierhundert Jahre später nicht nur vorausgesagt
wurde, sondern sich wörtlich erfüllte. Die wörtliche Erfüllung
der Versklavung und Befreiung Israels sowie ihr Eintritt in das
verheißene Land ist ein Argument für die gleiche wörtliche
Erfüllung der Verheißung ihres ewigen Besitztums dieses Landes.
ABRAHAMITISCHER BUND
Das Zeichen des Bundes ( 1Mo 17,1-27 )
Unmittelbar nachdem Abram im Glauben
versagt hatte ( 1Mo 16 ), wiederholte Gott die
Bundesverheißungen an Abram ( 17,1-8 ). Er stellte sich selbst
als »Gott, der Allmächtige« vor und betonte damit seine
Fähigkeit, gegebene Versprechen zu erfüllen ( 17,1 ). Abrams
Name (»mein Vater ist erhaben«) wurde geändert in Abraham
(»Vater einer Menge«). Die Beschneidung wurde als Zeichen
Abrahamitischen Bundes eingeführt ( 17,9-14 ). Sie bedeutete
nicht die Einführung eines neuen gesonderten Bundes, sondern sie
war ein Zeichen für den bereits bestehenden Abrahamitischen
Bund. Gehorsam auf Seiten des Bundesvolkes zeigte die Realität
ihres Glaubens und erwies es als geeignet für den Segen im Sinne
der Zusagen des Bundes. Wenn ein Vater seinen Sohn beschnitt, so
tat er dies im Glauben an die Bundesverheißungen und aus dem
Wunsch heraus, dass sein Sohn für diesen Bund geeignet sein
sollte.
Die Beschneidung weist also ein Volk als
würdig zum Segen aus. Sie allein garantiert jedoch nicht den
Segen. Glaube war notwendig. Doch das Fehlen der Beschneidung
schloss von der Bundesgemeinschaft aus ( 17,14 ). Ismaels
Beschneidung war notwendig, nicht um Erbe des Bundes zu sein und
diesen fortzusetzen, sondern einfach, weil er Mitglied der
Bundesgemeinschaft war. Auch die ausländischen Sklaven mussten
beschnitten werden ( 17,13 ). Die Beschneidung gewährleistete
jedoch nicht Ismaels fortdauernde Eignung für den Bund. Obwohl
er beschnitten war, wurde er aufgrund seines Unglaubens und
seiner Feindschaft gegen das Bundesvolk verbannt.
ABRAHAMITISCHER BUND
Die historische Erfüllung des Bundes
Viele der Abraham gegebenen Verheißungen
haben sich in der Geschichte erfüllt, und zwar wörtlich. Abraham
wurde mit materiellem und weltlichen Dingen reichlich gesegnet.
Er besaß Land, Sklaven, Viehherden, Silber und Gold. In
geistlicher Hinsicht verbrachte er ein glückliches Leben sowohl
in der Trennung von Gott, als auch in Gemeinschaft mit Gott (er
wurde als Freund Gottes bezeichnet), er erlebte Gottes Hilfe und
hatte Frieden und Sicherheit durch ein Leben im Gehorsam und in
der Abhängigkeit von Gott. Abraham hatte auch (schon zu
Lebzeiten) einen großen Namen, der sogar heute noch in den drei
größten Religionen der Welt (Judentum, Islam und Christentum)
sehr angesehen ist. Er besaß einen Erben durch Sara; er hatte
unzählige Nachkommen, er war (und ist noch) ein Strom des Segens
für andere (z. B. für seine eigene Familie und
Sippengemeinschaft, für seine Nachkommen und für die ganze
Welt). Mehr als das: Die Geschichte hat Segnungen und Flüche des
Abrahamitischen Bundes hervorgebracht. Völker, die Israel
verfolgt und verflucht haben, sind von Gott verflucht worden.
Solche, die Israel gesegnet haben, hat Gott gesegnet.
ABRAHAMITISCHER BUND
Die eschatologische Dimension des Bundes
Der mit Israel geschlossene, wörtlich
verstandene Abrahamitische Bund war nicht an Bedingungen
geknüpft und enthält nicht notwendigerweise eine besondere
eschatologische Dimension. Die Nation Israel als leiblicher Same
Abrahams muss bestehen bleiben. Wenn Israel das Land für immer
besitzen soll, dann muss es auch ewig existieren. Dies ist nicht
nur im Abrahamitischen Bund enthalten, sondern wird auch sonst
in der Schrift bekräftigt ( Ps 89,29-37; Jer 31,35-37; 33,19-26;
46,28; Am 9, 8-15 ). Trotz Israels Ungehorsam wird es als Volk
bewahrt werden. Israel wird in dem verheißenen Land
wiederhergestellt werden, aber für seinen Ungehorsam strenge
Zucht erleiden. Durch diese wird es jedoch zur Buße gebracht.
Israel wird eine nationale Umkehr und eine geistliche Erneuerung
erleben, die es zum ewigen Besitztum des Landes und damit
verbundenen materiellen und geistlichen Segen ausrüsten wird.
Israel wird zum Segensstrom für alle Völker der Erde werden. Der
Abrahamitische Bund garantiert Israel den immerwährenden Besitz
des Landes und die Segnungen in diesem Land, wie es geographisch
in 1Mo 15 umrissen ist. Abraham, Isaak, Jakob und seine Söhne,
die am Glauben ihrer Väter und an ihrer Eignung für den Bund
Anteil hatten, werden auferweckt werden und ihren Platz in dem
verheißenen Land zugewiesen bekommen, um es für ewig zu besitzen
( Mt 22,23-32; Apg 26,6-8; Hebr 11,13 ).
Im Abrahamitischen Bund inbegriffen ist
ebenso der universelle Segen, durch den alle Geschlechter der
Erde gesegnet werden sollen ( 1Mo 12,3 ). Dieser Segen reicht
bis in das Zeitalter der Gemeinde und bis ins Tausendjährige
Reich hinein. Durch sein Blutvergießen am Kreuz besiegelte
Christus den Neuen Bund ( Mt 26,26-29; Mk 14,24; Lk 22,17-20 ),
der besonders Israel verheißen war ( Jer 31,31 ). Der Neue Bund
verstärkt den universellen Aspekt der Segnungen des
Abrahamitischen Bundes. Und während Israel durch seinen
Unglauben derzeit diese Segnungen verwirkt hat, ist die Gemeinde
durch ihre Verbindung mit dem Mittler des Neuen Bundes Erbe der
geistlichen Segnungen dieses Bundes (Vergebung der Sünde,
geistliche Erneuerung, Innewohnung des Heiligen Geistes usw.;
siehe Jer 31,33-34; Hes 36,25-27 ) geworden. Wenn Israel umkehrt
und Christus annimmt, wird die Nation all diese geistlichen
Segnungen und die Wiederherstellung in dem Land der Verheißung
samt den damit verbundenen materiellen Segnungen erben ( Hes
36,22-38 ).
Siehe auch: Bundesschlüsse.
Steven L. McAvoy
Willis J. Beecher, The Prophets and the
Promise (Grand Rapids: Baker, 1975); Paul N. Benware,
Understanding End Times Prophecy: A Comprehensive Approach
(Chicago: Moody Press, 1995); Clarence E. Mason Jr., Prophetic
Problems With Alternate Solutions (Chicago: Moody Press, 1973);
J. Dwight Pentecost, Bibel und Zukunft (Dillenburg: CV, 1993)
and Thy Kingdom Come (Wheaton: Victor Books, 1990); Charles C.
Ryrie, The Basis of the Premillennial Faith (Neptune, N.J.:
Loizeaux Brothers, 1953); Bruce K. Waltke, »The Phenomenon of
Conditionality within Unconditional Covenants« in Israel's
Apostasy and Restoration , hrsg. von Abraham Gileadi (Grand
Rapids: Baker, 1988); John F. Walvoord, »The Abrahamic Covenant
and Premillennialism« in Vital Prophetic Issues , hrsg. von Roy
B. Zuck (Grand Rapids: Kregel, 1995), und The Millennial Kingdom
(Grand Rapids: Zondervan, 1959).