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APOSTELGESCHICHTE 2
und Pfingsten
Die Ausgießung des
Heiligen Geistes am Tag von Pfingsten in Apg
2 ist der Antitypus des alttestamentlichen
Festes der Erstlingsfrüchte und die
Erfüllung mehrerer Prophezeiungen unseres
Herrn Jesus, ganz besonders von Apg 1,5.8
und ebenso von Joh 14,16-17.26; 15,26;
16,7-15 . Aber sie ist nicht die Erfüllung
der Prophezeiung Joels.
Das Pfingsten in Apg 2
ist die Erfüllung vieler einzelner Aspekte
des Festes der Erstlingsfrüchte im dritten
Buch Mose. Das zeitliche Intervall von 50
Tagen des mosaischen Festes ( 3Mo 23,16 )
entsprach genau dem Zeitraum zwischen der
Auferweckung Christi ( Joh 20,17 ) und der
Ausgießung des Geistes in Apostelgeschichte
2. Die zwei Brote ( 3Mo 23,17 )
repräsentieren dementsprechend Juden und
Heiden, die in Christus zu einem Leib
zusammengefügt wurden ( 1Kor 12,13 ). Die
Brotlaibe wurden aus Sauerteig gemacht ( 3Mo
23,17 ), welches Sünde oder Böses unter den
Gläubigen auf der Erde darstellt. Die
Erstlingsfrüchte wurden dargebracht ( 3Mo
23,17 ), und Christus ist die
Erstlingsfrucht ( 1Kor 15,23 ).
Der Herr Jesus
prophezeite den Dienst des Heiligen Geistes
nach seiner Rückkehr zur Rechten des Vaters
und machte deutlich, dass dieser Dienst
etwas Neues war und sich von dem
unterschied, was die Apostel bis dahin
erfahren hatten ( Joh 14,17 ). Am Tag von
Pfingsten kann man mehrere Werke des
Heiligen Geistes ausmachen. Durch das Reden
in Zungen ( Apg 2,4 ) kam der Dienst des
Geistes in Bezug auf die Gnadengaben ( 1Kor
12,11 ) zum Ausdruck. Der Dienst der
Erfüllung durch den Geist wird ebenso
erwähnt ( Apg 2,4 ). Bevollmächtigung zum
Zeugendienst ( Apg 1,8 ) ist erkennbar in
der Kühnheit des Auftretens der Jünger. Der
Dienst der Überführung ( Joh 16,7-11 ) wird
offenbar durch die Reaktion der Zuhörer (
Apg 2,37 ). Das Werk der Taufe im Heiligen
Geist als solches wird nicht ausdrücklich
erwähnt, ist aber ebenso offensichtlich. Der
Herr Jesus bezog sich in Apg 1,5 auf das
Werk der Taufe als etwas noch in der Zukunft
Liegendes. Petrus nahm Bezug auf Pfingsten
als dem Zeitpunkt, an dem die Apostel die
Erfüllung dieser Verheißung empfangen hatten
( Apg 11,15-17 ).
Die Taufe mit dem
Heiligen Geist an Pfingsten leitete ebenso
die Erfüllung der Worte Christi über den Bau
seiner Gemeinde ein ( Mt 16,18 ). Die
Gemeinde wurde an diesem Tag eingeweiht.
Durch die Taufe des Heiligen Geistes wird
ein Gläubiger dem Leib Christi hinzugefügt (
1Kor 12,13 ), welcher die Gemeinde ist ( Eph
1,22-23 ). Diese Taufe des Heiligen Geistes
gründete sich auf Christi Tod und
Auferstehung ( Röm 6,3-4 ). Bevor Christus
nicht erhöht war, um das Haupt der Gemeinde
zu werden ( Kol 1,18 ), und bevor er nicht
von der Rechten des Vater aus den Geist
ausgoss ( Apg 2,33 ), um Menschen seinem
Leib hinzuzufügen, gab es keine Gemeinde im
Sinne dieses Wortes im Neuen Testament. Die
Taufe der Gläubigen in den Leib Christi
hinein scheint ein einzigartiges Merkmal
dieser Heilszeit zu sein.
Im Blick auf Petrus'
Zitat aus dem Buch des Propheten Joel über
den Tag des Pfingsten haben die Ausleger in
ihrem Verständnis keine Übereinstimmung
gefunden. Was meinte Petrus, als er
erklärte, dass die auftretenden Phänomene
das waren, wovon der Prophet Joel redete?
Manche sind der Meinung, Petrus habe die
vollständige Erfüllung der Prophezeiung
Joels angezeigt. Andere haben ihn so
verstanden, dass die Tätigkeit des Geistes
an Pfingsten der Beginn dessen war, was Joel
sagte. Wieder andere verstehen Petrus so,
als sei Pfingsten ein Angebot unter
Bedingungen, von dem der Prophet Joel
gesprochen hatte. Aber Petrus' Bezugnahme
auf den Propheten Joel scheint am besten
verstanden zu werden als eine einfache
Illustration des Werkes des Heiligen
Geistes. Petrus wollte sagen: Das ist die
Art von Dingen, von denen der Prophet Joel
gesprochen hat.
Petrus' einleitende
Worte zu dem Zitat aus Joel in Apg 2,16 -
»... dies ist es, was durch den Propheten
Joel gesagt ist (touto estin to eiremenon )«
- weist nicht notwendigerweise auf eine
Erfüllung hin, was klar wird, wenn man einen
sorgfältigen Blick auf seinen Stil wirft. In
1.Pet 1,23-25 gebraucht Petrus dieselbe
Formulierung: »Dies aber ist das Wort (touto
de estin to rhema ), das euch als Evangelium
verkündigt worden ist.« Er bezieht sich
dabei auf ein Zitat aus Jesaja, das
eindeutig keine buchstäbliche Erfüllung ist.
Petrus weist auf einen Vergleich hin: Das
ist die Art von Wort (das ewige Wort), das
zu euch gepredigt wurde. Auf der anderen
Seite vergleichen seine klaren, einleitenden
Worte erklärend die Erfüllung einer
Prophetie in Apg 1,16 .
Es gibt handfeste
Gründe, Petrus so zu verstehen, dass die
Ereignisse an Pfingsten denen gleichen, von
denen Joel schreibt, jedoch nicht ihre
Erfüllung sind:
1. Joel spricht von
einer Ausgießung des Geistes auf Juda (siehe
Joel 3,1 mit dem wiederholten Gebrauch der
Anrede in der 2. Person, um zu beschreiben,
dass der Geist »über alles Fleisch«
ausgegossen wird; Joel 3,5 spricht vom Berg
Zion und von Jerusalem als die Empfänger der
Befreiung; Juda und Jerusalem werden in Joel
4,1 erwähnt).
2. Die in Joel 2
erwähnten Ereignisse, die der Ausgießung
vorausgehen, sind niemals erfüllt worden.
Die Wunder des Himmels aus Joel 3,3-4 haben
an Pfingsten nicht stattgefunden. Das
Gericht über die Heiden und die
Wiederherstellung des Reiches Israel, die
der Ausgießung des Geistes folgen ( Joe 4 ),
wurden nicht erfüllt. Die Erfahrungen von
Pfingsten decken sich nicht mit allem, was
Joel voraussagte.
3. Die Ausgießung des
Geistes an Pfingsten geschah zur Entstehung
der Gemeinde. Sie ähnelt der Ausgießung des
Geistes über ein bußfertiges Juda. Die
Ausgießung des Geistes an Pfingsten wird als
die Erfüllung der Geistestaufe und als der
Beginn der Gemeinde betrachtet ( Apg 1,5;
11,15-17 ).
Siehe auch: Heiliger
Geist, Taufe mit dem HG ; Israel und die
Gemeinde, Unterschiede .
Clifford Rapp Junior
Lewis Sperry Chafer,
Hrsg., Systematic Theology , Bd. 4 (Grand
Rapids: Kregel Publications, 1993); Charles
C. Ryrie, »The Significance of Pentecost«,
in: Vital Theological Issues , hrsg. von Roy
B. Zuck (Grand Rapids: Kregel, 1994); Robert
L. Saucy, The Church in God's Program
(Chicago: Moody Press, 1972); Henry C.
Thiessen, Lectures in Systematic Theology
(Grand Rapids: Eerdmans, 1949).
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