Bekehrung und
Wiedergeburt
Gerne
möchte ich eine Antwort zu der Forumfrage 123 versuchen.
Zuerst
einmal: Die Bedeutung dieser zwei Worte, unabhängig von einem biblischen
Kontext.
Bekehrung
Wenn
ein Mensch sich von etwas abwendet, abkehrt, umkehrt, heisst das
dazugehörige Hauptwort “Bekehrung”. Der profane Gebrauch des Wortes wird
z.B. deutlich in dem Satz: “Er hat sich vom Kommunismus zur Kapitalismus
bekehrt.” Aufgrund einer Argumentation und Einsicht, wendet sich ein
Mensch von einem Bekenntnis zu einem anderen, oder von einer
Verhaltensweise zu einer anderen.
Wiedergeburt
Nach
einer erfolgten Geburt, wird dieses Ereignis erneut geschehen.
Ein
zweites Leben, eine Chance nach einem verpatzten Versuch, ein erneutes
Aufblühen in einer anderen Dimension, “Ich fühle mich wie neu geboren”.
Von
ihrem Charakter her gesehen, ist “Bekehrung” eher ein aktiver Akt, der
mit einer Entscheidung zusammenhängt; “Wiedergeburt” eher passiv, wie
ich ja auch keinen (aktiven) Einfluss auf meine Geburt hatte.
Auswahl von Bibelversen zur Überprüfung der obigen Feststellung
Wiedergeburt: “Es wird mit uns gemacht”
1. Petrus
1:23
die ihr
nicht wiedergeboren seid aus verweslichem Samen, sondern aus
unverweslichem, durch das lebendige und bleibende Wort Gottes;
1.Petrus
1:3
Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, der nach
seiner großen Barmherzigkeit uns wiedergezeugt hat zu einer lebendigen
Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi aus den Toten,
1Johannes
3:9
Jeder,
der aus Gott geboren ist, tut nicht Sünde, denn sein Same bleibt in ihm;
und er kann nicht sündigen, weil er aus Gott geboren ist.
-Ihr
seid wiedergeboren......
-Er hat
uns wiedergezeugt.......
-Er ist
aus Gott geboren..........
Bekehrung:
“Ich bin aktiv beteiligt”
Apostelgeschichte
14:15 Männer, warum tut ihr dieses? Auch wir sind Menschen von gleichen
Empfindungen wie ihr und verkündigen euch,
daß ihr euch von diesen nichtigen Götzen bekehren sollt zu dem
lebendigen Gott, welcher den Himmel und die Erde und das Meer gemacht
hat und alles, was in ihnen ist;
Heb
12:25 Sehet zu, daß ihr den nicht abweiset, der da redet! Denn wenn jene
nicht entgingen, die den abwiesen, der auf Erden die göttlichen
Aussprüche gab:
wieviel mehr wir nicht, wenn wir uns von dem abwenden, der von den
Himmeln her redet!
-Ihr
sollt euch bekehren ....
-Wir wenden
uns ab .....
Wo
liegt der Unterschied?
Die
Bekehrung beruht auf einer Einsicht, währenddem die Wiedergeburt ein Akt
Gottes ist, den der Glaubende hinnehmen muss.
Der wiedergeborene Mensch ist Teilhaber am Leben Gottes und wird somit
befähigt, gottgefällig zu leben. Auch bei der Bekehrung ist der Mensch
abhängig von Gott, nämlich dass der Heilige Geist die Wahrheit vor Augen
stellt und so eine Umkehr überhaupt ermöglicht.
Zeitliche
Abfolge
Für
eine Umkehr (Bekehrung) ist Glaube nötig, nämlich das Vertrauen darauf,
dass die mir von Gott als Alternative angebotene Errettung die einzige
wahre Lösung des Konfliktes zwischen Gott und mir ist.
Laut Johannes 1,12 garantiert Gott
jedem der ihn “aufnimmt”
(ihm glaubt) die Gotteskindschaft,
was die “Wiedergeburt” zwangsläufig mitbeinhaltet.
Da uns nirgendwo von einer Zeit zwischen den einzelnen Ereignissen
berichtet wird, gehe ich davon aus, dass alles im gleichen Augenblick
geschieht.
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Ich sehe in der zweifellos wichtigsten Frage nicht klar,
nämlich der, dass ich nicht weiß ob ich in den Himmel kommen werde oder
ob der Herr zu mir sagen wird: "Ich habe dich niemals gekannt."
Eigentlich ist der Weg zu Gott so einfach, dass sogar Kinder oder
Behinderte ihn beschreiten können.
Ich jedoch werde immer verwirrter und ängstlicher je mehr ich mich mit
diesem Thema beschäftige und das obwohl ich Abitur besitze.
Bevor ich mein Problem detailliert schildere will ich, um
Missverständnissen vorzubeugen den Standpunkt meines Glaubens
offenlegen.
Die Heiligkeit Gottes zwingt ihn Sünder in die Hölle zu werfen.
Der Kreuzestod des Herrn Jesus Christus bietet einen Ausweg.
Der Herr Jesus wurde aus den Toten wieder auferweckt. Dies ist der
Beweis, dass Gott das Opfer annahm.
Er sitzt als Sachwalter jetzt zu rechten Gottes.
Jeder Mensch, der seine Sünden bekennt (1.Johannes 1,9) und an
den Herrn glaubt (Johannes 3,16) ist ein Christ.
Gläubige können nicht verloren gehen.
Des Weiteren bin ich überzeugt, dass die ganze Bibel Gottes Wort ist und
dass jeder, der dies nicht so sieht, Gott zum Lügner erklärt.
Eigentlich sollte nun alles klar sein, doch wie bereits erwähnt, verstehe
ich überhaupt nichts mehr und
ich sehe den Weg zu Gott verschlossen.
Als ich damals meine Sünden bekannte war die Triebfeder eine
unaussprechliche Angst für immer dort sein zu müssen, wo das Weinen und
Zähneknirschen sein wird.
Schon damals war ich mir überhaupt nicht sicher, " ob ich alles richtig
gemacht habe," wodurch die Anzeichen der ersten Frische oder einer
brennenden ersten Liebe zum Herrn bei mir nicht vorhanden waren.
Da der Christ aber nicht in sich hineinhorchen soll, ob vielleicht eine
Veränderung stattgefunden habe,
sondern auf den Herrn Jesus schauen soll, ist dies nicht mein
eigentliches Problem.
Was nun folgt ist das, was mir solche Unruhe bereitet.
Der verstorbene Heijkoop schrieb unmissverständlich, dass es möglich
wäre,
dass jemand an den Herrn Jesus glaubt und ihn um Vergebung der Sünden
bittet doch trotzdem nicht errettet würde.
Glauben würden auch die Dämonen (darin widerspreche ich ihm nicht) und
ein Sündenbekenntnis brächte nur etwas,
wenn auch die notwendige Reue vorhanden wäre, und man bereit sei, mit dem
alten zu brechen.
Auch eine bloße Gefühlsaufwallung oder das blosse Erkennen mit dem
Verstand, dass man ein Sünder sei und das darauf folgende Bekenntnis
würde,
so Heijkoop nicht ausreichen. Sowohl mit der Buße als auch mit der
Bekehrung habe ich Probleme.
Ich fange mit der Buße an. Ich könnte, zumindest theoretisch gesehen
mein ganzes Geld den Armen geben,
16 Stunden täglich in der Bibel lesen, meine Sünden jede Stunde bekennen
oder, was ich natürlich nicht vorhabe,
so treu sein wie Abraham, als er bereit war, seinen Sohn zu opfern.
Was mir aber unmöglich (unmöglich
meine ich wörtlich) ist, ist in meinem Herz ein Gefühl der Reue zu
erzeugen.
Ich habe lange Zeit versucht in mir Reue zu erzeugen oder in mich
reinzuhören, ob in mir nicht Reue vorhanden ist.
Das einzige, was ich in mir bemerke ist eine alles andere verdrängende
Angst.
Meine Frage ist, ob Gott nicht auch solch ein reines "Angst-Bekenntnis"
annimmt?
Ich weise darauf hin, dass Ninive auch erst dann in Sack und Asche ging,
als Jona Gericht ankündigte und das David,
der Schuld wegen dem Ehebruch und dem Mord auf sich lud, zu Gott
zurückkehrte, als ihm durch Nathan Strafe angedroht wurde.
Oder waren hierbei die Strafen nicht der Grund für die Umkehr sondern
der Auslöser für eine Gesinnungsänderung?
Als nächstes spreche ich über die Bekehrung.
Da ich in einem frommen Umfeld aufgewachsen bin, gab es nie eine
einschneidende Wegänderung.
Ich musste keine Schallplatten zerbrechen oder irgendwelche
unchristlichen Beziehungen aufgeben, da jenes bei mir nicht vorhanden
war.
Eine Bekehrung bedeutet aber, soviel ich weiß, eine kompromisslose Umkehr
um 180°,
was heißt, dass man mit allem, was man als böse erkannt hat brechen muss.
Was ist aber, wenn dies nahezu unmöglich ist.
Kann sich ein Kettenraucher dann nicht bekehren?
Er müsste dann Gott ja um Vergebung dafür bitten, dass er seinen Körper
durch das rauchen zerstört, aber gleichzeitig hinzufügen, dass er das
rauchen niemals aufgeben werde.
Da ich aber kein Raucher bin, trifft der folgende Sachverhalt meinen Fall
besser.
Muss ein Arbeiter, der in kleinerem Umfang Schwarzarbeit verrichtet, bei
seiner Bekehrung bereit sein dies zu lassen, damit Gott ihn annimmt,
auch wenn dieser Arbeiter ein Feigling ist und er durch seinen Chef
unverhältnissmässigen Druck zu erwarten hätte?
Wenn dies so wäre, könnte man dann nicht die Bekehrung derart
definieren, dass jemand Gott verspricht mit seinem alten Leben zu
brechen und den Wunsch äußert,
Gott treu zu sein? Ist dies dann nicht eine Art verschleierte
Gerechtigkeit durch Werke? und wie verträgt es sich mit der Tatsache,
dass das Wasser des Lebens umsonst ist?
Wenn jemand meine quälenden Fragen beantworten will, dann bitte ich
denjenigen mir nicht einfach ein paar Bibelstellen hinzuschreiben, da
ich jene mit Sicherheit kenne.
Des Weiteren nutzen mir irgendwelche Links oder Buchempfehlungen nichts,
weil ich bereits hunderte, wenn nicht sogar einige tausend Schriften zu
diesem Thema las.
Über individuelle Antworten wäre ich sehr dankbar.
Desöfteren wird Menschen ohne Heilsgewissheit unterstellt, dass sie dem
Wort Gottes nicht glauben würden.
Ich jedenfalls stehe hinter der Aussage von 2.Timotheus 3,16: "Alle
Schrift ist von Gott eingegeben".
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In der Theologie gibt es Diskussionen
über die sog. ordo salutis, d.h. die Ordnung, was geschehen muss,
damit man das Heil bekommt.
Und ich sage dir: die Theologen sind sich da nicht so einig, was
wann wie passieren muss.
Ich stelle mich auf diesen
Standpunkt:
Du hast gerade am Anfang deiner Anfrage viel Gutes geschrieben. Du
hast das Evangelium klargestellt. Vom Kopf her kapierst du, was
Sache ist und du hast dies im Gebet ausgedrückt.
Du hast völlig Recht, dass die bloße
Erkenntnis nicht genügt. Auch viele Theologen wissen um das
Evangelium, aber nehmen es dennoch nicht an.
M.E. muss es zur Erlösung einen Moment geben, in dem man das
Evangelium versteht und zu Gott betet, dass man seine Sünden bekennt
und um Vergebung bittet, die Gott ja sofort gewährt - allein aus
Gnade.
In diesem Moment tust du Buße. Buße
hat zunächst nicht viel mit Gefühlen zu tun, sondern mit einer
Sinnesänderung. D.h.: wer Buße tut, der wendet sich ab von einer
falschen Richtung und wendet sich Gott zu. Das ist zunächst nur ein
Entschluss und ein Gebet. Buße heißt im Griechischen "metanoia"
(oder so ähnlich) und heißt einfach: Abkehr vom Bisherigen und
Hinkehr zu Gott. Nix
mit Gefühlen. Die können sein, aber es ist kein
Heilskriterium, um gerettet zu werden. Wäre ja auch blöd: Wer
besonders viel fühlt, ist umso mehr gerettet? Oder: Wie will man
Reue messen? Menschen können das eh nicht. Und auch das weitere
christliche Leben zeigt doch: der alte Adam will immer wieder die
Oberhand bekommen und manche Christen geben sie ihm auch immer
wieder. Dennoch sind es Christen. Es sind dann fleischliche
Christen. Das ist sicher nicht gut, aber berührt zunächst nicht ihre
Erlösung. Wir können zu unserer Erlösung nichts hinzutun.
Also: Deine Empfindungen sind
zunächst völlig egal, wichtig ist die Sinnesänderung und der
Entschluss zur Umkehr zu Jesus.
Es ist wie mit einem
Geschenk:
Du kannst ein Geschenk annehmen,
musst dabei aber nicht viel fühlen. Es genügt einfach die Annahme
des Geschenkes.
Übertragen auf unsere Erlösung heißt das:
Vertraue, dass Gott dir in Jesus
Christus diese Erlösung schenken will und nimm sie im Gebet an.
Vielleicht hilft es dir, dies unter Zeugen zu tun.
Jemanden, der mit dir nochmal darüber
spricht und dann mit dir betet.
Dann gibt es jemanden, der dir bezeugen kann:
" Ich war dabei als XY sich zu Gott
gewendet hat und sein Vertrauen ausgesprochen hat und sich zu Jesus
Christus bekannt hat!"
Dann könntet ihr das schriftlich fixieren.
Dann kannst du da immer wieder
nachlesen, wenn die Zweifel kommen.
Gott ist uns nicht nur 9 Schritte in Christus entgegengekommen,
sondern alle 10!
Ich selbst habe die ersten 1-2 Jahre meines Glaubenslebens immer
wieder viele Zweifel gehabt.
Und letztlich habe ich gesehen:
Allein das Wort Gottes und allein seine Gnade sind der Gradmesser
für meine Erlösung.
Ich kann nichts hinzutun.
Deshalb kannst auch du nichts
hinzutun, weil deine Erlösung allein durch Jesus Christus geschieht.
Und Jesus nimmt die Sünder an! Die Unfertigen! Die Unperfekten!
Aufgeräumt wird danach! Aber vorher
wird gefeiert!
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