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ESCHATOLOGIE
Abgrenzung
Die Abgrenzung, Mischformen und
Möglichkeiten für viele unterschiedliche
eschatologische Systeme leiten sich aus der
Tatsache ab, dass zahlreiche verschiedene
prophetische Aspekte miteinander vermischt
werden. Für viele stellt schon der Versuch,
die Unterschiede zwischen
Prämillennialismus, Postmillennialismus und
Amillennialismus zu verstehen, eine
bedeutsame Herausforderung dar. Das Bild
wird jedoch noch komplexer, wenn man die
vier Methoden zur eschatologischen
Zeiteinteilung (Präterismus, Historizismus,
Futurismus und Idealismus) dem prophetischen
Spektrum hinzufügt. Wenn diese mit
verschiedenen hermeneutischen Methoden
verbunden werden und Themen wie »Israel und
die Gemeinde«, »Bundestheologie kontra
Dispensationalismus«, sowie
Auslegungsunterschiede innerhalb der Systeme
hineinspielen, lässt sich die Eschatologie
von allen Gebieten der systematischen
Theologie am schwersten verstehen,
geschweige denn beherrschen.
Wie bei vielen Sachverhalten, die komplex zu
sein scheinen, ist es jedoch nicht so
schwierig, wie man auf den ersten Blick
denken mag, wenn man versucht, sich die
grundlegenden Merkmale jedes Aspekts
einzuprägen. Wenn man die Merkmale jedes
möglichen Elements erlernt, wird man auch
imstande sein, das Wesen der verschiedenen
Mischformen zu erfassen. Welche
Kombinationsmöglichkeiten können nun unter
anderem entstehen, wenn man von der Logik
der verschiedenen Aspekte ausgeht? Die
folgende Tabelle gibt darüber Aufschluss:
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Prophetische Zeiteinteilung und
Ansichten zum Tausendjährigen
Reich
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Zeiteinteilung
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Amillennialismus
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Postmillennialismus
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Prämillennialismus
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Präterismus
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Ja
|
Ja
|
Nein
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Historizismus
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Ja
|
Ja
|
Ja
|
Futurismus
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Nein
|
Ja
|
Ja
|
Idealismus
|
Ja
|
Ja
|
Nein
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Innerhalb des Prämillennialismus gibt es,
wie in der folgenden Tabelle dargestellt,
noch andere Möglichkeiten:
Ansichten im Rahmen der
prämillennialistischen
Zeiteinteilung
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Zeiteinteilung
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Vorentrückung
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Entrückung während der Trübsal
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Nachentrückung
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Präterismus
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Nein
|
Nein
|
Nein
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Historizismus
|
Nein
|
Ja
|
Ja
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Futurismus
|
Ja
|
Ja
|
Ja
|
Idealismus
|
Nein
|
Nein
|
Nein
|
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Die Unterschiede können beseitigt werden,
indem man sich an eine konsequent wörtliche
Auslegung hält. Eine solche Methode führt
zur dispensationalistischen,
prämillennialistischen und futuristischen
Eschatologie im Sinn der Vorentrückung, die
für Israel als Volk eine Zukunft erwartet.
Siehe auch:
Eschatologie, Theologie und Sichtweisen.
Thomas Ice
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ESCHATOLOGIE
jüdische
Wie im Christentum sind im Judentum viele
verschiedene Traditionen vertreten, von
denen jede die prophetischen Schriftstellen
anders auslegt. Im Folgenden wird nur die
Eschatologie des orthodoxen Judentums
erörtert, die trotz vieler Unterschiede im
Detail einen allgemeinen Grundriss bietet,
der in etwa der prämillennialistischen
Auslegung endzeitlicher Ereignisse
entspricht. Da die jüdische Eschatologie so
umfassend ist, sollte man eigentlich nicht
nur die zwei wichtigsten eschatologischen
Zeiträume erörtern. Für den Vergleich mit
dem Prämillennialismus reicht dies jedoch
aus.
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ESCHATOLOGIE
jüdische
Eschatologische Trennlinien
Die Rabbiner unterschieden grob zwischen
diesem Zeitalter
(ha-´olam hazeh ) und dem kommenden
Zeitalter
(ha-´olam hab-ba ), wobei sie eine
speziellere Unterscheidung zwischen den
Tagen des Messias
(Yemot ha-Maschiach ), der Erlösung
(Ge´ulah ) und der Auferstehung der
Toten
(techiyyat ha-metim ) vornahmen. Vom
prämillennialistischen Standpunkt aus
gesehen entsprechen diese Unterscheidungen
ungefähr der größeren Trennlinie zwischen
dem gegenwärtigen Zeitalter (einschließlich
der Trübsal) und dem Tausendjährigen Reich
sowie der kleineren Trennlinie zwischen der
Trübsal und dem Tausendjährigen Reich. In
der rabbinischen Eschatologie stellten die
Tage des Messias ein Übergangsstadium dar,
das eine unbestimmte Anzahl von Jobeljahren
bzw. Generationen umfassen würde. Für die
Länge dieses Stadiums wurde eine Reihe von
Vorschlägen gemacht: 2000, 5000 und 7000
Jahre bzw. 40, 50, 70 oder 85 Jobeljahre und
50 sowie 60 Generationen bzw. 365.400 Jahre.
Chronologischen Berechnungen dieser Tage
traten die Rabbiner nicht entgegen, wohl
aber dem Versuch, die genaue Zeit der
messianischen Ankunft zu berechnen. Man
fertigte zu diesem Zweck mehrere
Aufzeichnungen an, in denen die
entsprechenden Ereignisse chronologisch
festgehalten sind. Die älteste davon wird
»Seder Olam« (die Ordnung der Welt) genannt
- ein von Jose ben Halafta (ca. 140 n. Chr.)
herausgegebenes Werk. Es listet die
biblischen und nachbiblischen Ereignisse bis
zum Bar-Kochba-Aufstand auf. Die »Seder Olam
Zutta« (im 8. Jahrhundert n. Chr.
zusammengestellt) vervollständigt die »Seder
Olam Rabba« (d. h. große »Seder Olam«)
dadurch, dass sie ihrem historischen
Überblick eine Reihe von Jahren hinzufügt
und ihn bis Rabbi Hazub (ca. 800 n. Chr.)
fortführt. Berechnungen der letzten Tage
beruhen auf biblischen Texten (z.B.
Jer 30-33; 50-51; Dan 9-11; Hes 34-48 )
und werden sowohl wörtlich als auch mystisch
(gemäß der kabbalistischen Methode)
ausgelegt.
Ein anderer chronologischer Entwurf für
eschatologische Berechnungen ist im
Babylonischen Talmud erhalten geblieben. Der
rabbinische Weise R. Aha suchte tiefere
Einsicht bezüglich der Frage, warum es im
siebten Segensspruch des
Achtzehnbittengebets um »die Erlösung
Israels« ging. R. Rava antwortete, damit
solle gelehrt werden, dass Israel im siebten
Jahr - von der Ankunft des Messias an
gerechnet - erlöst werden wird (T.B. Megilla
17b; vgl. Tosefta Sanhedrin 13.1; Rosch
Haschana 16b). Eine eschatologische Baraita
erklärt dies folgendermaßen: »Im Septennium
(sieben Zeiten zu je 1000 Jahren), an dessen
Ende der Sohn Davids kommen wird, sieht die
Reihenfolge so aus: Im ersten Jahr wird der
Vers »Ich werde auf die eine Stadt regnen
lassen, während ich auf die andere Stadt
nicht regnen lasse« (vgl.
Amos 4,7 ) in Erfüllung gehen. Im
zweiten werden die Pfeile der Hungersnot
abgeschossen werden. Im dritten wird es eine
große Hungersnot geben, durch die Männer,
Frauen und Kinder, fromme Menschen und
Wundertäter sterben werden, und diejenigen,
die sich der Thora gewidmet haben, werden
diese vergessen. Im vierten wird es
Überfluss geben. Im fünften wird es großen
Überfluss geben, und man wird essen, trinken
und sich freuen, und die Thora wird bei
ihren Schülern wieder ihren rechtmäßigen
Platz erhalten. Im sechsten wird es
(himmlische) Klänge geben, im siebten
Kriege, und am Ende des Septenniums wird der
Sohn Davids (der Messias) kommen« (Sanh.
97a; ´Avoda Zara 9a). Die Gemara stellt dazu
fest: »Krieg ist auch der Anfang der
Erlösung.« Sie lässt damit erkennen, dass
das messianische Zeitalter auch während des
gesamten siebten Jahrtausends bestehen
würde.
Eine andere Darstellung stammt von einem
tannaitischen Weisen aus der Schule des
Elia. In dieser Baraita erfahren wir: »Die
Welt wird 6000 Jahre lang bestehen, denn
2000 Jahre wird es Verwüstung geben, 2000
Jahre die Thora und 2000 Jahre die Tage des
Messias« (Sanh. 97 a-b; Avoda Zara 9a; vgl.
Rosch Haschana 31a). Danach wird das 7000.
Jahr ein Jahr der Erneuerung sein (Sanh.
97b). Die 7000 Jahre umfassende Woche des
Großen Sabbats hat die sechs Tage der
Schöpfung (6 Tage = 6000 Jahre) und die Ruhe
am siebten Tag (der letzte Tag = die letzten
1000 Jahre) zum Vorbild. Gott soll sich
während der
´olam hazeh (dieser gegenwärtigen, 6000
Jahre existierenden Welt) verborgen halten,
denn die drei hebräischen Stammbuchstaben,
die das Wort »Welt« bilden -
ayin, lamed und
mem - lassen erkennen, dass Gott
gewichen ist, zwar nicht als Person, aber in
seiner Beziehung zur Welt. In den letzten
1000 Jahren, der
´olam ha-ba (der kommenden Welt), wird
er nicht im Hintergrund wirken, sondern für
alle sichtbar sein und die natürliche
Ordnung in eine geistliche umgestalten. In
Zusammenhang damit wird die Prophetie
Jesajas über die wiederhergestellte
natürliche Ordnung in Erfüllung gehen (
11,6-9; 65,20-25 ). Im jüdischen
Sprachgebrauch wird diese Zeit als
messianisches Reich bezeichnet - eine Zeit
des Friedens auf der Erde, die dem letzten
Tag des Herrn vorausgeht.
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ESCHATOLOGIE
jüdische
Trübsal
Die apokalyptische Literatur des Judentums
bietet einen eschatologischen Rahmen für die
Trübsalszeit. Das 1. Buch Henoch beschreibt
einen endzeitlichen Ansturm heidnischer
Streitmächte gegen Gottes Auserwählte, in
dessen Verlauf dämonische Geister oder
gefallene Engel die Nationen zum Krieg gegen
Israel aufstacheln (56,5-8). Obwohl Gott
Israel die Kraft gibt, sich gegen seine
Feinde zu verteidigen (90,13-15), muss es
eine Zunahme an Gewalttat und Gottlosigkeit
erleiden (91,5-7), bevor die Herrschaft der
Gerechtigkeit in der achten Woche beginnen
kann (91,12-13). Ebenso wird vor dem letzten
Gericht große Verwirrung über die Nationen
kommen, so dass sie einander niedermetzeln
(100,4). Der letzte eschatologische Konflikt
wird zwischen Gott, Michael und den Engeln
sowie Beliar (o. Belial) und seinen Dämonen
stattfinden. Er wird sich im Krieg zwischen
den Gerechten (Israel) und den Ungerechten
(Nationen) auf den irdischen Bereich
ausweiten. Die Testamente der zwölf
Patriarchen stellen ebenfalls den
allgemeinen Zustand während dieser Zeiten
dar, indem sie diese als Zeiten des
Unglaubens und der Gottlosigkeit
charakterisieren (Testament Levi 4,1), in
denen insbesondere das Priestertum
verunreinigt wird (Testament Levi 17,7-11).
Die syrische Apokalypse des Baruch beginnt
damit, dass sie die Frage stellt: »Wird jene
Trübsal, die kommen wird, eine lange Zeit
dauern, und wird jene Not viele Jahre
umfassen?« Nach einer langen Abhandlung,
welche die zwölf Abschnitte dieser
Trübsalszeit ausführlich auflistet, fügt sie
hinzu: »Wenn alles vollbracht ist, was
geschehen sollte ..., wird der Messias
anfangen, sich zu offenbaren« (26-29; vgl.
1.Henochbuch 101,12-17).
Obwohl die Rabbiner außerbiblische Literatur
als nicht inspiriert ablehnten, hatten sie
aus den ihnen zur Verfügung stehenden
biblischen Schriften (dem Alten Testament)
ihre eigenen Ansichten entwickelt. Raschi,
der führende jüdische Bibelexeget, spricht
in seinem Kommentar zu
5Mo 4,28-30 offensichtlich von einer
endzeitlichen Erfüllung der Trübsal: Gemäß
der Erklärung des Targum ordnet er die
Trübsal nach dem Ende der Zeit heidnischer
Vorherrschaft ein. Obwohl die Lesart des
masoretischen Textes die Verbannung Israels
als Strafe für Götzendienst nahelegt, heißt
es im Targum Onkelos: »Du wirst
Völkern dienen, die Götzen dienen.«
Daher versteht Raschi in Anlehnung an den
Targum die Stelle so, dass die Errettung aus
dieser Trübsal (V.
30 ) das Ende heidnischer Vorherrschaft
und die Wiederherstellung der Segnungen des
Bundes (V.
31 ) als Folge der Buße Israels (V.
29 ) beinhalten wird.
In gleicher Weise legten rabbinische
Exegeten die Zeit der Bedrängnis (
Dan 12,1 ) als zukünftige
eschatologische Zeit aus, die einem als
ch a valim (Geburtswehen) oder
chevlo schel maschiach (Geburtswehen des
Messias) bekannten Zeitraum entspricht.
Dieser Begriff drückt die Vorstellung aus,
dass Israel einer Mutter gleicht: Aus den
Reihen dieses Volkes sollte der Messias
hervorgehen, als würde unter Schmerzen ein
Kind geboren werden. Diese Wehen würden zu
einem bestimmten Zeitpunkt einsetzen und bis
zur Zeit der Entbindung an Intensität
zunehmen. In
Jes 66,7-9 wird das Bild der
Geburtswehen auf Israel zu der Zeit
angewandt, wenn die Angehörigen dieses
Volkes die Wiedergeburt erleben (V.
8 ). Dies hat den Rabbinern vielleicht
als wichtigster alttestamentlicher Hinweis
für ihre Vorstellung von den messianischen
Geburtswehen gedient. Der Begriff als
Fachausdruck erscheint in der rabbinischen
Literatur zuerst in der Mischna (Sanh. 98b
und Mek. über
2Mo 16,25 ). Dort wird er Elieser
zugeschrieben, der möglicherweise der Sohn
des Hyrkanus war (ca. 90 n. Chr.).
Jedenfalls existierte im ersten
nachchristlichen Jahrhundert bereits der
Begriff der messianischen Wehen, wie man
anhand des griechischen Begriffs
odinon (Wehen) erkennen kann, der in den
Evangelien (
Mt 24,8; Mk 13,8 ) gebraucht wird.
Ähnlich wie in der Ölbergrede finden sich in
der Mischna zehn Zeichen, welche die
messianischen Geburtswehen begleiten sollen.
Sie werden in Sanh. 97b wie folgt
aufgezählt: (1) Die Welt befindet sich
entweder im Zustand völliger Gerechtigkeit
oder völliger Verkommenheit; (2) es wird an
der Wahrheit mangeln; (3) die Inflation wird
außerordentlich zunehmen; (4) Israel wird
nach
Hesekiel 36,8-12 allmählich wieder
bevölkert werden; (5) Weise werden selten zu
finden sein; (6) die Juden werden alle
Hoffnung auf Erlösung aufgegeben haben; (7)
die Jungen werden die Alten verachten; (8)
die Gelehrsamkeit wird verworfen werden; (9)
die Frömmigkeit wird verachtet werden; und
(10) immer mehr Juden werden sich gegen
Angehörige ihres eigenen Volkes wenden.
Ähnliche Aussagen finden sich im Sotah 9,15
(einem »Traktat« der Mischna) hinsichtlich
der Tage der messianischen Ankunft, die hier
als »Fußspuren des Messias« bezeichnet
werden.
Einen entscheidenden Einfluss auf
diejenigen, die diese Auslegung der
Geburtswehen vertraten, übten die
mittelalterlichen Weisen Raschi und
R´Sch´muel Masnuth aus. In seinem Kommentar
zu Daniel (ca. 1230 n. Chr.) stellt
R´Sch´muel Masnuth fest, dass »diese
Generation die Wehen des Messias erleben
wird - die Drangsale der Generation, die im
Traktat Sanh. 97b beschrieben werden.«
Raschi erweiterte in seinem Danielkommentar
(ca. 1100 n. Chr.) die unter den Juden
während der »Generation des Messias« (aus
Kethubot 112b) zu findenden Zeichen der
religiösen Feindschaft und innerjüdischen
Gesetzlosigkeit auf »die Söhne deines
Volkes«, die in diesem Vers (d.h. in
Dan 12,1 ) genannt werden. Die Aussicht,
dieser Zeit der Trübsal vor der
messianischen Ankunft entgegenzugehen, war
so furchterregend, dass einige der Weisen
hofften, dies möge nicht zu ihren Lebzeiten
geschehen. Unter diesen Weisen befand sich
Rabbi Yochanan, der ausrief: »Er [der
Messias] möge kommen, doch möge ich seine
Ankunft nicht sehen!« (Sanh. 98b; siehe:
Daniels siebzig Jahrwochen, rabbinische
Auslegung ).
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ESCHATOLOGIE
jüdische
Tausendjähriges Reich
In einem apokalyptischen Werk mit der
Bezeichnung »Viertes Buch Esra« ist eine
ausführliche Beschreibung der Ereignisse im
Zeitalter des Tausendjährigen Reiches
erhalten geblieben. Ihr zufolge soll nach
einem einleitenden Gericht das jüdische
Reich für 1000 Jahre (nach anderen Quellen
für 400 Jahre) aufgerichtet werden. Dem
folgt ein letztes, allgemeines Gericht, bei
dem die Erde vernichtet wird, der Messias
stirbt und die Schöpfung wieder dem Chaos
verfällt. Danach kommt die Auferstehung, die
Erschaffung eines neuen Himmels und einer
neuen Erde sowie ein Zustand ewiger
Glückseligkeit. In der rabbinischen
Eschatologie scheint der Begriff »Reich der
Himmel«
(malkut ha-scha-mayim ) häufig die
Herrschaft und Ordnung des Himmels zu
beschreiben, die auf der Erde durchgesetzt
werden soll. Dieses Reich wird offenbar als
nationale und politische Einrichtung
verstanden, da man es erst bei der
endgültigen Erlösung als vollendet ansieht.
Zu dieser Erlösung gehören: die Rückführung
Israels in sein Land, die Wiederherstellung
seiner nationalen Souveränität und eine neue
geistliche Wirklichkeit, die es nie zuvor
gegeben hat und die sich in der Bekehrung
von Angehörigen der Heidenvölker sowie deren
Unterworfenheit unter Gott, den Messias und
das Volk Israel zeigt. Nach dem Midrasch
Rabba wird während dieses
Erlösungszeitalters das Wesen der Menschen
verändert werden (vgl.
Hes 36,26-27 ): Sie werden die Thora
befolgen, nachdem Gott ihre böse Neigung
(´etzer ha-ra ´) beseitigt oder restlos
entfernt und sie durch ein neues bzw.
fleischernes Herz ersetzt hat (Num. R.
15,16; 17,6; Lev. R. 35,5; vgl. Ex. R. 41,7;
Cant. R. 1,4).
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ESCHATOLOGIE
jüdische
Die Ewigkeit
Dem Tausendjährigen Reich folgt die
Ewigkeit, im Allgemeinen als »die kommende
Welt« bezeichnet und manchmal mit dem Garten
Eden verglichen, aber nicht ausführlich
beschrieben. Sie wird jedoch vom
Tausendjährigen Reich eindeutig
unterschieden, denn in ihr gibt es »kein
Essen und Trinken, werden keine Kinder
gezeugt, gibt es keinen Handel, keine
Eifersucht, keinen Hass und keine
Zwietracht. Vielmehr werden die Gerechten
mit ihren Kronen auf ihren Häuptern dasitzen
und sich über den Glanz der
Schechina (»der Gegenwart Gottes«)
freuen« (Bab. Berakot 17a).
Siehe auch:
Hermeneutik, rabbinisch- orthodoxe.
J. Randall Price George
W. Buchanan,
Revelation and Redemption: Jewish Documents
of Deliverance from the Fall of Jerusalem to
the Death of Nachmanides (Dillsboro,
N.C.: Western North Carolina Press, 1978);
H. J. de Jonge, Hg.,
Jewish Eschatology, Early Christian
Christology and the Twelve Patriarchs:
Collected Essays of Marinus de Jonge.
Supplements to Novum Testamentu m, 63
(Leiden: E. J. Brill, 1991), 3-62, 147-313;
Pasquale De Santo, »A Study of Jewish
Eschatology with Special Reference to the
Final Conflict« (Dissertation, Duke
University, 1957);
Encyclopedia Judaica unter dem Stichwort
»Eschatologie« (Jerusalem: Keter Publishing
House Jerusalem, 1972) 6,872-883; Aaron
Judah Klingerman,
Messianic Prophecy in the Old Testament
(Grand Rapids: Zondervan, 1957); Sigmund
Mowinckel,
He That Cometh , Übersetz. G. W.
Anderson (New York: Abingdon Press, 1954),
261-279; Elihu A. Schatz,
Proof of the Accuracy of the Bible (New
York: Jonathan David Publishers, 1973),
353-538; Solomon Schechter,
Aspects of Rabbinic Theology (New York:
Schocken Books, 1969), 97-115; Ephraim E.
Urbach,
The Sages: Their Concepts and Beliefs ,
Übersetz. Israel Abrahams, 2 Bd. (Jerusalem:
The Magnes Press, 1975), 649-690.
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ESCHATOLOGIE
puritanische
Die Puritaner Englands und Amerikas waren
ihrer Herkunft nach Teil der
protestantischen Reformation Europas, und
ihre eschatologischen Vorstellungen
entstanden vor dem Hintergrund dieser
Tradition. Den früheren Schriften von John
Wycliffe (1329-1384) folgend, begannen
Martin Luther (1483-1546) und Philipp
Melanchthon (1497-1560), erste Grundlagen
einer protestantischen Eschatologie zu for
mulieren. Sie sah allgemein den katholischen
Papst als den Antichristen, Gog und Magog
als die muslimischen Türken und die Endzeit
als angebrochen an. Dies gab Anlass zu einem
postmillennialistischen Bild einer Kirche,
die das Reich Christi auf Erden
hervorbringt. Während Johannes Calvin
(1509-1564) diese Vorstellungen mäßigte,
wurden sie von John Knox (1514- 1572) und
den englischen Puritanern extrem gesteigert.
Knox`s Einfluss
zeigte sich besonders stark unter den
englischen Puritanern im Genfer Exil, die
1560 die
Genfer Bibel mit ihren umfangreichen
eschatologischen Anmerkungen hervorbrachten.
Die Popularität dieser neuen puritanischen
Studienbibel führte zusammen mit John Foxes
Actes and Monuments (bekannter unter der
Bezeichnung
Foxes Buch der Märtyrer ) zu einer
eschatologischen Erregung über das Kommen
Christi und das Ende des Zeitalters.
Die Puritaner waren bekannt für ihre Gott
verherrlichende und Christus ehrende
Gelehrsamkeit, die eine Reihe großer
Theologen, darunter eine Menge
Endzeitlehrer, hervorbrachte. Zu den frühen
puritanischen Autoren gehörten John Bale
(1495-1563), der eine Vorstellung von sieben
Zeitaltern der menschlichen Geschichte
entwickelte - ähnlich den sieben
Haushaltungen späterer Dispensationalisten -
und John Napier (1550-1617), der schottische
Gelehrte, der die Logarithmen entwickelte
und 1593 einen Kommentar zur Offenbarung
schrieb. Dieser Kommentar wurde später
gekürzt und 1643 als
The Bloody Almanac (Der grausame
Almanach) wieder aufgelegt. Dieses Buch
wurde zum bekanntesten Traktat in England
während des englischen Bürgerkriegs
(1640-1660).
Hugh Broughton (1549-1612), Professor für
Hebräisch in Cambridge, schrieb Kommentare
zum Buch Daniel (1596) und zur Offenbarung
(1610). Darin betonte er den Unterschied
zwischen Israel und der Gemeinde. Thomas
Brightman (1557- 1607) schrieb einen
gewaltigen Kommentar zur Offenbarung, in dem
er ein von der Gemeinde getrenntes jüdisches
Reich voraussah, das aus der Bekehrung der
Juden zu einem buchstäblichen irdischen
Reich erwachsen werde. Er stellte auch die
Vermutung auf, die sieben Gemeinden der
Offenbarung seien eine Prophetie auf die
sieben Zeitalter der Kirchengeschichte.
Joseph Mede (1586-1638), Professor für
Griechisch in Cambridge, wurde der Vater der
englischen prämillennialistischen
Eschatologie. Sein 1627 veröffentlichter
Kommentar
Key to the Revelation (Schlüssel zur
Offenbarung) nahm das englische Publikum
begeistert auf. Mede übte auch erheblichen
Einfluss auf die
Westminster Assembly of Divines (die
Westminster-Versammlung der Geistlichen)
aus, darunter auch Thomas Goodwin, Jeremiah
Burroughs, William Bridge, Stephan Marshall
und William Twisse. Sie alle wurden glühende
Prämillennialisten. Mede lehrte persönlich
John Milton, Isaac Newton und Nathaniel
Holmes und führte einen umfangreichen
Briefwechsel mit dem anglikanischen Bischof
James Ussher.
Der Wendepunkt der puritanischen
Eschatologie kam kurz nach der Revolution
Oliver Cromwells im englischen Bürgerkrieg.
John Owen (1616-1683) wurde 1651 von
Cromwell als Vizekanzler der Universität
Oxford eingesetzt. Owens frühere
eschatologische Sicht, der Fall Babylons sei
im Sturz der britischen Monarchie erfüllt,
wurde von der radikalen »Bewegung fünfte
Monarchie« ins Extrem getrieben, die Owen
öffentlich verurteilte. Um 1652 begann Owen,
die geistliche Natur des Reiches Christi zu
betonen und trat von seiner früheren
prämillennialistischen Ansicht zurück.
Richard Baxter (1615-1691) ging mit seinem
Buch
The Saint's Everlasting Rest (Die ewige
Ruhe des Gläubigen) (1650) sogar noch weiter
in der Betonung der himmlischen Natur des
Reiches Christi. Baxter suchte nach einer
ewigen Ruhe jenseits der Konflikte und
Streitigkeiten seiner Zeit.
Nach Cromwells Tod im Jahr 1658 wurde die
Monarchie 1660 wiederhergestellt. Charles
II. wurde als König zurückgerufen, und 1662
verbannte der »Act of Uniformity« (bekannt
unter der Bezeichnung »der große
Hinauswurf«) zweitausend puritanische
Pastoren von ihren Kanzeln. Danach verlor
sich der kämpferische Prämillennialismus
unter den Puritanern, aber die
prämillennialistische Tradition blieb in der
allgemeinen Öffentlichkeit populär und wurde
von so prominenten Persönlichkeiten wie
Charles Haddon Spurgeon (1834-1892)
vertreten.
Unter den amerikanischen Puritanern im
kolonialistischen Neuengland war die
postmillennialistische Sicht von Jonathan
Edwards (1703-1758) der vorherrschende
Gesichtspunkt. Die amerikanischen Puritaner
des 18. und 19. Jahrhunderts waren allgemein
optimistisch über den Fortschritt der
Weltevangelisation und über das kommende
goldene Zeitalter der Gemeinde. Cotton
Mather (1663-1728) aus Harvard war
Prämillennialist. Aber Edwards Enkel Timothy
Dwight (1752-1817) aus Yale war ein
führender amerikanischer Postmillennialist.
Er glaubte, die Gemeinde werde erfolgreich
das Reich Christi auf der Erde etablieren,
was sich um das Jahr 2000 n. Chr. erfüllen
werde. Der amerikanische Postmillennialismus
wurde später durch Theologen wie Charles
Hodge (1797-1878) in Princeton populär
gemacht.
Siehe auch:
Bale, John;
Edwards, Jonathan;
Mather, Richard, Increase und Cotton;
Mede, Joseph.
Edward Hindson
Paul Christianson,
Reformers and Babylon (Toronto:
University of Toronto Press, 1978); K. R.
Frith,
The Apocalyptic Tradition in Reformation
Britain 1530-1645 (Oxford: Oxford
University Press, 1979); Christopher Hill,
Antichrist in SeventeenthCentury England
(Oxford: Oxford University Press, 1971);
Edward Hindson,
Puritan's Use of Scripture in the
Development of an Apocalyptical Hermeneutic
(Pretoria: University of South Africa,
1984).
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ESCHATOLOGIE
Theologie und Sichtweisen
Eschatologie ist der theologische
Begriff, der das Studium der Endzeit
bezeichnet. Er kommt von dem griechischen
Wort
eschatos , das »letzte« oder »letzte
Dinge« bedeutet. Daher wird der Ausdruck als
allgemeine Bezeichnung für biblische
Prophetie gebraucht.
Eines der einzigartigen Merkmale der
biblischen Prophetie besteht darin, dass sie
mit Hilfe verschiedener hermeneutischer
Methoden ausgelegt worden ist. Millard
Erickson unterscheidet in
Contemporary Options in Eschatology
(»Zeitgenössische Varianten in der
Eschatologie«), S. 1154, vier allgemeine
eschatologische Sichtweisen, die man
innerhalb der christlichen Theologie ins
Gespräch gebracht hat:
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ESCHATOLOGIE
Theologie und Sichtweisen
Futuristische Sichtweise
Die futuristische Sichtweise nimmt an, dass
prophetische Ereignisse zukünftig - und zwar
am Ende der Zeiten - in Erfüllung gehen
werden. Christus wird als derjenige gesehen,
der in der Zukunft kommt, um sein Reich
aufzurichten.
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ESCHATOLOGIE
Theologie und Sichtweisen
Präteristische Sichtweise
Die präteristische Sichtweise vertritt den
Standpunkt, dass prophetische Ereignisse
bereits zu der Zeit, als sie
niedergeschrieben wurden, in Erfüllung
gegangen sind und jetzt der Vergangenheit
angehören. Christus wird als derjenige
gesehen, der schon gekommen ist, um
Jerusalem zu zerstören (70 n. Chr.) und sein
Reich aufzurichten.
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ESCHATOLOGIE
Theologie und Sichtweisen
Historizistische Sichtweise
Nach der historizistischen Sichtweise sind
prophetische Ereignisse im Laufe der
gesamten Kirchengeschichte fortwährend in
Erfüllung gegangen, wobei einige davon
eventuell zukünftig noch Wirklichkeit
werden. Christus wird als der fortwährend
Kommende angesehen.
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ESCHATOLOGIE
Theologie und Sichtweisen
Idealistische Sichtweise
Die idealistische Sichtweise besteht darin,
dass prophetische Ereignisse keine spezielle
Erfüllung in der Vergangenheit oder der
Zukunft finden, sondern vielmehr im
gegenwärtigen Erfahrungsbereich des
Einzelnen Wirklichkeit werden. Christus wird
als derjenige gesehen, der so kommt, dass es
der Einzelne erlebt.
Innerhalb der christlichen Kirche gibt es
eine Vielzahl von Methoden, wenn es um das
Studium der Eschatologie geht. Einige lehnen
es ab, sich überhaupt mit ihr zu
beschäftigen und ziehen es vor, Prophetie
als hoffnungslos verwirrend oder allgemein
bedeutungslos abzutun. Zu den liberalen
Auslegungsrichtungen gehören verschiedene
Formen der modernisierten (Ritschl),
realisierten (Dodd), existenzialen
(Bultmann) oder politisierten (Moltmann)
Eschatologie. Jede dieser Sichtweisen lehnt
die wörtliche Auslegung der Prophetie ab. In
den Reihen der Evangelikalen ist die
Prophetie jedoch stets ernst genommen
worden. Jesus Christus selbst sagte seine
Wiederkunft auf die Erde sowie mehrere
bedeutsame endzeitliche Ereignisse voraus (
Mt 24-25 ).
In evangelikalen Kreisen haben sich im
Umfeld des Themas des Tausendjährigen
Reiches bzw. der tausendjährigen Herrschaft
Christi mehrere Auslegungsrichtungen
herausgebildet. Die Frage, um die es unter
Evangelikalen im Allgemeinen geht, hat damit
zu tun,
wie man Prophetie auslegt. Aus
entsprechenden Auslegungsvorschlägen haben
sich drei Hauptrichtungen entwickelt. Obwohl
die meisten Evangelikalen in ihrer
eschatologischen Sichtweise
Prämillennialisten sind, gibt es auch
solche, die für den Amillennialismus oder
für den Postmillennialismus eintreten.
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ESCHATOLOGIE
Theologie und Sichtweisen
Postmillennialismus
Diese Auslegungsrichtung besagt, dass das
Tausendjährige Reich (die in
Offb 20,1-10 erwähnten tausend Jahre)
sinnbildlich als gleichbedeutend mit dem
Gemeindezeitalter ausgelegt werden müssen.
Nach dieser Sicht ist Satans Macht derzeit
durch die Macht des Evangeliums gebunden.
Postmillennialisten glauben, dass die
Gemeinde während dieses »Tausendjährigen
Reiches« (des Gemeindezeitalters) aufgerufen
ist, den Unglauben zu besiegen, die Massen
zu bekehren und die Gesellschaft durch
Gesetze im Sinn der Bibel zu regieren. Erst
nachdem sich der christliche Glaube überall
auf der Erde durchgesetzt hat, wird Christus
wiederkommen und verkündigen, dass sein
Reich Wirklichkeit geworden ist. Zu den
Befürwortern des Postmillennialismus gehören
Katholiken, Puritaner, Charismatiker und
Vertreter des Christlichen
Rekonstruktionismus, die Gläubige
auffordern, über die Erde zu herrschen und
in ihren politischen Strukturen maßgeblich
vertreten zu sein, um das Reich Gottes auf
der Erde zu verwirklichen.
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ESCHATOLOGIE
Theologie und Sichtweisen
Amillennialismus
Nach dieser Auslegungsmethode gibt es
keinerlei Tausendjähriges Reich auf der
Erde. Amillennialisten neigen vielmehr dazu,
die Erfüllung so genannter »Prophetien des
Tausendjährigen Reiches« in der Ewigkeit
anzunehmen. Hinweise auf die tausend Jahre
werden symbolisch ausgelegt. In diesem
System endet das Gemeindezeitalter mit der
Wiederkunft Christi als desjenigen, der die
Welt richtet und die Ewigkeit einleitet.
Gottes Verheißungen für Israel werden als in
der Gemeinde (das Neue Israel des neuen
Bundes) erfüllt angesehen. Daher erwarten
Amillennialisten keine spezielle Zukunft für
Israel als Volk. Sie betrachten das
Gemeindezeitalter als Zeitalter des
Konflikts zwischen den Kräften des Guten und
des Bösen, das in der Wiederkunft Christi
seinen Höhepunkt findet.
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ESCHATOLOGIE
Theologie und Sichtweisen
Prämillennialismus
Diese Sichtweise geht davon aus, dass
Christus am Ende des Gemeindezeitalters
wiederkommen wird, um im wörtlichen Sinn
sein Reich auf der Erde für 1000 Jahre
aufzurichten. Die meisten Prämillennialisten
glauben auch, dass es vor der Wiederkunft
Christi eine Zeit der Großen Trübsal auf der
Erde geben wird. Unter den
Prämillennialisten gibt es solche, die
glauben, dass die Gemeinde die Trübsal
durchleben wird (Vertreter der
Nachentrückung), und andere, die der Meinung
sind, dass die Gemeinde vor der Trübsal
entrückt werden wird (Vertreter der
Vorentrückung). Einige glauben sogar, dass
die Gemeinde in der Mitte der Trübsal
entrückt werden wird (Vertreter der
Entrückung während der Trübsal). Trotz
dieser Unterschiede im Blick auf die
Entrückung der Gemeinde glauben
Prämillennialisten im Allgemeinen an die
künftige Wiederherstellung des Staates
Israel und die letztliche Hinwendung der
Juden zum christlichen Glauben.
Die prämillennialistische Sicht der
Eschatologie erwartet die Entrückung
(Versetzung der Gläubigen in den Himmel) als
das nächste wichtige prophetische Ereignis.
Damit wird dieser Meinung nach das
Gemeindezeitalter zu Ende gehen und der Weg
für die Trübsalszeit sowie für die
Wiederkunft Christi bereitet. Auf die
Entrückung wird in mehreren Bibelstellen
hingedeutet, so z. B. durch die Worte des
Paulus an die Thessalonicher: »Denn der Herr
selbst wird beim Befehlsruf, bei der Stimme
eines Erzengels und bei dem Schall der
Posaune Gottes herabkommen vom Himmel, und
die Toten in Christus werden zuerst
auferstehen; danach werden wir, die
Lebenden, die übrig bleiben, zugleich mit
ihnen entrückt werden in Wolken dem Herrn
entgegen in die Luft; und so werden wir
allezeit beim Herrn sein« (
1Thes 4, 16-17 ).
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ESCHATOLOGIE
Theologie und Sichtweisen
Eschatologische Begriffe
Die biblische Geschichte nimmt ihren Anfang
bei der Schöpfung (
1Mo 1,1 ) und steuert auf eine letzte
Vollendung aller Dinge zu. Die Bibel selbst
beschreibt diese wie folgt: »Dann das Ende,
wenn er [Christus] das Reich dem Gott und
Vater übergibt; wenn er alle Herrschaft und
alle Gewalt und Macht weggetan hat« (
1Kor 15,24 ).
Es gibt mehrere biblische Begriffe, die
eschatologische Ereignisse beschreiben.
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ESCHATOLOGIE
Theologie und Sichtweisen
Eschatologische Begriffe
Letzte Tage
Der Ausdruck
letzte ist ein Adjektiv, das die Zeiten
unmittelbar vor dem Ende des Zeitalters
beschreibt. Paulus sagte: »In den letzten
Tagen (werden) schwere Zeiten eintreten« (
2Tim 3,1 ); und: »In späteren Zeiten
(werden) manche vom Glauben abfallen« (
1Tim 4,1 ). Petrus schrieb: »In den
letzten Tagen (werden) Spötter mit Spötterei
kommen«, die leugnen, dass Christus
wiederkommen wird (
2Petr 3,3 ).
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ESCHATOLOGIE
Theologie und Sichtweisen
Eschatologische Begriffe
Ende des Zeitalters
Das Ende (griech.
telos ) weist auf den Ausgang hin, den
alle Dinge letztlich nehmen werden. Daran
dachte Jesus, als er sagte: »Aber es ist
noch nicht das Ende« (
Mt 24,6 ); und: »Dann wird das Ende
kommen« (
Mt 24,14 ). »Zeitalter« (griech.
aion ) wird in der Lutherbibel im
Allgemeinen mit »Welt« übersetzt, so z. B.
in
Mt 24,3 (»das Ende der Welt«). Leider
denken dabei die meisten an das Ende dieser
Erde, wohingegen die griechische Wendung
lediglich die »Vollendung des Zeitalters«
(Revidierte Elberfelder) meint. Dies weist
auf eine Zeit hin, wenn das gegenwärtige
Zeitalter enden wird, was aber nicht mit dem
Ende des Planeten Erde gleichbedeutend ist.
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ESCHATOLOGIE
Theologie und Sichtweisen
Eschatologische Begriffe
Vollendung des Zeitalters
Die Wendung »Vollendung des Zeitalters«
(griech.
synteleia ) gleicht dem Begriff »Ende
des Zeitalters« und bringt die letztliche
Enthüllung aller Dinge zum Ausdruck. Jesus
verheißt, »bis zur Vollendung des
Zeitalters« bei uns zu sein (
Mt 28,20 ).
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ESCHATOLOGIE
Theologie und Sichtweisen
Eschatologische Begriffe
Wiederkunft
Der Begriff selbst erscheint erst in den
Schriften der Kirchenväter, doch der ihm
zugrunde liegende Gedanke kommt im Neuen
Testament eindeutig zum Ausdruck. Er ist
gleichbedeutend mit dem Wort »wiederkommen«
in
Joh 14,3 und mit »zum zweiten Mal ...
erscheinen« (
Hebr 9,28 ). Im Griechischen beschreibt
der Begriff
parousia (Kommen) die Ankunft und
Gegenwart eines Herrschers. Dieser Ausdruck
wird häufig gebraucht, um das Kommen Christi
zu bezeichnen, z. B. in
Mt 24,3.27.37.39 .
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ESCHATOLOGIE
Theologie und Sichtweisen
Eschatologische Begriffe
Offenbarung
Apokalypsis (»Enthüllung« oder
»Aufdeckung«) ist der griechische Titel des
Buches der Offenbarung. Er vermittelt den
Gedanken einer herrlichen Offenbarung oder
Erscheinung, so z. B. in
1Kor 1,7 (»... während ihr das
Offenbarwerden unseres Herrn Jesus Christus
erwartet«) oder in
1Pet 1,7 (»in der Offenbarung Jesu
Christi«).
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ESCHATOLOGIE
Theologie und Sichtweisen
Eschatologische Begriffe
Erscheinung
Der Begriff »erscheinen« (griech.
epiphaino ) bedeutet »ans Licht bringen«
bzw. »herrlich machen«, wie z. B. in »durch
den Glanz seiner Ankunft« (
2Thes 2,8 ; wörtliche Übersetzung). Von
diesem Ausdruck leitet sich im Kirchenjahr
das Wort »Epiphanias« ab, das sich auf das
Kommen Christi bezieht.
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ESCHATOLOGIE
Theologie und Sichtweisen
Eschatologische Begriffe
Tag des Herrn
Der Tag des Herrn und der sich daraus
ergebende Tag Christi beziehen sich auf die
Zeit des letzten Gerichts, das in der
Schlacht von Harmagedon gipfelt. Der Begriff
erscheint im Alten Testament als »der Tag
des HERRN ... der große und furchtbare« (
Mal 3,23 ) und wird allgemein als mit
der »Zeit der Bedrängnis für Jakob« (
Jer 30,7 ; vgl.
Dan 12,1 ) gleichbedeutend angesehen. Im
Neuen Testament ist dies »der große Tag
(des) Zorns [Christi]« (
Offb 6,17 ).
Die Eschatologie ist das Studium der Endzeit
und wird im Allgemeinen mit dem Studium der
biblischen Prophezeiungen über künftige
Ereignisse verbunden. Jesus sprach von der
»Vollendung des Zeitalters«, als er Fragen
seiner Jünger beantwortete. Es kann keinen
Zweifel daran geben, dass er die menschliche
Geschichte als einen Prozess sah, der auf
einen letzten Höhepunkt zusteuert, und nicht
als endlosen Kreislauf sich wiederholender
Ereignisse. Die Juden der
zwischentestamentlichen Zeit unterschieden
zwischen diesem Zeitalter (hebr.
ha-´olam hazeh ) und dem kommenden
Zeitalter (hebr.
ha-´olam hab-ba ). Der Ausdruck »das
Ende der Welt« hat jüdisch-christliche
Wurzeln und wird sowohl von Juden als auch
von Christen als Begriff verstanden, der
sich darauf bezieht, dass diese Welt (bzw.
dieses Zeitalter) zu Ende geht und vom
kommenden Zeitalter abgelöst werden wird.
Ein ähnlicher Gedanke findet sich in dem
alttestamentlichen Begriff »Ende der Tage«
(hebr.
beaharit hayyamim ). Mose sagte den
zukünftigen Abfall Israels, seine
Zerstreuung und seine Rückkehr zum Herrn am
Ende der Tage voraus (
5Mo 4,30 ; vgl.
31,29 ). Der Prophet Hosea sprach von
der künftigen Buße Israels am Ende der Tage
(
Hos 3,5 ). Der Prophet Jeremia sagte
zahlreiche Ereignisse voraus, die am Ende
der Tage stattfinden würden (
Jer 23,20; 30,24; 48,47; 49,39 ).
Hesekiel sagte voraus, dass eine Koalition
von Völkern, nämlich von Gog und Magog, am
Ende der Tage in Israel einfallen würde (
Hes 38,16 ). Er gebrauchte dabei auch
den alternativen Ausdruck »am Ende der
Jahre« (
Hes 38,8 ).
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ESCHATOLOGIE
Theologie und Sichtweisen
Eschatologische Begriffe
Wie wird alles enden?
Im Blick auf die Frage, wie dies alles
zustande kommen wird, gehen die Meinungen
der Evangelikalen entsprechend ihren
eschatologischen Sichtweisen auseinander.
Die Vertreter der Vorentrückung glauben,
dass Christus die Gemeinde vor der Großen
Trübsal in den Himmel entrücken und dann am
Ende der Trübsal mit seiner Braut
zurückkehren wird, um sein Reich auf der
Erde aufzurichten. Diejenigen, welche die
Entrückung während der Trübsal oder danach
vertreten, sind der Meinung, dass die
Gemeinde während der Trübsalszeit bis zu
einem gewissen Grad leiden und erst in der
Mitte oder ganz am Ende der Großen Trübsal
entrückt wird.
Amillennialisten glauben, dass sich am Ende
des Gemeindezeitalters alles verschlimmern
wird. Obwohl die meisten das gesamte
Zeitalter der Gemeinde als Trübsalszeit für
Gläubige ansehen, sind viele der Meinung,
dass die Verfolgung der Heiligen (Christen)
in den letzten Tagen zunehmen wird. Ganz am
Ende wird die Schlacht von Harmagedon
stattfinden, bevor Christus wiederkommen
wird, um die Welt zu richten und die
Ewigkeit einzuleiten.
Postmillennialisten glauben, dass die
Gemeinde das Reich Gottes auf der Erde
verkörpert. Unsere Verpflichtung bestehe
darin, dem Reich dadurch den Weg zu ebnen,
dass wir das Evangelium verkündigen und
christlichen Gesetzen, Werten und
Grundsätzen in der Gesellschaft Geltung
verschaffen, bis die ganze Welt für Christus
gewonnen ist.
Obwohl es offensichtlich große Unterschiede
zwischen diesen Sichtweisen gibt, enthält
jede davon ein Element der Wahrheit, das
sich alle Christen ins Gedächtnis rufen
müssen. Vom Standpunkt der
Vorentrückungslehre aus werden wir daran
erinnert, in jedem Augenblick für das Kommen
Christi bereit zu sein. Vom Blickwinkel
derjenigen, die an der Entrückung während
oder nach der Trübsal festhalten, werden wir
daran erinnert, dass Christen oft berufen
sind, für ihren Herrn zu leiden. Gewiss
könnten uns Gläubige in der Dritten Welt
viel darüber erzählen, was es bedeutet, für
Christus zu leiden.
Die amillennialistische Sichtweise erinnert
uns alle daran, dass wir bereit sein müssen,
dem Gericht Gottes entgegenzugehen. Obwohl
es spannend ist, über das Kommen unseres
Herrn nachzudenken, müssen wir ebenso
erkennen, dass damit sein Gericht
einhergeht. Obwohl wir als
Prämillennialisten uns auf das irdische
Reich Christi freuen, müssen wir auch daran
denken, dass selbst dieses Reich ein Ende
finden und in der Ewigkeit im ewigen Reich
Gottes aufgehen wird. Der Apostel Paulus
erinnert uns daran, dass eine Zeit kommt,
wenn Christus »das Reich dem Gott und Vater
übergibt« (
1Kor 15,24 ).
Von der postmillennialistischen Perspektive
werden wir an unsere Verpflichtungen
gegenüber der Welt, in der wir leben,
erinnert. Da wir die genaue Zeit der
Wiederkunft Christi nicht kennen, sollten
wir uns davor hüten, uns zurückzulehnen und
nichts zu tun, als auf die Entrückung zu
warten. Christus hat uns ganz spezielle
Anweisungen über unsere Verpflichtungen
untereinander und gegenüber der Welt im
Allgemeinen gegeben. Wir sind berufen, das
Licht der Welt und das Salz der Erde zu
sein, bis unser Herr wiederkommt (
Mt 5,13-16 ).
Siehe auch:
Amillennialismus;
Post-millennialismus ;
Prämillennialismus .
Edward Hindson
Paul Benware,
Understanding End Times Prophecy
(Chicago, Moody Press, 1995); John J. Davis,
Christ´s Victorious Kingdom (Grand
Rapids: Baker, 1986); Millard Erickson,
Contemporary Options in Eschatology
(Grand Rapids: Baker, 1977); Edward Hindson,
Final Signs: Amazing Prophecies of the End
Times (Eugene, Oreg.: Harvest House,
1996); Anthony Hoekema,
The Bible and the Future (Grand Rapids:
Eerdmans, 1979); Herman Hoyt,
The End Times (Chicago, Moody Press,
1969); J. Dwight Pentecost,
Bibel und Zukunft , (Dillenburg:
Christliche Verlagsgesellschaft, 1993).
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