
Lied 133 – Geistliche Auslegung und Schriftverknüpfung
Dieses Lied erhebt den Sohn im Blick des Vaters: Ewig im Schoß der Ewigkeiten,
das vollkommene Bild Gottes – das Lamm, das vor Grundlegung der Welt bestimmt
war, und jetzt verherrlicht zur Rechten Gottes thront. Bald wird Er die Braut zu
sich
nehmen, damit sie in Ewigkeit den Ruhm und die Herrlichkeit Gottes verherrliche.
(nach der Elberfelder Bibel 1905, mit Grundtextbegriffen in Transkription)
1. Strophe – Der Sohn im Wohlgefallen des Vaters
O Vater! Einer ist’s vor allen,
auf ihn blickst du mit Wohlgefallen,
auf den geliebten, eignen Sohn.
Wie in dem Schoß der Ewigkeiten,
so war er’s in der Füll der Zeiten,
und jetzt als Mensch auf deinem Thron.
In IHM sind deine Wesenheiten,
dein Abdruck ist er und dein Bild,
der Abglanz der Herrlichkeiten;
er ist’s, der dein Verlangen stillt.
a. Der Sohn im ewigen Wohlgefallen des Vaters
Matthäus 3,17: „Dieser ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen
gefunden habe.“
→ Das griechische Wort eudokēsa (εὐδόκησα) bezeichnet das vollkommene,
befriedigte Wohlgefallen des Vaters, das keinen Makel findet.
Schon vor Grundlegung der Welt war der Sohn das Objekt göttlicher Liebe:
Johannes 17,24 – „Denn du hast mich geliebt vor Grundlegung der Welt.“
→ griech. agapēsa (ἠγάπησας) – ein vollendeter, andauernder Akt göttlicher
Liebe.
b. „Wie in dem Schoß der Ewigkeiten“ – Der ewige Sohn
Johannes 1,18: „Der eingeborene Sohn, der in des Vaters Schoß ist (ἐν τῷ
κόλπῳ τοῦ πατρός, en tō kolpō tou patros), der hat ihn kundgemacht.“
→ Der Ausdruck „im Schoß“ bezeichnet innigste Gemeinschaft, göttliche
Gleichheit und ewige Nähe.
„In dem Schoß der Ewigkeiten“ deutet auf das Präexistenz-Sein Christi:
Micha 5,1 (2): „… aus dir wird mir hervorgehen, der Herrscher über Israel sein
soll; und seine Ursprünge sind von der Urzeit, von den Tagen der Ewigkeit.“
→ hebr. mîmê ‘ôlām (מִימֵי עוֹלָם) – von den Tagen der Unendlichkeit.
c. „In ihm sind deine Wesenheiten“ – das vollkommene Abbild
Kolosser 1,15–19:
„Er ist das Bild (εἰκών, eikōn) des unsichtbaren Gottes … es war das
Wohlgefallen der ganzen Fülle (πλήρωμα, plērōma) in ihm zu wohnen.“
Hebräer 1,3:
„Welcher, der Abglanz (ἀπαύγασμα, apaugasma) seiner Herrlichkeit und der
Abdruck (χαρακτὴρ, charaktēr) seines Wesens ist.“
→ Christus ist nicht eine Offenbarung unter vielen, sondern das vollkommene
Offenbarwerden Gottes im Menschen.
„Er ist’s, der dein Verlangen stillt“ erinnert an Johannes 4,34:
„Meine Speise ist, dass ich den Willen dessen tue, der mich gesandt hat.“
„Meine Speise ist, dass ich den Willen dessen tue, der mich gesandt hat.“