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PSALMEN
Eschatologie
Die Psalmen sind eine Sammlung von
Lobpreisund Anbetungsgesängen, die von
Israel im Tempel und in den Synagogen
weithin dargebracht wurden.
Die Psalmen sind von umfassender Qualität, und zwar aufgrund der
individuellen Persönlichkeiten ihrer
Autoren. Ihr Antrieb zur Komposition war der
ihnen innewohnende Wunsch, durch Ausdruck
ihrer tiefsten Empfindungen mit dem
lebendigen Gott ins Gespräch zu kommen. Das
Buch der Psalmen ist daher in jedem
Zeitalter zeitgemäß.
Die Psalmen wurden von verschiedenen Autoren
zu verschiedenen Zeiten geschrieben. David
ist als Autor von dreiundsiebzig Psalmen
anerkannt, Salomo als Autor von zweien, die
Söhne Korahs und Asaph jeweils von 12,
Heman, Ethan und Mose als Autoren von
jeweils einem Psalm. Die noch verbleibenden
Psalmen nennen keinen Autor. Die
Mehrheit der Psalmen wurde im zehnten
Jahrhundert v.Chr. geschrieben, zur Zeit
Davids und Salomos. Der Zeitraum, den die
Gesamtheit aller Psalmen umspannt, reicht
von Mose bis zur Rückkehr aus der
babylonischen Gefangenschaft.
Obwohl das Buch über die Gebete, Erfahrungen
und die Anbetung der Psalmisten berichtet,
enthält es auch prophetische Erwartungen für
die Zukunft. Psalmen sprechen von der
Bürgschaft für Gottes liebende Sorge und
Treue (
Ps 12,7; 27,1-4; 100; 102,25-28 ); von
Gottes Gericht über die Gottlosen (
Ps 1,1-6; 6,8-10; 125; 145,1-21; 147,6
); von Gottes Belohnung für
Rechtschaffenheit (
1,1-6; 15,1-5; 18,1-50; 25,1-22; 73,24;
121,1-8 ).
Die eindeutig messianischen Psalmen sind die
Ps 2; 16; 22; 40; 45; 69; 72; 89; 110; 118
.
Dann gibt es einige Psalmen, die nicht
besonders mit den messianischen aufgelistet
werden, die aber messianische Hinweise
enthalten.
Die
Ps 96-99 verweisen auf die
Inthronisation des Königs;
Ps 2,1-21 beschreibt Gottes Ziel, seinen
Sohn als König auf dem Zionsberg
einzusetzen;
Ps 8,1-4 stellt die menschliche
Nichtigkeit dem übernatürlichen
Schöpfungswerk gegenüber;
Ps 8,5-8 vergleicht die irdische
Existenz Christi mit der Herrlichkeit nach
seiner Rückkehr zum Himmel;
Ps 9,1-20 sieht die kommende Herrschaft
Christi voraus;
Ps 10,1-18 sagt die künftige Herrschaft
Christi auf der Erde vorher;
Ps
14,7 stellt die Wiederherstellung
Israels zur Zeit des zweiten Kommens Christi
vor;
Ps 16,1-11 bringt durch die Tatsache der
Auferstehung die Glaubenstreue jener zum
Ausdruck, die im Glauben gestorben sind;
Ps
24,1-10 nimmt das Kommen des Herrn zur
Übernahme seiner Herrschaft über die Erde
bei seinem zweiten Kommen vorweg;
Ps
45,6-7 bezieht sich auf den ewigen Thron
Davids;
Ps 46,4-10 schaut auf das zweite Kommen
Christi, wenn die Kriege beendet werden und
er unter den Nationen verherrlicht wird;
Ps 72,1-20 erwartet Christi Herrschaft
im Tausendjährigen Reich und schließlich
seine ewige Herrschaft;
Ps 78,2 sagt den kommenden Messias
voraus;
Ps 89,1-37 versichert, dass der
davidische Bund für immer fortdauern wird;
Ps 96,1-13 sieht voraus, wie der Herr
die Erde regiert und die Völker in
Gerechtigkeit richtet;
Ps 97,1-12 spricht von der
tausendjährigen Herrschaft;
Ps
98,1-9 sieht voraus, wie Christus die
Welt in Gerechtigkeit und Geradheit richtet;
Ps
99,1-9 bildet Christus als König in Zion
ab;
Ps
102,12-28 zeigt das zukünftige Reich auf
der Erde;
Ps 105, 5-11 versichert die ewige
Gültigkeit des abrahamitischen Bundes;
Ps 110,1-7 bezieht sich auf König
Christus und auf den Anfang des
Tausendjährigen Reiches;
Ps
118,2-29 zeigt, dass Christus - einst
als König verworfen - als König der Könige
wiederkommt und seine Autorität über die
ganze Erde ausübt;
Ps
145,13-14 stellt sicher, dass alle
Verheißungen Gottes erfüllt werden und dass
er sein Reich für alle Ewigkeit in Besitz
nehmen wird.
Siehe auch:
Davidischer Bund ;
Ps 2 ;
Ps 8 ;
Ps 16 ;
Ps 22 ;
Ps 89 ;
Ps 110 .
Rick Bowman
Merrill F. Unger:
Ungers großes Bibelhandbuch (Bielefeld:
CLV, 2003); John F. Walvoord,
The Bible Prophecy Handbook (Wheaton:
Victor Books 1990); John F. Walvoord und Roy
B. Zuck (Hrsg.),
Kommentar zur Bibel (Holzgerlingen:
Hänssler-Verlag, 1992).
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PS 2
Verfasst von David (
Apg 4,25 ) beschreibt dieser indirekt
messianische Psalm allgemeine königliche
Aktivitäten (andere Königspsalmen sind
Ps 18; 20-21; 45; 72; 89; 101; 110; 132; 144
).
Ps 2 beschreibt die Krönung des
davidischen Königs ungeachtet des
Widerstandes rebellischer Aufrührer in den
umgebenden Landschaften. Der allgemeine
Charakter dieses Psalms macht es möglich,
ihn auf eine Vielfalt von Umständen
anzuwenden. Die Schreiber des Neuen
Testaments zitieren
Ps 2 (V.
1-2 in
Apg 4,25-26 ; V.
7 in
Apg 13,33 sowie in
Hebr 1,5 und
5,5 ; V.
9 in
Offb 2,26-27 ) und spielen so oft darauf
an (
Mt 3,17; 17,5; 2Petr 1,17; Offb 12,5; 19,15
), dass sein Bezug auf das messianische
Amt Jesu und auf seine zukünftige Rückkehr
in Macht und Herrlichkeit nicht geleugnet
werden kann.
In
Apg 13,33 wird Vers
7 zitiert: »Du bist mein Sohn, heute
habe ich dich gezeugt« im Zusammenhang mit
der Auferstehung Jesu. Der auferstandene
Messias, der nie wieder sterben wird, ist
Gottes Garant zur Verwirklichung der
Verheißung des davidischen Bundes, einen
Herrscher aus Davids Nachkommenschaft
aufstehen zu lassen, der ewig Davids Thron
einnehmen wird. Die Gnadenerweise des Bundes
sind sicher (
Apg 13,34 zitiert
Jes 55,3 , wo im Gegenzug auf den
davidischen Bund in
2Sam 7,12-16 angespielt wird), weil der
Messias niemals die Verwesung sehen wird (
Apg 13,35 zitiert
Ps 16,10 ). Das Zwiegespräch zwischen
Vater und Sohn in
Ps 2,7 ist eine Adoptionsformel, die die
Herrschaftsrechte eines Königs legitimiert
(vgl.
2Sam 7,14 und
1Chr 28,6 ). Durch seine Auferstehung
und Verherrlichung wird der Messias Jesus
zum legitimen davidischen Herrscher erklärt
(vgl.
Röm 1,4 ).
Während
Hebr 1,5; Ps 2,7 mit
2Sam 7,14 zusammenfügt, um das
Herrschaftsrecht des Messias zu beleuchten,
bringt
Hebr 5,5-6; Ps 2,7 mit
Ps 110,4 (einem weiteren Königspsalm)
zusammen, um die Mittlerrolle des Messias
hervorzuheben. Jesu zweifache Rolle als
Priester-König passt folgerichtig zur
Sprache von
Ps 2 . Darüber hinaus sind die Umstände,
die in diesem Psalm entwickelt werden, nach
dem durch die neutestamentlichen Zitate
gewonnenen Verständnis prämillennialistisch,
obgleich der
Ps 2 nicht von einem fortgehenden und
wiederkommenden Messias spricht. Gegründet
auf die sichere Erfüllung der davidischen
Verheißungen, wird sich Gottes Volk eine
lange Zeit danach sehnen, dass ein Herrscher
aus Davids Geschlecht eine Epoche des
Friedens und des Wohlstandes von
universellem Ausmaß bringen wird (
Ps 2,8 : »Nationen ... die Enden der
Erde«; vgl.
Jes 2,2-4; 9,2-7; Jer 23,5-6; 33,14-16; Hes
37,24-28 ). Wenn der Messias kommt, um
sich auf dem Zionsberg niederzulassen (
Ps 2,6 ), dann wird er seine Herrschaft
bis zu den Enden der Erde ausdehnen und
dabei alle rebellischen Nationen besiegen (
Ps 2,9 : »sie zerschmettern ... sie
zerschmeißen«; vgl.
Offb 19,5 ). Indessen werden die
Nationen ermahnt, ihr Vertrauen auf ihn zu
werfen beziehungsweise ihre Zuflucht bei ihm
zu suchen (
Ps 2,12 ), damit sie nicht seinen Zorn
kennen lernen. Jene, die durch die
Vermittlung Jesu zu Gott gekommen sind,
werden in Sicherheit sein, wenn er als König
Jesus kommt.
Floyd S. Elmore
Derek Kidner,
Psalms 1-72 (Downers Grove, Ill.,
InterVarsity Press, 1973); Allen P. Ross,
Psalms in:
The Bible Knowledge Commentar y, hrsg.
von John F. Walvoord und Roy B. Zuck
(Wheaton, Victor Books, 1995); Willem A.
VanGemeren,
Psalms in:
The Expositors Bible Commentar y, hrsg.
von Frank E. Gaebelein, Band 5 (Grand
Rapids, Zondervan, 1991).
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PS 8
Ps 8 ist ein Lobpreisgesang, der das
Wesen des Herrn in seiner majestätischen
Schöpferkraft und in seiner Schöpfung
er-hebt. Der Psalm weist die üblichen
Leitmotive dieser Art von Gesängen auf:
1. Ausruf des Lobpreises (
8,2 )
2. Gründe des Lobpreises (
8,2-8 )
3. Erneuter Ausruf des Lobpreises (
8,9 )
In anderen Psalmen bildet die Schöpfung eine
Schlüsselkomponente, so in den
Ps 19; 29; 104; 139; 148 .
Der Kern von
Ps 8 liegt in dem Tatbestand, dass der
glorreiche Herr des Himmels, dessen Name
einzigartig ist, Menschen gnädig an der
Regierung der Erde beteiligen will. Darüber
hinaus offenbart der Psalm den immer noch
bestehenden Rang der gefallenen Menschheit -
die Rolle als Gottes Repräsentant auf der
Erde. Dass Gott vergängliche Menschen
gebraucht, um seine Ziele zu erreichen,
zeigt auch Gottes Herablassung; eine weitere
Eigenschaft Gottes, die der Psalmist preist.
Die Autorschaft an
Ps 8 wird David zugeschrieben, wie man
in Vers
1 des hebräischen Textes sehen kann:
»Dem Chorleiter. Auf der Gittit. Ein Psalm.
Von David.« Die Datierung des Psalms fällt
den Gelehrten schwer, da das Schöpfungsmotiv
von David zu irgendeinem Zeitpunkt seiner
Lebenszeit herangezogen worden sein kann,
der nicht durch ein äußeres Ereignis
bestimmt ist. Darüber hinaus enthält der
Text selbst keine historischen oder
situationsbezogenen Zitate, die bei der
Festlegung eines Entstehungsdatums hilfreich
sein könnten. Bemerkenswert ist die
erforderliche Instrumentalbegleitung. Der
mit »Gittit« übersetzte hebräische Begriff
bezieht sich auf eine Leier, eine Art
kleiner Harfe, die den Gesang melodisch
begleitet. Da der primäre Kontext des Psalms
(die Schöpfung) eine so zentrale Rolle in
der israelitischen Tradition einnimmt, gibt
es sehr viele Gelegenheiten, bei denen
Ps 8 vorgetragen wird.
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PS 8
Der Ruf zum Lobpreis (
8,1 )
Der zweite Vers des Psalms ist ein Ausruf
des Lobpreises für den Herrn; ein Lobpreis
der herrlichen Darstellung seines Wesens,
wie es sich in seiner Schöpfung und in
seiner Herablassung offenbart. Der Psalmist
gebraucht sofort den hebräischen Begriff
JHWH (Jahwe), um den Empfänger des
Lobpreises durch seinen Bundesnamen
unmissverständlich deutlich zu machen.
Darüber hinaus schreibt David JHWH seinen
Titel »Herr« zu - eine wichtige Erinnerung,
dass er wirklich unser Herr ist (hebr.
adona i: »Souverän, Gebieter, Herr«).
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PS 8
Die Gründe des Lobpreises (
8,1-8 )
Die zweite Zeile von Vers
2 und der ganze dritte Vers führen die
beiden Hauptgründe für den Lobpreis JHWHs
ein: Seine Schöpfung (
8,2 ) und seine Herablassung, die
gefallene Menschheit darin einzubeziehen (
8,3 ). Der Umfang dieser beiden Themen
umfasst die Erinnerung, dass dieser
Abschnitt sich mit den Gründen für einen
Lobpreis JHWHs befasst. Nachdem zuerst das
gewaltige Wirken Gottes betrachtet worden
ist, das wir in seiner Schöpfung erkennen
(Vers
4 ), gibt der Psalmist sodann (Vers
5 ) seiner Verwunderung darüber
Ausdruck, dass er der Menschheit die höchste
Verantwortung über die Schöpfung gegeben
hat! Davids Verwunderung ist eingefangen in
der rhetorischen Frage: »Was ist der Mensch
...?« Vers
6 beantwortet diese Frage mit der
Feststellung, dass die Menschheit von Gott
geschaffen wurde, um mit Macht und Würde zu
dienen. Der Mensch war ein wenig geringer
als
Gott (hebr.
elohi m: »Gott« oder »Mächtige«)
gemacht. Einige Übersetzungen geben statt
dessen »Engel« wieder. Obwohl der Begriff
elohim sich auf Engel beziehen kann, ist
sein vorherrschender Gebrauch im Alten
Testament der Bezug auf »Gott«. Daher
scheint es richtig zu sein, hier den
Gedanken wiederzugeben, dass die Menschheit
geschaffen wurde, um als Gottes Repräsentant
über seine Schöpfung zu herrschen, nach der
Schöpfungsordnung nur Gott selbst
untergeordnet. Außerdem wurde die Menschheit
mit »Herrlichkeit« (Ansehen) und »Majestät«
(Ehre) gekrönt.
In den Versen
7-9 staunt David, dass sich der
Hervorbringer einer so gewaltigen Schöpfung
so herablassend zeigt, indem er solch
verhältnismäßig unbedeutende Kreaturen wie
Menschen über seine gesamte irdische
Schöpfung erhebt. Diese Verse beziehen sich
natürlich auf Gottes ursprünglichen Auftrag,
den er dem ersten Menschenpaar gab:
unterwerfen und herrschen (
1Mo 1,26-28 ). Wir sind nach wie vor
königlich von Gott eingesetzt, über die
Werke seiner Hände zu herrschen (
Ps 8,7 ).
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PS 8
Der erneute Ruf zum Lobpreis (
8,9 )
Der Psalm schließt mit dem gleichen Ausruf
des Lobpreises für Gottes majestätisches
Wesen, mit dem er auch begann. Dieser Vers
konfrontiert den Leser mit einer
abschließenden Erinnerung daran, dass unser
Gebieter, JHWH selbst, die Menschheit gnädig
in die Regierung der Erde mit eingesetzt hat
- eine Tatsache, die die ganze Welt
veranlassen sollte, den majestätischen Namen
Gottes zu rühmen!
Robert G. Anderson Jr.
Peter C. Craigie,
Word Bi bl i cal Commentary (Waco, Word
Publishers, 1983); Donald R. Glenn,
Walvoord: A Tribut e, hrsg. von Donald
K. Campbell (Chicago, Moody Press, 1982);
Allen P. Ross,
Psalms in:
Kommentar zur Bibe l, hrsg. von John F.
Walvoord und Roy B. Zuck (Holzgerlingen,
Hänssler-Verlag, 1992); Leopold Sabourin,
S.J.,
The Psalms: Their Origin and Meaning
(New York, Alba House, 1974); Claus
Westermann,
Praise and Lament in the Psalms
(Atlanta, John Knox Press, 1981).
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PS 16
Der
Ps 16 enthält die wichtigsten Prophetien
im Alten Testament über die Auferstehung
Christi. Hier sehen wir eine der drei
Schriftstellen (zusammen mit
Ps 22 und
Jesaja 53 ), die mehr über den Tod und
die Auferstehung des Messias aussagen als
jeder andere Text in den hebräischen
Schriften. Die Bedeutung dieses Psalms wird
darin sichtbar, dass die beiden Apostel
Petrus und Paulus diese Textpassage in ihren
Ansprachen an ihre jüdische Zuhörerschaft
zitieren, in
Apg 2; 13 . Sie tun es, um zu beweisen,
dass der Messias von den Toten auferstanden
ist. Die Wichtigkeit dieses Psalms in der
ursprünglichen Verkündigung des Evangeliums
kann schwerlich überbewertet werden.
Petrus argumentierte am Pfingsttag in
Apg 2 , König David habe vorhergesagt,
dass der »Heilige«
(Chasi d: der Geheiligte, Geweihte) die
Verwesung nicht sehen werde. »Den hat Gott
auferweckt, nachdem er die Wehen des Todes
aufgelöst hatte, wie es denn nicht möglich
war, dass er von ihm behalten würde. Denn
David sagt über ihn: »Ich sah den Herrn
allezeit vor mir; denn er ist zu meiner
Rechten, damit ich nicht wanke. Darum freute
sich mein Herz, und meine Zunge frohlockte;
ja, auch mein Fleisch wird in Hoffnung
ruhen; denn du wirst meine Seele nicht im
Hades zurücklassen, noch zugeben, dass dein
Frommer Verwesung sehe. Du hast mir
kundgetan Wege des Lebens; du wirst mich mit
Freude erfüllen vor deinem Angesicht« (
Apg 2,24-28 ).
David war ein Jahrtausend tot, und sein Leib
war längst verwest, und das Gedenken an
Davids Grab stand den Zuhörern des Petrus
vor Augen. Es war klar, dass David hier
nicht über sich selbst prophezeit haben
konnte. Vielmehr muss er über seinen
künftigen Nachfolger, den Messias,
geweissagt haben. Auf der Grundlage dieser
Überlegungen argumentierte Petrus, dass der
Messias sterben und begraben werden sollte.
Seine Seele würde im Scheol sein, sein Leib
im Grabe. Allerdings würde der Heilige, ehe
sein Leib verwesen könne, den Weg des Lebens
sehen. So würde der Messias nicht nur aus
den Toten auferweckt werden, es würde auch
vor der Verwesung des Leibes geschehen
müssen, also innerhalb einiger weniger Tage
nach seiner Bestattung. Dieses Argument war
so kraftvoll, dass an diesem Tag dreitausend
Juden Christus annahmen, sicherlich nicht
zuletzt aufgrund der Kraft dieser erfüllten
Prophetie.
Der Apostel Paulus gebrauchte in Pisidien
Ps 16 in ähnlicher Weise bei seiner
evangelistischen Predigt in der Synagoge zu
Antiochia: »Deshalb sagt er auch an einer
anderen [Stelle]: »Du wirst nicht zugeben,
daß dein Frommer die Verwesung sehe.« Denn
David freilich entschlief, nachdem er seinem
Geschlecht nach dem Willen Gottes gedient
hatte, und wurde zu seinen Vätern versammelt
und sah die Verwesung. Der aber, den Gott
auferweckt hat, sah die Verwesung nicht« (
Apg 13,35-37 ).
König David, so schloss Paulus, legte sich
vor langer Zeit in seiner eigenen
Ge-neration zum Sterben nieder, und sein
Leib sah die Verwesung. Der Heilige aber,
den Gott aus den Toten auferwecken werde,
der werde keine Verwesung sehen. So musste
der Messias aus den Toten auferstehen, ehe
sein Leib die Verwesung sah. Dies wurde in
Jesus erfüllt, der am dritten Tage
auferstand.
Hier wird eindeutig klar, dass die Apostel
Ps 16 als den absoluten, zentralen
biblischen Beweis für die Tatsache
betrachteten, dass der Messias innerhalb
weniger Tage nach seinem Tod aus den Toten
auferweckt werden musste und dass Jesus
Christus diese Prophezeiung präzise erfüllt
hat.
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PS 16
Die Auferstehungsprophetie
Die Passage, auf die sich die Apostel in
Ps 16 konzentrieren, ist der Abschnitt
der Verse
8-11 , das sind die letzten vier Verse
des Psalms: »Ich habe den HERRN stets vor
Augen; weil er zu meiner Rechten ist, werde
ich nicht wanken. Darum freut sich mein Herz
und frohlockt meine Seele. Auch mein Fleisch
wird in Sicherheit ruhen. Denn meine Seele
wirst du dem Scheol nicht lassen, wirst
nicht zugeben, daß dein Frommer die Grube
sehe. Du wirst mir kundtun den Weg des
Lebens; Fülle von Freuden ist vor deinem
Angesicht, Lieblichkeiten in deiner Rechten
immerdar.«
Es gibt mehrere Schlüsselworte in diesem
Abschnitt. Sie sind grundlegend für das
Verständnis der Prophetie und dafür, wie
Petrus und Paulus sie auf Christus angewandt
haben.
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PS 16
Die Auferstehungsprophetie
Mein Fleisch
Der Sprecher spricht hier als einer, der
gestorben ist, und sein Fleisch ruht im Grab
- in Hoffnung. Welche Hoffnung kann das
Fleisch nach dem physischen Tod haben?
Unsere natürlichen Sinne nehmen nur die
Verwesung des Fleisches zurück zum Staub der
Erde wahr. Darin liegt nicht eben viel
Hoffnung. Allerdings verheißt das Wort
Gottes eine Auferstehung des Fleisches aus
den Toten. Das ist die Grundlage der
Hoffnung. Die Ursache dafür, dass das
Fleisch des Sprechers in Hoffnung ruht,
liegt darin, dass der Sprecher an die
Verheißung des Wortes Gottes glaubt, dass es
nämlich eine Auferstehung des Leibes geben
wird (
Hi 19,26; Dan 12,1-2 ). Das gilt für
jeden Gläubigen, aber die Weissagung wird
spezieller, wenn sie sich auf den besonderen
Zeitfaktor der Auferstehung bezieht.
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PS 16
Die Auferstehungsprophetie
Meine Seele im Scheol
Es wird nicht nur das Fleisch des Sprechers
im Grab gesehen, sondern es wird auch von
der Seele gesagt, sie sei im Totenreich,
hebr.
scheol (Vers
10 ). Totenreich ist eine Übersetzung
des Wortes Scheol. Es ist der Aufenthaltsort
der verstorbenen Seelen. Im Alten Testament
war der Scheol der Aufenthaltsort sowohl der
gerechten wie auch der gottlos verstorbenen
Seelen. Das wird verdeutlicht durch den
Bericht, den der Herr in
Lk 16 gibt. Dort beschreibt er die
gerechten und die gottlosen Toten, wie sie
beide im Hades sind (dem griechischen
Gegenstück zum hebräischen Scheol), jedoch
voneinander getrennt durch einen tiefen
Abgrund. Der gerechte arme Mann war auf der
Seite von Abrahams Schoß, während sich der
gottlose reiche Mann auf der Seite befand,
wo die fortwährende Qual war. David aber
frohlockt im
Ps 16 darüber, dass seine Seele nicht im
Scheol gelassen werden wird.
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PS 16
Die Auferstehungsprophetie
Die Grube (Verwesung)
Der Schlüsselsatz des ganzen Abschnitts ist
die Erklärung des Sprechers, dass Gott nicht
zulassen werde, dass der Heilige
(chasi d) die Verwesung
(schachat h) sehe. Hier ist eindeutig,
dass der Autor, König David, prophetisch von
seinem großen Nachkommen, dem Messias,
spricht.
Der Messias, der
chasid oder »der Heilige«, würde
sterben. Sein Leib würde in ein Grab gelegt
werden, aber sein Fleisch dort ruhen in der
Hoffnung auf die Auferstehung. Seine Seele
würde in den Scheol hinabsteigen, aber sie
würde nicht dort bleiben. In Wirklichkeit
würde sein Leib nur eine so kurze Zeit im
Grab verweilen, dass er keine Verwesung
sehen und nicht verderben würde.
Der jüdische Bestattungsbrauch verwendete
weder damals noch heute irgendwelche
Prozeduren der Einbalsamierung bei der
Vorbereitung der Toten auf die Bestattung.
Daher setzt die Verwesung sehr schnell ein,
und der Leib beginnt innerhalb weniger Tage
nach dem Eintreten des Todes zu verfallen.
Zur Erfüllung dieser Weissagung musste der
Leib des Sprechers mithin wenige Tage nach
seinem Tod auferweckt werden, damit sein
Leib nicht die Verwesung sah.
Während alle Gläubigen in der Versicherung
ruhen dürfen, dass ihre Leiber und ihre
Seelen bei der Auferstehung der Toten wieder
miteinander vereinigt werden, hatte nur der
Messias die Verheißung, dass sein Leib nicht
lange genug im Grab bleiben werde, um die
Verwesung zu sehen.
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PS 16
Die Auferstehungsprophetie
Weg des Lebens; deine Gegenwart
Der tote Leib des Messias werde nicht nur
keine Verwesung sehen, und seine Seele werde
nicht nur beim Verlassen des Scheols in der
Auferstehung mit seinem Leib wiedervereinigt
werden und den Weg des Lebens finden (Vers
11 ). Vielmehr werde er dann aus dem
Scheol heraus für immer in die Gegenwart des
Herrn versetzt werden. So ist der Messias
der erste Mensch, dem Zugang in die
Gegenwart Gottes in einem Auferstehungsleib
verheißen wurde.
Vor dem Tod und der Auferstehung Christi
waren gerechte Seelen auch auf der
paradiesischen Seite des Scheol einigermaßen
eingeschränkt, fern von der direkten
Gegenwart des Allmächtigen im Himmel. Ihre
Sünden waren zwar bedeckt, aber es war noch
nicht wirklich mit dem Blut des Messias für
sie bezahlt worden. Nachdem der Herr für
unsere Sünden gestorben und das eine
wahrhaftige Opfer dargebracht worden war,
konnte er die Gefangenschaft gefangen nehmen
(
Eph 4,8; Ps 68,18 ) und die Seelen der
Gerechten aus dem Scheol in den dritten
Himmel bringen, dem Aufenthaltsort Gottes.
Daher war es keinem Menschen vor Christus
erlaubt, nach seinem Tod die Gegenwart des
Herrn im Himmel zu erleben. Als jedoch
Christus starb und die vollgültige Sühnung
vollbrachte, da konnte er selbst als erster
auferstandener Mensch zu dem Vater auffahren
und das Paradies aus dem Scheol in den
Himmel übertragen. Wenn jetzt Gläubige
sterben, dann gehen ihre Seelen nicht in den
Scheol, sondern vielmehr direkt in den
Himmel, um von dem Leib getrennt
Gemeinschaft mit dem Herrn zu haben (
2Kor 5,8 ). Die gottlos Verstorbenen
gehen jedoch nach wie vor zum Scheol, dem
Ort der Qualen, wo sie das Gericht des
großen weißen Thrones erwarten, das in
Offb 20 beschrieben wird.
Es nimmt nicht Wunder, dass die Apostel
Ps 16 als so entscheidend für die
Verkündigung des Evangeliums betrachteten.
Er enthält die Verheißungen, die sich auf
die einzigartige, besondere Auferstehung des
Messias beziehen und auf engen Beziehungen
zwischen ihr und der Auferstehung der
Gläubigen aller Zeitalter.
Thomas S. McCall
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PS 22
Der
Ps 22 wird üblicherweise in den Versen
1-22 als Klagelied und in den Versen
23-32 als Lobpreis und Danksagung
klassifiziert. Es wird auch gesagt, es sei
ein Königspsalm (siehe
Ps 89 ) wegen der Erniedrigung des
Königs und seiner Wiederherstellung
(Anderson 1,184).
Allerdings ist der am stärksten umstrittene Aspekt dieses Psalms die
Charakterisierung seines Themas.
Inwiefern bezieht er sich auf Christus?
Darüber gibt es fünf grundsätzliche Ansichten:
1. Der Psalm bezieht sich nur auf die Person
Davids und ist auf Christus nicht anwendbar.
2. Die nationale Betrachtungsweise bezieht
die Einzelheiten des Psalms auf das Volk
Israel, besonders während des Exils. Diese
Interpretation schließt ebenfalls eine
Verbindung mit Christus aus.
3. Eine andere Auslegung behauptet, der
Psalm enthalte nicht den Bericht irgendeines
Individuums, sondern er beschreibe die
Erfahrung des vollkommenen Gerechten. Daher
kann er auf Christus angewandt werden. 4.
die prophetische Auslegung setzt voraus,
dass der ganze Psalm eine Prophetie auf
Christus selbst ist. Daher müsse sich der
Autor bewusst gewesen sein, dass er über
Christus weissagt.
5. Die typologische, prophetischmessianische
Auslegung versteht diesen Psalm als ein
Vorbild auf den Tod Christi. »Auch die
Evangelisten des Neuen Testaments sahen
Verbindungen zwischen einigen der Worte in
diesem Psalm (Verse
8.16.18 ) und bestimmten Ereignissen des
Leidensweges Christi. Auch
Hebr 2,12 zitiert
Ps 22,22 « (Ross, 809). So verwendete
David viele bildhafte Begriffe zur
Darstellung seiner Leiden, aber diese
poetischen Worte wurden in den Leiden Jesu
Christi buchstäblich wahr. Die beiden
letztgenannten Auslegungsweisen stellen die
besten Annäherungen an die Zielsetzung des
Textauszugs dar und die
typologischprophetische Sichtweise scheint
die passendste zu sein.
Der Beitrag dieses Psalms zu unserem
Verständnis des künftigen Reiches liegt in
den Versen
28-32 . Wir sehen in diesem
theokratischen Reich, wie sich alle Enden
der Erde und alle Völkerfamilien in Anbetung
dem Herrn zuwenden, und wir sehen den Herrn
und sein Reich über die Völker herrschen.
Die Heiden, die aus allen Völkern zu dem
Herrn umgekehrt sind (
Röm 11,25; Offb 5,9 ), erkennen den
Herrn und beten ihn an, und Gott richtet
eine Weltherrschaft (
Dan 7,27; Offb 2,26-27; 19,15 ) unter
Christus auf (Peters 1,536; 3,215). Gott
verheißt auch eine Nachkommenschaft, die den
künftigen Generationen die von Gott gewirkte
Gerechtigkeit bezeugen wird.
Siehe auch:
Theokratisches Reich .
Steve P. Sullivan
A. A. Anderson:
The Book of Psalms in,
The New Century Bible Commentary (Grand
Rapids: Eerdmans, 1981), 1, 184-195;
E.W.Hengstenberg,
Commentary of the Psalms (Edinburgh: T&T
Clark, 1858), 1,355-397;
Christology of the Old Testament (Grand
Rapids: Kregel Publications, 1970) S. 78-90;
H.C.Leupold,
Exposition of the Psalms (Grand Rapids:
Baker, 1969); George N. H. Peters,
The Theocratic Kingdom 3 Bde. (Grand
Rapids: Kregel, 1988) 1.478, 1.536, 3.215;
Allen P. Ross,
Psalmen in:
Kommentar zur Bibe l, hrsg. von John F.
Walvoord und Roy B. Zuck (Holzgerlingen:
Hänssler-Verlag, 1992).
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PS 89
Autor von
Ps 89 ist Etan, der gemäß
1Chr 6,44; 15,17.19 von David als einer
der Leiter der Tempelmusik berufen worden
war. Manche glauben, dass Etans Name zu
Jedutun verändert wurde, da Jedutun mit den
Musikerfamilien von Asaph und Heman in
Verbindung gebracht wird, die David zur
musikalischen Leiterschaft berief (siehe
1Chr 25,1.3.6 ). Soweit wir wissen, hat
Etan nur einen Psalm zu dem Kanon
beigesteuert, den wir in der Heiligen
Schrift vorfinden.
Dieser Psalm wird üblicherweise als
Königspsalm oder als königliches Klagelied
bezeichnet. Ein Königspsalm bringt den
gesalbten König in den Vordergrund, einen
Gipfelpunkt in der Karriere des Monarchen
oder einen Aspekt des davidischen Bundes.
Ps 89 ist ein Gebet zu Gott, um den
davidischen Bund zu rühmen; er steht
allerdings im Zusammenhang eines Klageliedes
(Verse
39-52 ). Die eigentliche Ursache für die
Entstehung dieses Psalms ist unbekannt. Der
Zusammenhang vermittelt den Schauplatz, wo
die Bedrängnis und die Zurückweisung Davids
oder eines anderen gesalbten davidischen
Königs Etan zu dem Gebet veranlassten, der
Herr möge sich seines Bundes mit David
erinnern und die Heimsuchung beenden.
Der Psalm hat folgende Struktur:
I. Einführung: Lobpreis des Herrn für seine
Treue und Barmherzigkeit bei der Aufrichtung
des Bundes (Verse
2-5 ).
II. Das Wesen des Bundesgottes: Lobpreis des
Charakters des Herrn, der den davidischen
Bund aufgerichtet hat (Verse
6-19 ).
III. Das Gedenken der Bundesverheißungen:
Die Verheißungen des davidischen Bundes
werden zitiert (Verse
20-38 ).
A. Die ausführliche Darstellung der
Verheißung (Verse
20-30 ),
B. Die Bestimmungen sind sicher, auch wenn
Disziplin erforderlich wird (Verse
31-35 ),
C. Die Fortdauer des Bundes (Verse
36-38 ).
IV. Das Klagelied hinsichtlich des Bundes:
Die Klage über die Bedrängnis und
Zurückweisung des Königs und seine Besorgnis
um die Verheißungen des davidischen Bundes
(Verse
39-52 ).
V. Doxologie: Der abschließende Lobpreis
Gottes (Vers
53 ).
Das Herz des Psalms und seinen Beitrag zur
Eschatologie finden wir in den Versen
20-38 . Hier liegt uns eine weitere
Bestätigung des davidischen Bundes vor, der
in
2Sam 7 und in
1Chr 17 im Einzelnen dargestellt ist.
Man beachte die Bestimmungen des Vertrages,
die der
Ps 89 ausdrücklich bestätigt.
1. Davids Nachkommenschaft wird für immer
Bestand haben (Verse
5.30.37 ).
2. Der Thron Davids wird für immer bestehen
- in allen Generationen (Vers
5 ), wie die Tage des Himmels (Vers
30 ), »wie die Sonne vor meinem
Angesicht« (Vers
37 ), wie der Mond, und das Zeugnis im
Himmel ist treu (Vers
38 ). Diese Verheißung gibt Davids
Nachkommen das Recht, über das Reich zu
herrschen.
3. Dieser ewige Bund ist unveränderbar. Der
Begriff »in alle Ewigkeit« wird gebraucht,
um Teile der Verheißungen des Bundes näher
zu beschreiben (Verse
5.29-30.37-38 ). In den Versen
31-33 warnt der Psalmist: Wenn irgendein
Nachkomme in der davidischen Linie
ungehorsam ist, dann wird er gezüchtigt und
könnte seine persönlichen und individuellen
Vorrechte aus dem Bund verlieren. Aber in
den Versen
34-38 kommt der Psalmist zurück auf die
Bedingungslosigkeit des Bundes. Auch dieser
Ungehorsam kann den Vertrag mit Gott nicht
brechen oder verletzen. Das ist eine
gewaltige Feststellung. Wenn die Nachkommen
Davids gehorsam geblieben wären, würde
Davids Thron niemals unbesetzt geblieben
sein, bis der Nachkomme, Jesus Christus,
gekommen wäre. Die unbedingte Verheißung
besteht nicht darin, dass immer jemand auf
Davids Thron herrschen muss, sondern dass
»die Abstammungslinie, das königliche
Privileg und das Anrecht auf den Thron
erhalten bleibt und
niemals verloren geh t, sogar in Sünde,
Gefangenschaft und Zerstreuung« (Walvoord,
201).
Die Abstammungslinie setzte sich fort, bis
Jesus von Nazareth erschien; er war
unbestreitbar
der Nachkomme des davidischen Bundes (
Lk 1,26-33 ). Mit seinem Tod endete die
Linie. Aber mit seiner Auferstehung folgte
Jesus auf sich selbst. Durch seine
Auferstehung bewahrheiteten sich die Worte
aus
2Sam 7,14 und
Ps 2,8 (vgl.
Ps 89,25-28 ). In ihm (
Apg 13,30-37; Hebr 1,5; 5,5 ) wurde die
Verheißung wahr. »Er ist als der ewige Sohn
Gottes (als die zweite Person der heiligen
Trinität) auch der adoptierte königliche
Sohn Gottes (in Erfüllung des davidischen
Bundes)« (Allen, 72). Er wartet als rechte
Hand sei-nes Vaters auf den richtigen
Zeitpunkt, zur Aufrichtung seines Reiches
wiederzukommen und den davidischen Bund zu
erfüllen (
Offb 20,1-6 ). Der einfache
grammatikalische Sinn der Verheißungen des
davidischen Bundes zeigt an, dass dieser
Bund durch ein sichtbares, äußerlich
bestehendes Reich erfüllt werden muss, das
geistliche und göttliche Dinge in sich
einschließt (Peters, 1,343-344). Der
davidische Bund fand bisher keine Erfüllung,
weder im Alten Testament noch in dem
jetzigen Zeitalter (Benware, 61-67). Gott
wird dem Volk Israel aber seinen Bund durch
Jesus Christus bei seinem zweiten Kommen im
Tausendjährigen (messianischen) Reich
erfüllen. Die zweite Phase des Reiches wird
in den neuen Himmeln und auf der neuen Erde
von ewiger Dauer sein (
1Kor 15,24; Offb 20-22 ).
Siehe auch:
Davidischer Bund .
Steve P. Sullivan
Ronald B. Allen,
Evidence from
Ps 89 in:
A Case for Premillennialism: A New Consensus
hrsg. von Donald K. Campbell und Jeffrey
L. Townsend (Chicago: Moody Press, 1992) S.
55-77; Paul N. Benware,
Understanding End Times Prophecy
(Chicago: Moody Press, 1995); Walter C.
Kaiser Jr.,
Toward an Old Testament Theology (Grand
Rapids: Zondervan, 1978) S. 143-164; J.
Dwight Pentecost,
Bibel und Zukunft (CV Dillenburg, 1993),
S. 100-115; George N. H. Peters,
The Theocratic Kingdom 3 Bde. (Grand
Rapids: Kregel, 1988) 1.313-319, 342-351;
John F. Walvoord,
The Millennial Kingdom (Grand Rapids:
Zondervan 1959) S. 194-207.
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PS 110
Der
Ps 110 prophezeit den Dienst eines
abwartenden Priesterkönigs nach der Ordnung
Melchisedeks (Vers
4 ), der vom Himmel herab (Vers
1 ) seine Angelegenheiten auf der
feindseligen Erde lenkt (Vers
2 ). Er tut es indirekt durch sein Heer
freiwilliger Priester (Vers
3 ). Die Zeit seines Abwartens im Himmel
endet, wenn er zur Schlacht von Harmagedon
zur Erde zurückkehrt, um am Tag seines Zorns
Könige zu zerschmettern (Vers
5 ). Die Feinde werden gerichtet (Vers
6 ), und er erfährt seine endgültige
Erhebung (Vers
7 ). Das ebnet den Weg dafür, dass er
sich auf dem Thron Davids niederlassen kann,
um direkt auf der Erde im verheißenen
Tausendjährigen Reich zu herrschen.
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PS 110
Die Geschlossenheit des Psalms
Es gibt zwei vorherrschende Themen in diesem
Psalm: König und Priester. Von einigen
werden diese beiden Typen als einander fremd
gesehen: der königliche als davidisch, der
priesterliche als melchisedekisch.
Allerdings zeigt der Psalm eine
offensichtliche Geschlossenheit und legt
dadurch den Gedanken nahe, dass diese beiden
Dienste wohl doch enger miteinander verwandt
sind. Ein besseres Verständnis der Struktur
des Psalms hilft bei dessen Auslegung. Einen
Zugang hierzu bieten die Themen der
tausendjährigen Herrschaft Christi im ersten
Teil und jene seines zweiten Kommens im
zweiten - zusammen mit seinem gegenwärtigen
hohepriesterlichen Dienst. Bei dem Versuch,
den Psalm als ein Ganzes zu begreifen,
empfehlen manche Ausleger die Annahme, dass
der Psalm nicht nur den davidischen Bund
reflektiert, sondern auch David als
Priesterkönig nach der Ordnung Melchisedeks.
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PS 110
Die Kernbotschaft des Psalms
David wird eine prophetische Schau darüber
gewährt, wie der Messias seine Herrschaft
von Zion aus beginnen wird. Diese Herrschaft
wird durch Freiwillige vermittelt, die seine
Befehle inmitten seiner Feinde ausführen,
während er im Himmel sitzt. Die Herrschaft
wird so weiter ausgeübt, bis der Messias als
Priester nach der Ordnung Melchisedeks die
Heere des Herrn in einen heiligen Krieg
führen wird, bis er seine Feinde unterworfen
und den Sieg errungen hat.
Der Psalm hat folgende Struktur:
I. Der Orakelspruch des Herrn für David: Der
Messias wird seine Herrschaft zunächst durch
heilige Krieger vom Himmel her ausüben
(Verse
1-3 ).
A. Davids Herr ist zu einem himmlischen
Thron erhoben, bis er nach der Überwindung
seiner Feinde den Thron auf der Erde
aufrichten kann (Vers
1 ).
B. Jahwe setzt die Herrschaft des Messias in
Zion sogar inmitten seiner Feinde ein (Vers
2 ).
C. Jahwe verheißt, dass sich sein Volk
selbst in heiliger Ordnung als ein
freiwilliges Opfer für den Messias
darbringen wird (Vers
3 ).
II. Der Schwur des Herrn für den Messias:
Der Messias wird seine Herrschaft auf der
Erde durch ein Gericht über seine Feinde
aufrichten (Verse
4-7 ).
A. Jahwe schwört, den Messias zu einem
Priester nach der Ordnung des Priesters des
»heiligen Krieges«, Melchisedek, zu machen
(Vers
4 ).
B. Der Messias handelt als Priester eines
Zorngerichts. Er versichert den Seinen, dass
Jahwe ihre Kraft sein wird, am Tag seines
Zorns Könige zu zerschmettern (Vers
5 ).
C. Jahwe wird alle vernichten, die sich ihm
entgegenstellen (Vers
6 ).
D. Er geht vollkommen siegessicher in die
Schlacht. Deshalb wird er sein Haupt
siegreich erheben (Vers
7 ).
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PS 110
Autorschaft
Die Autorschaft Davids an diesem Psalm wird
hinreichend bestätigt 1. durch die
Titelzeile des Psalms und 2. durch sein
Verständnis in neutestamentlicher Zeit. In
dieser Zeit wird er so umfassend als von
David verfasst verstanden, dass Jesus darauf
verweisen kann, ohne von den
Schriftgelehrten Einspruch zu erfahren (
Mt 22,43-46 ).
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PS 110
Ps 110 und der davidische Bund
Zur Beantwortung der Frage, ob sich
irgendein Teil des
Ps 110 auf den davidischen Bund bezieht,
muss man Jesu Auslegung des Psalms erwägen.
Markus��� Bericht über den Zusammenstoß Jesu
mit den Pharisäern wegen der Auslegung
dieses Psalms ist von großer Wichtigkeit (
Mk 12,35-37 ), besonders, wenn man ihn
im Vergleich mit den anderen Synoptikern
betrachtet. Die Bedeutung des griechischen
Wor t es
pothen (woher?) ist im Bericht des
Markus hervorzuheben. Jesu Frage an die
Schriftgelehrten, die jüdischen Ausleger,
lautet: »Woher« ist der Messias der Sohn
Davids?
Pot hen wird hier im Sinne von »aus
welcher Quelle der Autorität« gebraucht
(vgl.
Mk 6,1-2; Lk 20,7 ). Markus��� Version
der Erwiderung Jesu an die Schriftgelehrten
über den Messias als Sohn Davids in
12,35-37 zielt auf die Quelle der
Autorität für solch eine Behauptung. Die
Schriftgelehrten scheinen
Ps 110,1 als Beweistext für ihre
Behauptung herangezogen zu haben. Jesus
leugnet nicht, dass der Messias ein
Nachkomme Davids sein muss, aber er ist
anderer Meinung als die Schriftgelehrten
über die Auslegung von
Ps 110 . Wir könnten seine Erwiderung
folgendermaßen umschreiben: »Ihr sagt, der
Messias sei Davids Sohn? Schön, aber
aufgrund welcher Autorität behauptet ihr
das? Aufgrund von
Ps 110 ? Ausgeschlossen! Denn in diesem
Psalm nennt David den Messias seinen Herrn,
nicht seinen Sohn.«
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PS 110
Der Thron des Messias
Bei der Betrachtung des Thrones des Messias
in
Ps 110,1 müssen verschiedene
Einzelheiten in die Erwägung mit einbezogen
werden: Die Lokalisierung des Thrones, die
Ursache der Ehre und die Autorität des
Thrones.
1. Was betreffs der Lokalisierung des
Thrones offensichtlich zu sein scheint, ist
von manchen kompliziert worden. Der Messias
wird aufgefordert, sich zur Rechten des
Herrn (Jahwe) niederzulassen. Somit sollte
es sich um einen himmlischen Thron handeln,
das heißt, ein Thron, der im Himmel steht.
Manche haben versucht, diesen Thron mit dem
Thron des Herrn (Jahwe) zu identifizieren,
von dem in
1Chr 28,5; 29,23 sowie in
2Chr 9,8 die Rede ist. Aber den
Zeitgenossen des Psalms ist der Unterschied
zwischen dem Thron des Königs und dem Thron
von irgendjemand, der Königinmutter etwa, zu
seiner Rechten bekannt (vgl.
1Kö 2,19 ). Wäre der Thron des Messias
ein irdischer, er wäre niedriger als der
Davids! Ganz sicher würde niemand, zumindest
aus dieser Zeit, die Worte hören, die Jahwe
zum Messias spricht: »Setze dich zu meiner
Rechten«, und das dann mit dem Thron Davids
verbinden. Es würde im Gegenteil an einen
Thron im Himmel denken, buchstäblich an der
rechten Seite Jahwes. Schließlich war es
nicht nur das Verständnis der Mitglieder des
Sanhedrin, dass in
Ps 110,1 von einem himmlischen Thron dir
Rede ist (
Lk 22,66-71 ; bes. Vers
69 ). Es ist vielmehr das allgemeine
Verständnis des Neuen Testaments
einschließlich unseres Herrn Jesus Christus,
dass der Messias jetzt im Himmel zur Rechten
des Vaters sitzt, in Erfüllung von
Ps 110 (vgl.
Mk 16,19; Apg 2,34-35; Röm 8,34; Eph 1,20;
Kol 3,1; Hebr 1,3 u.v.a.).
Man bedenke die Ursache der Ehre. Der
doppelte Hinweis auf die Feinde des Messias
(oy e beka ) ist äußerst
aufschlussreich. Im Zorngericht Gottes
kämpfen die Krieger und Gott gemeinsam gegen
einen gemeinsamen Feind, um ihn zu
überwinden. Hier erachtet der Herr die
Feinde des Messias wegen dessen Gehorsam als
seine eigenen. Jesus erklärt in
Offb 3,21 , was er tat um die Ehre zu
verdienen, zur Rechten Jahwes zu sitzen:
»Wer überwindet, dem werde ich geben, mit
mir auf meinem Thron zu sitzen, wie auch ich
überwunden und mich mit meinem Vater auf
seinen Thron gesetzt habe.« Der Messias
verurteilte die geistlichen Führer Israels
wegen ihrer Gottlosigkeit (vgl.
Joh 12,31; 16,11 ) und überwand den
Feind. So ist er der Erhebung auf Jahwes
Thron würdig.
Schließlich beachte man die Autorität des
Thrones! Sie findet Ausdruck durch die zwei
Aussagen in Vers
2 . Es ist der Herr, der das mächtige
Zepter des Messias ausstreckt, und es ist
der Herr, der dem Messias befiehlt zu
herrschen. Mit anderen Worten: Es ist der
Herr, der die Herrschaft des Messias
einsetzt. Die Autorität des Messias ist
einzig und allein vom Herrn hergeleitet
(vgl.
Dan 7,14; Mt 28,18 ). Dass diese
Autorität von Zion ausgeht, beschränkt die
Autorität des Messias in keiner Weise auf
das Land Israel. Sie erstreckt sich vielmehr
auch über die Feinde, wie der zweite
Ausdruck feststellt. Diese Autorität nimmt
also ihren Anfang in Zion und erstreckt sich
von dort über die Feinde rund umher.
Manche Ausleger sehen in
Ps 110 den Thron Davids. Sie beziehen
sich dabei auf Verse wie
1Chr 29,23 und
2Chr 9,8 . Aber diese Passagen sprechen
von dem Thron als »Thron des Herrn«, und
zwar nicht infolge der Tatsache, dass der
Herr darauf sitzt, sondern vielmehr deshalb,
weil er kontrolliert, wer darauf sitzt. Der
Thron in
Ps 110,1 ist der des Herrn aufgrund der
Tatsache, dass er darauf sitzt. Der in den
Chronikbüchern genannte ist irdisch,
platziert in Jerusalem, Letzterer ist
himmlisch und steht im Himmel.
Siehe auch:
Davidischer Bund ;
Thron Davids .
George Gunn und Jerry Neuman
Craig. A. Blaising und D. Bock,
Progressive Dispensationalism (Wheaton:
1993, Victor Books); Darrell Bock,
The Reign of the Lord Christ in:
Dispensationalism, Israel, and the Church
, hrsg. von Craig A. Blaising und D. L.
Block (Grand Rapids: Zondervan, 1992) und
Evidence from Acts in:
A Case for Premillennialism: A New Consensus
hrsg. von Donald K. Campbell und Jeffrey
L. Townsend (Chicago: Moody, 1992); Jay
Butler,
An Exegetical Study of Ps 110 ,
Magisterarb. (Dallas: Dallas Theological
Seminary, 1980); C.F.Keil und F. Delitzsch,
Kommentar über das Alte Testamen t, Bd.
5 (Grand Rapids: Eerdmans, 1867); Derek
Kidner,
Psalms (London: InterVarsity Press,
1975); J. J. Stewart Perowne:
Commentary on the Psalms (Grand Rapids:
Kregel, 1989); John H. Sailhamer,
The Pentateuch as Narrative (Grand
Rapids: Zondervan, 1992); R. L. Saucy,
The Case for Progressive Dispensationalism
(Grand Rapids: Zondervan, 1993); Willem
A. VanGemeren,
Psalms in:
The Expositors Bible Commentar y, hrsg.
von Frank E. Gaebelein, Band 5 (Winona Lake
Ill.: BMH Books, 1991).
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