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THEOKRATISCHES REICH
Der Begriff
theokratisches Reich (Reich der
Gottesherrschaft) bezieht sich darauf, dass
sich Gottes Souveränität und Herrschaft auf
Erden während der verschiedenen Epochen
biblischer Geschichte immer wieder erweist.
Dieses Reich findet seine letzte
geschichtliche Vollendung im künftigen
endzeitlichen bzw. Tausendjährigen Reich auf
Erden, wenn Gottes Souveränität umfassend
anerkannt wird. Der Ausdruck wird in der
prämillennialistischen Auslegung als
Sammelbegriff benutzt, um den gesamten
Heilsplan des Reiches zu erörtern, der in
der Bibel dargestellt wird.
Dieser Heilsplan ist der Prozess, in dessen
Verlauf Gottes Souveränität in all den
verschiedenen Heilszeiten auf Erden durch
unterschiedliche erwählte Einzelpersonen und
Einrichtungen offenbar wird.
Beim theokratischen Reich sind von
prämillennialistischen Auslegern
verschiedene Schwerpunkte gesetzt worden.
Arno C. Gaebelein konzentrierte sich auf den
Zukunftsaspekt der kommenden tausendjährigen
Herrschaft Christi.
Alva McClain hob die menschlichen Mittler
hervor, durch die Gott seine souveräne
Herrschaft in all den Phasen biblischer
Geschichte erkennen ließ. Das führte dazu,
dass er den Begriff
Reich des Mittlers gebrauchte, um im
Wesentlichen den gleichen Grundgedanken
auszudrücken, der mit dem Ausdruck
theokratisches Reich gemeint ist.
George N. H. Peters stellte in seinem
umfangreichen dreibändigen Werk mit dem
Titel
The Theocratic Kingdom (1884)
detailliert dar, wie frühere Heilszeiten
(z.B. die Zeit des Gesetzes mit seiner
Theokratie) eine Art Anzahlung und eine
einführende bzw. einleitende Form des
Reiches Gottes verkörperten. Diese schwachen
Abbilder der Herrschaft Gottes in früherer
Zeit spiegeln nur teilweise die Offenbarung
des kommenden Reiches Gottes wider, wenn
Christus wiederkommt, um sein sichtbares
Reich auf Erden aufzurichten.
J. Dwight Pentecost fasste alle diese
Aspekte mit dem Begriff »theokratisches
Reich« zusammen. Alle prämillennialistischen
Autoren gründen die Erfüllung dieses
Heilsplans des Reiches auf die biblischen
Bundesschlüsse, die mit Abraham in
1Mo 12 begannen. Sie sehen daher Israel
im nationalen, politischen und ethnischen
Sinn im Mittelpunkt jeder Herrschaft Gottes
auf Erden. Folglich kann man die
Verheißungen, die Israel als Volk gelten,
nicht aufgeben, wie dies amillennialistische
und postmillennialistische Ausleger tun.
Von besonderem Interesse für den
prämillennialistischen Ausleger ist die
Rolle, die das Zeitalter der Gemeinde bzw.
das gegenwärtige Zeitalter im Heilsplan des
Reiches spielt. Viele Prämillennialisten
glauben, dass im jetzigen Zeitalter der
Heilsplan des Reiches unterbrochen ist.
Ihrer Überzeugung nach befindet sich das
Reich in der gegenwärtigen Zeit in einer
Wartestellung. Daher beziehen sich die mit
neutestamentlichen Gläubigen
zusammenhängenden Hinweise auf das Reich
Gottes nach allgemeiner heilsgeschichtlicher
Auffassung
(1) auf das ewige Reich Gottes und nicht
darauf, dass sich Gottes Regentschaft in
einer speziellen irdischen Herrschaftsform
erweist, und. (2) auf das Verhältnis des
christlichen Gläubigen zum künftigen
endzeitlichen Reich im Lichte seines
Erbteils, das er durch Christus erhalten
hat.
Siehe auch:
Reich Gottes, Reich der Himmel ;
Reich Gottes, universell und vermittelnd
.
Michael D. Stallard
Arno C. Gaebelein,
The Harmony of the Prophetic Word (New
York: Revell, 1907); Alva McClain,
The Greatness of the Kingdom (Winona
Lake, Ind.: BMH Books, 1974); J. Dwight
Pentecost,
Bibel und Zukunf t, Dillenburg:
Christliche Verlagsgesellschaft, 1993);
George N. H. Peters,
The Theocratic Kingdo m, 3 Bd. (Grand
Rapids: Kregel, 1988).
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