ZEPHANJA Eschatologie Das Thema der Prophetie Zephanjas wird in der
Wendung »der Tag des Herrn« richtig: >
Tag Jehovas treffend beschrieben. Diese Formulierung wird im gesamten Buch etwa
15-mal erwähnt ( 1,7-10.14-16.18; 2,2-3; 3,11.16 ). Versteht man darunter ausschließlich
Gericht, wird man diesem Thema jedoch nicht gerecht, denn es umfasst
sowohl Gericht als auch Rückführung bzw. Wiederherstellung. Unter
Berücksichtigung beider Aspekte könnte man das Thema formulieren: »Jahwe
setzt dem sündigen menschlichen Treiben durch Gericht und
Wiederherstellung ein Ende«. Obwohl Zephanja eines der am meisten
vernachlässigten Bücher der Bibel ist, bleibt es für eine umfassende
Beschreibung der Einzelheiten des Tages des Herrn das wichtigste Buch. Der Tag des Herrn setzt menschlichen
Angelegenheiten ein Ende bzw. greift in diese ein. Das Ziel besteht
darin, eine Reinigung herbeizuführen ( 1,17 ), um so allen Menschen die
Souveränität Gottes vor Augen zu führen. Dieser Zornes-Tag steht nahe
bevor ( 1,7.14 ) und wird seine Aufgabe gründlich erledigen ( 1,15-18 ).
Der Herr wird die Erde strafen, wobei diese Strafe entweder örtlich
begrenzt ( 1,4-13; 2,4-15 ) oder allumfassend sein kann ( 1,2-3.18; 3,8
). Das letzte Ziel dieser Strafe ist nicht die Vernichtung, sondern die
Wiederherstellung eines Überrests ( 2,1-3; 3,8-13 ), besonders in Gottes
geliebtem Volk Israel ( 2,1-3; 3,11-20 ), dem die Warnung vor dem
bevorstehenden Tag des Herrn zuerst gegeben wird. Dass der Herr
persönlich daran beteiligt ist, wird durch den fortwährenden Gebrauch
des entsprechenden Personalpronomens (»ich«, »mein« usw.) im
Zusammenhang von Gericht und Wiederherstellung eindeutig hervorgehoben (
1,2-4.8-9.12.17; 2,5; 3,3.8-9.11-12.19-20 ). Zephanja gab seine Prophetie an Juda weiter, als
König Josia regierte. Damals hatte Hilkija das Gesetzbuch im Tempel noch
nicht gefunden (622 v. Chr.). Josia war 640 v. Chr. im Alter von acht
Jahren König geworden, stand unter dem Einfluss zweifelhafter Hofbeamter
( 3,3 ). Vor Josias geistlicher Erweckung im Jahre 632 v.
Chr. ( 2Chr 34,3 ) hatte sich das Volk unter Führung von Manasse und
seinem Sohn Amon systematisch von seinen Bundesverpflichtungen gegenüber
dem Herrn gelöst. Diese beiden Könige hatten von 686-632 v. Chr. regiert
- Jahre, die als Judas »Zeitalter der Finsternis« bekannt sind. Überall
im Land herrschte Götzendienst, und man verfolgte egoistische Ziele.
Dies führte zu sexueller Perversion, Sternenkult, Menschenopfern und
sozialer Ungerechtigkeit ( 2Chr 33,2-9 ). Man sollte daher Zephanjas
Prophetie zeitlich frühestens unmittelbar vor Josias Erweckung
einordnen. Man nimmt an, dass Zephanjas Dienst die Erziehung Josias
nachhaltig beeinflusste. Einige Gelehrte gehen davon aus, dass die
Prophetie in die Zeit nach der Entdeckung des Gesetzbuches datiert
werden müsse. Dennoch stimmen alle darin überein, dass die Prophetie vor
dem Untergang Assyriens im Jahre 612 v. Chr. gegeben wurde, weil
Zephanja Assyriens gegenwärtige Existenz und sein unmittelbar
bevorstehendes Ende beschreibt ( 2,13-15 ). Im Allgemeinen wird 635-612
v. Chr. als Zeitraum für die Niederschrift des Zephanjabuches
angenommen. Wenn der Tag des Herrn vorausgesagt wird, ist damit
sowohl ein historisches als auch ein eschatologisches Ereignis gemeint. Zephanja warnt die jüdische Nation und seine
götzendienerischen Nachbarvölker klar vor dem bevorstehenden Gericht (
1,4-13; 2,3-3,7 ). Diese Stellen haben einen eindeutigen historischen
Hintergrund und gingen für Assyrien 612 v. Chr. in Erfüllung. Für Juda
erfüllten sie sich 605 v. Chr. im Zuge der Expansion des babylonischen
Reiches (»er hat seine Geladenen geheiligt« [1,7]). Die anderen
erwähnten Nationen wurden ebenfalls Vasallen des babylonischen Reiches.
Diese Heimsuchung des Herrn, die durch Buße zu vermeiden gewesen wäre (
2,1-2; 3,7 ), wird mit absoluter Gewissheit kommen. Darum werden die
wenigen Bußfertigen und Gläubigen ermahnt, den Herrn zu suchen und
gerecht und demütig zu sein, während sie die Gerichte durchleben, die
über die Nationen hereinbrechen. Gläubige erfahren die Konsequenzen
der Gerichte, die Ungläubige treffen. Es sind die überlebenden
Gläubigen, die Angehörigen eines Überrests, mit denen Gott wieder
anknüpft, um seine Ziele zu verwirklichen. Daniel und Hesekiel sind zwei
Vertreter des gläubigen Überrests, den Gott nach Babylon deportiert
hatte, weil er das jüdische Volk zu sich zurückbringen wollte. Hätten die Juden den Worten Zephanjas geglaubt,
hätten sie zweifellos mit einem weltweiten katastrophalen Gericht
gerechnet ( 1,1-3.15-18; 3,8 ), das auch in Juda und Jerusalem
Verwüstungen anrichten würde ( 3,15 ). Sie hofften letztendlich, dass
die Völker der Welt im ewigen Frieden leben würden und Israel, das
Volkes Gottes, eine herausragende Stellung einnähme ( 3,9-20 ).
Diejenigen, die heute die Bibel studieren, haben den Vorteil,
geschichtliche Rückschau halten zu können. Sie erkennen, dass Zephanja
den Tag des Herrn nicht nur für seine unmittelbaren Zuhörer, sondern
auch für Zuhörer aller nachfolgenden Generationen beschrieb. Die
furchtbare Darstellung des Tages des Herrn in Kapitel 1,14-18 beschreibt
die allerschwersten Katastrophen in Verbindung mit Gottes Gericht und
seinem Eingreifen auf der Erde. Diese Verse charakterisieren den
Schrecken des Tages des Herrn, den Gott in Gestalt der Babylonier
Wirklichkeit werden ließ. Außerdem bezeichnen diese Verse den Schrecken
aller künftigen »Tage« oder Eingriffe und des letzten eschatologischen
Tages des Herrn. Die Bestrafung und Wiederherstellung der Völker der
Welt und Israels in Kapitel 3,8-20 ist so umfassend und endgültig, dass
sie sich nur auf die Große Trübsal und das Tausendjährige Reich beziehen
kann. Der Gedanke eines universalen Gerichts, der in Kapitel 1,2-3
erstmals erwähnt wurde, wird in Kapitel 3,8 wieder aufgegriffen. Der
Prophet erklärt, dass all die Nationen der Erde versammelt und infolge
der Zornglut des Herrn verzehrt werden. Damit ist weder eine örtlich
begrenzte Verwüstung von Juda und Jerusalem ( 1,4-2,3; 3,1-7 ) noch ein
Gericht an Judas unmittelbaren Feinden gemeint ( 2,4-15 ). Dies ist
vielmehr die Beschreibung einer eschatologischen Verwüstung, welche die
ganze Erde betreffen wird. Sie ist eine Verwüstung, die an Sacharjas und
Johannes´ große Sammlung und Vernichtung der Nationen erinnert, die am
Ende der Großen Trübsal in Harmagedon erfolgen wird ( Sach 14,2; Offb
16,14-16 ). Die diesem großen Inferno folgenden Segnungen beschreiben
eine moralische und geistliche Wiederherstellung der überlebenden
Angehörigen von Heidenvölkern ( 3,9-10 ) sowie eine vollständige
Reinigung und Wiederherstellung Israels ( 3,11-20 ), an dessen Spitze
der König Israels, der Herr Jesus Christus, steht ( Jes 9,6; Sach 14,9;
1Tim 6,14-15; Offb 19,16 ), um es für immer zu schützen ( 3,15-17 ). Der
eschatologische »Tag des Herrn« beginnt damit, dass Sünde bestraft wird,
weil sie immer das Eingreifen Gottes auslöst ( 1,17 ). Er endet mit der
Wiederherstellung eines Überrests, der sich während des Tausendjährigen
Reiches vom Herrn Jesus Christus selbst lenken und leiten lässt. Das damalige Gericht und die Wiederherstellung des
alten Juda schatten alle Ereignisse vor, bei denen Gott jederzeit und an
jedem Ort in das Weltgeschehen eingreifen kann. Dazu gehört auch der
eschatologische Tag des Herrn. Die Tatsache, dass diese Eingriffe
unmittelbar bevorstehen ( 1,7.14 ) ist von entscheidender Bedeutung,
weil sie Menschen, die Gottes Souveränität in Frage stellen und daher
eine mangelnde Bußbereitschaft erkennen lassen, in Furcht versetzen
sollen. Gary P. Stewart Paul Benware, Understanding End Times Prophecy: A
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