Zorn
ZORN
Grimm und Zorn werden in der Bibel als göttliche und
menschliche Eigenschaften genannt. Die griechischen Begriffe thymos (Grimm) und
orge (Zorn) werden in der LXX und im Neuen Testament normalerweise ohne
Bedeutungsunterschied gebraucht ( Eph 4,31 ; vgl. Kol 3,8 ). Beide Wörter können
»Grimm«, »Zorn« bzw. »Wut« bedeuten.
ZORN
Menschlicher Zorn
Vom menschlichen Zorn wird immer im negativen Sinne
gesprochen (vgl. Jak 1,20 ) - ausgenommen jene Gelegenheiten, bei denen jemand
zornig wird, weil die Heiligkeit Gottes beleidigt wird (vgl. Mose in 2Mo 32,19 ;
David in 2Sam 12,5 ; Jesus in Mk 3,5 ; alle Gläubigen in Eph 4,26 ). Zorn wird
als Merkmal der gefallenen menschlichen Natur angesehen. Wenn er nicht unter
Kontrolle gehalten wird, wächst er zu einer Wurzel der Bitterkeit in den
zwischenmenschlichen Beziehungen. Viele werden dadurch verunreinigt ( Hebr 12,15
). Außerdem erinnert Jakobus uns daran, dass menschlicher Zorn nicht die
Gerechtigkeit Gottes wirkt ( Jak 1,20 ).
ZORN
Göttlicher Zorn
Von viel größerer Bedeutung ist der göttliche Zorn. Der
Grimm bzw. Zorn Gottes das persönliche Offenbarwerden seiner Heiligkeit im
Gericht gegenüber der Sünde. Im Gegensatz zum menschlichen Zorn entspringt
Gottes Zorn weder irrationalen Anwandlungen oder Launen noch rachsüchtigen oder
böswilligen Motiven. Gottes Zorn entbrennt vielmehr aufgrund des ungöttlichen
menschlichen Verhaltens (vgl. 2Mo 4,14; 2Sam 6,7; Röm 1,18 ).
Die Bibel lehrt, dass alle Ungläubigen unter dem Zorn
Gottes stehen ( Joh 3,36 ) sowie von Natur aus Kinder des Zorns ( Eph 2,3 ) und
Gefäße des Zorns sind, deren Ende das Verderben ist ( Röm 9,22 ). Sie lehrt
ferner, dass Gottes Zorn gegenwärtig über die Gottlosen geoffenbart wird (vgl.
Röm 1,18 ff.). Im Gegensatz dazu wird Gläubigen aufgrund ihrer Rechtfertigung
durch das Blut Christi die Zusicherung gegeben, dass sie vom Zorn gerettet
werden ( Röm 5,9 ): »Als Männer und Frauen, die Vergebung erfahren haben,
befinden wir uns außerhalb des Bereichs, in dem Gottes Zorn wirkt« (L. Richards,
Expository Dictionary of Bible Word s, S. 50).
Es gibt auch eine eschatologische Bedeutung hinsichtlich
des Zorns Gottes. Die Aufrichtung des messianischen Reiches und die damit
verbundenen Ereignisse werden von Zephanja als Tag des Grimms ( 1,15 ) und als
Tag des Grimms des HERRN beschrieben ( 1,18 ). Mit den gleichen Ausdrücken wird
auch der Zorn Jesu Christi, des Lammes beschrieben ( Offb 6,16 ). Er wird in
Verbindung mit seiner Wiederkunft über die Gottlosen kommen. Dieser Zorn Gottes
wird künftig offenbar werden (vgl. Röm 2,5.8; 9,22; 1Thes 1,10 ) - und zwar
dann, wenn die Gemeinde in den Himmel aufgenommen worden ist (vgl. 1Thes 4,15-17
). Die Entrückung rettet Gläubige des Gemeindezeitalters vor jenem Zorn ( 1Thes
5,9; Offb 3,10 ). Während des letzten großen Gerichts der menschlichen
Geschichte, das am großen weißen Thron stattfindet ( Offb 20,11 ), wird Gottes
Zorn gegenüber den Gottlosen ein letztes Mal offenbar, selbst wenn die Begriffe
Grimm oder Zorn dabei nicht gebraucht werden.
Siehe auch: Trübsal, die Große .
G. Harry Leafe
Bauer, Arndt und Gingrich (Hrsg.), A Greek-English
Lexicon of the New Testament and Other Early Christian Literature (Chicago: The
University of Chicago Press, 1957); Exegetical Dictionary of the New Testamen t,
hrsg. von Horst Balz und Gerhard Schneider, Exegetisches Wörterbuch zum Neuen
Testamen t, 3 Bd. (Stuttgart: Kohlhammer, 1992); The New International
Dictionary of New Testament Theolog y, Hrsg. von Colin Brown, Bd. 1-3 (Grand
Rapids: Zondervan, 1975); Lawrence O. Richards, Expository Dictionary of Bible
Words (Grand Rapids: Zondervan, 1991).