27 Daniel
1,1 Im dritten Jahre der Regierung Jojakims, des Königs von Juda, kam
Nebukadnezar, der König von Babel, nach Jerusalem und belagerte es.
2 Und der Herr gab Jojakim, den König von Juda, in seine Hand, und einen Teil
der Geräte des Hauses Gottes; und er brachte sie in das Land Sinear, in das Haus
seines Gottes: die Geräte brachte er in das Schatzhaus seines Gottes.
3 Und der König befahl dem Aschpenas, dem Obersten seiner Kämmerer, daß er von
den Kindern Israel, sowohl von dem königlichen Samen als auch von den Vornehmen,
Jünglinge brächte,
4 an welchen keinerlei Fehl wäre, und schön von Ansehen und unterwiesen in aller
Weisheit und kenntnisreich und mit Einsicht begabt, und welche tüchtig wären, im
Palaste des Königs zu stehen; und daß man sie die Schriften und die Sprache der
Chaldäer lehre.
5 Und der König verordnete ihnen ein Tagtägliches von der Tafelkost des Königs
und von dem Weine, den er trank, und daß man sie drei Jahre lang erzöge; und am
Ende derselben sollten sie vor dem König stehen.
6 Und es waren unter ihnen, von den Kindern Juda: Daniel, Hananja, Misael und
Asarja.
7 Und der Oberste der Kämmerer gab ihnen Namen; und er nannte Daniel Beltsazar,
und Hananja Sadrach, und Misael Mesach, und Asarja Abednego.
8 Und Daniel nahm sich in seinem Herzen vor, sich nicht mit der Tafelkost des
Königs und mit dem Weine, den er trank, zu verunreinigen; und er erbat sich von
dem Obersten der Kämmerer, daß er sich nicht verunreinigen müsse.
9 Und Gott gab Daniel Gnade und Barmherzigkeit vor dem Obersten der Kämmerer.
10 Und der Oberste der Kämmerer sprach zu Daniel: Ich fürchte meinen Herrn, den
König, der eure Speise und euer Getränk verordnet hat; denn warum sollte er
sehen, daß eure Angesichter verfallener wären als die der Jünglinge eures
Alters, so daß ihr meinen Kopf beim König verwirktet?
11 Und Daniel sprach zu dem Aufseher, welchen der Oberste der Kämmerer über
Daniel, Hananja, Misael und Asarja bestellt hatte:
12 Versuche es doch mit deinen Knechten zehn Tage, und man gebe uns Gemüse zu
essen und Wasser zu trinken;
13 und dann mögen unser Aussehen und das Aussehen der Jünglinge, welche die
Tafelkost des Königs essen, von dir geprüft werden; und tue mit deinen Knechten
nach dem, was du sehen wirst.
14 Und er hörte auf sie in dieser Sache und versuchte es zehn Tage mit ihnen.
15 Und am Ende der zehn Tage zeigte sich ihr Aussehen besser und völliger an
Fleisch als dasjenige aller Jünglinge, welche die Tafelkost des Königs aßen.
16 Da tat der Aufseher ihre Tafelkost und den Wein, den sie trinken sollten, weg
und gab ihnen Gemüse.
17 Und diesen vier Jünglingen, ihnen gab Gott Kenntnis und Einsicht in aller
Schrift und Weisheit; und Daniel hatte Verständnis für alle Gesichte und Träume.
18 Und am Ende der Tage, nach welchen der König sie zu bringen befohlen hatte,
brachte sie der Oberste der Kämmerer vor Nebukadnezar.
19 Und der König redete mit ihnen; und unter ihnen allen wurde keiner gefunden
wie Daniel, Hananja, Misael und Asarja; und sie standen vor dem König.
20 Und in allen Sachen einsichtsvoller Weisheit, welche der König von ihnen
erfragte, fand er sie zehnmal allen Schriftgelehrten und Beschwörern überlegen,
die in seinem ganzen Königreiche waren.
21 Und Daniel blieb bis zum ersten Jahre des Königs Kores.
2,1 Und im zweiten Jahre der Regierung Nebukadnezars hatte Nebukadnezar Träume,
und sein Geist wurde beunruhigt, und sein Schlaf war für ihn dahin.
2 Und der König befahl, daß man die Schriftgelehrten und die Beschwörer und die
Zauberer und die Chaldäer rufen sollte, um dem König seine Träume kundzutun; und
sie kamen und traten vor den König.
3 Und der König sprach zu ihnen: Ich habe einen Traum gehabt, und mein Geist ist
beunruhigt, um den Traum zu wissen.
4 Und die Chaldäer sprachen zu dem König auf aramäisch: O König, lebe ewiglich!
Sage deinen Knechten den Traum, so wollen wir die Deutung an zeigen.
5 Der König antwortete und sprach zu den Chaldäern: Die Sache ist von mir fest
beschlossen: wenn ihr mir den Traum und seine Deutung nicht kundtut, so sollt
ihr in Stücke zerhauen, und eure Häuser sollen zu Kotstätten gemacht werden;
6 wenn ihr aber den Traum und seine Deutung anzeiget, so sollt ihr Geschenke und
Gaben und große Ehre von mir empfangen. Darum zeiget mir den Traum und seine
Deutung an.
7 Sie antworteten zum zweiten Male und sprachen: Der König sage seinen Knechten
den Traum, so wollen wir die Deutung anzeigen.
8 Der König antwortete und sprach: Ich weiß zuverlässig, daß ihr Zeit gewinnen
wollt, weil ihr sehet, daß die Sache von mir fest beschlossen ist,
9 daß, wenn ihr mir den Traum nicht kundtut, es bei eurem Urteil verbleibt; denn
ihr habt euch verabredet, Lug und Trug vor mir zu reden, bis die Zeit sich
ändere. Darum saget mir den Traum, und ich werde wissen, daß ihr mir seine
Deutung anzeigen könnt.
10 Die Chaldäer antworteten vor dem König und sprachen: Kein Mensch ist auf dem
Erdboden, der die Sache des Königs anzeigen könnte; weil kein großer und
mächtiger König jemals eine Sache wie diese von irgend einem Schriftgelehrten
oder Zauberer oder Chaldäer verlangt hat.
11 Denn die Sache, welche der König verlangt, ist schwer; und es gibt keinen
anderen, der sie vor dem König anzeigen könnte, als nur die Götter, deren
Wohnung nicht bei dem Fleische ist.
12 Dieserhalb ward der König zornig und ergrimmte sehr, und er befahl, alle
Weisen von Babel umzubringen.
13 Und der Befehl ging aus, und die Weisen wurden getötet; und man suchte Daniel
und seine Genossen, um sie zu töten.
14 Da erwiderte Daniel mit Verstand und Einsicht dem Arioch, dem Obersten der
Leibwache des Königs, welcher ausgezogen war, um die Weisen von Babel zu töten;
15 er antwortete und sprach zu Arioch, dem Oberbeamten des Königs: Warum der
strenge Befehl vom König? Da tat Arioch die Sache dem Daniel kund.
16 Und Daniel ging hinein und erbat sich von dem König, daß er ihm eine Frist
gewähren möge, um dem König die Deutung anzuzeigen.
17 Hierauf ging Daniel in sein Haus; und er tat die Sache seinen Genossen
Hananja, Misael und Asarja kund,
18 auf daß sie von dem Gott des Himmels Barmherzigkeit erbitten möchten wegen
dieses Geheimnisses, damit nicht Daniel und seine Genossen mit den übrigen
Weisen von Babel umkämen.
19 Hierauf wurde dem Daniel in einem Nachtgesicht das Geheimnis geoffenbart. Da
pries Daniel den Gott des Himmels.
20 Daniel hob an und sprach: Gepriesen sei der Name Gottes von Ewigkeit zu
Ewigkeit! Denn Weisheit und Macht, sie sind sein.
21 Und er ändert Zeiten und Zeitpunkte, setzt Könige ab und setzt Könige ein; er
gibt den Weisen Weisheit und Verstand den Verständigen;
22 er offenbart das Tiefe und das Verborgene; er weiß, was in der Finsternis
ist, und bei ihm wohnt das Licht.
23 Dich, Gott meiner Väter, lobe und rühme ich, daß du mir Weisheit und Kraft
gegeben, und mir jetzt kundgetan hast, was wir von dir erbeten haben; denn du
hast uns die Sache des Königs kundgetan.
24 Dieserhalb ging Daniel zu Arioch hinein, welchen der König bestellt hatte,
die Weisen von Babel umzubringen; er ging hin und sprach zu ihm also: Bringe die
Weisen von Babel nicht um; führe mich vor den König, und ich werde dem König die
Deutung anzeigen.
25 Da führte Arioch eilends den Daniel vor den König, und sprach zu ihm also:
Ich habe einen Mann unter den Weggeführten von Juda gefunden, welcher dem König
die Deutung kundtun wird.
26 Der König hob an und sprach zu Daniel, dessen Name Beltsazar war: Bist du
imstande, den Traum, den ich gesehen habe, und seine Deutung mir kundzutun?
27 Daniel antwortete vor dem König und sprach: Das Geheimnis, welches der König
verlangt, können Weise, Beschwörer, Schriftgelehrte und Wahrsager dem König
nicht anzeigen.
28 Aber es ist ein Gott im Himmel, der Geheimnisse offenbart; und er hat dem
König Nebukadnezar kundgetan, was am Ende der Tage geschehen wird. Dein Traum
und die Gesichte deines Hauptes auf deinem Lager waren diese:
29 Dir, o König, stiegen auf deinem Lager Gedanken auf, was nach diesem
geschehen werde; und der, welcher die Geheimnisse offenbart, hat dir kundgetan,
was geschehen wird.
30 Mir aber ist nicht durch Weisheit, die in mir mehr als in allen Lebenden
wäre, dieses Geheimnis geoffenbart worden, sondern deshalb, damit man dem König
die Deutung kundtue und du deines Herzens Gedanken erfahrest.
31 Du, o König, sahst: und siehe, ein großes Bild; dieses Bild war gewaltig, und
sein Glanz außergewöhnlich; es stand vor dir, und sein Aussehen war schrecklich.
32 Dieses Bild, sein Haupt war von feinem Golde; seine Brust und seine Arme von
Silber; sein Bauch und seine Lenden von Erz; seine Schenkel von Eisen;
33 seine Füße teils von Eisen und teils von Ton.
34 du schautest, bis ein Stein sich losriß ohne Hände, und das Bild an seine
Füße von Eisen und Ton schlug und sie zermalmte.
35 Da wurden zugleich das Eisen, der Ton, das Erz, das Silber und das Gold
zermalmt, und sie wurden wie Spreu der Sommertennen; und der Wind führte sie
hinweg, und es wurde keine Stätte für sie gefunden. Und der Stein, der das Bild
geschlagen hatte, wurde zu einem großen Berge und füllte die ganze Erde.
36 Das ist der Traum; und seine Deutung wollen wir vor dem König ansagen:
37 Du, o König, du König der Könige, dem der Gott des Himmels das Königtum, die
Macht und die Gewalt und die Ehre gegeben hat;
38 und überall, wo Menschenkinder, Tiere des Feldes und Vögel des Himmels
wohnen, hat er sie in deine Hand gegeben und dich zum Herrscher über sie alle
gesetzt, du bist das Haupt von Gold.
39 Und nach dir wird ein anderes Königreich aufstehen, niedriger als du; und ein
anderes, drittes Königreich, von Erz, welches über die ganze Erde herrschen
wird.
40 Und ein viertes Königreich wird stark sein wie Eisen; ebenso wie das Eisen
alles zermalmt und zerschlägt, so wird es, dem Eisen gleich, welches
zertrümmert, alle diese zermalmen und zertrümmern.
41 Und daß du die Füße und die Zehen teils von Töpferton und teils von Eisen
gesehen hast, es wird ein geteiltes Königreich sein; aber von der Festigkeit des
Eisens wird in ihm sein, weil du das Eisen mit lehmigem Ton vermischt gesehen
hast.
42 Und die Zehen der Füße, teils von Eisen und teils von Ton: zum Teil wird das
Königreich stark sein, und ein Teil wird zerbrechlich sein.
43 Daß du das Eisen mit lehmigem Ton vermischt gesehen hast, sie werden sich mit
dem Samen der Menschen vermischen, aber sie werden nicht aneinander haften:
gleichwie sich Eisen mit Ton nicht vermischt.
44 Und in den Tagen dieser Könige wird der Gott des Himmels ein Königreich
aufrichten, welches ewiglich nicht zerstört, und dessen Herrschaft keinem
anderen Volke überlassen werden wird; es wird alle jene Königreiche zermalmen
und vernichten, selbst aber ewiglich bestehen:
45 weil du gesehen hast, daß von dem Berge ein Stein sich losriß ohne Hände und
das Eisen, das Erz, den Ton, das Silber und das Gold zermalmte. Der große Gott
hat dem Könige kundgetan, was nach diesem geschehen wird; und der Traum ist
gewiß und seine Deutung zuverlässig.
46 Da fiel der König Nebukadnezar nieder auf sein Angesicht und betete Daniel
an; und er befahl, ihm Speisopfer und Räucherwerk darzubringen.
47 Der König antwortete Daniel und sprach: In Wahrheit, euer Gott ist der Gott
der Götter und der Herr der Könige, und ein Offenbarer der Geheimnisse, da du
vermocht hast, dieses Geheimnis zu offenbaren.
48 Alsdann machte der König den Daniel groß und gab ihm viele große Geschenke,
und er setzte ihn als Herrscher ein über die ganze Landschaft Babel und zum
Obervorsteher über alle Weisen von Babel.
49 Und Daniel bat den König, und er bestellte Sadrach, Mesach und Abednego über
die Verwaltung der Landschaft Babel. Und Daniel war im Tore des Königs.
3,1 Der König Nebukadnezar machte ein Bild von Gold: seine Höhe sechzig Ellen,
seine Breite sechs Ellen; er richtete es auf in der Ebene Dura, in der
Landschaft Babel.
2 Und der König Nebukadnezar sandte aus, um die Satrapen, die Statthalter und
die Landpfleger, die Oberrichter, die Schatzmeister, die Gesetzeskundigen, die
Rechtsgelehrten und alle Oberbeamten der Landschaften zu versammeln, damit sie
zur Einweihung des Bildes kämen, welches der König Nebukadnezar aufgerichtet
hatte.
3 Da versammelten sich die Satrapen, die Statthalter und die Landpfleger, die
Oberrichter, die Schatzmeister, die Gesetzeskundigen, die Rechtsgelehrten und
alle Oberbeamten der Landschaften zur Einweihung des Bildes, welches der König
Nebukadnezar aufgerichtet hatte; und sie standen vor dem Bilde, welches
Nebukadnezar aufgerichtet hatte.
4 Und der Herold rief mit Macht: Euch wird befohlen, ihr Völker, Völkerschaften
und Sprachen:
5 Sobald ihr den Klang des Hornes, der Pfeife, der Zither, der Sambuke, der
Laute, der Sackpfeife, und allerlei Art von Musik hören werdet, sollt ihr
niederfallen und das goldene Bild anbeten, welches der König Nebukadnezar
aufgerichtet hat.
6 Und wer nicht niederfällt und anbetet, der soll sofort in den brennenden
Feuerofen geworfen werden.
7 Darum, sobald alle Völker den Klang des Hornes, der Pfeife, der Zither, der
Sambuke, der Laute, und allerlei Art von Musik hörten, fielen alle Völker,
Völkerschaften und Sprachen nieder, indem sie das goldene Bild anbeteten,
welches der König Nebukadnezar aufgerichtet hatte.
8 Deswegen traten zur selben Zeit chaldäische Männer herzu, welche die Juden
anzeigten.
9 Sie hoben an und sprachen zum König Nebukadnezar:
10 O König, lebe ewiglich! Du, o König, hast den Befehl gegeben, daß jedermann,
der den Klang des Hornes, der Pfeife, der Zither, der Sambuke, der Laute und der
Sackpfeife, und allerlei Art von Musik hören würde, niederfallen und das goldene
Bild anbeten solle;
11 und wer nicht niederfalle und anbete, der solle in den brennenden Feuerofen
geworfen werden.
12 Es sind nun jüdische Männer da, welche du über die Verwaltung der Landschaft
Babel bestellt hast: Sadrach, Mesach und Abednego; diese Männer, o König, achten
nicht auf dich; deinen Göttern dienen sie nicht, und das goldene Bild, welches
du aufgerichtet hast, beten sie nicht an.
13 Da befahl Nebukadnezar im Zorn und Grimm, Sadrach, Mesach und Abednego
herbeizubringen. Da wurden diese Männer vor den König gebracht.
14 Nebukadnezar hob an und sprach zu ihnen: Ist es Absicht, Sadrach, Mesach und
Abednego, daß ihr meinen Göttern nicht dienet und das goldene Bild nicht
anbetet, welches ich aufgerichtet habe?
15 Nun, wenn ihr bereit seid, zur Zeit, da ihr den Klang des Hornes, der Pfeife,
der Zither, der Sambuke, der Laute und der Sackpfeife, und allerlei Art von
Musik hören werdet, niederzufallen und das Bild anzubeten, welches ich gemacht
habe…; wenn ihr es aber nicht anbetet, sollt ihr sofort in den brennenden
Feuerofen geworfen werden; und wer ist der Gott, der euch aus meiner Hand
erretten wird?
16 Sadrach, Mesach und Abednego antworteten und sprachen zu dem König:
Nebukadnezar, wir halten es nicht für nötig, dir ein Wort darauf zu erwidern.
17 Ob unser Gott, dem wir dienen, uns aus dem brennenden Feuerofen zu erretten
vermag und er wird uns aus deiner Hand, o König, erretten,
18 oder ob nicht, es sei dir kund, o König, daß wir deinen Göttern nicht dienen
und das goldene Bild, welches du aufgerichtet hast, nicht anbeten werden.
19 Da wurde Nebukadnezar voll Grimmes, und das Aussehen seines Antlitzes
veränderte sich gegen Sadrach, Mesach und Abednego. Er hob an und befahl, den
Ofen siebenmal mehr zu heizen, als zur Heizung hinreichend war.
20 Und er befahl Männern, den stärksten Männern in seinem Heere, Sadrach, Mesach
und Abednego zu binden, um sie in den brennenden Feuerofen zu werfen.
21 Da wurden diese Männer in ihren Leibröcken, Oberröcken und Mänteln und ihren
sonstigen Kleidern gebunden und in den brennenden Feuerofen geworfen.
22 Darum, weil das Wort des Königs streng, und der Ofen außergewöhnlich geheizt
war, tötete die Flamme des Feuers jene Männer, welche Sadrach, Mesach und
Abednego hinaufbrachten.
23 Und diese drei Männer, Sadrach, Mesach und Abednego, fielen gebunden in den
brennenden Feuerofen.
24 Da erschrak der König Nebukadnezar, und er stand eilends auf, hob an und
sprach zu seinen Räten: Haben wir nicht drei Männer gebunden ins Feuer geworfen?
Sie antworteten und sprachen zu dem König: Gewiß, o König!
25 Er antwortete und sprach: Siehe, ich sehe vier Männer frei wandeln mitten im
Feuer, und keine Verletzung ist an ihnen; und das Aussehen des vierten ist
gleich einem Sohne der Götter.
26 Da trat Nebukadnezar an die Öffnung des brennenden Feuerofens, hob an und
sprach: Sadrach, Mesach und Abednego, ihr Knechte des höchsten Gottes, gehet
heraus und kommet her! Da gingen Sadrach, Mesach und Abednego aus dem Feuer
heraus.
27 Und es versammelten sich die Satrapen, die Statthalter und die Landpfleger
und die Räte des Königs; sie sahen diese Männer, daß das Feuer keine Macht über
ihre Leiber gehabt hatte: das Haar ihres Hauptes war nicht versengt, und ihre
Leibröcke waren nicht verändert, und der Geruch des Feuers war nicht an sie
gekommen.
28 Nebukadnezar hob an und sprach: Gepriesen sei der Gott Sadrachs, Mesachs und
Abednegos, der seinen Engel gesandt und seine Knechte errettet hat, die auf ihn
vertrauten und das Wort des Königs übertraten und ihre Leiber dahingaben, um
keinem Gott zu dienen noch ihn anzubeten, als nur ihrem Gott!
29 Und von mir wird Befehl gegeben, daß jedes Volk, jede Völkerschaft und
Sprache, wer Unrechtes spricht wider den Gott Sadrachs, Mesachs und Abednegos,
in Stücke zerhauen, und daß sein Haus zu einer Kotstätte gemacht werde; weil es
keinen anderen Gott gibt, der auf solche Weise zu erretten vermag.
30 Alsdann beförderte der König Sadrach, Mesach und Abednego in der Landschaft
Babel.
4,1 Nebukadnezar, der König, allen Völkern, Völkerschaften und Sprachen, die auf
der ganzen Erde wohnen: Friede euch in Fülle!
2 Es hat mir gefallen, die Zeichen und Wunder kundzutun, welche der höchste Gott
an mir getan hat.
3 Wie groß sind seine Zeichen, und wie mächtig seine Wunder! Sein Reich ist ein
ewiges Reich, und seine Herrschaft währt von Geschlecht zu Geschlecht!
4 Ich, Nebukadnezar, war ruhig in meinem Hause und hatte Gedeihen in meinem
Palaste.
5 Ich sah einen Traum, er erschreckte mich; und Gedanken auf meinem Lager und
Gesichte meines Hauptes ängstigten mich.
6 Und von mir wurde Befehl gegeben, alle Weisen von Babel vor mich zu führen,
auf daß sie mir die Deutung des Traumes kundtäten.
7 Alsdann kamen die Schriftgelehrten, die Beschwörer, die Chaldäer und die
Wahrsager herbei; und ich trug ihnen den Traum vor, aber sie taten mir seine
Deutung nicht kund.
8 Und zuletzt trat vor mich Daniel, dessen Name Beltsazar ist, nach dem Namen
meines Gottes, und in welchem der Geist der heiligen Götter ist; und ich trug
ihm den Traum vor:
9 “Beltsazar, du Oberster der Schriftgelehrten, da ich weiß, daß der Geist der
heiligen Götter in dir ist, und daß kein Geheimnis dir zu schwer ist, so sage
mir die Gesichte meines Traumes, den ich gesehen habe, und seine Deutung.
10 Was nun die Gesichte meines Hauptes auf meinem Lager betrifft, so sah ich:
und siehe, ein Baum stand mitten auf der Erde, und seine Höhe war gewaltig.
11 Der Baum wurde groß und stark, und seine Höhe reichte bis an den Himmel, und
er wurde gesehen bis an das Ende der ganzen Erde;
12 sein Laub war schön und seine Frucht zahlreich, und es war Nahrung an ihm für
alle; die Tiere des Feldes fanden Schatten unter ihm, und die Vögel des Himmels
wohnten in seinen Zweigen, und alles Fleisch nährte sich von ihm.
13 Ich schaute in den Gesichten meines Hauptes auf meinem Lager, und siehe, ein
Wächter und Heiliger stieg vom Himmel hernieder.
14 Er rief mit Macht und sprach also: Hauet den Baum um und schneidet seine
Zweige weg; streifet sein Laub ab und streuet seine Frucht umher! Die Tiere
unter ihm sollen wegfliehen und die Vögel aus seinen Zweigen!
15 Doch seinen Wurzelstock lasset in der Erde, und zwar in Fesseln von Eisen und
Erz, im Grase des Feldes; und von dem Tau des Himmels werde er benetzt, und mit
den Tieren habe er teil an dem Kraut der Erde.
16 Sein menschliches Herz werde verwandelt und das Herz eines Tieres ihm
gegeben; und sieben Zeiten sollen über ihm vergehen.
17 Durch Beschluß der Wächter ist dieser Ausspruch, und ein Befehl der Heiligen
ist diese Sache: auf daß die Lebenden erkennen, daß der Höchste über das
Königtum der Menschen herrscht und es verleiht, wem er will, und den Niedrigsten
der Menschen darüber bestellt.
18 Diesen Traum habe ich, der König Nebukadnezar, gesehen; und du, Beltsazar,
sage seine Deutung, da alle Weisen meines Königreichs mir die Deutung nicht
kundzutun vermögen; du aber vermagst es, weil der Geist der heiligen Götter in
dir ist.”
19 Da entsetzte sich Daniel, dessen Name Beltsazar ist, eine Zeitlang, und seine
Gedanken ängstigten ihn. Der König hob an und sprach: Beltsazar, der Traum und
seine Deutung ängstige dich nicht. Beltsazar antwortete und sprach: Mein Herr,
der Traum gelte deinen Hassern und seine Deutung deinen Feinden!
20 Der Baum, den du gesehen hast, der groß und stark wurde, dessen Höhe an den
Himmel reichte, und der über die ganze Erde hin gesehen wurde;
21 und dessen Laub schön und dessen Frucht zahlreich, und an welchem Nahrung war
für alle; unter welchem die Tiere des Feldes wohnten, und in dessen Zweigen die
Vögel des Himmels sich aufhielten:
22 das bist du, o König, der du groß und stark geworden bist; und deine Größe
wuchs und reichte bis an den Himmel, und deine Herrschaft bis an das Ende der
Erde.
23 Und daß der König einen Wächter und Heiligen vom Himmel herniedersteigen sah,
welcher sprach: Hauet den Baum um und verderbet ihn! Doch seinen Wurzelstock
lasset in der Erde, und zwar in Fesseln von Eisen und Erz, im Grase des Feldes;
und von dem Tau des Himmels werde er benetzt, und er habe sein Teil mit den
Tieren des Feldes, bis sieben Zeiten über ihm vergehen-
24 dies ist die Deutung, o König, und dies der Beschluß des Höchsten, der über
meinen Herrn, den König, kommen wird:
25 Man wird dich von den Menschen ausstoßen, und bei den Tieren des Feldes wird
deine Wohnung sein; und man wird dir Kraut zu essen geben, wie den Rindern, und
dich vom Tau des Himmels benetzt werden lassen; und es werden sieben Zeiten über
dir vergehen, bis du erkennst, daß der Höchste über das Königtum der Menschen
herrscht und es verleiht, wem er will.
26 Und daß man gesagt hat, den Wurzelstock des Baumes zu lassen, dein Königtum
wird dir wieder werden, sobald du erkannt haben wirst, daß die Himmel herrschen.
27 Darum, o König, laß dir meinen Rat gefallen, und brich mit deinen Sünden
durch Gerechtigkeit und mit deinen Missetaten durch Barmherzigkeit gegen Elende,
wenn deine Wohlfahrt Dauer haben soll.
28 Alles das kam über den König Nebukadnezar.
29 Nach Verlauf von zwölf Monaten wandelte er umher auf dem königlichen Palaste
zu Babel;
30 und der König hob an und sprach: Ist das nicht das große Babel, welches ich
zum königlichen Wohnsitz erbaut habe durch die Stärke meiner Macht und zu Ehren
meiner Herrlichkeit?
31 Noch war das Wort im Munde des Königs, da kam eine Stimme vom Himmel herab:
Dir, König Nebukadnezar, wird gesagt: Das Königtum ist von dir gewichen!
32 Und man wird dich von den Menschen ausstoßen, und bei den Tieren des Feldes
wird deine Wohnung sein, und man wird dir Kraut zu essen geben wie den Rindern;
und es werden sieben Zeiten über dir vergehen, bis du erkennst, daß der Höchste
über das Königtum der Menschen herrscht und es verleiht, wem er will.
33 In demselben Augenblick wurde das Wort über Nebukadnezar vollzogen; und er
wurde von den Menschen ausgestoßen, und er aß Kraut wie die Rinder, und sein
Leib ward benetzt von dem Tau des Himmels, bis sein Haar wuchs gleich
Adlerfedern und seine Nägel gleich Vogelkrallen.
34 Und am Ende der Tage erhob ich, Nebukadnezar, meine Augen zum Himmel, und
mein Verstand kam mir wieder; und ich pries den Höchsten, und ich rühmte und
verherrlichte den ewig Lebenden, dessen Herrschaft eine ewige Herrschaft ist,
und dessen Reich von Geschlecht zu Geschlecht währt.
35 Und alle Bewohner der Erde werden wie nichts geachtet, und nach seinem Willen
tut er mit dem Heere des Himmels und mit den Bewohnern der Erde; und da ist
niemand, der seiner Hand wehren und zu ihm sagen könnte: Was tust du?
36 Zur selben Zeit kam mir mein Verstand wieder, und zur Ehre meines Königtums
kamen meine Herrlichkeit und mein Glanz mir wieder; und meine Räte und meine
Gewaltigen suchten mich auf, und ich wurde wieder in mein Königtum eingesetzt,
und ausnehmende Größe wurde mir hinzugefügt.
37 Nun rühme ich, Nebukadnezar, und erhebe und verherrliche den König des
Himmels, dessen Werke allesamt Wahrheit und dessen Wege Recht sind, und der zu
erniedrigen vermag, die in Hoffart wandeln.
5,1 Der König Belsazar machte seinen tausend Gewaltigen ein großes Mahl, und er
trank Wein vor den Tausend.
2 Belsazar befahl, als der Wein ihm schmeckte, daß man die goldenen und die
silbernen Gefäße herbeibrächte, welche sein Vater Nebukadnezar aus dem Tempel zu
Jerusalem weggenommen hatte, auf daß der König und seine Gewaltigen, seine
Frauen und seine Kebsweiber daraus tränken.
3 Dann brachte man die goldenen Gefäße, welche man aus dem Tempel des Hauses
Gottes zu Jerusalem weggenommen hatte; und der König und seine Gewaltigen, seine
Frauen und seine Kebsweiber tranken daraus.
4 Sie tranken Wein und rühmten die Götter von Gold und Silber, von Erz, Eisen,
Holz und Stein.
5 In demselben Augenblick kamen Finger einer Menschenhand hervor und schrieben,
dem Leuchter gegenüber, auf den Kalk der Wand des königlichen Palastes; und der
König sah die Hand, welche schrieb.
6 Da veränderte sich die Gesichtsfarbe des Königs, und seine Gedanken ängstigten
ihn; und die Bänder seiner Hüften lösten sich, und seine Knie schlugen
aneinander.
7 Der König rief mit Macht, daß man die Beschwörer, die Chaldäer und die
Wahrsager hereinbringe; und der König hob an und sprach zu den Weisen von Babel:
Jeder, der diese Schrift lesen und ihre Deutung mir anzeigen wird, der soll mit
Purpur bekleidet werden, mit einer goldenen Kette um seinen Hals, und er soll
als Dritter im Königreich herrschen.
8 Dann kamen alle Weisen des Königs herbei; aber sie vermochten nicht die
Schrift zu lesen, noch die Deutung derselben dem König kundzutun.
9 Da geriet der König Belsazar in große Angst, und seine Gesichtsfarbe
veränderte sich an ihm; und seine Gewaltigen wurden bestürzt.
10 Infolge der Worte des Königs und seiner Gewaltigen trat die Königin in das
Haus des Gelages. Die Königin hob an und sprach: O König, lebe ewiglich! Laß
deine Gedanken dich nicht ängstigen und deine Gesichtsfarbe sich nicht
verändern!
11 Es ist ein Mann in deinem Königreich, in welchem der Geist der heiligen
Götter ist; und in den Tagen deines Vaters wurden Erleuchtung und Verstand und
Weisheit gleich der Weisheit der Götter bei ihm gefunden; und der König
Nebukadnezar, dein Vater, hat ihn zum Obersten der Schriftgelehrten, der
Beschwörer, der Chaldäer und der Wahrsager erhoben, dein Vater, o König!
12 Darum daß ein außergewöhnlicher Geist, und Kenntnis und Verstand, ein Geist
der Traumdeutung und der Rätselerklärung und der Knotenlösung bei ihm gefunden
wurde, bei Daniel, welchem der König den Namen Beltsazar gegeben hat. So werde
nun Daniel gerufen, und er wird die Deutung anzeigen.
13 Darauf wurde Daniel vor den König geführt. Der König hob an und sprach zu
Daniel: Bist du Daniel, einer der Weggeführten von Juda, welche der König, mein
Vater, aus Juda hergebracht hat?
14 Und ich habe von dir gehört, daß der Geist der Götter in dir ist, und daß
Erleuchtung und Verstand und außergewöhnliche Weisheit bei dir gefunden werden.
15 Und nun sind die Weisen, die Beschwörer, vor mich geführt worden, damit sie
diese Schrift läsen und ihre Deutung mir kundtäten; aber sie vermögen nicht, die
Deutung der Sache anzuzeigen.
16 Ich habe aber von dir gehört, daß du Deutung zu geben und Knoten zu lösen
vermagst. Nun, wenn du diese Schrift zu lesen und ihre Deutung mir kundzutun
vermagst, so sollst du mit Purpur bekleidet werden, mit einer goldenen Kette um
deinen Hals, und du sollst als Dritter im Königreich herrschen.
17 Da antwortete Daniel und sprach vor dem König: Deine Gaben mögen dir
verbleiben, und deine Geschenke gib einem anderen; jedoch werde ich die Schrift
dem König lesen und die Deutung ihm kundtun.
18 Du, o König! Der höchste Gott hatte Nebukadnezar, deinem Vater, das Königtum
und die Größe und die Ehre und die Herrlichkeit verliehen;
19 und wegen der Größe, die er ihm verliehen, bebten und fürchteten sich vor ihm
alle Völker, Völkerschaften und Sprachen. Wen er wollte, tötete er, und wen er
wollte ließ er leben; und wen er wollte, erhob er, und wen er wollte,
erniedrigte er.
20 Als aber sein Herz sich erhob und sein Geist bis zur Vermessenheit sich
verstockte, wurde er von seinem königlichen Throne gestürzt, und man nahm ihm
seine Würde.
21 Und er wurde von den Menschenkindern ausgestoßen, und sein Herz wurde dem der
Tiere gleich, und seine Wohnung war bei den Wildeseln; man gab ihm Kraut zu
essen wie den Rindern, und sein Leib wurde vom Tau des Himmels benetzt bis er
erkannte, daß der höchste Gott über das Königtum der Menschen herrscht, und
darüber bestellt, wen er will.
22 Und du, Belsazar, sein Sohn, hast dein Herz nicht gedemütigt, obwohl du
dieses alles gewußt hast.
23 Und du hast dich über den Herrn des Himmels erhoben; und man hat die Gefäße
seines Hauses vor dich gebracht, und du und deine Gewaltigen, deine Frauen und
deine Kebsweiber, ihr habt Wein daraus getrunken. Und du hast die Götter von
Silber und Gold, von Erz, Eisen, Holz und Stein gerühmt, die nicht sehen und
nicht hören und nicht wahrnehmen; aber den Gott, in dessen Hand dein Odem ist,
und bei dem alle deine Wege sind, hast du nicht geehrt.
24 Da wurde von ihm diese Hand gesandt und diese Schrift gezeichnet.
25 Und dies ist die Schrift, welche gezeichnet worden ist: Mene, mene, tekel
upharsin.
26 Dies ist die Deutung der Sache: Mene Gott hat dein Königtum gezählt und macht
ihm ein Ende.
27 Tekel du bist auf der Waage gewogen und zu leicht erfunden worden.
28 Peres dein Königreich wird zerteilt und den Medern und Persern gegeben.
29 Alsdann befahl Belsazar, und man bekleidete Daniel mit Purpur, mit einer
goldenen Kette um seinen Hals; und man rief über ihn aus, daß er der dritte
Herrscher im Königreich sein solle.
30 In derselben Nacht wurde Belsazar, der König der Chaldäer, getötet.
6,1 Und Darius, der Meder, bekam das Königreich, als er ungefähr zweiundsechzig
Jahre alt war.
2 Es gefiel Darius, über das Königreich hundertzwanzig Satrapen zu bestellen,
die im ganzen Königreich sein sollten,
3 und über diese drei Vorsteher, von welchen Daniel einer war: damit jene
Satrapen ihnen Rechenschaft gäben und der König keinen Schaden erlitte.
4 Da übertraf dieser Daniel die Vorsteher und die Satrapen, weil ein
außergewöhnlicher Geist in ihm war; und der König gedachte, ihn über das ganze
Königreich zu bestellen.
5 Da suchten die Vorsteher und die Satrapen einen Anklagegrund gegen Daniel von
seiten der Verwaltung zu finden; aber sie konnten keinen Anklagegrund und keine
schlechte Handlung finden, weil er treu war und kein Vergehen und keine
schlechte Handlung an ihm gefunden wurden.
6 Da sprachen diese Männer: Wir werden gegen diesen Daniel keinen Anklagegrund
finden, es sei denn daß wir in dem Gesetz seines Gottes einen gegen ihn finden.
7 Dann liefen diese Vorsteher und Satrapen eilig zu dem König und sprachen zu
ihm also: König Darius, lebe ewiglich!
8 Alle Vorsteher des Königreichs, die Statthalter und Satrapen, die Räte und
Landpfleger, sind Rats geworden, daß der König eine Verordnung aufstelle und ein
Verbot erlasse, daß ein jeder, der binnen dreißig Tagen von irgend einem Gott
oder Menschen etwas erbittet außer von dir, o König, in die Löwengrube geworfen
werden soll.
9 Nun, o König, erlaß das Verbot und laß eine Schrift aufzeichnen, die nach dem
Gesetz der Meder und Perser, welches unwiderruflich ist, nicht abgeändert werden
darf.
10 Deshalb ließ der König Darius die Schrift und das Verbot aufzeichnen.
11 Und als Daniel erfuhr, daß die Schrift aufgezeichnet war, ging er in sein
Haus; und er hatte in seinem Obergemach offene Fenster gegen Jerusalem hin; und
dreimal des Tages kniete er auf seine Knie und betete und lobpries vor seinem
Gott, wie er vordem getan hatte.
12 Da liefen jene Männer eilig herbei und fanden Daniel betend und flehend vor
seinem Gott.
13 Dann nahten sie und sprachen vor dem König betreffs des königlichen Verbotes:
Hast du nicht ein Verbot aufzeichnen lassen, daß jedermann, der binnen dreißig
Tagen von irgend einem Gott oder Menschen etwas erbitten würde, außer von dir, o
König, in die Löwengrube geworfen werden sollte? Der König antwortete und
sprach: Die Sache steht fest nach dem Gesetz der Meder und Perser, welches
unwiderruflich ist.
14 Hierauf antworteten sie und sprachen vor dem König: Daniel, einer der
Weggeführten von Juda, achtet nicht auf dich, o König, noch auf das Verbot,
welches du hast aufzeichnen lassen; sondern er verrichtet dreimal des Tages sein
Gebet.
15 Da wurde der König, als er die Sache hörte, sehr betrübt, und er sann darauf,
Daniel zu retten; und bis zum Untergang der Sonne bemühte er sich, ihn zu
befreien.
16 Da liefen jene Männer eilig zum König und sprachen zum König: Wisse, o König,
daß die Meder und Perser ein Gesetz haben, daß kein Verbot und keine Verordnung,
die der König aufgestellt hat, abgeändert werden darf.
17 Dann befahl der König, und man brachte Daniel und warf ihn in die Löwengrube.
Der König hob an und sprach zu Daniel: Dein Gott, welchem du ohne Unterlaß
dienst, er möge dich retten!
18 Und ein Stein wurde gebracht und auf die Öffnung der Grube gelegt; und der
König versiegelte ihn mit seinem Siegelringe und mit dem Siegelringe seiner
Gewaltigen, damit hinsichtlich Daniels nichts verändert würde.
19 Darauf ging der König in seinen Palast, und er übernachtete fastend und ließ
keine Kebsweiber zu sich hereinführen; und sein Schlaf floh von ihm.
20 Dann stand der König bei der Morgenröte, sobald es hell wurde, auf und ging
eilends zu der Löwengrube.
21 Und als er sich der Grube nahte, rief er mit trauriger Stimme nach Daniel.
Der König hob an und sprach zu Daniel: Daniel, Knecht des lebendigen Gottes, hat
dein Gott, welchem du ohne Unterlaß dienst, vermocht, dich von den Löwen zu
retten?
22 Da sprach Daniel zu dem König: O König, lebe ewiglich!
23 Mein Gott hat seinen Engel gesandt und hat den Rachen der Löwen verschlossen,
daß sie mich nicht verletzt haben, weil vor ihm Unschuld an mir gefunden wurde;
und auch vor dir, o König, habe ich kein Verbrechen begangen.
24 Da freute sich der König sehr, und er befahl, Daniel aus der Grube
herauszuholen. Und Daniel wurde aus der Grube herausgeholt; und keine Verletzung
wurde an ihm gefunden, weil er auf seinen Gott vertraut hatte.
25 Und der König befahl, und man brachte jene Männer, welche Daniel angezeigt
hatten, und man warf sie in die Löwengrube, sie, ihre Kinder und ihre Weiber;
und ehe sie noch auf den Boden der Grube gekommen waren, bemächtigten sich ihrer
die Löwen und zermalmten alle ihre Gebeine.
26 Alsdann schrieb der König Darius an alle Völker, Völkerschaften und Sprachen,
welche auf der ganzen Erde wohnten: Friede euch in Fülle!
27 Von mir wird Befehl gegeben, daß man in der ganzen Herrschaft meines
Königreichs bebe und sich fürchte vor dem Gott Daniels; denn er ist der
lebendige Gott und besteht in Ewigkeit, und sein Reich wird nie zerstört werden,
und seine Herrschaft währt bis ans Ende;
28 der da rettet und befreit, und Zeichen und Wunder tut im Himmel und auf der
Erde: denn er hat Daniel aus der Gewalt der Löwen errettet.
29 Und dieser Daniel hatte Gedeihen unter der Regierung des Darius und unter der
Regierung Kores’, des Persers.
7,1 Im ersten Jahre Belsazars, des Königs von Babel, sah Daniel einen Traum und
Gesichte seines Hauptes auf seinem Lager. Dann schrieb er den Traum auf, die
Summe der Sache berichtete er.
2 Daniel hob an und sprach: Ich schaute in meinem Gesicht bei der Nacht, und
siehe, die vier Winde des Himmels brachen los auf das große Meer.
3 Und vier große Tiere stiegen aus dem Meere herauf, eines verschieden von dem
anderen.
4 Das erste war gleich einem Löwen und hatte Adlersflügel; ich schaute, bis
seine Flügel ausgerissen wurden, und es von der Erde aufgehoben und wie ein
Mensch auf seine Füße gestellt und ihm eines Menschen Herz gegeben wurde.
5 Und siehe, ein anderes, zweites Tier, gleich einem Bären; und es richtete sich
auf einer Seite auf, und es hatte drei Rippen in seinem Maule zwischen seinen
Zähnen; und man sprach zu ihm also: Stehe auf, friß viel Fleisch!
6 Nach diesem schaute ich, und siehe, ein anderes, gleich einem Pardel; und es
hatte vier Flügel eines Vogels auf seinem Rücken; und das Tier hatte vier Köpfe,
und Herrschaft wurde ihm gegeben.
7 Nach diesem schaute ich in Gesichten der Nacht: und siehe, ein viertes Tier,
schrecklich und furchtbar und sehr stark, und es hatte große eiserne Zähne; es
fraß und zermalmte, und was übrigblieb, zertrat es mit seinen Füßen; und es war
verschieden von allen Tieren, die vor ihm gewesen, und es hatte zehn Hörner.
8 Während ich auf die Hörner achtgab, siehe, da stieg ein anderes, kleines Horn
zwischen ihnen empor, und drei von den ersten Hörnern wurden vor ihm
ausgerissen; und siehe, an diesem Horne waren Augen wie Menschenaugen, und ein
Mund, der große Dinge redete.
9 Ich schaute, bis Throne aufgestellt wurden und ein Alter an Tagen sich setzte:
sein Gewand war weiß wie Schnee, und das Haar seines Hauptes wie reine Wolle;
sein Thron Feuerflammen, dessen Räder ein loderndes Feuer.
10 Ein Strom von Feuer floß und ging von ihm aus; tausend mal Tausende dienten
ihm, und zehntausend mal Zehntausende standen vor ihm. Das Gericht setzte sich,
und Bücher wurden aufgetan.
11 Dann schaute ich wegen der Stimme der großen Worte, welche das Horn redete:
ich schaute, bis das Tier getötet, und sein Leib zerstört und dem Brande des
Feuers übergeben wurde.
12 Und was die übrigen Tiere betrifft: ihre Herrschaft wurde weggenommen, aber
Verlängerung des Lebens ward ihnen gegeben bis auf Zeit und Stunde.
13 Ich schaute in Gesichten der Nacht: und siehe, mit den Wolken des Himmels kam
einer wie eines Menschen Sohn; und er kam zu dem Alten an Tagen und wurde vor
denselben gebracht.
14 Und ihm wurde Herrschaft und Herrlichkeit und Königtum gegeben, und alle
Völker, Völkerschaften und Sprachen dienten ihm; seine Herrschaft ist eine ewige
Herrschaft, die nicht vergehen, und sein Königtum ein solches, das nie zerstört
werden wird.
15 Mir, Daniel, ward mein Geist in mir tief ergriffen, und die Gesichte meines
Hauptes ängstigten mich.
16 Ich nahte zu einem der Dastehenden, um von ihm Gewißheit über dies alles zu
erbitten. Und er sagte mir, daß er mir die Deutung der Sache kundtun wolle:
17 Diese großen Tiere, deren vier waren, sind vier Könige, die von der Erde
aufstehen werden.
18 Aber die Heiligen der höchsten Örter werden das Reich empfangen, und werden
das Reich besitzen bis in Ewigkeit, ja, bis in die Ewigkeit der Ewigkeiten.
19 Darauf begehrte ich Gewißheit über das vierte Tier, welches von allen anderen
verschieden war, sehr schrecklich, dessen Zähne von Eisen und dessen Klauen von
Erz waren, welches fraß, zermalmte, und was übrigblieb, mit seinen Füßen
zertrat;
20 und über die zehn Hörner auf seinem Kopfe; und über das andere Horn, welches
emporstieg, und vor welchem drei abfielen; und das Horn hatte Augen und einen
Mund, der große Dinge redete, und sein Aussehen war größer als das seiner
Genossen.
21 Ich sah, wie dieses Horn Krieg wider die Heiligen führte und sie besiegte,
22 bis der Alte an Tagen kam, und das Gericht den Heiligen der höchsten Örter
gegeben wurde, und die Zeit kam, da die Heiligen das Reich in Besitz nahmen.
23 Er sprach also: Das vierte Tier: ein viertes Königreich wird auf Erden sein,
welches von allen Königreichen verschieden sein wird; und es wird die ganze Erde
verzehren und sie zertreten und sie zermalmen.
24 Und die zehn Hörner: aus jenem Königreich werden zehn Könige aufstehen; und
ein anderer wird nach ihnen aufstehen, und dieser wird verschieden sein von den
vorigen und wird drei Könige erniedrigen.
25 Und er wird Worte reden gegen den Höchsten und die Heiligen der höchsten
Örter vernichten; und er wird darauf sinnen, Zeiten und Gesetz zu ändern, und
sie werden eine Zeit und Zeiten und eine halbe Zeit in seine Hand gegeben
werden.
26 Aber das Gericht wird sich setzen; und man wird seine Herrschaft wegnehmen,
um sie zu vernichten und zu zerstören bis zum Ende.
27 Und das Reich und die Herrschaft und die Größe der Königreiche unter dem
ganzen Himmel wird dem Volke der Heiligen der höchsten Örter gegeben werden.
Sein Reich ist ein ewiges Reich, und alle Herrschaften werden ihm dienen und
gehorchen.
28 Bis hierher das Ende der Sache. Mich, Daniel, ängstigten meine Gedanken sehr,
und meine Gesichtsfarbe veränderte sich an mir; und ich bewahrte die Sache in
meinem Herzen.
8,1 Im dritten Jahre der Regierung des Königs Belsazar erschien mir, Daniel, ein
Gesicht, nach demjenigen, welches mir im Anfang erschienen war.
2 Und ich sah im Gesicht; und es geschah, als ich sah, da war ich in der Burg
Susan, welche in der Landschaft Elam ist; und ich sah im Gesicht, und ich war am
Flusse Ulai.
3 Und ich erhob meine Augen und sah: und siehe, ein Widder stand vor dem Flusse,
der hatte zwei Hörner; und die zwei Hörner waren hoch, und das eine war höher
als das andere, und das höhere stieg zuletzt empor.
4 Ich sah den Widder nach Westen und nach Norden und nach Süden stoßen, und kein
Tier konnte vor ihm bestehen, und niemand rettete aus seiner Hand; und er
handelte nach seinem Gutdünken und wurde groß.
5 Und während ich achtgab, siehe, da kam ein Ziegenbock von Westen her über die
ganze Erde, und er berührte die Erde nicht; und der Bock hatte ein ansehnliches
Horn zwischen seinen Augen.
6 Und er kam bis zu dem Widder mit den zwei Hörnern, welchen ich vor dem Flusse
hatte stehen sehen; und er rannte ihn an im Grimme seiner Kraft.
7 Und ich sah ihn bei dem Widder anlangen, und er erbitterte sich gegen ihn, und
er stieß den Widder und zerbrach seine beiden Hörner; und in dem Widder war
keine Kraft, um vor ihm zu bestehen. Und er warf ihn zu Boden und zertrat ihn,
und niemand rettete den Widder aus seiner Hand.
8 Und der Ziegenbock wurde groß über die Maßen; und als er stark geworden war,
zerbrach das große Horn, und vier ansehnliche Hörner wuchsen an seiner Statt
nach den vier Winden des Himmels hin.
9 Und aus dem einen von ihnen kam ein kleines Horn hervor; und es wurde
ausnehmend groß gegen Süden und gegen Osten und gegen die Zierde.
10 Und es wurde groß bis zum Heere des Himmels, und es warf von dem Heere und
von den Sternen zur Erde nieder und zertrat sie.
11 Selbst bis zu dem Fürsten des Heeres tat es groß; und es nahm ihm das
beständige Opfer weg, und die Stätte seines Heiligtums wurde niedergeworfen.
12 Und das Heer wurde dahingegeben samt dem beständigen Opfer, um des Frevels
willen. Und es warf die Wahrheit zu Boden und handelte und hatte Gelingen.
13 Und ich hörte einen Heiligen reden; und ein Heiliger sprach zu jenem, welcher
redete: Bis wann geht das Gesicht von dem beständigen Opfer und von dem
verwüstenden Frevel, da sowohl das Heiligtum als auch das Heer zur Zertretung
hingegeben ist?
14 Und er sprach zu mir: Bis zu zweitausend dreihundert Abenden und Morgen; dann
wird das Heiligtum gerechtfertigt werden.
15 Und es geschah, als ich, Daniel, das Gesicht sah, da suchte ich Verständnis
darüber; und siehe, da stand vor mir wie die Gestalt eines Mannes.
16 Und ich hörte eine Menschenstimme zwischen den Ufern des Ulai, welche rief
und sprach: Gabriel, gib diesem das Gesicht zu verstehen!
17 Und er trat an den Ort, wo ich stand; und als er herzutrat, erschrak ich und
fiel nieder auf mein Angesicht. Und er sprach zu mir: Merke auf, Menschensohn!
Denn das Gesicht geht auf die Zeit des Endes.
18 Und als er mit mir redete, sank ich betäubt auf mein Angesicht zur Erde. Er
aber rührte mich an und stellte mich auf meinen früheren Standort.
19 Und er sprach: Siehe, ich will dir kundtun, was in der letzten Zeit des
Zornes geschehen wird; denn es geht auf die bestimmte Zeit des Endes.
20 Der Widder mit den zwei Hörnern, welchen du gesehen hast, sind die Könige von
Medien und Persien.
21 Und der zottige Ziegenbock ist der König von Griechenland; und das große
Horn, das zwischen seinen Augen war, ist der erste König.
22 Und daß es zerbrach und vier an seiner Statt aufkamen: vier Königreiche
werden aus dieser Nation aufstehen, aber nicht mit seiner Macht.
23 Und am Ende ihres Königtums, wenn die Frevler das Maß voll gemacht haben
werden, wird ein König aufstehen, frechen Angesichts und der Ränke kundig.
24 Und seine Macht wird stark sein, aber nicht durch seine eigene Macht; und er
wird erstaunliches Verderben anrichten, und Gelingen haben und handeln; und er
wird Starke und das Volk der Heiligen verderben.
25 Und durch seine Klugheit wird der Trug in seiner Hand gelingen; und er wird
in seinem Herzen großtun und unversehens viele verderben. Und gegen den Fürsten
der Fürsten wird er sich auflehnen, aber ohne Menschenhand zerschmettert werden.
26 Und das Gesicht von den Abenden und von den Morgen, wovon gesprochen worden,
ist Wahrheit; und du, verschließe das Gesicht, denn es sind noch viele Tage bis
dahin.
27 Und ich, Daniel, war dahin und war einige Tage krank. Dann stand ich auf und
verrichtete die Geschäfte des Königs. Und ich war entsetzt über das Gesicht, und
niemand vers tand es.
9,1 Im ersten Jahre Darius’, des Sohnes Ahasveros’, aus dem Samen der Meder,
welcher über das Reich der Chaldäer König geworden war,
2 im ersten Jahre seiner Regierung merkte ich, Daniel, in den Schriften auf die
Zahl der Jahre, betreffs welcher das Wort Jehovas zu dem Propheten Jeremia
geschehen war, daß nämlich siebzig Jahre für die Verwüstung Jerusalems vollendet
werden sollten.
3 Und ich richtete mein Angesicht zu Gott, dem Herrn, um ihn mit Gebet und
Flehen zu suchen, in Fasten und Sacktuch und Asche.
4 Und ich betete zu Jehova, meinem Gott, und ich bekannte und sprach: Ach, Herr!
Du großer und furchtbarer Gott, der den Bund und die Güte denen bewahrt, die ihn
lieben und seine Gebote halten!
5 Wir haben gesündigt und verkehrt und gesetzlos gehandelt, und wir haben uns
empört und sind von deinen Geboten und von deinen Rechten abgewichen.
6 Und wir haben nicht auf deine Knechte, die Propheten, gehört, welche in deinem
Namen zu unseren Königen, unseren Fürsten und unseren Vätern und zu allem Volke
des Landes geredet haben.
7 Dein, o Herr, ist die Gerechtigkeit, unser aber die Beschämung des Angesichts,
wie es an diesem Tage ist: der Männer von Juda und der Bewohner von Jerusalem,
und des ganzen Israel, der Nahen und der Fernen, in allen Ländern, wohin du sie
vertrieben hast wegen ihrer Treulosigkeit, die sie gegen dich begangen haben.
8 Jehova! Unser ist die Beschämung des Angesichts, unserer Könige, unserer
Fürsten und unserer Väter, weil wir gegen dich gesündigt haben.
9 Des Herrn, unseres Gottes, sind die Erbarmungen und die Vergebungen; denn wir
haben uns gegen ihn empört,
10 und wir haben der Stimme Jehovas, unseres Gottes, nicht gehorcht, um in
seinen Gesetzen zu wandeln, welche er uns durch seine Knechte, die Propheten,
vorgelegt hat.
11 Und ganz Israel hat dein Gesetz übertreten und ist abgewichen, so daß es
deiner Stimme nicht gehorcht hat. Und so hat sich der Fluch und der Schwur über
uns ergossen, welcher im Gesetz Moses, des Knechtes Gottes, geschrieben steht,
weil wir gegen ihn gesündigt haben.
12 Und er hat seine Worte erfüllt, die er über uns und über unsere Richter
geredet hat, welche uns richteten, indem er ein großes Unglück über uns brachte;
so daß unter dem ganzen Himmel keines geschehen ist wie dasjenige, welches an
Jerusalem geschehen ist.
13 So wie es im Gesetz Moses geschrieben steht, ist all dieses Unglück über uns
gekommen. Und wir flehten Jehova, unseren Gott, nicht an, daß wir von unseren
Missetaten umgekehrt wären und Einsicht erlangt hätten für deine Wahrheit.
14 Und so hat Jehova über das Unglück gewacht und es über uns kommen lassen.
Denn Jehova, unser Gott, ist gerecht in allen seinen Taten, die er getan hat;
aber wir haben seiner Stimme nicht gehorcht.
15 Und nun, Herr, unser Gott, der du dein Volk aus dem Lande Ägypten mit starker
Hand herausgeführt und dir einen Namen gemacht hast, wie es an diesem Tage ist,
wir haben gesündigt, wir haben gesetzlos gehandelt.
16 Herr, nach allen deinen Gerechtigkeiten laß doch deinen Zorn und deinen Grimm
sich wenden von deiner Stadt Jerusalem, deinem heiligen Berge! Denn wegen
unserer Sünden und der Missetaten unserer Väter sind Jerusalem und dein Volk zum
Hohne geworden allen denen, die uns umgeben.
17 Und nun höre, unser Gott, auf das Gebet deines Knechtes und auf sein Flehen;
und um des Herrn willen laß dein Angesicht leuchten über dein verwüstetes
Heiligtum!
18 Neige, mein Gott, dein Ohr und höre! Tue deine Augen auf und sieh unsere
Verwüstungen und die Stadt, welche nach deinem Namen genannt ist! Denn nicht um
unserer Gerechtigkeiten willen legen wir unser Flehen vor dir nieder, sondern um
deiner vielen Erbarmungen willen.
19 Herr, höre! Herr, vergib! Herr, merke auf und handle; zögere nicht, um deiner
selbst willen, mein Gott! Denn deine Stadt und dein Volk sind nach deinem Namen
genannt.
20 Während ich noch redete und betete, und meine Sünde und die Sünde meines
Volkes Israel bekannte, und mein Flehen vor Jehova, meinem Gott, für den
heiligen Berg meines Gottes niederlegte,
21 während ich noch redete im Gebet, da kam der Mann Gabriel, den ich im Anfang
im Gesicht, als ich ganz ermattet war, gesehen hatte, zu mir her zur Zeit des
Abendopfers.
22 Und er gab mir Verständnis und redete mit mir und sprach: Daniel, jetzt bin
ich ausgegangen, um dich Verständnis zu lehren.
23 Im Anfang deines Flehens ist ein Wort ausgegangen, und ich bin gekommen, um
es dir kundzutun; denn du bist ein Vielgeliebter. So merke auf das Wort, und
verstehe das Gesicht:
24 Siebzig Wochen sind über dein Volk und über deine heilige Stadt bestimmt, um
die Übertretung zum Abschluß zu bringen und den Sünden ein Ende zu machen, und
die Ungerechtigkeit zu sühnen und eine ewige Gerechtigkeit einzuführen, und
Gesicht und Propheten zu versiegeln, und ein Allerheiligstes zu salben.
25 So wisse denn und verstehe: Vom Ausgehen des Wortes, Jerusalem
wiederherzustellen und zu bauen, bis auf den Messias, den Fürsten, sind sieben
Wochen und zweiundsechzig Wochen. Straßen und Gräben werden wiederhergestellt
und gebaut werden, und zwar in Drangsal der Zeiten.
26 Und nach den zweiundsechzig Wochen wird der Messias weggetan werden und
nichts haben. Und das Volk des kommenden Fürsten wird die Stadt und das
Heiligtum zerstören, und das Ende davon wird durch die überströmende Flut sein;
und bis ans Ende: Krieg, Festbeschlossenes von Verwüstungen.
27 Und er wird einen festen Bund mit den Vielen schließen für eine Woche; und
zur Hälfte der Woche wird er Schlachtopfer und Speisopfer aufhören lassen. Und
wegen der Beschirmung der Greuel wird ein Verwüster kommen, und zwar bis
Vernichtung und Festbeschlossenes über das Verwüstete ausgegossen werden.
10,1 Im dritten Jahre Kores’, des Königs von Persien, wurde dem Daniel, welcher
Beltsazar genannt wird, eine Sache geoffenbart, und die Sache ist Wahrheit und
betrifft eine große Mühsal; und er verstand die Sache und bekam Verständnis über
das Gesicht.
2 In selbigen Tagen trauerte ich, Daniel, drei volle Wochen.
3 Köstliche Speise aß ich nicht, und weder Fleisch noch Wein kam in meinen Mund;
und ich salbte mich nicht, bis drei volle Wochen um waren.
4 Und am vierundzwanzigsten Tage des ersten Monats, da war ich am Ufer des
großen Stromes, das ist der Hiddekel.
5 Und ich erhob meine Augen und sah: und siehe, da war ein Mann in Linnen
gekleidet, und seine Lenden waren umgürtet mit Gold von Uphas;
6 und sein Leib war wie ein Chrysolith, und sein Angesicht wie das Aussehen des
Blitzes, und seine Augen wie Feuerfackeln, und seine Arme und seine Füße wie der
Anblick von leuchtendem Erze; und die Stimme seiner Worte war wie die Stimme
einer Menge.
7 Und ich, Daniel, allein sah das Gesicht; die Männer aber, welche bei mir
waren, sahen das Gesicht nicht; doch fiel ein großer Schrecken auf sie, und sie
flohen und verbargen sich.
8 Und ich blieb allein übrig und sah dieses große Gesicht; und es blieb keine
Kraft in mir, und meine Gesichtsfarbe verwandelte sich an mir bis zur
Entstellung, und ich behielt keine Kraft.
9 Und ich hörte die Stimme seiner Worte; und als ich die Stimme seiner Worte
hörte, sank ich betäubt auf mein Angesicht, mit meinem Angesicht zur Erde.
10 Und siehe, eine Hand rührte mich an und machte, daß ich auf meine Knie und
Hände emporwankte.
11 Und er sprach zu mir: Daniel, du vielgeliebter Mann! Merke auf die Worte, die
ich zu dir rede, und stehe auf deiner Stelle; denn ich bin jetzt zu dir gesandt.
Und als er dieses Wort zu mir redete, stand ich zitternd auf.
12 Und er sprach zu mir: Fürchte dich nicht, Daniel! Denn von dem ersten Tage
an, da du dein Herz darauf gerichtet hast, Verständnis zu erlangen und dich vor
deinem Gott zu demütigen, sind deine Worte erhört worden; und um deiner Worte
willen bin ich gekommen.
13 Aber der Fürst des Königreichs Persien stand mir einundzwanzig Tage entgegen;
und siehe, Michael, einer der ersten Fürsten, kam, um mir zu helfen, und ich
trug daselbst den Sieg davon bei den Königen von Persien.
14 Und ich bin gekommen, um dich verstehen zu lassen, was deinem Volke am Ende
der Tage widerfahren wird; denn das Gesicht geht noch auf ferne Tage.
15 Und als er in dieser Weise mit mir redete, richtete ich mein Angesicht zur
Erde und verstummte.
16 Und siehe, einer, den Menschenkindern gleich, berührte meine Lippen; und ich
tat meinen Mund auf und redete und sprach zu dem, der vor mir stand: Mein Herr,
wegen des Gesichts überfielen mich die Wehen, und ich habe keine Kraft behalten.
17 Und wie vermag ein Knecht dieses meines Herrn mit diesem meinem Herrn zu
reden? Und ich, von nun an bleibt keine Kraft mehr in mir, und kein Odem ist in
mir übrig.
18 Da rührte mich wiederum einer an, von Aussehen wie ein Mensch, und stärkte
mich.
19 Und er sprach: Fürchte dich nicht, du vielgeliebter Mann! Friede dir! Sei
stark, ja, sei stark! Und als er mit mir redete, fühlte ich mich gestärkt und
sprach: Mein Herr möge reden, denn du hast mich gestärkt.
20 Da sprach er: Weißt du, warum ich zu dir gekommen bin? Und jetzt werde ich
zurückkehren, um mit dem Fürsten von Persien zu streiten; aber wenn ich
ausziehe, siehe, so wird der Fürst von Griechenland kommen.
21 Doch will ich dir kundtun, was in dem Buche der Wahrheit verzeichnet ist. Und
es ist kein einziger, der mir wider jene mutig beisteht, als nur Michael, euer
Fürst.
11,1 Und auch ich stand im ersten Jahre Darius’, des Meders, ihm bei als Helfer
und Schutz.
2 Und nun will ich dir die Wahrheit kundtun: Siehe, es werden noch drei Könige
in Persien aufstehen, und der vierte wird größeren Reichtum erlangen als alle;
und wenn er durch seinen Reichtum stark geworden ist, wird er alles gegen das
Königreich Griechenland aufregen.
3 Und ein tapferer König wird aufstehen, und er wird mit großer Macht herrschen
und nach seinem Gutdünken handeln.
4 Und sobald er aufgestanden ist, wird sein Reich zertrümmert und nach den vier
Winden des Himmels hin zerteilt werden. Aber nicht für seine Nachkommen wird es
sein und nicht nach der Macht, mit welcher er geherrscht hat; denn sein Reich
wird zerstört und anderen zuteil werden, mit Ausschluß von jenen.
5 Und der König des Südens, und zwar einer von seinen Obersten, wird stark
werden. Und einer wird stark werden über ihn hinaus und wird herrschen: seine
Herrschaft wird eine große Herrschaft sein.
6 Und nach Verlauf von Jahren werden sie sich verbünden; und die Tochter des
Königs des Südens wird zu dem König des Nordens kommen, um einen Ausgleich zu
bewirken. Aber sie wird die Kraft des Armes nicht behalten, und er wird nicht
bestehen noch sein Arm; und sie wird dahingegeben werden, sie und die sie
eingeführt haben, und der sie gezeugt, und der sie in jenen Zeiten unterstützt
hat.
7 Doch einer von den Schößlingen ihrer Wurzeln wird an seiner Statt aufstehen;
und er wird gegen die Heeresmacht kommen, und wird in die Festungen des Königs
des Nordens eindringen und mit ihnen nach Gutdünken verfahren, und wird siegen.
8 Und auch wird er ihre Götter samt ihren gegossenen Bildern, samt ihren
kostbaren Geräten, Silber und Gold, nach Ägypten in die Gefangenschaft führen;
und er wird Jahre lang standhalten vor dem König des Nordens.
9 Und dieser wird in das Reich des Königs des Südens kommen, aber in sein Land
zurückkehren.
10 Aber seine Söhne werden sich zum Kriege rüsten und eine Menge großer Heere
zusammenbringen; und einer wird kommen und überschwemmen und überfluten; und er
wird wiederkommen, und sie werden Krieg führen bis zu seiner Festung.
11 Und der König des Südens wird sich erbittern, und wird ausziehen und mit ihm,
dem König des Nordens, streiten; und dieser wird eine große Menge aufstellen,
aber die Menge wird in seine Hand gegeben werden.
12 Und wie die Menge weggenommen wird, wird sein Herz sich erheben; und er wird
Zehntausende niederwerfen, aber nicht zu Macht kommen.
13 Und der König des Nordens wird wiederkommen und eine Menge aufstellen, größer
als die frühere; und nach Verlauf der Zeiten von Jahren wird er mit einem großen
Heere und mit großer Ausrüstung kommen.
14 Und in jenen Zeiten werden viele aufstehen gegen den König des Südens; und
Gewalttätige deines Volkes werden sich erheben, um das Gesicht zu erfüllen, und
werden zu Fall kommen.
15 Und der König des Nordens wird kommen und einen Wall aufwerfen und eine
befestigte Stadt einnehmen; und die Streitkräfte des Südens werden nicht
standhalten, selbst sein auserlesenes Volk wird keine Kraft haben, um
standzuhalten.
16 Und der, welcher gegen ihn gekommen ist, wird nach seinem Gutdünken handeln,
und niemand wird vor ihm bestehen; und er wird seinen Stand nehmen im Lande der
Zierde, und Vertilgung wird in seiner Hand sein.
17 Und er wird sein Angesicht darauf richten, mit der Macht seines ganzen
Reiches zu kommen, indem er einen Ausgleich im Sinne hat, und er wird ihn
bewirken; und er wird ihm eine Tochter der Weiber geben, zu ihrem Verderben; und
sie wird nicht bestehen und wird nichts für ihn sein.
18 Und er wird sein Angesicht nach den Inseln hinwenden und viele einnehmen;
aber ein Feldherr wird seinem Hohne ein Ende machen, dazu noch seinen Hohn ihm
zurückgeben.
19 Und er wird sein Angesicht nach den Festungen seines Landes hinwenden, und
wird straucheln und fallen und nicht mehr gefunden werden.
20 Und an seiner Statt wird einer aufstehen, welcher einen Eintreiber der
Abgaben durch die Herrlichkeit des Reiches ziehen läßt; aber in wenigen Tagen
wird er zerschmettert werden, und zwar weder durch Zorn noch durch Krieg.
21 Und an seiner Statt wird ein Verachteter aufstehen, auf den man nicht die
Würde des Königtums legen wird; und er wird unversehens kommen und durch
Schmeicheleien sich des Königtums bemächtigen.
22 Und die überschwemmenden Streitkräfte werden vor ihm überschwemmt und
zertrümmert werden, und sogar ein Fürst des Bundes.
23 Denn seitdem er sich mit ihm verbündet hat, wird er Trug üben, und wird
hinaufziehen und mit wenig Volk Macht gewinnen.
24 Unversehens wird er in die fettesten Gegenden der Landschaft eindringen und
tun, was weder seine Väter noch die Väter seiner Väter getan haben: Raub und
Beute und Gut wird er ihnen zerstreuen und wider die Festungen seine Anschläge
ersinnen, und zwar eine Zeitlang.
25 Und er wird seine Kraft und seinen Mut wider den König des Südens erwecken
mit einem großen Heere. Und der König des Südens wird sich zum Kriege rüsten mit
einem großen und überaus starken Heere; aber er wird nicht bestehen, denn man
wird Anschläge wider ihn ersinnen;
26 und die seine Tafelkost essen, werden ihn zerschmettern; und sein Heer wird
überschwemmen, und viele Erschlagene werden fallen.
27 Und die beiden Könige: ihre Herzen werden auf Bosheit bedacht sein, und an
einem Tische werden sie Lügen reden; aber es wird nicht gelingen, denn das Ende
verzieht sich noch bis zur bestimmten Zeit.
28 Und er wird mit großem Reichtum in sein Land zurückkehren, und sein Herz wird
wider den heiligen Bund gerichtet sein; und er wird handeln und in sein Land
zurückkehren.
29 Zur bestimmten Zeit wird er wiederkehren und gegen den Süden ziehen, aber es
wird zuletzt nicht sein wie im Anfang.
30 Denn Schiffe von Kittim werden wider ihn kommen; und er wird verzagen und
umkehren, und er wird gegen den heiligen Bund ergrimmen und handeln: er wird
umkehren und sein Augenmerk auf diejenigen richten, welche den heiligen Bund
verlassen.
31 Und Streitkräfte von ihm werden dastehen; und sie werden das Heiligtum, die
Feste, entweihen, und werden das beständige Opfer abschaffen und den
verwüstenden Greuel aufstellen.
32 Und diejenigen, welche gottlos handeln gegen den Bund, wird er durch
Schmeicheleien zum Abfall verleiten; aber das Volk, welches seinen Gott kennt,
wird sich stark erweisen und handeln.
33 Und die Verständigen des Volkes werden die Vielen unterweisen, aber sie
werden fallen durch Schwert und Flamme, durch Gefangenschaft und Raub, eine
Zeitlang.
34 Und wenn sie fallen, wird ihnen mit einer kleinen Hilfe geholfen werden; und
viele werden sich ihnen mit Heuchelei anschließen.
35 Und von den Verständigen werden einige fallen, um sie zu läutern und zu
reinigen und weiß zu machen bis zur Zeit des Endes; denn es verzieht sich noch
bis zur bestimmten Zeit.
36 Und der König wird nach seinem Gutdünken handeln, und er wird sich erheben
und groß machen über jeden Gott, und wider den Gott der Götter wird er
Erstaunliches reden; und er wird Gelingen haben, bis der Zorn vollendet ist,
denn das Festbeschlossene wird vollzogen.
37 Und auf den Gott seiner Väter wird er nicht achten, und weder auf die
Sehnsucht der Weiber noch auf irgend einen Gott wird er achten, sondern er wird
sich über alles erheben.
38 Und an dessen Statt wird er den Gott der Festungen ehren: den Gott, den seine
Väter nicht gekannt haben, wird er ehren mit Gold und mit Silber und mit
Edelsteinen und mit Kleinodien.
39 Und er wird gegen die starken Festungen so verfahren mit dem fremden Gott:
wer ihm Anerkennung zollt, dem wird er viel Ehre erweisen, und er wird ihm
Herrschaft verleihen über die Vielen und das Land austeilen zum Lohne.
40 Und zur Zeit des Endes wird der König des Südens mit ihm zusammenstoßen, und
der König des Nordens wird gegen ihn anstürmen mit Wagen und mit Reitern und mit
vielen Schiffen; und er wird in die Länder eindringen und wird sie überschwemmen
und überfluten.
41 Und er wird in das Land der Zierde eindringen, und viele Länder werden zu
Fall kommen; diese aber werden seiner Hand entrinnen: Edom und Moab und die
Vornehmsten der Kinder Ammon.
42 Und er wird seine Hand an die Länder legen, und das Land Ägypten wird nicht
entrinnen;
43 und er wird die Schätze an Gold und Silber und alle Kostbarkeiten Ägyptens in
seine Gewalt bringen, und Libyer und Äthiopier werden in seinem Gefolge sein.
44 Aber Gerüchte von Osten und von Norden her werden ihn erschrecken; und er
wird ausziehen in großem Grimme, um viele zu vernichten und zu vertilgen.
45 Und er wird sein Palastgezelt aufschlagen zwischen dem Meere und dem Berge
der heiligen Zierde. Und er wird zu seinem Ende kommen, und niemand wird ihm
helfen.
12,1 Und in jener Zeit wird Michael aufstehen, der große Fürst, der für die
Kinder deines Volkes steht; und es wird eine Zeit der Drangsal sein, dergleichen
nicht gewesen ist, seitdem eine Nation besteht bis zu jener Zeit. Und in jener
Zeit wird dein Volk errettet werden, ein jeder, der im Buche geschrieben
gefunden wird.
2 Und viele von denen, die im Staube der Erde schlafen, werden erwachen: diese
zu ewigem Leben, und jene zur Schande, zu ewigem Abscheu.
3 Und die Verständigen werden leuchten wie der Glanz der Himmelsfeste, und die,
welche die Vielen zur Gerechtigkeit weisen, wie die Sterne, immer und ewiglich.
4 Und du, Daniel, verschließe die Worte und versiegele das Buch bis zur Zeit des
Endes. Viele werden es durchforschen, und die Erkenntnis wird sich mehren.
5 Und ich, Daniel, sah: und siehe, zwei andere standen da, einer hier am Ufer
des Stromes, und einer dort am Ufer des Stromes.
6 Und einer sprach zu dem in Linnen gekleideten Mann, welcher oben über dem
Wasser des Stromes war: Wie lange wird dauern das Ende dieser wunderbaren Dinge?
7 Und ich hörte den in Linnen gekleideten Mann, welcher oben über dem Wasser des
Stromes war, und er erhob seine Rechte und seine Linke zum Himmel und schwur bei
dem, der ewig lebt: Eine Zeit, Zeiten und eine halbe Zeit; und wenn die
Zerschmetterung der Kraft des heiligen Volkes vollbracht sein wird, dann werden
alle diese Dinge vollendet sein.
8 Und ich hörte es, aber ich verstand es nicht; und ich sprach: Mein Herr, was
wird der Ausgang von diesem sein?
9 Und er sprach: Gehe hin, Daniel; denn die Worte sollen verschlossen und
versiegelt sein bis zur Zeit des Endes.
10 Viele werden sich reinigen und weiß machen und läutern, aber die Gottlosen
werden gottlos handeln; und keine der Gottlosen werden es verstehen, die
Verständigen aber werden es verstehen.
11 Und von der Zeit an, da das beständige Opfer abgeschafft wird, und zwar um
den verwüstenden Greuel aufzustellen, sind tausend zweihundertneunzig Tage.
12 Glückselig der, welcher harrt und tausend dreihundertfünfunddreißig Tage
erreicht!
13 Du aber gehe hin bis zum Ende; und du wirst ruhen, und wirst auferstehen zu
deinem Lose am Ende der Tage.