Prüfet Alles und das Gute behaltet:
Titel, Verfasser, Geschichtlicher Hintergrund
Hütet euch vor den Götzen
Mose hat auch dieses Buch geschrieben, ebenso wie die vier vorhergehenden vier Bücher Mose; die Verfasserschaft
Moses wird zum Beispiel durch Matthäus 22,24; Apostelgeschichte 3,22; 7,37; Hebräer 12,21 bestätigt. Er hat dieses
Buch kurz vor seinem Tod geschrieben, nachdem er die in diesem Buch aufgezeichneten Reden gehalten hatte. Das
letzte Kapitel, das seinen Tod beschreibt, ist sehr wahrscheinlich von seinem Nachfolger Josua geschrieben worden.
Mose schreibt hier wie ein liebevoller Vater, der das Volk Gottes während der langen Wüstenreise geführt hat und sie
eindringlich warnt, Gott zu lieben und Ihm zu gehrochen, wenn sie bald ins verheißene Land eingezogen sind.
Einteilung des Buches
1. Einleitende Worte (1,1–4)
2. Die erste Rede Moses–Rückgriff auf geschichtliche Ereignisse (1,5–4,43)
3. Die zweite Rede Moses (4,44–26,19); bestehend aus
4. Die dritte Rede Moses (27,1–28,69)
5. Die vierte Rede Moses–Zusammenfassung der Bundesbestimmungen (29,1–30,20)
6. Letzte Ereignisse im Leben Moses (31,1–34,12)
Kurzfassung der einzelnen Kapitel
Einleitung
Mit dem fünften und letzten Buch Mose schließt die Wüstenreise. So wie das erste Buch Mose das Buch der Anfänge ist, das die Schöpfung und den Sündenfall beschreibt, dann die Zeit vor der Flut und das Leben der großen Patriarchen, beschreibt das zweite Buch die Befreiung des Volkes aus Ägypten und die Wohnung Gottes in seiner Mitte. Das dritte Buch beschreibt die Opfer und enthält all die Vorschriften für das rechte Opfern und im Blick auf das Wohnen Gottes inmitten des Volkes. Das vierte Buch beschreibt schließlich die Wüstenreise und das fünfte Buch enthält die Reden Moses im Blick auf den unmittelbar bevorstehenden Eintritt in das verheißene Land. Mose hat diese Reden kurz vor seinem Tod innerhalb weniger Wochen gehalten und niedergeschrieben (vgl. 31,24).
Kapitel 1‒ Einleitung und Beginn der ersten Rede
Das fünfte Buch Mose beginnt mit dem Hinweis, dass die Worte Moses in diesem Buch fürganz Israelbestimmt waren. Eigentlich hätte die Reise durch die Wüste vom Berg Horeb an nur elf Tage zu dauern brauchen (1,2), denn vom Horeb, dem Berg der Gesetzgebung, bis Kades-Barnea, dem südlichsten Punkt des Landes Israel, von wo aus das Volk das Land damals erobern sollte (4Mo 13), waren es nur etwa zweihundertfünfzig Kilometer. Der Ungehorsam des Volkes führte jedoch zu dieser langen Reise von fast vierzig Jahren. Und während dieser vielen Jahre hatte das Volk ausreichend Gelegenheit, den eigenen Ungehorsam, aber auch die treue Fürsorge Gottes kennenzulernen. Die Belehrungen des fünften Buches Mose laufen auf die wichtige Frage hinaus: Wird das Volk aus den Lektionen der Wüstenreise lernen und im Land gehorsam sein oder nicht? Wir wissen die Antwort: Das Volk hat diese Lektionen nicht gelernt. Es gab nur einen, dessen ganzes Leben eine klare und eindeutige Antwort auf diese Frage war: unser Herr Jesus Christus. Daher ist es auch nicht von ungefähr, dass Er bei den großen Versuchungen den Teufel jeweils mit einem Zitat aus dem fünften Buch Mose zum Schweigen brachte (Mt 4,1–11).
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Gehorsam ist die echte Quelle des Segens, so wie Ungehorsam der sichere Weg zum Verderben ist.
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Mose beginnt seine erste Rede (1,5‒4,43) mit dem Hinweis auf die damalige Aufforderung Gottes an sein Volk, sich vom Horeb aufzumachen und das den Patriarchen Abraham, Isaak und Jakob wiederholt verheißene Land in Besitz zu nehmen. Auch erwähnt er, dass er dem Volk seinerzeit gesagt hatte, dass er allein dieses zahlreiche Volk nicht tragen könne. Was wir in 2. Mose 18,13–27 nicht erfahren, erfahren wir hier. Die eigentliche Ursache für das Einsetzen der Obersten war das üble Verhalten des Volkes Israel: „Wie könnte ich allein eure Bürdeund eure Last und euren Hader tragen?“ (1,12). Das erlöste Volk erwies sich als ein hartnäckiges Volk. Daher sollten sie sich „weise und verständige und bekannte“ Männer aussuchen, die als Oberste und Vorsteher ein gerechtes Gericht sprechen sollten. Beidem vielen Streit unter dem Volk war die Arbeit der Rechtsprechung für Mose allein nicht zu bewältigen.
Danach kommt Mose auf die Aussendung der zwölf Kundschafter zu sprechen. Aus 4. Mose 13 hat man den Eindruck, als wäre die Aussendung allein von Gott ausgegangen, hier hingegen erfahren wir, dass es das Volk war, das zu Mose trat und Männer als Kundschafter aussenden wollte (1,22). Die eigentliche Ursache dazu warmangelndes Vertrauen auf Gott. Mose stimmte dem Plan zu. Trotz der guten Nachrichten über das Land wollte das Volk dann nicht hinaufziehen. Sie sagten sogar: „Weil der HERR uns hasste, hat er uns aus dem Land Ägypten herausgeführt ...“ (1,27). Was für eine vermessene Aussage! Trotz aller Ermutigungen und Hinweise Moses auf die Treue Gottes glaubte das Volk in dieser Sache nicht. Als sie schließlich ihre Sünde bekannten–dies taten sie oft leider nur sehr oberflächlich–und hinaufziehen wollten, ließ Gott ihnen sagen, dass sie das nicht tun sollten. Trotzdem zogen sie hin- auf–wären sie doch wenigstens jetztgehorsamgewesen!–und erlitten eine schwere Niederlage. Das anschließende Weinen vor Gott hatte in diesem Fall keinen Wert.
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Die große Lektion dieses Buchesist: Wird dasVolk aus den Erfahrungen der Wüstenreise lernen und im Land gehorsam sein, oder nicht?
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Mose zeichnet ein negatives Bild von dem Volk! Gehorsam und Glaube fehlten völlig. Hatte das Volk nicht alles verspielt? Die entscheidende Frage ist: Welche Konsequenzen würde eine neue Generation aus diesen Belehrungen ziehen? Würde sie Gott glauben und gehorsam sein, oder würde sie die Fehler ihrer Väter wiederholen?
Kapitel 2‒das vierzigste Jahr der Wüsteneise
Die vielen Jahre der weiteren Wüstenreise übergeht Mose hier mit Schweigen. Nun befindet sich das Volk im Ostjordanland. In Kapitel 2 lässt er einige Ereignisse revuepassieren, die ab 4. Mose 20,14ff. beschrieben sind und demnach im vierzigsten Jahr der Wüstenreise stattgefunden hatten. Trotz all des rebellischen Verhaltens Israels hatte Gott sein Volk nicht aufgegeben. Auch jetzt noch hatte Er sie geführt und ihnen klare Anweisungen gegeben. Die erste Anweisung bezog sich auf die Edomiter, die Nachkommen Esaus. Israel sollte nicht von sich aus gegen die Edomiter oder irgendein anderes Volk Krieg führen, sondern nur gegen die Völker, die Gott dazu bestimmt hatte. Gott hatte sein Volk gesegnet und würde es auch weiterhin tun, sie brauchten sich nicht durch Kriege zu rächen oder zu bereichern. Sie brauchten nur das zu tun, was Gott ihnen sagte. Das üble Verhalten Edoms wird hier mit keinem Wort erwähnt (vgl. 4Mo 20,20.21). Hier wird ein wichtiger Grundsatz deutlich:Falsches Verhalten anderer berechtigt uns niemals zum Ungehorsam gegenüber Gott.
Danach war Israel zum Land Moab gekommen. Auch hier hatte Gott die Anweisung gegeben, dass Israel Moab nicht bekriegen sollte. Sie waren dann weitergezogen über den Fluss Sered. An dieser Stelle erwähnt Mose die traurige Realität, dass alle wehrtüchtigen Männer über zwanzig Jahren in den achtunddreißig Jahren der Wüstenwanderung tatsächlich umgekommen waren (mit Ausnahme von Josua und Kaleb). Damit unterstrich er die Tatsache, dass er nun zu einer neuen Generation sprach, die für die Ereignisse damals nicht verantwortlich war.–Schließlich sollten die Kinder Israel auch die Kinder Ammon (Nachkommen Lots, ebenso wie die Moabiter; vgl. 1Mo 19,37.38) nicht bekriegen; auch Ammons Gebiet würde Gott ihnen nicht geben. Wie übel das Verhalten Edoms, Moabs oder Ammons auch war, Gott bestimmte nicht nur das Gebiet der einzelnen Völker (32,8), sondern auch die Zeit, die sie darin wohnten.
Dann berichtet Mose davon, wie Israel zu dem Gebiet von zwei Königen gekommen war, die Gott in die Hände seines Volkes geben wollte. Zuerst hatten sie Boten zu Sihon, dem König von Hesbon, gesandt. Er sollte sie durch sein Land ziehen lassen, doch Sihon wollte nicht. Gott verhärtete ihn, weil Er ihn richten wollte. Israel war daraufhin gegen diesen Feind gezogen und hatte ihn besiegt: „Alles gab der HERR, unser Gott,vor uns dahin“ (2,36). In diesem Fall war das Vorgehen des Volkes in völligem Einklang mit dem Willen Gottes.
Kapitel 3‒ Og, der König von Basan
Als das Volk weitergezogen war in Richtung Norden, östlich vom See Genezareth, war ihnen Og, der König von Basan, von sich aus entgegengekommen. Auf Gottes Geheiß hin hatte Israel diesen König geschlagen, so dass kein Entronnener übrigblieb. Alle Bewohner hatten sie getötet, die Beute für sich genommen und anschließend die Gebiete dieser Könige eingenommen. Diese wurden das Erbteil der beiden Stämme Ruben und Gad und des halben Stammes Manasse. Mose lässt hier die Tatsache unerwähnt, dass die zweieinhalb Stämme sich dieses Erbteil erbeten hatten, worüber Mose anfänglich sehr erzürnt war (4Mo 32). Er hatte ihnen dieses Erbteil jedoch nicht gegeben, ohne sie auf ihre Pflicht hinzuweisen, den übrigen neuneinhalb Stämmen bei der Besitznahme des Landes auf der anderen Seite des Jordan zu helfen. Der Sieg über die beiden Könige Sihon und Og war ein Beispiel dafür, wie Gott dem Volk auch in Zukunft bei der Eroberung des Landes den Sieg geben würde.
Kapitel 3 endet mit dem Hinweis darauf, wie sehr Mose gewünscht hatte, das Land betreten zu dürfen. Im Blick auf den Sieg über diese beiden Könige sagte er die ergreifenden Worte: „Herr, HERR! du hast begonnen, deinem Knechte deine Größe und deine starke Hand zu zeigen! Denn welcher Gott ist im Himmel und auf der Erde, der gleich deinen Werken und deinen Machttaten tun könnte?“(V. 24). Konnte Gott seinen Plan mit ihm nun nicht doch noch ändern? Offensichtlich hatte er Gott mehrmals darum gebeten. Wenn auch die Ursache für die Sünde Moses beim Volk lag–Mose hatte zweimal auf den Felsen geschlagen, statt zu ihm zu sprechen–, so hatte sein Ungehorsam doch diese Konsequenzen: Gott blieb dabei, dass Mose das Land nicht betreten sollte; allerdings sollte er es kurz vor seinem Tod vom Pisga aus sehen (27.28).
Kapitel 4‒Aufforderung zum Gehorsam und Warnung vor dem Götzendienst
Die Kapitel 1–3 sind eine passende Einführung in das gesamte fünfte Buch Mose. Der große Gesetzgeber hatte dem Volk in Kapitel 1 anhand von Beispielen die Folgen des Ungehorsam vor Augen gestellt und in Kapitel 2 und 3 die Folgen des Gehorsams. Nun fordert er das Volk in Kapitel 4 eindringlich auf, die Satzungen und Rechte zu tun, damit sie (1) leben würden, (2) in das Land hineinkämen und es (3) in Besitz nähmen. Alles hing von ihrem Gehorsam ab!
Und dabei würde es sehr wichtig sein, das Wort Gottes in keiner Weise zu verändern: weder etwas hinzuzufügen noch etwas davon wegzunehmen. Die Gefahr des Hinzufügens wird zuerst genannt! Danach die Gefahr des Wegnehmens. So findet sich auch öfter in Gottes Wort die Ermahnung, weder nach rechts noch nach links abzuweichen. Beide Gefahren wiegen in den Augen Gottes gleich schwer.
Das vierte Kapitel stellt uns vor allem drei große Gefahren für das Volk Israel vor Augen. Und diese Gefahren sind auch für uns heute tödliche Gefahren. Wir wollen sie noch einmal betonen: (1) Ungehorsam, (2) dem Wort etwas hinzufügen oder davon wegnehmen, (3) Götzendienst. Diese Gefahren beginnen im Herzen und sind für andere zunächst nicht sichtbar. Gehorsam und Liebe zu Gott und seinem Wort sind eine Sache des Herzens und echter Zuneigung. Gehorsam und Liebe sind übrigens untrennbar miteinander verbunden. Gott blieb dabei, dass Mose vorher sterben sollte (vgl. 34). Das vierte Kapitel ist vor allem eine ernste Warnung vor dem Götzendienst (mit Hinweis auf die Ereignisse in 4. Mose 25) und die Androhung der Strafe bei Götzendienst: völlige Vertreibung aus dem Land.
Unmittelbar an diesen Bericht schließen sich weitere Ereignisse aus dem vierzigsten Jahr der Wüstenreise an. Gott hatte dem Volk klare Anweisungen gegeben, die transjordanischen Völker Edom, Moab und Ammon (alle verwandt mit Israel) nicht zu bekriegen. Die Gebiete der Könige Sihon und Og hingegen sollten sie erobern. Gott gab dem Volk damit ein Beispiel dafür, wie er auch die Völker auf der Westseite des Jordan in ihre Hand geben würde. Mit dem Hinweis auf diese Ereignisse im vierzigsten Jahr zeigt Mose, wie Gott treuen Gehorsam belohnt.–Wie gern hätte Mose nach dieser großartigen Eroberung den Einzug in das Land miterlebt.
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Zusammenfassung von 5. Mose 4,1‒43
1. Eindringliche Aufforderung zum Gehorsam gegenüber dem Gesetz–dem Wort nichts hinzufügen oder davon wegnehmen–Warnung vor Götzendienst durch den Hinweis auf das Gericht an den Israeliten, die am Götzendienst der Moabiter teilgenommen hatten (V. 1–4)
2. Mose war treu in der Weitergabe des Gesetzes, das er von Gott empfangen hatte–die Beachtung des Gesetzes würde ihre Weisheit und ihr Verstand sein vor den Augen der Völker–kein Volk hat einen Gott, der ihm so nahe ist, wie Israel und solche gerechten Satzungen und Rechte–Warnung vor Vergessen des Gesetzes (V. 5–9)
3. Erinnerung an den Tag der Gesetzgebung: Das Volk hörte die Stimme Gottes, sah aber keinerlei Gestalt–daher erneutdieeindringliche Warnung vor der Anfertigung von Götzenbildern, die irgendwelche Menschen oder Tiere darstellen (V.10–20)
4. Hinweis darauf, dass Mose nicht mit dem Volk in das Land einziehen würde, daher nochmalige Warnung vor dem Götzendienst–außerdem ist Gott ein eifernder (o. eifersüchtiger) Gott (V. 21–24)
5. Erneute Warnung vor Götzendienst, insbesondere auch nachfolgender Generationen und Strafandrohung bei Nichtbeachtung: Vertreibung aus dem Land und Vertilgung (V.25–28)
6. Verheißung der Errettung seitens Gottes bei Buße–dann wird das Volk gehorchen–Gott ist ein barmherziger Gott (V.29–31)
7. Seit der Erschaffung des Menschen hat es kein Volk gegeben, das die Stimme seines Gottes gehört hat und auf solch eine einzigartige Weise aus der Knechtschaft (Ägyptens) herausgeführt wurde (V. 32–38)
8. Das Volk soll erkennen, dass es keinen anderen Gott gibt als den HERRN–daher unbedingter Gehorsam zum Segen der Israeliten und ihrer Kinder (V. 39.40)
9. Die Zufluchtsstädte im Ostjordanland (V. 41–43)
Übersicht zu Kapitel 4,44–11,32
1. Überschrift zu diesem Abschnitt: Ankündigung der folgenden Gesetzespredigt (4,44–49)
2. Erinnerung an die Offenbarung Gottes am Horeb–das Grundgesetz der Zehn Gebote–Mose von Gott als Mittler anerkannt (5,1–33).
3. Darlegung und Einschärfen der beiden Grundgebote: alleinige Verehrung Gottes und Liebe zu Ihm (6,1–25)
4. Die götzendienerischen Bewohner Kanaans und ihr Götzendienst sollen ausgerottet werden (7,1–26)
5. Mahnung zum Gehorsam gegenüber dem göttlichen Gesetz und zur Dankbarkeit gegenüber Gott für die Wohltaten, die Er ihnen während der Wüstenreise erwiesen hat–Ausblick auf die Segnungen des Landes (8,1–20)
6. Warnung vor Selbstgerechtigkeit–Hinweis auf früheren Ungehorsam und die Halsstarrigkeit des Volkes, besonders am Horeb (9,1–10,11)
7. Mahnung zu treuer Erfüllung der göttlichen Gebote, zu Gottesfurcht und Liebe zu Gott–Segen und Fluch (10,12–11,32)
Kapitel 5‒ die Zehn Gebote ‒ Mose als Mittler
Wir wenden uns nun der zweiten großen Rede Moses zu (4,44–26,19), die aus drei Teilen besteht. Der erste Teil dieser 2. Rede enthält (a) die grundlegenden Erfahrungen am Berg Horeb (4,44–5,33) und (b) einen Aufruf zu völliger Hingabe und Gehorsam Gott gegenüber (6,1–11,32). Nach den einleitenden Worten in Kapitel 4,44–49 kommt Mose auf das Gesetz der Zehn Gebote am Horeb zu sprechen; er nennt sie auch die Zeugnisse, Satzungen und Rechte. Mose sagte ausdrücklich, dass dieser Gesetzesbund auch Gültigkeit hätte für die neue Generation, die „heute hier alle am Leben sind“ (5,3). Bei der Wiederholung der Gebote (5,6–21) finden sich nur geringfügige Abweichungen zu der Aufzählung in 2. Mose 20, die aber nicht ohne Absicht sind. Dieses Kapitel endet mit dem Hinweis, dass die Kinder Israel sich damals vor Gott fürchteten und meinten, sterben zu müssen. Sie baten Gott um einen Mittler, was Gott wohlgefällig war. Mose ist als Mittler ein Vorbild auf den Herrn Jesus. Bei dieser Gelegenheit sagte Gott die Worte: „Möchte doch dieses ihr Herz ihnen bleiben: mich allezeit zu fürchten und alle meine Gebote zu halten, damit es ihnen und ihren Kindern wohl ergehe auf ewig!“ (5,29). Inzwischen waren nahezu alle Israeliten, die damals über 20 Jahre alt waren, in der Wüste gestorben. Müssen solche Worte nicht zum Herzen des Volkes geredet haben? Das ganze fünfte Buch Mose atmet eine besondere Vertrautheit zwischen Gott und seinem Volk.
Kapitel 6‒ Gott ehren und Ihn lieben
Erneut schärft Mose nun dem Volk die Notwendigkeit des Gehorsams gegenüber allen Geboten des HERRN ein. Nicht von ungefähr enthalten die beiden ersten Gebote (5,6–10) ein absolutes Verbot jedes Götzendienstes. Gehorsam ist die Voraussetzung dafür, in das Land hineinzukommen und es dauerhaft zu besitzen, ein Land das von Milch und Honig fließt. In der Regel gibt es beim Götzendienst immer eine ganze Reihe von Göttern. Doch „der HERR, unser Gott“ heißt es in Vers 4, „ist ein HERR [das heißt einzig und allein derjenige, welchem der Name HERR zukommt].“1 Manche
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1 Die Tatsache, dass der HERR, unser Gott, ein einiger HERR ist, ist die Kardinalwahrheit des Judentums. Die des Christentums ist: Gott ist ein dreieiner Gott. Gott der Vater, der Kinder gesucht hat, Gott der Sohn, der das Erlösungswerk vollbracht hat und als verherrlichter Mensch im Himmel ist, und schließlich Gott der Heilige Geist, der herniedergekommen ist, um die wahre Kirche (den einen Leib) zu bilden. Wie wenig ist der wahre Charakter des Christentums heutzutage bekannt, nämlich dass zu dem einen Leib alle Kinder Gottes gehören, also solche, die von neuem geboren sind. Auch hat die Gemeinde ihre himmlische Stellung weitestgehend aus den Augen verloren.
Bibelübersetzungen übersetzen „HERR“ mit „der Ewige“. Er ist nicht nur der Schöpfer, sondern auch der Erretter seines Volkes Israel. Er hatte sich seinem Volk auf einzigartige Weise offenbart. Konnte Er nicht erwarten, dass das Volk mit ganzer Hingabe dieses Gebot erfüllte: Liebe zu Gott ist eine Sache desganzen Herzens, derganzen Seeleund derganzen Kraft. Diese Liebe äußert sich zuerst einmal in Gehorsam, in der freudigen, liebevollen Erfüllung des Willens Gottes. Wir wollen uns einprägen: Gehorsam und Liebe sind untrennbar miteinander verbunden.
Das Volk war schon zu Beginn der Wüstenreise in Götzendienst verfallen: Kaum war Mose auf dem Berg der Gesetzgebung, da veranlasste das Volk Aaron, das goldene Kalb zu machen. Aus Amos 5,25.26 wissen wir, dass das Volk sogar während der gesamten Wüstenreise Götzenbilder mit sich führte, unter anderem das Sternbild ihres Gottes. Aus der späteren Geschichte des Volkes wissen wir, dass der Götzendienst der Hauptgrund war, weshalb Gott das Volk aus dem Land vertrieb. Doch noch stehen wir vor dem Eintritt des Volkes in das Land. Hier stellt Mose dem Volk mit allem Nachdruck vor, dass sie sich auf alle Weise und an allen Orten an die Gebote Gottes erinnern und sie ihren Kindern einschärfen sollten. Doch vor allem sollten diese Gebote aufihrem Herzensein! Die Befolgung der Gebote ist eine Sache des Herzens des Menschen, denn „von ihm aus sind die Ausgänge des Lebens“ (Spr 4,23).
Nach dem Eintritt ins Land und dem Empfang aller Segnungen (Städte, Häuser, Zisternen, Weinberge, Olivengärten) sollte das Volk bei alledem den HERRN nicht vergessen, sondern Ihn fürchten und Ihm dienen (Opferdienst, Einhalten der Festtage und Festversammlungen usw.). Immer wieder forderte Mose das Volk auf, gehorsam zu sein und ihre Kindermit dem Handeln Gottes und seinen Geboten bekanntzumachen. Kapitel 6 endet mit den Worten: „Und es wird unsere Gerechtigkeit sein, wenn wir darauf achten, dieses ganze Gebot vor dem HERRN, unserem Gott, zu tun, so wie er uns geboten hat.“
Kapitel 7‒Ausrottung des Götzendienstes im verheißenen Land
In diesem Kapitel beginnt Mose mit dem ausdrücklichen Befehl, alle Bewohner des Landes gänzlich zu verbannen (= auszurotten), und verbietet strikt jede Heirat mit ihnen, nicht nur, weil sie Gott nicht kannten, sondern weil sie Götzendiener waren und das Volk Israel zum Götzendienst verleiten würden. Gott kennt das menschliche Herz besser als wir selbst! Alle götzendienerischen Gegenstände (Altäre, Götzenbilder usw.) sollten vollständig vernichtet werden, denn „ein heiliges Volk bist du dem HERRN, deinem Gott“ (V. 6). –In diesem Zusammenhang stellt Mose gleichsam die Frage, warum Gott sich das Volk zum Eigentumsvolk erwählt habe. Die Antwort finden wir in Vers 7:„Nicht weil ihr mehr wäret als alle Völker ..., sondernwegen der Liebe des HERRN zu euch ...“ Ist es nicht das stärkste Motiv, eine Person zu lieben, wenn ich weiß, dass sie mich liebt? Hat der der Herr Jesus die Seinen nicht überaus geliebt (vgl. Joh 13,1)!
Das Volk war also das Eigentum Gottes. Er liebte es und Er würde treu alle Verheißungen erfüllen. Doch seine Treue war an eine Bedingung geknüpft: An den Gehorsam des Volkes.–War das nicht selbstverständlich? Eigentlich ja, oder?
Dann ließ Gott durch Mose all die Segnungen aufzählen, die Er bei Gehorsam geben würde (siehe untenstehende Tabelle). In diesem Kapitel besteht der Gehorsam jedoch vor allem in der gnadenlosen Ausrottung der Götzendiener und ihrer Kultgegenstände. Und so wie Gott Ägypten beim Auszug des Volkes schlug, so würde Er ihnen auch im Kampf gegen die Bewohner des Landes den Sieg geben; ja, Er selbst würde diese götzendienerischen Nationen austreiben (vgl. die Ankündigung an Abraham in 1Mo 15,16–21).
Kapitel 8‒Segnungen und Warnungen
Auch in Kapitel 8 weist Mose eindringlich auf das Halten des Gebots hin, und zwar des ganzen Gebots, nämlich aller Gebote. Die Segnungen des Gehorsams sind hier Leben→Vermehrung→Hineinkommen ins Land→Besitznahme des Landes. Weiterhin erfahren wir in diesem Kapitel, dass Gott sein Volk während der Wüstenreise erzogen hat: Er wollte sie demütigen und erkennen lassen, was wirklich in ihrem Herzen war. Worum ging es denn dabei? Es ging darum, ob sie seine Gebote beachten würden oder nicht–ob sie gehorsam wären oder nicht! Deshalb ließ Gott sie hungern und gab ihnen das Manna. Der Mensch sollte vor allem erkennen, dass er nicht von Brot allein lebt, sondern von jedem Wort, das aus dem Mund des HERRN hervorgeht, und zwar durch dessen gehorsame Befolgung. Gehorsam und Leben sind untrennbar miteinander verbunden. Nachdem Gott sie an seine treue Fürsorge–trotz allen Ungehorsams–erinnert hatte, bat Er sie, in ihrem Herzen zu erkennen, dass Er sie
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Segnungen in 5. Mose 7
Frucht des Leibes
Getreide–Most–Öl
Nachwuchs der Rinder
Zucht des Kleinviehs
Keine Unfruchtbarkeit
Keine Krankheit
Keine Seuchen
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aus Liebe gezüchtigt hatte, und zwar wie ein Vater seinen Sohn, den er sehr lieb hat. Im weiteren Verlauf stellt Gott ihnen verschiedene Segnungen des Landes vor:

Kennst du als ChristdeineSegnungen? Und hast du auch Freude daran?
Nun folgt die Aufforderung, den HERRN für das gute Land zu preisen und Ihn nicht zu vergessen. Das bedeutet hier wieder, den Weg des Gehorsams nicht zu vergessen, sonst würde das Volk nichts aus den Belehrungen der Wüste gelernt haben. Alle Bemühungen Gottes in der Wüste hatten das Ziel: „Damit er dirGutestue an deinem Ende“ (8,16).
Kapitel 9 ‒Warnung vor Selbstgerechtigkeit, Ungehorsam und Halsstarrigkeit
Das Kapitel beginnt mit der Aufforderung: „Höre Israel!“ Wie oft hörenwir und hören trotzdem nicht!? Gehorsam hat es mit dem Hören zu tun! Siebenmal ruft Mose in diesem Buch dem Volk zu: „Höre, Israel!“(4,1; 5,1; 6,3.4; 9,1; 20,3; 27,9). Bald würde das Volk das Land in Besitz nehmen, und Gott würde starke und große Nationen vertilgen und beugen, die das Volk austreiben und vernichten sollte. Gott warnte sie davor, dem Gedanken Raum zu geben, das geschähe wegen ihrer Gerechtigkeit und der Geradheit ihres Herzens. Nein, der eigentliche Grund war die Bosheit und Gesetzlosigkeit dieser Völker. Außerdem wollte Gott seine Verheißung an die Erzväter erfüllen.
Mose erinnerte das Volk an den Götzendienst in Verbindung mit dem goldenen Kalb und legte ihnen dar, dass das bereits in der ersten Zeit nach der Wegführung aus Ägypten stattgefunden hatte, und zwar in den Tagen, als er vierzig Tage und vierzig Nächte auf dem Berg Horeb war. Gott nannte das Volk bei dieser Gelegenheit einhartnäckigesVolk, das Er vertilgen wollte. Als Mose vom Berg herabkam, zerschmetterte er die Gesetzestafeln. Nicht nur das, er hatte auch sich selbst vor Gott niedergeworfen und unter Fasten zu Ihm geschrien. Danach zermalmte er das Kalb zu Pulver, streute den Staub auf Wasser und ließ es das Volk trinken. Später hatte das Volk den HERRN erzürnt (vgl. 4Mo 11) und kurze Zeit später erneut in Kades-Barnea, von wo aus sie das Land auskundschafteten (4Mo 13; 14). Überall dasselbe Bild: Hartnäckigkeit und Widerspenstigkeit gegen die Befehle des HERRN.
Kapitel 10 ‒abschließende Mahnung zu völliger Hingabe
Als Mose sich damals so vor Gott für das Volk verwendete, hatte Er ihm gesagt, dass er sich zwei neue steinerne Tafeln aushauen solle. Gott schrieb auch auf diese Tafeln die Zehn Gebote. Diese Tafeln legte Mose später in die Bundeslade, nicht in eine von ihm selbst erbaute Lade (vgl. 2Mo 25,10–16). Schließlich wird der Tod Aarons an dieser Stelle in Verbindung mit dem goldenen Kalb erwähnt. Das ist kein chronologischer Zusammenhang, sondern ein moralischer: Bei der Einführung des Götzendienstes hätte Aaron eigentlich sterben müssen.
Gott konnte im Vorgriff auf das Sühnungswerk des Herrn Jesus Gnade üben. Im Zerschlagen der beiden ersten Gesetzestafeln sehen wir vorbildlich, was mit dem Herrn Jesus geschehen ist, denn diese Tafeln waren von Gott selbst ausgehauen. Wegen des Götzendienstes Israels wurden sie zerschlagen. Christus war der Einzige, der das Gesetz erfüllt hat, und Er musste sterben. Die zweiten Gesetzestafeln sind ein Bild der Gläubigen–Gott konnte seine gerechten Forderungen nicht mindern, aber die Tafeln fanden einen Platz in der Bundeslade (ein Bild von Christus), und wenn die Cherubim über der Lade in Richtung Gesetzestafeln schauten, sahen sie das auf den Deckel gesprengte Blut. So konnte Gott das Volk vor dem Gericht verschonen und in seiner Mitte wohnen. Dazu kommt die Fürbitte Moses als Mittlerebenfalls ein Vorbild von dem Herrn Jesus.
Einerseits sehen wir den Ungehorsam, die Hartnäckigkeit und die Widerspenstigkeit des Volkes, andererseits die Gnade Gottes solch einem Volk gegenüber. Es war seine Gnade, dass Er zu dieser Zeit den Priesterdienst einrichten ließ: „In jener Zeit sonderte der HERR den Stamm Levi dazu aus, die Lade des Bundes des HERRN zu tragen, vor dem HERRN zu stehen, um ihm zu dienen und in seinem Namen zu segnen, bis auf diesen Tag“ (10,8). Unbegreifliche Langmut Gottes! Abschließend finden wir eine Mahnung zu völliger Hingabe und zumGehorsam: „Und nun, Israel, was fordert der HERR, dein Gott, von dir, als nur, den HERRN, deinen Gott, zu fürchten, auf allen seinen Wegen zu wandeln und ihn zu lieben und dem HERRN, deinem Gott, zu dienen mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele, indem du die Gebote des HERRNund seine Satzungen, die ich dir heute gebiete, hältst, dir zum Guten?“(10,12.13).–Dir zum Guten. Spürt man da nicht die Güte und Wärme Gottes?
Trotz der unermesslichen Größe Gottes, dem die Himmel gehören, aber auch die Erde, hat Er sich dennoch diesem kleinen Volk zugeneigt. Er sieht die Person nicht im Gericht an und nimmt kein Bestechungsgeschenk an: Er ist der vollkommene, unbestechliche Richter, dessen besondere Fürsorge den Waisen, den Witwen und den Fremden gilt. Diese Charakterzüge der Gerechtigkeit und Güte will Gott auch bei seinem Volk sehen. Zu Beginn war das Volk eine Familie von siebzig Menschen–nun ein Volk, so zahlreich wie die Sterne des Himmels.
Kapitel 11
Bevor Mose in Kapitel 11 das Volk erneut auf die Notwenigkeit des Gehorsams hinweist, damit Gott ihm im Land Regen geben kann, erinnert er sie an sein Handeln an Ägypten und besonders am Pharao. Auch erinnert er an das Handeln Gottes mit dem Volk während der Wüstenreise und insbesondere mit Dathan und Abiram im Gericht. Das Handeln Gottes ist immer „das ganze große Werk“(V. 7), ob nun im Gericht oder in Gnade. Aber seine Gedanken sind immer höher als unsere Gedanken, und wir tun gut daran, sie zu beachten und Ihn dafür anzubeten. Das wiederum führt uns zu einer Gesinnung des Gehorsams.
Nun finden wir einen bedeutenden Unterschied zwischen Ägypten (die Welt) und dem Land Kanaan (das Land Gottes): Beide Länder haben ein völlig unterschiedliches Bewässerungssystem. Auf Ägypten fällt kaum Regen; das Land erhält seine Fruchtbarkeit von dem während hundert Tagen überschwemmenden Nil2. Zu bestimmten Zeiten mussten die Ägypter mit dem Fuß wässern. Das Land Israel hingegen würde ein Land mit Bergen und Tälern sein, das den Regen des Himmels trinkt. Dieses Land ist also völlig vom Regen des Himmels abhängig und somit von Gott selbst. Gott würde auf das Land achten. Der Regen würde aber nur dann fallen, wenn das Volk gehorsam wäre: „Und es wird geschehen, wenn ihr fleißig auf meine Gebote hört, die ich euch heute gebiete, den HERRN, euren Gott, zu lieben und ihm zu
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2 In Hesekiel 29 heißt es, dass der Pharao, der König von Ägypten,sagt: „Mein Strom gehört mir, und ich habe ihn mir gemacht“ (V. 3), und einige Verse weiter sagt der Pharao: „Der Strom gehört mir, und ich habe ihn gemacht“ (V. 9). Vielleicht meintensie damit das ausgeklügelte Leitungssystem, das sie vom Nil aus selbst angelegt hatten.
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dienen mit eurem ganzen Herzen und mit eurer ganzen Seele“ (11,13). Dann würde Gott Regen geben, damit genügend Nahrung für die Menschen (vor allem Getreide, Most und Öl; vgl. 8,8) und Futter für das Vieh vorhanden wäre.
Wieder folgt eine ernste Warnung vor dem Götzendienst. Gibt es für Menschen eigentlich eine Alternative als entweder Gott zu dienen oder den Götzen? Nach den Worten des Herrn Jesus gibt es nur diese Alternative: „Niemand kann zwei Herren dienen ... entweder ... oder“ (Mt 6,24). Die Verführung zum Götzendienst ist eine Sache, dieim Herzen beginnt (V. 16) und schließlich den Zorn Gottes bewirkt, den Regen verhindert und die Vertreibung aus dem guten Land zur Folge hat. Gegen diese Verführung gibt es nur ein Bewahrungsmittel: Das Wort Gottes muss einen festen Platz imHerzenhaben und an die nächste Generation weitergegeben werden. Die segensreich Folge ist: Viele Tage (ein langes Leben), „wie dieTage des Himmels über der Erde“(11,21).
Abschließend stellt Mose dem Volk noch einmal die Verheißung vor Augen, dass sie all die Nationen in Besitz nehmen würden, dass ihnen das Land gehören würde.Dazu beschreibt er die Grenzen des Landes. Das Volk soll selbst wählen: Wollen sie den Segen oder den Fluch? Gott wird diese Entscheidung von seinem Volk fordern. Gott wird ein gehorsames Volk segnen und ein ungehorsames, götzendienerisches Volk verfluchen. Beim Einzug in das Land hat Josua treu die Anweisung Moses erfüllt, den Segen auf dem Berg Gerisim zu erteilen und den Fluch auf dem Berg Ebal, indem er dem Volk die Worte des Gesetzes vorlas (Jos 8,33–35). „So achtet darauf, all die Satzungen und die Rechte zu tun,die ich euch heute vorlege“ (11,32).
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Beispiele für Götzendienst
1. Habsucht ist Götzendienst (Kol 3,5)
2. Allgemein: Worauf wir vertrauen, dass es uns schützt und für uns sorgt, ohne auf Gott zu vertrauen
3. Alles, was den Platz des Herrn in unseren Herzen und somit auch in unserem Leben einnimmt
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Kapitel 12,1–26,19
Einteilung
1. Völlige Zerstörung aller Orte des Götzendienstes–Neues Grundgesetz: Nur an der von Gott erwählten Stätte darf Gott durch Opfer geehrt werden (12,1–28)
2. Verbot jeder Nachahmung heidnischen Gottesdienstes–Bestrafung der Götzendiener (12,29–13,19)
3. Verbot heidnischer Trauerbräuche und unreiner Speisen (14,1–21)
4. Der Zehnte, besonders der Zehnte in jedem dritten Jahr (14,22–29)
5. Schuldenerlass in jedem siebten Jahr und Freilassung hebräischer Sklaven (15,1–18)
6. Heiligung der fehlerfreien männlichen Erstgeburten von Rindern und vom Kleinvieh (15,19–23)
7. Vorschriften bezüglich der drei jährlichen Hauptfeste (16,1–17)
8. Rechtspflege–Verbot/Bestrafung des Götzendienstes (16,18–17,13)
9. Das Gesetz für Könige (17,14–20)
10. Einkünfte und Rechte der im Heiligtum dienenden Priester und der Leviten (18,1–8)
11. Wahrsagerei/ Zauberei und Verheißung echten Prophetentums mit Angabe seiner Kennzeichen (18,9–22)
12. Aussonderung der Freistädte für Totschläger (19,1–13)
13. Verbot des Verrückens der Grenze–Das Zeugnis vor Gericht und die Bestrafung falscher Zeugen (19,14–21)
14. Kriegsgesetze (20,1–20)
15. Sühnung eines von unbekannter Hand verübten Mordes (21,1–9)
16. Verschiedene familienrechtliche Bestimmungen und menschliche Pflichten (21,10–22,12)
17. Behandlung von Unzucht–Sittlichkeitsgesetze (22,13–23,1)
18. Wer in die Versammlung Israels aufgenommen werden darf und wer auszuschließen ist (23,2–9)
19. Einzelgebote wie Menschenliebe, Sittenreinheit, Ehescheidung und so weiter (23,10–25,4)
20. Schwagerehe und andere Gebote wie die Vergeltung an den Amalekitern (25,5–19)
21. Zwei Gebete: (a) Dankbarkeit gegenüber Gott für die Erlösung und (b) Anzeigen des Gebens des Zehnten im dritten Jahr–Schlussworte zu dem Hauptabschnitt (26,1–19)
Kapitel 12‒Ort der Anbetung
Wir kommen jetzt zum letzten und längsten Teil der zweiten Rede Moses, die viele Einzelbestimmungen enthält. Die „Satzungen und Rechte“ sollten für das Volk eine Hilfe sein, jeden Lebensbereich dem HERRN zu weihen, und zwar besonders im Blick auf das Wohnen im Land. Bevor Einzelheiten folgen, wiederholt Mose die Aufforderung, alle Orte des Götzendienstes und die entsprechenden Kultgegenstände zu zerstören.
Nun finden wir immer wieder Ausdrücke wie „der Ort, den der HERR, dein Gott, erwählen wird, seinen Namen dort wohnen zu lassen“. Nur dort sollte das Volk Gott anbeten; dorthin sollten auch die Opfergaben undZehnten gebracht werden. Keinesfalls durfte das Volk vergessen, die Leviten mit Gaben zu unterstützen. Der Ort sollte ein Ort der Freude (12,7.12.18) für das ganze Volk sein. Gemeint war letztlich die Stadt Jerusalem, wo der Sohn Davids, Salomo, später den Tempel erbaut hat. Allerdings sollte es noch Hunderte von Jahren dauern, ehe David diesen Ort fand. Allerdings war es erlaubt, anjedem beliebigen Ortim Land Fleisch zu essen, sofern es sich nicht um Opfer handelte. Die frühere Vorschrift, Fleisch ausschließlich in der Gegenwart Gottes zu essen, galt nur für die Dauer der Wüstenreise (3Mo 17,1–9). In keinem Fall durfte jedoch das Blut der Tiere gegessen werden (vgl. 3Mo 17,10–14). Darauf stand Todesstrafe.
Wie oft hatte Gott im fünften Buch Mose bisher das Volk vor dem Götzendienst warnen lassen!? Götzendienst ist ein zentraler Angriff auf die Beziehung Gottes zu seinem Volk. Mit jeder Warnung erhöhte sich die Verantwortung des Volkes. Wie oft mag Gott uns schon vor bestimmten Sünden gewarnt haben!
Kapitel 13‒falsche Propheten und Götzendiener
In Kapitel 13 warnt Mose das Volk vor falschen Propheten oder Träumern. Diese Personen könnten sogar Zeichen und Wunder tun (allerdings aus okkulter Quelle). Man würde sie daran erkennen, dass sie zum Götzendienst verführen; man sollte nicht auf sie hören. Andererseits würde Gott durch solche Verführungen die Kinder seines Volkes auf die Probe stellen.–Der Prophet oder Träumer, derAbfall von Gottredete, sollte getötet werden.
Ebenso unnachsichtig sollten sie mit solchen handeln, die heimlich zum Götzendienst verführen wollten, selbst wenn es nahe Verwandte oder gute Freunde waren (V. 7–12). Das ganze Volk sollte sie steinigen. Die Tötung sollte für das ganze Volk eine abschreckende Wirkung haben. Wenn man in einer Stadt von einer Zusammenrottung von Männern hörte, die Götzendienst ausüben wollten (V. 13–18), sollte die Sache gründlich untersucht werden, bei Bestätigung sollten alle Bewohner und die Tiere der Stadt erschlagen werden. Alles Hab und Gut sollte gänzlich mit Feuer verbrannt und die Stadt zu einem ewigen Schutthaufen werden.
Kapitel 14 ‒Verbot heidnischer Trauerbräuche–Gabe des Zehnten
Wegen der besonders engen Beziehung des Volkes Israel zu Gott nennt Mose die einzelnen Israeliten hier Kinder [oder Söhne] Gottes. Natürlich bedeutet das nicht, dass alle Israeliten von neuem geboren waren (vgl. Joh 1,12; 3,3). Je näher jemand zu Gott gebracht ist, umso mehr kann Gott erwarten, dass er in seinem Sinn handelt. Es gab damals heidnische Bräuche, zum Beispiel Ritzen der Haut oder bestimmte Rasuren, die man anlässlich eines Todesfalles durchführte. Solche Bräuche sind uns in der westlichen Welt nicht bekannt. Auch heute mag beim Heimgang von Kindern Gottes die Trauer groß sein; für uns ist das jedoch eine schöne Gelegenheit, an die Auferstehung zu denken und der Hoffnung auf das Kommen Jesu Ausdruck zu geben.
Bereits im vierten Buch Mose finden wir Anweisungen bezüglich des Zehnten (4Mo 18,21–32). Es scheint sich hier in 5. Mose 14 nicht um einen zusätzlichen Zehnten zu handeln, sondern hier wird hinzugefügt, dass der Zehnte zur Wohnung Gottes gebracht werden sollte und dass die ganze Familie in der Gegenwart Gottes davon essen durfte. Außerdem war es möglich, die Zehnten oder Erstlingstiere am Heimatort zu verkaufen und für den Erlös bei der Wohnung Gottes wieder Naturalien und Tiere zu erwerben. Die ganze Familie sollte sich in der Gegenwart des HERRN freuen, und zwar zusammen mit den Leviten. Im fünften Buch Mose wird öfter auf die Freude in der Gegenwart Gottes hingewiesen (12,7.12.18; 14,26; 16,11.14; 26,11; 27,7), im dritten Buch Mose hingegen nur ein einziges Mal (3Mo 23,40). Am Ende jedes dritten Jahres sollte ein zusätzlicher Zehnter für die Leviten, für verarmte Israeliten, Fremde, Witwen und Waisen bereitgestellt werden. Dieser Zehnte sollte in den Städten verbleiben. So sollten die Kinder Israel nicht nur für sich selbst mit Freude von allem Gebrauch machen, sondern auch mit Freudeweitergeben, zuerst den Leviten und dadurch dem HERRN, dann auch solchen, die selbst wenig Einkommen hatten. Gott würde selbst Freude daran haben, sein Volk weiter reichlich zu segnen.
Kapitel 15‒Schuldenerlass und erstgeborene, reine Tiere
So sollten sie auch alle sieben Jahre ihren Brüdern die Schulden erlassen, damit die Not gemildert würde. In Bezug auf einen Armen sollte niemand sein Herz verhärten und verschließen; außerdem musste ein hebräischer Sklave im siebten Jahr frei werden. Dabei sollte das Volk sich erinnern, dass sie selbst einmal Sklaven im Land Ägypten gewesen waren.–Was die Darbringung der Erstgeborenen vom Rind- und Kleinvieh betrifft, so erfahren wir in den Versen 19–23, dass sie als Friedensopfer (vgl. 3Mo 3 und 7) dargebracht wurden, denn die Kinder Israel durften davon essen.
Kapitel 16‒die drei großen jährlichen Feste des HERRN
In Kapitel 16 werden noch einmal die Feste des Herrn erwähnt, die Mose bereits in 3. Mose 23 ausführlich beschrieben hatte. Die Verse 16 und 17 sind eine gute Zusammenfassung der wichtigen Punkte in diesem Kapitel: „Dreimal im Jahr sollen alle deine Männlichen vor dem HERRN, deinem Gott, erscheinen an dem Ort, den er erwählen wird: am Fest der ungesäuerten Brote und am Fest der Wochen und am Fest der Laubhütten. Und man soll nicht leer vor dem HERRN erscheinen: jeder nach dem, was seine Hand geben kann, nach dem Segen des HERRN, deines Gottes, den er dir gegeben hat.“ Mose setzt hier die früheren Verordnungen (2Mo 12; 3Mo 23; 4Mo 28 und 29) als bekannt voraus und behandelt vor allem die Dinge, die mit den Opfermahlzeiten an diesen Festen verbunden waren. Über die vorgeschriebenen Opfer hinaus konnten freiwillige Opfer gegeben werden (16,2.10.17).
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„Der Gerechtigkeit, der Gerechtigkeit sollst du nachjagen, damit du lebest und das Land besitzest, das der HERR, dein Gott, dir gibt.“ (16,20)
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Dreimal heißt es in diesem Kapitel: „...vor dem [Angesicht des] HERRN“ (16,11.16.16), und jedes Mal heißt es dabei, dass das Volk sichfreuenund nurfröhlich seinsollte.
Die insgesamt sieben Feste werden hier zu drei großen Festzyklen zusammengefasst:
1. Das Passahfest (zusammen mit dem Fest der ungesäuerten Brote und der Erstlingsgarbe)
2. Das Fest der Wochen (Pfingstfest)
3. Das Fest der Laubhütten (mit dem vorausgegangenen Fest des Gedächtnisses des Posaunenhalls und dem großen Versöhnungstag)
Kapitel 17: Rechtspflege, Götzendiener und Könige
Damit Recht und Gerechtigkeit aufrechterhalten bliebe, sollte das Volk Richter und Vorsteher in allen Städten Israels einsetzen. Bestechungsgeschenke waren verboten, denn sogar Weise und Gerechte würden dadurch geblendet und ungerecht Recht sprechen. Wieder folgt eine Warnung vor dem Götzendienst; Götzendiener mussten gesteinigt werden, aber nicht auf die Aussage eines einzelnen Zeugen hin. Außerdem sollte der Zeuge der Erste sein, der bei der Vollstreckung des Todesurteils Hand anlegte. Gab es Rechtssachen, die in den Städten nicht geregelt werden konnten, sollten die streitenden Parteien zu den Priestern bei der Wohnung Gottes gehen. Würde jemand auf den Priester nicht hören, sollte er ebenfalls mit dem Tod bestraft werden.
Der Abschnitt ab Vers 14 beginnt mit den Worten: „Wenn du in das Land kommst, das der HERR, dein Gott, dir gibt, und es besitzt und darin wohnst und sagst: Ich will einen König über mich setzen, wie alle Nationen, die rings um mich her sind!“ Gott wusste, dass das Volk eines Tages einen König begehren würde (vgl. 1Sam 8,5ff.), und ließ schon hier durch Mose sagen, dass der König bestimmte Dinge unbedingt beachten sollte:
1. Er sollte sich die Pferde nicht mehren, vor allem auch, um zu verhindern, dass das Volk nach Ägypten zurückkehrte.
2. Er sollte sich die Frauen nicht mehren, damit er nicht zum Götzendienst verführt würde.
3. Er sollte sich Silber und Gold nicht sehr mehren.
4. Er sollte sich eine Abschrift des Gesetzes beschaffen, in der er alle Tage seines Lebens lesen sollte.3
Die ersten drei Punkte hat der König Salomo, der weiseste Mensch, der je gelebt hat, zu seinem großen Schaden nicht beachtet. Ob er beim täglichen Lesen des Wortes Gottes treuer war?
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Beispiele für Todesstrafe
1. Götzendienst beziehungsweiseVerleitung zum Götzendienst (3Mo 20,1–5; 5Mo 17,2–7)
2. Betreiben von Okkultismus wie Totenbeschwörung, Wahrsagerei (3Mo 20,6.27)
3. Verfluchen der Eltern (3Mo 20,9; 2Mo 21,17)
4. Ehebruch, Hurerei, Homosexualität, Sodomie usw.(3Mo 20,10–21; 5Mo 22,13–27)
5. Gotteslästerung (3Mo 24,10–16)
6. Mord (3Mo 24,17.21; 5Mo 19,11–21; 2Mo21,14)
7. Sabbatschändung(4Mo 15,32–36)
8. Vermessenheit in Rechtssachen (5Mo 17,8–13)
9. Falsche Prophezeiungen (5Mo 18,20–22)
10. Widerspenstige Kinder (5Mo 21,18–21)
11. Menschenraub zum Sklavendienst (5Mo 24,7; 2Mo21,16)
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Kapitel 18: Einkünfte der Priester–Okkultismus–Prophetentum
Nun erfahren wir, dass die Priester und die Leviten Gott selbst zum Erbteil hatten und daher kein eigenes Erbteil (= Landbesitz) haben sollten; allerdings gehörten ihnen achtundvierzig Städte, wo sie wohnten (4Mo 35,1–8; Jos 21,1–42). Sie bekamen all das, was das Volk dem HERRN darbrachte (die Zehnten von Korn, Most und Öl, die Erstgeborenen vom Rind- und Kleinvieh). Dadurch wurden die Priester und Leviten mit Gott identifiziert. Wenn ein Levit begütert war, war das für das Volk kein Grund, ihn nicht zu unterstützen.
Jede Form von Okkultismus war dem Volk Israel strengstens verboten. Kinder durchs Feuer gehen lassen und sie somit zu opfern, diente häufig dazu, Wissen über die Zukunft zu erlangen oder böse Geister manipulieren zu wollen (Magie). „Diese Aufzählung des Wortes Gottesumfasst alle denkbaren Arten von Okkultismus, zum Beispiel:
den Versuch, verborgene Dinge oder zukünftige Ereignisse durch übernatürliche Mittel zu sehen oder vorauszusagen
den Versuch, zukünftige Ereignisse aus den Sternen oder anderen ,Zeichen‘zu deuten
die Beschwörung dämonischer Mächte zum eigenen Nutzen oder zum Schaden anderer, zum Beispiel durch einen Bann
das Befragen von Geistern und auch–angeblich–von Totengeistern. (In Wirklichkeit nahmen Totenbefrager Kontakt mit einem Dämon auf, der vorgab, die gestorbene Person zu sein.)“4
Im Gegensatz zu diesen okkulten Praktiken stand die Offenbarung Gottes durch die Propheten und hier besonders durch „einen Propheten aus deiner Mitte“ (18,15). Das ist eine der deutlichsten Prophezeiungen über Christus als den großen Propheten Gottes: „Einen Propheten, gleich dir, will ich ihnen aus der Mitte ihrer Brüder erwecken; und ich will meine Worte in seinen Mund legen, und er wird alles zu ihnen reden, was ich ihm gebieten werde“ (18,18). Wie abscheulich sind für Gott jeder Okkultismus und alle Lügenprophezeiungen.
Kapitel 19 ‒Zufluchtsstädte–Verbot, die Grenze zu verrücken–Zeugen und falsches Zeugnis
Mose hatte bereits drei Städte als Zufluchtsstädte auf der östlichen Seite des Jordan bestimmt (4,41–43). Nach der Besitznahme des Landes sollten drei weitere Städte als Zufluchtsstädte bestimmt werden (vgl. 4Mo 35,9–34). Diese Städte sollten gut und schnell erreichbar sein. Sie dienten einem Totschläger, der versehentlich jemand getötet hatte, als Zufluchtsort. Ein Mörder dagegen musste herausgegeben werden. Aus 4. Mose 35,28 wissen wir, dass ein Totschläger beim Tod des Hohenpriesters frei war. Später sollten noch weitere drei Zufluchtsstädte dazukommen (19,8–10).
Gott wollte keine Grenzveränderungen, weil das empfangene Erbteil in der Familie verbleiben sollte. Grenzveränderungen waren Diebstahl (5Mo 27,17; Hiob 24,2; Spr 22,28; 23,10; Hos 5,10).–Das Zeugnis einer einzelnen Person reicht nicht; es mussten mindestens zwei oder drei Zeugen sein. War jemand ein falscher Zeuge, so musste ihm die zu erwartende Strafe auferlegt werden.–Im Übrigen galt der Rechtsspruch: „Leben um Leben, Auge und Auge“ und so weiter (19,21; 2Mo 21,23.24). Dabei geht es nicht um Selbstjustiz, sondern um die Rechtsprechung.
Kapitel 20 ‒Kriegsgesetze
Israel sollte sich nicht vor dem Feind fürchten, weil der HERR treu zu seinem Volk stehen würde. Der Priester (Hohepriester) sollte zum Volk sprechen und ihm Mut machen.–Die Vorsteher sollten die aus dem Volk aussondern, die nicht mit in den Kampf ziehen sollten oder durften: wer ein neues Haus gebaut hatte, wer einen Weinberg frisch ge-
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3 Hier finden wir einen beherzigenswerten Hinweis auf dastäglicheLesen des Wortes Gottes. Aus dem Neuen Testament wissen wir, dass heutzutage alle GläubigenKönigesind (Off 1,6).
4 Zitiert aus Campbell, Satan–die Taktik des Feindes, S. 25, Christliche Schriftenverbreitung, Hückeswagen.
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pflanzt hatte, wer sich mit einer Frau verlobt hatte und auch die, die ängstlich waren. Ängstlichkeit würde mangelndes Vertrauen auf Gott verraten; so jemand sollte zurückkehren, damit er die anderen nicht verzagt machte.–Danach sollten die Vorsteher Heeroberste an dieSpitze des Volkesstellen.
Bevor der Kampf begann, sollte der Stadt, gegen die man zog, ein Friedensangebot gemacht werden. Nahm die Stadt das Angebot nicht an, sollte sie belagert und erobert werden. Dann durften nur die Männer erschlagen werden. Die Frauen und Kinder samt allem Vieh und dem Besitz sollten Kriegsbeute sein. All das galt nicht für die kanaanitischen Städte, deren gesamte Einwohnerschaft getötet werden sollte, weil sie schlimme Götzendiener waren. Bei der Belagerung von Städten sollten keine Obstbäume vernichtet werden; Gott will das, was Er geschaffen hat, zum Wohl des Menschen erhalten.
Kapitel 21 ‒Sühnung eines von unbekannter Hand verübten Mordes
Wenn ein Erschlagener auf freiem Feld gefunden wurde, sollten die Ältesten und Richter der nächstliegenden Stadt eine junge Kuh nehmen und ihr in einem Bach das Genick brechen, ihre Hände über der jungen Kuh waschen und ihre Unschuld beteuern. Danach sollten sie den HERRN um Vergebung bitten.–Im Bild ist der Erschlagene des Volkes Israel Christus selbst. Israel hat große Schuld auf sich geladen; aber auch die junge Kuh, der das Genick gebrochen wurde, ist ein Bild von Christus, der geopfert wurde, damit Vergebung möglich ist.–So hat Gott Vorsorge dafür getroffen, dass das Volk Israel einmal wieder im Land wohnen wird, obwohl sie den Messias getötet haben.
Familiäre und menschliche Pflichten
Wenn unter der Kriegsbeute eine schöne Frau war, die ein Israelit heiraten wollte, so musste sie sich das Haupt scheren (wodurch sie weniger attraktiv war), sich die Nägel schneiden, die Kleider der Gefangenschaft ablegen und um ihre Eltern trauern. Einen Monat später durfte der Israelit sie dann zur Frau nehmen. Vergewaltigung sollte es nicht geben. Hatte der Israelit später kein Gefallen mehr an ihr, konnte er sie frei entlassen; er durfte sie aber nicht als Sklavin verkaufen.
Hatte jemand zwei Frauen, von denen er eine liebte und die andere hasste, konnte er nicht den Sohn der geliebten anderen Söhnen vorziehen. Der Erstgeborene, auch wenn er von der Gehassten war, sollte ein doppeltes Erbteil bekommen.–Manche sehen in dem Sohn der gehassten Frau ein Bild von Israels, das wegen seiner Sünde gehasst wurde und doch wieder angenommen und im Land reich gesegnet werden wird.
Ein unbändiger und widerspenstiger Sohn, der nicht gehorchte, musste von den Eltern zu den Ältesten der Stadt gebracht werden; es handelte sich um eine extreme Missachtung des Gebots, die Eltern zu ehren. Alle Bewohner der Stadt sollten ihn töten.–Der widerspenstige Sohn ist ein Bild des gottlosen Teils des Volkes Israel, der im Gericht umkommen wird.
In der Regel war wohl die Steinigung die Todesart für einen zum Tod Verurteilten. Es konnte sein, dass der Leichnam zur Abschreckung an einen Baum gehängt wurde. Ein Gehängter sollte nicht über Nacht hängen bleiben: „Ein Fluch Gottes ist ein Gehängter“ (21,23). Dieser Ausspruchhat seine besondere Erfüllung im Tod des Herrn Jesus gefunden (Gal 3,13). Der Herr Jesus nahm den schrecklichen Platz am Kreuz ein und wurde dadurch ein Fluch Gottes.
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Einerseits ist der Tod Christi das grausamste Verbrechen, das je begangen wurde–andererseits ist der Tod Christi Gottes Mittel, dem Menschen Gnade zu gewähren.
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Kapitel 22 bis 23,1
Die Kinder Israel sollten mit verirrten Tieren, die einem Israeliten gehörten, sorgfältig umgehen. In dem ganzen Kapitel kommt Gottes Fürsorge für sein Volk und für die Tiere zum Ausdruck. Die Kleidung einer Frau sollte nicht auf einem Mann sein und umgekehrt. Gott wollte, dass die unterschiedliche Rolle der Geschlechter auch in ihrem Äußeren gewahrt wurde. Dieses Gebot scheint sich insbesondere auf Transvestitismus („meist sexuell motivierte Neigung, Kleidung und Verhalten des anderen Geschlechts anzunehmen“; Der große Brockhaus) und vielleicht auch auf Homosexualität zu beziehen. Weitere Beispiele für die Fürsorge für Tiere und Menschen finden sich in den Versen 6–8. Der Weinberg durfte nicht mit zweierlei Samen besät beziehungsweise mit zweierlei Gewächsen bepflanzt werden; Rind und Esel durften nicht gemeinsam vor einen Pflug gespannt werden; Kleidung von verschiedenartigem Stoff (Wolle und Leinen) durfte nicht gleichzeitig getragen werden. Außerdem sollten die Oberkleider Quasten haben (vgl. 4Mo 15,37–41).
Es konnte sein, dass ein Mann seine Frau beschuldigte vorehelichen Verkehr gehabt zu haben, um sie loszuwerden. Die Sache sollte von den Ältesten genau untersucht werden. Wenn die Beschuldigung wahr war, sollte die Frau gesteinigt werden. Stimme es nicht, sollte der Mann sie nicht entlassen können und selbst gezüchtigt werden. Hurerei und Ehebruch wurden mit dem Tod bestraft; das galt auch für ein verlobtes Mädchen; in dieser Hinsicht nahm sie eine Stellung wie die verheiratete Frau ein. Vorehelicher Verkehr konnte zu einer Ehe führen, es sei denn, dass der Vater der Frau sich weigerte, seine Tochter dem Mann zur Frau zu geben. Ein Mann sollte sich nicht die Frau seines Vaters nehmen (das war übrigens die Sünde des Mannes in 1. Korinther 5, der aus der Gemeinde ausgeschlossen wurde).
Kapitel 23,2 bis 25,19
Wer durfte in die Versammlung des HERRN aufgenommen werden?
Kapitel 23 beginnt mit der Beschreibung von Personen, die nicht in die Versammlungdes HERRN (es ist seineVersammlung!) kommen durften. Es waren zeugungsunfähige (wegen Götzendienst kastrierte?) Personen, uneheliche oder in Blutschande oder Prostitution gezeugte Kinder, auch Ammoniter und Moabiter, auch nicht die zehnte Generation. Von den Edomitern und Ägyptern durften Menschen in die Versammlung Gottes kommen, und zwar ab der dritten Generation (23,2–9). Wenn es um die Gnade geht, macht Gott keinen Unterschied zwischen den verschiedenen Völkern, wohl aber, wenn es um seine Regierung geht. Das zu akzeptieren ist die Weisheit des Glaubens. Weitere Einzelbestimmungen
Es folgen eine Reihe von Einzelbestimmungen: Zur Reinhaltung des Kriegslagers musste ein Mann mit Samenerguss sich bis zum Abend des folgenden Tages (der Tag begann ja abends) außerhalb des Lagers aufhalten und sich reinigen (23,11.12). Musste jemand seine Notdurft verrichten, sollten die Exkremente mit einer Schaufel vergraben werden (23,13–15). Einen Sklaven, der vor einem harten Herrn floh, sollte man aufnehmen (23,16.17). Prostitution (insbesondere Tempelprostitution) war verboten. Der Lohn durfte nicht in das Haus Gottes gebracht werden, auch nicht der Preis für einen verkauften Hund vielleicht eine Bezeichnung für einen Hurer (23,18.19). Ein Israelit durfte seinen Brüdern für das Leihen von Geld oder Waren keine Zinsen aufschlagen, wohl den Fremden (23,20:21). Ein Gelübde sollte in jedem Fall eingelöst werden (23,22–24). Weintrauben und Ähren eines fremden Feldes durften gegessen werden, man durfte sie aber nicht in sein Gefäß tun, offenbar, um nicht vorsätzlich die Ernte des anderen zu stehlen (23,25.26).
Ehescheidung, Rechtsprechung und Fürsorge für Arme
Wenn eine Frau, die mit einem Scheidebrief entlassen worden war, einen anderen Mann heiratete und auch dieser sie entließ, konnte ihr erster Mann sie nicht wieder zur Frau nehmen. Gott wird einmal das Volk Israel dennoch wieder annehmen, obwohl es Hurerei mit den umliegenden Völkern und deren Götzen begangen hat. Die Gnade wird sich über das Gesetz erheben (24,1–4). Jemand, der erst kurz verheiratet war, brauchte nicht in den Krieg zu ziehen (24,5; das ist eine Ergänzung zu 20,5–7). Mühle und Mühlstein durften nicht gepfändet werden, da sie für das tägliche Leben benötigt wurden (24,6). Auf Menschenraub zwecks Versklavung stand die Todesstrafe (24,7). Vorsicht bei Aussatz (24,8.9; vgl. 3Mo 13.14)!
Wer seinem Nächsten ein Darlehen gegeben hatte und ein Pfand dafür haben wollte, durfte dessen Haus nicht betreten. Ein gepfändeter Mantel sollte bis zum Abend zurückgegeben werden, weil der Arme ihn möglicherweise als Schlafdecke brauchte (24,9–13). Ein armer Tagelöhner sollte seinen Lohn täglich bekommen. Väter sollten nicht für die Sünde ihrer Kinder getötet werden und umgekehrt (24,14–16). Gott gebietet, das Recht eines Fremden oder einer Waise nicht zu beugen (24,17.18). Bei den verschiedenen Ernten (Getreide, Oliven, Weintrauben) sollte etwas für den Armen und den Fremden übrigbleiben. Hierbei erinnerte Gott sie daran, dass auch sie einmal Knechte in Ägypten gewesen waren, die Er erlöst hatte (24,19–22; vgl. 3Mo 19,9.10; 23,22). Bei Rechtshändeln zwischen zwei israelitischen Männern durfte die Strafe für den Beschuldigten nicht über vierzig Schläge hinausgehen. Zucht sollte angemessen sein; der Bruder sollte aber nicht sterben (25,1–3). Dem dreschenden Ochsen sollte das Maul nicht verbunden werden –das zeigt neben der tieferen geistlichen Bedeutung Gottes Güte gegenüber den Tieren (25,4; vgl. 1Kor 9,9.10).
Schwagerehe und Vergeltung an den Amalekitern
Wenn ein Israelit ohne Nachkommen verstarb, sollte der Bruder des Verstorbenen die Schwägerin zur Frau nehmen und ihr so die Schwagerpflicht leisten, damit dem Verstorbenen Nachkommen erweckt wurden. War der Schwager nicht bereit, sollte er beschimpft werden (25,5–10). Wenn die Frau eines Mannes, der im Streit mit einem anderen war, den anderen Mann an der Scham ergriff, sollte ihr die Hand abgehauen werden (25,11.12). Falsche Gewichtssteine waren für Gott ein Gräuel (25,13–16). Amalek sollte, weil es während der Wüstenreise die Nachhut angegriffen hatte, gänzlich ausgetilgt werden. Wir müssen das Böse genauso hassen, wie wir das Gute lieben. Es darf keine Vermischung geben (25,17–19; vgl. 2Mo 17).
Kapitel 26 ‒Dankbarkeit–der Zehnte in jedem dritten Jahr–Schlussworte
Das in Kapitel 26 beschriebene Gebet war wohl für die erste Ernte bestimmt, die das Volk nach Besitznahme des Landes einbringen würde. Welch ein mit Spannung erwarteter Augenblick, bald im Land wohnen zu dürfen und die Früchte einbringen zu können! Ein geeigneter Augenblick, um im Gebet vor Gott an die eigene Herkunft und die Erlösung Gottes zurückzudenken; früher waren sie ein geringes Häuflein gewesen, nun durch Gottes Gnade ein ansehnliches Volk. Voller Dankbarkeit sollten sie die ersten Früchte vor dem HERRNniederlegen und Ihn anbeten. „Und du sollst dich an all dem Guten erfreuen, das der HERR, dein Gott, dir und deinem Haus gegeben hat, du und der Levit und der Fremde, der in deiner Mitte ist“ (V. 11). Was sollte uns heutzutage hindern,Gott öfter in diesem Sinn zu danken, dass Er auch uns so überaus reich gesegnet hat und uns ein Land gegeben hat, in das wir bereits jetzt versetzt sind (Eph 2,6)? In den Versen 12–15 geht es um den Zehnten, der im dritten Jahr nach der Besitznahme des Landes dargebracht werden sollte. Er war für die Leviten, den Fremden, die Waise und die Witwe bestimmt. Auch bei dieser Gelegenheit sollte der Israelit ein Gebet vor dem HERRN aussprechen. In den ersten 12 Versen dieses Kapitels geht es um Dank und Anbetung für das, was Gott gewirkt hat. In dem Gebet in den Versen 13–15 geht es um das, was der Israelit gab, zusammen mit der Bitte, Gott möge weiterhin segnen. Beides gehört zusammen. Wie können wir um Segen bitten, wenn wir nicht selbst von dem, was wir empfangen haben, weitergeben?
Die lange Rede Moses, die wir nur kurz gestreift haben, endet mit den zusammenfassenden Worten, die für sich selbst sprechen: „An diesem Tag gebietet dir der HERR, dein Gott, diese Satzungen und Rechte zu tun: So halte und tu sie mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele! Du hast heute dem HERRN sagen lassen, dass er dein Gott sein soll und dass du auf seinen Wegen wandeln und seine Satzungen und seine Gebote und seine Rechte halten und seiner Stimme gehorchen willst. Und der HERR hat dir heute sagen lassen, dass du ihm ein Eigentumsvolk sein sollst, so wie er zu dir geredet hat, und dass du alle seine Gebote halten sollst; und dass er dich zur höchsten über alle Nationen machen will, die er gemacht hat, zum Ruhm und zum Namen und zum Schmuck; und dass du dem HERRN, deinem Gott, ein heiliges Volk sein sollst, so wie er geredet hat.“
Kapitel 27 bis 34
Die Schlussreden (27,1–30,20)
1. Aufstellen von Gesetzesgedenksteinen im Westjordanland–Errichtung eines Altars auf dem Berg Ebal (27,1–8)
2. Ausrufen der Segenssprüche und Flüche auf den Bergen Gerisim und Ebal (27,9–26)
3. Ankündigung des Segens (28,1–14)
4. Ankündigung des Fluches (28,15–69)
5. Ermahnungen und Warnungen Moses bei Abschluss des neuen Gnadenbundes (29 und 30)
Die letzten Schicksale und Abschiedsreden Moses (31,1–34,12)
1. Moses letzte Anordnungen und letzte prophetische Betätigung (31,1–30)
3. Letztes Einschärfen des Gesetzes; Mose empfängt Weisungen bezüglich seines bevorstehenden Todes (32,44–52)
4. Der Abschiedssegen Moses über die zwölf Stämme Israels (33)
5. Mose auf dem Berg Nebo–sein Tod und Begräbnis–Josua wird sein Nachfolger (34)
Kapitel 27
Wir kommen mit Kapitel 27 zu den beiden letzten Reden Moses, seinem Lied und dem abschließenden Bericht seines Todes. Auch diese Kapitel handeln, wie das ganze Buch, vor allem vom Gehorsam im Land und dem damit verbundenen Segen. Es fehlt aber auch nicht die Ankündigung des Fluches für den Fall, dass das Volk nicht gehorsam sein würde. Gott wusste natürlich, wie sich das Volk verhalten würde. In seiner unbegreiflichen Gnade hatte Er jedoch schon die endgültige Wiederherstellung des Volkes im Auge. Auch davon handeln diese Kapitel.
In dem Aufruf an das Volk, das ganze Gebot zu beachten, verbindet sich Mose mit den Ältesten Israels. Wie eindrucksvoll ist solch eine Einmütigkeit.–Nun steht der Eintritt in das Land nach dem Durchzug des Jordan kurz bevor. Mose gibt Anweisung, dass sofort nach Eintritt in das Land, und zwar auf dem Berg Ebal, große Steine aufgerichtet werden sollten, auf die alle Worte des Gesetzes (hier vor allem die Worte des fünften Buches Mose) geschrieben werden sollten. Auch sollte ein Altar errichtet werden, auf dem Brand- und Friedensopfer zur Freude Gottes und des Volkes geopfert werden sollten (vgl. Jos 8,30‒35).
Segenssprüche und Flüche auf den Bergen Gerisim und Ebal
Nun verbindet sich Mose in seiner Ansprache mit den Priestern, den Leviten (V. 9). Er gibt Anweisungen, dass sechs Stämme–unter ihnen die Leviten–auf dem Berg Gerisim stehen sollten, um den Segen auszusprechen, und die anderen sechs Stämme auf dem Berg Ebal, um den Fluch auszusprechen. Doch plötzlich lesen wir: „Und die Leviten sollen anheben und zu allen Männern von Israel mit lauter Stimme sprechen“ (27,14), und dann folgen ausschließlich Flüche. Warum segnen die Leviten nicht? Wo bleibt überhaupt der Segen in diesem Kapitel?
Es geht im Rest dieses Kapitels um die Verfluchung des einzelnen Israeliten: „Verflucht sei,wer...“ Wenn der Einzelne auf der Grundlage des Gesetzes vor Gott gestellt wird, gibt es keinen Segen. Da gibt es nur Fluch, den Fluch des Gesetzes. Das ist eine bittere Tatsache für uns Menschen.
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“Verflucht sei ...“ nach 5. Mose 27,25–36
wer sich eingeschnitztes oder gegossenes Bild macht (Götzendienst)
Wer Vater oder Mutter verachtet
wer die Grenze des Nächsten verrückt
wer einen Blinden irre führt
wer das Rechteines Fremden, der Waiseoder der Witwebeugt
wer Sex mitder Frau seines Vatershat
wer Sex miteinem Tierhat
wer Sex mit seiner Schwester (der Tochter seines Vaters oder der Tochter seiner Mutter) hat
wer Sex mit seiner Schwieger mutter hat
wer seinen Nächsten geheim Ermordet (Meuchelmord)
wer ein Bestechungs geschenk für einen Mord annimmt
wer dasGesetzesmissachtet
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Kapitel 28 ‒Ankündigung des Segens
Manche haben Kapitel 28 als eine Fortsetzung von Kapitel 27 gesehen. Doch in Kapitel 28 geht es nicht um einzelne Personen, sondern um das Volk Israel in seiner Gesamtheit. Nun finden wir beides: zuerst den Segen und dann den Fluch. In Kapitel 28 geht es um Gottes Handeln in seiner irdischen Regierung; deshalb finden wir hier sowohl Segen als Fluch. Es sprengt den Rahmen, all die Segnungen zu überdenken und auf uns als Christen anzuwenden. Es gibt Segnungen, die auch wir heute nur gemeinsamen erfahren. Vergleiche dazu den Ausdruckmitallen Heiligenin Epheser 3,18.
Ankündigung des Fluches
Umso schrecklicher ist der Fluch, der auf Ungehorsam liegen wird. Eigentlich beschreibt der Fluch in den Versen 15–68 den Zustand des Volkes Israel seit der Vertreibung aus dem Land bis in unsere Zeit, jedenfalls bis zur erneuten Staatsgründung 1948. Wie schrecklich haben sich im Lauf der Jahrhunderte die Verse 65–67 erfüllt. Doch wie wird sich die-ser Fluch noch einmal wirksam erweisen an dem abgefallenen Israel der letzten Tage, in der Zeit der großen Drangsal (Jer 30,7)!
Im letzen Vers von Kapitel 28 spricht Mose von einem Bund im Land Moab. Dieser Bund unterscheidet sich grundsätzlich vom Bund am Horeb, denn aufgrund des Bundes am Horeb wäre Israel niemals ins Land gekommen. Dieserneue Bundist nicht etwa der neue Bund, der in Zukunft geschlossen werden wird (Jer 31–33), sondern ein Bund, der zwar auf dem alten Bund fußt, aber doch in der Regierung Gottes für sein Volk Segen im Land vorsieht; doch auch dieser Segen ist wieder an den Gehorsam des Volkes geknüpft (siehe auch 29,9–14).
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Die Segnungen (5Mo 28,1–14)
Israel würde die Höchste aller Nationen der Erde sein
Segnungen in der Stadt, im Zusammenleben
Segnungen des Feldes: Arbeit (= Berufsarbeit)
Frucht des Leibes: Natürliche Nachkommenschaft (auch geistlicherweise)
Frucht des Landes: Getreide (Gerste und Weizen), darüber hinausalle Früchte des Landes (vgl. Kap. 8)
Frucht des Viehes: geistlicher Besitzstand
Korb und Backtrog:weitereFeldfrüchte und Backwaren (Brot)
Eingang und Ausgang: alle Unternehmungen, Reisen, Besuche
Bewahrung vor allen möglichen Feinden
Segen des Speichers: Aufbewahren und Vorsorge für künftige Tage
Geschäft deiner Hand: Gewerbetreiben, Handwerk, (Dienstleistungen)
Segen im Land: Der Besitz bleibt erhalten (weder Krankheit noch Tod noch Feinde)
Ein heiliges Volk: von allen Völkern geachtet und geehrt
Überfluss an Nachkommen, Tieren und Früchten (allgemeine Wohlfahrt)
Regen (der gute Schatz!) des Himmels
Alles Werk der Hand: überall Gelingen
Hilfe in Form von zum Beispiel Krediten an andere Völker
Haupt aller Völker und nicht Schwanz, fallsGehorsam und kein Abweichen und kein Götzendienst
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Kapitel 29 ‒Die bisherigen Strafgerichte und die Wohltaten Gottes
Wieder beruft Mose zu Beginn von Kapitel 29 ganz Israel (= die Häupter, die Stämme, die Ältesten, die Vorsteher, alle Männer, Kinder, Frauen und Fremden, Holzhauer und Wasserschöpfer; V. 10.11) ein und ruft ihnen die großen Zeichen und Wunder in Ägypten in Erinnerung. Dann sagt er die bemerkenswerten Worte: „Aber der HERR hat euch nicht ein Herz gegeben, zu erkennen, und Augen, zu sehen, und Ohren, zu hören, bis auf diesen Tag“ (V. 3). Lag es an Gott, dass sie nicht erkennen, sehen und hören konnten? Gewiss nicht. Entweder konnte Er ihnen diese Dinge nicht geben, weil ihrer seits die Voraussetzungen dafür nicht vorhanden waren oder weil das Volk Ihn nicht darum gebeten hatte. Sie hatten Gottes Handeln während der Zeit der Wüstenreise bis hin zu dem Sieg über Sihon und Og gesehen und doch nicht „gesehen“.
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Das Entscheidende ist, dass der Herr den ersten und einzigen Platz in unseren Herzen einnimmt. Daraus empfangen wir die Kraft zum Gehorsam. AusIhmfließt uns aller Segen zu.
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Warnung vor dem Götzendienst–Verlassen des „neuen“ Bundes
Gott wird nicht müde, das Volk durch Mose vor der schrecklichen Sünde des Götzendienstes zu warnen, was ja letztlich Abfall von Gott ist. Vor allem würden alle Nationen fragen, warum Israel all das widerfahren wäre. Die einfache Antwort würde sein: Die Ursache ist der Götzendienst (V. 21–27).
Das Verborgene ist des HERRN, unseres Gottes
Nach all den traurigen Ankündigungen der Flüche in Kapitel 27 bis 29 endet Kapitel 29 mit den bekannten Worten: „Das Verborgene ist des HERRN, unseres Gottes; aber das Offenbarte ist unser und unserer Kinder in Ewigkeit, damit wir alle Worte dieses Gesetzes tun“(29,28). Heute wissen wir, wie alle diese Flüche eingetroffen sind. Sollte das denn das Ende des so hoch begnadeten Volkes Israel sein? Wie würde Gott das Problem der Untreue mit all seinen Folgen einmal lösen? Das war damals nicht offenbart, es warverborgen. Wenn einmal alles gleichsam am Ende wäre, dann würde Gott mächtig eingreifen. Wird es sich auch im Blick auf Israel einmal bewahrheiten, was Paulus in Römer 5,20 geschrieben hat: „Wo aber die Sünde überströmend geworden ist, ist die Gnade noch überreichlicher geworden“? Ja, es wird so geschehen, denn die Antwort auf alles Versagen des Volkes wird dieGnadesein. Davon finden wir deutliche Hinweise im nächsten Kapitel. Damals galt für Israel das, was Gott offenbart hatte, nämlich alle Worte des Gesetzes treu zu erfüllen.
Kapitel 30 ‒Barmherzigkeit für ein verstoßenes und bußfertiges Volk
Nun folgt eine großartige Aussicht auf die Wiederherstellung Israels in künftigen Tagen, die bereits–wenn auch noch im Unglauben seitens des Volkes–, ihren Anfang genommen hat. Ist es nicht erstaunlich, dass Gott schon zu so früher Zeit einen Weg der Gnade und der Wiederherstellung eröffnet hat? Das ist dieses wunderbare Geheimnis, das Verborgene: die Gnade. Und nicht nur Wiederherstellung, nein, sogar einen Segen über die Väter hinaus!
Gott hatte dem Volk durch Mose in all den vergangenen Jahren die Satzungen und Gebote bekannt gemacht. Forderte Gott damit etwas, was der Mensch nicht erfüllen konnte? Das Gesetz war weder zu schwer noch zu weit entfernt. Man brauchte weder in den Himmel hinaufzusteigen (was übrigens für einen Menschen gar nicht möglich ist) noch das weite Meer zu überqueren. Gott hatte alles offenbart. Israel konnte die Worte auswendig lernen und mit seinem Mund aussprechen. Doch war das Wort auch in seinem Herzen? Da liegt das Problem. Die Kinder Israel hatten zum allergrößten Teil kein „beschnittenes Herz“ (vgl. 30,6). In Zukunft wird Gott seine Gesetze in ihren Sinn geben und auf ihre Herzen schreiben (Heb 8,10). Für einen wiedergeborenen Christen gilt schon heute: „Denn dies ist die Liebe Gottes, dass wir seine Gebote halten,und seine Gebote sind nicht schwer“ (1Joh 5,3). Für den, der Gott liebt, ist es eine Freude, Ihm zu gehorchen.
Die Tatsache, dass der Apostel Paulus die Verse 12–14 in Römer 10,6–8 zitiert, wirft helles Licht auf diese Verse im fünften Buch Mose. Er bezieht diese Verse auf den Herrn Jesus und darauf, wie wir durch Ihn gerechtfertigt worden sind. Selbst wenn es möglich wäre, in den Himmel hinaufzusteigen oder in den Abgrund hinabzusteigen, so wäre es doch nicht nötig, weil Christus durch seine Menschwerdung vom Himmel herabgekommen ist und nach vollbrachtem Werk und seinem Sterben ebenfalls aus dem „Abgrund“ heraufgestiegen ist (vgl. Joh 3,13; Eph4,8.9). Dadurch haben wir die Gerechtigkeit Gottes empfangen und können ein Leben des Glaubens und des Gehorsams führen. In Christus ist alles erfüllt. So haben wir hier einen Hinweis auf die großen Heilstatsachen Gottes im Christentum: die Menschwerdung Christi, seinen Tod und seine Auferstehung. Und bald wird auch Israel unter den Segen dieser großen Heilstatsachen kommen. Wir kennen diese großen Wahrheiten heute; damals war das alles noch verborgen (vgl. 29,28).–Unbegreifliche Gnade Gottes, die uns zur Anbetung führen sollte!
Mit allem Nachdruck legt Mose dem Volk noch einmal das Leben und das Glück, den Tod und das Unglück vor (30,15‒20). Gehorsam bedeutetLeben, UngehorsamTod. Die gesamte heilige Schrift ist ein einzigartiges Zeugnis dieser Gesetzmäßigkeit. Es folgt eine letzte Warnung vor dem Götzendienst und die dringende Bitte an das Volk, das Leben zu wählen. Bei Gehorsam würde Gott seine Verheißungen an Abraham, Isaak und Jakob in Bezug auf das Land wahr machen.
Kapitel 31 ‒Josua wird Moses Nachfolger–Niederschreiben des Gesetzes
In Kapitel 31 kommt Mose darauf zurück, dass er wegen seines Ungehorsams (vgl. 3,23–28) nicht in das Land hinüberziehen würde. Gott selbst würde vor dem Volk herziehen und die feindlichen Nationen vertilgen; Josua würde der Führer des Volkes werden. Mose ermutigt sie mit den Worten: „Seid stark und mutig, fürchtet euch nicht und erschreckt nicht vor ihnen! Denn der HERR, dein Gott, er ist es, der mit dir geht; er wird dich nicht versäumen und dich nicht verlassen“ (31,6). Danach fordert Mose Josua auf, stark und mutig zu sein und das Volk in das Land zu führen. Nun ist der Augenblick gekommen, dass Mose das Niederschreiben des Gesetzes (der Thora = fünf Bücher Mose) vollendet und es den Priestern und allen Ältesten Israels übergibt mit der Auflage, es alle sieben Jahre im Erlassjahr dem ganzen Volk vorzulesen.
Danach fordert Gott Mose auf, mit Josua in das Zelt der Zusammenkunft zu gehen. Gott erscheint dort beiden in der Wolkensäule und spricht zu Mose. Er lässt ihn wissen, dass das Volk sich nach seinem Tod völlig dem Götzendienst hingeben und Ihn verlassen wird und dass Er das Volk um all des Bösen willen richten wird. Mose und Josua sollen sich ein Lied aufschreiben und es die Kinder Israel lehren, damit es zur gegebenen Zeit gegen das Volk zeugen würde. Schließlich sagt Gott: „Denn ich kennesein Sinnen, womit es schon heute umgeht, ehe ich es in das Land bringe, von dem ich geschworen habe“ (31,21). Was für ein vernichtendes Urteil! Wie mögen diese Worte auf Josua gewirkt haben, der das Volk nun in das Land führen sollte? So verstehen wir besser die immer wiederkehrende Aufforderung an Josua, stark und mutig zu sein.
Mose schreibt das Lied auf und lehrt das Volk damit. Der HERR selbst ermutigt Josua später erneut, stark und mutig zu sein, und verheißt ihm: „Ich werde mit dir sein“ (vgl. Jos 1,6.7.9). Mose befiehlt nach der vollständigen Niederschrift, das Buch des Gesetzes zur Seite der Bundeslade zu legen und es aufzubewahren, und sagt dem Volk nun, dass sie nach seinem Tod widerspenstig sein würden, wie sie es während der ganzen Wüstenreise waren. Sie werden sich nach seinem Tod „ganz und gar verderben und von dem Weg abweichen“ (31,29).
Kapitel 32 ‒Das Lied Moses
In diesem Lied besingt Mose zuerst die Größe Gottes–alles, was Er für sein Volk ist. Doch genauso klar wird die große Sünde des Volkes beschrieben: der Götzendienst (V. 15–18.21.37). Schließlich fehlt es nicht an Gerichtsankündigungen. Dennochendet dieses Lied mit einem Ausblick auf die Gnade Gottes: „Jubelt, ihr Nationen, mit seinem Volk! Denn er wird das Blut seiner Knechte rächen und Rache erstatten seinen Feinden,und seinem Land, seinem Volk, vergeben“ (V. 43). Die Gnade kennt keine Schranken–einmal kommt der Augenblick, wo sich alle Nationen mit dem Volk Israel über dessen Wiederherstellung freuen werden. Im Anschluss an das Lied gibt Gott Mose konkrete Anweisungen in Bezug auf seinen bevorstehenden Tod.
Kapitel 33 ‒Segnung der zwölf Stämme Israels
Ein letztes Mal tritt der treue Diener Gottes vor das Volk Israel und segnet es. Dieser Segen ist in Übereinstimmung mit dem Land, in das das Volk in Kürze einziehen wird. Mose segnet das Volk im Blick auf das Land und auf die Beziehung des Volkes zu seinem Gott im Land. Nach den einleitenden Worten (V. 1–5) folgen die verschiedenen Segnungen für die einzelnen Stämme (V. 6–25); schließlich beschreibt Mose die Erhabenheit Gottes und den endgültigen Segen Israels im Friedensreich (V. 26–29). Gott hat den guten Wein bis zum Ende aufbewahrt. Der beste Wein kommt am Schluss (Joh 2,10).

Kapitel 34 ‒ Der Tod Moses
Mit der Verkündigung dieses Segens endet der Dienst dieses großen Mannes Gottes. Er besteigt nun den Nebo und überschaut das ganze Land Israel. Dort im Land Moab, wo er die letzten großen Reden gehalten hat, stirbt Mose. Gott selbst begräbt ihn. Hätte das Volk sonst aus seinem Begräbnisplatz eine Kultstätte gemacht? Mose hat einen würdigen Nachfolger, der mit dem Geist der Weisheit erfüllt ist.
Der Geist Gottes beschließt mit letzten Worten über Mose nicht nur das fünfte Buch Mose, sondern alle fünf Bücher des Gesetzgebers: Nach ihm ist kein Prophet wie er in Israel aufgestanden mit all den Wundern, die er in Ägypten und auch danach getan hat–doch vor allem: Nie wieder hatte Gott solch einen vertrauten Umgang mit einem Propheten wie mit Mose.
Den Aposteln Petrus, Jakobus und Johannes war es gut 1500 Jahre später vergönnt, diesen großen Propheten bereits zu sehen, als der Herr Jesus in der Herrlichkeit des zukünftigen Reiches auf dem Berg der Verklärung erschien. Dort war Mose zusammen mit Elia und besprach mit dem Herrn den Ausgang, den Er in Jerusalem erfüllen sollte. Mose gehört mit zu den Glaubenshelden in Hebräer 11,24–28, die bald vollkommen gemacht werden in der Auferstehung, und zwar zusammen mit uns, den Gläubigen der Zeit des Neuen Testaments (Heb 11,39.40).
Kennzeichnende Begriffe in diesem Buch
Liebe, lieben: 21-mal (7-mal Gottes Liebe zu den Menschen, 14-mal die Liebe des Menschen zu Gott)
Beachten der Gebote (27-mal)
Dienst, dienen (10-mal gegenüber Gott, 19-mal gegenüber den Götzen, 4-mal gegenüber Menschen)
ganz (86-mal–u. a. 15-maldas ganze Volk, 8-maldas ganze Gebot, 9-malmit ganzem Herzen, 9-malmit ganzer Seele, einmalmit ganzer Kraft, 3-malder ganze Weg)
Gesetz (= Thora) ist eine Unterweisung; wörtlich: „was den richtigen Weg zeigt“ (22-mal)
Zeugnis sind die Gebote als Darlegung des göttlichen Willens (5-mal)
Satzungen sind ausdrückliche Anordnungen Gottes (29-mal)
Rechte sind alles, was Gott oder Mitmenschen zukommt (22-mal)
Bluträcher oder Blutsverwandter (goel) ‒ Traditionell der nächste Verwandte;
Titel, Verfasser, Geschichtlicher Hintergrund
Hütet euch vor den Götzen
Mose hat auch dieses Buch geschrieben, ebenso wie die vier vorhergehenden vier Bücher Mose; die Verfasserschaft
Moses wird zum Beispiel durch Matthäus 22,24; Apostelgeschichte 3,22; 7,37; Hebräer 12,21 bestätigt. Er hat dieses
Buch kurz vor seinem Tod geschrieben, nachdem er die in diesem Buch aufgezeichneten Reden gehalten hatte. Das
letzte Kapitel, das seinen Tod beschreibt, ist sehr wahrscheinlich von seinem Nachfolger Josua geschrieben worden.
Mose schreibt hier wie ein liebevoller Vater, der das Volk Gottes während der langen Wüstenreise geführt hat und sie
eindringlich warnt, Gott zu lieben und Ihm zu gehrochen, wenn sie bald ins verheißene Land eingezogen sind.
Einteilung des Buches
1. Einleitende Worte (1,1–4)
2. Die erste Rede Moses–Rückgriff auf geschichtliche Ereignisse (1,5–4,43)
3. Die zweite Rede Moses (4,44–26,19); bestehend aus
a) Erinnerungen an das Gesetz vom Sinai (4,44–5,33)
b) den großen Geboten und Warnungen (6,1–11,32)
c) Einzelbestimmungen (12,1–26,19)
b) den großen Geboten und Warnungen (6,1–11,32)
c) Einzelbestimmungen (12,1–26,19)
4. Die dritte Rede Moses (27,1–28,69)
5. Die vierte Rede Moses–Zusammenfassung der Bundesbestimmungen (29,1–30,20)
6. Letzte Ereignisse im Leben Moses (31,1–34,12)
a) Worte an Josua, den zukünftigen Führer des
Volkes–Übergabe des Gesetzes (31,1–29)
b) Das Lied Moses (31,30–32,47)
c) Vorbereitungen auf den Tod Moses (32,48–52)
d) Moses Segen über die zwölf Stämme Israels (33,1–29)
e) Moses Tod (34,1–12)
b) Das Lied Moses (31,30–32,47)
c) Vorbereitungen auf den Tod Moses (32,48–52)
d) Moses Segen über die zwölf Stämme Israels (33,1–29)
e) Moses Tod (34,1–12)
Kurzfassung der einzelnen Kapitel
Einleitung
Mit dem fünften und letzten Buch Mose schließt die Wüstenreise. So wie das erste Buch Mose das Buch der Anfänge ist, das die Schöpfung und den Sündenfall beschreibt, dann die Zeit vor der Flut und das Leben der großen Patriarchen, beschreibt das zweite Buch die Befreiung des Volkes aus Ägypten und die Wohnung Gottes in seiner Mitte. Das dritte Buch beschreibt die Opfer und enthält all die Vorschriften für das rechte Opfern und im Blick auf das Wohnen Gottes inmitten des Volkes. Das vierte Buch beschreibt schließlich die Wüstenreise und das fünfte Buch enthält die Reden Moses im Blick auf den unmittelbar bevorstehenden Eintritt in das verheißene Land. Mose hat diese Reden kurz vor seinem Tod innerhalb weniger Wochen gehalten und niedergeschrieben (vgl. 31,24).
Kapitel 1‒ Einleitung und Beginn der ersten Rede
Das fünfte Buch Mose beginnt mit dem Hinweis, dass die Worte Moses in diesem Buch fürganz Israelbestimmt waren. Eigentlich hätte die Reise durch die Wüste vom Berg Horeb an nur elf Tage zu dauern brauchen (1,2), denn vom Horeb, dem Berg der Gesetzgebung, bis Kades-Barnea, dem südlichsten Punkt des Landes Israel, von wo aus das Volk das Land damals erobern sollte (4Mo 13), waren es nur etwa zweihundertfünfzig Kilometer. Der Ungehorsam des Volkes führte jedoch zu dieser langen Reise von fast vierzig Jahren. Und während dieser vielen Jahre hatte das Volk ausreichend Gelegenheit, den eigenen Ungehorsam, aber auch die treue Fürsorge Gottes kennenzulernen. Die Belehrungen des fünften Buches Mose laufen auf die wichtige Frage hinaus: Wird das Volk aus den Lektionen der Wüstenreise lernen und im Land gehorsam sein oder nicht? Wir wissen die Antwort: Das Volk hat diese Lektionen nicht gelernt. Es gab nur einen, dessen ganzes Leben eine klare und eindeutige Antwort auf diese Frage war: unser Herr Jesus Christus. Daher ist es auch nicht von ungefähr, dass Er bei den großen Versuchungen den Teufel jeweils mit einem Zitat aus dem fünften Buch Mose zum Schweigen brachte (Mt 4,1–11).
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Gehorsam ist die echte Quelle des Segens, so wie Ungehorsam der sichere Weg zum Verderben ist.
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Mose beginnt seine erste Rede (1,5‒4,43) mit dem Hinweis auf die damalige Aufforderung Gottes an sein Volk, sich vom Horeb aufzumachen und das den Patriarchen Abraham, Isaak und Jakob wiederholt verheißene Land in Besitz zu nehmen. Auch erwähnt er, dass er dem Volk seinerzeit gesagt hatte, dass er allein dieses zahlreiche Volk nicht tragen könne. Was wir in 2. Mose 18,13–27 nicht erfahren, erfahren wir hier. Die eigentliche Ursache für das Einsetzen der Obersten war das üble Verhalten des Volkes Israel: „Wie könnte ich allein eure Bürdeund eure Last und euren Hader tragen?“ (1,12). Das erlöste Volk erwies sich als ein hartnäckiges Volk. Daher sollten sie sich „weise und verständige und bekannte“ Männer aussuchen, die als Oberste und Vorsteher ein gerechtes Gericht sprechen sollten. Beidem vielen Streit unter dem Volk war die Arbeit der Rechtsprechung für Mose allein nicht zu bewältigen.
Danach kommt Mose auf die Aussendung der zwölf Kundschafter zu sprechen. Aus 4. Mose 13 hat man den Eindruck, als wäre die Aussendung allein von Gott ausgegangen, hier hingegen erfahren wir, dass es das Volk war, das zu Mose trat und Männer als Kundschafter aussenden wollte (1,22). Die eigentliche Ursache dazu warmangelndes Vertrauen auf Gott. Mose stimmte dem Plan zu. Trotz der guten Nachrichten über das Land wollte das Volk dann nicht hinaufziehen. Sie sagten sogar: „Weil der HERR uns hasste, hat er uns aus dem Land Ägypten herausgeführt ...“ (1,27). Was für eine vermessene Aussage! Trotz aller Ermutigungen und Hinweise Moses auf die Treue Gottes glaubte das Volk in dieser Sache nicht. Als sie schließlich ihre Sünde bekannten–dies taten sie oft leider nur sehr oberflächlich–und hinaufziehen wollten, ließ Gott ihnen sagen, dass sie das nicht tun sollten. Trotzdem zogen sie hin- auf–wären sie doch wenigstens jetztgehorsamgewesen!–und erlitten eine schwere Niederlage. Das anschließende Weinen vor Gott hatte in diesem Fall keinen Wert.
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Die große Lektion dieses Buchesist: Wird dasVolk aus den Erfahrungen der Wüstenreise lernen und im Land gehorsam sein, oder nicht?
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Mose zeichnet ein negatives Bild von dem Volk! Gehorsam und Glaube fehlten völlig. Hatte das Volk nicht alles verspielt? Die entscheidende Frage ist: Welche Konsequenzen würde eine neue Generation aus diesen Belehrungen ziehen? Würde sie Gott glauben und gehorsam sein, oder würde sie die Fehler ihrer Väter wiederholen?
Kapitel 2‒das vierzigste Jahr der Wüsteneise
Die vielen Jahre der weiteren Wüstenreise übergeht Mose hier mit Schweigen. Nun befindet sich das Volk im Ostjordanland. In Kapitel 2 lässt er einige Ereignisse revuepassieren, die ab 4. Mose 20,14ff. beschrieben sind und demnach im vierzigsten Jahr der Wüstenreise stattgefunden hatten. Trotz all des rebellischen Verhaltens Israels hatte Gott sein Volk nicht aufgegeben. Auch jetzt noch hatte Er sie geführt und ihnen klare Anweisungen gegeben. Die erste Anweisung bezog sich auf die Edomiter, die Nachkommen Esaus. Israel sollte nicht von sich aus gegen die Edomiter oder irgendein anderes Volk Krieg führen, sondern nur gegen die Völker, die Gott dazu bestimmt hatte. Gott hatte sein Volk gesegnet und würde es auch weiterhin tun, sie brauchten sich nicht durch Kriege zu rächen oder zu bereichern. Sie brauchten nur das zu tun, was Gott ihnen sagte. Das üble Verhalten Edoms wird hier mit keinem Wort erwähnt (vgl. 4Mo 20,20.21). Hier wird ein wichtiger Grundsatz deutlich:Falsches Verhalten anderer berechtigt uns niemals zum Ungehorsam gegenüber Gott.
Danach war Israel zum Land Moab gekommen. Auch hier hatte Gott die Anweisung gegeben, dass Israel Moab nicht bekriegen sollte. Sie waren dann weitergezogen über den Fluss Sered. An dieser Stelle erwähnt Mose die traurige Realität, dass alle wehrtüchtigen Männer über zwanzig Jahren in den achtunddreißig Jahren der Wüstenwanderung tatsächlich umgekommen waren (mit Ausnahme von Josua und Kaleb). Damit unterstrich er die Tatsache, dass er nun zu einer neuen Generation sprach, die für die Ereignisse damals nicht verantwortlich war.–Schließlich sollten die Kinder Israel auch die Kinder Ammon (Nachkommen Lots, ebenso wie die Moabiter; vgl. 1Mo 19,37.38) nicht bekriegen; auch Ammons Gebiet würde Gott ihnen nicht geben. Wie übel das Verhalten Edoms, Moabs oder Ammons auch war, Gott bestimmte nicht nur das Gebiet der einzelnen Völker (32,8), sondern auch die Zeit, die sie darin wohnten.
Dann berichtet Mose davon, wie Israel zu dem Gebiet von zwei Königen gekommen war, die Gott in die Hände seines Volkes geben wollte. Zuerst hatten sie Boten zu Sihon, dem König von Hesbon, gesandt. Er sollte sie durch sein Land ziehen lassen, doch Sihon wollte nicht. Gott verhärtete ihn, weil Er ihn richten wollte. Israel war daraufhin gegen diesen Feind gezogen und hatte ihn besiegt: „Alles gab der HERR, unser Gott,vor uns dahin“ (2,36). In diesem Fall war das Vorgehen des Volkes in völligem Einklang mit dem Willen Gottes.
Kapitel 3‒ Og, der König von Basan
Als das Volk weitergezogen war in Richtung Norden, östlich vom See Genezareth, war ihnen Og, der König von Basan, von sich aus entgegengekommen. Auf Gottes Geheiß hin hatte Israel diesen König geschlagen, so dass kein Entronnener übrigblieb. Alle Bewohner hatten sie getötet, die Beute für sich genommen und anschließend die Gebiete dieser Könige eingenommen. Diese wurden das Erbteil der beiden Stämme Ruben und Gad und des halben Stammes Manasse. Mose lässt hier die Tatsache unerwähnt, dass die zweieinhalb Stämme sich dieses Erbteil erbeten hatten, worüber Mose anfänglich sehr erzürnt war (4Mo 32). Er hatte ihnen dieses Erbteil jedoch nicht gegeben, ohne sie auf ihre Pflicht hinzuweisen, den übrigen neuneinhalb Stämmen bei der Besitznahme des Landes auf der anderen Seite des Jordan zu helfen. Der Sieg über die beiden Könige Sihon und Og war ein Beispiel dafür, wie Gott dem Volk auch in Zukunft bei der Eroberung des Landes den Sieg geben würde.
Kapitel 3 endet mit dem Hinweis darauf, wie sehr Mose gewünscht hatte, das Land betreten zu dürfen. Im Blick auf den Sieg über diese beiden Könige sagte er die ergreifenden Worte: „Herr, HERR! du hast begonnen, deinem Knechte deine Größe und deine starke Hand zu zeigen! Denn welcher Gott ist im Himmel und auf der Erde, der gleich deinen Werken und deinen Machttaten tun könnte?“(V. 24). Konnte Gott seinen Plan mit ihm nun nicht doch noch ändern? Offensichtlich hatte er Gott mehrmals darum gebeten. Wenn auch die Ursache für die Sünde Moses beim Volk lag–Mose hatte zweimal auf den Felsen geschlagen, statt zu ihm zu sprechen–, so hatte sein Ungehorsam doch diese Konsequenzen: Gott blieb dabei, dass Mose das Land nicht betreten sollte; allerdings sollte er es kurz vor seinem Tod vom Pisga aus sehen (27.28).
Kapitel 4‒Aufforderung zum Gehorsam und Warnung vor dem Götzendienst
Die Kapitel 1–3 sind eine passende Einführung in das gesamte fünfte Buch Mose. Der große Gesetzgeber hatte dem Volk in Kapitel 1 anhand von Beispielen die Folgen des Ungehorsam vor Augen gestellt und in Kapitel 2 und 3 die Folgen des Gehorsams. Nun fordert er das Volk in Kapitel 4 eindringlich auf, die Satzungen und Rechte zu tun, damit sie (1) leben würden, (2) in das Land hineinkämen und es (3) in Besitz nähmen. Alles hing von ihrem Gehorsam ab!
Und dabei würde es sehr wichtig sein, das Wort Gottes in keiner Weise zu verändern: weder etwas hinzuzufügen noch etwas davon wegzunehmen. Die Gefahr des Hinzufügens wird zuerst genannt! Danach die Gefahr des Wegnehmens. So findet sich auch öfter in Gottes Wort die Ermahnung, weder nach rechts noch nach links abzuweichen. Beide Gefahren wiegen in den Augen Gottes gleich schwer.
Das vierte Kapitel stellt uns vor allem drei große Gefahren für das Volk Israel vor Augen. Und diese Gefahren sind auch für uns heute tödliche Gefahren. Wir wollen sie noch einmal betonen: (1) Ungehorsam, (2) dem Wort etwas hinzufügen oder davon wegnehmen, (3) Götzendienst. Diese Gefahren beginnen im Herzen und sind für andere zunächst nicht sichtbar. Gehorsam und Liebe zu Gott und seinem Wort sind eine Sache des Herzens und echter Zuneigung. Gehorsam und Liebe sind übrigens untrennbar miteinander verbunden. Gott blieb dabei, dass Mose vorher sterben sollte (vgl. 34). Das vierte Kapitel ist vor allem eine ernste Warnung vor dem Götzendienst (mit Hinweis auf die Ereignisse in 4. Mose 25) und die Androhung der Strafe bei Götzendienst: völlige Vertreibung aus dem Land.
Unmittelbar an diesen Bericht schließen sich weitere Ereignisse aus dem vierzigsten Jahr der Wüstenreise an. Gott hatte dem Volk klare Anweisungen gegeben, die transjordanischen Völker Edom, Moab und Ammon (alle verwandt mit Israel) nicht zu bekriegen. Die Gebiete der Könige Sihon und Og hingegen sollten sie erobern. Gott gab dem Volk damit ein Beispiel dafür, wie er auch die Völker auf der Westseite des Jordan in ihre Hand geben würde. Mit dem Hinweis auf diese Ereignisse im vierzigsten Jahr zeigt Mose, wie Gott treuen Gehorsam belohnt.–Wie gern hätte Mose nach dieser großartigen Eroberung den Einzug in das Land miterlebt.
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Zusammenfassung von 5. Mose 4,1‒43
1. Eindringliche Aufforderung zum Gehorsam gegenüber dem Gesetz–dem Wort nichts hinzufügen oder davon wegnehmen–Warnung vor Götzendienst durch den Hinweis auf das Gericht an den Israeliten, die am Götzendienst der Moabiter teilgenommen hatten (V. 1–4)
2. Mose war treu in der Weitergabe des Gesetzes, das er von Gott empfangen hatte–die Beachtung des Gesetzes würde ihre Weisheit und ihr Verstand sein vor den Augen der Völker–kein Volk hat einen Gott, der ihm so nahe ist, wie Israel und solche gerechten Satzungen und Rechte–Warnung vor Vergessen des Gesetzes (V. 5–9)
3. Erinnerung an den Tag der Gesetzgebung: Das Volk hörte die Stimme Gottes, sah aber keinerlei Gestalt–daher erneutdieeindringliche Warnung vor der Anfertigung von Götzenbildern, die irgendwelche Menschen oder Tiere darstellen (V.10–20)
4. Hinweis darauf, dass Mose nicht mit dem Volk in das Land einziehen würde, daher nochmalige Warnung vor dem Götzendienst–außerdem ist Gott ein eifernder (o. eifersüchtiger) Gott (V. 21–24)
5. Erneute Warnung vor Götzendienst, insbesondere auch nachfolgender Generationen und Strafandrohung bei Nichtbeachtung: Vertreibung aus dem Land und Vertilgung (V.25–28)
6. Verheißung der Errettung seitens Gottes bei Buße–dann wird das Volk gehorchen–Gott ist ein barmherziger Gott (V.29–31)
7. Seit der Erschaffung des Menschen hat es kein Volk gegeben, das die Stimme seines Gottes gehört hat und auf solch eine einzigartige Weise aus der Knechtschaft (Ägyptens) herausgeführt wurde (V. 32–38)
8. Das Volk soll erkennen, dass es keinen anderen Gott gibt als den HERRN–daher unbedingter Gehorsam zum Segen der Israeliten und ihrer Kinder (V. 39.40)
9. Die Zufluchtsstädte im Ostjordanland (V. 41–43)
Übersicht zu Kapitel 4,44–11,32
1. Überschrift zu diesem Abschnitt: Ankündigung der folgenden Gesetzespredigt (4,44–49)
2. Erinnerung an die Offenbarung Gottes am Horeb–das Grundgesetz der Zehn Gebote–Mose von Gott als Mittler anerkannt (5,1–33).
3. Darlegung und Einschärfen der beiden Grundgebote: alleinige Verehrung Gottes und Liebe zu Ihm (6,1–25)
4. Die götzendienerischen Bewohner Kanaans und ihr Götzendienst sollen ausgerottet werden (7,1–26)
5. Mahnung zum Gehorsam gegenüber dem göttlichen Gesetz und zur Dankbarkeit gegenüber Gott für die Wohltaten, die Er ihnen während der Wüstenreise erwiesen hat–Ausblick auf die Segnungen des Landes (8,1–20)
6. Warnung vor Selbstgerechtigkeit–Hinweis auf früheren Ungehorsam und die Halsstarrigkeit des Volkes, besonders am Horeb (9,1–10,11)
7. Mahnung zu treuer Erfüllung der göttlichen Gebote, zu Gottesfurcht und Liebe zu Gott–Segen und Fluch (10,12–11,32)
Kapitel 5‒ die Zehn Gebote ‒ Mose als Mittler
Wir wenden uns nun der zweiten großen Rede Moses zu (4,44–26,19), die aus drei Teilen besteht. Der erste Teil dieser 2. Rede enthält (a) die grundlegenden Erfahrungen am Berg Horeb (4,44–5,33) und (b) einen Aufruf zu völliger Hingabe und Gehorsam Gott gegenüber (6,1–11,32). Nach den einleitenden Worten in Kapitel 4,44–49 kommt Mose auf das Gesetz der Zehn Gebote am Horeb zu sprechen; er nennt sie auch die Zeugnisse, Satzungen und Rechte. Mose sagte ausdrücklich, dass dieser Gesetzesbund auch Gültigkeit hätte für die neue Generation, die „heute hier alle am Leben sind“ (5,3). Bei der Wiederholung der Gebote (5,6–21) finden sich nur geringfügige Abweichungen zu der Aufzählung in 2. Mose 20, die aber nicht ohne Absicht sind. Dieses Kapitel endet mit dem Hinweis, dass die Kinder Israel sich damals vor Gott fürchteten und meinten, sterben zu müssen. Sie baten Gott um einen Mittler, was Gott wohlgefällig war. Mose ist als Mittler ein Vorbild auf den Herrn Jesus. Bei dieser Gelegenheit sagte Gott die Worte: „Möchte doch dieses ihr Herz ihnen bleiben: mich allezeit zu fürchten und alle meine Gebote zu halten, damit es ihnen und ihren Kindern wohl ergehe auf ewig!“ (5,29). Inzwischen waren nahezu alle Israeliten, die damals über 20 Jahre alt waren, in der Wüste gestorben. Müssen solche Worte nicht zum Herzen des Volkes geredet haben? Das ganze fünfte Buch Mose atmet eine besondere Vertrautheit zwischen Gott und seinem Volk.
Kapitel 6‒ Gott ehren und Ihn lieben
Erneut schärft Mose nun dem Volk die Notwendigkeit des Gehorsams gegenüber allen Geboten des HERRN ein. Nicht von ungefähr enthalten die beiden ersten Gebote (5,6–10) ein absolutes Verbot jedes Götzendienstes. Gehorsam ist die Voraussetzung dafür, in das Land hineinzukommen und es dauerhaft zu besitzen, ein Land das von Milch und Honig fließt. In der Regel gibt es beim Götzendienst immer eine ganze Reihe von Göttern. Doch „der HERR, unser Gott“ heißt es in Vers 4, „ist ein HERR [das heißt einzig und allein derjenige, welchem der Name HERR zukommt].“1 Manche
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1 Die Tatsache, dass der HERR, unser Gott, ein einiger HERR ist, ist die Kardinalwahrheit des Judentums. Die des Christentums ist: Gott ist ein dreieiner Gott. Gott der Vater, der Kinder gesucht hat, Gott der Sohn, der das Erlösungswerk vollbracht hat und als verherrlichter Mensch im Himmel ist, und schließlich Gott der Heilige Geist, der herniedergekommen ist, um die wahre Kirche (den einen Leib) zu bilden. Wie wenig ist der wahre Charakter des Christentums heutzutage bekannt, nämlich dass zu dem einen Leib alle Kinder Gottes gehören, also solche, die von neuem geboren sind. Auch hat die Gemeinde ihre himmlische Stellung weitestgehend aus den Augen verloren.
Bibelübersetzungen übersetzen „HERR“ mit „der Ewige“. Er ist nicht nur der Schöpfer, sondern auch der Erretter seines Volkes Israel. Er hatte sich seinem Volk auf einzigartige Weise offenbart. Konnte Er nicht erwarten, dass das Volk mit ganzer Hingabe dieses Gebot erfüllte: Liebe zu Gott ist eine Sache desganzen Herzens, derganzen Seeleund derganzen Kraft. Diese Liebe äußert sich zuerst einmal in Gehorsam, in der freudigen, liebevollen Erfüllung des Willens Gottes. Wir wollen uns einprägen: Gehorsam und Liebe sind untrennbar miteinander verbunden.
Das Volk war schon zu Beginn der Wüstenreise in Götzendienst verfallen: Kaum war Mose auf dem Berg der Gesetzgebung, da veranlasste das Volk Aaron, das goldene Kalb zu machen. Aus Amos 5,25.26 wissen wir, dass das Volk sogar während der gesamten Wüstenreise Götzenbilder mit sich führte, unter anderem das Sternbild ihres Gottes. Aus der späteren Geschichte des Volkes wissen wir, dass der Götzendienst der Hauptgrund war, weshalb Gott das Volk aus dem Land vertrieb. Doch noch stehen wir vor dem Eintritt des Volkes in das Land. Hier stellt Mose dem Volk mit allem Nachdruck vor, dass sie sich auf alle Weise und an allen Orten an die Gebote Gottes erinnern und sie ihren Kindern einschärfen sollten. Doch vor allem sollten diese Gebote aufihrem Herzensein! Die Befolgung der Gebote ist eine Sache des Herzens des Menschen, denn „von ihm aus sind die Ausgänge des Lebens“ (Spr 4,23).
Nach dem Eintritt ins Land und dem Empfang aller Segnungen (Städte, Häuser, Zisternen, Weinberge, Olivengärten) sollte das Volk bei alledem den HERRN nicht vergessen, sondern Ihn fürchten und Ihm dienen (Opferdienst, Einhalten der Festtage und Festversammlungen usw.). Immer wieder forderte Mose das Volk auf, gehorsam zu sein und ihre Kindermit dem Handeln Gottes und seinen Geboten bekanntzumachen. Kapitel 6 endet mit den Worten: „Und es wird unsere Gerechtigkeit sein, wenn wir darauf achten, dieses ganze Gebot vor dem HERRN, unserem Gott, zu tun, so wie er uns geboten hat.“
Kapitel 7‒Ausrottung des Götzendienstes im verheißenen Land
In diesem Kapitel beginnt Mose mit dem ausdrücklichen Befehl, alle Bewohner des Landes gänzlich zu verbannen (= auszurotten), und verbietet strikt jede Heirat mit ihnen, nicht nur, weil sie Gott nicht kannten, sondern weil sie Götzendiener waren und das Volk Israel zum Götzendienst verleiten würden. Gott kennt das menschliche Herz besser als wir selbst! Alle götzendienerischen Gegenstände (Altäre, Götzenbilder usw.) sollten vollständig vernichtet werden, denn „ein heiliges Volk bist du dem HERRN, deinem Gott“ (V. 6). –In diesem Zusammenhang stellt Mose gleichsam die Frage, warum Gott sich das Volk zum Eigentumsvolk erwählt habe. Die Antwort finden wir in Vers 7:„Nicht weil ihr mehr wäret als alle Völker ..., sondernwegen der Liebe des HERRN zu euch ...“ Ist es nicht das stärkste Motiv, eine Person zu lieben, wenn ich weiß, dass sie mich liebt? Hat der der Herr Jesus die Seinen nicht überaus geliebt (vgl. Joh 13,1)!
Das Volk war also das Eigentum Gottes. Er liebte es und Er würde treu alle Verheißungen erfüllen. Doch seine Treue war an eine Bedingung geknüpft: An den Gehorsam des Volkes.–War das nicht selbstverständlich? Eigentlich ja, oder?
Dann ließ Gott durch Mose all die Segnungen aufzählen, die Er bei Gehorsam geben würde (siehe untenstehende Tabelle). In diesem Kapitel besteht der Gehorsam jedoch vor allem in der gnadenlosen Ausrottung der Götzendiener und ihrer Kultgegenstände. Und so wie Gott Ägypten beim Auszug des Volkes schlug, so würde Er ihnen auch im Kampf gegen die Bewohner des Landes den Sieg geben; ja, Er selbst würde diese götzendienerischen Nationen austreiben (vgl. die Ankündigung an Abraham in 1Mo 15,16–21).
Kapitel 8‒Segnungen und Warnungen
Auch in Kapitel 8 weist Mose eindringlich auf das Halten des Gebots hin, und zwar des ganzen Gebots, nämlich aller Gebote. Die Segnungen des Gehorsams sind hier Leben→Vermehrung→Hineinkommen ins Land→Besitznahme des Landes. Weiterhin erfahren wir in diesem Kapitel, dass Gott sein Volk während der Wüstenreise erzogen hat: Er wollte sie demütigen und erkennen lassen, was wirklich in ihrem Herzen war. Worum ging es denn dabei? Es ging darum, ob sie seine Gebote beachten würden oder nicht–ob sie gehorsam wären oder nicht! Deshalb ließ Gott sie hungern und gab ihnen das Manna. Der Mensch sollte vor allem erkennen, dass er nicht von Brot allein lebt, sondern von jedem Wort, das aus dem Mund des HERRN hervorgeht, und zwar durch dessen gehorsame Befolgung. Gehorsam und Leben sind untrennbar miteinander verbunden. Nachdem Gott sie an seine treue Fürsorge–trotz allen Ungehorsams–erinnert hatte, bat Er sie, in ihrem Herzen zu erkennen, dass Er sie
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Segnungen in 5. Mose 7
Frucht des Leibes
Getreide–Most–Öl
Nachwuchs der Rinder
Zucht des Kleinviehs
Keine Unfruchtbarkeit
Keine Krankheit
Keine Seuchen
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aus Liebe gezüchtigt hatte, und zwar wie ein Vater seinen Sohn, den er sehr lieb hat. Im weiteren Verlauf stellt Gott ihnen verschiedene Segnungen des Landes vor:
Kennst du als ChristdeineSegnungen? Und hast du auch Freude daran?
Nun folgt die Aufforderung, den HERRN für das gute Land zu preisen und Ihn nicht zu vergessen. Das bedeutet hier wieder, den Weg des Gehorsams nicht zu vergessen, sonst würde das Volk nichts aus den Belehrungen der Wüste gelernt haben. Alle Bemühungen Gottes in der Wüste hatten das Ziel: „Damit er dirGutestue an deinem Ende“ (8,16).
Kapitel 9 ‒Warnung vor Selbstgerechtigkeit, Ungehorsam und Halsstarrigkeit
Das Kapitel beginnt mit der Aufforderung: „Höre Israel!“ Wie oft hörenwir und hören trotzdem nicht!? Gehorsam hat es mit dem Hören zu tun! Siebenmal ruft Mose in diesem Buch dem Volk zu: „Höre, Israel!“(4,1; 5,1; 6,3.4; 9,1; 20,3; 27,9). Bald würde das Volk das Land in Besitz nehmen, und Gott würde starke und große Nationen vertilgen und beugen, die das Volk austreiben und vernichten sollte. Gott warnte sie davor, dem Gedanken Raum zu geben, das geschähe wegen ihrer Gerechtigkeit und der Geradheit ihres Herzens. Nein, der eigentliche Grund war die Bosheit und Gesetzlosigkeit dieser Völker. Außerdem wollte Gott seine Verheißung an die Erzväter erfüllen.
Mose erinnerte das Volk an den Götzendienst in Verbindung mit dem goldenen Kalb und legte ihnen dar, dass das bereits in der ersten Zeit nach der Wegführung aus Ägypten stattgefunden hatte, und zwar in den Tagen, als er vierzig Tage und vierzig Nächte auf dem Berg Horeb war. Gott nannte das Volk bei dieser Gelegenheit einhartnäckigesVolk, das Er vertilgen wollte. Als Mose vom Berg herabkam, zerschmetterte er die Gesetzestafeln. Nicht nur das, er hatte auch sich selbst vor Gott niedergeworfen und unter Fasten zu Ihm geschrien. Danach zermalmte er das Kalb zu Pulver, streute den Staub auf Wasser und ließ es das Volk trinken. Später hatte das Volk den HERRN erzürnt (vgl. 4Mo 11) und kurze Zeit später erneut in Kades-Barnea, von wo aus sie das Land auskundschafteten (4Mo 13; 14). Überall dasselbe Bild: Hartnäckigkeit und Widerspenstigkeit gegen die Befehle des HERRN.
Kapitel 10 ‒abschließende Mahnung zu völliger Hingabe
Als Mose sich damals so vor Gott für das Volk verwendete, hatte Er ihm gesagt, dass er sich zwei neue steinerne Tafeln aushauen solle. Gott schrieb auch auf diese Tafeln die Zehn Gebote. Diese Tafeln legte Mose später in die Bundeslade, nicht in eine von ihm selbst erbaute Lade (vgl. 2Mo 25,10–16). Schließlich wird der Tod Aarons an dieser Stelle in Verbindung mit dem goldenen Kalb erwähnt. Das ist kein chronologischer Zusammenhang, sondern ein moralischer: Bei der Einführung des Götzendienstes hätte Aaron eigentlich sterben müssen.
Gott konnte im Vorgriff auf das Sühnungswerk des Herrn Jesus Gnade üben. Im Zerschlagen der beiden ersten Gesetzestafeln sehen wir vorbildlich, was mit dem Herrn Jesus geschehen ist, denn diese Tafeln waren von Gott selbst ausgehauen. Wegen des Götzendienstes Israels wurden sie zerschlagen. Christus war der Einzige, der das Gesetz erfüllt hat, und Er musste sterben. Die zweiten Gesetzestafeln sind ein Bild der Gläubigen–Gott konnte seine gerechten Forderungen nicht mindern, aber die Tafeln fanden einen Platz in der Bundeslade (ein Bild von Christus), und wenn die Cherubim über der Lade in Richtung Gesetzestafeln schauten, sahen sie das auf den Deckel gesprengte Blut. So konnte Gott das Volk vor dem Gericht verschonen und in seiner Mitte wohnen. Dazu kommt die Fürbitte Moses als Mittlerebenfalls ein Vorbild von dem Herrn Jesus.
Einerseits sehen wir den Ungehorsam, die Hartnäckigkeit und die Widerspenstigkeit des Volkes, andererseits die Gnade Gottes solch einem Volk gegenüber. Es war seine Gnade, dass Er zu dieser Zeit den Priesterdienst einrichten ließ: „In jener Zeit sonderte der HERR den Stamm Levi dazu aus, die Lade des Bundes des HERRN zu tragen, vor dem HERRN zu stehen, um ihm zu dienen und in seinem Namen zu segnen, bis auf diesen Tag“ (10,8). Unbegreifliche Langmut Gottes! Abschließend finden wir eine Mahnung zu völliger Hingabe und zumGehorsam: „Und nun, Israel, was fordert der HERR, dein Gott, von dir, als nur, den HERRN, deinen Gott, zu fürchten, auf allen seinen Wegen zu wandeln und ihn zu lieben und dem HERRN, deinem Gott, zu dienen mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele, indem du die Gebote des HERRNund seine Satzungen, die ich dir heute gebiete, hältst, dir zum Guten?“(10,12.13).–Dir zum Guten. Spürt man da nicht die Güte und Wärme Gottes?
Trotz der unermesslichen Größe Gottes, dem die Himmel gehören, aber auch die Erde, hat Er sich dennoch diesem kleinen Volk zugeneigt. Er sieht die Person nicht im Gericht an und nimmt kein Bestechungsgeschenk an: Er ist der vollkommene, unbestechliche Richter, dessen besondere Fürsorge den Waisen, den Witwen und den Fremden gilt. Diese Charakterzüge der Gerechtigkeit und Güte will Gott auch bei seinem Volk sehen. Zu Beginn war das Volk eine Familie von siebzig Menschen–nun ein Volk, so zahlreich wie die Sterne des Himmels.
Kapitel 11
Bevor Mose in Kapitel 11 das Volk erneut auf die Notwenigkeit des Gehorsams hinweist, damit Gott ihm im Land Regen geben kann, erinnert er sie an sein Handeln an Ägypten und besonders am Pharao. Auch erinnert er an das Handeln Gottes mit dem Volk während der Wüstenreise und insbesondere mit Dathan und Abiram im Gericht. Das Handeln Gottes ist immer „das ganze große Werk“(V. 7), ob nun im Gericht oder in Gnade. Aber seine Gedanken sind immer höher als unsere Gedanken, und wir tun gut daran, sie zu beachten und Ihn dafür anzubeten. Das wiederum führt uns zu einer Gesinnung des Gehorsams.
Nun finden wir einen bedeutenden Unterschied zwischen Ägypten (die Welt) und dem Land Kanaan (das Land Gottes): Beide Länder haben ein völlig unterschiedliches Bewässerungssystem. Auf Ägypten fällt kaum Regen; das Land erhält seine Fruchtbarkeit von dem während hundert Tagen überschwemmenden Nil2. Zu bestimmten Zeiten mussten die Ägypter mit dem Fuß wässern. Das Land Israel hingegen würde ein Land mit Bergen und Tälern sein, das den Regen des Himmels trinkt. Dieses Land ist also völlig vom Regen des Himmels abhängig und somit von Gott selbst. Gott würde auf das Land achten. Der Regen würde aber nur dann fallen, wenn das Volk gehorsam wäre: „Und es wird geschehen, wenn ihr fleißig auf meine Gebote hört, die ich euch heute gebiete, den HERRN, euren Gott, zu lieben und ihm zu
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2 In Hesekiel 29 heißt es, dass der Pharao, der König von Ägypten,sagt: „Mein Strom gehört mir, und ich habe ihn mir gemacht“ (V. 3), und einige Verse weiter sagt der Pharao: „Der Strom gehört mir, und ich habe ihn gemacht“ (V. 9). Vielleicht meintensie damit das ausgeklügelte Leitungssystem, das sie vom Nil aus selbst angelegt hatten.
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dienen mit eurem ganzen Herzen und mit eurer ganzen Seele“ (11,13). Dann würde Gott Regen geben, damit genügend Nahrung für die Menschen (vor allem Getreide, Most und Öl; vgl. 8,8) und Futter für das Vieh vorhanden wäre.
Wieder folgt eine ernste Warnung vor dem Götzendienst. Gibt es für Menschen eigentlich eine Alternative als entweder Gott zu dienen oder den Götzen? Nach den Worten des Herrn Jesus gibt es nur diese Alternative: „Niemand kann zwei Herren dienen ... entweder ... oder“ (Mt 6,24). Die Verführung zum Götzendienst ist eine Sache, dieim Herzen beginnt (V. 16) und schließlich den Zorn Gottes bewirkt, den Regen verhindert und die Vertreibung aus dem guten Land zur Folge hat. Gegen diese Verführung gibt es nur ein Bewahrungsmittel: Das Wort Gottes muss einen festen Platz imHerzenhaben und an die nächste Generation weitergegeben werden. Die segensreich Folge ist: Viele Tage (ein langes Leben), „wie dieTage des Himmels über der Erde“(11,21).
Abschließend stellt Mose dem Volk noch einmal die Verheißung vor Augen, dass sie all die Nationen in Besitz nehmen würden, dass ihnen das Land gehören würde.Dazu beschreibt er die Grenzen des Landes. Das Volk soll selbst wählen: Wollen sie den Segen oder den Fluch? Gott wird diese Entscheidung von seinem Volk fordern. Gott wird ein gehorsames Volk segnen und ein ungehorsames, götzendienerisches Volk verfluchen. Beim Einzug in das Land hat Josua treu die Anweisung Moses erfüllt, den Segen auf dem Berg Gerisim zu erteilen und den Fluch auf dem Berg Ebal, indem er dem Volk die Worte des Gesetzes vorlas (Jos 8,33–35). „So achtet darauf, all die Satzungen und die Rechte zu tun,die ich euch heute vorlege“ (11,32).
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Beispiele für Götzendienst
1. Habsucht ist Götzendienst (Kol 3,5)
- sexuelle Gier
- materielle Sucht
- Macht und Kraft (Hab 1,11)
2. Allgemein: Worauf wir vertrauen, dass es uns schützt und für uns sorgt, ohne auf Gott zu vertrauen
3. Alles, was den Platz des Herrn in unseren Herzen und somit auch in unserem Leben einnimmt
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Kapitel 12,1–26,19
Einteilung
1. Völlige Zerstörung aller Orte des Götzendienstes–Neues Grundgesetz: Nur an der von Gott erwählten Stätte darf Gott durch Opfer geehrt werden (12,1–28)
2. Verbot jeder Nachahmung heidnischen Gottesdienstes–Bestrafung der Götzendiener (12,29–13,19)
3. Verbot heidnischer Trauerbräuche und unreiner Speisen (14,1–21)
4. Der Zehnte, besonders der Zehnte in jedem dritten Jahr (14,22–29)
5. Schuldenerlass in jedem siebten Jahr und Freilassung hebräischer Sklaven (15,1–18)
6. Heiligung der fehlerfreien männlichen Erstgeburten von Rindern und vom Kleinvieh (15,19–23)
7. Vorschriften bezüglich der drei jährlichen Hauptfeste (16,1–17)
8. Rechtspflege–Verbot/Bestrafung des Götzendienstes (16,18–17,13)
9. Das Gesetz für Könige (17,14–20)
10. Einkünfte und Rechte der im Heiligtum dienenden Priester und der Leviten (18,1–8)
11. Wahrsagerei/ Zauberei und Verheißung echten Prophetentums mit Angabe seiner Kennzeichen (18,9–22)
12. Aussonderung der Freistädte für Totschläger (19,1–13)
13. Verbot des Verrückens der Grenze–Das Zeugnis vor Gericht und die Bestrafung falscher Zeugen (19,14–21)
14. Kriegsgesetze (20,1–20)
15. Sühnung eines von unbekannter Hand verübten Mordes (21,1–9)
16. Verschiedene familienrechtliche Bestimmungen und menschliche Pflichten (21,10–22,12)
17. Behandlung von Unzucht–Sittlichkeitsgesetze (22,13–23,1)
18. Wer in die Versammlung Israels aufgenommen werden darf und wer auszuschließen ist (23,2–9)
19. Einzelgebote wie Menschenliebe, Sittenreinheit, Ehescheidung und so weiter (23,10–25,4)
20. Schwagerehe und andere Gebote wie die Vergeltung an den Amalekitern (25,5–19)
21. Zwei Gebete: (a) Dankbarkeit gegenüber Gott für die Erlösung und (b) Anzeigen des Gebens des Zehnten im dritten Jahr–Schlussworte zu dem Hauptabschnitt (26,1–19)
Kapitel 12‒Ort der Anbetung
Wir kommen jetzt zum letzten und längsten Teil der zweiten Rede Moses, die viele Einzelbestimmungen enthält. Die „Satzungen und Rechte“ sollten für das Volk eine Hilfe sein, jeden Lebensbereich dem HERRN zu weihen, und zwar besonders im Blick auf das Wohnen im Land. Bevor Einzelheiten folgen, wiederholt Mose die Aufforderung, alle Orte des Götzendienstes und die entsprechenden Kultgegenstände zu zerstören.
Nun finden wir immer wieder Ausdrücke wie „der Ort, den der HERR, dein Gott, erwählen wird, seinen Namen dort wohnen zu lassen“. Nur dort sollte das Volk Gott anbeten; dorthin sollten auch die Opfergaben undZehnten gebracht werden. Keinesfalls durfte das Volk vergessen, die Leviten mit Gaben zu unterstützen. Der Ort sollte ein Ort der Freude (12,7.12.18) für das ganze Volk sein. Gemeint war letztlich die Stadt Jerusalem, wo der Sohn Davids, Salomo, später den Tempel erbaut hat. Allerdings sollte es noch Hunderte von Jahren dauern, ehe David diesen Ort fand. Allerdings war es erlaubt, anjedem beliebigen Ortim Land Fleisch zu essen, sofern es sich nicht um Opfer handelte. Die frühere Vorschrift, Fleisch ausschließlich in der Gegenwart Gottes zu essen, galt nur für die Dauer der Wüstenreise (3Mo 17,1–9). In keinem Fall durfte jedoch das Blut der Tiere gegessen werden (vgl. 3Mo 17,10–14). Darauf stand Todesstrafe.
Wie oft hatte Gott im fünften Buch Mose bisher das Volk vor dem Götzendienst warnen lassen!? Götzendienst ist ein zentraler Angriff auf die Beziehung Gottes zu seinem Volk. Mit jeder Warnung erhöhte sich die Verantwortung des Volkes. Wie oft mag Gott uns schon vor bestimmten Sünden gewarnt haben!
Kapitel 13‒falsche Propheten und Götzendiener
In Kapitel 13 warnt Mose das Volk vor falschen Propheten oder Träumern. Diese Personen könnten sogar Zeichen und Wunder tun (allerdings aus okkulter Quelle). Man würde sie daran erkennen, dass sie zum Götzendienst verführen; man sollte nicht auf sie hören. Andererseits würde Gott durch solche Verführungen die Kinder seines Volkes auf die Probe stellen.–Der Prophet oder Träumer, derAbfall von Gottredete, sollte getötet werden.
Ebenso unnachsichtig sollten sie mit solchen handeln, die heimlich zum Götzendienst verführen wollten, selbst wenn es nahe Verwandte oder gute Freunde waren (V. 7–12). Das ganze Volk sollte sie steinigen. Die Tötung sollte für das ganze Volk eine abschreckende Wirkung haben. Wenn man in einer Stadt von einer Zusammenrottung von Männern hörte, die Götzendienst ausüben wollten (V. 13–18), sollte die Sache gründlich untersucht werden, bei Bestätigung sollten alle Bewohner und die Tiere der Stadt erschlagen werden. Alles Hab und Gut sollte gänzlich mit Feuer verbrannt und die Stadt zu einem ewigen Schutthaufen werden.
Kapitel 14 ‒Verbot heidnischer Trauerbräuche–Gabe des Zehnten
Wegen der besonders engen Beziehung des Volkes Israel zu Gott nennt Mose die einzelnen Israeliten hier Kinder [oder Söhne] Gottes. Natürlich bedeutet das nicht, dass alle Israeliten von neuem geboren waren (vgl. Joh 1,12; 3,3). Je näher jemand zu Gott gebracht ist, umso mehr kann Gott erwarten, dass er in seinem Sinn handelt. Es gab damals heidnische Bräuche, zum Beispiel Ritzen der Haut oder bestimmte Rasuren, die man anlässlich eines Todesfalles durchführte. Solche Bräuche sind uns in der westlichen Welt nicht bekannt. Auch heute mag beim Heimgang von Kindern Gottes die Trauer groß sein; für uns ist das jedoch eine schöne Gelegenheit, an die Auferstehung zu denken und der Hoffnung auf das Kommen Jesu Ausdruck zu geben.
Bereits im vierten Buch Mose finden wir Anweisungen bezüglich des Zehnten (4Mo 18,21–32). Es scheint sich hier in 5. Mose 14 nicht um einen zusätzlichen Zehnten zu handeln, sondern hier wird hinzugefügt, dass der Zehnte zur Wohnung Gottes gebracht werden sollte und dass die ganze Familie in der Gegenwart Gottes davon essen durfte. Außerdem war es möglich, die Zehnten oder Erstlingstiere am Heimatort zu verkaufen und für den Erlös bei der Wohnung Gottes wieder Naturalien und Tiere zu erwerben. Die ganze Familie sollte sich in der Gegenwart des HERRN freuen, und zwar zusammen mit den Leviten. Im fünften Buch Mose wird öfter auf die Freude in der Gegenwart Gottes hingewiesen (12,7.12.18; 14,26; 16,11.14; 26,11; 27,7), im dritten Buch Mose hingegen nur ein einziges Mal (3Mo 23,40). Am Ende jedes dritten Jahres sollte ein zusätzlicher Zehnter für die Leviten, für verarmte Israeliten, Fremde, Witwen und Waisen bereitgestellt werden. Dieser Zehnte sollte in den Städten verbleiben. So sollten die Kinder Israel nicht nur für sich selbst mit Freude von allem Gebrauch machen, sondern auch mit Freudeweitergeben, zuerst den Leviten und dadurch dem HERRN, dann auch solchen, die selbst wenig Einkommen hatten. Gott würde selbst Freude daran haben, sein Volk weiter reichlich zu segnen.
Kapitel 15‒Schuldenerlass und erstgeborene, reine Tiere
So sollten sie auch alle sieben Jahre ihren Brüdern die Schulden erlassen, damit die Not gemildert würde. In Bezug auf einen Armen sollte niemand sein Herz verhärten und verschließen; außerdem musste ein hebräischer Sklave im siebten Jahr frei werden. Dabei sollte das Volk sich erinnern, dass sie selbst einmal Sklaven im Land Ägypten gewesen waren.–Was die Darbringung der Erstgeborenen vom Rind- und Kleinvieh betrifft, so erfahren wir in den Versen 19–23, dass sie als Friedensopfer (vgl. 3Mo 3 und 7) dargebracht wurden, denn die Kinder Israel durften davon essen.
Kapitel 16‒die drei großen jährlichen Feste des HERRN
In Kapitel 16 werden noch einmal die Feste des Herrn erwähnt, die Mose bereits in 3. Mose 23 ausführlich beschrieben hatte. Die Verse 16 und 17 sind eine gute Zusammenfassung der wichtigen Punkte in diesem Kapitel: „Dreimal im Jahr sollen alle deine Männlichen vor dem HERRN, deinem Gott, erscheinen an dem Ort, den er erwählen wird: am Fest der ungesäuerten Brote und am Fest der Wochen und am Fest der Laubhütten. Und man soll nicht leer vor dem HERRN erscheinen: jeder nach dem, was seine Hand geben kann, nach dem Segen des HERRN, deines Gottes, den er dir gegeben hat.“ Mose setzt hier die früheren Verordnungen (2Mo 12; 3Mo 23; 4Mo 28 und 29) als bekannt voraus und behandelt vor allem die Dinge, die mit den Opfermahlzeiten an diesen Festen verbunden waren. Über die vorgeschriebenen Opfer hinaus konnten freiwillige Opfer gegeben werden (16,2.10.17).
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„Der Gerechtigkeit, der Gerechtigkeit sollst du nachjagen, damit du lebest und das Land besitzest, das der HERR, dein Gott, dir gibt.“ (16,20)
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Dreimal heißt es in diesem Kapitel: „...vor dem [Angesicht des] HERRN“ (16,11.16.16), und jedes Mal heißt es dabei, dass das Volk sichfreuenund nurfröhlich seinsollte.
Die insgesamt sieben Feste werden hier zu drei großen Festzyklen zusammengefasst:
1. Das Passahfest (zusammen mit dem Fest der ungesäuerten Brote und der Erstlingsgarbe)
2. Das Fest der Wochen (Pfingstfest)
3. Das Fest der Laubhütten (mit dem vorausgegangenen Fest des Gedächtnisses des Posaunenhalls und dem großen Versöhnungstag)
Kapitel 17: Rechtspflege, Götzendiener und Könige
Damit Recht und Gerechtigkeit aufrechterhalten bliebe, sollte das Volk Richter und Vorsteher in allen Städten Israels einsetzen. Bestechungsgeschenke waren verboten, denn sogar Weise und Gerechte würden dadurch geblendet und ungerecht Recht sprechen. Wieder folgt eine Warnung vor dem Götzendienst; Götzendiener mussten gesteinigt werden, aber nicht auf die Aussage eines einzelnen Zeugen hin. Außerdem sollte der Zeuge der Erste sein, der bei der Vollstreckung des Todesurteils Hand anlegte. Gab es Rechtssachen, die in den Städten nicht geregelt werden konnten, sollten die streitenden Parteien zu den Priestern bei der Wohnung Gottes gehen. Würde jemand auf den Priester nicht hören, sollte er ebenfalls mit dem Tod bestraft werden.
Der Abschnitt ab Vers 14 beginnt mit den Worten: „Wenn du in das Land kommst, das der HERR, dein Gott, dir gibt, und es besitzt und darin wohnst und sagst: Ich will einen König über mich setzen, wie alle Nationen, die rings um mich her sind!“ Gott wusste, dass das Volk eines Tages einen König begehren würde (vgl. 1Sam 8,5ff.), und ließ schon hier durch Mose sagen, dass der König bestimmte Dinge unbedingt beachten sollte:
1. Er sollte sich die Pferde nicht mehren, vor allem auch, um zu verhindern, dass das Volk nach Ägypten zurückkehrte.
2. Er sollte sich die Frauen nicht mehren, damit er nicht zum Götzendienst verführt würde.
3. Er sollte sich Silber und Gold nicht sehr mehren.
4. Er sollte sich eine Abschrift des Gesetzes beschaffen, in der er alle Tage seines Lebens lesen sollte.3
Die ersten drei Punkte hat der König Salomo, der weiseste Mensch, der je gelebt hat, zu seinem großen Schaden nicht beachtet. Ob er beim täglichen Lesen des Wortes Gottes treuer war?
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Beispiele für Todesstrafe
1. Götzendienst beziehungsweiseVerleitung zum Götzendienst (3Mo 20,1–5; 5Mo 17,2–7)
2. Betreiben von Okkultismus wie Totenbeschwörung, Wahrsagerei (3Mo 20,6.27)
3. Verfluchen der Eltern (3Mo 20,9; 2Mo 21,17)
4. Ehebruch, Hurerei, Homosexualität, Sodomie usw.(3Mo 20,10–21; 5Mo 22,13–27)
5. Gotteslästerung (3Mo 24,10–16)
6. Mord (3Mo 24,17.21; 5Mo 19,11–21; 2Mo21,14)
7. Sabbatschändung(4Mo 15,32–36)
8. Vermessenheit in Rechtssachen (5Mo 17,8–13)
9. Falsche Prophezeiungen (5Mo 18,20–22)
10. Widerspenstige Kinder (5Mo 21,18–21)
11. Menschenraub zum Sklavendienst (5Mo 24,7; 2Mo21,16)
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Kapitel 18: Einkünfte der Priester–Okkultismus–Prophetentum
Nun erfahren wir, dass die Priester und die Leviten Gott selbst zum Erbteil hatten und daher kein eigenes Erbteil (= Landbesitz) haben sollten; allerdings gehörten ihnen achtundvierzig Städte, wo sie wohnten (4Mo 35,1–8; Jos 21,1–42). Sie bekamen all das, was das Volk dem HERRN darbrachte (die Zehnten von Korn, Most und Öl, die Erstgeborenen vom Rind- und Kleinvieh). Dadurch wurden die Priester und Leviten mit Gott identifiziert. Wenn ein Levit begütert war, war das für das Volk kein Grund, ihn nicht zu unterstützen.
Jede Form von Okkultismus war dem Volk Israel strengstens verboten. Kinder durchs Feuer gehen lassen und sie somit zu opfern, diente häufig dazu, Wissen über die Zukunft zu erlangen oder böse Geister manipulieren zu wollen (Magie). „Diese Aufzählung des Wortes Gottesumfasst alle denkbaren Arten von Okkultismus, zum Beispiel:
den Versuch, verborgene Dinge oder zukünftige Ereignisse durch übernatürliche Mittel zu sehen oder vorauszusagen
den Versuch, zukünftige Ereignisse aus den Sternen oder anderen ,Zeichen‘zu deuten
die Beschwörung dämonischer Mächte zum eigenen Nutzen oder zum Schaden anderer, zum Beispiel durch einen Bann
das Befragen von Geistern und auch–angeblich–von Totengeistern. (In Wirklichkeit nahmen Totenbefrager Kontakt mit einem Dämon auf, der vorgab, die gestorbene Person zu sein.)“4
Im Gegensatz zu diesen okkulten Praktiken stand die Offenbarung Gottes durch die Propheten und hier besonders durch „einen Propheten aus deiner Mitte“ (18,15). Das ist eine der deutlichsten Prophezeiungen über Christus als den großen Propheten Gottes: „Einen Propheten, gleich dir, will ich ihnen aus der Mitte ihrer Brüder erwecken; und ich will meine Worte in seinen Mund legen, und er wird alles zu ihnen reden, was ich ihm gebieten werde“ (18,18). Wie abscheulich sind für Gott jeder Okkultismus und alle Lügenprophezeiungen.
Kapitel 19 ‒Zufluchtsstädte–Verbot, die Grenze zu verrücken–Zeugen und falsches Zeugnis
Mose hatte bereits drei Städte als Zufluchtsstädte auf der östlichen Seite des Jordan bestimmt (4,41–43). Nach der Besitznahme des Landes sollten drei weitere Städte als Zufluchtsstädte bestimmt werden (vgl. 4Mo 35,9–34). Diese Städte sollten gut und schnell erreichbar sein. Sie dienten einem Totschläger, der versehentlich jemand getötet hatte, als Zufluchtsort. Ein Mörder dagegen musste herausgegeben werden. Aus 4. Mose 35,28 wissen wir, dass ein Totschläger beim Tod des Hohenpriesters frei war. Später sollten noch weitere drei Zufluchtsstädte dazukommen (19,8–10).
Gott wollte keine Grenzveränderungen, weil das empfangene Erbteil in der Familie verbleiben sollte. Grenzveränderungen waren Diebstahl (5Mo 27,17; Hiob 24,2; Spr 22,28; 23,10; Hos 5,10).–Das Zeugnis einer einzelnen Person reicht nicht; es mussten mindestens zwei oder drei Zeugen sein. War jemand ein falscher Zeuge, so musste ihm die zu erwartende Strafe auferlegt werden.–Im Übrigen galt der Rechtsspruch: „Leben um Leben, Auge und Auge“ und so weiter (19,21; 2Mo 21,23.24). Dabei geht es nicht um Selbstjustiz, sondern um die Rechtsprechung.
Kapitel 20 ‒Kriegsgesetze
Israel sollte sich nicht vor dem Feind fürchten, weil der HERR treu zu seinem Volk stehen würde. Der Priester (Hohepriester) sollte zum Volk sprechen und ihm Mut machen.–Die Vorsteher sollten die aus dem Volk aussondern, die nicht mit in den Kampf ziehen sollten oder durften: wer ein neues Haus gebaut hatte, wer einen Weinberg frisch ge-
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3 Hier finden wir einen beherzigenswerten Hinweis auf dastäglicheLesen des Wortes Gottes. Aus dem Neuen Testament wissen wir, dass heutzutage alle GläubigenKönigesind (Off 1,6).
4 Zitiert aus Campbell, Satan–die Taktik des Feindes, S. 25, Christliche Schriftenverbreitung, Hückeswagen.
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pflanzt hatte, wer sich mit einer Frau verlobt hatte und auch die, die ängstlich waren. Ängstlichkeit würde mangelndes Vertrauen auf Gott verraten; so jemand sollte zurückkehren, damit er die anderen nicht verzagt machte.–Danach sollten die Vorsteher Heeroberste an dieSpitze des Volkesstellen.
Bevor der Kampf begann, sollte der Stadt, gegen die man zog, ein Friedensangebot gemacht werden. Nahm die Stadt das Angebot nicht an, sollte sie belagert und erobert werden. Dann durften nur die Männer erschlagen werden. Die Frauen und Kinder samt allem Vieh und dem Besitz sollten Kriegsbeute sein. All das galt nicht für die kanaanitischen Städte, deren gesamte Einwohnerschaft getötet werden sollte, weil sie schlimme Götzendiener waren. Bei der Belagerung von Städten sollten keine Obstbäume vernichtet werden; Gott will das, was Er geschaffen hat, zum Wohl des Menschen erhalten.
Kapitel 21 ‒Sühnung eines von unbekannter Hand verübten Mordes
Wenn ein Erschlagener auf freiem Feld gefunden wurde, sollten die Ältesten und Richter der nächstliegenden Stadt eine junge Kuh nehmen und ihr in einem Bach das Genick brechen, ihre Hände über der jungen Kuh waschen und ihre Unschuld beteuern. Danach sollten sie den HERRN um Vergebung bitten.–Im Bild ist der Erschlagene des Volkes Israel Christus selbst. Israel hat große Schuld auf sich geladen; aber auch die junge Kuh, der das Genick gebrochen wurde, ist ein Bild von Christus, der geopfert wurde, damit Vergebung möglich ist.–So hat Gott Vorsorge dafür getroffen, dass das Volk Israel einmal wieder im Land wohnen wird, obwohl sie den Messias getötet haben.
Familiäre und menschliche Pflichten
Wenn unter der Kriegsbeute eine schöne Frau war, die ein Israelit heiraten wollte, so musste sie sich das Haupt scheren (wodurch sie weniger attraktiv war), sich die Nägel schneiden, die Kleider der Gefangenschaft ablegen und um ihre Eltern trauern. Einen Monat später durfte der Israelit sie dann zur Frau nehmen. Vergewaltigung sollte es nicht geben. Hatte der Israelit später kein Gefallen mehr an ihr, konnte er sie frei entlassen; er durfte sie aber nicht als Sklavin verkaufen.
Hatte jemand zwei Frauen, von denen er eine liebte und die andere hasste, konnte er nicht den Sohn der geliebten anderen Söhnen vorziehen. Der Erstgeborene, auch wenn er von der Gehassten war, sollte ein doppeltes Erbteil bekommen.–Manche sehen in dem Sohn der gehassten Frau ein Bild von Israels, das wegen seiner Sünde gehasst wurde und doch wieder angenommen und im Land reich gesegnet werden wird.
Ein unbändiger und widerspenstiger Sohn, der nicht gehorchte, musste von den Eltern zu den Ältesten der Stadt gebracht werden; es handelte sich um eine extreme Missachtung des Gebots, die Eltern zu ehren. Alle Bewohner der Stadt sollten ihn töten.–Der widerspenstige Sohn ist ein Bild des gottlosen Teils des Volkes Israel, der im Gericht umkommen wird.
In der Regel war wohl die Steinigung die Todesart für einen zum Tod Verurteilten. Es konnte sein, dass der Leichnam zur Abschreckung an einen Baum gehängt wurde. Ein Gehängter sollte nicht über Nacht hängen bleiben: „Ein Fluch Gottes ist ein Gehängter“ (21,23). Dieser Ausspruchhat seine besondere Erfüllung im Tod des Herrn Jesus gefunden (Gal 3,13). Der Herr Jesus nahm den schrecklichen Platz am Kreuz ein und wurde dadurch ein Fluch Gottes.
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Einerseits ist der Tod Christi das grausamste Verbrechen, das je begangen wurde–andererseits ist der Tod Christi Gottes Mittel, dem Menschen Gnade zu gewähren.
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Kapitel 22 bis 23,1
Die Kinder Israel sollten mit verirrten Tieren, die einem Israeliten gehörten, sorgfältig umgehen. In dem ganzen Kapitel kommt Gottes Fürsorge für sein Volk und für die Tiere zum Ausdruck. Die Kleidung einer Frau sollte nicht auf einem Mann sein und umgekehrt. Gott wollte, dass die unterschiedliche Rolle der Geschlechter auch in ihrem Äußeren gewahrt wurde. Dieses Gebot scheint sich insbesondere auf Transvestitismus („meist sexuell motivierte Neigung, Kleidung und Verhalten des anderen Geschlechts anzunehmen“; Der große Brockhaus) und vielleicht auch auf Homosexualität zu beziehen. Weitere Beispiele für die Fürsorge für Tiere und Menschen finden sich in den Versen 6–8. Der Weinberg durfte nicht mit zweierlei Samen besät beziehungsweise mit zweierlei Gewächsen bepflanzt werden; Rind und Esel durften nicht gemeinsam vor einen Pflug gespannt werden; Kleidung von verschiedenartigem Stoff (Wolle und Leinen) durfte nicht gleichzeitig getragen werden. Außerdem sollten die Oberkleider Quasten haben (vgl. 4Mo 15,37–41).
Es konnte sein, dass ein Mann seine Frau beschuldigte vorehelichen Verkehr gehabt zu haben, um sie loszuwerden. Die Sache sollte von den Ältesten genau untersucht werden. Wenn die Beschuldigung wahr war, sollte die Frau gesteinigt werden. Stimme es nicht, sollte der Mann sie nicht entlassen können und selbst gezüchtigt werden. Hurerei und Ehebruch wurden mit dem Tod bestraft; das galt auch für ein verlobtes Mädchen; in dieser Hinsicht nahm sie eine Stellung wie die verheiratete Frau ein. Vorehelicher Verkehr konnte zu einer Ehe führen, es sei denn, dass der Vater der Frau sich weigerte, seine Tochter dem Mann zur Frau zu geben. Ein Mann sollte sich nicht die Frau seines Vaters nehmen (das war übrigens die Sünde des Mannes in 1. Korinther 5, der aus der Gemeinde ausgeschlossen wurde).
Kapitel 23,2 bis 25,19
Wer durfte in die Versammlung des HERRN aufgenommen werden?
Kapitel 23 beginnt mit der Beschreibung von Personen, die nicht in die Versammlungdes HERRN (es ist seineVersammlung!) kommen durften. Es waren zeugungsunfähige (wegen Götzendienst kastrierte?) Personen, uneheliche oder in Blutschande oder Prostitution gezeugte Kinder, auch Ammoniter und Moabiter, auch nicht die zehnte Generation. Von den Edomitern und Ägyptern durften Menschen in die Versammlung Gottes kommen, und zwar ab der dritten Generation (23,2–9). Wenn es um die Gnade geht, macht Gott keinen Unterschied zwischen den verschiedenen Völkern, wohl aber, wenn es um seine Regierung geht. Das zu akzeptieren ist die Weisheit des Glaubens. Weitere Einzelbestimmungen
Es folgen eine Reihe von Einzelbestimmungen: Zur Reinhaltung des Kriegslagers musste ein Mann mit Samenerguss sich bis zum Abend des folgenden Tages (der Tag begann ja abends) außerhalb des Lagers aufhalten und sich reinigen (23,11.12). Musste jemand seine Notdurft verrichten, sollten die Exkremente mit einer Schaufel vergraben werden (23,13–15). Einen Sklaven, der vor einem harten Herrn floh, sollte man aufnehmen (23,16.17). Prostitution (insbesondere Tempelprostitution) war verboten. Der Lohn durfte nicht in das Haus Gottes gebracht werden, auch nicht der Preis für einen verkauften Hund vielleicht eine Bezeichnung für einen Hurer (23,18.19). Ein Israelit durfte seinen Brüdern für das Leihen von Geld oder Waren keine Zinsen aufschlagen, wohl den Fremden (23,20:21). Ein Gelübde sollte in jedem Fall eingelöst werden (23,22–24). Weintrauben und Ähren eines fremden Feldes durften gegessen werden, man durfte sie aber nicht in sein Gefäß tun, offenbar, um nicht vorsätzlich die Ernte des anderen zu stehlen (23,25.26).
Ehescheidung, Rechtsprechung und Fürsorge für Arme
Wenn eine Frau, die mit einem Scheidebrief entlassen worden war, einen anderen Mann heiratete und auch dieser sie entließ, konnte ihr erster Mann sie nicht wieder zur Frau nehmen. Gott wird einmal das Volk Israel dennoch wieder annehmen, obwohl es Hurerei mit den umliegenden Völkern und deren Götzen begangen hat. Die Gnade wird sich über das Gesetz erheben (24,1–4). Jemand, der erst kurz verheiratet war, brauchte nicht in den Krieg zu ziehen (24,5; das ist eine Ergänzung zu 20,5–7). Mühle und Mühlstein durften nicht gepfändet werden, da sie für das tägliche Leben benötigt wurden (24,6). Auf Menschenraub zwecks Versklavung stand die Todesstrafe (24,7). Vorsicht bei Aussatz (24,8.9; vgl. 3Mo 13.14)!
Wer seinem Nächsten ein Darlehen gegeben hatte und ein Pfand dafür haben wollte, durfte dessen Haus nicht betreten. Ein gepfändeter Mantel sollte bis zum Abend zurückgegeben werden, weil der Arme ihn möglicherweise als Schlafdecke brauchte (24,9–13). Ein armer Tagelöhner sollte seinen Lohn täglich bekommen. Väter sollten nicht für die Sünde ihrer Kinder getötet werden und umgekehrt (24,14–16). Gott gebietet, das Recht eines Fremden oder einer Waise nicht zu beugen (24,17.18). Bei den verschiedenen Ernten (Getreide, Oliven, Weintrauben) sollte etwas für den Armen und den Fremden übrigbleiben. Hierbei erinnerte Gott sie daran, dass auch sie einmal Knechte in Ägypten gewesen waren, die Er erlöst hatte (24,19–22; vgl. 3Mo 19,9.10; 23,22). Bei Rechtshändeln zwischen zwei israelitischen Männern durfte die Strafe für den Beschuldigten nicht über vierzig Schläge hinausgehen. Zucht sollte angemessen sein; der Bruder sollte aber nicht sterben (25,1–3). Dem dreschenden Ochsen sollte das Maul nicht verbunden werden –das zeigt neben der tieferen geistlichen Bedeutung Gottes Güte gegenüber den Tieren (25,4; vgl. 1Kor 9,9.10).
Schwagerehe und Vergeltung an den Amalekitern
Wenn ein Israelit ohne Nachkommen verstarb, sollte der Bruder des Verstorbenen die Schwägerin zur Frau nehmen und ihr so die Schwagerpflicht leisten, damit dem Verstorbenen Nachkommen erweckt wurden. War der Schwager nicht bereit, sollte er beschimpft werden (25,5–10). Wenn die Frau eines Mannes, der im Streit mit einem anderen war, den anderen Mann an der Scham ergriff, sollte ihr die Hand abgehauen werden (25,11.12). Falsche Gewichtssteine waren für Gott ein Gräuel (25,13–16). Amalek sollte, weil es während der Wüstenreise die Nachhut angegriffen hatte, gänzlich ausgetilgt werden. Wir müssen das Böse genauso hassen, wie wir das Gute lieben. Es darf keine Vermischung geben (25,17–19; vgl. 2Mo 17).
Kapitel 26 ‒Dankbarkeit–der Zehnte in jedem dritten Jahr–Schlussworte
Das in Kapitel 26 beschriebene Gebet war wohl für die erste Ernte bestimmt, die das Volk nach Besitznahme des Landes einbringen würde. Welch ein mit Spannung erwarteter Augenblick, bald im Land wohnen zu dürfen und die Früchte einbringen zu können! Ein geeigneter Augenblick, um im Gebet vor Gott an die eigene Herkunft und die Erlösung Gottes zurückzudenken; früher waren sie ein geringes Häuflein gewesen, nun durch Gottes Gnade ein ansehnliches Volk. Voller Dankbarkeit sollten sie die ersten Früchte vor dem HERRNniederlegen und Ihn anbeten. „Und du sollst dich an all dem Guten erfreuen, das der HERR, dein Gott, dir und deinem Haus gegeben hat, du und der Levit und der Fremde, der in deiner Mitte ist“ (V. 11). Was sollte uns heutzutage hindern,Gott öfter in diesem Sinn zu danken, dass Er auch uns so überaus reich gesegnet hat und uns ein Land gegeben hat, in das wir bereits jetzt versetzt sind (Eph 2,6)? In den Versen 12–15 geht es um den Zehnten, der im dritten Jahr nach der Besitznahme des Landes dargebracht werden sollte. Er war für die Leviten, den Fremden, die Waise und die Witwe bestimmt. Auch bei dieser Gelegenheit sollte der Israelit ein Gebet vor dem HERRN aussprechen. In den ersten 12 Versen dieses Kapitels geht es um Dank und Anbetung für das, was Gott gewirkt hat. In dem Gebet in den Versen 13–15 geht es um das, was der Israelit gab, zusammen mit der Bitte, Gott möge weiterhin segnen. Beides gehört zusammen. Wie können wir um Segen bitten, wenn wir nicht selbst von dem, was wir empfangen haben, weitergeben?
Die lange Rede Moses, die wir nur kurz gestreift haben, endet mit den zusammenfassenden Worten, die für sich selbst sprechen: „An diesem Tag gebietet dir der HERR, dein Gott, diese Satzungen und Rechte zu tun: So halte und tu sie mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele! Du hast heute dem HERRN sagen lassen, dass er dein Gott sein soll und dass du auf seinen Wegen wandeln und seine Satzungen und seine Gebote und seine Rechte halten und seiner Stimme gehorchen willst. Und der HERR hat dir heute sagen lassen, dass du ihm ein Eigentumsvolk sein sollst, so wie er zu dir geredet hat, und dass du alle seine Gebote halten sollst; und dass er dich zur höchsten über alle Nationen machen will, die er gemacht hat, zum Ruhm und zum Namen und zum Schmuck; und dass du dem HERRN, deinem Gott, ein heiliges Volk sein sollst, so wie er geredet hat.“
Kapitel 27 bis 34
Die Schlussreden (27,1–30,20)
1. Aufstellen von Gesetzesgedenksteinen im Westjordanland–Errichtung eines Altars auf dem Berg Ebal (27,1–8)
2. Ausrufen der Segenssprüche und Flüche auf den Bergen Gerisim und Ebal (27,9–26)
3. Ankündigung des Segens (28,1–14)
4. Ankündigung des Fluches (28,15–69)
5. Ermahnungen und Warnungen Moses bei Abschluss des neuen Gnadenbundes (29 und 30)
Die letzten Schicksale und Abschiedsreden Moses (31,1–34,12)
1. Moses letzte Anordnungen und letzte prophetische Betätigung (31,1–30)
- Einsetzung Josuas zum Nachfolger Moses (31,1–8)
- Aufzeichnung und Übergabe des Gesetzes an die Priester und Ältesten (31,9–13)
- Gott kündigt den Tod Moses an, sagt den künftigen Abfall Israels voraus und ordnet das Aufschreiben eineszum Zeugnis dienenden Liedes an (31,14–30)
3. Letztes Einschärfen des Gesetzes; Mose empfängt Weisungen bezüglich seines bevorstehenden Todes (32,44–52)
4. Der Abschiedssegen Moses über die zwölf Stämme Israels (33)
5. Mose auf dem Berg Nebo–sein Tod und Begräbnis–Josua wird sein Nachfolger (34)
Kapitel 27
Wir kommen mit Kapitel 27 zu den beiden letzten Reden Moses, seinem Lied und dem abschließenden Bericht seines Todes. Auch diese Kapitel handeln, wie das ganze Buch, vor allem vom Gehorsam im Land und dem damit verbundenen Segen. Es fehlt aber auch nicht die Ankündigung des Fluches für den Fall, dass das Volk nicht gehorsam sein würde. Gott wusste natürlich, wie sich das Volk verhalten würde. In seiner unbegreiflichen Gnade hatte Er jedoch schon die endgültige Wiederherstellung des Volkes im Auge. Auch davon handeln diese Kapitel.
In dem Aufruf an das Volk, das ganze Gebot zu beachten, verbindet sich Mose mit den Ältesten Israels. Wie eindrucksvoll ist solch eine Einmütigkeit.–Nun steht der Eintritt in das Land nach dem Durchzug des Jordan kurz bevor. Mose gibt Anweisung, dass sofort nach Eintritt in das Land, und zwar auf dem Berg Ebal, große Steine aufgerichtet werden sollten, auf die alle Worte des Gesetzes (hier vor allem die Worte des fünften Buches Mose) geschrieben werden sollten. Auch sollte ein Altar errichtet werden, auf dem Brand- und Friedensopfer zur Freude Gottes und des Volkes geopfert werden sollten (vgl. Jos 8,30‒35).
Segenssprüche und Flüche auf den Bergen Gerisim und Ebal
Nun verbindet sich Mose in seiner Ansprache mit den Priestern, den Leviten (V. 9). Er gibt Anweisungen, dass sechs Stämme–unter ihnen die Leviten–auf dem Berg Gerisim stehen sollten, um den Segen auszusprechen, und die anderen sechs Stämme auf dem Berg Ebal, um den Fluch auszusprechen. Doch plötzlich lesen wir: „Und die Leviten sollen anheben und zu allen Männern von Israel mit lauter Stimme sprechen“ (27,14), und dann folgen ausschließlich Flüche. Warum segnen die Leviten nicht? Wo bleibt überhaupt der Segen in diesem Kapitel?
Es geht im Rest dieses Kapitels um die Verfluchung des einzelnen Israeliten: „Verflucht sei,wer...“ Wenn der Einzelne auf der Grundlage des Gesetzes vor Gott gestellt wird, gibt es keinen Segen. Da gibt es nur Fluch, den Fluch des Gesetzes. Das ist eine bittere Tatsache für uns Menschen.
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“Verflucht sei ...“ nach 5. Mose 27,25–36
wer sich eingeschnitztes oder gegossenes Bild macht (Götzendienst)
Wer Vater oder Mutter verachtet
wer die Grenze des Nächsten verrückt
wer einen Blinden irre führt
wer das Rechteines Fremden, der Waiseoder der Witwebeugt
wer Sex mitder Frau seines Vatershat
wer Sex miteinem Tierhat
wer Sex mit seiner Schwester (der Tochter seines Vaters oder der Tochter seiner Mutter) hat
wer Sex mit seiner Schwieger mutter hat
wer seinen Nächsten geheim Ermordet (Meuchelmord)
wer ein Bestechungs geschenk für einen Mord annimmt
wer dasGesetzesmissachtet
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Kapitel 28 ‒Ankündigung des Segens
Manche haben Kapitel 28 als eine Fortsetzung von Kapitel 27 gesehen. Doch in Kapitel 28 geht es nicht um einzelne Personen, sondern um das Volk Israel in seiner Gesamtheit. Nun finden wir beides: zuerst den Segen und dann den Fluch. In Kapitel 28 geht es um Gottes Handeln in seiner irdischen Regierung; deshalb finden wir hier sowohl Segen als Fluch. Es sprengt den Rahmen, all die Segnungen zu überdenken und auf uns als Christen anzuwenden. Es gibt Segnungen, die auch wir heute nur gemeinsamen erfahren. Vergleiche dazu den Ausdruckmitallen Heiligenin Epheser 3,18.
Ankündigung des Fluches
Umso schrecklicher ist der Fluch, der auf Ungehorsam liegen wird. Eigentlich beschreibt der Fluch in den Versen 15–68 den Zustand des Volkes Israel seit der Vertreibung aus dem Land bis in unsere Zeit, jedenfalls bis zur erneuten Staatsgründung 1948. Wie schrecklich haben sich im Lauf der Jahrhunderte die Verse 65–67 erfüllt. Doch wie wird sich die-ser Fluch noch einmal wirksam erweisen an dem abgefallenen Israel der letzten Tage, in der Zeit der großen Drangsal (Jer 30,7)!
Im letzen Vers von Kapitel 28 spricht Mose von einem Bund im Land Moab. Dieser Bund unterscheidet sich grundsätzlich vom Bund am Horeb, denn aufgrund des Bundes am Horeb wäre Israel niemals ins Land gekommen. Dieserneue Bundist nicht etwa der neue Bund, der in Zukunft geschlossen werden wird (Jer 31–33), sondern ein Bund, der zwar auf dem alten Bund fußt, aber doch in der Regierung Gottes für sein Volk Segen im Land vorsieht; doch auch dieser Segen ist wieder an den Gehorsam des Volkes geknüpft (siehe auch 29,9–14).
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Die Segnungen (5Mo 28,1–14)
Israel würde die Höchste aller Nationen der Erde sein
Segnungen in der Stadt, im Zusammenleben
Segnungen des Feldes: Arbeit (= Berufsarbeit)
Frucht des Leibes: Natürliche Nachkommenschaft (auch geistlicherweise)
Frucht des Landes: Getreide (Gerste und Weizen), darüber hinausalle Früchte des Landes (vgl. Kap. 8)
Frucht des Viehes: geistlicher Besitzstand
Korb und Backtrog:weitereFeldfrüchte und Backwaren (Brot)
Eingang und Ausgang: alle Unternehmungen, Reisen, Besuche
Bewahrung vor allen möglichen Feinden
Segen des Speichers: Aufbewahren und Vorsorge für künftige Tage
Geschäft deiner Hand: Gewerbetreiben, Handwerk, (Dienstleistungen)
Segen im Land: Der Besitz bleibt erhalten (weder Krankheit noch Tod noch Feinde)
Ein heiliges Volk: von allen Völkern geachtet und geehrt
Überfluss an Nachkommen, Tieren und Früchten (allgemeine Wohlfahrt)
Regen (der gute Schatz!) des Himmels
Alles Werk der Hand: überall Gelingen
Hilfe in Form von zum Beispiel Krediten an andere Völker
Haupt aller Völker und nicht Schwanz, fallsGehorsam und kein Abweichen und kein Götzendienst
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Kapitel 29 ‒Die bisherigen Strafgerichte und die Wohltaten Gottes
Wieder beruft Mose zu Beginn von Kapitel 29 ganz Israel (= die Häupter, die Stämme, die Ältesten, die Vorsteher, alle Männer, Kinder, Frauen und Fremden, Holzhauer und Wasserschöpfer; V. 10.11) ein und ruft ihnen die großen Zeichen und Wunder in Ägypten in Erinnerung. Dann sagt er die bemerkenswerten Worte: „Aber der HERR hat euch nicht ein Herz gegeben, zu erkennen, und Augen, zu sehen, und Ohren, zu hören, bis auf diesen Tag“ (V. 3). Lag es an Gott, dass sie nicht erkennen, sehen und hören konnten? Gewiss nicht. Entweder konnte Er ihnen diese Dinge nicht geben, weil ihrer seits die Voraussetzungen dafür nicht vorhanden waren oder weil das Volk Ihn nicht darum gebeten hatte. Sie hatten Gottes Handeln während der Zeit der Wüstenreise bis hin zu dem Sieg über Sihon und Og gesehen und doch nicht „gesehen“.
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Das Entscheidende ist, dass der Herr den ersten und einzigen Platz in unseren Herzen einnimmt. Daraus empfangen wir die Kraft zum Gehorsam. AusIhmfließt uns aller Segen zu.
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Warnung vor dem Götzendienst–Verlassen des „neuen“ Bundes
Gott wird nicht müde, das Volk durch Mose vor der schrecklichen Sünde des Götzendienstes zu warnen, was ja letztlich Abfall von Gott ist. Vor allem würden alle Nationen fragen, warum Israel all das widerfahren wäre. Die einfache Antwort würde sein: Die Ursache ist der Götzendienst (V. 21–27).
Das Verborgene ist des HERRN, unseres Gottes
Nach all den traurigen Ankündigungen der Flüche in Kapitel 27 bis 29 endet Kapitel 29 mit den bekannten Worten: „Das Verborgene ist des HERRN, unseres Gottes; aber das Offenbarte ist unser und unserer Kinder in Ewigkeit, damit wir alle Worte dieses Gesetzes tun“(29,28). Heute wissen wir, wie alle diese Flüche eingetroffen sind. Sollte das denn das Ende des so hoch begnadeten Volkes Israel sein? Wie würde Gott das Problem der Untreue mit all seinen Folgen einmal lösen? Das war damals nicht offenbart, es warverborgen. Wenn einmal alles gleichsam am Ende wäre, dann würde Gott mächtig eingreifen. Wird es sich auch im Blick auf Israel einmal bewahrheiten, was Paulus in Römer 5,20 geschrieben hat: „Wo aber die Sünde überströmend geworden ist, ist die Gnade noch überreichlicher geworden“? Ja, es wird so geschehen, denn die Antwort auf alles Versagen des Volkes wird dieGnadesein. Davon finden wir deutliche Hinweise im nächsten Kapitel. Damals galt für Israel das, was Gott offenbart hatte, nämlich alle Worte des Gesetzes treu zu erfüllen.
Kapitel 30 ‒Barmherzigkeit für ein verstoßenes und bußfertiges Volk
Nun folgt eine großartige Aussicht auf die Wiederherstellung Israels in künftigen Tagen, die bereits–wenn auch noch im Unglauben seitens des Volkes–, ihren Anfang genommen hat. Ist es nicht erstaunlich, dass Gott schon zu so früher Zeit einen Weg der Gnade und der Wiederherstellung eröffnet hat? Das ist dieses wunderbare Geheimnis, das Verborgene: die Gnade. Und nicht nur Wiederherstellung, nein, sogar einen Segen über die Väter hinaus!
Gott hatte dem Volk durch Mose in all den vergangenen Jahren die Satzungen und Gebote bekannt gemacht. Forderte Gott damit etwas, was der Mensch nicht erfüllen konnte? Das Gesetz war weder zu schwer noch zu weit entfernt. Man brauchte weder in den Himmel hinaufzusteigen (was übrigens für einen Menschen gar nicht möglich ist) noch das weite Meer zu überqueren. Gott hatte alles offenbart. Israel konnte die Worte auswendig lernen und mit seinem Mund aussprechen. Doch war das Wort auch in seinem Herzen? Da liegt das Problem. Die Kinder Israel hatten zum allergrößten Teil kein „beschnittenes Herz“ (vgl. 30,6). In Zukunft wird Gott seine Gesetze in ihren Sinn geben und auf ihre Herzen schreiben (Heb 8,10). Für einen wiedergeborenen Christen gilt schon heute: „Denn dies ist die Liebe Gottes, dass wir seine Gebote halten,und seine Gebote sind nicht schwer“ (1Joh 5,3). Für den, der Gott liebt, ist es eine Freude, Ihm zu gehorchen.
Die Tatsache, dass der Apostel Paulus die Verse 12–14 in Römer 10,6–8 zitiert, wirft helles Licht auf diese Verse im fünften Buch Mose. Er bezieht diese Verse auf den Herrn Jesus und darauf, wie wir durch Ihn gerechtfertigt worden sind. Selbst wenn es möglich wäre, in den Himmel hinaufzusteigen oder in den Abgrund hinabzusteigen, so wäre es doch nicht nötig, weil Christus durch seine Menschwerdung vom Himmel herabgekommen ist und nach vollbrachtem Werk und seinem Sterben ebenfalls aus dem „Abgrund“ heraufgestiegen ist (vgl. Joh 3,13; Eph4,8.9). Dadurch haben wir die Gerechtigkeit Gottes empfangen und können ein Leben des Glaubens und des Gehorsams führen. In Christus ist alles erfüllt. So haben wir hier einen Hinweis auf die großen Heilstatsachen Gottes im Christentum: die Menschwerdung Christi, seinen Tod und seine Auferstehung. Und bald wird auch Israel unter den Segen dieser großen Heilstatsachen kommen. Wir kennen diese großen Wahrheiten heute; damals war das alles noch verborgen (vgl. 29,28).–Unbegreifliche Gnade Gottes, die uns zur Anbetung führen sollte!
Mit allem Nachdruck legt Mose dem Volk noch einmal das Leben und das Glück, den Tod und das Unglück vor (30,15‒20). Gehorsam bedeutetLeben, UngehorsamTod. Die gesamte heilige Schrift ist ein einzigartiges Zeugnis dieser Gesetzmäßigkeit. Es folgt eine letzte Warnung vor dem Götzendienst und die dringende Bitte an das Volk, das Leben zu wählen. Bei Gehorsam würde Gott seine Verheißungen an Abraham, Isaak und Jakob in Bezug auf das Land wahr machen.
Kapitel 31 ‒Josua wird Moses Nachfolger–Niederschreiben des Gesetzes
In Kapitel 31 kommt Mose darauf zurück, dass er wegen seines Ungehorsams (vgl. 3,23–28) nicht in das Land hinüberziehen würde. Gott selbst würde vor dem Volk herziehen und die feindlichen Nationen vertilgen; Josua würde der Führer des Volkes werden. Mose ermutigt sie mit den Worten: „Seid stark und mutig, fürchtet euch nicht und erschreckt nicht vor ihnen! Denn der HERR, dein Gott, er ist es, der mit dir geht; er wird dich nicht versäumen und dich nicht verlassen“ (31,6). Danach fordert Mose Josua auf, stark und mutig zu sein und das Volk in das Land zu führen. Nun ist der Augenblick gekommen, dass Mose das Niederschreiben des Gesetzes (der Thora = fünf Bücher Mose) vollendet und es den Priestern und allen Ältesten Israels übergibt mit der Auflage, es alle sieben Jahre im Erlassjahr dem ganzen Volk vorzulesen.
Danach fordert Gott Mose auf, mit Josua in das Zelt der Zusammenkunft zu gehen. Gott erscheint dort beiden in der Wolkensäule und spricht zu Mose. Er lässt ihn wissen, dass das Volk sich nach seinem Tod völlig dem Götzendienst hingeben und Ihn verlassen wird und dass Er das Volk um all des Bösen willen richten wird. Mose und Josua sollen sich ein Lied aufschreiben und es die Kinder Israel lehren, damit es zur gegebenen Zeit gegen das Volk zeugen würde. Schließlich sagt Gott: „Denn ich kennesein Sinnen, womit es schon heute umgeht, ehe ich es in das Land bringe, von dem ich geschworen habe“ (31,21). Was für ein vernichtendes Urteil! Wie mögen diese Worte auf Josua gewirkt haben, der das Volk nun in das Land führen sollte? So verstehen wir besser die immer wiederkehrende Aufforderung an Josua, stark und mutig zu sein.
Mose schreibt das Lied auf und lehrt das Volk damit. Der HERR selbst ermutigt Josua später erneut, stark und mutig zu sein, und verheißt ihm: „Ich werde mit dir sein“ (vgl. Jos 1,6.7.9). Mose befiehlt nach der vollständigen Niederschrift, das Buch des Gesetzes zur Seite der Bundeslade zu legen und es aufzubewahren, und sagt dem Volk nun, dass sie nach seinem Tod widerspenstig sein würden, wie sie es während der ganzen Wüstenreise waren. Sie werden sich nach seinem Tod „ganz und gar verderben und von dem Weg abweichen“ (31,29).
Kapitel 32 ‒Das Lied Moses
In diesem Lied besingt Mose zuerst die Größe Gottes–alles, was Er für sein Volk ist. Doch genauso klar wird die große Sünde des Volkes beschrieben: der Götzendienst (V. 15–18.21.37). Schließlich fehlt es nicht an Gerichtsankündigungen. Dennochendet dieses Lied mit einem Ausblick auf die Gnade Gottes: „Jubelt, ihr Nationen, mit seinem Volk! Denn er wird das Blut seiner Knechte rächen und Rache erstatten seinen Feinden,und seinem Land, seinem Volk, vergeben“ (V. 43). Die Gnade kennt keine Schranken–einmal kommt der Augenblick, wo sich alle Nationen mit dem Volk Israel über dessen Wiederherstellung freuen werden. Im Anschluss an das Lied gibt Gott Mose konkrete Anweisungen in Bezug auf seinen bevorstehenden Tod.
Kapitel 33 ‒Segnung der zwölf Stämme Israels
Ein letztes Mal tritt der treue Diener Gottes vor das Volk Israel und segnet es. Dieser Segen ist in Übereinstimmung mit dem Land, in das das Volk in Kürze einziehen wird. Mose segnet das Volk im Blick auf das Land und auf die Beziehung des Volkes zu seinem Gott im Land. Nach den einleitenden Worten (V. 1–5) folgen die verschiedenen Segnungen für die einzelnen Stämme (V. 6–25); schließlich beschreibt Mose die Erhabenheit Gottes und den endgültigen Segen Israels im Friedensreich (V. 26–29). Gott hat den guten Wein bis zum Ende aufbewahrt. Der beste Wein kommt am Schluss (Joh 2,10).
Kapitel 34 ‒ Der Tod Moses
Mit der Verkündigung dieses Segens endet der Dienst dieses großen Mannes Gottes. Er besteigt nun den Nebo und überschaut das ganze Land Israel. Dort im Land Moab, wo er die letzten großen Reden gehalten hat, stirbt Mose. Gott selbst begräbt ihn. Hätte das Volk sonst aus seinem Begräbnisplatz eine Kultstätte gemacht? Mose hat einen würdigen Nachfolger, der mit dem Geist der Weisheit erfüllt ist.
Der Geist Gottes beschließt mit letzten Worten über Mose nicht nur das fünfte Buch Mose, sondern alle fünf Bücher des Gesetzgebers: Nach ihm ist kein Prophet wie er in Israel aufgestanden mit all den Wundern, die er in Ägypten und auch danach getan hat–doch vor allem: Nie wieder hatte Gott solch einen vertrauten Umgang mit einem Propheten wie mit Mose.
Den Aposteln Petrus, Jakobus und Johannes war es gut 1500 Jahre später vergönnt, diesen großen Propheten bereits zu sehen, als der Herr Jesus in der Herrlichkeit des zukünftigen Reiches auf dem Berg der Verklärung erschien. Dort war Mose zusammen mit Elia und besprach mit dem Herrn den Ausgang, den Er in Jerusalem erfüllen sollte. Mose gehört mit zu den Glaubenshelden in Hebräer 11,24–28, die bald vollkommen gemacht werden in der Auferstehung, und zwar zusammen mit uns, den Gläubigen der Zeit des Neuen Testaments (Heb 11,39.40).
Kennzeichnende Begriffe in diesem Buch
Liebe, lieben: 21-mal (7-mal Gottes Liebe zu den Menschen, 14-mal die Liebe des Menschen zu Gott)
Beachten der Gebote (27-mal)
Dienst, dienen (10-mal gegenüber Gott, 19-mal gegenüber den Götzen, 4-mal gegenüber Menschen)
ganz (86-mal–u. a. 15-maldas ganze Volk, 8-maldas ganze Gebot, 9-malmit ganzem Herzen, 9-malmit ganzer Seele, einmalmit ganzer Kraft, 3-malder ganze Weg)
Gesetz (= Thora) ist eine Unterweisung; wörtlich: „was den richtigen Weg zeigt“ (22-mal)
Zeugnis sind die Gebote als Darlegung des göttlichen Willens (5-mal)
Satzungen sind ausdrückliche Anordnungen Gottes (29-mal)
Rechte sind alles, was Gott oder Mitmenschen zukommt (22-mal)
Bluträcher oder Blutsverwandter (goel) ‒ Traditionell der nächste Verwandte;
er sollte
einen Verwandten aus der Sklaverei freikaufen (3Mo
25,48.49)
verarmten Verwandten helfen (3Mo 25,25–33)
die Schwagerpflicht erfüllen (5Mo 25,5–10; vgl. Rt 3,13; 4,5–10)
den Tod eines Verwandten rächen (4Mo 35,19–28)
verarmten Verwandten helfen (3Mo 25,25–33)
die Schwagerpflicht erfüllen (5Mo 25,5–10; vgl. Rt 3,13; 4,5–10)
den Tod eines Verwandten rächen (4Mo 35,19–28)