Prüfet Alles und das Gute behaltet:
Titel, Verfasser, Geschichtlicher Hintergrund
1 Allgemeines
1.1 Schreiber, Adressaten und Abfassung
Der Schreiber des Briefes nennt sich selbst:
„Paulus, Apostel Christi Jesu durch Gottes Willen“ (1,1);
„Paulus, der Gefangene Christi Jesu“ (3,1);
„der Gefangene im Herrn“ (4,1);
„ein Gesandter [des Evangeliums] in Ketten“ (6,20).
Der Apostel Paulus schrieb diesen Brief also aus der Gefangenschaft. Vieles spricht dafür, dass es sich
um seine erste Haft in Rom handelt (Apg 28,16‒31). Von hier aus verschickte der Apostel insgesamt
vier neutestamentliche Briefe, nämlich Kolosser, Philemon, Epheser und Philipper, die wahrscheinlich
in dieser Reihenfolge verfasst worden sind. Als Entstehungszeit wird ca. 60 n. Chr. angenommen. Die
drei erstgenannten Briefe wurden von Tychikus überbracht (Kol 4,7‒9; Eph 6,21).
1.2 Anlass, Zweck und Thema
Anders als bei den meisten Briefen des Apostels ist hier kein direkter Anlass erkennbar. Denkbar wä-
re aber folgende Verbindung zum Kolosserbrief: In seiner Gefangenschaft war Paulus durch Epaphras
über die Lage der Gemeinde in Kolossä informiert worden (Kol 1,7ff.). Dadurch hatte er erfahren,
dass Irrlehrer die Gemeinde bedrohten, die auf jüdische Gesetze, Essensgebote und Engelverehrung
großen Wert legten. Gegen diese falsche „Philosophie“ (Kol 2,8) schrieb Paulus den Kolosserbrief.
Doch auch um die benachbarten Gemeinden in der Provinz Asia machte sich der Apostel Sorgen.
Ephesus war die Hauptstadt dieser Provinz. So könnte der Epheserbrief ein vorbeugendes Schreiben
gewesen sein, noch bevor die Irrlehren auch dort Eingang finden würden.
Der Apostel betet nämlich dafür, dass seine Adressaten „mit Kraft gestärkt“ sein möchten an dem in-
neren Menschen (3,16) und dass sie „gewurzelt und gegründet“ sein möchten (3,17). Ihm liegt ihr
geistliches Wachstum am Herzen, damit sie „nicht mehr Unmündige seien, hin und her geworfen und
umhergetrieben von jedem Wind der Lehre, die durch die Betrügerei der Menschen kommt, durch
ihre Verschlagenheit zu listig ersonnenem Irrtum“ (4,14), ein deutlicher Hinweis auf die möglichen
Bedrohungen. Im letzten Kapitel ermahnt er sie nochmals, stark zu sein im Herrn und die ganze Waf-
fenrüstung Gottes anzuziehen, damit sie gegen die Listen des Teufels bestehen könnten (6,10.11).
Ein gutes Verständnis der gesunden Lehre ist der beste Schutz gegen verführerische falsche Lehren.
Gemeint ist dabei keine rein intellektuelle Erkenntnis, sondern erleuchtete Augen des Herzens (1,18),
verbunden mit einer Gesinnung, die von der Liebe Gottes geprägt ist (4,15: „die Wahrheit festhalten
in Liebe“).
Welche wichtigen christlichen Lehren sollten die Epheser nun verstanden haben, um gegen die fal-
schen Lehren besser geschützt zu sein?
Der Brief beschreibt in den ersten drei Kapiteln die einzigartige Stellung der Christen als ein neues
Volk, das weder jüdisch noch heidnisch ist. Es ist vielmehr ein himmlisches Volk mit himmlischen
Segnungen - im Gegensatz zu Israel als irdischem Volk Gottes mit besonderen irdischen Segnungen
-, das Gott von Ewigkeit her in seinem Ratschluss eingeplant hat.
Im zweiten Teil des Briefes (Kapitel 4‒6) wird dann ausgeführt, wie dieser himmlische und hoch er-
habene Charakter der Erlösten, die zur Gemeinde Gottes gehören, sich in den alltäglichen Lebensbe-
reichen - in der Gemeinde, in der Gesellschaft, in der Ehe, in der Familie und in der täglichen Arbeit -
auswirken muss.
Weiterhin lehrt uns der Epheserbrief, dass eine unsichtbare Welt um uns her real existiert. Ja, es gibt
himmlische Fürstentümer und Gewalten (3,10; 6,12). Aber wir sollen nicht sie verehren (siehe die Ge-
fahr der Engelanbetung in Kolosser 2,18), sondern diese Wesen sollen vielmehr durch die Gemeinde
ins Staunen versetzt werden über die „mannigfaltige Weisheit Gottes“ (3,10). Und insoweit es sich
um finstere Mächte (gefallene Engel) handelt, müssen wir vor ihnen auf der Hut sein und uns gegen
ihre listigen Verführungsstrategien gut schützen (6,10‒18).
1.3 Gliederung
o Absender, Empfänger und Gruß (1,1.2)
o Lobpreis Gottes für den Reichtum der Erlösten in Christus (1,3‒14)
o Gebet um ein tieferes Verständnis des Reichtums in Christus (1,15‒23)
o Begnadigte Sünder: einst tot - jetzt zu neuem Leben auferweckt (2,1‒10)
o Begnadigte Heiden und Juden: einst verfeindet - jetzt zu einer Einheit zusammengefügt (2,15‒22)
o Die Offenbarung des Geheimnisses von dem einen Leib (3,1‒13)
o Gebet um ein tieferes Verständnis der Pläne und Liebe Gottes (3,14‒21)
o Einheit und Dienst in der Gemeinde (4,1‒16)
o Moralisches Handeln nach den Maßstäben Gottes (4,17‒5,21)
o Ehe-, Familien- und Arbeitsleben nach den Maßstäben Gottes (5,22‒6,9)
o Der geistliche Kampf (6,10‒20)
o Schlussworte (6,21‒24)
1.4 Besonderheiten
Die Gemeinde
Der Epheserbrief enthält von allen neutestamentlichen Schriften die ausführlichsten Belehrungen
über die Gemeinde (Kirche, Versammlung) Gottes. Der Brief bildet also sozusagen das Lehrfunda-
ment vom Wesen der Gemeinde. Der Apostel Paulus verwendet in diesem Brief drei verschiedene
Bilder, um jeweils bestimmte Aspekte der Gemeinde hervorzuheben:
Weitere wichtige Ausdrücke
(in anderen Übersetzungen: himmlische Örter, himmlische Regionen oder einfach nur Himmel):
Dieser Ausdruck kommt insgesamt fünfmal vor. Er beschreibt einerseits die Sphäre, wo sich die
Engel (Fürstentümer, Gewalten) aufhalten, andererseits ist es aber auch der Ort, von dem aus
Christus gegenwärtig regiert und wohin wir „mitversetzt“ sind, so dass wir die geistlichen Segnun-
gen, die uns „in Christus“ geschenkt sind, jetzt schon im Glauben genießen können.
in Christus (in ihm usw.): Diese Formulierung wird über 25-mal gebraucht. Sie zeigt das Einssein
Christi mit seinen Erlösten. Der Gläubige hat Anteil an allem, was Christus erworben hat, was
Christus jetzt ist und einmal sein wird.
Geheimnis: Davon wird sechsmal gesprochen. Gemeint ist damit jeweils eine Wahrheit, die im Al-
ten Testament noch verborgen war und die erst im Neuen Testament offenbart wurde. Dazu zählt
insbesondere die Gemeinde, die neu geschaffene Einheit aus bekehrten Juden und bekehrten
Heiden ‒ eine Einheit, die ohne das übernatürliche Wirken des Heiligen Geistes damals völlig un-
denkbar gewesen wäre.
Titel, Verfasser, Geschichtlicher Hintergrund
1 Allgemeines
1.1 Schreiber, Adressaten und Abfassung
Der Schreiber des Briefes nennt sich selbst:
„Paulus, Apostel Christi Jesu durch Gottes Willen“ (1,1);
„Paulus, der Gefangene Christi Jesu“ (3,1);
„der Gefangene im Herrn“ (4,1);
„ein Gesandter [des Evangeliums] in Ketten“ (6,20).
Der Apostel Paulus schrieb diesen Brief also aus der Gefangenschaft. Vieles spricht dafür, dass es sich
um seine erste Haft in Rom handelt (Apg 28,16‒31). Von hier aus verschickte der Apostel insgesamt
vier neutestamentliche Briefe, nämlich Kolosser, Philemon, Epheser und Philipper, die wahrscheinlich
in dieser Reihenfolge verfasst worden sind. Als Entstehungszeit wird ca. 60 n. Chr. angenommen. Die
drei erstgenannten Briefe wurden von Tychikus überbracht (Kol 4,7‒9; Eph 6,21).
1.2 Anlass, Zweck und Thema
Anders als bei den meisten Briefen des Apostels ist hier kein direkter Anlass erkennbar. Denkbar wä-
re aber folgende Verbindung zum Kolosserbrief: In seiner Gefangenschaft war Paulus durch Epaphras
über die Lage der Gemeinde in Kolossä informiert worden (Kol 1,7ff.). Dadurch hatte er erfahren,
dass Irrlehrer die Gemeinde bedrohten, die auf jüdische Gesetze, Essensgebote und Engelverehrung
großen Wert legten. Gegen diese falsche „Philosophie“ (Kol 2,8) schrieb Paulus den Kolosserbrief.
Doch auch um die benachbarten Gemeinden in der Provinz Asia machte sich der Apostel Sorgen.
Ephesus war die Hauptstadt dieser Provinz. So könnte der Epheserbrief ein vorbeugendes Schreiben
gewesen sein, noch bevor die Irrlehren auch dort Eingang finden würden.
Der Apostel betet nämlich dafür, dass seine Adressaten „mit Kraft gestärkt“ sein möchten an dem in-
neren Menschen (3,16) und dass sie „gewurzelt und gegründet“ sein möchten (3,17). Ihm liegt ihr
geistliches Wachstum am Herzen, damit sie „nicht mehr Unmündige seien, hin und her geworfen und
umhergetrieben von jedem Wind der Lehre, die durch die Betrügerei der Menschen kommt, durch
ihre Verschlagenheit zu listig ersonnenem Irrtum“ (4,14), ein deutlicher Hinweis auf die möglichen
Bedrohungen. Im letzten Kapitel ermahnt er sie nochmals, stark zu sein im Herrn und die ganze Waf-
fenrüstung Gottes anzuziehen, damit sie gegen die Listen des Teufels bestehen könnten (6,10.11).
Ein gutes Verständnis der gesunden Lehre ist der beste Schutz gegen verführerische falsche Lehren.
Gemeint ist dabei keine rein intellektuelle Erkenntnis, sondern erleuchtete Augen des Herzens (1,18),
verbunden mit einer Gesinnung, die von der Liebe Gottes geprägt ist (4,15: „die Wahrheit festhalten
in Liebe“).
Welche wichtigen christlichen Lehren sollten die Epheser nun verstanden haben, um gegen die fal-
schen Lehren besser geschützt zu sein?
Der Brief beschreibt in den ersten drei Kapiteln die einzigartige Stellung der Christen als ein neues
Volk, das weder jüdisch noch heidnisch ist. Es ist vielmehr ein himmlisches Volk mit himmlischen
Segnungen - im Gegensatz zu Israel als irdischem Volk Gottes mit besonderen irdischen Segnungen
-, das Gott von Ewigkeit her in seinem Ratschluss eingeplant hat.
Im zweiten Teil des Briefes (Kapitel 4‒6) wird dann ausgeführt, wie dieser himmlische und hoch er-
habene Charakter der Erlösten, die zur Gemeinde Gottes gehören, sich in den alltäglichen Lebensbe-
reichen - in der Gemeinde, in der Gesellschaft, in der Ehe, in der Familie und in der täglichen Arbeit -
auswirken muss.
Weiterhin lehrt uns der Epheserbrief, dass eine unsichtbare Welt um uns her real existiert. Ja, es gibt
himmlische Fürstentümer und Gewalten (3,10; 6,12). Aber wir sollen nicht sie verehren (siehe die Ge-
fahr der Engelanbetung in Kolosser 2,18), sondern diese Wesen sollen vielmehr durch die Gemeinde
ins Staunen versetzt werden über die „mannigfaltige Weisheit Gottes“ (3,10). Und insoweit es sich
um finstere Mächte (gefallene Engel) handelt, müssen wir vor ihnen auf der Hut sein und uns gegen
ihre listigen Verführungsstrategien gut schützen (6,10‒18).
1.3 Gliederung
o Absender, Empfänger und Gruß (1,1.2)
Die Berufung als Christ verstehen
o Lobpreis Gottes für den Reichtum der Erlösten in Christus (1,3‒14)
o Gebet um ein tieferes Verständnis des Reichtums in Christus (1,15‒23)
o Begnadigte Sünder: einst tot - jetzt zu neuem Leben auferweckt (2,1‒10)
o Begnadigte Heiden und Juden: einst verfeindet - jetzt zu einer Einheit zusammengefügt (2,15‒22)
o Die Offenbarung des Geheimnisses von dem einen Leib (3,1‒13)
o Gebet um ein tieferes Verständnis der Pläne und Liebe Gottes (3,14‒21)
Der Berufung als Christ entsprechend leben
o Einheit und Dienst in der Gemeinde (4,1‒16)
o Moralisches Handeln nach den Maßstäben Gottes (4,17‒5,21)
o Ehe-, Familien- und Arbeitsleben nach den Maßstäben Gottes (5,22‒6,9)
o Der geistliche Kampf (6,10‒20)
o Schlussworte (6,21‒24)
1.4 Besonderheiten
Die Gemeinde
Der Epheserbrief enthält von allen neutestamentlichen Schriften die ausführlichsten Belehrungen
über die Gemeinde (Kirche, Versammlung) Gottes. Der Brief bildet also sozusagen das Lehrfunda-
ment vom Wesen der Gemeinde. Der Apostel Paulus verwendet in diesem Brief drei verschiedene
Bilder, um jeweils bestimmte Aspekte der Gemeinde hervorzuheben:
Einerseits wird sie als der Leib Christi gesehen
(1,22.23; 4,12‒16). In diesem Bild wird besonders
der Gedanke der Einheit betont. Obwohl es verschiedenartige Glieder mit ganz unterschiedlichen
Aufgaben gibt, stehen doch alle Glieder unter der Leitung des Hauptes (Christus) und wirken da-
ran mit, dass ein funktionierendes Ganzes heranwachsen kann.
der Gedanke der Einheit betont. Obwohl es verschiedenartige Glieder mit ganz unterschiedlichen
Aufgaben gibt, stehen doch alle Glieder unter der Leitung des Hauptes (Christus) und wirken da-
ran mit, dass ein funktionierendes Ganzes heranwachsen kann.
In dem zweiten Bild, dem Tempel oder Haus Gottes
(2,19‒22), steht der Aspekt der Heiligkeit im
Vordergrund. Gott selbst wohnt in der Gemeinde, deshalb muss alles dort in Übereinstimmung
mit seinem Wesen sein.
Vordergrund. Gott selbst wohnt in der Gemeinde, deshalb muss alles dort in Übereinstimmung
mit seinem Wesen sein.
Das dritte Bild schließlich, die Gemeinde als Ehefrau
(oder Braut) Christi, betont besonders die
Liebe Christi zu seiner Gemeinde (5,22-33).
Liebe Christi zu seiner Gemeinde (5,22-33).
Weitere wichtige Ausdrücke
(in anderen Übersetzungen: himmlische Örter, himmlische Regionen oder einfach nur Himmel):
Dieser Ausdruck kommt insgesamt fünfmal vor. Er beschreibt einerseits die Sphäre, wo sich die
Engel (Fürstentümer, Gewalten) aufhalten, andererseits ist es aber auch der Ort, von dem aus
Christus gegenwärtig regiert und wohin wir „mitversetzt“ sind, so dass wir die geistlichen Segnun-
gen, die uns „in Christus“ geschenkt sind, jetzt schon im Glauben genießen können.
in Christus (in ihm usw.): Diese Formulierung wird über 25-mal gebraucht. Sie zeigt das Einssein
Christi mit seinen Erlösten. Der Gläubige hat Anteil an allem, was Christus erworben hat, was
Christus jetzt ist und einmal sein wird.
Geheimnis: Davon wird sechsmal gesprochen. Gemeint ist damit jeweils eine Wahrheit, die im Al-
ten Testament noch verborgen war und die erst im Neuen Testament offenbart wurde. Dazu zählt
insbesondere die Gemeinde, die neu geschaffene Einheit aus bekehrten Juden und bekehrten
Heiden ‒ eine Einheit, die ohne das übernatürliche Wirken des Heiligen Geistes damals völlig un-
denkbar gewesen wäre.