Mülheim, 10.
September 2017
Lieber H.,
da ich immer
wieder weg bin, kommen wir leider nie zum telefonieren. Darum möchte ich dir
eine Email schreiben.
Ich habe
nämlich auf meinen Reisen ein Heftchen in die Finger bekommen über die
Auserwählung und ich wollte deine Beurteilung dazu einholen.
Es ist von W. Ouweneel:
"Was lehrt die Bibel?
2 Die Auserwählung".
Ich schätze mal du kennst es schon, falls nicht, habe ich es dir in den Anhang
getan.
Es geht mir vor Allem darum, dass es bei der Auserwählung, wie du ja auch schon
sagtest, gar nicht um Errettung geht,
sondern in "sein Bild" verwandelt zu werden.
Gegen Ende wird es leider wieder schlechter, da er dort dem Menschen den
Freien Willen abspricht.
Und zwar habe
ich dazu folgende Fragen:
1. W.J.O.
spricht davon, dass die Gläubigen des AT wiedergeboren sind, also Buße getan und
geglaubt haben.
Das ist
mir irgendwie neu, ich dachte das gibt es nur nach Pfingsten?
Ich werde mit
Hilfe des Herrn versuchen auf deine Fragen der Reihe nach einzugehen. Ich will
dies in strukturierter Form tun, da diese Fragen sich auch andere beschäftigen.
Ich habe die Absicht diese Fragen und auch Antworten einem größeren Kreis
zugänglich zu machen.
Auserwählung
findet grundsätzlich und einzig und allein in Christus statt.
Die Auserwählung betrifft nur solche
die durch Busse [BRD Buße] die Ewige Errettung geschenkt bekamen.
Ein Auserwählter ist in Christus (2. Kor. 5,17)
und Christus ist in dem Auserwählten (Kol. 1,27).
Auserwählung betrifft die ewige Teilnahme an der himmlischen Herrlichkeit.
Wir können daraus deutlich erkennen, dass Gott auserwählt, weil er Wohlgefallen
an den Auserwählten findet.
Dies wird schon in Jesaja 42 deutlich:
[1] Siehe,
mein Knecht, den ich stütze, mein Auserwählter,
an dem meine
Seele Wohlgefallen hat: Ich habe meinen Geist auf ihn gelegt, er wird
den Nationen das Recht kundtun.
[2] Er wird nicht schreien und nicht rufen und seine Stimme nicht hören lassen
auf der Straße.
[3] Das geknickte Rohr wird er nicht zerbrechen, und den glimmenden Docht wird
er nicht auslöschen; er wird der Wahrheit gemäß das Recht kundtun.
[4] Er wird nicht ermatten und nicht niedersinken, bis er das Recht auf der Erde
gegründet hat; und die Inseln werden auf seine Lehre harren.
[5] So spricht Gott, der HERR, der die Himmel schuf und sie ausspannte, der die
Erde ausbreitete mit ihren Gewächsen, der dem Volk auf ihr den Odem gab und den
Hauch des Lebens denen, die darauf wandeln:
[6] Ich, der HERR, ich habe dich gerufen in Gerechtigkeit und
ergriff dich bei der Hand; und ich werde dich behüten und dich setzen zum Bund
des Volkes, zum Licht der Nationen, Jesaja 42,1-6
Wenn wir die ganze
Passage über den Knecht Gottes lesen, dann wird deutlich, dass es zu dem
Auserwählten keine Alternative gab.
Nur an einem Konnte Gott Wohlgefallen finden und nur einen konnte Gott in
Gerechtigkeit rufen.
Wir finden in 1. Kor. 15 den ersten und den zweiten Menschen, wir finden dort
Adam und den letzten Adam.
Es ist vollkommen klar, dass Gott an Adam, selbst in seinem unschuldigen Zustand
keinen Wohlgefallen gefunden hat, denn Adam konnte Gott nicht in Gerechtigkeit
rufen.
Die ganze Szene in
1. Mose deutet viel mehr darauf hin, dass Gott quasi darauf wartet, dass Adam
von dem Baum des Lebens ist. Adam hat dies nicht getan und ist in Sünde
gefallen.
Dann kommt der
Gerechte, der an dem Gott Wohlgefallen hat und er macht deutlich, dass man sein
Blut trinken und sein Fleisch essen muss, sonst hat man kein Teil an IHM.
Auserwählte sind aber in IHM und ER ist in ihnen. Dies geschieht allein aus
Gnade. Nun muss man aber sehen, dass Auswahl überhaupt nicht bedingungslos
stattfindet und dass Gnade überhaupt nicht unwiderstehlich wirkt.
Auserwählung
findet einzig und allein aus Gnaden und auf dem Boden der Gnade statt.
Allein die Gnade führt zur Rechtfertigung.
Wir haben dazu eine umfangreiche Abhandlung in Galater 3. Dort wird auch schon
deutlich, dass die Gläubigen aus den Nationen, nämlich die Galater,
Nachkommen Abrahams sind und darum mit Abraham zusammen erben.
Während in Galater 3 die Frage Glaube oder Werke behandelt wird und Glaube dann
das entscheidende Element wird,
behandelt der Römerbrief die Frage, ob denn nicht Glauben ein Werk ist, denn man
muss ja etwas tun, nämlich glauben.
[3] Denn was
sagt die Schrift? „Abraham aber glaubte Gott, und es wurde ihm zur Gerechtigkeit
gerechnet.
[4] Dem aber, der wirkt, wird der Lohn nicht nach Gnade zugerechnet,
sondern nach Schuldigkeit.
[5] Dem aber, der nicht wirkt, sondern an den glaubt, der den Gottlosen
rechtfertigt, wird sein
Glaube zur
Gerechtigkeit gerechnet;
Röm. 4,3-5
Darum ist es
aus Glauben, damit es nach Gnade sei, damit die Verheißung der ganzen
Nachkommenschaft fest sei,
nicht allein der vom Gesetz,
sondern auch der vom Glauben Abrahams, der unser aller Vater ist Röm.
4,16
Der
Gesamtzusammenhang macht deutlich, dass man glauben muss, dass Gott Leben aus
dem Tod gibt.
Dann Glaubt man in der Qualität des Glaubens Abrahams und dann wird man
gerechtfertigt.
Der Römerbrief stellt einen sehr engen Zusammenhang zwischen Rechtfertigung,
Gnade und Glauben her und macht deutlich, dass diese Dinge in einem Nuh so
zusagen simultan geschehen.
dass zeigt sich im Gehorsam, wirkt die Gnade, der Mensch wir wiedergeboren,
wiedergezeugt,
Gott erklärt die Gerechtigkeit des Menschen und dies kommt zum Ausdruck, indem
der Mensch in Ewigkeit an der Herrlichkeit teilnimmt.
Aus Gnaden den Auswahlkriterien entspricht und so zum Wohlgefallen Gottes ist.
Der Heiligkeit und der Gerechtigkeit Gottes wird vollkommen Genüge getan.
Der gefallene Mensch entspricht seiner Verantwortung und Gott vollzieht seine
Auswahl in Christus.
Jedem ist klar, dass er permanent Entscheidungen fällt für die er verantwortlich
ist, dass lehr auch die Bibel so. Niemand streite ab, dass wir als Menschen vom
Staub einen Willen haben.
Die Bibel macht dies an vielen Stellen deutlich. Wäre unser Wille
vorprogrammiert, dann würde dies die Verantwortung an Gott delegieren.
Hesekiel 33,11; bringt auf eindrücklich Weise zum Ausdruck, dass Gottlose
entgegen dem Willen Gottes sterben und es gäbe noch viele andere Stellen.
[29] Denn
welche er zuvor erkannt hat, die hat er auch zuvor bestimmt,
dem Bild
seines Sohnes gleichförmig zu sein, damit er der Erstgeborene sei unter
vielen Brüdern.
[30] Welche er aber zuvor bestimmt hat, diese hat er auch berufen; und welche er
berufen hat, diese hat er auch gerechtfertigt; welche er aber gerechtfertigt
hat, diese hat er auch verherrlicht. Röm. 8,29+30
Wenn Gott zuvor erkannt hat, dann geht dies zum einen vor die Grundlegung der
Welt zurück. Dort hat Gott zuvor gesehen, zuvor erkannt und zuvor geliebt, die
die dem Bilde seines Sohnes gleichförmig sein würden.
Es geht um die Gerechten, an denen er seinen Wohlgefallen finden würde. Einer
der Gründe, warum sie dem Bilde seines Sohnes gleichförmig sein sollten, war,
dass der Sohn der Erstgeborene unter vielen Brüdern sein sollte. Es ist ganz
deutlich, Gott hat niemanden davon ausgenommen,
denn er richtet an alle den Ruf.
Berufen hat im Deutschen einen etwas passiven Ansatz, den es aber in der
Realität nicht gibt. Jeder muss seiner Berufung ausdrücklich zustimmen, ihr
entsprechen wollen.
Wer dem Ruf entspricht, der wird gerechtfertigt und nimmt in Ewigkeit an der
Herrlichkeit teil.
Das der Herr Jesus selbst der ewige Gott
ist wird auch daran deutlich, dass er selbst diese unsere Leiber verwandeln
wird.
[20] Denn
unser Bürgertum ist in den Himmeln, von woher wir auch den Herrn Jesus Christus
als Heiland erwarten,
[21] der unseren Leib der Niedrigkeit umgestalten wird zur
Gleichförmigkeit mit seinem Leib der Herrlichkeit, nach der wirksamen
Kraft, mit der er vermag, auch alle Dinge sich zu unterwerfen. Phil. 3,20+21
[45]
So steht auch geschrieben: „Der erste Mensch, Adam, wurde eine lebendige Seele“;
der letzte Adam ein lebendig machender Geist.
[46] Aber das Geistige war nicht zuerst, sondern das Natürliche, danach das
Geistige.
[47] Der erste Mensch ist von der Erde, von Staub; der zweite Mensch vom Himmel.
[48] Wie der von Staub ist, so sind auch die, die von Staub sind; und wie der
Himmlische, so sind auch die Himmlischen.
[49] Und wie wir das Bild dessen von Staub getragen haben, so werden wir
auch das Bild des Himmlischen tragen. 1. Kor. 15,45-49
Die Argumente, die sie dann bringen sind aber biblisch überhaupt nicht zu
belegen. Abraham ist mein Vater (Röm. 4,16), ich erbe mit ihm (Gal. 3,29).
Abraham hat sicher die Sohnschaft genossen.
[3] Denn ich
selbst, ich habe gewünscht, durch einen Fluch von dem Christus entfernt zu sein
für meine Brüder, meine Verwandten nach dem Fleisch,
[4] die Israeliten sind,
deren die Sohnschaft ist und die
Herrlichkeit und die Bündnisse und die Gesetzgebung und der Dienst und die
Verheißungen;
[5] deren die Väter sind und aus denen, dem Fleisch nach, der Christus ist, der
über allem ist, Gott, gepriesen in Ewigkeit. Amen. Röm. 9,3-5
Dazu mehr bei der Beantwortung der noch ausstehenden Fragen.
zum Preise der
Herrlichkeit seiner Gnade,
womit er uns begnadigt hat in dem Geliebten, Eph. 1,6
Man muss einfach
berücksichtigen, dass Abraham erst aus Mesopotamien ausgezogen ist, nachdem ihm
der Gott der Herrlichkeit erschienen (Apg. 7,2) war.
Wenn wir dann in Hebr. 11 lesen welche Erwartung Abraham hatte, dann ist
endgültig deutlich, dass Abraham Kind Gottes und Sohn Gottes ist.
Herzliche Grüße
Ulrich
Mülheim, 10. September 2017