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Psalm 32
C. A.C.: In diesen Wortbetrachtungen gedachten wir aus der Schrift zu lernen, daß Gott in diesen
Letzten Tagen eine Schar auf Erden haben möchte, die durch Weisheit gekennzeichnet ist; Daniel. 11
und 12 reden von ihr in Vers'
33 und 35, bzw. Vers 3 und 10 als den Weisen oder Verständigen,. den Maskilim.
Diese Psalmen wurden im Blick daraufhin vorgeschlagen, weil sie solche zur
Unterweisung sind
und deshalb einen besonderen Platz bei denen haben, die Weise oder Unterwiesene genannt werden.
Jeder geübten Seele muß es klar sein, daß wir in den Letzten Tagen leben, in der Zeit der Geschichte der
Kirche, die der in Daniel11 und 12 in der Geschichte Israels entspricht; deshalb ist es höchst wichtig, weise
und unterwiesen zu sein. Der
erste dieser' Psalm ist der 32., und der bringt uns die dem Evangelium gemäße
Erkenntnis Gottes.
Da haben wir die Glückseligkeit dessen, der weiß, daß seine Übertretung
vergeben,
seine Sünde bedeckt, seine Hinterhältigkeit hinweggetan ist; er hat ein gereinigtes Gewissen und hat
den Geist empfangen, er hat Gott als einen Rechtfertiger, Befreier, Führer und als die Quelle der
Freude kennengelernt. Dem Wesen nach ist es das,
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was uns das Evangelium bringt. Dieser Psalm ist ein Evangeliumspsalm, er stellt uns die Segnungen des
neuen Bunde:! vor, wie sie durch das Evangelium gekannt und durch den Geist genossen werden; das ist
die erste große Unterweisung, die Gott uns zu eigen machen möchte.
Es ist gut, immer daran zu denken, daß die Heiligen die Gegenstände der göttlichen Unterweisung
sind. In der Ordnung des neuen Bundes gibt es keine höhere Segnung als die: "Sie werden alle von Gott
gelehrt sein" (Joh. 6, 45), was der Herr aus Jes. 54,13 anführt. Das besagt nicht nur, in der Schrift
unterwiesen zu sein. Man könnte in einer Schule mit den Knaben und Mädchen die Schrift lesen und er-
klären, Was gewiß sehr gesegnet
ist, doch derart ist nicht die Belehrung dieser Maskil- oder
Unterweisungspsalmen;
sie bringen uns das, worin Gott uns unterwiesen haben will In ihnen lernt die
Seele
Gott und Christum durch viele
tiefe Seelenübungen kennen; wir haben solche durchzumachen, wir können
das nicht nur aus Büchern lernen. Jedem, der die Psalmen liest, ist es klar, daß
es keinen unter
ihnen gibt, der nicht ein gut
Teil Übung erfordert, wenn man das, was er bringt, wahrhaft in sich aufnehmen
will. Die Psalmen sind ein wunderbarer Teil der Schrift, sie enthalten viel
Seelenerfahrung. Wir
sollten uns nicht der Lehre halber zu den Psalmen wenden, sondern der Seelenerfahrungen halber, um
zu lernen, wie wir Gott erfahrungsmäßig kennen lernen.
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Psalm 32 zeigt uns den Weg, wie wir zu der Erkenntnis Gottes kommen, zu der Israel unter dem
neuen Bunde gelangen wird. Er beginnt mit der Vergebung und Nichtzurechnung der Sünde, und auf
diese Erkenntnis gründet sich das Weitere. Wir können unbedenklich sagen, daß der Herr nie durch
diese Erfahrung ging. Er kommt in vielen der vorausgehenden Psalmen vor uns, und im Blick auf die
Schönheit und Vollkommenheit, in der Er daselbst dargestellt wird, bekommt die Seele einen wahren
Begriff von der Sünde.
Wir sollten beachten, daß die Psalmen einer göttlichen Ordnung gemäß niedergeschrieben sind; sie
gleichen darin nicht der Kapiteleinteilung der Bibel, die des Menschen Werk ist, oder einem Liederbuch,
worin die Lieder nach verschiedenen Grundsätzen angeordnet sein können. Wir lesen zum Beispiel:
" Wie auch in dem zweiten Psalm geschrieben steht" (Apg. 13, 33), deshalb können wir die Psalmen nicht
umstellen.
Nun den 32. Psalm haben wir nach einer wunderbaren Entfaltung der Person Christi in sittlicher und
persönlicher Hinsicht sowie
auch als Opfer; Sein Tod, Seine Auferstehung, Seine Auffahrt und Herrlichkeit
sind dargetan worden. Eine derartige Erfahrung, wie die des Psalms 32, folgt
erst auf eine Erkenntnis
Christi, die den vorausgehenden Psalmen entspricht. Das erste Buch der Psalmen, Psalm 1-41, ist ein
höchst wunderbarer Teil der
Schrift, er ist voll vom Menschen des Wohlgefallens Gottes, von Gottes
Gesalbtem, er beginnt mit der Glückseligkeit dieses Menschen und endet damit,
daß Er ewig vor Gottes
Angesicht stehen werde. Denken wir an Psalmen wie Psalm 1, 2, 8, 16, 22, 24, die den Christus Gottes,
den Sohn Gottes darstellen. Bei
Seinem Auftreten brauchen wir nicht erstaunt zu sein, daß es den
sündigen Menschen Vergebung brachte. Sein Kommen machte das Herz Gottes frei,
all dessen Liebe und
Gnade der Vergebung zu offenbaren. Er tat Sich als einer kund, der Ungerechtigkeit nicht zurechnet, als
"Jehova, Gott, barmherzig und gnädig, langsam zum Zorn und groß an Güte und Wahrheit" (2. Mose 34,
6; Ps. 86, 15), doch Sein Herz war hierzu nicht frei, bis Christus gekommen war und das Werk vollbracht
hatte. In Psalm 2 führt Gott Seinen gesalbten Sohn mit den Worten ein: "Du bist mein Sohn" (V. 7).
In Psalm 8 ist Er dann des Menschen Sohn (V. 4), der Jehovas Namen auf der ganzen Erde herrlich
macht, und unter Dessen Füße alles gestellt ist : (V. 1.6). In Psalm 16 sehen wir Seine sittliche Voll-
kommenheit im Wandel vor Gott, getrennt von einer dem Götzendienst ergebenen Welt, und daß Er die,
die Gott lieben, die Herrlichen auf Erden, zu Seinen Gefährten macht. Welch eine Entfaltung des Werkes
Christi enthält dann der 22. Psalm! Und das Ergebnis dieses Werkes ist, daß Gottes Name den Brüdern
verkündigt wird und Lobgesang inmitten der Versammlung ertönt (V. 22). Wenn Christus vor uns ist
und Sein Werk und Seine Auferstehung, so können wir verstehen, daß Gottes Herz frei ist, dem neuen
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Bunde gemäß offenbar zu werden; Er ist frei, uns trotz allem, was wir waren und noch sind, zu lehren.
Er kann uns Christum vorstellen
und das Ergebnis Seines Kommens. Der 32. Psalm ist eine der gesegnetsten
Entfaltungen davon im Alten Testament. In den Psalmen kommen die inneren Gefühle
und
Erfahrungen Christi zum Ausdruck, nicht so sehr dagegen in den Evangelien, dort finden wir mehr Seine
Worte und Taten. Es ist etwas Großes, die Psalmen zu lesen, um Christum darin zu finden. Sie werden
von den Gläubigen im allgemeinen mehr als andere Teile der Schrift gelesen, aber nicht, um Trost zu
erlangen, und dann wird nur aufgenommen, was man auf seine Umstände anzuwenden vermag. Sie sind
einem willkommen für den Trost,
den sie bieten; doch es ist besser, sich Christo und Dessen
Erfahrungen halber zu den Psalmen zu wenden. Auf diese Weise werden wir frei,
da wir mit einer anderen
Person beschäftigt sind und uns selbst vergessen, und das sind glückselige Augenblicke. C. H. M. nannte
das die höchste Stufe der christlichen Erfahrung. Das zu pflegen, tut uns not; es ist sehr wohl möglich,
mit Christo und des Vaters Gedanken über Ihn beschäftigt zu sein.
Da uns der Geist Gottes in den Psalmen die Menschwerdung, den Tod, die Auferstehung, Auf-
fahrt und Wiederkunft Christi vorstellt, sind wir berechtigt, alles das in Verbindung mit den Psalmen
zu bringen und sie im Lichte dessen zu lesen, was am Tage des Geistes besteht. Anstatt sie also im Lichte
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alttestamentlicher Frömmigkeit zu lesen, können wir sie im Lichte der gegenwärtigen Stellung Christi
lesen, wonach Er, als in der Zeit geboren, Seinen Lauf hienieden erfüllte, in den Tod ging, auferstand,
auffuhr und wiederkommen wird.
Die größte Unterweisung, die Gott uns geben konnte, liegt im
Kommen Christi; doch Er möchte uns auch über die Folgen davon belehren.
Psalm 32 ist die Grundlage der Maskilpsalmen, ohne dieselbe würden wir Bedenken tragen, einige
von ihnen zu betrachten. Gott möchte, daß jede Seele mit dem Lichte beginne, wie Er Christum und
alles das eingeführt hat, was in Ihm Gestalt gewann. Im Lichte dessen sollten wir alles das erfassen, sogar
die tiefste Seelenangst. In der Geschichte der Seelen, sogar solcher, die das Brot mitbrechen, haben
wir oft tausenderlei Übungen, an deren Ende man zu Christo kommt, doch das ist nicht der göttliche Weg.
Dieser ist, mit Christo zu beginnen, und alle die Übungen in Seinem Lichte durchzunehmen. Darin
besteht der Unterschied zwischen Knechtschaft und Freiheit. Gott hatte Christum vor Sich, als Er Adam
machte; dieser war nur "ein Bild des Zukünftigen" (Röm. 5, 14). Adam wurde Christo ähnlich gemacht,
und nicht umgekehrt.
In Psalm 32 steht ein Mann Tag und Nacht unter dem Druck der Hand Gottes. Gott sucht ihm nahe-
zubringen, was er ist und was er getan hat, und Er läßt ihn nicht frei, bis er die Wahrheit anerkennt.
Je länger er da standhält, um so schlechter für ihn.
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Er geht durch alle die Übungen
von Vers 3 und 4, seine Gebeine verfielen durch sein Gestöhn den ganzen
Tag, und er ward ausgedörrt wie durch Sommerdürre. Welch eine schwere Übung, und
all das, um einen Menschen
zum Bekenntnis zu bringen! Gott
kann den unbußfertigen Sünder
nicht segnen. Es ist ! höchst wichtig, das zu beachten, denn eine
Evangeliumspredigt
ohne Buße hat armselige Bekehrte zur Folge, die keine wabre sittliche Grundlage
in ihrer
Seele haben. Buße ist eine große Segnung von Gott, eine der größten Segnungen des Evangeliums, worin
im Namen Christi "Buße und Vergebung der Sünden gepredigt" werden sollten" (Luk. 24, 47). Gott gibt
dem Menschen eine Gelegenheit, den rechten Platz vor Ihm einzunehmen. In Hebr. 12, 17 ist von einem
die Rede, der keinen Raum zur
Buße fand; uns aber gibt Gott jede Gelegenheit. Bei diesen Übungen
handelt es sich um das Werk Gottes, Er bringt die Gegenstände Seiner Gnade zur
Buße, und wenn diese
stattgefunden hat, genießen sie die Glückseligkeit von Vers 1. In der Anwendung auf uns begreift das
in sich, daß wir den Geist
haben. Das ist höchst lehrreich, denn darin haben wir die durch den Geist
gewirkte
Erkenntnis Gottes, die Vergebung, die Nichtzurechnung der Sünde und das
Hinwegtun aller Hinterhältigkeit
unseres Geistes. Du hast dir nicht im Geringsten etwas anzumaßen, was du nicht
bist; je schlechter du bist,
um so mehr verherrlichst du Gottes Gnade. Der selbstgerechte Pharisäer ist in
uns
allen sehr lebendig.
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Dieser Psalm bildet die
Grundlage von Röm. 1-5, er führt zur Glückseligkeit. Röm. 4 und 5 entsprechen
dem, ja, unser Psalm wird dort angeführt (Röm. ; 4, 7. 8). Dann sind wir derart
von Gottes Haltung uns I
gegenüber überzeugt und stehen
so in deren Glückseligkeit, daß es uns zum Gebet führt (V. 6). Wer Vergebung
empfangen£
hat, ist ein Gottseliger oder Frommer. Den wahren Gottseligen, den Heiligen,
sehen wir in Psalm 16, doch der, dem vergeben ist,
ist auch ein Gottseliger, er ist dahin gekommen, dem Wesen nach Christo zu
entsprechen. Ich bin ein Sünder,
dem vergeben worden ist, und wenn ich den Geist habe, so habe ich Christi
Wesensart aus reiner Gnade erlangt.
Für den Beter gibt es eine wunderbare Errettung. Was auch die Bedrängnis sein mag, Ihn umgibt
Rettungsjubel (V. 7). Der Gottselige hat einen Ausweg - das Gebet. Die ganze Macht Satans kann
nichts gegen einen Beter ausrichten; ein altes Lied sagt:
Satan zittert, wenn er sieht, daß der schwächste Heilge kniet.
Wenn uns Gottseligkeit kennzeichnet, so ist diese im Heiligen Geiste, sie ist nicht fleischlich. Hier
haben wir einen Beter, der Gott findet; wir leben in einer Zeit, wo Gott gefunden werden kann, Er ver-
birgt Sich nicht: "Siehe, jetzt ist. die wohlangenehme Zeit, siehe, jetzt ist der Tag der Errettung" (2. Kor;
6, 2). Gebet ist ein großer Schutz. Ein Glückseliger, 12 der den Geist hat, fromm ist und Christi Wesensart
besitzt, wird nicht um Dinge bitten, um sie in seinen eigenen Lüsten zu vergeuden (Jak. 4, 3). Wenn ich
den Geist habe und Christo gemäß gestaltet bin, muß ich dem treu sein, was ich bin. Wenn Gott einen
Betenden sieht, sagt Er gleichsam: das ist Christus!
Jedes wahre Gebet ist im
Geiste.. Es gibt einen Notschrei, doch wahrhaftes Gebet geht von einer
gottseligen
Person aus. Du magst fühlen, beten zu müssen, und nach einiger Übung darüber
machst du die
Entdeckung, daß du es nicht
kannst, du wirst inne, daß es etwas war, das nicht wert war, darum zu beten.
Dieser Psalm möchte uns zu Weisen, zu Verständigen machen, zu "Maskilim", die
'einen so großen
Platz in Dan. 11 und 12 haben. Hier sehen wir, wie sie gestaltet werden.
Vers 8 und 9 stehen mit geistlichem Tu in Verbindung. Wer in der Glückseligkeit des Geistes steht,
gottselig ist, betet.. und Gesänge der Befreiung, den Rettungsjubel, kennt, kann auf des Geistes Führung
in geistlicher Wirksamkeit rechnen. Hier handelt es sich nicht um Führung in tagtäglichen Angelegen-
heiten, zum Beispiel, wo ich meine Ferien verbringe. Wir sollten nicht den uneinsichtigen Rossen und
Maultieren gleichen; oft müssen
wir gleichsam auf den Pfad geistlicher Glückseligkeit geschoben werden.
Vielleicht trachten wir nicht nach Erkenntnis Gottes und werden auf ein
Krankenbett gelegt, das ist
ein Geschobenwerden. Zaum und Zügel entsprechen nicht dem Wohlgefallen Gottes;
doch Wir müssen !
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zerbrochen und Gott unterwürfig gemacht werden. Der da sprach: "Dein Wohlgefallen zu tun, mein
Gott, ist meine Lust" (Ps. 40, 8), war durchaus unterwürfig. Einer, der wertvolle Hunde züchtete, wurde
gefragt: " Wann erachten Sie einen Hund als völlig ausgebildet ?" Er antwortete: " Wenn ich mit dem
Hunde ausgehe und ein Kaninchen läuft über den Weg, und der Hund blickt zuerst auf mich, so ist er
völlig ausgebildet." Darauf kommt es an, der völlig ausgebildete Hund blickt erst nach seines Herrn Auge
und tut nichts zuvor. Doch was nützt das auf mich gerichtete Auge, wenn es nicht meinen Blick auf-
fängt? Zuerst muß ich gebrochen sein, und dann habe ich nach "Leitung von Gott auszuschauen. Wenn
wir dem Willen Gottes unterwürfig sind, entrinnen wir dem Kummer des Zaumes und Zügels. Diese Art
Zucht begehrt Gott nicht; sie setzt einen nicht im Einklang mit dem Willen Gottes befindlichen Willen
voraus, der durch äußere Dinge
zurückgehalten werden muß. Das ist nicht Gottes Gedanke der Unterweisung;
doch Er mag so etwas gebrauchen, mich vor Verkehrtem zu bewahren. Ich kann mir
zum Beispiel
ein Bein brechen; das ist eine der Vorsehung gemäße göttliche Bewahrung, doch an
sich keine Unterweisung. Söhne werden gezüchtigt; doch hier haben
wir Rosse und Maultiere~ und wir werden gewarnt, ihnen zu gleichen.
Dieser Psalm ist ein guter Beginn in der Schulegöttlicher Unterweisungen.