Home Zurück zu C.A.C. Evangelium
Psalm 42 und 44
C. A. C.: Wir betrachteten letzte Woche Psalm 32, welcher der erste der Psalmen ist, die der Geist Gottes. als zur Unterweisung dienend bezeichnet; Maskil heißt Unterweisung. Wir sahen, daß Psalm 32 die Grundlage aller göttlichen Unterweisung bildet, nämlich der Erkenntnis Gottes, die Sünden sind vergeben, werden nicht zugerechnet, und die Seele ist infolge der Gegenwart des Geistes in Glückseligkeit. Eine solche Seele kennzeichnet Frömmigkeit und Abhängigkeit, sie gleicht dem Wesen nach Christo.
Göttliche Befreiung ist für
solche eine Antwort auf Gebet, und geistliche Leitung zeigt ihnen, wie sie mit
Gott zu wandeln haben. Dieser Psalm umfaßt augenscheinlich die großen
Grundgedanken der Seelenbeziehungen zu Gott. Gott wird als Rechtfertigender,
Vergebender, Versöhner, Zuflucht und Leiter Seines Volkes gekannt. Das macht die
große, grundlegende Erkenntnis derer aus, die Gott in Gnade berufen hat; das ist
der erste Bestandteil der göttlichen Belehrung. Wenn unsere Seelen nicht derart
in der Erkenntnis Gottes befestigt sind, können wir keine Unterwiesenen sein.
Gottes Vorsatz ist, solche zu haben, und deshalb müssen wir von Ihm unterwiesen
werden.
Den neuen Bund kennzeichnet unter anderem: "Sie werden alle von Gott gelehrt sein" (Joh.6, 45). Wir
nun sind unter die Unterweisung Christi gekommen, wenn wir "anders ihn gehört.. . . und in ihm gelehrt
worden" sind (Eph. 4, 21). Nicht
auf das, was wir in
15
Büchern gelesen haben oder auf ein gewisses Maß Schriftkenntnis kommt es an, sondern darauf, daß
Gottes Volk göttlich unterwiesen
ist. Man kann immer wieder sehen, welch einen Unterschied
es macht, mit der Erkenntnis Gottes dem 32. Psalm gemäß zu beginnen. Wenn wir
durch tiefe und
verwickelte Übungen gehen, so
haben wir dann einen Halt, einen Ankergrund in unseren Seelen.
Psalm 42
weist auf tiefe Übungen hin; doch die Seele hat eine derartige Erkenntnis Gottes, daß sie Ihm vertraut
und nach Ihm dürstet; sie findet ihre Zuflucht in der Erkenntnis Gottes. Gegenwärtig werden wir auf
die Probe gestellt. Wenn Gott uns Erkenntnis über Sich Selbst gibt, stellt Er uns auf die Probe; die Erprobung des Glaubens ist für 'Gott sehr kostbar. Gott liebt es, das auf die Probe zu stellen, was wir in Ihm gefunden haben, zu prüfen, ob wir eine solche Erkenntnis über Ihn haben, daß wir sogar dann unseren Pfad gehen, wenn uns genossene Vorrechte genommen sind. Ich denke, das zweite Buch der Psalmen zeigt, daß sogar Enterbte und Ausgetriebene finden, daß Gott genug ist. Gott Selbst wird das Teil eines enterbten
Volkes. Hier kommt vor uns:
Inwieweit kennen wir Gott, wenn wir geprüft werden? Damit auch die geringste
Unruhe der Seele schwinde, muß sie durch eine Übung gehen. Auch da, wo man den
Frieden des Gewisses hat, kann es manchen Anlaß zur Unruhe geben. Der 32.
Psalm sucht uns im Frieden des Gewissens
16
zu befestigen; jede sittliche Frage ist erledigt, und Gott wird als eine allezeit zugängliche Zuflucht
gekannt. Die eine! Sache ist, Gott als eine Zuflucht zu kennen (wir alle sollten zugeben, daß Er das ist),
sind wir aber wirklich zu dem
lebendigen Gott gelangt?
Das ist lediglich eine Erfahrungsangelegenheit; wir haben da der Übung Ins
Angesicht zu
schauen, ob wir eine solche
Befriedigung in Gott gefunden haben, daß alle Unruhe der Seele geschwunden ist.
In Psalm 42 lesen wir von einem, der dessen gedachte, wie er mit der feiernden
Menge zum Hause
Gottes zog, und dies mit der Stimme des Jubels und des Lobes (V. 4). Wir mögen das Vorrecht haben, an Versammlungen und dem teilzunehmen, was der festlichen Art des Hauses Gottes entspricht, und
geistliche Freude daran empfinden; doch sowohl Johannes als Paulus verloren dieses Vorrecht. Hast du
genug, selbst dann den Pfad zu wandeln, wenn du es verloren hast? Ich denke nicht, daß jemand unter
uns sagen könnte, daß er bei einer derartigen Prüfung keine Seelenunruhe empfunden habe.
Der Dienst des Johannes hat den Herzenszustand im Auge, der seine Befriedigung in der Erkenntnis
Gottes finden möchte, deshalb ist vom Durst die Rede. Ich denke, das lebendige Wasser in Joh. 4 ist
der der Seele die Erkenntnis Gottes bringende Geist, durch den sie vollständig befriedigt wird. Die Er-
kenntnis Gottes in der Kraft des Geistes genügt, selbst dann den Pfad zu wandeln, wenn äußere Vor-
rechte versagen. In Psalm 42
haben wir nicht nur
18
die feiernde Menge (das Haus Gottes ist eigentlich mit einer solchen erfüllt, denn wir sollten nicht traurig zusammenkommen), sondern auch die mit dem Jordan, dem Hermon und dem Berge Mizhar verbundene, uns klein machende Übung. Ich habe, was die Übung dieses Psalmes verlangt, an die Übung Paulus denken müssen, die er nach dem 2. Korintherbriefe durchzumachen hatte. Daselbst haben wir in Kap. 3 und 4 die Segnung des Evangeliums; doch dann sehen wir, wie jede Art von Druck auf das, Gefäß eindringt, um auf die Probe zu stellen, ob das gesegnete Gute, was es im Dienste brachte, genug war, es hindurchzuführen. Nun Paulus, fand daß Gott genug war. Frage: Führt diese Übung zu geistlicher Zunahme? CAC: Jawohl, sie ist sehr lehrreich. Das erste ist der Dienst des Evangeliums, und danach kommt die Zeit der Zucht für den Diener, und dann haben wir den Dienst der Versöhnung, und dann wieder eine Zeit der Zucht, damit das Gefäß ein Zeugnis in Kraft
von dem sei, worin es gedient hat. Es handelt sich 1 hier um das lebendige Zeugnis eines Menschen, der
imstande ist, durch jede Drangsal zu gehen. Es kamen allerhand außergewöhnliche Umstände; der
Diener aber überstand sie in der Kraft seines eigenen Dienstes, darin besteht die göttliche Unterweisung.
Frage: Was ist das Land des Jordan? C. A. C.: Paulus redet davon, daß der Tod in uns wirkt; nichts macht so wenig aus uns wie der Tod. Er ist der große Entwürdiger, er macht alles das zu-
18
nichte, was uns von Natur eigen ist, Paulus redet davon, allezeit dem Tode überliefert zu werden, das ist
das Land des Jordan, er sagt: "Wir. . .werden allezeit dem Tode überliefert um Jesu willen, auf daß
auch das Leben Jesu an unserem sterblichen Fleische offenbar werde" (2. Kor. 4, 11). Es ist eine durchaus in unserem Wandel offenbar werden'de Zunichtemachung. Wenn Gott Sich in Gnade und Güte kundmacht, wird ein Zunichtemachen erforderlich, und das ist der Jordan. Der Hermon ist eine rauhe Stätte, in Verbindung mit ihm haben wir widrigen Umständen ins Angesicht zu sehen; Paulus hatte deren viele, die mancherlei einschneidenden Schwierigkeiten. Der Berg Mizhar ist ein kleiner Hügel, da werden auch wir klein; Paulus kam durch den Dorn im Fleische dahin. Alles das macht uns zunichte.
Dieser Psalm stellt an uns die Frage, ob wir den innigen Wunsch haben, kennenzulernen, was, uns der
gepriesene Gott in Umständen sein
kann, die das, was wir von Natur sind, gänzlich zunichte machen. Von anderer
Seite ist darauf hingewiesen worden, daß Gott uns zur Zunichtemachung des
Fleisches in örtlichen Versammlungen zusammengefügt hat. Mir kam manchmal der
Gedanke, daß ich im Bewußtsein der Gegenwart Gottes und Seiner Liebe wohl
unstreitig allem gewachsen sei.
In Vers 5 haben wir das Vertrauen, daß im Angesicht Gottes in allen Umständen
Errettung ist, es heißt da: "Ich werde ihn noch preisen für das :Wohl seines
Angesichts" oder "die Rettungen seines Angesichts", - daß besagt, daß
19.
im Angesicht Gottes jede Errettung zu finden ist. Gott leuchtet mir, sei es im Lande des Jordan, des
Hermon oder des Berges Mizhar -
Gott ist genug. Paulus sagte: "Mein Gott aber wird alle eure Notdurft
erfüllen" (Phil. 4, 19), das waren keine lediglich irdischen Bedürfnisse; denn
zu Philippi stand
eine Schar für das Zeugnis
Gottes, und zwar Schulter an Schulter mit Paulus in der Verteidigung der frohen
Botschaft. Sein Gedanke ist, Gott würde ihnen Derselbe sein wie ihm, was auch
die Umstände sein mochten. Paulus hatte Gott als genügend erfunden, und er sagt
damit den Philippern, daß sie das auch erfahren würden; es handelte sich nicht
bloß um irdische Bedürfnisse. Die Worte Pauli in
Phil. 1, 19: , "Ich weiß, daß dies mir zur Errettung ausschlagen wird",
entsprechen der Übung unseres Psalmes, in dem wir einen auf dem Wege zu dem
sehen, was Paulus besaß. Ein großer Nutzen der Psalmen ist, daß sie einem den
Weg zu etwas zeigen; wenn wir jedoch den Wunsch haben, es zu erlangen, so müssen
wir uns zum Neuen Testament wenden. Bem.: Paulus hatte das Urteil des Todes in
sich selbst, damit er nicht auf sich selbst vertraute.
C.A.C.: Jawohl, sein Teil war in
Gott, obwohl alles Äußere versagt hatte. Im Gefängnis hatte Paulus
nicht das Vorrecht von Zusammenkünften, er entbehrte die Gemeinschaft der
Brüder, zog nicht
mit der feiernden Menge einher. Psalm 44 ist sehr wichtig, dann er bat es nicht so
sehr mit dem Einzelnen zu tun, sondern mit dem Zustand des Volkes Gottes. Er belehrt uns, daß wir
nicht in Tagen leben, wo Gott Sein Volk öffentlich unterstützt. Wenn wir Zeichen öffentlicher Unterstützung erwarten, werden wir keine bekommen; deshalb wendet sich der Psalmist dem zu, was Gott an den Vätern tat, das entspricht bei uns dem in den Tagen der Apostel, der siegreichen Kraft Gottes 'in ihnen., Hier sagt der Psalmist: "Doch du hast uns verworfen',' (V. 9). Dem Feinde sind wir in jeder Hinsicht zu Gegenständen der Verachtung geworden. Sind wir geneigt, diese Übung anzutreten? - es ist eine Kirchenübung - oder begehren wir, öffentlich unterstützt und anerkannt zu sein? Das ist ganz und gar nicht Gottes Gedanke uns gegenüber. Er hat uns wie Schafe zur Schlachtung hingegeben, das ist unsere äußere Stellung. Manche geben vor, Wunderbares zu haben, mit Zungenreden, Kranke heilen zu
können und öffentlich von Gott
anerkannt zu sein; wir jedoch müssen bekennen, nichts derart zu haben.
In Psalm 44 finden wir ein Volk, das keine äußer Unterstützung von Gott bekam,
sie sind Gegenstände
des Spottes, ihre Gegner betrachten sie mit Verachtung, und doch sagen sie: "Dieses alles ist über uns
gekommen; doch wir haben deiner nicht vergessen, noch haben betrüglich gehandelt wider deinen Bund.
Nicht ist unser Herz zurückgewichen noch sind unsere Schritte abgebogen von" deinem Pfade" (V. 17
u. 18). Das ist auch unsere
öffentliche Stellung. Halten wir uns selbst denn an das, was von Gott Selbst
ist, wenn kein äußeres Zeichen dafür spricht, daß
21
Gott mit uns ist'? Die Menschen sagen: "Wo ist euer Gott'? Ihr seht sehr wenig Frucht, richtet nichts aus, man sieht nicht, daß Gott mit euch ist." Man ist so bereit zu sagen: Wo ist euer Gott'? Wenn wir jedoch begehren; Unterwiesene zu sein, so haben wir unseren Pfad zu ,gehen, ohne öffentlich anerkannt zu werden. Wir brauchen das nicht, wir haben kein offenbares Eingreifen zu erwarten, sondern vielmehr
als Schafe zur Schlachtung geführt zu werden. Gott greift nicht öffentlich ein und wir lassen das mit uns
geschehen, was die Menschen wollen. Manche ernste! Seele möchte öffentlich anerkannt sein, jeden Tag
Bekehrte haben; doch es ist zu spät für irgend eine Schar Gläubiger, in einer öffentlichen Weise
ausgezeichnet oder hervorragend dazustehen. Römer 8 zeigt uns, daß uns alles das nicht von der
Liebe Christi zu scheiden vermag.
Ist die Liebe Christi etwa nicht genug'? Sind wir, was die öffentliche
Stellung anlangt, damit zufrieden, Spott, Verachtung und Schmach zu leiden,
doch durch die Liebe
Christi entschädigt, dies lieber auf uns zu nehmen, als in Ansehen zu stehen'? Die Auszeichnung Philadelphias besteht darin, daß solche aus der Synagoge Satans "erkennen, daß ich dich geliebt habe" (Offb.3, 9). Unsere große Auszeichnung ist, von Christo geliebt zu sein. Wir können mit dem Gedanken fortfahren, es heißt in Vers 17: "Doch wir haben deiner nicht vergessen" - das steht in Beziehung zum
Abendmahl. Der Herr vertraut Sich uns jeden ersten Wochentag an und verbürgt uns die Treue Seiner
22
Liebe. Ist das nicht genug? Sind wir damit zufrieden, öffentlich Schmach zu leiden, aber durch die
Liebe Christi entschädigt zu
werden? Wenn es sich also verhält, so werden wir nach Psalm 45 völlig
entschädigt werden. Wir haben zu beachten, daß Psalm 44 einen außergewöhnlichen
Zustand vor uns bringt, nicht den Tag des Sieges, sondern der Niederlage; wir
erleiden genau so
wie der Herr eine Niederlage:
"ln Schwachheit unterlegen,
Errang die Krone Er -"
Der Herr sagte zu Philadelphia: "Du hast eine kleine Kraft" (Offb. 3, 8). Nichts könnte gesegneter
sein, als derart durch all diese
göttliche Unterweisung beherrscht zu werden, daß der Geist Gottes Christum für
uns zum Mittelpunkt machen kann. ;
In Psalm 45 sehen wir eine Seele, die ihren Mittelpunkt in Christo gefunden
hat; 'nicht ein Wort in dem Psalm hat das Ich zum Mittelpunkt. Es handelt sich
darin nur darum, was Christus ist, was Er sein wird und was Ihm die Versammlung
ist. Welch ein Reichtum! Das ist ein Reichtum, der, wie ich glaube, nur gekannt
wird, wenn wir der Unterweisung von Psalm 44.entsprochen haben. Was im nächsten
Psalm dargestellt wird, ist so groß, daß es das Herz erfüllt, und anstatt, daß
der Psalmist dürstet, wallt sein Herz über von gutem Worte. Wir haben alle das
Vorrecht, Tondichter zu sein~ wir s()l1ten etwas über den König gesanglich
ausdrücken. Es ist etwas Großes, einen Psalm zu machen, doch es ist auch gut,
das zu singen was andere gemacht haben.