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Psalm   52 - 57

Psalm 52-57

C.A.C.: Der Hauptgedanke, den wir beim Lesen dieser Maskilpsalmen vor uns hatten, war, in ihnen die Umstände zu sehen, in denen sich das Volk und das Zeugnis Gottes in den Letzten Tagen befindet; der Geist Gottes hat sie gegeben, den Glauben und die Liebe in den Tagen vor der Aufrichtung des Reiches zu stärken. Es ist zu beachten, daß sehr wenige Psalmen und Schriftworte das tatsächlich errichtete Reich vor sich haben. Der größte Teil der Schrift, einschließlich der Psalmen, ist mit den Übun­gen und Erfahrungen, den Leiden und Triumphen des Volkes Gottes an Tagen beschäftigt, wo das Böse öffentlich die Oberhand hat und das Reich erwartet wird.

In den vier verlesenen Psalmen kommen wir zu Umständen, unter denen das Zeugnis aufrechtzuer­halten ist, der Glaube ist da die Stütze. Grundsätzlich haben wir zweifellos durch dieselben Übungen zu ge­hen wie die Unterwiesenen Israels, es tut uns wie auch ihnen not, weise zu sein. Es ist sehr wichtig, unter­wiesen oder einsichtig zu sein, damit das Zeugnis Gottes mit Einsicht abgelegt werde. Haben wir gemäß Psalm 45 Christum und das, was zu Ihm in Be­ziehung steht, geschätzt, so haben wir in Psalm 52 zu lernen, daß der tödlichste Widerstand unser Teil ist. Der Gewaltige von Vers l ist dem Volke Gottes tod­feind. Der Psalm weist zweifellos auf Doeg, den Edomiter, hin; er stellt den Menschen nach dem Fleische
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dar und war Sauls Hauptknecht, also der eines Man­nes, der dem Fleische diente. Er schätzte Gottes Ge­salbten nicht und war bereit, das, was heilig und priesterlich war, zu töten - er erschlug 85 Männer, die das leinene Ephod trugen (2. Sam. 22, 18). Er war bereit, die Priester zu töten, und wir stehen sol­chen Gewaltigen gegenüber.

In Psalm 45 lernten wir die Vortrefflichkeit Christi kennen, und daß Gott unsere Herzen erfüllt, das niederzuschreiben. Er ist jedem anderen Menschen überlegen, alles Herrliche steht in Verbindung mit Ihm. Der Antichrist ist demgegenüber tot, und wir befinden uns schon jetzt, sittlich genommen, in den Zeiten des Antichristen (1. Job. 2, 18). Um uns sind viele Antichristen, obwohl der persönliche Anti­christ noch nicht gekommen ist. Was wird uns in der Gegenwart des Gewaltigen bewahren? Wenn ein Ge­waltiger hienieden in tödlicher Auflehnung wider Gottes Gesalbten steht und alles das, was heilig und priesterlich ist, wie werden wir da aufrechterhalten ? Der Herr tut das dadurch, daß Er uns zu grünen Olivenbäumen in Seinem Hause macht. An einem derartigen Tage vermag nichts Geringeres als geist­liche Männer und Frauen etwas auszurichten. Ein Olivenbaum stellt einen geistlichen Mann dar, der geistliche Frucht trägt, und da haben wir auch Frische, denn es handelt sich um einen grünen Oliven­baum. Er ist kein Besucher des Hauses, er ist daselbst in dem Boden der Herzensgüte Gottes gepflanzt; dar­auf wächst er und bringt im Hause Gottes Frucht.

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Den Gegensatz davon sehen wir in ps. 37, 35: „Ich habe einen Gesetzlosen gesehen, der gewaltig war und sich ausbreitete wie ein nicht verpflanzter grüner Baum." Das ist ein Hinweis auf den Antichristen, der der völlige Ausdruck dessen ist, was der auf seinem Heimatboden aufwachsende Mensch sein kann, und dies für sich selbst. Die Luft ist heute voll vom Geiste des Antichristen, von dem, was der Mensch sich selbst sein kann, und was hält dawider stand? Nur geist­liche Männer und Frauen, die alles der Herzensgüte Gottes entnehmen und dartun, was Er den Menschen sein kann, nur solche, die wie Christus in beständiger Abhängigkeit und im Vertrauen auf Gott leben. Christus erwies auf jedem Schritt, was Gott den Men­schen sein kann, Er war der grüne Olivenbaum; doch jeder Heilige kann ein solcher sein. Gottes Herzens­güte ist nämlich der Boden, auf dem Sein Haus steht. In den Übungen von Psalm 51 lernen wir Gottes Herzensgüte kennen. Psalm 45, der voll von Christo und der Frucht des Werkes Gottes ist, erfordert die Übungen von Psalm 51, weil ich, je mehr ich Christum schätze, um so tiefer in meinem Selbstgericht gehen muß, und es gibt keine tiefere Übung im Selbst­gericht als die von Psalm 51. Gott erläßt keinem diese Übung, doch in ihr erfahren wir die Herzensgüte Gottes. In Psalm 51 haben wir einen Mann völligen Versagens vor uns, und zwar nicht nur in seinem Tun, sondern auch in dem, was er ist; doch er erfährt, daß er auch in den tiefsten Tiefen auf die Herzensgute Gottes rechnen kann, und wenn das der Fall ist, so
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kann man immer auf sie rechnen. Unsere Erkenntnis der Herzensgute Gottes richtet sich nach dem Maße unseres Selbstgerichts. Petrus mußte lernen, wozu er fähig war, und so wir alle; es ist ein fester Grundsatz Gottes, daß wir das lernen müssen. Petrus glaubte nicht, was Gott sagte, und der Psalmist David hatte wahrscheinlich viele Psalmen vor diesem Psalm ge­schrieben, und nun hatte er diesen Weg zu gehen, damit er Gott kennenlerne und Ihn rechtfertige, und so sagte er: „Damit du gerechtfertigt werdest" (V. 4). Ein geistlicher Mann ist einer, der Christum schätzt und sich selbst verurteilt. Wenn wir die Psalmen 45 und 51 nebeneinander stellen, haben wir die zwei Sei­ten eines geistlichen Menschen, eine große Wert­schätzung Christi und ein tiefes Selbstgericht. Alle Weisen haben diese Aufgaben zu lernen. Damit meine ich nicht, daß wir eine große Sünde begehen müssen, um sie zu lernen; das ist nicht der tiefste Weg, sie zu lernen. Wir können sie in der Gegenwart Gottes ler­nen, und dadurch lernen wir die Herzensgüte Gottes kennen. Psalm 52,  lautet: „Die Güte Gottes währt den ganzen Tag", und Vers 8: „Ich vertraue auf die Güte Gottes immerfort", darauf vertraut die Seele.

Frage: Welchen Unterschied machen Sie zwischen Herzensgüte und Liebe ?

C. A. C.: Die Herzensgüte Gottes kommt in den Umständen zum Ausdruck, in denen sich Sein Volk befindet. Es ist ein schönes Wort, das in der eng­lischen Bibel oft mit Erbarmen wiedergegeben wird, doch es bedeutet inniges Verlangen, Inbrunst. Es

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drückt die Wärme der Haltung Gottes den Menschen gegenüber aus, daß Er, trotz der Sünde Seiner Ge­schöpfe, Freude daran hat, ihre Hilfsquelle und Stütze zu sein. Seine Liebe verbirgt sich dahinter, doch es deutet mehr darauf hin, wie Er Sich uns zur Verfügung stellt; Er ist so gütig und zart den Men­schen gegenüber gesinnt, und darin sollten wir ge­wurzelt sein. Die Wertschätzung Christi vertieft das Selbstgericht und das Vertrauen auf die Herzensgüte Gottes, und dann haben wir den grünen Olivenbaum angesichts des Antichristen. Dieser Psalm wird in der Gegenwart des Antichristen erfüllt werden, und wenn dann, so können wir ihm jetzt im voraus entsprechen. Da gibt es nichts Halbes, wir wachsen entweder auf dem Boden unserer Natur auf oder als im Hause Got­tes gepflanzt.

Bern.: In Psalm 36, 8 heißt es: „Sie werden reich­lich gesättigt durch die Fettigkeit deines Hauses."

G. A. G.: Jawohl, und in Vers 7 heißt es dort: „Wie köstlich ist deine Güte, o Gott! daher nehmen die Söhne der Menschen Zuflucht zu deiner Flügel Schat­ten." Das ist eine der schönsten Schriftstellen, die es gibt. Die Söhne der Menschen können geradewegs zum Sühnmittele kommen und den Flügeln Jehovas vertrauen, und Gott wird so als die Quelle von allem erkannt, „sie werden reichlich gesättigt durch die Fettigkeit deines Hauses".

Zweifellos ging David durch Übungen, die ihn be­fähigten, ein für Gott brauchbares Gefäß zu sein; doch grundsätzlich können wir sie auf uns anwenden.

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Ohne diese Unterweisung können wir der Macht des Antichristen nicht standhalten, die alles aus dem Menschen macht, der auf dem ihm eigenen Boden aufgewachsen ist. Im Zeugnis Gottes ist das einzige, was Wert hat, ein grüner Olivenbaum im Hause Got­tes, ein Mensch, der beständig auf die Herzensgute Gottes vertraut.

In der Gegenwart eines Menschen, der schöner als die Kinder der Menschen ist, lernen wir uns selbst richten. Dann finden wir in Psalm 52 im Gegensatz zu dem Gewaltigen, der auf seinem eigenen Boden wächst, den geistlichen Menschen, der in so schöner Weise als ein grüner Olivenbaum im Hause Gottes bezeichnet wird, der, auf die Herzensgüte Gottes ver­trauend, alles aus Gottes Hand nimmt und erfährt, was Gott für den Menschen sein kann, wie auch Chri­stus es erfuhr.

Im nächsten Psalm, dem 53., kommt der allgemeine Zustand des Menschen ans Licht. Die Menschen sind gemeinhin in einem derartigen Zustande, daß jeder von ihnen ausgehende Einfluß darauf ausgeht, Got­tes Volk zu fressen, es heißt in Vers 4: „Die mein Volk fressen, als äßen sie Brot." Dieser Art ist der von den Menschen ausgehende Einfluß, er ist zer­störend und verderbt, und das erklärt die Gefangen­schaft des Volkes Gottes; sie sind unter den Einfluß dessen gekommen, was vom Menschen ausgeht. Es ist notwendig, diese Gefangenschaft zu wenden (V. 6). Jeder von uns hat erfahren, was es ist, unter den Ein­fluß dessen zu kommen, was vom Menschen ausgeht;

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 das bedeutet geistliche Gefangenschaft, und es ist notwendig, daß  dies wendet wird und die Errettung aus Zion kommt. Wir alle bedürfen dieser Er­fahrung.

 

   Fr: Meinen Sie damit die Lehre der Menschen?

 C.A. C.: Ich dachte an alle Einflüsse, die das Volk Gottes in Gefangenschaft brachten. Sie begannen zu wirken, noch ehe die Apostel den Schauplatz ver­ließen, sie kamen vom Menschen, und nicht von Gott, und die Folge war, daß das ganze christliche Be­kenntnis in Gefangenschaft geriet. Dasselbe, was Israel widerfuhr, ist dem christlichen Bekenntnis wider­fahren, und so müssen wir durch unumschränkte Gnade von allem befreit werden, was vom Menschen ausgeht. Wenn unsere Freude nicht völlig ist, so rührt es daher, daß etwas bei uns in Gefangen­schaft geraten ist. Bei vielen von uns umfaßt das eine große Menge; es beherrscht uns innerlich und wirkt sich nach außen aus. Wir können viel äußere Ge­fangenschaft wahrnehmen und haben nötig, in unserem Geiste befreit zu werden. „Rettungen" kom­men aus Zion. Das unumschränkte Erbarmen Gottes, wovon Zion redet, lenkt unser Augenmerk auf etwas in unserem Wandel, Benehmen, Geiste oder Dienste oder in unseren religiösen Verbindungen, das nicht von Ihm, sondern von Menschen ausgeht. Gott lenkt das Augenmerk darauf, damit von den Rettungen eine nach der anderen eingreifen kann, uns frei zu machen. Gott wird die Gefangenschaft Jakobs und Israels wenden, die unsere hat Er die letzten hundert

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 Jahre gewendet, um so tiefe Freude in unseren Her­zen zu genießen; diese aber können wir nicht ohne die Rettungen aus Zion haben.

Frage: Entbehren deshalb unsere Zusammenkünfte manchmal der Freude?

G. A. G.: Jawohl, wenn mehr geistliche Freude vor­handen wäre, was würde daraus hervorquellen l Wor­auf es in Psalm 54 ankommt, ist das Freiwilligkeits­opfer und der Preis Jehovas; der priesterliche Dienst wird damit fortgesetzt, keine Macht des Feindes kann das hindern. Wenn wir jedoch dadurch keine Kraft bekommen haben, daß unsere Gefangenschaft ge­wendet worden, so sind wir nicht frei zum Dienst.

Bem.: Paulus war in Philipper 3 hierzu frei.

C.A.C.: Jawohl, er sagt: „Denn wir sind die Be­schneidung, die wir durch den Geist Gottes dienen und uns Christi Jesu rühmen" (V. 3), das gleicht dem Psalm 54. Da haben wir einen Mann, dessen Gefan­genschaft vollkommen gewendet worden ist, die Er­rettung hat ihn von allem befreit.

Nun alles das ist für die Weisen wesentlich, wir haben uns dem in persönlicher Übung und geistlicher Kraft zu unterziehen.

In ps. 54, 6 ist David dahin gekommen zu sagen: „Opfern will ich dir mit Freiwilligkeit; deinen Namen will ich preisen, Jehova, denn er ist gut." Die Macht des Feindes sucht zu verhindern, daß Gott Sein Teil bekommt; dazu gebraucht er Gewalt. Unsere Brü­der, der jüdische Überrest, werden in einem schreck­lichen Maße darunter leiden müssen, und auch uns

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kann das widerfahren. In den letzten Jahren hat uns der Feind durch gewaltsames Eindringen zu hindern gesucht, und wir mögen noch mehr davon durch*
zumachen haben; wir sollten jedoch bereit sein, der Möglichkeit ins Angesicht zu schauen, daß es dem Feinde erlaubt wird, uns auf diese Weise zu hindern.
Ehe die Kirche hinaufgenommen wird, kann sie durch Übungen zu gehen haben, die sie befähigen, mit ihren leidenden Brüdern in zukünftigen Tagen Mitgefühl
zu haben. 

Frage: Meinen Sie das in einem öffentlichen Sinne ?  

C. A.C.: Ja, Satan wird alles tun, den Dienst Got­tes zu verhindern. Doch wir sollten dessen eingedenk sein, daß der Dienst Gottes auch in den dunkelsten und schrecklichsten Tagen der großen Drangsal nie aufhören wird, und so ist dieser Dienst auch jetzt weiterzuführen. Wir sollten die Würde des heiligen Vorrechts bedenken, daß es uns erlaubt ist, in den Nächten im Hause Gottes zu stehen, Seinen Dienst auszuüben und unsere Hände zu Seinem Preise zu erheben (Ps. 134, 1.-2). Wir sollten mehr an den Dienst Gottes denken; wir denken oft an unsere Seg­nung, statt an das Opfer des Lobes. Das alles gleicht dem Saft des Olivenbaumes, es ist die Wirksamkeit des Geistes Christi. Der Feind bringt Drangsal, da­mit sie den Dienst Gottes verhindere. Ist es dir noch nicht aufgefallen, daß am Sonntagmorgen etwas ein­trat, was deinen Geist aus der Fassung brachte? Satan liebt es, das zu tun, und wir haben darauf zu ach­ten, daß wir seinen Bemühungen nicht nachgeben.

Frage: Welcher Art ist das Lobopfer?

C. A. C.: Wir bringen Gott darin das, woran Er Wohlgefallen findet, nämlich Christum. Sogar, wenn wir Ihm daheim nahen, sollten wir das bedenken, wir sind so viel mit unseren Bedürfnissen beschäftigt. Beim Beten kommt oft eins nach dem anderen vor uns, und zwar in Verbindung mit unseren Bedürf­nissen, unserem Seelenzustande und dem Dienst, da­bei vergeht die Zeit, und man hat sich aufzuraffen und zu bekennen: Habe ich denn gar nichts für Gott, nur das, was mir dient? Da fängt man an zu beden­ken, daß man ein Opfer haben muß und überlegt, was man Gott über Christum sagen kann; man kommt mit der Quelle göttlicher Kraft und Freude in Berührung und wendet sich dem Opferdienst zu. Der Dienst Gottes ist mit Seiner Verherrlichung an­gesichts alles dessen in Verbindung, was zu sein Er Sich geoffenbart hat. Der Feind liebt es, ihn durch einen Einfluß zu verhindern. Weshalb gibt es so viele schweigsame Brüder? Der Feind kann nicht zer­stören, doch er weiß, wenn er den Dienst Gottes hin­dert, so bringt er das zustande, und die Weisen haben zu lernen, nicht zuzugeben, daß der Dienst irgend­wie gehindert werde. Es handelt sich um unser höch­stes Vorrecht, nämlich das, womit die Herrlichkeit Gottes in Verbindung steht. Die Herrlichkeit der Versammlung ist, daß sie eine Stätte der Herrlich­keit Gottes ist. Mit der Glückseligkeit des Hauses Gottes in Berührung zu kommen, ist eine große An­regung. Wir sind schwach, weil in unseren täglichen.

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Gebeten so wenig Lob ist. Haben wir jedoch die Freude erlebt, daß die Gefangenschaft von uns ge­wendet ist, so finden wir Wohlgefallen an Gott, und dann ist mehr Lob vorhanden. Wie ausnehmend groß ist es, unsere Übungen zu vergessen und in unseren Herzen anbetend bei der Herzensgüte Gottes und den Schönheiten und Vollkommenheiten Christi zu ver­weilen I Wenn wir das daheim täten, was würde es dann sein, wenn die Versammlung zusammenkommt! Man kann sich das kaum vorstellen.

Der nächste Psalm, der 55., enthält in gewissem Sinne die tiefste Übung von allen, nämlich die Kirchendrangsalsübungen, die von innen kommen. Viele von uns können heute abend bezeugen, daß ihnen diese einen tieferen Kummer und tiefere Übung bereiteten als alle anderen. Hast du je gewünscht, Flügel der Taube zu haben und hinwegfliegen zu können, um Ruhe zu finden? (V. 6). Alle diese Be­schwerden haben wir in der Stadt (V. 9) - siehe auch Vers 10 und 11, es sind Versammlungsdrang­sale. Am Tage der Zukunft wird der Überrest innere Drangsale haben, die in gewissem Sinne schlimmer sind als die äußeren. In Vers 12-14 heißt es: „Denn nicht ein Feind ist es, der mich höhnt, sonst würde ich es ertragen, nicht mein Hasser ist es, der wider mich großgetan hat, sonst würde ich mich vor ihm verbergen, sondern du, ein Mensch meinesgleichen, mein Freund und mein Vertrauter, die wir trauten Umgang miteinander pflegen, ins Haus Gottes wan­delten mit der Menge." Sogar die Brüder haben dich

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im Stich gelassen, und das ist der allerbitterste Kum­mer; viele könnten bezeugen, daß sie darob mehr schlaflose Nächte durchzumachen hatten als anderer Umstände halber. Das Heilmittel dafür bekommen wir in Vers 22 und 23, nämlich Vertrauen auf Gott. Der Psalm nimmt Bezug auf die Zeit Absaloms, der die Herzen des Volkes stahl. Eine einnehmende, sich einschmeichelnde Rede übte einen Einfluß auf das Volk Gottes aus, der der Wahrheit entgegen war. Wahrscheinlich war Ahitophel der vertraute Freund (2. Sam. 16, 23). Gar manchmal kommt es vor, daß ein Mann, den man für einen hielt, der nach Gottes Wort fragte und dessen Aussprüche redete, versagt und ein Gegner wird. Welch ein Kummer! Er war ein höchst gewichtiger Bruder, und dennoch verließ er uns! Wir sollten auf so etwas gefaßt sein, es gehört zu der Übung der Letzten Tage. Wir soll­ten uns auf Drangsal .„in der Stadt" und „in ihrer Mitte" gefaßt machen, das heißt auf das Versagen von Brüdern, die uns geholfen und göttlich beraten haben. Was können wir da tun ? Es heißt: „Wirf auf Jehova, was dir auferlegt ist, und er wird dich er­halten; er wird nimmermehr zulassen, daß der Ge­rechte wanke . . . Ich aber werde auf dich vertrauen" (V. 22 u. 23). Das gibt Trost und Ermutigung. Wir haben zu lernen, auf Gott zu vertrauen, Er wird nim­mermehr zulassen, daß Gerechte wanken; sie werden durch jede Kirchendrangsal geführt werden und dem Einfluß Ahitophels entrinnen, Er führt sie stracks hindurch.

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