Johannes
Calvin
Johannes
Calvin wird
am 10. Juli 1509 in Noyon in der Picardie geboren. Sein Vater ist Notar
des Domkapitels. Seine Ausbildung erhält er zunächst in Noyon und ab
1523 in Paris. Er verläßt Paris 1528 als Magister der freien Künste und
geht nach Orleans, um Rechtswissenschaft zu studieren. Nach Abschluß
seiner juristischen Studien kehrt er 1532 nach Paris zurück und
beschäftigt sich mit der Literatur.
Ab 1535 lebt
Calvin in Basel
und schreibt ein Vorwort für die französische Übersetzung des Neuen
Testaments. Schon 1536 erscheint in Basel die Erstausgabe seiner
Christianae Religionis
Institutio
(Unterricht in der christlichen Religion). Als
Calvin im Sommer
des Jahres - von Italien kommend - durch Genf reist, überredet ihn der
dortige Prediger Guillaume Farel zum Bleiben, doch Genf war für einen
gründlichen Neubau des kirchlichen Wesens noch nicht reif, so daß
Calvin zunächst
einige Jahre in Straßburg verbrachte.
Als
Calvin sich der Theologie zuwandte, fand er schon den
Protestantismus in seiner Frühentwicklung vor. Es war im wesentlichen
die Leistung Luthers, an die er anknüpfen konnte. Aber was
Calvin tat, war
dann doch keine einfache Übernahme dessen, was die deutsche Reformation
ans Licht gebracht hatte.
Calvin hat sich
für seine Lehre allein auf die Schrift berufen, deren Mitte die
Offenbarung Gottes in Jesus Christus ist. Diesem Zentrum der
evangelischen Botschaft war alles untergeordnet.
Im September 1541 zog
Calvin nach Genf
und legte dem Rat eine Kirchenordnung vor, in der vier Ämter vorgesehen
sind: die Pastoren, die Lehrer, die Ältesten und die Diakone. Damit
fällt dem Laienelement eine aktive und verantwortliche Rolle bei der
Leitung der Gemeinde zu. Die Ältesten bilden gemeinsam mit den Pastoren
ein Konsistorium, dessen Aufgabe es ist, die kirchliche Ordnung aufrecht
zu erhalten und die Undisziplinierten zur Ordnung zu rufen. Es ist die
Eigentümlichkeit der Genfer Kirche, und es wird die Eigentümlichkeit
aller calvinistisch geprägten Kirchen sein, daß in viel stärkerem Maße
als in dem zur Pastorenkirche tendierenden Luthertum das kirchliche
Leben auf der Aktivität von Laien beruht.
Für die Durchsetzung seines Gemeindeideals hat
Calvin fünfzehn
Jahre innerhalb des Genfer Stadtstaates kämpfen müssen. In seiner
Theologie ist er der Mann der zweiten reformatorischen Generation, der
größte Schüler Luthers, dem er seine entscheidenden theologischen
Erkenntnisse verdankt. Aber als Luther-Schüler ist
Calvin zugleich
der Theologe gewesen, der - wie keiner sonst - den Wittenberger
Reformator verstanden hat und von seinem reformatorischen Ansatz her ein
selbständiges und einheitliches theologisches System entworfen hat.
Johannes
Calvin stirbt am
27. Mai 1564 in Genf. Er wird auf dem allgemeinen Friedhof beerdigt. Ein
Grabstein wird - so hatte er es angeordnet - nicht gesetzt. Seine letzte
Ruhestätte bleibt damit unbekannt. |