Home        Evangelium   Martin Schneeberg 2006 

24.       Die Autorität der Versammlung:

a) Gegenüber bekannten Brüdern und Schwestern:

Muss sich ein Christ in der Ausübung seines Dienstes nach den  Anweisungen der Versammlung richten?

Wir dürfen nicht den Hausknecht eines anderen richten, er steht oder fällt seinen eigenen Herrn (Rö 14.4). Gottes Wort legt eindeutig davon Zeugnis ab, dass dies eine biblische Lehre ist. Beispiele:

·       Apollos war seinem Herrn Jesus mehr verpflichtet, als den  Wünschen des Paulus (1Kor 16.12).

·       Petrus ging im Auftrag des Herrn zu Kornelius, ohne eine Genehmigung der Versammlung vorher einzuholen (Apg 10+11).

·       Als Paulus und Barnabas unterschiedlicher Meinung waren, trennten sie sich voneinander. Und obwohl die Brüder sich zugunsten des Paulus entschieden und ihn der Gnade Gottes anbefahlen, setzte Barnabas seinen Dienst ohne Zustimmung der Brüder fort.

·       Paulus wurde von Brüdern zweimal gebeten, nicht nach Jerusalem zu gehen, und tat es trotzdem (Apg 21.4, Apg 21.12).

Der Gehorsam dem Herrn Jesus gegenüber soll immer überwiegen.

Apg 5.29: „Man muß Gott mehr gehorchen als Menschen.“

 

b) Gegenüber unbekannten Anfragenden:

Vorweg sei darauf hingewiesen, dass nur echt wiedergeborene Christen aufgenommen werden dürfen. Die beiden Elemente Taufe und Abendmahl sind ausschließlich echt wiedergeborenen Christen vorbehalten. Man sollte sich mit Ungläubigen und Irrlehrern nicht vermischen, weil dies die Gemeinschaft mit Jesus Christus trübt.

Nun zu der Frage der Autorität einer anderen Versammlung: Darf man eine Person aufnehmen, die in einer anderen Versammlung ausgeschlossen wurde? Wer „Ja“ sagt, der muss damit rechnen, dass man ihm vorwirft, die „Einheit des Leibes“ oder die „Autorität des Herrn in der Versammlung“ geleugnet zu haben. Wer „Nein“ sagt, der wird nicht alle Einzelfälle gerecht, z.B. wenn der Bruder zu unrecht ausgeschlossen wurde. Was sollen wir jetzt tun?

Zunächst ist es gut, wenn wir die Zeit kennen, in der wir leben. Es gibt kaum noch Versammlungen, die man als bibeltreu bezeichnen kann.

mich mehr als diese?“ Simon Petrus musste jetzt wählen, wen er lieber hat. Würde er sich für JESUS oder für seine Mitbrüder entscheiden? Jesus will den ersten Platz haben. Auch wir müssen uns dieser Frage heute stellen. Haben wir Jesus noch mehr lieb als unsere Versammlung?

Weiterhin kann man im Wort Gottes erkennen, dass e.V. Satzungen, Dachverbände, Organisationsbündnisse und ökumenische Allianzen keine schriftliche Grundlage haben. Auch Apg 15 lässt keine zentralgeführte irdische Oberaufsicht über die Christen zu, weil die Lehrentscheidung von Jerusalem in Apg 15 einmalig war. Es wird in der Bibel nicht von einer 2. Jerusalemer Lehrentscheidung berichtet. Zudem kommt, dass die Lehrentscheidung in der Übergangszeit der Apostel entstand (siehe Kapitel Heilszeiten). Paulus ist deshalb nach Jerusalem in Judäa gegangen, weil die Irrlehre der Beschneidung von Jerusalem ausging (Apg 15.1-5). Für Paulus war der Gedanke einer irdischen Zentrale, welche die Oberaufsicht über die Christen ausübte, fremd (Gal 1.16-17). Die weltweite Versammlung zur Zeit der Apostel (Urgemeinde) erreichte keine Einheit durch Organisation. Anstatt Organisation und irdische Zentrale wurde ein Netz persönlicher Kontakte zwischen den Gliedern der verschiedenen Ortsversammlungen aufgebaut und eine familienähnliche Atmosphäre geschaffen. Dies geht schon allein aus den verwendeten Begriffen wie Brüder, Schwestern, Kind Gottes, Vater hervor (1Tim 4.6, 1Tim 5.1-2). In dieser Familie ist der Hausvorstand Jesus Christus selbst. Ist der Hausvorstand sichtbar abwesend, so müssten die älteren Söhne ihn vertreten. Aber nie dürften die älteren Söhne nun selbst Vorschriften aufstellen, sondern sie dürften die anderen Angehörigen daran erinnern, was das Haupt ihnen als Rat, Anweisungen, oder Maßstab hinterlassen hat.

Es genügt allein die Gegenwart des Sohnes Gottes, der das Haupt des Leibes ist, um eine Versammlung zu gründen (Eph 5.23, Kol 1.18). Im Extremfall, z.B. im Gefängnis, wäre ein Christ mit Jesus allein versammelt. Es wären also 2 im Namen Jesu versammelt. Dort ist die Verheißung, dass Jesus anwesend ist (Mt 18.20). Dort darf man auch das Brot brechen. Dort ist auch der Tisch des Herrn. Im Extremfall kann man auf alles verzichten, auf Versammlungsräume, auf Liederbücher, auf Gemeinschaft mit Geschwistern, ja sogar auf die Bibel, wenn man sie uns im Gefängnis wegnehmen sollte. Jedoch auf die Gegenwart des Herrn Jesus Christus kann nicht verzichtet werden (Mt 28.20). Wenn Jesus von uns scheiden würde, so wäre das Christsein zu Ende. Ohne

Jesus (das Haupt) kein Leben (Joh 14.6). Auf Jesus kann man nicht verzichten, aber notfalls auf alles andere.

Das Wort Ekklesia kommt in folgenden Bibelbüchern nicht vor: Markus, Lukas, Johannes, 2Timotheus, Titus, 1Petrus, 2Petrus, 1Johannesbrief, 2Johannesbrief, Judasbrief. Dies darf als ein weiteres Zeugnis angesehen werden, dass es im Vergleich zur Herzensbeziehung zu Jesus (Joh 21.15-17) von untergeordneter Bedeutung ist.

Nach der Anfangszeit, als die Christen nicht mehr in den Synagogen willkommen waren, versammelten sie sich fast ausschließlich in Privathäusern (Rö 16.5, 1Kor 16.19, Kol 4.15, Phil 2). Diese Form des Versammelns war auch ein Schutz gegen Organisations- und Institutions-Christentum. Es reicht aus, wenn 2 im Namen des Herrn Jesus versammelt sind (Mt 18.20). Zudem verdeutlicht Jak 1.1 und 1Pe 1.1 dass Christen in der Zerstreuung leben können.

Das Wort Ekklesia wird in Gottes Wort auch für eine Versammlung von Ungläubigen benutzt Apg 19.32, 19.39, 19.41. Diese Bibelstellen verdeutlichen, dass das Wort Ekklesia zusätzlich zur Wortbedeutung „Herausgerufene“ auch mit „Versammlung“ wiedergegeben werden kann. Das schlichte „sich versammeln“ ist bei Christen ein Versammeln zum guten Hirten Jesus Christus hin.

Ein Problem in einigen heutigen Versammlungen ist oft, dass unbiblische Dinge praktiziert werden. Z.B. wird in einigen Versammlungen zwischen Gastmitgliedern und Vollmitgliedern unterschieden. Es gab einen Zaun (Hürde) zwischen dem damaligen Volk Gottes den Juden und allen anderen, den Heiden. Dieser Zaun wurde von Jesus weggerissen (Eph 2.14). Im Neuen Bund gibt es in diesem Sinne wieder einen Zaun, es ist der Zaun zwischen Christen (wiedergeborene Kinder Gottes) und Ungläubigen. Darüber hinaus gibt es keinen weiteren Zaun. Nun gibt es aber heute Versammlungen, bei denen einige Menschen das Sagen haben und die noch weitere Zäune aufrichten. Ein solcher Zaun ist die Unterscheidung zwischen Vollmitgliedchrist und Gastchrist. Wie soll man sich jetzt verhalten? Wenn man selber Vollmitglied wird, dann unterschreibt man „geistlich“ für die Richtigkeit dieser Trennung (Zaun). Wenn man nicht Vollmitglied werden will, kann es geschehen, dass die Leiter darauf bestehen, dass man Vollmitglied wird. In einer freien evangelischen Gemeinde (FeG) wurde ein Bruder unter Druck gesetzt, indem die FeG-Ältesten zu ihm sagten: „Du darfst als Gast auf Dauer nicht unterm

Zaun Gemeinde (hier die FeG-Vollmitgliedschaft) hinein willst.“ Wer baut hier neben der göttlichen Grenze von Gläubige zu Ungläubigen weitere Grenzen zwischen Gläubige (Vollmitglied) zu Gläubige (Gastmitglied) auf? Dieser Zaun zwischen den Christen ist nicht göttlichen Ursprungs, er entspringt dem Macht- und Managementgedanken der Leiter. Denn richtig Macht ausüben kann nun halt mal nur der, welcher die Kontrolle über andere hat und ein Druckmittel in der Hand hat. Weil das göttliche Buch des Lebens im Himmel ist (Heb 12.23, Off 3.5), kann dieses von den Leitern nicht als Druckmittel missbraucht werden (Gott sei Dank!). Deswegen schreiben die Leiter sich ihr eigenes Buch (die Vollmitgliedsliste). Damit kann man dann jeden, der nicht spurt wie es die Leiter wollen, mit Gemeinschaftsentzug (Rausschmiss) drohen. Was das bedeutet, ist klar. Man kann von heute auf morgen von allen seinen Freunden und Verwandten, mit denen man jahrelang zusammen lebte, abgeschnitten sein. Wenn keine Sünde oder Irrlehre vorliegt, sind solche Rausschmisse klar gegen das Gebot der Bruderliebe (Philadelphia).

Wir leben in einer verrückten Welt und das Machtstreben hat leider auch in der Versammlung Jesu Einzug gehalten (3Joh 9-10). Solange man nicht unter Druck kommt, kann man Gemeinschaft pflegen. Vollmitgliedschaft empfehle ich keinem Christen, weil man dadurch den ungöttlichen Zaun bejaht und Gott auf die Anklagebank setzt. Denn man behauptet ja, dass die Anweisungen Gottes in seinem Wort mangelhaft sind und durch weitere menschliche Anweisungen ergänzt werden müssen (5M 12.32, Off 22.18-19). Zusätzlich würde man den Leitern durch einen Vollmitgliedsstatus ein Druckmittel in die Hand geben, was Gott ihnen nicht gegeben hat. Nochmal: Es gibt einen göttlichen Zaun zwischen Gläubige und Ungläubige, der nur eine Tür hat. Diese Tür ist Jesus Christus (Joh 10.9). Darüber hinausgehende Zäune zwischen Gläubige (Vollmitglied) und Gläubige (Gastmitglied) deren Tür die Versammlungsleiter sind, müssen als nicht göttlichen Ursprungs abgelehnt werden. Nun mag jemand sagen: „Hat denn nicht etwa Gott doch dieses Druckmittel den Leitern gegeben, damit sie die Irrlehrer und Sünder rauswerfen (Mt 18.15-20)?“ Die Antwort lautet NEIN. Denn jeder, der diesen Text (Mt 18.15-20) genau liest, der erkennt, dass die letzte Entscheidungsgewalt bei der gesamten Versammlung liegt, nicht innerhalb einiger Älteste. Jesus hat die Entscheidungsgewalt nicht auf die Apostelzeit (ca. 30 – 100 n. Chr.) und auch nicht auf die Ältestenzeit (ca. 30 – 140 n. Chr.) begrenzt. Sondern Jesus sah prophetisch viel

hindurch von den guten Predigten naschen, wenn du nicht in die weiter in eine Zeit weit nach 140 nach Christus hinein, wo der Zustand erreicht war, dass alle Brüder gleicher hierarchischer Ordnung waren (Mt 23.8). Mit diesem biblischen Ansatz würde jegliches Machtstreben und Management zusammenbrechen. Dies ist jedoch nicht im Sinne einiger Menschen.

 

Ein weiteres Problem in christlichen Versammlungen ist das Klubdenken. Christen, die das Klubdenken angenommen haben, vertreten direkt oder indirekt folgende Auffassung: „Jeder, der sich unserer Versammlung (Denomination) angeschlossen hat, steht richtig. Jeder der sich unserer Versammlung (Denomination) nicht angeschlossen hat, liegt falsch.“ Dieser Maßstab zur Beurteilung geistlicher Dinge ist falsch. Zum Beispiel wird in 3Joh 9-10 von Diotrephes gesprochen, der den Apostel Johannes nicht annahm und der auch echte Brüder aus der Versammlung raus gestoßen hat. Dieser Diotrephes war in der Versammlung, dennoch lag er falsch. Gottes Wort bezeugt, dass es falsche Brüder in der Versammlung gibt (Apg 20.29-31, 2Kor 11.26, Gal 2.4, 3Joh 9-10, Jud 4). Sogar in Jesu erster Auswahl der Apostel, im innersten Kern der Urgemeinde, gab es den Verräter Judas Iskariot. Wenn nun innerhalb dieser kleinen Gruppe zu Jesu Lebzeiten bereits einer war, der verkehrt war, wollen wir heute wirklich behaupten, dass in unseren Versammlungen keine falschen Brüder sein können?

Nun zu dem Umkehrschluss „Jeder der sich unserer Versammlung (Denomination) nicht angeschlossen hat, liegt falsch.“ Auch hier bezeugt das Wort Gottes eine andere Sichtweise. Mk 9.38-40: „Johannes aber antwortete ihm und sprach: Lehrer, wir sahen jemand, der uns nicht nachfolgt, Dämonen austreiben in deinem Namen; und wir wehrten ihm, weil er uns nicht nachfolgt. Jesus aber sprach: Wehret ihm nicht, denn es ist niemand, der ein Wunderwerk in meinem Namen tun und bald übel von mir zu reden vermögen wird; denn wer nicht wider uns ist, ist für uns.“ Wenn Jesus Christus jemand anerkennt, der scheinbar außerhalb seiner Gruppe war, und der nicht gemeinsam mit den anderen Aposteln nachfolgte, wollen wir heute solche Christen ablehnen, die nicht zu unserer Ortsversammlung oder unserer Denomination gehören? Der Maßstab zur Beurteilung ist nicht das Klubdenken. Der Maßstab sollte sein, wie ist die Einstellung zu Jesus Christus, zum Werk von Jesus Christus (Golgatha/Wiedergeburt) und zum Wort Gottes. Wenn wir diesen biblischen Ansatz als Maßstab

verwenden, dann werden wir verstehen lernen, dass die echte Einheit des Leibes Christi eine geistliche Einheit ist. Diese geistliche Einheit ist nicht an menschlichen Gruppierungen gebunden. Die geistliche Einheit unterliegt nicht dem menschlichen Klubdenken.

 

Obwohl Jesus Christus als letzte Instanz die gesamte Versammlung nennt (Mt 18.17), so ist dennoch das Handeln der gesamten Versammlung begrenzt. Demokratie (=Mehrheitswille, Volkswille) gibt es in der Versammlung nicht. Keinesfalls darf es so sein, dass die Versammlung, die einstimmig zu einem Ergebnis kommt, dieses Ergebnis durchsetzen darf, wenn es dem Wort Gottes entgegensteht. Durch Demokratie wurde Jesus ans Kreuz gebracht (...Kreuzige, kreuzige ihn, Lk 23.21). Demokratisch geführte Versammlungen gibt es in der Bibel nicht. Das wirklich letzte entscheidende Wort ist das Wort Gottes. Die Mehrheit, die in der Demokratie herrscht, steht nicht über dem Wort Gottes. Nicht unser Wille geschehe (Demokratie), sondern der Wille Gottes geschehe (Lk 22.42). Lehrmäßige Unklarheiten müssen auf der Basis von Gebet, Gottes Wort und überführenden Gesprächen gelöst werden (Tit 1.9). Sollte diese Lösung nicht erreicht werden, so muss man überlegen, ob die falsche Lehre so schlimm ist, dass man sie nicht tolerieren kann. Ansonsten muss man sich von dieser religiösen Gruppe trennen.