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Psalmen Walvoord

Die Psalmen (Allen P. Ross)


EINFÜHRUNG


Von allen Büchern des AT schildern die Psalmen am deutlichsten den Glauben des einzelnen an den Herrn. Die Psalmen sind die inspirierten Antworten der Herzen der Menschen auf Gottes Offenbarung seiner selbst im Gesetz, in der Geschichte und in der Prophetie. Die Heiligen aller Zeitalter haben diese Sammlung von Gebeten und Lobpreisungen in ihren Gottesdiensten und bei der persönlichen Anbetung benutzt.



Der Name des Buches


Der deutsche Name "Psalmen" (oder "Psalter") kommt von der griechischen Übersetzung des AT, der LXX her. Im Codex Vaticanus (4. Jh. n. Chr.) wird der Name Psalmoi und der Untertitel Biblos psalmNn ("Buch der Psalmen") gebraucht; im Codex Alexandrinus (5. Jh.) erscheint der Name Psalterion . Das griechische Wort psalmos , das eine Übersetzung des hebräischen Wortes mizmNr darstellt, bedeutet Musik, die von Streichinstrumenten begleitet wird. Unter dem Einfluß der LXX (Septuaginta) und des Christentums bezeichnete das Wort psalmos ein "Loblied" ohne Betonung auf der Begleitung durch Streichinstrumente (Christoph Barth, Introduction to the Psalms , New York, Scribners and Sons, 1966, S. 1). Weil mizmNr in der Überschrift von 57 Psalmen gebraucht wird, benutzten die griechischen Übersetzer die Übersetzung dieses Wortes für die Überschrift der gesamten Sammlung.

In der hebr. Bibel lautet der Titel des Buches sEPer t+hillIm , "Buch des Lobpreises", was sich eher auf den Inhalt als auf die Form bezieht. Dieser Titel paßt auf die Sammlung der Hymnen, die für Israels Anbetung gebraucht wurden, denn die meisten der Psalmen haben das Lob zum Inhalt. Claus Westermann zieht in seiner Studie der verschiedenen Klagepsalmen den Schluß, daß er keine Psalmen gefunden hat, die nicht über Bitte und Klage zum Lob Gottes fortschreiten ( The Praise of God in the Psalms , S. 74). In den Titeln findet man t+hillCh ("Lobpreis") nur einmal ( Ps 145 ), aber der Begriff wird etwa 28mal im ganzen Buch benutzt. T +hillIm könnte ein formaler Begriff für das Buch sein, denn der übliche Plural von t+hillCh ist t+hillNT .



Die Stellung im Kanon


In der hebr. Bibel gehört das Buch der Psalmen zum dritten Teil, den Schriften (nach dem Gesetz und den Propheten). In den hebr. Manuskripten erscheinen die Psalmen gewöhnlich am Anfang der Schriften.

An diese Anordnung des biblischen Kanons halten sich die deutschen Bibeln nicht, deren Anordnung auf den griechischen und lateinischen Übersetzungen beruht. Hier scheinen die Anordnung der Propheten und der Schriften thematisch und chronologisch zu sein.



Das Wesen der Psalmen


1. Religiöse lyrische Dichtung Die Psalmen sind die umfangreichste Sammlung antiker lyrischer Poesie, die noch existiert. Lyrische Dichtung drückt in unmittelbarer Art und Weise die persönlichen Gefühle des Dichters aus. Als Teil des AT ist diese Dichtung notwendigerweise auch religiöser Natur. Religiöse lyrische Poesie ist der Ausdruck derjenigen Gefühlsregungen und Empfindungen, die von dem Gedanken an Gott hervorgerufen und auf ihn ausgerichtet werden (A.F. Kirkpatrick, The Book of Psalms , S. X).

Viele Psalmen sprechen Gott mit ihren poetischen Ausdrücken der Bitte und des Lobes unmittelbar an. Sie spiegeln all die religiösen Empfindungen des Gläubigen wider - seine Ängste, Zweifel und Tragödien wie auch seine Triumphe, Freuden und Hoffnungen. Die Psalmisten haben vielfach ihre eigenen Erfahrungen als Beispiele für die Bedürfnisse der Menschen und der Güte und Gnade Gottes herangezogen. Der Gesang über frühere Errettungen in leicht zu behaltender didaktischer Poesie vermittelte den Gläubigen in den Stunden der Versuchung Hilfe und Trost und warnte vor Unglauben und Ungehorsam. In dieser Hinsicht jubelten die Psalmisten über das Gesetz Gottes, das ihnen Hilfe, Führung und Anleitung zum Wohlergehen war. Mehrere Psalmen schließen auch Israels "Weisheit" oder Lebensphilosophie mit ein. Diese Hymnen spiegeln die moralischen Lehren der Sprüche und anderer Teile der Weisheitsliteratur wider.

Weil die Psalmen das "Gesangbuch" für den Tempel bildeten, werden in ihnen häufig die Zeremonien des Heiligtums gefeiert, und die Psalmisten frohlocken darin, daß sie den Vorzug genießen, sich Gott an seinem heiligen Berg nähern zu dürfen. Dieser Aspekt der Psalmen macht das Buch in Verbindung mit der Entfaltung persönlicher religiöser Erlebnisse zum mächtigsten und vollständigsten Ausdruck der Anbetung des alten Israel. Durch die Form der lyrischen Poesie konnten sie nicht vergessen werden.

Die Psalmen offenbaren, daß die Israeliten ein stark religiöses Volk waren, das Gott mit einem stark ausgeprägten Sinn für das Richtige und das Falsche verehrte. Sie betrachteten sich als das Bundesvolk Gottes und traten der Bosheit und dem Unglauben entgegen. Ihr tägliches Handeln, die Feiern des Volkes und ihre militärischen Aktionen wurden in religiöser Hingabe durchgeführt. Die Tatsache, daß die Gesänge diese Hingabe widerspiegeln, macht sie nur um so verwendbarer für die Erbauung der ganzen Glaubensgemeinschaft.

2. Die sinnträchtige Sprache Lyrische Poesie unterscheidet sich von anderen literarischen Formen dadurch, daß es sich in ihr um eine verdichtete Form der Predigt mit absichtlich künstlerischen Elementen handelt. Die Verdichtung geschieht durch den Gebrauch von Bildern, Symbolen, Figuren, gefühlsmäßig bestimmten Worten und Worten mit mehrfacher Bedeutung. Die Bilder, die in den Psalmen benutzt werden, sind oft auf die Erde bezogen, denn die Israeliten waren zum großen Teil ein Volk von Bauern und Hirten, die in ländlichen Gebieten inmitten der Natur lebten. Es werden auch militärische Bilder gebraucht, weil sie häufig in Kriege zur Eroberung des Landes und in Verteidigungskriege gegen die Verwüstungen durch Reiche, die zu dieser Zeit zur Züchtigung Gottes gehörten, verwickelt waren. Um die verwendeten poetischen Ausdrücke vollständig zu verstehen, muß man die kulturellen Erfahrungen des Volkes nachempfinden.

Sinnträchtige Sprache, die in prophetischer Rede gebraucht wird, ermöglicht den Psalmisten, mehrere Dinge gleichzeitig auszudrücken. Weil die Wahrheit in Wortgemälden ausgedrückt wird, ruft sie im Leser das Gefühl hervor, das der Dichter hatte, als er die Zeilen schrieb. Sie erwecken im Leser die gefühlsmäßige Bedeutung der Worte ebenso wie ihre intellektuelle Bedeutung. Zum Beispiel konnte der Dichter die Lebenskraft und die Standfestigkeit eines geistlichen Menschen mit dem Bild eines am Wasser gepflanzten Baumes darstellen oder die Angst des Mutlosen durch das Bild von schmelzendem Wachs oder die verbalen Angriffe der Bösen durch die Symbolik von Schwertern und Bögen. Also muß sich eine Auslegung der Psalmen über solche Bilder im klaren sein, um sowohl die intellektuelle als auch die gefühlsmäßige Bedeutung der Dichtung zu erkennen. Mit einem Wort, die Psalmen müssen als religiöse lyrische Poesie behandelt werden.

Verschiedene Überschriften werden benutzt, um die verschiedenen Typen der Psalmen in diesem Buch zu bezeichnen. MizmNr , mit "Psalmen" übersetzt, ist die Überschrift von 57 Psalmen. Der Ausdruck stand für ein Lied, das von Saiteninstrumenten begleitet wurde. "Lied" ist die Übersetzung von s¯r und wird für 12 Psalmen gebraucht. Ein maRkIl ist möglicherweise "ein besinnliches Gedicht". Dreizehn Psalmen tragen diese Überschrift. Die Bezeichnung miKtAm steht am Beginn von sechs Psalmen. Später meinte man, die Bedeutung davon sei "Epigramm" oder "aufgeschriebenes Gedicht", was jedoch umstritten ist. Fünf Psalmen werden mit "Gebete" ( t+PillCh ) überschrieben, und einer wird "Lobpreis" ( t+hillCh , Ps 145 ) genannt.

3. Das Metrum Die Tatsache, daß die Psalmen künstlerisch konstruiert sind, bedeutet, daß sie die Komponenten der künstlichen Form in vollem Maße und mit großer Häufigkeit entfalten, einschießlich von Mustern, der Gestaltung, der Einheitlichkeit, der Ausgeglichenheit, der Harmonie und der Vielfalt. Die Psalmisten waren geistvoll und schöpferisch; sie hielten ihre künstlerische Leistung für ebenso wichtig wie den Inhalt selbst.

Die Grundlage der Poesie ist das Metrum. Die hebräische Poesie hat zweifellos Metrum und Rhythmus, aber es ist jetzt noch nicht möglich, das Metrum mit Sicherheit zu bestimmen. Die meisten Kommentatoren begnügen sich damit, die Zahl der betonten hebräischen Worte oder die Worteinheiten in einer Zeile als Grundlage ihrer poetischen Analyse zu zählen. Weil nur wenige Psalmen beständig einem metrischen Muster betonter Wörter folgen, können die Versuche, den Text gemäß vorhergefaßter oder neuartiger Vorstellungen über das Metrum zu rekonstruieren, nicht überzeugen.

4. Der Parallelismus Das vorherrschende Kennzeichen der Struktur hebräischer Poesie ist die Wiederholung der Bedeutung in parallelen Ausdrücken - dem sogenannten poetischen Parallelismus. Der biblische poetische Vers hat normalerweise zwei oder mehr dieser parallel aufgebauten Einheiten. Die Beziehung zwischen den parallel aufgebauten Einheiten muß untersucht werden, um die Bedeutung eines Verses als Ganzes zu bestimmen. Die folgenden Kategorien der Parallelismen sind zum Standard geworden und können benutzt werden, um die Beziehungen der Einheiten untereinander auszudrücken (vgl. auch A. A. Anderson, The Book of Psalms , 1,40-2; und James L. Kugel, The idea of Biblical Poetry: Parallelism and Its History, New Haven, Conn., Yale University Press, 1981).

Der synonyme Parallelismus beschreibt die größte Ähnlichkeit zwischen den beiden folgenden Zeilen. Ein Ausdruck oder eine gedankliche Einheit in dem einen Teil wird zu einem entsprechenden Ausdruck oder einer gedanklichen Einheit in der nächsten Zeile parallel gesetzt. In den folgenden Beispielen sind die parallelen Elemente entsprechend der betonten Worte in den hebräischen Versen aufgeteilt worden:

"Und Israel / kam nach / Ägypten; //

Jakob / war ein Fremder / im Lande Ham" ( Ps 105,23; Übers. des Autors).

Der gegensätzliche Parallelismus hält die parallelen Elemente durch den gedanklichen Gegensatz oder Kontrast im Gleichgewicht:

"Am Morgen / blüht es / und sproßt es; //

am Abend / verwelkt es / und es verdorrt" ( Ps 90,6; Übers. des Autors).

Der symbolische Parallelismus taucht dann auf, wenn eine der parallelen Einheiten eine metaphorische Aufklärung der anderen ist:

"So wie sich ein Vater / über seine Kinder / erbarmt; //

so erbarmt sich / der Herr / über die, die ihn fürchten" ( Ps 103,13; Übers. des Autors).

Die Anordnung der Worte muß innerhalb des Verses in den parallelen Ausdrücken nicht zwangsläufig dieselbe sein. In der Tat wird die Anordnung der Worte manchmal umgekehrt, um einen Chiasmus in der Poesie zu bilden. Darüber hinaus ist der Parallelismus häufig unvollständig . Zwei Arten können unterschieden werden:

Der unvollständige Parallelismus mit Ersatz bezieht sich auf einen Vers, in welchem nur einige der Ausdrücke parallel stehen, selbst wenn beide Teile dieselbe Anzahl Ausdrücke aufweisen:

"Du wirst vertilgen / ihre Nachkommen / vom Erdboden;//

und ihre Kinder / aus den / Menschenkindern" ( Ps 21,11; Übers. des Autors).

Dieser Typus kann auch mit wiederholten Ausdrücken in einem Stufenparallelismus erscheinen, der unter dem Namen Klimaxparallelismus bekannt ist:

"Gebt / dem Herrn, / o ihr Himmlischen, //

gebt / dem Herrn / Ehre und Stärke, //

gebt / dem Herrn / die Ehre seines Namens, //

betet / den Herrn an / in heiliger Pracht" ( Ps 29,1-2; Übers. des Autors).

Der unvollständige Parallelismus ohne Ersatz bezieht sich auf einen Vers, in dem eine der Zeilen weniger Worte hat:

"O HERR, / strafe mich nicht / in deinem Zorn //

oder züchtige mich nicht / in deinem Grimm" ( Ps 6,2; Übers. des Autors).

Wenn der zweite parallele Ausdruck ganz aus dem Ersatz besteht (wenn er z. B. einfach den Gedanken des ersten Satzteiles fortführt), wird der Parallelismus als formal bezeichnet (und ist deshalb kein wirklicher Parallelismus):

"Ich habe eingesetzt / meinen König // auf Zion, / meinem heiligen Berg" ( Ps 2,6 ).

Einige empfinden es immer noch als hilfreich, Lowths allgemeine Kategorie des "synthetischen Parallelismus" statt des "unvollständigen Parallelismus" zu gebrauchen. Im synthetischen Parallelismus entwickelt die zweite Zeile den Gedanken der ersten Zeile weiter fort.

Der Parallelismus beschreibt die Beziehung der Ausdrücke innerhalb der Verse ( inwendiger Parallelismus ); bisweilen spiegelt er auch die Beziehungen zwischen den Versen wider ( äußerlicher Parallelismus ).

5. Die stilistische Gestaltung des Textes Abgesehen von einigen wenigen Psalmen ist die Aufteilung der Zeilen in Stanzen oder Strophen nicht üblich. Der Ps 119 ist dafür vielleicht am bekanntesten, denn er ist in 22 Strophen zu je acht Versen unterteilt. Einige wenige Psalmen haben zur Hervorhebung ihrer strophischen Gestaltung einen Refrain (z. B. Ps 42,6.12; 43,5; 57,6.12; 80,4.8.20 ).

Bestimmte Psalmen sind als Akrostichon alphabetisch angeordnet, d. h., jeder Vers beginnt mit einem anderen Buchstaben des hebräischen Alphabets in fortlaufender Anordnung ( Ps 9-10 [diese beiden Psalmen bilden zusammen ein Akrostichon]; Ps 25; 34; 37; 111 - 112; 145 ). Dieser Stil wird ebenso in Ps 119 verwendet, in dem jeder der acht Verse in jedem der 22 Abschnitte mit demselben Buchstaben beginnt. Neben anderen Gründen ist diese Struktur auch eine Gedächtnishilfe gewesen.

6. Musik und Melodie Im Lobpreis Israels werden Musik und Musikinstrumente erwähnt. Zimbeln, Tamburine, Blasinstrumente und Saiteninstrumente verschiedener Art werden aufgezählt. Es wird daran deutlich, daß die musikalische Begleitung im großen Umfang üblich gewesen sein muß.

Zudem weisen viele Bemerkungen in den Überschriften der Psalmen auf die Musik hin. An erster Stelle steht der Ausdruck "an den Chorleiter" ( lam+nassEah ) in 55 Psalmen. Obgleich es über diese Überschrift zahlreiche Spekulationen gibt, beziehen sie sich möglicherweise auf den für die Tempelmusik verantwortlichen obersten Musiker. Die so bezeichneten Psalmen könnten eine Sammlung von Liedern umfaßt haben, die an den Tempel für den Gottesdienst übergeben wurden.

Der Ausdruck "Söhne Korach", der in den Psalmen 42; 44-49; 84; 87-88 vorkommt, bezieht sich möglicherweise auf die musikalischen Darsteller aus dieser Familie. Andernfalls müßte man bei diesen Psalmen an eine mehrfache Autorschaft denken, und eine doppelte Autorschaft wäre für Ps 88 erforderlich. Y +DUTUn ("Jedutun"; Ps 39;62;77 ) könnte sich auch auf eine Vereinigung von Musikern beziehen, denn Jedutun war einer der obersten Musiker bei David ( 1Chr 16,41 ).

Andere Überschriften dienen ebenfalls dem Hinweis auf die Musik. N +GInNT ( Ps 4; 6; 54-55; 67; 76 ) bedeutet "mit Saiteninstrumenten". Ps 61 enthält das Wort n+GInaT (Sg.) "mit einem Saiteninstrument". {+mInIT ( Ps 6;12 ) bedeutet vielleicht "mit einer achtsaitigen Laute". N eHIlNT ( Ps 5 ) ist unklar, könnte sich jedoch auf Flöten beziehen, die zum Ausdruck der Klage gebraucht wurden. G ittIT ? ( Ps 8;81;84 ) ist ebenfalls schwierig zu deuten; es könnte "Weingesang" oder "Instrumente aus Gat" bedeuten. Z!AmNT ( Ps 46 ) bedeutet möglicherweise "Mädchen"; es könnte auf ein von weiblichen Stimmen gesungenes Lied Bezug nehmen.

S elCh , das sich in mehreren Psalmen findet - nie jedoch zu Beginn eines Psalmes - könnte anzeigen, an welcher Stelle der Anbeter seine Stimme zu "heben" hatte. (Vielleicht ist S elCh mit sAlal , "heben, erheben", verwandt.) S elCh kommt 71mal in den Psalmen vor, befand sich aber wohl nicht ursprünglich im Text, sondern wurde später, wenn auch sehr früh, hinzugefügt.

Einige Psalmen enthalten auch Hinweise zur Melodie. "Zur (Melodie der) Lilie/Lilien" findet sich in Ps 45;60;69 und 80; "Zur Hirschkuh des Morgens" (so wörtlich aus dem Hebr. ) in Ps 22 und "Zur stillen Taube der Ferne" in der Überschrift von Ps 56; "Zerstöre nicht" in den Psalmen 57 - 59 und 75. Die Bedeutung von Zl-mUT labbEn in Ps 9 ,von Zl-mAHXlaT in Ps 53 und von Zl-mAHXlaT l+annNT in Ps 88 ist umstritten und ungewiß.

Diese Angaben in den Überschriften der hebräischen Psalmen verweisen möglicherweise auf Melodien oder liturgische Regeln.



Autor und historische Anräposigaben


In den Kommentaren wurde lange die Übersetzung der aus einem Konsonant und einem Vokal bestehenden Präposition lAmeD diskutiert, die traditionell als Hinweis auf den Autor des jeweiligen Psalms verstanden wurde (z. B. l+=DAwiD = "von David"). In neuerer Zeit sind kritische Stimmen laut geworden, wobei nicht immer klar zu entscheiden ist, ob es wirklich um grammatische und historische Einwände geht oder ob der Ausgangspunkt ist, daß man die Autorschaft bestimmter Psalmen, vor allem davidischer Psalmen, generell in Frage stellt.

Das AT bezeugt, daß David ein Liedersänger und der eigentliche Organisator der Zunft der Tempelmusiker war ( 1Chr 15,3-28; 16,4-43; 23,1-5; 25; 2Sam 6,5; vgl. auch 1Chr 13,8 ). Die Tradition Israels beschreibt David als Verfasser heiliger Lieder.

Darüber hinaus kann die Präposition lAmeD grammatisch durchaus die Autorschaft bezeichnen. Sie kann "für", "zu", "von" usw. bedeuten. Ihr Gebrauch zur Bezeichnung des Autors ist in nordwestlichen semitischen Inschriften, in anderen semitischen Sprachen, wie etwa dem Arabischen, und in anderen biblischen Texten (z. B. Hab 3,1 : "von Habakuk") gut belegt. Auch wenn der Ausleger die Präposition anders verstehen kann, gibt es doch genügend Beweise, um den Gebrauch zur Bezeichnung der Autorschaft zu unterstützen.

Allerdings muß jeder Psalm für sich genommen und die Übersetzung der Präposition lAmeD immer mit dem internen Befund des Psalmes verglichen werden, da sie so viele verschiedene Bedeutungen hat. Die generell ablehnende Einstellung gegenüber den Überschriften der Psalmen ist jedoch nur Teil der generellen bibelkritischen Skepsis gegenüber dem Alter der Psalmen. Viele bibelkritische Ausleger datieren viele Psalmen in die nachexilische oder gar in die makkabäische Zeit. Die ugaritischen Tafeln von Ras Schamra beweisen jedoch das Alter dieser Gattung der Dichtkunst. Ausleger sollten daher die Überschriften der Psalmen sehr sorgfältig untersuchen und ernst nehmen. Immerhin sahen auch Christus und die Apostel sie als Zeugnis für die persönliche Autorschaft der Psalmen an.

Die Autorenangaben sind von großem Interesse, wenn man sie zusammenstellt:

Ps 90 von Mose;

73 Psalmen von David;

Ps 50 und Ps 73-83 von Asaf;

Ps 88 von Heman, dem Esrachiter (vgl. 1Kö 4,31 );

Ps 89 von Etan, dem Esrachiter;

Ps 72 und Ps 127 von Salomo.

Ps 59 (Asaf, Heman und Etan waren levitische Musiker, 1Chr 15,17.19; vgl. 1Chr 6,39; 2Chr 5,12 ).

steht mit 1Sam 19,11 in Verbindung;

Ps 56 mit 1Sam 21,10-15;

Ps 34 mit 1Sam 21,10-22,2;

Ps 52 mit 1Sam 22,9;

Ps 54 mit 1Sam 23,15-23;

Ps 7 mit 1Sam 23,24-29 (was jedoch umstritten ist);

Ps 57 mit 1Sam 22,1-2 (bei Adullam) oder mit 1Sam 24 (bei En-Gedi);

Ps 142 zu denselben Stellen, da er ebenfalls von Davids Aufenthalt in einer Höhle berichtet;

Ps 60 mit 2Sam 8,8.13; 1Chr 18,9-12 ,möglicherweise als Zitat;

Ps 18 mit 2Sam 22 ,wobei beide Texte fast identisch sind;

Ps 51 mit 2Sam 11-12;

Ps 3 mit 2Sam 15-18;

Ps 63 mit 2Sam 15,23 (nach einigen Auslegern);

Ps 30 mit 1Chr 21,1-22,1 (nach einigen Auslegern). (Der Inhalt von Ps 30 legt nahe, daß David den Psalm zur Tempelweihung schrieb, nachdem er sündigte, indem er das Volk zählte, und nachdem er das Grundstück für den Tempel erworben hatte.)

Auch diese Angaben belegen, daß viele Psalmen von David selbst geschrieben wurden. Viele der davidischen Psalmen sind mit Ereignissen aus Davids Jugend verbunden.



Die Entstehung der Psalmen


Weil sich die Niederschrift der Psalmen über solch eine lange Zeit erstreckte, muß es mehrere Etappen der Sammlung gegeben haben. Davids Bestimmung der Musik zur Anbetung im Tempel wurde bereits erwähnt. Ps 72,20 enthält die Bemerkung "Zu Ende sind die Gebete Davids, des Sohnes Isais". Mehrere Psalmen vor Ps 72 werden David nicht zugeschrieben, und 17 Psalmen danach stammen von ihm. So bezieht sich diese Anmerkung möglicherweise auf eine frühere Psalmensammlung.

Auch andere Könige haben in ihren Reformen für die Musikzünfte und Tempelmusiker eine Organisation geschaffen. Salomo ordnete Tempelgesang an ( 2Chr 5,11-14; 7,6; 9,11; Pred 2,8 ), ebenso wie Joschafat ( 2Chr 20,21-22 ) und Jojada ( 2Chr 23,18 ). Bei Hiskias Reformen wurden die Musikzünfte wieder ins Leben gerufen ( 2Chr 29,25-28.30; 30,21; 31,2 ). Hiskia wies die Leviten an, mit den Worten Davids und Asafs Lobgesänge zu singen ( 2Chr 29,30 ). Später setzte Josia die Tempelmusik und die Musikzünfte wieder ein ( 2Chr 35,15.25 ).

Die Psalter entstanden also allmählich, und sie wurden häufig überarbeitet und neu strukturiert. Die erste Etappe war die Niederschrift der persönlichen Psalmen, von denen einige zur Anbetung gesammelt wurden. Nicht alle alten hebräischen Psalmen sind in dieses Buch gelangt. Die Gesänge Moses ( 2Mo 15,1-18; 5Mo 32,1-43 ), Mirjams ( 2Mo 15,21 ), Deboras ( Ri 5 ), Jonas ( Jon 2 ) und sogar einige der Lieder Davids ( 2Sam 1 ) sind nicht aufgenommen worden, zum Teil, weil sie bereits schriftlich vorlagen. Zur Zeit Davids schrieben auch die Leviten Psalmen für den Tempeldienst ( 1Chr 16,4 ).

Die Sammlung der Psalmen war die nächste Stufe. Möglicherweise waren einige der Gesänge Davids, wie auch Asafs Gesänge, gesammelt worden. Andere Sammlungen, wie die "Stufenlieder" oder Pilgerlieder ( Ps 120-134 ), sind wohl auch gesammelt worden.

Diese kleineren Sammlungen wurden dann wohl in die Bücher eingefügt, die heute existieren. Buch I besteht aus den Psalmen Ps 1-41 , Buch II umfaßt die Ps 42-72 , Buch III besteht aus Ps 73-89 ,Buch IV aus den Ps 90-106 , und Buch V umfaßt die Ps 107-150 . Jeder Abschnitt schließt mit einem Lobgesang, und der gesamte Psalter schließt mit Ps 150 mit einem großen Lobgesang. Das früheste Zeugnis für diese fünffache Unterteilung findet sich in den Qumranschriftrollen (die in der Nähe des Toten Meeres gefunden wurden), die bald nach dem Beginn des christlichen Zeitalters vervielfältigt wurden.

Die abschließende Stufe der Gestaltung des Psalters wurde mit der Arbeit des letzten Überarbeiters erreicht. Die gegenwärtige Anordnung zeigt Merkmale dieses Einflusses.

Also waren zur Zeit des Abschlusses des alttestamentlichen Kanons die Sammlungen von Liedern und Psalmen in ihrer gegenwärtigen Form vereinigt worden.

 

Der Text der Psalmen


In den Manuskripten der Psalmen existieren zumindest drei Texttypen. Die hebräische Bibel, d. h. der Masoretische Text (MT), stellt mit Sicherheit den zuverlässigsten Text dar. Die Manuskripte dieser Familie bewahrten die besten Lesarten, auch wenn sie bisweilen archaisch, selten oder schwierig waren. Diese Bewahrung weist auf die hohe Achtung der Schreiber hin, die sie dem Text entgegenbrachten, den sie empfangen hatten. Dennoch haben sich Übersetzer und Kommentatoren gelegentlich die Freiheit genommen, in dem Bemühen, etliche der Schwierigkeiten zu lösen, den Text zu verbessern. Die vorgeschlagenen Änderungen müssen jedoch mit aller Sorgfalt abgewogen werden.

In dem Text der griechischen Septuaginta (LXX) basieren die Psalmen auf einer minderwertigeren Texttradition als der Masoretische Text. Wo das Hebräische knapp oder schwierig formuliert und die griechischen Übersetzer ihre Schwierigkeiten hatten, haben sie häufig den Text in ihrer Wiedergabe geglättet.

Die Numerierung der Psalmen im Griechischen unterscheidet sich vom hebräischen Text. Das ist für den Vergleich mit römisch-katholischen Kommentaren oder mit den lateinischen oder griechischen Texten selbst von Bedeutung. Die folgende Übersicht verdeutlich das:

MT LXX
   
Ps 1-8 Ps 1-8
Ps 9-10 Ps 9
Ps 11-113 Ps 10-112
Ps 114-115 Ps 113
Ps 116,1-9 Ps 114
Ps 116,10-19 Ps 115
Ps 117-146 Ps 116-145
Ps 147,1-11 Ps 146
Ps 147,12-20 Ps 147
Ps 148-150 Ps 148-150

Darüber hinaus schließen die griechischen und die deutschen Versionen nicht die Überschriften als Teil der Numerierung der Verse mit ein, wie es der hebräische Text tut. Deshalb sind häufig die Versnumerierungen im hebräischen Text (und den Verweisen in Büchern, die sich auf den hebräischen Text beziehen) um die Zahl eins höher.

Ein dritter Typus wird uns in den Psalmenschriftrollen des Toten Meeres bezeugt. Auch dieser Text ist dem Masoretischen Text unterlegen.


Das Studium der Psalmen


Über die Jahrhunderte hinweg sind die Psalmen immer wieder mit bestimmten überwiegenden Methoden ausgelegt worden. Die meisten konservativen Ausleger vertrauen den alten, aber verläßlichen historischen Kommentaren, von denen einige im letzten Jahrhundert entstanden sind. Die Kommentare von J. A. Alexander, Franz Delitzsch, Alexander Maclaren und J. J. S. Perowne vermitteln historische und grammatische Auslegungen des Textes.

Die literarisch-analytische Methode des Schriftstudiums wendet C. A. Briggs in seinem Kommentar an. Aufgrund der theologischen Vorstellungen, der poetischen Struktur und der Philologie in den Psalmen geht er irrtümlicherweise davon aus, daß der größte Teil der Psalmen in der Makkabäerzeit geschrieben wurde (ca. 150 v. Chr.).

Eine gewinnbringendere Reihe von Studien hatte ihren Ursprung in der formalkritischen Methode. Hermann Gunkel war mit seiner Einleitung in die Psalmen (Introduction to the Psalms, übers. von Thomas Horner, Philadelphia, Fortress Press, 1967) der Pionier dieser Methode. Man ging hierbei davon aus, daß die Psalmen bei rituellen Handlungen im Rahmen der Anbetung Gottes durch Israel gesungen wurden. 1Sam 1,24- 1Sam 2,10 und 1Chr 16,1-37 geben von dieser Verwendung der Psalmengesänge Zeugnis. Die Aufgabe war also nun, das Umfeld der Entstehung eines jeden Psalmes zu bestimmen.

Von seiten der Kritiker wurde festgestellt, daß die Psalmen, die derselben rituellen Handlung im Tempel entsprangen, Ähnlichkeiten hinsichtlich des Vokabulars, der Vorstellungswelt, der Stimmungen und der Ausdrücke aufwiesen. Indem diese ähnlichen Charakterzüge miteinander verglichen wurden, konnten verschiedene Typen innerhalb der Psalmen unterschieden werden.

Mit dieser Methode konnte man verschiedene Kategorien für die Psalmen erkennen. Sie beinhalten persönliche Klagen, Klagen des Volkes, Danksagungen einzelner und Hymnen. Hinzu kommen königliche Psalmen, Pilgerpsalmen, Siegespsalmen, Zionsgesänge, Gesänge zur Einsetzung eines Herrschers, tNrCh -(Gesetzes-)Psalmen und Weisheitspsalmen.

Viele Formkritiker gaben vor, die Entwicklungsgeschichte dieser Gruppen nachvollziehen zu können. Als Ergebnis davon wurden die meisten Psalmen als Texte der Priester für liturgische Zwecke zugeschrieben und nicht als Gedichte einzelner Heiliger betrachtet, die ihre Erfahrungen mit Gott niedergeschrieben haben. Dieses Bemühen der Formkritik hat viele Ausleger dazu gebracht, die gesamte Methode zu verwerfen.

Die folgende Einteilung der Psalmenarten wurde mit großem Gewinn benutzt, um die Psalmen zu verstehen:

1. Persönliche Klagen : Diese Psalmen stimmen grob mit den Gebeten um Hilfe aus der Not überein. Sie bestehen aus den folgenden Teilen:

a. Einleitender Schrei zu Gott: Der Psalmist wandte sich unmittelbar zu Gott und schüttete sein Herz in einer kurzen Rede aus, was häufig eine Zusammenfassung der Ausrichtung des Psalmes darstellt.

b. Klage: Der Psalmist verlieh dann seinem beklagenswerten Zustand voll und ganz Ausdruck. Er beschrieb sein Problem und das, was seine Feinde getan hatten, in welcher Not er sich befand und was Gott getan hatte oder auch nicht getan hatte.

c. Bekenntnis des Vertrauens: Der Psalmist wandte sich von seiner Klage ab und erklärte sein volles Vertrauen in den Herrn. Einige dieser Abschnitte wurden zu ganzen Psalmen des Vertrauens und sich Verlassens auf Gott ausgedehnt.

d. Bitte: Dann bat der Psalmist Gott, für ihn einzutreten und ihn zu retten.

e. Das Versprechen, Gott zu preisen oder der Ausdruck des Lobes: Der Psalmist schloß seine Klage mit dem Ausdruck seines Lobpreises Gottes für die Antwort auf sein Gebet ab. Weil dieser Abschnitt ein Teil des Gebetes zur Erlösung aus der Not ist, wurde es als Gelübde beschrieben - es ist das, was er in der Mitte der Versammlung sagen wird, wenn der Herr sein Gebet beantwortet hat. Mit der Sicherheit, daß der Herr antworten würde, begann der Lobpreis noch im Gebet. Claus Westermann nimmt an, daß inmitten des Gebetes des Psalmisten Gott gehört und sich dem Psalmisten zugeneigt hatte ( The Praise of God in the Psalms, S. 79). Die plötzliche Sicherheit der Antwort führte den Psalmisten dazu, dem Lob umfassend Ausdruck zu verleihen.

2. Klagen des Volkes : Diese Psalmen haben denselben Aufbau wie die Klagen der einzelnen, aber sie sind gewöhnlich kürzer. Sie beinhalten eine einleitende Rede und Bitte, eine Klage, ein Bekenntnis des Vertrauens, eine Bitte und ein Gelöbnis zum Lobpreis. In jedem dieser Psalmen sah sich das Volk Schwierigkeiten gegenüber, und gemeinsam nahte sich das Volk mit seiner Klage zu Gott.

3. Dankpsalmen : Diese Psalmen, auch Psalmen des verkündigenden Lobpreises genannt, haben einen anderen Aufbau. Sie beinhalten fünf Charakteristika:

a. Verkündigung des Lobpreises Gottes: Der Psalmist begann üblicherweise mit einer Aussage wie "Ich will lobsingen", denn durch den Psalm teilte er anderen mit, was Gott für ihn getan hatte.

b. Einleitende Zusammenfassung: Der Psalmist stellte oft in Kürze fest, was Gott getan hatte.

c. Bericht über die Errettung: Der Psalmist berichtete dann im Detail seine Errettung. Normalerweise erläuterte er, daß er zum Herrn geschrien hatte und der Herr ihn erhört und errettet hatte.

d. Erneutes Versprechen des Lobpreises: Der Psalmist gab Gott hier wirklich den Lobpreis, den er versprochen hatte.

e. Lobpreis oder Anweisung zum Lob: Der Psalmist schloß mit einem unmittelbaren Lobpreis Gottes, oder er fügte einen ausführlichen Abschnitt mit Anweisungen zum Lobpreis für andere an.

Beispiele für Dankpsalmen oder Psalmen des verkündigenden Lobpreises sind Ps 21;30;32;34;40 und Ps 66 .

4. Psalmen des verkündigenden Lobpreises (Hymnen) : Diese Psalmen sprechen nicht vorwiegend von einer persönlichen Errettung, sondern sie sind ein unmittelbarer Lobpreis Gottes. Diese Psalmen haben einen nur geringfügig anderen Aufbau:

a. Aufruf zum Lobpreis: Der Psalmist lud andere ein, den Herrn zu preisen.

b. Der Anlaß des Lobpreises: Der Psalmist übermittelte die Gründe für den Lobpreis. Dieser Abschnitt beinhaltete üblicherweise eine Zusammenfassung und daraufhin eine umfassende Darlegung der Gründe für den Lobpreis. Dieser Grund war normalerweise die Größe Gottes und seine Gnade, was in besonderer Weise erläutert wurde.

c. Schluß: Der Psalmist schloß das Lied mit einer erneuten Ermahnung zum Lobpreis des Herrn.

Beispiele für die Psalmen des verkündigenden Lobpreises sind Ps 33;36;105;111;113;117 und Ps 135 .

Andere Arten von Psalmen werden im Verlauf des Kommentars erläutert. Die wichtigsten Arten darunter sind die Weisheitspsalmen, die Wallfahrtspsalmen, königliche Psalmen und die Psalmen zur Einsetzung des Herrschers. Die Weisheitspsalmen stehen von ihren Motiven her in enger Beziehung zur Weisheitsliteratur des AT (z. B. den Sprüchen). Unter den Charakteristika, die sich in ihnen finden lassen könnten, sind die "lieber"-Worte ( Ps 119,72 ), die Zahlen-Worte ( Ps 62,11-12 a), die Ermahnungen an die "Kinder" ( Ps 34,12 ), Segnungsformeln ( Ps 1,1 ), Betonungen des Gesetzes ( Ps 119 ) und des Gegensatzes zwischen dem Gerechten und dem Gottlosen ( Ps 1,6.49 ).

Die Ps 120-134 hat man Wallfahrtslieder genannt. Sie haben alle die Überschrift "Ein Wallfahrtslied". Man hat zwar diese Anordnung der Überschriften auf vielfältige Weise zu deuten versucht, aber wahrscheinlich beziehen sie sich auf Israels "Hinaufziehen" nach Jerusalem für die drei Feste (vgl. 1Sam 1,3; Ps 122,4; Jes 30,29; vgl. auch 2Mo 23,17; Ps 42,4 ). Der Inhalt vieler dieser Psalmen paßt gut auf eine Reise nach Jerusalem.

Psalmen, in denen der gesalbte König im Vordergrund steht, werden Königspsalmen genannt. Der Text nimmt auf einen Höhepunkt in der Laufbahn des Monarchen Bezug, so z. B. auf seine Krönung ( Ps 2 ), seine Eheschließung ( Ps 45 ) oder darauf, daß er in den Krieg zog ( Ps 20;144 ). Der Davidsbund wird in Ps 89 in Poesie gekleidet. Ps 110 berichtet von dem zu erwartenden Kommen des Königs im Sieg, und Ps 72 schildert seine ruhmvolle Herrschaft. Zur Beziehung dieser Psalmen zu dem König, dem Messias, vgl. den Kommentar zu diesen Psalmen.

Die Inthronisierungspsalmen werden durch die Ausdrücke "der Herr ist König" ( Ps 93;96-97;99 ); der Herr ist "ein großer König" ( Ps 47;95 ) und der Herr "kommt zum Gericht" ( Ps 98 ) gekennzeichnet. Die Kommentatoren legen diese Ausdrücke verschieden aus. Manche sind der Ansicht, daß diese Psalmen auf ein jährlich abgehaltenes Fest Bezug nehmen, mit dem die Herrschaft des Herrn über die Erde gefeiert wurde. Es existiert jedoch kein letztendlicher Beweis dafür, daß ein solches "Inthronisierungsfest" jemals veranstaltet wurde. Von anderer Seite wurden diese Ausdrücke so verstanden, daß sie sich auf die Herrschaft Gottes über Israel bezogen. Das würde zwar zu Ps 99 passen, aber dem Inhalt der anderen Psalmen nicht gerecht werden. Man hat darin auch den Ausdruck von Gottes universeller Herrschaft sehen wollen (Alva J. McClain, The Greatness of the Kingdom . Grand Rapids, Zondervan Publishing House, 1959, S. 22). Ps 93 könnte man vielleicht in dieser Weise verstehen.

Auch wenn die Inthronisierungspsalmen sicher auch die Herrschaft Gottes beschreiben, liegt ihre eigentliche Bedeutung in dem Hinweis auf das messianische Königtum. Die Sprache dieser Psalmen, die häufig an die Erscheinung Gottes am Sinai erinnert, ähnelt den Prophezeiungen auf das kommende messianische Königreich. So findet sich der Ausdruck "Gott ist König" auch in Jes 52,7 ,wo er sich auf die zukünftige Herrschaft des leidenden Gottesknechtes bezieht.

Die Beschäftigung mit den Inthronisierungspsalmen hat viele moderne Wissenschaftler dazu geführt, einen "kultischen" Zugang zu den Psalmen zu suchen. Diese Annäherung ist eine Entwicklung der formkritischen Methode; sie behauptet, daß die jährlichen Herbstfeste das Zentrum der Anbetung bzw. des "Kultes" von Israel seien. Einer, der diese Ansicht vertritt, ist Sigmund Mowinckel ( The Psalms of Israel's Worship ).

Er stellt die These auf, daß Israel jeden Herbst ein Fest abhielt, bei welchem der Herr im Tempel inthronisiert wurde, wobei Gottes Herrschaft über das Universum für ein weiteres Jahr garantiert wurde. Mowinckel erschließt sein Beweismaterial unter biblischer Bezugnahme auf Gottes Herrschaft oder Richteramt ( Ps 47;93;95-99 ), auf Gottes Sieg über die Natur und auf Menschen, die ein Fest aus fröhlicher Erwartung der Herrschaft Gottes begehen. Das Material ist nur skizzenhaft, deshalb stützt er die These durch ähnliche Feste der Nationen der Umgebung des alten Nahen Osten, vor allem Babylon mit seinem Akitu -Fest.

Andere haben das Fest unterschiedlich interpretiert. Artur Weiser ( The Psalms: A Commentary ) meint, daß ein Herbstfest ein Zentrum der Inthronisationspsalmen sei, legt aber nahe, daß es eher eine Erneuerung des Bundes sei als eine tatsächliche Inthronisation des Herrn. Er führt dazu Ähnlichkeiten mit Josua 24 auf.

Hans-Joachim Kraus ( Worship in Israel . Richmond, Va.: John Knox Press, 1966) vertritt ein umfassenderes Bild des Herbstfestes. Er sieht das Fest als Erinnerung an den Exodus und die langen Wanderungen, als eine Feier zur Bundeserneuerung und eine Tradition aus kanaanitischen Vorstellungen von Königtum, die sich aus der Regentschaft Davids und Salomos ergaben, an.

Wenn solch ein Herbstfest tatsächlich existierte und den Schlüssel zu den gesamten Psalmen bildete, dann ist es verwunderlich, daß dies nirgends in der Schrift erwähnt wird. Möglicherweise wurden manche Psalmen in Verbindung mit Herbstfesten benutzt. Aber es wäre ungewöhnlich, daß die Mehrheit der Psalmen ein Teil eines Festes gewesen sein sollten, das nach heidnischen, mythologischen Ideen gestaltet war. Diese Ansicht wurde auch auf der Basis des Materials über Feste im alten Nahen Osten kritisiert (vgl. Kenneth A. Kitchen, Ancient Orient and Old Testament . Downers Grove, Ill.: Intervarsity Press, 1966, S. 102).

Diese Art von Herangehen an die Auslegung der Psalmen hat jedoch eine nötige Hervorhebung geliefert.

Viele Psalmen waren möglicherweise eng mit Zeremonien und dem Gottesdienst in der Stiftshütte Davids und/oder dem Tempel Salomos verbunden. Dieser Hintergrund der Anbetung Gottes in der Stiftshütte und im Tempel muß bei der Auslegung berücksichtigt werden.

Über die zahlreichen Verweise auf die Anbetung Gottes und die Tempelzeremonien innerhalb der Psalmen hinaus werden in den Überschriften Hinweise auf die Liturgie gegeben. Ps 30 ist mit den Worten überschrieben "Zur Einweihung des Tempels", Ps 92 ist "für den Sabbattag" entworfen, und Ps 100 ist ein Psalm, der beim Erntedankopfer ( 3Mo 7 ) Verwendung fand. "Eine Bitte" (wörtl. "um in Erinnerung zu rufen") ist die Überschrift von Ps 38 und Ps 70 , die offensichtlich dazu gedacht war, den Herrn an den Bittenden zu erinnern. Die Bedeutung von SiggAyNn in Ps 7 ist unklar. Die Überschrift "Ein Stufenlied" ( Ps 120-134 ) könnte hier hinzugefügt werden. Diese Lieder wurden unterwegs oder bei den großen Festen in Jerusalem gesungen.

Der religiöse Kalender Israels (vgl. die Übersicht "Kalender in Israel" zu 2Mo 12 ) ist zum Verständnis des Hintergrundes einiger dieser Psalmen von Bedeutung. Die drei großen jährlich abgehaltenen Feste werden in 2Mo 23,14-19 und 3Mo 23,4-44 erörtert. Zum Passafest und zum Fest der ungesäuerten Brote im Frühjahr, zum Wochenfest bzw. Pfingsten (auch Fest der Erstlingsfrucht genannt) im Frühsommer und zum Versöhnungstag und zum Laubhüttenfest im Herbst sollte das Volk nach Jerusalem ziehen und Gottes Freigebigkeit in der Ernte feiern. Bei diesen Versammlungen wurde das Volk in die Tempelzeremonien und in den Lobpreis der Psalmen mit einbezogen.

Die Psalmen nehmen häufig auf Musikinstrumente, auf Gesang und auf Händeklatschen bei den religiösen Handlungen Bezug. Ps 5,7 spricht vom Betreten des Hauses Gottes, um anzubeten. ( Ps 68,25-28 bezieht sich auf die Prozession zum Heiligtum in Begleitung der Sänger; vgl. Ps 42,5 .) Ps 122,1 spricht von der Freude bei der Wallfahrt zum Tempel.

Bei zahlreichen Gelegenheiten betete Israel im Tempel an. Sabbattage, Neumonde, Sabbatjahre und besondere Jubeljahre gaben Gelegenheit, Gott im Heiligtum zu loben.

In gleicher Weise konnten die von selbst kommen, die Gott anbeten wollten. Freiwillige Opfer konnten als Ausdruck des Dankes ( tNDCh ; vgl. 3Mo 7,12-18; Ps 50,14-15 ), für die Antwort auf ein Gebet ( 1Sam 2,1-10 ), zur Reinigung von ritueller Unreinheit oder Krankheit ( 3Mo 13-15 ), zur Rechtfertigung in Gesetzeskonflikten, zur Sühnung von Sünde ( Ps 51,15-19 ) oder als besondere Gelübde dargebracht werden. Bei derartigen Gelegenheiten brachte derjenige, der Gott anbeten wollte, sein Opfer dar, damit die Anwesenden daran teilhaben konnten, und er sprach sein Lob (möglicherweise in Form eines verkündigenden Lobpreispsalms) zur Bereicherung der Versammlung aus.

Es besteht kein Zweifel darüber, daß die Gebete in den Psalmen darüber hinaus von denen vielfach benutzt wurden, die kamen, um um Vergebung, Heilung, Schutz, Errettung und Beistand zu bitten, so wie es durch die ganze Kirchengeschichte hindurch geschehen ist.

Also wurden die Psalmen entweder einzeln oder in der Gemeinschaft häufig gesungen oder in der Nähe des Heiligtums gesprochen. Ihre Botschaften und wie sie gebraucht wurden geben den Gläubigen auch heute noch Anweisungen, wie die folgende Auslegung zu zeigen versucht. Die Gebete der Psalmisten zeigen das große Vertrauen in den Herrn, so daß sie sich häufig dem Lobpreis zuwandten, bevor die Antwort tatsächlich eintraf. Eine genaue Untersuchung der Psalmen zeigt, wie solches Vertrauen zustande kam. Hinzu kommt, daß der Lobpreis der Psalmisten deutlich macht, wie sie ganz echt und unmittelbar Gottes Wohltaten genossen. Von Gott etwas zu empfangen, und ihn nicht zu preisen, ist Sünde. Die Darlegung der Wohltaten Gottes war der abschließende Teil des Vorgangs. So erfreuten sich die Psalmisten an Gott, denn der Mensch redet natürlicherweise von dem, über das er sich freut (C. S. Lewis: Reflections in the Psalms . New York: Harcourt, Brace and World, 1958). Wenn also die Schriften die Gläubigen dazu aufrufen, Gott zu preisen, dann rufen sie sie dazu auf, sich an Gott und seiner Güte zu erfreuen. Wenn Gott einen Menschen segnet, so soll die Versammlung daran teilhaben, so daß sie alle in den Lobpreis einstimmen können und sich an Gott und seinen Wohltaten erfreuen.

In Israel bedeutete das normalerweise, am Opfermahl desjenigen teilzunehmen, der zur Anbetung und zum Lobpreis Gottes gekommen war. Sein Opfer, ein Zeichen der Freigebigkeit, ging mit seinem Lobpreis Hand in Hand. Das Volk erfreute sich an seinem Gott und wurde dadurch angeleitet, zu ihm zu beten und ihn noch mehr zu preisen.



Die Theologie der Psalmen


Weil die Psalmen eine solche Bandbreite religiöser Themen aufgreifen, ist es schwierig, eine besondere Theologie in der Sammlung festzustellen. In der Tat tauchen hier beinahe alle theologischen Konzepte des AT auf. Dennoch kehrt ein vorherrschender Schwerpunkt immer wieder. Die Psalmisten setzten den Glauben voraus oder drückten ihn aus, daß der Herr, der souverän über das Universum regiert, seine gerechte Herrschaft über die Erde mit und durch sein Volk errichten wird. Wenn sie sich dem Widerstand der Gottlosen gegenüber sahen oder unter körperlichen Schwächen litten, beteten sie für die Verwirklichung der Herrschaft Gottes in ihrem Leben und vertrauten darauf, daß der Richter der ganzen Erde Rechtfertigung bringen würde. Wenn die Gerechtigkeit triumphierte, priesen sie Gott für den Sieg seiner gerechten Sache unter den Menschen.

Die Teilhabe der Psalmisten an der Anbetung Gottes und ihre Wertschätzung des Gesetzes bewies ihr Vertrauen in Gottes Herrschaft. Gelegentlich blickten sie über ihre Erfahrungen hinaus auf die tatsächliche Herrschaft der Gerechtigkeit auf der Erde in dem Kommen des Messias. Wie klar ihr Verständnis für die Einzelheiten der Offenbarung Gottes war, ist unmöglich festzustellen. Es liegt aber auf der Hand, daß sie voller Vertrauen von Gott erwarteten, daß er die Dinge ins Lot bringe.

Die Psalmisten zögerten nicht, ihre Treue zu Gott und seinem Bund zu bekennen. Sie traten für die Gerechtigkeit ein, und die Psalmen enthalten häufig auch Verwünschungen und Flüche. Sie beteten, daß Gott den Arm der Gottlosen vernichten ( Ps 10,15 ), ihre Zähne zerbrechen ( Ps 58,8 ) und seinen Zorn gegen sie kehren solle ( Ps 69,23-29 ). Die Psalmisten kämpften mit für die Herrschaft Gottes. So waren diese Ausdrücke kein Anzeichen persönlicher Rache. Die Psalmisten beklagten sich in der Tat, daß ihre Freundlichkeit gegenüber diesen Menschen durch Betrug verraten worden war ( Ps 109,4-5 ). Ihre Gebete vermitteln ihre Sehnsucht, daß die Sache Gottes doch auf der Erde gerechtfertigt und die Sünde gerichtet werden möge, was Gott schließlich auch tun würde. Selbstverständlich hat der neutestamentliche Gläubige aufgrund seines Verständnisses der ganzen Offenbarung Gottes ein anderes Gebetsleben. Dennoch ist das Gebet für die Erfüllung des Willen Gottes oder für das baldige Kommen Christi zugleich ein Gebet für die Rechtfertigung der Gerechten und für das Gericht über die Gottlosen.

Die Psalmisten verabscheuten auch die heidnischen Weltanschauungen und Bräuche, von denen sie wußten, daß sie den Glauben des Volkes bedrohten. Zahlreiche Gesichtspunkte eines fremden polytheistischen Glaubens werden in scharfem Ton angegriffen (allerdings weniger scharf als in den Reden der Propheten). Diese polemischen Aussagen können bisweilen ein beiläufiger Hinweis sein (so wie die Beschreibung des Herrn als dem Einen, "der auf den Wolken fährt"; Ps 68,5 ,und dies eben anstatt des kanaanitischen Gottes Baal tut, der in ähnlicher Weise beschrieben wurde). Ein anderes Mal bilden die polemischen Aussagen die Grundlage des gesamten Psalmes (so wie bei Ps 29 ,der dem Herrn anstelle der kanaanitischen Sturmgottheit Baal einen Sturm im kanaanitischen Gebiet zuschreibt).

Manche Fachleute behaupten, daß diese Verweise Anleihen bei den Mythologien der semitischen Welt sind. Obwohl jedoch die Israeliten einen ähnlichen Wortschatz und eine ähnliche Bildersprache wie ihre Nachbarn besaßen, beweisen diese polemischen Teile der Psalmen eine scharfe geistliche Trennung der beiden Wege. Die Tatsache, daß viele Israeliten anderen Göttern nachliefen, machte diese polemischen Aussagen noch notwendiger. Wenn die Wahrheit von Generation zu Generation bewahrt und weiterüberliefert werden sollte, mußten falsche und verderbliche Glaubensvorstellungen zerstört werden. Daher muß sich derjenige, der die Psalmen studieren will, der polytheistischen Bedrohungen des israelitischen Glaubens sowie auch der Auseinandersetzung in der Geschichte, die diese Bedrohungen den Gerechten brachten, bewußt sein.

Die Auseinandersetzung mit den bösen Kräften, seien es heidnische Glaubensvorstellungen oder abgefallene Israeliten, zwangen die echten Gläubigen, für den Glauben energisch zu kämpfen und ihre Rechtschaffenheit und ihre Treue offen zu bekennen und auf die Errettung Gottes zu hoffen. Die Psalmisten blickten in diesem Leben auf diese Erlösung hin. Man könnte vielleicht erwarten, daß die Psalmisten mit all ihrer Verfolgung, ihrem Leiden und ihrem Kummer an diesem Leben verzweifelt waren und auf die Befreiung im kommenden Leben hinblickten. Das ist jedoch nicht der Fall. Sie spürten, daß der Tod ihrem Dienst und ihrem Lob Gottes ein Ende setzen würde. Es war vielmehr dieses Leben, in dem man Gottes treue Liebe, seine Treue und Gerechtigkeit erfahren konnte ( Ps 6,6; 30,10; 88,5-6.11-13; 115,17 ).

Wir finden nirgends in den Psalmen den deutlichen, unzweideutigen Ausdruck der Hoffnung auf die Auferstehung, d. h. eine Äußerung, wie sie etwa in den Propheten zu finden ist ( Jes 26,19; Hes 37,1-14; Dan 12,2 ). Aber verschiedene Passagen in den Psalmen lassen die Hoffnung auf immerwährende Gemeinschaft mit Gott nach diesem Leben hindurchscheinen ( Ps 16-17; 49; 73 ). Allerdings werden die in diesen Abschnitten benutzten Ausdrücke an anderer Stelle für zeitlich beschränkte, irdische Erfahrungen gebraucht. Zum Beispiel benutzten die Psalmisten den hebräischen Begriff S+?Nl (Scheol), um den Bereich der verstorbenen Geister zu bezeichnen, aber auch, um das Grab und (bildhaft) besondere Gefahr zu beschreiben. Ps 49,16 drückt die Hoffnung auf Errettung aus dem Scheol und auf das Eintreten in die Gegenwart Gottes aus. Für die Psalmisten könnte dies die "Hoffnung auf Herrlichkeit" bedeutet haben, aber es könnte auch die zeitliche Errettung und die Fortsetzung des Dienstes bedeuten, denn Ps 30,4 erwähnt auch eine Errettung aus dem Scheol, die David erfahren hatte.

A. F. Kirkpatrick bemerkt, wie leicht sich diese Abschnitte an eine Hoffnung auf ein zukünftiges Leben angleichen lassen, wie sie die spätere biblische Offenbarung deutlich macht. "Fraglos enthalten diese Psalmen ( Ps 16-17;49;73 ) den Keim und das Prinzip des Dogmas des ewigen Lebens. Es war dem Geist gegenwärtig, der seine Autoren inspirierte. Die enge Gemeinschaft mit Gott, von dem sie als dem höchsten Gut des Menschen und der größten Glückseligkeit sprechen, konnte im Hinblick auf das Wesen und das Geschick des Menschen und seiner Beziehung zu Gott nicht auf Dauer als auf dieses Leben begrenzt und einer plötzlichen und endgültigen Unterbrechung unterworfen betrachtet werden. Vielmehr war ein weiterer Schritt notwendig, um die Wahrheit dieser Fortdauer zu erkennen, aber ob die Psalmisten diesen Schritt getan haben, ist zweifelhaft" ( The Book of Psalms , S. XXV-XXVI). Wenn sie einen solchen Schritt getan haben, dann geschah es im Glauben.

Dieselbe Doppeldeutigkeit trifft auf die messianischen Psalmen zu. Mit der Kenntnis der ganzen Offenbarung in Jesus Christus kann man auf die Psalmen und auf das ganze AT zurückschauen und erkennen, daß beide häufig von Christus sprechen (vgl. Lk 24,27 ). Dennoch war den alttestamentlichen Gläubigen die ganze Bedeutung dieser Passagen häufig nicht deutlich. Auf der einen Seite beschrieb der Psalmist sein eigenes Leiden oder seinen Triumph, und auf der anderen Seite erwiesen sich diese Aussagen, die von den gegenwärtigen Erfahrungen des Psalmisten zu sprechen schienen, später als Wahrheiten über Jesus Christus. In der Rückschau kann man mit Delitzsch sagen: "Weil Gott als der Vater die Geschichte Jesu Christi in Übereinstimmung mit seinem eigenen Rat lenkt, lenkte sein Geist sogar die Aussprüche Davids über ihn selbst, den Zukünftigen, mit dem Blick auf die Geschichte" ("Psalmen", in Commentary on the Old Testament in Ten Volumes , 5:307).

Die Typologie ist also eine Art prophetischer Rede. Sie unterscheidet sich von der Prophetie insofern, als sie nur dann als typologisch gilt, wenn ihre Erfüllung erkannt worden ist. Im nachhinein kann man erkennen, daß gewisse Ausdrücke und Bilder neben dem historischen Geschehen noch eine andere Bedeutung haben. Die neutestamentlichen Schreiber beziehen sich häufig auf die Psalmen, um zahlreiche Aspekte der Person und des Wirkens Jesu, des Messias, zum Ausdruck zu bringen. Als der gesalbte davidische König ist Jesus das große Vorbild der messianischen Psalmen, jener Psalmen, in denen der König im Vordergrund steht. Man muß die Auslegung dennoch mit Vorsicht betreiben und immer bedenken, daß nicht alle Inhalte der messianischen Psalmen auf Christus zutreffen (d. h. nicht alle Teile sind typologisch zu verstehen). Man muß sich daran erinnern, daß in diesen Psalmen die Erfahrung ihrer Autoren die ursprüngliche Bedeutung war. Die Analyse der historischen, kontextuellen und grammatischen Bedeutung des Textes sollte der Analyse der neutestamentlichen Anwendung auf Jesus vorausgehen.

Zahlreiche Kommentatoren haben von Delitzschs Unterscheidung in fünf Typen der messianischen Psalmen Gebrauch gemacht ("Psalmen", S. 68 - 71).

1. Rein prophetische Psalmen Diese Kategorie paßt möglicherweise auf Ps 110 ,der auf den zukünftigen davidischen König Bezug nimmt, der der Herr sein wird. Das NT ( Mt 22,44 ) setzt diesen König mit Jesus Christus und nicht mit irgendeinem anderen davidischen König gleich.

2. Eschatologische Psalmen Die Ps 96-99 , die sogenannten Inthronisierungspsalmen, beschreiben wie auch andere Psalmen das Kommen des Herrn und die Vollendung seines Königreiches. Sie beziehen sich nicht auf einen davidischen König, sondern die Schrift kündigt an, daß sie im zweiten Kommen des Christus erfüllt werden.

3. Typologisch-prophetische Psalmen In diesen Psalmen beschreibt der Schreiber seine eigene Erfahrung in einer Sprache, die über diese Erfahrung hinausgeht und die sich in Jesus historisch erfüllt (z. B. Ps 22 ).

4. Indirekt messianische Psalmen Diese Psalmen wurden für einen zeitgenössischen König oder für das königliche Handeln im allgemeinen abgefaßt. Aber ihre endgültige Erfüllung erfahren sie in Jesus Christus ( Ps 2;45;72 ).

5. Typisch-messianische Psalmen Diese Psalmen sind weniger offensichtlich messianisch. Der Psalmist ist in mancher Hinsicht ein Typus des Christus (vgl. Ps 34,21 ), aber andere Punkte des Abschnittes passen nicht dazu. Vielleicht verwendeten in diesem Fall Jesus und die Apostel bekannte Ausdrücke aus den Psalmen für ihre Erfahrungen (z. B. Ps 109,8 in Apg 1,20 ).

Mit Sicherheit drückt der Sprachgebrauch der Psalmen die Hoffnungen und die Wahrheiten des Glaubens auf äußerst denkwürdige Weise aus, nicht nur, wenn sie auf Christus hinweisen, sondern auch da, wo sie die Kämpfe des Gläubigen widerspiegeln. Die Psalmen dienten dem Volk Gottes durch die Zeitalter hindurch zur Inspiration für den Lobpreis und häufig auch als Instrument des Lobpreises Gottes. Aber sie haben auch den einzelnen Seelen Trost und Hoffnung in den Zeiten der größten Not vermittelt, und sie lehrten sie das Gebet und gaben ihnen die Zuversicht auf die Erhörung des Gebets und eines erneuerten Vertrauens in ihren Herrn. Sehr häufig wechseln die Psalmen in dramatischer Weise von der Erhebung einer Klage zu der Beschreibung der Antwort, als ob sie dem Schreiber bereits zuteil geworden wäre. Das drückte das Vertrauen der Psalmisten aus, daß Gott ihre Gebete erhören würde. Sie waren sich der Antwort Gottes so sicher, daß sie den Herrn in Einzelheiten im voraus für den Sieg priesen. Nur durch echten Glauben kann ein Glaubender zur Gewißheit der Gebetserhörung kommen, während er noch betet. Die Psalmisten besaßen diese Gewißheit, denn ihr Lobpreis begleitete ihre Gebete.



GLIEDERUNG


I. Buch I ( Ps 1-41 )

II. Buch II ( Ps 42-72 )

III. Buch III ( Ps 73-89 )

IV. Buch IV ( Ps 90-106 )

V. Buch V ( Ps 107-150 )



AUSLEGUNG


I. Buch I
( Ps 1-41 )


Ps 1


Ps 1 bildet eine passende Einführung in den Psalter, da er die beiden Wege zusammenfaßt, die dem Menschen offenstehen: der Weg des Gerechten und der Weg des Gottlosen. Der Psalm könnte aufgrund der Beschreibung der beiden Lebenswege, der Vergleiche, der Verkündigung des Segens und der zentralen Stellung des Gesetzes für die Erfüllung des Leben als Weisheitspsalm eingeordnet werden. Die Elemente dieses Psalms tauchen in der Sammlung immer wieder auf.

Der Psalm beschreibt den Gesegneten, der ein makelloses und glückliches Leben in Übereinstimmung mit dem Wort des Herrn führt, und stellt ihn dem Gottlosen gegenüber, der vergehen wird.



A. Der Gesegnete
(
1,1-3 )


Ps 1,1


Mit drei mal drei Ausdrücken beschreibt der Psalmist das Leben des Gesegneten: Er wandelt, steht oder sitzt nicht im Rat , auf dem Weg oder dem Platz des Gottlosen , des Sünders oder Spötters . Mit jeder parallelen Einheit erhält der Ausdruck mehr Gewicht. Das zeigt das Fortschreiten von einem ursächlichen Einfluß gottloser Leute hin zum Einverständnis mit ihnen in ihrem Spott gegen den Gerechten. Wer von diesem teuflischen Einfluß nicht gekennzeichnet ist, ist "gesegnet", d. h. er ist mit Gott in Ordnung und genießt den geistlichen Frieden und die Freude, die aus dieser Beziehung erwachsen.



Ps 1,2


Der Fromme wird nicht von den ungerechten Menschen beeinflußt, sondern von dem Nachdenken über das Wort Gottes. Solches Nachsinnen bedingt notwendigerweise das genaue Studium und das Bewahren des Gelesenen. Das ist nur möglich, wenn man den Wunsch hat, so zu handeln; was hier als Lust bezeichnet wird. Die Psalmisten erhielten Weisung aus dem Gesetz Gottes und empfanden es nicht als Schinderei.



Ps 1,3


All diejenigen, denen es eine Lust ist, nach dem Wort Gottes zu leben, gedeihen. Mit dem Bild eines fruchtbaren Baumes erläutert der Psalmist, daß das, was auch immer der Gerechte tut, Gelingen haben wird (vgl. Ps 92,13-15 ). Auf zwei Voraussetzungen sollte hier hingewiesen werden. Erstens wird die Frucht, das heißt das Wohlergehen, zu seiner Zeit hervorgebracht und nicht notwendigerweise unmittelbar nach der Pflanzung. Zweitens: Was der Fromme tut, wird vom Gesetz Gottes überwacht ( Ps 1,2 ). Wenn also ein Mensch über Gottes Wort nachsinnt, wird sein Tun fromm sein und sein von Gott überwachtes Handeln wird gelingen, d. h. zu der göttlich gelenkten Erfüllung gelangen.



B. Der Gottlose
(
1,4 )


Ps 1,4


In deutlichem Gegensatz zu dem Gesegneten (V. 1 ) steht der Gottlose. Das hebräische Wort rASAZ wird häufig mit gottlos übersetzt (vgl. V. 1.5-6 ), kann aber auch das Böse schlechthin bezeichnen. Menschen, die durch rASAZ gekennzeichnet werden, befinden sich in keiner Bundesbeziehung mit Gott; sie leben nach ihren Leidenschaften. Sie sind nicht fromm. Sie können zwar Gutes tun und Barmherzigkeit üben, aber das Urteil Gottes über sie lautet, daß sie ohne ewige Gnade sind.

Der Psalmist verglich sie mit Spreu, den wertlosen Hülsen des Getreides, die beim Worfeln vom Wind fortgetragen werden. Ein solcher Gegensatz besteht also zu dem fruchtbaren (vgl. V. 3 ), wertvollen und gerechten Menschen.



C. Das Gericht
(
1,5-6 )


Ps 1,5


Aufgrund des Gegensatzes zwischen dem Frommen und dem Gottlosen schrieb der Psalmist, daß Gott den Gerechten von dem Gottlosen im Gericht aussondern wird. Die Gerechten sind diejenigen, die durch einen Bund mit dem Herrn in Beziehung stehen, die gemäß seines Wortes leben und die Dinge von ewigem Wert hervorbringen. Gott wird die Gerechten von den Sündern trennen, wie ein Mann den Weizen von der Spreu trennt.


Ps 1,6


Die Grundlage für dieses Gericht ist die Erkenntnis des Herrn. Die erste Hälfte des Verses der HERR kennt den Weg der Gerechten wird durch die gegensätzliche Parallele der Weg der Gottlosen vergeht verständlich. Errettung am Tag des Gerichtes wird damit gleichgesetzt, daß der Herr den Menschen kennt (vgl. Mt 7,23 ). In Ps 1,6 wird "der Weg der Gerechten" dem "Weg der Gottlosen" gegenübergestellt. "Der Weg" steht für die ganze Lebensweise eines Menschen, einschließlich dessen, wodurch sie bestimmt wird und was sie hervorbringt. Das wertlose Leben des Gottlosen wird keinen Bestand haben.



Ps 2


Der Psalm ist den Lesern des Neuen Testamentes aufgrund seiner Bedeutung für Christus bekannt. Aber der Text war im AT zunächst ein Königspsalm und wurde daher von den davidischen Königen benutzt (weitere Königspsalmen sind Ps 18; 20-21; 45; 72; 89; 101; 110; 132; 144 ). Der Inhalt beschreibt die Krönungsfestlichkeiten, die ungeachtet des Widerstandes von rebellierenden Kräften in den umliegenden Gebieten stattfanden. Mit einem Wort: Der Psalmist ermahnte die heidnischen Völker, ihre rebellischen Pläne gegen den Herrn und seinen gesalbten König aufzugeben. Er ermahnte sie ferner, sich der Autorität des Sohnes zu unterwerfen, den Gott zur Herrschaft über die Völker mit einer eisernen Rute verordnet hat. (Nach der Angabe in Apg 4,25 wurde Ps 2 von David verfaßt.)



A. Die Rebellion der Völker
(
2,1-3 )


Ps 2,1-3


Die ersten drei Verse drücken die Verwunderung des Psalmisten über die Pläne der Völker aus, den Herrn und seinen Gesalbten ( mASIah , "Messias" , was auf griechisch christos , der Christus, heißt) zu vernichten. Jeder von einem Propheten gesalbte König war ein "Messias", ein Gesalbter. Wenn er Gott gehorchte, so stimmte seine Herrschaft mit der Wahl Gottes überein, und er hatte die Macht Gottes auf seiner Seite. Dieser Umstand machte die Pläne anderer Völker häufig aussichtslos.

Vers 1 drückt das Erstaunen des Psalmisten in Form einer rhetorischen Frage aus. Er kann nicht glauben, daß "die Völker" etwas ersannen, was zum Scheitern verurteilt war. Diese irdischen Könige stellen sich gegen den Herrn (V. 2 ), wenn sie sich gegen seinen Gesalbten stellen.

Vers 3 berichtet den Beschluß der Völker: Sie wollten von der politischen Kontrolle durch diesen König frei sein. Ihr Ausdruck beschreibt ihre Bindung an diesen König, als ob sie gefesselt wären. Das konnten sie nicht hinnehmen.



B. Der Beschluß des Herrn
(
2,4-6 )


Ps 2,4


Der Psalmist wandte sich von der Beschreibung der Völker (V. 1-3 ) nun der Darstellung der Antwort des Herrn auf deren Pläne zu. Er stellte mutig fest, daß Gott darüber lachte. Der HERR sitzt auf seinem Thron (vgl. Ps 9,12; 22,4; 29,10; 55,20; 102,13; 113,5; Jes 6,1 ) hoch oben im Himmel und erkennt, wie dumm ihr Plan doch ist, sich gegen ihn aufzulehnen. Die Beschreibung der Reaktion Gottes wird mit menschlichen Ausdrücken beschrieben.



Ps 2,5-6


Aufgrund seiner Verachtung für ihre bösen Pläne wird Gott sich in seinem brennenden Zorn gegen sie aussprechen. Möglicherweise faßt Vers 6 das zusammen, was er sagt, denn sein Entschluß, seinen König in Jerusalem einzusetzen, wird ihrer Auflehnung ein Ende machen. Zion, auf das im Buch der Psalmen 40mal Bezug genommen wird, war ursprünglich eine kanaanitische Stadt, die von David erobert wurde ( 2Sam 5,7 ). Später bezog sich Zion auf das Gebiet um den Tempel und dann auf die ganze Stadt Jerusalem (vgl. den Kommentar zu Kl 1,4; Sach 8,3 ). Heiliger Berg ist ein Synonym für den Tempelberg (vgl. Ps 3,5; 15,1; 24,3; 78,54; Dan 9,16.20; Ob 1,16; Zeph 3,11 ).

Wenn Gott seinen König einsetzt, dann unterwirft er die, die sich seinem König entgegenstellen. Das erwies sich bei David als wahr; es wird sich auch am Ende der Zeit bei dessen größerem Nachkommen Jesus Christus als wahr erweisen.



C. Die Proklamation des Königs
(
2,7-9 )


Ps 2,7


Der Psalmist sprach nun von Gottes Bestätigung des Königs, um darzulegen, mit welchem Recht der König regiert. Der Ratschluß bezieht sich auf den Davidsbund, in welchem Gott erklärt hatte, daß er der Vater des Königs und der König sein Sohn sein würde. Als David also König wurde, beschrieb Gott ihr Verhältnis als Vater-Sohn-Beziehung. So nahm der Ausdruck "Sohn" die Bedeutung eines messianischen Titels an.

Das Zitat aus dem Davidsbund: Du bist mein Sohn ( 2Sam 7,14 ) wird hier vom König verwendet, um sein legitimes Recht zur Herrschaft darzulegen. Heute bezieht sich dann also auf den Krönungstag, und der Ausdruck "Ich habe dich gezeugt" bezieht sich nicht auf eine physische Geburt, sondern ist ein Bild zur Beschreibung der Tatsache, daß er Gottes "Sohn" wurde.



Ps 2,8


Die Bedeutung dieser Annahme des Königs als Gottes gesalbter Sohn wird in seinem Erbe deutlich. So wie ein Sohn von seinem Vater erbt, so erbt der König das Königreich von seinem "Vater". Der Vers setzt das Zitat aus dem Ratschluß des Herrn fort, wobei die Aufforderung an den König hinzugefügt wird, um sein Erbe zu bitten, das eines Tages die Enden der Erde umfassen wird. Die Menschen, die in diesen Völkern leben, einschließlich der Völker, die sich aufgelehnt haben (V. 1 ), werden von dem Gesalbten des Herrn unterworfen werden.



Ps 2,9


Diese Unterwerfung wird schroff ausgedrückt: Er wird alle Menschen, die sich auflehnen, zerschlagen ( in Stücke zerschlagen ), wenn er seine Herrschaft aufrichtet. Die Bildersprache orientiert sich möglicherweise an ägyptischen Fluchformeln, in denen der Pharao sein Zepter gebrauchte, um Weihgeschirr (Töpferwerk) zu zerschlagen, das für aufständische Städte oder Völker stand. Die hebräischen Verben in diesem Vers - raZaZ ("zerbrechen") und nAPas ("in Stücke zerschlagen") - beschreiben das Zerschmettern der Aufständischen. Der Vers beschreibt den Beginn der Herrschaft, wobei zugleich der Aufstand unterdrückt wird.



D. Die Ermahnung des Psalmisten
(
2,10-11 )


Ps 2,10-11


Im Hinblick auf all das, was der Herr für seinen "Sohn" bestimmt hat, ermahnte der Psalmist die törichten Völker, sich dem König zu unterwerfen, bevor sein Zorn entbrannte. Viele Male wird Gott in den Psalmen als König bezeichnet (V. 6 ; Ps 10,16; 24,7-8.10;29,10; 44,4; 47,2.6-7; 48,2; 68,24; 84,3; 95,3; 98,6; 99,4; 145,1; 149,2 ). Der Psalmist gab den irdischen Königen die Anweisung, Weisheit zu gebrauchen und ihre törichte Rebellion aufzugeben (vgl. Ps 2,1 ). Sie waren weise, wenn sie dem HERRN mit Furcht dienten und mit Zittern frohlockten . "Dienen", "frohlocken", "Furcht" und "Zittern" beschreiben die fromme Haltung der Gerechten in der Anbetung Gottes. Sie sollten ein Leben in der Unterwerfung führen, nicht in der Rebellion; ein Leben, das durch Furcht und Zittern, nicht durch Hochmut gekennzeichnet war; ein Leben, erfüllt von Jubel, nicht von der Dunkelheit der Unterdrückung.



Ps 2,12


Hier wird das Bild der Unterwerfung unter einen Herrscher gezeichnet: Küßt den Sohn! In diesem Vers ist der Gebrauch von bar , einem aramäischen Wort für Sohn, ungewöhnlich. Es wird daher unterschiedlich übersetzt. Aber ein aramäischer Begriff war in einer Rede an die Völker durchaus nicht fehl am Platz. Mehr noch, "küssen" ist ein Bild für Huldigung (vgl. 1Kö 19,18; Hos 13,2 ). In jedem Fall befahl der Psalmist den Königen der Erde, sich dem Herrn und seinem gesalbten Sohn, Israels König, zu unterwerfen.

Die Dringlichkeit ihrer Unterwerfung wird durch das plötzliche Entflammen seines Zornes unterstrichen. Es wird nicht gleich deutlich, ob es sich um den Zorn des Herrn oder den Zorn des Königs handelt. Das nächststehende Beziehungswort ist der König (der Sohn), der allen Widerstand zerschlagen wird ( Ps 2,9 ). Aber in diesem Psalm sind die beiden Personen untrennbar miteinander verbunden; der Mensch dient dem Herrn (V. 11 ), indem er sich seinem Sohn unterwirft (V. 12 ). Wenn sich die Könige der Völker nicht unterwerfen, wird der König sie vernichten, denn der Herr hat in zornigem Widerspruch gegen ihre Pläne beschlossen, daß sein Sohn den Thron besitzen wird.

Der Schluß des Psalmes verspricht denen Segen, die ihre Zuflucht zu ihm nehmen . (Der Gedanke, seine Zuflucht zu Gott zu nehmen, taucht häufig in den Psalmen auf.) Noch einmal: sich dem Sohn unterwerfen bedeutet, seine Zuflucht zu dem Gesalbten des Herrn, also zu dem Herrn selbst, zu nehmen. Nur in dem Sohn ist der Mensch vor dem Zorn Gottes sicher.

Der Psalm findet im Neuen Testament reichlich Anwendung. Petrus berichtet, wie die Führer Israels Jesus, den Messias, gekreuzigt haben und setzt dabei jene jüdischen Führer mit den heidnischen Königen in Ps 2 gleich ( Apg 4,25-26 ).

Die typologische Bedeutung des "Sohnes" hat sich in Hebr 1,5 erfüllt. Dieser Krönungspsalm wird dort mit Bezug auf die Erhebung Christi bei seiner Auferstehung (vgl. Apg 13,33 ) und Himmelfahrt zitiert. Er ist "als der Sohn Gottes eingesetzt" ( Röm 1,4 ) worden. Das ist ein messianischer Titel. Wenn der Vater seinen Sohn anweist, um sein Erbe zu bitten, dann wird er seinen Sohn wieder in die Welt hineinbringen ( Hebr 1,6 ). Das zweite Kommen bedeutet den Zorn über alle, die sich gegen Gott und seinen gesalbten König auflehnen, aber große Freude und Zuflucht für alle, die sich im Glauben Gottes Plan unterwerfen, die Welt durch den größeren Sohn Davids, Jesus Christus, zu regieren. So wird die Bezeichnung "Sohn" aus dem Davidsbund ( 2Sam 7,14 ) schließlich zur Bezeichnung Jesu Christi als König.



Ps 3


Die Überschrift dieses Psalmes bezeichnet David als den Verfasser. Im ersten Buch ( Ps 1-41 ) stammen 37 der 41 Psalmen ( 37; 41 ) (alle ausgenommen 1-2; 10; 33 ) von David. Ps 3 wurde bei seiner Flucht vor seinem Sohn Absalom geschrieben (vgl. 2Sam 15-18 ). Es war das vertrauensvolle Gebet des Königs, der aus dem Palast geflohen und von Feinden umringt war. Trotz unzähliger Widersacher, die davon überzeugt waren, daß es für ihn keine Hoffnung mehr gab, fand Gottes Erwählter, David, die Sicherheit Gottes und den Schutz durch die Nacht und hatte deshalb Vertrauen in seine letztendliche Errettung.



A. Von Feinden umringt
(
3,2-3 )


Ps 3,2-3


Der Psalm beginnt mit Davids Klage: Viele Feinde umringten ihn. Gegnerische Kräfte hatten ihn aus dem Palast vertrieben und umzingelten ihn. Ihr Spott ging dahin, daß er keine Hoffnung habe, von Gott errettet zu werden. Diese arrogante Äußerung sollte ausdrücken, daß Gott David verlassen hatte.



B. Von Gott getragen
(
3,4-6 )


Ps 3,4


Im Angesicht solcher Feinde fand David Trost im Wesen Gottes. Er gebrauchte den bildhaften Vergleich eines Schildes , um auszudrücken, daß Gott die wahre Quelle seines Schutzes war (trotz ihres Spottes). Die Psalmisten haben häufig von Gott als einem Schild gesprochen, um seinen Schutz darzustellen ( Ps 7,11; 18,3.31; 28,8; 33,21; 59,12; 84,11; 115,9-11; 119,114; 144,2 ). David vertraute darauf, daß Gott ihn auf seinen Thron zurückbringen würde. Die Worte " erhebst mein Haupt " drücken die Wiederherstellung seiner Ehre und seiner Stellung aus (vgl. denselben Ausdruck in 1Mo 40,13.20; 2Kö 25,27 ).



Ps 3,5-6


Der Grund für Davids Vertrauen (V. 3 ) wird in Vers 4-5 dargelegt. Gott hatte ihn inmitten seiner Feinde durch die Nacht hindurchgebracht, und diese Bewahrung war ein Zeichen für die völlige Errettung, mit der er rechnete. Die hebräischen Zeitformen sind in diesen Versen schwierig zu übersetzen. Man könnte sie in die Gegenwart oder in die Vergangenheit übersetzen: Ich rufe zum Herrn, und er erhört mich (zu " auf seinem heiligen Berg " vgl. den Kommentar zu Ps 2,6 ). Die Antwort auf sein Gebet lautete folgendermaßen: Ich legte mich nieder, und ich schlief; ich erwachte, denn der Herr trägt mich.



Ps 3,7


Aufgrund der Errettung erklärte David, daß er vor den Tausenden , die ihm von jeder Seite her entgegenstanden, keine Furcht mehr hatte.


C. Von Gott gerettet
(
3,8-9 )


Ps 3,8-9


Diese Verse berichten die vertrauensvolle Bitte Davids um vollständige Errettung von seinen Feinden. Vielleicht wollte David in Vers 7 b ausdrücken, daß Gott stets seine Feinde vernichtet hatte, und deshalb betete er, daß Gott es wieder tun sollte. David drückt hier in jedem Fall sein Vertrauen in Gott aus. Er war sich so sicher, daß Gott seine Feinde vernichten würde, daß er so schrieb, als ob es bereits geschehen wäre.

Die Bilder der Zerstörung sind mutig. Davids Ausdrücke sprechen von einem vernichtenden Schlag, um klarzumachen, daß Gott seine Feinde ganz und gar vernichten würde.

Davids Schluß enthält eine Lehre. Errettung kommt von dem Herrn. Gottes Volk sollte zu ihm in ähnlichen Umständen beten, so daß sie an diesem Segen teilhaben konnten. Also gibt der Psalm denjenigen Anweisung, die sich inmitten der Gefahr befinden, auf den Herrn für den Schutz zu vertrauen, während sie schlafen (V. 5 ).



Ps 4


Man hat allgemein anerkannt, daß dieser Psalm in enger Verbindung zu Ps 3 steht. Die beiden Psalmen, die in ihrer Ausdrucksweise und ihrer Struktur große Ähnlichkeiten aufweisen, könnten derselben Situation entstammen. Wenn es so wäre, dann könnte David Ps 4 geschrieben haben, nachdem er die Nacht inmitten der Gefahr verbracht hatte (vgl. Ps 3,1.5-6 ). Die Verbindung zwischen den beiden Psalmen ist jedoch nicht sicher. Die Botschaft des 4. Psalms lautet: David warnt seine Feinde davor, nachdem er zu Gott um Hilfe geschrien hatte, durch Unrecht gegen Gott zu sündigen, denn Gott hatte ihn durch seine beschützende Fürsorge abgesondert; eine Tatsache, die ihn dazu veranlaßt, im Angesicht des Widerstandes zu jubeln. (Über die Überschriften dieser und zahlreicher anderer Psalmen vgl. den Kommentar zur "Verfasserschaft und die historischen Bemerkungen in der Einführung .)



A. Die Anrufung Gottes
(
4,2 )


Ps 4,2


Der Psalm beginnt mit einem Schrei Davids zu Gott, sein Gebet zu erhören. Hilf mir! ruft David aus. Gott hatte David inmitten seiner Not geholfen. An diesen Gott richtet er sein Gebet.



B. Warnung für die Feinde
(
4,3-6 )


Ps 4,3


Im Gegensatz zu diesem gerechten Gott (V. 2 ) waren die Aufständischen gegen David sterbliche Menschen ( Herren heißt wörtl. "Söhne der Menschen"). Er stellte die Frage, wie lange sie mit ihrer Rebellion und ihren Lügen ("Lügen" sind gegenüber der Lesart falschen Göttern vorzuziehen) seine Ehre in Schande kehren werden. Die Intrige Absaloms, wenn David sie hier im Sinn hatte, war ein Versuch, David in schlechten Ruf zu bringen ( 2Sam 15,3 ). Die Verben lieben und gern haben deuten jedoch auf das herbeigewünschte Ende, nicht auf die Mittel hin.



Ps 4,4


Dieser Vers ist der Grund für die Verwunderung des Psalmisten (V. 2 ) und seinen Ratschlag (V. 5 ). Weil der Herr David in Liebe ausgesondert hatte, würde er auch seine Gebete beantworten. David hat sich selbst als Gerechten bezeichnet ( HAsID ) und war damit Gegenstand der treuen Liebe Gottes in seinem Bund. David war sich der Fürsorge Gottes sicher, und Gott würde seine Gebete hören und beantworten.



Ps 4,5-6


Die einzige Zuflucht gab es für die Gottlosen, wenn sie von ihren schändlichen Plänen abließen und den Herrn anbeteten. Wer mit Eifer den Herrn sucht, wird durch David dahin geführt, in der richtigen Art und Weise zu handeln. Er wird von seinem Widerstand absehen, d. h. stille sein.

Vertrauen in den Herrn hatte zur Folge, daß rechte Opfer gebracht wurden, die im rechten Geist geopfert wurden (vgl. 5Mo 33,19; Ps 51,21 ). Wenn David an Absalom gedacht hat, dann bezog sich David hier auf die nutzlosen Opfer, durch die Absalom und seine Truppen versuchten, ihre Sache zu fördern ( 2Sam 15,12 ). Ein Mann des Glaubens würde sich in den Gehorsam gegenüber dem Herrn fügen.



C. Freudevoller Friede in Gott
(
4,7-9 )


Im Angesicht des Widerstandes sprach David über seinen von Freude bestimmten Frieden und von seiner Sicherheit in Gott.



Ps 4,7


Möglicherweise bezieht sich dieser Vers auf die vielen unzufriedenen Menschen, die David folgten. Sie würden jedem folgen, der ihnen gute Aussichten bieten würde. Davids Antwort auf ihre Frage war eine Bitte um Segen (vgl. 4Mo 6,24-26 ), nämlich daß Gott sein Angesicht über ihnen leuchten lassen möge (d. h. ihnen seine Gnade gewährte; vgl. Ps 31,16; 44,3; 67,1; 80,3.7.19; 119,135 ). Gott würde ihre Belange stillen, wie er es so häufig in der Geschichte Israels getan hatte.



Ps 4,8-9


Die Freude und Zufriedenheit, die David dadurch erfuhr, daß er auf den Herrn vertraute, war größer als alle Freude über die Erntefestlichkeiten. Sogar im Leiden und fern von dem sichtbaren Beweis der Güte Gottes genoß er Frieden und Sicherheit in seinem Gott (im Schlaf; vgl. Ps 3,6 ). Wahre Freude hängt nicht von den Umständen, sondern vom Schutz und der Versorgung durch Gott ab (vgl. Gal 5,22; Röm 14,17 ).



Ps 5


Dieser Psalm ist ein Gebet Davids aus einer Zeit, als er durch gewissenlose Feinde Gefahren ausgesetzt war. Man hat behauptet, daß David diesen Psalm nicht geschrieben haben konnte, weil in Vers 8 der Tempel, den Salomo baute, erwähnt wird. Aber das hebräische Wort, das hier für den Tempel gebraucht wird ( hLKAl ), wird auch für die Stiftshütte verwendet (vgl. 1Sam 1,9; 1Sam 3,3 ). Darüber hinaus kann sich auch das Wort "Haus" in Ps 5,8 sowohl auf die Stiftshütte (vgl. "Haus des Herrn" in Ps 23,6; Jos 6,24; 1Sam 1,24 ) als auch auf den Tempel beziehen.

Als David Gott anflehte, sein Morgengebet zu erhören, drückte er sein Vertrauen darauf aus, sich Gott zu nahen (der die Unreinheit haßt) und betete um göttliche Leitung und Segnung für die Gerechten und um Vernichtung der Gottlosen.



A. Das Gebet am Morgen
(
5,2-4 )


Ps 5,2-4


Der Psalmist bat Gott, seine Klage zu erhören (höre, vernimm), wie er frühe (wörtl. "am Morgen") mit ganzer Erwartung betete. "Frühe" wird in Vers 4 um der Betonung willen wiederholt. Dadurch wird hervorgehoben, daß Davids erster Gedanke am Morgen das Gebet war.



B. Vertrauen in den Herrn
(
5,5-8 )


Ps 5,5-7


Der Psalmist drückte sein Vertrauen darauf aus, sich einem Gott zu nähern, der Ungerechtigkeit (Sünde) haßt. Ein Sünder kann nicht bei einem solchen Gott wohnen. Freche und hochmütige Menschen, die nicht vor Mord oder Betrug zurückschrecken, haßt Gott und wird sie vernichten. Sie sind für ihn verabscheuenswert.



Ps 5,8


Im Gegensatz zu solcher Gottlosigkeit rühmte David nicht seine eigenen Tugenden. Vielmehr hob er Gottes Gnade ( HeseD , treue Liebe) gegen ihn hervor. Dadurch konnte er sich der Stiftshütte nähern (vgl. den Kommentar zu Haus und Tempel im ersten Abschnitt von Ps 5 ), um den Herrn in Ehrfurcht anzubeten. Das hebräische Wort für verehren (häufig übersetzt mit "anbeten", z. B. in 2Mo 34,8 ) deutet auf das Niederwerfen auf den Boden hin; eine Haltung, die die rechte innere Einstellung gegenüber Gott bei der Anbetung darstellt. Die Gottlosen sind hochmütig; wer Gott anbetet, demütigt sich vor ihm.



C. Das Gebet um Führung
(
5,9-13 )


Ps 5,9


Davids Gebet um Führung ist der zentrale Gedanke in Vers 8-12 . David bittet in diesem Gebet um Leitung in Gerechtigkeit. Weil Gott gerecht ist und weil die Feinde gottlos waren (V. 5-7 ), war es Davids Wunsch, dem Weg der Rechtschaffenheit zu folgen ( mache deinen Weg gerade vor mir ) und nicht denen zugerechnet zu werden, die Gott haßt. Das Wort für Feinde kommt von dem Verb "im Hinterhalt liegen".



Ps 5,10-11


Im Angesicht dieser gegenwärtigen Gefahr wurde Davids Gebet zu einer dringenden Bitte an Gott, seine Widersacher zu richten. Er führte ihre Sünden auf: Man konnte ihren Worten nicht trauen, sie waren falsch in ihren Schmeicheleien. Sie planten die Vernichtung. Was sie sagten ( ihr Rachen steht für "ihre Worte"), brachte den Tod ( ist ein offenes Grab ). Offensichtlich schmeichelten sie mit ihrem oberflächlichen Gerede, hatten aber abscheuliche Absichten ( sie reden Verderben ; vgl. V. 7 ). Deshalb schrie David zu Gott, sie für Schuldige zu halten.



Ps 5,12-13


Der Psalm schließt mit einer ermunternden Bemerkung ( laß sich freuen, laß rühmen, laß fröhlich sein ), daß Gott segnet und jene beschützt, die ihn lieben. Gesang ist der natürliche Weg, den Herrn zu preisen. Dies ist die erste von über 70 Stellen in den Psalmen, die sich auf das Singen beziehen. Die Gerechten sind diejenigen, die seinen Namen lieben . Der "Name" des Herrn (er wird über 100mal in den Psalmen erwähnt) bezieht sich auf sein Wesen und auf die Eigenschaften, die den Menschen offenbart worden sind. Hier bedeutet das Kundtun seines Namens Schutz und Gnade wie mit einem Schild (vgl. Ps 3,4 ).



Ps 6


Der Diener des Herrn, der durch die Rute der Züchtigung bestraft worden war, bat Gott um Errettung. Er erlangte die Sicherheit, daß sein Gebet erhört worden war und warnte seine Verfolger loszuziehen, denn sie würden zuschanden werden.

Es handelt sich hier um einen der Bußpsalmen. David hatte so sehr gelitten, daß er dem Tode nahe gewesen war. Es ist jedoch schwierig, diesen Psalm einem bekannten Ereignis aus seinem Leben zuzuordnen.



A. Das Gebet um Erlösung vom Leiden
(
6,2-4 )


Ps 6,2


In seinem Schrei zu Anfang des Psalmes bat David darum, daß Gott aufhören möge, ihn in seinem Zorn zu züchtigen. Im Hebr. gehen die Worte nicht in deinem Zorn den Worten strafe mich voraus, und nicht in deinem Zorn steht in der zweiten Zeile als erstes. Die Voranstellung dieser Worte betonte die Art des Tadels. Wenn Gottes Zorn gegen David andauern sollte, konnte er das nicht überleben.



Ps 6,3


Dann drückte David sein Gebet positiv aus. Er wünschte sich, daß der Herr ihn von seinen Leiden erlösen möge ( sei mir gnädig, heile mich ), denn er empfand sehr große Schmerzen. Die Knochen bestimmen den ganzen physischen Aufbau eines Menschen, ja den Menschen selbst. Wenn jemand sagt, daß seine Gebeine im Todeskampf liegen, wird damit nachdrücklich zum Ausdruck gebracht, daß der Körper vom Schmerz gepeinigt wird. Dieser Zustand wird in den Psalmen häufiger erwähnt ( Ps 31,11; 32,3; 38,4; 42,11; 102,4.6 ).



Ps 6,4


Die Worte dieses Verses sind in hohem Maße emotional. Die Frage "wie lange?" bleibt wegen seiner starken Niedergeschlagenheit unvollendet. (Vgl. "wie lange" in Ps 13,2-3; 35,17; 74,10; 79,5; 80,5; 82,2; 89,47; 94,3; 119,84 .) David verlangt nach Gottes Heilung.



B. Gebet um Erlösung
(
6,5-6 )


Ps 6,5


David nannte zwei Gründe, weshalb Gott antworten sollte. Erstens: Der Herr sollte ihn wegen seiner treuen Liebe retten. Gott hatte immer und immer wieder deutlich gemacht, daß er treue Liebe ( HeseD ) im Überfluß hatte, so daß David aufgrund des Wesens Gottes um Errettung bat.



Ps 6,6


David nannte den zweiten Grund, weshalb der Herr sich ihm zuwenden sollte: Im Tod gibt es keinen Lobpreis ( tNDCh ) mehr. Wenn David wegen seines Kummers starb, konnte er Gott nicht für seine Errettung danken. So folgerte David, daß wenn Gott wollte, daß ihn jemand im Heiligtum pries und kundtat, daß Gott ihn errettete, Gott jetzt entsprechend handeln mußte.



C. Die Klage über Krankheit
(
6,7-8 )


Ps 6,7-8


David klagte und benutzte Ausdrücke der Übertreibung, um auf den Ernst seines Leidens aufmerksam zu machen. In der Nacht kämpfte er den Todeskampf. Seine Gesundheit schwand dahin, und er war in Sorge, und zwar offensichtlich wegen seiner Feinde. Wenn Gott ihn nicht erlösen würde, würde er sterben, und dann würden die Menschen erkennen, daß seine Widersacher Gottes Zuchtrute gewesen waren.



D. Die Sicherheit der Wiederherstellung
(
6,9-11 )


Ps 6,9-11


David wandte sich seinen Widersachern zu und ermahnte sie, sich von ihm zu entfernen, denn er ging voll Vertrauen davon aus, daß Gott sein Gebet erhört hatte und ihn erretten würde. Es war sein abschließendes Gebet, daß all diejenigen, die weiter seine Feinde blieben, zuschanden werden sollten. Er wollte, daß die Bestürzung und die Schmach, die er in ihrer Nähe empfunden hatte, auf sie zurückkommen sollte (vgl. Ps 40,15;7,2 ).

Durch den Todeskampf des Leidens können die Gerechten darauf vertrauen, daß Gott ihr Weinen hören und ihre Gebete um Errettung beantworten wird.

 

Ps 7


Im Gebet um Errettung vor seinen verleumderischen Feinden versicherte der Psalmist feierlich seine Unschuld und rief den gerechten Richter der Erde an, ihn durch die Verurteilung der Gottlosen zu rechtfertigen.

Die Überschrift bezieht sich auf Davids Erfahrung mit "Kusch, einem Benjaminiter", der nur an dieser Stelle in der Bibel erwähnt wird. Das Psalmlied stammt aus einer Zeit, in der David von Sauls Männern gejagt wurde ( 1Sam 22,8; 24,9;26,19 ). {iggAyNn ("Schiggaion", Luther: Klagelied) könnte darauf hinweisen, daß die Verse in intensiver Gefühlsregung geschrieben worden sind.



A. Gebet um Gottes Eingreifen
(
7,2-3 )


Ps 7,2-3


David betete voll Vertrauen um Errettung vor seinen Feinden, die ihn wie ein Löwe (vgl. Ps 10,9;17,12;22,14.22;35,17;57,5;58,7 ) fast in Stücke rissen. Er wußte, daß wenn Gott ihn nicht rettete, es niemand tun konnte. In Ps 7,3 taucht zum ersten Mal das Wort "Retter" auf, das im folgenden noch häufig in den Psalmen erwähnt wird.


B. Beteuerung der Unschuld
(
7,4-6 )


Ps 7,4-6


David versicherte mit Ernst, daß er kein Unrecht begangen hatte. Diese Verse werden von einem Eid umrahmt. Wenn ich das getan habe, wenn ich Sünde begangen habe, dann laß meine Feinde mich verfolgen und ergreifen . Im Hinblick auf dieses Gebet um Errettung muß diese Aussage als ernsthafte Versicherung der Unschuld Davids betrachtet werden.

Vers 5 scheint die verleumderische Anklage der Feinde Davids wiederzugeben, daß er jemand "Unrecht getan hatte", der in Frieden mit ihm lebte, indem er ihn ohne Grund beraubte.

Also beschwor David den Tod durch die Hand seiner Feinde, wenn er schuldig sei, wie sie es ihm vorgeworfen hatten. In den Staub legen bedeutet hier, tot zu sein und begraben zu werden (vgl. Dan 12,2 ) und beschreibt nicht das unbewußte Dasein im Tod. Es wird lediglich davon ausgegangen, daß ein Toter wie ein Schlafender aussieht (vgl. 1Thes 4,13 ).



C. Bitte um Rechtfertigung
(
7,7-10 )


Ps 7,7-8


David schrie zu Gott, dem gerechten Richter der ganzen Erde, um seiner Sache Recht zu verschaffen. Die Worte steh auf, erhebe dich und wache auf sollten Gott dazu bringen, vor der Versammlung in Gerechtigkeit zu handeln.



Ps 7,9-10


In Vers 9 bedeutet das Verb richten eigentlich "rechtfertigen", denn David bat um ein Gericht, das seine eigene Gerechtigkeit und Unschuld aufdecken würde. Er bat auch darum, daß der allmächtige gerechte Richter dem Unrecht der Gottlosen ein Ende machen und den Gerechten schützen solle. Verständlicherweise wandte sich das Gebet des Gerechten häufig an Gott mit der Bitte, Dinge auf der Erde in Ordnung zu bringen.

Der Gottesname du Allerhöchster taucht hier das erste von 23 Malen in den Psalmen auf und wird noch zwei weitere Male in Ps 7 verwendet (V. 9.11.18 ), auch wenn etwas andere hebr. Worte benutzt werden. "Der Allerhöchste" spricht von Gottes erhöhter, souveräner Position im Himmel.



D. Beschreibung der Gerechtigkeit Gottes
(
7,11-18 )


Ps 7,11-12


David beschreibt, wie Gott, sein Schild (vgl. den Kommentar zu 3, 4), Gericht über die Gottlosen bringt, indem er die von Herzen Aufrichtigen errettet. Weil Gott ein gerechter Richter ist (vgl. Ps 9,9 ), ist er jeden Tag zornig. Der gehorsame Gläubige kann mit der Tatsache getröstet werden, daß die Schlechtigkeit der Menschen nicht unbemerkt bleibt. Aber sie können auch den Rat annehmen, daß die Rache dem Herrn gehört und er vergelten wird (vgl. 5Mo 32,35; Röm 12,19; Hebr 10,30 ).



Ps 7,13-14


Wie ein Krieger legt Gott seine göttlichen Waffen für die Gottlosen bereit. Schwerter, Bogen (V. 13 ) und Pfeile (V. 14 ) stehen häufig als Bild für Gottes Gerichtsurteil, das die Gottlosen vernichten wird.



Ps 7,15-17


Daraufhin stellt David fest, wie Gott die Gottlosen in ihren eigenen Vorhaben fängt. Wenn jemand Böses ersinnt, wird nicht das beabsichtigte Ergebnis die Folge sein. Statt dessen wird sich das Böse zum Übeltäter zurückwenden (vgl. Grube in Ps 9,16; 35,8; 57,7; Spr 26,27 ). Das ist die Vergeltung Gottes, denn die Bestrafung ist dem Unrecht angemessen (Auge um Auge, Zahn um Zahn usw.; 2Mo 21,24-25 ). Jesus sagt, daß die, "die das Schwert nehmen, durch das Schwert umkommen werden" ( Mt 26,52 ).



Ps 7,18


Der Psalm endet mit einem Gelübde Davids, Gott für seine Gerechtigkeit zu danken und ihn zu preisen ; eine Gerechtigkeit, die sich jetzt in der Erfahrung des Psalmisten erwiesen hat. Wenn er also auch verleumdet und angegriffen worden war, so vertraute David doch für seine Rechtfertigung und Gerechtigkeit von ganzem Herzen auf den gerechten Herrn, den Allerhöchsten.

 

Ps 8


In diesem Psalm staunt David, daß der herrliche Herr des Himmels, dessen Name vorzüglich ist, in seiner Gnade Menschen zur Beherrschung der Erde gebraucht. Der Abschnitt sieht die Ehre der Menschheit darin, daß der Mensch auf der Erde Gottes Stellvertreter ist, und geht nicht auf die schrecklichen Folgen des Sündenfalls ein.



A. Die Majestät des Herrn
(
8,2 )


Ps 8,2


Der Anfang und das Ende des Psalms ( 1.10 ) beinhalten dieselbe Verkündigung von Gottes majestätischem Namen. Der Name, d. h. das offenbarte Wesen Gottes, ist über alle Schöpfung erhöht. Das Wort majestätisch deutet Glanz und Herrlichkeit an. Es sind passende Worte, um den Herrn der Schöpfung zu preisen.

Der Ausruf o HERR, unser Gott ist hier von Bedeutung. Indem David Gott mit seinem persönlichen Namen Jahwe ("HERR") anspricht, bezeichnet er ihn als "unseren Herrn" ( ?DOnay ), den Herrscher. Der Begriff "Herr" betont besonders Gottes Herrschaft über seine Schöpfung.

Das Hebr. im letzten Teil von Vers 2 ist schwer zu deuten. Obwohl der Text einen Imperativ enthält, wird dieser meist als Infinitiv, als Beschreibung der Majestät Gottes, übersetzt: Du hast gelegt . Seine Erhabenheit (Herrlichkeit) wird als hoch über den Himmeln beschrieben.



B. Die Kraft Gottes
(
8,3 )


Ps 8,3


David staunt darüber, daß Gott die Kraft von Kindern benutzt, um seine Feinde (und den Widersacher und den Rächer) zum Schweigen zu bringen. Dahinter steht der Gedanke, daß der Herr bestimmt hat, daß der Schwächste den Starken bestürzt machen soll (vgl. 1Kor 1,27 ). Der Mensch, ja sogar schwache Kinder und Säuglinge, vermitteln ein Bild von der Kraft Gottes auf der Erde.



C. Die Schöpfung des Herrn
(
8,4-9 )


David spricht nun voll Staunen davon, daß Gott in seiner Gnade seine Herrschaft dem Menschen anvertraut.



Ps 8,4-5


Der Psalmist betrachtet zuerst das wunderbare Werk der Schöpfung (mit den Himmeln, dem Mond und den Sternen) als das Werk der Finger Gottes und staunt dann darüber, daß der begrenzte Mensch (das hebr. Wort für Mensch ist hier ?MnNS , "sterblicher, schwacher Mensch") eine so große Verantwortung tragen soll. Die rhetorischen Fragen in Vers 5 betonen, daß der Mensch eine unbedeutende Kreatur im Universum ist (vgl. Ps 144,3 ). Dennoch kümmert sich Gott außerordentlich um ihn. David staunt darüber, daß der Herr des Universums überhaupt an den Menschen denkt.

 

Ps 8,6


Gottes Schöpfung des Menschen wird als machtvoller und würdiger Akt beschrieben, denn er wurde wenig niedriger als Gott ( ?MlOhIm ) geschaffen. Der Mensch wurde als Gottes eigener Stellvertreter auf der Erde geschaffen, über der Schöpfung, aber niedriger als Gott. David staunt darüber, daß Gott den begrenzten Menschen auf solch einen Ehrenplatz erhoben hat.

Hebr 2,6-8 zitiert diesen Psalm, um das Versagen des Menschen der für ihn vorgesehenen erhöhten Stellung gegenüberzustellen. Jesus Christus, der Sohn des Menschen, ist der letzte Adam ( 1Kor 15,45.47 ); alles wird ihm unterworfen werden, wenn er kommt, um den Plan Gottes, des Vaters, für die Schöpfung zu erfüllen.



Ps 8,7-9


David dachte über die Stellung des Menschen als Gottes Stellvertreter in seiner Schöpfung nach. Als Gott Adam und Eva geschaffen hatte, gebot er ihnen, die Herrschaft über die ganze Erde auszuüben ( 1Mo 1,28 ). Alle lebendigen Geschöpfe standen unter ihnen. Aber wegen der Sünde wurde diese Herrschaft niemals vollständig ausgeübt. In der Tat rebellierte der Mensch wegen eines ihm untergeordneten Wesens, der Schlange, gegen Gottes Ordnung.



D. Die Herrlichkeit des Herrn
(
8,10 )


Ps 8,10


Der Psalm schließt mit demselben Ausdruck des Lobes über Gottes herrlichen Namen, mit dem er auch begann (vgl. V. 2 ). Gottes Herrlichkeit zeigt sich in seiner Sorge und in seinem Plan für den begrenzten Menschen.



Ps 9,4-7


Der Anlaß für das Lob Davids wird in diesen Versen berichtet. Der Herr hat seine Gerechtigkeit aufgerichtet (V. 5 ), indem er Davids Sache gerechtfertigt hat. Seine Feinde wurden zurückgeworfen (V. 4 ), getadelt und vernichtet (V. 6 ). Sogar der Name der Völker (der in gleicher Weise in V. 16.18.20-21 erwähnt wird) wurde ausgelöscht. Eine derartige Beschreibung vermittelte lebhaft das Bild der Niederlage der Feinde - noch nicht einmal ihr Name hatte weiterhin Bestand. Ihr Andenken wurde ausgelöscht, nachdem ihre Städte zerstört wurden (V. 7 ).

All das, was David hier beschreibt, war ein Zeichen dafür, daß Gott seine Sache unterstützte und gerecht von seinem Thron her regierte (V. 5 ).

 

Ps 9,8-11


Aufgrund der in Vers 4-7 ausgesprochenen Errettung erklärt David, daß der Herr ein wahrhaftiger und ewiger Richter und eine Festung für den Elenden ist. Der Lobpreis des Psalmisten war an den Herrn und seine ewige Herrschaft über die Erde gerichtet (V. 8-9 ). Dann wandte David diese Wahrheit auf die Bedürfnisse des Volkes an. Für die Elenden und die Unterdrückten, also für diejenigen, die am häufigsten nicht beachtet werden oder durch menschliche Gerichte Mißhandlung erfahren, tritt der gerechte Richter ein. Der Herr Gott ist ihre Zuflucht und ihr Bollwerk in Zeiten der Not. Der Begriff miRgoB , der zweimal in Vers 10 vorkommt und beide Male mit "Zuflucht" und "Bollwerk" übersetzt wird, deutet Sicherheit und Schutz an einem erhabenen, sicheren Rückzugsort an. M iRgoB , eines der vielen Worte, die in den Psalmen gebraucht werden, wenn von Sicherheit in Gott gesprochen wird, wird in Ps 18,3;144,2 mit "Bollwerk" und in Ps 46,8.12; 48,4; 59,10.17-18; 62,3.7; 94,22 mit "Festung" übersetzt. Ein anderes hebr. Wort, das in den Psalmen mit "Zuflucht" übersetzt wird, ist maHseh , "Schutz vor Gefahr". Dieses Wort wird in Ps 14,6; 46,2; 61,4; 62,8-9; 71,7; 73,28; 91,2.9 benutzt. Ein weiteres, in den Psalmen mit "Zuflucht" übersetztes Wort, ist mAnNs ("ein Ort, an den man fliehen kann"; Ps 59,17; 142,6 ). Wer zum Herrn gehört, darf auf die Sicherheit und den Schutz bei Gott vertrauen.



Ps 9,12-13


Der Abschnitt des Lobpreises (V. 1-13 ) schließt mit der Ermahnung des Psalmisten an das Volk, besonders an die Elenden, die Gott nicht vergißt (V. 13 ), daß sie dem Herrn Loblieder singen (vgl. V. 3 ) und erzählen sollen, was er getan hat (V. 12 ).



B. Gebet: Hilfe für die Elenden
(
9,14-21 )


Ps 9,14-15


Im Hinblick auf Gottes frühere mehrfache Errettung rief David nun Gott an, daß er auf sein Elend antworten und ihm Anlaß geben möge, ihn zu preisen. Der Psalmist bat den Herrn, aufzumerken, wie seine Feinde ihn verfolgten. In Todesgefahr schrie er zu Gott, daß er ihn aus den Toren des Todes erretten möge (vgl. Hi 38,17; Ps 107,18; Jes 38,10 ). Von Gott gerettet, würde er den Herrn in den Toren der Tochter Zion preisen (d. h. in der Stiftshütte in Jerusalem).

 

Ps 9,16-17


Davids Gebet wurde durch sein volles Vertrauen auf den Herrn unterstützt. In Vers 16-19 zählt David auf, auf welche Weise Gott die Gottlosen vernichtete, die den Bedürftigen gequält haben. Vers 16 könnte in Vorwegnahme der Vernichtung der Feinde geschrieben worden sein, so wie es in den Abschnitten des "Vertrauens" verschiedener Psalmen geschieht. In diesem Fall sah David voraus, wie der Gottlose in seine eigene Grube fallen (vgl. Ps 7,16 ) und sich in seinem eigenen Netz verstricken (vgl. Ps 35,8;57,7 ) würde. Dennoch ist die Gerechtigkeit des Herrn wohl bekannt, denn das Böse, das die Gottlosen ersinnen, kehrt zu ihnen zurück.



Ps 9,18-19


Die Bestimmung der Gottlosen, die in das Grab ( S+?Nl , Scheol) zurückkehren, wird den Bedürftigen und den Elenden gegenübergestellt (vgl. V. 10.13 ), die ihre Hoffnung erfüllt sehen werden. Der Ausdruck Gott vergessen wird in den Psalmen bisweilen dem Wort "erinnern" gegenübergestellt, einem Ausdruck, der Glauben und Gebet bezeichnet. Für diejenigen, die den Herrn zurückweisen und ihm keine Beachtung schenken, gibt es keine Hoffnung.


Ps 9,20-21


Der Psalm schließt mit der Bitte, daß der Herr aufstehen und über die sterblichen Menschen ( ?MnNS ; vgl. den Kommentar zu Ps 8,5 ) in einem fürchterlichen Gericht Schrecken bringen solle. Solch eine Vernichtung würde den Gottlosen klar machen, daß sie nur Menschen ( ?MnNS ) sind und nicht jene unterdrücken können, die auf den Herrn vertrauen.

 

Ps 10


Der Lobpreis für die gerechte Rechtfertigung, die in Ps 9 ganz deutlich wird, wird in Ps 10 weniger betont. Ps 10 ist eine Bitte an Gott, seine Hilfe für den Elenden nicht zu verzögern. Der Psalmist beschrieb die furchteinflößende Stärke der Gottlosen in ihrer Gottlosigkeit Gott gegenüber und in ihrem Auflauern der Hilflosen. Dann bat er Gott, sich zu erheben und die Unterdrückten durch die Zerschlagung der Gottlosen zu rächen.



A. Die Beschreibung der Gottlosen
(
10,1-12 )


Ps 10,1


Der erste Teil des Psalms ist eine machtvolle Beschreibung der verwerflichen Stärke des Gottlosen. Aber zu Beginn des Psalmes wandte der Schreiber seine Klage dem Herrn zu, der an der Lage des Unterdrückten keinen Anteil zu nehmen schien. Die Tatsache, daß der Gottlose triumphieren könnte, veranlaßte den Psalmisten, die Frage zu stellen, warum der HERR sich von der Not fernhielt ("warum" taucht zweimal in V. 13 auf). Die Frage ist ein kühner Ausdruck der wahren Empfindungen unterdrückter Menschen, die nach Hilfe schreien.



Ps 10,2-7


In diesen Versen entwirft David den Charakter des Unterdrückers. Voller Stolz (Anmaßung, V. 2 und Stolz, V. 3 ) quält der Gottlose den Schwachen und redet beleidigend über den Herrn (vgl. V. 13 ). Der Gottlose ist selbstsicher (stolz, V. 4 ; hochmütig, V. 5 ) und hat keinen Platz für Gott oder Gottes Gebote. Solch ein Mensch ist davon überzeugt, daß er nicht von seinen gottlosen Wegen abgebracht werden kann. Er meint, daß er ungestört seinen Wohlstand (V. 5 ) und sein Glück (V. 6 ; vgl. Ps 73,3 ) genießen kann. Seine Worte sind betrügerisch und zerstörerisch ( Ps 10,7 ). Der Satz: "Mühsal und Unheil sind unter seiner Zunge" bedeutet, daß die Worte, die er spricht, Unheil zur Folge haben.



Ps 10,9-12


Hier beschreibt der Psalmist den Gottlosen als einen wie ein Löwe (vgl. den Kommentar zu Ps 7,3 ) im Verborgenen lauernden Menschen (er liegt im Hinterhalt taucht in V. 8-9 dreimal auf), der seine hilflosen (vgl. Ps 10,12 ) Opfer angreifen und in sein Netz ziehen will, wie es der Fischer mit den Fischen macht. Dieses Bild eines Löwen deutet auf listige Menschen hin, die darauf warten, angreifen zu können. Die Elenden (d. h. die Gerechten) werden von den Gottlosen vernichtet. Weil Gott sie vielleicht nicht auf der Stelle rettet, ist der Gottlose davon überzeugt, daß Gott sich nicht um den Gerechten kümmert und ihn nicht beachtet.



B. Die Aufforderung an Gott, Rache zu üben
(
10,12-18 )


Ps 10,12-15


Der Psalmist schrie ernsthaft zu Gott um Rache. Gott solle sich erheben (vgl. Ps 9,20 ) und den Hilflosen helfen (vgl. Ps 10,9 ). Ein Grund für seine Bitte ist, daß es dem Gottlosen nicht gestattet sein darf, Gott zu verachten (vgl. V. 3 ) und zu meinen, daß er mit seinem Tun davonkäme (vgl. warum in V. 1 ). Der Herr sollte veranlaßt werden zu antworten, denn die Elenden vertrauen auf Gott, der Kummer und Elend sieht und der ihr Helfer ist (V. 14 ). Die besondere Bitte des Psalmisten lautete, daß Gott den Gottlosen (V. 15 ) bestrafen möge. Es werden hier wieder Bilder gebraucht: den Arm eines Menschen zu brechen bedeutet, seine Macht zu zerstören. Wenn Gott durch eine derartige Vernichtung die Gottlosen richtet, dann werden sie dazu aufgefordert, für ihre Taten Rechenschaft abzulegen. Der Psalmist könnte dann nicht länger sagen, daß Gott seine Taten nicht sieht (vgl. V. 13 ) oder sich um den Elenden nicht kümmert.



Ps 10,16-18


Der Psalm schließt mit einem Ausdruck des Vertrauens, daß das Gebet des Schreibers erhört worden ist. An dieser Stelle erklärte der Psalmist wie in Ps 9 ,daß der Herr der Herrscher ist (vgl. Ps 9,8 ) und daß diejenigen aus den Völkern (vgl. Ps 9,6.16.18.20-21 ), die ihm entgegenstehen, vergehen werden (vgl. Ps 9,4.6.16 ). Der Psalmist war sich sicher, daß der Herr das Schreien des Elenden erhört und seine Sache verteidigt, so daß die Gottlosen, die nur sterbliche Menschen sind ( ?MnNS ; vgl. Ps 9,21 und den Kommentar zu Ps 8,5 ), sie nicht länger erschrecken würden.

Der Glaube, daß Gott gegen die Tyrannei der Gottlosen für die Elenden und die Bedürftigen eintritt, war für den Psalmisten ein Trost und die Grundlage für sein Gebet.



Ps 11


Der historische Hintergrund dieses Psalms ist unbekannt. Offensichtlich befand sich David in einer verzweifelten Not und war in Lebensgefahr. Die Versuchung, vor der Gefahr davonzulaufen, stellte sein Vertrauen auf Gott auf die Probe. Die Botschaft des Psalms ist folgende: Der Psalmist, der sich der Versuchung gegenüber sah, zu einer Zeit zu fliehen, in der die Autorität des Gesetzes nicht mehr vorhanden war, hielt an seinem Glauben an den Herrn fest, daß Gott schließlich die Gottlosen, die er haßt, vernichten und die Gerechten, die er liebt, erretten würde.



A. Die Versuchung zu fliehen
(
11,1-3 )


Ps 11,1


Der Psalm beginnt mit der Zurückweisung der Versuchung des Psalmisten, vor der Gefahr zu fliehen. David wunderte sich über diesen Vorschlag seitens der Kleinmütigen, weil das seinem Glauben an den Herrn widersprach. Seine anfängliche Erklärung: Im HERRN nehme ich (oder: habe ich genommen) meine Zuflucht , steht ihrer Annahme entgegen.

Die Kleinmütigen gaben David den Ratschlag, wie ein Vogel auf die Berge zu fliehen, wo er sicher wäre. Aber statt dessen floh er zum Herrn, um dort Sicherheit zu finden.



Ps 11,2


Diese Versuchung lag nahe, weil die Gottlosen daran waren, die Gerechten einschließlich David zu vernichten. Die Gottlosen spannen ihren Bogen, um die Sehnen darauf festzuziehen und dann ihre Pfeile auf die Sehnen zu legen, um im Geheimen (vgl. Ps 10,8-9 ) auf den Frommen zu schießen. Es könnte zwar sein, daß dieser Angriff tatsächlich so geschehen war, aber es ist viel wahrscheinlicher, daß die Bogen und Pfeile verleumderische Worte meinen, die zerstören, so wie es häufig in den Psalmen der Fall ist.



Ps 11,3


Wenn die Grundfesten der Gesellschaft umgerissen werden, was kann der Gerechte dann noch tun? Diese Grundfesten beziehen sich auf das Gesetz der Gesellschaft, das seine Grundlage in den Ordnungen des Herrn hat. Die Versuchung der Kleinmütigen hatte also ihre Ursache in der Angst, daß das Volk auseinanderfallen könnte. Ihre Blickrichtung war auf das Irdische gerichtet. Davids Blick war auf mehr gerichtet.



B. Das Vertrauen in den Herrn
(
11,4-7 )


Ps 11,4


David stellte die Schwierigkeiten auf der Erde der erhöhten Position des Herrn im Himmel gegenüber. "Was kann der Gerechte tun?" hatte der Kleinmütige gefragt (V. 3 ). David antwortete, daß der Gerechte sich auf die wahre Quelle sicherer Herrschaft verlassen kann, nämlich den Herrn, dessen Thron in den Himmeln erhöht ist, sein heiliger Tempel, der von der Heuchelei der Gottlosen weit entfernt ist. Weil der Herr souverän über die Erde herrscht, sieht er und erforscht er das Handeln der Söhne der Menschen (vgl. Ps 33,13-14 ) völlig. Er beobachtet heißt wörtlich: "Seine Augen sehen". Seine Augen heißt wörtlich: "seine Augenlider." Mit diesen Ausdrücken soll die Allmacht Gottes dargestellt werden.



Ps 11,5


Gott prüft (läutert) den Gerechten, aber er haßt den Gottlosen und die Menschen, die Gewalt lieben. Gott widersteht allen, die sich im Widerspruch zu seinem Willen für die Gottlosigkeit und Gewalt entschieden haben.



Ps 11,6


Der Psalmist schaute auf das plötzliche und rasche Gericht über die Gottlosen. Er wird es regnen lassen könnte auch übersetzt werden: "Möge er es regnen lassen". Brennender Schwefel erinnert an Gottes Gericht über Sodom und Gomorra ( 1Mo 19,24 ). Feurige Kohlen könnte auch mit "Fallstricke" übersetzt werden. In diesem Fall beschreibt der Psalmist ein gerechtes Gericht für die Gottlosen - sie sollen gefangen werden. In jedem Fall ist ein vernichtendes Gericht ihr Schicksal.



Ps 11,7


Im Gegensatz zu Gottes Gericht über die Gottlosen (V. 6 ) liebt der Herr, der gerecht ist, die Gerechtigkeit. Die Frommen - diejenigen, die ihm im Glauben vertrauen und auf seinen Wegen wandeln - werden sein Angesicht sehen. Das bedeutet, daß der Gerechte in seine Gegenwart kommen und sich seiner Segnungen erfreuen darf.



Ps 12


Dieser Psalm spricht von Davids Vertrauen in die ungetrübten Worte Gottes, die ihm die Versicherung geben, daß er jene erretten wird, die seine Errettung suchen. Dieser Ausdruck des Vertrauens stammt mitten aus einer Kultur, in der der Schwache durch Betrug unterdrückt wurde. Der Hintergrund für diesen Psalm ist uns nicht bekannt, aber zahlreiche Ereignisse im Leben Davids könnten die Dichtung eines solchen Psalmes zur Folge gehabt haben (vgl. 1Sam 23,11.19; 26,19 ). Aber die Sprache des Psalmes ist so allgemein gehalten, daß er in mehrere Situationen passen könnte.



A. Das Gebet um Errettung
(
12,2-5 )


Der Psalmist schrie zu Gott (V. 2-5 ) um Errettung aus der Mitte eines lügnerischen und hochmütigen Volkes.



Ps 12,2-3


Dieser Schrei zu Gott beklagt die Tatsache, daß die Frommen offensichtlich untergegangen sind. Menschen, die Treue zu Gottes Bund gezeigt hatten, waren aus dem Land verschwunden. (Der Begriff für "treu" ist HasID , das mit dem Wort HeseD , "treue Liebe oder Bundestreue", verwandt ist.) An ihre Stelle waren nun Lügner und Betrüger getreten. Ihre Worte waren unehrlich und infolgedessen nicht vertrauenswürdig. Die Gesellschaft war insgesamt verdorben. Es sah so aus, als ob es keine vertrauenswürdigen, ehrlichen Menschen mehr gäbe, auf die der Psalmist sich verlassen konnte.



Ps 12,4-5


Also betete der Psalmist, daß der Herr die Heuchelei und Lügenlippen ausrotten möge. Diese Menschen waren voller Stolz (sie waren prahlerisch) und der Ansicht, daß sie mit Reden, Heuchelei und Betrug ihre Ziele erreichen konnten. Indem sie sagten: Wir sind mit unserer Zunge mächtig, gingen sie davon aus, daß sie so handeln konnten, wie es ihnen gefiel: Wer ist unser Herr? David wollte, daß Gott sie vernichtete und ihrem hochmütigen Prahlen ein Ende setzte.



B. Die Gewißheit der Errettung
(
12,6 )


Ps 12,6


Der Psalmist erhielt die Gewißheit, daß der Herr sich erheben und den Schwachen und den Bedürftigen von der Unterdrückung befreien würde. Gott hatte verheißen, diejenigen, die ihm vertrauten, aus der Hand derer zu retten, die sie beschimpften.

 

C. Vertrauen in Gottes Wort
(
12,7-9 )


Ps 12,7


Aufgrund der Versicherung Gottes, daß die Niedergeschlagenen erlöst werden sollten (V. 6 ), drückte der Psalmist sein Vertrauen in die ungetrübten Worte Gottes aus, obwohl er wußte, daß die Gottlosen überall um ihn herum waren.

Im Gegensatz zu den Worten der Gottlosen sind die Worte des Herrn rein (gereinigt) und wahrhaftig. Ihre Ungetrübtheit wird mit der Läuterung von Silber verglichen; es ist so, als wenn die Worte des Herrn siebenmal (sieben ist die Zahl der Vollkommenheit) geläutert wären. Was Gott sagt, ist wahrhaftig (lauter; vgl. Ps 18,31 ) und verläßlich. Seine Worte sind nicht mit Betrug und falscher Heuchelei befleckt (im Gegensatz zu den Worten der Gottlosen; Ps 12,3-4 ), sondern sie sind ganz und gar zuverlässig.



Ps 12,8-9


Deshalb vertraute der Psalmist dem Wort Gottes, daß er die Menschen inmitten der Stolzen, die in selbstgefälligem Vertrauen in die eigene Person herumstolzieren, indem sie den schändlichen Dingen Wert beimessen ( zVllVT , ein Wort, daß nur an dieser Stelle im AT gebraucht wird; es steht für etwas Wertloses), bewahren konnte. Vers 9 zeichnet das Bild nichtswürdiger und rücksichtsloser Menschen, die durch betrügerische Worte Autorität und Macht ausüben. Dennoch versichern Gottes Worte, die wahrhaftig sind, daß solche Menschen der Vernichtung anheimfallen werden.



Ps 13


Dieser Psalm hat den Schrei des Niedergeschlagenen zum Inhalt und stimmt daher mit mehreren der vorausgegangenen Psalmen überein. Hier stützte sich David voll Vertrauen auf die treue Liebe des Herrn (V. 6 ), auch wenn er unmittelbar noch keine Errettung von der Unterdrückung der Gegner, der Feinde Gottes, erlebte.



A. Klage über das Leid
(
13,2-3 )


Ps 13,2-3


Mit einer Reihe rhetorischer Fragen, die darauf angelegt waren, Gott zur Antwort auf sein Gebet zu bewegen, fragte David Gott: Wie lange? (viermal in diesen drei Versen; vgl. den Kommentar zu Ps 6,4 ). Er wartete ab, bevor er antwortete. David fühlte sich von Gott nicht mehr beachtet und vergessen. Sollte dieser Zustand unendlich andauern? David kämpfte innerlich ( mit meinen Gedanken heißt wörtl. "in meiner Seele") und klagte, daß er Tag für Tag in dieser bedrückenden Situation verblieb, so daß sein Herz mit Kummer und Sorge erfüllt war. Als Ergebnis seiner Verlassenheit von Gott triumphierten seine Feinde über ihn.



B. Bitte um Errettung
(
13,4-5 )


Ps 13,4-5


David rief den Herrn an, herzuschauen, zu antworten und ihn aus seiner Lage zu befreien. Mit der Bitte: erleuchte meine Augen bat David um göttliche Weisheit oder um die Beachtung seiner Bedürftigkeit. Er betete ernstlich darum, daß er nicht im Tod entschliefe (vgl. den Kommentar zu Ps 7,6; stürzen heißt wörtlich "sterben") und so seinen Feinden die Freude des Triumphes nicht brächte.



C. Vertrauen in den Herrn
(
13,6 a)


Ps 13,6 a


David drückte sein Vertrauen in die unerschöpfliche Liebe ( HeseD ) des Herrn aus, die treue Liebe, die der Herr für jene hegt, die auf ihn vertrauen. Die Feinde Davids forderten die Treue der Liebe Gottes zu einem seiner Bundesgläubigen heraus.



D. Lobpreis über die Rettung
(
13,6 b)


Ps 13,6 b


Der Psalmist, der davon überzeugt war, daß sein Gebet erhört worden war, faßte den Entschluß, sich zu freuen und dem Herrn zu singen, weil er ihm Rettung gebracht und wunderbar mit ihm gehandelt hatte. (Dies ist der erste der zahlreichen Verweise auf Gottes Güte.) Er spürte das Ende seines langen Wartens im voraus.



Ps 14


Der Psalmist, der wußte, daß die menschliche Rasse töricht und verdorben ist und daß der Herr solche Menschen um ihrer Taten willen vernichten wird, sehnte sich nach der Errichtung des Königtums des Herrn auf der Erde. (Vgl. den Kommentar zu Ps 53 ,der mit Ps 14 fast völlig übereinstimmt.)



A. Urteil über die Menschen
(
14,1-3 )


Ps 14,1


David bestätigte Gottes Anklage der Menschen: Sie sind Toren. Vers 1 vermittelt eine zusammenfassende Beschreibung des Toren ( nABAl , jemand, der auf moralischem Gebiet unempfänglich und gottlos ist). Ein Tor glaubt, es gibt keinen Gott und führt ein verderbtes Leben. Diese beiden Aussagen stehen miteinander in Verbindung. Als praktizierender Atheist (d. h. er lebt sein Leben so, als wenn es keinen Gott gäbe) hat er an der Weisheit, die im Wort Gottes offenbart wird, keinen Anteil. Als Ergebnis davon ist er verdorben und bringt alles zum Verderben, was er tut. Sein Handeln ist nichtig, d. h. er tut abscheuliche Dinge, die der Herr haßt. Ohne Glauben kann niemand Gott gefallen, also gibt es keinen, der Gutes tut.



Ps 14,2


Das Urteil des Psalmisten über die Menschen war darauf gegründet, daß der Herr herunterschaute, um die Menschen zu prüfen (die Söhne der Menschen). Zu den Beispielen, bei denen der Herr hinabsah, um zu sehen, wie böse die Menschen waren, gehören auch Babel ( 1Mo 11,1-9 ) und Sodom ( 1Mo 18,21 ). Der Psalmist zeichnete das Bild des Herrn, der hinabschaut, um zu sehen, ob irgendein Mensch Verständnis besaß, d. h. ob irgendein Mensch Gott suchte. Die Furcht des Herrn ist der Weisheit Anfang ( Spr 1,7 ). Weil der Tor es ablehnt, diese Tatsache zu akzeptieren, mangelt es ihm an Verständnis.



Ps 14,3


Gott war auf der Suche nach verständigen Menschen und sah doch, daß die gesamte Menscheit sich abgewandt hatte und verdorben war (wörtl. "sauer" wie Milch). Dieses Wort ?AlaH , das nur an dieser Stelle, in Hi 15,16 und in Ps 53,4 auftaucht, wird hier im moralischen Sinn gebraucht. (Dieser Begriff für verdorben unterscheidet sich von dem in Ps 14,1 verwendeten Wort.) Als Folge daraus stellte Gott fest, daß nicht ein einziger Gutes tut. Die einzige Hoffnung der Menschheit ist nach der Schrift die Hinwendung des einzelnen zum Herrn zu seiner Errettung.



B. Die Strafe für die Gottlosen
(
14,4-6 )


Ps 14,4-6


David zeigte das Ergebnis der Auseinandersetzung zwischen denen, die die Ungerechtigkeit bewirken, und den Gerechten. Er war erstaunt über die Unkenntnis der Bösen, die meinten, sie könnten ungehindert Gottes Volk verschlingen. Ihre Gottlosigkeit erhält ihren stärksten Ausdruck durch ihren heftigen Angriff auf sein Volk. Sie vergessen die Tatsache, daß Gott sie überwältigen wird, denn indem sie Gottes Volk angreifen, greifen sie Gott selbst an. Er ist in der Mitte seines Volkes gegenwärtig. Deshalb sah der Psalmist voraus, daß die Gottlosen in große Furcht geraten werden, wenn der Herr sie für die Verfolgung seines Eigentums richtet. Sie könnten das Leben des Volkes Gottes ( der Armen ) eine Zeitlang behindern, aber das Volk Gottes wird gerechtfertigt werden, weil sie auf den Herrn vertrauen, ihre Zuflucht ( maHseh , "Schutz vor Gefahr", ein Wort, das in bezug auf den Herrn in den Psalmen neunmal gebraucht wird: Ps 14,6; 46,2; 61,4; 62,8-9; 71,7; 73,28; 91,2.9 ).



C. Die Sehnsucht nach der Herrschaft Gottes
(
14,7 )


Ps 14,7 : David sehnte sich nach der Aufrichtung des Königreiches des Herrn (vgl. Mt 6,10 ). Der Herr wird seinem Volk große Freude bescheren (vgl. Zeph 3,14-16 ), wenn er sein Volk Israel aus der Gegenwart der Gottlosen erlöst (vgl. Röm 11,26-27 ). Der Psalmist sehnte sich nach der Aufrichtung von Gottes gerechter Herrschaft von Zion aus (vgl. den Kommentar zu Ps 2,7 ) und nach der Vernichtung der Gottlosen, die in ihrer Gottlosigkeit verharren.



Ps 15


Dieser Psalm macht deutlich, wer es wert ist, ein "Gast" des Herrn zu sein. Der Psalmist schildert das tadellose Verhalten desjenigen, der zur Verehrung im Heiligtum des Herrn geschickt ist.



A. Die Frage: Wer darf bleiben?
(
15,1 )


Ps 15,1


David dachte nach: Wer darf im Heiligtum des Herrn (der Stiftshütte) wohnen, die sich auf dem heiligen Berg, also Zion, der Stadt Davids, befindet (vgl. 2Sam 6,10-12.17 und den Kommentar zu Ps 2,6 )? Die Frage lautet: Wer war berechtigt, ein "Gast" des Herrn zu sein und an dem Ort zu leben, an dem er gegenwärtig war? Es war eine geistliche Frage: Wer darf sich Gott nähern und an dem Ort seiner Wohnung anbeten?


B. Die Antwort: Der Gerechte darf bleiben
(
15,2-5 )


Ps 15,2- (Ps 15,2a-b)


Die in Vers 1 gestellte Frage wird in Vers 2 zunächst zusammenfassend beantwortet (V. 2 a - b) und dann mit einer siebenfachen Beschreibung (V. 2 c. 3-5 ) und einem zusätzlichen achten Hinweis näher ausgeführt. Derjenige, der angenommen wird, ist der, dessen Wandel (a) untadelig und dessen Handeln (b) gerecht ist. Die Metapher des "Wandels" wird in der ganzen Bibel für die Lebensweise und das Verhalten eines Menschen benutzt (vgl. Ps 1,1 ). Untadelig ( tAmIm ) bedeutet vollkommen, ernsthaft oder perfekt. Ein untadeliger Mensch lebt im Gehorsam gegen Gott und hält an einem Leben in Ehrbarkeit fest.

Sein Handeln stimmt mit den Maßstäben Gottes überein, d. h., es ist gerecht. David stellte deshalb heraus, daß, wenn sich jemand in die Gegenwart des Herrn in Zion begab, er ein gehorsamer und gerechter Diener sein mußte. Der Gottlose und der Heuchler wohnen nicht im Heiligtum.



Ps 15,2-5 (Ps 15,2c-5a)


Nach der allgemeinen Darlegung der ersten beiden Zeilen in Vers 2 erläuterte David im einzelnen das Wesen eines solch tadellosen Menschen.

(1) Das erste Merkmal des Gerechten ist es, daß er von Herzen die Wahrheit spricht. Er ist nicht wie die wankelmütigen Heuchler (vgl. Ps 12,3 ). (2) Ein Gerechter verleumdet nicht böswillig. (3) Er schadet auch nicht seinem Nächsten oder schmäht ihn. Ein Nächster (oder Freund) kann jedermann sein, mit dem er in Kontakt kommt. Die Bemerkungen eines untadeligen Menschen schaden seinem Nächsten nicht und richten ihn nicht zugrunde.

(5) Ein Gerechter verachtet den Verworfenen und ehrt den Gläubigen, der den Herrn fürchtet. Ein "Verworfener" (von mA?as , also nicht dasselbe Wort wie in Ps 14,1 ) ist ein Schurke, ein nichtiger Mensch. Wer jedoch den Herrn fürchtet, lebt ein Leben des Glaubens und des Gehorsams.

(6) Der Gerechte hält seinen Eid, auch wenn es ihm schadet. Sogar wenn er unbedacht einen Eid abgelegt hat ( 3Mo 5,4 ), hält er gewissenhaft sein Wort.

(7) Der Gerechte verleiht sein Geld nicht auf Zinsen. Er übervorteilt den nicht, der borgen muß. Aus einem israelitischen Bruder Gewinn zu ziehen, war als unbrüderlich verboten ( 2Mo 22,25; 3Mo 25,36 ).

(8) Der Gerechte nimmt keine Bestechungsgeschenke gegen den Unschuldigen an. Das Gesetz verbot das selbstverständlich ( 5Mo 27,25 ). Statt dessen leistet der Gerechte der Sache des Unschuldigen und des Bedürftigen Vorschub.



Ps 15,5 b


David schloß damit, daß derjenige, der diese Lebensweise befolgt, niemals wanken wird (vgl. Ps 16,8; 21,8; 30,7; 62,3.7; 112,6 ). Er wird nicht nur die Gemeinschaft mit dem Herrn in seiner Gegenwart genießen, sondern auch die göttliche Segnung und Geborgenheit erfahren.

Die Tatsache, daß hier auf zehn verschiedene Arten der beschrieben wird, der bei dem Herrn wohnen darf (ehrlich, gerecht, aufrichtig, nicht verleumderisch, er tut nicht das Verkehrte, ohne Tadel, er unterscheidet zwischen Gut und Böse, hält seinen Eid, zieht aus seinem Nächsten keinen Vorteil, nimmt keine Bestechungsgeschenke an), legt einen Vergleich mit den zehn Geboten nahe (obwohl die beiden Aufzählungen nicht in allen Teilen übereinstimmen). Gehorsam gegenüber Gottes geoffenbartem Willen ist unbedingt erforderlich, um in das Heiligtum des Herrn gelangen zu können.



Ps 16


Dieser Psalm drückt die Freude Davids an der Gemeinschaft mit Gott aus, die, wie David erkennt, aus dem Glauben an den Herrn resultiert. Der Psalm könnte geschrieben worden sein, als David sich in der Wildnis oder durch den Widerstand gegen seine Herrschaft in großer Gefahr befand. Was auch immer der Anlaß war, David war davon überzeugt, daß, weil er den Herrn kennengelernt und ihm für sein Leben vertraut hatte, er ihm auch im Angesicht des Todes vertrauen konnte.



A. Der Herr ist Davids Teil im Leben
(
16,1-8 )


Ps 16,1


In Vers 1-8 schaute David zurück, wie er den Herrn kennengelernt und ihm vertrauen gelernt hatte. Vers 1 faßt anscheinend den gesamten Psalm zusammen: Bewahre mich, Gott, denn ich vertraue auf dich. Daraufhin entwickelte David, wie er seine Zuflucht in dem Herrn gefunden hatte.



Ps 16,2


David sprach sein ausschließliches Vertrauen in den Herrn aus. Seine Glaubensaussage lautete: Du bist mein Herr; ich weiß von keinem anderen Gut außer dir (vgl. Ps 34,11;84,12 ).



Ps 16,3-4


Auf der Grundlage dieses Bekenntnisses zum Herrn beschrieb der Psalmist die Gemeinschaft seiner Freunde, mit denen er identifiziert wurde. Er hatte große Freude an den Frommen (Heiligen) im Land, die er als Herrliche betrachtete. Gott hatte sein Volk dazu berufen, ein heiliges Volk zu sein ( 2Mo 19,6 ), und der Diener Gottes erkannte hier, daß nur sie mit Gott in Gemeinschaft sein konnten. Das waren die Gläubigen, die dem Herrn dienten. Die anderen, also diejenigen, die anderen Göttern nachlaufen, werden Kummer und Schwierigkeiten erleben. David würde ihr Handeln nicht gutheißen noch ihnen in ihrem vergeblichen Gottesdienst beistehen noch die Namen ihrer Götter erwähnen. Seine Treue galt den gerechten Gläubigen.


Ps 16,5-6


Der Psalmist wandte sich direkt an den Herrn und rühmte seine Segnungen. David verglich den Herrn mit einem Teil (vgl. Ps 73,26;119,57;142,6 ), das ihm als Erbe zugeteilt wurde. Der Herr war alles, was er brauchte, um sein Herz in diesem Leben zu sättigen. Über dieses Teil und seinen Becher hinaus hat ihm der Herr ein schönes Erbteil bestimmt. Die Meßschnüre auf lieblichem Land sprechen von Landesteilen, die durch Schnüre gemessen und durchs Los verteilt wurden. Mit anderen Worten verglich David die Segnungen Gottes mit dem besten Erbteil, das man überhaupt erhalten konnte. Der Herr hatte ihm ein wunderbar erfülltes Leben gegeben.



Ps 16,7-8


Als Ergebnis davon, daß der Herr so viel schenkte, lobpries David den Herrn, weil er ihn bei Nacht (so wie auch am Tage) beraten und ihn in Sicherheit geleitet hatte. ( Lobpreisen heißt wörtlich "segnen", also "gut von jemand oder etwas sprechen". Das ist das erste von zwei Dutzend Malen in den Psalmen, daß von dem Herrn gesagt wird, daß er "gesegnet" ist, was gewöhnlich mit "gepriesen" übersetzt wird.) Deswegen wußte David, daß er von seinem Wandel in Rechtschaffenheit und in der Freude an den Segnungen, die er im Herrn hatte, nicht abweichen würde (vgl. den Kommentar zu Ps 15,5 b).



B. Der Herr wird David bewahren
(
16,9-11 )


Ps 16,9-11


David hatte Gewißheit darüber, daß der Herr sein Leben im Angesicht des Todes bewahren würde. Er jubelte, weil Gott seinen Leib sicher ruhen ließ, auch wenn er sich dem Tod gegenübersah. Der Grund dafür, daß er ruhen konnte, lag darin, daß Gott ihn nicht dem Tod überlassen noch seinen Heiligen die Grube sehen lassen würde. Dieser Vers nimmt auf David Bezug, der sich selbst Gottes Heiliger genannt hatte, d. h. genauer, einen der Heiligen Gottes (vgl. V. 3 ). Er tröstete sich mit der Tatsache, daß Gott zu keiner Zeit zulassen würde, daß sein Körper stürbe und in der Grube zugrunde ginge. In der Tat hatte Gott ihn den Weg des Lebens erkennen lassen, so daß er an der Erfahrung weiterer Freude an Gottes Gegenwart Anteil hatte (V. 11 ).

Vers 8-11 hat Petrus am Pfingsttag zitiert ( Apg 2,25-28 ), und Ps 16,10 b wurde von Paulus in bezug auf die Auferstehung Christi in Antiochien zitiert ( Apg 13,35-37 ). So werden die Worte Davids auch typologisch gesprochen; sie überschritten seine eigene Erfahrung und wurden in Christus zu einer historischen Wahrheit. Die Bewahrung vor der verderbenden Grube ist der Grundgedanke sowohl hinter Davids als auch hinter Jesu Erfahrung. Allerdings wurde diese Tatsache bei David durch die Errettung vom Tod, bei Jesus jedoch durch die Auferstehung vom Tod Wirklichkeit.

Der Tod bedeutete für David keine Bedrohung, denn er erfreute sich an dem großen Segen und an der Gemeinschaft mit dem Herrn. Gott würde nicht den Tod und die Grube zulassen, um diese wunderbare Gemeinschaft zu unterbrechen. Genauso ist dies im weiteren Sinn für die Gläubigen heute wahr, die durch die Auferstehung die ganze Offenbarung haben und von sich sagen können, daß, wenn sie sterben, Gott nicht den Tod diese völlige Gemeinschaft zerstören lassen wird, an der sie sich mit dem Herrn erfreuen ( 2Kor 5,8; Phil 1,23 ). Dieser Ausdruck des Glaubens ist deshalb möglich, weil Christus den Tod überwunden hat ( Lk 24,6 ) und auferstand, um der Erstling aller zu werden, die schlafen ( 1Kor 15,20 ).

 

Ps 17


In diesem Psalm wird Davids Bewußtsein seiner eigenen Rechtschaffenheit deutlich, während er von den Feinden umzingelt ist, deren Teil nur in diesem Leben zu finden war. Er betete darum, vor der gottlosen Welt bewahrt zu werden, die ihn unterdrückte, während er auf eine herrliche Zukunft in der Gegenwart des Herrn schaute.

Der Psalm ist in vielerlei Hinsicht Ps 16 ähnlich. Es gibt jedoch einen wesentlichen Unterschied. In Ps 16 war sich David der Gefahr im Hintergrund bewußt; sein Glaube ermutigte ihn jedoch dazu, sich nicht zu fürchten. In Ps 17 erfuhr David aber durch die Gefahr Bedrückung, so daß die Hilfe von dem Herrn dringend nötig war.



A. Das Gebet eines Gerechten
(
17,1-5 )


Ps 17,1-2


David bat Gott, seine gerechte Sache zu hören, ihm zuzuhören und seinem Gebet das Ohr zu leihen. Diese dreifache Bitte an Gott weist auf die Dringlichkeit des Anliegens hin.

Das Gebet kam ja nicht von einem Gottlosen oder einem Heuchler (ein Mann mit betrügerischen Lippen ). David erklärte seine Rechtschaffenheit vor Gott, so daß Gott sehen konnte, daß er gerecht war und ihn rechtfertigen würde.



Ps 17,3


In seiner Rechtschaffenheit (V. 3-5 ) behauptete David, daß, wenn er von Gott geprüft würde ( du erprobst, prüfst, erforschst ), er rein erfunden würde. Das war der Fall, weil er sich nicht zur Sünde entschlossen hatte. Wer vor Gott gerecht leben will, muß sich in seinem Herzen entschließen, ihm zu dienen und zu gehorchen.



Ps 17,4-5


Darüber hinaus hatte sich David vom Weg der Gewalttätigen ferngehalten. Sein Leben war nach dem Wort Gottes ausgerichtet. Er hatte sich an die Wege Gottes gehalten, d. h. er war dem Weg gefolgt, den Gott ihm zu leben verordnet hatte. Er war nicht von diesem Weg abgewichen.



B. Gebet um Bewahrung vor der Welt
(
17,6-12 )


David betete darum, vor den Bösen in der Welt bewahrt zu werden, weil sie von verwerflichem Stolz erfüllt sind.



Ps 17,6-7


Davids Gebet hatte seine Grundlage in Gottes treuer Liebe für ihn. Die große Liebe des Herrn wird dadurch offenbart, daß er jene errettet, die in ihm ihre Zuflucht nehmen. David hatte seine Zuflucht in ihm genommen, und so wünschte er sich, daß Gott ihm seine große Liebe zeigen möge.



Ps 17,8


David betete darum, daß er doch in Gottes sorgender Obhut bleiben könne. Die beiden Redewendungen in diesem Vers waren den Gläubigen aller Zeiten eine Hilfe. Der Apfel seines Auges scheint sich auf die Pupillen zu beziehen, die hier das Sehen des Menschen symbolisieren. Der Psalmist betete um Gottes unmittelbare und treu sorgende Aufmerksamkeit.

Der andere Ausdruck der Schatten deiner Flügel wird auch in Ps 36,8;57,2;61,5 verwendet. Er bedeutet Schutz; vgl. Ps 63,8;91,4 (vgl. Rt 2,12; Mt 23,37 ). Dieses Bild stammt aus der Tierwelt, wobei Gottes beschützende Fürsorge mit der Fürsorge eines Vogels für seine Jungen verglichen wird. So betete David um Fürsorge und Bewahrung vom Herrn.



Ps 17,9-12


Der Grund für die Dringlichkeit des Gebets liegt in dem Wesen der Gottlosen, das David in seinem Versuch, Gott zum Handeln zu bewegen, schilderte. Sie versuchten, David zu vernichten (V. 9 ), sie führten gleichgültige und stolze Reden (V. 10 ), und sie verfolgten David unbarmherzig wie ein Löwe seine Beute (V. 11-12 ; vgl. den Kommentar zu Ps 7,3 ).



C. Der Blick auf eine ruhmvolle Zukunft
(
17,13-15 )


Ps 17,13-14 a


Im Gegensatz zu Davids gegenwärtiger Verfolgung durch weltlich gesinnte Menschen (V. 6-12 ) richtete er nun einen Blick auf die Zukunft. Sein dringliches Gebet zum Herrn, sich zu erheben und ihn von diesen Gottlosen zu erlösen, deren Belohnung (Teil) schon in diesem Leben ist (V. 14 ), war eine Erinnerung an seine gegenwärtige notvolle Situation. Weil sie nicht dem Herrn folgten, war dieses Leben ihre einzige Hoffnung der Freude. Sie verfolgten den Gerechten auf vielfältige Weise, physisch und mit Worten.

In seinem Gebet rief David nach dem Schwert Gottes, um ihn zu retten. Das könnte sich auf die Tatsache beziehen, daß Gott bisweilen menschliche Armeen benutzt - sogar die der Gottlosen - um die Völker zu bestrafen (vgl. Jes 10,5 ).



Ps 17,14-15 (Ps 17,14b-15)


Im Gegensatz zu denen, die für dieses Leben leben und Gottes "Schwert" gegenüberstehen, hoffte David auf eine weit größere Segnung für sich und andere, einschließlich des gestillten Hungers und Reichtums für ihre Kinder. In Gerechtigkeit, so schrieb er, würde er Gottes Angesicht sehen (vgl. Ps 11,7 ). Wenn er erwachte, würde er mit dem Bild Gottes gesättigt werden. Der Psalmist erwartete nicht den Tod oder ein Erwachen in der Auferstehung vom Tod, sondern er stellte die Vernichtung der Gottlosen, die ihr Leben ohne Gott verbringen, seinem Leben gegenüber, das er in der Gnade Gottes lebte.

Dennoch sind die Worte als Beschreibung für die Freude an der Gegenwart Gottes angebracht. David könnte zwar an geistliche Segnungen und Gottes Gegenwart gedacht haben, aber die Worte sind auch für Gläubige heute durchaus geeignet, die mit der ganzen neutestamentlichen Offenbarung einen noch herrlicheren Ausblick haben können, der alles übertrifft, was sie in diesem Leben erfahren.



Ps 18


Die Überschrift dieses Psalmes nennt David als Verfasser, der diesen Psalm schrieb, nachdem der Herr ihn aus der Hand aller seiner Feinde einschließlich "Saul" errettet hatte. Nachdem er auf all das Rückschau gehalten hatte, was der Herr für ihn bedeutete, berichtete David von seiner Errettung durch den Herrn und erfreute sich an den Gnadentaten, die an ihm geschehen waren. Dieser Psalm war ein Dankeslied für den Sieg durch den Kriegs-König, der letztendlich zum Frieden kam. Der Inhalt dieses Psalms wird mit geringen Abweichungen auch in 2Sam 22 berichtet. Möglicherweise wurden einige der in 2Sam 22 gebrauchten Worte in diesem Psalm aufgrund seines Gebrauches für den öffentlichen Gottesdienst abgeändert, aber Beweise gibt es dafür nicht.



A. Beschreibung des Wesens Gottes
(
18,2-4 )


Ps 18,2-4


In seinem Gelübde, Gott zu loben, reihte David Metapher an Metapher, um zu beschreiben, wie der Herr ist und wie er zu ihm gewesen war. Er drückte seine Liebe zum Herrn aus, der ihm in den vielen Auseinandersetzungen seine Gnade gezeigt hatte.

David beschrieb den Herrn als den Fels (vgl. V. 32.47 ), denn er gab ihm Beständigkeit und Sicherheit. Etwa 20mal wird der Herr in den Psalmen als Fels bezeichnet. David verglich Gott auch mit einer Burg (dasselbe hebr. Wort [ m+QUDCh ] wird für Gott in Ps 31,4;71,3;91,2;144,2 benutzt). "Fels" und "Burg" stehen für einen erhöhten Platz zur Zuflucht und zur Verteidigung, zu dem man fliehen kann, um Schutz zu suchen. Seine Zuflucht zum Herrn nehmen, ist weitaus besser, als sich in einer von Menschen erbauten Burg oder hinter einem großen Fels zu verstecken.

David verglich Gott auch mit einem Schild (vgl. Ps 18,31 und den Kommentar zu Ps 3,4 ) und einer Feste ( miRgoB ; vgl. den Kommentar zu Ps 9,10 ), beides militärische Ausdrücke, die auf Schutz und Errettung vor den Feinden hinweisen. Als Horn seines Heils gab Gott David Stärke. Tierhörner waren Symbole der Stärke. Später symbolisierten sie Herrscher (vgl. Ps 148,14; Dan 7,8.11.20-21.24; 8,21-22; Offb 17,12 ).

Weil der Herr David verteidigt und von allen seinen Feinden errettet hatte, war er des Lobpreises Davids würdig.



B. Bericht der Errettung durch Gott
(
18,5-30 )


Mit einem langen Abschnitt des Lobpreises erzählte David noch einmal von seinen Leiden und Gefahren und von der übernatürlichen, gewaltigen Errettung durch den Herrn.



Ps 18,5-6


In Vers 5-20 berichtete David davon, wie Gott ihn auf übernatürliche Weise errettete. Daß er in den Banden des Todes war, bedeutet, daß er sich in solch einer schwierigen Lage befand, daß er ohne das Eingreifen Gottes gestorben wäre. Vernichtung überwältigte ihn wie eine Flut (reißender Strom). Die Fallen des Todes umgaben ihn, und es gab keine menschlichen Hilfsmittel mehr, um ihn zu retten.



Ps 18,7-16


Als David zum Herrn schrie, griff Gott von seinem Tempel her ein, um ihm beizustehen. (Gottes Hilfe wird in den Psalmen außerordentlich häufig erwähnt.) Darauf beschrieb David dieses Eingreifen Gottes als ungeheure Gotteserscheinung oder als Ankunft des Herrn. David sagte hier, daß die Erde aufgrund des Zornes Gottes gegen seine und Davids Feinde zitterte und bebte (V. 8 ); Rauch und Feuer kamen aus seiner Nase und seinem Mund (V. 9 ); er kam mit den Wolken hinab (V. 10 ); er schwebte auf den Flügeln des Windes (V. 11 ); dunkle Regenwolken umgaben ihn (V. 12 ); Wolken, Hagel und Licht waren um ihn (V. 13 ); Donner (die Stimme des Herrn; vgl. Hi 37,2.4-5 ) erschallte ( Ps 18,14 ); Blitze (vgl. Hi 36,30.32;37,3.11;38,24.35 ), Pfeilen gleich, verwirrten die Feinde ( Ps 18,15 ), und die Becken der Meere und die Grundfesten der Erde wurden bei seinem Kommen aufgedeckt (V. 16 ). Diese poetische Beschreibung von Gottes Eingreifen in den Kampf zeichnet das Bild eines heftigen Sturmes, in dem Gott viele furchteinflößende Phänomene der Natur gebrauchte. Solch schreckliche Ereignisse waren der Ausdruck von Gottes Zorn im Gericht (vgl. V. 8 ).



Ps 18,17-20


In diesen Versen legte David dar, daß der Herr ihn durch sein Eingreifen gerettet hatte. Es war, als ob David inmitten der starken Feinde erstickte, und der Herr holte ihn dort heraus, weil er Gefallen an ihm hatte (V. 17.20 ).

Solch ein dramatisches Bild göttlichen Eingreifens weist auf Ähnlichkeiten mit der Verkündigung des Gesetzes hin ( 2Mo 19,16-18 ). Ähnliche Ereignisse werden in Jos 10,11; Ri 5,20 und 1Sam 7,10 berichtet. Auch die prophetischen Visionen, die häufig das Eingreifen Gottes beschreiben, sind ähnlicher Natur (z. B. Jes 29,6;30,27;64,1; Hab 3,3-4 ).



Ps 18,21-25


Nach der Beschreibung seiner Errettung durch den Herrn erklärte David sie aufgrund seines Glaubens, daß der Herr sein Gott war. Durch den Glauben hatte David seine Aufrichtigkeit vor Gott (Gerechtigkeit; V. 21.25 ) bewahrt. Die Errettung geschah, weil Gott David für die Reinheit (V. 21.25 ) seiner Hände (d. h. seines Lebens) belohnte. David bestätigte, daß er sich nicht von Gott abgewandt hatte, daß er in den Wegen Gottes gewandelt war, seinen Gesetzen und Geboten gehorcht und sich von der Sünde ferngehalten hatte. Gott ehrte seinen gehorsamen Knecht mit gewaltigen Siegen.



Ps 18,26-30


Durch den Glauben verstand David auch das Wesen des Herrn und wie er sich den Menschen offenbarte. Gott belohnt die Menschen gemäß ihres inneren Wesens: Treue gegen den Treuen ( HAsID , verwandt mit HeseD ), Schuldlosigkeit gegen den Schuldlosen , Reinheit gegen den Reinen , aber Verkehrtheit gegen den Verkehrten ( ZiqqES , "verkehrt, pervers"; ein Begriff, der auch in Ps 101,4; Spr 2,15;8,8;11,20;17,20;19,1;22,5 ,"böse"; Spr 28,6 verwendet wird). Seine Behandlung ist immer gerecht.

Darüber hinaus rettet Gott den Demütigen (wörtl.: "den Armen oder Betrübten"), aber er widersteht den Hochmütigen (hochmütige Augen blicken stolz; vgl. Ps 101,5; Spr 6,17;30,13 ). Gott ordnet die Angelegenheiten des Menschen. Für David bedeutete das, daß der Herr ihn vor dem Feind am Leben erhielt (seine Lampen erhielt; vgl. Hi 18,5-6;21,17; Spr 13,9;20,20;24,20 ). Mit dem Beistand Gottes konnte David gegen seine Feinde vorrücken und sie zurückschlagen.



C. Die Freude über den Segen Gottes
(
18,31-51 )


Ps 18,31-32


Im ersten Teil (V. 31-46 ) dieses Abschnittes des Lobes freute sich David über das Wesen Gottes und über seine Wohltaten an ihm. Der Weg Gottes, so sagte der Psalmist, ist vollkommen und sein Wort lauter (vgl. 12,7 ; Spr 30,5 ). Noch einmal ( Ps 18,3 ) sagte er, daß Gott sein Schild (vgl. den Kommentar zu Ps 3,4 ), seine Zuflucht und sein Fels (vgl. 18,47 ) sei. Man kann sich bezüglich seiner Sicherheit und seines Heils auf Gott verlassen.



Ps 18,33-46


Nun beschrieb David, wie Gott ihn für den Kampf vorbereitete, ihm Stärke, Beweglichkeit und Tüchtigkeit (V. 33-35 ) gab; wie Gott ihm Sieg über seine Feinde verlieh, indem er sie verfolgte, sie zerschmetterte und vernichtete (V. 36-43 ) und wie Gott ihm die Herrschaft über andere Völker verschaffte (V. 44-46 ; vgl. 2Sam 8 ). Weil Gott vollkommen ist ( Ps 18,31 ), konnte er den Weg Davids untadelig machen (V. 33 ). Der vorherrschende Gedanke durch diese Verse hindurch ist, daß David jede seiner Fähigkeiten und Siege dem Herrn zuschreibt. Alles, was er getan hatte und alles, woran er sich jetzt erfreute, ging auf das Wirken des Herrn zurück.



Ps 18,47-51


Als Folge davon bekannte sich David zu dem lebendigen Gott (V. 47 ) und gelobte, ihn zu preisen (V. 50 ). Der Beweis dafür, daß der Herr lebt, liegt darin, daß er David von seinen Feinden errettet hatte. Als sein Fels (V. 47 ; vgl. V. 3.32 ) war Gott seine Quelle der Sicherheit und Geborgenheit. Der Herr hatte seinem gesalbten Knecht David seine gewaltigen Siege geschenkt und seine treue Liebe gezeigt ( HeseD , unerschöpfliche Freundlichkeit). Gott würde auch den Nachkommen Davids Sieg geben.

Ps 18 ist das Lied eines Siegers, der voller Dankbarkeit gegen Gott ist für all das, was geschah.



Ps 19


David war von der Beobachtung ergriffen, daß die Himmel unter dem vorherrschenden Einfluß der Sonne die Pracht von Gottes Werk verkünden. Mit Vergleichen beschrieb er den überwältigenden Einfluß des Gesetzes des Herrn, das ihn erleuchtete. Dann betete er um völlige Reinigung, so daß sein Leben für Gott annehmbar wäre. Der Psalm betrachtet deshalb sowohl Gottes natürliche Offenbarung als auch seine spezielle Offenbarung, die eine Antwort der Selbstprüfung zur Folge hatte.

Das AT verbindet häufig die Beschreibung des Herrn als den Gesetzgeber und als den Schöpfer. Dementsprechend wird im ersten Teil dieses Psalms ?El ("Gott") gebraucht (V. 2 ), um seine Macht als Schöpfer herauszustellen, und im zweiten Teil wird Jahwe ("der Herr"; V. 8-10.15 ), der persönliche Name Gottes, mit welchem er sich Israel als der Gott des Bundes offenbart hatte, benutzt.

Der Psalm kann auch als Polemik gegen den heidnischen Glauben verstanden werden. In polytheistischen Kultstätten war der Sonnengott der Gott der Rechtsprechung. In diesem Psalm ist Gott, der Herr, der Schöpfer der Himmel, einschließlich der Sonne, die die Heiden verehren, und er ist der Gesetzgeber, der auf der Erde das Recht aufrichtet.



A. Die natürliche Offenbarung der Herrlichkeit Gottes
(
19,2-7 )


Ps 19,2-5 b


David verkündigte, daß die Himmel die Herrlichkeit (Pracht) des Werkes Gottes erzählen. Vers 1 stellt zusammenfassend fest: Die herrliche Schöpfung ist der Beweis für einen noch viel herrlicheren Schöpfergott.

Die Himmel verkündigen (Tag für Tag, Nacht für Nacht), daß es einen Schöpfer gibt (V. 3 ). Selbst wenn die Schöpfung sich nicht hörbar in Worten äußert, geht ihre Botschaft ( Stimme ) doch bis an die Enden der Erde hinaus. Die Botschaft der Schöpfung über die Herrlichkeit Gottes erreicht alle Völker und ist in gleicher Weise für sie alle verständlich (vgl. Röm 1,18-20 ).



Ps 19,5-7 (Ps 19,5c-7)


Die Sonne beherrscht die Himmel. Wie ein Bräutigam, der an seinem Hochzeitstag aufrecht sein Gemach verläßt, so steigt die Sonne empor, und wie ein Held, der auf seiner Bahn läuft, so zieht die Sonne ihren Kreis. Diese Verse drücken mehr aus, als daß sie nur von der Schöpfung als eines Zeugen für Gottes Herrlichkeit sprechen. Sie zerstören auch den Glauben der Heiden, denn für den Sonnengott wurde in der antiken Literatur des Nahen Ostens dieselbe Bildersprache gebraucht.



B. Die spezielle Offenbarung durch das Gesetz Gottes
(
19,8-12 )


Ps 19,8


In Vers 8-10 beschrieb David den wirksamen Charakter des Gesetzes des Herrn. So wie die Sonne das herausragende Kennzeichen der natürlichen Offenbarung Gottes ist (V. 5 c. 6-7 ), ist das Gesetz das wichtigste Element in der speziellen Offenbarung Gottes im AT.

Das vollkommene Gesetz Gottes (vgl. "untadelig" in Ps 12,7;18,31; Spr 30,5 ) kann Menschen verändern. Es belebt die Seele, und man kann auf die Satzungen des Gesetzes vertrauen, um weise zu werden.



Ps 19,9


Die Gebote des Gesetzes erfreuen das Herz, und seine Befehle erleuchten die Augen, d. h. sie erhellen das Leben und führen den Menschen seinen Weg. Die Satzungen (V. 8 ), die Gebote (V. 9 ) und die Ordnungen (V. 10 ) sind alle spezielle Anweisungen innerhalb des Gesetzes. Freude und Belehrung erfüllt die Seele desjenigen, der über die Gebote Gottes nachsinnt und sie befolgt.



Ps 19,10


Furcht ist hier ein Synonym für das Gesetz, denn es war das Ziel des Gesetzes, die Herzen der Menschen mit Furcht zu erfüllen ( 5Mo 4,10 ). Das Gesetz ist rein, verläßlich und gerecht. Das Gesetz sollte die Gläubigen dazu führen, Gott zu gehorchen und ein gerechtes Leben zu führen.



Ps 19,11-12


David enthüllte nun seine persönliche Reaktion auf Gottes vollkommenes Gesetz. Er hielt die Gebote für gut und erfreute sich an ihnen. Er pries den hohen Wert der Gesetze für ihn selbst, er verglich sie mit Gold und Honig - sie sind köstlicher als Gold , der wertvollsten Ware im Alten Orient. Das Gesetz war für die Gläubigen, die ihrem Gott gerne mit ihrem Leben wohlgefallen wollten, keine Last. David erhielt für das Halten der Gebote Gottes, die ihn vor den Gefahren der Torheit und der Sünde warnten, großen Lohn.



C. Gebet um Reinigung
(
19,13-15 )


Ps 19,13-15


Das Nachsinnen über das heilige Gesetz Gottes führte David zum Gebet um völlige Reinigung, so daß er ein geradliniges ( untadeliges ) und annehmbares Leben vor Gott, seinem Fels (vgl. Ps 18,3.32.47 ) und Erlöser, führen konnte. (Zu der Bitte des Psalmisten, daß sein Nachsinnen Gott wohlgefällig sein möge, vgl. Ps 104,34 .) Er betete, daß ihm die verborgenen Sünden vergeben werden mögen und er vor der mutwilligen Sünde bewahrt bliebe. Für die in Unwissenheit begangenen Sünden gewährte das Gesetz Sühne; aber für mutwillig begangene Sünden gab es keine zeremoniellen Vorschriften, obwohl die Vergebung möglich war, wenn die betreffende Person die Sünde bereute und sie eingestand (vgl. Ps 51 ). Deshalb hatte David das vollkommene Gesetz und die Bewahrung Gottes vor solchen Sünden nötig.

 

Ps 20


Dieses kurze Kapitel ist ein Königspsalm; der König wollte gerade in den Krieg ziehen, aber vorher hielt er noch einmal inne, um im Heiligtum zu beten. Dort kam er mit der Versammlung zusammen, die für ihn eintrat. Nach der Wiederholung des Fürsprachegebetes des Volkes für ihren Herrscher, der um den Sieg betete, verlieh der König seiner Gewißheit eines überwältigenden Sieges Ausdruck, die er vom Herrn erhalten hatte.



A. Die Fürbitte des Volkes
(
20,2-6 )


Ps 20,2-5


Beim Fürbittegebet betete die Versammlung gemeinsam, daß Gott die Bitte ihres Königs um den Sieg und um Bewahrung (V. 2 ) doch erhören und ihm vom Heiligtum her (der Stiftshütte), dem Ort, an dem Gott wohnte (V. 3 ), helfen möge. Sie beteten darum, daß Gott seine Opfer, die er mit seinem Gebet darbrachte, annähme (V. 4 ), daß das Verlangen seines Herzens gestillt würde (vgl. Ps 21,3 ) und daß seine Vorhaben Erfolg haben mögen ( Ps 20,5 ).



Ps 20,6


Die Versammelten drückten darauf ihr Vertrauen aus, daß Gott die Gebete ihres Königs beantworten würde. Sie wollten dann über ihren Triumph jubeln. Dann wiederholten sie ihre Fürbitte und unterstützten damit die Gebete ihres Herrschers: Möge der HERR dir alle deine Bitten gewähren .



B. Die Gewißheit des Königs
(
20,7-9 )


Ps 20,7


Der Psalmist, der König, verlieh seiner Gewißheit Ausdruck, die er erhalten hatte: Weil er auf den Herrn vertraute, wußte er, daß er einen überwältigenden Sieg erringen würde.

Aufgrund seines Glaubens war der König davon überzeugt, daß der Herr ihn erhören und ihn, den Gesalbten Gottes, erretten würde. Das hebräische Verb du rettest kann mit "gerettet" übersetzt werden. In den Psalmen wird starkes Vertrauen häufig durch die Vergangenheit zum Ausdruck gebracht, als wenn etwas bereits geschehen wäre. Der König war sich sicher, daß Gott ihn retten würde.

Die Errettung, die David erwartete, sollte wunderbar sein. Es würde ein triumphaler Sieg durch die errettende Macht von Gottes rechter Hand sein, die das Symbol seiner Macht war (vgl. 2Mo 15,6.12; Ps 45,5;60,7;63,9;89,14;108,7 ).



Ps 20,8


Im Gegensatz zu denen, die auf ihre militärische Ausrüstung oder auf Pferde ( Ps 33,17 ) vertrauten, vertraute David auf den Herrn. Das Verb für vertrauen heißt eigentlich "im Gedächtnis behalten oder erwägen" ( zAKar ). Das Nachsinnen über den Herrn schafft Vertrauen in ihn.

Der Gegenstand seines Glaubens war der Name des HERRN . Gottes "Name" ist sein Wesen, sein Ruf und sein Charakter. Davids Glaube kam aus dem Nachsinnen über das Wesen Gottes.



Ps 20,9


Aufgrund des Wesens Gottes sah David für seine Feinde eine große Niederlage bevorstehen. Er war sich schon jetzt des Sieges seiner Armee gewiß.



C. Wiederholte Fürbitte
(
20,10 )


Ps 20,10


Die Versammelten antworteten gemeinsam mit einem Gebet zum Herrn, um damit die sichere Errettung ihres Königs im Kampf auszusprechen. Die Bitte, daß der Herr sie erhören möge, steht am Beginn und am Ende des Psalmes (V. 2.10 ).



Ps 21


Ps 21 steht von seinem Aufbau und von seinem Inhalt her in enger Beziehung zu Ps 20 .Vielleicht ist Ps 21 der Dankespsalm nach dem Kampf, für den Ps 20 entworfen wurde. In Ps 21 freute sich David über die Stärke des Herrn, der auf seinen Glauben mit einem überwältigenden Sieg geantwortet hatte. David war auch durch seine Getreuen ermutigt worden, die den zukünftigen Sieg durch die Macht Gottes schon vorausgesehen hatten.



A. Freude über die Stärke des Herrn
(
21,2-8 )


Ps 21,2-7


Der königliche Psalmist lobte den Herrn, der seine Stärke im Kampf gezeigt hatte. David sprach von sich selbst in der dritten Person und drückte seine Freude über die Siege aus. Er lobte Gott dafür, daß er ihm den Wunsch seines Herzens erfüllt hatte (vgl. Ps 20,5 ), daß er ihm Gutes gegeben hatte (vgl. Ps 21,7 ) - einschließlich einer Krone aus reinem Gold (möglicherweise die Krone eines ammonitischen Königs; 2Sam 12,30 ) -, daß er sein Gebet um Leben erhört hatte; für die Siege, die Gott ihm zusammen mit fortwährenden Segnungen gewährt hatte (vgl. Ps 21,6 ), und für die Freude.



Ps 21,8


Der Anlaß für diese große Errettung als Antwort auf das Gebet ist das Vertrauen des Königs in die unerschöpfliche Liebe ( HeseD ) des Herrn, des Allerhöchsten. Deshalb wußte David, daß er sicher war (er würde nicht wanken ; vgl. den Kommentar zu Ps 15,5 ).



B. Die Vorausschau auf weitere Segnungen
(
21,9-13 )


Ps 21,9-11


Nun wurde der König von der Versammlung angesprochen. Weil er auf den Herrn vertraute, wußte er, daß er seine Feinde klar schlagen würde. (Zu Gottes Zorn, der wie ein Feuer ist, vgl. Ps 79,5;89,47;97,3 .) David würde seinen Widersachern, denen Gottes "Zorn" galt, eine gewaltige Niederlage beibringen und ihre Hoffnungen auf Nachkommenschaft zunichte machen.



Ps 21,12-13


Auch wenn die Feinde planten, den König zu stürzen, würden sie sich doch in Furcht von ihm abkehren. Also erhielt der König, der auf den Herrn vertraute, die Gewißheit, weitere Siege in der Zukunft zu erringen.



C. Das Gelübde des Lobes Gottes
(
21,14 )


Ps 21,14


Die Versammlung gelobte, zu singen und die Macht und die Stärke des Herrn, der allein erhöht werden soll, zu preisen.

 

Ps 22


Der Psalmist fühlte sich offensichtlich von Gott verlassen, als er von verächtlichen Verfolgern umzingelt war. Er beklagte sein großes Leiden und seinen verzweifelten Kampf mit dem Tod und bat Gott, ihn vor solch einem entsetzlichen Ende zu erlösen. Offensichtlich wurde sein Gebet erhört, denn er konnte den Auserwählten und der Welt darlegen, daß der Herr sein Gebet erhört hatte.

Kein uns bekanntes Ereignis aus dem Leben Davids paßt zu den Einzelheiten dieses Psalmes. Die Ausdrücke beschreiben eine Hinrichtung, nicht nur eine Krankheit; aber diese Hinrichtung paßt eher auf die Kreuzigung Jesu als auf Davids Erfahrungen. Die Schreiber der Evangelien haben auch zwischen manchen Worten dieses Psalmes (V. 9.17.19 ) und anderen Ereignissen in der Leidensgeschichte Christi Verbindungen erkannt. Auch Hebr 2,12 zitiert Ps 22,23 .Man hat diesen Psalm vielfach als Vorausdeutung auf den Tod Jesu Christi verstanden. Das bedeutet, daß David viele poetische Ausdrücke verwendet hat, um sein gewaltiges Leiden darzustellen, aber diese poetischen Worte sich in dem Leiden Jesu Christi in der Hand seiner Feinde wortwörtlich erfüllten. Es ist eine interessante Tatsache, daß dieser Psalm kein einziges Bekenntnis der Sünde und keine Verwünschung der Feinde enthält. Er ist vorwiegend der Bericht eines Gerechten, der von den Gottlosen zum Tode verurteilt wurde.



A. Inbrünstiges Gebet eines Verlassenen
(
22,2-11 )


David, der sich offensichtlich von Gott verlassen und von seinen Feinden verspottet fühlte, war voller Vertrauen, daß Gott ihn nicht gänzlich verlassen würde. Vers 2-11 enthalten das Schreien des Psalmisten über sein Elend; sie enthalten zwei Zyklen: einen Zyklus der Klage (V. 2-6 ) und einen Zyklus, der Davids Vertrauen ausdrückt (V. 7-11 ).



1. Erster Zyklus
(
22,2-6 )


Ps 22,2-3


Obwohl der Psalmist das Gefühl hatte, daß Gott ihn verlassen hatte (V. 2 ), gewann er aus der Tatsache, daß Gott die Gebete seiner Vorfahren erhört hatte, neues Vertrauen (V. 5 ). Davids Schrei zu Anfang des Psalmes: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? hat Christus am Kreuz wieder ausgerufen ( Mt 27,46; Mk 15,34 ). Gott, an den sich David als "mein Gott" wandte, hatte ihn offensichtlich verlassen. David betete beständig (bei Tag und bei Nacht), aber er erhielt keine Antwort.

 

Ps 22,4


Das Vertrauen, das David aufbot, kam aus dem Wissen, daß Gott Gebete erhört. Gott ist heilig, er unterscheidet sich von allen falschen Göttern der Heiden darin, daß er lebt und handelt. In der Tat sitzt Gott auf dem Thron (vgl. den Kommentar zu Ps 2,4 ) und wurde aufgrund dessen und für die erhörten Gebete von den Israeliten gepriesen.



Ps 22,5-6


Die Vorfahren Davids, die ihr Vertrauen auf den Herrn setzten, beteten in ihrer Not und wurden von ihm errettet. Dadurch wurde David ermutigt, am Gebet festzuhalten.



2. Zweiter Zyklus
(
22,7-11 )


Ps 22,7-9


Der Psalmist war, obwohl er von Menschen verspottet wurde , davon überzeugt, daß der Gott seiner Jugend ihn nicht für immer verlassen würde. David beklagte die Tatsache, daß Menschen ihn verachteten. Er fühlte sich wie ein Wurm, wertlos, wehrlos und mit äußerster Verachtung gestraft. Sie schleuderten Beschimpfungen gegen ihn (vgl. Mt 27,39.44 ) und machten sich über seinen Glauben lustig, denn der Herr errettete ihn nicht. Die in Ps 22,9 benutzten Ausdrücke wurden von denen aufgenommen, die am Kreuz Jesus verspotteten ( Mt 27,42-43 ) und nicht erkannten, daß sie diese Prophezeiung erfüllten und daß er der leidende Messias war.



Ps 22,10-11


Die Zuversicht des Psalmisten stammte aus der Zeit seiner Kindererziehung. Von Anfang an wurde ihm beigebracht, auf den Herrn zu vertrauen, der ihn aus dem Mutterleib gezogen hatte. Sein ganzes Leben hindurch war der Herr sein Gott gewesen .

 

B. Die Klage des leidenden Königs
(
22,12-19 )


Ps 22,12


David klagte über seinen verzweifelten Kampf mit dem Tod in der Hand der unmenschlich handelnden Feinde. Er faßte seine Klage in der Bitte zusammen, daß der Herr nicht fern von ihm sein möge, denn die Not war nahe, und er war hilflos.



1. Erster Zyklus
(
22,13-16 )


David beschrieb in zwei weiteren Zyklen (V. 13-16 und 17-19 ; vgl. die beiden Zyklen in V. 2-6 und 7-10 ) seine Feinde und sein Leiden.



Ps 22,13-14


David verglich seine Feinde mit grausamen Bestien (Stieren und Löwen), die ihn vernichten würden, und beschrieb dann seinen Todeskampf. Stiere von Basan waren gutgenährtes Vieh (vgl. den Kommentar zu den Kühen von Basan bei Am 4,1 ) östlich des Sees von Kinneret (Galiläa). Noch viele weitere Male sprach David von seinen Feinden als Löwen (vgl. Ps 7,3;10,9;17,12;22,22;35,17;57,5;58,7 ).



Ps 22,15-16


Wegen der Angriffe seiner Feinde waren Davids Kräfte erschöpft wie ausgeschüttetes Wasser, und seine Glieder waren zertrennt. Darüber hinaus war sein Mut (Herz) wie geschmolzenes Wachs und zerflossen - er wollte keinen Widerstand mehr leisten. Seine Stärke war verflogen, und sein Mund war trocken. In seiner Schwachheit war er am Rand des Todes.



2. Zweiter Zyklus
(
22,17-19 )


Ps 22,17


Noch einmal beschrieb David (vgl. V. 13-16 ) seine Feinde und seinen Todeskampf. Seine Feinde quälten ihn und beobachteten ihn genau. Er verglich sie mit Hunden (vgl. V. 21 ), die in der Antike die Straßen vom Schmutz reinigten. So wie Hunde umringten ihn seine Widersacher (die Bösen) und warteten ab, bis er gestorben war, damit sie seine Gliedmaßen zerreißen konnten. Daß David seine Feinde mit Hunden verglich, bedeutete, daß er schon fast tot war. Die Worte: Sie haben meine Hände und meine Füße durchstochen beschreiben, wie ein Mensch von Tieren zerfleischt wird. Selbstverständlich haben diese Worte im Neuen Testament in bezug auf Jesus Christus noch größere Bedeutung (vgl. Lk 24,39-40 ).



Ps 22,18-19


Nachdem der Psalmist von seinen Feinden gesprochen hat (V. 17 ), kommt er noch einmal auf seinen Kampf mit dem Tod zurück. Er war schwach und ausgemergelt. Seine Feinde blickten auf ihn und hielten ihn für so gut wie tot, so daß sie seine Kleidung, seinen letzten Besitz, unter sich verteilten (vgl. Mt 27,35 ).



C. Die Bitte um Errettung vom Tode
(
22,20-22 )


Ps 22,20-22


David betete, daß der Herr (seine Stärke; vgl. Ps 28,7-8;46,2;59,10.18;81,2;118,14 ) ihm helfen möge, indem er sein Leben vor der Macht seiner gottlosen Feinde rettete, die wie die Hunde (vgl. V. 17 ), wie die Löwen (vgl. V. 14 und den Kommentar zu Ps 7,3 ) und wilde Stiere (vgl. Stiere in Ps 22,13-14 ) waren. In seinem Gebet erhielt er das Vertrauen, daß er erhört worden war. Im Hebräischen entsteht im letzten Teil des Verses 22 inmitten des Gebetes eine Unterbrechung mit der Feststellung: "Du hast erhört". Der Psalmist hat möglicherweise einen sichtbaren Hinweis auf seine Errettung erhalten, denn im restlichen Teil des Psalmes sagte er, daß er Gott für seine Errettung preisen wolle.



D. Lob und Ermutigung zum Gebet
(
22,23-32 )


Ps 22,23


David sprach die Versammlung des Volkes mit seinem Gelübde, den Herrn zu loben, an Vers 23 wird fast wörtlich in Hebr 2,12 als das Lob Jesu für die Errettung zitiert. Selbstverständlich wurde das Gebet Jesu um Errettung vom Tode ( Hebr 5,7 ) auf andere Art und Weise beantwortet - er stand vom Tod wieder auf. Der Psalmist wurde offensichtlich errettet, so daß er nicht sterben mußte.



Ps 22,24-27


Dann rief der Psalmist die Versammlung dazu auf, den Herrn mit ihm zu preisen, weil er nicht den Bedrängten (den Psalmisten, der gelitten hatte) verachtete, sondern auf sein Rufen um Hilfe gehört (vgl. V. 2-3 ) und sein Gebet erhört hatte. Aufgrund dieses Lobes sagte David, daß er sein Gelübde erfüllen würde, und er ermutigte die Versammlung, mit ihm den Herrn zu preisen. Darüber hinaus ermutigte er das Volk, am Gebet festzuhalten ( euer Herz soll ewiglich leben bedeutet "nicht aufzugeben"; vgl. "Herz" in V. 15 ).



Ps 22,28-32


Dann wandte der Psalmist seine Aufmerksamkeit der Welt im Ganzen zu. Er ahnte voraus, daß sich die Welt zum Herrn kehren und ihn anbeten ( sich vor ihm beugen ) würde (V. 28 ), weil er der souveräne König ist, der eine, der über die Völker regiert (V. 29 ), auch über die Reichen und die, die sterben. Von Generation zu Generation wird den Menschen auf der Erde verkündigt werden, daß der Herr sein Gebet erhört und ihn errettet hat und man also auf den Herrn vertrauen kann. Auf Jesus Christus angewendet erhalten diese Worte noch größeres Gewicht. Wenn die Menschen hörten, wie Gott sein Gebet erhört hatte, indem er ihn aus dem Tod auferweckt hatte ( Hebr 5,7 ), dann würden sich viele in Vertrauen und Anbetung zu ihm kehren.



Ps 23


Mit Hilfe des Bildes vom Hirten und vom wohlwollenden Wirt stellte David seine Überlegungen über die vielen Wohltaten des Herrn an, die Gott ihm in den Gefahren des Lebens gewährt hatte, und schloß, daß Gottes beständige liebende Bewahrung ihn zur völligen Gemeinschaft bringen würde.



A. Der Herr als Führer
(
23,1-4 )


Ps 23,1


Der Psalmist gebrauchte das Bild des Hirten, um sich die Segnungen, die er vom Herrn empfangen hatte (vgl. Gott als Hirte in Ps 28,9;80,2 ), ins Gedächtnis zurückzurufen. Die Metapher bot sich David, dem Hirten-König, ganz natürlich an. Im damaligen Nahen Osten war es ein häufig gebrauchtes Bild, denn viele Könige verglichen sich in ihrer Leitungsfunktion mit einem Hirten. Die Prophezeiung auf den kommenden Messias enthielt dasselbe ( Jes 40,11 ), und Jesus nannte sich selbst "der gute Hirte" ( Joh 10,14 ), auf den Israel wartete. Er wird auch der "große Hirte" ( Hebr 13,20 ) und "der Oberhirte" ( 1Pet 5,4 ) genannt. Weil der Herr der Hirte Davids war, wurden seine Bedürfnisse gestillt.



Ps 23,2 a


Die erste Segnung, die David erfuhr, bestand in geistlicher Nahrung. So wie ein Hirte die Schafe zur Fütterung zu frischer Weide führt, so führt der Herr sein Volk. Wer dem Herrn nachfolgt, dem mangelt es nicht an geistlicher Nahrung. Von Unterhirten (vgl. Apg 20,28; 1Pet 5,2 ) erwartet man ebenso, daß sie die Herde weiden ( Hes 34,1-10; Joh 21,15-17 ). Die Nahrung für die Seele ist das Wort Gottes ( Hebr 5,12-14; 1Pet 2,2 ).



Ps 23,2-3 (Ps 23,2b-3a)


Eine zweite Segnung, die von der Führung des Herrn herkommt, ist die geistliche Erquickung. So wie ein Hirte seine Schafe zum stillen Wasser führt, damit sie ausruhen können, so erquickt oder erfrischt der Herr die Seele. Hier wird die geistliche Lektion ganz deutlich: Der Herr schenkt dem Vergebung und Frieden, der ihm nachfolgt.



Ps 23,3 b


Die dritte Segnung, die aus der Führung des Herrn folgt, ist die Leitung auf dem rechten Weg ( Pfad der Gerechtigkeit ). Ein guter Hirte kennt den richtigen Weg, auf dem er die Schafe sicher nach Hause bringt. So geht auch dem Herrn keines seiner Schafe verloren, sondern er führt sie auf dem rechten Weg. Er führt sie um seines Namens willen .



Ps 23,4


Die vierte Segnung durch die Führung des Herrn ist die Bewahrung. Wer sich im Tal der Finsternis befindet (oder im Todesschatten ), braucht sich nicht zu fürchten. Der Herr ist mit ihm und wird ihn bewahren. Der Hirte ist mit Stecken und Stab ausgerüstet, um die Schafe in derartigen Situationen zu bewahren. David wurde durch die Gegenwart und die Bewahrung des Herrn getröstet. Gläubige befinden sich niemals in Situationen, die der Herr nicht kennt, denn er verläßt sein Volk nicht ( Hebr 13,5 ).



B. Der Herr versorgt uns
(
23,5 )


Ps 23,5


In diesem Vers schwenkt der Blick hin auf einen Festsaal mit einem wohlwollenden Gastgeber, der eine überreiche Gastfreundschaft praktiziert. Mit diesem Bild freute sich der Psalmist über die Fürsorge des Herrn. David wurde durch die Tatsache getröstet, daß dies in der Gegenwart seiner Feinde geschah. Trotz der drohenden Gefahr breitete der Herr ihm einen Tisch aus, d. h. Gott versorgte ihn.

Das Bild der Salbung des Hauptes mit Öl , das erfrischend und beruhigend wirkte, harmoniert mit dem Entwurf eines gütigen Gastgebers, der den willkommen heißt, der in sein Haus tritt. Im Anblick des Tisches und des Öles wußte David, daß sein Los in seinem Leben (sein Becher ) vom Segen des Herrn überfloß.



C. Die Antwort im Glauben
(
23,6 )


Ps 23,6


David erkannte, daß die treue Liebe ( HeseD ) des Herrn ihn überall sein ganzes Leben lang begleiten würde. Gottes Segnung über sein Volk bleibt bei ihnen, egal, wie die Umstände sein mögen, in denen sie leben. (Vgl. die Güte Gottes in Ps 27,13; 31,20; 69,17; 86,17; 109,21; 116,12; 142,8; 145,7 .) So schloß er: Ich will wohnen im Hause des HERRN immerdar . Das Haus des Herrn bezog sich auf das Heiligtum (die Stiftshütte). Für den Rest seines Lebens (wörtl.: "die Länge der Tage") erfreute er sich an der völligen Gemeinschaft mit dem Herrn. Tatsächlich vermittelt das hebr. Verb, das übersetzt wird mit "ich werde wohnen", die Vorstellung der Rückkehr; dasselbe Verb wird in Ps 23,3 mit "er erquickt" übersetzt. Vielleicht war der Psalmist am Besuch des Heiligtums und an dem völligen Genießen der geistlichen Gaben gehindert. Sein Nachdenken über die Führung und Fürsorge durch den Herrn führte ihn dazu, sich die völlige Gemeinschaft mit dem Herrn in seiner Gegenwart im Heiligtum in Erinnerung zu rufen.



Ps 24


In Vorbereitung des Einzuges des großen Königs der Herrlichkeit stellte der Psalmist heraus, daß die, die unschuldige Hände und reine Herzen haben, zu seinem heiligen Ort hinaufgehen können.

Man hat vielfach vermutet, daß David diesen Psalm schrieb, als er die Bundeslade nach Jerusalem brachte ( 2Sam 6 ), obwohl es keine Beweise dafür gibt. Wenn diese Annahme aber richtig ist, bezieht sich der Ausdruck die "ewigen Pforten" ( Ps 24,7 ) auf die alte Festung, in die damals die Lade, das Symbol der Gegenwart des Herrn, gebracht wurde. Oder der Psalm spricht vielleicht von einer anderen Rückkehr nach Jerusalem nach einem Sieg im Kampf.



A. Aufstieg zum heiligen Ort
(
24,1-6 )


Ps 24,1-2


David preist den Herrn, weil ihm alles auf der Welt gehört, ihm, der es auch geschaffen hat. Das ist eine allgemeine Anerkennung der Souveränität Gottes über alle Dinge.



Ps 24,3-4


David dachte im folgenden darüber nach, wer in die Gegenwart solch eines souveränen Herrn kommen durfte (d. h. in die Stiftshütte auf dem Berg [vgl. den Kommentar zu "heiligem Berg" bei Ps 2,6 ] des HERRN und dem heiligen Ort auf ihm). Die Antwort, die möglicherweise von den Priestern im Heiligtum gegeben wurde, lautet: Derjenige darf sich dem Herrn nähern, dessen Haltung lauter ist und dessen Gottesdienst im Glauben geschieht (vgl. Ps 15 ). Der Ausdruck unschuldige Hände bezieht sich auf das rechte Handeln, der Begriff ein reines Herz bezieht sich auf die richtige Haltung und den Willen zum Tun. Nur diejenigen, die kein Götzenbild anbeten, können Gott recht verehren und im Glauben in Aufrichtigkeit wandeln.



Ps 24,5-6


Dieser Belehrung folgt eine Versicherung, daß die, die Gott suchen, mit Gerechtigkeit gesegnet werden sollen. Das könnte sich auf diejenigen beziehen, die Gott verehren und den Eintritt in das Heiligtum erstreben.



B. Der Einzug des Königs der Herrlichkeit
(
24,7-10 )


Ps 24,7


Der Psalmist sprach eine Ermahnung aus (V. 7 ) und lieferte dann eine Erklärung dazu (V. 8 ). Wenn sich erhebt eure Häupter, ihr Tore auf die Stadt Jerusalem bezieht, dann rief David die alten Tore auf, sich weit für den triumphalen Einzug zu öffnen. Hier wurde auf poetische Weise die Erhabenheit des Einziehenden dargelegt. Die Tore sollten ihre Häupter erheben, denn der König der Herrlichkeit zieht ein . Ps 24,8-10 : Darauf gab David eine Erläuterung. Durch Frage und Antwort legte er dar, daß dieser König der Herrlichkeit der HERR ist, der mächtig ist im Kampf . Der Herr hat sich mächtig erzeigt, indem er ihnen einen großen Sieg verlieh; deshalb ist es ein wunderbarer König, der in die Stadt einziehen wird. Man kann sich eine Prozession von triumphierenden Israeliten vorstellen, die die Bundeslade, das Symbol der Gegenwart Gottes, tragen und zum Heiligtum hinaufziehen, um ihn zu preisen. Die Themen der Ermahnung (V. 7 ) und der Erklärung (V. 8 ) werden in Vers 9-10 wiederholt. Der Herr ist ein wunderbarer König, der einzieht. Nur der, der in reiner Form Gott verehrt, kann sich an seiner Gegenwart erfreuen.



Ps 25


David wandte sich voller Vertrauen zum Herrn, um göttliche Leitung und Vergebung für seine Ungerechtigkeit aufgrund seiner Gnade für Israel zu empfangen. David sann in diesem Psalm über das Wesen Gottes nach, das den Demütigen dazu führt, mit Bekenntnis und Gebet zu antworten. Der Psalm ist ein Akrostichon, denn jeder Vers beginnt fortlaufend mit einem Buchstaben des hebräischen Alphabetes.



A. Gebet um Leitung und Vergebung
(
25,1-7 )


Der Psalmist schämte sich nicht, sich zum Herrn zu wenden, um um Leitung und Vergebung für die Sünden seiner Jugend zu beten (V. 7 ).



Ps 25,1-3


David betonte sein Vertrauen in seine Hinwendung zum Herrn. Er erhob seine Seele zum Herrn ohne Scham, denn keiner, der auf den Herrn vertraut und hofft (vgl. V. 5.21 ), wird zuschanden werden (vgl. V. 20 ), d. h., daß ihre Gebete erhört werden und Gott ihre Bedürfnisse stillt. Das bildet den Gegensatz zu ihren Feinden und den Treulosen.



Ps 25,4-7


David betete zuerst um Weisung (V. 4-5 ; vgl. V. 9.12 ) und Leitung (V. 5 ; vgl. V. 9 ). Er wünschte sich, daß Gott ihm seine Wege, einschließlich der Wahrheit, zeigen und ihn seine Pfade lehren möge. Dann betete er um Vergebung (V. 6-7 ). Auf der Grundlage von Gottes Gnade und Liebe, die seit Zeitaltern bekannt waren, betete er, daß die Sünden seiner Jugend ihm nicht nachgetragen werden sollten (dreimal betete er: Gedenke nicht ...).

 

B. Die Wiederholung des Gebetes
(
25,8-22 )


Der Psalmist wiederholte sein Gebet um Leitung auf dem richtigen Weg (vgl. V. 4-5 ) und Vergebung (vgl. V. 6-7 ) für seine niedergedrückte Seele, aber nun war sein Gebet auf das geoffenbarte Wesen des Herrn gegründet.



Ps 25,8-10


David rühmte das Wesen Gottes: Er ist gütig und gerecht, barmherzig und treu . Aufgrund dieser Attribute lehrt er die Sünder und leitet den Demütigen. Sünder brauchen die gnädige Führung des Herrn.



Ps 25,11


Der Psalmist betete um Vergebung für seine große Schuld, um des Namens (seines geoffenbarten Wesens) des Herrn willen.

 

Ps 25,12-14


Hier beschrieb David den, der den HERRN fürchtet

Es ist jemand, dem sich der HERR mitteilt , indem er ihm seinen Bund offenbart (V. 14 ) und ihn unterweist (V. 12 b; vgl. V. 4-5.8-9 ). Diese Aussagen erinnern den Leser an die Weisheitsliteratur, insbesondere an die Sprüche. Wer den Herrn fürchtet ( Spr 1,7;9,10;15,33;31,30 ), wird durch das Wort des Herrn unterwiesen.



Ps 25,15-22


Der Psalm schließt mit einem Gebet um Gottes gnädige Errettung. David begann mit seiner eigenen Versicherung, daß er auf den Herrn bezüglich seiner Errettung vertraut (V. 15 ), rief Gott um Vergebung für seine niedergedrückte Seele an (V. 18 ; vgl. V. 6-7.11 ) und bat, daß er ihn aus der Not erretten möge, die durch seine grausamen Feinde hervorgerufen worden war (V. 18 ). Noch einmal bat er, daß er in seiner Rettung nicht zuschanden würde (vgl. V. 20 ), und unterstrich seine Hoffnung auf Gott (V. 21 ; vgl. V. 3.5 ; die Hoffnung auf den Herrn wird mehr als zwei dutzendmal in den Psalmen erwähnt). Die letzte Bitte drehte sich um die Errettung Israels aus seinen Nöten (V. 22 ).

Der Psalm verbindet nachdrücklich das Gebet um Errettung und Leitung mit dem Bekenntnis der Sünde. Der Weg des Herrn macht das erforderlich.


Ps 26


Ps 26 ist Davids deutliche Versicherung seiner Rechtschaffenheit und ein Gebet, daß Gott das doch anerkennen möge. Im Leben Davids bietet sich kein Zeitabschnitt an, der zur Abfassung dieses Psalmes Anlaß gegeben hätte. Der Psalm weist in mancherlei Hinsicht Ähnlichkeiten mit Ps 25 auf. Ps 26 enthält jedoch kein Gebet um Vergebung. Der Psalmist legte hier dar, daß er sich von den Sündern abgesondert hatte, und identifizierte sich mit der Verehrung des Herrn. Aufgrund dessen betete er voller Vertrauen, daß der Herr ihn vor dem Schicksal der Sünder bewahren würde.



A. Behauptung der Rechtschaffenheit Davids
(
26,1-3 )


Ps 26,1-3


David bat zu Beginn um zwei Dinge: der Herr (a) sollte ihm Recht schaffen (V. 1 ) und (b) ihn prüfen (V. 2 ; vgl. Ps 139,23 ). Der Herr konnte erkennen, daß David an seinem Glauben ( Ps 26,1 a) und an seinem Gehorsam gegen den Herrn und seine Wahrheit (V. 3 ) festgehalten hatte.



B. Beweis der Rechtschaffenheit
(
26,4-8 )


Ps 26,4-5


David bewies seine Rechtschaffenheit durch seine Absonderung von den Sündern (V. 4-5 ) und durch die Gleichsetzung seiner Person mit denjenigen, die den Herrn verehrten (V. 6-8 ). Er identifizierte sich in keiner Weise mit den Bösen und den Falschen. Er saß nicht bei ihnen (V. 4 a. 5 b) oder fragte sie um Rat ( Ps 1,1 ). In der Tat haßte er ihre Versammlungen.



Ps 26,6-8


Für diese Verse bildet das Heiligtum den Hintergrund (vgl. Altar, V. 6 , und Haus, V. 8 ). Davids Gottesverehrung geschah in Rechtschaffenheit (er hatte seine Hände in Unschuld gewaschen; vgl. Ps 24,4 ) und Aufrichtigkeit (er lobte den Herrn und erzählte seine Taten). Im Gegensatz zu seiner Reaktion auf die Versammlungen der Gottlosen ( Ps 26,5 ) hatte David das Heiligtum lieb, in dem die Herrlichkeit des HERRN wohnte.



C. Gebet um Belohnung für Rechtschaffenheit
(
26,9-12 )


Ps 26,9-12


David bat den Herrn, ihn vor dem Schicksal zu bewahren, das gewöhnlich den Sündern widerfährt, mit denen er sich nicht gemein gemacht hatte (vgl. V. 4-5 ). David bezog sich möglicherweise auf einen vorzeitigen Tod ( Seele bezieht sich im Hebr. auf das Leben eines Menschen.)

Wenn das rasche Gericht den Bösen hinwegnahm, sollte der, der sich von den Sündern abgesondert hatte, nicht davon betroffen werden.

In Erwartung der Errettung durch den Herrn vor solch einem Schicksal, sagte David, daß er den Herrn in der Versammlung preisen wolle (vgl. V. 7-8 ). Viele Male haben die Schreiber in den Psalmen darum gebetet, aus der Not erlöst zu werden ( pADCh , "loskaufen, erlösen", wird in Ps 31,6; 44,27; 49,8; 55,19; 69,19; 78,42; 119,134 gebraucht). Dieses hebräische Wort wurde häufig in bezug auf die Erlösung Israels aus Ägypten gebraucht (vgl. 5Mo 7,8; 9,26; 13,5; 15,15; 24,18; 2Sam 7,23; Mi 6,4 ).



Ps 27


David verlieh trotz einer Schar von Feinden, die sein Leben bedrohten, zuerst seinem fröhlichen Vertrauen in den Herrn Ausdruck. Aber plötzlich änderte sich seine Stimmung: Er betete voller Angst darum, daß der Herr ihn nicht verlassen möge, sondern ihm in der Zeit der Not helfen und ihn trösten möge. Weil der Herr seine Quelle des Trostes und der Hoffnung war, bestärkte er sich selbst darin, auf den Herrn zu warten. Der Psalm spricht von dem mutigen Vertrauen Davids auf Gott.



A. Vertrauen, das die Angst vertreibt
(
27,1-3 )


Ps 27,1


David sprach von seinem großem Vertrauen in den Herrn, denn der Herr war sein Licht, seine Rettung und seine Feste ( mAZNz , "ein befestigter Platz"; vgl. Ps 37,39; 43,2; 52,9 ), und keiner konnte an ihn heran. Licht weist auf Verstehen, Freude und Leben hin (vgl. Ps 18,29 ); die Feste (vgl. Ps 18,3 ) auf Verteidigung. Wenn der Herr so für ihn sorgte, wen sollte ein Glaubender dann fürchten? (vgl. Ps 27,3 ). Offensichtlich brauchte er niemand zu fürchten.



Ps 27,2-3


Als Antwort auf diese Frage sprach David von den Feinden, die gegen ihn antraten. Wenn sie auch auf ihn eindrangen, so würde er doch ohne Furcht vertrauensvoll am Herrn festhalten (V. 1 ).



B. Gemeinschaft bringt Sicherheit
(
27,4-6 )


Ps 27,4


David drückte auch im folgenden durch sein Sehnen, in seinem Haus zu wohnen, sein Vertrauen in den Herrn aus. Er wünschte sich, sein ganzes Leben lang dort zu wohnen, sich an seiner Schönheit zu erfreuen und ihn im Tempel zu suchen. ( H LKAl bezieht sich an dieser Stelle nicht auf den Tempel Salomos, denn dieser war noch nicht gebaut worden. Das hebr. Wort bedeutet "großartiger Bau", wie etwa die Stiftshütte; vgl. Vers 5-6 ; Ps 5,8; 1Sam 1,9; 3,3; der Tempel, 2Kö 24,13; oder ein Palast, Ps 45,16;144,12; Dan 1,4 .)



Ps 27,5-6


In der Gegenwart des Herrn zu wohnen, würde die Sicherheit Davids noch erhöhen. Der Herr würde ihn sicher am Tage der Not bewahren und ihn in der Gefahr fest gründen. Deshalb triumphierte er (sein Haupt wurde erhoben) über seine Feinde und sang dem Herrn voller Freude Loblieder. Möglicherweise veranlaßte David hier die Vorstellung von Sicherheit im Heiligtum, wo seine Feinde ihn nicht erreichen konnten, über die Bewahrung durch den Herrn nachzusinnen. Der Begriff für Zuflucht ( sETer ) wird auch in Ps 32,7 gebraucht ("Versteck"); Ps 91,1;119,114 ("Zufluchtsort"), um den Schutz des Herrn zu beschreiben. David kannte mit Gewißheit die wahre Quelle der Sicherheit.

 

C. Ernsthaftes Glaubensgebet
(
27,7-14 )


Ps 27,7-10


Offensichtlich gab der Herr David nicht augenblicklich diesen Schutz, denn er betete ernstlich und mit einiger Furcht um Hilfe. Er bat den Herrn, ihn nicht zu verlassen, denn er war in großer Not. Gott hatte dem Gerechten das Gebet befohlen ( sein Angesicht zu suchen ), und David hatte dieser Aufforderung Folge geleistet. Deshalb konnte Gott jetzt David seine Hilfe nicht verweigern ( sein Angesicht verbergen ; vgl. Ps 102,3;143,7 ). Darüber hinaus versicherte David, daß er der Knecht des Herrn sei und daß der Herr seine Hilfe gewesen war. Aufgrund dessen bat er, daß der Herr ihn nicht abweisen möge. Sein Gebet wurde durch das Wissen gestärkt, daß der Herr ihn nicht verlassen würde, auch wenn ihn sein Vater und seine Mutter verlassen hatten.



Ps 27,11-12


David bat Gott, ihn den Weg zu lehren, den er gehen sollte (vgl. Ps 25,4-5 ), weil ihm seine Feinde auflauerten. Er bat darum, nicht seinen Widersachern ausgeliefert zu werden, den falschen Zeugen, die sich geschworen hatten, ihn zu vernichten.



Ps 27,13-14


Aber am Ende kam beim Psalmisten wieder Vertrauen auf; er erfreute sich an der Aussicht, auf den Herrn zu warten. David war voller Vertrauen darauf, daß er am Leben bleiben würde ( im Lande der Lebendigen ), um die Güte Gottes zu sehen. Deshalb bestärkte er sich selbst darin, auf die Erlösung des Herrn zu warten.

 

Ps 28


Der Psalmist war davon überzeugt, daß der Herr ihn von den Gottlosen unterscheiden würde, wenn er sie niederwerfen und ihn vor dem Elend bewahren würde. Deshalb betete er darum, daß der Herr sein Volk retten und weiden möge. Dieser Psalm steht mit Ps 26 in Beziehung, aber hier drohte unmittelbar Gefahr.



A. Bitte an den Herrn
(
28,1-4 )


Ps 28,1


David wandte sich an den Herrn und betete darum, daß er von den Gottlosen abgesondert werden möge, wenn sie vernichtet werden. Das war eine dringende Bitte. Wenn Gott nicht antwortete, würde David sterben (Grube , BNr , ist ein Synonym für Grab; vgl. Ps 30,4 ).



Ps 28,2-4


David bat dann darum, daß (a) der Herr ihm bei seinem Rufen um Gnade und Hilfe gnädig sein möge (V. 2 ), (b) daß der Herr ihn nicht zusammen mit den Übeltätern wegreißen möge (V. 3 ) und (c) daß der Herr in gerechter Weise die Gottlosen bestrafen möge (V. 4 ).



B. Vertrauensvoller Lobpreis des Herrn
(
28,5-8 )


Ps 28,5-8


Indem sich der Psalmist an die Versammlung wandte, drückte er voller Vertrauen die Vorausahnung aus, daß der Herr sein Gebet beantworten würde: Die Gottlosen werden beständig vernichtet werden. Weil die Gottlosen nicht auf das Wirken des Herrn achten, werden sie der Vernichtung anheimfallen. Das hatte Worte des Lobes des Herrn zur Folge: (a) weil er das Gebet Davids erhört hatte (V. 6 ; vgl. V. 2 ); (b) weil er Davids Stärke (vgl. V. 8 ; Ps 22,20;46,2;59,10.18;81,2;118,14 ) und sein Schild war (vgl. den Kommentar zu Ps 3,4 ), wobei der Herr ihm half, den Anschlägen der Gottlosen zu entkommen, so daß er sich am Herrn erfreuen konnte (V. 7 ); und (c) weil der Herr sein Volk rettet (vgl. Ps 18,3 ) und wie eine Festung seinen König verteidigt ( seinen Gesalbten ; Ps 28,8 ). Die Tatsache, daß der Herr sich als der Retter seines Volkes erwiesen hatte, brachte es zum Lobpreis des Herrn.



C. Gebet um Errettung und Führung
(
28,9 )


Ps 28,9


Der Psalmist kehrte zu seinem Gebet zurück (V. 9 ), nachdem er seine vertrauensvolle Vorahnung des Ausgangs zum Ausdruck gebracht hatte (V. 5-8 ). Er bat um Errettung für das Volk Israel ( Gottes Erbteil ; vgl. Ps 33,12;78,62.71;79,1;94,14; 5Mo 4,20;9,26.29; Joe 2,17; 3,2; Mi 7,14.18 ) und um ewige Leitung durch seinen Hirten (vgl. Ps 23,1;80,2 ). Das Gebet, daß der Herr es halten möge, war eine Bitte, daß er es durch alle seine Prüfungen und Drangsale hindurch tragen möge.



Ps 29


David war Zeuge eines furchteinflößenden Sturmes, der über das Land der Kanaaniter hinwegfegte, und schrieb diesen Sturm der Macht des Herrn zu. Er rief die Engel auf, ihn zu verehren, der in Ewigkeit als König über die Natur herrscht. Ps 29 äußert sich in polemischer Weise über den Glauben der Heiden an ihre falschen Gottheiten, die man für die Verursacher der Stürme hielt.



A. Aufruf zum Lobpreis
(
29,1-2 )


Ps 29,1-2


Der Psalmist rief die Engel auf, den Herrn zu verehren. Ihr Mächtigen heißt wörtlich: "Ihr Söhne des Mächtigen", d. h. Gottes engelgleiche Wesen. Die Poesie beinhaltet eine gewisse Steigerung. Dreimal wird der Ausdruck bringt dem HERRN dar gebraucht (jedes Mal mit geringen Veränderungen bei den nachfolgenden Worten). Der Gedanke des Lobes wird fortentwickelt, bis zuletzt der Aufruf zur Anbetung Gottes in Heiligkeit ertönt. Die Engel sollten auf die Herrlichkeit und Macht (Stärke) Gottes vertrauen. Dieser Lobpreis sollte mit der Heiligkeit Hand in Hand gehen. Hierbei wird das Bild der feierlichen Versammlungen Israels gebraucht, denn der Herr ist heilig.


B. Die Ursache zum Lobpreis
(
29,3-9 )


David beschrieb die allmächtige Herrschaft des Herrn über die Natur in dem schrecklichen Sturm.



Ps 29,3-4


David schrieb das Aufkommen des Sturmes über den mächtigen Wassern (über dem Mittelmeer) der Stimme des HERRN zu . Nun könnte zwar die Stimme eine poetische Beschreibung für den Donner sein (vgl. Ps 18,14 ), aber es ist wahrscheinlicher, daß damit ausgedrückt werden sollte, daß er, der durch sein Wort die Erde geschaffen hat (vgl. 1Mo 1,3.6.9.14.20.24 ), auch die Natur durch sein Wort regiert, so daß ein Sturm von seiner Macht Zeugnis gibt.

 

Ps 29,5-7


David war Zeuge für die Stimme des HERRN inmitten des Sturmes; er sagte, er bewegte sich ins Landesinnere hinein und fällte die großen Zedern des Libanon, ließ die großen Berge durch ein Erdbeben erzittern (V. 6 ) und sprühte Feuerflammen in den Wolken (V. 7 ). Libanon und Sirjon sind Gebirge im Gebiet des Antilibanon.

All das geschah nach dem Willen des Herrn. Tatsächlich wird in Vers 3-9 siebenmal die Stimme des Herrn erwähnt; der Sturm bewies seine volle Majestät.



Ps 29,8-9


Der Sturm ( die Stimme des HERRN ) erschütterte nicht nur die Berge (V. 6 ), sondern auch die Wüste Kadesch . Dieses Kadesch war eine Stadt, die etwa 120 km nördlich von Damaskus lag, also nicht das Kadesch im Süden. Als der Sturm weiter tobte, zog er die Tier- und Pflanzenwelt in den östlichen Gebieten in Mitleidenschaft. Durch den Sturm kalbten die Hirschkühe (so wird das Hebr. hier meist übersetzt) vorzeitig wegen ihrer Angst, und die Blätter wurden in den Wäldern von den Bäumen gerissen. Als Ergebnis davon priesen alle Kreaturen in seinem Tempel, vielleicht wieder die Engel (vgl. V. 1 ), seine Macht.



C. Schluß
(
29,10-11 )


Ps 29,10


Der Psalmist schloß damit, daß der HERR auf ewig als König herrscht und sein Volk zu segnen vermag. Weil sich die Flut möglicherweise auf die weltweite Überschwemmung in den Tagen Noahs bezieht, könnte der Ausdruck er thront auch mit "er thronte" übersetzt werden. Vielleicht rief David sich dieses Ereignis ins Gedächtnis, um seine Behauptung, daß der gegenwärtige Sturm das Werk des Herrn sei, zu stützen. Wenn es irgendeinen Zweifel daran gab, daß der Herr über die Natur herrschte, dann würde er hiermit beseitigt werden. Er ist der Herr der Schöpfung.

 

Ps 29,11


Diese Demonstration der Macht war für sein Volk eine Ermutigung, denn er läßt sie an seiner Macht (Stärke) Anteil nehmen. Die seinem Volk verfügbare Stärke (V. 11 ) ist seine eigene Stärke (V. 1 ). Dasselbe hebr. Wort ( ZOz ) wird in beiden Versen gebraucht. Die Kraft, die einen Sturm verursachen kann, steht für die bereit, die auf ihn vertrauen. So wie Gott einen Sturm stillen kann, so kann er auch seinem Volk den Frieden bringen. Die Wunder Jesu mit der Natur, insbesondere die Stillung des Sturmes auf dem See von Galiläa ( Mk 4,37-39 ), veranschaulichen, daß ihm alle Macht gegeben ist.

 

Ps 30


Die Überschrift dieses Psalmes bezeugt, daß es sich hier um "ein Lied zur Einweihung des Tempels" handelt, der von David verfaßt wurde. Die Überschrift könnte sich auf die Einweihung des Grundstückes für den Tempel durch David ( 1Chr 21,26;22,1 ) nach der Zählung des Volkes beziehen. (Das hebr. Wort, das hier mit "Tempel" übersetzt wird, bedeutet wörtl. "Haus" und könnte sich auf die Stiftshütte (das Zelt) beziehen, in die David die Bundeslade gebracht hatte; 2Sam 6,17 .) Gegen diese Annahme spricht allerdings, daß der Psalm die Züchtigung Gottes an David erwähnt (vgl. Ps 30,8 ), möglicherweise durch eine Krankheit (V. 4 ), um seinen Stolz zu dämpfen (V. 7 ). Vielleicht war die Krankheit auch nur ein Bild, und David war nicht wirklich krank gewesen, sondern sie bezog sich auf Davids innere Reue ( 1Chr 21,13 ), daß er durch seinen Stolz eine Seuche heraufbeschworen hatte, die 70 000 Israeliten das Leben kostete ( 1Chr 21,2.8.14 ). Andere Ausleger haben den Titel des Psalms als Form der liturgischen Weihe für die Einweihung von erst später errichteten Gebäuden (z. B. Esr 6,16; Neh 12,27 ) betrachtet.

Aus dieser Erfahrung der Erlösung von Gottes Züchtigung für seine Sünde pries David den Herrn, weil sein Zorn nur zeitlich, seine Gnade aber ewig währt.



A. Erlösung von der Züchtigung
(
30,2-6 )


David erkannte die Erlösung des Herrn und rief die Versammlung dazu auf, ihn zu preisen.



Ps 30,2


David gelobte, den Herrn zu preisen, denn er war aus seiner Not emporgezogen worden. Die Tiefen (oder die Tiefen der Erde) deuten auf Todesnähe hin (vgl. Ps 71,20;130,1 ). Seine Errettung entzog seinen Feinden jegliche Möglichkeit, sich hämisch zu freuen.



Ps 30,3-4


Hier beschreibt David die Antwort auf sein Gebet um Hilfe. Gott heilte ihn und verschonte sein Leben. Das wird auch durch die Bildersprache ausgedrückt: Gott brachte ihn aus dem Grab herauf ("Scheol"). Er war schon fast gestorben, möglicherweise aufgrund einer körperlichen Krankheit, aber der Herr hatte ihn geheilt. Gottes Errettung bewahrte ihn vor dem Tod.



Ps 30,5-6


Aufgrund von Gottes Erlösung rief der Psalmist das Volk auf, dem Herrn zu singen und ihn zu preisen. Der Grund für den Lobpreis liegt darin, daß der Zorn Gottes auf ihn nur eine Zeitlang währte, nur einen Augenblick, nur eine Nacht. Am Morgen folgte die Rettung und die Freude.



B. Züchtigung für Davids Selbständigkeit
(
30,7-11 )


Ps 30,7-8


David gab sein Gebet um Befreiung von der Sünde der Unabhängigkeit vom Herrn wieder. In seinem Stolz fühlte er sich sicher und meinte, er würde nimmermehr wanken (vgl. den Kommentar zu Ps 15,5 ). Das Wort "sicher" ( Selew ) weist auf eine nachlässige Sorglosigkeit hin. Offensichtlich hatte er vergessen, wie notwendig es für ihn war, auf den Herrn zu vertrauen, und sonnte sich in seinem Selbstvertrauen.

Als Ergebnis davon züchtigte Gott ihn ( Ps 30,8 ). Vorher, als Gott ihm seine Gunst erwiesen hatte, hatte er ihm Sicherheit gegeben (Berg ist ein Bild für seine mächtige Stellung); aber als Gott ihn züchtigte, verbarg er sein Angesicht, ein Ausdruck, der auf den Entzug von Segen und Schutz hindeutet.

 

Ps 30,9-11


Als Gott wegen Davids Überheblichkeit die Seuche über Israel brachte ( 2Sam 24,15 ), schrie David zu ihm und bat darum, daß es in seiner Vernichtung und dem Tod (zu Grube vgl. Ps 30,4 und den Kommentar zu Ps 28,1 ) keine Begünstigung geben möge. Wenn Gott von dem Psalmisten gepriesen sein wollte, dann mußte er ihn vor der Grube bewahren (vgl. Jes 38,18 ). Das war die Argumentation, die hinter Davids Gebet um Gnade und Hilfe stand (vgl. Ps 30,3 ).



C. Erlösung von der Züchtigung
(
30,12-13 )


Ps 30,12-13


David, der hier die Terminologie der Festlichkeiten gebrauchte ( Tanz und Freude ), wiederholte, wie Gott ihn aus seinem beklagenswerten Zustand erlöst hatte (im Sacktuch ; vgl. Ps 35,13 und den Kommentar zu 1Mo 37,34 ). Als Ergebnis dieser Antwort auf das Gebet sang David Loblieder auf den Herrn. Er gelobte, sich zum Herrn, seinem Gott, zu bekennen und ihm in Ewigkeit zu danken (vgl. Ps 30,3 ). Jede Errettung, die ein Gläubiger erfährt, sollte in gleicher Weise Lob und Dank zur Folge haben.


Ps 31


Ps 31 ist ein weiterer "Ps. Davids", der in einer Zeit großer Not geschrieben wurde, ist also ein Gebet von einem Menschen, der verachtet, verleumdet und verfolgt wurde. David hat diese Situation so häufig erlebt, daß das Buch der Psalmen viele seiner Gebete enthält, die aus einer solchen Situation erwachsen sind. In diesem Abschnitt ermahnte er die Niedergedrückten, den Herrn zu lieben und stark zu sein, denn der Herr würde sie vor den bösen Anschlägen der Menschen bewahren. David legte dar, daß er diese Wahrheit erfahren hatte, als er sein Leben in die Hände des Herrn gegeben hatte und seine Widersacher sich zusammenrotteten, um ihn zu töten.



A. Schrei nach Errettung
(
31,2-3 )


Ps 31,2-3


Diese Verse berichten von dem Schrei Davids zum Herrn, seiner Zuflucht (vgl. V. 3.5 ). Er betete zum Herrn, schnell herbeizueilen , um ihn zu erretten (vgl. Ps 69,18; 70,2.6; 71,12; 79,8; 102,3; 141,1; 143,7 ) und sein Fels und seine Burg zu sein (vgl. Ps 31,4 und den Kommentar zu Ps 18,3 ). Sein einziger Schutz und seine Sicherheit waren im Herrn.



B. Vertrauen in seine Liebe
(
31,4-9 )


David übergab voller Vertrauen sein Leben in die Hände des Herrn, seinem Fels, denn er wußte, daß er sich an der Liebe Gottes erfreuen würde (vgl. V. 17.22 ).



Ps 31,4-5


Das Vertrauen des Psalmisten wird in diesen Versen nachdrücklich hervorgehoben. Der Herr, sein Fels, seine Burg (vgl. V. 3 ) und seine Zuflucht (vgl. V. 2-3 ; Ps 18,3 ) führte ihn aus der Gefahr heraus.



Ps 31,6


Mit dem Vertrauen auf den Herrn (V. 4-5 ) befahl David seinen Geist in die Hände des Herrn und betete, daß der Gott der Treue (vgl. Jes 65,16 ) ihn erlösen möge (vgl. den Kommentar zu Ps 26,11 ). Dasselbe vertrauensvolle Ruhen in Gott während des heftigen Angriffs der Bösen wurde vom Erlöser Jesus Christus zum Ausdruck gebracht ( Lk 23,46 ). Wer leidet und an Gott glaubt, darf zu ihm beten und die Schwierigkeit in seine Hände legen ( 1Pet 4,19 ).



Ps 31,7-9


Zu seinem Vertrauen versicherte David zusätzlich, daß er jene verachtete, die sich an nichtige Götzen hängen . Der Herr ist treu und allen Vertrauens wert. Deshalb nahm David voller Vertrauen den Lobpreis seiner treuen Liebe vorweg. Er schrieb (V. 9 ) so, als wenn die Erlösung bereits gewährt worden sei. Mit solch einem echten Glauben können die Gläubigen triumphierend Lobgesänge singen, indem sie fest die Errettung durch Gott vorwegnehmen.



C. Klage über die Gefahr
(
31,10-14 )


Ps 31,10-14


Der Psalmist bat um Gnade vom Herrn, weil sein Leben in Gefahr (Not) war. Vor Sorge, Kummer und Gram kam David fast um (V. 10-11 ). (Zu den Gebeinen vgl. den Kommentar zu Ps 6,3 .) Wegen seiner Feinde wurde er abgewiesen und von seinen Freunden vergessen ( Ps 31,12-13 ). Weil sich viele gegen sein Leben zusammengerottet hatten, war von allen Seiten Schrecken um ihn (vgl. Jer 20,10 ).



D. Gebet um Errettung
(
31,15-19 )


Ps 31,15-19


David hob hervor, daß er auf Gott vertraute und sich in die Hände des Herrn gegeben hatte (V. 15-16 a; vgl. V. 6 ), und er betete, daß Gott ihn retten (V. 16 b. 17 ) und seine hochmütigen Feinde zum Schweigen bringen möge (V. 18-19 ). (Über Gottes leuchtendes Angesicht vgl. den Kommentar zu Ps 4,7 .) Nicht David mit seinem Lobpreis, sondern die mit den Lügenlippen sollen verstummen.



E. Lobpreis und Ermahnung
(
31,20-25 )


Ps 31,20-25


David lobte den Herrn ( wie groß ist deine Güte ) für seine Bewahrung der Gläubigen im allgemeinen (V. 20-21 ) und für seine eigene Errettung durch seine Liebe (V. 22 ; vgl. V. 8.17 ) trotz Davids Unglauben (V. 23 ). Aufgrund dessen, was er über die Errettung des Gläubigen durch den Herrn erfahren hatte, ermutigte er die Heiligen, stark im Glauben und in der Hoffnung auf den Herrn zu sein (V. 24-25 ).



Ps 32


David, der die Züchtigung und die Vergebung Gottes erfahren hatte (möglicherweise für die Sünde des Ehebruchs und des Mordes, die in 2Sam 11 berichtet werden), ermutigte andere, den Herrn zu suchen, der mit Sündern gnädig handelt. Wenn sie sich jedoch weigern, sich zu unterwerfen, werden sie die Züchtigung erfahren.

Der Psalm könnte mit Ps 51 in Zusammenhang stehen, der auf die Sünde Davids mit Batseba Bezug nimmt. Damals weigerte sich David ein ganzes Jahr lang, seine Sünde anzuerkennen. Ps 51 war Davids Gebet um Vergebung. Ps 32 würde dann diesem Psalm folgen und Gottes Vergebung und die Lektion, die David gelernt hatte, betonen.



A. Der Segen der Vergebung
(
32,1-2 )


Ps 32,1-2


Der Psalmist, der Gottes Vergebung für seine Sünden empfangen hatte, drückte seine Freude darüber aus. Gesegnet wird in Ps 1,1 der genannt, der ein makelloses Leben führt. Hier wird derjenige mit demselben Wort bezeichnet, der Vergebung empfängt. Gott schenkt völlige Vergebung, denn er rechnet einem reuigen Sünder seine Sünde nicht zu.



B. Die Züchtigung des Unbußfertigen
(
32,3-5 )


Ps 32,3-5


Der Psalmist erfuhr Vergebung, als er seine Sünde eingestand, was er erst nach der Züchtigung Gottes tat. Als er schwieg und seine Sünde nicht bekannte, wurde er körperlich geschwächt (zum Begriff Gebeine vgl. den Kommentar zu Ps 6,3 ) und in seinem Innern gequält. Die Hand (oder Macht) des Herrn lag schwer auf ihm ( Ps 32,4 ), d. h., daß der Herr streng mit ihm verfuhr. Das Ergebnis davon war, daß seine Lebenskraft (Stärke) erschöpft (oder vertrocknet) war wie in der Sommerhitze. Der Ausdruck könnte sich auf eine körperliche Krankheit mit brennendem Fieber beziehen oder aber poetische Sprache für die Gewissensbisse Davids sein.

Deshalb bekannte er Gott seine Sünde. Das ist der Weg der Heilung, denn Gott hatte ihm vergeben.



C. Der Ratschlag dessen, der Vergebung empfangen hat
(
32,6-11 .)


Ps 32,6-7


David ermutigte die Gläubigen, den Herrn zu suchen, denn er handelt gnädig mit den Sündern. Solange der Herr zu finden ist, ist die Zeit des Gebetes da. Dann wird der Gläubige von keinem Unheil (hier wird von mächtigen Wassern gesprochen) überwältigt werden. Aufgrund dieses Trostes pries David den Herrn wieder als Bergungsort ( sETer , in Psalm in Ps 27,5 "Zuflucht"; in Ps 91,1 "Zuflucht" und in Ps 119,114 "Schutz"). Gott schützt diejenigen vor Unheil, die auf ihn vertrauen, und sie können ihn preisen.



Ps 32,8


David gab auch an andere den Ratschlag weiter, sich nicht zu weigern, sich dem Herrn zu unterwerfen, bis er einen dazu zwingt, sondern freiwilig ein Sündenbekenntnis abzulegen. In Vers 8 spricht wohl eher Gott als David, worauf auch die Worte ich wache über dir (vgl. Ps 25,8.12; 73,24 ) hindeuten. Allerdings hat hier auch David die Rolle des Lehrmeisters übernommen (vgl. Ps 34,12;51,15 ).



Ps 32,9-11


Der Psalmist gab seinen Lesern den Ratschlag, sich dem Herrn zu unterwerfen, anstatt stur Widerstand zu leisten wie ein Roß oder ein Maultier, die man bändigen muß. Wer auf den Herrn vertraut, wird seine treue Liebe ( HeseD ) erfahren und ihm Danklieder singen können.

 

Ps 33


Der Psalmist rief die Gerechten dazu auf, den Herrn zu preisen, denn sein Wort ist verläßlich und sein Handeln gerecht. Wer auf ihn vertraut, kann sicher sein, daß er seine Verheißungen an die Menschen erfüllen und sein Werk der Errettung vollenden wird.

Dieser Psalm ist eine Lobeshymne. Unter Umständen verdankt sie ihre Entstehung einem Sieg des Volkes Israel, aber es gibt keinen Hinweis, mit dem dieses Ereignis näher bestimmt werden könnte. Der hebräische Text enthält keine Überschrift; die Septuaginta schreibt den Psalm David zu.



A. Es ist recht, den Herrn zu preisen
(
33,1-3 )


Ps 33,1-3


Diese Verse enthalten den Aufruf des Psalmisten zum Lobpreis. Er forderte die Gerechten dazu auf, sich im Herrn zu freuen, denn das geziemt sich. Lob ist die natürliche Antwort des Volkes Gottes auf Gottes Wohltaten. Aber ihren Lobpreis sollten sie froh und ganz neu darbringen - neue Gnadentaten müssen auch mit neuen Lobliedern besungen werden (vgl. ein neues Lied in Ps 40,4; 96,1; 98,1; 144,9; 149,1 ). Das Loblied sollte auch schön klingen. Die besten Begabungen eines Menschen sollten zum Lobpreis seiner Herrlichkeit eingesetzt werden.

 

B. Der Herr ist verläßlich und gerecht
(
33,4-19 )


Ps 33,4-5


Der Anlaß des Dankes, der in diesem Psalm detailliert aufgeschlüsselt wird, wird in diesen Versen zusammengefaßt. Das Wort des Herrn und sein Werk (