Home
Forum
Begriffserklärungen Syngrammata
Lehre
auf Youtube
Neben der Schrift
Fakten zur Bibel
Youtube komplett
Übersicht
Psalmen Walvoord
Die Psalmen (Allen P. Ross)
EINFÜHRUNG
Von allen Büchern des AT schildern die Psalmen am
deutlichsten den Glauben des einzelnen an den Herrn. Die Psalmen sind die
inspirierten Antworten der Herzen der Menschen auf Gottes Offenbarung seiner
selbst im Gesetz, in der Geschichte und in der Prophetie. Die Heiligen aller
Zeitalter haben diese Sammlung von Gebeten und Lobpreisungen in ihren
Gottesdiensten und bei der persönlichen Anbetung benutzt.
Der Name des Buches
Der deutsche Name "Psalmen" (oder "Psalter") kommt von der
griechischen Übersetzung des AT, der LXX her. Im Codex Vaticanus (4. Jh. n.
Chr.) wird der Name Psalmoi und der Untertitel Biblos psalmNn ("Buch der
Psalmen") gebraucht; im Codex Alexandrinus (5. Jh.) erscheint der Name
Psalterion . Das griechische Wort psalmos , das eine Übersetzung des hebräischen
Wortes mizmNr darstellt, bedeutet Musik, die von Streichinstrumenten begleitet
wird. Unter dem Einfluß der LXX (Septuaginta) und des Christentums bezeichnete
das Wort psalmos ein "Loblied" ohne Betonung auf der Begleitung durch
Streichinstrumente (Christoph Barth, Introduction to the Psalms , New York,
Scribners and Sons, 1966, S. 1). Weil mizmNr in der Überschrift von 57 Psalmen
gebraucht wird, benutzten die griechischen Übersetzer die Übersetzung dieses
Wortes für die Überschrift der gesamten Sammlung.
In der hebr. Bibel lautet der Titel des Buches sEPer
t+hillIm , "Buch des Lobpreises", was sich eher auf den Inhalt als auf die Form
bezieht. Dieser Titel paßt auf die Sammlung der Hymnen, die für Israels Anbetung
gebraucht wurden, denn die meisten der Psalmen haben das Lob zum Inhalt. Claus
Westermann zieht in seiner Studie der verschiedenen Klagepsalmen den Schluß, daß
er keine Psalmen gefunden hat, die nicht über Bitte und Klage zum Lob Gottes
fortschreiten ( The Praise of God in the Psalms , S. 74). In den Titeln findet
man t+hillCh ("Lobpreis") nur einmal ( Ps 145 ), aber der Begriff wird etwa
28mal im ganzen Buch benutzt. T +hillIm könnte ein formaler Begriff für das Buch
sein, denn der übliche Plural von t+hillCh ist t+hillNT .
Die Stellung im Kanon
In der hebr. Bibel gehört das Buch der Psalmen zum dritten
Teil, den Schriften (nach dem Gesetz und den Propheten). In den hebr.
Manuskripten erscheinen die Psalmen gewöhnlich am Anfang der Schriften.
An diese Anordnung des biblischen Kanons halten sich die
deutschen Bibeln nicht, deren Anordnung auf den griechischen und lateinischen
Übersetzungen beruht. Hier scheinen die Anordnung der Propheten und der
Schriften thematisch und chronologisch zu sein.
Das Wesen der Psalmen
1. Religiöse lyrische Dichtung Die Psalmen sind die
umfangreichste Sammlung antiker lyrischer Poesie, die noch existiert. Lyrische
Dichtung drückt in unmittelbarer Art und Weise die persönlichen Gefühle des
Dichters aus. Als Teil des AT ist diese Dichtung notwendigerweise auch
religiöser Natur. Religiöse lyrische Poesie ist der Ausdruck derjenigen
Gefühlsregungen und Empfindungen, die von dem Gedanken an Gott hervorgerufen und
auf ihn ausgerichtet werden (A.F. Kirkpatrick, The Book of Psalms , S. X).
Viele Psalmen sprechen Gott mit ihren poetischen Ausdrücken
der Bitte und des Lobes unmittelbar an. Sie spiegeln all die religiösen
Empfindungen des Gläubigen wider - seine Ängste, Zweifel und Tragödien wie auch
seine Triumphe, Freuden und Hoffnungen. Die Psalmisten haben vielfach ihre
eigenen Erfahrungen als Beispiele für die Bedürfnisse der Menschen und der Güte
und Gnade Gottes herangezogen. Der Gesang über frühere Errettungen in leicht zu
behaltender didaktischer Poesie vermittelte den Gläubigen in den Stunden der
Versuchung Hilfe und Trost und warnte vor Unglauben und Ungehorsam. In dieser
Hinsicht jubelten die Psalmisten über das Gesetz Gottes, das ihnen Hilfe,
Führung und Anleitung zum Wohlergehen war. Mehrere Psalmen schließen auch
Israels "Weisheit" oder Lebensphilosophie mit ein. Diese Hymnen spiegeln die
moralischen Lehren der Sprüche und anderer Teile der Weisheitsliteratur wider.
Weil die Psalmen das "Gesangbuch" für den Tempel bildeten,
werden in ihnen häufig die Zeremonien des Heiligtums gefeiert, und die
Psalmisten frohlocken darin, daß sie den Vorzug genießen, sich Gott an seinem
heiligen Berg nähern zu dürfen. Dieser Aspekt der Psalmen macht das Buch in
Verbindung mit der Entfaltung persönlicher religiöser Erlebnisse zum mächtigsten
und vollständigsten Ausdruck der Anbetung des alten Israel. Durch die Form der
lyrischen Poesie konnten sie nicht vergessen werden.
Die Psalmen offenbaren, daß die Israeliten ein stark
religiöses Volk waren, das Gott mit einem stark ausgeprägten Sinn für das
Richtige und das Falsche verehrte. Sie betrachteten sich als das Bundesvolk
Gottes und traten der Bosheit und dem Unglauben entgegen. Ihr tägliches Handeln,
die Feiern des Volkes und ihre militärischen Aktionen wurden in religiöser
Hingabe durchgeführt. Die Tatsache, daß die Gesänge diese Hingabe widerspiegeln,
macht sie nur um so verwendbarer für die Erbauung der ganzen
Glaubensgemeinschaft.
2. Die sinnträchtige Sprache Lyrische Poesie unterscheidet
sich von anderen literarischen Formen dadurch, daß es sich in ihr um eine
verdichtete Form der Predigt mit absichtlich künstlerischen Elementen handelt.
Die Verdichtung geschieht durch den Gebrauch von Bildern, Symbolen, Figuren,
gefühlsmäßig bestimmten Worten und Worten mit mehrfacher Bedeutung. Die Bilder,
die in den Psalmen benutzt werden, sind oft auf die Erde bezogen, denn die
Israeliten waren zum großen Teil ein Volk von Bauern und Hirten, die in
ländlichen Gebieten inmitten der Natur lebten. Es werden auch militärische
Bilder gebraucht, weil sie häufig in Kriege zur Eroberung des Landes und in
Verteidigungskriege gegen die Verwüstungen durch Reiche, die zu dieser Zeit zur
Züchtigung Gottes gehörten, verwickelt waren. Um die verwendeten poetischen
Ausdrücke vollständig zu verstehen, muß man die kulturellen Erfahrungen des
Volkes nachempfinden.
Sinnträchtige Sprache, die in prophetischer Rede gebraucht
wird, ermöglicht den Psalmisten, mehrere Dinge gleichzeitig auszudrücken. Weil
die Wahrheit in Wortgemälden ausgedrückt wird, ruft sie im Leser das Gefühl
hervor, das der Dichter hatte, als er die Zeilen schrieb. Sie erwecken im Leser
die gefühlsmäßige Bedeutung der Worte ebenso wie ihre intellektuelle Bedeutung.
Zum Beispiel konnte der Dichter die Lebenskraft und die Standfestigkeit eines
geistlichen Menschen mit dem Bild eines am Wasser gepflanzten Baumes darstellen
oder die Angst des Mutlosen durch das Bild von schmelzendem Wachs oder die
verbalen Angriffe der Bösen durch die Symbolik von Schwertern und Bögen. Also
muß sich eine Auslegung der Psalmen über solche Bilder im klaren sein, um sowohl
die intellektuelle als auch die gefühlsmäßige Bedeutung der Dichtung zu
erkennen. Mit einem Wort, die Psalmen müssen als religiöse lyrische Poesie
behandelt werden.
Verschiedene Überschriften werden benutzt, um die
verschiedenen Typen der Psalmen in diesem Buch zu bezeichnen. MizmNr , mit
"Psalmen" übersetzt, ist die Überschrift von 57 Psalmen. Der Ausdruck stand für
ein Lied, das von Saiteninstrumenten begleitet wurde. "Lied" ist die Übersetzung
von s¯r und wird für 12 Psalmen gebraucht. Ein maRkIl ist möglicherweise "ein
besinnliches Gedicht". Dreizehn Psalmen tragen diese Überschrift. Die
Bezeichnung miKtAm steht am Beginn von sechs Psalmen. Später meinte man, die
Bedeutung davon sei "Epigramm" oder "aufgeschriebenes Gedicht", was jedoch
umstritten ist. Fünf Psalmen werden mit "Gebete" ( t+PillCh ) überschrieben, und
einer wird "Lobpreis" ( t+hillCh , Ps 145 ) genannt.
3. Das Metrum Die Tatsache, daß die Psalmen künstlerisch
konstruiert sind, bedeutet, daß sie die Komponenten der künstlichen Form in
vollem Maße und mit großer Häufigkeit entfalten, einschießlich von Mustern, der
Gestaltung, der Einheitlichkeit, der Ausgeglichenheit, der Harmonie und der
Vielfalt. Die Psalmisten waren geistvoll und schöpferisch; sie hielten ihre
künstlerische Leistung für ebenso wichtig wie den Inhalt selbst.
Die Grundlage der Poesie ist das Metrum. Die hebräische
Poesie hat zweifellos Metrum und Rhythmus, aber es ist jetzt noch nicht möglich,
das Metrum mit Sicherheit zu bestimmen. Die meisten Kommentatoren begnügen sich
damit, die Zahl der betonten hebräischen Worte oder die Worteinheiten in einer
Zeile als Grundlage ihrer poetischen Analyse zu zählen. Weil nur wenige Psalmen
beständig einem metrischen Muster betonter Wörter folgen, können die Versuche,
den Text gemäß vorhergefaßter oder neuartiger Vorstellungen über das Metrum zu
rekonstruieren, nicht überzeugen.
4. Der Parallelismus Das vorherrschende Kennzeichen der
Struktur hebräischer Poesie ist die Wiederholung der Bedeutung in parallelen
Ausdrücken - dem sogenannten poetischen Parallelismus. Der biblische poetische
Vers hat normalerweise zwei oder mehr dieser parallel aufgebauten Einheiten. Die
Beziehung zwischen den parallel aufgebauten Einheiten muß untersucht werden, um
die Bedeutung eines Verses als Ganzes zu bestimmen. Die folgenden Kategorien der
Parallelismen sind zum Standard geworden und können benutzt werden, um die
Beziehungen der Einheiten untereinander auszudrücken (vgl. auch A. A. Anderson,
The Book of Psalms , 1,40-2; und James L. Kugel, The idea of Biblical Poetry:
Parallelism and Its History, New Haven, Conn., Yale University Press, 1981).
Der synonyme Parallelismus beschreibt die größte
Ähnlichkeit zwischen den beiden folgenden Zeilen. Ein Ausdruck oder eine
gedankliche Einheit in dem einen Teil wird zu einem entsprechenden Ausdruck oder
einer gedanklichen Einheit in der nächsten Zeile parallel gesetzt. In den
folgenden Beispielen sind die parallelen Elemente entsprechend der betonten
Worte in den hebräischen Versen aufgeteilt worden:
"Und Israel / kam nach / Ägypten; //
Jakob / war ein Fremder / im Lande Ham" ( Ps 105,23; Übers.
des Autors).
Der gegensätzliche Parallelismus hält die parallelen
Elemente durch den gedanklichen Gegensatz oder Kontrast im Gleichgewicht:
"Am Morgen / blüht es / und sproßt es; //
am Abend / verwelkt es / und es verdorrt" ( Ps 90,6; Übers.
des Autors).
Der symbolische Parallelismus taucht dann auf, wenn eine
der parallelen Einheiten eine metaphorische Aufklärung der anderen ist:
"So wie sich ein Vater / über seine Kinder / erbarmt; //
so erbarmt sich / der Herr / über die, die ihn fürchten" (
Ps 103,13; Übers. des Autors).
Die Anordnung der Worte muß innerhalb des Verses in den
parallelen Ausdrücken nicht zwangsläufig dieselbe sein. In der Tat wird die
Anordnung der Worte manchmal umgekehrt, um einen Chiasmus in der Poesie zu
bilden. Darüber hinaus ist der Parallelismus häufig unvollständig . Zwei Arten
können unterschieden werden:
Der unvollständige Parallelismus mit Ersatz bezieht sich
auf einen Vers, in welchem nur einige der Ausdrücke parallel stehen, selbst wenn
beide Teile dieselbe Anzahl Ausdrücke aufweisen:
"Du wirst vertilgen / ihre Nachkommen / vom Erdboden;//
und ihre Kinder / aus den / Menschenkindern" ( Ps 21,11;
Übers. des Autors).
Dieser Typus kann auch mit wiederholten Ausdrücken in einem
Stufenparallelismus erscheinen, der unter dem Namen Klimaxparallelismus bekannt
ist:
"Gebt / dem Herrn, / o ihr Himmlischen, //
gebt / dem Herrn / Ehre und Stärke, //
gebt / dem Herrn / die Ehre seines Namens, //
betet / den Herrn an / in heiliger Pracht" ( Ps 29,1-2;
Übers. des Autors).
Der unvollständige Parallelismus ohne Ersatz bezieht sich
auf einen Vers, in dem eine der Zeilen weniger Worte hat:
"O HERR, / strafe mich nicht / in deinem Zorn //
oder züchtige mich nicht / in deinem Grimm" ( Ps 6,2;
Übers. des Autors).
Wenn der zweite parallele Ausdruck ganz aus dem Ersatz
besteht (wenn er z. B. einfach den Gedanken des ersten Satzteiles fortführt),
wird der Parallelismus als formal bezeichnet (und ist deshalb kein wirklicher
Parallelismus):
"Ich habe eingesetzt / meinen König // auf Zion, / meinem
heiligen Berg" ( Ps 2,6 ).
Einige empfinden es immer noch als hilfreich, Lowths
allgemeine Kategorie des "synthetischen Parallelismus" statt des
"unvollständigen Parallelismus" zu gebrauchen. Im synthetischen Parallelismus
entwickelt die zweite Zeile den Gedanken der ersten Zeile weiter fort.
Der Parallelismus beschreibt die Beziehung der Ausdrücke
innerhalb der Verse ( inwendiger Parallelismus ); bisweilen spiegelt er auch die
Beziehungen zwischen den Versen wider ( äußerlicher Parallelismus ).
5. Die stilistische Gestaltung des Textes Abgesehen von
einigen wenigen Psalmen ist die Aufteilung der Zeilen in Stanzen oder Strophen
nicht üblich. Der Ps 119 ist dafür vielleicht am bekanntesten, denn er ist in 22
Strophen zu je acht Versen unterteilt. Einige wenige Psalmen haben zur
Hervorhebung ihrer strophischen Gestaltung einen Refrain (z. B. Ps 42,6.12;
43,5; 57,6.12; 80,4.8.20 ).
Bestimmte Psalmen sind als Akrostichon alphabetisch
angeordnet, d. h., jeder Vers beginnt mit einem anderen Buchstaben des
hebräischen Alphabets in fortlaufender Anordnung ( Ps 9-10 [diese beiden Psalmen
bilden zusammen ein Akrostichon]; Ps 25; 34; 37; 111 - 112; 145 ). Dieser Stil
wird ebenso in Ps 119 verwendet, in dem jeder der acht Verse in jedem der 22
Abschnitte mit demselben Buchstaben beginnt. Neben anderen Gründen ist diese
Struktur auch eine Gedächtnishilfe gewesen.
6. Musik und Melodie Im Lobpreis Israels werden Musik und
Musikinstrumente erwähnt. Zimbeln, Tamburine, Blasinstrumente und
Saiteninstrumente verschiedener Art werden aufgezählt. Es wird daran deutlich,
daß die musikalische Begleitung im großen Umfang üblich gewesen sein muß.
Zudem weisen viele Bemerkungen in den Überschriften der
Psalmen auf die Musik hin. An erster Stelle steht der Ausdruck "an den
Chorleiter" ( lam+nassEah ) in 55 Psalmen. Obgleich es über diese Überschrift
zahlreiche Spekulationen gibt, beziehen sie sich möglicherweise auf den für die
Tempelmusik verantwortlichen obersten Musiker. Die so bezeichneten Psalmen
könnten eine Sammlung von Liedern umfaßt haben, die an den Tempel für den
Gottesdienst übergeben wurden.
Der Ausdruck "Söhne Korach", der in den Psalmen 42; 44-49;
84; 87-88 vorkommt, bezieht sich möglicherweise auf die musikalischen Darsteller
aus dieser Familie. Andernfalls müßte man bei diesen Psalmen an eine mehrfache
Autorschaft denken, und eine doppelte Autorschaft wäre für Ps 88 erforderlich. Y
+DUTUn ("Jedutun"; Ps 39;62;77 ) könnte sich auch auf eine Vereinigung von
Musikern beziehen, denn Jedutun war einer der obersten Musiker bei David ( 1Chr
16,41 ).
Andere Überschriften dienen ebenfalls dem Hinweis auf die
Musik. N +GInNT ( Ps 4; 6; 54-55; 67; 76 ) bedeutet "mit Saiteninstrumenten". Ps
61 enthält das Wort n+GInaT (Sg.) "mit einem Saiteninstrument". {+mInIT ( Ps
6;12 ) bedeutet vielleicht "mit einer achtsaitigen Laute". N eHIlNT ( Ps 5 ) ist
unklar, könnte sich jedoch auf Flöten beziehen, die zum Ausdruck der Klage
gebraucht wurden. G ittIT ? ( Ps 8;81;84 ) ist ebenfalls schwierig zu deuten; es
könnte "Weingesang" oder "Instrumente aus Gat" bedeuten. Z!AmNT ( Ps 46 )
bedeutet möglicherweise "Mädchen"; es könnte auf ein von weiblichen Stimmen
gesungenes Lied Bezug nehmen.
S elCh , das sich in mehreren Psalmen findet - nie jedoch
zu Beginn eines Psalmes - könnte anzeigen, an welcher Stelle der Anbeter seine
Stimme zu "heben" hatte. (Vielleicht ist S elCh mit sAlal , "heben, erheben",
verwandt.) S elCh kommt 71mal in den Psalmen vor, befand sich aber wohl nicht
ursprünglich im Text, sondern wurde später, wenn auch sehr früh, hinzugefügt.
Einige Psalmen enthalten auch Hinweise zur Melodie. "Zur
(Melodie der) Lilie/Lilien" findet sich in Ps 45;60;69 und 80; "Zur Hirschkuh
des Morgens" (so wörtlich aus dem Hebr. ) in Ps 22 und "Zur stillen Taube der
Ferne" in der Überschrift von Ps 56; "Zerstöre nicht" in den Psalmen 57 - 59 und
75. Die Bedeutung von Zl-mUT labbEn in Ps 9 ,von Zl-mAHXlaT in Ps 53 und von
Zl-mAHXlaT l+annNT in Ps 88 ist umstritten und ungewiß.
Diese Angaben in den Überschriften der hebräischen Psalmen
verweisen möglicherweise auf Melodien oder liturgische Regeln.
Autor und historische Anräposigaben
In den Kommentaren wurde lange die Übersetzung der aus
einem Konsonant und einem Vokal bestehenden Präposition lAmeD diskutiert, die
traditionell als Hinweis auf den Autor des jeweiligen Psalms verstanden wurde
(z. B. l+=DAwiD = "von David"). In neuerer Zeit sind kritische Stimmen laut
geworden, wobei nicht immer klar zu entscheiden ist, ob es wirklich um
grammatische und historische Einwände geht oder ob der Ausgangspunkt ist, daß
man die Autorschaft bestimmter Psalmen, vor allem davidischer Psalmen, generell
in Frage stellt.
Das AT bezeugt, daß David ein Liedersänger und der
eigentliche Organisator der Zunft der Tempelmusiker war ( 1Chr 15,3-28; 16,4-43;
23,1-5; 25; 2Sam 6,5; vgl. auch 1Chr 13,8 ). Die Tradition Israels beschreibt
David als Verfasser heiliger Lieder.
Darüber hinaus kann die Präposition lAmeD grammatisch
durchaus die Autorschaft bezeichnen. Sie kann "für", "zu", "von" usw. bedeuten.
Ihr Gebrauch zur Bezeichnung des Autors ist in nordwestlichen semitischen
Inschriften, in anderen semitischen Sprachen, wie etwa dem Arabischen, und in
anderen biblischen Texten (z. B. Hab 3,1 : "von Habakuk") gut belegt. Auch wenn
der Ausleger die Präposition anders verstehen kann, gibt es doch genügend
Beweise, um den Gebrauch zur Bezeichnung der Autorschaft zu unterstützen.
Allerdings muß jeder Psalm für sich genommen und die
Übersetzung der Präposition lAmeD immer mit dem internen Befund des Psalmes
verglichen werden, da sie so viele verschiedene Bedeutungen hat. Die generell
ablehnende Einstellung gegenüber den Überschriften der Psalmen ist jedoch nur
Teil der generellen bibelkritischen Skepsis gegenüber dem Alter der Psalmen.
Viele bibelkritische Ausleger datieren viele Psalmen in die nachexilische oder
gar in die makkabäische Zeit. Die ugaritischen Tafeln von Ras Schamra beweisen
jedoch das Alter dieser Gattung der Dichtkunst. Ausleger sollten daher die
Überschriften der Psalmen sehr sorgfältig untersuchen und ernst nehmen. Immerhin
sahen auch Christus und die Apostel sie als Zeugnis für die persönliche
Autorschaft der Psalmen an.
Die Autorenangaben sind von großem Interesse, wenn man sie
zusammenstellt:
Ps 90 von Mose;
73 Psalmen von David;
Ps 50 und Ps 73-83 von Asaf;
Ps 88 von Heman, dem Esrachiter (vgl. 1Kö 4,31 );
Ps 89 von Etan, dem Esrachiter;
Ps 72 und Ps 127 von Salomo.
Ps 59 (Asaf, Heman und Etan waren levitische Musiker, 1Chr
15,17.19; vgl. 1Chr 6,39; 2Chr 5,12 ).
steht mit 1Sam 19,11 in Verbindung;
Ps 56 mit 1Sam 21,10-15;
Ps 34 mit 1Sam 21,10-22,2;
Ps 52 mit 1Sam 22,9;
Ps 54 mit 1Sam 23,15-23;
Ps 7 mit 1Sam 23,24-29 (was jedoch umstritten ist);
Ps 57 mit 1Sam 22,1-2 (bei Adullam) oder mit 1Sam 24 (bei
En-Gedi);
Ps 142 zu denselben Stellen, da er ebenfalls von Davids
Aufenthalt in einer Höhle berichtet;
Ps 60 mit 2Sam 8,8.13; 1Chr 18,9-12 ,möglicherweise als
Zitat;
Ps 18 mit 2Sam 22 ,wobei beide Texte fast identisch sind;
Ps 51 mit 2Sam 11-12;
Ps 3 mit 2Sam 15-18;
Ps 63 mit 2Sam 15,23 (nach einigen Auslegern);
Ps 30 mit 1Chr 21,1-22,1 (nach einigen Auslegern). (Der
Inhalt von Ps 30 legt nahe, daß David den Psalm zur Tempelweihung schrieb,
nachdem er sündigte, indem er das Volk zählte, und nachdem er das Grundstück für
den Tempel erworben hatte.)
Auch diese Angaben belegen, daß viele Psalmen von David
selbst geschrieben wurden. Viele der davidischen Psalmen sind mit Ereignissen
aus Davids Jugend verbunden.
Die Entstehung der Psalmen
Weil sich die Niederschrift der Psalmen über solch eine
lange Zeit erstreckte, muß es mehrere Etappen der Sammlung gegeben haben. Davids
Bestimmung der Musik zur Anbetung im Tempel wurde bereits erwähnt. Ps 72,20
enthält die Bemerkung "Zu Ende sind die Gebete Davids, des Sohnes Isais".
Mehrere Psalmen vor Ps 72 werden David nicht zugeschrieben, und 17 Psalmen
danach stammen von ihm. So bezieht sich diese Anmerkung möglicherweise auf eine
frühere Psalmensammlung.
Auch andere Könige haben in ihren Reformen für die
Musikzünfte und Tempelmusiker eine Organisation geschaffen. Salomo ordnete
Tempelgesang an ( 2Chr 5,11-14; 7,6; 9,11; Pred 2,8 ), ebenso wie Joschafat (
2Chr 20,21-22 ) und Jojada ( 2Chr 23,18 ). Bei Hiskias Reformen wurden die
Musikzünfte wieder ins Leben gerufen ( 2Chr 29,25-28.30; 30,21; 31,2 ). Hiskia
wies die Leviten an, mit den Worten Davids und Asafs Lobgesänge zu singen ( 2Chr
29,30 ). Später setzte Josia die Tempelmusik und die Musikzünfte wieder ein (
2Chr 35,15.25 ).
Die Psalter entstanden also allmählich, und sie wurden
häufig überarbeitet und neu strukturiert. Die erste Etappe war die Niederschrift
der persönlichen Psalmen, von denen einige zur Anbetung gesammelt wurden. Nicht
alle alten hebräischen Psalmen sind in dieses Buch gelangt. Die Gesänge Moses (
2Mo 15,1-18; 5Mo 32,1-43 ), Mirjams ( 2Mo 15,21 ), Deboras ( Ri 5 ), Jonas ( Jon
2 ) und sogar einige der Lieder Davids ( 2Sam 1 ) sind nicht aufgenommen worden,
zum Teil, weil sie bereits schriftlich vorlagen. Zur Zeit Davids schrieben auch
die Leviten Psalmen für den Tempeldienst ( 1Chr 16,4 ).
Die Sammlung der Psalmen war die nächste Stufe.
Möglicherweise waren einige der Gesänge Davids, wie auch Asafs Gesänge,
gesammelt worden. Andere Sammlungen, wie die "Stufenlieder" oder Pilgerlieder (
Ps 120-134 ), sind wohl auch gesammelt worden.
Diese kleineren Sammlungen wurden dann wohl in die Bücher
eingefügt, die heute existieren. Buch I besteht aus den Psalmen Ps 1-41 , Buch
II umfaßt die Ps 42-72 , Buch III besteht aus Ps 73-89 ,Buch IV aus den Ps
90-106 , und Buch V umfaßt die Ps 107-150 . Jeder Abschnitt schließt mit einem
Lobgesang, und der gesamte Psalter schließt mit Ps 150 mit einem großen
Lobgesang. Das früheste Zeugnis für diese fünffache Unterteilung findet sich in
den Qumranschriftrollen (die in der Nähe des Toten Meeres gefunden wurden), die
bald nach dem Beginn des christlichen Zeitalters vervielfältigt wurden.
Die abschließende Stufe der Gestaltung des Psalters wurde
mit der Arbeit des letzten Überarbeiters erreicht. Die gegenwärtige Anordnung
zeigt Merkmale dieses Einflusses.
Also waren zur Zeit des Abschlusses des alttestamentlichen
Kanons die Sammlungen von Liedern und Psalmen in ihrer gegenwärtigen Form
vereinigt worden.
Der Text der Psalmen
In den Manuskripten der Psalmen existieren zumindest drei
Texttypen. Die hebräische Bibel, d. h. der Masoretische Text (MT), stellt mit
Sicherheit den zuverlässigsten Text dar. Die Manuskripte dieser Familie
bewahrten die besten Lesarten, auch wenn sie bisweilen archaisch, selten oder
schwierig waren. Diese Bewahrung weist auf die hohe Achtung der Schreiber hin,
die sie dem Text entgegenbrachten, den sie empfangen hatten. Dennoch haben sich
Übersetzer und Kommentatoren gelegentlich die Freiheit genommen, in dem Bemühen,
etliche der Schwierigkeiten zu lösen, den Text zu verbessern. Die
vorgeschlagenen Änderungen müssen jedoch mit aller Sorgfalt abgewogen werden.
In dem Text der griechischen Septuaginta (LXX) basieren die
Psalmen auf einer minderwertigeren Texttradition als der Masoretische Text. Wo
das Hebräische knapp oder schwierig formuliert und die griechischen Übersetzer
ihre Schwierigkeiten hatten, haben sie häufig den Text in ihrer Wiedergabe
geglättet.
Die Numerierung der Psalmen im Griechischen unterscheidet
sich vom hebräischen Text. Das ist für den Vergleich mit römisch-katholischen
Kommentaren oder mit den lateinischen oder griechischen Texten selbst von
Bedeutung. Die folgende Übersicht verdeutlich das:
MT LXX Ps 1-8 Ps 1-8
Ps 9-10 Ps 9 Ps 11-113 Ps 10-112 Ps 114-115 Ps 113 Ps 116,1-9 Ps 114 Ps
116,10-19 Ps 115 Ps 117-146 Ps 116-145 Ps 147,1-11 Ps 146 Ps 147,12-20 Ps 147 Ps
148-150 Ps 148-150 Darüber hinaus schließen die griechischen und die deutschen
Versionen nicht die Überschriften als Teil der Numerierung der Verse mit ein,
wie es der hebräische Text tut. Deshalb sind häufig die Versnumerierungen im
hebräischen Text (und den Verweisen in Büchern, die sich auf den hebräischen
Text beziehen) um die Zahl eins höher.
Ein dritter Typus wird uns in den Psalmenschriftrollen des
Toten Meeres bezeugt. Auch dieser Text ist dem Masoretischen Text unterlegen.
Das Studium der Psalmen
Über die Jahrhunderte hinweg sind die Psalmen immer wieder
mit bestimmten überwiegenden Methoden ausgelegt worden. Die meisten
konservativen Ausleger vertrauen den alten, aber verläßlichen historischen
Kommentaren, von denen einige im letzten Jahrhundert entstanden sind. Die
Kommentare von J. A. Alexander, Franz Delitzsch, Alexander Maclaren und J. J. S.
Perowne vermitteln historische und grammatische Auslegungen des Textes.
Die literarisch-analytische Methode des Schriftstudiums
wendet C. A. Briggs in seinem Kommentar an. Aufgrund der theologischen
Vorstellungen, der poetischen Struktur und der Philologie in den Psalmen geht er
irrtümlicherweise davon aus, daß der größte Teil der Psalmen in der
Makkabäerzeit geschrieben wurde (ca. 150 v. Chr.).
Eine gewinnbringendere Reihe von Studien hatte ihren
Ursprung in der formalkritischen Methode. Hermann Gunkel war mit seiner
Einleitung in die Psalmen (Introduction to the Psalms, übers. von Thomas Horner,
Philadelphia, Fortress Press, 1967) der Pionier dieser Methode. Man ging hierbei
davon aus, daß die Psalmen bei rituellen Handlungen im Rahmen der Anbetung
Gottes durch Israel gesungen wurden. 1Sam 1,24- 1Sam 2,10 und 1Chr 16,1-37 geben
von dieser Verwendung der Psalmengesänge Zeugnis. Die Aufgabe war also nun, das
Umfeld der Entstehung eines jeden Psalmes zu bestimmen.
Von seiten der Kritiker wurde festgestellt, daß die
Psalmen, die derselben rituellen Handlung im Tempel entsprangen, Ähnlichkeiten
hinsichtlich des Vokabulars, der Vorstellungswelt, der Stimmungen und der
Ausdrücke aufwiesen. Indem diese ähnlichen Charakterzüge miteinander verglichen
wurden, konnten verschiedene Typen innerhalb der Psalmen unterschieden werden.
Mit dieser Methode konnte man verschiedene Kategorien für
die Psalmen erkennen. Sie beinhalten persönliche Klagen, Klagen des Volkes,
Danksagungen einzelner und Hymnen. Hinzu kommen königliche Psalmen,
Pilgerpsalmen, Siegespsalmen, Zionsgesänge, Gesänge zur Einsetzung eines
Herrschers, tNrCh -(Gesetzes-)Psalmen und Weisheitspsalmen.
Viele Formkritiker gaben vor, die Entwicklungsgeschichte
dieser Gruppen nachvollziehen zu können. Als Ergebnis davon wurden die meisten
Psalmen als Texte der Priester für liturgische Zwecke zugeschrieben und nicht
als Gedichte einzelner Heiliger betrachtet, die ihre Erfahrungen mit Gott
niedergeschrieben haben. Dieses Bemühen der Formkritik hat viele Ausleger dazu
gebracht, die gesamte Methode zu verwerfen.
Die folgende Einteilung der Psalmenarten wurde mit großem
Gewinn benutzt, um die Psalmen zu verstehen:
1. Persönliche Klagen : Diese Psalmen stimmen grob mit den
Gebeten um Hilfe aus der Not überein. Sie bestehen aus den folgenden Teilen:
a. Einleitender Schrei zu Gott: Der Psalmist wandte sich
unmittelbar zu Gott und schüttete sein Herz in einer kurzen Rede aus, was häufig
eine Zusammenfassung der Ausrichtung des Psalmes darstellt.
b. Klage: Der Psalmist verlieh dann seinem beklagenswerten
Zustand voll und ganz Ausdruck. Er beschrieb sein Problem und das, was seine
Feinde getan hatten, in welcher Not er sich befand und was Gott getan hatte oder
auch nicht getan hatte.
c. Bekenntnis des Vertrauens: Der Psalmist wandte sich von
seiner Klage ab und erklärte sein volles Vertrauen in den Herrn. Einige dieser
Abschnitte wurden zu ganzen Psalmen des Vertrauens und sich Verlassens auf Gott
ausgedehnt.
d. Bitte: Dann bat der Psalmist Gott, für ihn einzutreten
und ihn zu retten.
e. Das Versprechen, Gott zu preisen oder der Ausdruck des
Lobes: Der Psalmist schloß seine Klage mit dem Ausdruck seines Lobpreises Gottes
für die Antwort auf sein Gebet ab. Weil dieser Abschnitt ein Teil des Gebetes
zur Erlösung aus der Not ist, wurde es als Gelübde beschrieben - es ist das, was
er in der Mitte der Versammlung sagen wird, wenn der Herr sein Gebet beantwortet
hat. Mit der Sicherheit, daß der Herr antworten würde, begann der Lobpreis noch
im Gebet. Claus Westermann nimmt an, daß inmitten des Gebetes des Psalmisten
Gott gehört und sich dem Psalmisten zugeneigt hatte ( The Praise of God in the
Psalms, S. 79). Die plötzliche Sicherheit der Antwort führte den Psalmisten
dazu, dem Lob umfassend Ausdruck zu verleihen.
2. Klagen des Volkes : Diese Psalmen haben denselben Aufbau
wie die Klagen der einzelnen, aber sie sind gewöhnlich kürzer. Sie beinhalten
eine einleitende Rede und Bitte, eine Klage, ein Bekenntnis des Vertrauens, eine
Bitte und ein Gelöbnis zum Lobpreis. In jedem dieser Psalmen sah sich das Volk
Schwierigkeiten gegenüber, und gemeinsam nahte sich das Volk mit seiner Klage zu
Gott.
3. Dankpsalmen : Diese Psalmen, auch Psalmen des
verkündigenden Lobpreises genannt, haben einen anderen Aufbau. Sie beinhalten
fünf Charakteristika:
a. Verkündigung des Lobpreises Gottes: Der Psalmist begann
üblicherweise mit einer Aussage wie "Ich will lobsingen", denn durch den Psalm
teilte er anderen mit, was Gott für ihn getan hatte.
b. Einleitende Zusammenfassung: Der Psalmist stellte oft in
Kürze fest, was Gott getan hatte.
c. Bericht über die Errettung: Der Psalmist berichtete dann
im Detail seine Errettung. Normalerweise erläuterte er, daß er zum Herrn
geschrien hatte und der Herr ihn erhört und errettet hatte.
d. Erneutes Versprechen des Lobpreises: Der Psalmist gab
Gott hier wirklich den Lobpreis, den er versprochen hatte.
e. Lobpreis oder Anweisung zum Lob: Der Psalmist schloß mit
einem unmittelbaren Lobpreis Gottes, oder er fügte einen ausführlichen Abschnitt
mit Anweisungen zum Lobpreis für andere an.
Beispiele für Dankpsalmen oder Psalmen des verkündigenden
Lobpreises sind Ps 21;30;32;34;40 und Ps 66 .
4. Psalmen des verkündigenden Lobpreises (Hymnen) : Diese
Psalmen sprechen nicht vorwiegend von einer persönlichen Errettung, sondern sie
sind ein unmittelbarer Lobpreis Gottes. Diese Psalmen haben einen nur
geringfügig anderen Aufbau:
a. Aufruf zum Lobpreis: Der Psalmist lud andere ein, den
Herrn zu preisen.
b. Der Anlaß des Lobpreises: Der Psalmist übermittelte die
Gründe für den Lobpreis. Dieser Abschnitt beinhaltete üblicherweise eine
Zusammenfassung und daraufhin eine umfassende Darlegung der Gründe für den
Lobpreis. Dieser Grund war normalerweise die Größe Gottes und seine Gnade, was
in besonderer Weise erläutert wurde.
c. Schluß: Der Psalmist schloß das Lied mit einer erneuten
Ermahnung zum Lobpreis des Herrn.
Beispiele für die Psalmen des verkündigenden Lobpreises
sind Ps 33;36;105;111;113;117 und Ps 135 .
Andere Arten von Psalmen werden im Verlauf des Kommentars
erläutert. Die wichtigsten Arten darunter sind die Weisheitspsalmen, die
Wallfahrtspsalmen, königliche Psalmen und die Psalmen zur Einsetzung des
Herrschers. Die Weisheitspsalmen stehen von ihren Motiven her in enger Beziehung
zur Weisheitsliteratur des AT (z. B. den Sprüchen). Unter den Charakteristika,
die sich in ihnen finden lassen könnten, sind die "lieber"-Worte ( Ps 119,72 ),
die Zahlen-Worte ( Ps 62,11-12 a), die Ermahnungen an die "Kinder" ( Ps 34,12 ),
Segnungsformeln ( Ps 1,1 ), Betonungen des Gesetzes ( Ps 119 ) und des
Gegensatzes zwischen dem Gerechten und dem Gottlosen ( Ps 1,6.49 ).
Die Ps 120-134 hat man Wallfahrtslieder genannt. Sie haben
alle die Überschrift "Ein Wallfahrtslied". Man hat zwar diese Anordnung der
Überschriften auf vielfältige Weise zu deuten versucht, aber wahrscheinlich
beziehen sie sich auf Israels "Hinaufziehen" nach Jerusalem für die drei Feste
(vgl. 1Sam 1,3; Ps 122,4; Jes 30,29; vgl. auch 2Mo 23,17; Ps 42,4 ). Der Inhalt
vieler dieser Psalmen paßt gut auf eine Reise nach Jerusalem.
Psalmen, in denen der gesalbte König im Vordergrund steht,
werden Königspsalmen genannt. Der Text nimmt auf einen Höhepunkt in der Laufbahn
des Monarchen Bezug, so z. B. auf seine Krönung ( Ps 2 ), seine Eheschließung (
Ps 45 ) oder darauf, daß er in den Krieg zog ( Ps 20;144 ). Der Davidsbund wird
in Ps 89 in Poesie gekleidet. Ps 110 berichtet von dem zu erwartenden Kommen des
Königs im Sieg, und Ps 72 schildert seine ruhmvolle Herrschaft. Zur Beziehung
dieser Psalmen zu dem König, dem Messias, vgl. den Kommentar zu diesen Psalmen.
Die Inthronisierungspsalmen werden durch die Ausdrücke "der
Herr ist König" ( Ps 93;96-97;99 ); der Herr ist "ein großer König" ( Ps 47;95 )
und der Herr "kommt zum Gericht" ( Ps 98 ) gekennzeichnet. Die Kommentatoren
legen diese Ausdrücke verschieden aus. Manche sind der Ansicht, daß diese
Psalmen auf ein jährlich abgehaltenes Fest Bezug nehmen, mit dem die Herrschaft
des Herrn über die Erde gefeiert wurde. Es existiert jedoch kein letztendlicher
Beweis dafür, daß ein solches "Inthronisierungsfest" jemals veranstaltet wurde.
Von anderer Seite wurden diese Ausdrücke so verstanden, daß sie sich auf die
Herrschaft Gottes über Israel bezogen. Das würde zwar zu Ps 99 passen, aber dem
Inhalt der anderen Psalmen nicht gerecht werden. Man hat darin auch den Ausdruck
von Gottes universeller Herrschaft sehen wollen (Alva J. McClain, The Greatness
of the Kingdom . Grand Rapids, Zondervan Publishing House, 1959, S. 22). Ps 93
könnte man vielleicht in dieser Weise verstehen.
Auch wenn die Inthronisierungspsalmen sicher auch die
Herrschaft Gottes beschreiben, liegt ihre eigentliche Bedeutung in dem Hinweis
auf das messianische Königtum. Die Sprache dieser Psalmen, die häufig an die
Erscheinung Gottes am Sinai erinnert, ähnelt den Prophezeiungen auf das kommende
messianische Königreich. So findet sich der Ausdruck "Gott ist König" auch in
Jes 52,7 ,wo er sich auf die zukünftige Herrschaft des leidenden Gottesknechtes
bezieht.
Die Beschäftigung mit den Inthronisierungspsalmen hat viele
moderne Wissenschaftler dazu geführt, einen "kultischen" Zugang zu den Psalmen
zu suchen. Diese Annäherung ist eine Entwicklung der formkritischen Methode; sie
behauptet, daß die jährlichen Herbstfeste das Zentrum der Anbetung bzw. des
"Kultes" von Israel seien. Einer, der diese Ansicht vertritt, ist Sigmund
Mowinckel ( The Psalms of Israel's Worship ).
Er stellt die These auf, daß Israel jeden Herbst ein Fest
abhielt, bei welchem der Herr im Tempel inthronisiert wurde, wobei Gottes
Herrschaft über das Universum für ein weiteres Jahr garantiert wurde. Mowinckel
erschließt sein Beweismaterial unter biblischer Bezugnahme auf Gottes Herrschaft
oder Richteramt ( Ps 47;93;95-99 ), auf Gottes Sieg über die Natur und auf
Menschen, die ein Fest aus fröhlicher Erwartung der Herrschaft Gottes begehen.
Das Material ist nur skizzenhaft, deshalb stützt er die These durch ähnliche
Feste der Nationen der Umgebung des alten Nahen Osten, vor allem Babylon mit
seinem Akitu -Fest.
Andere haben das Fest unterschiedlich interpretiert. Artur
Weiser ( The Psalms: A Commentary ) meint, daß ein Herbstfest ein Zentrum der
Inthronisationspsalmen sei, legt aber nahe, daß es eher eine Erneuerung des
Bundes sei als eine tatsächliche Inthronisation des Herrn. Er führt dazu
Ähnlichkeiten mit Josua 24 auf.
Hans-Joachim Kraus ( Worship in Israel . Richmond, Va.:
John Knox Press, 1966) vertritt ein umfassenderes Bild des Herbstfestes. Er
sieht das Fest als Erinnerung an den Exodus und die langen Wanderungen, als eine
Feier zur Bundeserneuerung und eine Tradition aus kanaanitischen Vorstellungen
von Königtum, die sich aus der Regentschaft Davids und Salomos ergaben, an.
Wenn solch ein Herbstfest tatsächlich existierte und den
Schlüssel zu den gesamten Psalmen bildete, dann ist es verwunderlich, daß dies
nirgends in der Schrift erwähnt wird. Möglicherweise wurden manche Psalmen in
Verbindung mit Herbstfesten benutzt. Aber es wäre ungewöhnlich, daß die Mehrheit
der Psalmen ein Teil eines Festes gewesen sein sollten, das nach heidnischen,
mythologischen Ideen gestaltet war. Diese Ansicht wurde auch auf der Basis des
Materials über Feste im alten Nahen Osten kritisiert (vgl. Kenneth A. Kitchen,
Ancient Orient and Old Testament . Downers Grove, Ill.: Intervarsity Press,
1966, S. 102).
Diese Art von Herangehen an die Auslegung der Psalmen hat
jedoch eine nötige Hervorhebung geliefert.
Viele Psalmen waren möglicherweise eng mit Zeremonien und
dem Gottesdienst in der Stiftshütte Davids und/oder dem Tempel Salomos
verbunden. Dieser Hintergrund der Anbetung Gottes in der Stiftshütte und im
Tempel muß bei der Auslegung berücksichtigt werden.
Über die zahlreichen Verweise auf die Anbetung Gottes und
die Tempelzeremonien innerhalb der Psalmen hinaus werden in den Überschriften
Hinweise auf die Liturgie gegeben. Ps 30 ist mit den Worten überschrieben "Zur
Einweihung des Tempels", Ps 92 ist "für den Sabbattag" entworfen, und Ps 100 ist
ein Psalm, der beim Erntedankopfer ( 3Mo 7 ) Verwendung fand. "Eine Bitte"
(wörtl. "um in Erinnerung zu rufen") ist die Überschrift von Ps 38 und Ps 70 ,
die offensichtlich dazu gedacht war, den Herrn an den Bittenden zu erinnern. Die
Bedeutung von SiggAyNn in Ps 7 ist unklar. Die Überschrift "Ein Stufenlied" ( Ps
120-134 ) könnte hier hinzugefügt werden. Diese Lieder wurden unterwegs oder bei
den großen Festen in Jerusalem gesungen.
Der religiöse Kalender Israels (vgl. die Übersicht
"Kalender in Israel" zu 2Mo 12 ) ist zum Verständnis des Hintergrundes einiger
dieser Psalmen von Bedeutung. Die drei großen jährlich abgehaltenen Feste werden
in 2Mo 23,14-19 und 3Mo 23,4-44 erörtert. Zum Passafest und zum Fest der
ungesäuerten Brote im Frühjahr, zum Wochenfest bzw. Pfingsten (auch Fest der
Erstlingsfrucht genannt) im Frühsommer und zum Versöhnungstag und zum
Laubhüttenfest im Herbst sollte das Volk nach Jerusalem ziehen und Gottes
Freigebigkeit in der Ernte feiern. Bei diesen Versammlungen wurde das Volk in
die Tempelzeremonien und in den Lobpreis der Psalmen mit einbezogen.
Die Psalmen nehmen häufig auf Musikinstrumente, auf Gesang
und auf Händeklatschen bei den religiösen Handlungen Bezug. Ps 5,7 spricht vom
Betreten des Hauses Gottes, um anzubeten. ( Ps 68,25-28 bezieht sich auf die
Prozession zum Heiligtum in Begleitung der Sänger; vgl. Ps 42,5 .) Ps 122,1
spricht von der Freude bei der Wallfahrt zum Tempel.
Bei zahlreichen Gelegenheiten betete Israel im Tempel an.
Sabbattage, Neumonde, Sabbatjahre und besondere Jubeljahre gaben Gelegenheit,
Gott im Heiligtum zu loben.
In gleicher Weise konnten die von selbst kommen, die Gott
anbeten wollten. Freiwillige Opfer konnten als Ausdruck des Dankes ( tNDCh ;
vgl. 3Mo 7,12-18; Ps 50,14-15 ), für die Antwort auf ein Gebet ( 1Sam 2,1-10 ),
zur Reinigung von ritueller Unreinheit oder Krankheit ( 3Mo 13-15 ), zur
Rechtfertigung in Gesetzeskonflikten, zur Sühnung von Sünde ( Ps 51,15-19 ) oder
als besondere Gelübde dargebracht werden. Bei derartigen Gelegenheiten brachte
derjenige, der Gott anbeten wollte, sein Opfer dar, damit die Anwesenden daran
teilhaben konnten, und er sprach sein Lob (möglicherweise in Form eines
verkündigenden Lobpreispsalms) zur Bereicherung der Versammlung aus.
Es besteht kein Zweifel darüber, daß die Gebete in den
Psalmen darüber hinaus von denen vielfach benutzt wurden, die kamen, um um
Vergebung, Heilung, Schutz, Errettung und Beistand zu bitten, so wie es durch
die ganze Kirchengeschichte hindurch geschehen ist.
Also wurden die Psalmen entweder einzeln oder in der
Gemeinschaft häufig gesungen oder in der Nähe des Heiligtums gesprochen. Ihre
Botschaften und wie sie gebraucht wurden geben den Gläubigen auch heute noch
Anweisungen, wie die folgende Auslegung zu zeigen versucht. Die Gebete der
Psalmisten zeigen das große Vertrauen in den Herrn, so daß sie sich häufig dem
Lobpreis zuwandten, bevor die Antwort tatsächlich eintraf. Eine genaue
Untersuchung der Psalmen zeigt, wie solches Vertrauen zustande kam. Hinzu kommt,
daß der Lobpreis der Psalmisten deutlich macht, wie sie ganz echt und
unmittelbar Gottes Wohltaten genossen. Von Gott etwas zu empfangen, und ihn
nicht zu preisen, ist Sünde. Die Darlegung der Wohltaten Gottes war der
abschließende Teil des Vorgangs. So erfreuten sich die Psalmisten an Gott, denn
der Mensch redet natürlicherweise von dem, über das er sich freut (C. S. Lewis:
Reflections in the Psalms . New York: Harcourt, Brace and World, 1958). Wenn
also die Schriften die Gläubigen dazu aufrufen, Gott zu preisen, dann rufen sie
sie dazu auf, sich an Gott und seiner Güte zu erfreuen. Wenn Gott einen Menschen
segnet, so soll die Versammlung daran teilhaben, so daß sie alle in den Lobpreis
einstimmen können und sich an Gott und seinen Wohltaten erfreuen.
In Israel bedeutete das normalerweise, am Opfermahl
desjenigen teilzunehmen, der zur Anbetung und zum Lobpreis Gottes gekommen war.
Sein Opfer, ein Zeichen der Freigebigkeit, ging mit seinem Lobpreis Hand in
Hand. Das Volk erfreute sich an seinem Gott und wurde dadurch angeleitet, zu ihm
zu beten und ihn noch mehr zu preisen.
Die Theologie der Psalmen
Weil die Psalmen eine solche Bandbreite religiöser Themen
aufgreifen, ist es schwierig, eine besondere Theologie in der Sammlung
festzustellen. In der Tat tauchen hier beinahe alle theologischen Konzepte des
AT auf. Dennoch kehrt ein vorherrschender Schwerpunkt immer wieder. Die
Psalmisten setzten den Glauben voraus oder drückten ihn aus, daß der Herr, der
souverän über das Universum regiert, seine gerechte Herrschaft über die Erde mit
und durch sein Volk errichten wird. Wenn sie sich dem Widerstand der Gottlosen
gegenüber sahen oder unter körperlichen Schwächen litten, beteten sie für die
Verwirklichung der Herrschaft Gottes in ihrem Leben und vertrauten darauf, daß
der Richter der ganzen Erde Rechtfertigung bringen würde. Wenn die Gerechtigkeit
triumphierte, priesen sie Gott für den Sieg seiner gerechten Sache unter den
Menschen.
Die Teilhabe der Psalmisten an der Anbetung Gottes und ihre
Wertschätzung des Gesetzes bewies ihr Vertrauen in Gottes Herrschaft.
Gelegentlich blickten sie über ihre Erfahrungen hinaus auf die tatsächliche
Herrschaft der Gerechtigkeit auf der Erde in dem Kommen des Messias. Wie klar
ihr Verständnis für die Einzelheiten der Offenbarung Gottes war, ist unmöglich
festzustellen. Es liegt aber auf der Hand, daß sie voller Vertrauen von Gott
erwarteten, daß er die Dinge ins Lot bringe.
Die Psalmisten zögerten nicht, ihre Treue zu Gott und
seinem Bund zu bekennen. Sie traten für die Gerechtigkeit ein, und die Psalmen
enthalten häufig auch Verwünschungen und Flüche. Sie beteten, daß Gott den Arm
der Gottlosen vernichten ( Ps 10,15 ), ihre Zähne zerbrechen ( Ps 58,8 ) und
seinen Zorn gegen sie kehren solle ( Ps 69,23-29 ). Die Psalmisten kämpften mit
für die Herrschaft Gottes. So waren diese Ausdrücke kein Anzeichen persönlicher
Rache. Die Psalmisten beklagten sich in der Tat, daß ihre Freundlichkeit
gegenüber diesen Menschen durch Betrug verraten worden war ( Ps 109,4-5 ). Ihre
Gebete vermitteln ihre Sehnsucht, daß die Sache Gottes doch auf der Erde
gerechtfertigt und die Sünde gerichtet werden möge, was Gott schließlich auch
tun würde. Selbstverständlich hat der neutestamentliche Gläubige aufgrund seines
Verständnisses der ganzen Offenbarung Gottes ein anderes Gebetsleben. Dennoch
ist das Gebet für die Erfüllung des Willen Gottes oder für das baldige Kommen
Christi zugleich ein Gebet für die Rechtfertigung der Gerechten und für das
Gericht über die Gottlosen.
Die Psalmisten verabscheuten auch die heidnischen
Weltanschauungen und Bräuche, von denen sie wußten, daß sie den Glauben des
Volkes bedrohten. Zahlreiche Gesichtspunkte eines fremden polytheistischen
Glaubens werden in scharfem Ton angegriffen (allerdings weniger scharf als in
den Reden der Propheten). Diese polemischen Aussagen können bisweilen ein
beiläufiger Hinweis sein (so wie die Beschreibung des Herrn als dem Einen, "der
auf den Wolken fährt"; Ps 68,5 ,und dies eben anstatt des kanaanitischen Gottes
Baal tut, der in ähnlicher Weise beschrieben wurde). Ein anderes Mal bilden die
polemischen Aussagen die Grundlage des gesamten Psalmes (so wie bei Ps 29 ,der
dem Herrn anstelle der kanaanitischen Sturmgottheit Baal einen Sturm im
kanaanitischen Gebiet zuschreibt).
Manche Fachleute behaupten, daß diese Verweise Anleihen bei
den Mythologien der semitischen Welt sind. Obwohl jedoch die Israeliten einen
ähnlichen Wortschatz und eine ähnliche Bildersprache wie ihre Nachbarn besaßen,
beweisen diese polemischen Teile der Psalmen eine scharfe geistliche Trennung
der beiden Wege. Die Tatsache, daß viele Israeliten anderen Göttern nachliefen,
machte diese polemischen Aussagen noch notwendiger. Wenn die Wahrheit von
Generation zu Generation bewahrt und weiterüberliefert werden sollte, mußten
falsche und verderbliche Glaubensvorstellungen zerstört werden. Daher muß sich
derjenige, der die Psalmen studieren will, der polytheistischen Bedrohungen des
israelitischen Glaubens sowie auch der Auseinandersetzung in der Geschichte, die
diese Bedrohungen den Gerechten brachten, bewußt sein.
Die Auseinandersetzung mit den bösen Kräften, seien es
heidnische Glaubensvorstellungen oder abgefallene Israeliten, zwangen die echten
Gläubigen, für den Glauben energisch zu kämpfen und ihre Rechtschaffenheit und
ihre Treue offen zu bekennen und auf die Errettung Gottes zu hoffen. Die
Psalmisten blickten in diesem Leben auf diese Erlösung hin. Man könnte
vielleicht erwarten, daß die Psalmisten mit all ihrer Verfolgung, ihrem Leiden
und ihrem Kummer an diesem Leben verzweifelt waren und auf die Befreiung im
kommenden Leben hinblickten. Das ist jedoch nicht der Fall. Sie spürten, daß der
Tod ihrem Dienst und ihrem Lob Gottes ein Ende setzen würde. Es war vielmehr
dieses Leben, in dem man Gottes treue Liebe, seine Treue und Gerechtigkeit
erfahren konnte ( Ps 6,6; 30,10; 88,5-6.11-13; 115,17 ).
Wir finden nirgends in den Psalmen den deutlichen,
unzweideutigen Ausdruck der Hoffnung auf die Auferstehung, d. h. eine Äußerung,
wie sie etwa in den Propheten zu finden ist ( Jes 26,19; Hes 37,1-14; Dan 12,2
). Aber verschiedene Passagen in den Psalmen lassen die Hoffnung auf
immerwährende Gemeinschaft mit Gott nach diesem Leben hindurchscheinen ( Ps
16-17; 49; 73 ). Allerdings werden die in diesen Abschnitten benutzten Ausdrücke
an anderer Stelle für zeitlich beschränkte, irdische Erfahrungen gebraucht. Zum
Beispiel benutzten die Psalmisten den hebräischen Begriff S+?Nl (Scheol), um den
Bereich der verstorbenen Geister zu bezeichnen, aber auch, um das Grab und
(bildhaft) besondere Gefahr zu beschreiben. Ps 49,16 drückt die Hoffnung auf
Errettung aus dem Scheol und auf das Eintreten in die Gegenwart Gottes aus. Für
die Psalmisten könnte dies die "Hoffnung auf Herrlichkeit" bedeutet haben, aber
es könnte auch die zeitliche Errettung und die Fortsetzung des Dienstes
bedeuten, denn Ps 30,4 erwähnt auch eine Errettung aus dem Scheol, die David
erfahren hatte.
A. F. Kirkpatrick bemerkt, wie leicht sich diese Abschnitte
an eine Hoffnung auf ein zukünftiges Leben angleichen lassen, wie sie die
spätere biblische Offenbarung deutlich macht. "Fraglos enthalten diese Psalmen (
Ps 16-17;49;73 ) den Keim und das Prinzip des Dogmas des ewigen Lebens. Es war
dem Geist gegenwärtig, der seine Autoren inspirierte. Die enge Gemeinschaft mit
Gott, von dem sie als dem höchsten Gut des Menschen und der größten
Glückseligkeit sprechen, konnte im Hinblick auf das Wesen und das Geschick des
Menschen und seiner Beziehung zu Gott nicht auf Dauer als auf dieses Leben
begrenzt und einer plötzlichen und endgültigen Unterbrechung unterworfen
betrachtet werden. Vielmehr war ein weiterer Schritt notwendig, um die Wahrheit
dieser Fortdauer zu erkennen, aber ob die Psalmisten diesen Schritt getan haben,
ist zweifelhaft" ( The Book of Psalms , S. XXV-XXVI). Wenn sie einen solchen
Schritt getan haben, dann geschah es im Glauben.
Dieselbe Doppeldeutigkeit trifft auf die messianischen
Psalmen zu. Mit der Kenntnis der ganzen Offenbarung in Jesus Christus kann man
auf die Psalmen und auf das ganze AT zurückschauen und erkennen, daß beide
häufig von Christus sprechen (vgl. Lk 24,27 ). Dennoch war den
alttestamentlichen Gläubigen die ganze Bedeutung dieser Passagen häufig nicht
deutlich. Auf der einen Seite beschrieb der Psalmist sein eigenes Leiden oder
seinen Triumph, und auf der anderen Seite erwiesen sich diese Aussagen, die von
den gegenwärtigen Erfahrungen des Psalmisten zu sprechen schienen, später als
Wahrheiten über Jesus Christus. In der Rückschau kann man mit Delitzsch sagen:
"Weil Gott als der Vater die Geschichte Jesu Christi in Übereinstimmung mit
seinem eigenen Rat lenkt, lenkte sein Geist sogar die Aussprüche Davids über ihn
selbst, den Zukünftigen, mit dem Blick auf die Geschichte" ("Psalmen", in
Commentary on the Old Testament in Ten Volumes , 5:307).
Die Typologie ist also eine Art prophetischer Rede. Sie
unterscheidet sich von der Prophetie insofern, als sie nur dann als typologisch
gilt, wenn ihre Erfüllung erkannt worden ist. Im nachhinein kann man erkennen,
daß gewisse Ausdrücke und Bilder neben dem historischen Geschehen noch eine
andere Bedeutung haben. Die neutestamentlichen Schreiber beziehen sich häufig
auf die Psalmen, um zahlreiche Aspekte der Person und des Wirkens Jesu, des
Messias, zum Ausdruck zu bringen. Als der gesalbte davidische König ist Jesus
das große Vorbild der messianischen Psalmen, jener Psalmen, in denen der König
im Vordergrund steht. Man muß die Auslegung dennoch mit Vorsicht betreiben und
immer bedenken, daß nicht alle Inhalte der messianischen Psalmen auf Christus
zutreffen (d. h. nicht alle Teile sind typologisch zu verstehen). Man muß sich
daran erinnern, daß in diesen Psalmen die Erfahrung ihrer Autoren die
ursprüngliche Bedeutung war. Die Analyse der historischen, kontextuellen und
grammatischen Bedeutung des Textes sollte der Analyse der neutestamentlichen
Anwendung auf Jesus vorausgehen.
Zahlreiche Kommentatoren haben von Delitzschs
Unterscheidung in fünf Typen der messianischen Psalmen Gebrauch gemacht
("Psalmen", S. 68 - 71).
1. Rein prophetische Psalmen Diese Kategorie paßt
möglicherweise auf Ps 110 ,der auf den zukünftigen davidischen König Bezug
nimmt, der der Herr sein wird. Das NT ( Mt 22,44 ) setzt diesen König mit Jesus
Christus und nicht mit irgendeinem anderen davidischen König gleich.
2. Eschatologische Psalmen Die Ps 96-99 , die sogenannten
Inthronisierungspsalmen, beschreiben wie auch andere Psalmen das Kommen des
Herrn und die Vollendung seines Königreiches. Sie beziehen sich nicht auf einen
davidischen König, sondern die Schrift kündigt an, daß sie im zweiten Kommen des
Christus erfüllt werden.
3. Typologisch-prophetische Psalmen In diesen Psalmen
beschreibt der Schreiber seine eigene Erfahrung in einer Sprache, die über diese
Erfahrung hinausgeht und die sich in Jesus historisch erfüllt (z. B. Ps 22 ).
4. Indirekt messianische Psalmen Diese Psalmen wurden für
einen zeitgenössischen König oder für das königliche Handeln im allgemeinen
abgefaßt. Aber ihre endgültige Erfüllung erfahren sie in Jesus Christus ( Ps
2;45;72 ).
5. Typisch-messianische Psalmen Diese Psalmen sind weniger
offensichtlich messianisch. Der Psalmist ist in mancher Hinsicht ein Typus des
Christus (vgl. Ps 34,21 ), aber andere Punkte des Abschnittes passen nicht dazu.
Vielleicht verwendeten in diesem Fall Jesus und die Apostel bekannte Ausdrücke
aus den Psalmen für ihre Erfahrungen (z. B. Ps 109,8 in Apg 1,20 ).
Mit Sicherheit drückt der Sprachgebrauch der Psalmen die
Hoffnungen und die Wahrheiten des Glaubens auf äußerst denkwürdige Weise aus,
nicht nur, wenn sie auf Christus hinweisen, sondern auch da, wo sie die Kämpfe
des Gläubigen widerspiegeln. Die Psalmen dienten dem Volk Gottes durch die
Zeitalter hindurch zur Inspiration für den Lobpreis und häufig auch als
Instrument des Lobpreises Gottes. Aber sie haben auch den einzelnen Seelen Trost
und Hoffnung in den Zeiten der größten Not vermittelt, und sie lehrten sie das
Gebet und gaben ihnen die Zuversicht auf die Erhörung des Gebets und eines
erneuerten Vertrauens in ihren Herrn. Sehr häufig wechseln die Psalmen in
dramatischer Weise von der Erhebung einer Klage zu der Beschreibung der Antwort,
als ob sie dem Schreiber bereits zuteil geworden wäre. Das drückte das Vertrauen
der Psalmisten aus, daß Gott ihre Gebete erhören würde. Sie waren sich der
Antwort Gottes so sicher, daß sie den Herrn in Einzelheiten im voraus für den
Sieg priesen. Nur durch echten Glauben kann ein Glaubender zur Gewißheit der
Gebetserhörung kommen, während er noch betet. Die Psalmisten besaßen diese
Gewißheit, denn ihr Lobpreis begleitete ihre Gebete.
GLIEDERUNG
I. Buch I ( Ps 1-41 )
II. Buch II ( Ps 42-72 )
III. Buch III ( Ps 73-89 )
IV. Buch IV ( Ps 90-106 )
V. Buch V ( Ps 107-150 )
AUSLEGUNG
I. Buch I
( Ps 1-41 )
Ps 1
Ps 1 bildet eine passende Einführung in den Psalter, da er
die beiden Wege zusammenfaßt, die dem Menschen offenstehen: der Weg des
Gerechten und der Weg des Gottlosen. Der Psalm könnte aufgrund der Beschreibung
der beiden Lebenswege, der Vergleiche, der Verkündigung des Segens und der
zentralen Stellung des Gesetzes für die Erfüllung des Leben als Weisheitspsalm
eingeordnet werden. Die Elemente dieses Psalms tauchen in der Sammlung immer
wieder auf.
Der Psalm beschreibt den Gesegneten, der ein makelloses und
glückliches Leben in Übereinstimmung mit dem Wort des Herrn führt, und stellt
ihn dem Gottlosen gegenüber, der vergehen wird.
A. Der Gesegnete
( 1,1-3 )
Ps 1,1
Mit drei mal drei Ausdrücken beschreibt der Psalmist das
Leben des Gesegneten: Er wandelt, steht oder sitzt nicht im Rat , auf dem Weg
oder dem Platz des Gottlosen , des Sünders oder Spötters . Mit jeder parallelen
Einheit erhält der Ausdruck mehr Gewicht. Das zeigt das Fortschreiten von einem
ursächlichen Einfluß gottloser Leute hin zum Einverständnis mit ihnen in ihrem
Spott gegen den Gerechten. Wer von diesem teuflischen Einfluß nicht
gekennzeichnet ist, ist "gesegnet", d. h. er ist mit Gott in Ordnung und genießt
den geistlichen Frieden und die Freude, die aus dieser Beziehung erwachsen.
Ps 1,2
Der Fromme wird nicht von den ungerechten Menschen
beeinflußt, sondern von dem Nachdenken über das Wort Gottes. Solches Nachsinnen
bedingt notwendigerweise das genaue Studium und das Bewahren des Gelesenen. Das
ist nur möglich, wenn man den Wunsch hat, so zu handeln; was hier als Lust
bezeichnet wird. Die Psalmisten erhielten Weisung aus dem Gesetz Gottes und
empfanden es nicht als Schinderei.
Ps 1,3
All diejenigen, denen es eine Lust ist, nach dem Wort
Gottes zu leben, gedeihen. Mit dem Bild eines fruchtbaren Baumes erläutert der
Psalmist, daß das, was auch immer der Gerechte tut, Gelingen haben wird (vgl. Ps
92,13-15 ). Auf zwei Voraussetzungen sollte hier hingewiesen werden. Erstens
wird die Frucht, das heißt das Wohlergehen, zu seiner Zeit hervorgebracht und
nicht notwendigerweise unmittelbar nach der Pflanzung. Zweitens: Was der Fromme
tut, wird vom Gesetz Gottes überwacht ( Ps 1,2 ). Wenn also ein Mensch über
Gottes Wort nachsinnt, wird sein Tun fromm sein und sein von Gott überwachtes
Handeln wird gelingen, d. h. zu der göttlich gelenkten Erfüllung gelangen.
B. Der Gottlose
( 1,4 )
Ps 1,4
In deutlichem Gegensatz zu dem Gesegneten (V. 1 ) steht der
Gottlose. Das hebräische Wort rASAZ wird häufig mit gottlos übersetzt (vgl. V.
1.5-6 ), kann aber auch das Böse schlechthin bezeichnen. Menschen, die durch
rASAZ gekennzeichnet werden, befinden sich in keiner Bundesbeziehung mit Gott;
sie leben nach ihren Leidenschaften. Sie sind nicht fromm. Sie können zwar Gutes
tun und Barmherzigkeit üben, aber das Urteil Gottes über sie lautet, daß sie
ohne ewige Gnade sind.
Der Psalmist verglich sie mit Spreu, den wertlosen Hülsen
des Getreides, die beim Worfeln vom Wind fortgetragen werden. Ein solcher
Gegensatz besteht also zu dem fruchtbaren (vgl. V. 3 ), wertvollen und gerechten
Menschen.
C. Das Gericht
( 1,5-6 )
Ps 1,5
Aufgrund des Gegensatzes zwischen dem Frommen und dem
Gottlosen schrieb der Psalmist, daß Gott den Gerechten von dem Gottlosen im
Gericht aussondern wird. Die Gerechten sind diejenigen, die durch einen Bund mit
dem Herrn in Beziehung stehen, die gemäß seines Wortes leben und die Dinge von
ewigem Wert hervorbringen. Gott wird die Gerechten von den Sündern trennen, wie
ein Mann den Weizen von der Spreu trennt.
Ps 1,6
Die Grundlage für dieses Gericht ist die Erkenntnis des
Herrn. Die erste Hälfte des Verses der HERR kennt den Weg der Gerechten wird
durch die gegensätzliche Parallele der Weg der Gottlosen vergeht verständlich.
Errettung am Tag des Gerichtes wird damit gleichgesetzt, daß der Herr den
Menschen kennt (vgl. Mt 7,23 ). In Ps 1,6 wird "der Weg der Gerechten" dem "Weg
der Gottlosen" gegenübergestellt. "Der Weg" steht für die ganze Lebensweise
eines Menschen, einschließlich dessen, wodurch sie bestimmt wird und was sie
hervorbringt. Das wertlose Leben des Gottlosen wird keinen Bestand haben.
Ps 2
Der Psalm ist den Lesern des Neuen Testamentes aufgrund
seiner Bedeutung für Christus bekannt. Aber der Text war im AT zunächst ein
Königspsalm und wurde daher von den davidischen Königen benutzt (weitere
Königspsalmen sind Ps 18; 20-21; 45; 72; 89; 101; 110; 132; 144 ). Der Inhalt
beschreibt die Krönungsfestlichkeiten, die ungeachtet des Widerstandes von
rebellierenden Kräften in den umliegenden Gebieten stattfanden. Mit einem Wort:
Der Psalmist ermahnte die heidnischen Völker, ihre rebellischen Pläne gegen den
Herrn und seinen gesalbten König aufzugeben. Er ermahnte sie ferner, sich der
Autorität des Sohnes zu unterwerfen, den Gott zur Herrschaft über die Völker mit
einer eisernen Rute verordnet hat. (Nach der Angabe in Apg 4,25 wurde Ps 2 von
David verfaßt.)
A. Die Rebellion der Völker
( 2,1-3 )
Ps 2,1-3
Die ersten drei Verse drücken die Verwunderung des
Psalmisten über die Pläne der Völker aus, den Herrn und seinen Gesalbten (
mASIah , "Messias" , was auf griechisch christos , der Christus, heißt) zu
vernichten. Jeder von einem Propheten gesalbte König war ein "Messias", ein
Gesalbter. Wenn er Gott gehorchte, so stimmte seine Herrschaft mit der Wahl
Gottes überein, und er hatte die Macht Gottes auf seiner Seite. Dieser Umstand
machte die Pläne anderer Völker häufig aussichtslos.
Vers 1 drückt das Erstaunen des Psalmisten in Form einer
rhetorischen Frage aus. Er kann nicht glauben, daß "die Völker" etwas ersannen,
was zum Scheitern verurteilt war. Diese irdischen Könige stellen sich gegen den
Herrn (V. 2 ), wenn sie sich gegen seinen Gesalbten stellen.
Vers 3 berichtet den Beschluß der Völker: Sie wollten von
der politischen Kontrolle durch diesen König frei sein. Ihr Ausdruck beschreibt
ihre Bindung an diesen König, als ob sie gefesselt wären. Das konnten sie nicht
hinnehmen.
B. Der Beschluß des Herrn
( 2,4-6 )
Ps 2,4
Der Psalmist wandte sich von der Beschreibung der Völker
(V. 1-3 ) nun der Darstellung der Antwort des Herrn auf deren Pläne zu. Er
stellte mutig fest, daß Gott darüber lachte. Der HERR sitzt auf seinem Thron
(vgl. Ps 9,12; 22,4; 29,10; 55,20; 102,13; 113,5; Jes 6,1 ) hoch oben im Himmel
und erkennt, wie dumm ihr Plan doch ist, sich gegen ihn aufzulehnen. Die
Beschreibung der Reaktion Gottes wird mit menschlichen Ausdrücken beschrieben.
Ps 2,5-6
Aufgrund seiner Verachtung für ihre bösen Pläne wird Gott
sich in seinem brennenden Zorn gegen sie aussprechen. Möglicherweise faßt Vers 6
das zusammen, was er sagt, denn sein Entschluß, seinen König in Jerusalem
einzusetzen, wird ihrer Auflehnung ein Ende machen. Zion, auf das im Buch der
Psalmen 40mal Bezug genommen wird, war ursprünglich eine kanaanitische Stadt,
die von David erobert wurde ( 2Sam 5,7 ). Später bezog sich Zion auf das Gebiet
um den Tempel und dann auf die ganze Stadt Jerusalem (vgl. den Kommentar zu Kl
1,4; Sach 8,3 ). Heiliger Berg ist ein Synonym für den Tempelberg (vgl. Ps 3,5;
15,1; 24,3; 78,54; Dan 9,16.20; Ob 1,16; Zeph 3,11 ).
Wenn Gott seinen König einsetzt, dann unterwirft er die,
die sich seinem König entgegenstellen. Das erwies sich bei David als wahr; es
wird sich auch am Ende der Zeit bei dessen größerem Nachkommen Jesus Christus
als wahr erweisen.
C. Die Proklamation des Königs
( 2,7-9 )
Ps 2,7
Der Psalmist sprach nun von Gottes Bestätigung des Königs,
um darzulegen, mit welchem Recht der König regiert. Der Ratschluß bezieht sich
auf den Davidsbund, in welchem Gott erklärt hatte, daß er der Vater des Königs
und der König sein Sohn sein würde. Als David also König wurde, beschrieb Gott
ihr Verhältnis als Vater-Sohn-Beziehung. So nahm der Ausdruck "Sohn" die
Bedeutung eines messianischen Titels an.
Das Zitat aus dem Davidsbund: Du bist mein Sohn ( 2Sam 7,14
) wird hier vom König verwendet, um sein legitimes Recht zur Herrschaft
darzulegen. Heute bezieht sich dann also auf den Krönungstag, und der Ausdruck
"Ich habe dich gezeugt" bezieht sich nicht auf eine physische Geburt, sondern
ist ein Bild zur Beschreibung der Tatsache, daß er Gottes "Sohn" wurde.
Ps 2,8
Die Bedeutung dieser Annahme des Königs als Gottes
gesalbter Sohn wird in seinem Erbe deutlich. So wie ein Sohn von seinem Vater
erbt, so erbt der König das Königreich von seinem "Vater". Der Vers setzt das
Zitat aus dem Ratschluß des Herrn fort, wobei die Aufforderung an den König
hinzugefügt wird, um sein Erbe zu bitten, das eines Tages die Enden der Erde
umfassen wird. Die Menschen, die in diesen Völkern leben, einschließlich der
Völker, die sich aufgelehnt haben (V. 1 ), werden von dem Gesalbten des Herrn
unterworfen werden.
Ps 2,9
Diese Unterwerfung wird schroff ausgedrückt: Er wird alle
Menschen, die sich auflehnen, zerschlagen ( in Stücke zerschlagen ), wenn er
seine Herrschaft aufrichtet. Die Bildersprache orientiert sich möglicherweise an
ägyptischen Fluchformeln, in denen der Pharao sein Zepter gebrauchte, um
Weihgeschirr (Töpferwerk) zu zerschlagen, das für aufständische Städte oder
Völker stand. Die hebräischen Verben in diesem Vers - raZaZ ("zerbrechen") und
nAPas ("in Stücke zerschlagen") - beschreiben das Zerschmettern der
Aufständischen. Der Vers beschreibt den Beginn der Herrschaft, wobei zugleich
der Aufstand unterdrückt wird.
D. Die Ermahnung des Psalmisten
( 2,10-11 )
Ps 2,10-11
Im Hinblick auf all das, was der Herr für seinen "Sohn"
bestimmt hat, ermahnte der Psalmist die törichten Völker, sich dem König zu
unterwerfen, bevor sein Zorn entbrannte. Viele Male wird Gott in den Psalmen als
König bezeichnet (V. 6 ; Ps 10,16; 24,7-8.10;29,10; 44,4; 47,2.6-7; 48,2; 68,24;
84,3; 95,3; 98,6; 99,4; 145,1; 149,2 ). Der Psalmist gab den irdischen Königen
die Anweisung, Weisheit zu gebrauchen und ihre törichte Rebellion aufzugeben
(vgl. Ps 2,1 ). Sie waren weise, wenn sie dem HERRN mit Furcht dienten und mit
Zittern frohlockten . "Dienen", "frohlocken", "Furcht" und "Zittern" beschreiben
die fromme Haltung der Gerechten in der Anbetung Gottes. Sie sollten ein Leben
in der Unterwerfung führen, nicht in der Rebellion; ein Leben, das durch Furcht
und Zittern, nicht durch Hochmut gekennzeichnet war; ein Leben, erfüllt von
Jubel, nicht von der Dunkelheit der Unterdrückung.
Ps 2,12
Hier wird das Bild der Unterwerfung unter einen Herrscher
gezeichnet: Küßt den Sohn! In diesem Vers ist der Gebrauch von bar , einem
aramäischen Wort für Sohn, ungewöhnlich. Es wird daher unterschiedlich
übersetzt. Aber ein aramäischer Begriff war in einer Rede an die Völker durchaus
nicht fehl am Platz. Mehr noch, "küssen" ist ein Bild für Huldigung (vgl. 1Kö
19,18; Hos 13,2 ). In jedem Fall befahl der Psalmist den Königen der Erde, sich
dem Herrn und seinem gesalbten Sohn, Israels König, zu unterwerfen.
Die Dringlichkeit ihrer Unterwerfung wird durch das
plötzliche Entflammen seines Zornes unterstrichen. Es wird nicht gleich
deutlich, ob es sich um den Zorn des Herrn oder den Zorn des Königs handelt. Das
nächststehende Beziehungswort ist der König (der Sohn), der allen Widerstand
zerschlagen wird ( Ps 2,9 ). Aber in diesem Psalm sind die beiden Personen
untrennbar miteinander verbunden; der Mensch dient dem Herrn (V. 11 ), indem er
sich seinem Sohn unterwirft (V. 12 ). Wenn sich die Könige der Völker nicht
unterwerfen, wird der König sie vernichten, denn der Herr hat in zornigem
Widerspruch gegen ihre Pläne beschlossen, daß sein Sohn den Thron besitzen wird.
Der Schluß des Psalmes verspricht denen Segen, die ihre
Zuflucht zu ihm nehmen . (Der Gedanke, seine Zuflucht zu Gott zu nehmen, taucht
häufig in den Psalmen auf.) Noch einmal: sich dem Sohn unterwerfen bedeutet,
seine Zuflucht zu dem Gesalbten des Herrn, also zu dem Herrn selbst, zu nehmen.
Nur in dem Sohn ist der Mensch vor dem Zorn Gottes sicher.
Der Psalm findet im Neuen Testament reichlich Anwendung.
Petrus berichtet, wie die Führer Israels Jesus, den Messias, gekreuzigt haben
und setzt dabei jene jüdischen Führer mit den heidnischen Königen in Ps 2 gleich
( Apg 4,25-26 ).
Die typologische Bedeutung des "Sohnes" hat sich in Hebr
1,5 erfüllt. Dieser Krönungspsalm wird dort mit Bezug auf die Erhebung Christi
bei seiner Auferstehung (vgl. Apg 13,33 ) und Himmelfahrt zitiert. Er ist "als
der Sohn Gottes eingesetzt" ( Röm 1,4 ) worden. Das ist ein messianischer Titel.
Wenn der Vater seinen Sohn anweist, um sein Erbe zu bitten, dann wird er seinen
Sohn wieder in die Welt hineinbringen ( Hebr 1,6 ). Das zweite Kommen bedeutet
den Zorn über alle, die sich gegen Gott und seinen gesalbten König auflehnen,
aber große Freude und Zuflucht für alle, die sich im Glauben Gottes Plan
unterwerfen, die Welt durch den größeren Sohn Davids, Jesus Christus, zu
regieren. So wird die Bezeichnung "Sohn" aus dem Davidsbund ( 2Sam 7,14 )
schließlich zur Bezeichnung Jesu Christi als König.
Ps 3
Die Überschrift dieses Psalmes bezeichnet David als den
Verfasser. Im ersten Buch ( Ps 1-41 ) stammen 37 der 41 Psalmen ( 37; 41 ) (alle
ausgenommen 1-2; 10; 33 ) von David. Ps 3 wurde bei seiner Flucht vor seinem
Sohn Absalom geschrieben (vgl. 2Sam 15-18 ). Es war das vertrauensvolle Gebet
des Königs, der aus dem Palast geflohen und von Feinden umringt war. Trotz
unzähliger Widersacher, die davon überzeugt waren, daß es für ihn keine Hoffnung
mehr gab, fand Gottes Erwählter, David, die Sicherheit Gottes und den Schutz
durch die Nacht und hatte deshalb Vertrauen in seine letztendliche Errettung.
A. Von Feinden umringt
( 3,2-3 )
Ps 3,2-3
Der Psalm beginnt mit Davids Klage: Viele Feinde umringten
ihn. Gegnerische Kräfte hatten ihn aus dem Palast vertrieben und umzingelten
ihn. Ihr Spott ging dahin, daß er keine Hoffnung habe, von Gott errettet zu
werden. Diese arrogante Äußerung sollte ausdrücken, daß Gott David verlassen
hatte.
B. Von Gott getragen
( 3,4-6 )
Ps 3,4
Im Angesicht solcher Feinde fand David Trost im Wesen
Gottes. Er gebrauchte den bildhaften Vergleich eines Schildes , um auszudrücken,
daß Gott die wahre Quelle seines Schutzes war (trotz ihres Spottes). Die
Psalmisten haben häufig von Gott als einem Schild gesprochen, um seinen Schutz
darzustellen ( Ps 7,11; 18,3.31; 28,8; 33,21; 59,12; 84,11; 115,9-11; 119,114;
144,2 ). David vertraute darauf, daß Gott ihn auf seinen Thron zurückbringen
würde. Die Worte " erhebst mein Haupt " drücken die Wiederherstellung seiner
Ehre und seiner Stellung aus (vgl. denselben Ausdruck in 1Mo 40,13.20; 2Kö 25,27
).
Ps 3,5-6
Der Grund für Davids Vertrauen (V. 3 ) wird in Vers 4-5
dargelegt. Gott hatte ihn inmitten seiner Feinde durch die Nacht
hindurchgebracht, und diese Bewahrung war ein Zeichen für die völlige Errettung,
mit der er rechnete. Die hebräischen Zeitformen sind in diesen Versen schwierig
zu übersetzen. Man könnte sie in die Gegenwart oder in die Vergangenheit
übersetzen: Ich rufe zum Herrn, und er erhört mich (zu " auf seinem heiligen
Berg " vgl. den Kommentar zu Ps 2,6 ). Die Antwort auf sein Gebet lautete
folgendermaßen: Ich legte mich nieder, und ich schlief; ich erwachte, denn der
Herr trägt mich.
Ps 3,7
Aufgrund der Errettung erklärte David, daß er vor den
Tausenden , die ihm von jeder Seite her entgegenstanden, keine Furcht mehr
hatte.
C. Von Gott gerettet
( 3,8-9 )
Ps 3,8-9
Diese Verse berichten die vertrauensvolle Bitte Davids um
vollständige Errettung von seinen Feinden. Vielleicht wollte David in Vers 7 b
ausdrücken, daß Gott stets seine Feinde vernichtet hatte, und deshalb betete er,
daß Gott es wieder tun sollte. David drückt hier in jedem Fall sein Vertrauen in
Gott aus. Er war sich so sicher, daß Gott seine Feinde vernichten würde, daß er
so schrieb, als ob es bereits geschehen wäre.
Die Bilder der Zerstörung sind mutig. Davids Ausdrücke
sprechen von einem vernichtenden Schlag, um klarzumachen, daß Gott seine Feinde
ganz und gar vernichten würde.
Davids Schluß enthält eine Lehre. Errettung kommt von dem
Herrn. Gottes Volk sollte zu ihm in ähnlichen Umständen beten, so daß sie an
diesem Segen teilhaben konnten. Also gibt der Psalm denjenigen Anweisung, die
sich inmitten der Gefahr befinden, auf den Herrn für den Schutz zu vertrauen,
während sie schlafen (V. 5 ).
Ps 4
Man hat allgemein anerkannt, daß dieser Psalm in enger
Verbindung zu Ps 3 steht. Die beiden Psalmen, die in ihrer Ausdrucksweise und
ihrer Struktur große Ähnlichkeiten aufweisen, könnten derselben Situation
entstammen. Wenn es so wäre, dann könnte David Ps 4 geschrieben haben, nachdem
er die Nacht inmitten der Gefahr verbracht hatte (vgl. Ps 3,1.5-6 ). Die
Verbindung zwischen den beiden Psalmen ist jedoch nicht sicher. Die Botschaft
des 4. Psalms lautet: David warnt seine Feinde davor, nachdem er zu Gott um
Hilfe geschrien hatte, durch Unrecht gegen Gott zu sündigen, denn Gott hatte ihn
durch seine beschützende Fürsorge abgesondert; eine Tatsache, die ihn dazu
veranlaßt, im Angesicht des Widerstandes zu jubeln. (Über die Überschriften
dieser und zahlreicher anderer Psalmen vgl. den Kommentar zur "Verfasserschaft
und die historischen Bemerkungen in der Einführung .)
A. Die Anrufung Gottes
( 4,2 )
Ps 4,2
Der Psalm beginnt mit einem Schrei Davids zu Gott, sein
Gebet zu erhören. Hilf mir! ruft David aus. Gott hatte David inmitten seiner Not
geholfen. An diesen Gott richtet er sein Gebet.
B. Warnung für die Feinde
( 4,3-6 )
Ps 4,3
Im Gegensatz zu diesem gerechten Gott (V. 2 ) waren die
Aufständischen gegen David sterbliche Menschen ( Herren heißt wörtl. "Söhne der
Menschen"). Er stellte die Frage, wie lange sie mit ihrer Rebellion und ihren
Lügen ("Lügen" sind gegenüber der Lesart falschen Göttern vorzuziehen) seine
Ehre in Schande kehren werden. Die Intrige Absaloms, wenn David sie hier im Sinn
hatte, war ein Versuch, David in schlechten Ruf zu bringen ( 2Sam 15,3 ). Die
Verben lieben und gern haben deuten jedoch auf das herbeigewünschte Ende, nicht
auf die Mittel hin.
Ps 4,4
Dieser Vers ist der Grund für die Verwunderung des
Psalmisten (V. 2 ) und seinen Ratschlag (V. 5 ). Weil der Herr David in Liebe
ausgesondert hatte, würde er auch seine Gebete beantworten. David hat sich
selbst als Gerechten bezeichnet ( HAsID ) und war damit Gegenstand der treuen
Liebe Gottes in seinem Bund. David war sich der Fürsorge Gottes sicher, und Gott
würde seine Gebete hören und beantworten.
Ps 4,5-6
Die einzige Zuflucht gab es für die Gottlosen, wenn sie von
ihren schändlichen Plänen abließen und den Herrn anbeteten. Wer mit Eifer den
Herrn sucht, wird durch David dahin geführt, in der richtigen Art und Weise zu
handeln. Er wird von seinem Widerstand absehen, d. h. stille sein.
Vertrauen in den Herrn hatte zur Folge, daß rechte Opfer
gebracht wurden, die im rechten Geist geopfert wurden (vgl. 5Mo 33,19; Ps 51,21
). Wenn David an Absalom gedacht hat, dann bezog sich David hier auf die
nutzlosen Opfer, durch die Absalom und seine Truppen versuchten, ihre Sache zu
fördern ( 2Sam 15,12 ). Ein Mann des Glaubens würde sich in den Gehorsam
gegenüber dem Herrn fügen.
C. Freudevoller Friede in Gott
( 4,7-9 )
Im Angesicht des Widerstandes sprach David über seinen von
Freude bestimmten Frieden und von seiner Sicherheit in Gott.
Ps 4,7
Möglicherweise bezieht sich dieser Vers auf die vielen
unzufriedenen Menschen, die David folgten. Sie würden jedem folgen, der ihnen
gute Aussichten bieten würde. Davids Antwort auf ihre Frage war eine Bitte um
Segen (vgl. 4Mo 6,24-26 ), nämlich daß Gott sein Angesicht über ihnen leuchten
lassen möge (d. h. ihnen seine Gnade gewährte; vgl. Ps 31,16; 44,3; 67,1;
80,3.7.19; 119,135 ). Gott würde ihre Belange stillen, wie er es so häufig in
der Geschichte Israels getan hatte.
Ps 4,8-9
Die Freude und Zufriedenheit, die David dadurch erfuhr, daß
er auf den Herrn vertraute, war größer als alle Freude über die
Erntefestlichkeiten. Sogar im Leiden und fern von dem sichtbaren Beweis der Güte
Gottes genoß er Frieden und Sicherheit in seinem Gott (im Schlaf; vgl. Ps 3,6 ).
Wahre Freude hängt nicht von den Umständen, sondern vom Schutz und der
Versorgung durch Gott ab (vgl. Gal 5,22; Röm 14,17 ).
Ps 5
Dieser Psalm ist ein Gebet Davids aus einer Zeit, als er
durch gewissenlose Feinde Gefahren ausgesetzt war. Man hat behauptet, daß David
diesen Psalm nicht geschrieben haben konnte, weil in Vers 8 der Tempel, den
Salomo baute, erwähnt wird. Aber das hebräische Wort, das hier für den Tempel
gebraucht wird ( hLKAl ), wird auch für die Stiftshütte verwendet (vgl. 1Sam
1,9; 1Sam 3,3 ). Darüber hinaus kann sich auch das Wort "Haus" in Ps 5,8 sowohl
auf die Stiftshütte (vgl. "Haus des Herrn" in Ps 23,6; Jos 6,24; 1Sam 1,24 ) als
auch auf den Tempel beziehen.
Als David Gott anflehte, sein Morgengebet zu erhören,
drückte er sein Vertrauen darauf aus, sich Gott zu nahen (der die Unreinheit
haßt) und betete um göttliche Leitung und Segnung für die Gerechten und um
Vernichtung der Gottlosen.
A. Das Gebet am Morgen
( 5,2-4 )
Ps 5,2-4
Der Psalmist bat Gott, seine Klage zu erhören (höre,
vernimm), wie er frühe (wörtl. "am Morgen") mit ganzer Erwartung betete. "Frühe"
wird in Vers 4 um der Betonung willen wiederholt. Dadurch wird hervorgehoben,
daß Davids erster Gedanke am Morgen das Gebet war.
B. Vertrauen in den Herrn
( 5,5-8 )
Ps 5,5-7
Der Psalmist drückte sein Vertrauen darauf aus, sich einem
Gott zu nähern, der Ungerechtigkeit (Sünde) haßt. Ein Sünder kann nicht bei
einem solchen Gott wohnen. Freche und hochmütige Menschen, die nicht vor Mord
oder Betrug zurückschrecken, haßt Gott und wird sie vernichten. Sie sind für ihn
verabscheuenswert.
Ps 5,8
Im Gegensatz zu solcher Gottlosigkeit rühmte David nicht
seine eigenen Tugenden. Vielmehr hob er Gottes Gnade ( HeseD , treue Liebe)
gegen ihn hervor. Dadurch konnte er sich der Stiftshütte nähern (vgl. den
Kommentar zu Haus und Tempel im ersten Abschnitt von Ps 5 ), um den Herrn in
Ehrfurcht anzubeten. Das hebräische Wort für verehren (häufig übersetzt mit
"anbeten", z. B. in 2Mo 34,8 ) deutet auf das Niederwerfen auf den Boden hin;
eine Haltung, die die rechte innere Einstellung gegenüber Gott bei der Anbetung
darstellt. Die Gottlosen sind hochmütig; wer Gott anbetet, demütigt sich vor
ihm.
C. Das Gebet um Führung
( 5,9-13 )
Ps 5,9
Davids Gebet um Führung ist der zentrale Gedanke in Vers
8-12 . David bittet in diesem Gebet um Leitung in Gerechtigkeit. Weil Gott
gerecht ist und weil die Feinde gottlos waren (V. 5-7 ), war es Davids Wunsch,
dem Weg der Rechtschaffenheit zu folgen ( mache deinen Weg gerade vor mir ) und
nicht denen zugerechnet zu werden, die Gott haßt. Das Wort für Feinde kommt von
dem Verb "im Hinterhalt liegen".
Ps 5,10-11
Im Angesicht dieser gegenwärtigen Gefahr wurde Davids Gebet
zu einer dringenden Bitte an Gott, seine Widersacher zu richten. Er führte ihre
Sünden auf: Man konnte ihren Worten nicht trauen, sie waren falsch in ihren
Schmeicheleien. Sie planten die Vernichtung. Was sie sagten ( ihr Rachen steht
für "ihre Worte"), brachte den Tod ( ist ein offenes Grab ). Offensichtlich
schmeichelten sie mit ihrem oberflächlichen Gerede, hatten aber abscheuliche
Absichten ( sie reden Verderben ; vgl. V. 7 ). Deshalb schrie David zu Gott, sie
für Schuldige zu halten.
Ps 5,12-13
Der Psalm schließt mit einer ermunternden Bemerkung ( laß
sich freuen, laß rühmen, laß fröhlich sein ), daß Gott segnet und jene
beschützt, die ihn lieben. Gesang ist der natürliche Weg, den Herrn zu preisen.
Dies ist die erste von über 70 Stellen in den Psalmen, die sich auf das Singen
beziehen. Die Gerechten sind diejenigen, die seinen Namen lieben . Der "Name"
des Herrn (er wird über 100mal in den Psalmen erwähnt) bezieht sich auf sein
Wesen und auf die Eigenschaften, die den Menschen offenbart worden sind. Hier
bedeutet das Kundtun seines Namens Schutz und Gnade wie mit einem Schild (vgl.
Ps 3,4 ).
Ps 6
Der Diener des Herrn, der durch die Rute der Züchtigung
bestraft worden war, bat Gott um Errettung. Er erlangte die Sicherheit, daß sein
Gebet erhört worden war und warnte seine Verfolger loszuziehen, denn sie würden
zuschanden werden.
Es handelt sich hier um einen der Bußpsalmen. David hatte
so sehr gelitten, daß er dem Tode nahe gewesen war. Es ist jedoch schwierig,
diesen Psalm einem bekannten Ereignis aus seinem Leben zuzuordnen.
A. Das Gebet um Erlösung vom Leiden
( 6,2-4 )
Ps 6,2
In seinem Schrei zu Anfang des Psalmes bat David darum, daß
Gott aufhören möge, ihn in seinem Zorn zu züchtigen. Im Hebr. gehen die Worte
nicht in deinem Zorn den Worten strafe mich voraus, und nicht in deinem Zorn
steht in der zweiten Zeile als erstes. Die Voranstellung dieser Worte betonte
die Art des Tadels. Wenn Gottes Zorn gegen David andauern sollte, konnte er das
nicht überleben.
Ps 6,3
Dann drückte David sein Gebet positiv aus. Er wünschte
sich, daß der Herr ihn von seinen Leiden erlösen möge ( sei mir gnädig, heile
mich ), denn er empfand sehr große Schmerzen. Die Knochen bestimmen den ganzen
physischen Aufbau eines Menschen, ja den Menschen selbst. Wenn jemand sagt, daß
seine Gebeine im Todeskampf liegen, wird damit nachdrücklich zum Ausdruck
gebracht, daß der Körper vom Schmerz gepeinigt wird. Dieser Zustand wird in den
Psalmen häufiger erwähnt ( Ps 31,11; 32,3; 38,4; 42,11; 102,4.6 ).
Ps 6,4
Die Worte dieses Verses sind in hohem Maße emotional. Die
Frage "wie lange?" bleibt wegen seiner starken Niedergeschlagenheit unvollendet.
(Vgl. "wie lange" in Ps 13,2-3; 35,17; 74,10; 79,5; 80,5; 82,2; 89,47; 94,3;
119,84 .) David verlangt nach Gottes Heilung.
B. Gebet um Erlösung
( 6,5-6 )
Ps 6,5
David nannte zwei Gründe, weshalb Gott antworten sollte.
Erstens: Der Herr sollte ihn wegen seiner treuen Liebe retten. Gott hatte immer
und immer wieder deutlich gemacht, daß er treue Liebe ( HeseD ) im Überfluß
hatte, so daß David aufgrund des Wesens Gottes um Errettung bat.
Ps 6,6
David nannte den zweiten Grund, weshalb der Herr sich ihm
zuwenden sollte: Im Tod gibt es keinen Lobpreis ( tNDCh ) mehr. Wenn David wegen
seines Kummers starb, konnte er Gott nicht für seine Errettung danken. So
folgerte David, daß wenn Gott wollte, daß ihn jemand im Heiligtum pries und
kundtat, daß Gott ihn errettete, Gott jetzt entsprechend handeln mußte.
C. Die Klage über Krankheit
( 6,7-8 )
Ps 6,7-8
David klagte und benutzte Ausdrücke der Übertreibung, um
auf den Ernst seines Leidens aufmerksam zu machen. In der Nacht kämpfte er den
Todeskampf. Seine Gesundheit schwand dahin, und er war in Sorge, und zwar
offensichtlich wegen seiner Feinde. Wenn Gott ihn nicht erlösen würde, würde er
sterben, und dann würden die Menschen erkennen, daß seine Widersacher Gottes
Zuchtrute gewesen waren.
D. Die Sicherheit der Wiederherstellung
( 6,9-11 )
Ps 6,9-11
David wandte sich seinen Widersachern zu und ermahnte sie,
sich von ihm zu entfernen, denn er ging voll Vertrauen davon aus, daß Gott sein
Gebet erhört hatte und ihn erretten würde. Es war sein abschließendes Gebet, daß
all diejenigen, die weiter seine Feinde blieben, zuschanden werden sollten. Er
wollte, daß die Bestürzung und die Schmach, die er in ihrer Nähe empfunden
hatte, auf sie zurückkommen sollte (vgl. Ps 40,15;7,2 ).
Durch den Todeskampf des Leidens können die Gerechten
darauf vertrauen, daß Gott ihr Weinen hören und ihre Gebete um Errettung
beantworten wird.
Ps 7
Im Gebet um Errettung vor seinen verleumderischen Feinden
versicherte der Psalmist feierlich seine Unschuld und rief den gerechten Richter
der Erde an, ihn durch die Verurteilung der Gottlosen zu rechtfertigen.
Die Überschrift bezieht sich auf Davids Erfahrung mit
"Kusch, einem Benjaminiter", der nur an dieser Stelle in der Bibel erwähnt wird.
Das Psalmlied stammt aus einer Zeit, in der David von Sauls Männern gejagt wurde
( 1Sam 22,8; 24,9;26,19 ). {iggAyNn ("Schiggaion", Luther: Klagelied) könnte
darauf hinweisen, daß die Verse in intensiver Gefühlsregung geschrieben worden
sind.
A. Gebet um Gottes Eingreifen
( 7,2-3 )
Ps 7,2-3
David betete voll Vertrauen um Errettung vor seinen
Feinden, die ihn wie ein Löwe (vgl. Ps 10,9;17,12;22,14.22;35,17;57,5;58,7 )
fast in Stücke rissen. Er wußte, daß wenn Gott ihn nicht rettete, es niemand tun
konnte. In Ps 7,3 taucht zum ersten Mal das Wort "Retter" auf, das im folgenden
noch häufig in den Psalmen erwähnt wird.
B. Beteuerung der Unschuld
( 7,4-6 )
Ps 7,4-6
David versicherte mit Ernst, daß er kein Unrecht begangen
hatte. Diese Verse werden von einem Eid umrahmt. Wenn ich das getan habe, wenn
ich Sünde begangen habe, dann laß meine Feinde mich verfolgen und ergreifen . Im
Hinblick auf dieses Gebet um Errettung muß diese Aussage als ernsthafte
Versicherung der Unschuld Davids betrachtet werden.
Vers 5 scheint die verleumderische Anklage der Feinde
Davids wiederzugeben, daß er jemand "Unrecht getan hatte", der in Frieden mit
ihm lebte, indem er ihn ohne Grund beraubte.
Also beschwor David den Tod durch die Hand seiner Feinde,
wenn er schuldig sei, wie sie es ihm vorgeworfen hatten. In den Staub legen
bedeutet hier, tot zu sein und begraben zu werden (vgl. Dan 12,2 ) und
beschreibt nicht das unbewußte Dasein im Tod. Es wird lediglich davon
ausgegangen, daß ein Toter wie ein Schlafender aussieht (vgl. 1Thes 4,13 ).
C. Bitte um Rechtfertigung
( 7,7-10 )
Ps 7,7-8
David schrie zu Gott, dem gerechten Richter der ganzen
Erde, um seiner Sache Recht zu verschaffen. Die Worte steh auf, erhebe dich und
wache auf sollten Gott dazu bringen, vor der Versammlung in Gerechtigkeit zu
handeln.
Ps 7,9-10
In Vers 9 bedeutet das Verb richten eigentlich
"rechtfertigen", denn David bat um ein Gericht, das seine eigene Gerechtigkeit
und Unschuld aufdecken würde. Er bat auch darum, daß der allmächtige gerechte
Richter dem Unrecht der Gottlosen ein Ende machen und den Gerechten schützen
solle. Verständlicherweise wandte sich das Gebet des Gerechten häufig an Gott
mit der Bitte, Dinge auf der Erde in Ordnung zu bringen.
Der Gottesname du Allerhöchster taucht hier das erste von
23 Malen in den Psalmen auf und wird noch zwei weitere Male in Ps 7 verwendet
(V. 9.11.18 ), auch wenn etwas andere hebr. Worte benutzt werden. "Der
Allerhöchste" spricht von Gottes erhöhter, souveräner Position im Himmel.
D. Beschreibung der Gerechtigkeit Gottes
( 7,11-18 )
Ps 7,11-12
David beschreibt, wie Gott, sein Schild (vgl. den Kommentar
zu 3, 4), Gericht über die Gottlosen bringt, indem er die von Herzen
Aufrichtigen errettet. Weil Gott ein gerechter Richter ist (vgl. Ps 9,9 ), ist
er jeden Tag zornig. Der gehorsame Gläubige kann mit der Tatsache getröstet
werden, daß die Schlechtigkeit der Menschen nicht unbemerkt bleibt. Aber sie
können auch den Rat annehmen, daß die Rache dem Herrn gehört und er vergelten
wird (vgl. 5Mo 32,35; Röm 12,19; Hebr 10,30 ).
Ps 7,13-14
Wie ein Krieger legt Gott seine göttlichen Waffen für die
Gottlosen bereit. Schwerter, Bogen (V. 13 ) und Pfeile (V. 14 ) stehen häufig
als Bild für Gottes Gerichtsurteil, das die Gottlosen vernichten wird.
Ps 7,15-17
Daraufhin stellt David fest, wie Gott die Gottlosen in
ihren eigenen Vorhaben fängt. Wenn jemand Böses ersinnt, wird nicht das
beabsichtigte Ergebnis die Folge sein. Statt dessen wird sich das Böse zum
Übeltäter zurückwenden (vgl. Grube in Ps 9,16; 35,8; 57,7; Spr 26,27 ). Das ist
die Vergeltung Gottes, denn die Bestrafung ist dem Unrecht angemessen (Auge um
Auge, Zahn um Zahn usw.; 2Mo 21,24-25 ). Jesus sagt, daß die, "die das Schwert
nehmen, durch das Schwert umkommen werden" ( Mt 26,52 ).
Ps 7,18
Der Psalm endet mit einem Gelübde Davids, Gott für seine
Gerechtigkeit zu danken und ihn zu preisen ; eine Gerechtigkeit, die sich jetzt
in der Erfahrung des Psalmisten erwiesen hat. Wenn er also auch verleumdet und
angegriffen worden war, so vertraute David doch für seine Rechtfertigung und
Gerechtigkeit von ganzem Herzen auf den gerechten Herrn, den Allerhöchsten.
Ps 8
In diesem Psalm staunt David, daß der herrliche Herr des
Himmels, dessen Name vorzüglich ist, in seiner Gnade Menschen zur Beherrschung
der Erde gebraucht. Der Abschnitt sieht die Ehre der Menschheit darin, daß der
Mensch auf der Erde Gottes Stellvertreter ist, und geht nicht auf die
schrecklichen Folgen des Sündenfalls ein.
A. Die Majestät des Herrn
( 8,2 )
Ps 8,2
Der Anfang und das Ende des Psalms ( 1.10 ) beinhalten
dieselbe Verkündigung von Gottes majestätischem Namen. Der Name, d. h. das
offenbarte Wesen Gottes, ist über alle Schöpfung erhöht. Das Wort majestätisch
deutet Glanz und Herrlichkeit an. Es sind passende Worte, um den Herrn der
Schöpfung zu preisen.
Der Ausruf o HERR, unser Gott ist hier von Bedeutung. Indem
David Gott mit seinem persönlichen Namen Jahwe ("HERR") anspricht, bezeichnet er
ihn als "unseren Herrn" ( ?DOnay ), den Herrscher. Der Begriff "Herr" betont
besonders Gottes Herrschaft über seine Schöpfung.
Das Hebr. im letzten Teil von Vers 2 ist schwer zu deuten.
Obwohl der Text einen Imperativ enthält, wird dieser meist als Infinitiv, als
Beschreibung der Majestät Gottes, übersetzt: Du hast gelegt . Seine Erhabenheit
(Herrlichkeit) wird als hoch über den Himmeln beschrieben.
B. Die Kraft Gottes
( 8,3 )
Ps 8,3
David staunt darüber, daß Gott die Kraft von Kindern
benutzt, um seine Feinde (und den Widersacher und den Rächer) zum Schweigen zu
bringen. Dahinter steht der Gedanke, daß der Herr bestimmt hat, daß der
Schwächste den Starken bestürzt machen soll (vgl. 1Kor 1,27 ). Der Mensch, ja
sogar schwache Kinder und Säuglinge, vermitteln ein Bild von der Kraft Gottes
auf der Erde.
C. Die Schöpfung des Herrn
( 8,4-9 )
David spricht nun voll Staunen davon, daß Gott in seiner
Gnade seine Herrschaft dem Menschen anvertraut.
Ps 8,4-5
Der Psalmist betrachtet zuerst das wunderbare Werk der
Schöpfung (mit den Himmeln, dem Mond und den Sternen) als das Werk der Finger
Gottes und staunt dann darüber, daß der begrenzte Mensch (das hebr. Wort für
Mensch ist hier ?MnNS , "sterblicher, schwacher Mensch") eine so große
Verantwortung tragen soll. Die rhetorischen Fragen in Vers 5 betonen, daß der
Mensch eine unbedeutende Kreatur im Universum ist (vgl. Ps 144,3 ). Dennoch
kümmert sich Gott außerordentlich um ihn. David staunt darüber, daß der Herr des
Universums überhaupt an den Menschen denkt.
Ps 8,6
Gottes Schöpfung des Menschen wird als machtvoller und
würdiger Akt beschrieben, denn er wurde wenig niedriger als Gott ( ?MlOhIm )
geschaffen. Der Mensch wurde als Gottes eigener Stellvertreter auf der Erde
geschaffen, über der Schöpfung, aber niedriger als Gott. David staunt darüber,
daß Gott den begrenzten Menschen auf solch einen Ehrenplatz erhoben hat.
Hebr 2,6-8 zitiert diesen Psalm, um das Versagen des
Menschen der für ihn vorgesehenen erhöhten Stellung gegenüberzustellen. Jesus
Christus, der Sohn des Menschen, ist der letzte Adam ( 1Kor 15,45.47 ); alles
wird ihm unterworfen werden, wenn er kommt, um den Plan Gottes, des Vaters, für
die Schöpfung zu erfüllen.
Ps 8,7-9
David dachte über die Stellung des Menschen als Gottes
Stellvertreter in seiner Schöpfung nach. Als Gott Adam und Eva geschaffen hatte,
gebot er ihnen, die Herrschaft über die ganze Erde auszuüben ( 1Mo 1,28 ). Alle
lebendigen Geschöpfe standen unter ihnen. Aber wegen der Sünde wurde diese
Herrschaft niemals vollständig ausgeübt. In der Tat rebellierte der Mensch wegen
eines ihm untergeordneten Wesens, der Schlange, gegen Gottes Ordnung.
D. Die Herrlichkeit des Herrn
( 8,10 )
Ps 8,10
Der Psalm schließt mit demselben Ausdruck des Lobes über
Gottes herrlichen Namen, mit dem er auch begann (vgl. V. 2 ). Gottes
Herrlichkeit zeigt sich in seiner Sorge und in seinem Plan für den begrenzten
Menschen.
Ps 9,4-7
Der Anlaß für das Lob Davids wird in diesen Versen
berichtet. Der Herr hat seine Gerechtigkeit aufgerichtet (V. 5 ), indem er
Davids Sache gerechtfertigt hat. Seine Feinde wurden zurückgeworfen (V. 4 ),
getadelt und vernichtet (V. 6 ). Sogar der Name der Völker (der in gleicher
Weise in V. 16.18.20-21 erwähnt wird) wurde ausgelöscht. Eine derartige
Beschreibung vermittelte lebhaft das Bild der Niederlage der Feinde - noch nicht
einmal ihr Name hatte weiterhin Bestand. Ihr Andenken wurde ausgelöscht, nachdem
ihre Städte zerstört wurden (V. 7 ).
All das, was David hier beschreibt, war ein Zeichen dafür,
daß Gott seine Sache unterstützte und gerecht von seinem Thron her regierte (V.
5 ).
Ps 9,8-11
Aufgrund der in Vers 4-7 ausgesprochenen Errettung erklärt
David, daß der Herr ein wahrhaftiger und ewiger Richter und eine Festung für den
Elenden ist. Der Lobpreis des Psalmisten war an den Herrn und seine ewige
Herrschaft über die Erde gerichtet (V. 8-9 ). Dann wandte David diese Wahrheit
auf die Bedürfnisse des Volkes an. Für die Elenden und die Unterdrückten, also
für diejenigen, die am häufigsten nicht beachtet werden oder durch menschliche
Gerichte Mißhandlung erfahren, tritt der gerechte Richter ein. Der Herr Gott ist
ihre Zuflucht und ihr Bollwerk in Zeiten der Not. Der Begriff miRgoB , der
zweimal in Vers 10 vorkommt und beide Male mit "Zuflucht" und "Bollwerk"
übersetzt wird, deutet Sicherheit und Schutz an einem erhabenen, sicheren
Rückzugsort an. M iRgoB , eines der vielen Worte, die in den Psalmen gebraucht
werden, wenn von Sicherheit in Gott gesprochen wird, wird in Ps 18,3;144,2 mit
"Bollwerk" und in Ps 46,8.12; 48,4; 59,10.17-18; 62,3.7; 94,22 mit "Festung"
übersetzt. Ein anderes hebr. Wort, das in den Psalmen mit "Zuflucht" übersetzt
wird, ist maHseh , "Schutz vor Gefahr". Dieses Wort wird in Ps 14,6; 46,2; 61,4;
62,8-9; 71,7; 73,28; 91,2.9 benutzt. Ein weiteres, in den Psalmen mit "Zuflucht"
übersetztes Wort, ist mAnNs ("ein Ort, an den man fliehen kann"; Ps 59,17; 142,6
). Wer zum Herrn gehört, darf auf die Sicherheit und den Schutz bei Gott
vertrauen.
Ps 9,12-13
Der Abschnitt des Lobpreises (V. 1-13 ) schließt mit der
Ermahnung des Psalmisten an das Volk, besonders an die Elenden, die Gott nicht
vergißt (V. 13 ), daß sie dem Herrn Loblieder singen (vgl. V. 3 ) und erzählen
sollen, was er getan hat (V. 12 ).
B. Gebet: Hilfe für die Elenden
( 9,14-21 )
Ps 9,14-15
Im Hinblick auf Gottes frühere mehrfache Errettung rief
David nun Gott an, daß er auf sein Elend antworten und ihm Anlaß geben möge, ihn
zu preisen. Der Psalmist bat den Herrn, aufzumerken, wie seine Feinde ihn
verfolgten. In Todesgefahr schrie er zu Gott, daß er ihn aus den Toren des Todes
erretten möge (vgl. Hi 38,17; Ps 107,18; Jes 38,10 ). Von Gott gerettet, würde
er den Herrn in den Toren der Tochter Zion preisen (d. h. in der Stiftshütte in
Jerusalem).
Ps 9,16-17
Davids Gebet wurde durch sein volles Vertrauen auf den
Herrn unterstützt. In Vers 16-19 zählt David auf, auf welche Weise Gott die
Gottlosen vernichtete, die den Bedürftigen gequält haben. Vers 16 könnte in
Vorwegnahme der Vernichtung der Feinde geschrieben worden sein, so wie es in den
Abschnitten des "Vertrauens" verschiedener Psalmen geschieht. In diesem Fall sah
David voraus, wie der Gottlose in seine eigene Grube fallen (vgl. Ps 7,16 ) und
sich in seinem eigenen Netz verstricken (vgl. Ps 35,8;57,7 ) würde. Dennoch ist
die Gerechtigkeit des Herrn wohl bekannt, denn das Böse, das die Gottlosen
ersinnen, kehrt zu ihnen zurück.
Ps 9,18-19
Die Bestimmung der Gottlosen, die in das Grab ( S+?Nl ,
Scheol) zurückkehren, wird den Bedürftigen und den Elenden gegenübergestellt
(vgl. V. 10.13 ), die ihre Hoffnung erfüllt sehen werden. Der Ausdruck Gott
vergessen wird in den Psalmen bisweilen dem Wort "erinnern" gegenübergestellt,
einem Ausdruck, der Glauben und Gebet bezeichnet. Für diejenigen, die den Herrn
zurückweisen und ihm keine Beachtung schenken, gibt es keine Hoffnung.
Ps 9,20-21
Der Psalm schließt mit der Bitte, daß der Herr aufstehen
und über die sterblichen Menschen ( ?MnNS ; vgl. den Kommentar zu Ps 8,5 ) in
einem fürchterlichen Gericht Schrecken bringen solle. Solch eine Vernichtung
würde den Gottlosen klar machen, daß sie nur Menschen ( ?MnNS ) sind und nicht
jene unterdrücken können, die auf den Herrn vertrauen.
Ps 10
Der Lobpreis für die gerechte Rechtfertigung, die in Ps 9
ganz deutlich wird, wird in Ps 10 weniger betont. Ps 10 ist eine Bitte an Gott,
seine Hilfe für den Elenden nicht zu verzögern. Der Psalmist beschrieb die
furchteinflößende Stärke der Gottlosen in ihrer Gottlosigkeit Gott gegenüber und
in ihrem Auflauern der Hilflosen. Dann bat er Gott, sich zu erheben und die
Unterdrückten durch die Zerschlagung der Gottlosen zu rächen.
A. Die Beschreibung der Gottlosen
( 10,1-12 )
Ps 10,1
Der erste Teil des Psalms ist eine machtvolle Beschreibung
der verwerflichen Stärke des Gottlosen. Aber zu Beginn des Psalmes wandte der
Schreiber seine Klage dem Herrn zu, der an der Lage des Unterdrückten keinen
Anteil zu nehmen schien. Die Tatsache, daß der Gottlose triumphieren könnte,
veranlaßte den Psalmisten, die Frage zu stellen, warum der HERR sich von der Not
fernhielt ("warum" taucht zweimal in V. 13 auf). Die Frage ist ein kühner
Ausdruck der wahren Empfindungen unterdrückter Menschen, die nach Hilfe
schreien.
Ps 10,2-7
In diesen Versen entwirft David den Charakter des
Unterdrückers. Voller Stolz (Anmaßung, V. 2 und Stolz, V. 3 ) quält der Gottlose
den Schwachen und redet beleidigend über den Herrn (vgl. V. 13 ). Der Gottlose
ist selbstsicher (stolz, V. 4 ; hochmütig, V. 5 ) und hat keinen Platz für Gott
oder Gottes Gebote. Solch ein Mensch ist davon überzeugt, daß er nicht von
seinen gottlosen Wegen abgebracht werden kann. Er meint, daß er ungestört seinen
Wohlstand (V. 5 ) und sein Glück (V. 6 ; vgl. Ps 73,3 ) genießen kann. Seine
Worte sind betrügerisch und zerstörerisch ( Ps 10,7 ). Der Satz: "Mühsal und
Unheil sind unter seiner Zunge" bedeutet, daß die Worte, die er spricht, Unheil
zur Folge haben.
Ps 10,9-12
Hier beschreibt der Psalmist den Gottlosen als einen wie
ein Löwe (vgl. den Kommentar zu Ps 7,3 ) im Verborgenen lauernden Menschen (er
liegt im Hinterhalt taucht in V. 8-9 dreimal auf), der seine hilflosen (vgl. Ps
10,12 ) Opfer angreifen und in sein Netz ziehen will, wie es der Fischer mit den
Fischen macht. Dieses Bild eines Löwen deutet auf listige Menschen hin, die
darauf warten, angreifen zu können. Die Elenden (d. h. die Gerechten) werden von
den Gottlosen vernichtet. Weil Gott sie vielleicht nicht auf der Stelle rettet,
ist der Gottlose davon überzeugt, daß Gott sich nicht um den Gerechten kümmert
und ihn nicht beachtet.
B. Die Aufforderung an Gott, Rache zu üben
( 10,12-18 )
Ps 10,12-15
Der Psalmist schrie ernsthaft zu Gott um Rache. Gott solle
sich erheben (vgl. Ps 9,20 ) und den Hilflosen helfen (vgl. Ps 10,9 ). Ein Grund
für seine Bitte ist, daß es dem Gottlosen nicht gestattet sein darf, Gott zu
verachten (vgl. V. 3 ) und zu meinen, daß er mit seinem Tun davonkäme (vgl.
warum in V. 1 ). Der Herr sollte veranlaßt werden zu antworten, denn die Elenden
vertrauen auf Gott, der Kummer und Elend sieht und der ihr Helfer ist (V. 14 ).
Die besondere Bitte des Psalmisten lautete, daß Gott den Gottlosen (V. 15 )
bestrafen möge. Es werden hier wieder Bilder gebraucht: den Arm eines Menschen
zu brechen bedeutet, seine Macht zu zerstören. Wenn Gott durch eine derartige
Vernichtung die Gottlosen richtet, dann werden sie dazu aufgefordert, für ihre
Taten Rechenschaft abzulegen. Der Psalmist könnte dann nicht länger sagen, daß
Gott seine Taten nicht sieht (vgl. V. 13 ) oder sich um den Elenden nicht
kümmert.
Ps 10,16-18
Der Psalm schließt mit einem Ausdruck des Vertrauens, daß
das Gebet des Schreibers erhört worden ist. An dieser Stelle erklärte der
Psalmist wie in Ps 9 ,daß der Herr der Herrscher ist (vgl. Ps 9,8 ) und daß
diejenigen aus den Völkern (vgl. Ps 9,6.16.18.20-21 ), die ihm entgegenstehen,
vergehen werden (vgl. Ps 9,4.6.16 ). Der Psalmist war sich sicher, daß der Herr
das Schreien des Elenden erhört und seine Sache verteidigt, so daß die
Gottlosen, die nur sterbliche Menschen sind ( ?MnNS ; vgl. Ps 9,21 und den
Kommentar zu Ps 8,5 ), sie nicht länger erschrecken würden.
Der Glaube, daß Gott gegen die Tyrannei der Gottlosen für
die Elenden und die Bedürftigen eintritt, war für den Psalmisten ein Trost und
die Grundlage für sein Gebet.
Ps 11
Der historische Hintergrund dieses Psalms ist unbekannt.
Offensichtlich befand sich David in einer verzweifelten Not und war in
Lebensgefahr. Die Versuchung, vor der Gefahr davonzulaufen, stellte sein
Vertrauen auf Gott auf die Probe. Die Botschaft des Psalms ist folgende: Der
Psalmist, der sich der Versuchung gegenüber sah, zu einer Zeit zu fliehen, in
der die Autorität des Gesetzes nicht mehr vorhanden war, hielt an seinem Glauben
an den Herrn fest, daß Gott schließlich die Gottlosen, die er haßt, vernichten
und die Gerechten, die er liebt, erretten würde.
A. Die Versuchung zu fliehen
( 11,1-3 )
Ps 11,1
Der Psalm beginnt mit der Zurückweisung der Versuchung des
Psalmisten, vor der Gefahr zu fliehen. David wunderte sich über diesen Vorschlag
seitens der Kleinmütigen, weil das seinem Glauben an den Herrn widersprach.
Seine anfängliche Erklärung: Im HERRN nehme ich (oder: habe ich genommen) meine
Zuflucht , steht ihrer Annahme entgegen.
Die Kleinmütigen gaben David den Ratschlag, wie ein Vogel
auf die Berge zu fliehen, wo er sicher wäre. Aber statt dessen floh er zum
Herrn, um dort Sicherheit zu finden.
Ps 11,2
Diese Versuchung lag nahe, weil die Gottlosen daran waren,
die Gerechten einschließlich David zu vernichten. Die Gottlosen spannen ihren
Bogen, um die Sehnen darauf festzuziehen und dann ihre Pfeile auf die Sehnen zu
legen, um im Geheimen (vgl. Ps 10,8-9 ) auf den Frommen zu schießen. Es könnte
zwar sein, daß dieser Angriff tatsächlich so geschehen war, aber es ist viel
wahrscheinlicher, daß die Bogen und Pfeile verleumderische Worte meinen, die
zerstören, so wie es häufig in den Psalmen der Fall ist.
Ps 11,3
Wenn die Grundfesten der Gesellschaft umgerissen werden,
was kann der Gerechte dann noch tun? Diese Grundfesten beziehen sich auf das
Gesetz der Gesellschaft, das seine Grundlage in den Ordnungen des Herrn hat. Die
Versuchung der Kleinmütigen hatte also ihre Ursache in der Angst, daß das Volk
auseinanderfallen könnte. Ihre Blickrichtung war auf das Irdische gerichtet.
Davids Blick war auf mehr gerichtet.
B. Das Vertrauen in den Herrn
( 11,4-7 )
Ps 11,4
David stellte die Schwierigkeiten auf der Erde der erhöhten
Position des Herrn im Himmel gegenüber. "Was kann der Gerechte tun?" hatte der
Kleinmütige gefragt (V. 3 ). David antwortete, daß der Gerechte sich auf die
wahre Quelle sicherer Herrschaft verlassen kann, nämlich den Herrn, dessen Thron
in den Himmeln erhöht ist, sein heiliger Tempel, der von der Heuchelei der
Gottlosen weit entfernt ist. Weil der Herr souverän über die Erde herrscht,
sieht er und erforscht er das Handeln der Söhne der Menschen (vgl. Ps 33,13-14 )
völlig. Er beobachtet heißt wörtlich: "Seine Augen sehen". Seine Augen heißt
wörtlich: "seine Augenlider." Mit diesen Ausdrücken soll die Allmacht Gottes
dargestellt werden.
Ps 11,5
Gott prüft (läutert) den Gerechten, aber er haßt den
Gottlosen und die Menschen, die Gewalt lieben. Gott widersteht allen, die sich
im Widerspruch zu seinem Willen für die Gottlosigkeit und Gewalt entschieden
haben.
Ps 11,6
Der Psalmist schaute auf das plötzliche und rasche Gericht
über die Gottlosen. Er wird es regnen lassen könnte auch übersetzt werden: "Möge
er es regnen lassen". Brennender Schwefel erinnert an Gottes Gericht über Sodom
und Gomorra ( 1Mo 19,24 ). Feurige Kohlen könnte auch mit "Fallstricke"
übersetzt werden. In diesem Fall beschreibt der Psalmist ein gerechtes Gericht
für die Gottlosen - sie sollen gefangen werden. In jedem Fall ist ein
vernichtendes Gericht ihr Schicksal.
Ps 11,7
Im Gegensatz zu Gottes Gericht über die Gottlosen (V. 6 )
liebt der Herr, der gerecht ist, die Gerechtigkeit. Die Frommen - diejenigen,
die ihm im Glauben vertrauen und auf seinen Wegen wandeln - werden sein
Angesicht sehen. Das bedeutet, daß der Gerechte in seine Gegenwart kommen und
sich seiner Segnungen erfreuen darf.
Ps 12
Dieser Psalm spricht von Davids Vertrauen in die
ungetrübten Worte Gottes, die ihm die Versicherung geben, daß er jene erretten
wird, die seine Errettung suchen. Dieser Ausdruck des Vertrauens stammt mitten
aus einer Kultur, in der der Schwache durch Betrug unterdrückt wurde. Der
Hintergrund für diesen Psalm ist uns nicht bekannt, aber zahlreiche Ereignisse
im Leben Davids könnten die Dichtung eines solchen Psalmes zur Folge gehabt
haben (vgl. 1Sam 23,11.19; 26,19 ). Aber die Sprache des Psalmes ist so
allgemein gehalten, daß er in mehrere Situationen passen könnte.
A. Das Gebet um Errettung
( 12,2-5 )
Der Psalmist schrie zu Gott (V. 2-5 ) um Errettung aus der
Mitte eines lügnerischen und hochmütigen Volkes.
Ps 12,2-3
Dieser Schrei zu Gott beklagt die Tatsache, daß die Frommen
offensichtlich untergegangen sind. Menschen, die Treue zu Gottes Bund gezeigt
hatten, waren aus dem Land verschwunden. (Der Begriff für "treu" ist HasID , das
mit dem Wort HeseD , "treue Liebe oder Bundestreue", verwandt ist.) An ihre
Stelle waren nun Lügner und Betrüger getreten. Ihre Worte waren unehrlich und
infolgedessen nicht vertrauenswürdig. Die Gesellschaft war insgesamt verdorben.
Es sah so aus, als ob es keine vertrauenswürdigen, ehrlichen Menschen mehr gäbe,
auf die der Psalmist sich verlassen konnte.
Ps 12,4-5
Also betete der Psalmist, daß der Herr die Heuchelei und
Lügenlippen ausrotten möge. Diese Menschen waren voller Stolz (sie waren
prahlerisch) und der Ansicht, daß sie mit Reden, Heuchelei und Betrug ihre Ziele
erreichen konnten. Indem sie sagten: Wir sind mit unserer Zunge mächtig, gingen
sie davon aus, daß sie so handeln konnten, wie es ihnen gefiel: Wer ist unser
Herr? David wollte, daß Gott sie vernichtete und ihrem hochmütigen Prahlen ein
Ende setzte.
B. Die Gewißheit der Errettung
( 12,6 )
Ps 12,6
Der Psalmist erhielt die Gewißheit, daß der Herr sich
erheben und den Schwachen und den Bedürftigen von der Unterdrückung befreien
würde. Gott hatte verheißen, diejenigen, die ihm vertrauten, aus der Hand derer
zu retten, die sie beschimpften.
C. Vertrauen in Gottes Wort
( 12,7-9 )
Ps 12,7
Aufgrund der Versicherung Gottes, daß die
Niedergeschlagenen erlöst werden sollten (V. 6 ), drückte der Psalmist sein
Vertrauen in die ungetrübten Worte Gottes aus, obwohl er wußte, daß die
Gottlosen überall um ihn herum waren.
Im Gegensatz zu den Worten der Gottlosen sind die Worte des
Herrn rein (gereinigt) und wahrhaftig. Ihre Ungetrübtheit wird mit der Läuterung
von Silber verglichen; es ist so, als wenn die Worte des Herrn siebenmal (sieben
ist die Zahl der Vollkommenheit) geläutert wären. Was Gott sagt, ist wahrhaftig
(lauter; vgl. Ps 18,31 ) und verläßlich. Seine Worte sind nicht mit Betrug und
falscher Heuchelei befleckt (im Gegensatz zu den Worten der Gottlosen; Ps 12,3-4
), sondern sie sind ganz und gar zuverlässig.
Ps 12,8-9
Deshalb vertraute der Psalmist dem Wort Gottes, daß er die
Menschen inmitten der Stolzen, die in selbstgefälligem Vertrauen in die eigene
Person herumstolzieren, indem sie den schändlichen Dingen Wert beimessen (
zVllVT , ein Wort, daß nur an dieser Stelle im AT gebraucht wird; es steht für
etwas Wertloses), bewahren konnte. Vers 9 zeichnet das Bild nichtswürdiger und
rücksichtsloser Menschen, die durch betrügerische Worte Autorität und Macht
ausüben. Dennoch versichern Gottes Worte, die wahrhaftig sind, daß solche
Menschen der Vernichtung anheimfallen werden.
Ps 13
Dieser Psalm hat den Schrei des Niedergeschlagenen zum
Inhalt und stimmt daher mit mehreren der vorausgegangenen Psalmen überein. Hier
stützte sich David voll Vertrauen auf die treue Liebe des Herrn (V. 6 ), auch
wenn er unmittelbar noch keine Errettung von der Unterdrückung der Gegner, der
Feinde Gottes, erlebte.
A. Klage über das Leid
( 13,2-3 )
Ps 13,2-3
Mit einer Reihe rhetorischer Fragen, die darauf angelegt
waren, Gott zur Antwort auf sein Gebet zu bewegen, fragte David Gott: Wie lange?
(viermal in diesen drei Versen; vgl. den Kommentar zu Ps 6,4 ). Er wartete ab,
bevor er antwortete. David fühlte sich von Gott nicht mehr beachtet und
vergessen. Sollte dieser Zustand unendlich andauern? David kämpfte innerlich (
mit meinen Gedanken heißt wörtl. "in meiner Seele") und klagte, daß er Tag für
Tag in dieser bedrückenden Situation verblieb, so daß sein Herz mit Kummer und
Sorge erfüllt war. Als Ergebnis seiner Verlassenheit von Gott triumphierten
seine Feinde über ihn.
B. Bitte um Errettung
( 13,4-5 )
Ps 13,4-5
David rief den Herrn an, herzuschauen, zu antworten und ihn
aus seiner Lage zu befreien. Mit der Bitte: erleuchte meine Augen bat David um
göttliche Weisheit oder um die Beachtung seiner Bedürftigkeit. Er betete
ernstlich darum, daß er nicht im Tod entschliefe (vgl. den Kommentar zu Ps 7,6;
stürzen heißt wörtlich "sterben") und so seinen Feinden die Freude des Triumphes
nicht brächte.
C. Vertrauen in den Herrn
( 13,6 a)
Ps 13,6 a
David drückte sein Vertrauen in die unerschöpfliche Liebe (
HeseD ) des Herrn aus, die treue Liebe, die der Herr für jene hegt, die auf ihn
vertrauen. Die Feinde Davids forderten die Treue der Liebe Gottes zu einem
seiner Bundesgläubigen heraus.
D. Lobpreis über die Rettung
( 13,6 b)
Ps 13,6 b
Der Psalmist, der davon überzeugt war, daß sein Gebet
erhört worden war, faßte den Entschluß, sich zu freuen und dem Herrn zu singen,
weil er ihm Rettung gebracht und wunderbar mit ihm gehandelt hatte. (Dies ist
der erste der zahlreichen Verweise auf Gottes Güte.) Er spürte das Ende seines
langen Wartens im voraus.
Ps 14
Der Psalmist, der wußte, daß die menschliche Rasse töricht
und verdorben ist und daß der Herr solche Menschen um ihrer Taten willen
vernichten wird, sehnte sich nach der Errichtung des Königtums des Herrn auf der
Erde. (Vgl. den Kommentar zu Ps 53 ,der mit Ps 14 fast völlig übereinstimmt.)
A. Urteil über die Menschen
( 14,1-3 )
Ps 14,1
David bestätigte Gottes Anklage der Menschen: Sie sind
Toren. Vers 1 vermittelt eine zusammenfassende Beschreibung des Toren ( nABAl ,
jemand, der auf moralischem Gebiet unempfänglich und gottlos ist). Ein Tor
glaubt, es gibt keinen Gott und führt ein verderbtes Leben. Diese beiden
Aussagen stehen miteinander in Verbindung. Als praktizierender Atheist (d. h. er
lebt sein Leben so, als wenn es keinen Gott gäbe) hat er an der Weisheit, die im
Wort Gottes offenbart wird, keinen Anteil. Als Ergebnis davon ist er verdorben
und bringt alles zum Verderben, was er tut. Sein Handeln ist nichtig, d. h. er
tut abscheuliche Dinge, die der Herr haßt. Ohne Glauben kann niemand Gott
gefallen, also gibt es keinen, der Gutes tut.
Ps 14,2
Das Urteil des Psalmisten über die Menschen war darauf
gegründet, daß der Herr herunterschaute, um die Menschen zu prüfen (die Söhne
der Menschen). Zu den Beispielen, bei denen der Herr hinabsah, um zu sehen, wie
böse die Menschen waren, gehören auch Babel ( 1Mo 11,1-9 ) und Sodom ( 1Mo 18,21
). Der Psalmist zeichnete das Bild des Herrn, der hinabschaut, um zu sehen, ob
irgendein Mensch Verständnis besaß, d. h. ob irgendein Mensch Gott suchte. Die
Furcht des Herrn ist der Weisheit Anfang ( Spr 1,7 ). Weil der Tor es ablehnt,
diese Tatsache zu akzeptieren, mangelt es ihm an Verständnis.
Ps 14,3
Gott war auf der Suche nach verständigen Menschen und sah
doch, daß die gesamte Menscheit sich abgewandt hatte und verdorben war (wörtl.
"sauer" wie Milch). Dieses Wort ?AlaH , das nur an dieser Stelle, in Hi 15,16
und in Ps 53,4 auftaucht, wird hier im moralischen Sinn gebraucht. (Dieser
Begriff für verdorben unterscheidet sich von dem in Ps 14,1 verwendeten Wort.)
Als Folge daraus stellte Gott fest, daß nicht ein einziger Gutes tut. Die
einzige Hoffnung der Menschheit ist nach der Schrift die Hinwendung des
einzelnen zum Herrn zu seiner Errettung.
B. Die Strafe für die Gottlosen
( 14,4-6 )
Ps 14,4-6
David zeigte das Ergebnis der Auseinandersetzung zwischen
denen, die die Ungerechtigkeit bewirken, und den Gerechten. Er war erstaunt über
die Unkenntnis der Bösen, die meinten, sie könnten ungehindert Gottes Volk
verschlingen. Ihre Gottlosigkeit erhält ihren stärksten Ausdruck durch ihren
heftigen Angriff auf sein Volk. Sie vergessen die Tatsache, daß Gott sie
überwältigen wird, denn indem sie Gottes Volk angreifen, greifen sie Gott selbst
an. Er ist in der Mitte seines Volkes gegenwärtig. Deshalb sah der Psalmist
voraus, daß die Gottlosen in große Furcht geraten werden, wenn der Herr sie für
die Verfolgung seines Eigentums richtet. Sie könnten das Leben des Volkes Gottes
( der Armen ) eine Zeitlang behindern, aber das Volk Gottes wird gerechtfertigt
werden, weil sie auf den Herrn vertrauen, ihre Zuflucht ( maHseh , "Schutz vor
Gefahr", ein Wort, das in bezug auf den Herrn in den Psalmen neunmal gebraucht
wird: Ps 14,6; 46,2; 61,4; 62,8-9; 71,7; 73,28; 91,2.9 ).
C. Die Sehnsucht nach der Herrschaft Gottes
( 14,7 )
Ps 14,7 : David sehnte sich nach der Aufrichtung des
Königreiches des Herrn (vgl. Mt 6,10 ). Der Herr wird seinem Volk große Freude
bescheren (vgl. Zeph 3,14-16 ), wenn er sein Volk Israel aus der Gegenwart der
Gottlosen erlöst (vgl. Röm 11,26-27 ). Der Psalmist sehnte sich nach der
Aufrichtung von Gottes gerechter Herrschaft von Zion aus (vgl. den Kommentar zu
Ps 2,7 ) und nach der Vernichtung der Gottlosen, die in ihrer Gottlosigkeit
verharren.
Ps 15
Dieser Psalm macht deutlich, wer es wert ist, ein "Gast"
des Herrn zu sein. Der Psalmist schildert das tadellose Verhalten desjenigen,
der zur Verehrung im Heiligtum des Herrn geschickt ist.
A. Die Frage: Wer darf bleiben?
( 15,1 )
Ps 15,1
David dachte nach: Wer darf im Heiligtum des Herrn (der
Stiftshütte) wohnen, die sich auf dem heiligen Berg, also Zion, der Stadt
Davids, befindet (vgl. 2Sam 6,10-12.17 und den Kommentar zu Ps 2,6 )? Die Frage
lautet: Wer war berechtigt, ein "Gast" des Herrn zu sein und an dem Ort zu
leben, an dem er gegenwärtig war? Es war eine geistliche Frage: Wer darf sich
Gott nähern und an dem Ort seiner Wohnung anbeten?
B. Die Antwort: Der Gerechte darf bleiben
( 15,2-5 )
Ps 15,2- (Ps 15,2a-b)
Die in Vers 1 gestellte Frage wird in Vers 2 zunächst
zusammenfassend beantwortet (V. 2 a - b) und dann mit einer siebenfachen
Beschreibung (V. 2 c. 3-5 ) und einem zusätzlichen achten Hinweis näher
ausgeführt. Derjenige, der angenommen wird, ist der, dessen Wandel (a) untadelig
und dessen Handeln (b) gerecht ist. Die Metapher des "Wandels" wird in der
ganzen Bibel für die Lebensweise und das Verhalten eines Menschen benutzt (vgl.
Ps 1,1 ). Untadelig ( tAmIm ) bedeutet vollkommen, ernsthaft oder perfekt. Ein
untadeliger Mensch lebt im Gehorsam gegen Gott und hält an einem Leben in
Ehrbarkeit fest.
Sein Handeln stimmt mit den Maßstäben Gottes überein, d.
h., es ist gerecht. David stellte deshalb heraus, daß, wenn sich jemand in die
Gegenwart des Herrn in Zion begab, er ein gehorsamer und gerechter Diener sein
mußte. Der Gottlose und der Heuchler wohnen nicht im Heiligtum.
Ps 15,2-5 (Ps 15,2c-5a)
Nach der allgemeinen Darlegung der ersten beiden Zeilen in
Vers 2 erläuterte David im einzelnen das Wesen eines solch tadellosen Menschen.
(1) Das erste Merkmal des Gerechten ist es, daß er von
Herzen die Wahrheit spricht. Er ist nicht wie die wankelmütigen Heuchler (vgl.
Ps 12,3 ). (2) Ein Gerechter verleumdet nicht böswillig. (3) Er schadet auch
nicht seinem Nächsten oder schmäht ihn. Ein Nächster (oder Freund) kann
jedermann sein, mit dem er in Kontakt kommt. Die Bemerkungen eines untadeligen
Menschen schaden seinem Nächsten nicht und richten ihn nicht zugrunde.
(5) Ein Gerechter verachtet den Verworfenen und ehrt den
Gläubigen, der den Herrn fürchtet. Ein "Verworfener" (von mA?as , also nicht
dasselbe Wort wie in Ps 14,1 ) ist ein Schurke, ein nichtiger Mensch. Wer jedoch
den Herrn fürchtet, lebt ein Leben des Glaubens und des Gehorsams.
(6) Der Gerechte hält seinen Eid, auch wenn es ihm schadet.
Sogar wenn er unbedacht einen Eid abgelegt hat ( 3Mo 5,4 ), hält er gewissenhaft
sein Wort.
(7) Der Gerechte verleiht sein Geld nicht auf Zinsen. Er
übervorteilt den nicht, der borgen muß. Aus einem israelitischen Bruder Gewinn
zu ziehen, war als unbrüderlich verboten ( 2Mo 22,25; 3Mo 25,36 ).
(8) Der Gerechte nimmt keine Bestechungsgeschenke gegen den
Unschuldigen an. Das Gesetz verbot das selbstverständlich ( 5Mo 27,25 ). Statt
dessen leistet der Gerechte der Sache des Unschuldigen und des Bedürftigen
Vorschub.
Ps 15,5 b
David schloß damit, daß derjenige, der diese Lebensweise
befolgt, niemals wanken wird (vgl. Ps 16,8; 21,8; 30,7; 62,3.7; 112,6 ). Er wird
nicht nur die Gemeinschaft mit dem Herrn in seiner Gegenwart genießen, sondern
auch die göttliche Segnung und Geborgenheit erfahren.
Die Tatsache, daß hier auf zehn verschiedene Arten der
beschrieben wird, der bei dem Herrn wohnen darf (ehrlich, gerecht, aufrichtig,
nicht verleumderisch, er tut nicht das Verkehrte, ohne Tadel, er unterscheidet
zwischen Gut und Böse, hält seinen Eid, zieht aus seinem Nächsten keinen
Vorteil, nimmt keine Bestechungsgeschenke an), legt einen Vergleich mit den zehn
Geboten nahe (obwohl die beiden Aufzählungen nicht in allen Teilen
übereinstimmen). Gehorsam gegenüber Gottes geoffenbartem Willen ist unbedingt
erforderlich, um in das Heiligtum des Herrn gelangen zu können.
Ps 16
Dieser Psalm drückt die Freude Davids an der Gemeinschaft
mit Gott aus, die, wie David erkennt, aus dem Glauben an den Herrn resultiert.
Der Psalm könnte geschrieben worden sein, als David sich in der Wildnis oder
durch den Widerstand gegen seine Herrschaft in großer Gefahr befand. Was auch
immer der Anlaß war, David war davon überzeugt, daß, weil er den Herrn
kennengelernt und ihm für sein Leben vertraut hatte, er ihm auch im Angesicht
des Todes vertrauen konnte.
A. Der Herr ist Davids Teil im Leben
( 16,1-8 )
Ps 16,1
In Vers 1-8 schaute David zurück, wie er den Herrn
kennengelernt und ihm vertrauen gelernt hatte. Vers 1 faßt anscheinend den
gesamten Psalm zusammen: Bewahre mich, Gott, denn ich vertraue auf dich.
Daraufhin entwickelte David, wie er seine Zuflucht in dem Herrn gefunden hatte.
Ps 16,2
David sprach sein ausschließliches Vertrauen in den Herrn
aus. Seine Glaubensaussage lautete: Du bist mein Herr; ich weiß von keinem
anderen Gut außer dir (vgl. Ps 34,11;84,12 ).
Ps 16,3-4
Auf der Grundlage dieses Bekenntnisses zum Herrn beschrieb
der Psalmist die Gemeinschaft seiner Freunde, mit denen er identifiziert wurde.
Er hatte große Freude an den Frommen (Heiligen) im Land, die er als Herrliche
betrachtete. Gott hatte sein Volk dazu berufen, ein heiliges Volk zu sein ( 2Mo
19,6 ), und der Diener Gottes erkannte hier, daß nur sie mit Gott in
Gemeinschaft sein konnten. Das waren die Gläubigen, die dem Herrn dienten. Die
anderen, also diejenigen, die anderen Göttern nachlaufen, werden Kummer und
Schwierigkeiten erleben. David würde ihr Handeln nicht gutheißen noch ihnen in
ihrem vergeblichen Gottesdienst beistehen noch die Namen ihrer Götter erwähnen.
Seine Treue galt den gerechten Gläubigen.
Ps 16,5-6
Der Psalmist wandte sich direkt an den Herrn und rühmte
seine Segnungen. David verglich den Herrn mit einem Teil (vgl. Ps
73,26;119,57;142,6 ), das ihm als Erbe zugeteilt wurde. Der Herr war alles, was
er brauchte, um sein Herz in diesem Leben zu sättigen. Über dieses Teil und
seinen Becher hinaus hat ihm der Herr ein schönes Erbteil bestimmt. Die
Meßschnüre auf lieblichem Land sprechen von Landesteilen, die durch Schnüre
gemessen und durchs Los verteilt wurden. Mit anderen Worten verglich David die
Segnungen Gottes mit dem besten Erbteil, das man überhaupt erhalten konnte. Der
Herr hatte ihm ein wunderbar erfülltes Leben gegeben.
Ps 16,7-8
Als Ergebnis davon, daß der Herr so viel schenkte, lobpries
David den Herrn, weil er ihn bei Nacht (so wie auch am Tage) beraten und ihn in
Sicherheit geleitet hatte. ( Lobpreisen heißt wörtlich "segnen", also "gut von
jemand oder etwas sprechen". Das ist das erste von zwei Dutzend Malen in den
Psalmen, daß von dem Herrn gesagt wird, daß er "gesegnet" ist, was gewöhnlich
mit "gepriesen" übersetzt wird.) Deswegen wußte David, daß er von seinem Wandel
in Rechtschaffenheit und in der Freude an den Segnungen, die er im Herrn hatte,
nicht abweichen würde (vgl. den Kommentar zu Ps 15,5 b).
B. Der Herr wird David bewahren
( 16,9-11 )
Ps 16,9-11
David hatte Gewißheit darüber, daß der Herr sein Leben im
Angesicht des Todes bewahren würde. Er jubelte, weil Gott seinen Leib sicher
ruhen ließ, auch wenn er sich dem Tod gegenübersah. Der Grund dafür, daß er
ruhen konnte, lag darin, daß Gott ihn nicht dem Tod überlassen noch seinen
Heiligen die Grube sehen lassen würde. Dieser Vers nimmt auf David Bezug, der
sich selbst Gottes Heiliger genannt hatte, d. h. genauer, einen der Heiligen
Gottes (vgl. V. 3 ). Er tröstete sich mit der Tatsache, daß Gott zu keiner Zeit
zulassen würde, daß sein Körper stürbe und in der Grube zugrunde ginge. In der
Tat hatte Gott ihn den Weg des Lebens erkennen lassen, so daß er an der
Erfahrung weiterer Freude an Gottes Gegenwart Anteil hatte (V. 11 ).
Vers 8-11 hat Petrus am Pfingsttag zitiert ( Apg 2,25-28 ),
und Ps 16,10 b wurde von Paulus in bezug auf die Auferstehung Christi in
Antiochien zitiert ( Apg 13,35-37 ). So werden die Worte Davids auch typologisch
gesprochen; sie überschritten seine eigene Erfahrung und wurden in Christus zu
einer historischen Wahrheit. Die Bewahrung vor der verderbenden Grube ist der
Grundgedanke sowohl hinter Davids als auch hinter Jesu Erfahrung. Allerdings
wurde diese Tatsache bei David durch die Errettung vom Tod, bei Jesus jedoch
durch die Auferstehung vom Tod Wirklichkeit.
Der Tod bedeutete für David keine Bedrohung, denn er
erfreute sich an dem großen Segen und an der Gemeinschaft mit dem Herrn. Gott
würde nicht den Tod und die Grube zulassen, um diese wunderbare Gemeinschaft zu
unterbrechen. Genauso ist dies im weiteren Sinn für die Gläubigen heute wahr,
die durch die Auferstehung die ganze Offenbarung haben und von sich sagen
können, daß, wenn sie sterben, Gott nicht den Tod diese völlige Gemeinschaft
zerstören lassen wird, an der sie sich mit dem Herrn erfreuen ( 2Kor 5,8; Phil
1,23 ). Dieser Ausdruck des Glaubens ist deshalb möglich, weil Christus den Tod
überwunden hat ( Lk 24,6 ) und auferstand, um der Erstling aller zu werden, die
schlafen ( 1Kor 15,20 ).
Ps 17
In diesem Psalm wird Davids Bewußtsein seiner eigenen
Rechtschaffenheit deutlich, während er von den Feinden umzingelt ist, deren Teil
nur in diesem Leben zu finden war. Er betete darum, vor der gottlosen Welt
bewahrt zu werden, die ihn unterdrückte, während er auf eine herrliche Zukunft
in der Gegenwart des Herrn schaute.
Der Psalm ist in vielerlei Hinsicht Ps 16 ähnlich. Es gibt
jedoch einen wesentlichen Unterschied. In Ps 16 war sich David der Gefahr im
Hintergrund bewußt; sein Glaube ermutigte ihn jedoch dazu, sich nicht zu
fürchten. In Ps 17 erfuhr David aber durch die Gefahr Bedrückung, so daß die
Hilfe von dem Herrn dringend nötig war.
A. Das Gebet eines Gerechten
( 17,1-5 )
Ps 17,1-2
David bat Gott, seine gerechte Sache zu hören, ihm
zuzuhören und seinem Gebet das Ohr zu leihen. Diese dreifache Bitte an Gott
weist auf die Dringlichkeit des Anliegens hin.
Das Gebet kam ja nicht von einem Gottlosen oder einem
Heuchler (ein Mann mit betrügerischen Lippen ). David erklärte seine
Rechtschaffenheit vor Gott, so daß Gott sehen konnte, daß er gerecht war und ihn
rechtfertigen würde.
Ps 17,3
In seiner Rechtschaffenheit (V. 3-5 ) behauptete David,
daß, wenn er von Gott geprüft würde ( du erprobst, prüfst, erforschst ), er rein
erfunden würde. Das war der Fall, weil er sich nicht zur Sünde entschlossen
hatte. Wer vor Gott gerecht leben will, muß sich in seinem Herzen entschließen,
ihm zu dienen und zu gehorchen.
Ps 17,4-5
Darüber hinaus hatte sich David vom Weg der Gewalttätigen
ferngehalten. Sein Leben war nach dem Wort Gottes ausgerichtet. Er hatte sich an
die Wege Gottes gehalten, d. h. er war dem Weg gefolgt, den Gott ihm zu leben
verordnet hatte. Er war nicht von diesem Weg abgewichen.
B. Gebet um Bewahrung vor der Welt
( 17,6-12 )
David betete darum, vor den Bösen in der Welt bewahrt zu
werden, weil sie von verwerflichem Stolz erfüllt sind.
Ps 17,6-7
Davids Gebet hatte seine Grundlage in Gottes treuer Liebe
für ihn. Die große Liebe des Herrn wird dadurch offenbart, daß er jene errettet,
die in ihm ihre Zuflucht nehmen. David hatte seine Zuflucht in ihm genommen, und
so wünschte er sich, daß Gott ihm seine große Liebe zeigen möge.
Ps 17,8
David betete darum, daß er doch in Gottes sorgender Obhut
bleiben könne. Die beiden Redewendungen in diesem Vers waren den Gläubigen aller
Zeiten eine Hilfe. Der Apfel seines Auges scheint sich auf die Pupillen zu
beziehen, die hier das Sehen des Menschen symbolisieren. Der Psalmist betete um
Gottes unmittelbare und treu sorgende Aufmerksamkeit.
Der andere Ausdruck der Schatten deiner Flügel wird auch in
Ps 36,8;57,2;61,5 verwendet. Er bedeutet Schutz; vgl. Ps 63,8;91,4 (vgl. Rt
2,12; Mt 23,37 ). Dieses Bild stammt aus der Tierwelt, wobei Gottes beschützende
Fürsorge mit der Fürsorge eines Vogels für seine Jungen verglichen wird. So
betete David um Fürsorge und Bewahrung vom Herrn.
Ps 17,9-12
Der Grund für die Dringlichkeit des Gebets liegt in dem
Wesen der Gottlosen, das David in seinem Versuch, Gott zum Handeln zu bewegen,
schilderte. Sie versuchten, David zu vernichten (V. 9 ), sie führten
gleichgültige und stolze Reden (V. 10 ), und sie verfolgten David unbarmherzig
wie ein Löwe seine Beute (V. 11-12 ; vgl. den Kommentar zu Ps 7,3 ).
C. Der Blick auf eine ruhmvolle Zukunft
( 17,13-15 )
Ps 17,13-14 a
Im Gegensatz zu Davids gegenwärtiger Verfolgung durch
weltlich gesinnte Menschen (V. 6-12 ) richtete er nun einen Blick auf die
Zukunft. Sein dringliches Gebet zum Herrn, sich zu erheben und ihn von diesen
Gottlosen zu erlösen, deren Belohnung (Teil) schon in diesem Leben ist (V. 14 ),
war eine Erinnerung an seine gegenwärtige notvolle Situation. Weil sie nicht dem
Herrn folgten, war dieses Leben ihre einzige Hoffnung der Freude. Sie verfolgten
den Gerechten auf vielfältige Weise, physisch und mit Worten.
In seinem Gebet rief David nach dem Schwert Gottes, um ihn
zu retten. Das könnte sich auf die Tatsache beziehen, daß Gott bisweilen
menschliche Armeen benutzt - sogar die der Gottlosen - um die Völker zu
bestrafen (vgl. Jes 10,5 ).
Ps 17,14-15 (Ps 17,14b-15)
Im Gegensatz zu denen, die für dieses Leben leben und
Gottes "Schwert" gegenüberstehen, hoffte David auf eine weit größere Segnung für
sich und andere, einschließlich des gestillten Hungers und Reichtums für ihre
Kinder. In Gerechtigkeit, so schrieb er, würde er Gottes Angesicht sehen (vgl.
Ps 11,7 ). Wenn er erwachte, würde er mit dem Bild Gottes gesättigt werden. Der
Psalmist erwartete nicht den Tod oder ein Erwachen in der Auferstehung vom Tod,
sondern er stellte die Vernichtung der Gottlosen, die ihr Leben ohne Gott
verbringen, seinem Leben gegenüber, das er in der Gnade Gottes lebte.
Dennoch sind die Worte als Beschreibung für die Freude an
der Gegenwart Gottes angebracht. David könnte zwar an geistliche Segnungen und
Gottes Gegenwart gedacht haben, aber die Worte sind auch für Gläubige heute
durchaus geeignet, die mit der ganzen neutestamentlichen Offenbarung einen noch
herrlicheren Ausblick haben können, der alles übertrifft, was sie in diesem
Leben erfahren.
Ps 18
Die Überschrift dieses Psalmes nennt David als Verfasser,
der diesen Psalm schrieb, nachdem der Herr ihn aus der Hand aller seiner Feinde
einschließlich "Saul" errettet hatte. Nachdem er auf all das Rückschau gehalten
hatte, was der Herr für ihn bedeutete, berichtete David von seiner Errettung
durch den Herrn und erfreute sich an den Gnadentaten, die an ihm geschehen
waren. Dieser Psalm war ein Dankeslied für den Sieg durch den Kriegs-König, der
letztendlich zum Frieden kam. Der Inhalt dieses Psalms wird mit geringen
Abweichungen auch in 2Sam 22 berichtet. Möglicherweise wurden einige der in 2Sam
22 gebrauchten Worte in diesem Psalm aufgrund seines Gebrauches für den
öffentlichen Gottesdienst abgeändert, aber Beweise gibt es dafür nicht.
A. Beschreibung des Wesens Gottes
( 18,2-4 )
Ps 18,2-4
In seinem Gelübde, Gott zu loben, reihte David Metapher an
Metapher, um zu beschreiben, wie der Herr ist und wie er zu ihm gewesen war. Er
drückte seine Liebe zum Herrn aus, der ihm in den vielen Auseinandersetzungen
seine Gnade gezeigt hatte.
David beschrieb den Herrn als den Fels (vgl. V. 32.47 ),
denn er gab ihm Beständigkeit und Sicherheit. Etwa 20mal wird der Herr in den
Psalmen als Fels bezeichnet. David verglich Gott auch mit einer Burg (dasselbe
hebr. Wort [ m+QUDCh ] wird für Gott in Ps 31,4;71,3;91,2;144,2 benutzt). "Fels"
und "Burg" stehen für einen erhöhten Platz zur Zuflucht und zur Verteidigung, zu
dem man fliehen kann, um Schutz zu suchen. Seine Zuflucht zum Herrn nehmen, ist
weitaus besser, als sich in einer von Menschen erbauten Burg oder hinter einem
großen Fels zu verstecken.
David verglich Gott auch mit einem Schild (vgl. Ps 18,31
und den Kommentar zu Ps 3,4 ) und einer Feste ( miRgoB ; vgl. den Kommentar zu
Ps 9,10 ), beides militärische Ausdrücke, die auf Schutz und Errettung vor den
Feinden hinweisen. Als Horn seines Heils gab Gott David Stärke. Tierhörner waren
Symbole der Stärke. Später symbolisierten sie Herrscher (vgl. Ps 148,14; Dan
7,8.11.20-21.24; 8,21-22; Offb 17,12 ).
Weil der Herr David verteidigt und von allen seinen Feinden
errettet hatte, war er des Lobpreises Davids würdig.
B. Bericht der Errettung durch Gott
( 18,5-30 )
Mit einem langen Abschnitt des Lobpreises erzählte David
noch einmal von seinen Leiden und Gefahren und von der übernatürlichen,
gewaltigen Errettung durch den Herrn.
Ps 18,5-6
In Vers 5-20 berichtete David davon, wie Gott ihn auf
übernatürliche Weise errettete. Daß er in den Banden des Todes war, bedeutet,
daß er sich in solch einer schwierigen Lage befand, daß er ohne das Eingreifen
Gottes gestorben wäre. Vernichtung überwältigte ihn wie eine Flut (reißender
Strom). Die Fallen des Todes umgaben ihn, und es gab keine menschlichen
Hilfsmittel mehr, um ihn zu retten.
Ps 18,7-16
Als David zum Herrn schrie, griff Gott von seinem Tempel
her ein, um ihm beizustehen. (Gottes Hilfe wird in den Psalmen außerordentlich
häufig erwähnt.) Darauf beschrieb David dieses Eingreifen Gottes als ungeheure
Gotteserscheinung oder als Ankunft des Herrn. David sagte hier, daß die Erde
aufgrund des Zornes Gottes gegen seine und Davids Feinde zitterte und bebte (V.
8 ); Rauch und Feuer kamen aus seiner Nase und seinem Mund (V. 9 ); er kam mit
den Wolken hinab (V. 10 ); er schwebte auf den Flügeln des Windes (V. 11 );
dunkle Regenwolken umgaben ihn (V. 12 ); Wolken, Hagel und Licht waren um ihn
(V. 13 ); Donner (die Stimme des Herrn; vgl. Hi 37,2.4-5 ) erschallte ( Ps 18,14
); Blitze (vgl. Hi 36,30.32;37,3.11;38,24.35 ), Pfeilen gleich, verwirrten die
Feinde ( Ps 18,15 ), und die Becken der Meere und die Grundfesten der Erde
wurden bei seinem Kommen aufgedeckt (V. 16 ). Diese poetische Beschreibung von
Gottes Eingreifen in den Kampf zeichnet das Bild eines heftigen Sturmes, in dem
Gott viele furchteinflößende Phänomene der Natur gebrauchte. Solch schreckliche
Ereignisse waren der Ausdruck von Gottes Zorn im Gericht (vgl. V. 8 ).
Ps 18,17-20
In diesen Versen legte David dar, daß der Herr ihn durch
sein Eingreifen gerettet hatte. Es war, als ob David inmitten der starken Feinde
erstickte, und der Herr holte ihn dort heraus, weil er Gefallen an ihm hatte (V.
17.20 ).
Solch ein dramatisches Bild göttlichen Eingreifens weist
auf Ähnlichkeiten mit der Verkündigung des Gesetzes hin ( 2Mo 19,16-18 ).
Ähnliche Ereignisse werden in Jos 10,11; Ri 5,20 und 1Sam 7,10 berichtet. Auch
die prophetischen Visionen, die häufig das Eingreifen Gottes beschreiben, sind
ähnlicher Natur (z. B. Jes 29,6;30,27;64,1; Hab 3,3-4 ).
Ps 18,21-25
Nach der Beschreibung seiner Errettung durch den Herrn
erklärte David sie aufgrund seines Glaubens, daß der Herr sein Gott war. Durch
den Glauben hatte David seine Aufrichtigkeit vor Gott (Gerechtigkeit; V. 21.25 )
bewahrt. Die Errettung geschah, weil Gott David für die Reinheit (V. 21.25 )
seiner Hände (d. h. seines Lebens) belohnte. David bestätigte, daß er sich nicht
von Gott abgewandt hatte, daß er in den Wegen Gottes gewandelt war, seinen
Gesetzen und Geboten gehorcht und sich von der Sünde ferngehalten hatte. Gott
ehrte seinen gehorsamen Knecht mit gewaltigen Siegen.
Ps 18,26-30
Durch den Glauben verstand David auch das Wesen des Herrn
und wie er sich den Menschen offenbarte. Gott belohnt die Menschen gemäß ihres
inneren Wesens: Treue gegen den Treuen ( HAsID , verwandt mit HeseD ),
Schuldlosigkeit gegen den Schuldlosen , Reinheit gegen den Reinen , aber
Verkehrtheit gegen den Verkehrten ( ZiqqES , "verkehrt, pervers"; ein Begriff,
der auch in Ps 101,4; Spr 2,15;8,8;11,20;17,20;19,1;22,5 ,"böse"; Spr 28,6
verwendet wird). Seine Behandlung ist immer gerecht.
Darüber hinaus rettet Gott den Demütigen (wörtl.: "den
Armen oder Betrübten"), aber er widersteht den Hochmütigen (hochmütige Augen
blicken stolz; vgl. Ps 101,5; Spr 6,17;30,13 ). Gott ordnet die Angelegenheiten
des Menschen. Für David bedeutete das, daß der Herr ihn vor dem Feind am Leben
erhielt (seine Lampen erhielt; vgl. Hi 18,5-6;21,17; Spr 13,9;20,20;24,20 ). Mit
dem Beistand Gottes konnte David gegen seine Feinde vorrücken und sie
zurückschlagen.
C. Die Freude über den Segen Gottes
( 18,31-51 )
Ps 18,31-32
Im ersten Teil (V. 31-46 ) dieses Abschnittes des Lobes
freute sich David über das Wesen Gottes und über seine Wohltaten an ihm. Der Weg
Gottes, so sagte der Psalmist, ist vollkommen und sein Wort lauter (vgl. 12,7 ;
Spr 30,5 ). Noch einmal ( Ps 18,3 ) sagte er, daß Gott sein Schild (vgl. den
Kommentar zu Ps 3,4 ), seine Zuflucht und sein Fels (vgl. 18,47 ) sei. Man kann
sich bezüglich seiner Sicherheit und seines Heils auf Gott verlassen.
Ps 18,33-46
Nun beschrieb David, wie Gott ihn für den Kampf
vorbereitete, ihm Stärke, Beweglichkeit und Tüchtigkeit (V. 33-35 ) gab; wie
Gott ihm Sieg über seine Feinde verlieh, indem er sie verfolgte, sie
zerschmetterte und vernichtete (V. 36-43 ) und wie Gott ihm die Herrschaft über
andere Völker verschaffte (V. 44-46 ; vgl. 2Sam 8 ). Weil Gott vollkommen ist (
Ps 18,31 ), konnte er den Weg Davids untadelig machen (V. 33 ). Der
vorherrschende Gedanke durch diese Verse hindurch ist, daß David jede seiner
Fähigkeiten und Siege dem Herrn zuschreibt. Alles, was er getan hatte und alles,
woran er sich jetzt erfreute, ging auf das Wirken des Herrn zurück.
Ps 18,47-51
Als Folge davon bekannte sich David zu dem lebendigen Gott
(V. 47 ) und gelobte, ihn zu preisen (V. 50 ). Der Beweis dafür, daß der Herr
lebt, liegt darin, daß er David von seinen Feinden errettet hatte. Als sein Fels
(V. 47 ; vgl. V. 3.32 ) war Gott seine Quelle der Sicherheit und Geborgenheit.
Der Herr hatte seinem gesalbten Knecht David seine gewaltigen Siege geschenkt
und seine treue Liebe gezeigt ( HeseD , unerschöpfliche Freundlichkeit). Gott
würde auch den Nachkommen Davids Sieg geben.
Ps 18 ist das Lied eines Siegers, der voller Dankbarkeit
gegen Gott ist für all das, was geschah.
Ps 19
David war von der Beobachtung ergriffen, daß die Himmel
unter dem vorherrschenden Einfluß der Sonne die Pracht von Gottes Werk
verkünden. Mit Vergleichen beschrieb er den überwältigenden Einfluß des Gesetzes
des Herrn, das ihn erleuchtete. Dann betete er um völlige Reinigung, so daß sein
Leben für Gott annehmbar wäre. Der Psalm betrachtet deshalb sowohl Gottes
natürliche Offenbarung als auch seine spezielle Offenbarung, die eine Antwort
der Selbstprüfung zur Folge hatte.
Das AT verbindet häufig die Beschreibung des Herrn als den
Gesetzgeber und als den Schöpfer. Dementsprechend wird im ersten Teil dieses
Psalms ?El ("Gott") gebraucht (V. 2 ), um seine Macht als Schöpfer
herauszustellen, und im zweiten Teil wird Jahwe ("der Herr"; V. 8-10.15 ), der
persönliche Name Gottes, mit welchem er sich Israel als der Gott des Bundes
offenbart hatte, benutzt.
Der Psalm kann auch als Polemik gegen den heidnischen
Glauben verstanden werden. In polytheistischen Kultstätten war der Sonnengott
der Gott der Rechtsprechung. In diesem Psalm ist Gott, der Herr, der Schöpfer
der Himmel, einschließlich der Sonne, die die Heiden verehren, und er ist der
Gesetzgeber, der auf der Erde das Recht aufrichtet.
A. Die natürliche Offenbarung der Herrlichkeit Gottes
( 19,2-7 )
Ps 19,2-5 b
David verkündigte, daß die Himmel die Herrlichkeit (Pracht)
des Werkes Gottes erzählen. Vers 1 stellt zusammenfassend fest: Die herrliche
Schöpfung ist der Beweis für einen noch viel herrlicheren Schöpfergott.
Die Himmel verkündigen (Tag für Tag, Nacht für Nacht), daß
es einen Schöpfer gibt (V. 3 ). Selbst wenn die Schöpfung sich nicht hörbar in
Worten äußert, geht ihre Botschaft ( Stimme ) doch bis an die Enden der Erde
hinaus. Die Botschaft der Schöpfung über die Herrlichkeit Gottes erreicht alle
Völker und ist in gleicher Weise für sie alle verständlich (vgl. Röm 1,18-20 ).
Ps 19,5-7 (Ps 19,5c-7)
Die Sonne beherrscht die Himmel. Wie ein Bräutigam, der an
seinem Hochzeitstag aufrecht sein Gemach verläßt, so steigt die Sonne empor, und
wie ein Held, der auf seiner Bahn läuft, so zieht die Sonne ihren Kreis. Diese
Verse drücken mehr aus, als daß sie nur von der Schöpfung als eines Zeugen für
Gottes Herrlichkeit sprechen. Sie zerstören auch den Glauben der Heiden, denn
für den Sonnengott wurde in der antiken Literatur des Nahen Ostens dieselbe
Bildersprache gebraucht.
B. Die spezielle Offenbarung durch das Gesetz Gottes
( 19,8-12 )
Ps 19,8
In Vers 8-10 beschrieb David den wirksamen Charakter des
Gesetzes des Herrn. So wie die Sonne das herausragende Kennzeichen der
natürlichen Offenbarung Gottes ist (V. 5 c. 6-7 ), ist das Gesetz das wichtigste
Element in der speziellen Offenbarung Gottes im AT.
Das vollkommene Gesetz Gottes (vgl. "untadelig" in Ps
12,7;18,31; Spr 30,5 ) kann Menschen verändern. Es belebt die Seele, und man
kann auf die Satzungen des Gesetzes vertrauen, um weise zu werden.
Ps 19,9
Die Gebote des Gesetzes erfreuen das Herz, und seine
Befehle erleuchten die Augen, d. h. sie erhellen das Leben und führen den
Menschen seinen Weg. Die Satzungen (V. 8 ), die Gebote (V. 9 ) und die Ordnungen
(V. 10 ) sind alle spezielle Anweisungen innerhalb des Gesetzes. Freude und
Belehrung erfüllt die Seele desjenigen, der über die Gebote Gottes nachsinnt und
sie befolgt.
Ps 19,10
Furcht ist hier ein Synonym für das Gesetz, denn es war das
Ziel des Gesetzes, die Herzen der Menschen mit Furcht zu erfüllen ( 5Mo 4,10 ).
Das Gesetz ist rein, verläßlich und gerecht. Das Gesetz sollte die Gläubigen
dazu führen, Gott zu gehorchen und ein gerechtes Leben zu führen.
Ps 19,11-12
David enthüllte nun seine persönliche Reaktion auf Gottes
vollkommenes Gesetz. Er hielt die Gebote für gut und erfreute sich an ihnen. Er
pries den hohen Wert der Gesetze für ihn selbst, er verglich sie mit Gold und
Honig - sie sind köstlicher als Gold , der wertvollsten Ware im Alten Orient.
Das Gesetz war für die Gläubigen, die ihrem Gott gerne mit ihrem Leben
wohlgefallen wollten, keine Last. David erhielt für das Halten der Gebote
Gottes, die ihn vor den Gefahren der Torheit und der Sünde warnten, großen Lohn.
C. Gebet um Reinigung
( 19,13-15 )
Ps 19,13-15
Das Nachsinnen über das heilige Gesetz Gottes führte David
zum Gebet um völlige Reinigung, so daß er ein geradliniges ( untadeliges ) und
annehmbares Leben vor Gott, seinem Fels (vgl. Ps 18,3.32.47 ) und Erlöser,
führen konnte. (Zu der Bitte des Psalmisten, daß sein Nachsinnen Gott
wohlgefällig sein möge, vgl. Ps 104,34 .) Er betete, daß ihm die verborgenen
Sünden vergeben werden mögen und er vor der mutwilligen Sünde bewahrt bliebe.
Für die in Unwissenheit begangenen Sünden gewährte das Gesetz Sühne; aber für
mutwillig begangene Sünden gab es keine zeremoniellen Vorschriften, obwohl die
Vergebung möglich war, wenn die betreffende Person die Sünde bereute und sie
eingestand (vgl. Ps 51 ). Deshalb hatte David das vollkommene Gesetz und die
Bewahrung Gottes vor solchen Sünden nötig.
Ps 20
Dieses kurze Kapitel ist ein Königspsalm; der König wollte
gerade in den Krieg ziehen, aber vorher hielt er noch einmal inne, um im
Heiligtum zu beten. Dort kam er mit der Versammlung zusammen, die für ihn
eintrat. Nach der Wiederholung des Fürsprachegebetes des Volkes für ihren
Herrscher, der um den Sieg betete, verlieh der König seiner Gewißheit eines
überwältigenden Sieges Ausdruck, die er vom Herrn erhalten hatte.
A. Die Fürbitte des Volkes
( 20,2-6 )
Ps 20,2-5
Beim Fürbittegebet betete die Versammlung gemeinsam, daß
Gott die Bitte ihres Königs um den Sieg und um Bewahrung (V. 2 ) doch erhören
und ihm vom Heiligtum her (der Stiftshütte), dem Ort, an dem Gott wohnte (V. 3
), helfen möge. Sie beteten darum, daß Gott seine Opfer, die er mit seinem Gebet
darbrachte, annähme (V. 4 ), daß das Verlangen seines Herzens gestillt würde
(vgl. Ps 21,3 ) und daß seine Vorhaben Erfolg haben mögen ( Ps 20,5 ).
Ps 20,6
Die Versammelten drückten darauf ihr Vertrauen aus, daß
Gott die Gebete ihres Königs beantworten würde. Sie wollten dann über ihren
Triumph jubeln. Dann wiederholten sie ihre Fürbitte und unterstützten damit die
Gebete ihres Herrschers: Möge der HERR dir alle deine Bitten gewähren .
B. Die Gewißheit des Königs
( 20,7-9 )
Ps 20,7
Der Psalmist, der König, verlieh seiner Gewißheit Ausdruck,
die er erhalten hatte: Weil er auf den Herrn vertraute, wußte er, daß er einen
überwältigenden Sieg erringen würde.
Aufgrund seines Glaubens war der König davon überzeugt, daß
der Herr ihn erhören und ihn, den Gesalbten Gottes, erretten würde. Das
hebräische Verb du rettest kann mit "gerettet" übersetzt werden. In den Psalmen
wird starkes Vertrauen häufig durch die Vergangenheit zum Ausdruck gebracht, als
wenn etwas bereits geschehen wäre. Der König war sich sicher, daß Gott ihn
retten würde.
Die Errettung, die David erwartete, sollte wunderbar sein.
Es würde ein triumphaler Sieg durch die errettende Macht von Gottes rechter Hand
sein, die das Symbol seiner Macht war (vgl. 2Mo 15,6.12; Ps
45,5;60,7;63,9;89,14;108,7 ).
Ps 20,8
Im Gegensatz zu denen, die auf ihre militärische Ausrüstung
oder auf Pferde ( Ps 33,17 ) vertrauten, vertraute David auf den Herrn. Das Verb
für vertrauen heißt eigentlich "im Gedächtnis behalten oder erwägen" ( zAKar ).
Das Nachsinnen über den Herrn schafft Vertrauen in ihn.
Der Gegenstand seines Glaubens war der Name des HERRN .
Gottes "Name" ist sein Wesen, sein Ruf und sein Charakter. Davids Glaube kam aus
dem Nachsinnen über das Wesen Gottes.
Ps 20,9
Aufgrund des Wesens Gottes sah David für seine Feinde eine
große Niederlage bevorstehen. Er war sich schon jetzt des Sieges seiner Armee
gewiß.
C. Wiederholte Fürbitte
( 20,10 )
Ps 20,10
Die Versammelten antworteten gemeinsam mit einem Gebet zum
Herrn, um damit die sichere Errettung ihres Königs im Kampf auszusprechen. Die
Bitte, daß der Herr sie erhören möge, steht am Beginn und am Ende des Psalmes
(V. 2.10 ).
Ps 21
Ps 21 steht von seinem Aufbau und von seinem Inhalt her in
enger Beziehung zu Ps 20 .Vielleicht ist Ps 21 der Dankespsalm nach dem Kampf,
für den Ps 20 entworfen wurde. In Ps 21 freute sich David über die Stärke des
Herrn, der auf seinen Glauben mit einem überwältigenden Sieg geantwortet hatte.
David war auch durch seine Getreuen ermutigt worden, die den zukünftigen Sieg
durch die Macht Gottes schon vorausgesehen hatten.
A. Freude über die Stärke des Herrn
( 21,2-8 )
Ps 21,2-7
Der königliche Psalmist lobte den Herrn, der seine Stärke
im Kampf gezeigt hatte. David sprach von sich selbst in der dritten Person und
drückte seine Freude über die Siege aus. Er lobte Gott dafür, daß er ihm den
Wunsch seines Herzens erfüllt hatte (vgl. Ps 20,5 ), daß er ihm Gutes gegeben
hatte (vgl. Ps 21,7 ) - einschließlich einer Krone aus reinem Gold
(möglicherweise die Krone eines ammonitischen Königs; 2Sam 12,30 ) -, daß er
sein Gebet um Leben erhört hatte; für die Siege, die Gott ihm zusammen mit
fortwährenden Segnungen gewährt hatte (vgl. Ps 21,6 ), und für die Freude.
Ps 21,8
Der Anlaß für diese große Errettung als Antwort auf das
Gebet ist das Vertrauen des Königs in die unerschöpfliche Liebe ( HeseD ) des
Herrn, des Allerhöchsten. Deshalb wußte David, daß er sicher war (er würde nicht
wanken ; vgl. den Kommentar zu Ps 15,5 ).
B. Die Vorausschau auf weitere Segnungen
( 21,9-13 )
Ps 21,9-11
Nun wurde der König von der Versammlung angesprochen. Weil
er auf den Herrn vertraute, wußte er, daß er seine Feinde klar schlagen würde.
(Zu Gottes Zorn, der wie ein Feuer ist, vgl. Ps 79,5;89,47;97,3 .) David würde
seinen Widersachern, denen Gottes "Zorn" galt, eine gewaltige Niederlage
beibringen und ihre Hoffnungen auf Nachkommenschaft zunichte machen.
Ps 21,12-13
Auch wenn die Feinde planten, den König zu stürzen, würden
sie sich doch in Furcht von ihm abkehren. Also erhielt der König, der auf den
Herrn vertraute, die Gewißheit, weitere Siege in der Zukunft zu erringen.
C. Das Gelübde des Lobes Gottes
( 21,14 )
Ps 21,14
Die Versammlung gelobte, zu singen und die Macht und die
Stärke des Herrn, der allein erhöht werden soll, zu preisen.
Ps 22
Der Psalmist fühlte sich offensichtlich von Gott verlassen,
als er von verächtlichen Verfolgern umzingelt war. Er beklagte sein großes
Leiden und seinen verzweifelten Kampf mit dem Tod und bat Gott, ihn vor solch
einem entsetzlichen Ende zu erlösen. Offensichtlich wurde sein Gebet erhört,
denn er konnte den Auserwählten und der Welt darlegen, daß der Herr sein Gebet
erhört hatte.
Kein uns bekanntes Ereignis aus dem Leben Davids paßt zu
den Einzelheiten dieses Psalmes. Die Ausdrücke beschreiben eine Hinrichtung,
nicht nur eine Krankheit; aber diese Hinrichtung paßt eher auf die Kreuzigung
Jesu als auf Davids Erfahrungen. Die Schreiber der Evangelien haben auch
zwischen manchen Worten dieses Psalmes (V. 9.17.19 ) und anderen Ereignissen in
der Leidensgeschichte Christi Verbindungen erkannt. Auch Hebr 2,12 zitiert Ps
22,23 .Man hat diesen Psalm vielfach als Vorausdeutung auf den Tod Jesu Christi
verstanden. Das bedeutet, daß David viele poetische Ausdrücke verwendet hat, um
sein gewaltiges Leiden darzustellen, aber diese poetischen Worte sich in dem
Leiden Jesu Christi in der Hand seiner Feinde wortwörtlich erfüllten. Es ist
eine interessante Tatsache, daß dieser Psalm kein einziges Bekenntnis der Sünde
und keine Verwünschung der Feinde enthält. Er ist vorwiegend der Bericht eines
Gerechten, der von den Gottlosen zum Tode verurteilt wurde.
A. Inbrünstiges Gebet eines Verlassenen
( 22,2-11 )
David, der sich offensichtlich von Gott verlassen und von
seinen Feinden verspottet fühlte, war voller Vertrauen, daß Gott ihn nicht
gänzlich verlassen würde. Vers 2-11 enthalten das Schreien des Psalmisten über
sein Elend; sie enthalten zwei Zyklen: einen Zyklus der Klage (V. 2-6 ) und
einen Zyklus, der Davids Vertrauen ausdrückt (V. 7-11 ).
1. Erster Zyklus
( 22,2-6 )
Ps 22,2-3
Obwohl der Psalmist das Gefühl hatte, daß Gott ihn
verlassen hatte (V. 2 ), gewann er aus der Tatsache, daß Gott die Gebete seiner
Vorfahren erhört hatte, neues Vertrauen (V. 5 ). Davids Schrei zu Anfang des
Psalmes: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? hat Christus am
Kreuz wieder ausgerufen ( Mt 27,46; Mk 15,34 ). Gott, an den sich David als
"mein Gott" wandte, hatte ihn offensichtlich verlassen. David betete beständig
(bei Tag und bei Nacht), aber er erhielt keine Antwort.
Ps 22,4
Das Vertrauen, das David aufbot, kam aus dem Wissen, daß
Gott Gebete erhört. Gott ist heilig, er unterscheidet sich von allen falschen
Göttern der Heiden darin, daß er lebt und handelt. In der Tat sitzt Gott auf dem
Thron (vgl. den Kommentar zu Ps 2,4 ) und wurde aufgrund dessen und für die
erhörten Gebete von den Israeliten gepriesen.
Ps 22,5-6
Die Vorfahren Davids, die ihr Vertrauen auf den Herrn
setzten, beteten in ihrer Not und wurden von ihm errettet. Dadurch wurde David
ermutigt, am Gebet festzuhalten.
2. Zweiter Zyklus
( 22,7-11 )
Ps 22,7-9
Der Psalmist war, obwohl er von Menschen verspottet wurde ,
davon überzeugt, daß der Gott seiner Jugend ihn nicht für immer verlassen würde.
David beklagte die Tatsache, daß Menschen ihn verachteten. Er fühlte sich wie
ein Wurm, wertlos, wehrlos und mit äußerster Verachtung gestraft. Sie
schleuderten Beschimpfungen gegen ihn (vgl. Mt 27,39.44 ) und machten sich über
seinen Glauben lustig, denn der Herr errettete ihn nicht. Die in Ps 22,9
benutzten Ausdrücke wurden von denen aufgenommen, die am Kreuz Jesus
verspotteten ( Mt 27,42-43 ) und nicht erkannten, daß sie diese Prophezeiung
erfüllten und daß er der leidende Messias war.
Ps 22,10-11
Die Zuversicht des Psalmisten stammte aus der Zeit seiner
Kindererziehung. Von Anfang an wurde ihm beigebracht, auf den Herrn zu
vertrauen, der ihn aus dem Mutterleib gezogen hatte. Sein ganzes Leben hindurch
war der Herr sein Gott gewesen .
B. Die Klage des leidenden Königs
( 22,12-19 )
Ps 22,12
David klagte über seinen verzweifelten Kampf mit dem Tod in
der Hand der unmenschlich handelnden Feinde. Er faßte seine Klage in der Bitte
zusammen, daß der Herr nicht fern von ihm sein möge, denn die Not war nahe, und
er war hilflos.
1. Erster Zyklus
( 22,13-16 )
David beschrieb in zwei weiteren Zyklen (V. 13-16 und 17-19
; vgl. die beiden Zyklen in V. 2-6 und 7-10 ) seine Feinde und sein Leiden.
Ps 22,13-14
David verglich seine Feinde mit grausamen Bestien (Stieren
und Löwen), die ihn vernichten würden, und beschrieb dann seinen Todeskampf.
Stiere von Basan waren gutgenährtes Vieh (vgl. den Kommentar zu den Kühen von
Basan bei Am 4,1 ) östlich des Sees von Kinneret (Galiläa). Noch viele weitere
Male sprach David von seinen Feinden als Löwen (vgl. Ps
7,3;10,9;17,12;22,22;35,17;57,5;58,7 ).
Ps 22,15-16
Wegen der Angriffe seiner Feinde waren Davids Kräfte
erschöpft wie ausgeschüttetes Wasser, und seine Glieder waren zertrennt. Darüber
hinaus war sein Mut (Herz) wie geschmolzenes Wachs und zerflossen - er wollte
keinen Widerstand mehr leisten. Seine Stärke war verflogen, und sein Mund war
trocken. In seiner Schwachheit war er am Rand des Todes.
2. Zweiter Zyklus
( 22,17-19 )
Ps 22,17
Noch einmal beschrieb David (vgl. V. 13-16 ) seine Feinde
und seinen Todeskampf. Seine Feinde quälten ihn und beobachteten ihn genau. Er
verglich sie mit Hunden (vgl. V. 21 ), die in der Antike die Straßen vom Schmutz
reinigten. So wie Hunde umringten ihn seine Widersacher (die Bösen) und warteten
ab, bis er gestorben war, damit sie seine Gliedmaßen zerreißen konnten. Daß
David seine Feinde mit Hunden verglich, bedeutete, daß er schon fast tot war.
Die Worte: Sie haben meine Hände und meine Füße durchstochen beschreiben, wie
ein Mensch von Tieren zerfleischt wird. Selbstverständlich haben diese Worte im
Neuen Testament in bezug auf Jesus Christus noch größere Bedeutung (vgl. Lk
24,39-40 ).
Ps 22,18-19
Nachdem der Psalmist von seinen Feinden gesprochen hat (V.
17 ), kommt er noch einmal auf seinen Kampf mit dem Tod zurück. Er war schwach
und ausgemergelt. Seine Feinde blickten auf ihn und hielten ihn für so gut wie
tot, so daß sie seine Kleidung, seinen letzten Besitz, unter sich verteilten
(vgl. Mt 27,35 ).
C. Die Bitte um Errettung vom Tode
( 22,20-22 )
Ps 22,20-22
David betete, daß der Herr (seine Stärke; vgl. Ps
28,7-8;46,2;59,10.18;81,2;118,14 ) ihm helfen möge, indem er sein Leben vor der
Macht seiner gottlosen Feinde rettete, die wie die Hunde (vgl. V. 17 ), wie die
Löwen (vgl. V. 14 und den Kommentar zu Ps 7,3 ) und wilde Stiere (vgl. Stiere in
Ps 22,13-14 ) waren. In seinem Gebet erhielt er das Vertrauen, daß er erhört
worden war. Im Hebräischen entsteht im letzten Teil des Verses 22 inmitten des
Gebetes eine Unterbrechung mit der Feststellung: "Du hast erhört". Der Psalmist
hat möglicherweise einen sichtbaren Hinweis auf seine Errettung erhalten, denn
im restlichen Teil des Psalmes sagte er, daß er Gott für seine Errettung preisen
wolle.
D. Lob und Ermutigung zum Gebet
( 22,23-32 )
Ps 22,23
David sprach die Versammlung des Volkes mit seinem Gelübde,
den Herrn zu loben, an Vers 23 wird fast wörtlich in Hebr 2,12 als das Lob Jesu
für die Errettung zitiert. Selbstverständlich wurde das Gebet Jesu um Errettung
vom Tode ( Hebr 5,7 ) auf andere Art und Weise beantwortet - er stand vom Tod
wieder auf. Der Psalmist wurde offensichtlich errettet, so daß er nicht sterben
mußte.
Ps 22,24-27
Dann rief der Psalmist die Versammlung dazu auf, den Herrn
mit ihm zu preisen, weil er nicht den Bedrängten (den Psalmisten, der gelitten
hatte) verachtete, sondern auf sein Rufen um Hilfe gehört (vgl. V. 2-3 ) und
sein Gebet erhört hatte. Aufgrund dieses Lobes sagte David, daß er sein Gelübde
erfüllen würde, und er ermutigte die Versammlung, mit ihm den Herrn zu preisen.
Darüber hinaus ermutigte er das Volk, am Gebet festzuhalten ( euer Herz soll
ewiglich leben bedeutet "nicht aufzugeben"; vgl. "Herz" in V. 15 ).
Ps 22,28-32
Dann wandte der Psalmist seine Aufmerksamkeit der Welt im
Ganzen zu. Er ahnte voraus, daß sich die Welt zum Herrn kehren und ihn anbeten (
sich vor ihm beugen ) würde (V. 28 ), weil er der souveräne König ist, der eine,
der über die Völker regiert (V. 29 ), auch über die Reichen und die, die
sterben. Von Generation zu Generation wird den Menschen auf der Erde verkündigt
werden, daß der Herr sein Gebet erhört und ihn errettet hat und man also auf den
Herrn vertrauen kann. Auf Jesus Christus angewendet erhalten diese Worte noch
größeres Gewicht. Wenn die Menschen hörten, wie Gott sein Gebet erhört hatte,
indem er ihn aus dem Tod auferweckt hatte ( Hebr 5,7 ), dann würden sich viele
in Vertrauen und Anbetung zu ihm kehren.
Ps 23
Mit Hilfe des Bildes vom Hirten und vom wohlwollenden Wirt
stellte David seine Überlegungen über die vielen Wohltaten des Herrn an, die
Gott ihm in den Gefahren des Lebens gewährt hatte, und schloß, daß Gottes
beständige liebende Bewahrung ihn zur völligen Gemeinschaft bringen würde.
A. Der Herr als Führer
( 23,1-4 )
Ps 23,1
Der Psalmist gebrauchte das Bild des Hirten, um sich die
Segnungen, die er vom Herrn empfangen hatte (vgl. Gott als Hirte in Ps 28,9;80,2
), ins Gedächtnis zurückzurufen. Die Metapher bot sich David, dem Hirten-König,
ganz natürlich an. Im damaligen Nahen Osten war es ein häufig gebrauchtes Bild,
denn viele Könige verglichen sich in ihrer Leitungsfunktion mit einem Hirten.
Die Prophezeiung auf den kommenden Messias enthielt dasselbe ( Jes 40,11 ), und
Jesus nannte sich selbst "der gute Hirte" ( Joh 10,14 ), auf den Israel wartete.
Er wird auch der "große Hirte" ( Hebr 13,20 ) und "der Oberhirte" ( 1Pet 5,4 )
genannt. Weil der Herr der Hirte Davids war, wurden seine Bedürfnisse gestillt.
Ps 23,2 a
Die erste Segnung, die David erfuhr, bestand in geistlicher
Nahrung. So wie ein Hirte die Schafe zur Fütterung zu frischer Weide führt, so
führt der Herr sein Volk. Wer dem Herrn nachfolgt, dem mangelt es nicht an
geistlicher Nahrung. Von Unterhirten (vgl. Apg 20,28; 1Pet 5,2 ) erwartet man
ebenso, daß sie die Herde weiden ( Hes 34,1-10; Joh 21,15-17 ). Die Nahrung für
die Seele ist das Wort Gottes ( Hebr 5,12-14; 1Pet 2,2 ).
Ps 23,2-3 (Ps 23,2b-3a)
Eine zweite Segnung, die von der Führung des Herrn
herkommt, ist die geistliche Erquickung. So wie ein Hirte seine Schafe zum
stillen Wasser führt, damit sie ausruhen können, so erquickt oder erfrischt der
Herr die Seele. Hier wird die geistliche Lektion ganz deutlich: Der Herr schenkt
dem Vergebung und Frieden, der ihm nachfolgt.
Ps 23,3 b
Die dritte Segnung, die aus der Führung des Herrn folgt,
ist die Leitung auf dem rechten Weg ( Pfad der Gerechtigkeit ). Ein guter Hirte
kennt den richtigen Weg, auf dem er die Schafe sicher nach Hause bringt. So geht
auch dem Herrn keines seiner Schafe verloren, sondern er führt sie auf dem
rechten Weg. Er führt sie um seines Namens willen .
Ps 23,4
Die vierte Segnung durch die Führung des Herrn ist die
Bewahrung. Wer sich im Tal der Finsternis befindet (oder im Todesschatten ),
braucht sich nicht zu fürchten. Der Herr ist mit ihm und wird ihn bewahren. Der
Hirte ist mit Stecken und Stab ausgerüstet, um die Schafe in derartigen
Situationen zu bewahren. David wurde durch die Gegenwart und die Bewahrung des
Herrn getröstet. Gläubige befinden sich niemals in Situationen, die der Herr
nicht kennt, denn er verläßt sein Volk nicht ( Hebr 13,5 ).
B. Der Herr versorgt uns
( 23,5 )
Ps 23,5
In diesem Vers schwenkt der Blick hin auf einen Festsaal
mit einem wohlwollenden Gastgeber, der eine überreiche Gastfreundschaft
praktiziert. Mit diesem Bild freute sich der Psalmist über die Fürsorge des
Herrn. David wurde durch die Tatsache getröstet, daß dies in der Gegenwart
seiner Feinde geschah. Trotz der drohenden Gefahr breitete der Herr ihm einen
Tisch aus, d. h. Gott versorgte ihn.
Das Bild der Salbung des Hauptes mit Öl , das erfrischend
und beruhigend wirkte, harmoniert mit dem Entwurf eines gütigen Gastgebers, der
den willkommen heißt, der in sein Haus tritt. Im Anblick des Tisches und des
Öles wußte David, daß sein Los in seinem Leben (sein Becher ) vom Segen des
Herrn überfloß.
C. Die Antwort im Glauben
( 23,6 )
Ps 23,6
David erkannte, daß die treue Liebe ( HeseD ) des Herrn ihn
überall sein ganzes Leben lang begleiten würde. Gottes Segnung über sein Volk
bleibt bei ihnen, egal, wie die Umstände sein mögen, in denen sie leben. (Vgl.
die Güte Gottes in Ps 27,13; 31,20; 69,17; 86,17; 109,21; 116,12; 142,8; 145,7
.) So schloß er: Ich will wohnen im Hause des HERRN immerdar . Das Haus des
Herrn bezog sich auf das Heiligtum (die Stiftshütte). Für den Rest seines Lebens
(wörtl.: "die Länge der Tage") erfreute er sich an der völligen Gemeinschaft mit
dem Herrn. Tatsächlich vermittelt das hebr. Verb, das übersetzt wird mit "ich
werde wohnen", die Vorstellung der Rückkehr; dasselbe Verb wird in Ps 23,3 mit
"er erquickt" übersetzt. Vielleicht war der Psalmist am Besuch des Heiligtums
und an dem völligen Genießen der geistlichen Gaben gehindert. Sein Nachdenken
über die Führung und Fürsorge durch den Herrn führte ihn dazu, sich die völlige
Gemeinschaft mit dem Herrn in seiner Gegenwart im Heiligtum in Erinnerung zu
rufen.
Ps 24
In Vorbereitung des Einzuges des großen Königs der
Herrlichkeit stellte der Psalmist heraus, daß die, die unschuldige Hände und
reine Herzen haben, zu seinem heiligen Ort hinaufgehen können.
Man hat vielfach vermutet, daß David diesen Psalm schrieb,
als er die Bundeslade nach Jerusalem brachte ( 2Sam 6 ), obwohl es keine Beweise
dafür gibt. Wenn diese Annahme aber richtig ist, bezieht sich der Ausdruck die
"ewigen Pforten" ( Ps 24,7 ) auf die alte Festung, in die damals die Lade, das
Symbol der Gegenwart des Herrn, gebracht wurde. Oder der Psalm spricht
vielleicht von einer anderen Rückkehr nach Jerusalem nach einem Sieg im Kampf.
A. Aufstieg zum heiligen Ort
( 24,1-6 )
Ps 24,1-2
David preist den Herrn, weil ihm alles auf der Welt gehört,
ihm, der es auch geschaffen hat. Das ist eine allgemeine Anerkennung der
Souveränität Gottes über alle Dinge.
Ps 24,3-4
David dachte im folgenden darüber nach, wer in die
Gegenwart solch eines souveränen Herrn kommen durfte (d. h. in die Stiftshütte
auf dem Berg [vgl. den Kommentar zu "heiligem Berg" bei Ps 2,6 ] des HERRN und
dem heiligen Ort auf ihm). Die Antwort, die möglicherweise von den Priestern im
Heiligtum gegeben wurde, lautet: Derjenige darf sich dem Herrn nähern, dessen
Haltung lauter ist und dessen Gottesdienst im Glauben geschieht (vgl. Ps 15 ).
Der Ausdruck unschuldige Hände bezieht sich auf das rechte Handeln, der Begriff
ein reines Herz bezieht sich auf die richtige Haltung und den Willen zum Tun.
Nur diejenigen, die kein Götzenbild anbeten, können Gott recht verehren und im
Glauben in Aufrichtigkeit wandeln.
Ps 24,5-6
Dieser Belehrung folgt eine Versicherung, daß die, die Gott
suchen, mit Gerechtigkeit gesegnet werden sollen. Das könnte sich auf diejenigen
beziehen, die Gott verehren und den Eintritt in das Heiligtum erstreben.
B. Der Einzug des Königs der Herrlichkeit
( 24,7-10 )
Ps 24,7
Der Psalmist sprach eine Ermahnung aus (V. 7 ) und lieferte
dann eine Erklärung dazu (V. 8 ). Wenn sich erhebt eure Häupter, ihr Tore auf
die Stadt Jerusalem bezieht, dann rief David die alten Tore auf, sich weit für
den triumphalen Einzug zu öffnen. Hier wurde auf poetische Weise die Erhabenheit
des Einziehenden dargelegt. Die Tore sollten ihre Häupter erheben, denn der
König der Herrlichkeit zieht ein . Ps 24,8-10 : Darauf gab David eine
Erläuterung. Durch Frage und Antwort legte er dar, daß dieser König der
Herrlichkeit der HERR ist, der mächtig ist im Kampf . Der Herr hat sich mächtig
erzeigt, indem er ihnen einen großen Sieg verlieh; deshalb ist es ein
wunderbarer König, der in die Stadt einziehen wird. Man kann sich eine
Prozession von triumphierenden Israeliten vorstellen, die die Bundeslade, das
Symbol der Gegenwart Gottes, tragen und zum Heiligtum hinaufziehen, um ihn zu
preisen. Die Themen der Ermahnung (V. 7 ) und der Erklärung (V. 8 ) werden in
Vers 9-10 wiederholt. Der Herr ist ein wunderbarer König, der einzieht. Nur der,
der in reiner Form Gott verehrt, kann sich an seiner Gegenwart erfreuen.
Ps 25
David wandte sich voller Vertrauen zum Herrn, um göttliche
Leitung und Vergebung für seine Ungerechtigkeit aufgrund seiner Gnade für Israel
zu empfangen. David sann in diesem Psalm über das Wesen Gottes nach, das den
Demütigen dazu führt, mit Bekenntnis und Gebet zu antworten. Der Psalm ist ein
Akrostichon, denn jeder Vers beginnt fortlaufend mit einem Buchstaben des
hebräischen Alphabetes.
A. Gebet um Leitung und Vergebung
( 25,1-7 )
Der Psalmist schämte sich nicht, sich zum Herrn zu wenden,
um um Leitung und Vergebung für die Sünden seiner Jugend zu beten (V. 7 ).
Ps 25,1-3
David betonte sein Vertrauen in seine Hinwendung zum Herrn.
Er erhob seine Seele zum Herrn ohne Scham, denn keiner, der auf den Herrn
vertraut und hofft (vgl. V. 5.21 ), wird zuschanden werden (vgl. V. 20 ), d. h.,
daß ihre Gebete erhört werden und Gott ihre Bedürfnisse stillt. Das bildet den
Gegensatz zu ihren Feinden und den Treulosen.
Ps 25,4-7
David betete zuerst um Weisung (V. 4-5 ; vgl. V. 9.12 ) und
Leitung (V. 5 ; vgl. V. 9 ). Er wünschte sich, daß Gott ihm seine Wege,
einschließlich der Wahrheit, zeigen und ihn seine Pfade lehren möge. Dann betete
er um Vergebung (V. 6-7 ). Auf der Grundlage von Gottes Gnade und Liebe, die
seit Zeitaltern bekannt waren, betete er, daß die Sünden seiner Jugend ihm nicht
nachgetragen werden sollten (dreimal betete er: Gedenke nicht ...).
B. Die Wiederholung des Gebetes
( 25,8-22 )
Der Psalmist wiederholte sein Gebet um Leitung auf dem
richtigen Weg (vgl. V. 4-5 ) und Vergebung (vgl. V. 6-7 ) für seine
niedergedrückte Seele, aber nun war sein Gebet auf das geoffenbarte Wesen des
Herrn gegründet.
Ps 25,8-10
David rühmte das Wesen Gottes: Er ist gütig und gerecht,
barmherzig und treu . Aufgrund dieser Attribute lehrt er die Sünder und leitet
den Demütigen. Sünder brauchen die gnädige Führung des Herrn.
Ps 25,11
Der Psalmist betete um Vergebung für seine große Schuld, um
des Namens (seines geoffenbarten Wesens) des Herrn willen.
Ps 25,12-14
Hier beschrieb David den, der den HERRN fürchtet
Es ist jemand, dem sich der HERR mitteilt , indem er ihm
seinen Bund offenbart (V. 14 ) und ihn unterweist (V. 12 b; vgl. V. 4-5.8-9 ).
Diese Aussagen erinnern den Leser an die Weisheitsliteratur, insbesondere an die
Sprüche. Wer den Herrn fürchtet ( Spr 1,7;9,10;15,33;31,30 ), wird durch das
Wort des Herrn unterwiesen.
Ps 25,15-22
Der Psalm schließt mit einem Gebet um Gottes gnädige
Errettung. David begann mit seiner eigenen Versicherung, daß er auf den Herrn
bezüglich seiner Errettung vertraut (V. 15 ), rief Gott um Vergebung für seine
niedergedrückte Seele an (V. 18 ; vgl. V. 6-7.11 ) und bat, daß er ihn aus der
Not erretten möge, die durch seine grausamen Feinde hervorgerufen worden war (V.
18 ). Noch einmal bat er, daß er in seiner Rettung nicht zuschanden würde (vgl.
V. 20 ), und unterstrich seine Hoffnung auf Gott (V. 21 ; vgl. V. 3.5 ; die
Hoffnung auf den Herrn wird mehr als zwei dutzendmal in den Psalmen erwähnt).
Die letzte Bitte drehte sich um die Errettung Israels aus seinen Nöten (V. 22 ).
Der Psalm verbindet nachdrücklich das Gebet um Errettung
und Leitung mit dem Bekenntnis der Sünde. Der Weg des Herrn macht das
erforderlich.
Ps 26
Ps 26 ist Davids deutliche Versicherung seiner
Rechtschaffenheit und ein Gebet, daß Gott das doch anerkennen möge. Im Leben
Davids bietet sich kein Zeitabschnitt an, der zur Abfassung dieses Psalmes Anlaß
gegeben hätte. Der Psalm weist in mancherlei Hinsicht Ähnlichkeiten mit Ps 25
auf. Ps 26 enthält jedoch kein Gebet um Vergebung. Der Psalmist legte hier dar,
daß er sich von den Sündern abgesondert hatte, und identifizierte sich mit der
Verehrung des Herrn. Aufgrund dessen betete er voller Vertrauen, daß der Herr
ihn vor dem Schicksal der Sünder bewahren würde.
A. Behauptung der Rechtschaffenheit Davids
( 26,1-3 )
Ps 26,1-3
David bat zu Beginn um zwei Dinge: der Herr (a) sollte ihm
Recht schaffen (V. 1 ) und (b) ihn prüfen (V. 2 ; vgl. Ps 139,23 ). Der Herr
konnte erkennen, daß David an seinem Glauben ( Ps 26,1 a) und an seinem Gehorsam
gegen den Herrn und seine Wahrheit (V. 3 ) festgehalten hatte.
B. Beweis der Rechtschaffenheit
( 26,4-8 )
Ps 26,4-5
David bewies seine Rechtschaffenheit durch seine
Absonderung von den Sündern (V. 4-5 ) und durch die Gleichsetzung seiner Person
mit denjenigen, die den Herrn verehrten (V. 6-8 ). Er identifizierte sich in
keiner Weise mit den Bösen und den Falschen. Er saß nicht bei ihnen (V. 4 a. 5
b) oder fragte sie um Rat ( Ps 1,1 ). In der Tat haßte er ihre Versammlungen.
Ps 26,6-8
Für diese Verse bildet das Heiligtum den Hintergrund (vgl.
Altar, V. 6 , und Haus, V. 8 ). Davids Gottesverehrung geschah in
Rechtschaffenheit (er hatte seine Hände in Unschuld gewaschen; vgl. Ps 24,4 )
und Aufrichtigkeit (er lobte den Herrn und erzählte seine Taten). Im Gegensatz
zu seiner Reaktion auf die Versammlungen der Gottlosen ( Ps 26,5 ) hatte David
das Heiligtum lieb, in dem die Herrlichkeit des HERRN wohnte.
C. Gebet um Belohnung für Rechtschaffenheit
( 26,9-12 )
Ps 26,9-12
David bat den Herrn, ihn vor dem Schicksal zu bewahren, das
gewöhnlich den Sündern widerfährt, mit denen er sich nicht gemein gemacht hatte
(vgl. V. 4-5 ). David bezog sich möglicherweise auf einen vorzeitigen Tod (
Seele bezieht sich im Hebr. auf das Leben eines Menschen.)
Wenn das rasche Gericht den Bösen hinwegnahm, sollte der,
der sich von den Sündern abgesondert hatte, nicht davon betroffen werden.
In Erwartung der Errettung durch den Herrn vor solch einem
Schicksal, sagte David, daß er den Herrn in der Versammlung preisen wolle (vgl.
V. 7-8 ). Viele Male haben die Schreiber in den Psalmen darum gebetet, aus der
Not erlöst zu werden ( pADCh , "loskaufen, erlösen", wird in Ps 31,6; 44,27;
49,8; 55,19; 69,19; 78,42; 119,134 gebraucht). Dieses hebräische Wort wurde
häufig in bezug auf die Erlösung Israels aus Ägypten gebraucht (vgl. 5Mo 7,8;
9,26; 13,5; 15,15; 24,18; 2Sam 7,23; Mi 6,4 ).
Ps 27
David verlieh trotz einer Schar von Feinden, die sein Leben
bedrohten, zuerst seinem fröhlichen Vertrauen in den Herrn Ausdruck. Aber
plötzlich änderte sich seine Stimmung: Er betete voller Angst darum, daß der
Herr ihn nicht verlassen möge, sondern ihm in der Zeit der Not helfen und ihn
trösten möge. Weil der Herr seine Quelle des Trostes und der Hoffnung war,
bestärkte er sich selbst darin, auf den Herrn zu warten. Der Psalm spricht von
dem mutigen Vertrauen Davids auf Gott.
A. Vertrauen, das die Angst vertreibt
( 27,1-3 )
Ps 27,1
David sprach von seinem großem Vertrauen in den Herrn, denn
der Herr war sein Licht, seine Rettung und seine Feste ( mAZNz , "ein
befestigter Platz"; vgl. Ps 37,39; 43,2; 52,9 ), und keiner konnte an ihn heran.
Licht weist auf Verstehen, Freude und Leben hin (vgl. Ps 18,29 ); die Feste
(vgl. Ps 18,3 ) auf Verteidigung. Wenn der Herr so für ihn sorgte, wen sollte
ein Glaubender dann fürchten? (vgl. Ps 27,3 ). Offensichtlich brauchte er
niemand zu fürchten.
Ps 27,2-3
Als Antwort auf diese Frage sprach David von den Feinden,
die gegen ihn antraten. Wenn sie auch auf ihn eindrangen, so würde er doch ohne
Furcht vertrauensvoll am Herrn festhalten (V. 1 ).
B. Gemeinschaft bringt Sicherheit
( 27,4-6 )
Ps 27,4
David drückte auch im folgenden durch sein Sehnen, in
seinem Haus zu wohnen, sein Vertrauen in den Herrn aus. Er wünschte sich, sein
ganzes Leben lang dort zu wohnen, sich an seiner Schönheit zu erfreuen und ihn
im Tempel zu suchen. ( H LKAl bezieht sich an dieser Stelle nicht auf den Tempel
Salomos, denn dieser war noch nicht gebaut worden. Das hebr. Wort bedeutet
"großartiger Bau", wie etwa die Stiftshütte; vgl. Vers 5-6 ; Ps 5,8; 1Sam 1,9;
3,3; der Tempel, 2Kö 24,13; oder ein Palast, Ps 45,16;144,12; Dan 1,4 .)
Ps 27,5-6
In der Gegenwart des Herrn zu wohnen, würde die Sicherheit
Davids noch erhöhen. Der Herr würde ihn sicher am Tage der Not bewahren und ihn
in der Gefahr fest gründen. Deshalb triumphierte er (sein Haupt wurde erhoben)
über seine Feinde und sang dem Herrn voller Freude Loblieder. Möglicherweise
veranlaßte David hier die Vorstellung von Sicherheit im Heiligtum, wo seine
Feinde ihn nicht erreichen konnten, über die Bewahrung durch den Herrn
nachzusinnen. Der Begriff für Zuflucht ( sETer ) wird auch in Ps 32,7 gebraucht
("Versteck"); Ps 91,1;119,114 ("Zufluchtsort"), um den Schutz des Herrn zu
beschreiben. David kannte mit Gewißheit die wahre Quelle der Sicherheit.
C. Ernsthaftes Glaubensgebet
( 27,7-14 )
Ps 27,7-10
Offensichtlich gab der Herr David nicht augenblicklich
diesen Schutz, denn er betete ernstlich und mit einiger Furcht um Hilfe. Er bat
den Herrn, ihn nicht zu verlassen, denn er war in großer Not. Gott hatte dem
Gerechten das Gebet befohlen ( sein Angesicht zu suchen ), und David hatte
dieser Aufforderung Folge geleistet. Deshalb konnte Gott jetzt David seine Hilfe
nicht verweigern ( sein Angesicht verbergen ; vgl. Ps 102,3;143,7 ). Darüber
hinaus versicherte David, daß er der Knecht des Herrn sei und daß der Herr seine
Hilfe gewesen war. Aufgrund dessen bat er, daß der Herr ihn nicht abweisen möge.
Sein Gebet wurde durch das Wissen gestärkt, daß der Herr ihn nicht verlassen
würde, auch wenn ihn sein Vater und seine Mutter verlassen hatten.
Ps 27,11-12
David bat Gott, ihn den Weg zu lehren, den er gehen sollte
(vgl. Ps 25,4-5 ), weil ihm seine Feinde auflauerten. Er bat darum, nicht seinen
Widersachern ausgeliefert zu werden, den falschen Zeugen, die sich geschworen
hatten, ihn zu vernichten.
Ps 27,13-14
Aber am Ende kam beim Psalmisten wieder Vertrauen auf; er
erfreute sich an der Aussicht, auf den Herrn zu warten. David war voller
Vertrauen darauf, daß er am Leben bleiben würde ( im Lande der Lebendigen ), um
die Güte Gottes zu sehen. Deshalb bestärkte er sich selbst darin, auf die
Erlösung des Herrn zu warten.
Ps 28
Der Psalmist war davon überzeugt, daß der Herr ihn von den
Gottlosen unterscheiden würde, wenn er sie niederwerfen und ihn vor dem Elend
bewahren würde. Deshalb betete er darum, daß der Herr sein Volk retten und
weiden möge. Dieser Psalm steht mit Ps 26 in Beziehung, aber hier drohte
unmittelbar Gefahr.
A. Bitte an den Herrn
( 28,1-4 )
Ps 28,1
David wandte sich an den Herrn und betete darum, daß er von
den Gottlosen abgesondert werden möge, wenn sie vernichtet werden. Das war eine
dringende Bitte. Wenn Gott nicht antwortete, würde David sterben (Grube , BNr ,
ist ein Synonym für Grab; vgl. Ps 30,4 ).
Ps 28,2-4
David bat dann darum, daß (a) der Herr ihm bei seinem Rufen
um Gnade und Hilfe gnädig sein möge (V. 2 ), (b) daß der Herr ihn nicht zusammen
mit den Übeltätern wegreißen möge (V. 3 ) und (c) daß der Herr in gerechter
Weise die Gottlosen bestrafen möge (V. 4 ).
B. Vertrauensvoller Lobpreis des Herrn
( 28,5-8 )
Ps 28,5-8
Indem sich der Psalmist an die Versammlung wandte, drückte
er voller Vertrauen die Vorausahnung aus, daß der Herr sein Gebet beantworten
würde: Die Gottlosen werden beständig vernichtet werden. Weil die Gottlosen
nicht auf das Wirken des Herrn achten, werden sie der Vernichtung anheimfallen.
Das hatte Worte des Lobes des Herrn zur Folge: (a) weil er das Gebet Davids
erhört hatte (V. 6 ; vgl. V. 2 ); (b) weil er Davids Stärke (vgl. V. 8 ; Ps
22,20;46,2;59,10.18;81,2;118,14 ) und sein Schild war (vgl. den Kommentar zu Ps
3,4 ), wobei der Herr ihm half, den Anschlägen der Gottlosen zu entkommen, so
daß er sich am Herrn erfreuen konnte (V. 7 ); und (c) weil der Herr sein Volk
rettet (vgl. Ps 18,3 ) und wie eine Festung seinen König verteidigt ( seinen
Gesalbten ; Ps 28,8 ). Die Tatsache, daß der Herr sich als der Retter seines
Volkes erwiesen hatte, brachte es zum Lobpreis des Herrn.
C. Gebet um Errettung und Führung
( 28,9 )
Ps 28,9
Der Psalmist kehrte zu seinem Gebet zurück (V. 9 ), nachdem
er seine vertrauensvolle Vorahnung des Ausgangs zum Ausdruck gebracht hatte (V.
5-8 ). Er bat um Errettung für das Volk Israel ( Gottes Erbteil ; vgl. Ps
33,12;78,62.71;79,1;94,14; 5Mo 4,20;9,26.29; Joe 2,17; 3,2; Mi 7,14.18 ) und um
ewige Leitung durch seinen Hirten (vgl. Ps 23,1;80,2 ). Das Gebet, daß der Herr
es halten möge, war eine Bitte, daß er es durch alle seine Prüfungen und
Drangsale hindurch tragen möge.
Ps 29
David war Zeuge eines furchteinflößenden Sturmes, der über
das Land der Kanaaniter hinwegfegte, und schrieb diesen Sturm der Macht des
Herrn zu. Er rief die Engel auf, ihn zu verehren, der in Ewigkeit als König über
die Natur herrscht. Ps 29 äußert sich in polemischer Weise über den Glauben der
Heiden an ihre falschen Gottheiten, die man für die Verursacher der Stürme
hielt.
A. Aufruf zum Lobpreis
( 29,1-2 )
Ps 29,1-2
Der Psalmist rief die Engel auf, den Herrn zu verehren. Ihr
Mächtigen heißt wörtlich: "Ihr Söhne des Mächtigen", d. h. Gottes engelgleiche
Wesen. Die Poesie beinhaltet eine gewisse Steigerung. Dreimal wird der Ausdruck
bringt dem HERRN dar gebraucht (jedes Mal mit geringen Veränderungen bei den
nachfolgenden Worten). Der Gedanke des Lobes wird fortentwickelt, bis zuletzt
der Aufruf zur Anbetung Gottes in Heiligkeit ertönt. Die Engel sollten auf die
Herrlichkeit und Macht (Stärke) Gottes vertrauen. Dieser Lobpreis sollte mit der
Heiligkeit Hand in Hand gehen. Hierbei wird das Bild der feierlichen
Versammlungen Israels gebraucht, denn der Herr ist heilig.
B. Die Ursache zum Lobpreis
( 29,3-9 )
David beschrieb die allmächtige Herrschaft des Herrn über
die Natur in dem schrecklichen Sturm.
Ps 29,3-4
David schrieb das Aufkommen des Sturmes über den mächtigen
Wassern (über dem Mittelmeer) der Stimme des HERRN zu . Nun könnte zwar die
Stimme eine poetische Beschreibung für den Donner sein (vgl. Ps 18,14 ), aber es
ist wahrscheinlicher, daß damit ausgedrückt werden sollte, daß er, der durch
sein Wort die Erde geschaffen hat (vgl. 1Mo 1,3.6.9.14.20.24 ), auch die Natur
durch sein Wort regiert, so daß ein Sturm von seiner Macht Zeugnis gibt.
Ps 29,5-7
David war Zeuge für die Stimme des HERRN inmitten des
Sturmes; er sagte, er bewegte sich ins Landesinnere hinein und fällte die großen
Zedern des Libanon, ließ die großen Berge durch ein Erdbeben erzittern (V. 6 )
und sprühte Feuerflammen in den Wolken (V. 7 ). Libanon und Sirjon sind Gebirge
im Gebiet des Antilibanon.
All das geschah nach dem Willen des Herrn. Tatsächlich wird
in Vers 3-9 siebenmal die Stimme des Herrn erwähnt; der Sturm bewies seine volle
Majestät.
Ps 29,8-9
Der Sturm ( die Stimme des HERRN ) erschütterte nicht nur
die Berge (V. 6 ), sondern auch die Wüste Kadesch . Dieses Kadesch war eine
Stadt, die etwa 120 km nördlich von Damaskus lag, also nicht das Kadesch im
Süden. Als der Sturm weiter tobte, zog er die Tier- und Pflanzenwelt in den
östlichen Gebieten in Mitleidenschaft. Durch den Sturm kalbten die Hirschkühe
(so wird das Hebr. hier meist übersetzt) vorzeitig wegen ihrer Angst, und die
Blätter wurden in den Wäldern von den Bäumen gerissen. Als Ergebnis davon
priesen alle Kreaturen in seinem Tempel, vielleicht wieder die Engel (vgl. V. 1
), seine Macht.
C. Schluß
( 29,10-11 )
Ps 29,10
Der Psalmist schloß damit, daß der HERR auf ewig als König
herrscht und sein Volk zu segnen vermag. Weil sich die Flut möglicherweise auf
die weltweite Überschwemmung in den Tagen Noahs bezieht, könnte der Ausdruck er
thront auch mit "er thronte" übersetzt werden. Vielleicht rief David sich dieses
Ereignis ins Gedächtnis, um seine Behauptung, daß der gegenwärtige Sturm das
Werk des Herrn sei, zu stützen. Wenn es irgendeinen Zweifel daran gab, daß der
Herr über die Natur herrschte, dann würde er hiermit beseitigt werden. Er ist
der Herr der Schöpfung.
Ps 29,11
Diese Demonstration der Macht war für sein Volk eine
Ermutigung, denn er läßt sie an seiner Macht (Stärke) Anteil nehmen. Die seinem
Volk verfügbare Stärke (V. 11 ) ist seine eigene Stärke (V. 1 ). Dasselbe hebr.
Wort ( ZOz ) wird in beiden Versen gebraucht. Die Kraft, die einen Sturm
verursachen kann, steht für die bereit, die auf ihn vertrauen. So wie Gott einen
Sturm stillen kann, so kann er auch seinem Volk den Frieden bringen. Die Wunder
Jesu mit der Natur, insbesondere die Stillung des Sturmes auf dem See von
Galiläa ( Mk 4,37-39 ), veranschaulichen, daß ihm alle Macht gegeben ist.
Ps 30
Die Überschrift dieses Psalmes bezeugt, daß es sich hier um
"ein Lied zur Einweihung des Tempels" handelt, der von David verfaßt wurde. Die
Überschrift könnte sich auf die Einweihung des Grundstückes für den Tempel durch
David ( 1Chr 21,26;22,1 ) nach der Zählung des Volkes beziehen. (Das hebr. Wort,
das hier mit "Tempel" übersetzt wird, bedeutet wörtl. "Haus" und könnte sich auf
die Stiftshütte (das Zelt) beziehen, in die David die Bundeslade gebracht hatte;
2Sam 6,17 .) Gegen diese Annahme spricht allerdings, daß der Psalm die
Züchtigung Gottes an David erwähnt (vgl. Ps 30,8 ), möglicherweise durch eine
Krankheit (V. 4 ), um seinen Stolz zu dämpfen (V. 7 ). Vielleicht war die
Krankheit auch nur ein Bild, und David war nicht wirklich krank gewesen, sondern
sie bezog sich auf Davids innere Reue ( 1Chr 21,13 ), daß er durch seinen Stolz
eine Seuche heraufbeschworen hatte, die 70 000 Israeliten das Leben kostete (
1Chr 21,2.8.14 ). Andere Ausleger haben den Titel des Psalms als Form der
liturgischen Weihe für die Einweihung von erst später errichteten Gebäuden (z.
B. Esr 6,16; Neh 12,27 ) betrachtet.
Aus dieser Erfahrung der Erlösung von Gottes Züchtigung für
seine Sünde pries David den Herrn, weil sein Zorn nur zeitlich, seine Gnade aber
ewig währt.
A. Erlösung von der Züchtigung
( 30,2-6 )
David erkannte die Erlösung des Herrn und rief die
Versammlung dazu auf, ihn zu preisen.
Ps 30,2
David gelobte, den Herrn zu preisen, denn er war aus seiner
Not emporgezogen worden. Die Tiefen (oder die Tiefen der Erde) deuten auf
Todesnähe hin (vgl. Ps 71,20;130,1 ). Seine Errettung entzog seinen Feinden
jegliche Möglichkeit, sich hämisch zu freuen.
Ps 30,3-4
Hier beschreibt David die Antwort auf sein Gebet um Hilfe.
Gott heilte ihn und verschonte sein Leben. Das wird auch durch die Bildersprache
ausgedrückt: Gott brachte ihn aus dem Grab herauf ("Scheol"). Er war schon fast
gestorben, möglicherweise aufgrund einer körperlichen Krankheit, aber der Herr
hatte ihn geheilt. Gottes Errettung bewahrte ihn vor dem Tod.
Ps 30,5-6
Aufgrund von Gottes Erlösung rief der Psalmist das Volk
auf, dem Herrn zu singen und ihn zu preisen. Der Grund für den Lobpreis liegt
darin, daß der Zorn Gottes auf ihn nur eine Zeitlang währte, nur einen
Augenblick, nur eine Nacht. Am Morgen folgte die Rettung und die Freude.
B. Züchtigung für Davids Selbständigkeit
( 30,7-11 )
Ps 30,7-8
David gab sein Gebet um Befreiung von der Sünde der
Unabhängigkeit vom Herrn wieder. In seinem Stolz fühlte er sich sicher und
meinte, er würde nimmermehr wanken (vgl. den Kommentar zu Ps 15,5 ). Das Wort
"sicher" ( Selew ) weist auf eine nachlässige Sorglosigkeit hin. Offensichtlich
hatte er vergessen, wie notwendig es für ihn war, auf den Herrn zu vertrauen,
und sonnte sich in seinem Selbstvertrauen.
Als Ergebnis davon züchtigte Gott ihn ( Ps 30,8 ). Vorher,
als Gott ihm seine Gunst erwiesen hatte, hatte er ihm Sicherheit gegeben (Berg
ist ein Bild für seine mächtige Stellung); aber als Gott ihn züchtigte, verbarg
er sein Angesicht, ein Ausdruck, der auf den Entzug von Segen und Schutz
hindeutet.
Ps 30,9-11
Als Gott wegen Davids Überheblichkeit die Seuche über
Israel brachte ( 2Sam 24,15 ), schrie David zu ihm und bat darum, daß es in
seiner Vernichtung und dem Tod (zu Grube vgl. Ps 30,4 und den Kommentar zu Ps
28,1 ) keine Begünstigung geben möge. Wenn Gott von dem Psalmisten gepriesen
sein wollte, dann mußte er ihn vor der Grube bewahren (vgl. Jes 38,18 ). Das war
die Argumentation, die hinter Davids Gebet um Gnade und Hilfe stand (vgl. Ps
30,3 ).
C. Erlösung von der Züchtigung
( 30,12-13 )
Ps 30,12-13
David, der hier die Terminologie der Festlichkeiten
gebrauchte ( Tanz und Freude ), wiederholte, wie Gott ihn aus seinem
beklagenswerten Zustand erlöst hatte (im Sacktuch ; vgl. Ps 35,13 und den
Kommentar zu 1Mo 37,34 ). Als Ergebnis dieser Antwort auf das Gebet sang David
Loblieder auf den Herrn. Er gelobte, sich zum Herrn, seinem Gott, zu bekennen
und ihm in Ewigkeit zu danken (vgl. Ps 30,3 ). Jede Errettung, die ein Gläubiger
erfährt, sollte in gleicher Weise Lob und Dank zur Folge haben.
Ps 31
Ps 31 ist ein weiterer "Ps. Davids", der in einer Zeit
großer Not geschrieben wurde, ist also ein Gebet von einem Menschen, der
verachtet, verleumdet und verfolgt wurde. David hat diese Situation so häufig
erlebt, daß das Buch der Psalmen viele seiner Gebete enthält, die aus einer
solchen Situation erwachsen sind. In diesem Abschnitt ermahnte er die
Niedergedrückten, den Herrn zu lieben und stark zu sein, denn der Herr würde sie
vor den bösen Anschlägen der Menschen bewahren. David legte dar, daß er diese
Wahrheit erfahren hatte, als er sein Leben in die Hände des Herrn gegeben hatte
und seine Widersacher sich zusammenrotteten, um ihn zu töten.
A. Schrei nach Errettung
( 31,2-3 )
Ps 31,2-3
Diese Verse berichten von dem Schrei Davids zum Herrn,
seiner Zuflucht (vgl. V. 3.5 ). Er betete zum Herrn, schnell herbeizueilen , um
ihn zu erretten (vgl. Ps 69,18; 70,2.6; 71,12; 79,8; 102,3; 141,1; 143,7 ) und
sein Fels und seine Burg zu sein (vgl. Ps 31,4 und den Kommentar zu Ps 18,3 ).
Sein einziger Schutz und seine Sicherheit waren im Herrn.
B. Vertrauen in seine Liebe
( 31,4-9 )
David übergab voller Vertrauen sein Leben in die Hände des
Herrn, seinem Fels, denn er wußte, daß er sich an der Liebe Gottes erfreuen
würde (vgl. V. 17.22 ).
Ps 31,4-5
Das Vertrauen des Psalmisten wird in diesen Versen
nachdrücklich hervorgehoben. Der Herr, sein Fels, seine Burg (vgl. V. 3 ) und
seine Zuflucht (vgl. V. 2-3 ; Ps 18,3 ) führte ihn aus der Gefahr heraus.
Ps 31,6
Mit dem Vertrauen auf den Herrn (V. 4-5 ) befahl David
seinen Geist in die Hände des Herrn und betete, daß der Gott der Treue (vgl. Jes
65,16 ) ihn erlösen möge (vgl. den Kommentar zu Ps 26,11 ). Dasselbe
vertrauensvolle Ruhen in Gott während des heftigen Angriffs der Bösen wurde vom
Erlöser Jesus Christus zum Ausdruck gebracht ( Lk 23,46 ). Wer leidet und an
Gott glaubt, darf zu ihm beten und die Schwierigkeit in seine Hände legen ( 1Pet
4,19 ).
Ps 31,7-9
Zu seinem Vertrauen versicherte David zusätzlich, daß er
jene verachtete, die sich an nichtige Götzen hängen . Der Herr ist treu und
allen Vertrauens wert. Deshalb nahm David voller Vertrauen den Lobpreis seiner
treuen Liebe vorweg. Er schrieb (V. 9 ) so, als wenn die Erlösung bereits
gewährt worden sei. Mit solch einem echten Glauben können die Gläubigen
triumphierend Lobgesänge singen, indem sie fest die Errettung durch Gott
vorwegnehmen.
C. Klage über die Gefahr
( 31,10-14 )
Ps 31,10-14
Der Psalmist bat um Gnade vom Herrn, weil sein Leben in
Gefahr (Not) war. Vor Sorge, Kummer und Gram kam David fast um (V. 10-11 ). (Zu
den Gebeinen vgl. den Kommentar zu Ps 6,3 .) Wegen seiner Feinde wurde er
abgewiesen und von seinen Freunden vergessen ( Ps 31,12-13 ). Weil sich viele
gegen sein Leben zusammengerottet hatten, war von allen Seiten Schrecken um ihn
(vgl. Jer 20,10 ).
D. Gebet um Errettung
( 31,15-19 )
Ps 31,15-19
David hob hervor, daß er auf Gott vertraute und sich in die
Hände des Herrn gegeben hatte (V. 15-16 a; vgl. V. 6 ), und er betete, daß Gott
ihn retten (V. 16 b. 17 ) und seine hochmütigen Feinde zum Schweigen bringen
möge (V. 18-19 ). (Über Gottes leuchtendes Angesicht vgl. den Kommentar zu Ps
4,7 .) Nicht David mit seinem Lobpreis, sondern die mit den Lügenlippen sollen
verstummen.
E. Lobpreis und Ermahnung
( 31,20-25 )
Ps 31,20-25
David lobte den Herrn ( wie groß ist deine Güte ) für seine
Bewahrung der Gläubigen im allgemeinen (V. 20-21 ) und für seine eigene
Errettung durch seine Liebe (V. 22 ; vgl. V. 8.17 ) trotz Davids Unglauben (V.
23 ). Aufgrund dessen, was er über die Errettung des Gläubigen durch den Herrn
erfahren hatte, ermutigte er die Heiligen, stark im Glauben und in der Hoffnung
auf den Herrn zu sein (V. 24-25 ).
Ps 32
David, der die Züchtigung und die Vergebung Gottes erfahren
hatte (möglicherweise für die Sünde des Ehebruchs und des Mordes, die in 2Sam 11
berichtet werden), ermutigte andere, den Herrn zu suchen, der mit Sündern gnädig
handelt. Wenn sie sich jedoch weigern, sich zu unterwerfen, werden sie die
Züchtigung erfahren.
Der Psalm könnte mit Ps 51 in Zusammenhang stehen, der auf
die Sünde Davids mit Batseba Bezug nimmt. Damals weigerte sich David ein ganzes
Jahr lang, seine Sünde anzuerkennen. Ps 51 war Davids Gebet um Vergebung. Ps 32
würde dann diesem Psalm folgen und Gottes Vergebung und die Lektion, die David
gelernt hatte, betonen.
A. Der Segen der Vergebung
( 32,1-2 )
Ps 32,1-2
Der Psalmist, der Gottes Vergebung für seine Sünden
empfangen hatte, drückte seine Freude darüber aus. Gesegnet wird in Ps 1,1 der
genannt, der ein makelloses Leben führt. Hier wird derjenige mit demselben Wort
bezeichnet, der Vergebung empfängt. Gott schenkt völlige Vergebung, denn er
rechnet einem reuigen Sünder seine Sünde nicht zu.
B. Die Züchtigung des Unbußfertigen
( 32,3-5 )
Ps 32,3-5
Der Psalmist erfuhr Vergebung, als er seine Sünde
eingestand, was er erst nach der Züchtigung Gottes tat. Als er schwieg und seine
Sünde nicht bekannte, wurde er körperlich geschwächt (zum Begriff Gebeine vgl.
den Kommentar zu Ps 6,3 ) und in seinem Innern gequält. Die Hand (oder Macht)
des Herrn lag schwer auf ihm ( Ps 32,4 ), d. h., daß der Herr streng mit ihm
verfuhr. Das Ergebnis davon war, daß seine Lebenskraft (Stärke) erschöpft (oder
vertrocknet) war wie in der Sommerhitze. Der Ausdruck könnte sich auf eine
körperliche Krankheit mit brennendem Fieber beziehen oder aber poetische Sprache
für die Gewissensbisse Davids sein.
Deshalb bekannte er Gott seine Sünde. Das ist der Weg der
Heilung, denn Gott hatte ihm vergeben.
C. Der Ratschlag dessen, der Vergebung empfangen hat
( 32,6-11 .)
Ps 32,6-7
David ermutigte die Gläubigen, den Herrn zu suchen, denn er
handelt gnädig mit den Sündern. Solange der Herr zu finden ist, ist die Zeit des
Gebetes da. Dann wird der Gläubige von keinem Unheil (hier wird von mächtigen
Wassern gesprochen) überwältigt werden. Aufgrund dieses Trostes pries David den
Herrn wieder als Bergungsort ( sETer , in Psalm in Ps 27,5 "Zuflucht"; in Ps
91,1 "Zuflucht" und in Ps 119,114 "Schutz"). Gott schützt diejenigen vor Unheil,
die auf ihn vertrauen, und sie können ihn preisen.
Ps 32,8
David gab auch an andere den Ratschlag weiter, sich nicht
zu weigern, sich dem Herrn zu unterwerfen, bis er einen dazu zwingt, sondern
freiwilig ein Sündenbekenntnis abzulegen. In Vers 8 spricht wohl eher Gott als
David, worauf auch die Worte ich wache über dir (vgl. Ps 25,8.12; 73,24 )
hindeuten. Allerdings hat hier auch David die Rolle des Lehrmeisters übernommen
(vgl. Ps 34,12;51,15 ).
Ps 32,9-11
Der Psalmist gab seinen Lesern den Ratschlag, sich dem
Herrn zu unterwerfen, anstatt stur Widerstand zu leisten wie ein Roß oder ein
Maultier, die man bändigen muß. Wer auf den Herrn vertraut, wird seine treue
Liebe ( HeseD ) erfahren und ihm Danklieder singen können.
Ps 33
Der Psalmist rief die Gerechten dazu auf, den Herrn zu
preisen, denn sein Wort ist verläßlich und sein Handeln gerecht. Wer auf ihn
vertraut, kann sicher sein, daß er seine Verheißungen an die Menschen erfüllen
und sein Werk der Errettung vollenden wird.
Dieser Psalm ist eine Lobeshymne. Unter Umständen verdankt
sie ihre Entstehung einem Sieg des Volkes Israel, aber es gibt keinen Hinweis,
mit dem dieses Ereignis näher bestimmt werden könnte. Der hebräische Text
enthält keine Überschrift; die Septuaginta schreibt den Psalm David zu.
A. Es ist recht, den Herrn zu preisen
( 33,1-3 )
Ps 33,1-3
Diese Verse enthalten den Aufruf des Psalmisten zum
Lobpreis. Er forderte die Gerechten dazu auf, sich im Herrn zu freuen, denn das
geziemt sich. Lob ist die natürliche Antwort des Volkes Gottes auf Gottes
Wohltaten. Aber ihren Lobpreis sollten sie froh und ganz neu darbringen - neue
Gnadentaten müssen auch mit neuen Lobliedern besungen werden (vgl. ein neues
Lied in Ps 40,4; 96,1; 98,1; 144,9; 149,1 ). Das Loblied sollte auch schön
klingen. Die besten Begabungen eines Menschen sollten zum Lobpreis seiner
Herrlichkeit eingesetzt werden.
B. Der Herr ist verläßlich und gerecht
( 33,4-19 )
Ps 33,4-5
Der Anlaß des Dankes, der in diesem Psalm detailliert
aufgeschlüsselt wird, wird in diesen Versen zusammengefaßt. Das Wort des Herrn
und sein Werk ( alles, was er vollbringt ) sind verläßlich, und der Herr ist
gerecht und treu ( HeseD , unerschöpfliche Liebe ; vgl. V. 18.22 ).
Ps 33,6-11
Diese Verse führen den in Vers 4 geäußerten Gedanken fort,
daß Gottes Wort und Werk verläßlich sind. Zunächst sprach der Psalmist von der
Macht des Wortes des HERRN bei der Schöpfung (V. 6-9 ). Weil Gott sprach,
geschah die Schöpfung. Was Gott beschließt, das geschieht. Deshalb müssen alle
Völker der Welt ihn anbeten.
Darauf sprach der Psalmist von der Macht des Herrn in der
Geschichte (V. 10-11 ). Gottes Pläne durchkreuzen die Anschläge der gottlosen
Völker (vgl. Ps 2,1-6 ). Seine Ziele bleiben bestehen, was auch immer die
Menschen sich vornehmen zu tun. Ein solcher Gott mit diesen machtvollen Worten
und Taten muß gepriesen werden.
Ps 33,12-19
Diese Verse sprechen davon, daß der Herr gerecht (vgl. V. 4
a) und treu ist (vgl. V. 5 b). Vers 12 drückt die Freude des Psalmisten darüber
aus, daß er ein Teil von Gottes erwähltem Volk ist, das seine treue Liebe
empfängt. (Zu Israel als Gottes Erbteil vgl. den Kommentar zu Ps 28,9 .) Der
Psalmist bemerkte ferner, daß Gott alle Menschen von seiner erhöhten Position in
den Himmeln aus sieht (von der Stätte seiner Wohnung ; vgl. 2Chr 6,21.30.33.39;
30,27 ). Er sieht sogar die innersten Gedanken der Menschen ( Ps 33,13-15 ).
Gott errettet nicht den, der auf sich selbst vertraut (V. 6-17 ). Die, die auf
einen König schauen, auf die Kraft von Menschen oder auf ein Roß, können keine
Errettung finden (vgl. Ps 20,7 ), sondern der Herr errettet und bewahrt die, die
auf ihn vertrauen und hoffen ( Ps 33,18-19; vgl. "Hoffnung" in V. 20.22 und
seine unerschöpfliche Liebe in V. 5.22 ). Das ist das Los Israels, des
gesegneten Volkes (V. 12 ).
C. Gottes Volk vertraut auf ihn
( 33,20-22 )
Ps 33,20-22
Der Schluß des Psalmes ist eine erneute Versicherung des
Glaubens an den Herrn. Gottes Volk beweist seinen Glauben auf dreierlei Weise.
Erstens wartet es voller Hoffnung (vgl. Ps 25,5.21; 39,8; 62,6; 71,6 ) auf seine
Errettung durch den Herrn als seine Hilfe (vgl. Ps 30,11; 40,18; 46,2; 54,6;
63,8; 70,6; 115,9-11; 146,5 ) und sein Schild (vgl. den Kommentar zu Ps 3,4 ).
Zweitens freut es sich in dem, dem es vertraut ( Ps 33,21 ). Drittens beter es
um seine unerschöpfliche Liebe ( HeseD ; vgl. V. 5.18 ), um in ihr zu ruhen. So
ist es voller Vertrauen (Hoffnung) darauf, daß er seinen Errettungsplan
durchführen wird.
Ps 34
Diesen Lobgesang verfaßte David, als er Abimelech entrann,
indem er eine Geisteskrankheit vortäuschte ( 1Sam 21,11 ). In diesem Psalm rief
David die Versammlung dazu auf, den Herrn für ihre Errettung zu preisen. Nach
der Versicherung, daß Gott zu denjenigen, die auf ihn vertrauen, gütig ist, gab
David Richtlinien für ein langes Leben.
A. Gott ist gütig zu seinem Volk
( 34,2-11 )
Ps 34,2-4
Die Verse 2-11 enthalten Davids Lobpreis. In Vers 2-4 rief
David das Volk dazu auf, den Herrn zusammen mit ihm zu preisen. Er faßte den
Entschluß, Gott immerfort zu loben, so daß der Niedergedrückte sich freuen
würde. Er rief hier jedoch das ganze Volk dazu auf, den Herrn mit ihm zu
erheben.
Ps 34,5-7
David berichtete hier seine Errettung. Weil er geschrien
hatte und errettet worden war (vgl. "errettet" in V. 8.18.20 ), war er davon
überzeugt, daß Gottes Volk niemals zuschanden wird. Nein, es strahlt vor Freude,
weil Gott es erhört (vgl. V. 16.18 ) und es aus ihren Nöten errettet (vgl. V.
18.20 ).
Ps 34,8-11
David legt dar, daß der Engel des HERRN (möglicherweise der
Herr Jesus selbst; vgl. den Kommentar zu 1Mo 16,9 ) sich um jene herum lagert,
die den Herrn fürchten (vgl. Ps 34,10.12 ). In militärischen Bildern sprach
David vom göttlichen Schutz (vgl. 1Mo 32,2; 2Kö 6,16 ).
Wer auf den Herrn vertraut, der erfährt wirkliche Freude -
wenn er sie schmeckt und sieht . Wer immer den Herrn fürchtet, d. h. wer den
Herrn wahrhaftig verehrt, dem wird nichts mangeln (vgl. Ps 23,1 ,), bzw. dem
wird nichts Gutes mangeln (vgl. Ps 16,2;84,12 ).
B. Gott segnet den Gerechten mit dem Leben
( 34,12-23 )
Ps 34,12-15
Vers 12-23 enthalten Davids Anweisungen an das Volk, wie es
ein Leben in der Fülle im Herrn haben könnte. Er ermahnte es, auf seine
Anweisungen zur Furcht des HERRN zu hören. Die Anweisung beinhaltete im
wesentlichen, ein gerechtes, friedsames Leben zu führen (V. 13 ), das Böse und
Betrug zu vermeiden (V. 14 ) und das Gute zu tun (V. 15 ). Es ist die
Weisheitslehre über den Weg der Gerechtigkeit, aus der ein lebenswertes Leben
unter dem Segen Gottes folgt.
Ps 34,16-22
Für die, die im Herrn gerecht leben (vgl. gerecht in V.
16.18.20.22 ), werden mehrere Verheißungen ausgesprochen. Erstens sieht der Herr
auf den Gerechten, was ein Zeichen seiner Bewahrung ist (V. 16 ), aber er steht
den Bösen entgegen, und er wird ihr Gedächtnis von der Erde vertilgen (V. 17 ;
vgl. Spr 10,7 b). Zweitens hört der Herr (vgl. Ps 34,7.16 ) die Gebete des
Gerechten, der zerbrochenen Geistes und nicht hochmütig und widerspenstig ist
(V. 18-19 ). Drittens errettet der Herr (vgl. V. 5.8.18 ) den Gerechten aus
seinen Nöten (vgl. V. 7 ), so daß nicht eines seiner Gebeine zerbrochen wird.
Dies ist ein Ausdruck völliger Bewahrung vor harter Bedrückung. Vers 21 wurde
ebenso wie 2Mo 12,46 b von Gott in Joh 19,36 in bezug auf den Erlöser benutzt.
Ps 34,23
Zusammenfassend versicherte der Psalmist, daß der HERR
seine Knechte erlöst (vgl. den Kommentar zu "erlöst" zu Ps 26,11 ); keiner, der
auf ihn vertraut, wird verlorengehen. Daß dieser Vers eine Zusammenfassung der
Gründe für den Lobpreis Gottes darstellt, wird aus der Anordnung der Worte im
hebräischen Text sichtbar. Dieser Psalm ist ein Akrostichon: Jeder Vers beginnt
fortlaufend mit einem anderen Buchstaben des hebräischen Alphabets, ein
Buchstabe des hebräischen Alphabets ist jedoch ausgelassen (zwischen V. 6.7 ),
und das Akrostichon endet somit mit Vers 22 . Der letzte Vers gehört nicht zu
dieser Anordnung und steht also für sich alleine.
Ps 35
Dieser Psalm faßt drei Klagen über den Widerstand der
Feinde Davids zusammen. Jede Klage enthält den vereinigten Ruf nach Errettung
von den Feinden, die David grundlos hassen.
A. Gebet um Errettung vor den Zerstörern
( 35,1-10 )
Der Psalmist bat den Herrn, ihn vor seinen Feinden zu
erretten, die ihn töten wollten und ihn um keiner Ursache willen haßten.
Ps 35,1-6
Davids Gebet begann mit der Bitte an den Herrn, als sein
Fürsprecher aufzutreten (V. 1-3 ) und seine Feinde vernichtend zu schlagen (V.
4-6 ). Wie wertlose Spreu (V. 5 ), die beim Dreschen vom Wind fortgeblasen wird,
so sollten Davids Feinde hinweggetan werden. Sein Gebet, daß der Engel des Herrn
sie wegstoßen möge, war ein Gebet um vergeltende Gerechtigkeit, daß der Herr
ihnen das zufügen sollte, was sie für David ersonnen hatten.
Ps 35,7-10
Sie wollten David ohne Ursache ans Leben gehen, so wie ein
Jäger sein Netz legt und eine Grube gräbt, um ein unvorsichtiges Tier zu fangen.
David betete, daß die Fallen der Feinde sie selbst unversehens einfangen (vgl.
Ps 7,16; 9,16; 57,7 ) und ihren eigenen Untergang herbeiführen mögen (vgl. Ps
35,4; 38,13; 40,15; 70,3 ). Dann, so sagte David, würde er den Herrn von ganzem
Herzen ( mein ganzes Sein ) mit Frohlocken preisen, da der Herr die gerettet
hatte ( den Armen und Elenden ), die von der Gnade des Mächtigen abhängig sind.
B. Klage über den ungerechtfertigten Haß
( 35,11-18 )
Indem David seine Klage noch einmal unterstrich, bat er den
Herrn um Hilfe gegenüber denjenigen, die ihn ungerechtfertigterweise haßten.
Ps 35,11-18
Hier beschrieb David seinen beklagenswerten Zustand. In der
Hauptsache war ihm Böses für Gutes vergolten worden (V. 11-12 ). Er hatte für
seine Feinde gefastet und gebetet, als sie krank waren, und dabei Sacktuch
getragen (vgl. Ps 30,12 und den Kommentar zu 1Mo 37,34 ), und, als seine Gebete
nicht beantwortet wurden, um sie getrauert und geweint ( Ps 35,13-14 ). Aber als
er in einer schwierigen Situation war, spotteten sie fröhlich (V. 15-16 ). Wegen
dieser Ungerechtigkeit betete er um Hilfe vom Herrn, der bis dahin nicht
geantwortet hatte (V. 17 ). (Zu wie lange noch? vgl. den Kommentar zu Ps 6,4 und
zur Bezeichnung seiner Feinde als Löwen vgl. den Kommentar zu Ps 7,3 .) Aber
wenn der Herr antwortete, dann wollte David ihn in der Versammlung preisen ( Ps
35,18 ).
C. Bitte um Gerechtigkeit
( 35,19-28 )
Hier bittet David den Herrn um Errettung von den Bösen,
indem er Gerechtigkeit gegen jene fordert, die durch ihre Anklagen gegen
friedliche Menschen Unruhe aufbringen. Hier ist noch einmal das Thema der
ungerechten Behandlung des Gerechten durch den Gottlosen die beklagenswerte
Ursache für Davids Bitte.
Ps 35,19-21
David betete, daß der Herr die Bösen keinen Triumph feiern
lassen möge, denn ihre boshaften Worte hatten Hader verursacht. Noch einmal hob
er hervor, daß sie ohne Grund seine Feinde waren (vgl. V. 7 ). Sie blinzelten
sich gegenseitig zu (vgl. Spr 6,13;10,10;16,30 ) und offenbarten so ihre
boshaften Absichten. Sie ersannen falsche Anschuldigungen gegen jene, die ruhig
leben wollten, und sie behaupteten in verleumderischer Weise, daß sie gesehen
hätten, daß David das Falsche getan hatte.
Ps 35,22-26
Obwohl Davids Feinde fälschlicherweise behaupteten, daß sie
ihn bei der Sünde gesehen hätten und sich darüber verlauten ließen, wußte David
doch, daß der Herr sie bei ihren falschen Handlungen gesehen hatte. Deshalb bat
er Gott, sein Schweigen aufzugeben (d. h. nicht tatenlos zuzusehen) und sich zur
Verteidigung des Psalmisten zu erheben. Durch Davids Rechtfertigung würde der
Herr die Schadenfreude der Widersacher zuschanden und diese selbst beschämt
werden lassen (vgl. V. 19 ).
Ps 35,27-28
Davids abschließendes Gebet ging dahin, daß die Menschen,
die seine Rechtfertigung wollten, sich freuen und den Herrn dafür preisen
konnten. Weil seine Feinde ihn ohne Ursache haßten (vgl. V. 7.19 ), war er davon
überzeugt, daß der Herr ihn rechtfertigen würde, so daß er ihn erheben und
beständig preisen konnte ( den ganzen Tag lang ).
Ps 36
In diesem Psalm empfing David eine Weissagung über die
Denk- und Lebensweise der Ungläubigen, denn sie verfolgten ihre gottlosen
Anschläge. David fand Erleichterung durch seine Kenntnis des wunderbaren Wesens
des Herrn, der dem Gläubigen überfließenden Segen zuteil werden läßt. Als ein
Ergebnis davon betete er, daß der Herr weiterhin seine treue Liebe und
Gerechtigkeit erzeigen möge, so daß die Gottlosen seine Rechtschaffenheit nicht
zunichte machen könnten.
A. Eine Weissagung über die Gottlosen
( 36,2-5 )
Ps 36,2
David empfing vom Herrn eine Weissagung über die
Sündhaftigkeit ( peSaZ , "Übertretung") der Gottlosen . Daher berichtete er von
seiner eigenen Erfahrung. Die Denkweise der Gottlosen hat ihre Grundlage im
Fehlen der Furcht ( paHaD , "Angst, Schrecken" - nicht das übliche Wort yir?Ch ,
"Furcht") Gottes. Sie fürchten den Herrn nicht; sie empfinden wegen ihres
Handelns keine Angst vor dem Herrn, so daß sie weiterhin gottlos bleiben.
Ps 36,3-5
Ohne die Furcht des Herrn tut ein Mensch beständig das
Böse. Er besänftigt sein eigenes Gewissen ( schmeichelt sich ), um seine
Ungerechtigkeit zu verbergen. Denn wenn er diese Dinge von Gottes Standpunkt aus
betrachtete, dann würde er sie verachten. Seine Rede ist lügnerisch und
betrügerisch. Sein Leben ist schon lange nicht mehr lebenswert, denn er hat sich
der Sünde in seinem Tun hingegeben; er hat keinen Hang dazu, das Böse nicht von
sich zu weisen. Er ersinnt sogar das Böse (vgl. Hos 7,15; Nah 1,11 ) in der
Nacht, wenn er sich zur Ruhe legt.
B. Die Dankbarkeit für Gottes Teil
( 36,6-10 )
Ps 36,6-7
Im Gegensatz zu der Gottlosigkeit um ihn her (V. 2-5 ) fand
David Trost, wenn er über die wunderbaren Eigenschaften des Herrn und über den
überreichen Segen für die Gläubigen nachdachte. Seine Lebensphilosophie hatte
ihre Grundlage in der Erfahrung von Gottes treuer Liebe ( HeseD ; vgl. V. 8.11
), seiner Treue und Gerechtigkeit. Diese Eigenschaften sind für den Gläubigen
eine unerschöpfliche Quelle. So gibt der Herr auf Menschen und Tiere während
ihres Lebens acht.
Ps 36,8-10
Das Ergebnis dieser Einstellung ist der Segen für den
Gläubigen (vgl. das Ergebnis der Lebenseinstellung eines gottlosen Menschen, V.
3-5 ). Die treue Liebe Gottes (vgl. V. 6.11 ) ist kostbar, denn der Mensch kann
seine Zuflucht zum Herrn nehmen, wie die Küken unter den Flügeln ihrer Mutter
Schutz suchen (V. 8 ; vgl. Ps 17,8; 57,2; 61,5; 63,8; 91,4 ). Anschließend
gebrauchte der Psalmist das Bild des Tempels, um auszudrücken, daß der Gläubige
im Haus Gottes ( Ps 36,9 ) versorgt wird. Darüber hinaus wird im folgenden auf
den Garten Eden und die Schöpfung angespielt: Das Trinken aus dem Quell der
Wonne ("Wonne" bedeutet im Hebr. "Eden") und Leben und Licht (d. h. Verständnis,
Freude und Leben) kommen von Gott, der Quelle aller Dinge. So wird also das
Leben eines Gläubigen der Verdorbenheit des Gottlosen gegenübergestellt und
durch die Sicherheit im Herrn, die überreiche Versorgung, das Leben und das
Verständnis in der Gegenwart Gottes charakterisiert.
C. Bewahrung der Rechtschaffenheit
( 36,11-13 )
Ps 36,11-13
David betete, daß die bewahrende Liebe des Herrn ihre
Fortsetzung finden möge (vgl. V. 6.8 ), so daß die Rechtschaffenheit Davids
nicht von den Stolzen und Gottlosen beeinflußt werden möge, die ihrer
Vernichtung entgegensahen.
Ps 37
Dieser Psalm Davids scheint auf dem vorhergehenden Psalm
aufzubauen. Hier wies David den Gerechten an, sich nicht über das Wohlergehen
des Gottlosen zu entrüsten, der nichts von Gott wissen will, weil es die
göttliche Gerechtigkeit gibt. Mit einer Reihe von sprichwörtlichen Ausdrücken
ermahnte der Psalmist den Gerechten, beständig auf den Herrn zu vertrauen und
sich nicht über die Bösen zu grämen, die in Bälde vernichtet werden. Der Inhalt
dieses Psalms ähnelt von seiner Botschaft her Ps 49 und Ps 73 sowie dem Buch
Hiob.
A. Vertraue und gräme dich nicht
( 37,1-8 )
Ps 37,1-8
In diesem ersten Abschnitt des Psalms rief David ungeachtet
der Gegenwart der Bösen zum Vertrauen auf. Der Gerechte soll nicht auf die
Sünder und ihren Reichtum neidisch sein (vgl. V. 7-8 ; vgl. Spr 23,17; 24,1 ),
denn sie werden verdorren wie Gras (vgl. Ps 90,5; 102,5.12; 103,15-16; Jes
40,6-8; 1Pet 1,24 ) und bald untergehen ( Ps 37,1-2 ). Statt dessen ist
Vertrauen auf den Herrn geboten, der das Gebet des Herzens beantworten kann (V.
3-4 ). Die Verheißung er wird dir geben, was dein Herz begehrt hat ihre
Grundlage in der Bedingung: Habe deine Lust am HERRN . Wer seine Lust am Herrn
hat, der wird gute Wünsche haben. Wer auf den Herrn vertraut (vgl. V. 3 ), den
wird Gott wunderbar rechtfertigen (V. 5-6 ).
Deshalb soll der Gerechte den Bösen nicht beneiden oder
über ihn zornig werden (vgl. V. 1 ; Spr 24,19 ), wenn der Böse Gelingen hat.
Entrüstung hat nur das Böse zur Folge, unter anderem den Zorn ( Ps 37,7-8 ).
B. Der Gottlose wird auf gerechte Weise bestraft werden
( 37,9-22 )
Ps 37,9-11
David beschrieb (a) das drohende Gericht über die Gottlosen
- sie werden in Kürze vernichtet werden (V. 9 a - 10 ) - und (b) die das
Gegenstück bildende Wahrheit, daß die Sanftmütigen das Land ererben werden (V. 9
b. 10-11 ). Diese Verheißung des Erbes des Landes (vgl. V. 22.29.34 ) wurde von
Jesus wiederholt und erweitert (vgl. den Kommentar zu Mt 5,5 ).
Ps 37,12-22
Fünf Gegensätze bilden die Basis für die Versicherungen in
Vers 9-11 : (1) Der Gottlose ersinnt Böses gegen den Gerechten, aber der Herr
lacht ihrer (V. 12-13 ). (2) Die Gottlosen greifen den Sanftmütigen an, aber
ihre Gewalt wird sie selbst vernichten (V. 14-15 ). ( Arm und elend tauchen
gemeinsam hier zum ersten Mal von insgesamt sechs Malen in den Psalmen auf: Vers
14 ; Ps 40,18;70,6;74,21;86,1;109,22 .) (3) Es ist besser, wenig zu besitzen,
als viel zu besitzen und gottlos zu sein, denn der Reichtum der Gottlosen wird
vergehen (V. 16-17 ). (4) Der Herr kennt und bewahrt den Weg des Aufrichtigen,
aber der Gottlose wird vergehen (vgl. Ps 1,6 ) wie das Gras (vgl. Ps 37,2 ) und
wie Rauch (V. 18-20 ). (5) Weil die Gottlosen selbstsüchtig das behalten, was
sie entleihen, aber die Gerechten großzügig sind (vgl. V. 26 ), wird der Herr in
Gerechtigkeit vergelten (V. 21-22 ). Das beinhaltet auch, daß die Gerechten das
Land ererben werden (vgl. V. 9.11.29.34 ).
C. Der Herr liebt und segnet den Gerechten
( 37,23-31 )
Ps 37,23-31
Im Gegensatz zu der Vergeltung des Herrn an den Gottlosen
schildert David die Segnungen des Herrn für die Gerechten: (1) Der Herr ordnet
und beschützt die Wege der Gerechten (V. 23-24 ). (2) Der Herr versorgt die
Gerechten mit Nahrung (V. 25-26 ). (3) Er liebt und bewahrt die Gerechten, die
das Gute tun (vgl. V. 3 ), und gibt ihnen Sicherheit in dem Land (V. 27-29 ;
vgl. V. 9.11.22.34 ). (4) Der Gerechte redet Weisheit, weil er das Gesetz Gottes
in seinem Herzen trägt (V. 30-31 ).
D. Der Kampf zwischen Gut und Böse
( 37,32-40 )
Ps 37,32-38
Der Psalmist schloß sein Nachsinnen, indem er den Kampf
zwischen dem Guten und dem Bösen beschrieb. Seine Lösung des Problems der
gottlosen Menschen war, ihre bösen Anschläge, die Gerechten zu vernichten, der
Macht Gottes zur Bewahrung der Guten gegenüberzustellen. Der Gottlose liegt im
Hinterhalt, um zu vernichten, aber der Herr wird das Seine nicht verlassen (V.
32-33 ). Wer auf den Herrn wartet, der wird sich der Sicherheit erfreuen (V. 34
; vgl. V. 9.11.22 ), und der aufrichtige Mann des Friedens wird eine Zukunft
haben (oder vielleicht besser: Er wird seine "Nachkommenschaft" sehen). Die
Gottlosen werden zwar zuerst ihr Gedeihen erleben (V. 35 ; vgl. V. 7 b), aber
sie werden vertilgt werden (V. 36.38 ; vgl. V. 34 ).
Ps 37,39-40
David schloß damit, daß in einer Welt voller Gottlosen der
Herr die Rettung und die Stärke ( mAZNz , "ein befestigter Ort"; vgl. Ps
27,1;43,2;52,9 ) für die ist, die vor den Gottlosen ihre Zuflucht zum Herrn
nehmen.
Die Psalmen
Ps 38
Ps 38 ist ein Trauerlied. Der Titel lautet "Zum
Gedenkopfer" (wörtl.: "um ins Gedächtnis zu rufen"; vgl. den Kommentar zum Titel
von Ps 70 ). David wurde vom Herrn für seine Sünde ernsthaft gezüchtigt, und
seine Feinde setzten ihm hart zu. In dieser schwierigen Situation bat er
dringend darum, daß der Herr ihn in seinem Erbarmen erretten möge. Er hatte
seine Hoffnung im Herrn, dem er seine Ungerechtigkeit bekannte.
A. Die Züchtigung des Herrn
( 38,2-13 )
Ps 38,2-3
David bat darum, daß der Herr ihn in seinem Zorn nicht
länger züchtigen möge (vgl. Ps 6,2 ). Diese Züchtigung war offensichtlich
schmerzhaft und hart gewesen, wie die Pfeile und die Hand deutlich machen.
Ps 38,4-9
David beklagte sein Leiden aufgrund der Strafe für seine
Sünde. Wegen seiner Sünde hatte er seine Gesundheit und sein Wohlergehen
verloren (vgl. V. 8 ; zu Gebeinen vgl. den Kommentar zu Ps 6,3 ). Er mußte seine
Schuld tragen, die ihn überwältigt hatte ( Ps 38,5 ). Davids Wunden eiterten,
schmerzten und schwächten ihn. Er hatte sie sich durch seine eigene Dummheit, in
der er die Sünde begangen hatte, zugezogen (V. 6-7 ). Er war körperlich (vgl. V.
4 ) und geistig niedergedrückt (er war matt und voller Angst ).
Ps 38,10-13
Daraufhin beschrieb David die Auswirkung seiner Leiden auf
andere. Erstens lag sein bedauernswerter Zustand vor dem Herrn offen (V. 10-11
). Gott wußte, daß er nach dem Tod seufzte. Zweitens mieden ihn seine Freunde
(V. 12 ). Drittens redeten seine Feinde Schlechtes über ihn und ersannen Wege,
ihn zu täuschen und zu vernichten (V. 13 ; vgl. Ps 35,4.8;40,15;70,3 ).
B. Die Hoffnung des Leidenden
( 38,14-23 )
Der zweite Teil des Psalmes drückt Davids Hoffnung aus, daß
der Herr Erbarmen über ihn haben und ihn erretten möge.
Ps 38,14-17
Seine Hoffnung bestand in dem Herrn allein. Wie ein
Taubstummer gab er den Gottlosen keine Antwort (V. 14-15 ), die auf seine
Vernichtung sannen (vgl. V. 13 ). Statt dessen wartete er auf den Herrn, daß er
seine Gebete erhören und die triumphierende Schadenfreude der Gottlosen beenden
möge.
Ps 38,18-21
Davids Not war groß und seine Lage verzweifelt. Sein
Schmerz (vgl. V. 8 ) hielt an. Darüber hinaus bekannte er seine Sünde, weil er
erkannt hatte, daß die Sünde die Ursache seines Leidens war (vgl. V. 4-5 ). Aber
seine Feinde waren stark und zahlreich, und es ging ihnen mit ihrem bösen
Handeln und ihren Verleumdungen gut. David empfand, daß Gott ihn bald erretten
mußte.
Ps 38,22-23
Davids Bitte war dringend. Er flehte den Herrn an, ihn
nicht zu verlassen, sondern ihm beizustehen, denn er war sein Gott und sein
Erlöser.
Ps 39
David erkannte, daß Gott dem Menschen nur ein kurzes Leben
zugedacht hat. Also stützte er sich auf den Herrn als seine einzige Hoffnung und
betete, daß Gott seiner Züchtigung ein Ende setzen möge, damit David die ihm
verbleibenden Tage genießen konnte.
Der Psalm setzt die Thematik von Ps 38 fort. Der Angriff
der Feinde Davids schien jedoch vorüber zu sein. David hatte anscheinend an
einer langanhaltenden Krankheit gelitten, die ihn dem Tode nahegebracht hatte.
A. David erkennt, daß das Leben des Menschen nur kurz ist
( 39,2-7 )
Ps 39,2-4
David erkannte an, daß sein Leben nur von kurzer Dauer war
(V. 2-7 ). Erstens beschloß er, mit seinen Worten nicht zu sündigen. Er schwieg
still in der Gegenwart seiner Feinde, aber als er seine Empfindungen
unterdrückte, verschlimmerte das nur sein Leiden.
Ps 39,5-7
Zweitens suchte er Trost für seine Enttäuschung, indem er
sich der Bestimmung des Herrn für sein Leben unterwarf. Er betete, daß der Herr
ihm die Kürze des Lebens klarmachen möge (vgl. Ps 90,10.12 ). Dieses Gebet
entstand aus dem Bewußtsein heraus, daß das Leben nur von kurzer Dauer ist - wie
eine Handbreit und ein Hauch (vgl. Hi 7,7; Ps 39,12;62,10;144,4 ). Alle Mühe mit
dem Aufhäufen seiner Besitztümer ist vergeblich, denn das Leben ist kurz.
B. Vertrauen auf die einzige Hoffnung des Lebens
( 39,8-14 )
Ps 39,8
David erkannte, daß sein Elend auf seine Sünde
zurückzuführen war und wandte sich nun ganz dem Herrn zu, damit sein kurzes
Dasein einen guten Verlauf nähme. Er drückte seine Hingebung zum Herrn mit den
Worten aus: Meine Hoffnung liegt auf dir (vgl. Ps 25,5.21; 33,20; 62,6; 71,5 ).
Ps 39,9-12 : David bat den Herrn, seiner Züchtigung ein Ende zu setzen (V. 9-10
). Gott weist die Menschen aufgrund ihrer Sünde zurecht und frißt ihren
Reichtum, wie eine Motte, die ein Kleid zerfrißt (V. 12 ; vgl. Hi 13,28; Jes
50,9; 51,8; Hos 5,12; Jak 5,2 ). Weil der Psalmist überwältigt worden war,
betete er zu Gott, daß er seine Plage von ihm nehmen möge ( Ps 39,11 ).
Ps 39,13-14
Das abschließende Gebet des Psalmisten in diesem Psalm war,
daß Gott seine Bitte erhören und ihn nicht als Fremdling behandeln, sondern ihm
seine Gunst erweisen möge, indem er ihm die verbleibenden Tage angenehm machen
möge.
Ps 40
Dieser Psalm beinhaltet Dankopfer (V. 2-11 ) und Bitte (V.
12-18 ). Im ersten Teil bot sich David wegen der großen Errettung, die ihm
gewährt worden war, selbst voller Freude Gott als Opfer dar. Im zweiten Teil
beklagte er das Elend, das über ihn gekommen war und betete um seine Errettung.
A. David gibt sich selbst Gott als Opfer hin
( 40,2-11 )
Ps 40,2-5
Der Psalm beginnt damit, daß David der Versammlung einen
freudigen Bericht über seine Errettung übermittelt. Er ermutigt sie, dem Herrn
zu vertrauen. Gott hatte nach einer langen Zeit des geduldigen Wartens im Gebet
wunderbar an ihm gehandelt. David benutzte häufig bildhafte Ausdrücke, um sein
Elend und seine Befreiung daraus zu beschreiben. Er versicherte, daß der Herr
ihn aus seiner Notlage befreit (wie aus einer schlammigen Grube mit Morast und
Schlamm) und ihn fest auf einen Felsen gestellt hatte. Diese Errettung gab ihm
ein neues Lied zum Jubeln ein (vgl. Ps 33,3; 96,1; 144,9; 149,1 ).
Aufgrund dieser Errettung erklärte David die Segnung
desjenigen, der allein auf den Herrn vertraut, ohne auf die Gottlosen zu blicken
(die Stolzen und Götzenanbeter).
Ps 40,6
David drückte seine Wertschätzung für die unzählbaren und
wunderbaren Errettungstaten (Wunder) des Herrn aus. Wenn er alle Dinge erzählen
würde, die Gott für ihn getan hatte, würden es zu viele sein, als daß er sie
aufzählen könnte.
Ps 40,7
David erkannte die großen Wohltaten Gottes, und sie
brachten ihn dazu, sich dem Herrn zu weihen. Er rief sich noch einmal ins
Gedächtnis zurück, daß Gott ihn selbst seinen Opfern vorzog. Man hat
verschiedentlich angenommen, daß sich die Worte meine Ohren hast du durchbohrt
darauf beziehen, daß den Sklaven ein Ohr durchbohrt wurde ( 2Mo 21,6 ). Dann
würde der Ausspruch bedeuten: "Du hast mich wie einen Sklaven an dich gebunden."
Es ist aber doch wahrscheinlicher, daß dieser Satz eine Anerkennung dessen ist,
daß Gott David die Fähigkeit zum Hören und dem Wort des Herrn zu gehorchen
verliehen hat. Die Septuaginta hat viel allgemeiner übersetzt: "Ein Körper, den
du für mich bereitet hast."
Ps 40,8-9
David gab auf diese Wahrheit in Vers 7 eine Antwort, denn
er gab sein Leben in den Willen Gottes. Er stellte sich bereitwillig dem Herrn
zur Verfügung, erhielt Weisung durch das Buch ( die Rolle des Buches ) und
drückte sein Verlangen aus, den Willen Gottes zu tun. Diese Verse stellen ein
wunderbares Beispiel dafür dar, was es bedeutet, sich in Übereinstimmung mit
seinem Wort in den Willen Gottes zu ergeben.
Vers 7-9 erhalten eine zusätzliche Bedeutung dadurch, daß
sie in Hebr 10,5-7 zitiert werden, wo der Schreiber des Hebräerbriefes den
vollkommenen Gehorsam Christi der Unzulänglichkeit der mosaischen Opfer
gegenüberstellt. Die Worte gelten für die Fleischwerdung Christi zur Erfüllung
von Gottes Willen für ihn, so wie es vorher aufgeschrieben worden war.
Ps 40,10-11
Es ist gemäß Davids Gehorsam auch der Wille des Herrn,
ihnzu preisen. Also verkündete David in diesen Versen, daß er bereitwillig zu
der Versammlung von den vielen Eigenschaften des Herrn sprach, unter anderem
über seine Gerechtigkeit, Treue, Errettung, Liebe und Wahrheit.
B. Demütige Bitte an Gott um Erlösung
( 40,12-18 )
Ps 40,12-13
Der Ton des Psalmes wechselt hier dramatisch zum
eindringlichen Gebet. David fing seine demütige Bitte damit an, daß er den Herrn
anflehte, seine Gnade (wörtl.: "Erbarmen"), seine treue Liebe und seine Wahrheit
weiterhin zu erzeigen, denn er war in großen Nöten und Sünden gefangen. Die
Nöte, die David erfuhr, standen mit seinen vielen Sünden in enger Beziehung
(vgl. Ps 25,17-18;38,3-15 ).
Ps 40,14-17
Davids Gebete wurden gezielter, als er um eine rasche
Errettung (eile rasch; vgl. V. 18 ) aus seinen Nöten bat. Er glaubte, daß der
Herr mit seiner Rettung alle diejenigen vernichten würde, die ihm nach dem Leben
trachteten und ihn vernichten wollten (V. 15-16 ; vgl. Ps 35,4.8;70,3 ). Durch
den Schrecken der Feinde Davids über ihre Schande (vgl. Ps 6,11;70,3 ) sollten
die Gerechten ermutigt werden, zu jubeln und den Herrn zu preisen. Das ist das
Ergebnis der Antwort Gottes auf Davids Gebet.
Ps 40,18
Dann wiederholte der Psalmist, der arm und elend war (vgl.
den Kommentar zu Ps 37,14 ), sein Gebet, daß der Herr nicht versäumen möge (vgl.
Ps 40,14 ), ihm zu Hilfe zu kommen (vgl. den Kommentar zu Ps 30,11 ).
Ps 41
In diesem Psalm vermittelte David der Versammlung, daß
diejenigen, die dem Bedürftigen beistehen, selbst Errettung erfahren. In diesem
Zusammenhang erinnerte sich David an sein Gebet um Rache für diejenigen, die
kein Erbarmen mit ihm hatten, sondern aus seiner Krankheit ihren Vorteil
suchten. Ps 41 lehrt das Gebet um Hilfe bei Treulosigkeit.
A. Die Barmherzigen erfahren Barmherzigkeit
( 41,2-4 )
Ps 41,2
Der Psalm beginnt mit der allgemeinen Erläuterung, daß der
Herr dem Gnade erweisen wird, der sich des Schwachen annimmt. Solch eine Haltung
erkennt Gott an und belohnt sie entsprechend.
Ps 41,3-4
Der besondere Segen für den Barmherzigen schließt auch
Bewahrung und Sicherheit in dem Land ein (vgl. Ps 37,9.11.22.29 ). Auch der Herr
wird ihn nicht seinen Feinden preisgeben und ihn in seiner Krankheit aufrecht
halten.
B. Die Vergeltung für Treulosigkeit
( 41,5-11 )
Noch immer sprach der Psalmist zur Versammlung und wies
darauf hin, daß der Herr auf gerechte Art und Weise diejenigen bestrafen wird,
die die Leidenden ausnutzen. David erläuterte diese Gedanken, indem er sein
früheres Gebet wiederholte.
Ps 41,5-11
David hatte in seinem Gebet den Wunsch nach Heilung
ausgedrückt, nachdem er seine Sünde bekannt hatte (V. 5 ). Trotzdem beklagte er
die Tatsache, daß seine Feinde seinen Zustand ausnutzten. Sie wünschten seinen
Tod herbei (V. 6 ), sie heuchelten Freundschaft, während sie ihn verleumdeten
(V. 7 ), und sie sagten, daß er ganz gewiß nicht überleben würde (V. 8-9 ).
Sogar sein vertrauter Freund hatte ihn verraten ( seine Ferse gegen ihn erhoben
; V. 10 ). Diese Worte wurden von Jesus zitiert, als er von Judas sprach ( Joh
13,18 ). David benannte hier konkret die Treulosigkeit seines Freundes Ahitofel,
der ihn verraten und sich dann selbst erhängt hatte ( 2Sam 16,20-17,3.23 ).
Davids Gebet resultierte teilweise aus seinem Wunsch,
seinen Widersachern ihre Treulosigkeit zu vergelten ( Ps 41,11 ).
C. Die Errettung wegen seiner Rechtschaffenheit
( 41,12-14 )
Ps 41,12-13
David hatte Gott direkt angesprochen und bemerkte, daß Gott
ihn vor seinen Feinden errettet hatte (vgl. V. 2 ), weil er rechtschaffen
gewesen war.
Ps 41,14
Dieser Lobgesang (vgl. Ps 106,48 ) bildet den Abschluß des
ersten Hauptabschnittes (Buch I) der Psalmen.
II. Buch II
( Ps 42-72 )
In Buch II haben 7 Psalmen ( Ps 42;44-49 ) die Überschrift
"Von den Söhnen Korachs". Ein Psalm in Buch II stammt von Asaf ( Ps 50 ), 20 von
David ( Ps 51-70 ), bei 3 Psalmen wird der Name des Autors nicht genannt ( Ps
43;67;71 ), und ein Psalm stammt von Salomo ( Ps 72 ).
Ps 42
Ganz offensichtlich gehören Ps 42 und Ps 43 zusammen, und
zahlreiche hebr. Handschriften führen Ps 42 und Ps 43 als einen einzigen Psalm
auf. Daran, daß der Refrain zweimal in Ps 42 wiederholt wird (V. 6.12 ) und dann
am Schluß von Ps 43 wieder auftaucht (V. 5 ), wird deutlich, daß Ps 42 das
Sehnen des Psalmisten nach Gott ausdrückte und Ps 43 der Lobpreis in Erwartung
der völligen Gemeinschaft mit Gott war.
A. Sehnsucht nach dem lebendigen Gott
( 42,2-6 )
In der ersten Strophe schrieb der Psalmist, daß er
Sehnsucht nach dem lebendigen Gott empfand, denn er wurde von seinen Feinden
geschmäht, war aber voller Vertrauen, daß er den Herrn dennoch preisen würde.
Ps 42,2-3
Der Psalmist verglich sein Sehnen nach dem lebendigen Gott
mit dem Verlangen eines Hirsches nach Wasser. Das Verlangen der Tiere nach
Wasser zur Lebenserhaltung veranschaulicht das Verlangen der Seele nach dem
lebendigen Gott (vgl. Ps 143,6 ), der Quelle des geistlichen Lebens.
Ps 42,4-5
Der Schreiber erläuterte, daß er sich mit Tränen gesehnt
hatte, während seine Feinde ihn verhöhnt hatten. Sie verspotteten seinen Glauben
beständig ( alle Tage ; vgl. V. 11 ; Ps 38,13 ) mit der Frage: Wo ist nun dein
Gott? (vgl. Ps 42,11 ), während der Psalmist von dem Ort der Anbetung getrennt
war. Er konnte sich lediglich an dem Gedanken erfreuen, daß er früher einmal an
der festlichen Prozession in Jerusalem teilgenommen hatte.
Ps 42,6
In diesem Refrain (vgl. V. 12 ; Ps 43,5 ) ermutigte sich
der Psalmist, obwohl er niedergeschlagen war ( Ps 42,7 ), selbst mit einer
rhetorischen Frage, daß er doch seine Hoffnung auf Gott setzte, denn er war
voller Vertrauen, daß er dennoch ihn so wie früher loben konnte.
B. Überwältigt von den Feinden
( 42,7-12 )
In dieser zweiten Strophe klagte der Psalmist darüber, daß
seine Feinde wie Wogen über ihn hinweggerollt waren, aber wieder hatte er die
Hoffnung, daß er dennoch den Herrn preisen würde.
Ps 42,7
Der Psalmist beklagte seine tiefe Niedergeschlagenheit.
Weil seine Seele am Boden lag (vgl. V. 6 ), betete er zum Herrn. Die gebirgige
Gegend im Stamme Dans bezieht sich auf den Ort, an dem er betete. Er befand sich
offensichtlich mehrere Kilometer nördlich des Sees Kinneret (Galiläa). Dennoch
wollte er nicht auf dem Berg Misar (ein Gipfel im Hermongebirge ) sein, sondern
auf dem Berg Zion (vgl. Ps 43,3 ).
Ps 42,8
Die Not des Psalmisten kommt durch die Bilder der Wogen und
Wellen übertragen zum Ausdruck. Die Sorge war über ihn gekommen wie eine Welle
nach der anderen, als wenn sie einander zuriefen, wie ein Wasserfall
herabzustürzen. Der Psalmist war wie von einer Flut überwältigt worden.
Ps 42,9
Dann rief der Psalmist vertrauensvoll den Herrn an, ihn zu
erretten. Er brachte Vertrauen in den Herrn auf - Vertrauen dahingehend, daß
seine Liebe und sein Lied ihn beständig ( bei Tag und bei Nacht ) begleiteten.
Das Gebet des Psalmisten bezieht sich auf seinen Lobpreis.
Ps 42,10-12
In seinem Gebet (V. 9 ) fragte er Gott, warum sein Leiden
am Körper (zu Gebeinen vgl. den Kommentar zu Ps 6,3 ) und am Geist (in Trauer
gehen) Hand in Hand mit der Unterdrückung (vgl. Ps 43,2 ) andauerten. Er
erinnerte den Herrn daran, daß seine Feinde seinen Glauben beständig verhöhnten
(vgl. Ps 42,4 ). So hoffte er, den Herrn zu einer Antwort herauszufordern.
In Vers 12 wiederholt der Psalmist seinen Refrain (vgl. V.
6 ; Ps 43,5 ).
Ps 43
Dieser Psalm vervollständigt das in Ps 42 begonnene Lied.
Obwohl in vielen hebr. Handschriften Ps 42 und 43 als ein einziger Psalm
zusammengefaßt werden, ist Ps 43 doch ein unabhängiges Loblied. In diesem Lied
bat der Psalmist den Herrn, ihn nach Jerusalem zurückzuführen, wo er dem Herrn
gerne dienen und ihn lobpreisen wollte.
A. Rechtfertigung vor seinen Feinden
( 43,1-3 )
Ps 43,1
In der Bitte des Psalmisten, nach Jerusalem zurückgeführt
zu werden, betete er um Rechtfertigung vor seinen Feinden, die gottlos,
betrügerisch und böse waren. Er bat Gott, seine Sache in ihrer Gegenwart zu
verteidigen.
Ps 43,2
Sein Gebet hatte seine Grundlage in dem Vertrauen, daß Gott
seine Sicherheit war. Dennoch, seitdem Gott in der Tat seine Feste war ( mAZNz ,
"ein befestigter Platz"; vgl. Ps 27,1; 37,39; 52,9 ), geriet er angesichts
seiner Not in der Hand seines Feindes in Besorgnis (vgl. Ps 42,10 ). Gott hatte
ihn anscheinend abgewiesen.
Ps 43,3
Die Rechtfertigung vor dem Gespött seines Widersachers
konnte geschehen, wenn der Psalmist sicher nach Jerusalem zur Anbetung Gottes
gebracht wurde. Also betete er, daß Gottes Licht und Wahrheit ihn zu Gottes
Wohnung, dem heiligen Berg , (vgl. Ps 48,2; 87,1; 99,9 ) leiten mögen. Das
bezieht sich auf Jerusalem, wo die Stiftshütte Davids und später der Tempel
Salomos errichtet worden waren. "Licht" stand für Verstehen und Leben, und
"Wahrheit" stand für Gottes treues Wort, durch welches der Psalmist seine
Führung erfuhr. Er erwartete ein Zeichen Gottes zur Leitung.
B. Der Entschluß, Gott zu loben
( 43,4 )
Ps 43,4
Der Psalmist gelobte, Gott für seine Errettung zu preisen,
wenn er zum Altar in Jerusalem zurückkehrte. Mit seiner Ankunft dort wäre die
Sehnsucht seiner Seele nach Gott, seiner Freude und seiner Wonne gestillt.
C. Ermutigung für die Seele
( 43,5 )
Ps 43,5
Der Refrain von Ps 42,6.12 wird hier wiederholt. Der
Psalmist fand für seine niedergedrückte und unruhige Seele durch die Hoffnung
(Zutrauen) Ermutigung, dennoch den Herrn zu preisen.
Ps 44
Ps 44 ist eine Klage des Volkes in einer Zeit beispielloser
Bedrängnis. Aufgrund von Gottes Errettung der Vorfahren des Volkes und aufgrund
des gegenwärtigen Glaubens der Menschen beteten sie ernsthaft, daß Gott ihnen
den Sieg verleihen möge. Ihr Gebet entstand aufgrund des Umstandes, daß sie
Niederlagen erlitten, die sie sich nicht erklären konnten. Der Psalm ist
einzigartig, weil er vom Glauben eines ganzen Volkes spricht.
A. Der historische Glaube des Volkes
( 44,2-9 )
Das Volk bestätigte sein Vertrauen in den Herrn, das seine
Grundlage in seinem Handeln mit dem Volk in der Vergangenheit und in dessen
gegenwärtigen Glauben hatte.
Ps 44,2-4
Nach der Erklärung, daß Israel Gottes wunderbare Werke der
Vergangenheit kannte (V. 2 ), riefen sie sich insbesondere in Erinnerung, daß
der Herr ihnen das Land unter Josua gegeben hatte (V. 3 ). Dieses Ereignis wurde
als wunderbares Wirken Gottes mit seiner Hand, seinem Arm, seinem Licht (vgl.
dazu den Kommentar zu Ps 4,7 ) und seiner Liebe anerkannt, und es galt nicht als
das Ergebnis ihrer eigenen Stärke.
Ps 44,5-9
Als ein Ergebnis des Hörens darauf, was Gott getan hatte,
vertraute das Volk auf ihn als seinen König. Bisweilen schrieb der Psalmist in
der Einzahl (z. B. "mein König"), aber gewöhnlich schrieb er aus der Sicht des
ganzen Volkes (z. B. unsere Feinde). Das Volk erfuhr in ähnlicher Weise große
Siege durch Gott in seinem Leben und war voller Vertrauen ( in Gott rühmen wir
uns ) im Hinblick auf die Zukunft.
B. Die demütigende Niederlage des Volkes
( 44,10-17 )
Ps 44,10-13
Ungeachtet der vergangenen Siege (vgl. V. 4-5.8 ) erfuhr
das Volk eine demütigende Niederlage. Zuerst wird die Niederlage wörtlich
beschrieben. Sie wird auf die Tatsache zurückgeführt, daß der Herr nicht länger
für das Volk gekämpft hatte (V. 10-11 ). Dann wurde die Niederlage bildhaft
beschrieben (V. 12-13 ): Das Volk wurde zerstreut wie Schafe (vgl. V. 23 ) und
als Sklaven für wenig Geld verkauft, was auf seinen geringen Wert hindeutet.
Ps 44,14-17
Als Ergebnis davon ist das Volk zur Schmach geworden. Die
Feinde Israels verhöhnten es und brachten es dazu, Schmach und Schande über sich
selbst zu empfinden.
C. Die Bewahrung der Schuldlosigkeit
( 44,18-23 )
Ps 44,18-23
Weil das Volk diese Niederlage nicht verdient hatte, war es
verwirrt. Nachdem es seine Rechtschaffenheit beteuert hatte (V. 18 ), wies es
auch auf seine Bundestreue Gott gegenüber hin. Es war nicht abgewichen und
anderen Göttern nachgelaufen. Folglich hatte es eine solch harte Niederlage
nicht verdient (V. 19-20 ). Tatsächlich hatte Gott dem Volk keinen Götzendienst
vorgeworfen (V. 21-22 ). Wenn es darin verwickelt gewesen wäre, hätte Gott das
in seiner Allwissenheit sicher gewußt. Dennoch sah es beständig ( den ganzen Tag
) um seinetwillen dem Tod ins Angesicht. Das geschah, weil es einen heiligen
Krieg für ihn führte, dieses Unglück erlebte und wie Schlachtschafe behandelt
wurde (vgl. V. 12 ).
D. Das Gebet um Sieg
( 44,24-27 )
Ps 44,24-27
Das Volk bat Gott um Hilfe ( Erwache! ), denn es erkannte
keinen Grund, warum er dessen Elend nicht beachten sollte. Darüber hinaus meinte
das Volk, daß Gott es retten sollte ( stehe auf und hilf uns ), weil es so
niedergedrückt war ( hinabgedrückt in den Staub ; d. h. dem Tod nahe). Obwohl
das Volk offensichtlich von Gott verworfen worden war und offensichtlich einen
Kampf verloren hatte (obwohl es an Gott festgehalten hatte), vertraute es doch
von ganzem Herzen auf den Herrn und seine Erlösung des Volkes (vgl. den
Kommentar zu Ps 26,11 ). Das ist die angemessene althergebrachte Antwort des
wahrhaft Gläubigen auf das Leiden (vgl. Hi 13,15 : "Obwohl er mich töten wird,
will ich dennoch auf ihn vertrauen").
Ps 45
Dies ist ein Königspsalm zur Hochzeitsfeier des mächtigen
Königs. Der Psalm beginnt mit dem überströmenden Lob des königlichen Bräutigams
für all seine Herrlichkeit, Majestät und Gerechtigkeit. Dann folgt der Ratschlag
an die Braut, bevor sie in all ihrer Pracht zum königlichen Palast gebracht
wurde. Dann prophezeite der Psalmist allumfassendes und ewiges Gedenken des
königlichen Namens bei seiner Nachkommenschaft.
Der Psalm enthält eine lange Überschrift und eine
ausführliche Einleitung zu seinem Inhalt. Das Lied soll gesungen werden "nach
der Weise Lilien" und wird "ein Brautlied" genannt (wörtl.: "ein Liebeslied").
A. Preis des königlichen Bräutigams
( 45,2-10 )
Ps 45,2
Der Psalmist erläuterte, daß seine Hymne ihm eingegeben
worden war. Sein Herz war aufgrund dieses edlen Wortes aufgewühlt (wörtl.: "es
schäumt über"). Was aus dem Herzen in Form eines hymnischen Lobgesanges
entströmte, war ihm eingegeben worden, so daß es wie ein fein geschriebenes Werk
war. Der Psalmist konnte sich nicht zurückhalten, denn er schrieb für seine
Majestät, den König.
Ps 45,3
Der Schreiber sagte, daß der König transzendent und schön
war. Von allen Menschen war er der Schönste. Seine Worte waren z. B. anmutig -
ein Beweis dafür, daß Gott ihn gesegnet hatte.
Ps 45,4-6
Weil der König dem Schreiber gemäß ein mächtiger und
tapferer Mann war, rief ihn der Psalmist auf, seinen Heldenmut unter Beweis zu
stellen, indem er für die Wahrheit, Sanftmut und Gerechtigkeit auszog . Weil der
König gerecht war, fand er Gelingen. Völker fielen vor ihm, seine Siege sollten
herrlich sein.
Ps 45,7-8
Der König war in seiner Herrschaft gerecht. Der Psalmist
sprach in besonderer Wortwahl den König als Gott an ( ?MlOhIm ). Der Thron
Gottes besteht in Ewigkeit und regiert gerecht ( Zepter der Gerechtigkeit ).
Weil er die Gerechtigkeit geliebt und die Ungerechtigkeit gehaßt hat, hatte ihn
Gott mit überfließender Freude gesegnet.
Ps 45,7-8 bezieht sich ohne Zweifel auf die Verheißung
eines ewigen Thrones für das Haus Davids (vgl. 2Sam 7,16 ); eine Verheißung, die
sich in Jesus Christus erfüllt, wenn er wiederkommt, um seine ewige Herrschaft
anzutreten. In Hebr 1,8-9 wird dieser Abschnitt in Beziehung auf die Erhöhung
und Herrschaft Christi zitiert. Wenn auch der Psalmist das Wort ?MlOhIm für Gott
gebrauchte, so stellt doch der Schreiber des Hebräerbriefes deutlich heraus, daß
dieses Wort auf den Unterschied zwischen dem Sohn und den Engeln hindeutet (vgl.
Hebr. Psalm 1,5.7).
Ps 45,9-10
Der König wurde an seinem Hochzeitstag gesegnet. Seine
Kleider (königliche Robe) wurden mit verschiedenen Wohlgerüchen parfümiert.
Myrrhe ist ein wohlriechender Balsam, der aus Bäumen im Nahen Osten gewonnen
wird (vgl. seinen Gebrauch als Parfüm in Spr 7,17; Hl 1,13 ). Aloe könnte aus
einem wohlriechenden Holz gewonnen worden sein (vgl. 4Mo 24,6; Spr 7,17; Hl 4,14
). Kassia wurde möglicherweise aus den wohlriechenden Wurzeln einer Pflanze
gewonnen. Elfenbein schmückte die Paläste, fröhliche Streichmusik wurde gespielt
(vielleicht auf Leiern und Harfen), und die Töchter der Könige wurden
geschmückt. Mit dem König wurde seine Braut mit Goldschmuck aus Ofir (einem
berühmten Fundort für Gold, der sich möglicherweise im Westen der Arabischen
Wüste befand; vgl. 1Kö 9,28;10,11;22,48; Hi 22,24;28,16; Jes 13,12 ) geschmückt.
B. Anweisung für die Braut des Königs
( 44,11-16 )
Ps 45,11-12
Der Psalmist gab der Braut Anweisungen, bevor sie in die
Gegenwart des Königs gebracht wurde. Er wies sie an, ihrem Herrn, dem König, zu
huldigen und ihr Volk zu vergessen. Er erklärte, daß sie, weil der König nach
ihrer Schönheit verlangte (das hebr. Wort bedeutet mehr, als daß der König nur
entzückt von ihr war), ihm Ehre erweisen sollte.
Ps 45,13
Wenn sie seinem Ratschlag folgte und seiner Anweisung
gehorchte, dann sollte sie, wie er sagte, gesegnet werden. Sie sollte eine Gabe
von Tyrus erhalten, und die Reichen würden ihre Gunst erlangen wollen, indem sie
ihr kostbare Gaben darbrachten.
Ps 45,14-16
Darauf schwenkte der Blick zum Hof, wo die Braut dem König
zugeführt wurde. Sie war mit ihrem Gold (vgl. V. 10 ) und ihrem verzierten
Gewand schön (herrlich), und der Zug der Brautjungfern führte sie voller Freude
zum König.
C. Die Segnung bei der Hochzeit
( 45,17-18 )
Ps 45,17-18
Der Schreiber prophezeite als Segen der Ehe, daß ihre Söhne
Fürsten des Landes werden sollten. So würde man des Königs gedenken und ihm im
ganzen Volk Ehre erweisen.
Man kann wohl kaum bezweifeln, daß Johannes bei der
Abfassung von Offb 19,6-21 diesen Psalm vor Augen hatte. Er sah der Hochzeit des
Christus, des Lammes, im Himmel entgegen, und er beschrieb, wie sich die Braut
mit Gerechtigkeit schmückt, um sich auf ihn vorzubereiten ( Offb 19,6-8 ). Dann
beschreibt Johannes den königlichen Bräutigam, der in Gerechtigkeit in den Kampf
zieht ( Offb 19,11-21 ). Ps 45 ist also ein Hinweis auf den größeren davidischen
König, auf Jesus Christus.
Ps 46
Der Psalmist pries Gott als Hilfe für den Frommen zu jeder
Zeit. Er erklärte, daß die Gegenwart Gottes Zion vor allen ihren Feinden
Sicherheit schafft. So gehört der Psalm aufgrund der zentralen Stellung
Jerusalems in seiner Botschaft zu den Zionsliedern.
A. Gott ist der Schutz seiner Heiligen
( 46,2-4 )
Ps 46,2-4
Der Psalmist erklärte, daß Gott die Zuflucht ( maHseh ,
"Schutz vor Gefahr"; vgl. den Kommentar zu Ps 14,6 ) und Stärke (vgl. den
Kommentar zu Ps 18,2 ) der Gläubigen ist. Mit anderen Worten, sie bekommen
Sicherheit und Mut, wenn sie dem vertrauen, der zu jeder Zeit gegenwärtig ist,
um ihnen in ihren Nöten beizustehen (vgl. den Kommentar zu Ps 30,11 ). Also
brauchen sich die Heiligen nicht zu fürchten, auch wenn ihnen viele Gefahren
drohen. Es werden hier sehr starke Ausdrücke benutzt, um die Gefahren in ihrer
ganzen Größe darzustellen, die auf sie zukommen können. Was immer auch geschehen
mag, wer auf ihn vertraut, ist in wirklicher Sicherheit.
B. Gott wohnt in Zion
( 46,5-8 )
Ps 46,5-6
Der Psalmist machte die Beobachtung, daß der Friede
Jerusalems - der Stadt Gottes mit dem heiligen Ort, an dem Gott wohnte (d. h. an
dem er seine Gegenwart offenbarte) - von Gott gesichert wurde. Die Gegenwart des
Herrn war wie ein friedlich dahinfließender Strom (im Gegensatz zu den wilden
Sturzbächen, V. 4 ; vgl. Jes 8,6; 33,21 ,wo der Herr mit einem Strom verglichen
wird, der seine Stadt umfließt). Weil Gott in dieser Stadt war, konnte die Stadt
nicht wanken. (Viele Jahre später fiel die Stadt zwar. Das geschah jedoch, weil
infolge des vielen Götzendienstes im Tempel, Hes 8 ,die Gegenwart Gottes
verschwand, Hes 10 .Ohne die beschützende Gegenwart Gottes fiel Jerusalem an die
Babylonier.)
Ps 46,7-8
Der Psalmist beschrieb daraufhin die starke Macht Gottes:
Durch sein mächtiges Wort zerschmolzen die Völker, die gegen ihn tobten (vgl. Ps
2,5 ). Wenn auch Königreiche fielen, so blieb Jerusalem doch unangetastet.
So ist der Herr, der Allmächtige, für sein Volk (vgl. Ps
46,12 ) wie eine Festung (" miRgoB ", ein sicherer Ort, mit "Burg" übersetzt in
Ps 46,12; 48,4; 59,10.17-18; 62,3.7; 94,22 und mit "Feste" in Ps 9,10; 18,3;
144,2 ). Sein Volk findet dort Schutz, wenn es auf ihn vertraut.
C. Gott wird auf der Erde erhöht werden
( 46,9-12 )
Ps 46,9-12
Der Psalmist ermahnte die Frommen, die mächtigen Taten
Gottes zu beobachten. Diese Taten verdeutlichen, wie Gott seinem Volk den
Frieden bringt und dabei die Waffen auf der Erde vernichtet. Gott selbst ruft
das Volk auf, ihm zu vertrauen und zu erkennen, daß er Gott ist, denn er wird
auf der ganzen Erde erhöht werden. Vers 9-11 schenkten ohne Zweifel der
Bevölkerung Jerusalems neuen Mut, wie es der abschließende Vers (V. 12 )
wiedergibt (vgl. V. 8 ). Auch der Aufruf zum stillen Vertrauen auf die rettende
Macht Gottes in Erwartung des universalen Friedens ist für die Frommen aller
Zeiten eine Quelle des Trostes und der Stärkung gewesen.
Ps 47
Dieser Psalm ist ein Lied über den Herrn, den großen König
(vgl. V. 3.7-8 ). Er ist den Inthronisierungspsalmen zugeordnet worden, die
Gottes universale Herrschaft besingen. Andere Inthronisierungspsalmen sind Ps 93
und Ps 95-99 . Sie sollten als Psalmen begriffen werden, die in prophetischer
Art und Weise das kommende Königreich Gottes bildhaft darstellen, derer sich
Israel noch erfreuen sollte. In Ps 47 rief der Psalmist alle Völker der Erde
dazu auf, dem heiligen Herrscher Israels - dem Herrn - zu huldigen, denn er
ergreift sein Königtum über sie alle.
A. Huldigung für den souveränen König
( 47,2-5 )
Ps 47,2-3
Der Psalmist rief alle Völker dazu auf (vgl. V. 4.9-10 ),
dem Herrn, dem Allerhöchsten , zuzujubeln, der der mächtige König (vgl. V. 7-8 )
über die ganze Erde ist (vgl.V. 8 ). Solche Freudenrufe (vgl. V. 6 ) können nur
die ausstoßen, die sich dem König gerne unterordnen.
Ps 47,4-5
Der Anlaß zur Huldigung des Königs wird in den Versen 4-5
dargelegt. Wie in Vers 3 allgemein erklärt wird, ist er der mächtige König über
die Erde. In besonderer Weise wird das durch seine Unterwerfung der Völker
deutlich, als er Israel als sein Erbteil erwählt hatte. Diese Unterwerfung
fremder Völker geschah in kleinem Maße in der Geschichte Israels. In besonderer
Weise wird diese Tatsache jedoch mit dem kommenden Reich Gottes Wahrheit werden.
B. Die Herrschaft des souveränen Königs
( 47,6-10 )
Ps 47,6-7
Der Psalmist, der die Errichtung von Gottes Thron unter
Jauchzen und dem Schall der Trompeten beschrieb, rief die Menschen dazu auf,
ihren König zu loben (beachte die viermalige Aufforderung: singt ihm in V. 7 ).
Ps 47,8-10
Der Psalmist rief zum Lobpreis auf, weil der Herr über die
Völker (vgl. Ps 47,2.4.10 ) regiert (vgl. Ps 93,1; 96,10; 99,1; 146,10 ). Dieser
Ausdruck, der für diese Art der Psalmen üblich ist, deutet auch auf die Zukunft
einer Gottesherrschaft über alle Nationen hin. Die Edlen und die Könige werden
sich als sein Eigentum vor ihm versammeln. In seiner erhöhten Stellung wird der
Herr eines Tages über die ganze Erde regieren, und jedes Knie wird sich vor ihm
beugen ( Phil 2,9-11 ). Das Vertrauen in die Erfüllung der Wahrheiten dieses
Psalmes bringt jenen Trost und Ermutigung in notvollen Zeiten, die an ihn
glauben.
Ps 48
Ps 48 ist ein Lied über Zion, die Stadt Gottes, des großen
Königs. Der Psalmist lobt Gott, der Jerusalem liebt, und besingt die
Herrlichkeit und Sicherheit der Stadt, weil der Herr sie von ihren Feinden
befreit hatte. Aufgrund dieser Tatsache entbot der Psalmist Gott sein Lob.
A. Zion ist die Stadt Gottes
( 48,2-4 )
Ps 48,2
Der Psalm beginnt mit einer Zusammenfassung des Themas:
Gott, dessen heiliger Berg (vgl. Ps 43,3; 87,1; 99,9; vgl. zum "heiligen Berg"
den Kommentar zu Ps 2,6 ), die Stadt Jerusalem, sehr zu preisen ist.
Ps 48,3-4
Der Psalmist beschrieb im Anschluß daran diese heilige
Stadt. Ihre erhabene Schönheit (vgl. Ps 50,2 ) ist die Freude der ganzen Erde.
Sie ist wie die Höhen von Zafon, möglicherweise ein heiliger Berg nördlich von
Jerusalem. Aber der hervorstechendste Zug Zions (vgl. den Kommentar zu Ps 2,6 )
ist der, daß Gott in ihren Zitadellen wohnt (vgl. Ps 48,14 ). Jerusalems Stärke
und Sicherheit ( miRgoB wird mit "Feste" übersetzt; vgl. den Kommentar zu Ps
9,10; 46,8 ) sind in Gottes Gegenwart begründet (vgl. Ps 46,6 ).
B. Gott schafft Zion Sicherheit
( 48,5-9 )
Ps 48,5-8
Nun beschreibt der Psalmist die Niederlage der Feinde
Zions. Könige hatten sich gegen die Stadt versammelt, aber es kam auf sie ein
großer Schrecken, als sie Zion sahen. Schrecken ergriff sie und Furcht wie eine
Frau, wenn sie ein Kind zur Welt bringt. Gott vernichtete sie geschwind, so wie
die Schiffe von Tarsis (möglicherweise sind damit Hochseehandelsschiffe auf dem
Mittelmeer gemeint), die von einem Ostwind zertrümmert werden. Man hat diesen
Abschnitt vielfach auf die Errettung der Stadt Jerusalem vor den einfallenden
assyrischen Armeen durch Gott gedeutet (vgl. Jes 10,8; 33,3.14 ).
Ps 48,9
Der Psalmist bestätigte, daß der HERR, der Allmächtige
(wörtl.: "Der Herr der Armeen"), Zion zu einer sicheren Stadt gemacht hat. Diese
Bezeichnung für den Herrn wird in Passagen, die sich auf militärische Ereignisse
beziehen, häufig gebraucht. Seine Armeen kämpfen sowohl auf dem Land (die
Soldaten Israels) als auch im Himmel (die Engel Gottes).
C. Zion jubelt seinem Gott zu
( 48,10-15 )
Ps 48,10-11
Der Psalmist entbot Gott das Lob für seine treue Liebe (
HeseD ) und Gerechtigkeit. Das Lob Gottes erfüllt die Erde, denn Gottes Macht
beweist seine Treue.
Ps 48,12-15
Der Psalmist ermunterte daraufhin die Versammlung in Zion
und ganz Juda dazu, in Gott fröhlich zu sein und die Stärke der Stadt zu
beobachten (ihre unversehrten Türme, Schutzwälle und Zitadellen; vgl. V. 4 ),
die er bewahrt hatte. Dieser Gott, der dem Volk Sicherheit verliehen hatte, wird
die für immer führen, die an ihn glauben.
Ps 49
Dieser Psalm ist ein Weisheitsspruch, der die uralte Frage
nach dem Wohlergehen der Gottlosen behandelt (vgl. Ps 73 ). Der Dichter nannte
sein Werk einen Spruch ( Ps 49,5 ). Er hatte die Beobachtung gemacht, daß es den
Gottlosen wohl erging, daß sie reich und stolz waren und sich sicher fühlten.
Aber der einsichtige Psalmist stellte fest, daß sie nicht besser als die Tiere
auf dem Feld sind. Schließlich ist die Hoffnung des Gerechten doch besser als
die falsche Sicherheit des Gottlosen.
A. Ankündigung des Spruches
( 49,2-5 )
Ps 49,2-5
Der Psalmist rief der Welt zu, auf seinen Ausspruch zu
hören. Alle Menschen, seien sie nun reich oder arm (um diese geht es in diesem
Psalm), sollten auf seine Weisheit hören. Er erklärte, daß seine Worte, obwohl
sie weise waren, doch ein Rätsel bleiben würden, bei dem Einsicht und
Verständnis zur Erkenntnis nötig seien. Tatsächlich erfordern viele der
Schwierigkeiten des Lebens ein geistliches Verständnis, wenn man nicht
verzweifeln will.
B. Das Wohlergehen der Gottlosen
( 49,6-13 )
Ps 49,6
In Vers 6-13 erzählte der weise Dichter von seiner
Beobachtung, daß die, denen es wohlergeht, eine falsche Sicherheit haben. Er
leitete sein Thema in Vers 6 ein: Er verwunderte sich darüber, daß er sich
jemals vor dem Bösen gefürchtet hatte, das die Gottlosen herbeiführten. Ihr
Glanz hält doch nur eine kurze Zeit an.
Ps 49,7-10
Der Psalmist führte fernerhin aus, daß die Stolzen und
Hochmütigen nicht das Leben eines anderen freikaufen können (vgl. den Kommentar
zu Ps 26,11 ). Das Leben ist zu kostbar, als daß es ein Mensch freikaufen
könnte, auch wenn er große Reichtümer hat. Reichtum bewahrt nicht vor dem
Sterben.
Ps 49,11-13
Die in Vers 7-10 dargelegte Wahrheit ist allgemein bekannt,
sogar unter den Reichen. Sie müssen sterben, ebenso wie die Törichten (vgl. Pred
2,15-16 ). Sie werden fortan in der Grube wohnen, auch wenn ihre irdischen
Wohnungen oder ihr Land noch ihren Namen tragen. Der Körper des Menschen stirbt
(vgl. Pred 3,19-20 ), wie auch die Tiere sterben.
C. Ermutigung durch fortwährende Hoffnung
( 49,14-21 )
Ps 49,14-15
Der weise Psalmist schloß, daß der Untergang der Stolzen
sicher kommen wird, aber die Hoffnung der Gerechten ewig besteht. Dieser
Gegensatz wird deutlich, wenn der Psalmist beschreibt, wie er sich darüber
verwundert, in welcher Torheit die Stolzen ihr Leben führen. Der Tod ist das Los
der Selbstgerechten und all jener, die ihnen nachfolgen. Sie werden in die Grube
(Scheol) fahren, wo der Tod sie weiden wird. Ihre Pracht wird im Grab
verschwinden. Der Psalmist behandelte an diesem Punkt nicht Gottes Gericht über
die Gottlosen, sondern das Dahinschwinden ihrer irdischen Pracht.
Ps 49,16
Den Gerechten wird Gott von der Grube erlösen. Wieder macht
der Wortgebrauch den starken Gegensatz zu dem Verderben der Gottlosen deutlich
und deutet leise die Hoffnung auf die Auferstehung an.
Ps 49,17-21
Der Schreiber hielt es für dumm, ungläubige, reiche
Menschen zu beneiden, denn ihr Verderben stand mit Sicherheit bevor. Obwohl sie
sich in diesem Leben an großem Glanz und großer Pracht erfreuen, werden sie in
der Dunkelheit entschwinden und nichts mit sich nehmen (vgl. Pred 5,15 ). Der
Rat ist deutlich: Sei nicht beeindruckt, wenn ein Mensch reich wird . Die
richtige Blickrichtung für die geistliche Unterscheidung im Leben tut not. Das
Endziel der Gerechten ist weitaus erstrebenswerter als die vergängliche Pracht
der Gottlosen.
Ps 50
Dieser Lehrpsalm Asafs, eines levitischen Musikers ( 1Chr
16,4-5 ), der auch Ps 73-83 verfaßt hat, behandelt die Verehrung Gottes durch
den Menschen und seine Pflichten seinem Nächsten gegenüber, die sich in den
beiden Teilen der zehn Gebote finden. Asaf beschrieb eine Szene im himmlischen
Gerichtssaal, in dem der Herr sein Volk prüft. Asaf erläuterte daraufhin, daß
der Herr gegen zwei Sünden seines Volkes Anklage erhebt: gegen den Formalismus
in der Anbetung Gottes und gegen die Heuchelei im Leben der Menschen. Um Gott zu
gefallen, muß ihm sein Volk Dankopfer aus einem gehorsamen, gläubigen Herzen
heraus darbringen.
A. Das Erscheinen des Herrn zum Gericht
( 50,1-6 )
Ps 50,1-3
Asaf beschrieb eine Szene in einem Gerichtssaal, zu dem der
Mächtige, Gott, der Herr - drei Bezeichnungen für den Herrn - zum Gericht
gekommen ist. Jedermann auf der Erde, vom Osten bis zum Westen, ist vor ihn
versammelt worden. Aus dem schönen Zion (vgl. den Kommentar zu Ps 2,6; vgl. auch
Ps 48,3.12-13 ), dem Ort des Tempels, leuchtet Gott hervor. Wenn er zum Gericht
kommt, geht seine Gegenwart mit einem verzehrenden Feuer und einem tosenden
Sturm einher. Diese Phänomene, die häufig die Gotteserscheinungen begleiten,
bedeuten sein vernichtendes Gericht.
Ps 50,4-6
Dann macht sich Asaf ein Bild von den Anwesenden bei der
Gerichtsverhandlung. Die Bewohner des Universums werden die Zeugen sein ( die
Himmel und die Erde stehen für die Bewohner von Himmel und Erde). Wenn er sein
Volk richtet, wird das ganze Universum davon Zeuge sein. Die Verteidiger in
dieser Gerichtssache werden die Heiligen sein, die mit ihm einen Bund
geschlossen haben. Gott ist der gerechte Richter. Nach dieser Szene, die vor
Asaf erschien, berichtete er von den beiden Anklagepunkten des Herrn, die er
gegen sein Volk erhebt (V. 7-15. 16-23 ).
B. Die Anklage des Herrn gegen den Formalismus
( 50,7-15 )
Ps 50,7-13
Asaf nennt den ersten der beiden Vorwürfe des Herrn gegen
sein Volk, nämlich seinen Formalismus bei seiner Gottesverehrung. Der Vorwurf
erging als Wort Gottes, seines Gottes, so daß es darauf acht gab. Gott tadelte
es nicht wegen des genauen Haltens des Gesetzes beim Darbringen der
vorgeschriebenen Opfer. Aber Israel hatte aus den Augen verloren, daß Gott
dessen Stiere und Ziegenböcke nicht brauchte (V. 9 ; vgl. V. 13 ), denn er ist
der Herr der Schöpfung. Ihm gehört bereits jedes Tier, und er kennt jeden Vogel.
Gott hatte die Opfer nicht eingesetzt, weil er die Tiere benötigte, sondern weil
das Volk ihn dringend brauchte. Er ist nicht wie die Götter der Heiden, die
vermeintlich durch die Fleischopfer Gewinn hatten. Der Herr hat die Verehrung
des Menschen zu seiner eigenen Existenz nicht nötig.
Ps 50,14-15
Israel sollte seine Dankopfer aus wahrhaftem Glauben an den
Herrn heraus darbringen. Das Freiwerden vom Formalismus liegt in der Anbetung
Gottes in echtem Glauben, und deshalb rief Asaf das Volk auch dazu auf,
Dankopfer darzubringen. Das hebr. Wort für Dankopfer lautet tNdCh und kommt von
dem Verb yADCh , "anerkennen, danken". Solch ein Opfer konnte nicht dargebracht
werden, bis der Opfernde Gottes Wirken an sich selbst erfahren hatte. Wenn er
sich in Not befand und Gott anrief, dann antwortete der Herr. Dann konnte der
Opfernde als spontanen Ausdruck seiner Freude an den Gnadengaben Gottes den
Herrn preisen. Wenn das Volk Gott pries, dann erfreute es sich an seinen
Wohltaten und verehrte Gott nicht in toten Ritualen.
C. Gottes Anklage gegen die Heuchelei
( 50,16-23 )
Ps 50,16-17
Asaf, der sich jetzt dem zweiten Vorwurf Gottes zuwendet,
prangert die Heuchelei des Volkes in seinem täglichen Leben an. Er tadelte
zunächst die Gottlosen, die seine Gebote im Munde führten und von seinem Bund
als ihrem Glaubensbekenntnis sprachen, denn in Wahrheit haßten sie die
Anweisungen Gottes. Obwohl sich diese Gottlosen zusammen mit denjenigen
versammelten, die den Herrn liebhatten, kannte Gott ihr Herz.
Ps 50,18-21
Der Psalmist wählte dann einige Beispiele für ihre
Gottlosigkeit aus. Während sie gerecht zu sein schienen, tolerierten sie
Diebstahl und machten sogar dabei mit (vgl. 2Mo 20,15 ), ebenso beim Ehebruch
(vgl. 2Mo 20,14 ) und der Verleumdung (vgl. 2Mo 20,16 ). Der Psalmist warnte
davor, nicht die Geduld Gottes mit Gottes Billigung zu verwechseln. Das
Schweigen Gottes bedeutete nicht, daß er mit ihrem Handeln übereinstimmte. Statt
dessen wies sie der Herr ganz klar zurecht (stellte es ihnen vor Augen).
Ps 50,22-23
Asaf wies die Heuchler an, ihre Wege zu überdenken, bevor
es zu spät war. Noch einmal rief er sie auf, mit aufrichtigem Herzen Dankopfer
zu bringen (vgl. den Kommentar zu V. 14 ).
Dieser Psalm klagt also das Volk Gottes wegen Formalismus
und Heuchelei bei der Gottesverehrung an. Die Anweisung Jesu, "im Geist und in
der Wahrheit anzubeten" ( Joh 4,24 ), weist auf die entsprechende Abhilfe für
diese Sünden hin.
Ps 51
Nur wenige Psalmen sind unter den Gläubigen aller Zeiten so
viel benutzt worden wie dieser Psalm. Diese Tatsache legt Zeugnis für die
geistlichen Nöte von Gottes Volk ab. Ps 51 ist ein Musterbeispiel für das Gebet
um Vergebung der Sünden. Seine Überschrift nennt den Anlaß für Davids Sünde des
Ehebruchs mit Batseba ( 2Sam 11 ), eine Tat, mit der David mehr als ein Gebot
der zehn Gebote übertrat. Immer wieder sind Gläubige durch die Tatsache
getröstet worden, daß ihre Sünden vergeben werden können, denn der Herr hatte
Davids Sünde auch vergeben.
Häufig wird die Intensität eines Augenblicks durch die
Poesie erst recht unterstrichen. Solch ein Augenblick war für David gekommen,
als er, nachdem Nathan ihm seine Sünde ins Gesicht gesagt hatte, sie bekannt
hatte ( 2Sam 12,13 a). Weil dieser Psalm sich nur um Davids Bekenntnis dreht und
kein Wort über die Vergebung Gottes enthält (die im historischen Bericht auf dem
Fuße folgte; 2Sam 12,13 b), muß dieser Psalm als ein Nachsinnen über die
Bedeutung des Sündenbekenntnisses aufgefaßt werden. Wenn ein Gläubiger sündigt,
muß er die Vergebung erhalten, wenn er am Dienst für den Herrn ganz teilnehmen
will.
Die Botschaft dieses Psalmes lautet: Der übelste Missetäter
unter dem Volk Gottes kann Gott um Vergebung anrufen, um moralische Heilung und
um die Wiederaufnahme eines Lebens, das von Freude, Gemeinschaft und Dienst
gekennzeichnet ist, wenn er mit einem gebrochenen Geist kommt und seine Bitte
auf Gottes Barmherzigkeit und Gnade stützt.
A. Das Gebet am Anfang
( 51,3-4 )
David berief sich auf Gottes Liebe und sein Erbarmen, als
er den Herrn bat, ihm aufgrund seiner Gnade zu vergeben und ihn von seiner Sünde
zu reinigen.
Ps 51,3 a
Gottes Eigenschaften wie seine treue Liebe ( HeseD ) für
seinen Knecht und seine Barmherzigkeit für den Hilflosen waren die Grundlage für
Davids Bitte um Gnade. Sogar das Verb sei mir gnädig war ein Gebet, daß Gott
doch seinem Wesen entsprechend handeln möge. Es ist auch die Anerkennung, daß
David keine Vergebung verdiente. Gottes Vergebung geschieht allein aufgrund
seiner Gnade.
Die Psalmen
Ps 51,3-4 (Ps 51,3b-4)
Die drei von David gebrauchten Verben sind hier bildhaft zu
verstehen. Tilge aus deutet den Vergleich mit einer Niederschrift eines Menschen
an, die ausgelöscht werden kann; wasche mich ( kABas ) stellt einen Vergleich
zwischen der Vergebung und dem Waschen von Kleidern her, und der Ausdruck
reinige mich stammt aus dem Zeremonialgesetz, wonach man sich vor dem Betreten
des Tempels reinigen mußte. Diese Bitten (vgl. V. 9.11 ) unterstrichen Davids
Wunsch nach Gottes völliger Vergebung seiner Übertretungen, seiner
Ungerechtigkeit und Sünde.
B. Das Bekenntnis der Sünde
( 51,5-8 )
David bekannte, daß er gegen den Herrn gesündigt hatte (V.
5-6 ), und beklagte daraufhin sein moralisches Versagen (V. 7-8 ).
Ps 51,5-6
Wenn David sagte, daß seine Sünde immer vor ihm war, dann
muß man sich vergegenwärtigen, daß er sein Bekenntnis erst etwa ein Jahr nach
seiner Sünde abgelegt hatte (vgl. 2Sam 12,13-18 ). Vielleicht hatte David sich
selbst sein Handeln so rational erklärt, daß er sich seiner Schuld nicht mehr
bewußt war, bis Nathan zu ihm kam. Auf jeden Fall bekannte er hier, daß er gegen
den Herrn gesündigt hatte. Er unterwarf sich dem Willen des Herrn und nahm an,
daß das, was immer Gott mit ihm tun würde, gerecht war.
Ps 51,7-8
Daraufhin erkannte David an, daß er auf moralischem Gebiet
versagt hatte. Er war als Sünder geboren worden, d. h., daß er immer Sünde in
seinem Leben gehabt hatte. Das war jedoch das Gegenteil von dem, was Gott für
das moralische Verhalten eines Menschen befohlen hatte. Schon früh sah er sich
einer inneren Spannung ausgesetzt, weil er wußte, daß Gott die Wahrheit und die
Weisheit, d. h. ein zuverlässiges und ein fruchtbares Leben erwartete.
C. Davids Bitte
( 51,9-14 )
In Verbindung mit seinem Bekenntnis bat David Gott zuerst
um Vergebung (V. 9-11 ), dann um innerliche Erneuerung (V. 12-14 ).
Ps 51,9-11
In dem Gebet um Vergebung wiederholte er dieselben Bitten
wie zuvor (vgl. V. 3 b. 4 ), aber in umgekehrter Reihenfolge: reinige, wasche
und tilge aus . Wenn David davon sprach, daß Gott ihn mit Ysop reinigen möge,
spielte er auf den Gebrauch von Ysop bei den religiösen Zeremonien an, wenn das
Blut auf den Altar gesprengt wurde. Dadurch wurde das Wegschaffen der Sünde
durch das Blutvergießen dargestellt (vgl. Hebr 9,22 ). Im folgenden bat David
Gott, daß er sich wieder an der Beziehung zu Gott erfreuen dürfe. (Zum
Zusammenhang zwischen Gebeinen und seelischem Schmerz vgl. den Kommentar zu Ps
6,3 .) Der König bat Gott um innere Erneuerung seiner Herzenshaltung (V. 12 ),
um Bewahrung in seinem Dienst für Gott (V. 13 ) und um die Wiederkehr der Freude
(V. 14 ). Er war sich darüber bewußt, daß er gleichgültig geworden war und einer
Erneuerung bedurfte. Er war sich auch darüber bewußt, daß Saul um seiner Sünde
willen sein Königsamt verloren hatte (das AT spricht davon, daß der Heilige
Geist ihn verließ), deshalb bat David Gott, seinen Geist nicht von ihm zu nehmen
und ihn ebenfalls abzusetzen. Im Neuen Testament macht der Heilige Geist beim
Gläubigen zum Zeitpunkt seiner Errettung Wohnung (vgl. Joh 14,16; Röm 8,9 ).
Durch die Sünde kann ein Christ auch vom Dienst für Gott verworfen werden ( 1Kor
9,27 ). David war sich auch darüber im klaren, daß er, um die Freude seiner
Errettung wieder zu erfahren, Gottes innerliche geistliche Erneuerung nötig
hatte.
D. Gelübde zum Lobpreis
( 51,15-19 )
David versprach Gott, daß, wenn er ihm vergäbe, er sich
ganz dem Dienst für Gott hingeben werde. Die Bitten in diesen Versen gelten
Dingen, die aus der Vergebung heraus resultieren und bilden so indirekte Bitten
um Vergebung.
Ps 51,15
Erstens sagte David, daß er, falls Gott ihm vergäbe, die
Sünder Gottes Wege lehren wolle (d. h., wie er mit reumütigen Sündern handelt).
Natürlich mußte David, um anderen das weitergeben zu können, selbst die
Erfahrung der Vergebung machen.
Ps 51,16-17
Zweitens sagte David, daß er, wenn Gott ihm vergäbe, singen
und Gott preisen wollte. Nur wenn er von seiner Blutschuld befreit war, konnte
er in das Lob Gottes einstimmen.
Ps 51,18-19
Drittens versprach David, daß er, wenn Gott seine Sünde
vergäbe, Gott ein Opfer darbringen werde. Er wußte, daß Gott nicht einfach ein
Tier opfer von ihm wollte (vgl. Ps 40,7 ). Er mußte Vergebung finden, bevor er
Gott ein Friedensopfer bringen konnte. Das Opfer, das er bringen sollte, war ein
geängstigtes und zerschlagenes Herz und ein demütiger Geist, der wegen seiner
Sünde voller Reue war. Das ist es, was Gott möchte und was er auch bekommen
wird.
Im AT mußte an jeden, der so wie David gesündigt hatte, von
einem Priester oder Propheten ein Wort ergehen, um anzuzeigen, daß derjenigen
Person vergeben war. Nur dann konnte der Reuige wieder am Gottesdienst
teilnehmen und ein Friedensopfer darbringen. Im Neuen Testament ist das Wort der
Vergebung für immer im Wort Gottes festgeschrieben - das Blut Jesu Christi
reinigt von der Sünde ( 1Joh 1,7 ). Dennoch muß auch der Gläubige des NT einen
gebrochenen Geist ohne Selbstsicherheit haben; er muß zugeben, daß er Gott nötig
hat, um geistliche Erneuerung und Reinigung zu erlangen ( 1Joh 1,9 ).
E. Gebet um Wohlergehen
( 51,20-21 )
Ps 51,20-21
Diese Verse wurden vielfach für eine spätere Hinzufügung zu
dem Psalm gehalten, weil sie nicht direkt auf das Thema des Psalms Bezug nehmen.
Allerdings besteht eine enge Verbindung zwischen der Erwartung der rechten Opfer
(V. 21 ) und Vers 18-19 . Das Gebet um die Errichtung der Mauern von Jerusalem
könnte als Gebet für eine gesicherte Verteidigung der Stadt verstanden werden
oder auch als bildhaft formulierte Bitte für die Stärkung der moralischen
Verteidigung des Volkes. Rechte Verehrung Gottes steht mit dem Leben nach den
moralischen Grundsätzen Gottes in Einklang.
Ps 52
Dieser Psalm von David gehört zur Geschichte vom Verrat
durch Doëg ( 1Sam 21-22 ). Der in diesem Psalm beschriebene Charakter stellt
solch einen Mann dar. David, der auf den Herrn vertraute, stellte seinen Glauben
dem Verräter gegenüber, der das Unrecht tat.
A. Die Vernichtung des Verräters
( 52,3-9 )
Ps 52,3
David sprach den Bösen direkt an und tadelte seinen Verrat
(V. 3-7 ). Er verwunderte sich darüber, daß der Böse sich seiner Untat rühmte,
und das, obwohl er für Gott eine Schande war.
Ps 52,4-6
Der Verräter Doëg (vgl. die Überschrift) hatte eine falsche
Zunge so scharf wie ein Schermesser (vgl. "Schwerter" in Ps 55,22 ), denn was er
sagte, das zerstörte andere (vgl. Jak 3,6 ). Es ging ihm gut auf seinem bösen,
falschen Weg, und er liebte die Worte, die andere zerstörten.
Ps 52,7
Aufgrund solcher Bosheit prophezeihte David, daß Gott den
Bösen aus dem Land der Lebendigen wegreißen, d. h., daß der Tod ihn rasch
fortholen würde.
Ps 52,8-9
David schaute dann auf die zukünftige Freude, die deshalb
die Gerechten erfuhren. Sie sollten sehen, was mit einem Menschen geschieht, der
nicht auf den Herrn vertraut, sondern seine unrechtmäßig erworbenen Reichtümer
als seine Stärke betrachtet. ( Feste ist die Übersetzung von mAZNz , "ein
befestigter Ort"; vgl. Ps 27,1;37,39;43,2 .)
B. Das Geschick des Gläubigen
( 52,10-11 )
Ps 52,10-11
In deutlichem Gegensatz zu Doëg, dem Verräter (V. 3-9 ),
legte David nun sein eigenes gesegnetes Leben im Herrn dar. Er verglich sich mit
einem grünenden Olivenbaum, ein Bild des Wohlergehens in der Gegenwart Gottes
(vgl. Hos 14,6 ). Dieser Zustand steht in scharfem Gegensatz zu dem Bösen, der
ausgerottet werden wird ( Ps 52,7 ). Die Metapher eines blühenden Baumes wurde
bereits in Ps 1,3 benutzt.
Davids Wohlergehen hatte seinen Grund in der treuen Liebe
Gottes, auf die er auf ewig bauen wollte. Deshalb gelobte er, Gott für das zu
preisen, was er getan hatte. David wollte auf Gottes Namen harren (hoffen), was
auf seine Eigenschaften und sein Handeln hinwies (vgl. 2Mo 34,5-7 ). Dann wollte
David Gott unter den Frommen preisen. Der Gerechte setzt sein Vertrauen im
Gegensatz zum Verräter auf die Liebe Gottes, denn daraus kommt Gerechtigkeit und
Segen.
Ps 53
Dieser Abschnitt ist eine weitere Version von Ps 14 ,die
hier in Buch II steht ( ?MlOhIm , "Gott" steht hier statt Jahwe, HERR). Der
Psalm stammt von David und trägt den Namen mAHXlaT , was möglicherweise eine
wohlbekannte Melodie war. Der Psalm berichtet, daß die ganze menschliche Rasse
böse ist und Gott die Sünder der Vernichtung preisgeben wird. Deshalb sehnt sich
der Psalmist nach der Errichtung von Gottes Königreich.
A. Offenbarung über die menschliche Rasse
( 53,2-4 )
Ps 53,2
David hatte eine Offenbarung darüber erhalten, wie Gott die
menschliche Rasse sieht: Sie sind allesamt Toren. Seine zusammenfassende
Beschreibung wird in dem Vers ausgedrückt: Der Tor meint, es gibt keinen Gott;
daher ist sein Leben verdorben und schändlich (d. h. Gott widerwärtig). In der
Tat: Keiner tut Gutes.
Ps 53,3-4
David erzählte die Einzelheiten seiner Offenbarung. Gott
erforscht die Menschen, um zu sehen, ob es einen Verständigen unter ihnen gäbe,
aber sein Forschen ist ergebnislos. Die ganze menschliche Rasse ist verderbt . (
?AlaH , wie Milch "sauer geworden". Dieser Begriff wird nur an dieser Stelle, in
Ps 14,3 und in Hi 15,16 verwendet.) Dieses Wort für verderbt unterscheidet sich
von dem in Ps 53,2 verwendeten Begriff. Nicht ein einziger hat keine Sünde (vgl.
Röm 3,10-12 ).
B. Vorahnung der Vernichtung der Gottlosen
( 53,5-6 )
Ps 53,5-6
David drückte sein Erstaunen über die Unwissenheit
derjenigen aus, die die Gerechten bedrücken. Er sah voraus, daß über die
Gottlosen großer Schrecken und Schmach kommen wird, wenn Gott sie vernichtet.
Dieses Gericht ist so sicher, daß der Psalmist davon sprach, als wenn es bereits
hereingebrochen wäre.
C. Sehnsucht nach dem Reich Gottes
( 53,7 )
Ps 53,7
David verlieh seiner Sehnsucht nach der Errichtung des
Reiches Gottes Ausdruck, wenn Gott die Gefangenen zurückbringt. Es wird eine
Zeit kommen, in der die Gegenwart der Ungläubigen ein Ende haben und Gottes
Volk, das Volk Israel, jubeln wird.
Ps 54
Dies ist ein vertrauensvolles Gebet Davids, als er von Saul
verfolgt und von den "Sifitern" (vgl. 1Sam 23,19 ) verraten wurde. Obwohl David
hart von den Gottlosen verfolgt wurde, die ihm nach dem Leben trachteten, setzte
er doch all sein Vertrauen auf den Herrn und seine Möglichkeiten, ihn zu
erretten.
A. Rette mich durch deinen Namen
( 54,3-5 )
Ps 54,3-4
Der erste Teil des Psalmes nach der Überschrift (V. 3-5 )
gibt das dringliche Gebet Davids um Errettung wieder. Er gründete seine Bitte
auf den Namen Gottes. Sein "Name" (vgl. V. 8 ) beschreibt das, was Gott ist und
was er getan hat (vgl. 2Mo 34,5-7 ). David hatte die große Macht Gottes
erfahren, der Menschen erretten kann.
Ps 54,5
Der Anlaß für die Anrufung Gottes war der, daß gewalttätige
Männer versuchten, David umzubringen. Diese Männer hatten Gott nicht vor Augen.
B. Gott ist meine Hilfe
( 54,6-9 )
Ps 54,6-7
Der zweite Teil des Psalms (V. 6-9 ) erzählt von Davids
vertrauensvoller Versicherung, daß er auf Gott vertraut. Er erläuterte, daß Gott
sein Helfer (vgl. den Kommentar zu Ps 30,11 ) und seine Stütze sei. Das führte
ihn dazu, zu beten, daß Gott das Böse jenen vergelten möge, die ihn
verleumdeten. Er bat, daß Gott ihm seine Treue zeigen möge.
Ps 54,8-9
In vollem Vertrauen darauf, daß Gott sein Gebet erhört
hatte und ihn aus allen Nöten erretten würde, die seine Widersacher über ihn
gebracht hatten, versprach David, Gott mit einem freiwilligen Opfer zu preisen.
Das bezieht sich auf das Dankopfer ( 3Mo 3;7 ), das zum Ausdruck des Lobpreises
für die Errettung und mit dem Lob zusammen dargebracht wurde. Dankopfer wurden
freiwillig von Gläubigen dargebracht. Noch einmal (vgl. Ps 52,11 ) nannte David
den Namen des Herrn (vgl. Ps 54,3 ) gut.
Ps 55
Dieser Psalm berichtet davon, wie David durch den Verrat
eines engen Freundes Verfolgung erfuhr. Man hat von verschiedener Seite
angenommen, daß der Anlaß für den Psalm Ahitofels Verrat war ( 2Sam 15,31 ), was
jedoch nicht als sicher angenommen werden kann.
In diesem Psalm rief David Gott an, daß er doch einen
Ausweg aus seiner verzweifelten Lage finden möge. Er beklagte die Bedrängnis,
die er durch den Verrat seines engen Freundes erlebte. Dennoch verlieh David
seinem persönlichen Vertrauen auf den Gott Ausdruck, der erlösen kann.
A. Davids schreckliche Bedrückung
( 55,2-9 )
Ps 55,2-9
Dieser erste Abschnitt gibt Davids Gebet wider, daß er doch
von seiner fürchterlichen Bedrängnis befreit werden möge. Er schrie zu Gott und
bat darum, daß Gott seine ruhelose Klage erhören möge (V. 2-3 a). Sein Feind
beobachtete ihn und schmähte ihn voller Zorn, so daß David nur noch voller
Angst, Zittern und Schrecken war (V. 3 b. 4-6 ). Daher sehnte er sich danach,
den feindlichen Angriffen wie eine Taube zu entkommen (V. 7-9 ), die vor dem
Sturm an einen Zufluchtsort, einen Schutzort ( miPlAt , "einen Ort des
Entkommens"; dieser Begriff wird im AT nur an dieser Stelle verwendet), in der
Wüste fliegt.
B. Schmerzhafter Verrat an David
( 55,10-16 )
Ps 55,10-12
Der Psalmist bat Gott, die Gottlosen, die ihn bedrückten,
zu verwirren. Der Grund lag darin, daß die Stadt (möglicherweise Jerusalem) von
Gewalt und Hader und Bosheit und Unheil erfüllt war, was durch Drohungen und
Lügen der Gottlosen verursacht worden war.
Ps 55,13-15
David erfuhr besonders schmerzhaft, daß er dieser
zerstörerischen Gewalt ausgesetzt war, weil der Anlaß dafür der Verrat seines
treuen Gefährten gewesen war. David sagte, daß er die Bedrückung durch einen
Feind ertragen oder sich vor einem Widersacher hätte verbergen können, aber die
Tatsache, daß er von einem engen Freund verraten worden war, war für ihn weit
schlimmer. David sprach den Verräter direkt an ( du bist es ) und erinnerte ihn
daran, wie sie gemeinsam mit der Gemeinde (der Menge) den Herrn verehrt hatten.
Ps 55,16
Daher wünschte sich der Psalmist Gottes die rasche
Vernichtung (durch den Tod) aller seiner Feinde herbei (vgl. V. 24 ).
C. Davids Vertrauen auf Gott
( 55,17-24 )
Ps 55,17-22
David drückte sein Vertrauen auf den Herrn aus und sagte:
Der Herr rettet mich. Er wußte das und wollte weiterhin Gott in der Not anrufen,
denn der Herr, der ihn im Krieg errettete ( pADCh ; vgl. den Kommentar zu Ps
26,11 ), würde ihn auch jetzt erhören. Gott, der souveräne Herrscher, erhört die
Gebete der Seinigen; er kennt auch die Gewalttaten der Gottlosen. Die aber keine
Gottesfurcht haben, werden vom Herrn niedergeworfen. Unter denen, die Gott nicht
fürchteten, befand sich auch Davids Gefährte, der seinen Bund entheiligt hatte
und selbst zerstörerisch handelte. Die Rede des "Freundes" war glatt und
besänftigend, aber in seinem Herzen war Feindschaft. Viermal nannte David die
Worte seiner Feinde scharf und vernichtend wie Schwerter (vgl. Ps 57,5;59,8;64,4
).
Ps 55,23-24
Davids Vertrauen fand seinen Ausdruck in seinen Worten zu
den Frommen, daß sie doch ihre Lasten (Sorgen) dem Herrn anvertrauen (sie auf
ihn werfen) sollten (vgl. 1Pet 5,7 ). Gott wird den Gerechten niemals verlassen
(vgl. 5Mo 31,6; Hebr 13,5 ). Er wird jedoch die Blutgierigen und Falschen
vernichten (vgl. Ps 55,16 ), die den Gerechten bedrücken.
Ps 56
Ps 56 ist ein Lied des Vertrauens, das zur Zeit des
Aufenthaltes Davids in Gat entstand (vgl. 1Sam 21,10; Ps 34 ). Der Psalm geht
nach der Weise "die stumme Taube unter den Fremden". David versicherte, daß er,
obwohl ihn seine Feinde vernichten wollten, voller Vertrauen auf den Herrn
hoffte, der von seinem Leiden wußte. Sein Vertrauen führte ihn dazu, Gott schon
jetzt für die Errettung aus der Gefahr zu preisen.
A. Die Feinde verschworen sich gegen David
( 56,2-8 )
David betete, daß der Herr doch jene vernichten möge, die
sich zusammengeschlossen hatten, um ihn umzubringen.
Ps 56,2-3
Diese Verse haben den Schrei Davids in der großen Gefahr,
in der er sich befand, zum Inhalt ( Sei mir gnädig, o Gott ). Stolze Verleumder
verfolgten David hart (vgl. Ps 57,4 ) den ganzen Tag lang (vgl. Ps 56,6 ).
Ps 56,4-8
Weil aber David Vertrauen auf Gott hatte, dessen Wort er
rühmte, erkannte er, daß er sich vor Menschen ( bARAr , "Fleisch", wird mit
sterbliche Menschen übersetzt; vgl. "Mensch" in V. 12 ) nicht zu fürchten
brauchte. So breitete der Psalmist noch einmal seine Not vor dem Herrn aus und
betete, daß Gott seine Feinde hinwegraffen möge (V. 6-8 ). Es entstand die
Schwierigkeit, daß die Feinde ständig seine Worte verdrehten, sich
zusammenrotteten, um ihm Schaden zuzufügen, und all seine Schritte verfolgten.
Vor ihrer Verfolgung fand er keine Ruhe.
B. Aber Gott stand auf Davids Seite
( 56,9-14 )
David sprach noch einmal sein Vertrauen aus, daß der Herr
von seinem Leiden wußte und ihn bewahren wollte.
Ps 56,9-10
David war voller Vertrauen, weil Gott ihn ganz genau kannte
und sogar seine Tränen zählte. Das Bild, daß Gott Davids Tränen in einem
Weinschlauch sammelte, bedeutet, daß Gott sein Leiden nicht vergessen hatte.
Aufgrund dieser Tatsache konnte David voller Vertrauen sagen: Gott ist für mich.
Ps 56,11-12
An dieser Stelle formulierte der Psalmist den Refrain von
Vers 5 noch einmal neu (vgl. den Kommentar dort). Weil er auf Gottes Wort
vertraute, wußte er, daß sterbliche Menschen ( ?ADAm ; ein weiteres Wort für
Mensch wird in V. 5 gebraucht) machtlos sind, wenn es darum geht, Gott
entgegenzuarbeiten.
Ps 56,13-14
Davids Vertrauen führte ihn dazu, daß er schon voraussah,
daß Gott ihn aus der Gefahr erretten würde, so daß er schon die
Vergangenheitsform gebrauchte ( Du hast mich errettet ). So gelobte er, Gott
dafür mit Dankopfern zu preisen.
Ps 57
Ps 57 gleicht von seiner Aussage und seiner Struktur her
dem vorhergehenden Psalm, ausgenommen der Tatsache, daß David in Ps 57 viel
triumphierender sprach. Die Überschrift weist David als Verfasser aus und
erklärt die Entstehung des Psalms mit der Flucht Davids vor Saul in eine Höhle
(vgl. die Überschrift von Ps 142 ). Um welche Höhle es sich handelte, ist uns
jedoch nicht bekannt (vgl. 1Sam 22;24 ). Der Psalm besteht aus zwei Teilen, die
beide mit einem Refrain enden ( Ps 57,6.12 ). In diesem Refrain verlieh David
seinem Wunsch Ausdruck, daß Gott erhöht werden möge. David betete um Errettung
vor seinen Feinden, die ihm nach dem Leben trachteten, und sang dann ein
Triumphlied über Gottes treue Liebe, denn er erwartete, daß die Gottlosen durch
ihre eigenen Pläne zu Fall kämen.
A. Gottes Eingreifen ist dringend nötig
( 57,2-6 )
Ps 57,1-4
Die erste Strophe (V. 2-6 ) enthält den Schrei des
Psalmisten, daß Gott ihn doch erretten möge. Er schrie um Gnade (vgl. Ps 56,2 )
von Gott, denn er hatte seine Zuflucht im Schatten seiner Flügel genommen (vgl.
Ps 17,8;36,8;61,5;63,8;91,4 ), bis das Unheil vorüber war. David konnte sich an
niemand sonst wenden, um Schutz zu erhalten. Sein Vertrauen war jedoch wohl
begründet, denn Gott hatte seine Liebe ( HeseD , "treue Liebe") und Treue (vgl.
Ps 57,11 ) vom Himmel gesandt. Aufgrund der Eigenschaften Gottes wußte David,
daß er ihn vor der harten Verfolgung (vgl. Ps 56,2-3 ) der Gottlosen erretten
werde.
Ps 57,5
Dem vertrauensvollen Ruf Davids zu Gott folgte eine Klage
über seine mißliche Lage. Er verglich seine Feinde mit Löwen (vgl. den Kommentar
zu Ps 7,3 ) und anderen Raubtieren, die ihn verschlingen wollten. Ihre Zähne und
Zungen waren wie Kampfwaffen, denn sie verleumdeten und verlästerten David. (Zum
Vergleich der Zunge mit einem Schwert vgl. Ps 55,22;59,8;64,4 .) David beklagte,
daß er von spottenden, blutgierigen Männern umzingelt war.
Ps 57,6
In diesem Refrain (vgl. V. 12 ) drückte David seinen Wunsch
aus, daß Gott über die Himmel und die Erde erhöht werden möge. Das wird
selbstverständlich dann geschehen, wenn Gott seine Feinde vernichtet und seine
Gerechtigkeit behauptet.
B. Der Anlaß für den Triumphgesang
( 57,7-12 )
Diese zweite Strophe ist das an Gott gerichtete Lied des
Psalmisten für seine treue Liebe und Güte in Vorausahnung des Sieges.
Ps 57,7
David sprach noch einmal von seiner mißlichen Lage, fügte
jedoch hinzu, daß er die Vernichtung seiner Widersacher erwartete. Sie spannen
ein Netz aus, sie graben eine Grube, aber sie sind selbst hineingefallen . Damit
hat sich David zum vierten Mal auf diese Art und Weise ausgedrückt (vgl. "Grube"
in Ps 7,16 und "Grube" und "Netz" in Ps 9,16;35,8 ). Der Wortgebrauch der
Begriffe "Netz" und "Grube" beschreibt selbstverständlich die Versuche der
Gottlosen, David zu überwältigen.
Ps 57,8-12
Diese Verse stimmen fast völlig mit Ps 108,2-6 überein.
Angesichts der gewissen Vernichtung der Gottlosen gelobte David, ein Siegeslied
zu singen. Mit seinem Glauben, den er in dem Herrn hatte, konnte er ihn früh am
Morgen in Vorausschau dessen preisen, was Gott tun würde. David sagte, daß er
die Liebe ( HeseD , "treue Liebe") und Treue (vgl. Ps 57,4 ) des Herrn dort
preisen würde, wo andere ihn hörten.
Im Refrain in Vers 12 (vgl. V. 6 ) drückte David noch
einmal seinen Wunsch aus, daß Gott über die Himmel und die Erde erhöht werden
möge.
Ps 58
David klagte ungerechte Richter an, die auf zerstörerische
Art und Weise wirkten. Er rief Gott an, sie rasch und unwiderruflich zu
vernichten. Dann erhielten die Gerechten stärkeres Gewicht in ihren
Angelegenheiten.
A. Tadel der ungerechten Richter
( 58,2-6 )
Mit Fragen und Antworten beklagte David den Einfluß der
ungerechten Richter.
Ps 58,2
David fragte nach der Rechtschaffenheit der Mächtigen:
Redet ihr Herrscher für Gerechtigkeit? Richtet ihr in Aufrichtigkeit? Weil die
Herrscher und die Richter ungerecht waren, war die Gerechtigkeit im Volk ins
Gegenteil verkehrt worden.
Ps 58,3-6
Nein ist die Antwort auf die Frage in Vers 2 . Sie taten
die Gerechtigkeit nicht; sie hatten Ungerechtigkeit und Gewalttat im Sinn.
Später hat sich Micha im selben Sinne über die Führer seiner Tage geäußert (vgl.
Mi 3,1-3.9-11; Ps 6,12 ). Diese gottlosen Richter sind von Geburt an abgewichen,
und sie reden Lügen. Sie waren wie Schlangen, die den Schlangenbeschwörer ohne
Anlaß vergiften. Mit anderen Worten, sie übten vorsätzlich das Werk der
Zerstörung aus und waren dem Einspruch gegenüber taub. Sie hörten auch auf keine
Zurechtweisung.
B. Schnelles Gericht über die Richter
( 58,7-10 )
Ps 58,7-9
David rief Gott an, die gottlosen Richter zu vertilgen. Er
bat Gott kühn darum, daß er ihre Zähne zerbrechen , d. h. sie an der Weitergabe
ihrer Ungerechtigkeit hindern möge. Sie waren wie wilde Löwen (vgl. den
Kommentar zu Ps 7,3 ), deren Zähne ( Gebiß ) herausgebrochen werden sollten.
David betete auch darum, daß die Richter ein schnelles Ende finden sollten,
indem sie (a) verschwänden, wie Wasser verdampft, so daß ihre Pfeile (d. h. ihre
Worte) unwirksam blieben, und (b), indem sie dahinschmolzen, wie eine Schnecke
in der Dürre eingeht, und (c), indem sie wie eine Fehlgeburt dahinstürben, die
die Sonne nicht gesehen hat .
Ps 58,10
Die Vertilgung der Gottlosen wird rasch vor sich gehen. Ein
Feuer, das die Dornen oder die Dornensträucher verbrennt, geht schnell zu Ende
(vgl. den Kommentar zu Pred 7,6 ). Bevor die Töpfe auf das Feuer gestellt werden
können, geht es schon aus. Gott wird die Gottlosen hinwegraffen, bevor ihr böses
Tun vollendet wird, wie es mit dem Feuer geschieht.
C. Ermunterung für die Gerechten
( 58,11-12 )
Ps 58,11-12
David sah bereits die Freude jener voraus, die erleben
werden, wie die Gerechtigkeit Gottes mit den ungerechten Richtern handeln wird.
Noch einmal ist die Sprache bildhaft und drastisch: Der Gerechte badet seine
Füße im Blut der Gottlosen , was auf einen militärischen Sieg hindeutet.
David sah auch voraus, daß dieser Sieg als Beweis dafür
angesehen wird, daß Gott Gerechtigkeit belohnen und die Erde richten wird. Die
Menschen werden der Rechtsprechung der ungerechten Richter nicht für immer
ausgeliefert sein.
Ps 59
Es handelt sich hier um ein Gebet Davids, in dem er um
Schutz vor blutdürstigen Männern bat. Der Psalm enthält das wohlbekannte Thema
des unerschütterlichen Vertrauens auf Gott. David betete, daß der Herr ihn vor
seinen Feinden sicher bewahren und sie demütigen sollte, so daß sie die
Souveränität Gottes erkannten.
Der Hintergrund des Psalmes wird durch die Überschrift
deutlich: Saul hatte das "Haus Davids" belagert ( 1Sam 19,8-11 a). Michal
verhalf David jedoch zur Flucht durch das Fenster ( 1Sam 19,11 b.12-14).
A. Die Verschwörung gegen den Unschuldigen
( 59,2-6 )
Ps 59,2-6
Noch einmal betete David um Errettung aus einer
verzweifelten Situation. Er bat um Errettung vor seinen Feinden, blutdürstigen
Männern, die ihm auflauerten, um ihn zu töten, und die sich gegen ihn
verschworen hatten, obwohl er nichts Verwerfliches getan hatte. Gott, so sagte
David, sollte alle strafen, die so verräterisch gehandelt hatten.
B. Triumph über den Verrat
( 59,7-11 )
Ps 59,7-8
David verglich seine Feinde mit knurrenden Hunden , die des
Nachts umherschleichen (vgl. V. 15 ). Mit Worten und Taten stellten sie ihren
Hochmut unter Beweis, denn sie waren der Meinung, daß auch Gott sie nicht hörte.
Ihre Worte waren scharf und angreifend wie Schwerter (vgl. Ps 55,22; 57,5; 64,4
).
Ps 59,9-11
Aber der Psalmist vertraute darauf, daß seine Feinde sich
nicht durchsetzen konnten. Er wußte, daß Gott über die Heiden lacht (vgl. Ps
2,1.4 ). Deshalb wollte er nach Gott und nach seiner Stärke (vgl. Ps 59,18 und
den Kommentar zu Ps 18,2 ) und Feste ( miRgoB ; vgl. Ps 59,17-18 und den
Kommentar zu Ps 46,8 ) Ausschau halten. David glaubte, daß Gott ihn retten und
ihm den Sturz der Gottlosen zeigen werde, die ihn verleumdet hatten.
C. Beweis der Gerechtigkeit
( 59,12-14 )
Ps 59,12
David betete darum, daß der Herr, sein Schild (vgl. den
Kommentar zu Ps 3,4 ), die Gottlosen in einer Art und Weise bestrafen möge, daß
die Menschen erkennen, daß er souverän herrscht. Die Gottlosen sollten nicht
einfach umkommen, denn dann vergäße man sie bloß. Sie sollten umherwandern und
als Ausgestoßene und Flüchtige Demütigung erfahren.
Ps 59,13-14
David betete auch darum, daß ihre stolzen Fluchworte und
Lügen aufgedeckt und sie bei ihrem Handeln ergriffen werden sollten, so daß
andere erkannten, daß Gott in Gerechtigkeit regiert.
D. Davids Lobpreis
( 59,15-18 )
Ps 59,15-18
David war voller Vertrauen, daß er trotz der Gegenwart
seiner Feinde (die er noch einmal mit knurrenden Hunden verglich; vgl. V. 7 )
Gott für die Stärke (vgl. V. 10 ), die Liebe und die Sicherheit (als seine Feste
; vgl. V. 10 und den Kommentar zu Ps 46,8 ,und seine Zuflucht , mAnNs , ein
Ausdruck, der auch in Ps 142,6 gebraucht wird) preisen würde.
Ps 60
Ps 60 ist ein Lehrpsalm ("Zur Belehrung"), der auf den
Erfahrungen Davids bei seinen militärischen Siegen basierte. Er ist ein Gebet um
den Sieg, denn als David im Norden gegen die Aramäer Krieg führte, fiel Edom in
Juda ein. Der Psalm könnte zu dem Zeitpunkt, als David, Joab und Abisai Edom
vernichteten oder kurz danach verfaßt worden sein ( 2Sam 8,13; 1Kö 11,15-16;
1Chr 18,12 ). (Vgl. den Kommentar zu 1Chr 18,12 .Dort wird die Zahl der
getöteten Edomiter mit 18 000 angegeben, wohingegen dieser Psalm in der
Überschrift von 12 000 Edomitern spricht.)
Weil David wußte, daß sowohl Sieg als auch Niederlage vom
Herrn kamen, betete er um die Hilfe Gottes zum Sieg über Israels Feinde. Er
hatte die Zusicherung erhalten, daß Gott ihm zum Sieg verhelfen werde.
A. Gebet um Errettung
( 60,3-7 )
Ps 60,3-5
Der Psalmist wandte sich zum Herrn, um für die Befreiung
Israels aus seiner mißlichen Lage zu beten - eine Katastrophe, die durch Gottes
Zorn hereingebrochen war. Der Herr hatte das Land zerrissen und Davids Truppen
erschüttert. Weil der Herr die Niederlage herbeigeführt hatte, war er der
einzige, der den Israeliten zum Sieg verhelfen konnte.
Ps 60,6-7
Die Bedeutung von Vers 6 ist nicht ganz einfach zu
verstehen; es scheint jedoch ein sarkastischer Unterton mitzuschwingen: Gott
hatte sein Volk zum Krieg versammelt ( ein Banner erhoben ), dann hatte er es
aber eine Niederlage erfahren lassen (fliehen vor dem Bogen des Feindes). Israel
verfocht die Sache Gottes, aber Gott führte eine Niederlage herbei.
Deshalb bat David Gott um Errettung durch seine Macht
(seine rechte Hand ; vgl. 2Mo 15,6.12; Ps 20,7; 45,5; 89,14; 108,7 ) für
diejenigen, die er liebhat. Ps 60,7-14 stimmt mit Ps 108,7-14 überein.
B. Gewißheit des Sieges
( 60,8-10 )
Ps 60,8-10
Der Psalmist zitierte die Worte des Herrn, die ihnen den
Sieg verhießen. Gott hatte gesagt, daß er sein Volk erretten und dessen Feinde
unterwerfen werde, weil alle Stämme und Länder ihm gehörten. Er würde Sichem
aufteilen und das Tal von Sukkot , d. h. er wollte das Land seinem Volk geben.
Etwa 30 km östlich von Sichem, im Stamme Ephraim, lag Sukkot, eine Stadt im
Stamm Gad, nahe dem Jordan. Ephraim war ein großer, mächtiger Stamm in Israel,
der an zentraler Stelle wohnte. Wie ein Helm war Ephraim eine Verteidigung für
das Volk. Juda war das Zepter des Herrn, d. h. David (aus Juda) war Gottes
Herrscher, auch wenn er bedroht wurde. Die Feinde Israels sollten zu niedriger
Arbeit niedergedrückt werden. Gilead , östlich des Jordan, und Manasse , ein
Stamm, der auf beiden Seiten des Jordan wohnte, gehörten ihm. Moab sollte ein
Waschbecken sein, das dem Eroberer gebracht wurde. Edom war einem Sklaven
gleich, auf den Gott wie ein Krieger seinen Schuh werfen sollte. Philisterland
sollte Gottes Triumphruf nach dem Sieg Davids hören.
C. Vertrauen auf Gott
( 60,11-14 )
Ps 60,11-14
Mit drei rhetorischen Fragen erkannte der Psalmist an, daß
der Herr, der eine, der das Volk im Krieg verworfen hatte (vgl. V. 3-6 ), sie
zum Sieg führte. Aber weil das Bemühen des Menschen vergeblich ist, betete
David, daß Gott ihnen gegen den Feind beistehen möge, und glaubte
vertrauensvoll, daß mit Gott der Sieg ihnen gehörte.
Es wird hieran deutlich, daß sowohl Sieg als auch
Niederlage Gott zustehen. Wenn das Unheil hereinbricht, dann besteht nur noch in
Gott Hoffnung.
Ps 61
David fühlte sich schwach und unfähig, fand jedoch in der
Stärke seines Felsens Sicherheit und in Gottes ewig währenden Verheißungen
Ermutigung. Man hat vielfach angenommen, daß dieser Psalm entstanden sei, als
David in der felsigen Wildnis wieder einmal knapp seinen Verfolgern entkommen
war, aber historische Anhaltspunkte gibt es nicht.
A. Führe mich auf den Fels
( 61,2-3 )
Ps 61,2-3
Der Psalmist bat den Herrn um Stärke und Sicherheit, weil
sein Herz bedrückt war. Er bat darum, daß Gott ihn auf den Felsen leiten möge,
der höher war als er selbst . "Fels" deutet auf einen sicheren Ort hin; aber
David wollte auf einen Fels geführt werden, den er nicht selbst erreichen
konnte. Wenn Gott so handelte, dann konnte er in Sicherheit sein.
B. Ich möchte gerne in deinem Zelt wohnen
( 61,4-8 )
David drückt sein Vertrauen auf den Herrn aus, der Stärke
und Sicherheit verheißen hatte.
Ps 61,4-5
Er fand Trost im Wesen des Herrn. Gott hatte ihn als seine
Zuflucht ( maHseh , "Schutz vor Gefahr"; vgl. den Kommentar zu Ps 14,6 ) und als
starken Turm gegen seine Widersacher verteidigt. Nun sehnte sich der Psalmist
jedoch danach, in der Gegenwart Gottes zu wohnen ( in seinem Zelt und unter
seinen Flügeln ; vgl. Ps 17,8; 36,8; 57,2; 63,8; 91,4 ,wie ein Vogel von seiner
Mutter beschützt wird). Das ist der sicherste Zufluchtsort.
Ps 61,6-8
Auf der Grundlage der Verheißung Gottes betete David um
Bewahrung in der Gegenwart Gottes. Gott hatte ihn erhört und ihm das Erbteil
jener gegeben, die seinen Namen fürchten
Wahrhafte Israeliten, die den Herrn fürchteten, blieben
Davids Königtum gegenüber loyal und machten keinen Aufstand. Deshalb betete
David, daß Gott dem König (d. h. David) ein langes Leben geben und ihn weiterhin
durch seine Güte ( HeseD , "treue Liebe") und Treue bewahren möge.
C. Dann will ich dich preisen mit meinem Lied
( 61,9 )
Ps 61,9
Der König gelobte, dem Herrn zu singen und ihn für seine
Bewahrung zu preisen . Nachdem er nun gerettet war, wollte er seine Gelübde
erfüllen (vgl. V. 6 ) und den Herrn tagtäglich preisen.
Ps 62
Dieser Psalm spiegelt Davids tiefes Vertrauen auf den Herrn
wider, das er trotz des Widerstandes besaß. Er wartete in der Stille auf Gott,
seine Stärke und Sicherheit, zur Errettung vor seinen arglistigen Feinden. Der
Psalm stellt die Sicherheit des Vertrauens auf Gott mit der Unsicherheit des
Verlasses auf menschliche Gedanken gegenüber. Der Psalm ist in drei Strophen mit
je vier Versen unterteilt.
A. Ruhe in Gott, wenn die Feinde angreifen
( 62,2-5 )
Ps 62,2-3
Das Thema dieses Psalmes wird in Vers 2 genannt. David
schrieb, daß er in Stille auf Gott wartete. Meine Seele findet alleine in Gott
Ruhe (vgl. V. 6 ) heißt wörtlich: "Nur zu Gott ist meine Seele stille." Nur zu
Gott schaute David mit völliger Ruhe auf. Er wußte, daß er, weil Gott sein Fels
(vgl. den Kommentar zu Ps 18,3 ), seine Rettung und seine Feste (vgl. den
Kommentar zu Ps 46,8 ) war, nicht wanken konnte (vgl. Ps 62,7 und den Kommentar
zu Ps 15,5 ). So wie sich Kämpfer in einer uneinnehmbaren Festung geborgen
fühlen, so wußte sich David beim Herrn in Sicherheit.
Ps 62,4-5
Dieses Vertrauen rief bei David Erstaunen über diejenigen
hervor, die ihn bestürmen wollten. Das Bild einer wackeligen Mauer bedeutet
Schwäche und Anfälligkeit für Gefahren. So wie Männer eine Stadtmauer oder eine
Mauer umstürzen, so versuchten die Gottlosen, David zu stürzen, den sie für
verwundbar hielten. Sie hofften, das durch Lügen zu erreichen. Mit ihren Worten
segneten sie David, aber in ihrem Herzen verfluchten sie ihn.
B. Vertrauen auf Gott zu jeder Zeit
( 62,6-9 )
Ps 62,6-9
David wiederholte, daß er in Stille auf den Herrn harre und
bekannte, daß seine einzige Hoffnung bei Gott läge (vgl. Ps
25,5.21;33,20;39,8;71,5 ). Noch einmal versicherte er, daß Gott die Quelle
seiner Sicherheit (sein Fels), seine Errettung und seine Feste (vgl. Ps 62,3 )
wäre und daß er sich deshalb in Sicherheit befände (er konnte nicht wanken ;
vgl. den Kommentar zu Ps 15,5 ). Gott war seine Rettung und seine Herrlichkeit
(Ehre). Ohne Gottes vielfache Errettung wäre David längst von seinen
Widersachern überwältigt worden.
Deshalb wies der Psalmist die Frommen an, Gott in gläubigem
Vertrauen ihr Herz auszuschütten und zu erkennen, daß er ihre Zuflucht ist (
maHseh , "Schutz vor Gefahr"; vgl. Ps 14,6; 46,2; 61,4; 71,7; 73,28; 91,2.9 ).
C. Gott wird jeden belohnen
( 62,10-13 )
Ps 62,10-11
Der Psalmist sprach die Warnung aus, daß es töricht sei,
auf Menschen zu vertrauen. Er beschrieb, wie vergänglich das Leben ist, ganz
gleich, ob sich ein Mensch in hoher oder niedriger Position befindet. Die
Menschen sind nur ein Hauch ( heBel , "ein Dampf"; vgl. Ps 39,6.12; 144,4 und
den Kommentar zu Pred 1,2 ). Sie sind so unbedeutend, daß sich, wenn sie gewogen
würden, die Waagschalen noch nicht einmal bewegen würden. Ihre Macht richtet
gegen Gott nichts aus. Deshalb soll der Mensch nicht auf die mächtigen Taten der
Gottlosen vertrauen. Auf Reichtümer ist kein Verlaß (vgl. Spr 11,28; 23,5; 27,24
).
Ps 62,12-13
Der Psalmist stellte dem die Aussage Gottes gegenüber, daß
er die Macht in Händen hält. David hörte Gott zwei Dinge sagen: Gott ist mächtig
, und der Herr ist gnädig . So wird jedem sein Teil in Gerechtigkeit zugemessen.
Wieviel besser ist es doch, in Gott, dem Mächtigen, Ruhe zu finden als bei den
Anschlägen der Menschen.
Ps 63
Der Glaube, der in Ps 61 und 62 Ausdruck gefunden hat,
erreicht in dieser wundervollen Lobeshymne Davids auf Gott, die in der Wüste
geschrieben wurde, seinen Höhepunkt. Der Psalm nimmt Bezug auf die Zeit, in der
König David keinen Zugang zur Bundeslade, dem Ort der Verehrung Gottes, hatte (
2Sam 15,25 ). Der Psalmist stillte das Sehnen seiner Seele nach der Verehrung
Gottes, indem er Gott für seine treue Liebe pries, die er ihm sogar in der Not
schenkte. Infolgedessen sah David einer Freudenzeit entgegen, wenn seinen
Feinden Einhalt geboten wurde.
A. Durst nach Gott
( 63,2-3 )
Ps 63,2
Davids Erfahrungen in der trockenen Wüste gaben ihm den
Gedanken des Durstes seiner Seele nach Gott ein. Weil seine Seele nach Gott
dürstete und sich nach ihm sehnte, schrieb er: Ernsthaft suche ich dich . Man
könnte auch übersetzen: "Frühe will ich dich suchen." Mancher Gläubige hat
deshalb frühmorgens diesen Psalm gebetet. Wer früh am Morgen Gott sucht, der tut
es gewiß mit Ernsthaftigkeit.
Ps 63,3
Davids Sehnsucht nach Gott entstand aufgrund seines Wissens
um Gottes Macht (Stärke) und Herrlichkeit . David hatte Gott erfahren, bevor ihn
seine Feinde in die Wüste getrieben hatten. Die Bundeslade war das Symbol der
Herrlichkeit und der Stärke des Herrn (vgl. 1Sam 4,21 ). David hatte damals die
Gegenwart Gottes im Heiligtum in der Stiftshütte in Jerusalem schauen dürfen.
B. Meine Seele wird durch das Lob still
( 63,4-9 )
Ps 63,4-5
Obwohl David nun keinen Zugang mehr zum Heiligtum hatte,
fand er über dem Lobpreis Gottes Zufriedenheit, denn der Lobpreis brachte Freude
und Trost in sein Herz. Er lobte Gott für seine treue Güte, die besser ist als
Leben . Das war der Lobpreis eines Menschen, der in der trockenen Wüste (V. 2 )
mehr an Gott als an das lebensspendende Wasser dachte.
Ps 63,6-7
Darüber hinaus erfüllte der Lobpreis Gottes Davids Seele so
sehr mit Zufriedenheit, wie nur die beste Speise seinem Körper Zufriedenheit
verschaffen könnte. Der Lobpreis Gottes gab seinem geistlichen Leben neue Kraft.
Der Lobpreis Gottes ist der natürliche Ausdruck des Herzens, das über Gott
nachsinnt, eines Herzens, das die ganze Nacht hindurch über ihn nachdenkt.
Ps 63,8-9
Der unmittelbare Anlaß für das Nachsinnen des Psalmisten
über Gott und sein Lob war die Sicherheit und die Hilfe, die er in Gott gefunden
hatte. Weil Gott seine Hilfe (vgl. den Kommentar zu Ps 30,11 ) und Stärke war
(seine rechte Hand hielt ihn aufrecht), befand sich David in seiner Nähe im
Schatten seiner Flügel (vgl. Ps 17,8; 36,8; 57,2; 61,5; 91,4 ) und pries den
Herrn immerfort durch seinen Lobgesang.
C. Jubel über den Sieg
( 63,10-12 )
Ps 63,10-12
David kehrte von seinen Gedanken über das Lob als der
Speise seiner Seele zu seiner gegenwärtigen Situation zurück. Aber im Hinblick
darauf, was er von Gott wußte, sah er voller Zuversicht die Vertilgung seiner
Feinde und ihren unehrenhaften Tod voraus. Infolge dieser Errettung jubelte
David, der König, Gott zu, so wie alle diejenigen dazu Grund haben, die ihm treu
sind. Der Lobpreis ist ein wesentliches Element im geistlichen Leben eines
Menschen. Es sollte spontan dargebracht werden, wenn Gott zugunsten eines
Gläubigen eingreift. Mit anderen Worten ist das Lob Gottes ein sichtbares
Zeichen dafür, daß Gott handelt und seinem Volk gibt, was es bedarf.
Ps 64
Dies ist ein weiteres Gebet Davids um Gottes Gericht über
die Feinde des Gerechten. David betete um Bewahrung vor denjenigen, die sich
gegen ihn verschworen hatten. Dann schilderte er ihre arglistigen Pläne gegen
den Gerechten. Er war davon überzeugt, daß Gott diese bösen Pläne statt dessen
über die Gottlosen brächte.
A. Gebet um Bewahrung
( 64,2-3 )
Ps 64,2-3
David begann diesen Psalm mit einem Klageruf zu Gott. Er
beklagte, daß sich die Übeltäter gegen ihn verschworen hatten, und bat Gott um
seine Bewahrung, die er so nötig brauchte.
B. Arglistige Anschläge
( 64,4-7 )
Ps 64,4-5
David beschrieb, wie die Gottlosen ihren Anschlag auf den
Unschuldigen in die Wege leiteten. Er verglich ihr Reden mit Schwertern (vgl. Ps
55,22; 57,5; 59,8 ) und Pfeilen - Waffen, die durchbohren und zerstören. Ihre
verleumderischen Angriffe kamen plötzlich, wie aus einem Hinterhalt. Sie
vertrauten ganz und gar auf ihr Tun; sie griffen andere furchtlos an.
Ps 64,6-7
Darüber hinaus ermutigten sich die Gottlosen gegenseitig
mit ihren Anschlägen, die Ungerechtigkeit zu vollführen. Sie waren der Meinung,
daß sie ein perfektes Verbrechen begingen, und dachten, daß sie sündigen
könnten, ohne entdeckt zu werden. Das zeigt, so schloß David, wie verschlagen
(vgl. Ps 83,4 ) das Herz eines Menschen sein kann.
C. Die Prophezeiung göttlichen Gerichtes
( 64,8-11 )
Ps 64,8-9 a
David prophezeihte, daß Gott eingreifen und die Gottlosen
schlagen werde. Sie können verschlagen sein (V. 7 ), aber Gott wird sie mit
Pfeilen beschießen . Das ist Gerechtigkeit, wenn die Bestrafung mit dem
Verbrechen übereinstimmt. Ihre Zungen, die sich wie Pfeile gegen andere
gerichtet haben (V. 4 ), werden von Gott gegen sie selbst gerichtet werden, und
ihre verleumderischen Pläne (vgl. V. 6-7 ) werden ihnen selbst Verderben
bringen.
Ps 64,9-11 (Ps 64,9b-11)
Jeder, der sie sieht, wird sie wegen ihrer arglistigen
Pläne verachten. Darüber hinaus fürchteten die Menschen, die die Vernichtung der
Gottlosen sahen (vgl. "fürchten" in V. 5 ), den Herrn und erzählten von seinem
Tun. Gottes Gericht hatte eine langanhaltende Wirkung auf die Menschen. Die
Gerechten haben Anlaß zum Jubel, sie schenken ihm erneut als ihrer Zuflucht
Vertrauen, und sie preisen ihn.
Ps 65
Möglicherweise hat David hier einen Psalm geschrieben, der
jährlich gesungen werden sollte, wenn das erste Getreide der Jahresgerstenernte
vor den Herrn gebracht und vom Priester als Schwingopfer geschwungen wurde (vgl.
3Mo 23,9-14 und den Kommentar dort). Es ist ein Lied der Erntesegnung zur Feier
der Güte Gottes gegenüber seinem Volk. In diesem "Lied" erklärte David, daß der
Gott, der Gebete erhört, auch Sünde vergibt und dies aufgrund seiner
unermeßlichen Güte geschieht. David verkündete darüber hinaus, daß Gott seine
übernatürliche Macht gebraucht, um seinem Volk beizustehen. Weil Gott so gut
war, erhoffte der Liederdichter den Segen Gottes für das Land, der dem Volk
wiederum Wohlstand brächte.
A. Segen in den Vorhöfen Gottes
( 65,2-5 )
Ps 65,2-5
Der Psalmist verlieh seiner Überzeugung Ausdruck, daß Gott,
wenn er Schuld sühnt, auch überreichlich segnet. Zu Beginn des Psalmes wird
berichtet, daß die Menschen sich darauf einstellen, Gott zu preisen, weil er
Gebete erhört (V. 2-3 ). Der Anlaß für das Gebet war offensichtlich ihre
übergroße Sünde, aber Gott sühnte ihre Übertretungen (V. 4 ). Wer dabei nahe in
die Gegenwart Gottes kommt, der wird glückselig (er wird gesegnet ; vgl. Ps 1,1
) und zufrieden sein ( mit guten Dingen ; Ps 65,5 ). Die Sühne für die Sünde
ermöglichte den Lobpreis des Volkes und an Festtagen ihr Eintreten in die
Vorhöfe der Stiftshütte (der Begriff für Tempel lautet hLKAl , ein prächtiges
Haus; vgl. den Kommentar zu Ps 5,8 ).
B. Die Macht Gottes vollführt herrliche Taten
( 65,6-9 )
Ps 65,6-9
Der Psalmist glaubte fest daran, daß Gott Gebet
beantwortet. Er ist die Hoffnung für die Menschen in den entferntesten Gebieten
der Erde.
Gottes Antworten auf Gebet geschehen häufig durch
furchterregende Taten, denn das entspricht dem Wesen Gottes. Er bewies seine
Macht und Stärke, als er die Berge bildete und die Meere und ihre Wogen
besänftigte. Gottes Wunder bringen Furcht über die Menschen und veranlassen
Lobgesänge auf der ganzen Welt ( wo der Morgen dämmert und der Abend
dahinschwindet ).
C. Überreichliche Ernte
( 65,10-14 )
Ps 65,10-14
Der Psalmist hegte die Überzeugung, daß Israel ein überaus
gutes Jahr erlebte, wenn Gott dem Land seinen Segen zuteil werden ließ. Vers 10
a faßt Gottes Wohltaten für das Land zusammen, und Verse 10 b- 11-14 a
beschreiben im einzelnen Gottes Segnungen für das Land. Gottes Regiment über das
Wasser bringt Getreide hervor (V. 10 b); Gottes Regenschauer bereiten das Land
für die Frucht zu (V. 11 ); Gottes Segnung schafft eine überreiche Ernte (V. 12
); Gott schenkt unbeackerten Gebieten wieder reichlich Gras (V. 13 ). Mit einem
Wort, die Herden und das Getreide gedeihen unter seinem Segen (V. 14 a).
Der Psalmist schließt damit, daß die ganze Natur jubelt (V.
14 b), denn die überreiche Fruchtbarkeit gibt Zeugnis vom Segen Gottes.
Ps 66
Ps 66 ist ebenfalls ein an den Herrn gerichteter
Dankespsalm. Wie Ps 65 könnte er ebenfalls für eine Feier geschrieben worden
sein. Der unmittelbare Anlaß ist uns jedoch nicht bekannt. Im ersten Teil (V.
1-12 ) schreibt der Psalmist (es muß nicht zwangsläufig David sein) in der
ersten Person Plural ("uns", "unser") und im zweiten Teil (V. 13-20 ) in der
ersten Person Singular ("ich", "mich", "mein"). In diesem Psalm erkannte das
Volk die Errettung durch Gott und rief die Völker dazu auf, in den Lobpreis des
Herrn miteinzustimmen.
A. Das Volk pries Gott
( 66,1-12 )
Die Verse 1-9 richten sich an die Völker, Vers 10-12 an
Gott. Der Psalmist rief die Völker dazu auf, an jedem Ort den Herrn zu preisen,
denn er hatte Israel errettet.
Ps 66,1-4
Die ganze Erde , also jedermann, sollten den Herrn preisen
und ihm zujauchzen (V. 1 ), singen (V. 2.4 ) und zu ihm reden (V. 3.4 ). Die
Menschen sollten zum Jubel ermuntert werden, denn Gott hatte furchtbare Taten
getan (vgl. V. 5 ) und seine Feinde beugten sich vor seiner großen Macht.
Ps 66,5-7
Der Psalmist rief dann die Völker auf, zu erkennen, daß die
furchtbaren Taten Gottes (vgl. V. 3 ), die er für den Menschen tut, seine
Souveränität bezeugen. Israels Durchzug durchs Rote Meer und den Jordan waren
große Machttaten Gottes zur Errettung. Deshalb sollen die Menschen erkennen, daß
er mit seiner Macht in Ewigkeit herrscht . Er bringt die Widerspenstigen zu Fall
und errettet sein Volk.
Ps 66,8-9
Israel rief die Völker der Erde dazu auf, Gott zu preisen,
denn dieser hatte es durch diese und andere Machttaten bewahrt.
Ps 66,10-12
Hier erkannte das Volk, daß Gott es mit Lasten und
Unterdrückung geprüft, aber letztendlich doch zum Ort überreichlichen Segens
gebracht hatte. Damit bekannte das Volk, daß Gott es den ganzen Weg geführt und
es errettet hatte.
B. Der Psalmist leitete sie in ihrem Lobpreis
( 66,13-20 )
Der Psalmist, der Leiter der Versammlung, brachte das
Tieropfer und den Lobpreis Gott dar.
Ps 66,13-15
In diesen Versen sprach der Psalmist Gott an, in Vers 16-20
wandte er sich an die Versammlung. Der Psalmist sagte, er wolle zum Tempel
Gottes gehen und ein Brandopfer darbringen. Das war die Erfüllung seines
Gelübdes, das er Gott gegeben hatte, als er in seiner Not ( Bedrängnis ) zum
Herrn geschrien hatte.
Ps 66,16-20
Hier wandte sich der Psalmist mit dem Lobpreis Gottes an
die Versammlung. Er berichtete ihnen, daß Gott auf sein Gebet geantwortet ( Ich
schrie zu ihm ) und ihn errettet hatte. Das wäre jedoch nicht geschehen, wenn er
an der Sünde festgehalten hätte (vgl. Spr 28,9; Jes 59,2 ). Aber Gott hatte
gehört und sein Gebet beantwortet. Es wird hier deutlich: Das Volk Gottes soll
sein Herz reinigen und zu ihm beten, wenn es in Not ist. Dann wird er antworten
und seine Güte nicht versagen, und die Gläubigen können ihn preisen und erheben.
Ps 67
Nachdem der Psalmist um Gottes Gnade und Segen gebetet
hatte, so daß das Volk seine rettenden Wege erkannte ( Ps 66 ), rief er nun das
Volk auf, Gott für seine gerechten Gerichte zu preisen, so daß es sich an seiner
Güte erfreuen konnte.
A. Gott sei uns gnädig
( 67,2-3 )
Ps 67,2-3
Der Schreiber bat um Gottes gnädiges Handeln und gebrauchte
dabei einen Teil der priesterlichen Segensformel (V. 2 ; vgl. 4Mo 6,24-26 ). Der
Satz " Gott lasse sein Angesicht leuchten über dir" bezieht sich auf die
Gunsterweisungen Gottes (vgl. den Kommentar zu Ps 4,7 ). Die Absicht dieses
Gebetes liegt darin, daß Gottes errettende Wege der ganzen Welt bekannt werden
sollen. Denn wenn Gott dieses Volk errettete, kam das anderen Völkern zu Ohren.
B. Es sollen dich preisen die Völker
( 67,4-8 )
Ps 67,4-8
In Vers 4-5 rief der Psalmist das Volk zum freudigen
Lobpreis Gottes auf, denn er regiert gerecht. In Vers 6-8 rief er es zum
Lobpreis Gottes auf, damit er es nun wieder segnen konnte, indem er ihm eine
reiche Ernte bescherte. Das Erlebnis des Segens Gottes ermuntert Menschen dazu,
ihn zu fürchten und anzubeten.
Ps 68
Dies ist "ein Lied", das den Triumphzug Gottes auf den Berg
Zion hinauf besingt. Der Anlaß für die Niederschrift dieses Davidpsalmes könnte
die Eroberung der Stadt ( 2Sam 5,6-8 ) oder das Hinauftragen der Bundeslade nach
Zion ( 2Sam 6 ) oder irgendeine andere Triumphprozession nach einem bestimmten
Sieg sein. Aufgrund seiner bildhaften Sprache paßt der Psalm auf verschiedene
Anlässe. Es ist jedoch in jedem Falle ein Siegespsalm. Vers 19 deutet auf Jesus
Christus und seine Himmelfahrt hin und wird auch von Paulus auf Christus bezogen
( Eph 4,8 ).
David betrachtete die Geschichte Israels von seinen
Wüstenwanderungen bis zur Besetzung und Einnahme des Landes. Er betonte, daß die
Wahl Gottes auf Zion gefallen war, was zur Folge hatte, daß Israel zahlreiche
Kanaaniter gefangengenommen und von den Gefangenen viele Güter bekommen hatte.
Das ist der Grund dafür, daß David Gott Lobgesänge sang: Gott zog um der
Unterdrückten willen im Triumph voran. David rief andere dazu auf, mit ihm in
das Lob ihres mächtigen Herrn einzustimmen.
A. Furcht und Lobpreis über Gottes Sieg
( 68,2-7 )
Ps 68,2-4
David betete, daß Gott seine furchterregende Macht beweisen
solle. Die Worte in Vers 2 stimmen fast vollständig mit den Worten überein, die
Mose sprach, wenn die Israeliten sich in der Wüste in Bewegung setzten ( 4Mo
10,35 ). Wenn Gott sich in seiner Macht erhebt, müssen die Gottlosen wie Rauch
vergehen, der vom Wind fortgeblasen wird, und wie das Wachs vor dem Feuer
schmilzt. Die Gerechten, die sich vor den Gottlosen in Sicherheit befinden,
jubeln laut (vgl. Spr 28,12;29,2 ).
Ps 68,5-7
David lud das Volk dazu ein, den zu preisen, der auf den
Wolken daherfährt (vgl. V. 34 ; Ps 104,3; Jes 19,1 ), was auf die Majestät
Gottes hinweist. Gott steht aufgrund seines gewaltigen Tuns das Lob zu: Er
errettet und tröstet die Unterdrückten ( Vaterlose und Witwen ) und läßt die
Widerspenstigen einsam in der Wüste zurück.
B. Erinnerung an Gottes siegreiche Eroberung
( 68,8-19 )
Der Psalmist verfolgte nun das Hinaufziehen des Herrn aus
der Wüste bis zu seinem Berg Zion.
Ps 68,8-11
Als Gott sein Volk durch die Wüste führte, erlebte es
Erdbeben und Regengüsse (vgl. Ps 77,17-20 ). In der Wüste ermatteten sie, und
sein Volk (das als sein Erbteil bezeichnet wird; vgl. den Kommentar zu 5Mo 4,20
) wurde durch den Regen erquickt. Gott sorgte voller Gnade für die Elenden.
Ps 68,12-15
Dann berichtete der Psalmist noch einmal von der
siegreichen Besetzung des Landes Kanaan, aus dem Könige (V. 13.15 ) vertrieben
worden waren. Die genaue Bedeutung von Vers 14 ist schwer zu verstehen. Der Vers
scheint sich jedoch auf Ri 5,16 zu beziehen. Diese Stelle spricht negativ von
einer Schar von Israeliten, die sich bei der Landnahme nicht voll und ganz
einsetzten. Als etliche Israeliten des Nachts im Freien schliefen und sich nicht
am Kampf beteiligen wollten, segnete Gott seine Taube (d. h. Israel; vgl. Ps
74,19 ). Ihre Besitztümer (vielleicht Beute von besiegten Feinden) waren wie
Silber und Gold auf den Flügeln und Federn einer Taube. Wenn hier vom Schnee auf
dem Zalmon gesprochen wird, könnte damit Schneefall auf einem Gebirge nahe
Sichem gemeint sein (vgl. Ri 9,48 ), der Israel half, den Feind zu vertreiben.
Es könnte damit auch gemeint sein, daß Gottes Sieg so erquickend war wie frisch
gefallener Schnee.
Ps 68,16-19
Diese Verse sprechen von Gottes Erwählung des Berges Zion
vor anderen Bergen und von seinem machtvollen Hinaufziehen nach Zion, das dem
Handeln eines Eroberers gleichkommt. Der Ausdruck " die großen Berge des Landes
Baschan " bezieht sich auf die Hermongebirgskette, die sich nur wenige Kilometer
nördlich von Baschan befindet. Gott hatte Zion zu seinem Wohnort bestimmt und
kam mit einem großen Begleitzug ( vieltausend mal tausend ) von Heerscharen von
Engeln, die hier als Wagen in Erscheinung treten, in die Stadt hinein. So zog
der Herr den ganzen Weg vom Sinai (vgl. V. 9 ) bis zu seinem Heiligtum in Zion.
Sein Einziehen in Jerusalem (als David die Stadt eroberte, 2Sam 5,6-8 ,oder aber
als David die Bundeslade nach Jerusalem brachte, 2Sam 6 ) war wie der Triumphzug
eines mächtigen Eroberers, der mit den Gefangenen hinaufzieht und von den
Besiegten, den Aufständischen, den Tribut erhält.
C. Die Folgen des Sieges Gottes
( 68,20-32 )
Ps 68,20-24
David pries den Herrn, Gott, der die Lasten der Gläubigen
trägt und sie vor dem Tod errettet. David war der festen Überzeugung, daß Gottes
Einziehen in Zion um seines Volkes willen die völlige Vernichtung seiner und des
Volkes Feinde zur Folge hatte. Er brachte Israel aus der Gefahr heraus (so wie
in Baschan , als sie Og erobert hatten; 4Mo 21,33-35 ) und aus anderen
furchtbaren Situationen (so wie beim Durchzug durch das Rote Meer, was durch die
Worte die Tiefen des Meeres angedeutet wird; vgl. Jes 51,10 ). Gott verhalf
Israel zum Sieg über seine Feinde, was mit dem Bild der Füße dargestellt wird,
die in das Blut der Feinde eintauchen, während die Hunde das Blut auflecken
(vgl. 1Kö 22,38 ).
Ps 68,25-28
Gottes triumphaler Einzug in Zion und in das Heiligtum wird
hier noch einmal dargestellt. Es werden Sänger und Musikanten beschrieben. Alle,
die den sieghaften Einzug Gottes erlebten, sollten ihn preisen. Die Stämme
Benjamin und Juda, ein kleiner und ein großer Stamm, stehen für den südlichen
Teil des Königreiches, Sebulon und Naftali für den nördlichen Teil. Vielleicht
haben die letzten beiden Stämme hier Erwähnung gefunden, weil Debora und Barak
einen Lobgesang über sie gesungen haben ( Ri 5,18 ).
Ps 68,29-32
Der Schreiber bat Gott um einen erneuten Beweis seiner
Macht. Wenn die Könige der Heiden seine Stärke und seinen Tempel sähen, würden
sie sich unterwerfen und ihm Tribut bezahlen. Das Tier im Schilf (V. 31 ) ist
ein Bild für den Feind, möglicherweise für Ägypten (V. 32 ). Die Stiere deuten
auf die Macht Ägyptens hin. Aber die Gesandten aus diesem Volk und aus Kusch ,
dem Nachbarn Israels im Süden, werden schließlich gedemütigt und zerstreut und
unterwerfen sich Gott.
D. Aufruf zum Lobpreis
( 68,33-36 )
Ps 68,33-36
Der Psalmist rief die Völker zum Lobgesang dessen auf, der
auf den Himmeln einherfährt (vgl. V. 5 ). Sie sollten seine Macht und Majestät
erkennen, die sich an Israel und in den Himmeln zeigte und die auch seinem Volk
gegeben wird.
Ps 69
David bat Gott, ihn vor der Vernichtung zu erretten, denn
er ertrug Schande und die Ablehnung von seinen Freunden um des Herrn willen. Er
betete, daß Gott die Grausamkeit seiner Unterdrücker vergelten möge, und blickte
dem allumfassenden Lob Gottes und seiner Wiederherstellung entgegen.
A. Davids Feinde haßten ihn ohne Grund
( 69,2-5 )
Ps 69,2-5
In seinen Nöten wandte sich der Psalmist an den Herrn. Er
gebrauchte das Bild des Ertrinkens, um zu verdeutlichen, daß er sich an der
Schwelle des Todes befand und gestorben wäre, wenn Gott ihn nicht errettet
hätte. Seine Nöte waren durch die zahllosen Feinde entstanden, die ihn vertilgen
wollten. Sie haßten ihn ohne Grund (vgl. Ps 35,19 ) und zwangen ihn, seine
Besitztümer abzugeben (die er nicht gestohlen hatte).
B. Davids Eifer um das Haus Gottes
( 69,6-13 )
Ps 69,6-13
David wollte Gott zum Handeln für ihn herausfordern, denn
er litt wegen seines Eifers für den Herrn. Auch wenn er ein Sünder war (V. 6 ),
war das nicht der Grund seiner jetzigen Bedrängnis. Statt dessen litt er um des
Herrn willen (V. 8 ). Seine eigenen Verwandten haßten ihn, obwohl er Eifer für
den Herrn hatte (V. 9-10 ). Ihre Beschimpfungen, die eigentlich Gott galten,
richteten sich nun gegen David. Als ihn der Kummer drückte, fastete er (ein
Zeichen der Trauer; vgl. Ri 20,26; 1Sam 31,13; 2Sam 12,16; 1Kö 21,27; Neh 1,4 )
und trug Sackkleider (ebenfalls ein Zeichen der Trauer; vgl. 1Mo 37,34; 1Kö
21,27; Neh 9,1; Est 4,1-4; Ps 30,12; 35,13; Kl 2,10; Dan 9,3 ). Sogar dann
sangen seine Feinde (einschließlich der Richter, die in den Toren saßen) und die
Trunkenbolde Spottlieder über David.
C. David betete zum Herrn
( 69,14-29 )
Ps 69,14-19
Der Psalmist bat den Herrn, ihn vor dem bevorstehenden Tod
zu erretten. Zu Gottes Zeitpunkt ( der Zeit deiner Gnade ) und aus seiner Liebe
( HeseD ; V. 14.17 ) und Gnade heraus sollte Gott David rasch von seinem Elend
und seiner Bedrängnis (vgl. den Kommentar zu Ps 31,3 ) erretten ( Ps 69,15.19 )
und erlösen ( pADCh ; vgl. den Kommentar zu Ps 26,11 ). Noch einmal gebrauchte
David das Bild des Wassers , das ihn fast ertrinken ließ (vgl. Ps 69,3 ).
Ps 69,20-22
David fand Vertrauen in dem Wissen, daß Gott von ihren
Anschuldigungen wußte (vgl. Schmähungen in V. 11 ). Gott wußte auch von der
schlechten Behandlung Davids durch seine Feinde (sie gaben ihm Galle ( rO?S ,
möglicherweise eine giftige Pflanze) zu essen und Essig zu trinken). Das Wort
für Speise ( bArUT ) steht für eine Mahlzeit, die "ein Trauernder von engen
Freunden erhält. Der Gebrauch des Wortes betont die Heuchelei ihres Verhaltens"
(A. Cohon, The Psalms , S. 219).
Ps 69,23-29
In der Verwünschung seiner Feinde betete David darum, daß
ihre eigene Speise ihnen zum Verhängnis werden solle, daß ihre Augen verfinstert
werden sollten, so daß sie nichts sehen konnten, und daß ihre Rücken vor Kummer
gebeugt werden sollten. Er bat darum, daß sie vom Zorn Gottes überwältigt werden
und ihre Wohnungen wegen ihres Todes wüst werden sollten. Diese Strafen waren
gerecht, denn sie hatten dem Volk Gottes übel zugesetzt (V. 27 ).
David betete im Anschluß daran, daß Gott sie für schuldig
befinden und aus dem Buch des Lebens auslöschen sollte (vgl. Offb 20,15 ). In
der Bibel steht das Öffnen bestimmter Bücher für das Gericht (vgl. Dan 7,10;
Offb 20,12 ). Es scheint so, als ob Gott die Namen der Frommen "auflistet". Aber
selbstverständlich hat Gott in seiner Allmacht keine schriftliche Niederlegung
nötig. Die Betonung liegt darauf, daß die Gottlosen an Gottes ewigem Segen
keinen Anteil haben.
D. Der Herr erhört den Elenden
( 69,30-37 )
Ps 69,30-34
David betete noch einmal in seiner Bedrängnis, daß der Herr
seine Rettung sein (vgl. V. 14 ) und ihn bewahren möge. David harrte voller
Vertrauen auf die Rettung Gottes und gelobte, den Herrn zu preisen. Er wußte,
daß Dank Gott mehr gefällt als das Opfer eines Rindes oder eines Stieres. Hörner
waren ein Zeichen dafür, daß das Tier erwachsen war; nur Tiere mit gespaltenen
Hufen durften geopfert werden ( 3Mo 11,3 ). Die Elenden und die Bedürftigen
(vgl. Ps 70,6 ) sollten die Rettung Gottes an David sehen und Freude und
Ermutigung erfahren. Sie erhielten die Bestätigung, daß der Herr auch ihr Rufen
erhören werde, weil er sein Eigentum nicht verachtet.
Ps 69,35-37
David rief zum allumfassenden Lobpreis Gottes in
Vorausahnung seiner Errettung des ganzen Volkes und der Besiedlung des Landes
durch Israel auf.
In diesem Psalm steht das Gebet um Errettung vom Leiden um
des Herrn willen im Vordergrund. Teile des Psalmes haben sich in Christus
erfüllt: Er wurde gehaßt (V. 5 ; vgl. Joh 15,25 ), er eiferte ( Ps 69,10; vgl.
Joh 2,17 ), und er bekam am Kreuz Essig zu trinken ( Ps 69,22; vgl. Mt 27,48 ).
So deutet der Psalm in einigen Teilen auf Christus hin. Er ist die Verkörperung
der Gerechten, die um ihres Eifers willen, Gottes Willen zu tun, Verfolgung
erleiden.
Ps 70
Dieser kurze Psalm enthält ein Gebet Davids um schnelle
Errettung aus seiner gegenwärtigen schlimmen Situation. David blickt in diesem
Psalm auch dem Jubel entgegen, der dem Elend folgen wird. Die Überschrift
besagt, daß es eine "Bitte" ist (wörtl.: "zum Gedächtnis"; vgl. die Überschrift
zu Ps 38 ). Vielleicht deutet das darauf hin, daß der Psalm in Verbindung mit
den Opfern Verwendung fand (vgl. 1Chr 16,4 ), die den Herrn an das erinnern
sollten, worum er gebeten worden war.
A. Eile mir zur Hilfe
( 70,2-4 )
Ps 70,2-4
Der Psalmist schrie zu Gott, daß er ihm eilends helfen möge
(vgl. V. 6 und den Kommentar zu Ps 31,3 ). Die Feinde wollten ihn ins Verderben
stürzen (vgl. Ps 35,4.8; 38,13 ). Deshalb war seine Bitte dringend. Er betete,
daß jene, die Schande über ihn gebracht und ihn entehrt hatten ( Ps 69,20 ),
selbst Schmach erfahren ( Ps 70,3-4;71,13 ) und wegen ihrer Schande umkehren
sollten (vgl. Ps 6,11;40,15 ), so daß sie David nicht länger verhöhnen konnten (
Haha! ).
B. Gelobt sei Gott
( 70,5-6 )
Ps 70,5-6
Der Psalmist betete, daß alle, die den Herrn suchen und
seine Errettung lieben, sich freuen und " Gelobt sei Gott! " sagen sollten.
David bezeichnete sich selbst als arm und elend (vgl. Ps 40,18; vgl. den
Kommentar zu Ps 37,14 ) und betete um eine rasche Errettung (vgl. Ps 70,2 ).
Gott war die einzige Quelle der Hilfe (vgl. den Kommentar zu Ps 30,11 ).
Ps 71
Ps 71 vereint in sich Elemente aus mehreren anderen Psalmen
( 22; 31; 35; 40 ). Dennoch bildet er auch in sich selbst eine Einheit, denn er
spricht von dem Glauben eines älteren Menschen durch fast sein ganzes Leben
hindurch.
A. Gebet um Hilfe vom Herrn
( 71,1-4 )
Ps 71,1-4
Der Psalmist wandte sich an den Herrn und betete um
Errettung vor den Gottlosen. Diese Bitte wird dadurch unterstrichen, daß der
Psalmist Gott zutraut, ihn zu erretten. Gott war seine Zuflucht (V. 1 ), sein
Fels der Zuflucht (V. 3 ; vgl. Ps 31,3 ) und seine Feste (dasselbe hebr. Wort
wie in Ps 18,3;31,5;91,2 ). Der Psalmist sehnte sich nach fortwährender
Sicherheit, nach Schutz ( Ps 71,3 ) und nach Errettung vor den Gottlosen (V. 4
).
B. Gebet aufgrund langwährenden Vertrauens
( 71,5-13 )
Ps 71,5-8
Der Psalmist beteuerte nochmals trotz seiner Bedrängnisse
sein uneingeschränktes Vertrauen auf den Herrn. Gott war seine Hoffnung (vgl. Ps
25,5.21; 33,20; 39,8; 62,6 ), der eine, auf den er von seiner Jugend an vertraut
hatte (vgl. Ps 71,17 ). Obwohl sich viele über ihn verwunderten (er schien ihnen
mächtig zu sein), wollte er weiterhin auf den Herrn, seine sichere Zuflucht,
vertrauen und ihn (V. 6.8 ) und seine Pracht (vgl. den Kommentar zu Ps 29,2 )
preisen. (Das hebr. Wort für "Zuflucht" ist hier maHseh , "Schutz vor Gefahr".
Es wird auch in Ps 14,6; 46,2; 61,4; 62,8; 73,28; 91,2.9 gebraucht. Es
unterscheidet sich von dem Begriff, der in Ps 71,1 gebraucht und mit "ich habe
meine Zuflucht genommen" [ HAsCh ] übersetzt wird [ist aber mit dem Nomen maHseh
verwandt] und auch von dem Wort mAZNn , "Wohnung" [vgl. Ps 90,1; 91,9 ], das in
Vers 3 mit "Hort" wiedergegeben wird.)
Ps 71,9-13
Der Psalmist betete um fortwährenden Schutz ( verlaß mich
nicht ; vgl. V. 18 ) in seinen alten Tagen, denn manch einer wollte ihm Böses
antun. Sie dachten, Gott hätte ihn verlassen - eine recht merkwürdige Annahme! -
und meinten, sie könnten ihn packen und töten. Deshalb bat der Psalmist, daß
Gott ihm rasch (vgl. den Kommentar zu Ps 31,3 ) helfen und Schande (vgl. Ps
71,24 ), Spott und Schmach über sie bringen solle (vgl. Ps 70,3-4 ).
C. Ein Leben voller Lob setzt sich fort
( 71,14-24 )
Weil der alternde Psalmist sein ganzes Leben hindurch auf
den Herrn vertraut hatte, gelobte er, Gott auch für seine Errettung in der
Zukunft zu loben.
Ps 71,14-18
Der Schreiber hoffte auf Gott und pries ihn für seine
Gerechtigkeit, seine unergründliche Rettung und mächtige Befreiung (vgl. V. 24
).
Das Leben des Psalmisten war von seiner Jugend an (vgl. V.
5 ) mit dem Lob über Gottes wunderbare Taten erfüllt. Nun, da er alt war (vgl.
V. 9 ), hatte er noch immer den Wunsch, ihn zu preisen, aber Gott durfte ihn
nicht verlassen (vgl. V. 9 ), wenn er von der Macht Gottes sprach.
Ps 71,19-21
Der Psalmist wiederholte einige der großen Dinge, die Gott
für ihn getan hatte. In seiner Gerechtigkeit (vgl. V. 2.15 ) hatte Gott viele
große Dinge getan (V. 19 ). Deshalb ist er unvergleichbar. Die rhetorische
Frage: Wer ist dir gleich, Gott? wird mit geringen Variationen in der Wortwahl
mehrere Male in den Psalmen gestellt (vgl. Ps 35,10;77,14;89,7;113,5; vgl. auch
2Mo 15,11; Mi 7,18 ).
Gott hatte dem alternden Psalmisten klar gemacht, daß er,
der von Bedrängnissen erretten kann, auch sein Leben wieder neu gemacht hatte,
indem er ihn aus den Tiefen der Erde heraufgeführt hatte (d. h. von der Schwelle
des Todes; vgl. Ps 30,2; 130,1 ). Deshalb glaubte der Psalmist, daß Gott ihn
noch einmal groß machen und trösten werde.
Ps 71,22-24
In diesen abschließenden Versen gelobte der Psalmist, Gott
mit Gesang und mit Musikinstrumenten zu loben ( die Harfe und die Leier -
offensichtlich beides Saiteninstrumente - die beide häufig in den Psalmen
erwähnt werden), wenn er jubelte und von den Taten Gottes (vgl. V. 16-17 )
erzählte (vgl. V. 15 ). Die Bezeichnung Heiliger Israels , die im Buch Jesaja
häufig Verwendung findet, taucht im Buch der Psalmen nur dreimal auf ( Ps 71,22;
78,41; 89,19 ). Dieses Lob dauerte den ganzen Tag über an, denn Gott ließ alle
seine Feinde beschämt werden (vgl. Ps 71,13 ).
Die Psalmen
Ps 72
Zwei Psalmen ( 72; 127 ) im Buch der Psalmen stammen von
Salomo. Ps 72 spricht von der Herrschaft des Königs Salomo und von der
Herrschaft des Messias. Der Psalm beschreibt den Segen, der aus der
Gerechtigkeit der theokratisch regierenden Herrscher Gottes hervorströmt. Salomo
erwartete, daß der König um der Unterdrückten willen in Gerechtigkeit und
Frieden regieren und daß sich sein Herrschaftsbereich über viele Könige von Meer
zu Meer erstrecken werde. Der Psalmist betete um Frieden und Wohlergehen und
gründete seine Bitte darauf, daß der König ein Befreier der Unterdrückten und
deshalb der Ehre, der Macht und der Herrschaft würdig sei.
A. Gebet um gerechtes Gericht
( 72,1-7 )
Ps 72,1-4
Der Psalm beginnt mit einem Gebet, daß Gott dem König doch
die göttliche Fähigkeit zum gerechten Gericht geben möge (V. 1-2 ). Der Psalmist
sah voraus, daß der König, wenn er in Gerechtigkeit regierte (V. 1-3 beinhalten
jeweils das Wort Gerechtigkeit ), Wohlergehen (vgl. V. 7 ) und Frieden brachte.
Er sollte auch für den Bedrückten und den Armen (vgl. V. 12-13 ) Recht sprechen
(V. 12 ) und die bestrafen, die den Armen ausbeuten.
Ps 72,5-7
Der Übersetzung er möge lange leben (aus der LXX) ist die
Wiedergabe von "du wirst gefürchtet sein" (aus dem Hebräischen) vorzuziehen.
Wenn die Verse so übersetzt werden, beziehen sie sich nicht auf einen
menschlichen König, sondern auf Gott, der über alle Generationen hinweg
existiert. Wenn die Herrschaft eines Königs gerecht ist, tut seine Regierung dem
Volk wohl. Wie Regen auf der Erde verhilft der aufrichtige Herrscher dem
Gerechten, im Überfluß zu blühen und zu gedeihen.
B. Die Erwartung seiner Herrschaft
( 72,8-11 )
Ps 72,8-11
Der Psalmist sah voraus, daß sein Königreich sich von einem
Meer zum anderen und vom Euphrat um die ganze Erde erstrecken werde. Menschen,
die in der Wüste lebten, sollten sich vor ihm beugen und seine Feinde in
Unterwerfung gedemütigt werden ( den Staub lecken ). Könige ferner Länder
sollten ihm Tribut zollen und sich vor ihm beugen. Diese Könige sollten von weit
entfernten Orten herkommen, darunter auch aus Tarsis, Scheba (vgl. V. 15 ; der
Ort liegt im heutigen Jemen im Südwesten der arabischen Halbinsel) und Saba (in
Oberägypten; vgl. 1Mo 10,7 ).
C. Rechtfertigung für die Herrschaft
( 72,12-14 )
Ps 72,12-14
Der Psalmist erläuterte, daß der König einer solchen
Herrschaft (V. 8 ) und der ihm zugemessenen Ehre würdig sei (V. 9-11 ), denn er
war der Befreier für die Unterdrückten. Er wird den Armen ( arm taucht dreimal
in V. 12-13 auf) und den Elenden (vgl. V. 4 ) erretten, der zu ihm ruft. Er wird
sich der Schwachen erbarmen und sie erretten, denn ihr Blut (d. h. ihr Leben)
ist ihm kostbar.
D. Gott gebührt das Lob
( 72,15-20 )
Ps 72,15-17
Aufgrund der wunderbaren und gerechten Herrschaft des
Königs brachten die Menschen ihm Gaben dar (z. B. Gold aus Scheba ; vgl. den
Bericht über die immense Menge Gold, die Salomo von der Königin von Saba
erhielt; 1Kö 10,10 ), beteten für ihn, und sie wurden durch ihn gesegnet. Die
Menschen beteten um Fruchtbarkeit der Felder (vgl. Ps 72,3.6-7 ), so daß es
Getreide und Früchte im Überfluß gab. Der Libanon mit seinen Zedernwäldern war
ein Bild für ein blühendes Land. Die Segnungen einer solchen Königsherrschaft
stehen miteinander in Wechselwirkung: Er segnet die Völker (vielleicht mit
Handel und Friedensbündnissen), und sie reden im Gegenzug Gutes über ihn.
Ps 72,18-20
Vers 18-19 enthalten den zweiten Lobgesang des Buches, und
damit endet Buch II ( Ps 41-72 ) des Psalters. Die Verse schließen Worte des
Lobpreises des Herrn, des Gottes Israels, und die Bitte mit ein, daß seine
Herrlichkeit überall offenbar werden möge. Aus Vers 20 wird deutlich, daß damit
die Gebete Davids zu Ende sind. Dennoch geben weitere 18 Psalmen die Autorschaft
Davids in der Überschrift an ( Ps 86; 101; 103; 108-110; 122; 124; 131; 133;
138-145 ).
III. Buch III
( Ps 73-89 )
Elf der 17 Psalmen dieses Teiles stammen von Asaf ( Ps
73-83 ), einer von David ( Ps 86 ), drei von den Söhnen Korachs ( Ps 84-85;87 ),
einer von Heman ( Ps 88 ), und ein weiterer von Etan ( Ps 89 ). Asaf, Heman und
Etan waren levitische Musikanten und lebten zur Zeit Davids ( 1Chr 15,17.19 ).
Ps 73
Dieser Psalm behandelt dasselbe Thema wie Ps 49 und könnte
daher unter die Weisheitspsalmen eingereiht werden. Der Psalm sollte jedenfalls
mit Hinblick auf das Thema "Weisheit" näher betrachtet werden. Asaf berichtete
von den Zweifeln, die ihn beinahe überwältigt hätten, als er das Leben eines auf
das Diesseitige ausgerichteten Menschen mit seinem eigenen Leben verglich. Aber
dann bekannte er die Sündhaftigkeit seiner Gedanken und machte deutlich, daß der
Unterschied in ihrem Los ihn dahin brachte, den richtigen Blickwinkel zu
behalten.
A. Das Wohlergehen der Gottlosen
( 73,1-14 )
Ps 73,1-3
Asaf legte zu Beginn dieses Psalmes dar, daß er beinahe
ausgeglitten wäre (vgl. Ps 94,18 ) und sein Vertrauen auf den Herrn verloren
hätte, obwohl Gott gut ist zu jenen in Israel, die auf ihn vertrauen und ein
reines Herz haben (vgl. V. 13 ). Der Psalmist hob seine eigene Situation hervor,
indem er vier Verse mit einem hebräischen Ausdruck beginnen ließ, der mit ich
aber ( Ps 73,2.22-23.28 ) übersetzt wird. Sein Vergehen war der Neid auf das
Wohlergehen der Gottlosen. Warum sollte es den Menschen, die sich Gott
entgegenstellen, besser ergehen als jenen, die ihm vertrauen? Dieses Problem
wurde so groß, daß er beinahe den Glauben an Gottes Güte verloren hätte.
Ps 73,4-12
Asaf ging auf das Wohlergehen der Gottlosen näher ein, das
ihm solche Schwierigkeiten machte. Er beobachtete, daß die Gottlosen keine
Schwierigkeiten zu haben schienen wie andere Menschen (V. 4-5 ). Sie hüllen sich
in Hochmut und Gewalt ein (V. 6 ). Ihre bösen Anschläge sind unbegrenzt (V. 7 ).
Ihre Rede ist voller Hohn, Arglist und Hochmut, als wenn ihnen die Erde gehörte
(V. 8-9 ). Viele Menschen werden von ihrem bösen Tun (sie wenden sich ihnen zu ,
V. 10 ) und von ihrem dreisten Selbstvertrauen fortgerissen, und sie meinen,
Gott kenne ihre Sünde nicht (V. 11 ; vgl. Ps 94,7 ). Sorglos (vgl. Ps 73,4-5.12
), wie die Gottlosen sind, ergeht es diesen Hochmütigen immer wohl.
Ps 73,13-14
Asaf gestand, daß er über den Wert seiner Errettung
verwirrt war. Er war bald der Ansicht, daß er sich vergeblich gereinigt hatte
(vgl. rein in V. 1 ), denn aufgrund seines Glaubens an den Herrn wurde er
geplagt und gezüchtigt. So wie vielen Gläubigen vor ihm und nach ihm machte Asaf
die Tatsache zu schaffen, daß es Gott den Gottlosen scheinbar wohlergehen ließ
und den Gerechten bestrafte.
B. Das Los der Gottlosen und des Gerechten
( 73,15-28 )
Ps 73,15-20
Asaf überwand seine Zweifel, indem er über das Los der
Gottlosen nachdachte. Erstens erkannte er die Gottlosigkeit seines früheren
Schlusses im Hinblick auf diese Überlegung an. Seine Worte sind wie ein
Bekenntnis, denn er wußte, welch eine Treulosigkeit seine Worte für die
Versammlung sein konnten (V. 15 ). Der ganze Konflikt war für ihn schmerzhaft (
niederdrückend ), bis er im Heiligtum verstand, was mit den Gottlosen geschehen
wird. Gott wird sie auf gefährlichen ( schlüpfrig ; vgl. "ausgeglitten" in V. 2
) Grund stellen, wo sie stolpern und fallen werden, sie werden niedergeworfen
zur Vernichtung und werden plötzlich ausgerottet.
Wenn Gott endlich die Dinge ins Lot bringt, werden die
Gottlosen wie Trugbilder (ein Traum) und keine Wirklichkeit mehr sein. Das war
die negative Seite der Lösung von Asafs Problem.
Ps 73,21-26
Die positive Seite der Lösung war Asafs Überzeugung von
seinem eigenen, ruhmreichen Schicksal. Er bekannte, daß seine Sicht durch
Unverständnis getrübt worden war. Wenn er nicht so unverständig gewesen wäre,
gestand er ein, wäre sein Herz nicht so erbittert worden (V. 21-22 ). ( Sich
grämen heißt wörtl.: "bitter werden"; verbittert heißt wörtl.: "stechenden
Schmerz fühlen".) Asafs eigene Lage stand im Gegensatz zu den Gottlosen, denn er
wußte, daß Gott immer bei ihm war (V. 23 ), ihn weise führte ( mit seinem Rat )
und ihn in die Herrlichkeit aufnahm (V. 24 ). "In die Herrlichkeit" könnte auch
mit "mit Herrlichkeit" übersetzt werden und bedeutet, daß Gott Asaf durch seine
Schwierigkeiten hindurch führte, so daß er Ehre (und nicht Schande; vgl. Ps 4,3
) in seinem Leben empfing.
Zudem versicherte Asaf, daß er nichts außer Gott im Himmel
und auf der Erde habe. Obwohl Asaf niedergedrückt war, war Gott doch seine
Stärke (vgl. Ps 18,2 ) und sein Teil (vgl. Ps 16,5; 119,57; 142,6 ). Es gibt
Gottlose, denen es materiell gesehen wohl ergeht, aber nur der geistliche
"Besitz" der Gerechten wird Bestand haben.
Ps 73,27-28
Asaf schloß, daß diejenigen, die Gott ferne sind und die
Treue gebrochen haben, vertilgt werden, aber daß jene, die Gott nahe sind,
Freude und Sicherheit erlangen. Obwohl Asaf fast sein Vertrauen auf Gott
verloren hätte (vgl. V. 2 ), war er sich nun wieder sicher, daß Gott ihn sicher
bewahrte und seine Zuflucht war ( maHseh , "Schutz vor Gefahr"; vgl. Ps 14,6;
46,2; 61,4; 62,8-9; 71,7; 91,2.9 ). Die Nähe Gottes hilft Gläubigen stets, eine
ausgewogene Sicht der materiellen Dinge und der Gottlosen zu behalten.
Ps 74
Asaf bat Gott, seines Volkes zu gedenken, weil sein Feind
das Heiligtum verwüstet hatte. Er betete, daß Gott, der bei der Vertilgung ihrer
Feinde in der Vergangenheit geholfen hatte, nicht zulassen würde, daß sie
zuschanden würden.
A. Gebet um Gedenken an das Volk Gottes
( 74,1-2 )
Ps 74,1-2
Der Psalmist bat Gott, nicht weiterhin zornig auf die
Schafe seiner Weide zu sein (d. h. auf das Volk Gottes; vgl. Ps 79,13; 95,7;
100,3 ). Gott sollte jener gedenken (und auf sie acht haben), die er erlöst hat
(vgl. 2Mo 15,13 ), damit sie sein Erbteil seien (vgl. den Kommentar zu 5Mo 4,20
), und er sollte seiner Wohnung in Zion gedenken. (Der Begriff Stamm steht für
das Volk, wie in Jer 10,16 deutlich wird.)
B. Klage über die Zerstörung
( 74,3-9 )
Ps 74,3
Asaf betete, daß Gott sich ihnen zuwenden und sein Volk
retten möge, denn der Feind hatte das Heiligtum verwüstet und das Volk in Gefahr
gebracht. Das Wort verwüstet und die Bemerkungen in Vers 4-8 weisen auf eine
völlige Zerstörung des Heiligtums hin (vgl. Ps 79 ). Auf welches historische
Ereignis sich diese Situation bezieht, muß offen bleiben. Der einzige Anlaß, der
dazu paßt, könnte der Einfall der Babylonier 586 v. Chr. sein. Diese Datierung
steht jedoch im Widerspruch zu der Autorschaft Asafs, der zur Zeit Davids gelebt
hat, weshalb dieses Ereignis als mögliche Erklärung ausscheidet.
Ps 74,4-8
Wie der Psalm berichtete, hatte der Feind im Heiligtum
gebrüllt und es zerstört. Die Schnitzereien waren von Äxten und Beilen
zerschlagen, das Heiligtum ( der Wohnort Gottes ; vgl. Ps 76,3;84,2;132,5.7;
seines Namens , d. h. der Ort, an dem Gott sein Wesen offenbart hatte; vgl.
"Name" in Ps 74,10.18.21 ) war ebenso abgebrannt, wie alle Versammlungsorte im
Land abgebrannt waren.
Ps 74,9
Der Psalmist litt Kummer angesichts der Tatsache, daß es
keinen Propheten gab, der dem Volk geistlichen Rat geben oder darlegen konnte,
wie lange diese notvolle Zeit noch dauern würde.
C. Bitte um Hilfe
( 74,10-17 )
Ps 74,10-17
Weil es keinen Propheten mehr gab (V. 9 ), rief der
Psalmist selbst Gott um Hilfe an und fragte ihn, wie lange (vgl. V. 9 und den
Kommentar zu Ps 6,4 ) der Feind sie noch verhöhnen (vgl. Ps 74,22 ) und Gott
schmähen (vgl. V. 18 ) werde. Asaf hoffte, daß Gott nicht länger abwarten,
sondern seine rechte Hand , ein Symbol seiner Macht, ausstrecken und diesen
vertilgen werde (V. 11 ). Asaf versuchte, Gott herauszufordern, indem er ihn
daran erinnerte, wie er in der Vergangenheit geholfen hatte: Gott ist der
souveräne König und Retter (V. 12 ), Gott errettete Israel durch das Meer
hindurch (das Rote Meer, V. 13 ), er schlug den Leviatan, ein siebenköpfiges
Untier, das hier die Macht Ägyptens symbolisierte (V. 14 ), und er hat die
völlige Gewalt über die Natur (V. 15-17 ), also auch über Flüsse, über Tag und
Nacht, über die Sonne und den Mond und über die Jahreszeiten. Aufgrund der Taten
Gottes in der Vergangenheit erhoffte sich Asaf Gottes Hilfe in der Gegenwart.
D. Gedenke des Bundes
( 74,18-23 )
Ps 74,18-23
Asaf bat Gott, den arglistigen Spott des Feindes nicht zu
vergessen (vgl. V. 10.22 ) und seine Taube (d. h. einen wehrlosen Vogel, nämlich
Israel; vgl. Ps 68,14 ) zu beschützen und an seinen Bund zu gedenken, so daß
sein Volk - unterdrückt, arm und elend (vgl. den Kommentar zu Ps 37,14 ) - nicht
die Schmach der Niederlage erlitte. Gott, so sagte Asaf, möge erkennen, daß die
Feinde Lästerer sind, die ihn verhöhnen ( Ps 74,22; vgl. V. 10.18 ). Deshalb
sollte Gott sein Volk nicht verlassen, sondern für seine Sache eintreten und
seinen tobenden, schreienden Feinden eine Niederlage zufügen.
Ps 75
Dieser Psalm feiert einen Sieg, der noch in der Zukunft
lag. Der Psalmist erkannte, daß Gott zur festgesetzten Zeit Gericht bringen
werde und daß das Gericht die Gottlosen vernichten und die Gerechten erhöhen
werde. Deshalb ermahnte er die Gottlosen, sich doch Gott, der allein retten
kann, zu unterwerfen.
A. Gott bestimmt das Gericht
( 75,2-4 )
Ps 75,2-4
Um des Volkes willen pries Asaf Gott dafür, daß er ihm so
nahe war und wunderbare Werke vollbrachte (V. 2 ). Besonders hervorzuheben war
unter den Taten Gottes sein Gericht (V. 3 ; vgl. V. 8 ; Ps 94,2 ), und auch wenn
unter seinem Gericht die Erde erbebt, läßt er sie doch bestehen ( Ps 75,4 ).
B. Gott ist der Richter
( 75,5-9 )
Ps 75,5-7
Gott ermahnte die Gottlosen, ihre Herzenshaltung ihm
gegenüber doch zu ändern. Sie sollten nicht hochmütig Gott trotzen. Erhebt nicht
euer Horn ist ein Bild aus der Tierwelt und deutet auf trotziges, prahlerisches
Selbstvertrauen hin. Darüber hinaus sollten die Gottlosen nicht mit
emporgestrecktem Hals sprechen, d. h. in halsstarriger Auflehnung gegen Gott.
Die Gottlosen sollten erkennen, daß, wenn er richtet, keine irdische Hilfe mehr
zu erwarten ist.
Ps 75,8-9
Der Psalmist warnte die Gottlosen, daß sie, weil Gott der
Richter ist (vgl. V. 3 ), sicher seinen ganzen Zorn erleben werden. Diese
Aussage wird mit dem Bild eines Bechers voll schäumenden Weins (vgl. Hi 21,20;
Jes 51,17; Jer 25,15 ) verdeutlicht. Alle Gottlosen werden ein furchtbares
Gottesgericht erleben, und sie müssen den Becher bis zur Neige leeren.
C. Gottes Gericht ist sehr zu loben
( 75,10-11 )
Ps 75,10-11
Asaf gelobte, Gott für den Sieg der Gerechten Loblieder zu
singen. In Vers 11 spricht möglicherweise Gott selbst und legt dar, daß er den
Widerstand aller Gottlosen zerstören und den Gerechten erhöhen wird. Das wird
Grund zum Lobpreis sein.
Ps 76
Dies ist ein Loblied über die Macht des Gottes Jakobs. Der
Psalmist Asaf erzählte, daß Gott sich in Jerusalem mit seinem Gericht bekannt
gemacht hatte. Asaf beschrieb, wie Gott die Gottlosen vernichtete und die
Gerechten errettet hatte. Aufgrund dieses Tatbestandes ermahnte Asaf die Führer,
Gott ein Gelübde abzulegen.
A. Gottes Gericht ist bekannt
( 76,2-4 )
Ps 76,2-4
Gott hatte sich mit der Vernichtung der Feinde Israels
bekannt gemacht. Er zerbrach die Waffen all derjenigen, die gegen Jerusalem,
Salem (sonst nur in 1Mo 14,18; Hebr 7,1-2 ) und Zion Krieg führten. (Zu Gottes
Wohnung in Jerusalem vgl. Ps 74,7;84,2;132,5.7 .)
B. Gottes Gericht ist gerecht
( 76,5-11 )
Ps 76,5-7
Asaf pries den Herrn als den Gott des Lichtes, den Einen,
der herrlich ist und hervorleuchtet. Seine Majestät ist sogar höher als die
Berge, die reich an Wild sind. Der Ausdruck, der wörtlich heißt: "Berg des
Raubes" könnte bedeuten, daß Gott majestätischer ist als die Feste des Feindes.
Die Kämpfer dieser Feinde werden rasch von dem Tadel Gottes (V. 7 ) vernichtet
(V. 6 ).
Die Psalmen
Ps 76,8-11
Der Psalmist erläuterte dann, daß Gott in seinem Zorn seine
souveränen Absichten mit seinen Widersachern verfolgt. Keiner kann vor diesem
furchtbaren (vgl. V. 12-13 ) Gott bestehen bleiben. Als das Gericht Gottes vom
Himmel erging, um die Gerechten ( die Bedrückten ) zu erretten, war die Erde
stille, und sie fürchtete sich. Gottes Zorn gegen die Gottlosen führt die
Gläubigen zum Lobpreis Gottes und schreckt diejenigen, die nicht vertilgt worden
sind, von der völligen Hingabe an ihre Sünden ab.
C. Gottes Gericht ist schrecklich
( 76,12-13 )
Ps 76,12-13
Die Gläubigen sollten ihre Gelübde, die sie Gott gemacht
haben, auch dem gefürchteten Gott erfüllen (vgl. V. 8 ). Durch ihren Bund mit
Gott können die Gläubigen seinem furchtbaren Gericht über die Herrscher dieser
Welt entgehen. Gott kann denjenigen, die sich gegen ihn auflehnen, die Furcht
vor ihm lehren.
Ps 77
Der Psalmist Asaf schrie des Nachts aus seinem bedrängten
Geist heraus und suchte nach einer Antwort auf die Frage nach seiner Not. Er
fand Trost im Nachsinnen über Gottes machtvolle Errettung beim Auszug aus
Ägypten. Dieses Nachsinnen gab dem Psalmisten wieder neuen Mut und veranlaßte
ihn dazu, Gott noch einmal zur Demonstration seiner gewaltigen Macht zu
veranlassen.
A. Die Not
( 77,2-10 )
Ps 77,2-4
Asaf erzählte, daß er die ganze Nacht nach Gott geschrien
hatte, daß er ihn doch erhören möge, war aber beunruhigt und verwirrt, als er
Gottes gedachte (vgl. V. 7-8 ). Offensichtlich war sein Bemühen, im Gebet Trost
zu empfangen, vergeblich.
Ps 77,5-7
Der Psalmist ging nun darauf ein, wie sein Geist nach Trost
gesucht hatte. Gott hatte ihn betrübt, indem er ihn wach gehalten hatte. Da
hatte Asaf über die vergangenen Tage nachgedacht, als er des Nachts von Gottes
Errettung singen konnte. Aber nun war er bestürzt ( betrübt ; vgl. V. 4 ), denn
es gab keinen Anlaß, Gott zu preisen.
Ps 77,8-10
Asaf war bestürzt, weil ihn der Herr anscheinend verlassen
hatte. Er war darüber verwundert, daß Gott Israel verworfen haben sollte und daß
er seine Gnade, Liebe ( HeseD , "treue Liebe") und Verheißung nicht mehr zeigte
und Barmherzigkeit und Erbarmen aufgrund seines Zornes zurückhielt.
Offensichtlich befand sich das Volk damals in großer Not.
Gott hatte dessen Gebete nicht beantwortet. Das bekümmerte den Psalmisten bis
aufs äußerste.
B. Die Erklärung
( 77,11-21 )
Der Trost und die Hoffnung des Psalmisten erwuchsen aus
seinem Nachsinnen über Gottes mächtige Errettung Israels beim Auszug aus
Ägypten.
Ps 77,11-16
Asaf entschied sich, Gottes Wunder (V. 12 ), die er in der
Vergangenheit mit seiner rechten Hand (V. 11 ; d. h. in seiner Macht; vgl.
"Arm," V. 16 ) getan hatte, ins Gedächtnis zu rufen ( erinnern, nachsinnen,
bedenken , V. 12-13 ). Asaf gründete seine Bitte auf diese Werke und Taten
Gottes. Sein Nachsinnen führte ihn zum Lobpreis des einzigartig heiligen und
großen Gottes als Erlöser (V. 14-16 ). Gott ist mit keinem zu vergleichen, denn
er tut Wunder und Machttaten wie die Erlösung (Errettung) seines Volkes aus
Ägypten durch seinen starken Arm (d. h. Stärke). Die Frage: Welcher Gott ist so
groß wie unser Gott? bedeutet nicht, daß andere Götter auch leben. Sie zeigt
lediglich an, daß Gott weit über alle falschen Götter, die Menschen anbeten,
hinausreicht (ähnliche Fragen vgl. in Ps 35,10;71,19;89,7;113,5; 2Mo 15,11; Mi
7,18 ).
Ps 77,17-19
Asaf beschrieb nun die Naturerscheinungen, die die
Entfaltung der Macht Gottes begleiteten, als Gott sein Volk aus Ägypten
befreite. Die Wasser gehorchten ihm (beim Durchzug durch das Rote Meer), und
Wolken, Donner, Blitze (deine Pfeile) und Erdbeben verdeutlichten seine Macht
(vgl. Ps 68,8-10;97,2-5 ).
Ps 77,20-21
Gott gebrauchte Mose und Aaron, um sein Volk auf wunderbare
Weise durch das Rote Meer aus der Gefahr herauszuführen, als wenn sie eine
Schafherde gewesen wären (vgl. Ps 78,52;79,13;100,3 ).
So liegt die Betonung bei dieser vom Lob Gottes erfüllten
Besinnung darauf, daß Gott sein Volk wieder auf wunderbare Weise retten wird,
das Volk, das er sich erlöst hatte.
Ps 78
Ps 78 führt die Tradition fort, den Bericht von Gottes
herrlichen Taten der Vergangenheit von einer Generation auf die andere
weiterzugeben. Der Psalmist Asaf flehte seine Generation an, das Gesetz zu
halten, Gottes Taten nicht zu vergessen und sich nicht gegen ihn zu erheben. Sie
sollten nicht so handeln wie ihre Vorfahren in der Wüste, die vom Zorn des Herrn
geschlagen wurden. Sie sollten sich auch nicht eine spätere Generation zum
Vorbild nehmen, die Silo plünderte, bevor der Herr David zum König erwählt
hatte. Der Psalm ist ein trauriger Rückblick darauf, wie ihre Vorfahren die
Werke Gottes vergessen hatten, aber er berichtet auch, wie der Herr sie voller
Gnade errettete.
A. Die Unterweisung
( 78,1-8 )
Ps 78,1-8
Asaf rief das Volk dazu auf, seine Unterweisung über die
Taten, die Macht und die Wunder (V. 4 ) des Herrn zu hören (V. 1 ), die er
seiner Generation bekannt machen wollte. Sie waren von früheren Generationen
überliefert worden, wie Gott es befohlen hatte. Das war der Plan des Herrn
gewesen, damit das Volk auf ihn vertraute, dem Gesetz gehorchte (V. 7 ) und
nicht wie seine ungläubigen Vorväter in Unglaube und Auflehnung hineinstolperte
(V. 8 ).
B. Der Ungehorsam Ephraims
( 78,9-11 )
Ps 78,9-11
Es ist nur schwer auszumachen, auf welches Ereignis sich
diese Verse beziehen. Ephraims Niederlage im Kampf und sein Ungehorsam gegen
Gott, wann immer das auch geschehen sein mag, sind möglicherweise der Grund für
die Vorrangstellung Judas vor Ephraim (vgl. V. 67-68 ).
C. Die wunderbaren Taten Gottes, die die Menschen vergessen
( 78,12-72 )
Im restlichen Teil des Psalmes blickte Asaf auf das
Eingreifen Gottes in die Geschichte Israels zurück. In Vers 12-39 wiederholte
der Schreiber die wunderbaren Taten Gottes an den Vorfahren Israels beim Auszug
und in der Wüste. Er sprach auch davon, daß die Israeliten Gott nicht gehorcht
hatten. In Vers 40-72 ging Asaf auf die herrlichen Taten Gottes an dem Volk von
der Zeit der Plagen bis zur Einsetzung Davids als König und ebenfalls auf den
Ungehorsam des Volkes ein.
Ps 78,12-20
Asaf beschrieb die Wunder Gottes im Zusammenhang mit den
Plagen (vgl. V. 43-51 ; 2Mo 7-11 ) in Zoan , der Hauptstadt des Landes Gosen im
Nordosten Ägyptens ( Ps 78,12 ), mit dem Durchzug durch das Rote Meer (V. 13 ;
vgl. 2Mo 14,21-22 ) und in der Wüste ( Ps 78,14-16; vgl. 2Mo 13,21; 17,6 ). Aber
das Volk murrte und lehnte sich gegen ihn auf ( Ps 78,17-20 ). Es zweifelte an
Gottes Macht (vgl. V. 22 ), versuchte ihn (vgl. V. 41.56 ) und erwartete, daß
Gott Wunder täte, obwohl es doch nicht nach seinem Willen lebte.
Ps 78,21-33
Asaf erzählte, daß der Herr auf das Murren Israels zuerst
mit Zorn antwortete und Feuer schickte (V. 21-22 ; vgl. 4Mo 11,1-3 ), dann Manna
auf sie hinabregnen ließ ( Ps 78,23-25; vgl. 2Mo 16,14-31 ), das das Himmelsbrot
genannt wurde, weil es von Gott herabgesandt worden war (vgl. 2Mo 16,4 ), und
danach mit dem Fleisch ( Ps 78,27-29 ) der Wachteln (vgl. 2Mo 16,13 )
antwortete, die von einem Südost-Wind hergeweht worden waren (vgl. 4Mo 11,31 ).
Asaf erinnerte ebenfalls daran, daß der Zorn Gottes (vgl. Ps 78,21 ) die
Begierigen vernichtete (V. 30-33 ; vgl. 4Mo 11,33 ).
Ps 78,34-39
Asaf fügte hinzu, daß sich das Volk immer dann zum Herrn
als seinem Fels und Erlöser hinkehrte, wenn er es bestraft hatte, auch wenn
dessen Herz nicht fest war. Aber Gott vergab ihm und hielt seinen Zorn immer
wieder zurück, denn er gedachte daran, daß es nur Menschen waren, deren Leben
vergänglich war (V. 38-39 ).
Ps 78,40-55
Asaf beklagte, wie oft das Volk in der Wüste widerspenstig
gewesen war und die mächtigen Taten vergessen hatte, die die Macht Gottes
offenbar machten (V. 40-42 ). Nachdem Asaf kurz auf die Plagen in Ägypten
eingegangen war (V. 12 ), wandte er sich nun einigen von ihnen in allen
Einzelheiten zu (V. 43-51 ; vgl. Ps 105,28-38 ). Sykomoren, Maulbeerfeigenbäume,
gab es in Ägypten häufig. Asaf beschrieb auch die große Errettung des Volkes
durch die Wüste hindurch, als er es wie eine Herde führte ( Ps 78,52-54; vgl. Ps
79,13 ), und die Eroberung des Landes ( Ps 78,55 ).
Ps 78,56-64
Dann rief sich Asaf voller Betrübnis in Erinnerung, wie das
Volk Gott versucht hatte (vgl. den Kommentar zu V. 18 ), widerspenstig war und
sich den falschen Göttern zuwandte (V. 56-58 ). Deshalb war der Herr zornig und
ließ die Plünderung Silos geschehen, so daß die Bundeslade in Gefangenschaft
geriet (V. 59-61 ; vgl. 1Sam 4,4-11 ). Viele wurde damals getötet ( Ps 78,62-64
), darunter auch die Priester Hofni und Pinhas.
Ps 78,65-72
Asaf erinnerte daraufhin das Volk daran, wie der Herr sich
erhob, bildlich gesprochen wie ein Starker, und sein Volk vor seinen Feinden
rettete. Aber dann verwarf er die Zelte Josefs, Manasses und Ephraims (vgl. den
Kommentar zu V. 9-11 ), die für die Stämme des Nordens standen, und erwählte
Judas Zion als Ort für sein Heiligtum und David, seinen Knecht, zu seinem König.
Der Unglaube und der Ungehorsam, die bei der Schlacht von Afek Verderben
brachten ( 1Sam 4,1-11 ), markierten die Wende zu einer neuen Priesterschaft und
einem neuen Heiligtum und zu einem König, der das Volk, Gottes Erbteil, führte
(vgl. Ps 78,62;79,1; vgl. den Kommentar zu 5Mo 4,20 ).
Ps 79
Der Psalmist Asaf beklagte, daß Jerusalem zerstört worden
war und die Gläubigen getötet und ihre Feinde zum Hohn ermutigt worden waren,
und bat den Herrn, nicht ihrer Sünden zu gedenken, sondern sie um seines Namens
willen zu erretten. Der Psalm hat in mancher Beziehung Ähnlichkeiten mit Ps 74 .
A. Klage über die Zerstörung Jerusalems
( 79,1-4 )
Ps 79,1-4
Der Schreiber beklagte, daß die Völker in das Land des
Volkes Gottes (sein Erbteil; vgl. den Kommentar zu 5Mo 4,20 ) eingefallen waren,
den Tempel entweiht und die heilige Stadt geplündert hatten. Darüber hinaus
hatten sie sehr viele Diener Gottes getötet und sie unbegraben zum Raub und Fraß
liegengelassen. All das machte Israel zum Objekt des Spottes und der Schande.
B. Bitte um Errettung
( 79,5-12 )
Ps 79,5-9
Der Psalmist bat den Herrn, ihrer Sünden nicht zu gedenken,
sondern ihnen in ihrer Not beizustehen. Er fragte, wie lange (vgl. den Kommentar
zu Ps 6,4 ) der Herr wegen ihrer Sünden zornig sein würde - mit seiner
Eifersucht , die wie Feuer brannte (vgl. Ps 89,47 ). Gott sollte ihre Feinde
umbringen und sein Eigentum um seiner Herrlichkeit und um seines Namens willen
rasch erretten (vgl. den Kommentar zu Ps 31,3 ).
Ps 79,10-12
Der Psalmist wollte den Herrn dazu bewegen, seine Bitte um
Errettung zu beantworten. Er wünschte sich, daß er die Gefangenen am Leben
erhalten und dem Spott über das Volk Gottes ein Ende setzen möge ( Wo ist ihr
Gott? vgl. Ps 42,4.11;115,2 ), indem er ihnen siebenfach zurückgäbe (d. h.
gründlich und genau; vgl. Ps 12,7 ) und dem Vorwurf des Volkes ein Ende setzen
möge, der besagte, daß Gott seinem Eigentum gar nicht zu helfen vermochte.
C. Gelöbnis zum Lobpreis
( 79,13 )
Ps 79,13
Wenn der Herr sein Volk aus der Knechtschaft befreite,
gelobte der Psalmist, daß sie, die Schafe seiner Weide (vgl. Ps 74,1;95,7;100,3
), ihm in Ewigkeit danken und ihn ewiglich preisen würden.
Ps 80
In diesem Gebet, daß der Herr Israel wieder aufrichten und
erretten möge, beklagte der Psalmist das furchtbare Unheil, das durch ihre
Feinde über sie hereingebrochen war. Er beschrieb den Segen und den Fluch über
das Volk, das, einem Weinstock gleich, zunächst gedieh und dann zugrunde ging.
Er wiederholte den Kehrreim (V. 4.8.20 ), daß Gott sich ihnen doch zuwenden und
sie erretten solle.
A. Anrufung des Hirten Israels
( 80,2-4 )
Ps 80,2-3 : Der Psalmist rief den Herrn, den Hirten (vgl.
Ps 23,1;28,9 ) seines Volkes, der Schafe, an, den Stämmen in ihrer Not doch
beizustehen. Es wird geschildert, daß der Herr im Tempel über den
goldüberzogenen Cherubim über der Bundeslade thront (vgl. Ps 99,1; 1Kö 6,23-28
). Josef , der für das nördliche Königreich steht, und Benjamin , der für das
südliche Königreich steht, waren die beiden Söhne Rahels; Ephraim und Manasse ,
Josefs Söhne, waren ihre Enkel.
Ps 80,4
Der Psalmist betete, daß Gott durch seine Gnade doch sein
Volk wiederherstellen und erretten möge. Dieser Refrain taucht noch einmal in
den Versen 8. 20 auf. Der Gedanke der Gnade Gottes findet in dem Bild des
leuchtenden Angesichtes Ausdruck, dem strahlenden Angesicht der Güte Gottes
(vgl. 4Mo 6,25 und den Kommentar zu Ps 4,7 ).
B. Die Züchtigung Gottes
( 80,5-8 )
Ps 80,5-8
Der Psalmist beklagte die strenge Züchtigung, die Gott über
sein Volk gebracht hatte. Er schrie zu Gott und fragte, wie lange (vgl. den
Kommentar zu Ps 6,4 ) sich sein Zorn noch gegen es richten solle. Gott gab
seinem Volk Tränen zur Speise (wie ein Hirte). Er hatte Unheil über es gebracht,
so daß es sehr heftig weinte ( mit einem Tränenkrug getränkt wurde). Aber die
schmerzlichste Tatsache der Züchtigung Gottes war, daß die Feinde Israels ihren
Spott trieben (vgl. Ps 79,10 ).
Noch einmal wurde im Refrain der Wunsch ausgedrückt, daß
Gott durch seine Güte sein Volk doch wiederbeleben solle (vgl. Ps 80,4.20 ).
C. Der Segen hat aufgehört
( 80,9-15 b)
Ps 80,9-12
Der Psalmist stellte Israel im Bild des Weinstockes dar,
den Gott aus Ägypten herbeigebracht und im Land eingepflanzt hatte. Er gedieh,
so daß er sich bis zu den Bergen im Süden ausbreitete, bis zu den Zedern des
Libanon im Norden, bis zum Meer (dem Mittelmeer im Westen) und bis zum Strom
(dem Euphrat) im Osten.
Ps 80,13-15 b
Dennoch war die Pracht dahingeschwunden. Mit einer
rhetorischen Frage beklagte der Schreiber Asaf, daß Gott die Mauern des Volkes
niedergerissen und anderen so die Möglichkeit geschaffen hatte, den Weinstock
auszurauben. Das hebr. Wort für "Mauern" (das auch in Ps 89,41; Jes 5,5
gebraucht wird) steht nicht für Stadtmauern, sondern für schützende Mauern um
einen Weinberg. Die Feinde, die Israel ausraubten, werden hier als Wildschweine
und wilde Tiere beschrieben.
Vielleicht rührt das Bild Israels als Weinstock von 1Mo
49,22 her. Es wird zudem in Jes 5,1-7; 27,2-6; Jer 2,21; 12,10 und Hos 10,1
benutzt. Jesus bezeichnete sich selbst als Weinstock ( Joh 15,1.5 ), denn er,
der verheißene Same, erfüllte und verkörperte das Handeln Gottes mit Israel. Als
Israel versagte, erfüllte Jesus doch den Plan Gottes.
Die ersten beiden Zeilen von Ps 80,15 sind ein Refrain, der
in Vers 4.8.20 ähnlich, aber mit anderer Wortwahl wiedergegeben wird.
D. Versprechen zum Gehorsam
( 80,15 c. 16-20 )
Ps 80,15-17 (Ps 80,15c-17)
Asaf gebrauchte weiterhin das Bild des Weinstockes, wenn er
beklagte, daß die Wurzeln eingepflanzt worden waren und der Sohn, der
aufgewachsen war, vernichtet wurde ( abgehauen ). "Sohn" ist die wörtliche
Wiedergabe des Hebr. und bezieht sich auf das Volk, das aus "der Wurzel"
entsprungen ist. So könnte "Sohn" mit "Zweig" wiedergegeben werden. Auch dieses
Bild (vgl. den Kommentar zu V. 13 ) könnte aus 1Mo 49,22 stammen. Der hebr.
Begriff "Sohn" wird in 2Mo 4,22 und Hos 11,1 auch für das Volk gebraucht. Das NT
bezieht in Mt 2,15 erneut die Worte eines Propheten ( Hos 11,1 ) auf Christus,
den Samen als den Stellvertreter Israels.
Ps 80,18-20
Der Psalmist betete, daß die Hand Gottes es wieder erheben
möge. Der Ausdruck der Mann deiner rechten Hand könnte eine Anspielung auf
Benjamin sein, denn Benjamin bedeutet "Sohn der rechten Hand". Der Sohn des
Menschen bezieht sich auf Israel (wieder als der Sohn). Asaf erklärte, daß, wenn
Gott sein Eigentum segne, das Volk ihm treu sei.
Noch einmal wird der Refrain wiederholt, der die Bitte um
Gottes Trost für sein Volk aufgrund seiner Güte wiederaufnimmt (vgl. V. 4.8 ).
Ps 81
Dieses Lied stellt eine Feier im Gedenken an die Errettung
des Herrn dar. Man hat es fast immer dem Laubhüttenfest zugeschrieben ( 3Mo
23,33-36.39-43; 5Mo 16,13-15 ). Von anderer Seite wurde von Ps 81,6 her
argumentiert, daß das Passafest der Anlaß für Asafs Niederschrift von Ps 81 war,
denn das Passa wurde in Ägypten eingesetzt. Aber die Freudenausrufe in diesem
Psalm passen besser zum Laubhüttenfest. In diesem Psalm versammelte Asaf das
Volk zum Fest, das Gott zum Gedenken an seine große Errettung des Volkes aus der
Knechtschaft Ägyptens befohlen hatte. Asaf illustrierte anhand der Geschichte,
daß der Herr auch jetzt dessen Bedrückung entfernen würde, wenn es ihm
gehorchte.
A. Ruf zur Feier
( 81,2-6 )
Ps 81,2-3
Der Psalmist rief die Versammlung auf, dem Herrn, ihrer
Stärke, laut zu singen (vgl. Ps 22,20;28,7-8;46,2;59,10.18;118,14 ) und ihn mit
musikalischer Begleitung zu preisen.
Ps 81,4-6
Dann ermahnte der Psalmist sie, zum Fest zu erscheinen,
denn das war eine Ordnung, die das Volk festhalten sollte. Das Gesetz legte
fest, daß alle erwachsenen Männer dreimal im Jahr nach Jerusalem hinaufziehen
sollten, um das Passafest (zusammen mit dem Fest der ungesäuerten Brote), das
Wochenfest und das Laubhüttenfest ( 5Mo 16,16 ) zu feiern. Das Laubhüttenfest
begann bei Vollmond, am 15. Tag des siebenten Monats ( 3Mo 23,33 ). Der siebte
Monat war September/Oktober (vgl. "Der Kalender in Israel" bei 2Mo 12,1 ).
Israel hörte gerade die ersten Gebote Gottes in Ägypten (bei seinen Anordnungen
bezüglich des Passafestes). Es war wie eine Stimme, die sie niemals zuvor gehört
hatten.
B. Bericht über die Offenbarung Gottes
( 81,7-17 )
Diese Verse berichten vom Reden Gottes zu Israel, als wenn
Gott direkt zum Volk spräche.
Ps 81,7-8
Zuerst schrieb der Psalmist, daß Gott gesagt hatte, daß er
durch den Auszug die Israeliten von ihrer Last befreit hatte (in der ägyptischen
Sklaverei mußten die Israeliten Ziegelsteine in Körben schleppen) und sie in der
Wüste bei Meriba geprüft hatte ( 2Mo 17,7; 4Mo 20,13; Ps 95,8;106,32 ). Das
Laubhüttenfest erinnerte Israel an die Wanderung durch die Wüste.
Ps 81,9-11
Der Psalmist erinnerte dann das Volk daran, wie sich Gott
selbst und sein Gesetz seinem Volk offenbart hatte. Er hatte verheißen, daß,
wenn es ihm die Treue hielt (V. 10 ; vgl. 2Mo 20,3-6 ), er es gütig versorgte,
denn er hatte es aus Ägypten geführt (vgl. 2Mo 20,2 ). Sie sollten sich nicht
fremden Göttern zuwenden, denn nur er selbst konnte sie in reichlichem Maße
versorgen.
Ps 81,12-13
Asaf berichtete daraufhin die Worte Gottes über den
Ungehorsam des Volkes. Weil es ihm nicht gehorcht hatte, ließ Gott es ins
Verderben laufen.
Ps 81,14-17
Der Psalmist erzählte von der Verheißung Gottes, daß, wenn
es gehorchte, er dessen Feinde unterwerfen und ihm Güter schenken werde ( Weizen
und Honig ; vgl. 5Mo 32,13-14 ). Die Worte in Ps 81,7.12-16 richten sich an
Israel in der dritten Person, wohingegegen Vers 8-11.17 in der zweiten Person
stehen. Der abrupte Wechsel in Vers 17 leitet zum Thema des Segens über, der auf
die jenigen kommt, die Gott gehorsam sind (V. 14 ).
Ps 82
Asaf legte dar, daß Gott die menschlichen Richter zu
Gericht zieht und rief Gott an, in seiner Gerechtigkeit zu handeln. Asaf sprach
die Warnung aus, daß Richter ohne Einsicht, die die ihnen von Gott zugedachte
Stellung verleugnen, zuschanden werden.
A. Gott sitzt über menschliche Richter zu Gericht
( 82,1 )
Ps 82,1
Der Psalmist sah vor seinem geistigen Auge Gott, der eine
Versammlung von Richtern aburteilte. Der Begriff Götter ( ?MlOhIm ) wird hier
für die Machthaber Israels gebraucht (vgl. Ps 45,7; 2Mo 21,6; 22,8-9 ). Man hat
auch vermutet, daß sich dieser Ausdruck auf Engel (z. B. in der syrischen
Übersetzung) in Gottes himmlischem Vorhof bezieht. Aber der übrige Psalm macht
deutlich, daß es sich hier um Gottes Stellvertreter handelt, die auf Erden die
Macht in Händen halten.
B. Gottes Anklage der Richter
( 82,2-7 )
Der Psalmist ermahnte mit den Worten Gottes die Machthaber,
ihre Ämter doch verantwortlich wahrzunehmen.
Ps 82,2-5
Die Anklage (V. 2 ), die in Form einer rhetorischen Frage
ausgesprochen wird, lautet, daß sein Volk ungerecht war und Partei ergriffen
hatte. (Zu den Worten wie lange vgl. den Kommentar zu Ps 6,4 ). Statt dessen
sollten sie gerecht richten und für die Sache der Unterdrückten kämpfen
(einschließlich der Geringen, Waisen, Armen und Elenden). Das ist von
entscheidender Bedeutung, wenn gerecht gerichtet werden soll.
Aber die Menschen, die die Richterfunktion wahrnahmen und
von Gott getadelt wurden, durchstreiften die Erde, ohne geistliche oder
intellektuelle Einsicht zu haben. Sie waren in moralischer Hinsicht in der
Finsternis, so daß die Grundfesten der Erde erschüttert werden , d. h., daß
Recht und Ordnung untergraben werden (vgl. Ps 11,3 ).
Ps 82,6-7
Gott warnte die Bösen vor ihrer drohenden Vernichtung. Er
hatte sie als "Götter" (vgl. V. 1 ) und als Söhne des Allerhöchsten zu seinen
Stellvertretern auf der Erde eingesetzt. Aber trotz ihrer erhöhten Position
wurden sie von Gott zur Verantwortung gezogen. Jesus berief sich auf Vers 6 ,
als er der Gotteslästerung angeklagt wurde ( Joh 10,34 ). Weil die Richter
Israels auch "Söhne" Gottes waren, argumentierte Jesus, daß er sich keiner
Gotteslästerung schuldig machte, wenn er sich als Sohn Gottes bezeichnete.
C. Aufruf zum Gericht
( 82,8 )
Ps 82,8
Asaf rief Gott auf, sich zu erheben und die Erde, d. h.
alle Bewohner der Erde zu richten, denn alle Menschen sind sein Erbteil und
daher ihm gegenüber verantwortlich.
Ps 83
Der Psalmist Asaf klagte über die große Gefahr aufgrund der
vielen Feinde, die Juda umgaben, um es zu zermalmen. Asaf betete, daß Gott seine
Macht aufbieten und sie vernichten möge, so wie er es bei früheren Siegen getan
hatte.
A. Die Gefahr der Vernichtung
( 83,2-9 )
Ps 83,2-9
Diese Verse geben Asafs Klage über Judas schwierige
Situation wieder. Wie in so vielen anderen Klagepsalmen wandte sich der
Schreiber unmittelbar Gott zu und bat ihn, zu antworten (V. 2 ).
Der Psalmist schilderte, wie die Feinde Judas sich
miteinander berieten, wie sie Juda zerstören konnten (V. 4-6 ). Als Feinde
Gottes rotteten sie sich voller List gegen das Volk Gottes ( Ps 83,4 ) und gegen
Gott selbst (V. 6 ) zusammen (vgl. Ps 64,7 ). Sie verschworen sich, das Volk zu
vernichten und jede Erinnerung an es auszulöschen. Diese Widersacher schlossen
zahlreiche Völker aus der Umgegend mit ein: Edom, die Ismaeliten (auch die
Nachkommen Hagars genannt), Moab, Gebal (Byblos), Ammon, Amalek, die Philister
und die Stadt Tyrus . Das mächtige Assyrien unterstützte dieses Bündnis, das
auch die Nachkommen Lots , also die Moabiter und die Ammoniter ( 1Mo 19,36-38 ),
einschloß.
B. Eine mächtige Errettung
( 83,10-19 )
Vers 10-19 des Psalmes sind das Gebet Asafs, daß Gott seine
Macht gebrauchen möge, um die Feinde Judas niederzuwerfen.
Ps 83,10-13
Das Gebet des Psalmisten am Anfang spielte auf die
vergangenen Siege über die Midianiter durch Gideon ( Ri 7-8 ) und über Sisera
durch Debora und Barak ( Ri 4-5 ) an. En-Dor liegt bei Taanach, das in Ri 5,19
erwähnt wird. Asaf sprach noch einmal vom Sieg Gideons, wobei Oreb und Seeb die
Anführer der midianitischen Kämpfer ( Ri 7,25 ) und Sebach und Zalmunna die
Könige der Midianiter waren ( Ri 8,5-6.12.18 ).
Ps 83,14-17
Der Psalmist bat, daß Gott sie doch wie verwehendes Gras
und Spreu (vgl. Ps 1,4 ) machen möge, also unstet und der Verfolgung ausgesetzt,
und daß Gott sie selbst hart verfolgen möge, wie Feuer einen Wald auf einem Berg
verzehrt. Asaf wünschte, daß Gottes Zorn wie ein Sturm sein möge, vor dem die
Feinde nicht entfliehen könnten. Diese Niederlage sollte sie beschämt werden
lassen und viele dazu bringen, sich zum Herrn zu kehren.
Ps 83,18-19
Der Psalm schließt mit einer Wiederholung des Gebetes, daß
die Gottlosen Schande (vgl. V. 17 ) und Schmach erfahren sollten. Sie sollten
merken, daß sie nicht ungestraft mit den Menschen spielen konnten, derer sich
Gott angenommen hatte und daß Gott allein der Höchste ist.
Ps 84
Dieser Psalm steht mit Ps 42 und 43 in Verbindung, denn er
hat auch die Sehnsucht nach dem offiziellen Ort der Anbetung zum Inhalt. Von der
formalen Seite her betrachtet, handelt es sich hier um ein Pilgerlied, obwohl es
nicht in der Sammlung der Pilgerlieder ( Ps 120-134 ) steht. In Ps 84 erläuterte
der Pilger, wie sehr ein Gläubiger gesegnet wird, der im Glauben zum Tempel
zieht, um dort zum Herrn zu beten. Der Psalm wurde entweder von den "Söhnen
Korachs" verfaßt, oder er wurde von den Korachitern gesungen.
A. Die Sehnsucht der Seele nach dem Herrn
( 84,2-5 )
Ps 84,2-3
Der Psalmist bricht in Lobpreis der Wohnung (vgl. Ps
74,7;76,3;132,5.7 ) des HERRN, des Allmächtigen (vgl. Ps 84,4.9.13; wörtl.
"Jahwe der Heerscharen"), aus. Nach diesem Ort (dem Tempel mit seinen Vorhöfen;
vgl. V. 11 ) sehnte sich Herz und Leib (der Körper) des Psalmisten. Die
Sehnsucht nach dem Tempel bedeutete, sich nach dem lebendigen Gott zu sehnen
(vgl. Ps 42,3 ). Damals konnten sich die Menschen Gott mit Hilfe der
Tempelpriester nähern. Der Glaube des Psalmisten gründete sich also auf den
lebendigen, mächtigen Gott, den Herrn.
Ps 84,4-5
Der Psalmist vermittelte sein heftiges Sehnen nach Gott und
seinem Tempel, indem er auf die beneidenswerte Lage derjenigen hinwies, die sich
im Tempel befanden - nistende Vögel und Tempeldiener (Priester, die im Tempel
wohnen).
B. Die Pilgerreise zum Tempel
( 84,6-8 )
Ps 84,6-8
Der Psalmist sprach über die Segnungen (vgl. V. 13 ; d. h.
die Vorrechte und Wohltaten des Herrn) derjenigen, die ihren Glauben bewiesen,
indem sie zur Pilgerfahrt aufbrachen (vgl. 5Mo 16,16 ), um nach Jerusalem (Zion)
vor den Herrn hinaufzuziehen.
Auf ihrer Pilgerfahrt erfuhren sie durch die Segnungen
Gottes neue Stärkung. Das Tal des Bakastrauches (ein Springkrautgewächs) war
offensichtlich ein wasserloser Ort, der zu einem Quellort geworden war. Der
Regen bedeckte das trockene Tal mit Wasserlachen, ein Bild, das den Segen Gottes
über den gläubigen Pilgern verdeutlicht.
C. Das Gebet des Pilgers
( 84,9-13 )
Ps 84,9-10
Der Pilger betete, wenn er erst einmal die Wohnung Gottes
in Zion erreicht hatte, für den König, der wie ein Schild sein Volk beschützte
und der Gesalbte Gottes war (vgl. Ps 2,2 ). Als der HERR, der allmächtige Gott
(wörtl. "Jahwe, der Herr der Heerscharen"), und der Gott Jakobs kann er
zugunsten seines Volkes eingreifen und sein Volk retten.
Ps 84,11-13
Der Psalmist und Pilger legte dar, warum er sich so danach
sehnte, nach Zion zu ziehen: Er vertraute darauf, daß Gott sein Gebet erhörte.
Er beteuerte nochmals, wie sehr er den Tempel und seine Vorhöfe liebte (vgl. V.
3 ), und erklärte, daß ein Tag dort besser sei als sonst tausend Tage . Es war
besser, ein Diener im Hause des Herrn zu sein, als in den Zelten der Gottlosen
zu wohnen. Der Grund dafür war selbstverständlich, daß Gott im Tempel wohnte,
segnete, bewahrte ( Sonne und Schild war; vgl. den Kommentar zu Ps 3,4 ) und
denen Gnade und Güte (vgl. Ps 16,2;34,11 ) schenkte, die untadelig wandelten.
Eine weitere Voraussetzung für den Segen Gottes ist das Vertrauen.
Ps 85
Der Psalmist bekannte die Güte Gottes, denn er hatte sein
Volk wieder aufgerichtet und dessen Sünden vergeben. Dann betete er, daß der
Herr doch seinen Zorn von seinem Volk abwenden möge. Das Vertrauen des
Psalmisten in den Herrn erwuchs aus Gottes Verheißung der Errettung.
A. Gebet zu Gott
( 85,2-8 )
Ps 85,2-4
Das Lied beginnt mit dem Lobpreis Gottes für die
Wiederherstellung des Volkes, denn das war der Beweis dafür, daß Gott vergeben
und alle Sünden bedeckt hatte . Er hatte von seinem Zorn und Grimm abgelassen.
Einige bibelkritische Ausleger haben angenommen, daß dieser
Psalm in der ersten Zeit nach der Rückkehr aus der babylonischen Gefangenschaft
verfaßt wurde; das läßt sich jedoch schwer beweisen und widerspricht der
Überschrift. Diese Ausleger heben allerdings hervor, daß die Vergebung der
Sünden des Volkes dem Zorn Gottes ein Ende setzte und die Rückkehr seines Volkes
zur Folge hatte.
Ps 85,5-8
Der Psalmist betete, daß der Herr noch einmal seinen Zorn
abwenden und sie erretten möge. Er wollte, daß der Herr seinen Unwillen
hinwegtun und nicht weiterhin zornig sein sollte. Offensichtlich regte die
Wiederherstellung des Volkes in der Vergangenheit, auf die die Verse 2-4 Bezug
nehmen, den Psalmisten zum Gebet um eine erneute Wiederbelebung an. Wenn das
Volk wiederbelebt wurde, dann konnte es wieder jubeln und sich seiner Treue (
HeseD ) erfreuen.
B. Die Verheißung Gottes
( 85,9-10 )
Ps 85,9-10
Der Psalmist wollte auf ein Wort des Herrn hören, der
seinen Heiligen den Frieden ( SAlNm ; "Wohlergehen"; vgl. V. 11 ; Esr 10,3 )
verheißt. Er gewährt Rettung, damit seine Herrlichkeit im Land offenbar werde.
"Herrlichkeit" bedeutet die Offenbarung seiner Gegenwart (vgl. Jes 60,1-2; Sach
2,5 ).
Was hier über die Offenbarung Gottes bei Israel gesagt
wird, erfüllte sich schließlich in Jesus Christus. Johannes hat wohl an die
Verheißung des Friedens und der Errettung durch die Herrlichkeit des Einen
gedacht, der unter den Menschen wohnte, als er Joh 1,14 niederschrieb.
C. Der Glaube des Psalmisten
( 85,11-14 )
Ps 85,11-14
Der Schreiber vertraute voll und ganz darauf, daß der Herr
mit seiner Liebe ( HeseD ), seiner Treue und seiner Gerechtigkeit Frieden (das
Wohlergehen; vgl. V. 9 ), Gerechtigkeit und Wohlleben (vgl. Ps 84,12 ) schaffen
werde.
Ps 86
Weil Gott gütig ist und gerne vergibt und weil er in
unvergleichlicher Weise dazu in der Lage ist, große Dinge zu vollbringen, bat
ihn der Psalmist, seine Stärke trotz der Stolzen und ihres Widerstandes zu
demonstrieren.
Der Psalm stammt von David. Vieles findet sich hier aus
anderen Psalmen wieder. Dennoch ist der Psalm hinsichtlich seines Schwerpunktes
im Buch der Psalmen einzigartig.
A. Gebet um Bewahrung
( 86,1-5 )
Ps 86,1-5
David bat in seinem Gebet ernstlich darum, daß Gott doch
erhören, antworten, bewahren, retten, gnädig sein und ihn erfreuen möge, denn er
war arm und elend (vgl. den Kommentar zu Ps 37,14 ). In der Hauptsache bat David
hier darum, daß Gott ihn durch seine Gnade bewahren möge (vgl. Ps 25,20 ). David
nannte sich einen Knecht , der auf den Herrn vertraut und der seine Seele zu
Gott erhebt (vgl. Ps 25,1 ).
Davids Gebet stützte sich darauf, daß Gott freundlich und
bereit ist, zu vergeben, und überreichlich liebt (vgl. Ps 86,15; 2Mo 34,6 ).
B. Lobpreis der Macht Gottes
( 86,6-13 )
Ps 86,6-10
David wiederholte seinen Anruf an den Herrn, daß er ihn
doch erhören möge. Sein Vertrauen darauf, daß Gott ihm in seiner Not anworten
werde, wurde von seinem Wissen bestärkt, daß der Herr mit niemand zu vergleichen
ist ( niemand ist dir gleich ; vgl. 2Mo 15,11 ) und daß der Herr das tun kann,
worum ihn David gebeten hatte ( nichts kann mit deinen Taten verglichen werden
). Menschen aus allen Völkern werden ihm dienen, und er allein ist der große
Gott. Der Gedanke der unvergleichlichen Größe Gottes findet auch im
siebenmaligen Gebrauch des Wortes Herr ( ?XDOnay ) durch den Psalmisten
Ausdruck, wodurch Gottes Herrschaft und Souveränität betont wird ( Ps
86,3-5.8-9.12.15 ).
Ps 86,11-13
Der Psalmist betete um Unterweisung, so daß er Gott in
seiner Güte noch treuer sein konnte. Er wollte gerne den Weg Gottes erkennen, so
daß er sich mit ungeteilter Treue Gott hingeben konnte. Zusätzlich gelobte er,
Gottes Größe von ganzem Herzen (vgl. Herz , V. 11 ) zu preisen. David wurde
durch Gottes Liebe vom Tod errettet.
C. Bitte um Stärke
( 86,14-17 )
Ps 86,14-17
Weil sich die Stolzen gegen David erhoben hatten, bat er
Gott um Stärke. Seine Feinde waren ruhelos und hatten den Herrn nicht vor Augen
. Aber im Gegensatz dazu ist der Herr mitleidig (vgl. Ps 111,4 ), gnädig,
langsam zum Zorn, barmherzig und treu (vgl. 2Mo 34,6; Neh 9,17; Ps 103,8;145,8;
Joe 2,13; Jon 4,2 ). Davids Gebet um "Stärke" im Angesicht seines Verderbens
hatte in Gottes Größe seine Grundlage. David hatte auch um ein Zeichen der Güte
Gottes gebeten, d. h. um seine Errettung, so daß andere sehen und erkennen
konnten, daß Gott gehandelt hatte.
Ps 87
Der Psalm entwickelt den Gedanken in Ps 86,9 weiter, daß
nämlich die Völker eines Tages den Herrn anbeten werden. Ps 87 ist ein Lied über
die herrlichen Dinge, die über Zion, die Stadt Gottes, gesagt werden. Nachdem
der Psalmist Zion als Gottes herrliche Stadt dargestellt hat, beschreibt er, wie
sich die Völker wie Kinder in ihr sammeln und welche Freude die erleben, die
dort wohnen.
A. Die herrliche Stadt Gottes
( 87,1-3 )
Ps 87,1-3
Der erste Vers ist praktisch eine einzeilige
Zusammenfassung des Hauptgedankens dieses Psalmes: Gott hat seine Grundfeste auf
dem heiligen Berg errichtet (vgl. Ps 43,3;48,2;99,9 ), d. h., er hat Zion als
seine Wohnung vor allen anderen erwählt.
Über die Tatsache hinaus, daß Zion vom Herrn geliebt wird,
wurden über die Stadt wunderbare Dinge erzählt. Einige dieser Dinge werden im
folgenden erwähnt (vgl. Jes 11,10 ).
B. In Zion werden die Völker versammelt
( 87,4-6 )
Ps 87,4
Der Psalmist zählte einige Völker auf, die in Zion
versammelt werden. Sie werden sein wie Kinder, die dort geboren wurden (V. 4-6
). Gott möchte die Völker mit sich versöhnen. Diese Feststellung läßt
vorausahnen, daß fünf Nationen - Rahab, Babylon, Philistäa, Phönizien (mit Tyrus
als Stellvertreter) und Kusch (heute das südliche Ägypten, der Sudan und das
nördliche Äthiopien) - unter den Völkern sein werden, die ihn kennen werden.
"Rahab", der Stellvertreter für Ägypten ( Jes 30,7 ), war möglicherweise der
Name für eine mächtige, teuflische Macht, die hinter dem Volk stand, wie man
meinte.
Ps 87,5-6
Zion wird an diesem Tag durch die Aufnahme der neuen
Bewohner reich werden. Alle Völker werden an jenem Tag nach Zion als ihrer
"Mutterstadt" blicken. Wenn Gott ihre Namen in ein Verzeichnis einträgt, so
bedeutet das, daß er ihnen einen Platz in Zion zusichert.
C. Die Freude in Zion
( 87,7 )
Ps 87,7
Dieser Vers beschreibt in aller Kürze den Jubel, den die
übrigen gläubigen Völker nach Zion bringen werden. Die zweite Zeile des Verses
beschreibt den Lobpreis mit der Musik: Alle meine Quellen sind in dir . Der
Begriff "Quellen" bedeutet, daß Zion die Quelle allen Segens und aller Freude
sein wird, denn der Herr ist dort gegenwärtig.
Ps 88
Ps 88 ,von Heman, dem Esrachiter (einem Weisen, 1Kö 4,31 ),
verfaßt ( 1Chr 15,19;16,41-42;25,1.6 ), ist als einer der traurigsten Psalmen im
Buch der Psalmen bezeichnet worden. Er faßt das ernste Gebet eines Menschen in
Worte, der fortwährend zu leiden hatte. Der Psalmist beklagte die schreckliche,
harte Bedrückung, die ihn an den Rand des Todes gebracht hatte. Dennoch hatte er
Tag und Nacht standhaft den Herrn angerufen und begründete seine Bitte mit der
Aussage, daß er dem Herrn im Grab keinen Nutzen mehr bringen werde.
A. Die harte Bedrückung des Psalmisten
( 88,2-10 a)
Ps 88,2-3
Diese Verse bilden die Einleitung: Der Psalmist betete
(vgl. V. 14 ) beständig (bei Tag und bei Nacht ) zu Gott um seine Errettung.
Ps 88,4-10 a
Heman schilderte seinen Kummer und verglich zuerst seine
Person mit denen, die in der Grube liegen. Er war dem Tode nahe (V. 4 ), er
wurde schon als tot betrachtet (V. 5 , Grube ist ein Synonym für Grab; vgl. V. 7
; Ps 28,1;30,4.10;69,16;143,7 ). Er war ohne die Fürsorge Gottes wie tot ( Ps
88,6 ).
Dann wandte sich Heman unmittelbar an Gott und legte dar,
daß Gott ihm das Elend selbst bereitet hatte. Gott hatte ihn in die tiefste
Grube gelegt (vgl. V. 5 ), Gottes Zorn hatte ihn wie mit Wellen überwältigt, und
Gott hatte ihn von seinen Freunden durch seinen Gram getrennt.
B. Hemans ernsthaftes Gebet
( 88,10 b. 11-13 )
Ps 88,10-13 (Ps 88,10b-13)
Der Psalmist wollte weiterhin ernsthaft zum Herrn beten. Er
erläuterte, daß ein Toter das Werk und die Eigenschaften Gottes in der Grube
nicht mehr preisen kann. (Er schrieb das aus menschlicher Sicht, aber diese
Aussage widerspricht auch anderen Versen nicht, die von einem bewußten Dasein
nach dem Tod sprechen.) Der Psalmist wünschte, daß der Herr ihn erretten möge,
so daß er seine Herrlichkeit verkünden konnte. Der wahrhaft Gläubige möchte den
Herrn preisen, und für Heman schien der Tod das Ende des Lobpreises zu sein.
C. Hemans unerschütterlicher Glaube
( 88,14-19 )
Ps 88,14-19
Zum dritten Male beteuerte der Psalmist seinen Glauben,
denn er rief Gott um Hilfe an (V. 14 ; vgl. V. 2-3 ). Als er nun die Frage
gestellt hatte, warum der Herr ihn verworfen hatte (V. 15 ), legte er noch
einmal dar, daß er harte Bedrückung erfuhr (V. 16-19 ). In mancherlei Hinsicht
erfuhr Heman Ähnliches wie Hiob, denn er litt unter dem Zorn Gottes, der ihn von
seinen Freunden und Nächsten trennte. Das brachte ihn beinahe zur Verzweiflung (
Finsternis ). Dennoch hielt er am Gebet fest, weil er wußte, daß Gott die
einzige Quelle der Hoffnung war.
Ps 89
Dieser Königspsalm ist ein Gebet, daß Gott den Davidsbund (
2Sam 7,5-16 ) erfüllen möge. Der Psalm wurde, wie die Überschrift belegt, von
"Etan" (ein Levit, 1Chr 15,17-18; ein Weiser, 1Kö 4,31 ) verfaßt. Der genaue
Umstand seiner Abfassung ist uns jedoch nicht bekannt. Man hat dafür mehrere
militärische Niederlagen, wie z. B. den Einfall Schischaks aus Ägypten in Juda (
1Kö 14,25 ) oder das Babylonische Exil, angenommen.
Der Psalmist, der voller Bestürzung erlebte, wie der
gesalbte Davidskönig bedrückt und besiegt wurde, flehte den Herrn an, seines
Eides zu gedenken und der mißlichen Situation ein Ende zu setzen. Etan wollte
den Herrn herausfordern, sein Gebet zu erhören, und er zählte noch einmal die
Bundesverheißungen und die Eigenschaften Gottes auf, auf welche sie sich
stützten. Der Psalm beschreibt also die uralte Spannung zwischen den
Verheißungen eines Gottes voller Liebe und Treue und den tatsächlich erlebten
Nöten.
Mehrere Schlüsselwörter, die immer wieder gebraucht werden,
zeigen, worauf der Schwerpunkt des Psalmes liegt: "Gnade" ( HeseD , V.
2-3.15.25.29.34.50 ), "Thron" (Davids; V. 5.15.30.37.45 ), "mein Knecht David"
(V. 4.21 ; vgl. V. 51 ), "gesalbt" (V. 21.39.52 ) und "Bund" (V. 4.29.35.40 ).
Dieser Psalm bestätigt aufgrund seiner vielfachen
Bezugnahme auf den Davidsbund (V. 4-5.28-30.36-38.50 ), daß der Messias, ein
Nachfahre Davids, auf Davids Thron sitzen und über Israel regieren wird. Das
mag, wörtlich genommen, die Ansicht bestätigen, daß Christus nicht schon jetzt
auf dem Thron Davids sitzt, sondern auf diesem Thron auf der Erde regieren wird
(vgl. den Kommentar zu 2Sam 7,5-16 ).
A. Die Treue Gottes
( 89,2-5 )
Ps 89,2-5
Der Psalmist gelobte, den Herrn für seine Liebe und Treue
zu preisen (das wird in V. 2-3 wiederholt; vgl. V. 50 ; Ps 92,3 ). Etan glaubte
von ganzem Herzen, daß Gott treu war, und rief den Herrn deshalb in dieser
schwierigen Situation um Hilfe an. Gott hatte David die Bundesverheißung gegeben
(vgl. 2Sam 7,5-16 ). Sollte dieser Gott der Treue dann nicht auch seine
Verheißungen einlösen?
B. Das Wesen des Bundesgottes
( 89,6-19 )
Ps 89,6-15
Der Psalmist lobte den Herrn für sein unvergleichliches
Wesen (V. 6-9 ) und für seine herrlichen Taten (V. 10-15 ). Gott, so sagte Etan,
ist treu (V. 6.9 ), unvergleichlich (V. 7 ), sehr zu fürchten und mächtig. (Zu
der Frage: Wer ist dem Herrn gleich? vgl. Ps 35,10;71,19;77,14;89,7;113,5; 2Mo
15,11; Mi 7,18 .) Wenn er große Werke tut, so herrscht er auch über das Meer und
wirft mit seiner Macht (mit seinem starken Arm ) Rahab nieder (vgl. den
Kommentar zu Ps 87,4 ). Er schuf die Himmel und die Erde und wirkt mit Kraft
(sein Arm , seine Hand und seine rechte Hand ; vgl. "rechte Hand" in Ps
17,7;18,36;20,7;45,5;60,7;63,9;108,7 ) und Gerechtigkeit. Sogar die Berge (auch
Tabor und das Hermongebirge ) jauchzen über die schöpferische Macht des Herrn.
Ps 89,16-19
Im Hinblick auf die Eigenschaften Gottes (V. 6-9 ) sprach
der Psalmist von den Segnungen derjenigen, die auf diesen wunderbaren Gott
vertrauen und mit ihm Gemeinschaft haben. Sie erfahren, wie gut seine
Gerechtigkeit, Stärke und sein Schutz ( Bewahrung ) sind. Wer wie das Horn (vgl.
V. 25 ) eines Tieres erhöht wird, der wird mit Kraft gesegnet (vgl. Ps
92,11;112,9 ).
C. Die Bundesverheißungen
( 89,20-38 )
Ps 89,20-21
Der Psalmist erinnerte den Herrn daran, daß er David, einen
jungen Krieger, zu seinem gesalbten Knecht erwählt hatte.
Ps 89,22-26
Dann erinnerte der Psalmist Gott daran, daß er verheißen
hatte, den König zu stärken und ihn vor allen seinen Feinden durch seine Stärke
(durch seine Hand und seinen Arm ; vgl. V. 14 ) zu bewahren, ihn zu lieben und
ihm Macht über das Mittelmeer und die Ströme zu verleihen.
Ps 89,27-30
Dann sprach der Psalmist von der besonderen Beziehung, die
der Davidskönig zu Gott hatte. Sie war wie eine Beziehung zwischen Vater und
Sohn (vgl. 2Sam 7,14 ). Darüber hinaus hatte Gott in seinem unerschütterlichen
Bund verheißen, daß die Linie (Dynastie) Davids und sein Thron auf ewig
fortbestehen sollten (vgl. Ps 89,36-38; 2Sam 7,12-13.16 ).
Ps 89,31-38
Der Herr hatte geschworen, seinen Bund nicht zu brechen,
auch wenn das Volk nicht gehorchte. Wenn sie ungehorsam waren, brachte Gott die
Rute über sie (d. h., daß Gott sie bestrafte), aber er wollte seine Liebe und
Treue nicht von ihnen wenden und seinen Bund fortbestehen lassen. Seine
Verheißungen, unter die auch die Verheißungen des Davidsbundes (vgl. V. 28-30 )
fielen, haben ewigen Bestand.
D. Gebet zum Herrn, seines Eides zu gedenken
( 89,39-53 )
Ps 89,39-46
Der Psalmist beklagte nun, daß der König bedrückt und
besiegt worden war, anstatt daß er Gottes Bundesverheißungen in seinem Leben
erfahren hatte. Etan glaubte, daß Gott seinen Knecht verworfen (V. 39-40 ), die
Mauern seines Weinberges (vgl. den Kommentar zu Ps 80,13 ) und seiner Festungen
( Ps 89,41 ) niedergerissen, ihn im Kampf geschwächt (V. 42 ), seine Feinde (V.
43-44 ) gestärkt ( ihre rechte Hand erhöht ) und seinen Thron in Schmach zu
Boden geworfen hatte (V. 45-46 ).
Ps 89,47-53
Der Psalmist bat den Herrn (zu der Frage: Wie lange? vgl.
den Kommentar zu Ps 6,4 ), seines Eides zu gedenken und ihm zu Hilfe zu kommen,
denn sein Leben war rasch dahin. Er war dem Tode nahe und mußte die Schmach
seiner Feinde ertragen. Deshalb war die einzige Hoffnung des Psalmisten in
dieser elenden Situation das Gebet, daß Gott in seiner Liebe und Treue (vgl. Ps
89,2-3 ) sein Wort einlösen möge.
Mit dem Lobgesang in Vers 53 schließt das Buch III ( Ps
73-89 ) des Psalters.
IV. Buch IV
( Ps 90-106 )
Diese 17 Psalmen tragen mit Ausnahme von drei Psalmen
keinen Verfassernamen. Ps 90 stammt von Mose, Ps 101 und 103 von David.
Ps 90
Der Psalmist stellte die Ewigkeit Gottes der
Vergänglichkeit des Menschen gegenüber und bekannte, daß die Tage des Menschen
durch Gottes Zorn schnell dahingehen. Er betete, daß Gott in seiner
Barmherzigkeit seinem Volk bei dessen Werken Erfolg und Freude in seinen Sorgen
schenken möge.
Der Psalm ist laut seiner Überschrift "ein Gebet des Mose,
des Mannes Gottes" (vgl. 5Mo 33,1 ). Der unmittelbare Anlaß für die Abfassung
ist uns nicht bekannt. Man könnte jedoch die Zeit der Wüstenwanderung, wobei
eine ganze Generation der Israeliten in der Wüste umkam, als Hintergrund für
diesen Psalm annehmen. Mit Mose als Autor ist Ps 90 der älteste Psalm überhaupt.
A. Die Vergänglichkeit des Menschen
( 90,1-12 )
Dieser Abschnitt des Psalms bietet eine Gegenüberstellung
von Gott und Mensch und gibt die Antwort, die aus dieser Gegenüberstellung
folgt.
Ps 90,1-6
Diese Verse sprechen von der Verschiedenheit zwischen dem
ewigen Gott und dem begrenzten Menschen. Demütig erkannte der Psalmist an, daß
Gott die ewige Wohnung des Heiligen ist (d. h. ihr Schutz), denn er besteht von
Ewigkeit zu Ewigkeit (V. 1-2 ). In allen Generationen haben die Menschen zu ihm
Zuflucht genommen. (Das hebr. Wort für Welt , TEBEl , V. 2 , ein poetisches
Synonym für Erde, steht für den Teil der Erde, der etwas hervorbringt. Dieses
Wort wird im Buch der Psalmen sehr häufig gebraucht.) Aber der Herr, der
zeitlich nicht begrenzt ist (V. 3-4 ), löscht die Sterblichen ( Menschen ist die
Übersetzung von ?MnNS , "schwacher Mensch") aus. Das Wort für Dampf ( dakkA? ,
von dAkA? , "vernichten") wird im AT nur an dieser Stelle gebraucht und
bedeutet, daß etwas wie ein Dampf zerstäubt wird.
Eine Nachtwache (vgl. Ps 63,7 ) dauerte etwa vier Stunden (
Ri 7,19 bezieht sich auf die mittlere Nachtwache, wenn man von drei Wachperioden
ausgeht). So ein Teil der Nacht ist kurz, wenn man schläft.
Der Mensch ist wie das Gras, das in der Hitze des Tages
verdorrt (vgl. Ps 37,2;102,5.12;103,15-16; Jes 40,6-8 ) - Gott läßt sie zum Tod
dahinfahren ( Ps 90,5-6 ). Das Leben des Menschen ist im Vergleich zum ewigen
Gott vergänglich und kurz.
Ps 90,7-12
Das Leben des Menschen ist aufgrund des Zornes Gottes gegen
die Sünde vergänglich. Der Psalmist sagte, daß der Mensch durch den Zorn Gottes
vergeht, denn er sieht die Sünden der Menschen; auch die sogenannten verborgenen
Sünden liegen vor ihm offen. Weil der Mensch ein Sünder ist, verbringt er sein
Leben unter dem Zorn Gottes, und sein Leben ist stark beschränkt - auf 70 Jahre
(manche Menschen leben ein paar Jahre länger) - und das Leben fliegt eilig dem
Tode entgegen wie ein Vogel (vgl. Hi 20,8 ). Keiner kann den mächtigen Zorn
Gottes ergründen ( Ps 90,11 ).
Weil das Leben so kurz ist und weil wir es in Sünde im
Angesicht des Zornes Gottes verbringen, erbat sich der Psalmist, der
Stellvertreter des Volkes Gottes, Weisheit von Gott, auf daß die Menschen ihre
Tage zählten (vgl. Ps 39,5 ), d. h. die Menschen einsehen, wie wenige Tage sie
nur zu leben haben (vgl. Ps 39,6-7 ). (Der Ausdruck unsere Tage taucht in Ps
90,9-10.12.14 und der Begriff "Tage" in V. 15 auf.)
B. Gottes Erbarmen
( 90,13-17 )
Ps 90,13-15
Der Psalmist bat den Herrn, sich über seine Knechte zu
erbarmen (vgl. V. 16 ). Das war ihre einzige Hoffnung.
Der Herr sollte durch sein Erbarmen über sein Volk ihre
Sorge in Freude wenden (vgl. V. 10 ). Wenn Gott dem Volk seine treue Liebe (
HeseD ) schenkte, konnte es alle Tage jubeln. Der Psalmist bat Gott, das Volk so
lange jubeln zu lassen, wie er es dem Elend ausgeliefert hatte. Vers 14-15
scheinen nahezulegen, daß das Volk eine besonders schlimme Zeit der Züchtigung
um seiner Sünde willen durchmachte, eine "Nacht" voller Bedrängnis. Der Morgen
deutet eine neue Zeit der Freude für Gottes Volk an.
Ps 90,16-17
Der Psalmist bat fernerhin darum, daß Gott doch seine
Herrlichkeit (vgl. den Kommentar zu Ps 29,2 ) und seine Gnade seinen Knechten
(vgl. Ps 90,13 ) zeigen und sie nicht in seinem Zorn verzehren möge. Dann hätten
sie Erfolg in ihrem Tun, auch wenn ihr Leben nur kurz wäre.
Wenn Gott einen Menschen um seiner Sünde willen verwirft,
dann empfindet dieser ganz deutlich seine Schwachheit und Vergänglichkeit. Aber
wenn er die Gnade Gottes erlebt, dann erfährt der Mensch echte Wertschätzung; er
hat Anteil am Wirken des ewigen Gottes. Wer die Züchtigung Gottes erlebt, der
ist sich ganz und gar bewußt, daß er ein sterblicher Mensch ist; wer an der
Liebe und dem Erbarmen Gottes festhält, der weiß, daß er mit Herrlichkeit und
Ehre gekrönt wird (vgl. Ps 8,6-9 ).
Ps 91
Weil der Psalmist um die Sicherheit wußte, die aus dem
Vertrauen auf Gott, den Allerhöchsten, resultierte, sprach er sich selbst den
Mut zu, daß er aus den verschiedenen beängstigenden Angriffen der Gottlosen
heraus Rettung erfahren werde. Er wußte, daß der Herr seinen Engeln befohlen
hatte, über ihm zu wachen und ihn zu beschützen.
Dieser Psalm ist ein wundervolles Zeugnis von der
Sicherheit, die ein Mensch in seinem Leben erfahren kann. Mehrere Begriffe
stellen zwischen Ps 90-92 eine Verbindung her, was sie als Einheit erscheinen
läßt. "Wohnung" taucht in Ps 90,1 und Ps 91,9 auf; "Gras" in Ps 90,5 und Ps
92,8; "aufsprossen" in Ps 90,6 und Ps 92,8; "erfreue" in Ps 90,15 und Ps 92,5;
"dein Tun" in Ps 90,16 und Ps 92,5 und "Allerhöchster" in Ps 91,1.9 und Ps 92,2
.Auch das Gericht der Gottlosen wird in Ps 91,8 und Ps 92,12 erwähnt.
A. Sicherheit im Herrn
( 91,1-2 )
Ps 91,1-2
Der Psalmist verlieh seinem großen Vertrauen Ausdruck, daß
der, der auf den Allerhöchsten vertraut, Sicherheit und Schutz findet. Die
Bezeichnungen für Gott in Vers 1 ( Allerhöchster und Allmächtiger ) sind
beachtenswert, denn sie machen auf seine Macht als dem souveränen Herrscher der
Welt aufmerksam. (Zu der Bedeutung des "Allmächtigen", Sadday , vgl. den
Kommentar zu 1Mo 17,1 .)
Die Bilder von Schutz und Schatten sprechen beredt vom
Schutz Gottes. "Schutz" ( sETer ) ist ein Bergungsort ("Zuflucht"; der Ausdruck
wird auch in Ps 27,5;32,7;119,114 benutzt). Der Schatten ist möglicherweise der
Schatten eines Vogelflügels (vgl. Ps 91,4 ) und ist ebenso ein Zeugnis von
Schutz, Sicherheit und Geborgenheit. Gott ist die Zuflucht ( maHseh , "Schutz
vor Gefahr"; vgl. V. 9 und den Kommentar zu Ps 14,6 ) und die Festung ( m+QUDCh
, "Sicherheit"; der Begriff wird auch in Ps 18,4;31,4;71,3;144,2 gebraucht) für
den Gläubigen. Ps 91,1-2 drückt wunderbar aus, daß der Herr wirkliche Sicherheit
gibt.
B. Errettung durch Engel
( 91,3-13 )
Der Psalmist sprach sich selbst Ermutigung zu und erörterte
weiter den Schutz des Herrn vor der Gefahr.
Ps 91,3-8
Der Psalmist zählte auf, wie Gott einen Gläubigen vor den
verschiedenen furchteinflößenden Angriffen errettet: (1) Gott errettet aus der
Schlinge des Vogelstellers (V. 3 a; vgl. Ps 124,7 ), ein Bild für die
heimtückischen Angriffe auf sein Leben. (2) Gott errettet aus der todbringenden
Pest ( Ps 91,3 b). (3) Gott bedeckt ihn mit seinen Flügeln (V. 4 a), ein Bild
für Geborgenheit und Trost (vgl. Ps 17,8;36,8;57,2;61,5;63,8 ). (4) Gott bewahrt
durch seine Treue ( Ps 91,4 b), die hier mit dem Bild von Schild und Brustwehr
dargestellt wird.
Weil Gott so treu hilft, wird der, der auf den Herrn
vertraut, nicht den Schrecken in der Nacht fürchten, nicht den Angriff am Tage,
die Pest oder eine Plage (V. 5-6 ). Wenn auch Tausende durch ihre Niederlage
hingestreckt werden, so geht der Gläubige daraus doch hervor, und er wird die
Vernichtung der Gottlosen erleben (V. 7-8 ).
Ps 91,9-13
Der Psalmist erklärte, daß diejenigen, die den Herrn als
ihre Zuflucht ( maHseh , "Schutz vor Gefahr"; vgl. V. 2 und den Kommentar zu Ps
14,6 ) haben, kein Schaden oder Unglück ereilen kann, denn er hat seine Engel
gesandt, die Glaubenden zu beschützen. Engel bewahren vor körperlichem Leiden
und geben den Gläubigen Kraft in Zeiten der Not, ein Bild, was hier mit dem Bild
der wilden Löwen und gefährlichen Schlangen beschrieben wird. Der Satan zitierte
Ps 91,11-12 ( Mt 4,6 ), als er Christus versuchte. Selbst die wunderbarsten
Verheißungen Gottes können mißbraucht werden.
C. Gott verheißt Bewahrung
( 91,14-16 )
Ps 91,14-16
Der Psalmist schrieb, als ob Gott selbst gesprochen hätte,
um den Glauben des Psalmisten zu stärken. Im Gegenzug verhieß der Herr nun
aufgrund der Liebe des Psalmisten Rettung aus der Gefahr, Schutz vor dem
Unglück, Beistand in der Not, Ehre und Sättigung mit langem Leben. Alle in
diesem Lied erwähnten Gefahren richten nichts gegen den aus, der im Schatten des
Allmächtigen sitzt.
Ps 92
A. Es ist gut, den Höchsten zu preisen
( 92,2-8 )
Ps 92,2-4
Der Psalm beginnt mit der Feststellung, daß es gut ist, den
Höchsten zu preisen (vgl. Ps 91,1.9 ) und mit Instrumenten jeden Tag seine Liebe
und Treue zu verkünden (vgl. Ps 89,2-3 ). Mit "gut" meinte der Psalmist, daß
Gott des Lobes würdig ist, denn er hat große, löbliche Dinge getan.
Ps 92,5-8
Hier legte der Psalmist die großen Taten Gottes im
einzelnen dar. Der Schreiber sang aufgrund der großen Dinge und der tiefen
Gedanken des Herrn ein Lied. In besonderer Weise dachte er über die
Rechtfertigung des Gerechten durch Gott nach, die durch die Vernichtung der
unvernünftigen Übeltäter geschehen war, die wie Gras aufwachsen (vgl. Ps 90,5 )
und eine kurze Zeitlang blühen (vgl. Ps 49;73 ).
B. Der Herr ist auf ewig erhöht
( 92,9-16 )
Ps 92,9-10
Vers 9 stellt die Verbindung zwischen Vers 2-8. 10-16 her.
Im Gegensatz zu den Gottlosen, die eine kurze Zeit blühen (V. 8 ), regiert der
Herr absolut souverän in Ewigkeit. Deswegen werden seine Feinde umkommen.
Ps 92,11-12
In Vers 11-15 nimmt der Psalmist vorweg, was die Verse 9 -
10 für ihn persönlich bedeuten werden. Gott erhöhte sein Horn und salbte ihn.
Hier sprach der Psalmist mit solch großem Vertrauen, daß er das Werk Gottes so
beschrieb, als wenn es bereits vollendet wäre. Das Horn eines Tieres steht für
Stärke (vgl. Ps 89,18.25;112,9 ), und das "Öl" deutet auf ein Fest und die
Wiederherstellung der Kräfte hin. Weil Gott erhöht ist (vgl. Ps 92,9 ), wird er
in gleicher Weise sein Volk segnen. Darüber hinaus wird der Gerechte die völlige
Vernichtung der Gottlosen erleben (V. 12 ; vgl. V. 8 ).
Ps 92,13-16
Die Gottlosen können wohl Gedeihen haben, aber ihr
Wohlergehen währt nur kurz, so wie das Gras nur kurze Zeit blüht (V. 8 ). Auf
der anderen Seite werden die Gerechten wie Palmen und Zedern des Libanon blühen.
Diese Bäume stehen für Fruchtbarkeit und Lebenskraft (V. 15 ) unter der Hand
Gottes (vgl. Ps 1,3 ). Die so Gesegneten werden die Gerechtigkeit des Herrn,
ihres Felsens (vgl. den Kommentar zu Ps 18,3 ), verkündigen.
Ps 93
Dieser Psalm gehört zu den "Inthronisierungspsalmen" (oder
"theokratischen Psalmen", wie sie auch bisweilen genannt werden), die die
Herrschaft des Herrn auf der Erde feiern. Weitere Inthronisierungspsalmen sind
Ps 47 und Ps95-99 . Ohne Zweifel fanden sie beim Gottesdienst Israels
Verwendung, um die Souveränität Gottes zu preisen; sie sind aber darüber hinaus
prophetische Bilder der Vollendung der Zeitalter, wenn der Herr seine gerechte
tausendjährige Herrschaft auf der Erde durch den Messias aufrichten wird.
In Ps 93 frohlockte der Psalmist über die Herrschaft des
Herrn, der seinen Thron hoch über den Meeren aufgerichtet hat und in seinem
heiligen Tempel wohnt.
A. Der Herr richtet seine Herrschaft auf
( 93,1-2 )
Ps 93,1-2
Der Psalmist sah voraus, wie der Herr in seiner Majestät
auf der Erde, mit Kraft umgürtet , regierte (vgl. Ps 47,9;96,10;97,1;99,1;146,10
). Im AT gehörte die Kleidung zum Wesen einer Person; deshalb beschreibt der
Ausdruck " bekleidet" mit Majestät (vgl. Ps 104,1 ) den Herrn als majestätisch
und mächtig in seiner Herrschaft.
Durch seine Herrschaft wird auch die ganze Welt fest
gegründet (vgl. Ps 96,10 ). Das bedeutet, daß die moralischen und gesetzlichen
Lebensordnungen unter seiner Herrschaft fest stehen. Weil sein Thron von
Ewigkeit her aufgerichtet ist, ist seine Herrschaft auf der Erde gewiß.
B. Der Herr ist mächtig
( 93,3-4 )
Ps 93,3-4
Der Psalmist pries die Macht des Herrn, die größer ist als
die Meere mit ihren aufschäumenden Wellen und ihrem Brausen. Im AT verkörpert
das Meer bisweilen Feindschaft (vgl. Jes 17,12-13 ). In der heidnischen
kanaanitischen Mythologie erhielt Baal eine mächtige Stellung (und eine
verdorbene Nachkommenschaft). Er kämpfte mit Prinz Yamm, dem Meer (im Hebr.
bedeutet yAm "Meer"), und besiegte es. Aber diese beiden Verse, die sich in
polemischer Weise gegen den Baalskult wenden, machen deutlich, daß der Herr,
nicht Baal, mächtiger als das Meer ist. Das Meer gehört nicht in den Bereich der
Mythologie, sondern ist eine Naturgewalt unter der Macht Gottes (z. B. das Rote
Meer, Ps 106,9;114,3.5 ).
C. Das Haus des Herrn ist heilig
( 93,5 )
Ps 93,5
Weil das Haus des Herrn mit Heiligkeit erfüllt ist (im
Gegensatz zu dem verderblichen Ort Baals; vgl. den Kommentar zu V. 3-4 ), sind
die Gebote des Herrn gewiß. Die Heiligkeit sondert den Herrn von allen anderen
ab. Sie wird durch seine Macht verkündigt. Der Psalm hat die Macht Gottes
gepriesen, die der Beweis dafür ist, daß der Herr im Gegensatz zu den
heidnischen Göttern lebt und handelt. Weil er in Macht und Heiligkeit regiert,
muß jeder seinen Geboten Folge leisten.
Ps 94
Dieser Psalm trägt der Tatsache Rechnung, daß die Rache dem
Herrn gehört. Der Psalmist bat den Herrn, an den Stolzen Rache zu üben, die auf
unverschämte Art und Weise die Gerechten bedrücken. Der Schreiber des Psalmes
vertraute darauf, daß der Herr sein Volk nicht verlassen, sondern es erlösen
wird, denn im Herrschaftsbereich des Herrn ist für die Gottlosen kein Raum.
A. Gebet um Rache
( 94,1-7 )
Ps 94,1-3
Vers 1-7 geben ein Gebet wieder, daß Gott doch an den
frohlockenden Gottlosen Rache üben möge. In Vers 1-3 bestätigte der Psalmist,
daß die Rache dem Herrn gehört. Weil Gott der Richter über die Erde ist, muß er
auch an den Gottlosen Vergeltung üben. Auch hier fragte der Psalmist: Wie lange?
(vgl. den Kommentar zu Ps 6,4 ). Die fortwährende Freude der Gottlosen scheint
fehl am Platze zu sein, denn sie sind Feinde Gottes (vgl. Ps 73,3-12 ).
Ps 94,4-7
Um seine Bitte zu rechtfertigen, beklagte der Psalmist die
freche Bedrückung der Gerechten durch die Hochmütigen. Die Rede der Gottlosen
ist hochmütig. Sie bedrücken das Volk Gottes, sein Erbteil (vgl. 94,14V. 14 und
den Kommentar zu Ps 28,9; 5Mo 4,20 ). Die Gottlosen vernichten die Armen und
Bedrückten (diesen sollen die gläubigen Verantwortlichen beistehen; vgl. Ps
72,4.12-14 ). Die Gottlosen tun das alles, weil sie davon überzeugt sind, daß
der Herr es nicht beachtet (vgl. Ps 73,11 ).
B. Warnung vor dem Gericht
( 94,8-15 )
Ps 94,8-11
Der Psalmist rief die Gottlosen auf, ihr Tun zu überdenken.
Er verwunderte sich darüber, daß die Gottlosen keine Weisheit erlangen - Gott
kennt ihre vergeblichen Anschläge und Anstrengungen, die Gerechten zu bedrücken.
Die Logik ist hier einfach, aber eindrucksvoll: Der das Ohr des Menschen schuf,
der kann bestimmt auch hören; der das Auge gebildet hat, der kann auch sehen
usw.
Ps 94,12-15
Aus diesen Versen wird das Vertrauen des Psalmisten zum
Herrn deutlich. Wer von Gott gezüchtigt wird, der erfährt Segen, denn er wird
aus dem Gesetz unterwiesen. Auch wenn ein Gläubiger von Gottlosen Bedrückung
erfährt, kann er sich damit trösten, daß Gott derartige Bedrückungen gebrauchen
kann, um ihn zu unterweisen. Gott wird ihm aus dem Unglück Ruhe schaffen, wenn
die Gottlosen untergegangen sind. Der Psalmist war sich gewiß, daß Gott sein
Volk nicht verlassen (vgl. V. 15 und den Kommentar zu Ps 28,9; 5Mo 4,20 ),
sondern Gerechtigkeit wiederaufrichten werde.
C. Trost vom Herrn
( 94,16-23 )
Ps 94,16-19
Der einzige Trost des Psalmisten war der Herr. Als er
gefragt hatte, wer für ihn gegen die Sünder aufstünde, erkannte er, daß sein
Schutz vom Herrn kam. Als er schon fast völlig verzweifelt war ( als sein Fuß
ausglitt ; vgl. Ps 73,2 ), machte die Gnade Gottes sein verängstigtes Herz ruhig
und gab ihm Freude.
Ps 94,20-23
Daraufhin sah der Psalmist Gottes Vergeltung an den
Gottlosen voraus. Der Thron der Bösen (wörtl.: "Thron der Bosheit") nimmt Bezug
auf schändliche Herrscher, deren Gesetzgebung auf die Vernichtung der Gerechten
hinzielt. Sie haben keinen Teil an Gott. Deshalb setzte der Psalmist sein
Vertrauen auf den Herrn, seine Feste ( miRgoB ; vgl. den Kommentar zu Ps
9,10;46,8 ), seinen Fels und seine Zuflucht (vgl. den Kommentar zu Ps 18,1 ),
denn er wußte, daß der Herr ihnen ihre Sünden vergelten und sie vertilgen würde.
Ps 95
Dieser "Inthronisierungspsalm" mahnt das Volk zur
Anerkennung des Herrn als mächtigen König über alle Götter. (Weitere
Inthronisierungspsalmen sind Ps 47; 93 und Ps 96-99 .) Aber der Psalmist warnte
die Versammlung, nachdem er sie dazu ermahnt hatte, ihren Schöpfer zu verehren,
vor dem Unglauben, wie er in den Tagen der Wüstenwanderung unter dem Volk
geherrscht hatte, als es die Ruhe Gottes nicht erlebte.
A. Lobpreis der Souveränität Gottes
( 95,1-7 a)
Dieser erste Abschnitt des Psalmes ist ein typisches Lied
des Lobpreises.
Ps 95,1-2
Der Psalmist rief die Versammlung auf, dem Herrn Loblieder
zu singen (vgl. den Kommentar zu Ps 5,12 ). Er wird hier der Fels unserer
Errettung genannt, ein Bild für die Bewahrung, die Gott bei der Errettung seines
Volkes schenkte. Offensichtlich hatte die Versammlung die Erfahrung einer
solchen Errettung gemacht, für die sie Dankopfer brachte.
Ps 95,3-5
Gott verdient aufgrund seiner Majestät Dank mit Frohlocken,
der in den Versen 1-2 erwähnt wird. Er ist der große König (vgl. Ps 98,6;99,4
und den Kommentar zu Ps 5,3 ) über alle Götter . Die Erwähnung dieser Götter
(Götzenbilder) bedeutet nicht die Anerkennung ihrer Existenz. Es ist vielmehr
das Bekenntnis der Souveränität Gottes und seiner Erhabenheit über jede
tatsächliche oder nur scheinbar existente Macht. Die ganze Schöpfung - auch die
Dinge, die die Heiden als Götter verehrten - hatte der Herr geschaffen, und
deshalb hat er die Macht über alles.
Ps 95,6-7 a
In diesen Versen, die die Verse des Lobpreises dieses
Psalmes beschließen, ermahnte der Psalmist die Versammlung, den Herrn anzubeten,
denn er ist ihr Gott, und sie sind seine Schafe (vgl. Ps 74,1;79,13;100,3 ). Die
Bezeichung der HERR, der uns gemacht hat bezieht sich vielleicht auf die
Gründung der Nation (vgl. 5Mo 32,6 ). Der Begriff Herde deutet noch einmal
darauf hin, daß der Herr, der Hirte Israels, sein Volk führt und versorgt.
B. Warnung vor Unglauben
( 95,7 b. 8-11 )
Ps 95,7-11 (Ps 95,7b-11)
In diesem Abschnitt warnte der Psalmist das Volk davor,
noch einmal in die Torheit des Unglaubens zu verfallen, die seinen Vorfahren die
verheißene Ruhe im Land gekostet hatte. Diese Warnung wurde durch die Erwähnung
der Fürsorge des Herrn für sein Volk ausgesprochen (V. 7 a); in der Geschichte
des Volkes war diese Fürsorge zu oft durch Ungehorsam ins Gegenteil verkehrt
worden. Das Ereignis, auf das der Schreiber hier Bezug nimmt, ist das Murren des
Volkes bei Refidim ( 2Mo 17; 4Mo 20,1-13 ). Der Name des Ortes spiegelt das
Ereignis wider. Meriba (vgl. Ps 81,8;106,32 ) bedeutet "Hader" und Massa
"Versuchung", denn das Volk haderte mit dem Herrn und versuchte ihn. Deshalb
hatte Gott geschworen, daß es nicht in das Land hineinkommen, sondern die
meisten in der Wüste sterben sollten. Die jüngere Generation kam dann in das
verheißene Land.
Der Psalmist ermahnte seine Zuhörerschaft und begann dabei
mit dem Wort heute , um auf die Dringlichkeit der Entscheidung hinzuweisen. Sie
sollten nicht der Stimme Gottes widerstehen, die sie zum Vertrauen und zum
Gehorsam rief. In der Bibel steht das Wort Herz häufig für den Willen eines
Menschen. Sein Herz verhärten bedeutete, den Gehorsam zu verweigern. Wenn die,
die den Psalm hörten, durch ihren Unglauben ebenfalls ungehorsam waren, dann
brachte Gott auch sie nicht zu der Ruhe in dem Land.
Dieser Abschnitt wird in Hebr 3,7-11 als Warnung für
Christen zitiert, die durch ihren Unglauben ( Hebr 3,12 ) in Gefahr stehen,
nicht in die verheißene Ruhe einzugehen (vgl. den Kommentar zu Hebr 3,7-12 ). Im
umfassenden Sinn steht diese Ruhe für das kommende Königreich des Herrn auf der
Erde, wenn die Gläubigen geistlich und irdisch ihre Ruhe im Herrn finden werden.
Die Gläubigen kommen selbstverständlich in diese Ruhe hinein, wenn sie von ihren
Werken lassen und auf ihn vertrauen.
Die Warnung in Ps 95 gibt einen Ausblick auf diese
zukünftigen Ereignisse, weil er Teil eines Liedes ist, das das Königtum des
Herrn feiert (V. 3 ), ein Königtum, in dem nur Menschen dienen können, die den
Herrn in Wahrhaftigkeit anbeten.
Ps 96
In diesem Psalm über die Herrschaft des Herrn rief der
Psalmist die Menschen an allen Orten und die Elemente der Natur zum Lobpreis
Gottes auf, denn er ist größer als die Götter der Heiden, und er wird in
Gerechtigkeit und Wahrheit regieren.
A. Die Erde soll seine Majestät preisen
( 96,1-6 )
Ps 96,1-3
Der Psalmist lud die ganze Erde ein (d. h. die Menschen
überall auf der Welt; vgl. Ps 97,1;98,4;100;1 ), den Herrn zu preisen. Sie
sollten ihm (vgl. Ps 33,3;40,4;98,1;144,9;149,1 ) ein neues Lied singen (vgl.
den Kommentar zu Ps 5,12 ). Das Singen eines neuen Liedes weist auf neue
Gnadentaten hin, die Gott einem Menschen erwiesen hat. Das Volk sollte sein Heil
und seine Taten auf der ganzen Welt verkünden, denn das bedeutete Herrlichkeit
(vgl. "Herrlichkeit" in Ps 96,6-8 ) für ihn.
Ps 96,4-6
Der Herr ist des Lobpreises würdig, der in Vers 1-3
gefordert wird, denn er ist größer als alle Götter (vgl. den Kommentar zu Ps
95,3; vgl. auch Ps 97,9 ). Diese Götter, die unter den Völkern verehrt werden,
sind bloße Götzen. Er ist der eine Gott, der alles geschaffen hat, und steht
deshalb über allem. Darüber hinaus ist sein Tempel (das Heiligtum ) von Pracht
(vgl. Ps 96,9 und den Kommentar zu Ps 29,2; auch als Majestät und Herrlichkeit
bezeichnet) und von Kraft (vgl. Ps 96,7 ) erfüllt. Mit anderen Worten, er ist
inmitten seines Volkes herrlich und mächtig.
B. Die Völker müssen seine Herrschaft anerkennen
( 96,7-10 )
Ps 96,7-9
Der Psalmist rief die Volksstämme der Erde dazu auf, Gott
Herrlichkeit und Macht (vgl. V. 6 ) zu geben und ihn anzubeten. Eines Tages muß
sich jedes Knie vor dem allmächtigen Herrn beugen ( Phil 2,10 ), dessen
Heiligkeit furchtbar ist.
Ps 96,10
Die Menschen überall auf der Welt sollten ihn preisen, denn
er ist König (vgl. Ps 47,9;93,1;97,1;99,1;146,10 ). Wenn der Herr zum Gericht
und zur Herrschaft über die Erde wiederkommt, wird er seine Herrschaft in
Gerechtigkeit aufrichten (vgl. Ps 97,2 ).
C. Die ganze Natur soll frohlocken
( 96,11-13 )
Ps 96,11-13
Der Psalmist rief die Natur auf zu frohlocken, denn der
Herr wird kommen, um die Erde in Gerechtigkeit (vgl. Ps 97,2;98,9 ) und Wahrheit
zu richten. Die Personifikation (des Himmels , der Erde , des Meeres , der
Felder und der Bäume ) deutet möglicherweise an, daß die ganze Schöpfung blühen
wird, wenn auf der Erde Gerechtigkeit herrscht und der Segen an die Stelle des
Fluches tritt. Dann wird die Erde nicht mehr länger seufzen und auf den Tag der
Erlösung warten, wie es jetzt noch der Fall ist ( Röm 8,20-22 ). Dann wird die
Natur singen.
Solche Psalmen müssen für die Psalmisten eine Ermutigung
gewesen sein, wie sie es für die Gläubigen aller Zeiten gewesen sind. Viele
Psalmen drücken die Sehnsucht danach aus, daß der Herr doch die Gottlosigkeit
fortschaffen und die Gerechtigkeit auf der Erde aufrichten möge. Die Klagen der
Psalmisten werden nicht mehr gehört werden, wenn der Herr in Gerechtigkeit und
Wahrheit regiert.
Ps 97
Es handelt sich bei Ps 97 um einen Lehrpsalm, der auf ein
Gesicht des Psalmisten von Gott zurückging. Der Psalmist sah das herrliche
Kommen des Herrn in all seiner Pracht voraus. Er beschrieb, wie der Herr kommt,
um zu herrschen und seine Widersacher in Gerechtigkeit zu richten, und ermahnte
die Heiligen, das Böse zu hassen und im Herrn zu frohlocken (vgl. 2Pet
3,10-11.14 ).
A. Verkündigung der Herrschaft des Herrn
( 97,1 )
Ps 97,1
Der Psalmist leitete die Beschreibung seines Gesichtes des
Herrn ein, indem er die Erde aufrief (d. h. die Menschen auf der Erde; vgl. Ps
96,1;98,4;100,1 ), über die Aufrichtung des Königtums des Herrn zu frohlocken.
Der HERR regiert ; das wird auch in Ps 47,9;93,1;96,10;99,1 und Ps 146,10
berichtet.
B. Die Erscheinung des Herrn
( 97,2-9 )
Ps 97,2-5
Der Psalmist beschrieb das wunderbare, mächtige Erscheinen
des Herrn. Israel verstand zweifellos, daß diese Verse bildhaft von der
Gegenwart der Herrlichkeit Gottes sprachen. In ihrer ganzen Bedeutung
beschreiben sie jedoch das Kommen des Herrn, um über die Erde zu regieren.
Das Kommen des Herrn wird begleitet von Wolken und tiefer
Dunkelheit, häufig ein Bild für das furchtbare Gericht Gottes (vgl. 5Mo 4,11;
5,22-23; Ps 18,10.12; Jer 13,16; Hes 30,3.18; 32,7-8; 34,12; Joe 2,2; Am
5,18-20; Zeph 1,15 ). Die Herrschaft Gottes ist auf Gerechtigkeit gegründet
(vgl. Ps 96,13 ). Gott erscheint ebenso im verzehrenden Feuer, denn er
vernichtet seine Widersacher in seinem Zorn (vgl. Ps 21,10;50,3;79,5;89,47; Hebr
12,29; Offb 20,9 ). Blitze versetzen die Welt in Schrecken. Berge schmelzen wie
Wachs (vgl. Mi 1,4 ). Die Naturelemente, die die Menschen fürchten, und die
Schöpfung, die festgegründet ist, verkünden alle das Kommen des Herrn der ganzen
Erde (vgl. Mi 4,13; Sach 4,14 ). In der Bibel begleiten derartige Phänomene
häufig das Erscheinen des Herrn.
Ps 97,6-9
Der Psalmist beschrieb die Folgen dieser Gotteserscheinung.
Die Himmel verkündigen seine Gerechtigkeit und Herrlichkeit. Mit anderen Worten,
das Erscheinen des Herrn auf der Erde, um dort Gerechtigkeit aufzurichten, wird
der Welt verkündigt.
Die Götzenanbeter unter den Heiden werden sich schämen,
denn sie werden augenblicklich erkennen, daß sie im Irrtum waren. Deshalb rief
der Psalmist sogar die Götzen auf, den Herrn anzubeten. Das Volk Gottes jubelt,
weil ihr gerechter Herr erhöht wird. Weil er Herr über die ganze Erde ist (vgl.
V. 5 ), ist er höher als alle falschen Götter (vgl. Ps 96,4-5 ), und ihm gebührt
der Lobpreis des Volkes.
C. Aufruf zur Gerechtigkeit
( 97,10-12 )
Ps 97,10
Aufgrund dieser Vorausschau ruft der Psalmist die, die den
HERRN lieben , auf, das Böse zu hassen (vgl. Spr 8,13 ), d. h. er ermahnt sie,
im Gehorsam nach seinen gerechten Geboten zu leben. Wegen ihrer Treue sollen sie
vor den Gottlosen gerettet werden.
Ps 97,11-12
Die Gerechten werden aufgefordert, den gerechten Herrn
anzuerkennen und ihn freudig zu preisen, denn er hat sie mit Freude und
geistlichem Wachstum (das Licht genannt wird; vgl. Ps 27,1; 36,10 ) gesegnet.
Ps 98
In diesem Psalm ermahnte der Schreiber die ganze Erde, dem
Herrn zu singen und ihn zu preisen, denn er regiert und hat Wunderbares
vollbracht, als er Israel durch seine Macht rettete, und er wird die Erde in
Gerechtigkeit richten.
A. Gott hat seine Errettung verkündet
( 98,1-3 )
Ps 98,1-3
Der Psalmist lud seine Leserschaft dazu ein, dem Herrn ein
neues Lied zu singen (vgl. Ps 33,3;40,4;96,1;144,9;149,1 ), denn durch seine
Kraft (seine rechte Hand und sein Arm sind Bilder für seine Macht) hat er das
Heil gebracht und seine Gerechtigkeit offenbart. Das Heil Gottes wird aufgrund
seiner Gnade ( HeseD ) und Treue (auch zu übersetzen mit "treue Liebe") möglich.
Der Herr gedachte an seinen Bund mit seinem Volk Israel und errettete es.
B. Gott wird die Welt in Gerechtigkeit richten
( 98,4-9 )
Ps 98,4-8
Der Psalmist schaute die letzte Errettung seines Volkes
voraus und rief daher die Erde auf (d. h. die Bewohner der Erde; vgl. Ps
96,1;97,1;100,1 ), vor dem Herrn zu frohlocken. Jedermann sollte laut jubeln (
Ps 98,4 a. 5-6 b) und mit den verschiedenen Musikinstrumenten vor dem Herrn, dem
König (vgl. Ps 95,3;99,4 und den Kommentar zu Ps 5,3 ), singen. Sogar die Natur
(auch das Meer , die Ströme und Berge ; vgl. Ps 96,11-13 ) wird aufgerufen, zu
jubeln und zu jauchzen.
Ps 98,9
Warum sollen die Menschen den Herrn preisen? Weil er kommt,
um die Welt in Gerechtigkeit zu richten (vgl. Ps 96,13 ). Der Psalmist sah noch
einmal voraus, wie der Herr kommt, um sein Werk zu tun. Der Herr wird Rettung (
Ps 98,3 ) und Gerechtigkeit bringen.
Ps 99
Der Psalmist ermutigte dazu, den Herrn mit Lobpreis zu
erheben. Dafür gab es zwei Gründe: Er ist heilig und erhört in seiner Gnade die
Gebete seines Volkes.
A. Der Herr ist König - der Herr ist heilig
( 99,1-5 )
Ps 99,1-3
Der Psalmist brachte dem heiligen Herrn, dem König, sein
Lob dar. Der Königspsalm beginnt wie üblich mit den Worten: Der HERR ist König
(vgl. Ps 47,9;93,1;96,10;97,1;146,10 ). Daher sollte jedermann erzittern.
Der Psalmist beschreibt, daß Gott auf dem Thron zwischen
den goldüberzogenen Cherubim (vgl. Ps 80,2 ) auf der Bundeslade wohnt (vgl. 1Kö
6,23-28 ). Er ist groß in Zion, dem Ort, an dem der Tempel stand.
Die Menschen sollten überall seinen großen Namen preisen.
Er wohnt in Zion und regiert in Gerechtigkeit, und das bezeugt seine Größe und
seine Heiligkeit, die doch die vorherrschenden Gründe zum Lobpreis sind, die in
diesem Psalm erwähnt werden.
Ps 99,4-5
Die Macht und Gerechtigkeit des Königs (vgl. Ps 95,3;98,6
und den Kommentar zu Ps 5,3 ) bezeugten seine Heiligkeit. Deshalb pries ihn der
Psalmist.
Vers 5 ist ein Refrain (vgl. V. 9 ), der jedermann
auffordert, den Herrn zu erhöhen und am Schemel seiner Füße anzubeten (d. h. vor
dem Tempel mit der darin befindlichen Bundeslade).
B. Der Herr ist König - der Herr ist barmherzig
( 99,6-9 )
Ps 99,6-9
Der Psalmist sprach von Gottes Barmherzigkeit über seinen
Vorfahren trotz der Sünden Israels. Mose, Aaron und Samuel haben gebetet und
wurden erhört. Gott sprach zu ihnen (d. h. zu Israel) aus der Wolkensäule (vgl.
2Mo 13,21 ), und sie gehorchten. Sogar nachdem Israel gesündigt hatte und
gestraft worden war, erhörte der Herr ihre Gebete und vergab ihnen. Deshalb
gebührt diesem Herrscher die Ehre, jedoch nicht nur aufgrund seiner Heiligkeit (
Ps 99,3.5 ), sondern auch aufgrund seines barmherzigen Handelns mit seinem Volk.
Gottes Erbarmen bewahrt sein Eigentum davor, von seinem gerechten Gericht
verzehrt zu werden.
Vers 9 ist ein Refrain (V. 5 hat ganz ähnliche Worte), der
das Volk Gottes dazu auffordert, den Herrn mit Lobpreis und Anbetung an seinem
heiligen Berg, Zion, zu erhöhen (vgl. Ps 43,3;48,2;87,1 ).
Ps 100
Die Überschrift des Psalms (oder Liedes) erklärt, daß
dieser Psalm beim "Dankopfer" Verwendung fand. Er wurde im Tempel bei dem
Darbringen der Dankopfer gesungen. Die Ausdrucksweise dieses Psalms lehnt sich
an die vorhergehenden Inthronisierungspsalmen an ( Ps 47;93;95-99 ), die die
Herrschaft des Herrn feiern.
Der Psalmist ermahnte die Versammlung, dem Herrn mit
Freuden zu dienen, denn er ist der Schöpfer, und mit Danksagung in seinen Tempel
zu kommen, denn er ist gut und treu.
A. Dient dem Herrn mit Freuden
( 100,1-3 )
Ps 100,1-2
Vers 1-3 sind ein Aufruf zum Lobpreis und zum freudigen
Dienst. Alle Menschen ( die ganze Erde ; vgl. Ps 96,1;97,1;98,4 ) sollen dem
Herrn zujauchzen; ihr Lobpreis soll nicht gedämpft werden. Mehr noch, sie sollen
ihm mit Freuden dienen. Mit diesem Dienst, der mit fröhlichen Liedern getan
wird, könnte die Anbetung Gottes gemeint sein.
Ps 100,3
Der Herr ist fröhlich zu preisen und anzubeten, denn er ist
allmächtig. Er ist der Schöpfer. Wer auf ihn vertraut, gehört ihm an. Sie folgen
ihm, denn sie sind die Schafe seiner Weide (vgl. Ps 74,1;79,13;95,7; vgl. auch
Ps 23,1;80,2 ).
B. Tretet in seine Vorhöfe ein mit Danken
( 100,4-5 )
Ps 100,4-5
Der zweite Teil des Psalmes ruft die Heiligen auf, in
Jerusalem (Gottes Toren) einzuziehen und zu seinem Tempel (seinen Vorhöfen) zu
kommen, um Dankopfer für seine Segnungen an ihnen darzubringen.
Das Volk sollte den Herrn für seine Güte, Liebe und Treue
preisen. Diese Gnadengaben gewährt Gott von Generation zu Generation. Deshalb
kann jede Generation, die die Güte, Liebe und Treue Gottes erfährt, in den
Lobpreis Gottes miteinstimmen.
Ps 101
König David sprach mit dem Herrn und versicherte, daß er
entschlossen war, in seinem Königreich die Ordnungen Gottes beizubehalten, indem
er das Böse wegtat, von seiner eigenen Person, seinem Hof und seiner Hauptstadt.
Wenn Gerechtigkeit herrschte, dann wohnte der Herr gerne unter dem Volk. So ist
dieser Psalm auch eine Art Satzung, durch die David unter Gott regierte.
A. Gottes Gnade und Gerechtigkeit
( 101,1 )
Ps 101,1 : Der Psalmist besang die Gnade ( HeseD ) und
Gerechtigkeit des Herrn. Sie sind Kennzeichen und Basis göttlicher Herrschaft
(vgl. Ps 89,15 ).
B. Davids Rechtschaffenheit
( 101,2 )
Ps 101,2
David hatte den Entschluß gefaßt, ein untadeliges Leben mit
untadeligem Herzen vor Gott zu führen. Diese rechtschaffene Lebensweise begann
in seinem Privatbereich in seinem eigenen Haus. Sie steht in scharfem Gegensatz
zur Korruptheit der meisten Könige des Nahen Ostens zur damaligen Zeit.
C. Davids Geradheit im Palast
( 101,3-8 )
David führte näher aus, was er unter dem Pfad der
Rechtschaffenheit verstand, den er nach seinen Worten gehen wollte (V. 2 ).
Diese Rechtschaffenheit fing bei seiner eigenen Person an und erstreckte sich
weiter auf seine Diener. Das war unabdingbar, wenn der Herr weiterhin seine
Herrschaft segnen sollte.
Ps 101,3-4
David wollte rechtschaffen bleiben und das Böse nicht
hinnehmen. Er wollte schändliche, treulose und verkehrte Menschen und ihr
Handeln nicht in seiner Nähe dulden. Der Ausdruck "schändliche Dinge" heißt
wörtlich "Dinge des Beliar". "Verkehrt" ( ZiqqES ) bedeutet "unehrlich, falsch"
(vgl. den Kommentar zu Ps 18,27 ).
Ps 101,5-6
Der König bestimmte fernerhin, daß er sich mit treuen
Dienern umgeben wollte. Er wollte die Verleumder zum Schweigen bringen (vgl. V.
8 ) und die Hochmütigen nicht dulden. Stolze Augen (vgl. Ps 18,28; Spr
6,17;30,13 ) blicken hochmütig drein. David wollte nach treuen Dienern suchen,
die, wie er selbst zu jener Zeit, ebenfalls (in Rechtschaffenheit) ein
untadeliges Leben führten (vgl. Ps 101,2 ).
Ps 101,7-8
David kündigte ferner an, daß er die Gottlosen im ganzen
Volk, nicht nur im Palast, zum Schweigen bringen wollte. Bei seiner täglichen
Rechtsprechung (vgl. Jer 21,12 ) wollte er die Übeltäter und die Gottlosen
ausrotten. Dieser Ausdruck könnte eventuell Ausschluß vom Dienst und der
Gemeinschaft bedeuten, es ist jedoch wahrscheinlicher, daß damit die Todesstrafe
gemeint ist.
Ps 102
Die Überschrift zu diesem Psalm hat keine Entsprechung im
Buch der Psalmen und deutet darauf hin, daß der Psalm dann benutzt wurde, wenn
ein Glaubender persönlich Leid erfuhr und darüber nachsann. Der Psalm weist vom
Inhalt her Ähnlichkeiten mit Ps 22; 69 und 79 auf, ferner mit mehreren Stellen
aus Jes 40-66 .
Der Psalmist hoffte, daß Gott ihm rasch antwortete und
beklagte, daß er ganz niedergedrückt war und sich in einem bejammernswerten
Zustand befand, weil sein Feind ihn mit Schande bedeckte. Er fand jedoch Trost
in der Tatsache, daß der Herr treu blieb und ihn nicht verließ. Das ist eine
Wahrheit, die viele Generationen von Gläubigen zum Lobpreis Gottes geführt hat.
A. Erhöre mich eilends
( 102,2-3 )
Ps 102,2-3
Der Psalmist betete ernstlich, daß Gott ihn erhören und
sein Angesicht nicht verbergen möge (vgl. Ps 27,9;143,7 ). In seiner Not drängte
er den Herrn, ihm eilends zu antworten (vgl. den Kommentar zu Ps 31,3 ).
B. Ich schwinde dahin
( 102,4-12 )
Ps 102,4-8
Der Psalmist beschrieb dem Herrn seinen beklagenswerten
Zustand. Seine Tage gingen dahin wie Rauch , seine Gebeine (vgl. den Kommentar
zu Ps 6,3 ) verbrannten (d. h. er fühlte sich ausgelaugt), sein Herz verdorrte
wie Gras (vgl. Ps 102,12;37,2;103,15-16; Jes 40,6-8 ). Er verspürte keinen
Hunger und litt unter seiner körperlichen Schwäche. In seinem abgezehrten
Zustand (vgl. Hi 19,20 ) fühlte er sich zerschlagen wie eine traurig
dreinblickende Eule oder ein einsamer Vogel. Seine Kraft war dahin, er fühlte
sich niedergeschlagen und hatte jeden Lebenswillen verloren.
Ps 102,9-10
Die aussichtslose Situation des Psalmisten verschärfte sich
noch, als er hörte, daß seine Feinde über seine Lage spotteten. Wenn jemand
Asche aß (vgl. Jes 44,20 ), dann bedeutete es, daß er Asche auf dem Haupt hatte,
und das war ein Zeichen der Trauer. Der Psalmist trauerte und weinte ( Tränen ;
vgl. Ps 80,6 ) so viel, daß Trauer und Tränen schon zu seiner täglichen Speise
geworden waren.
Ps 102,11-12
Darüber hinaus war der Psalmist davon überzeugt, daß ihn
Gott in seinem Zorn heimgesucht hatte. Weil Gott das alles hatte geschehen
lassen, meinte er, daß sein Leben schon fast vorbei sei, so wie die abendlichen
Schatten, die anzeigen, daß ein Tag fast vorbei ist (vgl. Ps 144,4 ), und wie
das verdorrende Gras (vgl. Ps 102,5 ).
C. Er wird den Elenden nicht verachten
( 102,13-23 )
Ps 102,13-14
Den Klagen des Psalmisten folgte die Erklärung seines
Vertrauens in den Herrn, daß er seine Gebete erhörte. Das du ist im Hebr. betont
und stellt den Gegensatz zwischen dem Psalmisten und dem Herrn heraus. Der
Übergang zum Lobpreis geschieht plötzlich: Der Herr sitzt auf ewig auf seinem
Thron (vgl. den Kommentar zu Ps 2,4 ), und er antwortete, denn es war nun die
Zeit gekommen, daß er seinem Volk in Jerusalem seine Gnade erweisen sollte.
Ps 102,15-18
Der Psalmist vertraute darauf, daß der Herr, der seine
Herrschaft in Zion aufgerichtet hatte, jene nicht vergaß, die ihn liebhatten.
Die Knechte des Herrn liebten sogar die Steine und die Trümmer Zions (das ist
ein Bild für die enge Beziehung der Knechte zu der Stadt in ihrem Unglück), was
mit daran lag, daß es die Wohnung Gottes war. Auch andere Menschen, die Völker
und ihre Könige, werden den Herrn verehren, denn er wird Zion wieder aufbauen.
Das deutet darauf hin, daß der Psalmist seine Gedanken nun von seiner eigenen
Schwachheit abgekehrt hat, um über die Erhabenheit des Herrn nachzusinnen, die
den Wiederaufbau der Stadt gewährleistete. Möglicherweise wurde der Psalm
anläßlich eines Unglücks in der Hauptstadt gedichtet. Dennoch war der Psalmist
davon überzeugt, daß der Herr das Gebet des Volkes erhören werde.
Ps 102,19-21
Der Psalmist sah bereits die Rettung der Elenden voraus.
Zukünftige Generationen würden den Herrn preisen, wenn sie hörten, wie er vom
Himmel herabblickte ( von seinem Heiligtum in der Höhe ) und das Seufzen seines
Volkes über dessen beklagenswerte Situation hörte. Es wird häufiger in den
Psalmen erwähnt, daß Gott in seiner Allmacht auf sein Volk herabblickt. Diese
Tatsache macht deutlich, wie sehr sich Gott um sein Volk kümmert. Der Herr griff
immer wieder ein, um die zu retten, die schon dem Tode nahe waren.
Ps 102,22-23
Als Folge dieser Rettung würde der Name des HERRN
gepriesen, wenn alle Menschen sich versammelten, um ihn in Zion zu preisen.
D. Deine Jahre währen ewiglich
( 102,24-29 )
Ps 102,24-29
Hier wandte sich der Psalmist wieder seiner eigenen Klage
zu. Der Herr hatte seine Kraft weggenommen (vgl. V. 5-11 ), offenbar, um sein
Leben zu verkürzen (vgl. V. 4.12 ). Deshalb bat er um Verlängerung seines
Lebens, damit er doch nicht vorzeitig sterben müsse. Nimm mich nicht hinweg in
der Hälfte meiner Tage . Weil Gottes Jahre auf ewig währen (V. 25 ; vgl. V. 28
), sprach der Schreiber des Psalms bildhaft von Gottes Ewigkeit und bat Gott um
die Verlängerung seines eigenen Lebens, und sei es auch nur um eine kurze Zeit.
Wenn der Psalmist von Gottes Ewigkeit im Gegensatz zu
seiner Schöpfung sprach, drückte er damit sein Vertrauen auf den Herrn aus. Die
Himmel und die Erde werden vergehen (vgl. 2Pet 3,10; Offb 21,1 ) wie ein altes
Kleid. Im Gegensatz dazu wandelt sich Gott nicht ( Mal 3,6; Hebr 13,8 ), und er
ist ewig (seine Jahre währen ewig ; vgl. Ps 102,28 ). Deshalb wird er allen
Generationen treu sein (den Kindern der Heiligen und ihren Nachkommen).
Vers 26-28 werden in Hebr 1,10-12 auf Christus bezogen. Der
Psalmist wandte sich hier an den ewigen Herrn, und der Schreiber des
Hebräerbriefes identifizierte Jesus Christus als den Ewigen, den Schöpfer und
Erhalter der Welt. Auch das spricht dafür, daß Jesus Christus Gott ist.
Ps 103
David blickte zurück auf die Gnadentaten Gottes an ihm und
fand in der Bundesbeziehung des Volkes zum Herrn Trost, obwohl das Volk sündigte
und schwach war. In diesem Vertrauen rief der Psalmist die ganze Schöpfung dazu
auf, ihren Herrn zu preisen.
Dieser Psalm bejubelt die Errettung, die möglicherweise als
Anwort auf das Gebet in Ps 102 geschehen ist.
A. Die Gnadentaten Gottes
( 103,1-5 )
Ps 103,1-2
David gab sich selbst den Befehl ( du meine Seele ), den
Herrn von ganzer Seele zu preisen, d. h. sich ganz dem Lobpreis des heiligen
Namens Gottes hinzugeben (vgl. Ps 33,21 ). Das war mit Sicherheit angesichts der
vielen Wohltaten des Herrn gerechtfertigt.
Ps 103,3-5
David pries den Herrn für seine vielen Gnadentaten, für
seine Vergebung der Sünden (V. 3 a), für die Heilung von Krankheit (V. 3 b), für
die Errettung vom Tod (V. 4 a; Grube ist ein Synonym für Grab), für die
Bereicherung seines Lebens durch Gottes Gnade (vgl. V. 8.11.17 ), für sein
gnädiges Erbarmen (vgl.V. 8.13 ; Ps 116,5; 119,156 ), für Davids Sättigung ( mit
Gutem ; vgl. Ps 104,28;107,9 ) und für die Erneuerung seiner Jugend. Wenn hier
gesagt wird, daß Gott uns "krönt", dann weist dieser Ausdruck auf seine Gnade
hin, die er schenkt (so wie in Ps 8,6 ). Der Psalmist erfuhr durch Gott eine
geistliche Neubelebung wie ein Adler, der sein ganzes Leben hindurch seine
Stärke behält (vgl. Jes 40,31 ).
B. Das Erbarmen Gottes
( 103,6-18 )
David spielte auf verschiedene Ereignisse in der Geschichte
Israels an und sann über die Bundestreue des Herrn nach, die er zu schwachen
Sündern aufrechterhielt.
Ps 103,6-8
David rief sich zunächst den Bund des Herrn mit Mose ins
Gedächtnis. Er pries die Gerechtigkeit des Herrn und beschrieb, daß Gott sich
Mose und dem Volk Moses als erbarmender (vgl. V. 4.13 ; Ps 86,15;111,4;145,8 )
und gnädiger Gott offenbart hatte, der langsam zum Zorn und reich an Gnade (
Liebe , HeseD ; vgl. Ps 103,4.11.17 ) ist. Vers 8 bezieht sich auf Gottes Worte,
die er am Berg Sinai zu Mose gesprochen hatte ( 2Mo 34,6; vgl. Neh 9,17; Ps
86,15;145,8; Joe 2,13; Jon 4,2 ). Gott ist treu gegenüber seinem Volk und wird
es aus der Unterdrückung erretten.
Ps 103,9-12
David ging dann darauf ein, daß der Herr in seiner Gnade
Sünden vergibt. Weil Gott langsam zum Zorn ist (vgl. V. 8 ), klagt er nicht
immer ( rIB , "eine Gerichtssache gegen jemand aufbringen") einen Menschen wegen
seiner Sünde an noch verfährt er mit dem Menschen nach seinen Sünden. Aufgrund
seiner großen Liebe (vgl. V. 4.8.17 ) trennt er die Sünde völlig von den Sündern
ab, indem er ihnen vergibt.
Ps 103,13-18
In diesen Versen schrieb David, daß, auch wenn das Leben
des Menschen vergänglich ist, es durch den Bund mit dem Herrn befestigt wird.
Der Herr erbarmt sich (vgl. V. 4.8 ) über sein schwaches Volk (V. 13 ), denn er
weiß, wie schwach der Mensch ist (V. 14-16 ). Der Mensch ist nur Staub (vgl. 1Mo
2,7 ), und sein Leben ist kurz, so wie auch das Gras nur kurze Zeit besteht
(vgl. Ps 37,2;90,5;102,5.12; Jes 40,6-8 ) und die wilden Blumen. Gottes Liebe in
seinem Bund besteht jedoch von Ewigkeit zu Ewigkeit (vgl. Ps 102,5.9.12 ) und
gilt denen, die ihm gehorchen. Auch hier wird die Ewigkeit des Herrn als Trost
für den schwachen Menschen betrachtet. Der Mensch kann seine Hoffnung nicht auf
andere, ebenso schwache Menschen setzen, sondern nur auf den ewigen Gott.
C. Der Lobpreis Gottes
( 103,19-22 )
Ps 103,19-22
David legte dar, daß der Herr über die ganze Erde regiert.
Deshalb sollen alle Engel, Gottes himmlische Heerscharen, die seine Knechte
sind, und seine ganze Schöpfung ( seine Werke ) den Herrn an jedem Ort preisen.
David schloß seinen Psalm auf dieselbe Weise, wie er ihn begonnen hat: Er
ermahnte sich selbst ( du meine Seele ), den Herrn zu preisen.
Ps 104
Ps 104 beginnt wie Ps 103 mit den Worten: "Lobe den Herrn,
du meine Seele". Ps 104 ist ein wunderbarer Psalm zum Lobpreis von Gottes
wunderbarer Schöpfung und der Erhaltung dieser Schöpfung. Während Ps 103 das
Erbarmen des Herrn über sein Volk preist, spricht dieser Psalm mehr von der
Macht, der Weisheit und der Güte des Herrn aller Schöpfung gegenüber. Der
Psalmist spricht davon, wie Gott die Himmel im Licht ausbreitet, wie er in
seiner Macht die Tiefe regiert, wie er die Erde als Wohnort für die Menschen
schmückt, wie er den Tag und die Nacht zum Leben einrichtet und das Meer für
alles, was darinnen lebt, zubereitet. Dann pries er Gott, der in seiner
Herrlichkeit über die Schöpfung regiert und sie durch seinen Geist erneuert. Der
Psalmist betete mit dem Blick auf dieses ganze Geschehen, daß Gott doch die
Sünder reinigen möge, die nicht mehr in Harmonie mit der Schöpfung sind.
A. Einleitung
( 104,1 a)
Ps 104,1 a
Der Psalmist ermutigte sich selbst dazu, den HERRN zu
preisen (vgl. V. 35 ; Ps 103,1.22 ).
B. Lobpreis für den Schöpfer
( 104,1 b. 2-23)
Ps 104,1-4 (Ps 104,1b-4)
In Vers 1 b. 2-23 pries der Psalmist die Majestät des Herrn
( du bist sehr groß und mit Pracht [vgl. den Kommentar zu Ps 29,2 ] und mit
Majestät bekleidet ; vgl. Ps 45,4 ), wie sie auch in seinen Werken sichtbar
wird. Der Schreiber begann mit einer poetischen Beschreibung der Himmel. Das
Licht , das am ersten Tag geschaffen wurde ( 1Mo 1,3-5 ), gehört zum Wesen des
Herrn. Wer mit "Licht" bekleidet ist, zu dessen Wesen gehört das Licht. Bei der
Schöpfung breitete der Herr die Himmel wie ein Zelt aus (vgl. 1Mo 1,6-8; Jes
40,22 ), d. h., daß der Himmel die Erde wie ein Zelt die Zeltinsassen
überspannt. Es wird ferner bildhaft ausgedrückt, daß sich Gottes Wohnung in
Obergemächern über den Wassern befindet. Es ist, als ob ein Architekt hier ein
Privatgemach gebaut hätte, indem er die tragenden Balken über den Wassern der
Himmel gebaut hätte.
Der Herr schuf alle Elemente des Himmels, die Wolken, den
Wind und das Feuer. (Zu der Aussage, daß der Herr auf den Wolken einherfährt,
vgl. den Kommentar zu Ps 68,5 .) Ps 104,4 legt nahe, daß Gott seine Engel (
Boten ) oft in Naturerscheinungen sendet, ganz ähnlich wie bei seinen eigenen
Erscheinungen.
Ps 104,5-9
Der Psalmist wiederholte noch einmal, wie Gott die Erde
gegründet und sie mit Wassern bedeckt hat. Die poetischen Bilder sprechen davon,
daß die Erde auf Grundfesten fest gegründet ist und daß sie mit Wasser (der
Tiefe) wie mit einem Kleid bedeckt ist. Der Psalmist stellte in lebhaften
Bildern dar, wie der Herr die Wasser in Flüsse und Meere versammelte und ihnen
eine Grenze setzte (d. h. ihnen Ufer gab, über die sie nicht hinaustreten
konnten; vgl. Hi 38,9-10; Jer 5,22 ). Wenn Gott die Wasser zurücktrieb, legt das
nahe, daß sie eine ungezügelte Kraft darstellten, die gezügelt werden mußte. Die
Wortwahl in Ps 104,7-9 erinnert an den Sintflutbericht; der Psalmist sprach
jedoch von der Schöpfung.
Ps 104,10-18
Gott schmückte die Erde als Lebensraum und ließ Brunnen in
den Tälern emporquellen, um den Tieren Wasser zu geben (V. 10-12 ), und ließ
Pflanzen wachsen, die den Tieren und den Menschen Nahrung geben. Gott gab das Öl
(von den Olivenbäumen), um das Angesicht des Menschen zu glätten (V. 13-15 ).
Gott versorgte die Tiere und die Vögel mit einem Unterschlupf (V. 16-18 ). In
seiner Weisheit schuf Gott die Erde so vielfältig, daß alles Leben darauf
existieren kann.
Ps 104,19-23
Der Herr schuf den Mond und die Sonne, damit sie die Zeiten
bestimmen, in denen die unterschiedlichsten Geschöpfe auf der Erde schlafen und
wachen.
C. Lobpreis für die Herrschaft des Herrn
( 104,24-32 )
Ps 104,24-30
Der Psalmist brach in Lobpreis Gottes für seine ganze
Schöpfung aus, die er in seiner großen Weisheit gemacht hatte. Die vielen
verschiedenen Kreaturen der Erde stehen unter seiner Herrschaft.
Die Tiere des Meeres in ihren verschiedenen Größen - auch
der große Leviatan (hier geht es um ein tatsächlich existierendes Tier, nicht um
ein Wesen aus der Mythologie; vgl. den Kommentar zu Hi 41 ) - warten auf ihre
Speise und auf das Gute (vgl. Ps 103,5;107,9 ) von Gott (vgl. Ps 104,21 ). Aber
wenn er sich vor ihnen verbirgt, dann erschrecken sie, denn er ist der Herr über
Leben und Tod in den Meeren. Er nimmt ihren Atem hinweg, und sie sterben. Er
sendet seinen Lebenshauch , und Tiere werden neu geschaffen.
Das Wasser ist das vorherrschende Thema in diesem Psalm (V.
3.6-16.25-26 ). Wasser wurde als mächtige Kraft betrachtet. Dieser Psalm
beschreibt die Herrschaft des Herrn über dieses Element.
Ps 104,31-32
Der Psalmist bat den Herrn, daß doch seine Herrlichkeit
bleiben möge, denn er regiert so mächtig über die Schöpfung.
D. Gebet um Harmonie in der Schöpfung
( 104,33-35 a)
Ps 104,33-35 a
Der Psalmist antwortete auf zwei Arten auf die Größe der
Schöpfung Gottes. Erstens gelobte er, Gott mit seinem Lied und seiner
wohlgefälligen Rede zu preisen (vgl. Ps 19,15 ). Dies ist die angemessene
Antwort eines Menschen, der Gott anbetet und sich an seinen Schöpfer erinnert.
Zweitens betete er, daß die Sünder von der Erde verschwinden mögen, weil sie
nicht im Einklang mit der Schöpfung Gottes stehen.
E. Schlußrede
( 104,35 b)
Ps 104,35 b
Der Psalmist ermutigte sich selbst ( du meine Seele ), den
HERRN zu preisen (vgl. V. 1 ; Ps 103,1.22 ). Das hebräische hal+lU-yAh (daraus
entstand das Wort "Halleluja") wird abschließend mit "Preist den Herrn"
übersetzt. Es taucht hier zum ersten von 23 Malen in den Psalmen auf ( Ps
104,35; 105,45; 106,1.48; 112,1; 113,1.9; 115,18; 116,19; 117,2; 135,1.3.21;
146,1.10; 147,1.20; 148,1.14; 149,1.9; 150,1.6 ).
Ps 105
Der Psalmist hob einige Punkte der Geschichte Israels
hervor (von Abraham bis zur Wüstenwanderung) - wie der Herr sein Volk in der
Erfüllung seiner Bundesverheißungen auf wunderbare Weise in Bewegung setzte -
und pries die Größe der Liebe des Herrn zu seinem Eigentum.
A. Lobpreis für die Größe Gottes
( 105,1-6 )
Ps 105,1-6
Der Psalmist begann mit einem Aufruf (an Israel, V. 6 ),
Gott für seine vielen Wunder zu preisen und sich über seinen heiligen Namen zu
freuen . Der Name Gottes steht für Gottes Eigenschaften, die er uns offenbart
hat. Israel sollte sich auf den Herrn verlassen ( fragt nach dem Herrn, sucht
sein Angesicht) und sich an sein wunderbares Handeln erinnern.
B. Lobpreis für die Treue des Herrn
( 105,7-41 )
Ps 105,7-11
Der Psalmist wandte sich nun dem Lobpreis für das Gedenken
des Herrn an seine Verheißungen zu, die er dem Volk gegeben hatte. Das Volk
sollte seiner gedenken (V. 5 ), weil er ihrer gedenkt! (V. 8 ; vgl. V. 42 ).
Gott, der Herr, der Herrscher über das Universum ( seine Gerichte ergehen auf
der ganzen Erde ), gedachte an (d. h erfüllte) seinen Bund und seinen Eid. Sein
Bund, den er mit Abraham geschlossen hatte ( 1Mo 12,1-3;15,18-21 ), wurde in der
Gegenwart Isaaks bestätigt ( 1Mo 22,15-18 ) und erging auch an Jakob ( 1Mo
28,13-15; 1Mo 32,12 ). Gott hatte gesagt, daß Israel eine große Nation sein und
das Land, das er ihnen verheißen hatte, besitzen werde.
Ps 105,12-41
Der Psalmist griff ein Ereignis aus der Geschichte Israels
heraus, bei dem der Herr seine Verheißung erfüllt hatte, Israel zu einem großen
Volk zu machen. Der Schreiber stellte als erstes fest, daß der Herr das Volk
bewahrt hatte, während es sich in anderen Ländern aufhielt (V. 12-15 ).
Möglicherweise bezieht sich das auf den Auszug Abrahams von Ur in Chaldäa nach
Haran ( 1Mo 11,31 ), Kanaan ( 1Mo 12,4-5 ), Ägypten ( 1Mo 12,10-20 ) und auf
seinen Aufenthalt im Negev ( 1Mo 20,1 ). Als zweites führte der Herr die
Israeliten in seiner Souveränität nach Ägypten und erhöhte Josef ( Ps 105,16-22;
vgl. 1Mo 37;39-41 ). Als drittes machte der Herr sein Volk in Ägypten sehr
fruchtbar, obwohl es doch unterdrückt wurde ( Ps 105,23-25; vgl. 2Mo 1,6-14 ).
Als viertes wirkte der Herr durch Mose und Aaron Wunder in Ägypten (im Lande
Hams ; vgl. Ps 105,23 ). Diese Wunder waren die Plagen in Ägypten (V. 26-36 ),
unter denen die Ägypter litten (vgl. 2Mo 7-11; Ps 78,44-51 ). Als Gott sein Volk
rettete, machte es noch große Beute ( Ps 105,37 ). In der Tat war Ägypten froh,
als das Volk fortzog (V. 38 ). Als fünftes führte der Herr die Israeliten durch
die Wüste und versorgte sie mit Wachteln, mit Manna (dem Himmelsbrot) und mit
Wasser aus dem Felsen (V. 39-41 ). So erwies der Herr auch während der
Wüstenwanderung seine Treue an Israel.
C. Lobpreis für die Errettung des Herrn
( 105,42-45 )
Ps 105,42-45
Der Psalmist sprach noch einmal davon, wie der Herr seines
Wortes gedacht (V. 42 ; vgl. V. 8 ), sein Volk aus Ägypten herausgebracht und es
in das verheißene Land geführt hatte (V. 43-44 ). Es wurde aus der Sklaverei
erlöst, damit es seinem Wort gehorchte (V. 45 ).
Dieser Psalm drückt Freude über Gottes Treue seinem Wort
gegenüber aus, wenn er sein auserwähltes Volk erlöst. Deshalb sollten
diejenigen, die seine Gnadentaten erleben, seiner Werke gedenken und ihm mit
Gehorsam antworten. Zu den Worten Preist den HERRN ( hal+lU-yAh ) vgl. den
Kommentar zu Ps 104,35 .
Ps 106
Ungeachtet der Treue Gottes Israel gegenüber ( Ps 105 ) war
die Geschichte Israels doch voll von dessen Treulosigkeit und Undankbarkeit. Ps
106 ist ein Bußpsalm und erzählt, wie rebellisch die Israeliten waren und wie
Gott Gericht über sie gehalten hatte. Dann betete der Psalmist, daß der Herr
doch sein Volk aus der Gefangenschaft befreien möge. Ein ähnliches Bußbekenntnis
wurde in Neh 9 niedergeschrieben. Dieser Psalm hat fernerhin Ähnlichkeiten mit
Jes 63 und Hes 20 .
A. Lobpreis der Güte Gottes
( 106,1-5 )
Ps 106,1-5
Der Psalmist pries Gott für seine unvergleichliche Güte,
für seine Gnade und Macht (V. 1-2 ). Zu den Worten Preist den HERRN ( hal+lU-yAh
) vgl. den Kommentar zu Ps 104,35 .Weil alle, die tun, was recht ist, vom Herrn
gesegnet werden ( Ps 106,3 ), betete der Psalmist, daß Gott doch seiner gedenken
möge, wenn er sein Volk segnete. Dadurch konnte er Wohlergehen und Freude
erfahren und Gott preisen.
B. Das Bekenntnis der Sünde
( 106,6-46 )
Ps 106,6
Der Psalmist begann mit der allgemeinen Feststellung, das
Thema Buße zu erörtern, daß die Israeliten in den Tagen des Psalmisten gleich
ihren Vätern (d. h. ihren Vorfahren) gesündigt hatten. Deshalb ging der Psalmist
auf die Sünden der Vorfahren der Israeliten näher ein.
Ps 106,7-12
Der Psalmist zählte daraufhin die Sünden des Volkes in der
Wüste auf. Erstens kam er auf den Durchzug durch das Rote Meer zu sprechen (V.
7-12 ; vgl. 2Mo 14,11-12 ). Dennoch errettete es der Herr (vgl. 2Mo 14,26-30 ),
um seine Macht zu erweisen, und es glaubte (vgl. 2Mo 14,31 ) und sang ihm
Loblieder (vgl. 2Mo 15,1-21 ).
Ps 106,13-33
Dann sprach der Psalmist von den Sünden des Volkes bei
dessen Wanderung in das Gelobte Land. Es vergaß schnell Gottes Wunder (vgl. V.
21-22 ) und wurde lüstern (vgl. 4Mo 11,4 ), und Gott schickte ihm eine Plage (
Schwindsucht ; 4Mo 11,33 ). Es murrte über Mose und Aaron, weil es eifersüchtig
war. Da vernichtete Gott Datan und die Rotte Abirams ( Ps 106,16-18; vgl. 4Mo
16; 26,8-9 ). Am Horeb (das ist der frühere Name für den Berg Sinai; vgl. 5Mo
5,2; Mal 4,4 ) machte es ein goldenes Kalb und brach so das Gesetz. Gott hätte
es vernichtet, wenn Mose nicht für es eingetreten wäre ( Ps 106,19-23; vgl. 2Mo
32 ).
Es murrte. Deshalb schwor Gott mit erhobener Hand (andere
Ausleger übersetzen: Gott erhob die Hand gegen sie; vgl. den Kommentar zu 2Mo
6,8 ), daß es in der Wüste sterben sollte ( Ps 106,24-27; vgl. 4Mo 14,26-35 ).
Es achtete das köstliche Land gering denn es glaubte dem Herrn nicht.
Bei Peor (man könnte auch übersetzen: Es sündigte, indem es
sich an Baal-Peor hängte) sündigte es wieder (dieses Mal beging es mit den
Moabitern zusammen Götzendienst), und Pinehas trat dazwischen , um der Plage ein
Ende zu setzen ( Ps 106,28-31; vgl. 4Mo 25 ).
Bei Meriba hatte Mose die Geduld mit den Israeliten
verloren, als sie sich gegen Gott auflehnten ( Ps 106,32-33; vgl. Ps 81,8;95,8;
2Mo 17,7; 4Mo 20,2-13 ). Weil Mose die Beherrschung verloren hatte, verlor er
das Vorrecht, in das Land der Verheißung hineinkommen zu dürfen ( 4Mo 20,12 ).
Ps 106,34-46
Der Psalmist erinnerte das Volk daran, daß es die Bewohner
des Landes nicht vertilgt hatte, so wie der HERR es ihm befohlen hatte ( 5Mo
7,1-2 ). Anstatt dem Gebot des Herrn zu gehorchen, die Götzenbilder der
Kanaaniter zu zerstören ( 5Mo 7,5.16.25-26 ), betete Israel die Bilder an (vgl.
Ri 2,11-12 ) und opferte den Dämonen sogar noch seine Söhne und Töchter ( Ps
106,37; vgl. 5Mo 32,17 ), ein Ausdruck, der für die Götzen gebraucht wird ( Ps
106,38 ).
Weil Israel so schwer gesündigt hatte, war der HERR zornig
(vgl. Ri 2,14.20 ) über sein Volk und lieferte es der Bedrückung durch dessen
Feinde aus.
Viele Male rettete Gott es dennoch ( Ps 106,43-46 ). Das
geschah z. B., als Gott wegen seines Bundes und seiner Gnade ( HeseD ) Richter
erweckte, um Israel aus der Hand seiner Unterdrücker zu befreien (vgl. Ri 2,16
). Der Herr brachte zwar immer wieder Gericht über sein ungehorsames Volk, aber
er erhörte doch auch immer wieder dessen Schreien.
C. Gebet um Errettung
( 106,47-48 )
Ps 106,47-48
Nachdem der Psalmist auf diese Weise die Sünden des Volkes
Israel und Gottes Bestrafungen zurückverfolgt hatte, betete er, daß Gott es doch
wiederum erretten möge (die Aufforderung: sammle uns aus den Völkern legt ganz
offensichtlich nahe, daß das Volk zerstreut war), damit es ihn preisen konnte.
Der Lobgesang in Vers 48 beschließt Buch IV des Psalters.
Dieser Vers ähnelt dem Lobgesang, mit dem Buch I schließt (vgl. Ps 41,14 ). Zu
den Worten Preist den HERRN ( hal+lU-yAh ) vgl. den Kommentar zu Ps 104,35 .
V. Buch V
( Ps 107-150 )
Von diesen 44 Psalmen stammen 15 von David ( 108-110; 122;
124; 131; 133; 138-145 ), ein Psalm von Salomo ( Ps 127 ). Die übrigen 28
Psalmen machen keine Angabe über ihren Verfasser.
Ps 107
Dieser Psalm ist ein Aufruf zum Lobpreis, der sich an die
Erlösten des Herrn richtet. Der Psalmist ermutigte sie, ihn zu preisen, und
legte dar, wie Gott sein Volk aus der Wüste errettet, die Ketten der Gefangenen
zerbrochen, die Elenden aufgerichtet, seine Macht den Seefahrern erzeigt hatte
und wie der Herr in seiner Gnade über die Natur und über die Belange der
Menschen regiert.
A. Die Erlösten sollen den Herrn preisen
( 107,1-3 )
Ps 107,1-3
Gott gebührt Dank für seine beständige Gnade (vgl. V. 43 ).
Insbesondere sollten ihm die Erlösten danken, die diese Wohltat Gottes erfahren
haben. Der Psalm wurde aufgrund der Wortwahl in Vers 2 b. 3 vielleicht in der
babylonischen Gefangenschaft geschrieben.
B. Der Anlaß für den Dank: Errettung
( 107,4-32 )
In diesen Versen zählte der Psalmist vier Beispiele auf,
wie der Herr sein Volk errettet hatte. Jedesmal hatte das Volk den Herrn
gebeten, ihm aus seiner Not zu helfen, und das hatte er getan (V. 6.13.19.28 ).
Jedesmal hatte der Psalmist das Volk dazu gedrängt, Gott für seine Gnade und
sein wunderbares Handeln zu danken (V. 8.15.21.31 ).
Ps 107,4-9
Der Herr errettete Menschen von ihrer Wüstenwanderung. Sie
waren außerstande, ihren Weg zu finden, sie waren hungrig, durstig und dem Tod
nahe, sie schrien zum HERRN , und er brachte sie in Sicherheit. Daher muß der
Herr gepriesen werden, denn er sättigte jene mit Gutem (V. 9 ; vgl. Ps 104,28 ),
die durstig und hungrig in der Wüste umherirrten.
Ps 107,10-16
Der Herr befreite die Gefangenen von ihren Banden. Die in
dunklen Gefängnissen in Ketten lagen, weil sie sich gegen Gott aufgelehnt
hatten, schrien zum Herrn und wurden aus der Finsternis erlöst und von ihren
Ketten befreit. Der jüdische Targum legt nahe, daß sich diese Verse auf König
Zedekia und die Fürsten von Juda in ihrem Exil in Babylon beziehen. Der Herr
sollte gepriesen werden, weil er aus der Gefangenschaft befreit.
Ps 107,17-22
Der Herr errettete die Kranken vom Tod. Als die
widerspenstigen Sünder Bedrückung erfuhren und sie an die Tore des Todes kamen
(vgl. Hi 38,17; Ps 9,13; Jes 38,10 ), schrien sie zu ihm, und er belebte sie
wieder und heilte sie durch sein Wort. Deshalb sollte der Herr gepriesen und ihm
Dankopfer (d. h. Lobopfer) gebracht werden, weil er ihnen ihre Gesundheit neu
geschenkt hatte.
Ps 107,23-32
Gott errettete Seeleute aus ihrer Not auf dem Meer. Die auf
dem Meer fuhren, sahen seine Werke, wenn er einen Sturm herbeirief. Ihr Mut
schwandt dahin, sie waren am Ende ihrer Weisheit (wörtl.: "all ihre Weisheit
wurde verschlungen"), sie riefen zu ihm, und er beruhigte den Sturm, er
errettete sie aus der Gefahr und brachte sie sicher ans Ziel. Deshalb sollte der
Herr in der Versammlung gepriesen werden.
C. Der Anlaß für den Dank: Herrschaft
( 107,33-43 )
Der Psalmist erzählte, daß der Herr der Herrscher der Welt
ist. Das ist der zweite wichtige Anlaß zum Lobpreis Gottes (vgl. V. 4-32 ).
Ps 107,33-38
Der Herr hat über die Natur große Macht. Er kann eine Wüste
in ein wasserreiches Gebiet verwandeln (V. 33 ) oder ein wasserreiches Gebiet in
eine Wüste. Er kann fruchtbares Land zu Ödland machen (vgl. 5Mo 29,23 ). Er tut
dies aufgrund der Gottlosigkeit der Menschen im Land (vgl. 5Mo 29,24-28 ).
Auf der anderen Seite machte Gott das unfruchtbare Land zu
bewohnbarem Land ( eine Stadt, wo sie wohnen konnten ; vgl. Ps 107,4.7 ) und zu
fruchtbarer Erde (V. 35-38 ). Das tat er zugunsten der Armen und Elenden, so daß
ihre Zahl stark zunahm.
Ps 107,39-43
Der Herr hat auch die Macht über das Schicksal der
Menschen. Er demütigt und macht den Stolzen gering, aber er erhebt den Armen und
Elenden. Deshalb preisen die Erlösten den Herrn ( die Aufrichtigen sehen es und
jubeln ), aber die Gottlosen sind verstummt.
Ein Weiser wird diese Dinge sorgfältig überdenken und die
große Liebe des Herrn erkennen ( HeseD ; vgl. V. 1.8.15.21.31 ).
Ps 108
Ps 108 ist ein Triumphlied, das die Gnade des Herrn preist.
Der Psalmist David erwartete, daß alle Feinde des Herrn bei ihren eigenen
Anschlägen zugrunde gingen. Weil David der Überzeugung war, daß Gott in der
Unterwerfung der Völker triumphieren werde, betete er um göttliche Führung. Vers
1-5 ähneln stark Ps 57,8-12 und Ps 108,7-14 stimmt mit Ps 60,7-14 überein.
Zweifellos wurden diese Teile zu liturgischen Zwecken zusammengefügt.
A. Das Triumphlied
( 108,2-7 )
Ps 108,2-7
David sang dieses Triumphlied als Lobgesang der großen
Liebe Gottes und seiner Treue (V. 5 ; vgl. Ps 115,1;117,2;138,2 ). Der Psalmist
wünschte sich, daß Gott doch über die ganze Erde erhöht werden möge, so daß
seine Heiligen errettet werden. Seine rechte Hand deutet auf seine Macht hin
(vgl. 2Mo 15,6.12; Ps 20,7;45,5;60,7;89,8-14 ).
B. Vertrauen auf den Sieg
( 108,8-14 )
Ps 108,8-14
David war davon überzeugt, daß der Herr die Stämme der Erde
Juda unterwerfen werde (V. 8-10 ; vgl. den Kommentar zu den Versen in Ps 60,8-10
,die mit V. 8-10 identisch sind). Der Psalmist erkannte, daß es der Führung
Gottes bedurfte, er betete um Hilfe im Kampf gegen seine Feinde und war
vollkommen davon überzeugt, daß Gott sie vernichten werde ( Ps 108,11-14; vgl.
den Kommentar zu den mit den V. 11-14 identischen Versen in Ps 60,11-14 ).
Ps 109
Der Psalmist David betete, daß der Herr doch an seinem
Feind Rache nehmen möge, der mit bösartigen Anschlägen auf ihn eindrang. Der
Psalmist bedeckte den Gottlosen mit Verwünschungen. Bei der Überschrift "ein
Psalm Davids" bleibt unklar, ob David diesen Psalm zur Zeit seines Königtums
oder bereits vorher verfaßt hat. Der Psalm enthält zahlreiche Verwünschungen
(vgl. dazu "Die Theologie in den Psalmen" in der Einleitung ). Das sind die
innigen Gebete des Gerechten, der für die Sache Gottes auf der Erde einsteht. Es
sind zwar schroffe Empfindungen, aber der Gerechte war einer ernsthaften
Bedrohung ausgesetzt.
A. Klage über böse Feinde
( 109,1-5 )
Ps 109,1-5
David schrie zu Gott, den er pries, nicht zu schweigen,
sondern ihn aus der Gefahr zu erretten, in die ihn die Gottlosen gebracht
hatten. Sie waren voll Betrug (V. 2 ) und Haß (V. 3 ) und vergalten ihm seine
Freundschaft mit falschen Anschuldigungen und vergalten das Gute, was er getan
hatte, mit Schlechtem und mit Haß.
B. Die Verwünschungen der Gottlosen
( 109,6-20 )
David sprach hier in einem langen Abschnitt Verwünschungen
aus und wünschte sich, daß die Gottlosen für ihr Handeln Elend erführen und
ihren Besitz einbüßten.
Ps 109,6-15
David betete darum, daß sein Feind einen Gegner erhielte
(V. 6 ), für schuldig befunden würde (V. 7 ), stürbe (so daß seine Frau Witwe
würde und seine Kinder umherirrten, V. 8-10 ), durch einen Wucherer und
Plünderer (V. 11 ) arm würde und niemand sich seiner erbarme (V. 12 ). David
betete auch darum, daß die Nachkommenschaft seines Feindes ausgerottet werden
möge (V. 13 ) und daß der Herr der Sünden der Vorfahren seines Feindes gedachte
(V. 14-15 ). Das war der innigste Wunsch Davids nach Vergeltung. Zu den
Verwünschungen des Psalmisten vgl. "Die Theologie der Psalmen" in der Einleitung
.
Ps 109,16-20
Hier werden die Gründe für die in Vers 6-15 ausgesprochenen
Verwünschungen angegeben. Dieser Gottlose nutzte die Armen, die Elenden (vgl. V.
22 ) und den, der gebrochenen Herzens ist , aus (V. 16 ). Er liebte es, über
andere Menschen Verwünschungen auszusprechen (V. 17 ); dies war ein Teil seiner
selbst, wie seine Kleidung, die er trug, und das Wasser, das er trank (V. 18 ).
Deshalb sollte ihn die Verwünschung selbst treffen (V. 17 ); die Verwünschung
sollte ihn einhüllen und umschließen (V. 19 ). Das sollte die Art und Weise
sein, wie Gott an jenen, die David beschuldigt und verleumdet hatten (V. 20 ),
Vergeltung übte (vgl. V. 5 ).
C. Gebet um Hilfe
( 109,21-31 )
Ps 109,21-25
David wandte sich an seinen mächtigen Herrn und bat um
Hilfe und Errettung, denn er befand sich in großer Not. Er war ganz
offensichtlich schwach ( arm und elend ; vgl. V. 16.31 und den Kommentar zu Ps
37,14 ), und er schwand unter der Bedrückung der Gottlosen dahin (er wurde mager
vom Fasten ). David war nicht nur in Gefahr, sondern seine Feinde verhöhnten ihn
außerdem.
Ps 109,26-31
Davids Gebet um Hilfe entstand aufgrund seines Wunsches,
daß die Gottlosen doch verstehen möchten, daß der Herr ihn rechtfertigte (V.
26-27 ) und daß er jubelte, wenn sie zuschanden wurden und Schmach erfuhren (V.
28-29 ). David gelobte, daß er den Herrn für seine Rettung (die Rettung des
Elenden ; vgl. V. 22 ) vor dem Bedränger bezeugen ( erheben ) wollte.
Ps 110
Die Worte dieses Psalmes richten sich an den "Herrn" des
Psalmisten. Es ist die Ausdrucksweise eines Propheten, der eine Offenbarung von
Gott erhalten hat. Der König war auch Priester, eine Tatsache, die über die
Ordnung Aarons hinausschaut, die keine königliche Ordnung war. Das ist ein Grund
dafür, daß dieser Psalm unter die prophetischen Psalmen eingereiht wurde. Jesus
zitierte Ps 110,1 in Mk 12,36 (vgl. Mt 22,44; Lk 20,42 ), um darzulegen, daß er,
der Messias, Davids Herr und nicht nur Davids Nachkomme war ( Mk 12,35.37 ).
Wenn Jesus diesen Abschnitt zitierte, dann wird auch deutlich, daß Ps 110 von
David verfaßt und vom Heiligen Geist inspiriert war und daß er vom Messias
spricht. Ps 110,1 wird auch in Apg 2,34-35 und in Hebr 1,13 zitiert. Es
entspricht deshalb nicht den historischen Tatsachen, wenn Ps 110 von
Bibelkritikern in die Makkabäerzeit datiert wird, als Priester eine Zeitlang die
Macht innehatten. Jene Anführer waren zuerst Priester und besaßen auch Macht,
aber in Ps 110 ist der König ein Priester.
Die Einheit von Priesteramt und Königswürde im Messias
wurde in anderen alttestamentlichen Abschnitten bereits prophezeit (z. B. Sach
6,12-13 ). Es ist schwierig, Ps 110 auf ein bestimmtes Ereignis im Leben Davids
festzulegen. David schrieb ihn in jedem Fall in dem Wissen, daß der Gesalbte ein
gerechtes Königreich haben werde ( 2Sam 23,2-4 ). David wußte, daß ein Größerer
als er kommen werde, dem die Herrschaft, die Macht und die Herrlichkeit in
Ewigkeit gehörten.
David empfing in Ps 110 einen Weisheitsspruch über die
Erhöhung seines Herrn. Er beschrieb dann das heilige Heer dieses König-Priesters
und seinen Sieg über alle Völker.
A. Die Weissagung über die Erhöhung des Herrn
( 110,1-2 )
Ps 110,1-2
David hörte ein Gespräch im Himmel zwischen dem Herrn (
Jahwe ) und dem Herrn ( ?XDOnay ) Davids, d. h. zwischen Gott, dem Vater, und
dem Messias. Das Verb spricht lautet im Hebräischen n+?um und ist ein Wort, das
häufig zur Beschreibung einer Weissagung oder einer Offenbarung gebraucht wird.
In dieser Weissagung sprach Jahwe, daß der Herr Davids, der Messias, zur rechten
Hand Jahwes sitzt (vgl. V. 5 ), dem Platz, der bis zum Ende der Zeitalter (vgl.
Ps 2,8-9 ) Autorität symbolisiert. Zu dieser Zeit wird der Herr den Herrn
Davids, den Messias, schicken, um ihm seine Feinde zu unterwerfen. Ein
Fußschemel symbolisiert völlige Unterwerfung. Mit seinem Zepter wird der Messias
über seine Feinde herrschen.
B. Die Herrschaft des Messias
( 110,3-4 )
Ps 110,3
Der Messias wird von einem Heer begleitet werden, das sich
freiwillig anbietet, an seinem Kampf teilzunehmen. Es handelt sich jedoch nicht
um einen gewöhnlichen Kampf. Es wird ein gerechtes Gericht über die Gottlosen
sein. Deshalb ist Heiligkeit der Schmuck, der nötig ist. So wie sich die
Israeliten vor dem Kampf vor dem Herrn heiligen mußten, so müssen die Gläubigen
am Ende der Zeitalter heilig sein (vgl. 2Pet 3,10-11.14 ).
Die jungen Kämpfer werden mit dem Tau am Morgen verglichen.
Dieser Vergleich weist auf Frische, plötzliches Erscheinen, eine große Zahl und
sogar auf den Zeitpunkt ihres Erscheinens hin: am frühen Morgen ( der Schoß der
Morgenröte ). Deshalb sollen die Knechte des Messias ihm freiwillige Opfer
bringen, in Heiligkeit geschmückt sein, und sie werden plötzlich mit
jugendlicher Kraft erscheinen.
Ps 110,4
Der Herr (Jahwe) hat durch seinen Eid bekräftigt, daß der
Messias ewiglich Priester nach der Ordnung Melchisedeks sein wird. Das Volk des
Messias wird einen ewigen Hohenpriester haben. Melchisedek war der König von
Salem (Jerusalem) und Priester Gottes, des Höchsten ( 1Mo 14,18; Hebr 7,1 ).
Viele Jahre, nachdem er in Jerusalem regiert hatte, herrschten dort David und
seine Nachkommen.
Die alte Einheit zwischen Priester und König in einer
Person wird im Messias wiederhergestellt werden, eine Tatsache, die das Ende der
Ordnung von Aarons Priesterschaft notwendig macht. Darauf zielt der Schreiber
des Hebräerbriefes ab, wenn er viermal Jesus als Priester nach der Ordnung
Melchisedeks bezeichnet ( Hebr 5,6; 6,20; 7,17.21 ). Als Priester brachte sich
Jesus selbst durch seinen Tod am Kreuz als Opfer dar ( Hebr 7,27-28; 10,10 ). Er
ist kein Nachkomme Aarons (vgl. Hebr 7,11-18 ), aber der ewige Hohepriester
(vgl. Hebr 7,21-26.28 ) des neuen Bundes (vgl. Hebr 8,13; 9,15 ). Weil er auch
der verheißene Davidskönig ist, sind beide Funktionen in einer Person vereinigt.
C. Der Sieg des Messias
( 110,5-7 )
Ps 110,5-7
David sah den herrlichen Sieg des Messias voraus. Davids
Herr (der Messias; vgl. V. 1 ) sitzt zur rechten Hand Gottes, des Vaters (vgl.
Hebr 8,1; Hebr 10,12 ), dem Ort, der seine Autorität bezeugt. Wenn der
Messias-Priester kommt, wird er Könige vernichten ( zerschmettern ; vgl. Offb
16,16;19,13-15 ) und Völker richten (vgl. Joe 3,2.11-14 ). Er erfrischt sich mit
einem Trunk am Weg und erlangt neue Kraft. Er erhebt sein Haupt und wird erhöht.
Nach den Aussagen des Neuen Testamentes wird Christus,
begleitet von seinen Heiligen, wiederkommen, um die Welt zu richten und sein
Königreich auf der Erde aufzurichten.
Ps 111
Der Psalmist gelobte, den Herrn in der Versammlung für
seine großen und wunderbaren Werke der Erlösung zu preisen, die das Volk zur
Furcht Gottes hinführten. Dieser Psalm ähnelt von seiner Struktur und Botschaft
her Ps 112 . Ps 111 ist ein Lobpreis der Gerechtigkeit des Herrn; Ps 112 rühmt
die Segnungen eines Menschen, der zur Furcht Gottes hingelangt. Die Ausdrücke
aus beiden Psalmen finden sich auch in anderen Psalmen und in den Sprüchen. Es
kommt noch hinzu, daß beide Psalmen nach dem Alphabet angeordnete Lieder, also
Akrosticha sind. Möglicherweise wurde Ps 111 zu Lebzeiten Haggais und Sacharjas
verfaßt.
A. Lobpreis in der Versammlung
( 111,1-3 )
Ps 111,1-3
Der Psalmist gelobte, den Herrn von ganzem Herzen im Rat
der Versammlung der Heiligen zu preisen. Er wollte den Herrn für seine
wunderbaren Werke und Taten preisen, an die jene gedenken, die sich ihrer
erfreuen ( Lust daran haben ; vgl. Ps 112,1 ) und die Wohltaten Gottes genießen.
B. Lobpreis für Gottes wunderbare Taten
( 111,4-9 )
Ps 111,4-9
Der Psalmist zählte die Wunder Gottes auf Vers 4 verkündet:
Der Herr hat Taten vollbracht, derer die Menschen gedenken; er ist gnädig und
barmherzig ( Ps 86,15;103,8;145,8 ). In seiner Gnade hat der Herr den Menschen
geholfen, und deshalb gedenken sie seiner mit ihrem Lobpreis.
In Ps 111,5-6 werden Beispiele seiner Werke aufgezählt. Er
gibt jenen Speise (vgl. Ps 132,15;136,25;145,15;146,7 ), die ihn fürchten. Er
gedenkt seines Bundes , d. h. er hält treu seine Verheißungen. Bei der Landnahme
gab er seinem Volk das Land, das er ihm verheißen hatte.
Gottes Werke sind Wahrheit , und sein Wort ist verläßlich (
Ps 111,7 ). Alle seine Werke sind durch seinen Bund fest gegründet, so daß er
sie in seiner Treue auch tut (V. 8 ). So hat er seinem Volk durch seinen Bund
Erlösung geschenkt (V. 9 ).
Weil der Herr treu ist, ist sein Name heilig und furchtbar
, d. h. Gott ist so heilig, daß man ihn fürchtet.
C. Furcht vor dem Herrn
( 111,10 )
Ps 111,10 : Der Psalmist schloß damit, daß die Furcht des
HERRN (vgl. Ps 112,1 ) der Weisheit Anfang ist (vgl. Spr 1,7 ). Wer ihm und
seinen Geboten folgt, erlangt Einsicht. Anbetung Gottes und Gehorsam gehen mit
Lobpreis einher, der ihm gebührt.
Ps 112
Dieser Psalm zählt die Segnungen auf, die ein Mensch
erfährt, wenn er den Herrn fürchtet. Zudem schaut der Psalmist auf die Erhöhung
des Gerechten und sieht die leidvolle Vernichtung der Gottlosen voraus.
A. Der Segen dessen, der den Herrn fürchtet
( 112,1 )
Ps 112,1
Dieser Vers 1 setzt den Schluß des vorausgegangenen Psalmes
fort und sagt aus, daß, wer den Herrn fürchtet und sich an seinem Gesetz
erfreut, gesegnet wird (vgl. Ps 1,1-2 ). Zu der Aufforderung: Preist den HERRN (
hal+lU-yAh ) vgl. den Kommentar zu Ps 104,35 .
B. Die Segnungen des Gerechten
( 112,2-9 )
Ps 112,2-9
Es werden hier fünf Segnungen aufgezählt, die der erlebt,
der Gott fürchtet: (1) Er wird mit Reichtum gesegnet, denn er ist gerecht (V.
2-3 ). (2) Dem Aufrichtigen wird sogar in der Dunkelheit Licht geschenkt (V. 4
). Diese Aussage könnte sich auf Wohlstand beziehen, während um den Gerechten
herum Elend herrscht, oder auf Einsicht. (3) Er empfängt Gutes dafür, daß er
freigiebig ist (vgl. V. 9 ) und gerecht (V. 5 ). (4) Er wird in seinem Glauben
fest gegründet werden, unerschütterlich sein (vgl. den Kommentar zu Ps 15,5 )
und keine Furcht vor dem haben, was Menschen ihm antun können ( Ps 112,6-8 ).
(5) Weil er den Armen gibt (vgl. V. 5 ), wird sein Horn (vgl. Ps 89,18.25;92,11
) aufragen, d. h. er wird durch den Herrn stark werden und Ehre empfangen.
C. Der Mißmut der Gottlosen
( 112,10 )
Ps 112,10
Im Gegensatz zu den Segnungen der Gottesfürchtigen werden
die Gottlosen mit Mißmut über Gottes Güte mit den Gerechten erfüllt werden. Die
Gottlosen, die zugrunde gehen werden, werden über die Gerechten keine Macht
haben.
Ps 113
Der Psalmist rief alle Knechte des Herrn auf, wo immer sie
sich befanden, Gott zu preisen, denn wenn er auch hoch erhoben ist, läßt er sich
doch herab, um den Unterdrückten zu erhöhen. J.J. Stewart Perowne ( The Book of
Psalms , 2:322) hat richtig beobachtet, daß der Psalm das Verbindungsglied
zwischen dem Lied der Hanna ( 1Sam 2,1-10 ) und dem Magnifikat Marias ( Lk
1,46-55 ) bildet. Der Psalm beschreibt das Wesen des Herrn auf eine Art und
Weise, die die kenOsis , die Entäußerung Jesu aller Herrlichkeit vorwegnimmt,
als er auf die Erde kam ( Phil 2,7 ).
Ps 113-118 bilden ein Hallel , eine Liedersammlung, die bei
den großen Festen Israels gesungen wurde - dem Passa, Pfingsten und dem
Laubhüttenfest - als auch an anderen Festtagen. Beim Passa wurden z. B. Ps
113-114 vor dem Mahl und Ps 115-118 nach dem Mahl gesungen.
A. Aufruf zum Lobpreis
( 113,1-3 )
Ps 113,1-3
Der Psalm beginnt und endet mit den Worten: Preist den
HERRN ( hal+lU-yAh ; vgl. V. 9 , den Schluß von Ps 115-117 und den Kommentar zu
Ps 104,35 ). Der Psalmist forderte die Knechte des HERRN auf, seinen Namen zu
preisen, denn er ist allezeit des Lobpreises würdig. Dem Namen des Herrn (seine
geoffenbarten Eigenschaften) gebührt Lobpreis auf der ganzen Welt - vom Osten
bis zum Westen.
B. Der Anlaß zum Lobpreis
( 113,4-9 )
Die Gläubigen sollen den Herrn preisen (vgl. V. 1-3 ), denn
er ist groß (V. 4-5 ), und er ist gnädig (V. 6-9 ).
Ps 113,4-5
Er ist unvergleichlich - keiner ist wie er (vgl. Ps
35,10;71,19;77,14;89,7; 2Mo 15,11; 2Sam 7,22 ), denn er sitzt auf seinem Thron
in der Höhe (vgl. den Kommentar zu Ps 2,4 ).
Ps 113,6-9
Gott hält nicht ängstlich an seiner Größe fest (V. 4-5 ),
nein, sondern er beugt sich herab, um zu sehen, was in den Himmeln und auf der
Erde geschieht. Er läßt sich herab, gnädiglich in die Schicksale der Menschen
einzugreifen.
Der Psalmist nennt zwei Beispiele für Gottes gnädiges
Handeln, eins in Vers 7-8 und das andere in Vers 9 . Gott erhöht den Elenden und
den Armen und gibt ihm Ansehen und Wohlstand und läßt den Menschen so an seinem
Wesen teilhaben. Die Armen treiben sich außerhalb der Stadt beim Abfall herum,
um durch das Feuer Wärme und vom Abfall Speise zu bekommen. Aber Gott erhöht
sie, die untersten der Gesellschaft, und stellt sie mit den höchsten ( mit
Fürsten ) auf eine Stufe. Gott handelt nicht mit jedem Armen auf diese Weise,
aber wenn er es tut, dann wird offenbar, wie gnädig er handelt. Im Neuen
Testament erhält diese Wahrheit geistliche Bedeutung, denn wer auf den Herrn
vertraut, erhält durch die Gnade Gottes ein Erbteil im Himmel.
Das andere Beispiel spricht von der unfruchtbaren Frau, die
eine glückliche Mutter wird. In der Geschichte Israels haben mehrere
unfruchtbare Frauen Kinder bekommen (z. B. Sara, Rahel, Hanna). Für die
Israeliten war das ein Zeichen der gnädigen Segnung Gottes.
Der Psalm hebt darauf ab, daß Gott in seiner Gnade
wunderbare und mächtige Taten an denen tut, die unter Not und Elend leiden.
Deshalb gebührt ihm das Lob. Der Psalm schließt mit der Mahnung zur Verehrung
Gottes: Preist den HERRN ( hal+lU-yAh ; vgl. den Kommentar zu V. 1 ).
Ps 114
Dieser Psalm feiert die Errettung des Volkes Gottes beim
Auszug aus Ägypten - ein passender Gesang zum Passafest, das zu jener Zeit
eingerichtet worden war ( 2Mo 12 ). Der Psalmist erinnerte seine Zuhörer daran,
wie das Meer entfloh und die Berge zitterten, als Israel aus Ägypten entkam. Der
Psalmist befragte in poetischer Sprache das Meer und die Berge, was sie taten,
und rief dann die Erde auf, vor der Gegenwart des Herrn zu erzittern, der Wasser
aus dem Felsen hervorgebracht hatte.
A. Das Meer entfloh, und die Berge erzitterten
( 114,1-6 )
Ps 114,1-4
Der Psalmist gedachte der Macht Gottes, die er in der
Geschichte Israels in der Vergangenheit gezeigt hatte. Als Gott das Volk aus
Ägypten herausgeführt hatte, wurde Juda sein Heiligtum, d. h. Juda wurde der
Stamm, in dem Gott den Tempel errichtete. Als er das Volk aus Ägypten
herausführte und nach Kanaan hineinbrachte, wandten sich das Rote Meer und der
Jordan zurück und die Berge hüpften wie Widder und Lämmer , d. h. sie erbebten.
Ps 114,5-6
Der Psalmist befragte das Meer und die Berge, warum sie auf
das Erscheinen des Herrn derartig geantwortet hatten (vgl. V. 3-4 ). Diese
Personifikation der Natur bringt zum Ausdruck, daß die ganze Schöpfung den Herrn
erkannte und sich dem Willen des Schöpfers unterwarf. Im Alten und Neuen
Testament wird die Gegenwart des Herrn häufig durch die Demonstration seiner
Macht angezeigt.
B. Erbebe vor dem Herrn, Erde
( 114,7-8 )
Ps 114,7-8
Der Psalmist beantwortete nicht die in den Versen 5-6
aufgeworfenen Fragen, sondern befahl der Erde, vor dem Herrn zu erbeben, denn
der Herr hat den Felsen, einen Steinblock, zum Nutzen für sein Volk in Wasser
verwandelt. Furcht und Zittern muß stets die Antwort auf die Gegenwart Gottes
und seine furchtbare Macht sein.
Ps 115
Der Psalmist rief den Herrn an, daß er seine Ehre unter den
Völkern doch wiederherstellen möge. Er legte Gottes Allmacht und seine
Verachtung heidnischer Götzen dar und forderte dann alle Menschen auf, auf den
Herrn zu vertrauen, denn er wolle sie überreich segnen.
Dieser Psalm ist möglicherweise zu einer Zeit geschrieben
worden, in der das Volk durch Götzenanbeter gedemütigt wurde. Der Psalm
befiehlt, auf den Herrn und nicht auf nichtige Götzen zu vertrauen.
A. Ruf nach Rechtfertigung
( 115,1-2 )
Ps 115,1-2
Der Psalmist sprach davon, wie unwürdig die Menschen im
Gegensatz zu Gottes Herrlichkeit, Liebe und Treue sind (vgl. Ps
108,5;117,2;138,2 ) und bat den Herrn, seinem großen Namen die Ehre zu geben. Es
gab keinen Grund dafür, daß die Götzenanbeter der Völker die Gläubigen mit ihrer
Frage verhöhnten: Wo ist ihr Gott ? (vgl. Ps 79,10 ).
B. Die Allmacht Gottes
( 115,3-8 )
Ps 115,3-8
In Vers 3 legte der Psalmist seinen Hauptgedanken offen:
Gott ist allmächtig. Er allein wohnt im Himmel, und er tut, was ihm wohlgefällt
(vgl. Ps 135,6; Hi 23,13 ). Das wird im Gegensatz zu den Götzen der Heiden
sichtbar. Sie bestehen aus Metall, sie sind lediglich die Werke von
Menschenhänden ( Ps 115,4 ) und haben überhaupt keine Macht. Obwohl die Götzen
zwar Münder, Augen, Ohren, Nasen, Hände, Füße und Kehlen haben, können sie nicht
sprechen, sehen, hören, riechen, tasten, gehen oder reden (vgl. Ps 135,15-18 ).
Wer Götzenbilder baut und wer auf sie vertraut, wird ihnen ähnlich und hat keine
Macht und Kraft vor Gott, dem Herrn.
C. Aufruf zum Glauben
( 115,9-11 )
Ps 115,9-11
Der Psalmist ermahnte Israel, auf den Herrn zu vertrauen,
nicht auf Götzen, denn nur er kann es bewahren - als seine Hilfe (vgl. den
Kommentar zu Ps 30,11 ) und sein Schild (vgl. den Kommentar zu Ps 3,4 ). Alle in
Israel - auch die Priester ( das Haus Aarons ) und die, die Gott anbeten (die,
die ihn fürchten; vgl. Ps 115,12-13;118,2-4 ) - sollen auf ihn vertrauen.
D. Verheißung des Segens
( 115,12-18 )
Ps 115,12-15
Gottes Volk wird ermutigt, auf den lebendigen Gott zu
vertrauen, weil er alle segnen wird (V. 12-13 ), auch die Priester und die, die
den Herrn anbeten (vgl. V. 10-11 ). Dann betete der Psalmist um den Segen Gottes
über das Volk und seine Kinder. Die Bezeichnung der, der Himmel und Erde gemacht
hat , deutet auf das allmächtige Wirken Gottes in der Schöpfung hin (dieselbe
Bezeichnung taucht in Hi 4,17;32,22;35,10; Ps 121,2;124,8;134,3;146,6; Pred
11,5; Jer 10,16 auf).
Ps 115,16-18
Der Psalmist schloß diesen Psalm mit einem Lobpreis des
Herrn ab. Im Gegensatz zu den Götzen gehört ihm der Himmel, und er hat die Erde
dem Menschen gegeben. Weil die Toten keinen Lobpreis mehr bringen, priesen der
Psalmist und seine gläubigen Freunde den Herrn. Der Psalmist vertraute darauf,
daß Gott sie vor ihren götzendienerischen Feinden erretten werde, so daß sie ihn
fortwährend und in Ewigkeit preisen konnten. Der Psalm schließt mit der
Aufforderung: Preist den HERRN ( hal+lUyAh ; vgl. den Kommentar zu Ps 104,35 ).
Ps 116
Der Psalmist erinnerte daran, wie der Herr ihn vor dem
sicheren Tod errettet und ihm sein Leben im Dienst für den Herrn verlängert
hatte. Deshalb gelobte er, sich in seinem Tempel zu dem Herrn zu bekennen. Wenn
Ps 115 ein Lied für die Versammlung ist, dann ist Ps 116 ein persönliches
Loblied, das der Psalmendichter aus Dankbarkeit für seine Errettung vor dem ihm
unmittelbar drohenden Tod darbrachte.
A. Verkündigung des Lobpreises
( 116,1-2 )
Ps 116,1-2
Zu Beginn dieses Psalms steht das wunderbare Bekenntnis der
Liebe zum Herrn, das ein Mensch aussprach, der Rettung durch den Herrn erfahren
hatte. Deshalb wollte der Psalmist ihn anrufen, solange er lebte.
B. Bericht über die Errettung
( 116,3-11 )
Ps 116,3
Der Psalmist gab von seiner Errettung durch den Herrn
Zeugnis (V. 3-11 ) und unterwies damit zugleich andere Menschen. Er erinnerte
sich daran, wie er sich in Todesgefahr befunden hatte (V. 3 ). Er stellte voller
Dramatik dar, wie er von Tod und Grab verfolgt wurde. Er wäre beinahe gestorben.
Ps 116,4-6
Dann schrie der Psalmist zum Herrn um Errettung. Aufgrund
der Errettung, die er dann erfuhr, unterwies er die Versammlung über den Herrn.
Gott ist gnädig und barmherzig, er bewahrt und errettet die, die in großer Not
sind, auch den Psalmisten.
Ps 116,7-11
Dann zog der Psalmist aus seiner Erfahrung Lehren, die auch
anderen nützlich sein konnten. Erstens können die Gläubigen stets zurückkehren
und sich ausruhen, denn Gott errettet vor dem Tod (V. 7-8 ). Der Kummer des
Psalmisten und seine Angst schwanden dahin, so daß er nun ein friedliches und
ruhiges Leben im Dienst des Herrn führen konnte.
Zweitens errettet Gott diejenigen, die sich in Not
befinden, so daß sie vor ihm ein gehorsames Leben führen können (V. 9 ).
Drittens ist Gott der einzige, der wirklich völlig
verläßlich ist (V. 10-11 ). Die Worte ich glaubte nehmen auf Vers 9 b Bezug; d.
h. der Psalmist glaubte, daß er weiterleben werde. Das war echtes Vertrauen,
obwohl der Psalmist hart bedrängt wurde und sich von allen (die offenbar gesagt
hatten, er werde nicht errettet) betrogen fühlte. Als er sich dem Tod
gegenübersah, wußte er, daß Gott absolut vertrauenswürdig ist, deshalb schrie er
zu dem Herrn.
C. Gelöbnis zum Lobpreis
( 116,12-19 )
Ps 116,12-14
Der Schreiber fragte, wie er dem HERRN seine Güte vergelten
könne (vgl. V. 7 ; Ps 13,6; 142,8 ), und gelobte, ihn in der Versammlung zu
preisen. Man hat verschiedentlich angenommen, daß sich der Kelch auf den
Bestandteil des Opfers bezieht, den der Opfernde zur Errettung darbrachte. Das
entspricht möglicherweise den Tatsachen; andernfalls könnte man die Aussage
bildhaft deuten, d. h., daß der Psalmist Gott für sein Geschick (seinen "Kelch")
pries ( erhob ), also für seine "Errettung". In jedem Falle pries er Gott und
erfüllte so seine Gelübde (vgl. Ps 116,18 ). Andere wiederum hörten das und
wurden erbaut. Auch das ist der Sinn des Lobpreises, der vor Menschen
dargebracht wird.
Ps 116,15-19
Der Psalmist hatte erfahren, daß der Herr in ganz
besonderer Weise auf den Tod seiner Frommen achtet. Er bestätigte, daß er ein
Knecht (V. 15-16 ) des Herrn war und wollte ihn vor dem Volk preisen (V. 17-19
). Der Tod eines Gläubigen ist dem Herrn teuer; er läßt nicht zu, daß sein Volk
einfach ohne Ursache stirbt. Hier gab die Errettung eines Heiligen vom Rand des
Todes (V. 3.8 ) Anlaß für den Lobpreis Gottes und für die Erbauung der Heiligen
vieler zukünftiger Zeitalter. Der Psalm schließt mit der Aufforderung: Preist
den HERRN ( hal+lUyAh ; vgl. den Kommentar zu Ps 104,35 ).
Ps 117
Ps 117 ist eine Aufforderung an alle Menschen, den Herrn
für seine Gnade und Treue zu preisen.
A. Aufruf zum Lobpreis
( 117,1 )
Ps 117,1
Der Psalmist rief die Nationen und die Völker der ganzen
Erde auf, den Herrn zu rühmen.
B. Anlaß für den Lobpreis
( 117,2 )
Ps 117,2
Die Eigenschaften des Herrn sind der Anlaß zum Lobpreis.
Seine mächtige Gnade ( HeseD ) ist seine Bundestreue zu seinem Volk.
Das Wort hesed wird häufig von dem Wort ?emeT , "Wahrheit"
oder Treue , begleitet (vgl. Ps 108,5;115,1 ). Weil das Wort des Herrn
verläßlich ist, ist er treu. Der Begriff unterstreicht den Gedanken seiner
Bundestreue.
Der Psalm endet mit den bekannten Worten: Preist den HERRN
( hal+lUyAh ; vgl. den Kommentar zu Ps 104,35 ).
Ps 118
Dieser Psalm schließt die Gruppe der Hallel- Lieder ab ( Ps
113-118 ). Möglicherweise wurde Ps 118 für das Laubhüttenfest geschrieben,
vielleicht sogar für die erste Feier des Laubhüttenfestes, als das Volk aus dem
Exil zurückgekehrt war. Der Inhalt des Psalms läßt darauf schließen, daß Gott,
der sein Volk wiederhergestellt hatte, über die Völker und ihre Anschläge
triumphierte. Auf jeden Fall kann man festhalten, daß der Psalm eine
Festtagsprozession zum Heiligtum beschreibt, um dort zu opfern und den Herrn zu
preisen. Weil das Lied bei der Festveranstaltung gesungen wurde, hatten die
Menschen beim Einzug Jesu in Jerusalem zu Beginn der Passionswoche die Worte
dieses Psalms auf den Lippen ( Ps 118,25-26; Mt 21,9 ). Es könnte auch sein, daß
dieser Psalm nach dem Abendmahl des Herrn im Obergemach gesungen wurde ( Mt
26,30 ).
Dieser Psalm war jedoch in seiner alttestamentlichen Umwelt
ein Lied, um die Gnade des Herrn zu rühmen. Der Psalmist erzählte, wie der Herr
über alle Nationen, die Israel umgaben, gesiegt hatte. Dann rühmte er, daß die
Rettung des Volkes das wunderbare Wirken Gottes war. Der Stein, den die Bauleute
verworfen hatten, war zum entscheidenden Element in Gottes Werk geworden.
A. Lobpreis der Gnade Gottes
( 118,1-4 )
Ps 118,1-4
Als Antwort auf die Aufforderung, die Güte des Herrn zu
erkennen (V. 1 ; vgl. V. 29 ), legten die Israeliten, die Priester ( das Haus
Aarons ) und alle, die den Herrn anbeteten ( die den HERRN fürchten ; vgl. Ps
115,9-13 ), dar, daß seine Treue auf ewig besteht. Wahrscheinlich wurden Vers
2-4 des Psalms im Wechselgesang gesungen: Der Psalmist rief zum Lobpreis Gottes
auf, und das Volk antwortete mit Lobpreis.
B. Der Herr siegt
( 118,5-21 )
Ps 118,5-9
Der Psalmist verkündigte als Zusammenfassung des Wirkens
des Herrn, daß er ihn aus der Not errettet hatte (V. 5 ). Deshalb erinnerte er
das Volk (V. 6-9 ), daß, weil der Herr mit ihm gewesen war, er sich nicht vor
dem zu fürchten brauchte, was andere ihm tun könnten (vgl. Hebr 13,6 ). Weil der
Herr seine Hilfe war (vgl. Ps 27,9 ), konnte er sich des Sieges sicher sein.
Deshalb konnte auch das Volk die Gewißheit haben, daß es besser ist, sich zum
Herrn zu wenden, als sich auf Menschen zu verlassen.
Ps 118,10-13
Dann schilderte der Psalmist, wie der Herr ihm inmitten
seiner Feinde Vertrauen geschenkt hatte. Von seinen Feinden umringt, die ihm
nach dem Leben trachteten, konnte er dennoch den Sieg erringen. Der dreimal
wiederholte Refrain (V. 10-12 ) - im Namen des HERRN wehrte ich sie ab - nimmt
auf den Sieg über die Völker Bezug. Sie kamen um wie trockene Dornen, die rasch
verbrennen (vgl. Jes 9,18 ). In all dem half ihm der Herr (vgl. Ps 118,7 ).
Ps 118,14-21
Diese Verse sprechen von den Auswirkungen des Sieges des
Psalmisten. Er pries voller Freude den Herrn als seine Stärke (vgl. Ps
22,20;28,7-8;46,2;59,10.18;81,2 ), als sein Lied (d. h. die Quelle seiner
Freude) und seine Errettung (vgl. Ps 118,21 ). Gottes rechte Hand symbolisiert
seine Stärke. Deshalb wußte der Psalmist, daß er leben, in die Tore der
Gerechtigkeit einziehen und Gott danken werde (V. 19.21 ; vgl. V. 28 ). Die
Erwähnung der Tore und des Lobpreises deuten darauf hin, daß der Psalmist dem
gemeinsamen Lobpreis mit der Versammlung im Heiligtum entgegensah, um den Herrn
für seine gewaltige Errettung zu preisen.
C. Die Bedeutung des Sieges
( 118,22-29 )
Ps 118,22-24
Der Psalmist führte im einzelnen aus, daß der HERR den
Stein, den die Bauleute verworfen hatten, auf wunderbarem Wege zum Eckstein des
Volkes gemacht hatte. Deshalb sollte das Volk jubeln. In jenen Tagen wurden in
den großen Königreichen Könige schnell ein- und wieder abgesetzt. Möglicherweise
schätzten diese großen Völker Israel als Nation gering. Dennoch nahm der Herr
den "Stein" und machte ihn zum "Eckstein" seiner Herrschaft auf der Erde. Das
Bild des Steines könnte durch den Tempelbau, der in der Zeit nach dem Exil
Israels vonstatten ging, ein naheliegender Vergleich gewesen sein.
Der Psalmist, der vielleicht die Versammlung leitete, hat
möglicherweise seinen König als den Stein betrachtet, denn in Israel waren die
Könige häufig die Stellvertreter des Volkes. In Jesu Gleichnis vom Weingärtner
und den Knechten ( Mt 21,33-44 ) deutete Jesus den Psalm in dieser Weise. Jesus
ist der Stein, und die Führer der Juden, die Erbauer des Volkes, haben ihn
verworfen. Aber Gott hatte ihn zum Eckstein gemacht. Deshalb wurde das
Königreich von ihnen genommen und anderen gegeben ( Mt 21,43 ). Die Tatsache,
daß dieser Psalm möglicherweise beim Passafest verwendet wurde, machte seinen
Gebrauch durch Jesus zusätzlich eindrucksvoll.
Ps 118,25-29
Der Psalmist betete für die Errettung seines Volkes und um
Wohlergehen für es. Die Worte Hilf uns (V. 25 ) und Gesegnet sei, der da kommt
im Namen des HERRN (V. 26 ), wurden beim Einzug Jesu in Jerusalem ausgerufen (
Mt 21,9; das hebr. Wort für "hilf uns" lautet "Hosianna"). Das Volk glaubte, daß
Jesus der kommende Erlöser sei. Die Worte mit Zweigen in den Händen ( Ps 118,27
) waren vielleicht der Grund dafür, daß das Volk in Jerusalem vor Jesus Zweige
ausbreitete ( Mt 21,8 ). Der zweite Teil von Ps 118,27 ,der im Hebräischen
durchaus problematisch ist, nimmt möglicherweise auf den Brauch beim
Laubhüttenfest Bezug, nach dem vor dem Herrn Zweige geschwenkt wurden. Als dann
später der Psalm für jedes Fest wieder benutzt wurde, waren die in Vers 27
erwähnten Zweige dann nur noch Sinnbilder.
Aber in den Tagen Jesu wußte das Volk, daß er für sich in
Anspruch genommen hatte, der Messias zu sein. Sie wußten auch, daß dieser Psalm
von dem sprach, der da kommen sollte. Zudem hatte sich Jesus als der Stein
bezeichnet, der denen Rettung brachte, die zu ihm um Rettung beteten.
Möglicherweise schaute Ps 118 auf die Zeit voraus, zu der
der Stein, Jesus Christus, sich den Nationen zuwandte, die ihn annehmen sollten
(vgl. Joh 1,12 ). Es gibt allerdings einen Unterschied zwischen Ps 118 und dem
Einzug Jesu in Jerusalem. Für den Psalmisten berichtete Ps 118,25-29 von der
Festprozession zum Tempel, um den Herrn anzubeten, und der, der "im Namen des
Herrn kam", betete an. Am Altar dankte der, der den Herrn anbetete (vgl. V.
19.21 ), und pries Gott, den Herrn, für seine Güte und Gnade. Beim Einzug Jesu
in Jerusalem wurde dieser Psalm vom Volk gesungen, als es in der Prozession zum
Tempel zog. Dieser Psalm paßte ausgezeichnet in die Situation, als Jesus in
Jerusalem einzog, um sein Werk der Errettung für jene zu beginnen, die an ihn
glaubten.
Ps 119
Der Psalmist erlitt durch Menschen von hohem Rang und Namen
Verfolgung, die sich über seinen Glauben lustig machten, ihm Schmach zufügten
und ihn dazu bringen wollten, seinen Glauben aufzugeben. Aber er wurde gestärkt,
als er über das Wort des Herrn nachsann, denn es war sein Trost, sein wertvoller
Besitz, sein Lebensgrundsatz und seine Kraftquelle - all das brachte ihn dazu,
sich noch mehr nach dem Wort des Herrn zu sehnen.
Dieser Psalm ist nach den Buchstaben des hebräischen
Alphabetes angeordnet. In jedem Absatz (jeder Strophe) zu je acht Versen beginnt
jede Zeile mit demselben Buchstaben des hebräischen Alphabetes. (Die 22 Strophen
entsprechen den 22 Buchstaben des Alphabetes.) Daher beginnen die Verse 1-8 mit
dem ersten hebräischen Buchstaben, die Verse 9-16 mit dem zweiten Buchstaben
usw.
Der Psalm ist zum größten Teil eine Sammlung von Gebeten
und Gedanken über das Wort Gottes und spricht vom Wort Gottes in 10 Synonymen.
Der Begriff "Gesetz" ( tNrCh ) taucht 25mal in diesem Psalm
auf und weist auf eine Unterweisung oder einen Befehl hin. Häufiger bezieht sich
das Wort auf eine Gesetzessammlung wie das 5. oder das 3. Buch Mose, wenn nicht
sogar die 5 Bücher Mose zusammen gemeint sind. In Joh 10,34 scheint das
entsprechende griechische Wort für "Gebot, Gesetz" das gesamte Alte Testament zu
umfassen.
Der Begriff "Wort" ( dABAr ) taucht in diesem Psalm 20mal
auf. Es ist ein allgemeiner Ausdruck für Gottes Offenbarung, aber die "zehn
Gebote" werden "zehn Worte" genannt (so die wörtliche hebr. Übersetzung; 5Mo
4,13 ).
Der Begriff "Rede" ( ?imrCh , häufig mit Hilfe oder Heil
übersetzt) taucht hier 19mal auf. Es ist häufig ein poetisches Synonym für dABAr
.
Der Begriff "Gebot" ( miQwCh ) taucht (im Hebr. ) 21mal im
Plural in diesem Psalm auf (und wird üblicherweise mit "Gebote" übersetzt) und
einmal in der Singularform als Sammelbegriff. Es geht dann um ein bestimmtes,
gültiges Gebot. Häufig taucht es im Text im Zusammenhang mit den nächstfolgenden
beiden Begriffen auf.
Der Begriff "Satzung" ( hVqqIm ) taucht hier 21mal auf. In
den Psalmen steht der Begriff stets im Plural. Wörtlich bedeutet er
"niedergeschriebene Gebote". Daher bezieht er sich auf erlassene Gesetze.
Der Begriff "Gericht" ( miSpoF ) findet sich in der
Pluralform 19mal in diesem Psalm und wird häufig mit "Gesetze" wiedergegeben.
Nur 4mal erscheint der Begriff im Singular. Er steht für eine juristische
Entscheidung, durch die ein verbindliches Gesetz geschaffen wird. In den fünf
Büchern Mose bezieht sich der Begriff auf die Gesetze nach den zehn Geboten. Das
Wort kann auch für Gottes Gerichte über die Gottlosen stehen.
Der Begriff "Unterweisung" ( piqqUDIm ) taucht in diesem
Psalm 21mal auf. Es ist ein poetischer Begriff für einen ausdrücklich
ausgesprochenen Befehl, der nur in den Psalmen steht (und dort immer in der
Pluralform).
Der Begriff "Zeugnis" ( ZEDCh ) taucht 22mal in der
Pluralform und einmal in der Singularform auf. Er steht für eine ernsthafte
Bestätigung, eine Erklärung, was der Wille Gottes ist. Es ist ein allgemeiner
Begriff für die Ordnungen, die der Maßstab Gottes für das Leben der Menschen
sind. Der Begriff wird häufig mit "Ordnungen" wiedergegeben.
Der Begriff "Weg" (derek), der fünfmal im Plural und
sechsmal im Singular verwendet wird, wird bildhaft für die Lebensweise eines
Menschen, der sich an das Gesetz Gottes hält, gebraucht.
Der Begriff "Pfad" ( ?OraH ), der fünfmal in den Psalmen
gebraucht wird, kann mit "Weg" gleichgesetzt werden.
Der Psalmist spricht mehrfach von verschiedenen
Empfindungen, die er gegenüber Gott und seinem Wort hegte: "Lust" ( Ps
119,16.24.35.47.70.77.92.143.174 ), "lieben" (V.
47-48.97.113.119.127.132.159.163.165.167 ), "gehorchen" (V.
8.17.34.44.56-57.60.67.88.100-101.129.134.145.158.167-168 ; vgl. "gehorchte" in
V. 4.136 und "gehorsam" in V. 5 ), "nachsinnen" (V. 15.23.27.48.78.97.99.148 )
und "sich erfreuen" (V. 14.74.162 ). Der Psalmist drückte auch seinen Wunsch
aus, daß Gott und sein Wort ihn doch "beleben" (V. 25.37.40.107.149.154.156 ;
vgl. V. 50.93 ) und "bewahren" (V. 88.159 ) möge. Zwölfmal spricht der Psalmist
von seiner eigenen Person als dem Knecht Gottes (V.
17.23.38.49.65.76.84.124-125.135.140.176 ).
A. Der Segen des Gehorsams
( 119,1-8 )
Ps 119,1-8
Der Psalmist erfreute sich an dem Umstand, daß die, die mit
ganzem Herzen voller Gehorsam im Gesetz wandeln, glücklich sind (V. 1-3 ). Daher
wünschte er sich, daß er Gottes Geboten gegenüber noch gehorsamer sein möge, um
seine Gesetze zu befolgen (V. 4-6 ). Der Psalmist gelobte, dem Herrn zu danken,
wenn er mehr über die Ordnungen Gottes erfuhr (V. 7-8 ).
B. Reinigung durch das Wort Gottes
( 119,9-16 )
Ps 119,9-16
Der Psalmist erläuterte, daß ein Mensch seinen Weg durch
Gehorsam Gottes Wort gegenüber rein erhält (V. 9 ). Der Psalmist bezeugte, daß
er das Wort Gottes aufgenommen und sich daran erfreut hatte, so daß er wohl auf
moralischem Gebiet Reinheit beanspruchen konnte (V. 10-14 ). Er sann beständig
über das Gesetz Gottes nach (V. 15-16 ).
C. Gottes Wort ist kostbar
( 119,17-24 )
Ps 119,17-24
Der Psalmist bat Gott, ihm seine Augen zu öffnen, so daß er
die Wunder Gottes in seinem Wort erkennen konnte (V. 17-18 ). Er hatte Hunger
nach dem Wort (V. 19-20 ). Weil Gott die Gottlosen verflucht, die ihm nicht
gehorchen, betete er darum, daß der Herr doch die hinwegtun möge, die ihn
tadelten. Im Gegensatz zu ihnen sann er über das Gesetz Gottes nach und erfreute
sich daran (V. 22-24 ). Dieser Psalm nimmt häufig auf die Gottlosen Bezug und
auf die, die den Psalmisten bedrückten (V.
23.53.61.69-70.78.85-87.95.110.115.119.122.134.155.157-158.161 ).
D. Bitte um Verstehen
( 119,25-32 )
Ps 119,25-32
Der Psalmist betete um eine rasche Veränderung der
Situation, denn er lag darnieder (V. 25 ). Dann bat er Gott um Verständnis,
Stärke und Kraft (V. 26-29 ). Wenn Gott ihm Verständnis gewährte, dann wollte er
das Gesetz befolgen, denn er schätzte es hoch (V. 20-32 ).
E. Treue gegen Gottes Wort
( 119,33-40 )
Ps 119,33-40
Der Psalmist sprach über seine Treue dem Wort Gottes
gegenüber, das er von ganzem Herzen beobachtete (V. 33-35 ). Er betete, daß der
Herr ihn von der Habsucht und Eitelkeit abkehren möge (V. 36-37 ). Er wünschte
sich, daß Gott ihm seine Ordnungen bestätigen möge (V. 38-40 ).
F. Errettung durch Gottes Wort
( 119,41-48 )
Ps 119,41-48
Der Psalmist bat Gott, ihn durch seine Gnade und sein Wort
(seine Hilfe , V. 41 ) zu erretten. Dann hätte er eine Antwort für seine Feinde
(V. 42 ). Er betete (und bekräftigte), daß das Wort Gottes auch weiterhin die
Leitlinie seines Lebens sein werde (V. 43-46 ). Er freute sich über die Gebote
Gottes und hatte sie lieb (V. 47-48 ).
G. Hoffnung durch Gottes Wort
( 119,49-56 )
Ps 119,49-56
Der Psalmist erläuterte, daß er seine Hoffnung auf Gottes
Wort setzte (V. 49 ), denn es belebte ihn von neuem (V. 50 ). Er verachtete die
Stolzen (die Hochmütigen; vgl. V. 69.78.85 ), die über seinen Glauben spotteten
und das Gesetz verachteten (V. 51-53 ). Der Psalmist besang das Wort Gottes und
sann darüber nach (V. 54-56 ).
H. Gehorsam gegen Gottes Wort
( 119,57-64 )
Ps 119,57-64
Weil Gott der Teil des Psalmisten war (vgl. Ps
16,5;73,26;142,6 ), rief er Gott um Gnade an ( Ps 119,57-58 ). Er hatte in
Übereinstimmung mit seinem Wort gelebt (V. 58-60 ) und auch dann am Herrn
festgehalten, als er von seinen Feinden umringt war (V. 61-62 ). Seine Gefährten
waren ebenfalls Gläubige (V. 63-64 ).
I. Vertrauen auf Gottes Wort
( 119,65-72 )
Ps 119,65-72
Der Psalmist vertraute darauf, daß der HERR nach seinem
Wort an ihm handeln werde (V. 65 ). Er bat daraufhin um weitere Unterweisung, um
nicht in die Irre zu gehen (V. 66-68 ). Er sprach inmitten der Verleumdungen
sein Vertrauen auf Gott aus (V. 69-70 ; vgl. V. 51.53 ) und erklärte, daß er
trotz der Bedrückung, die er erfuhr, immer mehr den Wert des Gesetzes erkannte
(V. 71-72 ; vgl. V. 127 ).
J. Hoffnung in Gottes Wort
( 119,73-80 )
Ps 119,73-80
Der Psalmist glaubte, daß Gott ihn geschaffen und ihm die
Hoffnung auf sein Wort geschenkt hatte (V. 73-74 ; vgl. V. 81 ). Er wußte, daß
Gott ihm in seiner Treue Leid geschickt hatte (vgl. V. 67.71 ), und bat Gott,
daß er ihn doch trösten und die Stolzen (vgl. V. 51.69.85-122 ) beschämen möge
(V. 75-78 ). Dann betete er darum, daß die, die den Herrn fürchten, sich Gott
gemäß seines Wortes zuwenden mögen, und daß der Psalmist selbst ein untadeliges
Leben führen möge (V. 79-80 ).
K. Gottes Wort ist zuverlässig
( 119,81-88 )
Ps 119,81-88
Der Psalmist legte offen, daß seine Seele beinahe
verschmachtet war, weil er sich so sehr nach dem Wort Gottes sehnte (V. 81-82 ).
Er war geschwächt, wie ein Weinschlauch im Rauch zusammenschrumpft. Deshalb
fragte er, wie lange (vgl. den Kommentar zu Ps 6,4 ) er noch bis zu seiner
Rechtfertigung ausharren müsse ( Ps 119,83-86 ). Er versicherte, daß er, obwohl
ihn seine Feinde beinahe vernichtet hätten, Gottes Gesetz nicht verlassen hatte
(V. 87-88 ).
L. Gottes Wort ist gewiß
( 119,89-96 )
Ps 119,89-96
Gottes Wort steht fest im Himmel und wird durch seine Treue
bestätigt (V. 89-91 ). Durch die Freude des Psalmisten (vgl. Ps 1,2;119,174 )
über das festgegründete Gesetz konnte er den Sieg erringen (V. 92-95 ). Er
schloß, daß Gottes Wort grenzenlos in seinem Wert ist (V. 96 ).
M. Gottes Wort ist süß
( 119,97-104 )
Ps 119,97-104
Der Psalmist legte dar, wie sehr er das Gesetz liebhatte
und wie er sich mit ihm beschäftigte. Das Gesetz gab ihm mehr Verständnis und
Weisheit, als seine Feinde, seine Lehrer und die Alten hatten (V. 97-100 ).
Durch Gottes Wort hatte er sich rein gehalten (V. 101-102 ; vgl. V. 9.104 ). Er
nannte die Verheißungen Gottes süß (V. 103 ). Vers 98-101 haben die Einsicht und
die Reinheit zum Thema.
N. Gottes Wort ist ein Licht
( 119,105-112 )
Ps 119,105-112
Der Psalmist erkannte, daß Gottes Wort sein Licht war, das
ihn leitete (vgl. V. 130 ; Spr 6,23 ), und er gelobte, diesem Licht zu folgen (
Ps 119,105-106 ). In seiner Not (V. 107-110 ) rief er um Hilfe und versicherte,
daß er voller Freude Gottes Satzungen und Geboten folgen wollte (V. 111-112 ).
O. Gottes Wort gebührt Ehrfurcht
( 119,113-120 )
Ps 119,113-120
Der Psalmist erklärte, daß er Wankelmut haßte und daß er
Gottes Wort liebhatte und auf sein Wort hoffte, denn Gott war seine Zuflucht (
sETer , "Zufluchtsort"; vgl. den Kommentar zu Ps 3,4 ). Dann wandte sich der
Schreiber an die Gottlosen und mahnte sie, von ihm zu weichen ( Ps 119,115 ). Er
bat Gott, daß er ihn stützen und erretten möge (V. 116-117 ), denn Gott hatte
über die Gottlosen Gericht gehalten (V. 118-119 ). Darauf drückte der Psalmist
seine Furcht vor den Urteilen Gottes aus (V. 120 ; vgl. V. 161 ).
P. Rechtfertigung von Gott
( 119,121-128 )
Ps 119,121-128
Der Psalmist bat Gott, ihn vor den hochmütigen (vgl. V.
51.69.78.85 ) Unterdrückern zu bewahren und mit ihm in Gerechtigkeit und Gnade
zu verfahren (V. 121-124 ). Er wollte Gott zu einer Antwort bewegen, indem er,
der Knecht Gottes, von seiner Treue gegen Gott sprach (V. 125-126 ; vgl. V.
122.124 ). Er fügte hinzu, daß er die Gebote des Herrn liebte (er liebte sie
mehr als Gold ; vgl. V. 72 ) und falsche Wege haßte (V. 127-128 ; vgl. V.
101.104 ).
Q. Gottes Wort ist wunderbar
( 119,129-136 )
Ps 119,129-136
Der Psalmist erfreute sich an Gottes wunderbarem Wort, das
ihm Licht gab (V. 129-131 ; vgl. V. 105 ). Dann betete er darum, daß der Herr
sich zu ihm wenden und ihn durch seine Weisung, seine Erlösung, seinen Segen und
seine Belehrung festigen möge (V. 132-135 ). (Zum Leuchten des Angesichtes
Gottes vgl. den Kommentar zu Ps 4,7 .) Der Psalmist drückte seine Betroffenheit
über die aus, die das Gesetz Gottes hassen ( Ps 119,136 ).
R. Gottes Wort ist gerecht
( 119,137-144 )
Ps 119,137-144
Der Psalmist legte dar, daß das Wort des Herrn gerecht ist,
denn der Herr selbst ist gerecht (V. 137-138 ). Er gab von seinem Eifer für das
durchläuterte Wort Gottes Zeugnis (V. 139-142 ). Er fand in den gerechten
Gesetzen Gottes Trost, als er großes Elend litt (V. 143-144 ; vgl. V. 92 ).
S. Gottes Wort ist wahr
( 119,145-152 )
Ps 119,145-152
Der Psalmist rief zum Herrn daß er ihn erretten möge, weil
er gehorsam war, auf sein Wort hoffte und darüber nachsann (V. 145-149 ). Seine
Feinde waren ihm zwar nahe, aber sie waren weit entfernt vom Gesetz Gottes (V.
150 ). Gott war ihm jedoch nahe, und seine Worte waren verläßlich.
T. Liebe zum Wort Gottes
( 119,153-160 )
Ps 119,153-160
Der Psalmist rief zu Gott, daß er ihn erretten möge, denn
er hatte seine Gebote nicht vergessen (V. 153-154 ). Er war sich darüber im
klaren, daß die Gottlosen keine Rettung finden (V. 155 ), und bestätigte, daß
Gottes Barmherzigkeit (wörtl.: "Barmherzigkeiten") groß ist (V. 156 ). Er
beklagte, daß er viele Feinde hatte, die dem Wort Gottes nicht gehorchten (V.
157-158 ). Im Gegensatz dazu liebte der Psalmist das Wort Gottes, denn es ist
wahr. Deshalb bat der Psalmendichter um Bewahrung (vgl. V. 88 ) vor seinen
Feinden (V. 159-160 ).
U. Freude am Wort Gottes
( 119,161-168 )
Ps 119,161-168
Obwohl der Psalmist von Fürsten ohne Ursache gehaßt wurde,
empfand er vor dem Wort Gottes Furcht (vgl. V. 120 ). Er freute sich über den
Wert des Gesetzes, er liebte es und pries Gott immer wieder dafür (V. 162-164 ).
Wer wie er das Wort Gottes liebhat und von ihm Rettung erhofft, findet großen
Frieden ( SAlNm , "Wohlergehen", V. 165-166 ). Der Schreiber des Psalmes hatte
aus Liebe das Gesetz eingehalten (V. 167-168 ; vgl. V. 163 ).
V. Rettung durch Gottes Wort
( 119,169-176 )
Ps 119,169-176
Der Psalmist bat Gott, sein Flehen zu erhören und ihn zu
erretten (V. 169-170 ). Er wollte Gott für sein Wort preisen (V. 171-172 ). Er
bat Gott, daß er ihn am Leben erhielt, denn er erfreute sich an seinem Gesetz
(V. 173-175 ; vgl. V. 92 ). Der Psalmist schloß diesen langen, aber
inhaltsreichen Psalm, indem er bekannte, daß er wie ein verlorenes Schaf in die
Irre gegangen war. Er bat Gott, ihn durch sein Wort zu erretten (V. 176 ).
Ps 120
Die Überschrift des Psalmes "Ein Wallfahrtslied" oder "ein
Stufenlied" bezeichnet die Psalmen 120 - 134 als Pilgerlieder, die gesungen
wurden, wenn die Israeliten nach Jerusalem "hinaufstiegen" (hinaufzogen), um an
den jährlich stattfindenden Festen teilzunehmen. Vier dieser 15 Psalmen stammen
von David ( Ps 122;124;131;133 ), einer von Salomo ( Ps 127 ), die Autoren der
übrigen 10 Psalmen sind uns nicht bekannt.
In Ps 120 betete der Psalmist um Errettung vor den
Verrätern, die den Kampf suchten, während der Psalmist Frieden haben wollte.
A. Errettung von den Lügnern
( 120,1-2 )
Ps 120,1-2
Der Pilger betete um Errettung von den Lügnern, die ihn
umbringen wollten. Er war sich sicher, daß Gott ihm antwortete.
B. Vernichtung der Gottlosen
( 120,3-4 )
Ps 120,3-4
Der Pilger richtete eine Frage an die Gottlosen und
versicherte ihnen, daß der Herr sie vernichten werde. Ginster wurde verfeuert,
denn Ginsterholz brennt länger als die meisten anderen Holzarten. Das Bild der
scharfen Pfeile und der glühenden Kohle spricht von der Vergeltung an Menschen
mit betrügerischer Zunge.
C. Ich möchte Frieden
( 120,5-7 )
Ps 120,5-7
Der Psalmist beklagte, daß er inmitten derer, die den
Frieden hassen, wohnen mußte (V. 5-6 ). Meschech ( 1Mo 10,2 ) und sein wildes
Volk lebten im hohen Norden. Kedar (im nördlichen Teil der Arabischen Wüste)
lebte im Gebiet einiger als Nomaden lebenden Ismaeliten (vgl. 1Mo 25,13 ). Der
Psalmist legte dar, daß diese beiden Namen für die Feinde standen, die ihn
umringten.
Im Gegensatz zu ihnen war er ein Mann des Friedens ( Ps
120,7 ). Deshalb war er sich gewiß, daß der Herr für seine Sache einstehen
werde.
Ps 121
Der Wallfahrer, der über seine Wallfahrt über die Hügel
nach Jerusalem nachdachte, fand im Herrn, dem Hüter Israels, die Gewißheit, daß
der Herr ihn allezeit auf dem Weg bewahren werde.
A. Nachsinnen über die Wallfahrt
( 121,1-2 )
Ps 121,1-2
Der Psalmist, der über seine Wallfahrt über die Hügel nach
Jerusalem nachsann, fragte, woher seine Hilfe kam. Er fand die Antwort auf seine
Frage in der Bejahung seines Glaubens, daß der Herr, der Himmel und Erde gemacht
hatte - mit jenen Bergen - seine einzige Quelle der Hilfe war. Zu der
Bezeichnung der, der Himmel und Erde gemacht hat , vgl. den Kommentar zu Ps
115,15 .
B. Gewißheit über Gottes Bewahrung
( 121,3-8 )
In Vers 3-8 wechselt die Person von "ich" und "mein" (V.
1-2 ) zu "du" und "dein". Vers 3-8 sind daher die Worte eines Menschen,
vielleicht eines Priesters, der den Wallfahrer begleitete.
Ps 121,3-4
Die Person, die hier sprach, bestätigte dem Wallfahrer, daß
er göttlichen Schutz genoß. Gott, der über sein Eigentum wacht (vgl. V. 5.7-8 ),
wird nicht schlummern noch schlafen , d. h. er wird nicht gleichgültig sein oder
die Stämme Israels vernachlässigen. Der Herr wird wachen und sein Eigentum
bewahren.
Ps 121,5-6
Der Herr wollte den Pilger zu jeder Zeit bewahren. Der
Hüter Israels (vgl. V. 4 ) war auch der Hüter des Wallfahrers, denn er schützte
ihn, wie ein Schatten vor der sengenden Sonne schützt. Die Sonne und der Mond
bedeuten hier Gefahren, die am Tag und in der Nacht lauern.
Ps 121,7-8
Der Psalm schließt mit der erneuten Bestätigung, daß der
Herr den Wallfahrer zu jeder Zeit vor allem Übel (V. 7-8 ) behüten und über ihn
wachen werde (vgl. V. 3-5 ; d. h. ihm Schutz geben werde).
Ps 122
Der Wallfahrer und Psalmist David rief sich seine Freude in
Erinnerung, als er nach Jerusalem hinaufgezogen war. Jerusalem war das
geistliche und nationale Zentrum des Volkes. David rief daraufhin jedermann auf,
um den Frieden und die Sicherheit Jerusalems um der Frommen willen und um Gottes
willen zu beten.
A. Freude an der Wallfahrt
( 122,1-2 )
Ps 122,1-2
Der Psalmist rief sich in Erinnerung, wie er bei der
Aussicht auf die Wallfahrt nach Jerusalem gejubelt hatte. Er genoß es, in den
Toren der Stadt zu stehen.
B. Lobpreis der Stadt
( 122,3-5 )
Ps 122,3-5
Der Psalmist pries die Stadt Jerusalem wegen ihrer äußeren
Pracht, in der ihre ganze Bevölkerung zusammengedrängt wohnt. Dann rühmte er die
Stadt als geistliches Zentrum, zu dem die Stämme des Volkes zu ihrer jährlichen
Wallfahrt zogen. Er nannte die Stadt ferner den Sitz der Gerechtigkeit (vgl. Jer
21,11-12 ).
C. Gebet um Frieden
( 122,6-9 )
Ps 122,6-9
Der Psalmist forderte dann das Volk dazu auf, für den
Frieden und die Sicherheit der Stadt und ihrer Einwohner zu beten (V. 6-7 ; vgl.
Ps 125,5;128,6 ). Er betete dann um Frieden um seiner Brüder willen, den
gerechten Wallfahrern ( Ps 122,8 ), und für Wohlergehen um des Heiligtums, der
Wohnung Gottes, willen (V. 9 ).
Ps 123
Der Wallfahrer hob seine Augen zu Gott im Himmel auf und
rief ihn um Gnade an, denn das Volk war aufgrund des Spottes der Stolzen der
Verachtung preisgegeben.
A. Vertrauen auf den Herrn
( 123,1-2 )
Ps 123,1-2
Der Psalmist bestätigte sein Vertrauen auf den Herrn des
Himmels. Der Ausdruck ich erhebe meine Augen bedeutet, daß der Psalmist im Gebet
auf den Herrn blickte und von ihm Rettung erwartete. Er verglich sein Vertrauen
mit dem Warten eines Sklaven auf ein Wort von seinem Herren oder seiner Herrin.
Im Namen des Volkes blickte der Psalmist auf Gott und erhoffte von ihm Hilfe.
B. Befreiung von der Verachtung
( 123,3-4 )
Ps 123,3-4
Der Psalmist bat Gott um Gnade, weil das Volk mit
Verachtung gesättigt war, das heißt, daß es viel Spott von den Stolzen ertragen
hatte. Trotz der Verspottung seines Glaubens bat es um Gottes Gnade, bis er
antworten würde.
Ps 124
David erkannte, daß, wenn der Herr nicht auf der Seite des
Volkes gestanden hätte, die Nationen es vertilgt hätten. Der Wallfahrer rühmte
den Herrn, der das Volk entkommen ließ.
A. Schutz vom Herrn
( 124,1-5 )
Ps 124,1-5
In diesem Teil des Psalms erklärte David, daß der Herr ihn
bewahrt hatte. Er rief das Volk auf, zu erkennen, daß dessen Sieg darauf
zurückzuführen war, daß der Herr auf dessen Seite gestanden hatte (V. 1-2 ).
Dann erläuterte er, was geschehen wäre, wenn der Herr nicht auf dessen Seite
gewesen wäre: Die Nationen hätten es in ihrem Zorn vernichtet (V. 3-5 ). David
benutzte das Bild vom Verschlingen (vgl. 4Mo 16,30; Jer 51,34 ) und das Bild der
Wasserfluten (vgl. Kl 3,54 ). Der Wildbach (wörtl. die "stolzen Wasser") deutet
möglicherweise auf den Stolz der Feinde hin (vgl. Ps 123,4 ). Diese Ausdrücke
könnten sich auf verschiedene Ereignisse in der Geschichte Israels beziehen,
aber es kann auch die Befreiung aus der babylonischen Gefangenschaft durch den
Herrn erklären. Wenn die Rückkehr aus dem Exil im Blickpunkt steht, dann war
David nicht der Autor, wie es der Untertitel, der später hinzugefügt wurde,
feststellt. Eher würde "David" in diesem Fall auf einen späteren davidischen
"König" hinweisen (z. B. ein möglicher Besitzergreifer des davidischen Thrones).
B. Hilfe im Namen des Herrn
( 124,6-8 )
Ps 124,6-8
Der Psalmist wandte sich dem Lobpreis des Herrn zu, der sie
nicht verlassen hatte (V. 6 ), sondern sie entkommen ließ (V. 7 ). Die Anschläge
der Feinde wurden mit Zähnen und der Schlinge des Vogelstellers verglichen (vgl.
Ps 9,14 ).
Das Entkommen des Volkes wurde durch den Herrn möglich, der
Himmel und Erde gemacht hatte (vgl. den Kommentar zu Ps 115,15 ). Der hier
bezeugte Glaube erinnert an Ps 121 .
Ps 125
Der gerechte Gläubige findet im Herrn Geborgenheit, der ihn
nicht so sehr versuchen wird, daß sein untadeliges Leben erschüttert wird. Wer
sich jedoch im Unglauben abkehrt, wird mit den Gottlosen von seinem Segen
abgeschnitten.
A. Bestätigung der Geborgenheit
( 125,1-3 )
Ps 125,1-3
Vers 1 faßt den Hauptgedanken des Psalmisten zusammen: Die
Gläubigen sind geborgen und werden nicht wanken. Er verglich sie mit dem Berg
Zion, der auf ewig besteht .
Dieses Bild wird in Vers 2 ausgeführt. Der Psalmist
erläuterte, wie die Berge Jerusalem umgeben. So umgibt der Herr auch sein Volk,
denn er beschützt es von allen Seiten.
Der Anlaß für diese erneute Versicherung der Situation wird
in Vers 3 genannt. Offensichtlich war die Fremdherrschaft für das Volk eine
Last. Der Psalmist war sich sicher, daß Gott nicht zuließ, daß das Zepter der
Gottlosigkeit auf dem Erbe der Gerechten ruhen werde, so daß sie selbst der
Gottlosigkeit anheimfielen. Mit anderen Worten: Die Versuchung war auf das
begrenzt, was die Gläubigen ertragen konnten, so daß sie ihr Vertrauen auf den
Herrn nicht verlören.
B. Gebet um Wohlergehen
( 125,4 )
Ps 125,4
Der Psalmist betete darum, daß der Herr die Guten und die,
die in ihrem Herzen aufrichtig sind, segnen möge.
C. Warnung vor Unsicherheit
( 125,5 )
Ps 125,5
Wer sich jedoch der Unehrlichkeit hingibt, der wird
dasselbe Schicksal erleiden wie die Gottlosen (sie werden hinweggetan werden).
Daher soll das Volk Gottes in seinem Glauben treu sein und weiterhin um Frieden
für das Volk bitten (vgl. Ps 122,6-8;128,6 ).
Ps 126
Dieser Wallfahrtspsalm spricht anscheinend über die
Rückkehr der Israeliten aus dem Exil. Der Psalmist war voller Freude, denn der
Herr hatte sie wieder in ihr Land zurückgebracht. Er betete nun darum, daß die
Gefangenen wieder ganz und gar hergestellt werden mögen. Der Psalmist fand in
dem Bild von Saat und Ernte Trost.
A. Lobpreis für die Wiederherstellung des Volkes
( 126,1-3 )
Ps 126,1-3
Der Psalmist, der für die aus dem Exil zurückgekehrten
Israeliten sprach, rief ihnen die Freude in Erinnerung, die sie empfunden
hatten, als der Herr sie zurückbrachte. Sie wurden getröstet, und sie lachten
und jubelten. Auch die Völker erkannten, daß der Herr Wunder für sein Volk getan
hatte. Es war eine Zeit des Jubels und der Freude nach großer Traurigkeit (vgl.
Ps 137 ).
B. Bringe die Gefangenen zurück
( 126,4 )
Ps 126,4
Der Psalmist betete, daß der Herr sein Volk ganz und gar
wiederherstellen möge. Er verglich die aus dem Exil Zurückkehrenden mit den
Bächen im Negev (der Wüste südlich von Juda), die in der Trockenzeit wenig oder
aber überhaupt kein Wasser führen. In der Regenzeit treten sie jedoch über die
Ufer. Wenn Gott seinen Segen über sein Volk ausschüttet, dann werden die Straßen
aus dem Osten voll von zurückkehrenden Gefangenen sein.
C. Vertrauen auf Gottes Segen
( 126,5-6 )
Ps 126,5-6
Der Psalmist wurde durch das Bild vom Säen und vom Ernten
ermutigt. Diese Verse stehen mit Vers 2-3 in Zusammenhang, denn sie sprechen von
großer Freude. Auch Vers 4 steht damit in Zusammenhang, denn er enthält das Verb
"wiederherstellen, zurückbringen" (es wird im Hebr. auch in V. 1 gebraucht).
Zudem wird hier der Vergleich mit der Natur hergestellt (vgl. V. 5-6 ).
In Vers 5-6 werden Bilder aus dem landwirtschaftlichen
Bereich benutzt. Wenn das Land so lange brachgelegen hatte, war es fast
unmöglich, es wieder zu bebauen. Das Pflanzen war schwierig, aber mit
Beharrlichkeit war sicher eine Ernte einzubringen. Das Säen mit Tränen deutet
darauf hin, daß Menschen gerne der Theokratie Gottes Vorschub leisten wollten
(z. B. das Volk ermutigten, den Herrn anzunehmen und in das Land
zurückzukehren). Das freudige Ernten bezog sich dann auf andere Menschen, die in
das Land der Verheißung zurückkehrten. Der Psalmist war davon überzeugt, daß
fortwährende Mühe und Arbeit, wie schwierig und enttäuschend sie auch sein
mochten, doch dazu führten, daß mehr Menschen in das Land Israel zurückkehrten.
Das Bild vom Säen und Ernten wird in der Bibel häufig
verwendet (vgl. Gal 6,7 ). Jesus sprach von der Ausbreitung der Frohen Botschaft
als vom Säen und von den Bekehrungen der Menschen als vom Ernten ( Mt
13,1-8.18.23 ).
Ps 127
Dieser Psalm, ein Wallfahrtslied, stammt von Salomo. Er
spricht von dem Segen des Herrn im alltäglichen Leben. Der Psalmist erkannte,
daß Abhängigkeit vom Herrn dem Familienleben Sicherheit und Gedeihen schenkt.
Der Schreiber sprach von dem Geschenk, Kinder zu haben, die in jenen Tagen zum
Schutz einer Familie beitrugen.
A. Ohne Gottes Fürsorge ist die Arbeit vergeblich
( 127,1-2 )
Ps 127,1-2
Diese Worte klingen an das Predigerbuch an (das ebenfalls
von Salomo stammt). Salomo sagte in diesem Psalm, daß es vergeblich sei, ohne
den Herrn wirken zu wollen. Erbauer bauen ein Haus vergeblich, wenn der HERR es
nicht baut . Wächter wachen vergeblich, wenn der HERR nicht wacht ; auch wenn
der Mensch sich über die Arbeit für seine Nahrung sorgt und viele Stunden
arbeitet, so ist es doch vergeblich (vgl. Ps 128,2 ). Der entscheidende Punkt
ist der, daß von Gott unabhängig getane Arbeit fruchtlos bleiben wird. Aber wer
auf den Herrn vertraut, wird Ruhe finden.
Der Ausdruck Mühsal bedeutet nicht, daß der Mensch nicht
fleißig arbeiten soll, denn dazu ruft die Bibel ihn auf. Der Vers hebt jedoch
hervor, daß langer Tage Arbeit ohne göttliche Fürsorge und Hilfe umsonst ist.
Der Gedanke von Vers 1 wird fortgeführt.
B. Kinder sind ein Geschenk Gottes
( 127,3-5 )
Ps 127,3-5
Kinder sind ein sichtbarer Segen Gottes (vgl. gesegnet , V.
5 ). Sie sind eine Gabe des HERRN . Söhne verteidigten und schützten die
Familie, denn sie waren wie Pfeile in der Hand eines Starken. Söhne verteidigten
die Familie auch in rechtlichen Streitfällen (im Tor wurden diese Streitfälle
erörtert und entschieden).
Das Bild der Pfeile und der Verteidigung "im Tor" waren für
ein Volk, das von innen und außen bedroht wurde, ganz natürlich.
Ps 128
Wer den Herrn fürchtet, wird gesegnet. Der Psalmist zählte
einige der Segnungen eines guten Lebens auf und flehte den Segen des Herrn
herab.
A. Wer wird gesegnet?
( 128,1 )
Ps 128,1
Der Psalmist verkündigte, welches Glück der erfährt, der
den HERRN fürchtet (vgl.V. 4 ) und ihm gehorsam ist (vgl. Ps 1,1-3 ).
B. Aufzählung der Segnungen
( 128,2-4 )
Ps 128,2
Einem Gerechten wird es als Ergebnis seiner Arbeit wohl
ergehen . Die in Unabhängigkeit von Gott getane Arbeit ist vergeblich ( Ps 127,2
), aber die in Demut vor Gott und im Gehorsam gegen ihn und seine Gebote getane
Arbeit bringt Frucht (vgl. Ps 1,3 ).
Ps 128,3-4
Noch einmal sprach der Psalmist das Thema der Fruchtbarkeit
an (vgl. V. 2 ) und nannte hier die Kinder, die ihm seine Frau geboren hatte.
Die Bilder der Pflanzen ( der Weinstock ) und Bäume ( der Ölbaum ) weisen ganz
natürlich auf Wachstum und Fruchtbarkeit hin. Wer den HERRN fürchtet , wird so
gesegnet (V. 1 ).
Bei den religiösen Festen versammelten sich die ganzen
Familien in Jerusalem. Immer wieder wird in den Wallfahrtsliedern hervorgehoben,
wie Gott gerade im häuslichen Lebensbereich Segen spendet.
C. Segen des Herrn auch für kommende Tage
( 128,5-6 )
Ps 128,5-6
Der Wallfahrer flehte auch für die Zukunft den Segen Gottes
auf die Menschen herab, die ihn fürchten (vgl. V. 1 ). Dieser Segen bedeutet,
das Wohl Jerusalems zu erblicken und lang genug zu leben, um die Enkel noch
sehen zu können. Abschließend betete der Psalmist um Frieden für das Volk (vgl.
Ps 122,6-7;125,5 ).
Ps 129
Der Psalmist sprach für Israel und erläuterte, daß der Herr
Israel vor den Verwüstungen der Gottlosen errettet hatte. Er betete darum, daß
der Herr die zuschanden werden ließ, die Zion haßten.
A. Die Rettung kommt vom Herrn
( 129,1-4 )
Ps 129,1-2
Der Psalmist ermutigte Israel zum Zeugnis ( Israel soll
sagen ; vgl. Ps 124,1 ), daß die Gottlosen, die es von Anfang an unterdrückt
hatten, keinen Sieg erlangt hatten.
Ps 129,3-4
Das Bild der gepflügten Furchen beschreibt das harte
Leiden, das die Feinde über Israel gebracht hatten (V. 3 ). Es war, als ob sie
auf seinen Rücken lange Furchen gepflügt hätten.
Der Herr schenkt Befreiung aus solcher Not (V. 4 ). Er
hatte den Strick der Gottlosen zerschnitten . Vielleicht wird mit dieser Aussage
das Bild aus Vers 3 aufgenommen: Gott zerstört das Tiergeschirr des Pflügenden,
so daß dieser nicht weiterpflügen konnte. Oder aber der Begriff der Stricke
steht nur einfach für die Unterjochung des Volkes (vgl. Ps 2,3 ).
B. Bitte um Strafe
( 129,5-8 )
Ps 129,5-8
Der Psalmist betete, daß alle seine Feinde, die Zion, die
Stadt des Herrn, haßten, beschämt würden (V. 5 ). Er betete, daß sie doch
vergehen möchten, so daß man sie nicht mehr fände (V. 6-7 ). Wenn der Psalmist
hier von Gras auf den Dächern der Häuser spricht, so wird damit verdeutlicht,
daß ein Grassamen, der vom Wind auf Flachdächer geweht wird, dort zwar
aufwächst, aber nicht fest verwurzelt ist und deswegen wieder vergeht.
Wenn man sich grüßte, so wünschte man dem anderen Gottes
Segen (vgl. Rt 2,4 ). Aber der Psalmist bat darum, daß das Volk den Gottlosen
keinen Segen wünschen möge ( Ps 129,8 ). Sie verdienen den Segen Gottes nicht.
Ps 130
Ps 130 ist ein Schrei zum Herrn, daß er doch an seinem Volk
seine Gnade erweisen möge. Der Psalmist war sich gewiß, daß Gott Sünden vergibt,
und ermahnte das Volk, mit ihm voller Hoffnung auf die Zeit zu warten, wenn der
Herr sie von allem Übel erlösen werde.
A. Gebet um Gnade
( 130,1-2 )
Ps 130,1-2
Der Psalmist schrie aus der Tiefe (vgl. Ps 30,2;71,20 ) zum
Herrn; ein Bild, das von unüberwindlichen Schwierigkeiten spricht, die sogar
beinahe den Tod bringen. Der Psalmist betete, daß der Herr seinen Ruf nach Gnade
hören möge. Wir erfahren nicht, was die eigentliche Schwierigkeit war. Ps 130,8
gibt einen Hinweis darauf. Das Volk war möglicherweise in einer heiklen
Situation, weil Gott es für seine Sünden bestraft hatte.
B. Gott schenkt Vergebung
( 130,3-4 )
Ps 130,3-4
Der Psalmist erkannte, daß kein Mensch bestehen könnte,
wenn Gott mit den Sündern so verführe, wie sie es verdienten. Die Sünden
"zurechnen" bedeutet, den Menschen für seine Fehler verantwortlich zu machen.
Der Trost liegt darin, daß es bei Gott Vergebung ( s+lIHCh
, "Verzeihen", das Wort wird auch in Neh 9,17; Dan 9,9 verwendet) gibt. Deshalb
schreibt der Herr die Sünden der Menschen nicht auf, sondern vergibt sie. Die
Gläubigen aller Zeitalter sind darüber in Jubel ausgebrochen, denn sonst könnte
kein Mensch seinem Gericht standhalten!
Gott vergibt, so daß der, der die Vergebung empfangen hat,
ihn fürchten wird. Das hier verwendete allgemeine Wort für Furcht schließt
häufig auch die Verehrung Gottes und den Gehorsam gegen ihn mit ein. Die Bibel
sagt, daß die Furcht des Herrn mancherlei Folgen hat; vor allem wird ein Mensch
so vor der Sünde bewahrt. Mit der Vergebung Gottes soll man nicht leichtfertig
umgehen. Sie macht Sünder zu Heiligen, zu Menschen, die ihm im Gehorsam
nachfolgen.
C. Hoffnung auf den Herrn
( 130,5-8 )
Ps 130,5-8
Der Psalmist bezeugte, daß er geduldig auf den HERRN harrte
. Er verglich sein Warten mit dem Harren der Wächter einer Stadt, die auf die
erste Morgendämmerung warten, denn dann werden sie von anderen Wächtern in ihren
Pflichten abgelöst. Der Psalmist harrte gespannt auf Gottes erneutes gnädiges
Handeln mit dem Volk.
Ps 130,7-8
Das Volk wurde ermutigt, seine Hoffnung auf den Herrn zu
setzen. Der Grund liegt darin, daß bei ihm Gnade ( HeseD ) und viel Erlösung
ist. Aufgrund seiner Treue zu Israel erlöste Gott das Volk von allen seinen
Sünden. Das war die Hoffnung des Psalmisten und sein Gebet. Offensichtlich
bezieht sich der Ausdruck von den "Tiefen" (V. 1 ) auf das geistliche Elend des
Volkes. Nur wenn Gott die Sünden des Volkes vergab und es erlöste, wurde es
errettet. Weil es das glaubte, blickte es dem Tag seiner Erlösung entgegen.
Wer Gott heute als Gott der Vergebung erfahren hat, der
kann seiner völligen Erlösung entgegenblicken.
Ps 131
Der Wallfahrer David versicherte, daß er nicht stolz
gewesen war oder hochmütige Anschläge im Sinn gehabt hatte, und sprach von
seinem kindlichen Vertrauen, seiner Hoffnung auf den Herrn.
A. Demut
( 131,1-2 )
Ps 131,1
David versicherte, daß er nicht hochmütig gewesen war.
Stolz ist gleichbedeutend mit Unabhängigkeit von Gott und mit Ungehorsam gegen
ihn. Der Psalmist wußte, daß er vom Herrn abhängig war. Stolzes Streben (
hochmütige Augen ; vgl. Ps 18,28;101,5; Spr 6,17;30,13 ) und selbstsüchtige
Anschläge ( große Dinge ) waren nicht Davids Ansinnen.
Ps 131,2
Dann bezeugte David seine Demut. Seine Seele kannte kein
selbstsüchtiges Streben und keine Leidenschaft. Er hatte seine Seele
beschwichtigt und stille gemacht. Wie ein entwöhntes Kind , das keine weitere
Muttermilch wollte, war er auch zufrieden, wenn er das nicht besaß, was
unentbehrlich zu sein schien. Ein reifer Gläubiger hat keine Lust mehr am
stolzen Planen, sondern er ruht im Herrn.
B. Hoffnung
( 131,3 )
Ps 131,3
David rief Israel auf, von nun an bis in Ewigkeit auf den
Herrn zu hoffen. Gottvertrauen ist der Gegensatz zu Stolz.
Ps 132
Dieser Psalm ist ein Gebet der Versammlung, daß der Herr
Davids Gelübde über die Stätte für die Bundeslade gedenken möge. Die
Versammelten erhielten auf dieses Gebet Antwort, als sie beschlossen, im Tempel
anzubeten. Sie erinnerten sich an Gottes Verheißung, daß Davids Linie
fortbestehen, daß Zion Gottes Wohnung sein und daß der Messias kommen sollte.
Es ist recht schwierig, den Hintergrund für diesen Psalm zu
bestimmen. Möglicherweise handelt es sich um ein Gebet der Israeliten im Exil,
die auf die Erfüllung der Verheißung Gottes an David warteten, insbesondere
darauf, daß sich die Verheißung der ewigen Herrschaft des Geschlechtes Davids
und der Anbetung Gottes in Gerechtigkeit in Zion erfüllte.
A. Gedenke an David
( 132,1-5 )
Ps 132,1
Der Hauptgedanke des Psalmes findet im Rufen zum Herrn zu
Beginn des Psalmes Ausdruck: Gedenke an David . Davids Leben und sein Tun
standen zur Zeit der Rückführung aus Babylon besonders im Mittelpunkt, denn er
war der König, der der Anbetung Gottes in Zion einen Mittelpunkt gegeben hatte.
Ps 132,2-5
Die Besonderheit dieses Gebetes war der Schwur Davids,
nicht zu ruhen, bis er eine Stätte für den HERRN gefunden hätte. Das könnte sich
z. B. darauf beziehen, daß David den Wunsch gehabt hatte, den Tempel zu bauen (
2Sam 7 ). Dieser Wunsch machte seine Demut deutlich, aufgrund derer der Herr mit
ihm einen Bund geschlossen hatte. Der Davidsbund war für die Gemeinschaft unter
Esra und Nehemia das, was der Abrahamsbund für Mose gewesen war. Dieses Gebet in
Ps 132 ist eine Anrufung Gottes, daß er seiner Verheißungen gedenken möge.
B. Wir wollen anbeten
( 132,6-10 )
Hier ändert sich die Stimmung des Psalms, denn die
Versammlung faßte nun Vertrauen, daß ihr Gebet erhört wurde.
Ps 132,6-8
Die Versammlung erinnerte sich daran, daß sie gehört
hatten, daß die Bundeslade Israels (V. 8 ) in Efrata war und sie sie dort auch
gefunden hatten. Sie war 20 Jahre lang in Jaar (d. h. Kirjat-Jearim, 1Sam 7,1-2
) geblieben, bis David sie nach Zion gebracht hatte ( 2Sam 6 ). (Efrata taucht
auch unter dem Namen Efrat auf; 1Mo 35,16.19; 48,7 .Es ist die ältere
Bezeichnung für Betlehem oder die Gegend um Betlehem.)
Das Volk wollte an dem Ort, den David für die Bundeslade
bestimmt hatte (die Wohnung ; vgl. Ps 74,7;76,3;84,2;132,5.13 und der Fußschemel
des Herrn), Gott anbeten. Es war der Wohnort Gottes in dem Sinne, daß es der
Thron Gottes auf Erden war. Die Lade wurde Lade der Macht Gottes genannt, denn
sie symbolisierte im Kampf Gottes Stärke und Sieg.
Ps 132,9-10
Die Priester sollten mit Gerechtigkeit gekleidet sein (vgl.
V. 16 ; Sach 3,1-7 ), die Heiligen sollten jubeln, und der Herr sollte David,
seinen gesalbten König, nicht abweisen. Diese Verse waren Teil des Gebetes des
Volkes, als David Zion als Mittelpunkt des Königreiches Gottes schuf. So wie die
Gemeinschaft damals hinter der Bundeslade zu ihrer Stätte hergezogen war und
dort den Segen über die Priester und David herabgefleht hatte, so betete diese
Gemeinschaft für die Priester ihrer Tage, die Nachkommen der damaligen Diener
des Bundes.
C. Der Herr schwor einen Eid
( 132,11-18 )
Ps 132,11-18
Diese Verse berichten von einer Offenbarung vom Herrn, der
seine Verheißungen bestätigte, die er David schon früher gegeben hatte. Der Herr
wiederholte seinen Schwur, daß Davids Nachkommen in alle Ewigkeit auf dem Thron
Davids sitzen sollten (V. 11-12 ; vgl. Ps 89,4-5.28-30.36-39 ). Der Herr
bestätigte seine Wahl des Berges Zion ( Ps 132,13-14 ), den er reichlich
segnete. Er gab den Armen Speise (vgl. Ps 111,5;136,25;145,15;146,7 ),
bekleidete die Priester mit Heil (vgl. Ps 132,9 ) und ließ die Heiligen jubeln.
Gott verhieß auch das Erscheinen und die Krönung seines Gesalbten , des Messias
(V. 17-18 ).
Das Bild von der brennenden Lampe stammt aus der
Einrichtung der Stiftshütte. Hier steht die Lampe für das Fortbestehen des
Geschlechtes Davids ( 2Sam 21,17; 1Kö 11,36 ). Der "Gesalbte", zuerst David,
dann seine Nachkommen und dann auch der Messias, wird über die Feinde siegen.
Das Horn eines Tieres symbolisierte Stärke und Kraft. Der
Begriff wurde bisweilen im Zusammenhang mit mächtigen Herrschern genannt (vgl.
Dan 7,24 ). Dieses Horn wird aufwachsen ( QAmaH , wörtl.: "sprießen"). Zacharias
hatte möglicherweise diesen Abschnitt im Sinn, als er betete ( Lk 1,69 ). Von
diesem Verb abgeleitet ist das Nomen QemaH ("Zweig"), das auch eine Bezeichnung
für den Messias ist ( Jer 23,5; 33,15; Sach 3,8; 6,12 ). Der messianische König
wird der Nachkomme Davids sein. Der "Zweig", der da kommt, wird das Amt des
Priesters und des Königs in sich vereinen.
So ist also Ps 132 eine ermutigende Bestätigung dafür, daß
die Verheißungen Gottes erfüllt werden, wie auch immer die Umstände sein mögen.
Ps 133
Der Psalmist David beschreibt in diesem Psalm, wie gut es
ist, wenn unter Brüdern Eintracht herrscht.
A. Eintracht unter Brüdern ist gut
( 133,1 )
Ps 133,1
In diesem kurzen Wallfahrtslied sprach David darüber, wie
gut es doch für Gläubige ist, wenn sie in Eintracht beieinander wohnen. Dieses
Thema fügte sich gut in die religiösen Festlichkeiten ein, wenn die
israelitischen Familien zusammenkamen, um ihren Herrn anzubeten.
B. Beschreibung der Eintracht
( 133,2-3 )
Ps 133,2
David verglich die Eintracht, die er in Vers 1 angesprochen
hatte, mit dem Öl, mit dem Aaron geweiht wurde (vgl. 3Mo 8,12 ). Dieses Bild aus
dem Priestertum paßte in besonderer Weise in die Situation, weil sich die Pilger
ja auch in Jerusalem befanden. Das Öl, das auf Aarons Haupt gegossen wurde, floß
hinunter auf seinen Bart und seine Schultern und auf seinen Brustschild, der die
Namen der 12 Stämme trug. Das Öl symbolisierte also die Einheit des Volkes bei
der Anbetung Gottes unter ihrem geweihten Priester. So wie das Öl Aaron geweiht
hatte, so weihte die Eintracht das Volk, das Gott in Jerusalem anbetete, unter
Gott.
Ps 133,3
David verglich dann die in Vers 1 erwähnte Eintracht mit
dem Tau, der die Berge bedeckt. Das Bild des herabfließenden Öls (V. 2 ) deutete
ohne Zweifel auf den Tau hin, der vom Hermongebirge im Norden auf den Berg Zion
herabkommt. Auf dem Hermon entstand viel Tau und brachte neue Kraft und Frische.
Auch die Gemeinschaft, die gemeinsam Gott anbetete, wirkte auf ähnliche Weise
erfrischend wie der Tau auf die Vegetation. Das war ein geeignetes Bild für den
Segen des Herrn über seinem Volk.
Ps 134
Der Wallfahrer wandte sich an Priester und Leviten, die den
Tempel bewachten, und bat, daß der Herr ihnen die himmlischen Segnungen aus Zion
schenken möge.
A. Aufruf zum Lobpreis
( 134,1-2 )
Ps 134,1-2
Der Wallfahrer forderte die Priester und die Knechte des
Herrn, die im Tempel ( dem Haus des HERRN ) dienten, dazu auf, ihn mit erhobenen
Händen zu preisen.
B. Bitte um den Segen des Herrn
( 134,3 )
Ps 134,3
Der Wallfahrer betete darum, daß der Schöpfer ( der, der
Himmel und Erde gemacht hat ; vgl. den Kommentar zu Ps 115,15 ) sie segnen möge.
Dieser Abschnitt ist ein passender Segensspruch zu den vorausgegangenen
Wallfahrtsliedern ( Ps 120-134 ).
Ps 135
Dieses Lied des Lobpreises ist ein Mosaik des Gesetzes, der
Propheten und der Psalmen. Der Psalmist forderte die Priester auf, den Herrn zu
preisen, so daß Ps 135 auf Ps 134 aufbaut. Es handelt sich um ein Lied, das die
Größe und die Treue des Herrn gegenüber seinem Volk rühmt.
A. Aufruf zum Lobpreis
( 135,1-3 )
Ps 135,1-3
Der Psalmist begann den Psalm mit dem Ausruf: Preist den
HERRN ( hal+lU-yAh ; vgl. V. 3.21 und den Kommentar zu Ps 104,35 ). Er forderte
die Priester, die Knechte des Herrn im Tempel, dazu auf, Gott zu preisen (vgl.
Ps 134,1 ), denn der Herr ist gut und freundlich.
B. Der Anlaß zum Lobpreis
( 135,4-18 )
Ps 135,4-7
Die Gründe für den Lobpreis werden in den Versen 4-18
genannt. Sie betonen die Allmacht Gottes: Erstens hat Gott Israel als sein
Eigentum erwählt (vgl. 5Mo 7,6 ). Zweitens ist er größer als alle Götter der
Heiden. Er herrscht in seiner Allmacht, und er tut, was ihm gefällt (vgl. Ps
115,3 ), im Himmel und auf der Erde (vgl. Jer 10,13 ). Er herrscht auch über die
Wolken, die Blitze und den Wind. (Zu dem Begriff der Vorratskammern vgl. den
Kommentar zu Hi 38,22 .)
Ps 135,8-12
Der bis hierher verfolgte Gedanke wird nun zur Geschichte
Israels in Beziehung gesetzt. Beim Auszug aus Ägypten (V. 8-9 ) brachte Gott
Ägypten eine Niederlage bei, er ließ ihre Erstgeburt sterben (das war die zehnte
Plage; vgl. Ps 136,10 ), nachdem er ihnen manch andere Zeichen und Wunder (die
ersten neun Plagen) geschickt hatte.
Gott vernichtete Völker und Könige, damit er Israel das
Land geben konnte ( Ps 135,10-11; vgl. Ps 136,17-18 ). Sihon und Og waren zwei
mächtige Könige, bei deren Eroberung der Herr Israel beigestanden hatte,
unmittelbar bevor es in das Land hineinkam (vgl. Ps 136,19-20; 4Mo 21 ), das
dessen Erbteil war (vgl. Ps 136,21-22 ).
Ps 135,13-14
Die Allmacht Gottes wird mit der noch in der Zukunft
liegenden Geschichte Israels in Beziehung gesetzt. Der Herr, dessen Name ewig
währt, wird seinem Volk Recht schaffen , denn er erbarmt sich über es.
Ps 135,15-18
Wenn die Verse 8-12 zu Vers 4 gehören, dann gehören die
Verse 15-18 zu Vers 5 . Der Psalmist erläuterte die Allmacht Gottes, die weit
über die heidnischen Götter hinausreicht, mit einzelnen Bildern (vgl. Ps 115,4-8
). Die Götzen sind von Menschen gemacht ( Ps 135,15 ). Sie können nicht
sprechen, nicht sehen, nicht hören oder atmen (möglicherweise bedeutet V. 17 b,
daß sie nicht riechen können). Es ist jedoch von entscheidender Bedeutung, daß
sie nicht erretten können (V. 18 ).
C. Schluß
( 135,19-21 )
Ps 135,19-21
Der Psalmist wiederholte die Aufforderung an Israel, die
Priester ( das Haus Aaron ) und die Leviten ( das Haus Levi ), Gott von Zion aus
zu preisen. Der Psalm schließt mit denselben Worten, mit denen er auch begonnen
hat: Preist den HERRN ( hal+lU-yAh ; vgl. V. 1.3 und den Kommentar zu Ps 104,35
).
Ps 136
Dieser Psalm ähnelt Ps 135 ,ausgenommen der Tatsache, daß
der Refrain dieses Psalmes den Grundgedanken unterstreicht. Dieser Grundgedanke
kann mit der Aufforderung "Preist den Herrn, der große Wunder getan hat",
umschrieben werden, und der Refrain lautet "denn seine Güte währet ewiglich".
Der Aufbau von Ps 136 deutet darauf hin, daß er bei der Anbetung Gottes im
Wechselgesang gesungen wurde, wobei vielleicht ein Teil der Versammlung die
erste Zeile sang und der andere Teil mit dem Refrain antwortete (vgl. Esr 3,11;
2Chr 7,3.6 ).
Die Güte des Herrn ( HeseD ) findet in jedem der 26
Refrains Erwähnung, denn das ist seine Bundestreue gegen sein auserwähltes Volk,
das er liebt. Dieser liturgische Psalm, der die Liebe Gottes besingt, war für
die Feierlichkeiten des Volkes besonders geeignet. Häufig wird Ps 136 "der große
Hallel" genannt (vgl. Ps 111-113;115-117 ).
A. Aufruf zum Lobpreis
( 136,1-3 )
Ps 136,1-3
Der Psalmist forderte die Versammlung auf, dem Herrn zu
danken (vgl. V. 26 ), denn er ist der Gott der Götter und der Herr der Herren
(vgl. 5Mo 10,17 ). Durch den ganzen Psalm hindurch wird zwischen den einzelnen
Aussagen jedesmal wieder der Grund für das Lob Gottes genannt: Seine Güte währt
ewig .
B. Der Anlaß des Lobpreises
( 136,4-25 )
Ps 136,4-9
Vers 4 erläutert zusammenfassend den Anlaß für das Lob
Gottes: Gott tut in seiner Güte Wunder. Das erste Beispiel für seine Wundertaten
ist für den Menschen die Schöpfung (V. 5-9 ). Er schuf die Himmel, er breitete
die Erde aus und schuf die großen Lichter (die Sonne, den Mond und die Sterne).
Ps 136,10-25
Das zweite Beispiel für Gottes Wundertaten ist sein Handeln
mit Israel und sein Beistand. Der Psalmist erzählte, daß der Herr: (a) Ägypten
mit der zehnten Plage besiegt (V. 10 ; vgl. Ps 135,8 ) und Israel mit starker
Hand und ausgerecktem Arm (vgl. den Kommentar zu 5Mo 4,34 ) durch das Rote Meer
hindurchgebracht hatte ( Ps 136,11-15 ); (b) sein Volk durch die Wüste geführt
(V. 16 ) und (c) über die Könige des Landes gesiegt hatte (auch über Sihon und
Og , V. 17-20 ; vgl. Ps 135,10-12 ), um sein Volk sicher in das Land
hineinzuführen ( 136,21-22 ; vgl. Ps 135,12 ). In all dem handelte Gott
zugunsten seines Volkes, das in der Sklaverei gewesen war, und befreite es von
seinen Widersachern ( 136,23-24 ).
Das dritte sichtbare Zeichen seiner immerwährenden Güte
bestand darin, daß er jede Kreatur sättigte (V. 25 ; vgl. Ps
111,5;132,15;145,15;146,7 ).
C. Schluß
( 136,26 )
Ps 136,26
Der Psalmist schloß diesen Psalm ab und rief noch einmal
dazu auf, dem Gott des Himmels zu danken (vgl. V. 1-3 ), denn seine Güte währt
ewig. Es ist die einzige Stelle im Buch der Psalmen, an der diese
Gottesbezeichnung gebraucht wird (vgl. den Kommentar zu Esr 1,2 ).
Ps 137
Der Psalmist, der aus dem Exil zurückgekehrt war, beklagte
die Lage derjenigen, die in einem fremden Land waren und weinten und nicht ihre
Zionslieder singen konnten. Der innigen Liebe für Zion stand sein Haß auf die
Zerstörer Zions gegenüber; deshalb schleuderte er Verwünschungen gegen Edom und
Babel, die die Stadt Gottes zerstört hatten.
Dieser Psalm, der von der Zeit des Exils spricht, könnte
zum Ende der babylonischen Gefangenschaft geschrieben worden sein. Vielleicht
empfand der Psalmist, daß freundliche Behandlung der Babylonier durch den König
der Perser kein ausreichendes Gericht über jene gewesen war, die Israel
vernichtet hatten.
A. Trauer im Gedenken an Zion
( 137,1-4 )
Ps 137,1
Der Psalmist erinnerte sich daran, daß die Israeliten im
Exil in Babel gesessen und über die Zerstörung Zions (Jerusalems) geweint
hatten. Die Ströme, die hier genannt werden, sind wohl der Euphrat und die
Kanäle und Wasserstraßen des Stromes.
Ps 137,2-4
Der Kummer der Israeliten im Exil war so groß, daß sogar
die Sänger schwiegen. Die Israeliten hingen ihre Harfen an Weiden (V. 2 ). Sie
konnten ihre Lieder von ihrer Heimat nicht singen, denn ihre Unterdrücker
verhöhnten sie wegen ihrer Lieder über das herrliche Zion (V. 3 ), denn sie
befanden sich in einem ihnen feindlich gesinnten fremden Land (V. 4 ).
B. Treue im Gedenken an Jerusalem
( 137,5-6 )
Ps 137,5-6
Der Psalmist gelobte, Jerusalem im Gedächtnis zu behalten.
Er wünschte sich, daß seine rechte Hand ihr Können vergäße und daß er stumm
werde, wenn er Jerusalem, seine höchste Freude, vergäße. Der große Kummer des
Volkes über die Zerstörung seiner Stadt (wo die Stämme zusammenkamen, um den
Herrn zu preisen) wird hier seiner größten Freude gegenübergestellt.
C. Verwünschung der Zerstörer Zions
( 137,7-9 )
Der letzte Teil dieses Psalmes muß im Lichte der großen
Trauer der Juden im Exil verstanden werden. Im Gebet verwünschte der Psalmist
(vgl. den Kommentar zu "Die Theologie der Psalmen" in der Einführung ) die
Feinde und bat Gott, an den Vernichtern des Volkes und an ihren Helfern Rache zu
üben.
Ps 137,7
Es handelt sich hier um eine Bitte an Gott, die Edomiter
nicht zu vergessen (vgl. V. 6 ), die gejubelt hatten, während Jerusalem zerstört
wurde, und noch die Zerstörer in ihrem Tun ermutigt hatten (vgl. Hes 25,12; Joe
3,19 ). Deshalb bat der Psalmist Gott um Vergeltung an Edom.
Ps 137,8-9
Der Psalmist schleuderte nun seine Verwünschungen direkt
gegen Babel . Die Babylonier sollten erkennen, daß der Herr sie vernichtete.
Ihre Kinder sollten am Felsen zerschmettert werden (vgl. Jes 13,16 ), denn das
hatten die Babylonier ebenfalls mit den Bewohnern Jerusalems getan. Vielleicht
ist dies die grausamste Verwünschung im ganzen Buch der Psalmen. Für den
Psalmisten, der das Exil miterlebt hatte, hatten jedoch die Zerstörer des
Heiligen Landes nichts Besseres verdient. Große Traurigkeit und Bitterkeit
erfüllte die Herzen der Israeliten, die sich in Gefangenschaft befanden (vgl. Kl
1-2 ).
Ps 138
David gelobte, die Gnade und Güte des Herrn zu preisen,
denn Gott hatte sein Gebet erhört. David wünschte sich, daß doch alle Könige des
Herrn Liebe zu den Niedrigen erkennen möchten, und er vertraute darauf, daß der
Herr ihn durch seine Gnade erretten werde.
A. Lobpreis des Psalmisten
( 138,1-3 )
Ps 138,1-3
David gelobte, den Herrn vor den " Göttern " von ganzem
Herzen zu preisen und ihn im Tempel um seiner Gnade, seiner Treue (vgl. Ps
108,5;115,1;117,2 ), seines Namens und seines Wortes willen anzubeten. Der
Begriff "Götter" könnte sich auf heidnische Gottheiten beziehen. Dann pries
David den wahren Gott ungeachtet ihrer angeblichen Gegenwart. Oder aber der
Begriff "Götter" bezieht sich auf menschliche Führer (auf Richter oder Könige),
obwohl die erste Deutung wahrscheinlicher ist.
Der Anlaß für den Lobpreis Davids lag darin, daß Gott sein
Gebet erhört hatte, und das war eine Stärkung für den Glauben Davids.
B. Lobpreis vor allen Königen
( 138,4-5 )
Ps 138,4-5
David betete, daß all die Könige Gott erkennen und ihn
preisen sollten, wenn sie von seinem Wort und von seiner Herrlichkeit hörten.
C. Errettung durch den Herrn
( 138,6-8 )
Ps 138,6-8
Der Herr sollte gepriesen werden (V. 4-5 ), denn er richtet
nicht nach menschlichen Maßstäben. Er ist erhöht (vgl. Ps 113,4 ), aber er
schaut herab auf den Niedrigen (vgl. Ps 113,7-9 ), nicht auf den Stolzen.
David vertraute fest darauf, daß der Herr ihn mit seiner
rechten Hand (seiner Macht) nach seiner Gnade vor seinen Widersachern erretten
werde. David vertraute zwar auf den Herrn, aber er bat doch, daß Gott ihn nicht
im Stich lassen möge.
Ps 139
Gottes Allwissenheit, seine Allgegenwart und Allmacht
bilden den Gegenstand des Nachsinnens Davids in diesem wunderschönen Psalm.
David bat Gott hier, ihn durch und durch zu prüfen, um seine Schuldlosigkeit zu
bestätigen. Der Psalm besteht aus vier Strophen zu je sechs Versen. Die
Botschaft wird von einem Thema zum nächsten fortentwickelt. Zuerst sinnt David
über Gottes Wissen nach, denn alle seine Lebensbereiche wurden von Gott
ergründet und überwacht. Er erkannte, daß es unmöglich war, dieser Allwissenheit
Gottes zu entkommen, wie weit oder wie schnell er sich auch immer entfernen
mochte, denn Gott ist überall gegenwärtig. David legte dar, daß Gott über ihn
die Macht hatte, weil er ihn in seiner Macht im Verborgenen geschaffen hatte. Er
hatte sein Leben mit großer Sorgfalt gestaltet. Aufgrund dieser Gedanken
versicherte David seine Treue gegen Gott und bat darum, daß Gott ihn doch prüfen
möge.
A. Der Herr ist allwissend
( 139,1-6 )
Ps 139,1
Der in den Versen 1-6 vorherrschende Gedanke wird im ersten
Vers angekündigt: Der Herr kannte David durch und durch. Es war für David, als
ob Gott jede Einzelheit aus Davids Leben durchleuchtet hätte und ihn deshalb so
genau kannte.
Ps 139,2-4
David zählte einige Beispiele dafür auf, wie genau Gott
David kannte. Der Herr (die Anrede du ist im Hebr. betont; vgl. V. 13 ) kannte
jede Bewegung, die David machte; die gegenteiligen Handlungen des Sitzens und
Aufstehens stehen für all sein Tun (dies ist ein ganz bestimmtes Stilmittel im
Hebr; vgl. V. 3.8 ). Gott kannte nicht nur das Tun Davids, er kannte auch seine
Beweggründe ( Gedanken ; vgl. V. 17 ).
Die alltäglichen Handlungen des Psalmisten waren dem Herrn
bis in die Einzelheiten hinein bekannt. Das Gehen am Morgen und das Niederlegen
in der Nacht stehen für das ganze Tun während des Tages (vgl. V. 2.8 ).
Das Beispiel, das jedoch in besonderer Weise die
Allwissenheit Gottes zum Ausdruck bringt, steht in Vers 4 . Bevor der Psalmist
noch ein Wort auf seiner Zunge formen konnte, kannte der Herr das, was er sagen
wollte. (Der hebr. Begriff für "Wort" lautet millCh , und der ähnlich klingende
Begriff für vollkommen lautet kVllAh .)
Ps 139,5-6
Zuerst war die Reaktion Davids auf dieses überwältigende
Wissen Verwirrung. Wie so viele Menschen, die auf die Allwissenheit Gottes
reagieren, fühlte er sich beengt davon, daß Gott um ihn war und seine Hand über
ihn hielt.
Darüber hinaus hatte David keine Macht über diese Art von
Wissen - es war ihm zu wunderbar . Das Wort "wunderbar" ist durch seine Stellung
zu Beginn des Satzes stark betont. Zur Bedeutung von "wunderbar" als
"ungewöhnlich oder außerordentlich" vgl. den Kommentar zu Ps 9,2 .Mit anderen
Worten: Die Allwissenheit Gottes ist zu hoch , als daß der Mensch sie begreifen
könnte (vgl. auch den Kommentar zu Ps 139,14 ).
B. Die Allgegenwart des Herrn
( 139,7-12 )
Ps 139,7
Der Gedanke an dieses unermeßliche Wissen (V. 1-6 ) rief
vielleicht Davids Wunsch nach Flucht hervor, wie die Verse 7-12 berichten. Vers
7 hebt diese Tatsache mit zwei rhetorischen Fragen hervor: Es gibt keinen Ort,
an den David vor der Gegenwart des Herrn flüchten konnte (vgl. Jer 23,24 ).
Ps 139,8-10
Diese Verse nennen hypothetisch verschiedene Orte, wohin
David vielleicht entfliehen könnte. Er versicherte zunächst, daß der Herr im
Himmel oben und unten im Scheol gegenwärtig ist. Die Nennung dieser
gegensätzlichen Orte besagt, daß der Herr auch in allen Bereichen dazwischen
(vgl. V. 2-3 ) gegenwärtig ist.
Wenn David auch mit Lichtgeschwindigkeit ( mit den Flügeln
der Morgenröte ) von Ost nach West fliegen könnte ( bis an die äußersten Enden
des Meeres ), könnte er dem Herrn doch nicht entkommen.
Dann bekam die Gegenwart Gottes für den Psalmisten eine
neue Bedeutung, als wenn Licht heraufdämmerte. Er empfand nun, daß die Hand des
Herrn ihn leitete und tröstete.
Ps 139,11-12
David sprach noch weiter vom Licht. Dunkelheit konnte David
bedecken, aber er konnte sich nicht vor Gott verbergen. Ob Dunkelheit oder
Helligkeit herrscht, macht für Gott keinen Unterschied, denn er ist allwissend
und allgegenwärtig.
n
C. Die Allmacht des Herrn
( 139,13-18 )
In den Versen 13-18 sann David weiter darüber nach, daß
Finsternis keinen Menschen vor dem Herrn verbergen kann (V. 11-12 ): Gott wußte
alles, was ihn betraf, als er ihn im Schoße seiner Mutter schuf. Vers 13 beginnt
mit einem "denn". Das weist darauf hin, daß die folgende Strophe (V. 13-18 )
eine Erklärung für die vorhergehenden beiden Strophen (V. 1-6.7-12 ) liefert:
Weil Gott einen Menschen erschaffen kann, kennt er ihn durch und durch. Er
begleitet ihn auf allen seinen Wegen.
Ps 139,13-14
Hier wird der Hauptgedanke von Vers 13-18 genannt: Der Herr
(das du wird im Hebr. wiederum betont; vgl. V. 2 ) erschuf ihn im Schoß seiner
Mutter. Mit bildhaften Ausdrücken beschrieb der Psalmist in diesen Versen Gottes
Leitung des natürlichen Vorganges der Entstehung und Geburt eines Menschen (vgl.
Hi 10,11 ).
Über dem Gedanken, wie wunderbar er gemacht war, brach der
Psalmist in Lobpreis aus. Sogar die unzureichende Kenntnis Davids über die
Wunder des menschlichen Körpers führte ihn zur Furcht und zum Staunen. Die Worte
ausgezeichnet und spiegeln das Wissen von Gottes Allmacht wider ( Ps 139,6 ).
Ps 139,15-16
David hob hier verschiedene Gesichtspunkte der Allmacht
Gottes über ihn als Person hervor. Im Mutterschoß wurde er gewoben (wörtl.:
"gewirkt, gestickt"). Als er im Mutterleib gebildet wurde, war er für das
menschliche Auge so weit entfernt wie die Tiefen der Erde (vgl. den Kommentar zu
Hi 1,21 ). Aber Gott sah jede Einzelheit. Davids Gebein war sein Skelett, und
seine Urform war sein Embryo. Gott hatte sogar schon alle Tage des Psalmisten
aufgeschrieben, bevor er überhaupt geboren wurde. Das könnte darauf hindeuten,
daß Gott den Zeitpunkt des Todes bestimmt, aber im Hinblick auf die Verse 1-4
bezieht sich dieser Ausspruch wohl eher auf die täglichen Kleinigkeiten, die
Gott bereits kennt. Gott hatte auf wunderbare Weise den Plan für sein Leben
entworfen.
Ps 139,17-18
Daher schloß David, daß die Pläne des Herrn (seine Gedanken
; vgl. V. 2 ) für sein Volk kostbar und in der Tat unzählbar sind. Beim Erwachen
war Gott jeden Morgen bei ihm und breitete seine Gedanken über ihm aus.
D. Die Treue Davids
( 139,19-24 )
Dann wandte sich David seinen Problemen zu. Er versicherte,
daß er treu gegen den Herrn war, und wurde durch sein Wissen um die Gegenwart
des Herrn getröstet.
Ps 139,19-22
Der Psalmist bat Gott, die Gottlosen zu töten, die versucht
hatten, ihn umzubringen. Diese Feinde mißbrauchten offensichtlich den Namen des
HERRN (vgl. 2Mo 20,7 ), denn sie führten ihn für ihre bösen Absichten im Munde.
Weil sie Gottes Feinde waren, waren sie auch Davids Feinde, wie er versicherte.
Er wollte mit ihnen nichts zu tun haben. Er haßte sie, d. h. er wies sie zurück
(vgl. den Kommentar zu Mal 1,3 ) und vermied jegliche Verbindung mit ihnen.
Ps 139,23-24
David schloß diesen Psalm mit einem Gebet, in dem er Gott
bat, ihn zu erforschen und zu prüfen (vgl. Ps 26,2 ), um seine Treue zu
erweisen, denn er war nicht den in Ps 139,19-22 erwähnten Gottlosen gleich. Das
Verb "erforschen" wird in Vers 1 in bezug auf Gott gebraucht. Hier bat David
Gott, ihn zu prüfen, wie Metall geprüft wird. Weil Gott alles kennt und weiß
(vgl. V. 1-6 ), kannte er auch Davids ängstliche Gedanken. Gott erkannte sofort,
wenn der Psalmist sich auf irgendeine Weise gegen ihn wandte (wörtl.: einen "Weg
des Schmerzes" ging; es geht um den Schmerz, der die Folge der Sünde ist). Solch
eine Prüfung war ein Beweis für Davids Treue. Der Herr bewahrte durch seine
Führung sein Leben (ewig, ZNlAm , deutet möglicherweise auf ein verlängertes
Leben hin), denn David folgte dem Herrn nach.
Jeder Gläubige, der die in diesem Psalm dargestellten
Eigenschaften Gottes begreift, findet darin eine Quelle des Trostes und möchte
Gott gerne gehorsam sein.
Ps 140
Der Psalmist David sprach gegen die Gottlosen
Verwünschungen aus, die ihn mit ihren boshafen Anschlägen verderben wollten. Er
sprach diese Verwünschungen im vollen Vertrauen darauf aus, daß der Herr dem
Bedrückten gegen ihre Angriffe Gerechtigkeit gewährte. Das ist der Inhalt des
Gebetes zu Beginn des Psalmes.
A. Davids Flehen
( 140,2-9 )
Ps 140,2-6
David rief den Herrn an, ihn vor den Gottlosen zu erretten,
die ihn vernichten wollten. Die Verse 2-3 enthalten diesen Schrei zu Gott und
Vers 4-6 die Klage des Psalmisten. Er bat Gott, ihn zu retten und vor den
Gewalttätigen (vgl. V. 5.12 ) zu schützen (vgl. V. 5 ), vor den Menschen, die
täglich Bosheiten ersinnen und ausführen (vgl. V. 9 ). Die Widersacher Davids
hatten scharfe Zungen, sie hatten Gift unter ihren Lippen (V. 4 ). Die Gottlosen
hatten beschlossen, David in seinem Tun zum Straucheln zu bringen, deshalb
benötigte er Gottes Hilfe (V. 5 ). So wie Jäger Fallen stellen, so hatten die
Gottlosen für David Fallen gestellt (V. 6 ; vgl. Ps 141,9-10;142,4 ). Davids
gefährliche Feinde ( Ps 140,4 ) versuchten, David um sein Leben zu bringen (V.
5-6 ).
Ps 140,7-9
David wiederholte seinen Schrei um Hilfe und betete, daß
die Gottlosen ihre Pläne nicht zur Ausführung bringen (vgl. V. 3 ) und über
ihren Erfolg stolz sein könnten. In seinem Gebet nannte der Psalmist den Herrn
seinen starken Erlöser, der sein Haupt im Kampf beschirmte . Dieses militärische
Bild hebt den göttlichen Schutz vor den Gottlosen hervor.
B. Davids Verwünschungen
( 140,10-12 )
Ps 140,10-12
David stieß mehrere Verwünschungen über die Gottlosen aus.
Er hoffte, daß ihre bösen Worte (V. 4 ) sie in Probleme brächten. Er hoffte
auch, daß glühende Kohlen auf sie herabfielen (vgl. Ps 11,6 ). Dieses Bild
erinnert an Sodom und Gomorra (vgl. 1Mo 19,24 ). David hoffte, daß das Unglück
die Verleumder überwältigen möge (vgl. "ihr Gift", Ps 140,4 ). Wieder nannte
David seine Feinde Männer der Gewalttat (vgl. V. 2.5 ).
C. Davids Vertrauen
( 140,13-14 )
Ps 140,13-14
David war davon überzeugt, daß der Herr für die Sache des
Armen und Elenden eintrat (vgl. Ps 40,18;70,6;86,1;109,22 ). Die Gerechten
priesen den Herrn, der ihre Sache geführt hatte. Sie wohnten in seiner Gegenwart
in Frieden (vgl. Ps 102,29 ).
Ps 141
David ist der Autor der Psalmen 141 - 145. Ps 141 ist ein
Abendgebet, das den Wunsch des Psalmisten nach Heiligung und Schutz ausdrückt.
David betete, daß er sich nicht gegen den Herrn aussprechen möge und nicht den
verführerischen Versuchungen der Gottlosen anheimfiele, sondern daß er von den
Anschlägen der Gottlosen abstehen möge, die sein Zeugnis im Lied hörten.
A. Das Abendgebet
( 141,1-2 )
Ps 141,1-2
David verglich sein Gebet mit der Abendopfergabe im
Heiligtum und rief den Herrn an, ihn eilends zu erhören (vgl. den Kommentar zu
Ps 31,3 ). Er wünschte sich, daß sein Gebet dem Herrn ein lieblicher Geruch sein
möge, so wie das Räucherwerk beim Abendopfer (das etwa um drei Uhr nachmittags
dargebracht wurde), das hinaufstieg und dem Herrn wohlgefiel. In der Offenbarung
ist das Räucherwerk offensichtlich das Gebet ( Offb 5,8;8,3-4 ). Das Aufheben
der Hände als Gebetshaltung wird auch in Ps 28,2;63,5 und Ps 134,2 erwähnt.
B. Das Gebet um Heiligung
( 141,3-7 )
Ps 141,3-4
David bat in seinem Abendgebet darum, daß der Herr seine
Worte und sein Handeln auf dem richtigen Weg leiten möge. Er bat Gott, daß
dieser einen Wächter vor seinen Lippen aufstellen möge, damit er nicht das
Falsche redete. Mehr noch, er wollte, daß Gott sein Herz (d. h. seine
willentlichen Entscheidungen) vor bösen Verlockungen bewahrte. Der Ausdruck ihre
Leckerbissen bezieht sich auf fleischliche Gelüste, die durch gottloses Tun
wachgerufen werden (vgl. Spr 4,17 ).
Ps 141,5-7
David wollte sich nicht den Schlägen der Gerechten
widersetzen - sie waren wie Salböl, hilfreich und erfrischend (vgl. Spr 9,8 b;
15,31; 17,10; 19,26; 25,12 ). Aber sein Gebet richtete sich gegen die Gottlosen
. Er wußte schon jetzt, daß sie umkämen, wenn sie erfuhren, daß David die
Wahrheit gesprochen hatte.
C. Das Gebet um Schutz
( 141,8-10 )
Ps 141,8-10
David bat nicht nur um Bewahrung vor den Verführungen der
Bösen (V. 3-7 ), sondern auch um Schutz. Er versicherte, daß er auf den HERRN,
seine Zuflucht , vertraute (vgl. den Kommentar zu Ps 2,12 ), und betete, daß er
dem Tod nicht übergeben würde. Das hieß, so betete er, daß Gott ihn vor den
Gottlosen erlöste, wenn sie selbst in ihre eigenen Schlingen, Fallen und Netze
(vgl. Ps 140,6;142,4 ) gerieten.
Ps 142
Dieser Psalm Davids wurde verfaßt, "als er in der Höhle
war" und vor Saul floh (vgl. die Überschrift zu Ps 57 ). David schrie zum Herrn
um Hilfe, denn Gott war der einzige, auf den sich David stützen konnte. Der
Psalmist war seinen Feinden völlig ausgeliefert, und niemand schien sich etwas
daraus zu machen, ob er überlebte oder ob er starb.
A. David schrie zum Herrn
( 142,2-3 )
Ps 142,2-3
David schrie zum Herrn (vgl. V. 6 ) um Gnade und beklagte
sein Leid und sein Unglück.
B. Die Klage
( 142,4-5 )
Ps 142,4-5
David wandte sich an den Herrn und legte dar, daß Gott
seinen Weg (vgl. Ps 139,2-3 ) kannte, als sein Geist müde wurde (vgl. Ps
77,4;143,4.7 ). Er hatte offensichtlich einen Kampf verloren, denn sein
Widerstand schien geschwächt. David geriet in Not, weil ein Feind eine Falle
(Schlinge ) für ihn ausgelegt hatte (vgl. Ps 140,6;141,9-10 ).
Er bat Gott, zu seiner Rechten zu schauen (dort stände
normalerweise jemand, um ihn zu bewachen), denn er hatte keine Zuflucht und
keine Hilfe - keiner machte sich etwas aus seinem Leben . Seine einzige Hoffnung
war der Herr, zu dem er betete.
C. Die Bitte
( 142,6-8 )
Ps 142,6
Als David zu Gott schrie (vgl. V. 2 ), versicherte er, daß
er auf ihn vertraute: Gott war sein Schutz ( Zuflucht ; vgl. Ps 141,8 ) und sein
Leben. Gott war sein Teil , Gott war alles, was er noch hatte (vgl. Ps
16,5;73,26;119,57 ).
Ps 142,7-8
In dieser verzweifelten Lage (vgl. Ps 79,8 ), die David mit
einem Gefängnis verglich, bat er den Herrn, ihn vor seinen mächtigen Feinden zu
erretten (vgl. Ps 18,8 ), damit er Gottes Namen (sein offenbartes Wesen) preisen
konnte. Auch die Gerechten versammelten sich dann voller Jubel um ihn, denn der
Herr hatte in seiner Güte (vgl. Ps 13,6; 116,12 ) das Gebet Davids erhört.
Ps 143
In diesem Psalm wird das Thema des ermatteten Geistes
Davids (V. 4.7 ) vom vorhergehenden Psalm fortentwickelt ( Ps 142,4 ). In Ps 143
bat David um Errettung und Leitung. Der Psalmist betete um gnädige Befreiung von
dem Gottlosen, der David unterdrückte. David erkannte, daß kein Mensch auf
dieser Erde gerecht ist. Er sehnte sich nach Errettung und Leitung durch Gott
und wurde ermutigt, als er an Gottes Wege gedachte.
A. Davids Klage
( 143,1-6 )
Ps 143,1-4
David rief den Herrn um Gnade und Erlösung an, denn Gott
ist treu und gerecht (vgl. V. 11 ). Im Gegensatz dazu ist kein Mensch auf dieser
Erde gerecht (vgl. Pred 7,20 ). David erkannte, daß sein Leiden zu einem Teil
die Strafe für seine Sünden war, denn er bat, daß Gott ihn nicht richten möge.
Davids Klage findet besonders in Ps 143,3-4 seinen
Ausdruck. Der Feind hatte David angegriffen, ihn vertrieben, so daß er nun in
der Finsternis saß (vgl. Ps 88,7 ), als wenn er tot wäre. Sein Geist ermattete
(vgl. Ps 142,4;143,7 ) durch diese Bedrückung.
Ps 143,5-6
Dennoch faßte David Vertrauen, wenn er an die früheren Tage
dachte. Sein Glaube lebte wieder auf, und sein Geist wurde gestärkt, als er sich
an die mächtigen Taten des Herrn in der Vergangenheit erinnerte. Deshalb betete
er voller Inbrunst zum Herrn, daß er doch den Kummer seines Herzens stillen möge
(vgl. Ps 42,3 ). Das Bild des verdorrten Landes steht für die große geistliche
Not Davids in diesem Augenblick, denn er brauchte dringend Gottes Hilfe.
B. Davids Bitte
( 143,7-12 )
Ps 143,7
Davids Vertrauen (V. 5 ) hatte seine Bitte um Errettung zur
Folge; er betete um rasche (vgl. den Kommentar zu Ps 31,3 ) Errettung, damit er
nicht mit seinem ermatteten Geist (vgl. Ps 142,4;143,4 ) in die Grube (ein
Synonym für Grab) führe. David bat, daß Gott nicht sein Angesicht (vgl. Ps
27,9;102,3 ) verbergen möge, d. h., David bat, daß Gott sich nicht von ihm
abwenden möge.
Ps 143,8-12
Das Gebet aus Vers 7 wird in den Versen 8 - 12 noch einmal
in Einzelheiten wiedergegeben. David sehnte sich danach, daß Gottes Güte ( HeseD
; vgl. V. 11 ) ihn den Weg führen möge, den er gehen sollte (V. 8 ). Er bat
ferner darum, daß er vor seinen Feinden errettet würde (V. 9 ; vgl. Ps
140,2;142,7 ). David wünschte sich Unterweisung durch den Geist Gottes ( Ps
143,10 ). Schließlich bat David darum, daß Gottes Gerechtigkeit (vgl. V. 1 ) und
Liebe (vgl. V. 8 ) sein Leben vor seinen Feinden (V. 11-12 ) beschützen möge.
Jede dieser einzelnen Bitten formulierte David, weil er auf den Herrn von ganzem
Herzen vertraute. Als Knecht Gottes vertraute er ihm. Wenn er auch gesündigt
hatte und nun in Not war, so glaubte er doch, daß Gott ihn in Sicherheit bringen
würde.
Ps 144
König David pries Gott für seine wunderbare Errettung in
den früheren Kämpfen, und er staunte darüber, daß Gott sich zu vergänglichen
Menschen herabneigte. Er betete darum, daß Gott in den Kampf eingriff, und
sprach gleichzeitig sein Vertrauen aus, daß, weil der Herr Sieg schenkte, das
Volk Frieden und Wohlergehen erfahren werde.
A. Lobpreis für frühere Siege
( 144,1-2 )
Ps 144,1-2
David rühmte den Herrn, weil er ihm Völker unterworfen
hatte. Er gebrauchte mehrere Ausdrücke, um darzulegen, daß der Herr ihm seine
Siege geschenkt hatte. Der Herr hatte ihn gelehrt, wie er kämpfen mußte, und
Gott war sein Fels (vgl. Ps 18,47;18,3 ), seine Burg ( m+QUDCh ; vgl. Ps
18,4;31,4;71,3;91,2 ), seine Feste ( miRgoB ; vgl. den Kommentar zu Ps 9,10 ),
sein Erlöser (vgl. Ps 18,3;40,18;70,6;140,8 ) und sein Schild (vgl. den
Kommentar zu Ps 3,4 ). All das macht deutlich, wie sehr Gott David Schutz und
Errettung gewährt und unter diesem König das Reich befestigt hatte.
B. Bitte um das Eingreifen Gottes
( 144,3-11 )
Ps 144,3-4
David hatte Gott gerühmt und sprach dann seine Bitte um
Sieg im Kampf aus (V. 3-11 ). Wenn er daran dachte, daß Gott ihm Menschen
unterwarf, staunte er darüber, wie Gott für den Menschen eingreifen konnte (vgl.
den Kommentar zu Ps 8,5 ). Weil der Mensch wie ein Hauch ist ( heBel ; vgl. Ps
39,6.12;62,10 und den Kommentar zu Pred 1,2 ), der dahingeht, und ein Schatten ,
der bald vorübergeht (vgl. Hi 8,9; Ps 102,12 ), warum neigte sich Gott dann
herab, um ihm beizustehen?
Ps 144,5-8
Weil sich jedoch Gott um David kümmerte, betete David, daß
Gott in den Kampf eingreifen möge. Der Herr sollte in seiner herrlichen Macht
herabkommen. Wenn Gott die Berge anrührte, dann rauchten sie (vgl. Ps 104,32 ).
David bat den Herrn, daß er Blitze (seine Pfeile; vgl. Ps 18,15 ) schicken möge,
um die Feinde zu zerstreuen. Wenn Gott auf so gnädige Weise eingriff, dann
hoffte er auf Errettung vor seinen Feinden, die mächtigen Wassern gleich und
voller Falschheit (vgl. Ps 144,11 ) waren.
Ps 144,9-11
David sprach nun sein festes Vertrauen auf den Herrn aus.
Er gelobte, den Herrn mit einem neuen Lied zu preisen (vgl. Ps
33,3;40,4;96,1;98,1;149,1 ), denn er hatte ihn vor dem todbringenden Schwert
errettet. Dann wiederholte er seine Bitte um Errettung vor seinen Feinden, die
er mit ganz ähnlichen Worten wie in Ps 144,7 b - 8 beschrieb.
C. Ausblick auf Frieden und Wohlergehen
( 144,12-15 )
Ps 144,12-14
Weil der Herr seinen Knecht, den König, errettete, erging
es dem Land sehr gut. Alles, was dem König gehörte, gedieh prächtig (V. 12 ).
Das Volk erlebte einen wirtschaftlichen Aufschwung, denn die Scheunen waren
voll, und sie hatten viele Schafe und Rinder (V. 13 ). Zudem genoß das Volk
Frieden (V. 14 ).
Ps 144,15
Daher schloß David damit, daß das Volk, dessen Gott der
HERR ist, gesegnet wird. Dieser Königspsalm macht deutlich, daß das Eingreifen
Gottes in einem gerechten Krieg zugunsten des Gesalbten des Herrn Frieden und
Wohlergehen bringt.
Ps 145
Dieser Psalm Davids ist mit "Ein Loblied" überschrieben. Es
ist der einzige Psalm mit dieser Überschrift. Hier beginnt der große Lobgesang
der gesamten Sammlung, denn der Lobpreis spielt in den Psalmen 145-150 eine
größere Rolle als in den meisten anderen. Das Wort "Lob, Lobpreis" wird in
diesen sechs Psalmen 46mal gebraucht.
In Ps 145 pries David den Herrn für seine mächtigen Taten,
die von einer Generation der nachfolgenden Generation weitererzählt werden.
David pries den Herrn, daß Gott in seiner Gnade ein ewigwährendes Königreich
gegründet hatte und daß er denen antwortete, die ihn liebhatten.
A. Lobpreis für Gottes mächtiges Handeln
( 145,1-7 )
Ps 145,1-3
David gelobte, den Herrn, seinen König (vgl. Ps 149,2 ),
und seinen Namen (sein geoffenbartes Wesen) täglich zu preisen, denn Gott ist
groß. Die Größe des Herrn ist unergründlich, keiner hat je ihre Tiefe
ausgelotet.
Ps 145,4-7
David erzählte von den großen Taten Gottes, die von
Generation zu Generation verkündet werden. Die Gläubigen sprechen von der Pracht
(vgl. V. 12 und den Kommentar zu Ps 29,2 ) seiner Majestät, sie sinnen über
seine Werke nach, besingen und feiern sie und seine Güte.
B. Lobpreis für Gottes ewigwährendes Königreich
( 145,8-16 )
Ps 145,8-10
David beschrieb das wunderbare Wesen Gottes und
versicherte, daß Gott gnädig und barmherzig ist (vgl. Ps 111,4 ), langsam zum
Zorn und voller Güte (derselbe hebr. Ausdruck findet sich auch in 2Mo 34,6; Neh
9,17; Ps 86,15; 103,8; Joe 2,13; Jon 4,2 ). Weil Gott gut und barmherzig über
alle ist, preisen ihn alle seine Werke und seine Heiligen.
Ps 145,11-13 a
Der Lobpreis der Heiligen (V. 10 ) beinhaltete auch ihre
Dankbarkeit, daß er sein Königreich errichtete. Von Generation zu Generation
werden die Menschen vom Königreich Gottes sprechen, welch mächtige Taten er
vollbringt und wie sein Königreich über alle Generationen hinweg fortbesteht
(vgl. Dan 4,3.34 ).
Ps 145,13-16 (Ps 145,13b-16)
David unterwies die Versammlung über die Gnade des Herrn,
die er Menschen erwies. Er steht treu zu allen seinen Verheißungen. Er richtet
die auf, die fallen, er gibt allen ihre Speise (vgl. Ps
111,5;132,15;136,25;146,7 ), und er stillt ihr Verlangen (vgl. Ps 145,19 ). Er
ist der treue Herr, dessen Herrschaft ewig währt (V. 13 ).
C. Lobpreis für Gottes Errettung
( 145,17-21 )
Ps 145,17-21
David erhob den Herrn, denn er ist gerecht und treu. (Zu
der Wendung: alles, was er gemacht hat , vgl. V. 9-10.13 .) Deshalb erhört Gott
die Gebete der Elenden - derer, die ihn fürchten und ihn lieben - wenn sie ihn
anrufen. Deshalb muß jeder Mensch seinen Namen preisen (V. 21 ; vgl. V. 1 ).
Wieder sind die Größe Gottes und seine Gnade Anlaß zum Lobpreis.
Ps 146
Das Thema dieses Psalmes wie auch von Ps 145 und vielen
anderen ist der Lobpreis über die Größe und die Gnade Gottes. Der Psalmist
gelobte, Gott sein ganzes Leben lang zu preisen, denn der, der Himmel und Erde
gemacht hat, ist treu und gerecht gegenüber den Unterdrückten auf der Erde.
A. Ich will den Herrn loben mein Leben lang
( 146,1-4 )
Ps 146,1-2
Mit dem Aufruf: Preist den HERRN ( hal+lU-yAh ; vgl. V. 10
und den Kommentar zu Ps 104,35 ) beginnen und enden die Psalmen 146 - 150. Der
Psalmist gelobte, den Herrn sein ganzes Leben lang zu preisen.
Ps 146,3-4
Der Psalmist wies die Versammlung an, ihr Vertrauen auf den
zu setzen, der unendlich viel mächtiger ist als sterbliche Menschen, die nicht
erretten können. Die Pläne eines Menschen vergehen, wenn er stirbt. Beim Tod
eines Menschen entflieht sein Geist, und sein Körper kehrt zum Staub zurück
(vgl. Ps 104,29; Pred 3,20 ). Wer sich also auf Menschen verläßt, der hat keinen
Grund zum Loben.
B. Lobpreis des Schöpfers
( 146,5-6 )
Ps 146,5-6
Im Gegensatz zu der Warnung, sich nicht auf Menschen zu
verlassen (V. 3 ), rühmte der Psalmist den, der auf den Herrn, Gott, seine Hilfe
(vgl. den Kommentar zu Ps 30,11 ) und seine Hoffnung setzte. Er ist der Schöpfer
des Himmels und der Erde (vgl. den Kommentar zu Ps 115,15 ); weil er der Herr
der Schöpfung ist, hält er die Treue.
C. Lobpreis des gnädigen Herrn
( 146,7-10 )
Ps 146,7-9
Ausgehend von dem Gedanken der Treue Gottes (V. 6 ) legte
der Psalmist dar, wie sich der Herr gnädig und gerecht erwiesen hatte. Er hilft
den Unterdrückten, er gibt den Hungrigen Speise (vgl. Ps
111,5;132,15;136,25;145,15 ), macht Gefangene frei, macht die Blinden sehend,
richtet die Niedergedrückten auf, liebt die Gerechten, beschützt die Fremdlinge
und hilft den Witwen und Waisen. Aber er ist gerecht und führt deshalb die
Gottlosen in die Irre.
Ps 146,10
Der Psalmist schloß damit, daß der HERR in Ewigkeit regiert
(vgl. Ps 9,8;47,9;93,1;96,10;97,1;99,1 ). Er regiert in Ewigkeit, er ist der
unumschränkte Herrscher ( Ps 146,6 ), er ist gnädig (V. 7-9 b) und gerecht (V. 9
c). Deshalb gebührt ihm das Lob: Preist den HERRN ( hal+lU-yAh ; vgl. V. 1 ).
Die Psalmen
Ps 147
Der Psalmist pries Gott, den Herrn, für seine Größe, denn
er ist der Erhalter der ganzen Schöpfung. Er erwies seine Gnade, wenn er sich
über Gläubige in Not erbarmte und ihnen sein Wort schenkte. Der Psalmist rief
die Versammlung auf, in seinen Lobpreis einzustimmen, denn auch sie hatten viele
Gnadenerweise des Herrn erhalten. Gott gebührt Lobpreis für seine Gnade (V.
2-3.6.10-14.19-20 ) und seine Größe (V. 4-5.8-9.15-18 ).
A. Gott heilt Menschen mit zerbrochenem Herzen
( 147,1-6 )
Dieser Psalm besteht aus drei Abschnitten ( V. 1-6 ; V.
7-11 ; V. 12-20 ).
Ps 147,1
Der Psalmist rief aus: hal+lU-yAh ( preist den HERRN ; vgl.
V. 20 und den Kommentar zu Ps 104,35 ). Er erklärte, wie gut es ist, den zu
preisen, dem das Lob gebührt. Es ist lieblich (vgl. Ps 135,3 ) und köstlich
(vgl. Ps 33,1 ).
Ps 147,2-3
In seiner Gnade hatte der Herr nach dem Exil Jerusalem
wieder aufgebaut. Dieser Wiederaufbau macht deutlich, daß Gott die heilt, die
zerbrochenen Herzens sind. Wer Buße tut und sich zu ihm wendet, der wird geheilt
und aufgerichtet.
Ps 147,4-6
Gottes Größe wird in der Erhaltung der Schöpfung sichtbar.
Er hat alles geschaffen (V. 8-9.15-18 ). Er kennt jeden der vielen Sterne (vgl.
Jes 40,26 ). Der Schöpfer der Welt, der soviel Macht und Einsicht hat (vgl. Jes
40,28 ), richtet dennoch den Elenden im Angesicht der Widersacher auf. Auch das
ist ein Zeichen seiner Gnade.
Die Psalmen
B. Gott hat Gefallen an denen, die ihn fürchten
( 147,7-11 )
Ps 147,7-9
In diesem zweiten Abschnitt rief der Psalmist alle auf,
Gott mit Gesang und Instrumenten zu preisen. Der Lobpreis gebührt ihm, denn er
ist groß (V. 4-5.15-18 ). Mit Regen und Speise erhält er Pflanzen und Tiere (zu
den Raben vgl. den Kommentar zu Hi 38,41 ).
Ps 147,10-11
Gott gebührt Lob, denn obwohl er so groß ist, hat er kein
Gefallen an den Starken, sondern an denen, die ihm vertrauen. Auch das ist ein
Zeichen seiner Gnade (vgl. V. 3.6.12-14.19-20 ).
Die Psalmen
C. Gott gab sein Wort
( 147,12-20 )
Ps 147,12-14
Im dritten Abschnitt des Psalms (V. 12-20 ) rief der
Psalmist Jerusalem auf, den zu preisen, der ihnen als Zeichen seiner Gnade
Schutz, Frieden und den besten Weizen gegeben hatte.
Ps 147,15-20
Das Wort Gottes wirkt auf der Erde (V. 15 ), und durch sein
Wort regiert er über die Natur. Er sendet Schnee, Frost, Hagel, eisige Winde und
leichte Brisen (V. 16-18 ). Das wichtigste Zeichen der Gnade dieses großen und
mächtigen Gottes gegenüber Israel ist jedoch sein Wort, seine Offenbarung, die
er Israel und sonst keinem Volk geschenkt hat.
Der Schreiber des Psalmes forderte also zum Lobpreis dieses
gnädigen und großen Herren der Schöpfung auf, der heilt und sich seinem Volk
offenbart. Der Psalm schließt mit der Aufforderung: hal+lU-yAh ( Preist den
HERRN; vgl. V. 1 ).
Ps 148
Der Psalmist rief die Himmel und ihre Heerscharen zum
Lobpreis des Herrn auf, denn er hat sie durch sein Wort geschaffen. Er rief die
Erde auf, seinen herrlichen Namen zu preisen, denn er hatte die Macht Israels
erhöht.
A. Lobpreis des Schöpfers
( 148,1-6 )
Ps 148,1-4
Der Psalmist rief aus: Preist den HERRN ( hal+lU-yAh ; vgl.
V. 14 und den Kommentar zu Ps 104,35;146,1 ) und forderte die ganze Schöpfung
auf der Erde auf, den Herrn zu preisen. Die Himmel - die Sonne, der Mond, die
Sterne und alle Naturelemente im Himmel (die Wasser über den Himmeln ) - sollten
den Herrn verehren. Auch die Engel in den Himmeln sollten ihn preisen (vgl. Ps
103,20 ).
Ps 148,5-6
Die ganze Schöpfung soll den Herrn preisen, denn er schuf
die Erde und was darinnen ist durch sein Gebot. Sein Wort ist mächtig, gewiß und
ewig.
B. Lobpreis des Gottes Israels
( 148,7-14 )
Ps 148,7-12
Der Psalmist rief alles, was auf der Erde lebt und
existiert, auf, den Herrn zu preisen. Die Bewohner des Meeres, die Naturelemente
(vgl. Ps 147,15-17 ), die Berge, Hügel, Bäume, Tiere, Fürsten und die Menschen
verschiedener Altersklassen sollten den Herrn preisen.
Ps 148,13-14
Ein Anlaß für den Lobpreis des Herrn ist sein herrlicher
Name. Er ist der Schöpfer, und seine Pracht (vgl. den Kommentar zu Ps 29,2 ) ist
herrlicher als die Pracht seiner Schöpfung. Er hatte seinem geliebten Volk
Israel ein Horn erhöht (vgl. Ps 89,18;132,17 ).
So rief der Psalmist noch einmal zum Lobpreis des Herrn auf
( hal+lU-yAh ; vgl. V. 1 ), denn Gott gebührt Lob für sein Wort und sein Handeln
mit Israel.
Ps 149
Der Psalmist forderte Israel auf, dem Herrn Loblieder zu
singen, der die Frommen errettet und sein Volk Vergeltung an den Völkern üben
läßt.
A. Aufruf zum Lobpreis
( 149,1-3 )
Ps 149,1-3
Der Psalmist rief aus: Preist den HERRN ( hal+lU-yAh ; vgl.
V. 9 und den Kommentar zu Ps 104,35;146,1 ) und forderte Israel zum Lobpreis des
Herrn auf. Es sollte in der Gemeinde ein neues Lied singen (vgl. Ps
33,3;40,4;96,1;98,1;144,9;149,1 ). Es jubelte ihm, seinem Schöpfer (vgl. Ps 95,6
) und König (vgl. Ps 145,1 ), zu und sollte ihn mit Liedern, mit Tanzen (vgl. Ps
150,4 ) und mit Musikinstrumenten von ganzer Seele preisen.
B. Der Anlaß zum Lobpreis
( 149,4-5 )
Ps 149,4-5
Das Volk des Herrn sollte ihn preisen, denn er hat
Wohlgefallen an ihm und errettet es. Deshalb sollte es jubeln und auch singen,
während es ausruhte.
C. Schluß
( 149,6-9 )
Ps 149,6-9
Der Psalmist rief Israel auf, den Lobpreis Gottes in seinem
Mund und ein Schwert in seinen Händen zu führen, um Gottes Gericht an den
Gottlosen zu vollziehen. Israel sollte das Böse, das gegen den Herrn und seinen
Gesalbten gerichtet war, niederkämpfen. Dann rief der Psalmist noch einmal zum
Lobpreis des HERRN ( hal+lU-yAh ; vgl. V. 1 ) auf.
Ps 150
Der Psalmist rief zum Lobpreis des Herrn auf, denn Gottes
Größe wird in seinen Werken offenbar. Im Heiligtum sollte dem Herrn mit vielen
verschiedenen Musikinstrumenten das Lob dargebracht werden.
A. Aufforderung zum Lobpreis
( 150,1 )
Ps 150,1
Der Psalmist rief aus: hal+lU-yAh ( preist den HERRN ; vgl.
V. 6 und den Kommentar zu Ps 104,35;146,1 ) und forderte das Volk zum Lobpreis
im Heiligtum (wörtl.: am "heiligen Ort", was sich hier möglicherweise auf den
Himmel, die Wohnung Gottes, bezieht; vgl. Ps 11,4;102,20 ) und in der Feste
seiner Macht auf.
B. Der Grund für das Lob
( 150,2 )
Ps 150,2
Der Anlaß zum Lobpreis (V. 1 ) ist seine große
Herrlichkeit.
C. Erneute Aufforderung zum Lobpreis
( 150,3-5 )
Ps 150,3-5
Das Lob soll mit Musikinstrumenten (darunter Trompeten,
Harfen, Leiern, Tamburine, Saiteninstrumente, Flöten und Zimbeln) und mit Tanz
(vgl. Ps 149,3 ) dargebracht werden.
D. Abschließende Aufforderung zum Lobpreis
( 150,6 )
Ps 150,6
Der letzte Vers des Psalmenbuches ist ein Aufruf an alles,
was lebt und Odem hat, den HERRN zu preisen . Dann schließt das Buch der Psalmen
mit einem letzten hal+lU-yAh ( Preist den HERRN ; vgl. V. 1 ).
BIBLIOGRAPHIE
Einleitende Werke
Anderson B W (1974) Out of the Depths: The Psalms Speak for
Us Today . Philadelphia
Bullinger E W (1968) Figures of Speech Used in the Bible .
1898, Reprint, Grand Rapids: Baker Book House
Drijvers P (1965) The Psalms: Their Structure and Meaning .
New York
Gunkel H (1967) The Psalms: A Form-Critical Introduction .
Übersetzt von Thomas M. Horner. Philadelphia
Keel O 1978) The Symbolism of the Biblical World: Ancient
Near Eastern Iconography and the Book of Psalms . Übersetzt von Timothy J.
Hallett. New York
Mowinckel S (1962) The Psalms in Israel's Worship .
Übersetzt von D. R. Ap-Thomas. Nashville
Sabourin L (1974) The Psalms: Their Origin and Meaning .
New York
Westermann C (1965) The Praise of God in the Psalms.
Übersetzt von Keith R. Crim. Richmond, Va.
Ders. (1980) The Psalms: Structure, Content & Message.
Übersetzt von Ralph D. Gehrke. Minneapolis
Kommentare
Allen L C (1983) Psalms 101 - 150 . Word Biblical
Commentary, Bd. 21. Waco, Tex.
Anderson A A (1981) The Book of Psalms. 2 Bd., New Century
Bible. Grand Rapids
Barnes A (1950) Psalms . 3 Bd. In: Notes on the Old
Testament, Explanatory and Practical. Bd. 19 - 21, 1868, Reprint, Grand Rapids:
Baker Book House
Cohen A (1945) The Psalms . London
Craigie P C (1983) Psalms 1 - 50. Word Biblical Commentary,
Bd. 19. Waco, Tex.
Delitzsch F (1982) "Psalms" . In: Commentary on the Old
Testament in Ten Volumes. Bd. 5, Reprint (25 Bd. in 10), Grand Rapids: Wm. B.
Eerdmans Publishing Co.
Goldingay J (1978) Songs from a Strange Land: Psalms 42 -
51 . Downers Grove, Ill.
Kidner D (1973) Psalms 1 - 72 . London
Ders. (1975) Psalms 73 - 150 . London
Kirkpatrick A F (1982) The Book of Psalms . Cambridge:
University Press, 1902, Reprint, Grand Rapids: Baker Book House
Perowne J J S (1976) The Book of Psalms . 2 Bd., 4.
Auflage, London: George Bell and Sons, 1878, Reprint, (2 Bd. in 1), Grand
Rapids: Zondervan Publishing House
Rogerson J W und McKay J W (1977) Psalms 1 - 50 . New York
Ders. (1977) Psalms 51 - 100 . New York
Ders. (1977) Psalms 101 - 150 . New York
Weiser A (1962) The Psalms: A Commentary . Philadelphia
Wiersbe W W (1983) Meet Yourself in the Psalms . Wheaton,
Ill.