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212.Die Leidensgeschichte des Herrn Jesus Christus​​ - Lukas 22,39-46.54-71; 23,1-25

Prüfet alles und das Gute behaltet:
Die Leidensgeschichte des Herrn Jesus Christus​​ Lukas 22,39-46.54-71; 23,1-25
Leitvers: Hebräer 12,3a
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Hebräer 12,3a Denn betrachtet den, der so großen Widerspruch von den Sündern gegen sich erduldet hat, auf daß ihr nicht ermüdet, indem ihr in euren Seelen ermattet.



I. Gethsemane. 22,39-46

Nach Beendigung seines hohenpriesterlichen Gebetes für die Seinen hat der Herr Jesus die Stadt verlassen und sich seiner Gewohnheit nach mit den Jüngern in den Garten Gethsemane am Oelberg begeben. Joh. 18,1-2; Luk. 22,39.

Er weiß, daß er nunmehr der Macht des Feindes aus­ geliefert ist und seine Häscher sich auf den Weg machen, um ihn gefangen zu nehmen. Joh. 18,4a. Mit den drei ihm besonders vertrauten Jüngern sondert er sich ein wenig ab und fängt an, „sehr bestürzt und geängstet zu werden“„betrübt bis zum Tod“.

Er bittet sie, mit ihm zu wachen und für sich selbst um Bewahrung vor der Versuchung zu beten.
Er aber entfernt sich von ihnen einen Steinwurf weit, um diese Stunde in der Gegenwart seines Vaters zu verbringen.
Matth. 26,37-38.40-41; Mark. 14,33-34.37-38; Luk. 22,41.

1. Sein Gebet. V. 41-43.
Der Sohn war aus der Herr­lichkeit des Vaters gekommen, und den Willen seines Vaters zu tun
- liebte er, Ps. 40,7-9,
- war seine Speise, Joh. 4,34,
- suchte er, Joh. 5,30,
- war der Zweck seines Kommens. Joh. 6,38.
Auf dieser Grundlage ruht auch sein Gebet in Gethsemane.

Es war
a) ein einsames Gebet: „er zog sich zurück“, seine Jünger schliefen;

b) ein demütiges, unterwürfiges Gebet: „er fiel auf sein Angesicht“Matth. 26,39, „fiel auf die Erde“Mark. 14,35, „kniete nieder“. V. 41;

c) das Gebet des Sohnes: „Mein Vater“„Abba, Vater“Matth. 26,39; Mark. 14,36;

d) ein ringender Gebetskampf: „Sein Schweiß wurde wie große Blutstropfen. V. 44;

e) ein anhaltendes Gebet.
Es zog sich über eine Stunde hin und wurde ein zweites und drittes Mal wiederholt bis zur Ankunft seiner Feinde.
Matth. 26,40.42.44.47;

f) ein ergebenes Gebet: „Nicht wie ich will, son­dern wie du willst“Matth. 26,39;

g) ein erhörtes Gebet: „ein Engel vom Himmel stärkte ihn“. V. 43; Matth. 4,11.​

In völliger Unterwerfung unter den Willen des Vaters nahm er den Kelch des Opfers und Leidens aus seiner Hand, und so wurde er für uns der Kelch des Heils und der Segnung. V. 42; Joh. 18,11; Ps. 116,12-13; 1. Kor. 10,16; Hebr. 5,7-8; 1. Petr. 3,18.

Hier können wir uns nur noch in tiefer Dankbarkeit und Liebe vor unserem Herrn beugen, sind wir - bin ich - es doch, die ihm den in Gethsemane beginnenden Weg des Leidens be­wirkt haben.

2. Die schlafenden Jünger. V. 45.
„Eingeschlafen vor Traurigkeit“,
„ihre Augen waren beschwert, und sie wußten nicht, was sie ihm antworten sollten“. Mark. 14,40.
Wie stimmt das bis heute!
Unsere Augen sind beschwert im Blick auf ihn, seine lei­dende Liebe und die auf uns eindringenden Ver­suchungen.
Wie notwendig darum bis heute, seine Mahnung zu beachten:
„Wacht und betet!“
„Führe uns nicht in Versuchung, sondern errette uns von dem Bösen!“ Matth. 26,40; 6,13.​

II. Die Gefangennahme V. 47-53

1. Der Verrat des Judas.
Er geht als Wegweiser voraus und verrät den Sohn des Menschen mit einem Kuß. V 47-48; Apg. 1,16.

2. Der Übereifer des Petrus. V. 49-51;Joh. 18,10-11; Matth. 26,51-52:
Hier hören wir das grundsätzliche Urteil des Herrn Jesus Christus über die moderne Befreiungstheologie; er hat nichts mit ihr zu tun.
Jes. 50,10-11.​

3. Christi Unterwerfung. V. 52-53.
Er ist gestärkt, und keine Schrecken der Finsternis vermögen ihn davon abzuhalten, das Wort seines Vaters zu er­füllen und seinen Kelch zu trinken. V. 53; Matth. 26,54; Joh. 18,11; Ps. 139,8.

Die Bedeutung seiner Worte:

a) 
„Ich bin’s“ erkennen wir an seiner Wirkung. Joh. 18,4-6; 2. Mose 3,14; Joh. 6,35; 8,12; 10,9.12; 11,25; 14,6; 15,1.
Dabei denken wir auch an die gegensätzliche Wirkung auf seine Jünger. Joh. 6,20.

b) „Laßt diese gehen!“ hat auf ewig Gültigkeit für seine Jünger.
Mit seinem Blut und Leben erkauft er uns die Freiheit. Ps. 124,6-7.​

III. Das Verhör vor der geistlichen Obrigkeit. V. 66-71

Der Hohe Rat, das Synedrium war den Juden als höchste Regierungs- und Gerichtsbehörde von dem persischen König Artasasta zugestanden worden und bestand, vorwiegend als Religionsbehörde, auch unter den Römern weiter, die sich allerdings die Bestätigung und Vollstreckung von Todes­ urteilen vorbehielten. Der Hohe Rat setzte sich aus 71 Mit­ gliedern zusammen und tagte unter dem Vorsitz des amtieren­ den Hohenpriesters. Herrschende Partei war die der Sadduzäer mit den hohenpriesterlichen Familien und vielen Priestern, während die Schriftgelehrten (Rabbinen) und Pharisäer die Opposition bildeten. Esra 7.11-13.25-26; Joh. 18,31.​

1. Der Herr Jesus wird zunächst dem älteren Hohen­priester Hannas, dann dem amtierenden Hohen­priester Kaiphas und schließlich bei Tagesanbruch dem gesamten Hohen Rat vorgeführt.
Joh. 18,12-14.24; Luk. 22,66.

2. Da eine Anklage stets auf der Aussage von zwei oder drei Zeugen beruhen mußte, man aber trotz einer Anzahl falscher Zeugen keine Schuld an ihm fand und der Herr ihnen auch nicht Rede und Ant­wort stand, nimmt ihn der Hohepriester schließlich unter Eid.
5. Mose 19,15-21; Matth. 26,59-63; Joh. 18,19-21; 5. Mose 6,13; 3. Mose 19,12.

3. Nun gibt der Herr der Wahrheit gemäß die Ant­wort, die ihm, dem wahren Sohn Gottes, das Todes­ urteil als Gotteslästerer durch die Vertreter seines Volkes einbringt und zugleich die Schmähungen und Mißhandlungen der Ratsmitglieder und Diener.
3. Mose 24,15-16; Matth. 26,64-68; Mark. 14,62-65.​

IV. Das Verhör vor der staatlichen Obrigkeit. 23,1-25

1. Vor Pontius Pilatus, dem römischen Prokurator von Judäa, V. 1-5,

a) Die falsche Anschuldigung, V. 1-2.
Wohlwissend, daß der Römer ihrem Verständnis von Gottes­lästerung nicht folgen würde, bringen sie politische Gründe vor und klagen ihn als Volks­ aufwiegler an, als einen, der sich selbst zum König machen wolle.

b) Das Bekenntnis des Herrn Jesu zu seinem eigentlichen Königtum. V. 3; Joh. 18,33-38.

c) Hierauf, und in der weiteren Verhandlung mit den Juden und dem Herrn weist Pilatus die Ankläger dreimal mit Nachdruck auf die Schuldlosigkeit des Angeklagten hin. V. 4.14.22.​

2. Vor dem Vierfürsten von Galiläa, Herodes Antipas. V. 612.
Als Galiläer unterstand der Herr der Gerichtsbarkeit des Herodes, der sich in diesen Tagen aus Anlaß des Passahfestes in Jerusalem aufhielt und dort wahrscheinlich den alten Makkabäerpalast im Zentrum der Stadt bewohnte.

a) Pilatus ist offensichtlich froh, die Verantwortung abgeben zu können und schickt Kläger und Ankläger dem Herodes zu.

b) Herodes, der Mörder Johannes’ des Täufers, ist aber unverändert in seiner Charakter- und Ver­antwortungslosigkeit.
Als Landesherr, der seit Jahr und Tag von der Unschuld seines Untertan überzeugt ist, wäre es ihm ein Leichtes, ihn in Freiheit zu setzen.
Doch er fragt nicht nach Recht und Menschlichkeit, sondern läßt sich von Neugierde und Sensationslust treiben.
Darüber hinaus ist er dem Hohen Rat willfährig und er­ weist dem Römer seine Reverenz, den er sich damit vom Feind zum Freund macht.

c) Der Herr nimmt seine geringschätzige Behand­lung ohne ein einziges Wort der Erwiderung hin.​

3. Erneutes Verhör vor Pontius Pilatus. V 13-25.
a) Die Fragen des Pilatus.
Mit ihnen erweist er sich als Richter untauglich und lädt Schuld auf sich:
a) „Wen wollt ihr, daß ich euch losgeben soll,
aa) Barrabas“ den Mörder, den Gesetzlosen, den Empörer, den widergöttlichen, sata­nischen Menschen, Joh. 8,44; 2. Thess. 2,3
ab) „oder Jesus, der Christus genannt wird“, den sündlosen Sohn Gottes? Matth. 27,17; Joh. 8,45-46; 19,4; Luk. 23,41; Joh. 1,29.
Vor der gleichen Frage und Entscheidung steht noch heute jeder Mensch, der die frohe Bot­schaft des Heils in Christus hört. Erkennen wir darum aus der Geschichte des jüdischen Volkes die furchtbaren Folgen einer Entscheidung gegen Christus.
Matth. 27,25.
b) „Was soll ich denn mit Jesus tun, der Christus genannt wird?“ Matth. 27,22.
Auch dies eine Frage, die sich jeder Mensch mit letztem Ernst stellen muß.
Die Antwort ent­scheidet über seine Ewigkeit.
b) Das Urteil. V. 24.
Das Todesurteil erfolgt
a) gegen die bessere Überzeugung des Richters, ist also ein Justizmord, V. 22; Apg. 3,13,
b) unter dem heuchlerischen Deckmantel einer politischen Notwendigkeit, Joh. 19,12-16,
c) dem aufrührerischen Volk zu Gefallen. V. 24-25.​

Als gläubige Christen wissen wir daß alles äußere Ge­schehen dieses Berichtes vordergründig ist und nicht das schildert, was die eigentliche Ursache des Leidens unseres Herrn war.

Warum also sich über die Juden, Pilatus und Herodes entsetzen und sie verurteilen?

Erinnern wir uns stattdessen: 
„In dieser Stadt versammelten sich gegen deinen heiligen Knecht Jesus sowohl Herodes als Pontius Pilatus mit den Nationen und den Völkern Israels, alles zu tun. was deine Hand und dein Ratschluß vorherbestimmt hat, daß es ge­schehen sollte.“
Apg. 4.27-28.

Und warum hatte Gott es bestimmt?

„So sehr hat Gott die Welt geliebt, daß er seinen einge­borenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe.“ Joh. 3.16.

Und warum gab sich der Sohn hin?

„Er hat mich geliebt und sich selbst für mich hingegeben." Gal. 2,20.

Seh ich darum ab von allen anderen Menschen dieser Geschichte und seh ich allein auf ihn, der um meinetwillen mißhandelt wurde!

„aber er beugte sich und tat seinen Mund nicht auf, gleich dem Lamme, welches zur Schlachtung geführt wird, und wie ein Schaf, das stumm ist vor seinen Scherern; und er tat seinen Mund nicht auf“. Jes. 53.7.​



Im HERRN JESUS CHRISTUS, der ist und der war und der kommt, der Allmächtige.
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Antonino.S