1) EINLEITUNG:
A)Vorgehensweise
Im folgenden soll zunächst anhand einiger
Beispiele die Vorgehensweise und Ergebnisse der modernen Textkritik – unter der
Prämisse der Unfehlbarkeit und Widerspruchfreiheit von Gottes inspiriertem Wort
der Autographen (der Originalschriften der Apostel) – beleuchtet werden. Dann
soll externen Kriterien, wie etwa die Glaubwürdigkeit der Textzeugen, mögliche
Einflüsse auf die Entstehung von Lesarten und das Zeugnis der Kirchenväter,
Beachtung zukommen.
B)Die Textkritik
Kurz zusammengefasst kann man dieses
Vorgehen etwa folgendermaßen beschreiben:
Aus der Masse an Textzeugen wird die
Mehrheit der griechischen Textzeugen (d.h. der Koine-, bzw. Mehrheitstext) a
priori ausgeschlossen, die übrigen Texte nach Prinzipien wie z.B. die unklarere,
dunklere und kürzeren Variante zu bevorzugen, aussortiert und aus heterogenen,
hauptsächlich ägyptischen Sonderlesarten ein neuer, in dieser Form nie existiert
habender Text, neu hergestellt. Aland geht dabei nicht davon aus, dass Gott sein
Wort einheitlich bewahrt hat; auch die apostolische Verfasserschaft z.B. der
Petrusbriefe, die Verbalinspiration und Widerspruchsfreiheit wird klar von ihm
verneint.
Dem kritischen Text folgt u.a. die
revidierte Elberfelder-Übersetzung; dem Mehrheitstext in der Form des Textus
Receptus, folgt etwa Schlachter 2000.
2) Beispiele zur Relevanz
der griechischen Textgrundlage
Ausgehend von der Aussage des Herrn, dass
die Schrift nicht gebrochen werden kann, wird dieses Prinzip auf die relevanten
griechischen Texte – Mehrheitstext (MT) bzw. Textus Receptus (TR) oder
Nestle/Aland (NA)- angewandt. Sollten dabei interne Widersprüche, d.h. sich
gegenseitig ausschließende Aussagen auftreten, so sind diese als schriftwidrig
abzulehnen.
A)Das Geschlechtsregister
Jesu
I) Nach Lukas Kap 3:
99% der
Handschriften bezeugen in V.33 folgende Lesart:
« des
Aminadab, des Ram, des Hezron, des Perez, des Juda »,
bzw.
chronologisch angeordnet:
1) Juda 2)
Perez 3) Hezron 4) Ram 5) Aminadab
Ausgehend von der Annahme der Unfehlbarkeit von
Gottes Wort, müssten wir genau diese Geschlechterabfolge im Alten Testament
bestätigt finden.
a)
Alttestamentliche Bestätigung dieser Abfolge
1) JUDA: Ruth
4,12 „soll dein Haus wie das Haus des Perez werden, den Tamar dem Juda geboren
hat!“
2) PEREZ:1Mose
46,12 „Und die Söhne des Perez waren Hezron [...]“
3) HEZRON:
4Mose 26:21 „Und die Söhne des Perez waren: von Hezron [...]“ bzw. Ruth 4,18
„Perez zeugte Hezron [...]“
4) RAM: Ruth
4,19 :19 „und Hezron zeugte Ram“ bzw. 1Chron 2:9 „Und die Söhne Hezrons, die ihm
geboren wurden: [...] Ram“
5) AMINADAB:
1Chron 2:10 „Und Ram zeugte Amminadab;“
b)
Neutestamentliche Bestätigung:
Mat1,3 „Juda
aber zeugte Perez und Serach von der Tamar; Perez aber zeugte Hezron, Hezron
aber zeugte Ram, 4 Ram aber zeugte Amminadab, Amminadab“
1) JUDA 2) PEREZ 3) HEZRON 4) RAM 5) AMMINADAB
c)
Im Widerspruch dazu – der kritische Text
Im ägyptischen
Lager – auf den der kritische Text sich beruft - muss es wohl bei den
Abschreibern große Verwirrung in Bezug auf das klar bezeugte Geschlechtsregister
des Herrn gegeben haben, so dass Nestle/Aland – entgegen der 99% der Textzeugen
– zu folgender Lesart kommen:
Luk 3:33 des Amminadab, des Admin, des
Arni, des Hezron, des Perez, des Juda,
Wenn man das
Alte Testament nach Admin oder Arni absucht, bleibt die Suche
vergebens.
Es gibt auch keine (!) griechische Handschrift, die genau diese Abfolge (Aminadab
– Admin – Arni) liest. Sie stellt eine künstliche Zusammenstellung des
kritischen Textes von Nestle/Aland - auf einen ägyptischen Abschreibfehler
basierend - dar, führt die Leser in die Irre und steht im Widerspruch zum Alten
und Neuen Testament. Wir sehen hier wie ein offensichtlicher ägyptischer
Abschreibfehler zum Grundtext erhoben wird.
II) Das Geschlechtregister
Jesu nach Matthäus
a)Vers 1,7 – Asa
oder Asaf ?
Der Mehrheitstext liest Asa
Nestle/Aland
liest jedoch aufgrund einer geringen Zahl von griechischen Texten: Asaf
Wer gehört nun
in das Geschlechtsregister des Herrn - Asa oder Asaf ? Beide Namen kommen im
Alten Testament vor. Asaf war jedoch Levit und nicht vom Stamm Juda.
Asaf war Psalmist und kein König. (2Chron 5:12; Psa 50,1).
Interessanterweise wird dieser kleine, aber bedeutsame Unterschied in manchen
Übersetzungen aus dem Griechischen nicht wiedergegeben. Die revidierte
Elberfelder übersetzt Asaf mit Asa, da der Irrtum des NA-Textes zu
offensichtlich ist.
b)
Vers 1,10 Amon oder Amos ?
Der
Mehrheitstext liest hier: Amon
Nestle/Aland
liest jedoch aufgrund einer geringen Zahl von griechischen Texten: Amos
Nach 2.Könige 21,18 ist der Name des Königs jedoch eindeutig als Amon bezeugt
und hat nichts mit Amos, dem Propheten zu tun. Auch hier wird dieser Lesart des
Nestle/Aland-Textes die Elberfelder-Übersetzung nicht gerecht, die ja den
kritischen Text zur Grundlage hat und das Wort Amos mit Amon übersetzt.
B)Lukas 9:10 – Wüste oder
Stadt ?
I)Nestle/Aland lesen hier:
Luk 9:10 Und
als die Apostel zurückkehrten, erzählten sie ihm alles, was sie getan hatten;
und er nahm sie mit und zog sich abseits zurück in eine Stadt mit Namen
Betsaida.
II)Der Mehrheitstext liest:
Luk 9:10 Und
die Apostel kehrten zurück und erzählten ihm alles, was sie getan hatten. Und er
nahm sie zu sich und zog sich zurück in eine Wüste bei der Stadt, die Betsaida
heißt.
Die Frage ist hier, ob sich Jesus und die Seinen in die Stadt (d.h. Nestle/Aland
folgend) oder in eine Wüste bei der Stadt (entsprechend dem Mehrheitstext)
zurückzog.
Die Antwort findet man zwei Verse danach:
„denn wir sind
hier in der Wüste.“
Ebenso bezeugt die Parallelstelle in Mat 14,13 „Als aber Jesus das hörte,
entwich er von dort in einem Schiff abseits an einen wüsten Ort.“
Ebenso lautet
die andere Parallelstelle in Mark 6:31f entsprechend „Und er sprach zu ihnen:
Kommt, ihr selbst allein, an einen öden Ort und ruht ein wenig aus! Und er fuhr
da in einem Schiff zu einer wüsten Stätte besonders.“
Die Lesart nach Nestle/Aland produziert – entgegen der Masse an Textzeugen –
hier einen klaren Widerspruch. Einmal zieht sich Jesus in die Stadt zurück – die
dann (nach Nestle/Aland) plötzlich eine Wüste sein soll. Nach NA widerspricht
sich nicht nur Lukas selbst, sondern seiner Aussage stehen auch die
Parallelberichte entgegen.
C) Matthäus 16 - die
Vaterschaft von Simon-Petrus
1) Einheitliche Aussage in Mat 16
Sowohl nach
dem kritischen Text, als auch nach dem Mehrheitstext, wird Simon-Petrus vom Herr
Jesus als SOHN DES JONA bezeichnet. Wir haben hier - wenn man so will - eine
einheitliche Zeugenaussage der griechischen Texte:
Mat 16,17 "Und Jesus antwortete und sprach zu ihm: Glückselig bist du, Simon,
Bar JONA; denn Fleisch und Blut haben es dir nicht geoffenbart, sondern mein
Vater, der in den Himmeln ist." [Anm.: Bar = Aram.: Sohn des].
2)Das
Johannesevangelium fordert eine Entscheidung:
Folgt man nun
TR/MT oder NA - mit der einheitlich und widerspruchslos bezeugten Aussage
des Herrn, dass PETRUS DER SOHN DES JONAS ist, im Hintergrund?
In Joh 1,42; Joh 21,15; Joh 21,16+17 bezeichnet derselbe Herr - nach dem
kritischen Text von Nestle/Aland - Petrus nun plötzlich als SOHN DES JOHANNES?
Jona und Johannes sind zwei völlig verschiedene hebräisch/aramäische Namen.
z.B. NA: Joh 1,42 Jesus blickte ihn an und sprach: Du bist Simon, der SOHN
DES JOHANNES;
Folgen wir hier NA haben wir ohne Zweifel einen WIDERSPRUCH in Gottes Wort:
einmal Sohn des JONAS - ein anderes Mal Sohn des JOHANNES - angeblich aus ein
und demselben Mund des Herrn Jesus.
Folgen wir dem Mehrheitstext, spricht der Herr an den selben Bibelstellen
Simon-Petrus wieder IN ÜBEREINSTIMMUNG MIT DER EINHEITLICH BELEGTEN AUSSAGE IN
Mat 16:17 als SOHN DES JONAS an.
Joh 1,42 Jesus aber sah ihn an und sprach: Du bist Simon, JONAS SOHN;
Ebenso an allen anderen Stellen im Johannesevangelium.
5) Zwei
unterschiedliche Aussagen aus einem Mund?
Zwei widersprüchliche Aussagen über die Identität des Vater von Simon-Petrus aus
ein und demselben Mund dessen, der von sich sagt "Ich bin die Wahrheit", lassen
den kritischen Text hier äußerst fragwürdig erscheinen.
D)Die Gottessohnschaft des
Herrn Jesus Christus
I)Eine Vaterschaft des
Allmächtigen
Mat 1,16 bezeichnet Joseph als den Mann der
Maria, die Jesus geboren hat, NICHT aber als dessen tatsächlichen Vater. In Mat
1,20 bekommt Joseph die Mitteilung, dass er NICHT der Vater Jesu ist, sondern,
dass Jesus vom Geist Gottes gezeugt wurde.
An anderer Stelle wird der große Irrtum der
Menschen bzgl. der vermeintlichen Abstammung Jesu von Joseph erwähnt:
Luke 3:23 "Und Jesus war ungefähr dreißig Jahre alt, als er anfing zu lehren;
und war, WIE MAN MEINTE, ein Sohn Josephs." (Übrigens hielt auch Philippus Jesus
zunächst für den tatsächlichen Sohn Josephs - Joh 1:45).
II)Eine gleichzeitige
Vaterschaft des Joseph ?
NA liest nun in Luk 2,33: "Und SEIN VATER
und seine Mutter wunderten sich über das, was über ihn geredet wurde."
Joseph ist nach NA also VATER des Herrn Jesus.....
Schlachter 2000 übersetzt diese Stelle -
gemäß dem Mehrheitstext bzw. TR: "und JOSEPH und seine Mutter verwunderten sich
über das, was über ihn gesagt wurde". Diese Lesart wird von 98% der griechischen
Handschriften gestützt.
III)Eine Konfrontation
In Luk 2,48 kommt es zu einem
Aufeinandertreffen der vermeintlichen zwei Vaterschaften, die von Jesus
allerdings aufgelöst und. klargestellt wird. Als der Herr - unter Hinweis auf
das irdisch-elterliche Verhältnis - von Maria getadelt wurde, wobei sie auf die
vermeintliche Vaterschaft Josephs ("DEIN VATER") verweist, reagiert der Herr
prompt, indem er auf SEINEN VATER, nämlich den allmächtigen Gott Bezug nimmt:
Luk 2,48 “Und als sie ihn sahen, entsetzten sie sich; und
seine Mutter sprach zu ihm: Kind, warum hast du uns das getan? Siehe, DEIN
VATER und ich haben dich mit Schmerzen gesucht. Und er sprach zu ihnen: Was habt
ihr mich gesucht? Wusstet ihr nicht, dass ich sein muss in dem, was MEINES
VATERS ist? Und sie verstanden das Wort nicht, das er zu ihnen sagte.“
Der Mehrheitstext steht hier in
Übereinstimmung mit der heiligen Schrift, da allein Gott selbst ausschließlich
als Vater Jesu Christi bezeichnet wird (etwa Mat 11,25 "Zu jener Zeit begann
Jesus und sprach: Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde") und
Joseph mit einer Vaterschaft Jesu - nach Mat 1,20 - nichts zu tun hat. Obwohl
Maria und Joseph als Eltern (Luk 2,41) und er über die Abstammungslinie der
Maria dem Fleische nach als Sohn Davids (Mat 1,1) bezeichnet wird, wird in
keiner Stelle der heiligen Schrift Joseph als Vater Jesu bezeichnet. Eine
Vaterschaft Josephs ist also völlig auszuschließen - außer nach der kritischen
Lesart von Nestle Aland.
Das Kriterien der völligen Widerspruchsfreiheit von Gottes Wort und der
Verherrlichung Jesu als Zeichen der Wirkung des Heiligen Geistes, verweist hier
auf den Mehrheitstext.
Interessanterweise aber setzt der kritische Nestle/Aland Text - entgegen der
Masse der Textzeugen - bei Markus 1,1 "Sohn Gottes" in Klammern und lässt in Joh
6:69 ("und wir haben geglaubt und erkannt, dass du der Christus, der Sohn des
lebendigen Gottes bist!" [Schlachter]) den Teil "Sohn des lebendigen Gottes"
völlig weg.
E) Johannes 7 - Geht der
Herr zum Fest – oder nicht ?
I) Vom Herrn sind
eindeutige Aussagen zu erwarten
Der Heilige
Geist weist uns in Jakobus 5,12 darauf hin, dass „euer Ja ein Ja und euer Nein ein Nein“ sein soll.
Daher finden wir bei Jesus Christus stets diese Entschiedenheit und Klarheit in
der Ausdrucksweise seiner Äußerungen. Es kann dabei ausgeschlossen werden, dass
eine einmal eindeutig getroffene Äußerung, durch andere Aussagen oder Handlungen
wieder relativiert oder aufgehoben wird.
Von diesem Hintergrund aus, müssen die Aussagen des Herrn in Johannes 7,8 in
Bezug zum zugrundeliegenden Text gesehen werden. Der kritische Text legt dem
Herrn folgende Aussage in den Mund. „Geht ihr hinauf zu diesem Fest!
Ich gehe nicht hinauf zu diesem Fest“.
Wenn der Herr deutlich ausgesagt hat, er geht NICHT
zum Fest hinauf, ist diese Aussage Ja und Amen.
II) Eindeutiges wird zweideutig
Allerdings lesen wir in Vers 10 „Als aber seine Brüder hinaufgegangen waren, da
ging auch er hinauf zum Fest“. Nach Nestle/Aland trifft der Herr eine Aussage
und handelt sogleich im Widerspruch dazu. Die vom Mehrheitstext belegte
Äußerung schließt diese angebliche Zweideutigkeit im Reden und Handeln des Herrn
aus, indem sie in Vers 8 liest „Gehet ihr hinauf auf dieses Fest; ich will noch
nicht hinaufgehen auf dieses Fest“. Dies stimmt mit dem weiteren Geschehen
überein, dass sich Jesus nicht nach Aufforderung seiner Brüder zum Fest begibt,
sondern wann er selbst dies für richtig hielt und nachdem seine Brüder bereits
gegangen waren diese Reise unternimmt.
F)
Was bekommt der Herr bei der Kreuzigung – Essig oder
Wein?
I) Klare Aussage des Herrn
Am Vorabend
der Kreuzigung – als er mit seinen Jüngern versammelt war – trifft der Herr
folgende Aussage darüber, dass ab jetzt kein Gewächs des Weinstocks (d.h.
Wein) mehr trinken wird, bis das Reich Gottes anbrechen wird:
Mat 26:29 „Ich sage euch: Ich werde von nun an nicht mehr von diesen Gewächs
des Weinstocks trinken bis an den Tag, da ich's neu trinken werde mit euch
in meines Vaters Reich.“
II)Die Ablehnung des
Myrrheweins
Es war üblich den Hingerichteten die Qualen durch das
schmerzlindernde Myrrhe zu erleichtern. Die Myrrhe war mit Wein vermischt. Der
Herr jedoch weigert sich davon zu nehmen:
Mark 15:23 „Und sie gaben ihm Myrrhenwein zu
trinken, aber er nahm ihn nicht.“
Die verschiedenen griechischen Schriften
bezeugen diese Ablehnung des berauschenden Myrrheweins einheitlich. Der Herr
trägt mit vollem Bewusstsein die Sünden der Menschheit. Er erduldet den Zorn
Gottes bei klarem Verstand.
III)Die Erfüllung von Psa
69,21 – Essig
Die alttestamentliche Prophetie bezeugt eindeutig,
dass Jesus bei seiner Kreuzigung Essig zu Trinken bekommt:
Psa 69:21 „Und sie geben mir Galle zu essen und
Essig zu trinken in meinem großen Durst.“
IV)Bestätigung der
Prophetie in Luk 23,36
Die verschiedenen Grundtexte bezeugen diese Erfüllung
einheitlich:
„Es verspotteten ihn auch die Kriegsknechte, traten zu
ihm und brachten ihm Essig“
V)Die Handschriften in Mat
27,34 entscheiden
a)
Der Mehrheitstext: Essig
Aufgrund der Masse an griechischen Handschriften und
im Einklang mit der alttestamentlichen Prophetie und der Aussage des Herrn, er
werde keinen Wein mehr trinken, bis das Reich Gottes anbricht, bezeugt der
Mehrheitstext:
„gaben sie ihm Essig zu trinken mit Galle
vermischt und als er davon gekostet hatte, wollte er nicht trinken.“
b)
Nestle/Aland: Wein
Dieser liest aufgrund einer geringen Zahl
von Zeugen: „gaben sie ihm
Wein mit Galle vermischt zu trinken“
Nach dem
kritischen Text widerspricht das Trinken von Wein nicht nur der
alttestamentlichen Prophetie und der neutestamentlichen Parallelstelle, sondern
auch den Aussagen des Herrn selbst, dass er keinen Wein mehr zu sich nehmen
werde.
G)Wer erscheint Mose – EIN
Engel oder DER ENGEL DES HERRN ?
I)Der Bericht in 2Mo 3,2
„Da erschien ihm der Engel des HERRN in einer
Feuerflamme mitten aus dem Dornbusch. Und er sah hin, und siehe, der
Dornbusch brannte im Feuer, und der Dornbusch wurde nicht verzehrt.“ Mose hat es
hier nicht mit einem geschaffenen Engel zu tun, sondern mit DEM ENGEL DES HERRN.
II) Die Identität des ENGEL
DES HERRN:
Im Auftreten
des Engels des Herrn manifestiert sich Gott selbst – daher muss dieses Auftreten
von anderen Engelserscheinungen klar unterschieden werden.
1Mose 16,11 „Und der Engel des HERRN
sprach zu ihr: Ich will deine Nachkommen so sehr mehren“
In Richter 2,1
wird die Gottheit des Engels des Herrn deutlich: „Und der Engel des HERRN kam von Gilgal herauf nach
Bochim; und er sprach: Ich habe euch aus Ägypten heraufgeführt und euch in das
Land gebracht, das ich euren Vätern zugeschworen habe. Und ich sagte: Ich
werde meinen Bund mit euch nicht brechen in Ewigkeit“. In Richter 13,20
fällt Manoach und seine Frau vor ihm auf das Angesicht, ebenso Josua in Jos
5,14. Psalm 34:8 „Der Engel des HERRN lagert sich um die her, die ihn fürchten,
und er befreit sie.“
Im Gegensatz zum Engel des Herrn empfangen von Gott
erschaffene Engel keine Verehrung. Dies wird deutlich in Offb 19,10, wo der
Engel die Anbetung durch Johannes ablehnt. Möglicherweise ging Johannes davon
aus, dass er es mit DEM Engel des Herrn zu tun hatte.
III) Apg 7,30 EIN Engel –
oder DER ENGEL DES HERRN?
a)
Die Mehrheit der Textzeugen: Engel des Herrn
„Und als vierzig Jahre verflossen waren, erschien ihm
in der Wüste an dem Berge Sinai der ENGEL DES HERRN“.
b)
Der kritische Text: EIN Engel
„Als vierzig
Jahre verflossen waren, erschien ihm in der Wüste des Berges Sinai EIN ENGEL“
c) Die Entscheidung
Durch die klaren Aussagen in 1Mose 16,11
lässt sich die Aussage des Mehrheit an Textzeugen über die Identifikation der
Erscheinung am Sinai klar bestätigen: Es ist der ENGEL DES HERRN und nicht EIN
Engel, wie eine geringe Zahl an Textzeugen des kritischen Textes es liest.
H)Lukas 4,44 – War Jesus in
Judäa oder in Galiläa?
I)Der kritische Text
„Und er predigte in den
Synagogen von JUDÄA“
II)Der Mehrheitstext
Gestützt von 99% der griechischen
Handschriften wird folgende Lesart bezeugt: „Und er predigte in den Synagogen
von GALILÄA“
III) Die Entscheidung –
Galiläa oder Judäa?
Das Problem liegt darin zu entscheiden,
welcher Lesart zu folgen ist. Sollte man den Entscheidung der Textkritik folgen.
Ein Vertreter (Bruce Metzger) begründet die Entscheidung damit, dass man hier –
aufgrund einiger wenige griechischen Texte – die schwierigere Lesart als
Grundtext festlegen sollte.
Der Kontext macht jedoch deutlich, dass er
sich in Kapernaum in Galiläa (v.31) befand, dort die Mutter des Petrus und
andere Kranke heilte (V.38ff) und sich auch nach V.44 am See Genezareth
(Galiläa) aufhielt (Kap. 5,1ff).
IV)Der Parallelbericht in
Markus
Die Entscheidung muss sich auf weitere
Zeugen berufen:
In dem Parallelbericht in Mark 1,38ff
erhält man eindeutig Klarheit welcher Lesart zu folgen ist:
„38 Und er spricht zu ihnen: Laßt uns anderswohin in
die benachbarten Marktflecken gehen, damit ich auch dort predige; denn dazu bin
ich ausgegangen. Und er ging und predigte in ihren Synagogen in ganz GALILÄA und
trieb die Dämonen aus.“
V)Der Parallelbericht in
Matthäus
Kap 4,23 „Und er
zog in ganz GALILÄA umher, lehrte in ihren Synagogen und predigte das Evangelium
des Reiches“
VI)Ergebnis
Die Lesart Nestle/Aland ergibt nicht nur
einen Bruch im Lukas-Text selbst, sondern widerspricht auch zwei weiteren Zeugen
von Gottes Wort, die darin übereinstimmen dass der Herr in den Synagogen
Galiläas predigte.
I) Markus 6,22: Herodias –
die Tochter des Herodes?
Nach dem kritischen Text ist Herodias die
Tochter des Herodes. Nach dem Mehrheitstext ist Herodias die Frau des Bruders
des Herodes.
I) Der kritische Text
„da trat SEINE Tochter Herodias herein und tanzte“. Leider übersetzt die rev. Elberfelder hier den kritischen Grundtext
nicht wortgetreu. Da der Irrtum hier offensichtlich ist, weichen die Übersetzer
davon ab: “kam ihre, der
Herodias, Tochter herein und tanzte“. Der kritische Text enthält jedoch das
griechische Wort „autou“, also die männliche Form und müsste auch mit „seine
Tochter Herodias“ übersetzt werden.
II)
Der Mehrheitstext
„da trat die TOCHTER DER HERODIAS herein und tanzte.“
III) Die Entscheidung
Nach der einheitlich bezeugten Aussage in
Mat 14,6 ist das Mädchen die Tochter der Herodias (d.h. nicht wie NA in
Mark 6,22 lesen „Herodias seine [des Herodes] Tochter“):
„Als aber der
Geburtstag des Herodes begangen wurde, tanzte die TOCHTER DER HERODIAS vor
ihnen, und sie gefiel dem Herodes.“ Nach Mat 14,3 war Herodias die Frau von
Phillipus, dem Bruder des Herodes. Sie lebte mit Herodes zusammen, weswegen er
von Johannes gewarnt wird Mat 14,3 “Denn Herodes hatte Johannes gegriffen, ihn gebunden
und ins Gefängnis gesetzt um der Herodias willen, der Frau seines Bruders
Philippus.“
Das klare Zeugnis der Schrift schließt die
Lesart von Nestle/Aland in Mark 6.22, wonach Herodias Herodes Tochter sei,
völlig aus.
J)1Petrus 2,2 – Wachsen zur
Errettung ?
I)Der kritische Text
„und seid wie neugeborene Kinder begierig nach der
vernünftigen, unverfälschten Milch - damit ihr durch sie wachset ZUM HEIL“
II)Der Mehrheitstext
Der
Mehrheitstext hat keine Erwähnung eines Wachstums „zur Errettung“: „und seid begierig nach der vernünftigen,
lautern Milch als die jetzt geborenen Kinder, auf daß ihr durch dieselbe
zunehmet“
III)Eine neue Lehre wird
eingeführt
Petrus schreibt an die Erwählten (1,2), an
die Erlösten (1,18), an die Wiedergeborenen (1,23), an die Heilige
Priesterschaft (2,5), an Gläubige (2,7), an die Sklaven Gottes (2,16).
Sie müssten noch wachsen – aber nicht zur
Errettung ! Diese Hinzufügung zur Textmehrheit, stellt das Heil aus Glauben
allein in Frage und macht es von einem Wachstumsprozess abhängig. Der
Petrusbrief ist jedoch an Menschen gerichtet, die durch Glauben an Christus
bereits in Besitz des Heils sind.
K)1.Tim 3,16 Wer ist
„geoffenbart im Fleisch“ ?
I)Der kritische Text
„Und anerkannt
groß ist das Geheimnis der Gottseligkeit: DER geoffenbart worden ist im
Fleisch“
II)Der Mehrheitstext
„Und anerkannt
groß ist das gottselige Geheimnis: GOTT ist offenbart im Fleisch“
III)Die Grammatik und die
Textzeugen
Folgt man der kritischen Lesart, muss man
sich auf das Zeugnis einiger weniger Lesarten verlassen. Von den über 5000
Handschriften des Neuen Testamentes, geben die kritische Lesart nur etwa 5
Majuskeln und einige wenige Minuskeln wieder.
Um dennoch „der geoffenbart worden ist“ zu
rechtfertigen, wurde angeführt, Vers 16 sei ein direktes Zitat aus einem
Christushymnus. Dazu gibt es jedoch keinerlei Hinweise.
Des weiteren ergibt die kritische Lesart
einen Bruch und eine Anormalität der griechischen Grammatik, da „das“ –als
Relativpronomen – ein vorausgehendes Bezugswort benötigt, auf das es sich
bezieht. Es gibt zu dieser Formulierung keine Analogie oder Hinweise in anderen
grammatikalischen Verwendungen von Pronomen. Die Formulierung im Deutschen ist
genauso abwegig, wie es im Griechischen ist. Zudem ist „Geheimnis“ Neutrum,
„Gottseligkeit“ ist eine Femininform und „der“ ist ein Maskulin. Es gibt keinen
syntaktischen Bezug zueinander und auch ein anderes Bezugswort für das Pronomen
fehlt. Da es im neutestamentlichen Text zu dieser Abnormalität keine Parallele
gibt, ist sie abzulehnen.
L) Hat Christus am Kreuz
wirklich für seine Widersacher gebetet ?
99,5 % der griechischen Handschriften (auch
sehr alte Texte aus dem 2.Jahrhundert), bezeugen einheitlich den Text von Luk
23,24 „Jesus aber
sprach: Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie
tun!“
Die Grundtextausgabe von Nestle/Aland setzt
Luk 23,24 in doppelte Klammern und markiert ihn dadurch als unsicher und
zweifelhaft. In den Übersetzungen wird diese Infragestellung durch Nestle/Aland
nicht wiedergegeben.
In der Fürbitte des Herrn hat sich jedoch
die Prophetie Jesajas (Kap. 53,12) erfüllt „Darum will ich ihm große Menge zur Beute geben, und er soll die Starken
zum Raube haben, darum dass er sein Leben in den Tod gegeben hat und den
Übeltätern gleich gerechnet ist und er vieler Sünde getragen hat und für die
Übeltäter gebeten.“
Durch die
Infragestellung der Fürbitte des Herrn am Kreuz wird die kritische Ausgabe des
Neuen Testaments den 99,5 Prozent sämtlicher griechischer Handschriften nicht
gerecht und bringt das einzige Zeugnis der Erfüllung der Prophetie Jesajas in
Misskredit.
M) Markus 5,36 - gehört
oder überhört?
I)Lukas - Einstimmige
Aussage der griechischen Lesarten:
Luk
8,49 „Da er noch redete, kam jemand
vom Synagogenvorsteher und sprach zu ihm: Deine Tochter ist gestorben; bemühe
den Meister nicht mehr! 50 Da es aber Jesus hörte, antwortete er ihm und
sprach: Fürchte dich nicht; glaube nur, so wird sie gerettet werden!“
II)Die Entscheidung NA oder
MT – hört oder übererhört der Herr ?
a) Jesus hört
– das Zeugnis des Mehrheitstextes:
Die Mehrzahl
der griechischen Zeugen geben einheitlich folgende Lesart in Mark 5,35f wieder:
“Während er noch redete, kommen
etliche von den Leuten des Obersten der Synagoge und sprechen: Deine Tochter ist
gestorben, was bemühst du den Meister noch?
36 Sobald aber Jesus dies Wort
hörte, sprach er zum Obersten der Synagoge: Fürchte dich nicht, glaube nur!“
b) Jesus überhört
– das Zeugnis des kritischen Textes:
Aufgrund einiger ägyptischer Handschriften liest NA in
Mark 5:36 „Jesus aber überhörte das Wort, das geredet wurde, und
spricht zu dem Synagogenvorsteher: Fürchte dich nicht; glaube nur!“
III)Ergebnis
Die kritische Lesart von Nestle/Aland,
wonach der Herr Jesus angeblich die Botschaft vom Haus des Synagogenvorsteher
Jairus überhört, widerspricht nicht nur der Mehrheit der Textzeugen,
sondern auch der einheitlich belegten Parallelstelle in Luk 8,49.
N)Johannes 6,11 Austeilung
der Brote
I)Der kritische Text -
Austeilung durch Jesus
3% der Handschriften bezeugen das Verteilen durch den
Herrn selbst:
„Jesus aber nahm die Brote, und als er gedankt hatte,
teilte er sie denen aus, die da lagerten; ebenso auch von den
Fischen, so viel sie wollten.“
II) Der Mehrheitstext –
Austeilung durch die Jünger
Im Gegensatz dazu belegen 97% der
Handschriften die Verteilung der Brote durch die Jünger des Herrn:
„Jesus aber nahm die Brote, sagte Dank und
teilte sie den Jüngern aus, die Jünger aber denen, die sich gesetzt hatten;
ebenso auch von den Fischen, soviel sie wollten.“
III) Die Parallelstellen
geben Aufschluss
Drei
Parallelstellen bezeugen einheitlich – die Verteilung der Brote ist Aufgabe der
Jünger:
Mat 14,19 „und er brach die
Brote und gab sie den Jüngern, die Jünger aber gaben sie den
Volksmengen.“
Mark 6,41 „dankte und brach die Brote und gab sie den Jüngern,
damit sie ihnen vorlegten“
Luk 9,16 „und
er brach sie und gab sie den Jüngern, damit sie der Volksmenge vorlegten.“
IV) Ergebnis
Die kritische Lesart widerspricht nicht nur
fast allen griechische Handschriften, sondern auch allen Parallelberichten.
3) Externe Kriterien
Bei der Frage nach der Relevanz der
Textgrundlage des Neuen Testaments sind – neben inneren Kriterien wie der
Widerspruchsfreiheit – externe Merkmale in Betracht zu ziehen. Dazu sind die
Textzeugen auf ihre Zuverlässigkeit hin zu überprüfen, mögliche Einflüsse auf
die Entstehung abweichender Lesarten zu untersuchen und das Zeugnis der
Kirchenväter in Betracht zu ziehen.
A)Die Übereinstimmung und
Unabhängigkeit der griechischen Textzeugen
Eine Lesart, die Anspruch auf
Ursprünglichkeit erheben kann, sollte von einer Vielzahl unabhängiger
Handschriften bezeugt werden.
Von einer ursprünglichen Lesart ist zum
einen von einer weiten Verbreitung in verschiedenen Regionen, Ländern und
Sprachen auszugehen, so dass eine gegenseitige Beeinflussung ausgeschlossen
werden kann. Zum anderen ist eine breite Verwendung als Grundlage von
Übersetzungen und durch verschiedene Autoren, wie etwa in Zitaten der
Kirchenvätern, zu erwarten.
Wird eine Lesart, die dieses Voraussetzung
erfüllt, zudem durch eine Vielzahl von Handschriften unterstützt, so kann auf
deren Ursprünglichkeit geschlossen werden und von einem zuverlässigen Zeugnis
ausgegangen werden.
B) „Die Zeugnisse waren
nicht übereinstimmend“ (Markus 14,56)
Fragliche Textzeugen hingegen weisen eine
mangelnde Übereinstimmung untereinander auf, sind durch fehlende Unabhängigkeit
gekennzeichnet und stellen zudem eine geographische und literarische
Besonderheit dar. Es ist dabei nicht anzunehmen, dass eine originale Lesart sich
nur in einer Region, wie etwa Ägypten, verbreitet haben kann.
Die zwei Hauptzeugen der kritischen Ausgaben des Neuen Testaments – der Codex
Sinaiticus (Aleph) und der Codex Vaticanus (B) - weisen gerade diese Kennzeichen
auf.
Beide Codices weisen eine Vielzahl an
Lesarten auf, die in keinen anderen Handschriften Entsprechungen hätten und
widersprechen sich sowohl untereinander, als auch der Textmehrheit der
überlieferten Handschriften. Zudem ist ihre Verbreitung auf den Raum Ägyptens
begrenzt.
Der Strang des Mehrheitstextes hingegen
umfasst geographisch eine Vielzahl von Ländern und ist in Griechenland,
Konstantinopel, Kleinasien, Palästina, Syrien, Alexandrien und anderen Teilen
von Afrika, Sizilien, Süditalien und auch England und Irland vertreten. Er
stellt im Gegensatz zum ägyptischen Text zweifelsfrei eine unabhängige
Überlieferungstradition des Originaltextes dar. Zudem weist er – trotz seiner
weiten Verbreitung und großen Zahl von Zeugen – eine geringe Zahl an
Abweichungen bzw. einen hohen Grad an Übereinstimmung auf.
C)Der Einfluss der Gnosis
auf Ägyptische Lesarten
I)Beispiele neutestamentlicher Lesarten
Im folgenden
sollen einige Lesarten aus dem ägyptischen Raum, die vom kritischen Text
bevorzugt wurden, dem Mehrheitstext gegenüber gestellt werden. Bei der Analyse
fällt dabei ins Auge, dass Wörter oder Satzteile, die Begriffe wie „Leib“ oder
„Fleisch“ enthalten, im ägyptischen Text fehlen.
II)Apostelgeschichte 2,30
Hier liest der
Mehrheitstext: „Da er nun ein Prophet war und wusste, dass Gott ihm mit einem
Eid verheißen hat, dass er aus der Frucht seiner Lenden, dem Fleisch nach,
den Christus erwecken werde, damit er auf dem Thron sitze“. Im kritischen Text
jedoch fehlt „dem Fleisch nach“.
III)1.Korinther 11,29
„Denn welcher unwürdig isst und trinkt, der isst und
trinkt sich selber zum Gericht, damit, dass er nicht unterscheidet den Leib
des HERRN.“ Im kritischen Text kommt es zum Fehlen von „des Herrn“ nach
„Leib“.
IV)Epheser 5,30
Die vom
Mehrheitstext bezeugte Lesart lautet: „Denn wir sind die Glieder seines Leibes,
von seinem Fleisch und von seinem Gebein.“ Die ägyptischen Texte hingegen
lassen den Satzteil, der Fleisch und Gebein erwähnt, aus.
V)1.Timotheus 3,16
„Und anerkannt
groß ist das gottselige Geheimnis: GOTT ist offenbart im Fleisch“. Das
Wort „Gott“ wurde in einigen ägyptischen Handschriften mit „der“ wiedergegeben.
VI)1.Johannes 4,3
Es stehen sich
die Lesart des Mehrheitstextes „und ein jeglicher Geist, der da nicht bekennt,
dass Jesus Christus ist in das Fleisch gekommen, der ist nicht von Gott.“
und die ägyptische Variante gegenüber, die den Satzteil „in das Fleisch
gekommen“ nicht enthält.
VII)Kennzeichen der Gnosis
Die Hochburg der
Gnosis war in Ägypten zu finden. Diese Lehre ist von einem Dualismus
gekennzeichnet, wonach alles Sichtbare schlecht und negativ sei, das Unsichtbare
dagegen gut und positiv. Beide Bereiche stehen in einem unüberbrückbaren
Gegensatz zueinander. Diese Auffassung führte zum einen dazu dem Körper, der ja
zur sichtbar-negativen Welt gehört, alles zu geben, woran dieser Bedarf hat, zum
anderen zu einer asketischen Form, dem Körper nahezu alles vorzuenthalten. Die
zweite Spielart der Gnosis hat sich im späteren Mönchtum manifestiert. Es war
für die Gnosis, die sich mit dem Christentum verbinden wolle, ein unhaltbarer
Gedanke, dass sich Gott, der dem Bereich des Unsichtbaren angehörte, mit dem
körperlich-sichtbaren Bereich verbinden könnte. Auf diesem Hintergrund lassen
sich auch die typisch ägyptischen Lesarten verstehen, in denen der Bezug zur
Menschwerdung des Sohnes Gottes verdunkelt werden musste, um für das gnostische
Verständnis akzeptabel zu sein. Der gnostischen Doketismus geht davon aus, dass
Christus nicht tatsächlich Fleisch und Blut angenommen hat, sondern sich in
einer Art „Scheinleib“ gezeigt haben soll.
Zum anderen zeigt sich im ägyptischen
Bereich eine mangelnde Ehrfurcht vor dem geschriebenen Wort Gottes, das ja
ebenfalls dem sichtbaren Bereich zugeordnet wurde, so dass dieses leichtfertig
den gnostischen Vorstellungen angepasst werden konnte.
D)Die Kirchenväter
I) Polykarp
Polykarp lebte von 70 bis 156 nach Christus
und war Bischof von Smyrna und Schüler des Apostels Johannes. In der
Kirchengeschichte des Eusebius wird von dessen Märtyrertod um 156 berichtet.
Da er Zeitgenosse der Apostel war, ist
anzunehmen, dass er entweder Zugang zu den Originalschriften hatte oder Kopien
besaß, die unmittelbar von diesen angefertigt wurden.
Im Brief an die Philipper, der etwa um 135
verfasst wurde, zitiert Polykarp etwa 60 Stellen aus dem Neuen Testament, über
die Hälfte davon aus den Paulusbriefen. Stellen, an denen der kritische Text von
Nestle/Aland vom Mehrheitstext abweicht, zeigen, welcher griechischen
Textvorlage Polykarp folgt.
In Kapitel 6,2 zitiert Polykarp Römer 14,10
gemäß dem Mehrheitstext mit „Wir müssen alle vor dem Richterstuhl Christi
erscheinen“. Der kritische Text liest an dieser Stelle „Richterstuhl Gottes“.
In Kapitel 7,1 führt er ein Zitat aus
1.Johannes 4,3 an: „Denn jeder, der nicht bekennt, dass Jesus Christus im
Fleisch gekommen ist, ist ein Antichrist“. Die ägyptischen Handschriften, auf
die sich der kritische Text bezieht, lässt hier „im Fleisch gekommen“ aus.
Ein weiteres Zitat, das Polykarp wörtlich
anführt, stammt aus Galater 4,26. Hier liest der kritische Text „diese ist
unsere Mutter“. Im Mehrheitstext dagegen lautet die Stelle „diese ist unser
aller Mutter“. Genau diese Lesart zitiert Polykarp in Kapitel 3,1.
Es ist somit einsichtig, dass Polykarp an
sämtlichen neutestamentlichen Stellen, die er in seinem Brief zitiert, der
Mehrheitslesart folgt.
II)Chrysostomus
Als Sohn reicher Eltern wurde Chrysostomus
344 in Antiochia geboren. Dort wurde er später wegen seiner Predigten berühmt,
die zahlreich überliefert sind.
Er bezeugt etwa die Authentizität der
Lesart des Mehrheitstextes von Mat 6,13 „Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit“, die der kritische Text komplett als unecht
ansieht. Zudem folgt er in einem Zitat von Mat 6,1 dem Mehrheitstext, der dort
„Almosen“ - im Gegensatz zu „Gerechtigkeit“ des kritischen Textes - erwähnt.
III)Die kappadokischen
Väter
Basilieus von Cäsarea (330-379), Gregor von
Nazianz (329-390) und Gregor von Nyssa werden als die drei großen Kappadokier
bezeichnet. Sie waren Gegner des Arianismus, der die Dreieinigkeit Gottes
leugnete. Die Handschriften, die sie benutzten, spiegeln den Mehrheitstext
wieder. So erwähnen sie etwa Mat 17,21 und Joh 5,4 - eine Stellen, die der
kritische Text auslässt. Dazu bezeugen sie die Lesart „Propheten“ statt „Jesaja“
in Mark 1,2 und bestätigen das längere Ende des Markusevangeliums, das vom
kritischen Text in Frage gestellt wird. Zudem geben sie die Lesart des
Mehrheitstextes in Luk 2,14 wieder, der „Frieden auf Erden und den Menschen ein
Wohlgefallen“ anstatt „den Menschen des Wohlgefallens“ liest.
4) Zusammenfassung
Innere Widersprüchlichkeiten, Unklarheiten
und Paradoxien, die der kritische Text im Vergleich zum Mehrheitstext liefert,
lassen keine Indifferenz in Bezug auf die Textgrundlage zu. Geht man von der
Verbalinspiration, der Garantie Gottes, sein Wort über die Zeiten zu bewahren
und innerer Widerspruchsfreiheit aus, so ist es fraglich, ob die kritische
Ausgabe als Textgrundlage von Übersetzungen in Frage kommen kann.
Vielmehr sollte auf den
Überlieferungsstrang des Mehrheitstextes, dem von Anfang an Übersetzungen - etwa
ins Syrische und Gotische – gefolgt sind, der auch durch das Zeugnis der
Kirchenväter gestützt wird und auf dem auch die reformatorischen Ausgaben im
Textus Receptus basierten und bis zum Aufkommen der modernen Textkritik
zuverlässige Grundlage war, als vertrauenswürdiges Fundament zurückgegriffen
werden.
Eine zuverlässige Übersetzung bietet
hierfür die Schlachter 2000.
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