Lied 118

1. O Haupt, voll Blut und Wunden,
voll Schmerz und voller Hohn;
o Haupt, zum Spott umbunden
mit einer Dornenkron!
Was hast du, Herr, verschuldet,
was legt man dir zur Last,
dass du das Kreuz erduldet,
den Tod erlitten hast?

2. «Mein Gott, mein Gott, verlassen
warum doch hast du mich?»
So frugst du beim Erblassen,
als alles gegen dich.
Du warst nicht von den Bösen;
warum denn dies Gericht?
Du zeigtest niemals Blössen
und kanntest Sünde nicht.

3. Du musstest es empfinden,
wie Gottes Zorn so schwer
für mich und meine Sünden,
so viel wie Sand am Meer.
Du tratst an meine Stelle
aus freier Lieb und Huld,
gabst deine eigne Seele
für meine Sünd und Schuld.

4. Du, Jesu, hast vollendet,
was dir der Vater gab;
dein Leiden ist beendet
und leer das offne Grab.
Du hast mich ganz versöhnet
mit Gott in Ewigkeit,
und er hat dich gekrönet
mit Ehr und Herrlichkeit.

5. Lass mich in deiner Leiden
Gemeinschaft immer sein,
und meine Seel sich weiden
an dir, o Herr, allein,
so wie du bist dort oben,
verherrlicht immerdar,
wo ich dich bald werd loben
mit der Erlösten Schar.