Home Näher
zu Dir
Das Buch der Richter
KAPITEL 3
Die Untreue des Volkes war die ursprüngliche Ursache davon, daß ihre
Feinde im Lande gelassen wurden.
Hier sehen wir aber, daß Jehova sie da bleiben ließ und daß Er damit
einen Zweck hatte. Alles, was der Wahrheit entgegengesetzt ist und im
Volke Gottes Raum gewonnen hat, ist wohl zuerst durch Unwachsamkeit und
einen Mangel an Eifer für Gott eingedrungen; Gott hatte
aber einen Zweck dabei, es dort zu lassen.
Es ist vielsagend,
daß ein Geschlecht aufkam, das Jehova nicht kannte.
Für das nächste Geschlecht haben wir eine gewisse Verantwortung.
Paulus war um das nächste Geschlecht sehr besorgt, es
gab aber nicht viele, auf die er sich verlassen konnte, und wir können
nicht sagen. daß bei ihm ein Mangel an elterlicher Fürsorge zu finden
war. Er war ein wahrhaftiger Vater und eine wahrhaftige Mutter, es waren
aber nicht viele, von denen er sagen konnte, sie wären seine wahren
Kinder im Glauben. Timotheus war ein solcher. Es gibt eine Seelenübunq
wegen des folgenden Gesdilechts, ob sie auch bereit sind. den Glauben
der Eltern aufzunehmen.
Unsere Eltern sind nicht fähig, uns den Glauben zu geben, wir müssen ihn
selbst aufnehmen. Sie können uns an den Ort der christlichen Vorrechte
bringen und uns belehren, und an uns alles, was sie von der Lehre
wissen, weitergeben; sie können uns den Glauben aber nicht geben. Wir
müssen das aufnehmen, was unsere Väter uns hinterlassen haben. Es ist
eine Seelenübung für diejenigen unter uns, die alt werden, was für ein
Geschlecht wir hinterlassen; wir sollten uns sehr darüber freuen, wenn
sie zielbewußter und reicher an Glauben sind als wir. Es freut uns.
einen jungen Bruder oder eine junge Schwester zu sehen, deren Herz
zielbewußter als wir dem Herrn nachfolgen möchte. Es demütigt uns in
bezug auf uns selbst, aber wir freuen uns, solches zu sehen. Wenn der
Herr nicht kommt, so wird es nach uns ein Geschlecht geben, und es ist
eine ernste Angelegenheit, daß es ein geistliches Geschlecht sein
sollte. Wie oft hat Gott" in der Kirchengeschichte eingegriffen, und es
sind bemerkenswerte Wiederherstellungsbewegungen entstanden; wenn das
Gefäß aber wieder entfernt wurde, irrte man wieder ab. Wir sehen das im
ganzen Buche der Richter: die Errettung geschah; sobald aber das Gefäß
der göttlichen Kraft starb, hörte die geistliche Bewegung wieder auf.
Gewisse Dinge wurden zurückgelassen; es hat dem Herrn nicht
Wohlgefallen, das Böse, das sich eingeschli-/hen hat, zu beseitigen. Er
hat es als Prüfung zurückgelassen', und der Feind befindet sich immer im
Gelände; deshalb muß der Kampf bis ans Ende fortgesetzt werden, wenn die
Dinge für Gott bewahrt werden sollen. Ivfan wird den Feind niemals
völlig loswerden; er wird nicht vom Schauplatz vertrieben werden, bis
die Versammlung entrückt ist. Wenn es darum geht, dem Feinde die Beute
zu entreißen, müssen wir alle zu kämpfen lernen.
W i r müssen das lernen. Die von unseren Vorgängern ausgetragenen
Schlachten befreien uns nicht, wir müssen alle den Kampf aufnehmen.
Wenn wir den Kampf nicht aufnehmen, werden wir irgendeiner bösen Macht
verfallen.
In Vers 6 sehen wir, daß sie verschiedenartig zusammengejocht wurden.
Der Grundsatz der Absonderung vom Bösen ist grundlegend, und nichts wird
für Gott bewahrt, außer nach diesem Grundsatz. Hier finden wir, daß die
Kinder Israel mitten unter den Kanäanitern wohnten; deshalb verbanden
sie sich mit ihnen. Menschen knüpfen solche Bande, weil ihre Eltern in
der Welt wohnen, und der Begriff der Absonderung wird aufgegeben;
dadurch wird die Tür geöffnet. Wenn keine innere Gesinnung der
Absonderung da ist, öffnet das die Tür für unheilige Bande und
Gesellschaften. Die Versuchung, verschiedenartig zusamrnengejocht zu
werden, oder die Absonderung aufzugeben, beginnt niemals von außen her;
sie beginnt innerlich.
In Vers 4 lesen wir:
„Sie dienten dazu, Israel durch sie zu versuchen, um zu wissen, ob sie den
Geboten Je-hovas gehorchen würden, welche er ihren Vätern durch Mose
geboten hatte." Das Gebot ist eine Prüfung, wie ich zum Herrn und zu
Seinem Willen stehe. „Wenn ihr mich liebet, so haltet meine Gebote."
Wenn Seine Gebote meine Zuneigungen nicht beherrschen, bin ich innerlich
von Ihm abgewichen. Ich mag vollkommen recht vor den Brüdern wandeln,
innerlich aber bin ich weit weg, und wenn ich
nicht wiederhergestellt werde, werde ich
schließlich auf irgendeine äußere
Weise die Absonderung aufgeben.
Das erste Abgleiten war, daß sie die Wahrheit von der Berufung aufgaben.
Dem Vorbilde nach waren sie Genossen der himmlischen Berufung, und sie
fielen zuerst ab, als sie dies aufgaben; sie wohnten unter den
Kanaanitern. Deswegen zog Kuschan-Rischathaim herauf und erstarkte. Er
war der König desselben Landes, aus welchem Gott Abraham berufen hatte,
und wenn wir im Herzen die himmlische Berufung aufgeben, werden wir dem
Einfluß des Ortes verfallen, aus welchem wir berufen worden sind. Dort
war Götzendienst. Was das Volk dem aussetzte, war, daß sie untereinander
Götzendienst trieben; in Vers 6 lesen wir, daß Ehen zwischen ihnen und
den Nationen eingegangen wurden und daß sie fremden Göttern dienten.
Deshalb sollte man sehr um den Zustand der inneren Zuneigungen besorgt
sein. Wenn sie nicht für den Herrn bewahrt werden, ist es bloß eine
Frage der Zeit, bis wir öffentlich abgleiten.
Es vergingen hier acht Jahre, bevor sie ihre wahre Lage erkannten - acht
Jahre waren sie unter fremdem Einfluß, Die Heiligen mögen viel
versäumen, aber es vergeht eine geraume Zeit, bevor sie sich dessen
bewußt werden; wenn sie es aber erkennen, schreien sie zum Herrn. Satan
stellt Knechtschaft als Freiheit dar, er sagt; Tu, was dir gefällt, tu,
was du willst, und er stellt es als Freiheit hin, und oftmals dauert es
recht lange, bis die Leute begreifen, daß sie nach der Richtlinie, der
sie folgen, des Genusses im Lande beraubt werden.
Wenn sie endlich erwachen, schreien sie zum Herrn, und Er erweckt einen
Erretter, Es hat niemals einen Heiligen gegeben, der zum Herrn über
irgend etwas geschrien hat, was den Genuß des Erbes verhindert hat, und
Gott hätte nicht einen Erretter erweckt.
Es wäre nicht Gottes würdig, uns in Knechtschaft zu lassen, wenn wir
davon frei sein möchten. Wenn das Volk Gottes erwachen und die Tatsache
verstehen würde, daß sie das Erbe nicht genießen und wahrhaftig danach
verlangten, würde Gott sie von jedem Feinde erretten - ob Moabiter,
Kanaaniter oder Philister. Wir haben nie-
mals dieselben Kämpfe wieder, immer müssen wir einem neuen, frischen
Abschnitte entgegentreten; in jedem Falle ist aber ein Erretter da. „Und
die Kinder Israel schrien zu Jehova; und Jehova erweckte den Kindern
Israel einen Retter, der sie rettete: Othniel, den Sohn Kenas, den
jüngeren Bruder Kalebs." Was für eine Seelenübung machte er wohl durch,
um diesen Zustand der Dinge zu sehen! Jedoch dauerte es acht Jahre,
bevor Gott ihn gebrauchen konnte. Gott wartete auf die Seelenübungen
Seines Volkes. Du sagst: Warum erlöst der Herr nicht Sein Volk von all
der Verderbtheit in der Christenheit? Er wartet auf unsere
Seelenübungen, Er wartet darauf, daß wir zu Ihm um Errettung schreien.
Othniel bedeutet: Starker Mann Gottes
. Ein Mann Gottes wird für Gott einstehen, und ich glaube, er
ist der erste Mann in der Schrift, von welchem es heißt, daß der Geist
Jehovas auf ihm war. Es ist der Geist des Herrn, der ein Panier unter
dem Volke erhebt (Eng!. Übers. Jes. 59, 19], Othniel stammte aus einem
guten Geschlecht, er war mit Kaleb nahe verwandt - er hatte
Kirjath-Sepher, die Stadt der Bücher, das heißt der Weisheit dieser
Welt, erobert. Kirjath-Sepher wurde zu De-bir-R e d e n , man war dort
bereit, das göttliche Reden zu hören.
Othniel stellt die Art eines Mannes dar, den Gott
erwecken kann, und er hatte ein gutes Weib; seine Liebe richtete sich
auf der, rechten Gegenstand.
Er heiratete Aksa; sie war nicht eine Tochter des
Landes, sondern sie war voll und ganz auf ein Mittagsland und auch auf
Wasserquellen eingestellt. Solch ein Mann besaß die moralische
Tüchtigkeit, ein Erretter zu sein.
Othniel
war ein tief geprüfter Mann; er mußte acht Jahre warten.
Alle Diener Gottes müssen lernen, auf die Seelenübungen des Volkes
Gottes zu warten. Was für eine Prüfung ist es, zu sehen, wie das Volk
Gottes durch Unglauben leidet, jedoch mit ihnen in ihrem Elend wandeln
zu müssen! Kaleb mußte vierzig Jahre warten. Nichts prüft uns so wie die
Geduld; das ist einer der größten Wesenszüge, die wir besitzen können.
Kaleb war ein Mann, der vierzig Jahre auf das Land warten
konnte.
Welchen Wert hat es, wenn ich Licht habe, die Brüder aber nicht
mitreißen kann? Ich muß nicht nur dem Lichte treu sein, sondern ich muß
auf die Seeleriübungen der Geschwister warten und sie mitreißen.
Diese Männer empfanden die Bedrängnis, und als die Zeit anbrach, standen
sie zur Verfügung, schalteten sich ein, und das ergab, daß das Land Ruhe
genoß. Wir kämpfen nicht die ganze Zeit über, Gott gibt auch Zeiten der
Ruhe. Der Kraft des Glaubens und dem Zustande des Volkes gemäß wird der
Feind für eine Zeit im Zaum gehalten. Gott wartet auf die Seelenübungen
Seines Volkes, und die, welche Glauben haben, müssen auch warten.
Diejenigen, welche der Herr als Erretter erweckte, kannten den Sinn des
Herrn für jenen Augenblick.
Wenn in der Geschichte der Kirche Bereitwilligkeit und Seelenübung
vorhanden war, erweckte Gott einen Menschen und gewährte ihm geistliches
Licht und geistliche Führung, und Er ist immer mit dem Menschen, den Er
erweckt hat, gewesen. Wenn Gott einen Menschen erweckt hat, wird Er ihm
bis ans Ende beistehen, Er wird ihn niemals fallen lassen. Wenn aber ein
Mensch sich vornimmt, ein Führer zu sein, oder wenn das Volk ihn zum
Führer macht, wird es zu einem Zusammenbruche kommen.
Der nächste Bedränger war Moab.
Moab war ein mit Israel verwandtes Volk; sie waren die
Kinder Lots, und sie stellen den Einfluß des Natürlichen dar. Lot wurde
eine wunderbare Gelegenheit geboten, und er war das, was wir einen
wahren Gläubigen nennen; jedoch wurde er durch das Natürliche
beeinflußt.
Von Eglon heißt es, daß er sehr fett war.
Moab stellt einen Zustand der Dinge dar, der leicht zu ernähren
ist und leicht riesige Ausmaße annimmt
. Nichts ist leichter, als das Natürliche zu nähren, bis es
fett wird; es gibt aber keine Freiheit davon, bis der fette Mensch
getötet worden ist. Wenn wir uns unter moabistischem Einfluß befinden,
haben wir keine Freiheit, das Land zu genießen. Moab stellt das
natürliche Element dar, das in einem wahren Gläubigen wirken kann.
Lot wurde durch das Natürliche, durch die gut bewässerte Ebene
beeinflußt,
und das führte ihn nach Sodom. Diese
Gefahr laufen wir alle. Ich glaube, das Volk Gottes wird durch nichts so
ge-
hindert, wie durch Freunde, Bekannte und Verwandte. Sie halten sich an
dem Natürlichen. Es ist viel leichter, mit Menschen, mit denen man
in Berührung ist, freundschaftlich zu verkehren, als entschieden für
Gott Stellung zu nehmen. Das ist der Einfluß und die Bedrängnis des
Moabiters.
Gott erweckte Ehud,
einen Mann, der links war, zum Erretter gegen die
Moabiter. Gott nimmt Menschen auf, die augenscheinlich durch vieles
behindert sind.
Dieses Buch bringt den seltsamen Charakter der Menschen ans Licht, die
Gott gebrauchen kann. Er gebraucht ungewöhnliche Werkzeuge, zum Beispiel
eine linke Hand. Schamgar hatte einen Rinderstachel - ein unschönes,
aber wirksames Werkzeug. Simson hatte einen Eselskinnbacken. Gott
gebraucht unerwartete Dinge. Die Kraft ist innerlich, sie gehört nicht
dem Werkzeug an. Ehud wußte, was in dem Augenblick nötig war. Das Volk
handelte verkehrt; sie sandten ein Geschenk und brachten dadurch ihren
geknechteten Zustand zum Ausdruck - das ist der Fall, wenn man
freundschaftliche Bande mit denen aufrechterhält, die nicht zum Volke
Gottes gehören. Ehud wußte, was nötig war; er hatte es nicht auf
Geschenke abgesehen, sondern auf ein kurzes Schwert. Er wußte, daß der
fette Mann getötet werden mußte, und er tötete ihn.
Wir müssen den Moabiter in uns töten.
Als er ihn getötet hatte, stieß er in die Posaune und
übernahm die geistliche Führung, und andere waren ihm nachzufolgen
bereit. Das ist der Grundsatz der Führung unter dem Volke Gottes. Sind
wir zu folgen bereit, wenn die Posaune erschallt? Sie waren bereit zu
gehen, und sie folgten ihm nach und töteten zehntausend Mann, lauter
kräftige [fette) Männer.
Viele stehen heutzutage in Seelenübungen, sie werden aber durch
freundschaftliche Bande gehalten und sind nicht bereit, das
zweischneidige Schwert zu gebrauchen. Wir müssen das Schwert gebrauchen,
damit wir nicht durch unsere Bekannten oder Verwandten oder durch
irgend, etwas aus dem Bereich des Natürlichen daran gehindert werden,
das Erbe zu genießen.
CAC
|