Jesaja
42,19 Wer ist blind, als nur mein Knecht? Und taub wie mein
Bote, den ich sende? Wer ist blind wie der Vertraute, und blind wie
der Knecht Jehovas?
In dem genannten Verse ist in Ausdrücken des Wohlgefallens von der
Person geredet, um die es sich handelt.
Jehova nennt ihn: „Mein Knecht“,
„Mein Bote, den Ich sende“, „der Vertraute“ und „der Knecht Jehovas“;
Er
bekennt Sich also ausdrücklich zu ihm. Von dieser selben Person ist
bereits zu Beginn des Kapitels (V. 1-7) die Rede,
Jes 42,1
Siehe, mein Knecht, den ich stütze, mein Auserwählter, an welchem
meine Seele Wohlgefallen hat: Ich habe meinen Geist auf ihn gelegt,
er wird den Nationen das Recht kundtun.
Jes 42,2 Er
wird nicht schreien und nicht rufen, noch seine Stimme hören lassen
auf der Straße.
Jes 42,3 Das
geknickte Rohr wird er nicht zerbrechen, und den glimmenden Docht
wird er nicht auslöschen; er wird der Wahrheit gemäß das Recht
kundtun.
Jes 42,4 Er
wird nicht ermatten noch niedersinken, bis er das Recht auf Erden
gegründet hat; und die Inseln werden auf seine Lehre harren. –
Jes 42,5 So
spricht Gott, Jehova, der die Himmel schuf und sie ausspannte, der
die Erde ausbreitete mit ihren Gewächsen, dem Volke auf ihr den Odem
gab, und den Lebenshauch denen, die darauf wandeln:
Jes 42,6 Ich,
Jehova, ich habe dich gerufen in Gerechtigkeit und ergriff dich bei
der Hand; und ich werde dich behüten und dich setzen zum Bunde des
Volkes, zum Licht der Nationen:
Jes 42,7 um
blinde Augen aufzutun, um Gefangene aus dem Kerker herauszuführen,
und aus dem Gefängnis, die in der Finsternis sitzen. –
und es ist wohl einem jeden gläubigen Leser jener kostbaren Worte ohne
weiteres klar,
dass es der Herr Jesus, unser teurer Heiland und HERR , ist, von dem
gesprochen ist.
Er ist der Knecht, der gesandte Bote, der Vertraute Jehovas in V. 19,
um dessen Gerechtigkeit willen es Jehova gefiel, das Gesetz gross und
herrlich zu machen (V. 21).
- Wie aber kommt es, daß Jehova mit Wohlgefallen von Ihm sagt, daß Er
blind und taub sei,
Ihn gleichsam als Vorbild dafür hinstellend? Es gibt ausser dem
körperlichen Blind- und Taubsein,
von dem hier nicht die Rede ist, noch verschiedenes anderes Blind- und
Taubsein.
Der Mensch kann blind sein in bezug auf Gott und die himmlischen, ewigen
Dinge,
blind für Gottes Güte und Liebe,
blind über den eigenen Zustand
und taub für Sein Wort, für Seine mahnende, warnende, rufende, lockende
Stimme.
Das ist der Zustand des Menschen von Natur, das war und ist noch der
Zustand des Volkes Israel
(s. Jes. 6,9.10; 2. Kor. 3,14-16),
niemals aber konnte es der Zustand Seines Knechtes sein, des Boten,
den Er sandte, des Vertrauten Jehovas! Er konnte sagen:
„Ich habe Jehova stets vor mich gestellt“ (Ps. 16,8), und „Er weckt
jeden Morgen,
Er weckt mir das Ohr ...
Jes 50,4 Der
Herr, Jehova, hat mir eine Zunge der Belehrten gegeben, damit ich
wisse, den Müden durch ein Wort aufzurichten. Er weckt jeden Morgen,
er weckt mir das Ohr, damit ich höre gleich solchen, die belehrt
werden.
Jes 50,5 Der
Herr, Jehova, hat mir das Ohr geöffnet, und ich, ich bin nicht
widerspenstig gewesen, bin nicht zurückgewichen.
Jes 50,6 Ich
bot meinen Rücken den Schlagenden und meine Wangen den Raufenden,
mein Angesicht verbarg ich nicht vor Schmach und Speichel.
Jes 50,7 Aber
der Herr, Jehova, hilft mir; darum bin ich nicht zu Schanden
geworden, darum machte ich mein Angesicht wie einen Kieselstein, und
wußte, daß ich nicht würde beschämt werden.
Und doch war Er blind und taub, wie es in V. 20 heißt.
Wofür war Er denn so blind und taub?
Für die Reize und Lockungen dieser Welt, durch die der grosse Feind
Gottes die Menschen verblendet und verleitet! Sein Auge und Sein Ohr war
allem diesem gegenüber völlig verschlossen!
Alle ihre Herrlichkeit konnte nicht den geringsten Einfluß auf Ihn
ausüben,
ihre lieblichsten und verlockendsten Einladungen fanden kein Gehör bei
Ihm.
Er ging rein und unbefleckt durch diese Welt als „der Sohn des Menschen,
der im Himmel ist“ (Joh. 3,13),
dessen Auge und Ohr nur für Gott geöffnet war in vollkommener Hingabe,
so daß Er am Ende Seiner Erdenlaufbahn zum Vater sagen konnte:
„Ich habe Dich verherrlicht auf der Erde“ (Joh. 17,4).
Darum ruhte das ganze Wohlgefallen Jehovas auf Ihm von Ewigkeit her, ehe
Sein Fuß über diese Erde schritt; darum fand Jehova Seine Freude darin,
immer wieder hinzuweisen auf Seinen Geliebten, der Seine Wonne war.
Deshalb ruft Er Seinem armen, irrenden Volke zu:
„Höret, ihr Tauben! Und ihr Blinden, schauet her, um zu sehen! Wer ist
blind, als nur Mein Knecht?, und taub, wie Mein Bote ...?“ (V. 18.19.)
Er bildete einen vollkommenen Gegensatz zu dem in geistiger Blindheit
und Taubheit dahingehenden Menschen und ist ein herrliches Vorbild für
die, welche aus der Finsternis herausgeführt sind in Sein wunderbares
Licht. Der Gegenstand ist wirklich ernst für einen jeden von uns, denn
zu unserer Beschämung müssen wir bekennen, daß wir leider nur zu oft
nicht dem uns gegebenen herrlichen Vorbilde entsprechen. Und je weniger
Auge und Ohr offen ist für Gott, um so mehr ist beides offen für die
Welt und ihre Dinge! „Die Lampe des Leibes ist dein Auge; wenn dein Auge
einfältig ist, so ist auch dein ganzer Leib licht; wenn es aber böse
ist, so ist auch dein Leib finster“ usw.
(Luk. 11,34- 36).
1 Laßt uns darum sehr achtgeben und unser Auge auf den HErrn gerichtet
halten,
denn „die Herrlichkeit des HErrn anschauend, werden wir verwandelt nach
demselben Bilde“ (2. Kor. 3,18).
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