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Werner Tietze

Viele oder wenige

 

Ein amerikanisches Sprichwort sagt:  „Nichts ist erfolgreicher als der Erfolg“.  (Nothing succeeds like success).  Das scheint auch ein Grundsatz im heutigen Christentum zu sein. Zahlenmäßiger Erfolg gilt für viele als Kriterium des Segens Gottes.  Und man kommt sehr schnell auf große Zahlen, wenn man die „Nullen“ mitzählt.

 

Erfolgreich kann heute jeder sein, der es versteht, mit etwas Psychologie die Gefühle der Menschen zu manipulieren.  So kann man Menschen dazu bewegen, auf einer Kaffeefahrt einen völlig überteuerten Schnellkochtopf zu kaufen oder in einer Großveranstaltung eine „Entscheidung“ zu treffen. 

 

Hatte unser Herr die günstige Gelegenheit verpasst, als nach einer Speisung Tausende Ihn zum König machen wollten?  Völlig „unpsychologisch“ stieß Er die Menschen mit Seiner Rede vor den Kopf und sie wandten sich von Ihm ab.  Selbst Seine Jünger wollte Er nicht zurückhalten.  „Wollt ihr auch weggehen?“   

 

Die heutigen erfolgreicher Macher scheinen vergessen zu haben, was unser Herr selbst und seine Apostel über zahlenmäßigen Erfolg gesagt haben.  Sprach der Herr nicht davon, dass nur wenige durch die enge Pforte und auf dem schmalen Weg und viele durch die weite Pforte auf dem breiten Weg gehen, der zum Verderben führt?  Und weiter sprach er von den vielen, die Herr, Herr sagen und die er als  „Übeltäter“ bezeichnet.  (Matth. 7). Im Blick auf die Endzeit sprach er von vielen, die unter seinem Namen kommen und viele verführen.  Nicht nur wenige falsche Propheten werden aufstehen und lediglich ein paar Leute verführen, sondern „viele falsche Propheten werden aufstehen und werden viele verführen“ (Matth. 24)

 

Der Apostel Paulus schreibt von vielen, die das Wort Gottes verfälschen und verpantschen (2.Kor. 2,17; 4,2).  Und mit Weinen sagt er, dass viele wandeln und dabei Feinde des Kreuzes sind.  Ihr Ende ist das Verderben (Phil 3,18).

 

Lassen wir uns doch nicht blenden von den Erfolgsmeldungen, in denen meistens auch ein Stück Selbstruhm steckt.  Es geht nicht darum, dass viele Menschen für die „christliche Religion“ gewonnen werden und letztlich in der „Grossen Babylon“ landen, sondern dass der Herr selbst Seine Gemeinde baut, indem er einzelne aus Welt und Sünde herausruft und zu Seinen Jüngern macht.  Christlich-Sein und die Welt liebhaben ist nicht das biblische Christentum.  Der großen Masse der christlich religiösen Menschen steht die „kleine Herde“ gegenüber, die außerhalb des Lagers Seine Schmach trägt.

 

Werner Tietze