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Auslegung zum 1. Buche Moses

von Benedikt Peters Arbon

1. Mose Kapitel 1

1. Mose Kapitel 2

1. Mose Kapitel 3

1. Mose Kapitel 4

1. Mose Kapitel 5

1. Mose Kapitel 6-8

1. Mose  Kapitel 9-11

 

 

1.     Mose 4  

1. Mose  4: Zwei Brüder, zwei Opfer, zwei Nachkommenschaften

 

1. Die zwei Söhne Adams  4:1,2

2. Kains Opfer und Abels Opfer  4:3–7

3. Brudermord und Strafe  4:8–16

4. Eine Zivilisation ohne Gott  4:17–24

5. Ein von Gott abhängiges Geschlecht  4:24–26

 

1. Die zwei Söhne Adams  4:1,2

 

In diesem Kapitel wird gezeigt, wie bereits in der ersten Menschenfamilie geschieden wurde zwischen den Söhnen des Lichts und den Söhnen der Finsternis. Am ersten Schöpfungstag hatte Gott zwischen Licht und Finsternis geschieden; am Tag des Sündenfalls hatte Gott von zwei Nachkommenschaften gesprochen: vom Samen des Weibes und vom Samen der Schlange (1Mo 3:15). Im Neuen Testament führt Johannes an der Feindschaft Kains gegen Abel die Feindschaft der Söhne des Teufels gegen die Söhne Gottes an (1Joh 3:10–12). 

         

2. Kains Opfer und Abels Opfer  4:3–7

 

Stellen wir einleitend die Aussagen, die das Alte und das Neue Testament über Kain und Abel und ihr jeweiliges Opfer machen, einander gegenüber:

 

Kain:  Abel:

”Frucht des Erdbodens”          ”Erstlinge der Herde”

”aus dem Bösen” (1Joh 3:12)          ”gerecht” (Mt 23:35; Hb 11:4)

”seine Werke waren böse” (1Joh 3:12)          ”seine Werke waren gerecht” (1Joh 3:12)

          ”durch Glauben” (Heb 11:4)

 

Fragen wir uns, was den Ausschlag gab, dass diese beiden Brüder so verschieden waren, dann fallen zwei Dinge weg, die man heute gewöhnlich ins Feld führt:

 

a) Vererbung – die Erbanlage seien für das Verhalten des Menschen verantwortlich

b) Umwelt  – die Gesellschaft sei für das Verhalten des Menschen verantwortlich

 

Beide hatten die gleichen Eltern und hatten damit die gleichen Erbanlagen; beide wuchsen im gleichen Haus und damit unter identischen gesellschaftlichen Bedingungen auf. 

          Was gab aber dann den Ausschlag? Das Neue Testament gibt uns die Antwort darauf:

 

Der eine glaubte an Gott und an sein Wort (Heb 11:4), der andere glaubte nicht. Der Glaube oder der Unglaube ist es, der die Weichen stellt. Wir würden zu gerne die Schuld für das Versagen auf ein schlechtes soziales Umfeld oder auf schlechte Eltern schieben. Diese beiden Dinge können einiges erklären, was in unserem Leben passiert oder nicht passiert; aber sie entschuldigen unsere Missetaten nicht. Jeder Mensch ist vor Gott selbst verantwortlich, weil er eben ein Mensch ist. Wir sind nicht ein Rädchen in einem Getriebe, das deshalb im Uhrzeigersinn läuft, weil das Rädchen vor ihm im Gegenuhrzeigersinn läuft.

          Das Neue Testament sagt uns, dass es an Deinem persönlichen Unglauben oder Glauben liegt, ob Du ewig selig wirst oder nicht:

 

”Denn so sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einziggeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe” (Joh 3:16)

 

”Wer an den Sohn glaubt, hat ewiges Leben; wer aber dem Sohn nicht glaubt, wird das Leben nicht sehen, sondern der Zorn Gottes bleibt auf ihm” (Joh 3:36).

 

”Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, hat ewiges Leben und kommt nicht ins Gericht, sondern er ist aus dem Tod in das Leben übergegangen”

(Joh 5:24).

 

Ihr wollt nicht zu mir kommen, damit ihr Leben habet” (Joh 5:40).

 

Fragen wir uns ferner: Woher hatte denn Abel seinen Glauben? Gemäß Röm 10:17 brauchen wir das Wort Gottes, damit glauben können.

 

”Der Glaube kommt aus der Verkündigung, die Verkündigung aber durch Gottes Wort” (Röm 10:17).

 

Das bedeutet, dass wir Gottes Wort und damit Gottes Wahrheit hören müssen, um glauben zu können. In Heb 11:4 erfahren wir, dass Abel sein Opfer aus Glauben darbrachte:

 

”Durch Glauben brachte Abel Gott ein vorzüglicheres Opfer dar als Kain” (Heb 11:4).

 

Wenn Abel glaubte, dann müssen wir daraus schließen, dass er ein Wort Gottes gehört hatte. Was ist näherliegend, als dass die Eltern der beiden ihren Kindern alles erzählten, was sie im Garten Eden getan und erfahren hatten. Adam und Eva unterwiesen ihre Kinder über den Sündenfall, über die Verheißungen, die Gott ihnen gegeben hatte, über die Tiere, die Gott töten musste, um sie in Röcke von Fell zu kleiden. Abel glaubte, Kain glaubte nicht. Abel glaubte, dass er  ein Sünder war und dass er den Tod verdient hatte; er glaubte an die Verheißung, dass Gott den Menschen von der Macht und von den Folgen der Sünde befreien würde. Er glaubte, dass ein Stellvertreter für seine Sünde bezahlen würde. Diesen Glauben bewies Ab er, als er aus seiner Herde ein unschuldiges Tier holte, es schlachtete und vor Gott auf den Alter legte. Und was geschah? ”Der HERR schaute auf Abel und auf seine Opfergabe” (V. 4).

          Das Prinzip hat sich nicht geändert. Bis zum heutigen Tag können Menschen nur vor Gott bestehen, wenn sie ein Opfer haben, auf das Gott schaut. Was wollen wir denn Gott für ein Opfer bringen? Sollen wir ihm unser Geld geben? Sollen wir ihm unseren Leib als Opfer bringen? Sollen wir ihm unsere guten Vorsätze bringen? Wir merken, wenn wir ehrlich sind, dass wir  damit unsere Schuld vor Gott und unsere Schuld am Nächsten nicht loswerden. Es gibt nur ein Opfer, das genügt: der Tod Jesu Christi. Wir können nur glauben, dass Jesus Christus dieses Opfer für uns gebracht hat. Er hat am Kreuz mit Seinem Blut und Leben für Deine und für meine Sünden bezahlt. Wenn wir darauf allein unser ganzes Vertrauen setzen, dann werden wir das gleiche erleben wie Abel: Gott wird auf uns und auf das Opfer Jesu Christi schauen, und Er wird uns annehmen. Er wird uns nicht richten; Er wird uns alles vergeben und Er wird uns das ewige Leben schenken.

 

V. 5 ”Und Kain ergrimmte sehr.” Das ist eine sonderbare Regung. Warum wurde Kain böse? Es gab nur eine Ursache: Weil der HERR Abel annahm, ihn aber nicht. Es war also Neid. Dieser Neid ist eine furchtbare Sache. Aus Neid verkauften die Brüder Joseph nach Ägypten (1Mo 37:11; Apg 7:9) Aus Neid betrieben die Führer der Juden die Hinrichtung Jesu (Mt 27:18), aus Neid verfolgten sie kurz danach die Apostel (Apg 5:17).  War Gott denn ungerecht, weil Er Abel annahm und Kain nicht? Nein, Kain war ungerecht; und Abel war auch ungerecht. Wir sind alle ungerecht. Aber wenn wir glauben, dann erklärt Gott uns für gerecht. Auch Kain hätte glauben können, wenn er nur gewollt hätte. Aber er zog es vor, nicht zu glauben.

          Kain vergleicht sich mit Abel und Abel mit sich; das ist immer eine böse Sache. Kain hat wahrscheinlich mehr gearbeitet als Abel, denn dem Erdboden Frucht abzuringen, ist härtere Arbeit, als das Vieh grasen zu lassen. Solche Gedanken werden sein Herz erfüllt haben, und sein Unmut wuchs, als er erkennen musste, das Gott gegen alle Erwartungen und scheinbar gegen alles Recht auf Abels Opfergabe schaute, nicht aber auf seine. Er sollte aber nicht links und nicht rechts, sondern hinauf blicken (V. 7). Das allein macht die Seele demütig vor Gott, und damit im Urteil über sich selbst und über die Brüder wahr.

 

V. 6  ”Und der HERR sprach zu Kain.”  Gott redet zu Kain. Gott redet auch heute zum Menschen, der nicht an Seinen Sohn glaubt.  Zuerst hatte Gott durch Kains Eltern zu ihm gesprochen, und nun fährt Er fort und redet direkt zu ihm. Er erinnert ihn an seine Verantwortung, und er warnt ihn vor den Folgen des Unglaubens. Wie bei Adam stellt Er lauter Fragen an Kain:

 

1. Warum bist du erzürnt?

2. Erhebt sich dein Gesicht nicht, wenn du wohltust?

3. Wo ist dein Bruder Abel?

 

Mit jeder Frage will Gott das Gewissen Kains wecken, aber die Folge einer jeden Frage ist nur die, dass Kain sich immer mehr verhärtet. Er gibt seinem Zorn auf seinen Bruder freien lauf und schlägt ihn tot.

 

 

3. Brudermord und Strafe  4:8–16

 

V. 8 ”Kain sprach zu seinem Bruder”: Gott sprach zu Kain Worte der Wahrheit, um ihn vor seinem Verderben zu retten. Kain sprach zu seinem Bruder verlogene Worte, um ihn zu verderben. Wer Gott nicht fürchtet, scheut auch den Nächsten nicht. Wer sich über Gottes Reden hinwegsetzt, schreckt am Ende nicht davor zurück, über Leichen zu gehen: ”Kain erhob sich gegen seinen Bruder Abel und erschlug ihn.”

            So gesellte sich zur Lüge der Mord. Die Sünde macht den Menschen dem Urheber der Sünde gleich. Kain heißt im Neuen Testament ein Sohn des Teufels, und tatsächlich handelt er nach den Begierden seines Vaters:

”Ihr seid aus dem Vater, dem Teufel, und die Begierden eures Vaters wollt ihr tun. Jener war ein Menschenmörder von Anfang und ist in der Wahrheit nicht bestanden, weil keine Wahrheit in ihm ist” (Joh 8:44).

 

V. 9  ”Wo ist dein Bruder Abel?” Kain, der vorher so genau aufgepasst hatte auf das Tun und Lassen seines Bruders, sagt jetzt, es sei nicht seine Sache auf diesen aufzupassen.  Gott hatte an Adam eine sehr ähnliche Frage gerichtet (3:9), aber wie anders war dort die Reaktion gewesen! Adam war ins Licht getreten und hatte seine Sünde bekannt. Kain aber erkühnt sich, vor Gottes Angesicht zu lügen. Zuerst hatte er nur seinen Bruder angelogen; hier aber lügt er Gott an. Das zeigt, dass sein Gewissen vollständig stumpf geworden ist. Gottes Reden besteht von da an nur noch im Urteilsspruch über Kain. Es ist ein furchtbares Wort, das er zu hören bekommt.

         

V. 10  ”Horch, das Blut deines Bruders!” Das Blut Abels, das zur Erde geflossen war, schrie zu Gott um gerechte Bestrafung. Der Hebräerbrief sagt uns, dass es ein Blut gibt, das besser und stärker zu Gott redet als das Blut Abels: das Blut Christi (Heb 12:24). Wer wie Abel geglaubt hat, erfährt, dass dieses Blut laut zu Gott ruft um Gnade und Erbarmen für jeden, der glaubt. Auch wer nicht geglaubt hat, wird erfahren, dass das Blut Christi laut zu Gott ruft, aber dann nicht um Erbarmen, sondern um die gerechte Strafe. Was soll uns denn erwarten, wenn wir den Sohn Gottes mit Füßen getreten und Sein Blut für nichts geachtet haben? Wir können nichts anderes erwarten als Gottes gerechten Zorn (Heb 10:29,30).

 

V. 11  ”Verflucht seist du!”  Gott hatte Adam nicht verflucht, sondern Er hatte nur die Schlange und den Erdboden verflucht. Kein Mensch steht von Geburt an unter Gottes Fluch, auch wenn er als ein Kind Adams in Sünden geboren ist. Kain stand nicht unter Gottes Fluch vom Tag an, da er geboren wurde. Erst als Er Gottes persönliches Reden zu ihm und Werben um ihn abwies, kam Gottes Fluch über ihn. Kain bildet den Prototyp eines jeden Menschen, der am Ende aus dem Mund des Weltenrichters das furchtbare Wort wird hören müssen: ”Weicht von mir, ihr Verfluchten!” (Mt 25:41). Erst wenn der Mensch Gottes Reden zu ihm abgewiesen hat, trifft ihn Gottes Fluch, vorher nicht. 

 

 V. 12  ”Unstet und flüchtig sollst du sein”. Kain wird sein Leben lang rastlos sein. Wer sein Leben lang im Unglauben verharrt, wird ewig keine Ruhe kennen (Off 14:11).

 

V. 15  ”...damit ihn nicht erschlage, wer irgend ihn finden sollte”: Gott selbst sorgt dafür, dass die Strafe Kains nicht verkürzt werden kann. Er musste genau so lange unstet und flüchtig von Ort zu Ort eilen, als Gott es verfügt hatte. Gott selbst sorgt dafür, dass die Strafe eines jeden Ungläubigen so lange dauert, als Er verordnet hat, und das heisst ewig:

 

”Und diese werden hingehen in die ewige Pein, die Gerechten aber in das ewige Leben” (Mt 25:46).

 

”...wenn er Vergeltung gibt denen, die Gott nicht kennen, und denen, die dem Evangelium unseres Herrn Jesus Christus nicht gehorchen; die Strafe leiden werden, ewiges Verderben” (2Thes 1:8,9).

 

”Der Rauch ihrer Qual steigt auf von Ewigkeit zu Ewigkeit; und sie haben keine Ruhe Tag und Nacht, die das Tier und sein Bild anbeten...” (Off 14:11).

 

V. 16  ”Und Kain ging weg vom Angesicht des HERRN”: Kains Eltern mussten aus dem Garten vertrieben werden (3:23), denn sie wären so gerne in der Nähe Gottes geblieben. Kain geht hingegen ganz freiwillig weg aus Gottes Gegenwart. Seine sündige Natur verabscheut Gott und Sein Licht.

          ”Und er wohnte im Land Nod”: Kain lässt sich nieder und scheint dem Fluch der ewigen Rastlosigkeit entronnen zu sein, aber nur scheinbar. Wer den Sohn Gottes und die von Ihm angebotene Ruhe abgelehnt hat, kann nie zur Ruhe kommen. Jesus Christus lädt alle Menschen ein: ”Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, und ich will euch Ruhe geben” (Matthäus 11,28). Wer dieses Angebot und damit Christus selbst ablehnt, wird ewig keine Ruhe finden. Das Land, in dem Kain wohnt, heisst nicht umsonst Nod, hebräisch für ”Flucht”.

”östlich von Eden” waren auch die Cherubim mit dem kreisenden Flammenschwert postiert, um anzuzeigen, dass der Zugang zum Baum des Lebens verriegelt ist. Kain hat sich durch seine Tat auch den Zugang verbaut, der über die Erlösung eröffnet worden ist. Ihm bleibt das Leben verschlossen.

 

 

4. Eine Zivilisation ohne Gott  4:17–24

 

”Es ist die Absicht Satans und unseres trügerischen Herzens, ein schuldiges Gewissen durch Geschäftigkeit zum Schweigen zu bringen statt durch den Glauben an das Blut Jesu Christi” (John Bunyan)

 

V. 17 ”und er baute eine Stadt”: Um Gott und Seinem Urteil zu trotzen, richtet er sich ein Gegenparadies auf der Erde ein. Kain, ein Gotteshasser, wird so zum ersten Städtebauer der Welt. Abraham wird aus der Stadt herausgerufen, die seine Heimat gewesen war, um nachher nur noch in Zelten zu wohnen; denn er hielt von da an Ausschau nach jener Stadt, die Gott gegründet und gebaut hatte (Heb 11:9,10).  Was sollen wir daraus schließen? Dass Kultur etwas Schlechtes sei? Nein, nicht die Kultur ist schlecht; nicht die Geschäftigkeit und der Fleiß der Menschen ist schlecht. Schlecht ist einzig das Streben, all diese Dinge ohne Gott zu tun. Schlecht ist alles Versuchen, sich ein Paradies ohne Gott schaffen zu wollen. Und weil es schlecht ist, wird es nie gelingen. Die Welt mag lange erfolgreich sein, aber am Ende wird Gott die Welt richten. Das haben die Propheten im Alten und im Neuen Testament immer wieder gesagt: Jes 2:12–22; 1Kor 7:31; 2Pet 3:10; 1Joh 2:17

 

V. 19 ”Lamech nahm sich zwei Frauen”: Der Bruch mit der anfänglichen Ordnung, der Einehe (siehe Mt 19:4–8), geschah in der Linie der Verworfenen. Das Beispiel machte Schule. Abraham führte diese Unsitte aus dem Heidentum ein in die Linie der Gläubigen, und von da an war die Vielehe eine im Volk Gottes geduldete, aber nie von Gott gesegnete Einrichtung. Gott verurteilte sie nie offen, aber er verurteilte sie indirekt, indem Er uns zeigt, dass alle Familien mit mehreren Ehefrauen und Müttern viel Leid erfuhren.  In Abrahams, in Jakobs, in Davids und in Salomos Familien produzierte die Polygamie immer wieder Rivalität und Streit, manchmal sogar Inzest und Totschlag, sogar Götzendienst. Nein, Gott schuf den Menschen als ein Paar. Ein Mann und eine Frau, das ist Gottes Ordnung, die durch keine andere Ordnung verbessert werden kann.

 

V. 20 ”Dieser war der Vater der Herdenbesitzer”: Herden bedeuten Reichtum. 1Tim 6:9,10; Ps 62:10 (11).

 

V. 21 ”Dieser War der Vater derer, die mit Laute und Flöte umgehen”: Zum Reichtum und damit zum ”guten Leben” gehört auch Unterhaltung. Hi 21:12,13. Eine Welt, die sich immer weiter von ihrem Schöpfer entfernt, braucht immer mehr Ersatz für den damit verlorenen Frieden. Es ist kein Zufall, dass unsere Zivilisation, die stärker als je auf das Diesseits fixiert ist, mehr Unterhaltung braucht als jede vorangegangene Zivilisation.

          Aldous Huxley,  sagte einmal: ”Das Verlangen des Menschen nach Unterhaltung ist grenzenlos”, sagte es, und schrieb einen schauerlichen Roman, in dem er zeigt, was aus einer Menschheit wird, die Unterhaltung und Zerstreuung zum höchsten Gut erklärt hat. Ich meine sein Buch ”Brave new World – Schöne neue Welt”.

 

V. 22 ”ein Hämmerer von allerlei Schneidewerkzeug aus Bronze und Eisen”: Gediegenes Handwerk erhöht den Komfort, und Komfort ist ein wichtiger Bestandteil dessen, was wir ”Lebensqualität” nennen. Die Fertigkeit, Waffen zu schmieden, schafft die Möglichkeit, Macht und Besitz zu auszudehnen.

 

”The wordly things are the only things that wicked people set their hearts upon and are most ingenious and industrious about... There were a father of the shepherds and a father of musicians, but not a father of the faithful –

Die gottlosen Menschen richten ihr Herz nur auf diesseitige Dinge, und darin zeigen sie am meisten Geschick und Fleiß. Wir finden da einen Vater der Herdenbesitzer und einen Vater der Sänger und Musikanten, aber keinen Vater der Gläubigen” (Matthew Henry).

 

V. 23  ”Ada und Zilla, hört meine Stimme”: Das fordert Lamech. Der Gottlose will Gottes Stimme nicht hören, aber alle Welt soll seine Stimme hören. Wer Gott nicht kennt, muss Aufmerksamkeit haben. Gehört werden, gesehen werden, jemand sein, sich einen Namen machen – das sind die Dinge, die uns treiben. So lange, bis wir zum Sohn Gottes finden und im Sein Name und Seine Sache wichtiger werden als unsere Pläne und unser Ehrgeiz.

 

”Einen Mann erschlug ich für meine Wunde”: Ein Mensch, der sich vor Gott nicht demütigt, wird zum Gewalttäter. Das geht immer Hand in Hand. Wer sagt: ”Es gibt keinen Gott” (Ps 14:1), der wird bald seinen Nächsten ”fressen wie Brot” (Ps 14:4).

 

”Wenn Kain siebenfältig... dann Lamech siebenundsiebzigfältig”: Weil Lamech  Gott nicht fürchtet, meint er, er sei größer als alle, die vor ihm waren und um ihm herum sind.

 

Lamech ist der siebte von Adam, wie Henoch (Jud 14). An diesen beiden sehen wir, wie die Wege und das Wesen der Gläubigen und der Ungläubigen auseinandergehen:

 

- Henoch wandelt mit Gott, Lamech hat sich in der Gottesferne wohnlich niedergelassen.

 

- Henoch hat all seine Hoffnung im Himmel, Lamech hat sein ganzes Teil in dieser Welt.

 

- Henoch geht still und unauffällig mit seinem Gott durch die Welt, Lamech schwadroniert laut daher und fordert Aufmerksamkeit.

 

- Henoch spricht davon, dass der Weltenrichter kommen und gerecht richten wird (Jud 14, 15), Lamech mag nicht warten, bis Gott gerecht richtet, sondern nimmt das Gericht in seine eigenen Hände.

 

 

5. Ein von Gott abhängiges Geschlecht  4:24–26

 

Wenn Gott die Wohlfahrt der Gottlosen beschrieben hat, dann gibt Er uns auch Einblick in den Fortgang des Geschlechts der Gerechten. Denn bei allem Erfolg der Großen in dieser Welt, hat Gott beständig ein Auge auf das Ergehen der Gottesfürchtigen.

         

Wie muss das erste Menschenpaar sich gefühlt haben, als sie an einem Tag zwei Söhne verloren: Abel durch Mord und Kain durch Flucht aus der Familie. So müssen sie die bösen Folgen der Sünde, die sie in die Welt gebracht hatten, am eigenen Leib fühlen. Aber das ist uns zum Wohl, wenn wir es annehmen. Denn Gott will uns durch alles Schmerzliche lehren. Er will uns durch Leiden Gutes tun. Leiden ist, wie der Gelehrte und Christ C. S. Lewis einmal sagte, Gottes Lautsprecher, durch den er so laut zu uns redet, dass wir Ihn endlich hören. Ist denn das so wichtig? Ja, es ist das Wichtigste, was es überhaupt gibt. Gottes Stimme zu hören, dazu sind wir da. Hören wir Gottes Stimme nicht, sind wir verloren. Das wusste König David. Darum rief er zu Gott:

 

”Wende  dich nicht schweigend von mir ab. Wenn Du verstummst, werde ich den Menschen gleich, die in die Grube versinken” (Ps 28:1).

 

Wenn Gott schweigt, wird es dunkel und wird es kalt; wird alles sinnlos. Das wusste der schwedische Filmemacher Ingemar Bergman. Er drehte einen Film, in dem er  zeigt, wie die Menschen einander nichts mehr zu sagen haben; wie alle total vereinsamt sind, wie darum alles sinnlos ist, weil Gott schweigt. ”Tystnaden – Das Schweigen”, so nannte er diesen Film, der zu den bekanntesten gehört, die je gedreht worden sind.

 

V. 25 ”Adam erkannt abermals seine Frau, und sie gebar einen Sohn”: Gott sorgt dafür, dass die Linie Seiner Diener und Bekenner in dieser Welt nie abreißt. Gott lässt es nie zu, dass durch die Bosheit des Bösen das Erbe der Heiligen leidet: Er gibt für einen verlorenen Abel immer einen Ersatz; das nämlich ist die Bedeutung des hebräischen Namens Seth. Er sorgt dafür, dass für einen von den Feinden des Lichts ermordeten Gläubigen stets ein Nachfolger da ist, der bereit ist, in die Lücke zu springen.

         

V. 26 ”und er gab ihm den Namen Enos”: Wie bescheiden und wie schwach wirkt die Familie Adams und Seths neben dem entschlossen zupackenden und erfolgreich wirtschaftenden Geschlecht der Kainiter! Es ist immer so gewesen. Salomo sagt, dass die Weisen auf dieser Erde gleichzeitig auch die Kleinen sind (Spr 30:24). Und der Völkerapostel erinnert die Korinther daran, dass Gott die Schwachen und Niedrigen erwählt hat (1Kor 1:26,27). Der Name ”Enos” bedeutet der schwache, der hinfällige, der kränkliche Mensch. Wie kam Seth dazu, seinen Sohn so zu nennen? Die Gottesfurcht hatte ihn gelehrt, wie wir Menschen wirklich sind: klein und schwach; hilflos in der weiten Schöpfung, ausgesetzt und völlig auf Gottes Bewahren und Versorgen angewiesen. Entsprechend steht schon im nächsten Satz:

          ”Damals fing man an, den Namen des HERRN anzurufen”: Haben wir begriffen, wie hilflos wir sind, beginnen wir zu dem zu rufen, der unser einziger wirklicher Helfer ist (Heb 4:16). 

          Seths Familie ist das Gegenstück zu Kains stolzen Nachfahren. Sie ist eine glückliche Familie, denn sie hat ihr Glück in der Abhängigkeit von Gott gefunden, also dort, wo die ersten Menschen die Quelle ihres Glücks gehabt hatten. Sie sind um nichts besorgt, sondern machen alle ihre Anliegen im Gebet und Flehen vor Gott bekannt (Phil 4:6). Darum besitzen sie jenes hohe Gut, das Kain und seine Nachfahren nie kennen: Frieden. Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, regiert ihr Sinnen (Phil 4:7).

            Ist das nicht eine wunderbare Sache? Seth und Enos und alle, die seither ihren Fußstapfen gefolgt sind, haben in dieser Welt der Sünde und des Seufzens einen Weg gefunden, der ihnen etwas von dem gibt, was unsere ersten Eltern durch die Sünde verloren hatten: Das Wissen um ihr volles Genüge in Gott, und in Gott allein. Ist das nicht so gut, als ob die Pforten zum Paradies wieder aufgegangen wären? Oder eigentlich noch mehr: Das gläubige Gebet öffnet die Tür zu Gott im Himmel und damit zu allen himmlischen Gütern und Wonnen (Eph 1:3). Das ist das Geheimnis des Glücks eines jeden Heiligen gewesen, seit den Tagen Adams bis zum heutigen Tag.