Home       Bibelkreis.ch

Auslegung zum 1. Buche Moses

von Benedikt Peters Arbon

1. Mose Kapitel 1

1. Mose Kapitel 2

1. Mose Kapitel 3

1. Mose Kapitel 4

1. Mose Kapitel 5

1. Mose Kapitel 6-8

1. Mose  Kapitel 9-11

 

 

1.     Mose 5

Die tôledôt vom Menschen  5,1 – 6,8

 

Dies ist die zweite der fünf tôledôt der Urgeschichte (siehe 2,4; 6,9; 11,1; 11,10). Die tôledôt vom Menschen ist das, was der Mensch produziert. Hier erfahren wir: Was der Mensch selbst produziert, ist sein Gericht. Der im Gleichnis Gottes geschaffene Mensch degeneriert derart, dass Gott ihn richten muss. Er wird zum Gegenstand des Zornes Gottes. Ein Überrest wird zum Gegenstand Seiner Gnade. Wie Gott Schuldige schont und rettet, das ist der Inhalt der nächsten Episode, der tôledôt Noahs (6,9 bis 9,29).

 

Kapitel 5

1. Gott schuf den Menschen als sein Gleichnis    5,1–2

2. ”Der Tod ist zu allen Menschen durchgedrungen”   5,3–20

3. Henoch: Gott rettet aus dem Tod   5,21–24

4. Noah: Gott rettet durch das Gericht hindurch   5,25–32

 

Dieses Kapitel ist die Einleitung zum Bericht der weltweiten Flut. In ihm wird uns die Begründung gegeben, warum dieses Gericht über die Menschheit kommen musste. Es werden in diesem Kapitel zwei Grundwahrheiten behandelt:

 

a) Dass der Mensch, im Gleichnis Gottes geschaffen, dieses Gleichnis verliert

b) Dass alle Nachkommen Adams von der Sünde Adams befallen sind.

 

 Adams Sohn ist nicht mehr Gott, sondern nur noch Adam gleich. Wäre keine Sünde zuvor geschehen, hätte das natürlich bedeutet, dass Seth damit auch Gottes Gleichheit getragen hätte. Nun aber ist er einem Vater gleich, der inzwischen gefallen ist. Zu diesem Verlust gehört, dass der Mensch nicht mehr im Leben verbleibt – obwohl Gott ihn dazu geschaffen hatte –, sondern dem Tod verfällt. Leben statt Tod, Knechtschaft statt Herrschaft, das ist seither das Los eines jeden Menschen.

          Eines jeden Menschen, ja; denn dieses Kapitel hat auch zur Aufgabe uns zu zeigen, dass Adam das Haupt all seiner Nachkommen ist, der Repräsentant seines ganzen Geschlechts. Als Adam fiel, fielen alle seine Nachkommen. Als die Sünde ihn überwältigte und niederwarf, wurden alle seine Nachkommen der Sünde unterworfen. Das lehrt uns der Apostel ausdrücklich in Römer 5:12 und 1Kor 15:48,49.

          So unerbittlich der Tod herrscht, so vollkommen er alle Menschen und jeden Menschen vollständig im Griff hat, so vollständig und unwiderstehlich muss die Kraft sein, die den Menschen aus seinem Gefängnis befreit. Gott selbst muss ihn herausholen. Henoch ist das erste Beispiel für solches Handeln Gottes an den gefallenen, hilflosen Adamssöhnen: ”Gott nahm ihn hinweg.”

 

 

1. Gott schuf den Menschen als sein Gleichnis  5,1–2

Hier wird uns zum zweiten Mal gesagt, wie Gott den Menschen schuf. Es soll uns erneut das Urbild vor Augen stehen, damit wir um so klarer ermessen können, wie groß der Schaden ist, der den Menschen befallen hat. Bedenken wir: Gott schuf den Menschen im Gleichnis Gottes! Bedenken wir, wie der Mensch inzwischen geworden ist!

 

1 Dies ist das Buch von Adams Geschlechtern. An dem Tage, da Gott Adam schuf, machte er ihn im Gleichnis Gottes.

 

Zunächst beachten wir einen Auffälligen Gegensatz zu 1,26: Dort steht, dass Gott den Menschen in Seinem Bild und in Seinem Gleichnis schuf; hier steht nur ”Gleichnis”. Warum das? Es soll hier hervorgehoben werden, wie der Mensch war und wie er durch die Sünde wurde. Er war zuerst Gott gleich; jetzt ist er es nicht mehr. Hier steht nicht ”Bild”, denn der Ausdruck ”Bild Gottes” besagt nicht, wie, sondern vielmehr was der Mensch war: Er war der Stellvertreter des Schöpfers innerhalb der Schöpfung. Das ist sein Auftrag und seine Verantwortung, und die hat er noch immer (siehe 1Mo 9,1–6), als als sündiger Mensch. Aber er hat die Gleichheit, die ihn einst mit Gott verband, verloren. In wiefern war der Mensch Gott gleich?

 

          Gott ist heilig, der Mensch war heilig.

          Gott ist Liebe, der Mensch war Liebe.

            Gott ist der lebendige Gott, der Mensch war unsterblich.

 

Der Mensch ist nicht mehr heilig; er ist nicht mehr Liebe; er ist sterblich geworden.

 

2. ”Der Tod ist zu allen Menschen durchgedrungen”  5,3–20

Der Tod ist uns ein einziges Rätsel; aber er ist gleichzeitig unausweichlich. Wenn wir sagen, etwas sei ”totsicher”, dann meinen wir, dass die Sache ganz sicher passieren wird. Aber der Tod ist uns auch unheimlich. Er ist zum einen unbekannt. Wir wissen nicht, wie es sein wird. Keiner von uns ist da durch. Zum andern ist er so unerbittlich. Er lässt niemanden aus, und er lässt auch niemanden zurück. Ich las heute eine Zuschrift auf eine Umfrage, die eine Tageszeitung  über die Ewigkeit machte. Da sagt jemand: ”Eines Tages hört das Leben auf, das wissen alle Menschen. Aber warum will denn der Mensch in seinem Innersten nicht sterben? Warum will er nicht über den Tod reden? Wie kann man dem Tod entkommen? Kann man ewig leben? Es gibt so viele Theorien und so viele Rezepte...” Welche ist die richtige Theorie? Gibt es überhaupt ein Rezept gegen den Tod?

 

3 Und Adam lebte hundertdreißig Jahre und zeugte einen Sohn in seinem Gleichnis, nach seinem Bilde, und gab ihm den Namen Seth.

 

Adam ”zeugte einen Sohn in seinem Gleichnis”. Das bedeutet, dass Adams Kinder alle so waren wie er. Und wie war Adam? Ein Sünder. Von ihm wurden lauter Nachkommen geboren, die seine Natur hatten. Hier lehrt uns das erste Buch der Bibel in vollkommener Klarheit, dass der Mensch von Geburt an sündig ist. Er hat diese Natur geerbt, und darum nennen wir sie ”die Erbsünde”. Sie wird an vielen Stellen des Alten Testaments bezeugt. Hiob stellt die rhetorische Frage:

 

”Wie könnte ein Reiner aus einem Unreinen kommen? Nicht ein einziger!” (Hiob 14,4).

 

Und David bekennt:

 

 ”Siehe, in Ungerechtigkeit bin ich geboren, und in Sünde hat mich empfangen meine Mutter” (Ps 51,5).

 

Und weil wir eine solche Natur haben, können wir nicht anders handeln, als wir es tun. Jeremia fragt:

 

”Kann ein Mohr seine Haut wandeln, ein Leopard seine Flecken? Dann könntet auch ihr Gutes tun, die ihr an Bösestun gewöhnt seid” (Jer 13:23).

 

Ja, wir sind nicht ”born winners”, geborene Gewinner, sondern wir sind ”born losers”, geborene Verlierer. Der Sohn Gottes sagte es einem jüdischen Theologen seiner Tage ganz deutlich, dass jeder, ob fromm ob gottlos, verloren ist (Joh 3,16). Wir müssen nichts dazu tun; wir sind es schon. Und Jesus sagte einem notorischen Sünder, er sei gekommen, Verlorene zu suchen und zu retten (Lk 19,10). Wer verloren ist, kann sich nicht selbst finden; darum helfen alle Selbstfindungs-Strategien nichts. Jemand muss ihn suchen und finden.

 

 

5 Und alle Tage Adams, die er lebte, waren neunhundertdreißig Jahre, und er starb.

 

Achtmal steht in diesem Kapitel der Satz ”und er starb”. Die Menschen lebten zwar lange, fast tausend Jahre, aber sie lebten nicht ewig. Gott hatte ihnen den Zugang zum Baum des Lebens verriegelt; darum konnten sie nicht ewig leben (3,22). Und warum hatte Gott den Weg zum Baum des Lebens verriegelt? Weil der Mensch die Sünde gewählt hatte und ein Sünder geworden war. Gott hatte dem Menschen gesagt:

 

”Vom Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen, davon sollst du nicht essen; denn welches Tages du davon issest, wirst du gewisslich sterben” (1Mo 2:17).

 

Der Mensch fiel zwar nicht tot um, aber der Tod befiel den Menschen von Stund an. Der Tod saß ihm jetzt in den Gliedern und fraß an ihm, bis eines Tages das Herz stillstand und er zusammensackte. So begann Gottes Urteil sich also tatsächlich sofort auszuwirken. Der Apostel Paulus lehrt: ”Der Lohn der Sünde ist der Tod” (Röm 6,23). Der Tod ist redlich erworbener Lohn. Wenn wir als Angestellte gearbeitet haben, bekommen wir am Ende des Monats unseren Zahltag. Der steht uns nach allem Recht zu. Ebenso haben wir unser Leben lang der Sünde gedient. Wir haben als Lohn den Tod, den ewigen Tod, verdient. Jedesmal, wenn ein Mensch stirbt, stellt uns der Schöpfer einen neuen Beweis vor die Augen, dass wir gefallen, dass wir verdorben, dass wir schuldig sind.

          Wären wir es nicht, würden wir nicht sterben. Dass wir sterben, beweist jedesmal, dass wir Sünder sind. Es ist eitel, sich einreden zu wollen, wir seien edel, in uns schlummerten göttliche Kräfte, die man nur wecken müsse. Wie hohl all diese Theorien sind, zeigt jede Beerdigung. Hier haben wir das unüberhörbare Urteil der Realität. Wir sind von einem tödlichen Keim befallen; ein Virus sitzt in uns, der unsere Seele besudelt und unseren Verstand verdunkelt und unsere Glieder langsam auffrisst. Unser Inneres ist nicht sauber; es ist viel mehr voller Unrat, voller Fäulnis und Verwesung. Der Kern ist faul, und dieser Kern produziert nur Faules. So sagt es der Sohn Gottes:

 

”Was aus dem Menschen ausgeht, das verunreinigt den Menschen. Denn von innen aus dem Herzen der Menschen gehen hervor die schlechten Gedanken, Ehebruch, Hurerei, Mord, Dieberei, Habsucht, Bosheit, List, Ausschweifung, böses Auge, Lästerung, Hochmut, Torheit; alle diese bösen Dinge gehen von innen heraus und verunreinigen den Menschen” (Mk 7:20-23).

 

3. Henoch: Gott rettet aus dem Tod  5,21–24

 

24 Und Henoch wandelte mit Gott; und er war nicht mehr, denn Gott nahm ihn hinweg.

 

Dieser Satz sprengt die Monotonie der bisherigen Schilderung. Sechsmal steht in diesem Kapitel am Ende einer jeden Biographie der  Satz: ”Alle Tage die ... lebte, waren 930 Jahre, und er starb.” Hier aber fehlt dieser Satz. Henoch starb nie. Gott nahm ihn von diesem Schauplatz des Todes weg; Er nahm in zu sich in den Himmel, ins ewige Leben. An Henoch demonstriert uns Gott, dass Er den Willen und die Macht hat, den Menschen dem Griff des Todes zu entwinden.

          Ja, es braucht beides: den Willen und die Macht. Wenn Gott nicht retten will, dann wird niemand gerettet. Und wenn Gott nicht mit Seiner Macht eingreift, wird niemand gerettet. Im Evangelium zeigt sich schließlich in vollendeter Klarheit Gottes Wille und Gottes Macht, den Sünder vom ewigen Tod zu retten. Der Apostel Paulus sagt:

 

”Gott will, dass alle Menschen errettet werden” (1Tim 2,4).

 

”Das Evangelium ist Gottes Kraft zur Errettung” (Röm 1,16).

 

Was Gott mit Henoch tat, ist eine Verheißung für nachkommende Geschlechter: Er würde den Menschen aus der Gewalt des Todes befreien. Er erfüllte diese Verheißung, als Er Seinen Sohn in diese Welt sandte: 

 

”Jesus Christus hat den Tod zunichte gemacht und dafür  Leben und Unverweslichkeit ans Licht gebracht durch das Evangelium” (2Tim 1,10).

 

Diese Verheißung ist aber gleichzeitig eine Warnung: Wen Gott nicht herausreißt, der wird vom Tod hinuntergerissen werden. Wen Gott herausreißt? Wen reißt Gott denn heraus? Reißt Er nicht alle heraus? Nein. Das lernen wir an Henoch. Über Henoch sagt der Apostel Paulus:

 

”Durch Glauben wurde Henoch entrückt, damit er den Tod nicht sehen sollte, und er wurde nicht gefunden, weil Gott ihn entrückt hatte” (Heb 11,5)

 

”Durch Glauben”, das ist es. Darauf kommt es an. Wer nicht glaubt, wird nicht aus dem herausgerissen. Nur wer glaubt, wird leben; wer glaubt wird nicht sterben. Das hat der Sohn Gottes selbst gesagt:

 

”Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, hat ewiges Leben und kommt nicht ins Gericht, sondern er ist aus dem Tode in das Leben übergegangen” (Joh 5:24).

 

Ich bin die Auferstehung und das Leben; wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er gestorben ist; und jeder, der da lebt und an mich glaubt, wird nicht sterben in Ewigkeit. Glaubst du dies?” (Joh 11:25,26).

 

 

4. Noah: Gott rettet durch das Gericht hindurch 5,25–32

28 Und Lamech lebte hundertzweiundachtzig Jahre und zeugte einen Sohn.

29 Und er gab ihm den Namen Noah, indem er sprach: Dieser wird uns trösten über unsere Arbeit und über die Mühe unserer Hände wegen des Erdbodens, den Jehova verflucht hat.

 

Hier wird jemand geboren, durch den Gott den Menschen ”trösten” wird. Ja, Gott wird den Jammer, den wir in die Welt gebracht haben, aus der Welt schaffen. Er wird die Sünde, die den Jammer gebiert, wegschaffen (Joh 1,29), und dann wird er diese ganze Schöpfung, die von Kummer und Schmerz befallen ist, wegschaffen und einen neuen Himmel und eine neue Erde ins Dasein rufen, wo kein Leid mehr sein wird. So wird er uns auf immer trösten (Off 21,3-4).

 

”Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und die erste Erde waren vergangen... Und Gott wird jede Träne von ihren Augen abwischen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Trauer, noch Geschrei, noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen” (Off 21:3,4).

Die tôledôt vom Menschen  5,1 – 6,8

 

Dies ist die zweite der fünf tôledôt der Urgeschichte (siehe 2,4; 6,9; 11,1; 11,10). Die tôledôt vom Menschen ist das, was der Mensch produziert. Hier erfahren wir: Was der Mensch selbst produziert, ist sein Gericht. Der im Gleichnis Gottes geschaffene Mensch degeneriert derart, dass Gott ihn richten muss. Er wird zum Gegenstand des Zornes Gottes. Ein Überrest wird zum Gegenstand Seiner Gnade. Wie Gott Schuldige schont und rettet, das ist der Inhalt der nächsten Episode, der tôledôt Noahs (6,9 bis 9,29).

 

Kapitel 5

1. Gott schuf den Menschen als sein Gleichnis    5,1–2

2. ”Der Tod ist zu allen Menschen durchgedrungen”   5,3–20

3. Henoch: Gott rettet aus dem Tod   5,21–24

4. Noah: Gott rettet durch das Gericht hindurch   5,25–32

 

Dieses Kapitel ist die Einleitung zum Bericht der weltweiten Flut. In ihm wird uns die Begründung gegeben, warum dieses Gericht über die Menschheit kommen musste. Es werden in diesem Kapitel zwei Grundwahrheiten behandelt:

 

a) Dass der Mensch, im Gleichnis Gottes geschaffen, dieses Gleichnis verliert

b) Dass alle Nachkommen Adams von der Sünde Adams befallen sind.

 

 Adams Sohn ist nicht mehr Gott, sondern nur noch Adam gleich. Wäre keine Sünde zuvor geschehen, hätte das natürlich bedeutet, dass Seth damit auch Gottes Gleichheit getragen hätte. Nun aber ist er einem Vater gleich, der inzwischen gefallen ist. Zu diesem Verlust gehört, dass der Mensch nicht mehr im Leben verbleibt – obwohl Gott ihn dazu geschaffen hatte –, sondern dem Tod verfällt. Leben statt Tod, Knechtschaft statt Herrschaft, das ist seither das Los eines jeden Menschen.

          Eines jeden Menschen, ja; denn dieses Kapitel hat auch zur Aufgabe uns zu zeigen, dass Adam das Haupt all seiner Nachkommen ist, der Repräsentant seines ganzen Geschlechts. Als Adam fiel, fielen alle seine Nachkommen. Als die Sünde ihn überwältigte und niederwarf, wurden alle seine Nachkommen der Sünde unterworfen. Das lehrt uns der Apostel ausdrücklich in Römer 5:12 und 1Kor 15:48,49.

          So unerbittlich der Tod herrscht, so vollkommen er alle Menschen und jeden Menschen vollständig im Griff hat, so vollständig und unwiderstehlich muss die Kraft sein, die den Menschen aus seinem Gefängnis befreit. Gott selbst muss ihn herausholen. Henoch ist das erste Beispiel für solches Handeln Gottes an den gefallenen, hilflosen Adamssöhnen: ”Gott nahm ihn hinweg.”

 

 

1. Gott schuf den Menschen als sein Gleichnis  5,1–2

Hier wird uns zum zweiten Mal gesagt, wie Gott den Menschen schuf. Es soll uns erneut das Urbild vor Augen stehen, damit wir um so klarer ermessen können, wie groß der Schaden ist, der den Menschen befallen hat. Bedenken wir: Gott schuf den Menschen im Gleichnis Gottes! Bedenken wir, wie der Mensch inzwischen geworden ist!

 

1 Dies ist das Buch von Adams Geschlechtern. An dem Tage, da Gott Adam schuf, machte er ihn im Gleichnis Gottes.

 

Zunächst beachten wir einen Auffälligen Gegensatz zu 1,26: Dort steht, dass Gott den Menschen in Seinem Bild und in Seinem Gleichnis schuf; hier steht nur ”Gleichnis”. Warum das? Es soll hier hervorgehoben werden, wie der Mensch war und wie er durch die Sünde wurde. Er war zuerst Gott gleich; jetzt ist er es nicht mehr. Hier steht nicht ”Bild”, denn der Ausdruck ”Bild Gottes” besagt nicht, wie, sondern vielmehr was der Mensch war: Er war der Stellvertreter des Schöpfers innerhalb der Schöpfung. Das ist sein Auftrag und seine Verantwortung, und die hat er noch immer (siehe 1Mo 9,1–6), als als sündiger Mensch. Aber er hat die Gleichheit, die ihn einst mit Gott verband, verloren. In wiefern war der Mensch Gott gleich?

 

          Gott ist heilig, der Mensch war heilig.

          Gott ist Liebe, der Mensch war Liebe.

          Gott ist der lebendige Gott, der Mensch war unsterblich.

 

Der Mensch ist nicht mehr heilig; er ist nicht mehr Liebe; er ist sterblich geworden.

 

2. ”Der Tod ist zu allen Menschen durchgedrungen”  5,3–20

Der Tod ist uns ein einziges Rätsel; aber er ist gleichzeitig unausweichlich. Wenn wir sagen, etwas sei ”totsicher”, dann meinen wir, dass die Sache ganz sicher passieren wird. Aber der Tod ist uns auch unheimlich. Er ist zum einen unbekannt. Wir wissen nicht, wie es sein wird. Keiner von uns ist da durch. Zum andern ist er so unerbittlich. Er lässt niemanden aus, und er lässt auch niemanden zurück. Ich las heute eine Zuschrift auf eine Umfrage, die eine Tageszeitung  über die Ewigkeit machte. Da sagt jemand: ”Eines Tages hört das Leben auf, das wissen alle Menschen. Aber warum will denn der Mensch in seinem Innersten nicht sterben? Warum will er nicht über den Tod reden? Wie kann man dem Tod entkommen? Kann man ewig leben? Es gibt so viele Theorien und so viele Rezepte...” Welche ist die richtige Theorie? Gibt es überhaupt ein Rezept gegen den Tod?

 

3 Und Adam lebte hundertdreißig Jahre und zeugte einen Sohn in seinem Gleichnis, nach seinem Bilde, und gab ihm den Namen Seth.

 

Adam ”zeugte einen Sohn in seinem Gleichnis”. Das bedeutet, dass Adams Kinder alle so waren wie er. Und wie war Adam? Ein Sünder. Von ihm wurden lauter Nachkommen geboren, die seine Natur hatten. Hier lehrt uns das erste Buch der Bibel in vollkommener Klarheit, dass der Mensch von Geburt an sündig ist. Er hat diese Natur geerbt, und darum nennen wir sie ”die Erbsünde”. Sie wird an vielen Stellen des Alten Testaments bezeugt. Hiob stellt die rhetorische Frage:

 

”Wie könnte ein Reiner aus einem Unreinen kommen? Nicht ein einziger!” (Hiob 14,4).

 

Und David bekennt:

 

 ”Siehe, in Ungerechtigkeit bin ich geboren, und in Sünde hat mich empfangen meine Mutter” (Ps 51,5).

 

Und weil wir eine solche Natur haben, können wir nicht anders handeln, als wir es tun. Jeremia fragt:

 

Kann ein Mohr seine Haut wandeln, ein Leopard seine Flecken? Dann könntet auch ihr Gutes tun, die ihr an Bösestun gewöhnt seid” (Jer 13:23).

 

Ja, wir sind nicht ”born winners”, geborene Gewinner, sondern wir sind ”born losers”, geborene Verlierer. Der Sohn Gottes sagte es einem jüdischen Theologen seiner Tage ganz deutlich, dass jeder, ob fromm ob gottlos, verloren ist (Joh 3,16). Wir müssen nichts dazu tun; wir sind es schon. Und Jesus sagte einem notorischen Sünder, er sei gekommen, Verlorene zu suchen und zu retten (Lk 19,10). Wer verloren ist, kann sich nicht selbst finden; darum helfen alle Selbstfindungs-Strategien nichts. Jemand muss ihn suchen und finden.

 

 

5 Und alle Tage Adams, die er lebte, waren neunhundertdreißig Jahre, und er starb.

 

Achtmal steht in diesem Kapitel der Satz ”und er starb”. Die Menschen lebten zwar lange, fast tausend Jahre, aber sie lebten nicht ewig. Gott hatte ihnen den Zugang zum Baum des Lebens verriegelt; darum konnten sie nicht ewig leben (3,22). Und warum hatte Gott den Weg zum Baum des Lebens verriegelt? Weil der Mensch die Sünde gewählt hatte und ein Sünder geworden war. Gott hatte dem Menschen gesagt:

 

”Vom Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen, davon sollst du nicht essen; denn welches Tages du davon issest, wirst du gewisslich sterben” (1Mo 2:17).

 

Der Mensch fiel zwar nicht tot um, aber der Tod befiel den Menschen von Stund an. Der Tod saß ihm jetzt in den Gliedern und fraß an ihm, bis eines Tages das Herz stillstand und er zusammensackte. So begann Gottes Urteil sich also tatsächlich sofort auszuwirken. Der Apostel Paulus lehrt: ”Der Lohn der Sünde ist der Tod” (Röm 6,23). Der Tod ist redlich erworbener Lohn. Wenn wir als Angestellte gearbeitet haben, bekommen wir am Ende des Monats unseren Zahltag. Der steht uns nach allem Recht zu. Ebenso haben wir unser Leben lang der Sünde gedient. Wir haben als Lohn den Tod, den ewigen Tod, verdient. Jedesmal, wenn ein Mensch stirbt, stellt uns der Schöpfer einen neuen Beweis vor die Augen, dass wir gefallen, dass wir verdorben, dass wir schuldig sind.

          Wären wir es nicht, würden wir nicht sterben. Dass wir sterben, beweist jedesmal, dass wir Sünder sind. Es ist eitel, sich einreden zu wollen, wir seien edel, in uns schlummerten göttliche Kräfte, die man nur wecken müsse. Wie hohl all diese Theorien sind, zeigt jede Beerdigung. Hier haben wir das unüberhörbare Urteil der Realität. Wir sind von einem tödlichen Keim befallen; ein Virus sitzt in uns, der unsere Seele besudelt und unseren Verstand verdunkelt und unsere Glieder langsam auffrisst. Unser Inneres ist nicht sauber; es ist viel mehr voller Unrat, voller Fäulnis und Verwesung. Der Kern ist faul, und dieser Kern produziert nur Faules. So sagt es der Sohn Gottes:

 

”Was aus dem Menschen ausgeht, das verunreinigt den Menschen. Denn von innen aus dem Herzen der Menschen gehen hervor die schlechten Gedanken, Ehebruch, Hurerei, Mord, Dieberei, Habsucht, Bosheit, List, Ausschweifung, böses Auge, Lästerung, Hochmut, Torheit; alle diese bösen Dinge gehen von innen heraus und verunreinigen den Menschen” (Mk 7:20-23).

 

3. Henoch: Gott rettet aus dem Tod  5,21–24

 

24 Und Henoch wandelte mit Gott; und er war nicht mehr, denn Gott nahm ihn hinweg.

 

Dieser Satz sprengt die Monotonie der bisherigen Schilderung. Sechsmal steht in diesem Kapitel am Ende einer jeden Biographie der  Satz: ”Alle Tage die ... lebte, waren 930 Jahre, und er starb.” Hier aber fehlt dieser Satz. Henoch starb nie. Gott nahm ihn von diesem Schauplatz des Todes weg; Er nahm in zu sich in den Himmel, ins ewige Leben. An Henoch demonstriert uns Gott, dass Er den Willen und die Macht hat, den Menschen dem Griff des Todes zu entwinden.

          Ja, es braucht beides: den Willen und die Macht. Wenn Gott nicht retten will, dann wird niemand gerettet. Und wenn Gott nicht mit Seiner Macht eingreift, wird niemand gerettet. Im Evangelium zeigt sich schließlich in vollendeter Klarheit Gottes Wille und Gottes Macht, den Sünder vom ewigen Tod zu retten. Der Apostel Paulus sagt:

 

”Gott will, dass alle Menschen errettet werden” (1Tim 2,4).

 

”Das Evangelium ist Gottes Kraft zur Errettung” (Röm 1,16).

 

Was Gott mit Henoch tat, ist eine Verheißung für nachkommende Geschlechter: Er würde den Menschen aus der Gewalt des Todes befreien. Er erfüllte diese Verheißung, als Er Seinen Sohn in diese Welt sandte: 

 

Jesus Christus hat den Tod zunichte gemacht und dafür  Leben und Unverweslichkeit ans Licht gebracht durch das Evangelium” (2Tim 1,10).

 

Diese Verheißung ist aber gleichzeitig eine Warnung: Wen Gott nicht herausreißt, der wird vom Tod hinuntergerissen werden. Wen Gott herausreißt? Wen reißt Gott denn heraus? Reißt Er nicht alle heraus? Nein. Das lernen wir an Henoch. Über Henoch sagt der Apostel Paulus:

 

”Durch Glauben wurde Henoch entrückt, damit er den Tod nicht sehen sollte, und er wurde nicht gefunden, weil Gott ihn entrückt hatte” (Heb 11,5)

 

”Durch Glauben”, das ist es. Darauf kommt es an. Wer nicht glaubt, wird nicht aus dem herausgerissen. Nur wer glaubt, wird leben; wer glaubt wird nicht sterben. Das hat der Sohn Gottes selbst gesagt:

 

”Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, hat ewiges Leben und kommt nicht ins Gericht, sondern er ist aus dem Tode in das Leben übergegangen” (Joh 5:24).

 

”Ich bin die Auferstehung und das Leben; wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er gestorben ist; und jeder, der da lebt und an mich glaubt, wird nicht sterben in Ewigkeit. Glaubst du dies?” (Joh 11:25,26).

 

 

4. Noah: Gott rettet durch das Gericht hindurch 5,25–32

28 Und Lamech lebte hundertzweiundachtzig Jahre und zeugte einen Sohn.

29 Und er gab ihm den Namen Noah, indem er sprach: Dieser wird uns trösten über unsere Arbeit und über die Mühe unserer Hände wegen des Erdbodens, den Jehova verflucht hat.

 

Hier wird jemand geboren, durch den Gott den Menschen ”trösten” wird. Ja, Gott wird den Jammer, den wir in die Welt gebracht haben, aus der Welt schaffen. Er wird die Sünde, die den Jammer gebiert, wegschaffen (Joh 1,29), und dann wird er diese ganze Schöpfung, die von Kummer und Schmerz befallen ist, wegschaffen und einen neuen Himmel und eine neue Erde ins Dasein rufen, wo kein Leid mehr sein wird. So wird er uns auf immer trösten (Off 21,3-4).

 

”Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und die erste Erde waren vergangen... Und Gott wird jede Träne von ihren Augen abwischen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Trauer, noch Geschrei, noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen” (Off 21:3,4).