Sacharja Kapitel 1 Das erste Wort an Sacharja lenkte die Aufmerksamkeit auf •den Zustand des Abfalls, der Gottes Zorn über Sein Volk gebracht hatte; es war ein Ruf, zu Ihm zurückzu- kehren, und dann wollte Er zu ihnen umkehren (V. 3). Die früheren Propheten hatten sie aufgefordert umzu- kehren, aber sie hatten nicht gehört. Nun sollten sie an- erkennen, daß das, was über sie gekommen war, die Folge davon war. Für uns nun ist es wichtig zu 13achten, daß Gottes Prophezeiungen im Blick auf die Tage gegeben wurden, in denen wir leben, und unser Maß geistlichen Lichtes und Gedeihens hängt sehr davon ab, daß wir sehen, sie sind zustandegekommen. So sind zum Beispiel des Herrn Worte in Matth. 13, 24-33 Prophezeiungen darüber, was aus dem Reiche der Himmel öffentlich wer- den würde, es endete damit, daß die große Masse ganz durchsäuert war. Des weiteren tun Pauli Abschiedsworte an die Ältesten zu Ephesus kund, daß nach seinem Ab- schiede verderbliche Wölfe zu ihnen hereinkommen wür- den, die der Herde nicht schonen, und daß sogar aus ihnen selbst Männer aufstehen würden, die verkehrte Dinge reden, um die Jünger abzuziehen hinter sich her (Apg. 20, 29 u. 30). 2. Tim. 3 gibt eine. andere Prophe- zeiung über den Zustand des christlichen Bekenntnisses in den Letzten Tagen, und der zweite Thessalonicherbrief warnt vor dem kommenden Abfall. Offb. 2 und 3 geben uns einen prophetischen Überblick über die Ge- schichte der Kirche, er endet damit, daß der Herr Laodi- zäa als äußerst ekelhaft aus Seinem Munde ausspeit. Der zweite Brief des Petrus und der des Judas sind in der Hinsicht beachtenswert. Wir müssen nun anerkennen, daß alle diese Prophezeiungen erfüllt sind oder im Begriff 107 stehen es zu werden, so daß das christliche Bekenntnis der offenbare Gegenstand des Gerichts ist. Wenn wir das nicht sehen, werden wir nicht viel Licht von Gott über die Hilfsquellen erlangen, die einem treuen Überrest am Tage des Abfalls zur Verfügung stehen. Es gibt Hilfsquellen, doch sie werden nur denen kundgetan, die die Wahrheit über die allgemeine Lage anerkennen. Sacharja war ein junger Mann (Kap. 2, 4) und stellt die jugendliche Kraft dar, die zu einem treuen Dienste in den Tagen des Über- restes nötig ist. • Das zweite Wort an Sacharja geschah in Gestalt eines Gesichts, es versicherte ihm und denen, die auf ihn hörten, daß Jehova großes Interesse an Jerusalem hatte, obwohl Seiner Regierung gemäß Sein Zorn siebenzig Jahre wider dasselbe entbrannt gewesen war. Der auf dem roten Rosse reitende Mann hat einen hervorragenden Platz in diesem Gesicht, in Vers 11 wird er der Engel Jehovas genannt; nach Vers 8 hielt er zwischen den Myrten im Talgrunde. Diese stellen, wie ich glaube, den treuen Überrest dar, und damit. daß der Mann auf dem roten Rosse unter ihnen war, gab Gott ihnen und uns die Zusicherung, daß mit uns Einer ist, der weit größere Macht hat als die Reiche, die nach Gottes Anordnung auf dieser Erde bestehen. Der Überrest, zu dem Sacharja gesandt wurde, war zweifellos mit dem Buche Daniel bekannt und wußte, daß auf Erden vier Königreiche aufeinander folgen würden, das erste derselben bestand schon nicht mehr, und so wird hier nur von dreien berichtet. Worauf es jedoch ankam, war, daß sie alle drei hinter dem Mann auf dem roten Rosse ge- sehen wurden. Die drei Rosse stellen alle die irdischen Mächte dar, mit denen das Volk Gottes in Berührung kommen würde bis zur Aufrichtung des Reiches des Sohnes des Menschen; sie alle werden hinter dem Mann auf dem roten Rosse gesehen, weil dieser in dem Gesicht den Herrn als Den darstellt, dem nach Matthäus 28, 18 alle Gewalt im Himmel und auf Erden gegeben ist. Es gibt große 108 Mächte, die von Jehova ausgesandt sind, die Erde zu durchziehen, doch der Glaube sieht sie alle hinter dem Manne auf dem roten Rosse. Er steht unter den Myrten im Talgrunde, die solche darstellen, die zu Christo ge- kommen und Ruhe von Ihm empfangen haben und von Ihm, dem Sanftmütigen und Demütigen lernen, indem sie Sein Joch auf sich nehmen (Matth. 11, 28-30); nur solche haben Ihn unter sich und verstehen, daß Er ihre Hilfsquelle ist. Die aus der Gefangenschaft Zurückgekehr- ten liefen Gefahr zu denken, sie könnten den Bau des Hauses Gottes nicht fortsetzen ohne die Genehmigung der Könige von Persien. Gott aber wollte, daß sie dieses Werk allein dem von Ihm gegebenen Lichte gemäß wieder auf- nahmen, und zwar weil Er darin mit ihnen war. Nach Esla 5 begannen sie tatsächlich zu bauen ohne eine Er- laubnis des Königs Darius; sie handelten in dem Lichte dessen, was Haggai und Sacharja ihnen gebracht hatten. Diese Bewegung begann nicht in Verbindung mit dem Cyrus oder Darius oder Artaxerxes der Weltgeschichte, sondern mit dem Engel Jehovas und damit, daß er sich für sie verwandt hatte. „Da hob der Engel Jehovas an und sprach: Jehova der Heerscharen, wie lange willst du dich nicht Jerusalems und der Städte Judas erbarmen, auf welche du gezürnt hast diese siebenzig Jahre?" (V. 12.) Wenn wir das auf unsere Tage anwenden, so ist, denke ich, der Schluß ge- rechtfertigt, daß die gegenwärtige Neubelebung, die in den letzten hundert Jahren ihren Fortgang nahm, die Ant- wort auf die Fürsprache Christi ist. Jerusalem stellt das gemeinsame Teil und die Freude aller in Christo geseg- neten Heiligen dar. Jerusalem war der göttliche Mittel- punkt, wo sich ganz Israel vereinte Gott zu nahen; es war die Stadt, die Er Sich erwählt hatte, Seinen Namen dahin zu setzen (1. Kön. 11, 36; 14, 21; 2. Chron. 6, 6; 12, 13), so daß kein anderer Mittelpunkt mit ihr in Wettbewerb treten konnte. Wenn Gottes die ganze Welt umfassenden 109 Gedanken einen Platz in unseren Herzen bekommen, so sehen wir, daß wir und alle Heiligen in Beziehung zu ihnen stehen; alles Engere, nur einen Teil Umfassende und Sektiererische fällt dann weg, da es sich mit unserer geistlichen Anschauung nicht verträgt. Wir, wissen, daß des Herrn Gebet für die Seinen war, daß sie alle eins seien, und es ist höchst lehrreich zu sehen, daß Seine Für- sprache in den Tagen des Überrestes, wie wir sie auf seiten des Engels Jehovas in Sach. 1 finden, dahin geht, daß Gottes Gedanken mit Bezug auf die ganze Welt wieder in Seinem Erbarmen zum Ausdruck kommen möchten. Er begehrt damit, daß sie einen derartigen Platz in dein Glauben und dem Herzen der Heiligen haben, daß sie ihrein Miteinanderwandeln und ihrem Gottesdiente das Gepräge verleihen. Wenn Jerusalem das Weltumfassetide darstellt, so können wir die Städte Judas als die örtlichen Versammlungen auffassen, in denen Gottes weltumfassen- den Gedanken entsprochen wird und sie gemeinsam ge- nossen werden, ungehindert durch irgendwelche mensch- lichen Anordnungen. Ich denke, es ist recht, anzuerkennen, daß das Neuaufleben dieser großen und kostbaren Wahr- heiten durch die Fürsprache Christi zustandekam, und wenn wir das bedenken, so wird ein Abweichen von ihnen etwas sehr Ernstes. Die Reiche, die Gott erstehen ließ, als Er den Nationen die Obergewalt übertrug, taten zu der Zeit nichts für Jerusalem. Die Engel konnten nur berichten: „Die ganze Erde ist still und sitzt ruhig", und das tat sie, trotzdem Jerusalem eine Ruinenstätte war und das Haus Gottes wüste lag. Gott hatte die Nationen gebraucht, Sein Volk zu züchtigen, sie aber waren in dem, was sie taten, bis zum Äußersten gegangen. Er sprach: „Ich habe nur ein wenig gezürnt, sie aber haben die Drangsal weitergetrie- ben." Gott war daher außerordentlich über die Nationen erzürnt, die es sich bequem machten und sich nicht um die Stadt kümmerten, die Er liebte, und so tat Er dem 110 Propheten kund, daß Er „mit großem Eifer für Jerusalem und für Zioii" eifere, und fügt dem in Vers 16 hinzu: „Ich habe mich Jerusalem wieder mit Erbarmen zuge- wandt; mein Haus, spricht Jehova der Heerscharen, soll darin gebaut und die Meßschnur über Jerusalem gezogen werden." Das heißt, Gott übernimmt auf die Fürsprache des Engels hin diese Angelegenheit Selbst. Welch ein Trost ist es zu wissen, daß die Neubelebung in unseren Tagen das Werk Gottes Selbst ist, und dies als Antwort auf die Fürsprache Christi! Wir können gewiß sein, daß Er Sich darum kümmert, wenn es auch nur ein kleiner LJberrest ist, der Seinen Gedanken erfaßt hat. Es entspricht gar nicht dem Gedanken Gottes, daß die ganze Erde still sitzt, während Jerusalem von den Nationen zertreten wird (Luk. 21, 24). Alle menschlichen Anstrengungen, der ganzen Welt Frieden zu bringen, werden versagen. Der Friede auf Erden hängt davon ab, daß Jerusalem seinen Platz als die Stadt des großen Königs bekommt (Ps. 48, 2). In- zwischen haben wir zu erfassen, was gegenwärtig den Platz Jerusalems und des Hauses daselbst eingenommen hat und Gottes Hauptinteresse ausmacht. Ohne das klar zu sehen, können wir das Buch Sacharjas gegenwärtig nicht richtig anwenden. Paulus sagt uns in Gal. 4, 25, daß das jetzige Jerusalem mit ihren Kindern in Knechtschaft ist, doch er redet dort auch von dem, was unser Jerusalem genannt werden kann, und sagt: „Aber das Jerusalem droben ist frei, welches unsere Mutter ist" (V. 26). Sonach gibt es gegenwärtig ein geistliches Jerusalem, wenn wir auch zu- geben müssen, daß seine Wesenszüge durch das christ- liche Bekenntnis schon lange entsetzlich verdunkelt wor- den sind. Der Segen Abrahams ist in Christo Jesu zu den Nationen gekommen, auf daß wir die Verheißung des Geistes empfingen durch den Glauben, und nun sind die Gläubigen alle Söhne Gottes durch den Glauben, und sie sind in Christo Jesu alle eins (Gal. 3, 14. 26. 28). Die Freiheit, die wir in Christo Jesu haben, ist von Anbeginn 111 ein Hauptgegenstand des Angriffs des Feindes gewesen; er will uns in Knechtschaft sehen. Als die Christen Von dem gedanken der Segnung in Christo Jesu abkamen (und das geschah sehr früh in der Geschichte der Kirche), gab man damit Gottes Gedanken und Seine wahre Gnade auf, und Sein Volk geriet in Gefangenschaft. Das ganze Lehr- gebäude der Gesetzesknechtschaft kam in das, was Chri- stentum zu sein bekannte, und dem öffentlichen Zeugnis nach ward Jerusalem ein Trümmerhaufen. Wie konnte es irgendwelche Freiheit oder Freude vor Gott geben, wenn die Rechtfertigung aus Glauben nicht gekannt wurde und die Leute in ihren Seelen auf dein Boden dessen gehalten wurden, was sie dem Fleische nach waren ? Die Refor- matio') war Gottes Anfang, Sich Jerusalem voll Erbarmen wieder zuzuwenden, und von der Zeit an brach in das Dunkel der Christenheit immer mehr Licht herein, bis es Gott gefiel, vor reichlich hundert Jahren den Dienst Pauli, was das Evangelium und die %ersammlung anlangt, wiederherzustellen. Gottes weltumfassende Gedanken der Segnung in Christo lebten im Gegensatz zu des Menschen falschen Gedanken über das, was „katholisch- (allum- fassend) war, wieder auf. Und als der Glaube und das Herz derer, die Freiheit in Christo Jesu genossen, die Ein- heit aller Heiligen als solcher erfaßte, die in Christo ge- segnet Waren, kam man von der Knechtschaft des Sekten- und Priestertunis ab, und die Heiligen fanden, daß sie im Lichte der Gedanken Gottes über alle Seine Berufenen zusammenkommen und anbeten konnten. Es mag man- chen als etwas Geringes erscheinen. daß einige schwache Heilige imstande sein sollten. der Wahrheit gemäß mit- einander zu wandeln; doch gerade darin sehen wir, daß Gott Sich Jerusalem wieder voll Erbarmen zugewandt hat. Damit machte Er das, was von lhm herrührte und was jahrhundertelang verdunkelt und geleugnet worden war, zu einer tatsächlich vorhandenen und greifbaren Wirk- lichkeit. 112 „Und Jehova antwortete dem Engel, der mit mir redete, gütige Worte, tröstliche Worte" (V. 13). Es ist kostbar daran zu denken, daß Christus dafür eintritt, daß Gottes ursprüngliche Gedanken und Vorsätze am Ende der Ge- schichte der Kirche in einem Uberrest neu aufleben soll- ten, und daß Gott Ihm darauf mit gütigen und tröst- lichen Worten antwortet. Gott gab Christo den besonderen. Trost, daß ein Liberrest die Wahrheit erfassen sollte, daß Er das Haupt sei, er sollte Seiner Liebe entsprechen und seine Vereinigung mit ,Ihm als Seine Brüder vor Seinem Gott und Vater kennen. 0, daß die Christen allenthalben dahin kämen, in diese kostbaren Wahrheiten einzugehen, und die Wunder der großen Gedanken Gottes erfaßten, wie sie besonders in dem Dienste des Apostels Paulus zum Ausdruck kommen! Gott hat diese Gedanken in Seinem Erbarmen wieder aufgenommen. Er hat sie zwar nie auf- gegeben; doch Er ist gleichsam zu ihnen zurückgekehrt in Seinen Wegen tatsächlicher Segnung, so daß Tausende von Heiligen über die ganze Welt hin ihre Freude und Gemeinschaft mit Gott und miteinander in diesen kost- baren göttlichen Wirklichkeiten finden. Auf diese Weise sorgte Gott für den Trost des Herzens Christi, und das am Ende einer Geschichte, in der so vieles in den Versamm- lungen aufkam, was Seine Züchtigung notwendig machte. Jehova wollte, daß der Uberrest wußte, daß, wenn sie an Seinem Hause arbeiteten, sie mit dem beschäftigt waren, was Er vor Sich hatte, und so sprach Er zu ihnen: „Ich habe mich Jerusalem wieder mit Erbarmen zuge- wandt; mein Haus, spricht Jehova der Heerscharen, soll darin gebaut und die Meßschnur über Jerusalem gezogen werden" (V. 16). Was kann es Ermutigenderes geben als die Gewißheit, eben das zu tun, was Gottes gegenwärtiges Ziel ausmacht? Würde nicht jedes Ihm ergebene Herz ein derartiges Vorrecht wahrhaft schätzen ? ich glaube, wir können heute ohne Bedenken sagen, daß die Meß- schnur über Jerusalem gezogen wird. Das heißt die kost- 8 Kleine Propheten 113 baren und weltumfassenden Gedanken Gottes werden be- ständig in dem Dienste des Wortes in einer Weise hervor- gebracht und begründet wie noch nie seit den Tagen der Apostel. Wenn wir kein klares Verständnis über den Bau der Stadt Gottes haben, so liegt das nicht am mangelnden Dienst. Jedes Jahr fügt seinem klar gekennzeichneten Ge- biet etwas hinzu. Der Geist Gottes hört nicht auf, zu den Versammlungen zu reden, solange sie auf Erden sind, und dies, da'rnit die Grundzüge der Wahrheit immer klarer hervortreten. Wir wissen, daß sie in der Schrift fort- während dargetan werden, doch der Dienst des Geistes läuft beständig darauf hinaus, sie den Auffassungen und dem Verständnis der Heiligen der Versammlung klarer zu machen. Jede weitere Zunahme darin mehrt das Wohl- gefallen Gottes an Seinem Volke. Der letzte Abschnitt unseres Kapitels bringt uns ein anderes Gesicht. In Vers 18-21 heißt es: „Und ich hob meine Augen auf und sah: und siehe vier Hörner. Und ich sprach zu dem Engel, der mit mir redete: Was sind diese? Und er sprach zu mir: Diese sind die Hörner, welche Juda, Israel und Jerusalem zerstreut haben. Und Jehova ließ mich vier Werkleute sehen. Und ich sprach: Was wol- len diese tun? Und er sprach zu mir und sagte: Jene sind die Hörner, welche Juda dermaßen zerstreut haben, daß niemand mehr sein Haupt erhob; und diese sind gekom- men, um sie in Schrecken zu setzen und die Hörner der Nationen niederzuwerfen, welche das Horn gegen das Land Juda erhoben haben, um es zu zerstreuen." Wir sehen hier, wie vier Reiche der Nationen ihre Macht dazu benutzten, das Volk Gottes zu zerstreuen. Der Vorsehung Gottes ge- mäß sind die obrigkeitlichen Gewalten dazu gesetzt, die Böses tun, zu bestrafen und die das Gute tun, anzuerkennen (Röm. 13, 1-3); soweit sie nun ihrem göttlichen Auftrag nachkommen, sind sie zugunsten des Volkes Gottes und haben sogar unter außergewöhnlichen Umständen, wie un- ter der Herrschaft des Kores (Cyrus) und zu anderen Zei- 114 ten die Angelegenheiten Gottes gefördert. Wir verdanken gegenwärtig in diesem Lande einer Regierungsform sehr viel, die uns, was den Dienst Gottes anlangt, nicht nur keine Schranken auferlegt, sondern uns sogar bei jeder Art von Angriffen in Schutz nimmt. Laßt uns ernstlich beten, daß uns diese Freiheit erhalten bleibt, sie ist ein außergewöhnliches Erbarmen Gottes. Weit öfter ist es der Fall gewesen, daß die „vier Hörner" ihre Macht zur Zer- streuung benutzt haben. Alle können sehen, daß die Mächte der Nationen Israel und Juda zerstreut haben, und unter der Macht Roms wurde Christus gekreuzigt, und die Heiligen hatten lange Jahre der Verfolgung zu erdulden. Den größten Teil der letzten neunzehnhundert Jahre haben die bestehenden Gewalten unter dem Einfluß eines verderbten Bekenntnisses gestanden, welches das Volk Gottes, wo es nur konnte, verfolgte und zerstreute. Wie außerordentlich ermutigend ist es doch, daß immer eine dem entgegenwirkende Macht vorhanden war. Die vier Werkleute waren die ganze Zeit zugegen und waren mit einer Kraft und Geschicklichkeit wirksam, die wahr- haft größer als die Hörner war, denn sie gingen der Nlacht und Weisheit Gottes gemäß vor. Handwerker sind Per- sonen, die eine aufbauende Tätigkeit ausüben, und ich glaube, daß sie im Gesichte Sacharjas die Kräfte dar- stellen, durch die Gott Sein geistliches Werk ausgeführt hatte, das die Heiligen auf ihren allerheiligsten Glauben aufzuerbauen suchte, damit sie gestärkt angesichts der Gegenwart und Wirksamkeit zerstreuender Mächte stand- halten konnten. In all diesen Zeitaltern war jeder treue Heilige ein Uberwinder, und die Tatsache, daß es Uber- winder gab, zeigt, daß die ganze Zeit über ein aufbauen- des Werk stattfand. Wie muß es die schwachen Bauenden in den Tagen Sacharjas ermutigt haben, zu wissen, daß, wenn sie wirklich für und mit Gott bauten, eine Macht mit ihnen war, die den zerstreuenden Mächten weit über- legen war! An einem Tage, wo solche am Werke sind, ist es 115 , gut, daran zu gedenken. Zerstreuende Mächte können sitt- lich nur dadurch überwunden werden, daß wir das tat- sächliche Werk Gottes fortsetzen. Die wahrhaft aufbauen- den Mächte sind stärker als die Hörner. Pauli Werk zum Beispiel hat sich weit stärker erwiesen als die ganze Macht der Cäsaren, denn es hat in Myriaden Herzen etwas auferbaut, was keine irdische Macht zu zerstören ver- mochte; und so steht es bis zu einem gewissen Grade mit jedem wahrhaft geistlichen Dienst am Worte und aller wirklich geistlichen Tätigkeit. Welchem Druck wir auch ausgesetzt sind, wir haben uns mit dem, was auferbaut, zu befassen; der Bau des Hauses hat unser Hauptinteresse, unsere Haupttätigkeit zu sein. Es mag dem natürlichen Auge nicht scheinen, daß die aufbauende Kraft größer als die zerstreuende ist, im göttlichen Lichte jedoch ist sie es ganz bestiniint. In Zei- ten des Drucks ist es höchst wichtig, daß der Dienst des Wortes weitergeht und wir einander auferbauen. Die „Werkleute" müssen geschäftig am Werke sein, damit das Sammeln weitergeht, statt des Zerstreuens. Gott er- schüttert die Weltlage, um das im Blick auf Sein Haus Notwendige zusammenzubringen, wie wir in Haggai sehen. Er baut Seine Heiligen auf, damit die sie zerstreu- ende Tätigkeit, von wem sie auch ausgeübt werde, zu- schanden wird. Möchte die Erwägung alles dessen dazu dienen, daß wir wie der Überrest vor alters in unserem Bauen Fortschritte machen. Kapitel 2 In einem weiteren Gesichte sieht Sacharja einen Mann mit einer Meßschnur in seiner Hand und fragt ihn: „Wo- hin gehst du ? Und er sprach zu ihm: „Jerusalem zu messen, um zu sehen, wie groß seine Breite und wie groß seine Länge ist" (V. 2). Das aus diesem Gesicht erkenn- bare Ergebnis der Tätigkeit der „Werkleute" ermöglichte 116 es, etwas Bestimmtes über das Jerusalem nach den Ge- danken Gottes festzustellen. Die ganze Breite und Länge der Gedanken Gottes über Seine Versammlung kommt vor uns. Der Mann mit der Meßschnur hat ihr ganzes Gebiet vor sich, und zwar im Blick auf seine vier Seiten, die das Weltumfassende andeuten. Wenn Gott Sich Jeru- salem Voll" Erbarmen zuwendet, so tut Er das im Blick auf ein Jerusalem von bestimmten Abmessungen, die Seinen eigenen Gedanken entsprechen. Keine geistliche Person könnte auf den Gedanken kommen, daß das christ- liche Bekenntnis heutzutage den Gedanken des Herrn oder der Lehre Seiner Apostel entspricht. Nach außen hin ist alles in einem Trümmerzustand, wie in den Tagen Sachar- jas; Gottes Eingreifen in Gnade aber lenkt unser Augenmerk auf das, was Er vorhat. Das aufbauende Werk heutzutage geschieht Seinem Plan gemäß. Wenn wir nicht darauf achten, daß alles den Abmessungen Gottes entspricht, so haben wir kein Ziel vor uns und wir werden tatsächlich wenig zum Aufbau beitragen, sondern mehr oder weniger zum Ruin. Der Mann mit der Meßschnur lenkt unsere Gedanken auf das, was Gott vorhat, und deutet an, daß Er es in offenbarer Weise durchführen werde. Die völlige Erfül- lung der Weissagung dieses Kapitels ist die Errichtung des Jerusalems auf Erden, als Stadt der Wahl Gottes. Das wurde dem Erberrest vorgestellt, um ihn an einem Tage, kleiner Dinge zu ermutigen. Sie sollten die große Aus- dehnung dessen vor sich haben, was Gott an einem kom- menden Tage der Herrlichkeit für Jerusalem tun würde, damit es ihnen Anreiz und Stärke am Tage so vieler Schwäche sei. Was dem entspricht, haben wir in unseren Tagen: Gott hat die ganze Breite und Länge dessen, was Er mit der Versammlung im Sinne hat, vor Seine Heiligen gebracht, und dies deshalb, damit es beim Aufbau Gestalt gewinne, und zwar in einer bestimmten und lebendigen Weise. Gottes Jerusalem heute ist durch den Tod Christi 117 zustandegekommen. Kajaphas weissagte: „1)aß Jesus für die Nation sterben sollte", und dem wird hinzugefügt: „und nicht für die Nation allein, sondern auf daß er auch die zerstreuten Kinder Gottes in eins versammelte" (Joh. 11, 51 u. 52). Dieses In-eins-Versammeln der Kinder Got- tes ist das Jerusalem, das Gott heutzutage erwählt und liebt. Sodann hat der Sohn Gottes als der Ilirte der Schafe gesagt: „Und ich habe andere Schafe, die nicht aus diesem Hofe sind; auch diese muß ich bringen, und sie werden meine Stimme hören, und es wird eine Herde und ein I lirte sein" (Joh. 10, 16). Welch ein Gegensatz ist das den vielen 1 löfen der Christenheit gegenüber! Doch das ist Gottes Gedanke. kein Gläubiger könnte das auch nur einen Augenblick in Frage stellen. Was dann die Gabe des Hei- ligen Geistes anlangt, so sagte Petrus am Pfingsttage: „Denn euch ist die Verheißung und euren Kindern und allen, die in der Ferne sind, so viele irgend der Herr, unser Gott, herzurufen wird" (Apg. 2, 39). 1)aß alle von Gott Herzugerufenen dieselbe göttliche Gabe empfingen, brachte eine solche Einheit zustande, wie sie nie zuvor auf Erden gekannt worden war. Davon redet auch 1. Kor. 12, 13: „Denn auch in der Kraft des einen Geistes sind mir alle zu einem Leibe getauft worden, es seien Juden oder C riechen, es seien Sklaven oder Freie, und sind alle mit einem Geiste getränkt worden." Alle, die in Christo sind, sind „ein Leib in Christo, einzeln aber Glieder von ein- ander" (Röm. 12, 5). Der Gedanke verschiedener Parteien und Meinungen könnte in der Tat nicht in den Kreis ein- geführt werden, den die Schrift als „in Christo" und „in Christo Jesu" bezeichnet. Nichts mit der Wahrheit Un- verträgliches darf in der Versammlung Gottes Fuß fassen, denn sie ist „der Pfeiler und die Grundfeste der Wahr- heit" (1. Tim. 3, 15). Fassen wir diese Gedanken zusammen, denen noch gar manche andere Schriftstellen hinzugefügt werden könn- ten, so bekommen wir einen Begriff von dem, was jetzt 118 der Stadt Jerusalem nach Sacharja entspricht. Gott wirkte eine Neubelebung Seiner kostbaren Wahrheit im Dienste des Wortes und in den einsichtigen Zuneigungen Seiner Heiligen und kehrte so dadurch in Seinen Wegen des Erbarmens und der Segnung zu Seinen ursprünglichen Gedanken zurück, daß Er Sein Volk dahin brachte, zu ihnen zurückzukehren. Die Breite und Länge Seiner Gnade und Seines Ratschlusses in Christo sind uns gleichsam ab- gesteckt worden, damit wir sie erfassen, in ihnen leben und miteinander wandeln als solche, die in der lebendigen Kraft davon stehen. Aus der vorliegenden Schriftstelle ersehen wir, daß Jerusalem nicht nur gemessen, sondern auch bewohnt werden sollte: „Als offene Stadt wird Jeru- salem bewohnt werden wegen der Menge Menschen und Vieh in seiner Mitte" (V. 4). Gottes Absicht ist nicht, 4ie Wahrheit der Versammlung an sich vor uns zu haben; von uns aufgenommen, sollte sie in unserem Wandel ausge- wirkt werden, denn sie kommt keineswegs als ein Zeugnis vor uns, es sei denn, daß lebende Personen darin wandeln. Gott führt Sein Volk in diesen letzten Tagen dahin, Jeru- salem zu bewohnen. Wenn wir mit unseren Brüdern in der Wahrheit dessen zu wandeln suchen, was Gottes Ge- danke für alle Seine Heiligen ist, so hat Er Wohlgefallen an uns, und wir erfahren Seinen Schutz in besonderer Weise: „Und ich, spricht Jehova, werde ihm eine feurige Mauer sein ringsum, und werde zur Herrlichkeit sein in seiner Mitte" (V. 5). Wenn wir uns dem völlig widmen, was von Gott ist, so wird Er uns sicherlich beschützen; die Versammlung Gottes, „die er sich erworben hat durch das Blut seines Eigenen" (Apg. 20, 28), ist Ihm nicht weniger kostbar als Jerusalem, sie ist heutzutage das wahre Jeru- saletn, und Gott ist die Herrlichkeit in ihrer Mitte. Es gibt keine derartige Herrlichkeit wie Gott in der Mitte Seiner Heiligen. 0, daß wir mehr erwarteten, das zu erfahren, wann immer wir zusammenkommen! Das kann natürlich nur dann geschehen, wenn ein heiliger Zustand vorhanden 119 ist. Wo Christus von Herzen geschätzt wird und alle die Freiheit, die in Christo Jesu ist, genießen und dem Fleische kein Platz geben wird, steht dem nichts entgegen, daß die Herrlichkeit Gottes in der Mitte Seiner Versammlung gekannt wird. Solchen, die in Glauben und Liebe an Gottes Gedanken über Christum und die Versammlung festhal- ten, wird Gott „eine feurige Mauer ringsum sein". Im christlichen Bekenntnis gibt es viel. das des Schutzes nicht wert ist, denn sein Geruch kommt vom Menschen und nicht von Gott. Die Frage an uns alle ist: Haben wir für Gott Wert als solche, die dem von Herzen zugetan, sind, was in Seinen Augen kostbar ist? Auch nur wenige Hei- lige, die miteinander in Wahrheit und Liebe wandeln, werden finden, daß Gott ihnen „eine feurige Mauer rings- um" ist. Diese Erkenntnis war vielleicht nie nötiger als in unseren Tagen. Dann ergeht ein gnadenreicher Ruf an die vielen, die nicht in Jerusalem wohnen, die also die Freiheit, die in Christo Jesu ist, nicht wahrhaft kennen. „Hui! hui! fliehet aus dem Lande des Nordens! spricht Jehova . . . Hui! ent- rinne, Zion, die du wohnest bei der Tochter Babels!" (V. 6 u. 7.) Zu der Zeit war noch die große Masse der Juden in Babel, geradeso wie heute die große Masse des Volkes Gottes noch einer Kirchenwelt angehört, die sie der Frei- heit der Versammlungsvorrechte beraubt. Doch sie alle werden aufgerufen, der Knechtschaft zu entfliehen und zu ihrem wahren Platz der Freiheit zu kommen, wie er den Erbarmungen Gottes entspricht, die Gott Seinem Volke heute erweist. Jeder wahre Gläubige gehört Jeru- salem an und sollte seinem Herzen und seinen Beziehungen nach dort sein. Was Gott für einige von Seinem Volke getan hat, ist Er bereit für alle zu tun. bann haben wir in Vers 8 ein beachtenswertes Wort: „Denn so spricht Jehova der Heerscharen: Nach der Herr- lichkeit hat er mich zu den Nationen gesandt, die euch ge- plündert haben; denn wer euch antastet, tastet seinen 120 Augapfel an." Nach dem Einzuge der Herrlichkeit in Jeru- salem wird Gott gegen jede sich Ihm widersetzende Macht vorgehen. Wir wissen, daß nach der Vrherrlichung der Versammlung Gott das verderbte, götzendienerische Babylon richten wird (Offb. 17 u. 18). Doch durch Wieder- belebung der Wahrheit über die Versammlung und da- durch, daß Er Sich eine Ubereinstimmung mit ihr sicherte, hat Gott, wenn auch nur in einem kleinen Uberrest, schon in einem geistlichen Sinne die Herrlichkeit eingeführt. Das erfordert nun mehr denn je, alles Babylonische und Verderbende zu richten, denn wir können uns darauf ver- lassen, daß Babylon dem Jerusalem Gottes allezeit feind- lich gegenüberstehen wird, und deshalb ist es dem Ge- richte Gottes auf immerdar verfallen. Er ist außerordent- lich empfindlich gegen alles, was Sein Jerusalem antastet, „denn wer euch antastet, tastet seinen (d. h. Gottes) Aug- apfel an." Es könnte kein treffenderes Bild dafür ge- bracht werden, wie empfindlich Gott gegen alles ist, was die antastet, die Ihn lieben und als eine Gesamtheit in Seine Gedanken eingehen. Aus alledem wird uns wohl klar geworden sein, daß Jerusalem das darstellt, was die Heiligen miteinander gemein haben und gemeinsam mit- einander genießen, es stellt also eine Gemeinsamkeit dar. So sagt Jehova in Vers 10: „Jubele und freue dich, Tochter Zion! Denn siehe. ich komme und werde in deiner Mitte wohnen, spricht Jehova." Gott sichert Sich einen Platz, wo Er unter der Gesamtheit Seines Volkes wohnen kann. Glauben wir das wirklich? Sollte es nicht unsere Hauptsorge sein, Zustände aufrechtzuerhalten, die Seinem Wohnen in unserer Mitte entsprechen? Wir können uns kaum vorstellen, daß Gott in der Mitte Seiner Heiligen wohnt, ohne Sein Evangelium zu segnen, wie es in Vers 11 zum Ausdruck kommt: „Und an jenem Tage werden sich viele Nationen an Jehova anschließen, und sie werden mir zum Volke sein." Da haben wir den Gedanken, daß sich andere an den inmitten Zions wohnenden Gott anschließen. 121 Was den Umfang der Gedanken Gottes anlangt, kommen wir zu kurz, wenn sich Seine Erkenntnis nicht ausbreitet; das sollten wir uns alle zu Herzen nehmen. In Vers 12 heißt es dann: „Und Jehova wird Juda als sein Erbteil besitzen in dem heiligen Lande und wird Jerusalem noch erwählen." Gott hat Menschen zu Seinem Erbteil erwählt. Welch ein wunderbarer Gedanke, wie tief sollte uns das ergreifen. Wenn wir unsere Herzen Seiner wunderbaren in Christokundgemachten Lebe öffnen und von dem Besitz ergreifen, was Er uns so bereitwillig ge- geben hat, werden wir Sein Erbteil. Wir können sicher sein, daß Gott nichts solche Freude bereitet, wie diese Vorsätze der Liebe betreffs Seiner Auserwählten, die in Christo Gestalt gewonnen haben. Er ist wirksam, daß sie derart in den Herzen der Menschen gekannt werden, daß Er die Ihm gebührende Danksagung und Anbetung be- kommt. In dem Maße, wie der Segen alles dessen, was Er kundmacht, in die Herzen Seiner Heiligen kommt, wird Ihm Preis und Herrlichkeit werden. Es kommt vor Ihn nicht nur als das, was Er in Seinem eigenen Herzen kennt, sondern als das, was in den Herzen derer, die Seine Ver- sammlung bilden, gekannt wird. Wenn solche Seine Ge- danken mit großer Freude erfassen, werden sie Sein Erb- teil. So wird es in Ewigkeit sein. Dieser Abschnitt des Buches endet mit der Aufforde- rung: „Alles Fleisch schweige vor Jehova, denn er hat sich aufgemacht aus seiner heiligen Wohnung" (V. 13). Wenn Gott Sich aufmacht, Seine Gedanken und Vorsätze in betreff SCiner Versammlung durchzuführen, so wird Er das der Ihm eigenen Weise gemäß tun. Uns sollte vor allem daran gelegen sein, in dem, was Er tut, mit Ihm zu sein und Ihm in Seinem Werke zur Verfügung zu ste- hen. Es ist wichtig zu beachten, daß das, was wir betrach- tet haben und was dem in diesem Buche folgt, zu einem aus der Gefangenschaft zurückgekehrten Volke geredet wurde, das Gottes Werk vernachlässigte; sie wohnten in 122 ihren eigenen Häusern, während Sein Haus wüste lag. Doch Er half ihnen und weckte ihre Tatkraft wieder auf, indem Er ihnen das vorstellte, was Er Sich in Seinem Herzen vorgenommen hatte, und ihnen darlegte, was es in sich begriff, daß Er Sich Jerusalem wieder mit Er- barmen zugewandt hatte (Kap. 1, 16). Das war es gerade, was Gottes in solchen Umständen würdig war. In unseren Tagen nun möchte Gott uns, trotz der allenthalben ge- fühlten Schwachheit und des geringen Interesses an Seinen Dingen, daran erinnern, daß Er Sich aufgemacht hat, das durchzuführen, was Er im Sinne hat, und dies, damit wir nicht an das denken, was wir tun, sondern an das, was nEr tut, und uns von Herzen damit einsmachen. Jeder Gläubige sollte sich fragen: Tut Gott heute etwas mit Bezug auf die Versammlung, wie sie Seinen Gedanken entspricht? Hat Er Sich ihr wieder mit Erbarmen zugewandt? Wenn das der Fall, so möchten wir in dem, was Er tut, mit Ihm sein. Wie gering es auch erscheinen mag, wenn Gott das tut, so ist es in Wirklichkeit größer als alles andere in der Christenheit. Es ist in sittlicher Hinsicht wohlgeeignet, es mit alledem zu verbinden, was in der himmlischen Stadt entfaltet werden wird, eben deshalb verbindet Jehova in dem von uns betrachteten Buche die fortschreitende Neu- belebung mit all der künftigen Herrlichkeit Jerusalems und der Seines Hauses. Nur also betrachtet, konnte das Werk in einer Weise in Angriff genommen werden, die Gottes würdig war. Kapitel 3 Hier kommt der das Volk in seinem tatsächlichen Zu- stande darstellende Hohepriester Josua vor uns; sogar das Priestertum war beschmutzt und für den heiligen Dienst unpassend geworden. Es war ein unreiner Zustand vor- handen, den Gott nicht übersehen konnte, denn Er ist Licht und gar keine Finsternis ist in Ihm (1. Joh. 1, 5). 123 Doch wenn Er Jerusalem erwählt hatte und zu ihm mit Erbarmen zurückgekehrt war, so mußte Er die Unreinheit hinwegnehmen und, damit Sein Dienst ausgeübt werden konnte, passende Zustände dafür einführen. Zweifellos ist vieles unter dem Volke Gottes aufgekommen, was Seinen Gedanken des heiligen Priestertums zuwider ist. Unser Schriftwort zeigt. daß sogar unter einem zurückgekehrten Uberrest die Kleidung der Priester schmutzig sein kann. Obwohl äußerlich aus der Gefangenschaft und Verderbt- heit Babels zurückgekehrt, war ein unreiner Zustand vor- handen, der es Gott unmöglich machte, einen Dienst in der Schönheit der Heiligkeit zu bekommen. Doch Gott in Sei- ner wunderbaren Gnade unternahm es sogar, einen solchen Zustand wieder in Ordnung zu bringen, weil es Sein Ge- danke war, das Ihm gebührende Teil unter Seinem Volke und dessen wohlannehmlichen Dienst zu empfangen. Es ist zu beachten, daß Satan persönlich in dieser An- gelegenheit gesehen wird; Gott nimmt gleichsam den Vor- hang hinweg und stellt die Quelle des aufgekommenen Bösen bloß. Sodann zeigt Er uns, daß der, der dessen Quelle war, alles tun würde, die Absichten der Gnade zu verhindern. Doch der „Engel Jehovas" war zugegen, und ich glaube, daß, wenn dieser Ausdruck in der Schrift ge- braucht wird, er immer in Beziehung zu Christo steht. Josua stand vor dem Engel Jehovas, war also des mäch-- tigen Eingriffs Gottes in Christo gewärtig, und dahin stellt uns der Glaube, wie beschmutzt wir auch sein mögen, oder vielmehr das unendliche Erbarmen. Wenn wir diesen Standort einnehmen, wird Satan, was immer er vorhat zu tun, gescholten werden. Es handelt sich um Gottes Unum- schränktheit. Er hat Jerusalem erwählt, und Er hat ein Recht dazu. Und im Blick auf Josua sagt Jehova: „Ist dieser nicht ein Brand, der aus dem Feuer gerettet ist?" In der Gegenwart Satans besteht Gott auf Seinem Recht des Erbarmens: wenn Er gesonnen ist, einen Brand aus dem Feuer zu erretten, so tut Er das trotz Satans. Und je 124 einfältiger und völliger wir bereit sind, den Platz von aus dem Feuer geretteten Bränden einzunehmen, desto mehr werden wir den überschwenglichen Reichtum der Gnade Gottes in Güte gegen uns in Christo Jesu kennenlernen (Eph. 2, 7). Wer in seinem Verhalten dem entspricht, ein aus dem Feuer geretteter Brand zu sein, ist mit aller Selbstherrlichkeit zu Ende gekommen. Ich denke nicht, daß auch nur einer von uns seine schmutzigen Kleider losge- worden ist, ohne in ihnen in der Gegenwart Christi ge- standen zu haben. Josua muß gefühlt haben, welch ein Gegensatz zwischen ihm und dem Engel Jehovas bestand. Wir sollten beachten, daß das, wogegen hier vorge- gangen wird, nicht das Ungöttliche eines Weltmenschen ist, sondern ein unreiner Zustand des Priestertums; es han- delt sich hier um einen Verunreinigten, der, was den Dienst Gottes anlangt, die höchst mögliche Stellung inne- hatte. Daraus sehen wir, daß sogar unter religiösem Wan- del und dessen Vereinigungen schmutzige Kleider sein können, die uns für den Dienst Gottes unpassend machen. Gott will uns solcher Dinge entkleiden, und ich denke, Er benutzt den Dienst des Wortes, uns von dem freizumachen, was die Geistlichkeit unseres Dienstes vor Gott hindert; denen, „die vor ihm standen", ward gesagt, Josua die schmutzigen Kleider auszuziehen. Ich glaube, das tat Pau- lus bei den Galatern, als er ihnen seinen Brief schrieb, und bei den Korinthern in seinem ersten Brief an sie. Der Dienst ist da eine Hilfe, doch nur die wirklich vor Gott* Stehenden können uns da helfen, denn sie allein wissen, was dem Dienste Gottes angemessen ist. Aus der Schrift lernen wir, daß das Jüdische, das in den frühen Tagen der Kirche 'eingeführt wurde und wogegen der Apostel Paulus so beständig zu kämpfen hatte, in Wahrheit unrein war und „schmutzigen Kleidern" glich. Beschneidung, Ge- setzhalten, Beobachten von Tagen, Monaten, Zeiten und Jahren (Gal. 4, 10), alles Jüdische konnte nur verunreini- gen, da Gottes Gedanken in Christo kundgetan worden 125 waren. Vor Gott Stehende wissen, daß alles mit dem Men- schen im Fleische Verbundene verunreinigt, denn Gott mußte es vor Seinem Angesicht im Tode Seines Sohnes hinwegtun. Der Mensch im Fleische kann keinen Platz vor Gott oder in Seinem heiligen Dienste haben. Daß Christus für alle gestorben ist, beweist, daß alle tot waren (2. Kor. 5, 14), und wir können nichts vor Gott in Seinem Dienste bringen, was Er als tot erachtet. Philosophie und eitler Betrug sowie in Niedriggesinntheit seinen eigenen Willen tun (Kol. 2, 8..18) sind „schmutzige Kleider", weil das alles, wie sehr es auch von den Menschen geschätzt wer- den mag, nicht Christus ist. Pauli großer Dienst war, Chri- stum zu verkündigen, um „jeden Menschen vollkommen in Christo darzustellen" (Kol. 1, 28). Wie vieles ist in dem, was bekennt, Gottesdienst zu sein, aufgekommen, was „nicht nach Christo" ist! (Kol. 2, 8.) Es sind alles „schmutzige Kleider", die zum heiligen Dienst unfähig machen. Der menschliche Verstand ist seinem Wesen nach unheilig, denn er vermag sich nicht über das Maß des Men- schen zu erheben, und der von Gott abgekommene Mensch ist unheilig. Wir haben sonach alle, angesichts der großen Fürsprache Christi, vor Gott zu stehen und zu sehen, wie Gott zu Seinem Wohlgefallen dafür gesorgt hat, uns mit Christo, also dem Wesen nach mit „Feierkleidern" zu be- kleiden. Und zu Josua sprach der Engel: „Siehe, ich habe deine Ungerechtigkeit von dir genommen, und ich kleide dich in Feierkleider" (V. 4). Es ist wichtig zu sehen, daß Gott dieses tut, daran hat kein menschliches Wirken einen An- teil. Es geschieht deshalb, damit Gott Sein Teil von den also Gekleideten bekommt. Gott hat Freude darüber, daß wir uns dessen bewußt sind, in Christo vor Ihm zu sein. Als von Gott berufene Heilige, können wir vor ihm über- haupt keine andere Stellung haben: jeder Gläubige, der den Geist hat, ist in Christo, wenn auch viele nur „Kind- lein in Christo" sein mögen (1. Joh. 2. 13), d. h. noch 126 klein sind in dem Erfassen dessen, was es ist, in Ihm zu sein. Ein Kindlein in Christo hat die Erlösung erfaßt,- die in Christo Jesu ist (Röm. 3, 24; Eph. 1, 7), darüber kann kein Zweifel sein. Gott hat unsere Ungerechtigkeit von uns genommen, nicht auf Grund eines Verdienstes auf unserer Seite, sondern auf Grund der Erlösung, die in Christo ist, und kraft Seines Blutes. Wir sind in Christo gerechtfertigt (Gal. 2, 16), d. h. wir sind nicht in uns selbst- gez.geht:« fertigt, sondern in einem anderen Menschen; das ist eine Sache des Glaubens an lhn. Ich denke, zuerst erfassen wir, was es heißt, in Christo zu sein, wenn wir sehen, daß die Erlösung in Ihm ist und wir in Ihm gerechtfertigt sind. Dann erfassen wir durch Gnade, daß es einen gesegneten Menschen gibt, der, der Sünde ein für allemal gestorben, Gott lebt, und daß wir uns durch Gnade der Sünde für tot halten können und Gott lebend in Christo Jesu (Röm. 6, 10 u. 11). Es gibt keinen anderen Weg, Gott zu leben, außer in Ihm; dem besten Bißchen Fleisch, das es je gab. war der Stempel des Todes aufgedrückt, Christus aber lebt Gott zu Seinem Wohlgefallen, damit wir die Gunst ergreifen, Gott in Ihm zu leben. So gibt es denn keine Verdammnis für die, die in Christo Jesu sind, denn in Ihm richten. wir das Fleisch und wandeln nach dem Geiste, Lund die das tun, finden, daß sie vom Gesetz der Sünde und des Todes freigemacht sind (Röm. 8, 1 u. 2). So wunderbar nun das alles,ist, so reicht es doch nicht an das hinan, was es besagt, mit Feierkleidern bekleidet zu sein. Das redet von höchster Vortrefflichkeit, wie das „beste Kleid" von Lukas 15. Wenn Gott in dem, was Er tut, Seiner eigenen Wahl gemäß handelt, um Wohlgefallen an uns zu finden, so können wir sicher sein, daß Er uns in einer Weise ausstattet, die in Seinen Augen die aller- höchste Wohlannehmlichkeit besitzt. So lesen wir in Kol. 1. 12, daß der Vater „uns fähig gemacht hat zu dem Anteil am Erbe der Heiligen in dem Lichte." Und nach Eph. 1. 4-6 hat Er uns in Christo auserwählt „vor Grundlegnug 127 der Welt, daß wir heilig und tadellos vor ihm seien in Liebe; und uns zuvorbestimmt zur Sohnschaft durch Jesum Christum für sich selbst nach dem Wohlgefallen seines Willens, zum Preise der Herrlichkeit seiner Gnade, worin er uns begnadigt hat in dem Geliebten." Ich denke, das entspricht bei uns den „Feierkleidern" von Sach. 3. Es ist besonders beachtenswert, daß eine so kostbare Unterweisung wie diese an einem Tage der Neubelebung in Zeiten des Uberrestes gegeben wird. In langen Jahr- hunderten war das „schmutzige" Wesen des Menschen im Fleische nicht erkannt worden. Man glaubte, durch Sakra- mente und religiöse Verrichtungen den Menschen zu be- fähigen, Gott zu dienen, hat aber dabei immer das Be- wußtsein der Unfähigkeit hierzu gehabt. Diesen letzten Tagen wunderbaren Neuauflebens blieb es vorbehalten, klar darzutun, daß der Mensch nach dem Fleische nie einen Stand vor Gott haben kann, es sei denn den der Ver- dammnis, daß aber der in Christo gesegnete Mensch einen Platz bei Gott hat, der unmöglich verbessert werden kann. Damit soll nicht gesagt sein, daß die Heiligen zu der Fülle alles dessen auf einmal gelangen. Wir beginnen als Kind- lein in Christo, doch das Wachstum schreitet fort, „zu dem erwachsenen Manne, zu dem Maße des vollen Wuch- ses der Fülle des Christus" (Eph. 4, 13), also „zu dem Men- schen in Christo" von 2. Kor. 12, 2. Ein Mensch in Christo hat zur Reife zu kommen; er vermag die kostbarsten Ge- danken Gottes zu erfassen und ihnen gemäß priesterlich zu dienen; er ist mit Feierkleidern bekleidet. ' „Und ich sprach: Man setze einen reinen Kopfbund auf sein Haupt." Das geschieht, damit der Dienst des heiligen Priestertums mit Einsicht ausgeübt werden kann. Man kann sich dann derart an Gott wenden, wie es den er- habenen Gedanken Seiner Liebe entspricht. Vieles, was als Gottesdienst angesehen wird, steht ganz und gar nicht im Einklang mit der Wahrheit. Es ermutigt den Menschen im Fleische hinzuzunahen, obwohl man dessen Unpassenheit 128 da sagen, daß nur der Geist weiß, wer passend ist, und daß wir daher der Verantwortlichkeit eines jeden überlassen sollten, Gott zu nahen. Doch damit wird der ganze Grund- satz des Hütens der Vorhöfe Gottes beiseitegesetzt, und wir lassen einen jeden das tun, was recht ist in seinen Augen (5. Mose 12, 8). Jeder wahrhaft treue und einsichtige Hei- lige muß zugeben, daß uns die Hut der .Vorhöfe Gottes übertragen ist. Je größer im allgemeinen die Verwirrung ist, desto mehr sollten wir darauf achten, diesen heiligen Auftrag durchzuführen. Dann ward auch zu Josua gesagt: „Und ich gebe dir, deinen Wandel zu haben unter denen, die hier stehen" (V. 7). Ich denke, das ist ein Hinweis auf die von Vers 4. Unser Schriftwort zeigt, daß es Diener gibt, die Gott nahe sind und Ihm zur Verfügung stehen, an Josua das Ihm Wohlgefällige zu tun; sie kennen Gottes Gedanken und sind zu jedem notwendigen Dienst für Sein Haus bereit. In der Hinsicht haben sowohl die Apostel sowie viele an- dere ihren Platz ausgefüllt. Wie gesegnet, unseren „Wan- del" unter solchen zu haben! Ist uns jemand im Dienste Gottes eine geistliche Hilfe gewesen, so ist es Gottes Ab- sicht, daß wir mit solchen in der Nähe Gottes wandeln und damit in Bereitschaft sind für jeden erforderlichen Dienst. ln Vers 8 wird dann Josua des weiteren angeredet. Es scheint, daß Josua in diesem Buche solche darstellt, in denen uns der unreine Zustand des Priestertums entgegen- tritt und danach dessen Wiederherstellung kraft des un- umschränkten Erbarmens Gottes. Also wiederhergestellt sehen wir, daß er „Genossen" hat. Wir wissen, daß Chri- stus „Genossen" hat (Ps. 45, 7; Hebr. 1, 9), doch hier hat sie der Priester, der seiner schmutzigen Kleider entkleidet, mit Feierkleidern angetan ist. Daraus erhellt, daß es eine priesterliche Schar gibt, die Gott Sich auf Grund Seines Erbarmens gesichert hat, solche, die bis zu einem gewissen Grade Josuas Erfahrungen durchgemacht haben und nun 130 vor ihm sitzen, das in Gnade wiederhergestellte Priester- tum zu betrachten. Für uns 'begreift das natürlich die Be- trachtung Christi in sich, denn wir können keinen rechten Gedanken vom Priestertum bekommen, wenn wir es nicht in Ihm erfaßten. Der Hauptgegenstand von Sacharja 3 ist, daß Gott am Tage des Merrestes wieder priesterliche Zu- stände herstellt, damit der Dienst Seines Hauses in einer Ihm wohlannehmlichen Weise ausgeübt werden kann. Gott sei Dank, daß es heute viele gibt, die wissen, was es heißt, angesichts einer solchen Wiederherstellung dazusitzen. Man möchte dabei weder die gegenwärtige Schwachheit vergessen, noch die Größe dessen, was Gott darin getan, gering achten, daß Er in diesen letzten Tagen in gewissem Maße wieder priesterliche Zustände hergestellt hat. Ich glaube, Gott wünscht, daß Sein Volk das anerkennt. Die, in denen Er gewirkt hat, können nichts von sich selbst halten, sie sind sich vielmehr dessen bewußt, wie Brände dem Feuer entrissen zu sein und fühlen sich nun gedrungen, das an- zuerkennen, was das Erbarmen vollbracht hat. Wenn Gott heute priesterliche Zustände wiederherstellt, wer von Sei- nen Heiligen wünschte da außerhalb zu stehen? Laßt uns zum mindesten anerkennen, was Gott tut. Die das tun, nehmen anderen gegenüber einen hervorragenden Platz ein, sie sind „Männer" des „Wunders", ein Wahrzeichen oder Vorbild. Auf solche, die anerkennen,, daß Gott prie- sterliche Zustände wiederherstellt und sich in dem Lichte dessen zu versammeln und anzubeten suchen, lenkt Gott das Augenmerk. Sie sind in der Tat der ganzen Christen- heit gegenüber Seine Zeichen; sie sind dazu berufen, Sei- nem ganzen Volke Vorbilder von dem zu sein, was wahr- haft priesterlich im Dienste vor Gott ist. Sie sind Vor- bilder für Seinen Dienst über die ganze Welt hin. 0, daß wir das besser verständen. Wenn wir im Auge behielten, daß Gott von uns wünscht, solche zu sein, die von allen als der Ausdruck eines Seinen Gedanken gemäßen priester- lichen Dienstes betrachtet werden können: welche heiligen 131 Übungen würde das beständig in unseren Herzen hervor- bringen, wie würden wir, was den Dienst Gottes anlangt, auf jedes bißchen geistliche Hilfe bedacht sein. Könnte etwas Geringeres als das wirklich unseren geistlichen Ubungen und Wünschen entsprechen? Gerade an dieser Stelle sagt Jehova nun: „Denn siehe, ich will meinen Knecht, Sproß genannt, kommen lassen" (V. 8). Die Augen Josuas und seiner Genossen werden damit auf Christum, den vollkommenen Diener Jehovas, gerichtet. Er sagte ihnen gleichsam: Wenn ihr wohlan- nehmlich bauen wollt, so müßt ihr Christum betrachten. Hier wird dargetan, daß solche zugegen sind, die Christum in priesterlicher Weise betrachten können, das heißt in Beziehung zu Gott. Wenn wir dahin kommen, ist das ein uns unvergeßlicher Augenblick, anstatt an Christum mit Bezug auf uns zu denken, fangen wir an, an Ihn in Be- ziehung zu Gott zu denken. Das erste geht uns nicht da- durch verloren, daß wir das zweite vor uns haben, es er- weitert sieh uns aber ungemein. Doch der Sproß ist Je- hovas Knecht; er ist der, der binnen kurzem öffentlich alles das herbeiführen wird, was zum Wohlgefallen Gottes ist. Das wird Er, nach Kap. 6, 12, als Mensch tun, dort heißt es: „Siehe ein Mann, sein Name ist Sproß.- Er wird den Tempel bauen, und wenn Er das tut, wird jeder Teil desselben' Herrlichkeit tragen. Das aber, was Christus in der Zukunft tun würde, sollten die Herzen des Überrestes in den Tagen Sacharjas vor sich haben; und so sollte es auch bei uns sein. Alles Rechte wird dann zum Wohl- gefallen Gottes aufkommen, wenn Sein Sproß hervor- treibt; denn nach Jer. 23, 5 ist Er „ein gerechter Sproß". Ein Sproß zeugt von Frische und Lebenskraft; er redet von Christo als Dem, der etwas ganz Neues einführt, und dies in einer Lebenskraft, die Ihm das völlige Wohl- gefallen Gottes sichert. Gottes Wille ist nun, daß wir er- fassen, daß nur das, was Christus brachte, recht ist. Was die öffentliche Folge des Hervorkommens des Sprosses 132 ist, hat jetzt in geistlicher Hinsicht im Hause Gottes eine Stätte zu finden. In Vers 9 wird dann ein anderes Bild gebraucht: „Denn siehe, der Stein, den ich vor Josua gelegt habe — auf einem Steine sieben Augen —, siehe, ich will seine Ein- grabung eingraben." Ein „Stein" redet vom Bauen, hier von einem Bauen, das seine Gestaltung von Christo emp- fängt. lch denke, wir haben die sieben Augen in Jes. 11, 1 u. 2: „Und ein Reis wird hervorgehen aus dem. Stumpfe Isais, und ein Schößling aus seinen Wurzeln Frucht bringen. Und auf ihm wird ruhen der Geist Je- hovas, der Geist der Weisheit und des Verstandes, der Geist des Rates und der Kraft, der Geist der Erkenntnis und der Furcht Jehovas." Dies befähigt Christum, in der zukünftigen Welt die Regierung zu übernehmen. Wieviel mehr ist auf diesem Steine eingegraben, als auf den stei- nernen Tafeln des Gesetzes geschrieben stand! Da ist alles, was Gott in dem Manne Seiner Wahl und Seines Wohl- gefallens zum Ausdruck bringen wollte. Wenn Gott Chri- stum einführt, wird Er die Ungerechtigkeit Seines Landes hinwegnehmen an einem Tage, und ein jeder ist frei, den anderen einzuladen unter seinen Weinstock und seinen Feigenbaum. Jeder wird vollkommene Freiheit vor Gott und seinen Mitmenschen genießen, und im Besitze des Guten kann er es freudig mit ihnen teilen. Gottes Volk soll heute wissen, daß es auf immerdar vollkommen ge- macht ist durch das eine Opfer Christi (Hebr. 10, 14), so daß es frei und glücklich vor Gott sein kann in dem Be- wußtsein unbeschränkter Gunst. Und Er hat uns Brüder gegeben, mit denen wir jedes Kostbare, womit Er uns in Christo bereichert hat, teilen können. „Die anderen" sind die, mit denen wir Gelegenheit haben, in Berührung zu kommen; sie sind uns in dem, was wir haben, willkommen; es ist das unsere Freude wie auch die ihre, und darin be- steht der wahre Gewinn unserer Gemeinschaft. 133 Kapitel 4 Daß Sacharja zu Beginn dieses Kapitels geweckt wird wie ein „Mann, der aus seinem Schlafe geweckt wird", besagt, daß das darin Dargestellte besonders in einer Zeit des Erwachens verstanden werden soll. Der Gegenstand dts Kapitels ist "ein Leuchter ganz von Gold, und sein Olbehälter an seinem oberen Ende, und seine sieben Lam- pen an ihm, sieben, und sieben Gießröhren zu den Lam- pen, die an seinem oberen Ende sind; und zwei Oliven- bäume neben demselben, einer zur Rechten des Olbehälters und einer zu seiner Linken- (V. 2 u. 3). In Vers 6 erklärt der Engel dem Sacharja diese Bilder und sagt: „Dies ist das Wort Jehovas an Serubbabel: Nicht durch Macht und nicht durch Kraft, sondern durch meinen Geist, spricht Jehova der Heerscharen." Gott richtet unser Augenmerk auf ein wunderbares Gefäß des Lichts und gibt uns zu verstehen, daß es sinnbildlich eine Weltordnung darstellt, die fähig ist, von der Wirksamkeit Seines Geistes durch- drungen zu werden. Dieses treffende Sinnbild stellt uns die Art des Gefäßes dar, wodurch und worin Er Sich be- tätigen würde. Es ist wichtig, das sorgfältig zu erwägen. Diese Weissagung ward gegeben, um in den Tagen des Erberrestes und äußerer Schwäche die am Hause Gottes Bauenden zu ermutigen, sie hat daher Anwendung in- sonderheit auf unsere Tage. Gott will uns damit sagen: Wenn ihr Mein Haus bauen wollt, so muß dieses Gesicht vor euch sein. Wir sollten aus dem Schlafe aufwachen und in diesem Gefäß des Lichts eine große geistliche Wirklichkeit sehen. Als Sacharja dieses Gesicht hatte, gab es kein solches Gefäß göttlichen Lichts, es mußte viel- mehr als etwas erfaßt werden, das Gott im Sinne hatte, und wodurch Er dem Serubbabel einen Begriff davon gab, daß Er ein Gefäß des Lichts vor Sich hatte, das von der Kraft Seines Geistes durchdrungen sein sollte. Am Tage der Zukunft wird es ein solches Gefäß in Verbindung mit 134 Israel geben, doch uns will Gott damit zeigen, daß Sein gegenwärtiger Gedanke ist, daß Seine Versammlung als das offenbar werde, was die in Sacharja 4 sinnbildlich dargestellten Züge trägt, und daraufhin wirkt Er. Wenn die Versammlung als „ein Leuchter ganz von Gold" vor uns kommt, so steht sie als Ergebnis des Wir- kens Gottes vor uns. So spricht Paulus zum Beispiel von den Gläubigen als solchen, „die nach dem Geiste sind", und sagt ihnen, sie sinnen „auf das; was des Geistes ist" (Röm. 8, 5). Sie haben also nicht nur den Geist, sondern sind „nach dem Geiste"; da haben wir die Art des Ge- fäßes. Und wiederum sagt Paulus: „Daher, wenn jemand in Christo ist — eine neue Schöpfung; das Alte ist verr, gangen, siehe, alles ist neu geworden. Alles aber von dem Gott, der uns mit sich selbst versöhnt hat durch Jesum Christum" (2. Kor. 5, 17 u. 18). Johannes redet von den Heiligen als aus Gott geboren. Wenn sie also vor uns sind, denken wir nicht an das Fleisch oder die menschliche Un- vollkommenheit, sondern an aus Gott Geborene, deren Wesen lhm entspricht. Johannes sagt denen, an die er schreibt: „Ihr seid aus Gott, Kinder, und habt sie (die Antichristen) überwunden, weil der, der in euch ist, größer ist als der, der in der Welt ist" (1. Joh. 4, 4). Wenn wir an die Heiligen als aus Gott Geborene denken, die den Geist haben, so stehen sie als „ganz von Gold" vor uns. Das ist es, was sie wirklich sind; weder das Fleisch noch menschliche Schwachheit kann das beiseitesetzen, obschon beides uns als etwas, das wir richten müssen und das zu überwinden göttliche Kraft erfordert. Das Evangelium Johannes sagt uns viel über den Geist, über Ihn als dem einzelnen Gläubigen wie auch der Ge- samtheit der Heiligen gegeben, doch in keinem Falle wird etwas Hinderndes oder Unangemessenes im Gefäß ange- deutet, alles hat gleichsam den „Leuchter ganz von Gold" zur Grundlage. Wir finden das in der Schrift dargestellt, damit wir darüber geübt werden, in der geistlichen Wirk- 135 lichkeit davon zu stehen. In der Schrift gibt es kaum an- ziehendere Aussprüche als die über den Geist Gottes im Evangelium des Johannes, doch sie stellen auch Ansprüche an uns und bringen die beständige Ubung mit sich, Gewinn aus ihnen zu ziehen. Was hier im Sinnbilde vor uns kommt, unterscheidet sich sehr von den sieben goldenen Leuchtern in Offen- barung 1. Diese stellen die Versammlungen als verant- wortliche Lichtträger dar, doch die meisten von ihnen werden als in ihrer Verantwortlichkeit versagend hinge- stellt. Das Geheimnis ihres Fehlens liegt im Abweichen von dem, was in Sacharja 4 dargestellt wird. Nur das, was Gott gewirkt, hat einen Platz in dem „Leuchter ganz von Gold"; alle mit Ihm in Verbindung gebrachte Kraft ist der Heilige Geist. Wie bald ist man davon abgewichen, wie bald nahm das, was vom Menschen, vom Fleische war, dessen Platz ein I Doch die Wiedererlangung der Wahrheit in diesen letzten Tagen sollte den Überrest, also dem Grundsatz nach alle wahren Heiligen, zur Anerkennung dessen zurückführen, daß das Fleisch nichts nützt und nur das den wahren Wert hat, was Gott wirkt, und daß die einzige Kraft, den Fortbestand göttlichen Lichts zu sichern, der Geist Gottes ist. Das Fließen des Geistes sollte uns allen sehr am Herzen liegen; den „Gießröhren" und „Röhren" von Vers 2 und 12 liegt offenbar der Gedanke des Fließens zugrunde; eine regelmäßig wiederkehrende Ergänzung des Ols wie beim Leuchter der Stiftshütte haben wir hier nicht (2. Mose 30, 7; 3. Mose 24, 3). Die Olivenbäume, der Ölbehälter und die Gießröhren sorgen für ein beständiges Fließen des Geistes und sind ein Aus- druck davon. Hier kommt nicht eine Neuerrichtung wie am Tage der Pfingsten vor uns, sondern ein durch die be- ständige Wirksamkeit des Heiligen Geistes gekennzeich- netes Gefäß, wie es an 'einem Tage der Wiederherstellung gekannt werden kann; das Evangelium Johannes hat das besonders vor sich. 136 Der „Ölbehälter an seinem oberen Ende" redet von einem Fassungsvermögen. Wenn es in Eph. 5,18 heißt: „Seid mit dem Geiste erfüllt", so besagt das; daß die Heiligen der Versammlung ein Behälter für den Geist sind — ein wun- derbarer Gedanke. Die klugen Jungfrauen von Matthäus 25 nahmen 01 in ihren Gefäßen mit ihren Lampen (V. 4). Es genügt nicht, daß Sich der Geist zu gewissen Zeiten wirksam erweist, die Heiligen sollten vielmehr beständig ein Gefäß des Geistes sein. Der Herr sagte: „Er bleibt bei euch und wird in euch sein" (Joh. 14, 17), und wir lesen davon, daß Gottes Geist in den Heiligen wohnt (Röm. 8, 9. 11; 1. Kor. 3, 16; Jak. 4, 5). Gott möchte, daß ein jeder Heilige sagen kann: Ich bin ein Teil dieses goldenen 01- behälters. Weiter haben wir „sieben Lampen an ihm, sieben, und sieben Gießröhren zu den Lampen, die an seinem oberen Ende sind" (V. 2). Die Lampen, ein Teil des ganzen Leuchters und aus ihm, sind es, von denen das Licht aus- geht. Das sich im Blick auf den Dienst des Hauses Gottes tatsächlich ergießende Licht geht von gewissen göttlich äusgerüsteten Gefäßen aus. Die Tatsache, daß der Lam- pen sieben sind, redet von der geistlichen Vollständigkeit des Beleuchtungskörpers, und darauf wird, unserem Schriftwort zufolge, durch den Hinweis ein besonderer Nachdruck gelegt, daß auch sieben Gießröhren vorhanden sind, für jede Lampe eine.. In jeder „Offenbarung des Geistes" (1. Kor. 12, 7) erstrahlt ein gewisses göttliches Licht, und wenn nichts vom Fleische dabei war, geht dieses geistliche Licht der verschiedenen Gefäße gleichsam in einer Vollendung auf, die offenbar von Gott herrührt. Die Gaben des Geistes in dem Leibe, die von Gott in der Ver- sammlung gesetzten Gaben und die des aufgefahrenen Christus (1. Kor. 12, 4; Eph. 4, 8) dienen vereint notwen- dig alle der Verbreitung geistlichen Lichtes. Die durch menschliche Schwachheit und die Beiseitesetzung gött- licher Ordnung aufgekommene Unordnung hat eine der- 137 artige Verwirrung angerichtet, daß man die göttliche Ein- richtung aus dem Auge verlor. Das Gesicht in Sacharja 4 soll nun unser Augenmerk auf das richten, was den Ge- danken Gottes entspricht, damit wir wieder geistliche Be- griffe bekommen. Gott sorgt in Seinem Hause dafür, daß geistliches Licht in Fülle vorhanden ist und zeigt uns in dem treffenden Bilde, daß die Lampen vom Fließen des Ols durch Gießröhren abhängig sind, die aus einem Be- hälter gespeist werden, den die zwei Olivenbäume ver- sorgen. Die ganze Einrichtung bleibt im Gange, solange das 01 fließt, und davon allein ist das Licht abhängig. Sowie geistliche Zustände aufgegeben werden, versagt alles, wie es sogar schon von den Tagen der Apostel an der Fall gewesen ist. Durch den persönlichen Dienst Christi ward am Anfang eine Schar zubereitet, das Gefäß des Geistes zu sein. Die Heiligen wurden unter dem Einfluß Christi in den Tagen Seines Fleisches und den vierzig Tagen, in denen Er als Auferstandener unter ihnen weilte, gestaltet und so für den Empfang des Geistes passend gemacht. Das Werk Gottes in ihnen war ein derartig Durchgreifendes, daß sie nicht nur den Geist empfingen, sondern auch durch Geistlichkeit gekennzeichnet waren, und so stand dem geistlichen Fluß kein Hindernis entgegen und das Licht war ungetrübt. Doch glr bald ward, wie wir aus der Apostelgeschichte und den Briefen sehen, von der Geist- lichkeit abgewichen und der geistliche Fluß ward gehin- dert, das Licht schwand dahin. Gegenwärtig wirkt nun Gott wieder, geistliche Zustände herbeizuführen, mit einem Wort, Geistlichkeit. Es ist nicht genug, anzuerken- nen, daß der Geist hienieden ist, daß dieser Tag der des Geistes ist; es sollte uns vielmehr sehr am Herzen liegen, geistlich zu sein. Nur in geistlichen Personen kann das fließen, was geistlich ist, und ohne dies kann die Ver- sammlung kein wahrhaftes Gefäß geistlichen Lichts sein. Der Geist wirkt nicht unmittelbar in der Versammlung; 138 geistliche Personen sind es, die daselbst wirken, natürlich in der Kraft des Geistes. Die Rückkehr zur Geistlichkeit ist daher von wesentlicher Bedeutung, wenn die Versammlung wirklich als das offenbar werden soll, was die Züge der in Sacharja 4 vor uns kommenden Sinnbilder trägt. Ich denke, in der Versammlung zu Philadelphia sehen wir, was diesem Gefäß des Lichts entspricht, sie ist offen- bar das Ergebnis der göttlichen Neubelebung in den letz- ten Tagen des Versammlungszeitalters. Der Umstand, daß der Herr sagte: „Du hast eine kleine Kraft", zeigt, daß nach außen hin nichts Großes vor Ihm stand, daß Er aber die daselbst vorhandene Kraft anerkennen konnte, sie war also geistlich und nicht natürlich oder fleischlich. Das Bewahren Seines Wortes, die Nichtverleugnung Seines Namens sowie das Bewahren des Wortes Seines Ausharrens stellen die Wesensart dieses Gefäßes völlig ans Licht. In einem solchen Gefäße war nichts, was den geistlichen Fluß hinderte oder das Licht trübte. Darin tritt uns ganz klar die Wiederherstellung der Geistlichkeit in einer Versamm- lungsgestaltung am Ende des Versammlungszeitalters ent- gegen. Philadelphia kennzeichnet eine wachsame Beach- tung des Wortes Christi; die Liebe der Versammlung gilt dem, was im Evangelium Johannes zum Ausdruck kommt. Sodann wird dort Sein Name nicht verleugnet, das um- faßt alles, was Ihn in der rechten Weise hienieden dar- stellt. Von Seinem Namen gilt es, hier Zeugnis abzulegen, also von dem, was Jakobus „den vortrefflichen Namen" nennt, „der über euch angerufen worden ist" (Kap. 2,7). Ein philadelphischer Überwinder steht mit diesem Namen im Einklange, er ist ein wahrer Bekenner desselben und duldet nicht, mit etwas einsgemacht zu werden, was ihn verleugnet. Das Wort Seines Ausharrens bewahren, besagt, keinen Platz in dieser Welt zu begehren, bis Er den Seinen bekommt. Das sind die wahren Züge der Versammlung als das Gefäß des Lichts. Es gab eine Zeit, wo großer Nachdruck darauf gelegt 139 werden mußte, daß der Geist Gottes, eine göttliche Person, hienieden ist, die in den Heiligen wohnt. denn das ward gemeinhin sehr wenig verstanden. Doch gegenwärtig wird diese Wahrheit weithin anerkannt, und es erweist sich als notwendig, die Wesensart des Gefäßes zu betonen, worin sich geistliche Wirksamkeit offenbaren kann. Getrennt von Geistlichkeit im Gefäß gibt es kein Fließen des Ols, das geistliche Licht zu unterhalten. Geistliche Offenbarungen in der Versammlung hängen vom Vorhandensein geist- licher Männer ab. Man hat oft darauf hingewiesen, daß in 1. Kor. 14, 26-33, wo von geistlichen Offenbarungen die Rede ist. der Geist nicht erwähnt wird. Der Dienst in der Versammlung ist, genau genommen, nicht die Tat des Geistes, sondern der einsichtige Dienst geistlicher Männer. Dienst ist die Betätigung durch den Geist verliehener Gaben; doch um von Nutzen zu sein, muß er in der Kraft des Geistes ausgeübt werden, doch die Art und das Maß des Gefäßes kommt dabei sehr in Betracht. Ist das Gefäß durch Geistlichkeit gekennzeichnet, so wird der Dienst geistlich sein; göttliche Dinge kommen dann in einer geistlichen Weise vor uns. und die Heiligen, als von Gott belehrt,, werden das erkennen und Nutzen daraus ziehen. Was der Geist den Versammlungen sagt (Offb. 2 u. 3), ist ein allgemeinerer Gedanke, er umfaßt alles, worauf der Geist in einer besonderen Zeit das Augenmerk richtet. Wenn ich geistlich bin, vermag ich das, was Er ihnen sagt. zu erkennen. Zur Zeit Luthers hat Er viel über die Rechtfertigung aus Glauben gesagt, doch seit kurzem hat Er über Christum als Haupt und über die Versammlung als das gesalbte Gefäß für den göttlichen Dienst geredet. Kein geistlicher Mann begehrt einen Gedanken außerhalb dessen vor sich zu haben, was der Geist den Versamm- lungen heute sagt. Jeder Dienende möchte dem Ausdruck verleihen, was der Geist sagt. Insofern Geistlichkeit aufrechterhalten wird, ist ein ge- eignetes Gefäß zur Aufrechterhaltung des göttlichen Lieh- 140 tes hienieden vorhanden. Die Eigenart des Gefäßes wird in Sacharja 4 besonders hervorgehoben, und die „sieben Gießröhren zu den Lampen" besagen ganz klar, daß die Gaben oder Glieder des Leibes, die öffentlich zur Aus- breitung des Lichtes dienen, von den Zuflußwegen ab- hängig sind, die einen Teil des Gefäßes des Lichts bilden. Diesem Sinnbilde gemäß sind wir nicht alle „Lampen", wir können jedoch alle „Gießröhren" sein, durch die ein geistlicher Fluß zur Unterhaltung des Lichts aufrechter- halten wird. Die Schwestern können da einen großen Platz, hierzu beizutragen, einnehmen; es ist tatsächlich so, daß wenn kein geistlicher Fluß in den Schwestern ist, die Brüder in ihrem mehr öffentlichen Dienste sehr schlecht vorwärtskommen. Nachdem Serubbabel durch dieses wunderbare Sinnbild ermutigt worden war, schwanden seine Schwierigkeiten, ihre Berge wurden gleichsam zur Ebene (V. 7), und es ward ihm zugesichert, daß er das, dessen Grund er gelegt, auch vollenden würde: „Und er wird den Schlußstein herausbringen unter lautem Zuruf: Gnade, Gnade ihm!" Das besagt, daß der Bau zu einer Vollendung kommt, in der Christus Seinen Platz als Schluß- oder Hauptstein haben würde. Wenn Er Seinen Platz bekommt und als Haupt begrüßt wird, so sind sich die Heiligen ihrer Eins- machung mit Ihm vor Gott bewußt; sie sind in Ihm voll- endet oder zur Fülle gebracht, da mangelt es an nichts mehr. Serubbabel hatte das Haus gegründet, und seine Hände sollten es vollenden. Gottes Gedanke in diesem Zusammenhange ist, die zu ermutigen, mit dem Bau fort- zufahren, die ihn begonnen haben. Ich glaube, Gott will, daß wir bei jedem Zusammenkommen zum Essen des Abendmahls des Herrn zu dem hingelangen, was Seinem Gedanken völlig entspricht. Wenn Christus Seinen Platz als Haupt bei uns bekommt, so sind wir, im Grunde ge- nommen, zur Vollendung gekommen. Wenn der Lob- preisungsdienst Seinem Platz bei dem Vater und bei Gott 141 entspricht sowie Seinem Preisen, so ist dem nichts hinzu- zufügen. Die „den Tag kleiner Dinge" verachten, zeigen, daß sie die Dinge nie so gesehen haben, wie Sacharja sie sah. Sie haben keinen Begriff von der Größe dessen, was Gott vorhat und was Er Seinem Volke in den Tagen des Über- restes vorstellen möchte. Es ist ganz klar, daß sie die Dinge nicht sehen, wie „die Augen Jehovas" sie sehen, denn es heißt: „Mit Freuden werden jene Sieben das Senkblei in der Hand Serubbabels sehen: diese, die Augen Jehovas, durchlaufen die ganze Erde" (V. 10). „Die Augen Jehovas" freuen sich, wenn sie das Senkblei in der Hand eines am Hause Gottes Bauenden heute sehen. Ein solcher hat vor, der Wahrheit gemäß zu bauen, das heißt so, wie es den Gedanken Gottes entspricht, alles hat die Probe des Senkbleis zu bestehen. Dann ist vieles zu verwerfen, was den Augen der Menschen empfehlens- und bewunderns- wert erscheint; doch es ist etwas da, was den Augen Je- hovas Freude bereitet. Es war sehr geziemend, daß Sacharja als ein junger Mann ob dem, was er sah, Fragen stellte, er ist darin allen jungen Brüdern ein Vorbild. Unsere Wortbetrachtungen würden viel fesselnder und hilfreicher sein, wenn geübte junge Brüder freier wären, Fragen zu stellen. Auf Sacharja hatten die beiden Olivenbäume einen besonderen Eindruck gemacht, denn er fragte ihrethalben zweimal. Er schien zu fühlen, welch eine hervorragende Rolle sie spielten in Verbindung mit dem sinnbildlichen Gefäße des Lichts. Von den beiden Zeugen in Offb. 11 wird ausdrück- lich gesagt, sie „sind die zwei Ölbäume und die zwei Leuchter, die vor dem Herrn der Erde stehen" (V. 4). Sie werden dort als im öffentlichen Zeugnis stehend gesehen, deshalb ist von zwei Leuchtern die Rede. In Sach. 4 da- gegen stellen sie das dar, was das geistliche Licht im Tempel unterhält; sie werden in Vers 14 „Söhne des Ols- genannt, und nach Vers 12 ergießen sie das „Gold" von 142 sich aus. Dieses Bild besagt, daß durch des Herrn Gnade ein Zustand unter Seinem Volke bestehen kann, der die Quelle geistlicher Hilfe wird. Wenden wir dieses Bild auf Serubbabel und Josua an, wie es wahrscheinlich geschah, so weist es auf die königlichen und priesterlichen Wesens- züge hin, die, da sie das, was vom Fleische ist, ausschlie- ßen und das, was von Gott ist, einführen, Quellen geist- licher Hilfe werden. Es ist beachtenswert, daß alle mit diesem Gefäß des Lichts in Verbindung stehenden Bilder, geistliche Zustände zu betonen scheinen. Was allem zu- grunde liegt, ist der Gedanke, daß Kraft durch den Geist Gottes kommt, den hervorragenden Platz aber nimmt das ein, daß geistliche Zustände vorhanden sind, die das freie Fließen dessen, was von Gott ist, begünstigen, und das ist eine besonders nützliche Erwägung für uns heutzutage. Kapitel 5 Dieses Kapitel steht in sehr auffälligem Gegensatze zu dem vorhergehenden. In Kap. 4 sehen wir ein Gefäß des Lichts, das in sinnbildlicher Weise völlig den Gedanken Gottes entspricht; doch Kap. 5 beschreibt den tatsäch- lichen unter Israel aufgekommenen Zustand, der Gottes Gericht nach sich zog, und das, was hier im Bilde darge- stellt wird, hat sich auch im christlichen Bekenntnis zu- getragen. Sacharja sieht eine fliegende Rolle, und ihm wird gesagt: „Dies ist der Fluch, der über die Fläche des ganzen Landes ausgeht; denn jeder, der stiehlt, wird gemäß dem, was auf dieser Seite der Rolle steht, weggefegt werden; und jeder, der falsch schwört, wird gemäß dem, was auf jener Seite der Rolle steht, weggefegt werden" (V. 3). Im christlichen Bekenntnis ist eine unerhörte Unehrlichkeit aufgekommen; man hat sich das angeeignet, wozu man durchaus kein Recht hatte. Jedes bißchen christlichen Be- kenntnisses, das nicht die Frucht des Werkes Gottes ist, 143 kann als gestohlenes Gut betrachtet werden; der natür- liche Mensch hat sich das angeeignet, was nur dem Haus- halt des Glaubens angehört. Josua in Kap. 3 zeigt uns einen solchen, der rechtmäßig etwas in Besitz hatte. Sein Zustand ward vöhig bloßgestellt, und es ward in einer gött- lichen Weise ihm gegenüber gehandelt, so daß er ein Recht hatte, in der Gegenwart Gottes zu stehen, da er dann völlig passend war, daselbst zu sein. Es ward ihm kundgetan, daß er ein aus dem Feuer geretteter Brand war, doch seine Un- gerechtigkeit ward von ihm genommen, und er ward in Feierkleider gekleidet. Getrennt vom Tode Christi und der Reinigung durch Sein Blut kann von keinem die Unge- rechtigkeit hinweggenommen werden, und keiner kann mit Feierkleidern bekleidet werden, der nicht Christum als seine Gerechtigkeit hat. Das alles ist reines Erbarmen und eine Gabe unendlicher Gnade, und wem das zuteil wird, der ist lediglich ein bußfertiger Sünder ohne irgendein Anrecht von sich selbst aus. Er braucht nicht zu stehlen, denn alles, was er braucht, wate ihm nach dem Reichtum der Gnade Gottes umsonst gegeben. Alles dies aber in Wahrheit zu erkennen, muß Gott mit der Seele persön- lich zu tun gehabt haben, so daß sie wahrhaft von der Sünde überführt ist und den Wert Christi und der Er- lösung in lhm zu schätzen weiß. Jedes christliche Bekennt- nis ohne diese Grundlage kann nur als ein Stehlen dessen, was ihm nicht gehört, betrachtet werden, und das endet in Verdammnis. Der Herr sagte in Matth. 15, 13: „Jede Pflanze, die mein himmlischer Vater nicht gepflanzt hat, wird aus- gerottet werden", und in Matth. 7, 2 u. 23: „Viele werden an jenem Tage zu mir sagen: Herr, Herr I haben wir nicht durch deinen Namen geweissagt und durch deinen Namen Dämonen ausgetrieben und durch deinen Nanien viele Wunderwerke getan? Und dann werde ich ihnen beken- nen: Ich habe euch niemals gekannt; weichet von mir ihr Wirker der Gesetzlosigkeit." Solche hatten des Herrn 144 Namen gestohlen und ihn in wunderbarer Weise ge- braucht, ohne ein Recht dazu zu haben. In Apg. 19, 13-17 unternahmen es etliche jüdische Beschwörer zu Ephesus über die, die böse Geister hatten, den Namen des Herrn Jesu anzurufen, doch auf ihren Lippen war das ein ge- stohlener Name, sie hatten kein Recht auf ihn und hatten die Folgen zu tragen. So wird es allem Bekenntnis er- gehen, das nicht seine Wurzeln in einem wahren Werke Gottes in der Seele hat. Falsch schwören beim Namen Jehovas besagt, daß man etwas Unrechtes dadurch gutheißt, daß man jenen Namen damit in Verbindung bringt. Jehova wird den nicht für schuldlos halten, der das tut (2. Mose 20, 7). Im Christen- tum hat man den Namen des Herrn mit vielem verbun- den, das Er haßt, und das wird sicher Sein Gericht dar- auf herabführen. Wenn wir den Namen des Herrn nen- nen, müssen wir von Ungerechtigkeit abstehen, das heißt von dem, was in Seinen Augen nicht recht ist (2. Tim. 2, 19). In Vers 5-11 sieht Sacharja ein anderes Gesicht, und diesmal ist es ein Epha, in dessen Mitte ein Weib saß, welches die „Gesetzlosigkeit" genannt wird, sie wird wie- der hineingeworfen. Das entspricht dem, was im Neuen Testament das Geheimnis der Gesetzlosigkeit genannt wird, das in den Tagen der Apostel zu wirken begonnen hatte (2. Thess. 2, 7), es wird weiterhin wirksam sein und im völligen Abfall enden. Daraus, daß das Weib in einem durch ein Bleigewicht verschlossenen Epha saß, können wir schließen, daß es Gott gegenwärtig gefällt, der Ge- setzlosigkeit gewisse Schranken zu setzen, und das ist ein großer Trost für das Volk Gottes. Welche Freiheit auch die Menschen im Bösestun zu haben scheinen, sie dürfen nicht über ein gewisses Maß hinausgehen. Das Geheimnis der Gesetzlosigkeit besteht gleichsam neben den goldenen Lampen von Kap. 4. Die Anfangsgründe des Abfalls sind da, und Gott will, daß Sein Volk sie erkennt, aber auch 10 Kleine Propheten 145 sieht, daß Er ihnen Schranken gesetzt hat. Die Gegenwart der Versammlung auf Erden als das Gefäß des Geistes ist eine solche Schranke der Gesetzlosigkeit. Je mehr die Wesenszüge des Gefäßes des Lichts zum Vorschein kom- men, desto mehr wird dem Bösen Einhalt getan. Das Offenbarwerden von Geistlichkeit in den Heiligen ist in dieser Hinsicht von höchster Wichtigkeit. Gott geht zu seiner Zeit auf Seine Weise im Gericht gegen die Gesetzlosigkeit vor. Er tut das nicht öffentlich, ehe es völlig zur Reife gekommen ist, und das geschieht nicht vor der Beseitigung der noch bestehenden Schranken. Unser Schriftwort sagt uns, daß dem Epha im Lande Sinear ein Haus gebaut werden wird, worin es seinen Platz findet. Der Grundgedanke davon wird schließlich zur völligen Entfaltung kommen, und dann wird Gott das richten. Hier sehen wir nicht, daß die Gesetzlosigkeit ver- nichtet oder verzehrt wird, es werden ihr nur Schranken gesetzt, ihr Gericht wird bis dahin aufgeschoben, wo ihr Wesen völlig offenbar werden wird. Paulus belehrt die jungen Gläubigen zu Thessalonich darüber, es ist dies da- her etwas, was wir alle verstehen sollten. Das Geheimnis der Gesetzlosigkeit ist das Werk Satans, das seinen Höhepunkt erreicht in dem Offenbarwerden des Menschen der Sünde. Das wird uns in dem Weibe im Epha dargestellt, sie ist ein Bild der Wirksamkeit des gesetzlosen Willens, und dies besonders in dem Kreise, wo Licht von Gott vorhanden war. Wenn wir diesen Grund- satz der Gesetzlosigkeit nicht richten, wird er in uns dem entgegenwirken, was von Gott ist, und die Wesenszüge des Gefäßes des Lichts werden in uns nicht offenbar. Gott dagegen wirkt in Seinen Heiligen dahin, daß sie dem „Leuchter ganz von Gold" entsprechen, also ein durch Geistlichkeit gekennzeichnetes Gefäß sind, in dem alles zum Ausstrahlen göttlichen Lichtes beiträgt. 146 Kapitel 6 Das Gesicht von Sach. 6, 1-8 enthält eine Belehrung, die für uns ebenso wichtig ist wie für den Uberrest jener Tage. Es zeigt uns, daß Gott nicht aufgehört hat, für eine Regierung in der Welt zu sorgen, wenn Er auch Seinen Thron von Jerusalem weggenommen hat. Laßt uns daran gedenken, daß es in 1. Chron. 29, 23 heißt: „Und Salomo saß auf dem Thron Jehovas", und daß die Königin von Scheba sagte: „Gepriesen sei Jehova, dein Gott, der Gefallen an dir gehabt hat, dich auf seinen Thron zu setzen als König für Jehova, deinen Gott!" (2. Chron. 9, 8.) Jehovas Thron war damals in Jerusalem; es bestand eine unmittelbare Regierung Gottes auf Erden in der Mitte Israels. Diese hing jedoch von dem Gehorsam und der Treue Israels ab, und besonders von der seiner Könige. Die Gefangenschaft zeigte, daß der Thron Jehovas nicht länger mehr in Jerusalem war. Israel hatte alles verwirkt, Gott gab die Obergewalt ausdrücklich in die Hände der Nationen, wie das in dem großen Bilde von Nebukad- nezars Traum dargestellt ward (Dan. 2). Wir haben jetzt „die Zeiten der Nationen" (Luk. 21, 24). Gott ließ nicht alles aufs Geratewohl weitergehen, Er übergab die Ober- gewalt gewissen Mächten, die Ihm dafür verantwortlich sind, wie sie diese Obergewalt ausüben. Wenn sie die. ihnen anvertraute Macht mißbrauchen, so wird Gott sie richten, es wird schließlich offenbar werden, daß diese Macht, wie alles, was Gott der Verantwortlichkeit des Menschen an- vertraut hat, ein Gegenstand des Gerichts ist. Der Stein, der sich ohne Zutun von Händen losriß, traf das Bild auf seine Füße, und alle seine Teile wurden zermalmt. Die Macht der Nationen wird gerichtet und zermalmt, und die ganze Erde wird unter der Herrschaft Christi mit Segen erfüllt werden. Der Thron Jehovas auf Erden wird wieder aufgerichtet werden, doch nicht zeitweilig, auf Grund von Satzungen, die durch des Menschen Untreue 147 gebrochen werden können, sondern auf die Dauer, da ihn Einer übernimmt, der in jeder Hinsicht die Herrschaft aufrechtzuerhalten vermag. Das Volk, dem Sacharja weissagte, hatte zweifellos den Propheten Daniel gelesen und wußte somit etwas von den vier aufeinanderfolgenden Reichen, die vor der Aufrich- tung des Reiches Christi ihren Lauf vollenden würden. Diese Reiche wurden dem Sacharja unter dem Bilde von vier Wagen dargestellt, doch der Geist Gottes betrachtet sie hier in einer Eigenart, die im Buche Daniels nicht vor uns kommt. Dort haben wir das Öffentliche oder Ge- schichtliche der vier Reiche, wie es ihrer Darstellung dem Nebukadnezar gegenüber entsprach, doch hier erklärt der Engel die vier Wagen mit den Worten: „Diese sind die vier Geister des Himmels, welche ausgehen, nachdem sie sich vor den Herrn der ganzen Erde gestellt haben" (V. 5). Sie stehen also in einer bestimmten Beziehung zur Aus- führung der Pläne Gottes, des „Herrn der ganzen Erde". Gott will, daß Seine Heiligen die Reiche der Nationen der- art betrachten; es ist dies gleichsam ein Sonderanblick, der dem Glauben vorbehalten ist, doch ein sehr tröstlicher, wenn wir ihn geistlich erfassen. Das zeigt, daß Gott in Seiner Regierung und Vorsehung während der Zeit der aufeinanderfolgenden Reiche der Nationen wirksam ist. Die Mächte der Nationen sind sich dessen nicht bewußt, doch dem Glauben des Überrestes wird das kundgetan. Es ist die nach außen hin verborgene Seite der Zeiten der Nationen. Diese ganze Zeit über geht etwas vor, was den Augen der Menschen verborgen ist, doch Gottes Vorsehung gemäß der Förderung der Pläne des Herrn der ganzen Erde dient, und dies während des langen Zeitabschnitts zwischen der Beiseitesetzung des Thrcnes Jehovas auf Erden und dem Kommen Christi, wo Gottes Regierung öffentlich in Macht aufgerichtet werden wird. Das zu wis- sen ist ein großer Trost für den Glauben. Die Unerschütterlichkeit dieser geheimen Regierung 148 Gottes .wird in den zwei Bergen von Erz dargestellt, zwischen denen die vier Wagen hervorkamen. Gott will, daß wir wissen, daß Er in allem festen Grundsätzen ge- mäß die Obergewalt hat, so daß keine Macht des Men- schen dagegen aufkommen kann, obwohl alles unbeständig erscheint und meist durch den Widerstreit menschlichen Ehrgeizes gekennzeichnet wird, ja manchmal sogar durch ein Ubergewicht des Bösen. Sacharja weissagte zur Zeit des zweiten Wagens. *Das große Haupt der Macht der Nationen hatte völlig versagt, der ihm anvertrauten Verantwortlichkeit zu entsprechen, und war unter Gottes Gericht gekommen, deshalb sagt Er: „Siehe, die, welche nach dem Lande des Nordens aus- gezogen sind, haben meinen Geist Ruhe finden lassen (oder meinen Zorn gestillt) im Lande des Nordens" (V. 8). Gott hatte Babel wegen seines Hochmuts, seines Götzen- dienstes und seiner Grausamkeit gegen Sein Volk ge- richtet und deutete damit an, daß alle die Mächte der Nationen, die ihrer Verantwortlichkeit nicht entsprechen würden, schließlich ebenso von Ihm gerichtet werden würden. In Cyrus, dem Kores der Bibel, nun hatte Gott eine Macht erweckt, die Seinem Volke günstig war und den Bau Seines Hauses durch den aus Babel erretteten Überrest förderte. Die Welt sieht in ihm nur einen großen Eroberer, doch der Glaube des Volkes Gottes erkennt, daß durch ihn ein Geist des Himmels das Gericht Babels und die Befreiung des Uberrestes vollzog. Man könnte sagen, das liegt so klar zu Tage, daß es kaum des Glaubens be- darf, es zu erkennen, doch was bei ihm so klar war, war und ist es bei all den Reichen der Nationen. Jedes war in gewissem Sinne das Werkzeug, Gottes Plan zu fördern. Wir haben deshalb die obrigkeitliche Gewalt, als von Gott eingesetzt und verordnet, anzuerkennen, wie es auch Pau- lus in Röm. 13 zum Ausdruck bringt: „Sie ist Gottes Dienerin, dir zum Guten" (V. 1 u. 4), und desgleichen in Tit. 3, 1: „Erinnere sie, Obrigkeiten und Gewalten unter- 149 worfen zu sein, Gehorsam zu leisten." Und Petrus sagt: „Unterwerfet euch aller menschlichen Einrichtung um des Herrn willen: es sei dem Könige als Oberherrn oder den Statthaltern als denen, die von ihm gesandt werden zur Bestrafung der t7beltäter, aber zum Lobe derer, die Gutes tun" (1. Petr. 2, 13 u. 14). .Alles das hat mit unserem Erfassen eines Umstandes zu tun, dessen sich die Obrigkeiten vielleicht ganz und gar nicht bewußt sind. Wir sehen, daß die „Geister des Himmels, die ausgehen, nachdem sie sich vor den Herrn der ganzen Erde gestellt haben", einen Platz darin haben. Das ist die Wahrheit, selbst wenn schlechte Menschen Herrschaftsstellungen innehaben. Gott teilte sogar dem Nebukadnezar in den Worten mit, „daß der Höchste über das Königtum der Menschen herrscht und es verleiht, wem er will, und den Niedrigsten der Menschen darüber bestellt" (Dan. 4, 22). Seit Beginn der Zeiten der Nationen sollte Gottes treuer Uberrest darauf achten, die bestehen- den Obrigkeiten anzuerkennen und ihnen untertan zu sein. Von dem vierten Wagen heißt es: „Und die Starken ziehen aus und trachten danach, die Erde zu durchziehen. Und er sprach: Gehet, durchziehet die Erde! Und sie durchzogen die Erde" (V. 7). Wir können verstehen, daß das Römische Reich einen besonderen Platz in diesem Gesicht hat, weil zu seiner Zeit Christus kommen und die Versammlung auf Erden sein sollte. Das entsprach der Weisheit Gottes; die „starken" Rosse hatten daher einen besonderen Auftrag, der keinem der anderen zuteil wurde. Wir können sicher sein, daß Gott besonderen Anteil an der Art der Macht aus den Nationen nahm, die am Ruder war, als Er Seine größten Taten vollbrachte. Es war kein Zufall, daß das Römische Reich das Gebiet umfaßte, wo sich im allgemeinen das Christentum ausbreitete. Das war Gottes Fügung, und die Mächte wurden dem Christentum günstig. Welche menschlichen Beweggründe auch dabei wirksam sein mochten, es ward ein gewisses Licht über 150 Gott verbreitet, das in der heidnischen Welt keinen Platz hatte. Insofern das geschah, kam es den Menschen zu- gute. Es scheint mir, daß die Worte des Engels in Sach. 6 darauf schließen lassen, daß Gott immer in Verbindung mit den von Ihm hienieden eingesetzten Regierungsmäch- ten eine gewisse Wirksamkeit entfaltet. Sie geschieht im Verborgenen, doch der Glaube nimmt sie wahr. Ich denke, Paulus hat dessen eingedenk zu Felix, Festus, Agrippa und Nero gesprochen. Sie vertraten die göttliche Regierungs- gewalt in dieser Welt, er die göttliche Gnade, und er redet mit all der ihrer Stellung gebührenden Hochachtung zu ihnen. In Vers 9 kommen wir nun zu einem anderen Gegen- stand. Einige der aus Babel gekommenen Weggeführten vermochten Silber und Gold zu geben, woraus Kronen zu machen waren, die auf das Haupt Josuas, des Hohen- priesters, gesetzt werden sollten. Die Regierung Gottes hatte unter den ersten der vier Reiche einen schweren Druck auf das Volk Gottes ausgeübt, doch die Folge da- von war, daß sie etwas erlangten, wodurch das Priester- tum Gewinn hatte. Das wirft ein Licht auf das, was die Regierung Gottes in der Verborgenheit zustandebringt. Die Gefangenschaft war die Folge einer langen Untreue und des Abfalls, doch sie brachte denen, die sich ihr in der Furcht Gottes unterwarfen, Gewinn. Manche von uns mögen erkennen, daß sie infolge unseres Unrechttuns in eine Art Gefangenschaft geraten sind. Ich denke, es gibt sehr wenige Heilige, die nicht eine Zeitlang unter der Regie- rung Gottes zu leiden hatten, die sie das ernten ließ, was sie gesät hatten. Doch welch einen Trost können wir aus der vorliegenden Schriftstelle schöpfen, die uns zeigt, daß wir, wenn wir uns der Regierung Gottes unterwerfen, geistlichen Reichtum erlangen. Der allgemeine Zustand des christlichen Bekenntnisses heutzutage ist einer der Gefangenschaft. Es ist nur wenig von dem zu finden, was der Apostel „unsere Freiheit" 151 nennt, „die wir in Christo haben" (Gal. 2, 4), und das ist die Folge eines derart langen Abweichens von der Wahr- heit, daß die meisten es als ein normales Christentum hinnehmen. Doch die, welche diese Knechtschaft gefühlt haben sowie den Gegensatz von dem allem zu den Gedan- ken Gottes, sind mit großem geistlichen Gewinn daraus hervorgegangen. Viel „Silber und Gold" ward bei denen gefunden, die durch die Ubungen der Gefangenschaft ge- lernt haben, Jerusalem und das Haus Gottes zu schätzen. Silber redet von dem, was der in der Gnade der Erlösung gekannte Gott ist. Es gab einen großen Zuwachs an geist- lichem Reichtum, als die Gläubigen im Lichte der Schrift das zu betrachten iiegannen, was das Ergebnis des Todes Christi war..Gewisse große und kostbare Dinge sind nun auf Grund der Tatsache Wirklichkeiten geworden, daß Christus starb und Sein Blut vergossen ward. So sind zum Beispiel die Sünden der Gläubigen hinweggetan worden, und Gott wird ihrer nie mehr gedenken; die Folge davon ist, Christus führt Seine Erlösten auf eine • priesterliche Weise zu Gott, sie sind durch Sein Blut nahe geworden (Eph. 2, 13), kennen die Liebe Gottes und sind mit Ihm versöhnt. Im Werte der Versöhnung stehend, gibt es kei- nen Schatten der Entfernung zwischen den Versöhnten und dem gepriesenen Gott. Das „Gold" sodann läßt uns an die göttliche Herrlichkeit denken, die darin ausstrahlt, daß solchen ein gänzlich neuer Platz vor Gott verliehen wird, nämlich der von Kindern und Söhnen; es führt un- sere Gedanken zu dem, was in der Kraft einer neuen Schöpfung Bestand hat, das umfaßt eine Weltordnung, in der das Alte vergangen und alles neu geworden ist, alles „aber von dem Gott, der uns mit sich selbst versöhnt hat durch Jesum Christum" (2. Kor. 5, 17 u. 18). Wie ver- schieden ist alles das von dem, was sich in der religiösen Welt durchgesetzt hat! Doch eben dies schafft Kronen für das Priestertum. In unseren Tagen ist nichts wichtiger, als das, ,daß der Priesterdienst einen höheren Platz bekommt, 152 und ich glaube, daß es Gottes Absicht ist, dies durch alles das, was vorgeht, zustandezubringen. Niemand kann bezweifeln, daß Gott gegenwärtig mit den Völkern Europas in besonderer Weise redet; und Sein Volk geht in vielen Ländern durch große ,Drangsal. Doch das in uns Gewirkte soll uns „Silber und Gold" verschaf- fen, das heißt eine zunehmende Erkenntnis Gottes, die uns befähigt, dem Priesterdienst einen größeren Platz zu geben. Wir sollten mehr darauf bedacht sein und nicht bloß darauf, Trost zu erlangen. Es besteht die Möglich- keit, daß der Dienst Gottes eine Gestaltung erfährt, die über das hinausgeht, was wir bisher in der Versammlung gekannt haben. Es können neue Kronen gemacht werden; und die, die ihren erlangten Reichtum bringen, um sie her- zustellen, denen werden. sie „zum Gedächtnis sein im Tem- pel Jehovas" (V. 14). Sollte nicht jeder,. der Gott liebt, begehren, ein 'derartiges Gedächtnis zu haben, und das herbeibringen, was zur Würde und Herrlichkeit des Priesterdienstes beiträgt! Zu der Zeit nun, wo Josua die Kronen auf sein Haupt gesetzt werden, empfängt er auch ein besonderes Wort von Jehova über Christum. Wir können sicher sein, daß, wenn priesterliche Zustände unter uns gefördert werden, unsere Erkenntnis über Christum sich sehr. erweitert. Er wird als Der erkannt werden, der in Wahrheit den Tem- pel baut. In Vers .12 u. 13 heißt es: „Siehe,, ein Mann, sein Name ist Sproß; und er wird von seiner Stelle auf- sprossen und den Tempel Jehovas 4auen, ja, er wird den Tempel Jehovas bauen." Es wird kein geistliches Ver- ständnis über den Tempel, wie er heute besteht, geben, es sei denn, wir sehen, daß Christus Der ist, der ihn baut. Wenn unser verantwortliches Bauen nicht dem Christi entspricht, so ist es wertlos. Es ist lebenswichtig, den Mann zu betrachten, dessen Name Sproß ist. Seine Ankunft war in den Tagen Sacharjas noch zukünftig, doch wir kennen Ihn als Den, der als ein heiliger Mensch gekommen ist, 153 und in dem alles, was zum Wohlgefallen und zur Herr- lichkeit Gottes ist, zum Ausdruck kam. Gott hat dem David einen gerechten Sproß erweckt, und er ist der Ver- heißung gemäß aus dem Samen Davids (Jer. 23, 5; 33, 15). Die Tatsache, daß Er Sproß genannt wird, deutet die Frische und Lebenskraft von dem an, was in Ihm hervor- sproßte, damit es die Gerechtigkeit und Schönheit und Herrlichkeit Seiner Heiligen sei, und so ist Er „zur Vor- trefflichkeit und zum Schmuck für die Entronnenen Is- raels" (Jes. 4, 2). Ein Sproß entfaltet Lebenskraft und ist ein passendes Sinnbild oder Titel von Dem, der als „die Frucht der Erde" erschien und auf so wunderbare Weise als Sohn einer Jungfrau geboren wurde (Jes. 7, 12). Das Wort: „Er wird von seiner Stelle aufsprossen", zeigt, wie völlig Er allem entsprach, was der Wille Gottes Ihm ersehen hatte, und von Seiner Kindheit an bis zum Mannesalter einen Gehorsam entfaltete, der allezeit voll- kommen war und bei jedem Schritt immer völliger offen- bar ward. Dieses wunderbare Leben ist in der Tat ein ewiges Studium für die Herzen aller Erlösten. Ich denke, es geht nicht zu weit, wenn ich sage, dadurch, daß wir sehen, wie Er Seinen Platz hienieden im Fleische aus- fiillte, haben wir zu lernen, wie Er jeden Platz der Herr- lichkeit ausfüllen wird. In gewissem Sinne ist Sein Platz im Fleische wunderbarer als jeder andere, den Er je aus- füllen wird, da Er in ihm „an dem, was er litt, den Ge- horsam lernte" (Hebr. 5, 8). Er kam in einem für Ihn bereiteten Leibe in die Welt, um den Willen Gottes zu tun, und ward bis zum Tode gehorsam, obwohl Er der „Herr der Herrlichkeit" war (Phil. 2, 8; 1. Kor. 2, 8). Sein Tod wird in Sach. 6 nicht erwähnt, weil der Geist Gottes hier das Augenmerk auf Ihn als den Erbauer des Tempels richtet, sodann auf Den, der Herrlichkeit trägt und auf Seinem Throne herrscht und Priester sein wird auf diesem Throne. Aus anderen Schriftstellen aber wissen 154 wir, daß Er das alles tun wird auf Grund dessen, daß Er Gott in Seinem Tode verherrlicht hat. „Und er wird den Tempel Jehovas bauen, ja, er wird den Tempel Jehovas bauen." Welch einen neuen Gedan- ken über den Tempel bekommen wir, wenn wir sehen, daß Er ihn baut! Das wird noch einmal wiederholt, damit wir es besonders beachten. Aus Hebr. 3, 3 erhellt, daß Jesus der Erbauer des Hauses ist: „Denn dieser ist größerer Herrlichkeit würdig geachtet worden als Moses, insofern größere Ehre als das Haus der hat, der es bereitet hat." Er erwählte am Anfang Seines Dienstes Simon dazu, ein Stein in diesem wunderbaren Bau zu sein. Denken wir mit Wohlgefallen an die Unumschränktheit der Liebe, die uns einen derartigen Platz ausersehen 'hat? Würden wir es nicht gern sehen, daß Er uns in jenem heiligen Tempel dahin setzt, wo Er will? Die Bauenden in Sacharjas Tagen ermutigte der Gedanke, wie Christus den Tempel bauen würde. Wir sind verantwortlich, dem Lichte gemäß zu bauen, das uns Christus über Sein Bauen gegeben hat. Wir werden da nicht in einer fleischlichen, sondern in einer geistlichen Weise tätig sein, da wir wissen, daß nur geist- licher Baustoff für ein geistliches Haus geeignet ist. Dann heißt es weiter: „Und er wird Herrlichkeit tra- gen"; Er ist der wahre „Eljakim", an den „die gesamte Herrlichkeit seines Vaterhauses" gehängt wird (Jes. 22, 20 u.24). Er ist groß genug, die Herrlichkeit, die wir heute kennen, aufrechtzuerhalten: Er sagte: „Und die Herrlich- keit, die du mir gegeben hast, habe ich ihnen gegeben" (Joh. 17, 22). Das wahre Wesen der Sohnschaft erkennen wir, indem wir sehen, daß Christus ihre Herrlichkeit vor dem Vater trägt, es ist dies aber. eine Herrlichkeit, die Er den Seinen gibt. Es gibt noch andere Herrlichkeiten, die Er trägt, auf die auch in Joh. 17 hingewiesen wird, und Er wird derer am Tage der Zukunft viele tragen, „wenn er kommen wird in seiner Herrlichkeit und der des Vaters und der heiligen Engel" (Luk. 9, 26). Was die gegen- 155 wärtige Zeit anlangt, so trägt Er die Herrlichkeit der den von Gott Berufenen verliehenen Gunst oder Wohlannehm- lichkeit, so daß wir die Herrlichkeit der Gnade Gottes in Ihm sehen. In Vers 13 heißt es dann weiter: "Und er wird auf sei- nem Throne sitzen und herrschen." Das verweist zweifel- los auf Seine künftige Herrschaft, wo Er in Ruhe Sein Reich beherrscht, doch es ist gut, uns daran zu erinnern, daß Er jetzt ein Reich hat: der Vater hat uns in das Reich des Sohnes Seiner Liebe versetzt, Er ist der wahre Salomo (Kol. 1. 13). Dieser Zusammenhang läßt uns daran ge- denken, daß es Salomo war, der das Haus baute; sein Reich wurde eingesetzt, damit er dem Namen Jehovas ein Haus baue. Seine Friedensherrschaft war nötig, da- mit nichts den Bau des Hauses hindere. Christus kann nichts Ununterwürfiges gebrauchen, nur unter Seine Herr- schaft Gekommene sind der geeignete Baustoff für Got- tes Haus. Doch Seine Herrschaft ist, wie wir wissen, eine Herrschaft der Liebe; Sein Reich ist von Liebe durch- drungen. denn Er ist der Sohn der Liebe des Vaters. Und Er „wird Priester sein auf seinem Throne" (V. 13). Als königlicher Priester ist Er nach der Ordnung Melchi- sedeks. wie wir aus Hebr. 6, 20 sehen. Er dient Seinem Volke priesterlich, der Größe Seiner Person entsprechend und der Größe Seines Platzes gemäß, „zur Rechten des Thrones der Majestät in den Himmeln" (Hebr. 8, 1), und wir können dem hinzufügen, gemäß der Größe des Wertes und des Ergebnisses der Aufopferung Seiner Selbst (Hebr. 9, 26). Er dient auch vor Gott, damit nichts im Dienste des Hauses mangle. Wie sehr würde gerade diese Er- wägung unsere Gedanken erheben! Den Bauenden in den Tagen Sacharjas ward dies prophetisch geoffenbart, um sie zu ermutigen; wie viel ermutigender ist das für uns, da das prophetische Wort nun eine große und wunderbare Wirklichkeit geworden ist. Dann heißt es schließlich: „Und der Rat des Friedens 156 wird zwischen ihnen beiden sein" (V. 13). Das ist eine der vielen Schriftstellen, die uns die Gottheit des Messias klar bezeugen, denn hier ist von dem Messias und Jehova die Rede. Von einem „zwischen ihnen beiden" könnte nicht gesprochen werden, wenn der hier genannte Mensch keine göttliche Person wäre. Kap. 13, 7 bestätigt dies mit den Worten: „Schwert, erwache wider meinen Hirten, ja wider den Mann, der mein Genosse ist, spricht Jehova der Heerscharen." Das erinnert an solche Worte im Evan- gelium Johannes wie: „Ich und der Vater sind eins" (Joh. 10, 30). Alles in Gottes Vorsätzen der Segnung ist zwischen Ihm und Seinem Gesalbten festgesetzt worden, so daß da ein Zusammenbruch unmöglich ist. Dann heißt es: „Entfernte werden kommen und am Tempel Jehovas bauen"; die Nationen werden somit Teil an diesem heiligen Werke haben, wie es jetzt der Fall ist. Aber alles Bauen hat in dem Lichte zu geschehen, wie es der Uberrest in den Tagen Sacharjas in prophetischer Weise empfing. Kapitel 7 Etwa zwei Jahre nach dem Beginn des Bauens des Hauses kamen einige Männer, „um Jehova anzuflehen und um den Priestern des Hauses Jehovas der Heer- scharen und den Propheten zu sagen: Soll ich weinen im fünften Monat, mich enthaltend, wie ich schon so viele Jahre getan habe?" (V. 2 u. 3.) Diese Männer halfen nicht das Haus bauen, sie entsprachen dem Laufe der Gedanken Gottes ganz und gar nicht. Sie hatten den Druck der Ge- fangenschaft in einer natürlichen Weise empfunden und den äußeren Anschein der Anerkennung Gottes gewahrt, wie es die Leute so oft tun, wenn Seine Hand auf ihnen ruht, doch es war keine echte L7bung vor Gott. Sehr oft beruhigen die Menschen ihr Gewissen dadurch, daß sie Gott nach außen hin in gewisser Weise anerkennen, aber 157 überhaupt nicht wahrhaft zu Ihm umkehren. Deshalb lautete das Wort Jehovas: „Habt ihr. irgendwie mir ge- fastet ?" (V. 5.) In Zeiten der Drangsal wünschen die Menschen wohl, daß Gott ihrethalben eingreife, aber sie tun keine wahre Buße, und sogar Sein Volk kann dahin kommen, zu denken, daß es genügt, den eigenen Zustand der Form nach anzuerkennen oder in Niedriggesinntheit weiterhin den eigenen Willen zu tun, ohne Ubungen, die unser Zustand erfordert, ins Angesicht zu schauen. Das ist jedoch eine eitle Hoffnung, Gott schaut bei denen, die mit Ihm zu tun haben, nach Wirklichkeit aus Das Wort Jehovas an Sacharja lenkte daher das Augen- merk auf den sittlichen Zustand Seines Volkes, und der Hauptgegenstand dabei war, daß unter den Brüdern rechte Beziehungen zueinander bestehen sollten. Ihre Beziehun- gen zu Gott konnten nicht die rechten sein, wenn sie nicht recht gegeneinander handelten. Und so sprach Er: „IIbet ein wahrhaftiges Gericht, und erweiset Güte und Barm- herzigkeit einer dem anderen; und bedrücket nicht die Witwe und die Waise, den Fremdling und den Elenden; und sinnet keiner auf seines Bruders Unglück in euern Herzen. Aber sie weigerten sich, aufzumerken, und zogen die Schulter widerspenstig zurück, und machten ihre Ohren schwer, um nicht zu hören. Und sie machten ihr Herz zu Diamant, um das Gesetz nicht zu hören noch die Worte, die Jehova der Heerscharen durch seinen Geist mittels der früheren Propheten sandte; und so kam ein großer Zorn von seiten Jehovas der Heerscharen" (V. 9-12). In den brüderlichen Beziehungen versagte die Ver- sammlung zuerst; nach Apg. 6, 1 „entstand ein Murren der Hellenisten gegen die Hebräer, weil ihre Witwen bei der täglichen Bedienung übersehen wurden". Wahrschein- lich kann die Wurzel alles Abweichens und der ihm fol- gende Verlust des Segens auf die Schwächung und das Aufgeben der Bande der Liebe zurückgeführt werden, die 158 die Brüder ordnungsgemäß verbinden. Die Versamm- lungen wurden zu bald. Zusammenscharungen, und die Wärme und Freiheit des Familienkreises ging verloren. Wenn die Heiligen aufhörten, einander zu lieben, wie Christus sie liebte, so hatten sie ihre erste Liebe verlassen und waren gefallen und hatten Buße sowie die ersten Werke zu tun (Offb. 2, 4 u. 5). Der Herr möchte, daß wir sehr empfindsam sind, was die Aufrechterhaltung glücklicher Beziehungen zu unseren Brüdern anlangt. In Matth. 5, 23 u. 24 heißt es: „Wenn du nun deine Gabe darbringst zu dem Altar und dich daselbst erinnerst, daß dein Bruder etwas wider dich habe, so laß daselbst deine Gabe vor dem Altar und geh zuvor hin und versöhne dich mit deinem Bruder; und dann komm und bringe deine Gabe dar." Diese Worte des Herrn besagen, unsere Her- zen sollten es beim Nahen zu Gott empfinden, wenn unser Bruder etwas gegen uns hat, und es fühlen, daß wir mit ihm versöhnt sein müssen, bevor wir Gott etwas dar- bringen können. Wenn wir darauf achteten, so würden nicht so viele ungeordnete Klagen vorhanden sein, die manchmal lange Zeit andauern und dadurch einen lähmen- den Einfluß auf die Freiheit im Dienste Gottes ausüben. In der Versammlung zu Philadelphia , sehen wir pro- phetisch die Neubelebung der Versammlung in einem Erberrest zur Zeit des Endes. Philadelphia. bedeutet Bruderliebe, und die Wiederherstellung ist die Folge der Rückkehr zu ihr. Wenn wir die Brüder lieben, werden wir nichts Böses wider sie in unseren Herzen hegen, noch übel von ihnen reden oder ihnen etwas zuleide tun. Wir werden in jeder Hinsicht ihr Wohl suchen, und das kann nur dadurch geschehen, daß wir nach Heiligkeit und Wahrheit trachten. Wir begehren dann, daß Christus an ihnen allen Wohlgefallen hat und dulden deshalb nichts in ihnen, was Christus haßt. ' Wir sind sowohl in Wüstenzuständen Brüder als auch im Lande. Es ist zu beachten, daß Paulus an die Kolosser 159 und Epheser auf Grund dessen schreibt, daß er von ihrer „Liebe zu allen Heiligen" gehört hatte (Eph. 1, 15; Kol. 1, 4). Das scheint die notwendige Voraussetzung zu sein, ihnen das Auferstandensein und die himmlische Stellung der Heiligen zu erschließen. Ich glaube, daß die Heiligen, als die Bruderliebe dahinschwand, die Fähigkeit verloren, diese beiden Briefe zu schätzen. Das Geheimnis dessen, daß Israel das Land verlor, war der Zusammenbruch ihrer brüderlichen Beziehungen. Und so wird hier festgestellt: „Das Land wurde hinter ihnen verwüstet .. . sie machten das köstliche Land zu einer Wüste" (V. 14). Es ist sehr ernst daran zu denken, daß die Versammlung „das Land" aus demselben Grunde erfahrungsgemäß verlor wie Israel. Das Land kann nur in der göttlichen Natur genossen wer- den, also in der Natur, die wir als aus Gott Geborene haben, und diese wird in der Bruderliebe offenbar. Damit können wir die Richtung verstehen, in der Gott zur Wiederherstellung an unserem Tage wirkt. Im einzelnen führt das das nächste Kapitel aus, was in der Tat davon redet, wie Gott Jerusalem zukünftig wiederherstellen wird, doch wir können das dem Geiste und Grundsatze nach auf das anwenden, was Gott heute tut. Das heißt, Er führt Seine Heiligen der Vevsammlung zu Seinen eigenen Ge- danken zurück, wie Er es am Tage der Zukunft mit Israel tun wird. Kapitel In diesem Kapitel sehen wir Jehova „für Zion mit großem Eifer" eifern und nach Zion zurückkehren, damit es kraft Seiner Gegenwart und Macht derart gestaltet werde, wie es Seinen Gedanken entspricht. Zion stellt, soviel wir wissen, das unumschränkte Erbarmen dar, Jerusalem dagegen Seine die ganze Welt umfassenden Gedanken, zu denen Er hier nach der langen Zeit des Abweichens Seines Volkes wieder zurückkehrt. Gott hatte 160 Seine Gedanken nicht aufgegeben, wohl aber Sein Volk, und nun wendet Er Sich in besonderem Erbarmen zu Seinem Volke und bringt es zurück. Das ist es, was Er gegenwärtig den Heiligen der Versammlung gegenüber tut. Die Folge davon, daß Gott mit Seinem Volke ist, offenbart sich darin, daß es Wahrheit und Heiligkeit kennzeichnen: „So spricht Jehova: Ich kehre nach Zion zurück und will in- mitten Jerusalems wohnen; und Jerusalem wird genannt werden ‚Stadt der Wahrheit', und der Berg Jehovas ,der heilige Berg' (V. 3). Das steht in Beziehung zu dem, was wir über die Versammlung zu Philadelphia sagten, der Sich der Herr als „der Heilige und Wahrhaftige" dar- stellt (Offb. 3, 7). Wenn Gottes Erbarmen eingreift, Abge- wichene wiederherzustellen, so wird die Frucht dieses Werkes in Liebe, Wahrheit und Heiligkeit offenbar. Ge- trennt davon kann nicht erkannt werden, daß Gott mit Seinem Volke ist. Gott wirkt nicht dahin, bloße Grundsätze aufzustellen, von denen wir bekennen, daß sie von Ihm herrühren, sondern dahin, daß Personen als solche, die an Seinem Wirken teilhaben, in ihrem Wandel gekennzeichnet wer- den. „So spricht Jehova der Heerscharen: Es werden noch Greise und Greisinnen in den Straßen von Jerusalem sitzen, ein jeder mit seinem Stabe in seiner Hand vor Menge der Tage. Und die Straßen der Stadt werden voll sein von Knaben und Mädchen, die auf ihren Straßen spielen" (V. 4 u. 5). Das ist ein schöner Hinweis darauf, daß in Gottes Stadt Raum für jede Altersstufe geistlichen Lebens ist. Die Greise und Greisinnen stellen solche dar, die eine lange Erfahrung der Treue und des Erbarmens Gottes durchgemacht haben; ihre Gegenwart in der Ver- sammlung ist sehr hoch zu schätzen. Die Zeit tätiger Arbeit ist vorüber, doch sie sind da als geruhsame Zeugen dessen, was Gott gewirkt hat. Die „Knaben und Mädchen- reden von dem jungen Leben, das kennengelernt hat, in der Versammlung glücklich zu sein. Es ist ein Zug der 11 Kleine Propheten 161 gegenwärtigen Wirksamkeit Gottes, daß sich so viele junge Leute öffentlich mit dem Namen des Herrn und' Seinen Heiligen einsmachen, die in der Wahrheit 'zu wandeln suchen, sie finden wahrhafte Freude daran, dies zu tun. Wie ermutigend, zu wissen, daß Gott sogar auf „Knaben und Mädchen" achtet, die ihren Platz in Seiner Stadt haben. Er liebt es, sie in der Versammlung als solche zu sehen, die sich ihres Platzes daselbst erfreuen. Junge Leute sind der geistlichen Möglichkeiten in Verbindung mit ihnen halber hoch zu schätzen; diese werden das künftige Geschlecht kennzeichnen. Laßt uns ihnen in Wort und Beispiel die ganze geistliche Hilfe bringen, zu der wir imstande sind. Die zwischenliegenden Altersstufen werden hier nicht erwähnt, doch die Tatsache, daß von den Ältesten und Jüngsten gesprochen wird, deutet darauf hin, daß es der Stadt an keiner Altersstufe mangelt. Das ist Gottes Gedanke über Seine Versammlung, und Er stellt uns das vor, um uns sogar in den Tagen des Überrests zu ermutigen. Nach Vers 6 mag das in den Augen des Über- rests „wunderbar" sein, doch nicht in Gottes Augen, es ist nicht zu schwer für Ihn, es zustande zu bringen. Er wird Sein Volk dahin bringen, Seinen Gedanken zu ent- sprechen, auch wenn dieses nur ein Uberrest ist. Die nächste Abteilung unseres Kapitels ist besonders ermutigend, weil sie zeigt, daß sogar die Grundlegung des Hauses Gottes einen gewaltigen Unterschied zur Folge hatte. Das ist für uns heutzutage eine Ermunterung, wenn wir eben erst einen Anfang mit dem Herzensvorsatz ge- macht haben, daß Gott ein Haus haben soll, wo Ihm Seinen Gedanken gemäß gedient wird. Das verändert un- sere Lage in den Augen Gottes und sichert uns Seinen Segen. In der religiösen Welt um uns her dient man Gott den Gedanken der Menschen gemäß, doch wie kann das Gottes Haus sein, wo man Ihm nicht erlaubt, Seine eigenen Wege zu gehen? Deshalb gab es keinen rechten Ertrag des Erbes. „Denn vor diesen Tagen war kein Lohn für 162 die Menschen und kein Lohn für das Vieh, und der Aus- und Eingehende hatte keinen Frieden vor dem Bedränger, und ich ließ alle Menschen gegeneinander los" (V. 10). Daraus erhellt, daß, wenn wir nicht daran denken, daß Gott Seinen Platz und Sein Teil bekommt, es uns übel ergeht. Dann hört die Ackerpflege im geistlichen Sinne auf, die Felder liegen brach, der Weinbau wird vernach- lässigt, und es gibt weder eine Getreide- noch Weinernte. Doch sowie nur ein Anfang mit dem Legen des Grundes zum Hause Gottes gemacht wird, ändert sich sofort alles. „Nun aber will ich dem Überreste dieses Volkes nicht sein wie in den früheren Tagen, spricht Jehova der Heer- scharen; sondern die Saat wird gedeihen, der Weinstock wird seine Frucht geben, und die Erde wird ihren Ertrag geben, und der Himmel wird seinen Tau geben, und dem Überrest dieses Volkes werde ich das alles zum Erbteil geben" (V. 11 u. 12). Während so manche Christen den Mangel an geistlicher Nahrung beklagen, machen die, die danach trachten, daß etwas für Gott vorhanden ist, die Erfahrung, daß Er so viel gibt, daß sie es gar nicht be- . wältigen können, es einzusammeln. Nach Vers 13 wird der durch den Segen Gottes be- reicherte Uberrest•anderen zum Segen, und nach Vers 15 hat Gott in unseren Tagen den Gedanken Seinem Volke Gutes zu tun, und das wird' Er tun, wo immer passende Zustände hierfür gefunden werden. Wenn. wir. tun, was Gott liebt und unseren Nächsten Treue erweisen, erfahren wir, daß Er uns Gutes tut. Unser Nächster ist der Gläu- bige, mit dem wir in Berührung kommen, und ihm gegen- über sollen wir die Wahrheit reden (V. 16). Das besagt nicht nur, daß wir ihm nichts Unwahres sagen, sondern die Wahrheit, wir haben also mit ihm über die Wahrheit zu reden, die wir kennen und lieben. Die Wahrheit wird ein wunderbares Band unter denen, die von ihr zueinander reden, und dies insonderheit am Tage des Abweichens, siehe den 2. Johannisbrief. Die Wahrheit bleibt bei uns 163 und wird mit uns sein in Ewigkeit (V. 2). In Luk. 1 wird von verschiedenen Taten Gottes berichtet, und dann heißt es in Vers 65: „Auf dem ganzen Gebirge von Judäa wur- den all diese Dinge besprochen." Uber allen Dienst des Wortes gibt es ein gut Teil zu reden, geschweige denn über den unendlichen Reichtum der Schriften. Die Be- schäftigung mit Heiligem bewahrt uns davor, Böses wider unseren Nächsten zu ersinnen, und wenn wir das nicht tun, werden wir auch nicht Böses von ihm reden (V. 17). Dann wird das „Fasten" zu „fröhlichen Testzeiten`' (V. 19), also zu Gemeinschaftsversammlungen, und die Wonne und Freude des Volkes Gottes zieht andere an. Die Schlußverse dieses Kapitels kennzeichnet ein Evan- geliumszug. "Und viele Völker und mächtige Nationen werden kommen, um Jehova der Heerscharen in Jeru- salem zu suchen und Jehova anzuflehen- V. 22). Die "Be- wohner vieler Städte- werden diese verlassen und zur Stadt Gottes kommen. „So spricht Jehova der Heerscha- ren: In jenen Tagen, da werden zehn Männer aus allerlei Sprachen der Nationen ergreifen, ja ergreifen werden sie den Rockzipfel eines jüdischen Mannes und sagen: Wir wollen mit euch gehen, denn wir haben gehört, daß Gott mit euch ist" (V. 23). Die Kunde davon, daß Gott mit Seinem Volke ist und für ihr, Wohlergehen sorgt, wird am Tage der Zukunft nicht ohne Folgen bleiben, und wir können uns darauf verlassen, daß dies dem Grundsatze nach auch heute gilt. Das Volk Gottes sichert sich am besten dadurch Bekehrte, daß es in seinen Beziehungen zu Gott und zueinander wahrhaft glücklich ist. In der Welt herrscht ein großer Mangel an Glück. so daß das Glück, dessen sich das Volk Gottes erfreut, in sich selbst eine mächtige Evangeliumspredigt ist. 164 Kapitel 9 Am Anfang dieses Kapitels sehen wir, daß das Gericht Gottes über gewisse Städte kommt, die mehr oder weniger Jerusalem zu "übertreffen suchten; sie alle werden zu- schanden und müssen der Stadt Gottes Platz machen. Am Ende von Kap. 8 sahen wir, daß viele Bewohner ihre Städte verließen, um nach Jerusalem zu gehen; diese Städte stellen die in der Welt herrschenden Grundsätze dar, wie sie Damaskus, Tyrus, Zidon, Askalon und die anderen in Kap. 9 erwähnten Städte kennzeichneten, die alle dem Gericht Gottes verfielen. Die einzige Stadt, die bestehen bleiben wird, ist Gottes Stadt; Zion stellt Sein unumschränktes Erbarmen dar und Jerusalem Seine welt- umfassenden Gedanken der Segnung in Christo. Den Men- schen bietet sich jetzt die Gelegenheit, ihren Wohnsitz zu ändern, das zu verlassen, was unter dem Gericht ist, und dahin zu gehen, wo es eine völlige Segnung gibt. In Ps. 87 erwähnt Gott Ägypten, Babylon, Philistäa, T> rus und Äthiopien als die Geburtsstätte einiger. Diese Gebiete stellen die die Welt kennzeichnenden Grundsätze dar, sie suchen als Verkehrsmittelpunkte ihren Einfluß geltend zu machen und sich gleichsam mit Zion zu messen; doch weder Gott noch Sein Haus ist daselbst. In diesen Wettbewerbsmittelpunkten wird etwas aus dem Menschen gemacht, und wenn sie unsere Geburtsstätte sind, machen wir auch etwas aus den Menschen, doch all das wird ein Ende nehmen. Gott sei Dank, es gibt solche, die in Zion geboren sind, die ihr Dasein dem unumschränkten Er- barmen verdanken und fühlen, daß nur das einen Wert hat, das aus diesem Erbarmen kommt. Es ist lehrreich zu sehen, daß Gott, obwohl Er den Hochmut der Philister ausrotten will, Sich sogar aus ihnen einen Elberrest zu sichern gedenkt: „Er wird übrigbleiben unserem Gott und wird sein wie ein Fürst in Juda" (V. 7). Das ist eine treff- liche Erläuterung der Unumschränktheit des Erbarmens 165 Gottes, von dem N'iir sprachen. Wir alle werden allein auf diesem Grunde gesegnet. „Und ich werde für mein Haus ein Lager aufschla- gen . . . ; denn jetzt habe ich dareingesehen mit meinen Augen" (V. 8). Ich denke, das besagt, daß Gott das an- erkannte, was der Überrest als Sein Haus baute; es nahm eine bestimmte Gestalt an, obwohl es weit entfernt davon war, vollendet zu sein. Es war etwas da, worum Er Sein Lager aufschlagen wollte. Er will nicht das verteidigen, was in den Augen der Menschen einen großen Platz hat, sondern das, was die wahren Kennzeichen Seines Hauses trägt, wenn es auch nach außen hin gering erscheint. Die Christen sind gespalten, weil man andere Mittelpunkte errichtet hat, die sich das, was von Gott ist, anmaßen. Man hat verschiedene Körperschaften gebildet, dem Lichte der Menschen gemäß, doch nun, wo die Wahrheit der Ver- sammlung als das Haus Gottes ans Licht gekommen, haben dies die Gläubigen als die Wahrheit hinzunehmen und danach zu wandeln, oder sie unterstützen das, was dem entgegen ist. Gott wird Sein Lager nicht um das auf- schlagen, was der Wahrheit entgegen ist, die Er in Seiner Gnade hat neu aufleben lassen, sondern allein um das, was die wahren Kennzeichen Seines Hauses trägt. Er wird offenbar machen, daß Ihm Sein Haus sehr, kostbar ist. Gerade an dieser Stelle haben wir die wohlbekannte Weissagung darüber, daß Zions König zu ihr kommen wird. Der das Haus in den Tagen Sacharjas bauende 'Ober- rest sollte beachten, daß Christus als der Gerechte und ein Retter in Niedrigkeit kommen würde. Er erkannte damit Zion als Seine Stadt an, und die wahre „Tochter Zion" würde Ihn zweifellos als ihren König anerkennen. Doch Vers 9 muß klar von dem auseinandergehalten wer- den, was in Vers 10 gesagt wird. Dort lesen wir, daß Er Frieden zu den Nationen redet, und Seine Herrschaft von Meer zu Meer und vom Strome bis an die Enden der Erde ist. Das ist offenbar zukünftig. Vers 9 dagegen redet von 166 Seinem Kommen in einer Weise und Art, daß Ihn nur göttlich Unterwiesene erkennen konnten. Er ward ihnen in Niedrigkeit angeboten, damit offenbar würde, wie viele Herzen Ihn zu erkennen vermochten und sich freuten Ihn aufzunehmen. Alles zur völligen Freude der Tochter Zion Erforderliche war in ihrem demütigen König zugegen. Doch die in, Jerusalem Herrschenden erkannten Ihn nicht, nur der Glaube und die Liebe. Daß Er Zion in Niedrigkeit angeboten, ward, entspricht in hohem Maße der Art und Weise, wie Er Sich jetzt den Heiligen der Versammlung offenbart. Der Herr sagte: „Ich werde euch nicht als Waisen las- sen, ich komme zu euch" (Joh. 14, 18). Das prophetische Wort bereitete jedes ergebene Herz zu, Ihn als den König Zions zu erwarten. Es waren. solche da, die nach Ihm aus- schauten; Simeon „wartete auf den Trost Israels", und andere „auf Erlösung . . . in Jerusalem" (Luk.2, 25 u.38). Wir nun haben das bestimmte Wort: „Ich koinme zu euch"; sollten wir da nicht zu Ihm aufblicken, es zu er- füllen? Wenn der Gedanke Seines Kommens mehr unsere Herzen erfüllte, wäre unser Innerstes darum besorgt, daß Zustände vorhanden sind, die Ihn anziehen 'und Ihm ent- sprechen. Er ist „gerecht" (V. 9) besagt, daß was immer Er auch tun mag, Gerechtigkeit zur Grundlage hat. Er ist „Jesus Christus, der Gerechte" (1. Joh. 2, 1). Als „Retter" bringt Er uns alles das in Fülle, was nötig ist, Gottes kostbare Gedanken denen gegenüber durchzufüh- ren, die Ihn aufnehmen. Doch alles das geschieht in De- mut, wie es in den Worten, „auf einem Esel reitend, und zwar auf einem Füllen, einem Jungen der Eselin", zum Ausdruck-kommt. Obwohl Er Sich insonderheit der Toch- ter Zion und der Tochter Jerusalem darstellt, wird auch angedeutet, daß Er eine Stätte haben würde, wohin Er kommen konnte und wo man Ihn mit Frohlocken und Preis aufnahm. Einen flüchtigen Schimmer davon haben wir, als Er in Jerusalem hineinritt und Gottes Macht Ihn 167 zur Erfüllung dieses prophetischen Wortes bewahrte; doch gegenwärtig ist die einzige Stätte, wo Er mit Freuden auf- genommen wird, unter Seinen Heiligen der Versammlung. Die „Tochter Zion" und die „Tochter Jerusalem" haben sicherlich ihr geistiges Gegenstück in denen, die Christum jetzt als den zu ihnen Kommenden kennen und Ihn aus unverderbten Herzen mit Freuden aufnehmen können. Der Esel und das Füllen besagen, daß Er solcher bedarf, die Ihn an den Platz tragen können, an den zu kommen Er liebt. Ich bezweifle, daß Er zu der Versammlung ohne einen derartigen Dienst kommt. Welch ein Vorrecht ist es, Ihn in Liebe an den Platz zu tragen, der Ihm in der Versammlung zukommt! Das ist eine Ubung für uns alle, wenn wir „in Versammlung" zusammenkommen (1. Kor. 11, 18), des Herrn Abendmahl erweckt da lebendige Zu- neigungen in allen Herzen, so daß wir alle in unseren Herzen zubereitet sind. Ihn an den Platz zu tragen, den Er einzunehmen liebt. Der Herr schaut nach diesem Dienst aus und bedarf seiner. Sollte er Ihm nicht bereitwillig erwiesen werden? Als Er in demütiger Gnade zu dem irdischen Jerusalem kam, kreuzigten sie Ihn, und das hatte zur Folge, daß der schuldigen Stadt alle Macht genommen ward und sie hilf- los ihren Feinden preisgegeben wurde. Jerusalem ward in der Tat eine "Grube, in der kein Wasser ist" (V. 11), und der gleicht alle fleischliche Religion. Doch es waren sogar in Jerusalem einige, die dort als „Gefangene der Hoff- nung" weilten (V. 12), und das prophetische Wort er- klärte: „Und du — um des Blutes deines Bundes willen entlasse ich auch deine Gefangenen aus der Grube, in der kein Wasser ist." Jerusalems „Gefangene" sind, denke ich, solche, die erkannt hatten, daß sie durch die Verwerfung ihres Messias alles verwirkt hatten, und daß ihre einzige Hoffnung in dem lag, was hier „das Blut deines Bundes" genannt wird. Hierdurch allein konnten sie befreit wer- den, wenn Gott aber auf Grund dessen handelte, so waren 168 dem, was Er für sie tun würde, keine Schranken gesetzt. Er wollte sie nicht nur aus der Grube herausnehmen, son- dern zur Festung zurückbringen und sie verteidigen. Und sie sollten „voll werden wie die Opferschalen, wie die Ecken des Altars" (V. 15). Die Opferschalen, auf die hier hingewiesen wird, sind solche wie in Kap. 14, 20: „Opfer- schalen vor dem Altar", es waren mit dem Dienste ver- bundene Gefäße. „Die Ecken des Altars" sind es, wo dessen „Hörner" angebracht waren, die seine Kraft darstellen (2. Mose 27, 2). Welch eine mächtige göttliche Befreiung! Aus der Grube herausgenommene Gefangene werden zu vollen Gefäßen für den Opferdienst! So handelt . Gottes unumschränktes Erbarmen, alle Segnung kommt auf dieser Grundlage, und zwar in derselben Fülle für uns wie für sie, und dadurch sichert Gott die Fortführung des Dienstes Seines Hauses. „Und Jehova, ihr Gott, wird sie retten an jenem Tage, wird sein Volk retten wie eine Herde; denn Kronensteine sind sie, funkelnd auf seinem Lande" (V. 16). Gott hat Sich in ihnen eine Herde gesichert, die sich von dem Reichtum Seines Landes nährt und daselbst ein kostbarer Schmuck sein soll. Das Bild der Herde wird hier mit einem ganz andeken verbunden, da sie. mit funkelnden Kronjuwelen verglichen wird. Gott bedient Sich 'vieler Bilder, um das Wohlgefallen auszudrücken, das 'Er daran hat, Sein Volk durch Christum zu 'segnen. Seine Gedanken sind in der Tat höher als 'alle Bilder, doch es gefällt Ihm, solche zu gebrauchen, um uns den'großen Reichtum Seiner Gedanken und Vorsätze in Christo kundzutun. 'Wenn wir bedenken, daß sie alle der Ausfluß 'dessen sind, was Gott in Sich Selbst ist, so können 'wir verstehen, daß sie. über- aus wunderbar sein müssen. „Denn wie 'groß ist seine An- mut, und wie groß seine Schönheit!"*(V. 17.) Was auch Gott für uns durch Christum und 'in Christo getan hat, es soll das zur Entfaltung bringen, was 'Er in Sich Selbst ist: „Auf daß er erwiese in den kommenden Zeitaltern den 169 überschwenglichen Reichtum seiner Gnade in Güte 'gegen uns in Christo Jesu" (Eph. 2, 7). In dem gepriesenen Gott ist das, was so recht der 'eigentliche Gegenstand heiliger Bewunderung der durch Ihn Gesegneten ist, denn es ist eine Schönheit, die in unendlicher Gnade hervorstrahlt und der Schmuck Seines Volkes wird, 'denn man könnte mit dem Psalmisten sagen: „Und die 'Schönheit Jehovas, unseres Gottes, sei über uns 1" (Ps. 90, 17.) Zum Schluß heißt es: „Das Korn 'wird Jünglinge und der Most Jungfrauen wachsen lassen." Das beständige Nähren von Christo hält die geistliche Kraft auf- recht. Es ist nicht genug, sogar 'die größten geistlichen Segnungen zu kennen; wir müssen durch Seisfliche Nah- rung in Kraft aufrechterhalten werden. Viele denken, sie können von empfangenem Licht leben, und zehren dabei beständig ab. Wir bedürfen unsergs Maßes Korn zu seiner Zeit, das heißt jene frische Auffassung von Christo, durch die allein wir gedeihen können. Die Jungfrauen sodann stellen die untertänige Seite dar, und die gedeiht, wenn wir fortfahren, von dem einen Geiste zu trinken (1. Kor. 12, 13). Es war nie Gottes Absicht, daß wir nur einmal trin- ken sollten, sondern beständig, und es sollte uns kenn- zeichnen. Es ist oft gesagt worden, daß das auf den Kelch beim Abendmahl des Herrn anspielt, wie der eine Leib auf das Brot. An jedem Tage des Herrn werden wir durch die vor uns stehenden Zeichen daran erinnert, daß wir ein Leib sind und daß wir mit einem Geiste getränkt sind, doch das sollten wir in unserem Wesen beständig offen- baren. Wenn das der Fall, werden wir wirklich „wachsen". Kapitel 10 Das Zurückkehren Jehovas, Israel nach seiner langen Geschichte des Abweichens zu segnen, ist mehr als ein- mal mit dem Spätregen verglichen worden (Hos. 6, 1-3; Joel 2, 23), so daß die „Zeit des Spätregens" auf eine Zeit 170 göttlicher Gunst hinweist, wo Jehova Sein Volk besucht, nachdem ihm lange „Nichtiges", „Lügen" und „Träume des Trugs" zu schaffen gemacht haben. Er hatte zu sagen: „Darum sind sie fortgewandert wie eine Herde, werden bedrückt, weil kein Hirte da ist" (V. 2). Als der Herr hienieden war, ward Er innerlich bewegt ob der Volks- menge, „denn sie waren wie Schafe, die keinen Hirten haben" (Mark. 6, 34). Aber Sein Zorn entbrannte auch wider die, die vorgaben, Hirten und Führer der Herde zu sein, deren Dienst aber leerer Schein und kein Trost war. Solche Zustände sind heute die vorherrschenden in einem großen Teile des christlichen Bekenntnisses. Wir können dankbar sein, daß es für die Versammlung eine „Zeit des Spätregens" gegeben hat, wie es eine solche für Israel geben wird. „Denn Jehova der Heerscharen wird seine Herde, das Haus Juda, heimsuchen und sie machen wie sein Prachtroß im Streite . . . Und sie werden wie Helden sein, die den Kot der Straßen im Kampfe zertreten; und sie werden kämpfen, denn Jehova ist mit ihnen, und die Reiter auf Rossen werden zuschanden" (V. 3 u. 5). Der große Beweis. dafür, daß Gott Sein Volk heimgesucht hat, 'ist, daß sie zu Überwindern werden. Die Tatsache, daß der Herr in jeder der sieben Versammlungen von Offb. 2 u. 3. Über- winder annimmt, zeigt, daß Er solche haben will, was auch der allgemeine Zustand sein mag. Je größer das Ab- weichen, desto nötiger das Uberwinden, und ich denke, das vorliegende Kapitel zeigt, daß das Uberwinden der Wiederherstellung verlorengegangener Vorrechte voraus- geht. Die Überwinder in Offb. 2 u. 3 erlangen das ord- nungsgemäße Teil aller Heiligen, doch am Tage des Ab- weichens besitzen es nur solche, die überwunden haben; es wird also nach dem Grundsatz der Wiederherstellung * gegeben und nicht als etwas von Anbeginn Besessenes. Gottes gegenwärtige Wege mit Seinem Volke sind solche der Wiederherstellung. Er hat in der Tat ein besonderes 171 Gefallen an Wiederherstellung, und die größte ist die der Versammlung. Das Überwinden jedoch ist das erste, wie wir es in Vers 3 u. 5 unseres Kapitels sehen, erst danach spricht Gott in Vers 6, 7 u. 12 von Wiederher- stellung. Die erste Folge der Heimsuchung des Volkes 'Gottes ist, daß sie Überwinder werden. Sie haben Kraft, das zu über- winden, was den Gedanken Gottes für Sein Volk zuwider läuft. Sie mögen noch nicht viel von der Wahrheit der Versammlung und ihren Vorrechten verstehen, doch sie sehen, daß manches Gott mißfällt, und nehmen eine ent- schiedene Stellung dagegen ein; sie gehen nicht mit dem Strome. Sie weisen das von sich, was den Gedanken Gottes zuwider ist, und dies auch dann, wenn es einen Platz im christlichen Bekenntnis hat: sie überwinden es, indem sie sich davon trennen. Durch Abstehen von der Ungerechtig- keit erlangen sie eine Stellung, wo sie lernen können, Gutes zu tun. Und Ich "werde sie wohnen lassen: denn ich habe mich ihrer erbarmt, und sie werden sein, als ob ich sie nicht verstoßen hätte. Denn ich bin Jehova, ihr Gott, und werde ihnen antworten- (V. 6). ..Und ich werde sie stark machen in Jehova, und in seinem Namen werden sie wandeln, spricht Jehova" (V. 12). Was Gott „zur Zeit des Spät- regens" für einen Überrest in Israel tun wird, tut Er jetzt für einen Überrest in der Versammlung. Der Herr führt Seine Heiligen dahin, zu sehen, daß Gnade und Kraft in lhm sind, sie zu befähigen, Überwinder zu sein. Sie kön- nen nur überwinden, wenn sie stark in der Gnade sind, die in Christo Jesu ist. Doch also gestärkt, können sie alles überwinden, was die Wiederherstellung der Versammlung hindert. Der Herr bringt Sein Volk zu Sich Selbst, der Quelle von allem, zurück, und dann kann Er uns alles das wiederherstellen, was Sein Gedanke für die Versamm- lung ist. In Matth. 13 wird die öffentliche Geschichte der Ver- 172 sammlung in den ersten vier Gleichnissen dargestellt, sie endet damit, daß die Masse ganz durchsäuert ward. Doch dann haben wir das, was die Versammlung für Christum ist, den Schatz und die Perle, und damit steht die Wieder- herstellung in Verbindung. Wenn Gott wiederherstellt, so geschieht das Seinen eigenen höchst kostbaren Gedanken gemäß. Die Reformatoren und Gründer von protestan- tischen Sekten überwanden die Einflüsse der Zeit, in der sie lebten, nicht genügend, um für die kostbaren Gedanken Gottes über die Versammlung frei zu sein. Doch ein gut Teil „Spätregen" ist seit ihren Tagen gefallen, und viele Heilige haben Kraft in dem Herrn gefunden zum Über- winden, und infolgedessen wurden ihnen die Gedanken Gottes ihrem großen Umfange nach erschlossen, die seit den Tagen der Apostel nur wenig gekannt wurden. Doch sie kommen nun ans Licht mit einer Gnade, wie sie der Wiederherstellung nach den vielen Jahrhunderten be- klagenswerten Abweichens entspricht. Wir sind es dem Herrn schuldig, diese besondere Gnade anzuerkennen. Er macht uns das kostbar, was viele Geschlechter hindurch aus den Augen verloren wurde. Alle Heiligen können dieses Kostbare haben, es ist in Wahrheit das Teil aller, doch nur der Überwinder bekommt es als den wahren Reich- tum und Gewinn seiner Seele. Täusche sich niemand von uns darüber. Wir mögen mit den geisllichen Personen wandeln und doch wenig Gewinn davon haben, wenn wir die Übung des Überwindens nicht auf uns nehmen. Neh- men wir aber diese Übung auf uns, so haben wir zu lernen, daß wir zum Überwinden der Gnade des Herrn bedürfen. Damit wird das eine Sache persönlicher Abhängigkeit. Unser Kapitel beginnt: „Erbittet von Jehova", und in Vers 6 heißt es „und ich werde ihnen antworten"; das zeigt, daß der Wiederherstellung und dem Überwinden der Geist tiefer Abhängigkeit zugrunde liegt. Das Herz hat, nachdem er seine eigene Leere und Ungenügsamkeit kennengelernt, in gesegneter Weise erfahren, was der Herr 173 ihm sein kann, nicht nur in Seiner persönlichen Unter- stützung, sondern indem Er uns dahin bringt, Seinen Ge- danken über die Versammlung und 'unseren Platz in ihr zu haben. Wir denken dann nicht mehr bloß an die wieder- hergestellte Wahrheit, sondern an den Herrn als den Wiederhersteller. Er Selbst ist unsere Freude mit Bezug auf alles Wiederhergestellte. So können wir das Wort in Vers 7 verstehen: „Ihr Herz wird frohlocken in Jehova." Die Lieblichkeit des Wiederhergestellten liegt hauptsäch- lich in der Tatsalle, daß es durch die persönliche Wirk- samkeit Dessen wiederhergestellt ward, der uns liebt. Der Philadelphier bewahrt Sein Wort und verleugnet Seinen Namen nicht; der Herr ist dem treuergebenen Herzen alles. „Und ich werde sie stark machen in Jehova, und in seinem Namen werden sie wandeln, spricht Jehova" (V. 12). Das faßt die Stellung des wiederhergestellten Volkes zusammen. Die Starken im Herrn werden sicherlich Erber- winckr sein, und sie werden stark sein, entsprechend dem Wiederhergestellten zu wandeln. Dieses Schriftwort ward gegeben, die Herzen eines schwachen Überrestes durch das zu ermutigen,. was Gott für Sein Volk „zur Zeit des Spät- regens" tun würde. Wir befinden uns in einer Zeit, die dem in der Geschichte der Versammlung entspricht. Möch- ten wir aus dieser Unterweisung den rechten Nutzen ziehen. Kapitel 11 Wir sahen in Kap. 10, wie Jehova Seine Herde heim- sucht, um sie wiederherzustellen, und sie zu Überwindern macht, deren ganze Kraft in Ihm ist. Kap. 11 jedoch zeigt die ernsten Folgen davon, daß Seine Gnade verworfen wird. Es kommt zwar noch eine Herde vor uns, sie kann aber nur als eine „Herde des Schlachtens" betrachtet wer- den, das heißt als ein Gegenstand des Gerichts. Das war 174 der nationale Zustand des Volkes, als der Herr in den Tagen Seines Fleisches zu ihnen kam. Johannes der Täufer er- klärte, daß die Axt an die Wurzel der Bäume gelegt sei (Matth. 3, 10), ihre Besitzer schlugen sie wie Pilatus die Galiläer (Luk. 13, 1). Ihre eigenen Hirten bedauerten sie nicht; die Schriftgelehrten und Priester halfen ihnen nicht; und in diesem Zustand waren sie durch das Gericht Gottes. So stand es, als Christus kam, und Er kam, sie alle in Gnade zu weiden, fallA sie Ihn aufnehmen würden. Doch Er machte einen Unterschied zwischen der Herde des Schlachtens und denen, die Er „die Elenden. der Herde" nennt, obschon alle in das der Nation drohende Gericht eingeschlossen waren. In Vers 11 jedoch werden „die Elenden der Herde" als solche bezeichnet, „die auf mich achteten". Sie stellten den Überrest Gottes dar, die den Zustand der Nation anerkannten und sich der Taufe des Johannes unterzogen ünd als Bußfertige auf den wahren Hirten achteten, obwohl Er von denen, die den Platz von Hirten innehatten, verworfen ward. Über diese Hirten sagt Er: „Meine Seele wurde ungeduldig über sie, und auch ihre Seele wurde meiner überdrüssig" (V. 8). Die drei in einem Monat vertilgten Hirten besagen, daß im Dienste des Herrn ein völliges Zeugnis über die wahre Wesensart der religiösen Führer des Volkes gegeben ward. Sie wur- den sittlich durch Seine Bloßstellung ausgetilgt, Er ward ihrethalben ungeduldig, und sie wurden Seiner überdrüs- sig. Sie sollten umkommen und einer den anderen ver- nichten. Durch ihre Empörung wider die Macht Roms brachten sie die Zerstörung auf sich und ihre Stadt. Doch ihre Verwerfung des wahren Hirten zog ernste Folgen • in den Wegen Gottes nach sich, die uns im Bilde in den bei- den Stäben Huld und Bande dargestellt werden. Der Herr hatte in Seinem Dienst vor, den Bund, von dem die Schrif- ten gesprochen hatten, mit dem ganzen Volke einzugehen. Wenn Israel Ihn aufgenommen hätte, so wäre Er in Israel auch der Mittelpunkt geworden, um den sich die Nationen 175 scharten, und Juda und Israel wären als Bruderstämme vereinigt worden. Sein Dienst an der Herde hatte das vor sich, doch die Seele der Hirten war wider Ihn, lind so zerbrach Er Seinen Stab Huld, und so ward der Bund mit allen Völkern gebrochen, der durch Israel zustandegekom- men wäre. Auch die Vereinigung zwischen Juda und Israel in Brüderschaft fand nicht statt, der Stab Bande ward auch zerbrochen. Gegenwärtig ist den Nationen die Seg- nung auf ganz anderer Grundlage' zuteil geworden, näm- lich auf Grund des Todes und der Auferstehung Christi, und Israel ist seines Unglaubens halber verworfen. Unser Gegenstand ist, ob es eine gegenwärtige Anwen- dung dessen gibt, was wir in diesem Kapitel haben. Ich denke, wir werden finden, daß es eine solche gibt, denn auch heute haben wir wie in den Tagen des Herrn eine große Anzahl Leute, die keine Beziehungen zu Gott haben. Christus dient ihnen, wie Er Israel diente, denn der gegen- wärtige Dienst Christi ist allen in der Christenheit zu- gänglich. Aller öffentliche Dienst, sowohl am Evangelium als zur Auferbauung, ist zum Nutzen aller im christlichen Bekenntnis, doch Sein gegenwärtiger Dienst bringt ans Licht, was viele Christen verabscheuen. Er fragt die Leute heute noch, wieviel sie denken, daß Sein, Dienst wert ist; Er sagt: „Wenn es gut ist in euren Augen, so gebet mir meinen Lohn, wenn aber nicht, so lasset es" (V. 12). Ich glaube, wir alle werden beständig gefragt, wie hoch wir Ihn einschätzen. Die Hohenpriester entschieden, daß Er dreißig Silbersekel wert war, Ihn loszuwerden, und Judas erkannte das als einen angemessenen Preis an. „Da sprach Jehova zu mir: Wirf ihn dem Töpfer hin, den herrlichen Preis, dessen ich von ihnen wertgeachtet bin- (V. 13). Wenn die Hirten Christum verabscheuen, anstatt Ihn zu schätzen, so werden sie Geld für Sein Blut zahlen. Doch es ist sehr auffallend, daß, obwohl diese Schriftstelle durch die Hohenpriester und Judas erfüllt wurde, sie doch immerfort angewandt werden kann. Der Herr sagt gleich- 176 sam zu einem jeden von uns: „Was bin ich dir wert? Wie hoch schätzest du meinen Dienst ein?" Die Angabe im Propheten redet genau genommen nicht vom Preis Seines Blutes, sondern davon, was sie dachten, was Sein Dienst in Israel wert war; so sah Er die Sache an. Es handelte sich um ihre unwürdige Einschätzung Seines Dienstes. „Da sprach Jehova zu mir: Wirf ihn dem Töpfer hin, den herrlichen Preis, dessen ich von ihnen wertgeachtet bin! Und ich nahm die dreißig Silbersekel und warf sie in das Haus Jehovas, dem Töpfer hin" (V. 13). Es war unmöglich, daß Jehova zugeben konnte, daß Er einen sol- chen „Lohn" annahm. Er war dem Töpfer hinzuwerfen, um zu zeigen, wie übel Jehova eine so unwürdige Ein- schätzung Christi aufnahm, und das sollte in Seinem Hause zu einem Zeugnis geschehen. Jeder in der Christenheit hat eine gewisse Einschätzung des Wertes Christi und Seines Dienstes, und die ist vor Gott in Seinem Hause. Wenn einige von uns Christum unwürdig einschätzen, was anders als Gottes Gericht könnte das zur Folge haben? Die Christenheit wird gegenwärtig ihrer unwürdigen Ein- schätzung Christi halber gerichtet, und der Stab Bande wird zerbrochen. Von Zeit zu Zeit kommt der Gedanke auf, als ob die Christenheit wieder eins werden könnte, doch das kann nie sein, solange Christus als wertlos bei- seitegeworfen ist. So dachten die religiösen Gestalter, die Hirten jenes Tages, von Ihm, und es ist heute gerade noch so, obwohl Sein Name bekannt wird. Es gibt wenig „Brüderschaft" heutzutage, weil Christus nicht geschätzt wird; die Spaltungen unter den Christen würden alle ver- schwinden, wenn das der Fall wäre. Paulus sagte: „Ist der Christus zerteilt?" (1. Kor. 1, 13.) Wenn Christus und Sein kostbarer Dienst jedem Herzen kostbarer wären, wie würden dann die Mauern, die die Heiligen voneinander trennen, fallen! Wer Christum nicht schätzt, wird den Antichrist be- kommen, auf den in Vers 15-17 verwiesen wird. Die 12 Kleine Propheten 177 Menschen werden einen bekommen, der nichts für sie tun wird; er wird ein zerstörender flirte sein, der da ißt und in Stücke zerreißt. Johannes sagt uns, daß an seinem Tage viele Antichristen waren (1. Joh. 2, 18); und wir können sicher sein, daß sich deren Zahl seitdem nicht vermin- dert hat. Es ist nun an uns zu sehen, daß wir unter den „Elen- den der Herde" sind, die auf Christum achten. Er ist be- reit, zu denen zu reden und die zu weiden, die Ihn schätzen. Solche haben ihren alleinigen Versammlungs- mittelpunkt in dem wahren Hirten, und indem sie Ihm folgen, werden sie eine Herde. Das ist eine andere Dar- stellungsweise Christi in diesem kostbaren Teile der Schrift. Wir haben Ihn als Sproß, Erbauer, König, Prie, ster und nun als Hirten vor uns gehabt. Möchten wir Ihn in jeder Hinsicht, in der Gott Ihn vor uns bringt, immer mehr schätzen. Kapitel 12 Um zu sehen, wie Jerusalem in den einleitenden Versen dieses Kapitels betrachtet wird, müssen wir des vorher- gehenden Kapitels eingedenk sein. Es ist das Jerusalem, das Christum nicht zu schätzen gewußt hat und bereit war, den Antichrist aufzunehmen, das Jehova zu einer Taumelschale und zu einem Laststein für alle Völker macht, so daß sie alle dawider hinaufziehen. Dies hat die Zeit vor sich, wo Gott Seine Wege mit Jerusalem am Tage der Zukunft wiederaufnehmen wird. Sie ernten dann, was sie gesät haben, und machen ein schreckliches Elend durch, doch es wird ein Uberrest vorhanden sein, der in diesem Kapitel durch „das Haus Juckt- (V. 4) dargestellt wird, über den wird Jehova Seine Augen offenhalten. Wir werden uns daran erinnern, daß Juda bei seinem Vater für Benjamin Bürge geworden war, und er war es auch, der, was die grausame Behandlung Josephs anlangt, 178 anerkennen mußte, daß Gott seine und seiner Brüder Missetat gefunden hatte (1. Mose 43, 9; 44, 16). Er bat dann, als Knecht anstelle Benjamins zu bleiben, und nahm die Verantwortlichkeit des Geschehenen auf sich. Alles das ist ein bildlicher Hinweis auf die Haltung Judas am Tage der Zukunft. „Das Haus Juda" ist der Uberrest, der in der Zeit der Drangsal Jakobs die Verantwortlichkeit für das, was sie herbeigeführt hat, auf sich nehmen und den wahren Zustand vor Jehova bekennen wird. Dann wird der Segen Moses, des Mannes Gottes, an Juda erfüllt werden: „Höre, Jehova, die Stimme Judas und bringe ihn zu seinem Volke; seine Hände seien mächtig für ihn, und hilf ihm von seinen Bedrängern!" (5. Mose 33, 7.) Solch ein Uberrest bildet ein Band, wodurch Jehova in Gnade wieder die Beziehungen zu Jerusalem aufnehmen kann. Jehova wird Seine Augen über denen offenhalten, die den Zustand fühlen und Ihn anrufen; von da an nun erschei- nen die Bewohner von Jerusalem in einer anderen neuen Wesensart. Wir haben hier den bemerkenswerten Aus- spruch: „Und die Fürsten von Juda werden in ihrem Her- zen sprechen: Eine Stärke sind mir die Bewohner von Jerusalem in Jehova der Heerscharen, ihrem Gott" (V. 5). Daraus erhellt, daß nun alles in ganz anderer Weise be- trachtet wird. Es handelt sich nicht mehr um die ver- derbte Stadt, die Christum nicht schätzte und bereit war, den Antichrist aufzunehmen und infolgedessen dem Ge- richt verfallen war. Jerusalem wird von dem Standpunkte aus gesehen, daß Jehova der Heerscharen „ihr Gott" ist. Die „Bewohner von Jerusalem" sind Gottes auserwähltes Volk, und sie werden die Stärke der Fürsten von Juda. Der betende Uberrest wird ermutigt und gestärkt, denn er erfaßt, daß Gott trotz alles Vorgefallenen eine Aus- wahl der Gnade hat und Seinen Vorsatz, Jerusalem zu segnen, gewißlich ausführen .wird. Wenn der bereuende Uberrest den wahren Zustand an- erkennt und zu Jehova betet, so wird Er Seine Augen 179 über ihnen offenhalten und sie gebrauchen, Sein Gericht an allem auszuüben, was sich wider Sein Volk erhoben hatte. Er wird sie zu „einem Feuerbecken unter Holz- stücken und gleich einer Feuerfackel unter Garben" machen (V. 6). Es wird zur Gewißheit werden, daß Sein Vorsatz zustandekommt. „Und fortan wird Jerusalem an seiner Stätte wohnen in Jerusalem." Und also verteidigt und gestärkt werden die Bewohner von Jerusalem durch sehr tiefe Herzensübungen über Den gehen, den sie durch- bohrt haben. Sie werden auf Ihn blicken und „wehklagen gleich der Wehklage über den Eingeborenen, und bitter- lich über ihn leidtragen, wie man bitterlich über den Erst- geborenen leidträgt" (V. 10). Das ist Gottes Werk an Sei- nem auserwählten Volke. Sie werden mit tiefer Bewegung an Christum denken, weil sie, von Gott unterwiesen, Sei- nen Wert kennengelernt haben, und dem wird die Bitter- keit ihrer Wehklage darüber entsprechen, daß sie Ihn durchbohrt und zweitausend Jahre verachtet und verwor- fen haben. Jerusalem könnte nie die Stadt des großen Königs sein, wenn nicht jeder seiner Einwohner, und zwar jedes Geschlecht besonders, diese Herzensübung durch- machte. Heutzutage herrschen Zustände, die in hohem Maße mit denen dieses Kapitels übereinstimmen. Die prophetischen Aussagen der Schrift über das, was in den letzten Tagen sein wird, lassen auf einen schrecklichen Zustand in der öffentlichen bekennenden Körperschaft schließen. Das geht z. B. aus 2. Tim. 3, 2; 2. Thess. 2 und 2. Petr. 2 u. 3 hervor. Wir leben in den Zeiten. von denen also gespro- chen wird: viele feindliche Mächte haben sich miteinander verbunden, um das zu verderben und zu zerstören, was von Gott ist. Untreue hat dem Aberglauben, den Neue- rungen und der Weltlichkeit aller Art in der Versamm- lung Tür und Tor geöffnet. Das öffentliche Bekenntnis hat im allgemeinen das Himmlische und Geistliche aufgege- ben. Nur wenige geübte Gläubige würden das leugnen. 180 Doch trotz alledem sichert Sich Gott einen Oberrest, der ein rechtes Empfinden über das Stattgefundene hat, und den Selbstgericht und Gebet kennzeichnen. Gott hält Seine Augen offen über solchen, die beten, weil sie die Zustände erkannt haben, die eingetreten sind. Jeder Gläubige sollte verstehen, daß Gott eine Versammlung hier hat, daß diese aber; was ihren öffentlichen Anblick betrifft, entsetzlich von dem abgewichen ist, was Er im Sinne hatte. Jeder Gläubige sollte sich wie Juda für den Zustand der gegen- wärtigen Tage verantwortlich fühlen. Jede Versamm- lungs-Wiederherstellung am Tage des tlerrests ward als Antwort auf bebet gewährt. An diesen dunkeln Tagen müssen wir nach Gefährten ausschauen, die beten, nach solchen, „die den Herrn anrufen aus reinem Herzen" (2.Tim. 2, 21), sie bilden „das Haus Juda" heutzutage. Wenn wir beten, bekommen wir Licht über das, was die Ver- sammlung nach den Gedanken des Herrn ist. Wir ge- langen im Geiste von dem verder4ten Bekenntnis hinweg, und die Versammlung steht in ihrer geistlichen Wirk- lichkeit vor uns. „Die Versammlung des lebendigen Gottes". ist sicher-- lich kein „Mischvolk" (2. Mose 12, 38; 4. Mose 11, 4), wie es eine Nationalkirche notwendig sein muß, sie hat auch nichts Sektiererisches an sich; sie besteht aus „den Ge- heiligten in Christo Jesu" (1. Kor. 1, 2), die Jesum als ihren Herrn bekennen, und in denen der Heilige Geist wohnt. Der betende Erberrest lernt alle heiligen gemäß dem zu betrachten, was sie durch die Gnade und das Werk Gottes sind, und vermag alles das zu richten, was nicht im Einklange damit steht. Die Führer von Juda werden hier „gleich einem Feuerbecken unter Holzstücken und gleich einer Feuerfackel unter Garben- gemacht (V. 6). Gott will, daß alles, was Seinen die ganze Welt um- fassenden Gedanken über die Versammlung zuwider ist, durch einen treuen und betenden 1:Tberrest gerichtet wird, und dieser entspricht heutzutage den „Fürsten von Jude. 181 Alles das ist in dem Geiste zu richten, den Juda kenn- zeichnete, wir haben die Verantwortlichkeit für das zu Richtende auf uns zu nehmen und derartiges, was Gott nicht wohlgefällt, in unserem Geiste von uns zu weisen. Wenn so alles, was der Wahrheit entgegen ist, gleichsam in sittlicher Hinsicht verbrannt ist, so besteht kein Hin- dernis für die Heiligen, den Boden einzunehmen, auf den Gott sie berufen hat, zu stehen. Deshalb heißt es dann: „Und fortan wird 'Jerusalem an seiner Stätte wohnen in Jerusalem." Unser Platz ist nach dem Willen Gottes, daß wir von Seiner ;Versammlung sind; daher ist es sowohl unser Vorrecht als auch unsere Verantwortlichkeit, auf diesem Boden zu stehen. Wir mö- gen noch ein gut Teil über unsere Schwachheit und Gottes Genugsamkeit für uns zu lernen haben sowie durch tiefe und demütigende Übungen gehen müssen, doch laßt uns am Boden der Versammlung festhalten, er ist der Boden Gottes für uns, genau so wie für Seine Heiligen in Ko- rinth. Laßt uns jeden anderen Baugrund von uns weisen, auf den Gott uns nicht gestellt hat. Kehren wir uns nicht durch etwas Weiteres oder Engeres von dem ab, was Gottes Gedanke für alle Seine Heiligen ist. Nach Vers 7 hat Juda den Vorrang. Die Geübten und Betenden werden Gottes Erstlingsfrucht am Tage der Wiederhertellung. Was es auch immer Gott gefallen mag, Seiner Unumschränktheit gemäß zu geben, es wird nie der Sonderstellung Eintrag tun, die Er denen ersehen, die, was Verantwortlichkeit und Beten anlangt, die Führung übernahmen und das richteten, was Seinem Willen ent- gegen war. Es steht jedem Heiligen offen, seinen Platz in den „Zelten Judas" zu haben. Gott hat Wohlgefallen, die zu ehren, die die Übungen und Verantwortlichkeiten der Versammlung auf sich nehmen. Gott nimmt nicht an, daß man den Boden der Ver- sammlung einnehmen oder halten kann, ohne eine be- sondere Unterstützung von Ihm. Doch wenn wir uns dem 182 widmen, was Gottes Gedanke für uns ist, so wird Er sicherlich für uns eintreten und uns stärken. „An jenem Tage wird Jehova die Bewohner von Jerusalem beschir- men; und der Strauchelnde unter ihnen wird an jenem Tage wie David sein, und das Haus Davids wie Gott, wie der Engel Jehovas vor ihnen her" (V. 8). Das erinnert uns an den sich seiner Schwachheiten rühmenden Paulus, er tat dies, auf daß „die Kraft des Christus" über ihm wohne. Unser sicherer Platz ist, in Furcht und Zittern zu sein und dabei darauf zu rechnen, daß • Gottes Treue uns die nötige Unterstützung gibt. Einige Worte des Neuen Testa- ments sind ebenso wunderbar wie unsere Schriftstelle: „Alles vermag ich durch den, der mich kräftigt" (Phil. 4, 13). „Gekräftigt mit aller Kraft nach der Macht seiner Herrlichkeit zu allem Ausharren und aller Langmut mit Freuden" (Kol. 1, 11). „Übrigens, Brüder, seid stark in dem Herrn und in der Macht seiner Stärke" (Eph. 6, 10). Nun folgt eine weitere Übung: „Und ich werde über das Haus Davids und über die Bewohner von Jerusalem den Geist der Gnade und des Flehens ausgießen; und sie werden auf mich blicken, den sie durchbohrt haben, und werden über ihn wehklagen gleich der Wehklage über den Eingeborenen, und bitterlich über ihn leidtragen, wie man bitterlich über den Erstgeborenen leidträgt" (V. 10). Es ist höchst rührend, daran zu denken, daß der Herr Jesus, der Redende in diesem Verse, dahin wirkt, daß Er der Gegenstand der Liebe Seines Volkes wird, und dies nach einer langen Zeit, während der sie Ihm Kummer be- reiteten. Er ist gegenwärtig wirksam, damit Seine Heiligen voll inniger Zuneigung auf Ihn blicken. Das Ausgießen des Geistes der Gnade und des Flehens hat sein Gegenstück in jener gnadenreichen Bewegung, durch die ein Überrest an diesem Tage zubereitet worden, Christum so, wie Gott uns Ihn anbietet, zu schätzen. Das ist einerseits reine gött- liche Gunst, andererseits aber wird es durch „Flehen" gekennzeichnet. Wie viele hatten. Gott in den letzten 183 Jahren für ein tieferes Bewußtsein der „Gnade" zu dan- ken! Wieviele sind zum „Flehen- um völligere Erkenntnis Christi geführt worden! Das ist des Herrn eigenes vor- bereitendes Werk, damit wir auf Ihn demgemäß blicken, wie es Ihm gefällt, Sich denen, die Ihn lieben, vorzustellen. Ein wunderbarer Dienst Christi nahm seinen Lauf die ganze Lebenszeit des gegenwärtigen Geschlechts hindurch. Wenn uns das nicht zum Bewußtsein gekommen ist, so sind wir der größten göttlichen Wirksamkeit in unseren Tagen verlustig gegangen. Dem Herrn ist ebensoviel daran gelegen, daß wir auf Ihn blicken, wie daran, daß der überrest Israels dies am Tage der Zukunft tut. Der Blick auf Ihn geht hier einer „Wehklage" voraus, die „groß" ist (V. 11). „Sie werden auf mich blicken, den sie durchbohrt haben." Das erinnert uns an die Worte des nächsten Kapitels, wonach Er im Hause derer, die Ihn lieben, verwundet ward (V. 6). Das gilt sicherlich nicht nur den Juden, sondern auch dem, was man Ihm im christlichen Bekenntnis angetan hat. Wie ward Er da durchbohrt und verwundet! Wie sehr wurden die An- sprüche Seiner Liebe mißachtet! Wie ward die Versamm- lungsordnung, die Er einsetzte, beiseitegesetzt! Wie haben Menschen sich Seine Rechte angemaßt! Das alles ist ein Anlaß zu tiefer „Wehklage". Wenn wir Ihm zugetan sind, werden wir darüber trauern in dem Bewußtsein, daß wir mit dafür verantwortlich sind, sogar persönlich dazu bei- getragen haben. Er würde Wohlgefallen daran haben, uns also trauernd zu sehen, weil wir Ihn lieben. Es gab eine „vergangene Zeit" (1. Petr. 4, 3) in unserem Leben, wo uns nichts daran lag, an Ihn zu denken oder Ihn aufzu- nehmen. Der Gedanke, wer Er war, was Er für uns getan hatte oder was Er von Gott zum Ausdruck gebracht hatte, hatte keine Anziehungskraft für uns. Wenn Er nicht den „Geist der Gnade" über uns ausgegossen hätte, wäre Er uns nie kostbar geworden. Doch der Augenblick kam, als uns der Gedanke fesselte, daß Er Mensch ward, als Kind 184 geboren wurde und der Sohn uns gegeben wurde, damit Er gekannt und von uns in Besitz genommen werde. Wir begannen einzusehen, daß wir Seiner zu unserer Gerech- tigkeit und Errettung bedurften, und wenn wir nun an Seine Leiden und Seinen Tod dachten, so stand uns die Kostbarkeit ihres Sühnwertes vor Augen und die Liebe, in der Er Sich Selbst für uns hingab. Alles das war die Folge des Ausgießens des Geistes der Gnade auf uns. Der „Geist der Gnade" war über Saulus von Tarsus aus- gegossen worden, als er zu dem Verherrlichten sagte: „Wer bist du, Herr?" und „Was soll ich tun, Herr?" (Apg. 22, 8 u. 10.) Sein Herz war augenblicklich bereit, Den zu schätzen, dessen erbitterter Feind er bis dahin gewesen war. Derselbe „Geist der Gnade" ist es nun, der diese sittliche Umwälzung heutzutage in den Herzen hervor- bringt, und der Geist des „Flehens" geht mit ihm Hand in Hand; der Herr sagt' von. Saulus zu Ananias: „Siehe, er betet" (Apg. 9, 11). Zweifellos betete er über das himm- lische Gesicht und das neue und wunderbare Lieht über Christum, das dadurch in sein Herz gekommen war. Wir dürfen nicht annehmen, daß Saulus vorher noch nichts über Jesum gehört hatte, sonst hätte er ja nicht so er- bittert gegen Seinen Namen sein können. Zweifellos hatte er auch manches Zeugnis von denen empfangen, die er verfolgte; doch er meinte, viel wider diesen Namen tun zu müssen (Apg. 26, 9). Sein Gebet nun wird gewesen sein, alles im Lichte des verherrlichten Jesus zu sehen, er begehrte alles, was das Alte Testament über den Mes- sias sagte, auf den verherrlichten Menschen im Himmel zu übertragen. Welche Wunder mochten sein Herz be- wegen und seine Gebete erfüllen! Er begehrte zu ver- stehen wie Heilige auf Erden eins mit dem verherrlichten Menschen sein könnten. Und sicherlich wollte er auch das Wort erfassen: „Sie werden auf mich blicken, den sie durchbohrt haben." Nun, alles das gehört der Erfahrung eines jeden an, der mit Verständnis in der Versamm- 185 lung ist. Jesus muß uns kostbar werden und als der ein- zige Sohn, als der Erstgeborene geliebt werden; Er muß der Uberragende sein. Dann kommt die Wehklage und Bitterkeit Seinet- halben. Welch ein tiefer Kummer, daß Der, der nun der Gegenstand unserer Liebe, verachtet und verworfen wurde, und daß wir teil daran hatten. Während der drei Tage, die Saulus blind war und weder aß noch trank, hatte sicherlich diese Wehklage ihren Platz (Apg. 9, 9). Er wird den Kummer sehr empfunden haben, daß die, die Christus geliebt und denen Er gedient hatte, Ihn durch- bohrt hatten. Er hatte teil daran gehabt, doch nun galt der tiefe Kummer lhm, daß Er so behandelt werden konnte. Wie sollte diese Herzensübung uns veranlassen, Seinem Wunsche zu entsprechen, daß wir Seiner geden- ken! Sie würde uns dahin führen, ernstlich zu begehren, uns für Ihn für das, was Er gelitten hat, aus inniger Zu- neigung bereitzuhalten. Unser Gedanke sollte sein, nie ge- nug tun zu können, um Ihn für die Ihm zuteilgewordene Behandlung zu entschädigen! Das ist eine 17bung für „jedes Geschlecht besonders, und ihre Weiber besonders" (V. 14). Das bildet keinen Teil des ordnungsgemäßen Dienstes der Versammlung, doch es ist eine sehr wichtige Herzenszubereitung für die Versammlung. Denn ebendes- halb, daß wir darüber trauern, wie der Herr Jesus unter denen behandelt worden ist, die Seinen Namen bekennen, versammeln wir uns ja zu Seinem Namen hin und ge- denken Seiner gemeinsam. Unser Teil beim Essen des Abendmahls des Herrn steht im scharfen Gegensatz zu dem, was uns zu trauern veranlaßte, denn wir sind bei denen, die Ihn lieben, wo frohe Herzen Seines Lobes voll Sein Kommen in ihrer Mitte erwarten, damit Seine Liebe in der Schar der Seinen Befriedigung finde. Da trauern wir nicht, da gilt vielmehr das Wort: „Da freuten sich die Jünger, als sie den Herrn sahen" (Joh. 20, 20). 186 Kapitel 13 Wenn die Übungen von Kap. 12 mit Gott durchgemacht wurden, so bereiten sie das Haus Davids und die Bewohner von Jerusalem zu, den Quell zu schätzen, der ihnen „für Sünde und für Unreinigkeit" geöffnet wird (V. 1). Sie werden fühlen, wie notwendig die Reinigung von ihrem ganzen früheren Zustande ist. Jehova wird dann das Wort erfüllen: „Und ich werde reines Wasser auf euch spren- gen, und ihr werdet rein sein; von allen euren Unreinig- keiten und von allen euren Götzen werde ich euch rei- nigen" (Hes. 36, 25). Wenn wir auch nicht außer acht lassen, daß sich die unmittelbare Anwendung davon auf den jüdischen Uhr- rest am Tage der Zukunft bezieht, so ist doch unser gegen- wärtiger Hauptgegenstand, es als „eingegeben . . . zur Unterweisung" zu betrachten (2. Tim. 3, 16; 1. Kor. 10, 11). Die Wahrheit der Reinigung durch Wasser hat auf uns ebenso Anwendung wie .auf Israel, sie wird vielleicht von den Gläubigen im allgemeinen weniger verstanden als die durch Blut. Doch wenn wir erkannt haben, daß wir von jeher Christum verworfen haben und dem Geschlecht derer angehören, die Ihn tatsächlich durchbohrten, wenn wir darüber getrauert, wie schrecklich Er behandelt wor- den, so werden wir dankbar sein, die Art der Reinigung zu kennen, die zu erkennen heute möglich ist. Wir be- dürfen dessen, um frei zu sein, Herzensbeziehungen mit Christo einzugehen, und das besonders zu einer Zeit, wo Er nicht mehr nach dem Fleische gekannt wird. Der geöffnete „Quell" bezieht sich auf den Tod Christi, denn getrennt von ihm kann es keine gottgemäße sitt- liche Reinigung geben. Der Tod Christi ist unser Rechts- anspruch der Trennung von unserem sündigen Ich. Der „Quell" bezeugt uns, was in jenem Tode vollbracht wurde, er sagt uns, daß unser früherer Zustand im Fleische vor Gott zu Ende gebracht ist in dem Tode Seines Sohnes. 187 Wir können völlig vom Fleische getrennt vor Gott sein, können aber in keiner geistlichen Freiheit stehen, bis wir das wissen. Es sei hier bemerkt, daß das Evangelium des Johannes, das Christum von Anbeginn als verworfen betrachtet (siehe Kap. 1, 11), das Evangelium ist, das hauptsächlich den Gedanken der Reinigung darstellt. Johannes allein sagt, daß Wasser aus der durchbohrteri Seite Christi floß, wie auch das Blut (Joh. 19, 34; 1. Joh. 5, 8). Der Herr sagte zu Nikodemus, daß es, um in das Reich Gottes ein- zugehen, notwendig sei, „aus Wasser und Geist" geboren zu werden (Joh. 3, 5). Durch die natürliche Geburt kamen wir in einen Zustand der Sünde und Unreinheit, doch „aus Wasser geboren" leiten wir unser sittliches Sein von einer gänzlich neuen Quelle ab. Wir sind „nicht wiederge- boren ... aus verweslichem Samen, sondern aus unverwes- lichem, durch das lebendige und bleibende Wort Gottes"; somit verleiht dieses Wort den dadurch Geborenen seine Wesensart (1. Petr. 2,.23). Ein wesentlicher Zug der Rei- nigung wird damit eingeführt. Nicht das Fleisch wird ge- reinigt, sondern der „aus Wasser" Geborene, er weiß nun, daß nichts Gutes darin ist. Beim Eingehen in das Reich Gottes kehrt er sich in seinem Wandel von dem ;Willen des Fleisches weg in den Bereich des Willens Gottes, und dadurch wird offenbar, daß eine sittliche Reinigung statt- gefunden hat. Das Neue Testament redet von der Waschung der Hei- ligen mit Wasser immer als von einer vollendeten Tat- sache (Eph. 5, 26; Tit. 3, 5). Der Herr sprach zu den Sei- nen, die in der Welt waren, als zu solchen, die „ganz ge- waschen" waren (im Griechischen ist waschen hier das- selbe Wort wie in den soeben angeführten Schriftstellen), und nun nur der Waschung ihrer Füße bedurften. (Hier ist „waschen" ein anderes Wort der Ursprache, es ist aber das sonst im Evangelium Johannes gebrauchte.) In diesem Zusammenhang sagte der Herr: „ihr seid rein, aber nicht 188 alle. Denn er kannte den, der ihn überlieferte; darum sagte er: Ihr seid nicht alle rein." Die Jünger, mit Aus- nahme Judas, waren gewaschen und waren rein. Der Herr sprach weiter: „Ihr seid schon rein um des Wortes wil- len, das ich zu euch geredet habe" (Joh. 15; 3). Dieses Wort hatte in ihnen das Natürliche und Fleischliche ver- drängt, es hatte Ihn ihren Herzen kundgemacht, und welch eine unermeßliche innere Reinigung war das! Sie verstan- den die volle Tragweite davon nicht, wohl aber Er, und sie als solche betrachtend, die Ihn als Gegeastand des Glau- bens und der Liebe in ihren Herzen hatten, konnte Er sagen: „ihr seid schon rein." Das aus Seiner Seite flie- ßende Wasser wie auch das Blut stellen sodann die große Wahrheit dar, daß Sein Tod das Zeugnis davon war, daß die Reinigung völlig vollbracht war. Das Wasser beweist, daß das Fleisch samt allem, was damit zusammenhängt, im Tode Christi zu Ende gekommen ist. Es ist zur Be- friedigung und Herrlichkeit Gottes völlig hinweggetan, und dies, durch den Geist in dem Herzen des Gläubigen erkannt, ist es, was reinigt. Die Lehre Pauli steht im Einklange mit dem, was wir bei Johannes gesehen hatten. Er hatte den Gläubigen zu Korinth. gesagt: „ihr seid abgewaschen", als er ihren frü- heren Zustand dem gegenüberstellte, was nun durch das Werk Gottes in ihnen zustandegekommen war. In Eph. 5, 26 spricht er davon, daß Christus die Versammlung durch die Waschung mit Wasser durch das Wort gereinigt habe. Da haben wir den vollständigsten Anblick der Rei- nigung durch Wasser, er begreift den gesamten Reini- gungsdienst Christi für die Versammlung in sich. In der Anwendung des „Wortes" kommt erfahrungsgemäß die Wahrheit des Römerbriefes zuerst. Wir lernen da, daß wir, auf Christum Jesum und Seinen Tod getauft, der Sünde gestorben sind (Röm. 6, 2 u. 3), und weiter, „daß unser alter Mensch mitgekreuzigt worden ist", und daß, wenn wir „mit Christo gestorben sind, so glauben wir, 189 daß wir auch mit ihm leben werden" (V. 6 u. 8). Der Kolosserbrief geht noch weiter und sagt nicht nur, daß wir 'mit Christo gestorben, sondern auch mit Ihm auf- erweckt worden sind (Kol. 3, 1). Sowohl im Kolosser- als Epheserbriefe werden die Heiligen als solche angeredet, die den alten Menschen aus- und den neuen Menschen angezogen haben (Eph. 4, 22 u. 24; Kol. 3, 9 u. 10). Die Waschung mit Wasser geschieht „durch das Wort", also durch die Anwendung dessen auf die Heiligen, was Gott nach Seinem eigenen Sinne an Reinheit und Vollständig- keit vor Sich hat. „Das Wort" enthält nichts Mangelhaftes, es ist nicht durch unsere fehlerhaften oder unvollkomme- nen Erfahrungen verdorben oder kraftlos geworden. Wenn wir Christum hören und in Ihm gelehrt worden sind, so lernen wir, wie die Wahrheit in dem Jesus ist (Eph. 4, 20 u. 21). In Jesu kommt nichts von dem, was Gott im Sinn hat, zu kurz, und die Wahrheit in Jesu besagt, daß wir den alten Menschen aus- und den neuen angezogen haben; „das Wort" läßt den Gedanken nicht zu, daß dies nicht oder nur teilweise geschehen sei. Bei unserem Waschen an der Quelle wendet Christus „die Wahrheit in dein Jesus" auf uns an, und diese besteht, wie Eph. 4, 21-24 klar feststellt, darin, unseren alten Menschen aus- und den neuen angezogen zu haben. Es handelt sich nicht darum, es zu tun, sondern um die zu unserer Reinigung auf uns angewandte christliche Wahrheit. Wir werden nie in der Lebenskraft irgendeiner Wahrheit wandeln, bis wir sie als die Wahrheit für uns annehmen. Dann sind wir ihr entschieden ergeben, sie beherrscht unser Herz und Ge- wissen, ist der Gegenstand unserer Clungen und Gebete, und deren betätigung in unserem Wandel folgt. Unser Kapitel fährt dann fort, von der Ausrottung der Namen der Götzen aus dem Lande zu reden, und auch von der der falschen Propheten und unreinen Geister (V. 2). Die am Quell Gereinigten werden keine Götzen oder falsche Lehre dulden; sogar Vater und Mutter eines fal- 190 schen Propheten werden ihn durchbohren (V. 3). Wenn die Leute verständen, was christliche Reinigung bedeutet, so würden sie mit keiner fleischlichen Religion, religiösen Neuerung oder falscher Lehre wandeln. Die in den See- len der Gläubigen in Kraft aufrechterhaltene Wahrheit der Reinigung würde jeden Irrtum bloßstellen und ihre Lehrer beschämen (V. 4). Gerade hier führt der Geist Gottes Christum prophe- tisch ein, als ob Er den Gegensatz zwischen Ihm und allen falschen Propheten feststellen wollte. Die Absicht eines jeden, der falsche Lehre bringt, ist, sich selbst zu erhöhen; er hat es, wie Simon von Samaria, gern, daß die Leute glauben, er sei „etwas Großes" (Apg. 8, 9). Der Herr Jesus kam nicht, um•hienieden ein Großer zu sein, sondern der Knecht aller. „Und er wird sprechen: Ich bin kein Pro- phet, ich bin ein Mann, der das Land bebaut; denn man hat mich gekauft von meiner Jugend an" (V. 5). Es gibt Schriftstellen, in denen die Herzensdemut des Herrn und Seine wunderbare Selbsterniedrigung in beachtenswerter Wise zum Ausdruck gelangt, und dies ist eine von ihnen. Er sagt: „Ich bin kein Prophet", und lehnt es damit ab, irgendeinen Platz von Bedeutung einzunehmen. Er kam, um zu arbeiten und zu dienen. Aus dem Zusammenhang geht hervor, daß es solche gab, die sich anmaßten, Pro- pheten zu sein, um dadurch ein gewisses Ansehen oder eine Vorrangstellung für sich selbst zu erlangen; doch der Herr sagte: „Ich aber suche nicht meine Ehre" (Joh. 8, 50). Zu einem, der Ihn „guter Lehrer" anredete, sagte Er: „Was heißest du mich gut? Niemand ist gut, als nur einer, Gött" (Luk. 18, 19). Er, der in der Gestalt Gottes war, von dem Jehova in unserem Kapitel sagt: „Der Mann, der mein Genosse ist" (V. 7), entäußerte Sich Selbst, indem Er Knechtsgestalt annahm (Phil. 2, 6 u. 7). Hüten wir uns vor denen, die solche Schriftstellen gebrauchen, um dem Herrn der Herrlichkeit (1. Kor. 2, 8; Jak. 2, 1) das zu nehmen, was Ihm als einer menschgewordenen gött- 191 liehen Person zukommt. Wenn Er sagte: „Ich bin kein Prophet", so geschah dies, um zu zeigen, daß Er keinen Platz einnehmen wollte, der dazu angetan war, Ihm An- sehen in den Augen der Menschen zu verschaffen. Der Versucher stellte Ihn auf die Zinne des Tempels, damit Er Sich hinabwerfe, um eine Ihn als den Messias betref- fende Schriftstelle zu erfüllen, doch Er wollte Sich nicht verherrlichen und auch Jehova,' Seinen Gott, nicht ver- suchen. Er war in der Tat ein Prophet vor allen anderen, doch Er wollte dieses Amt nicht als etwas hinnehmen, das Ihn unter den Menschen auszeichnete, und dies ebenso- wenig, als Er damit einverstanden war, zum König ge- macht zu werden. Er war hier, um zu arbeiten und zu dienen, und nicht um öffentlicher Ehre in den Augen der Menschen teilhaftig zu werden. So sagt Er in Vers 5: „Ich bin ein Mann, der das Land bebaut." Er war hier, um zu arbeiten, damit Gott einige Frucht in Israel habe. Was die Nation anlangt, arbeitete Er allerdings vergebens und verbrauchte Seine Kraft nutz- los (Jes. 49, 4). Israel ward nicht gesammelt, Jakob nicht zu Jehova zurückgebracht, doch, wie wir wissen, führte die Verwerfung Seines Dienstes zu einer wunderbaren Er- weiterung des Werkes Gottes. Er ward „zum Licht der Nationen gesetzt", und ward Gottes Errettung bis an das Ende der Erde (Jes. 49, 5 u. 6). Sein Dienst war den Menschen zugänglich, „denn man hat mich gekauft von meiner Jugend an" (V. 5). Er stand den Menschen im Dienste zur Verfügung, keinei• erhob vergebens auf Seinen Dienst Anspruch; Er war in unend- licher Gnade der Knecht aller. Zu den Seinen sagte Er: „Ich aber bin in eurer Mitte wie der Dienende" (Luk. 22, 21). Er, der Herr und Lehrer, unterzog Sich aus Liebe dem Dienst eilies Knechtes und wusch Seinen Jüngern die Füße. Er hat Knechtsgestalt angenommen und dient auf diese wunderbare Weise immer noch in Liebe. Die Antwort auf den Dienst des Herrn in Israel war, 192 daß Er verwundet wurde. In Vers 6 heißt es: „Und wenn jemand zu ihm spricht: Was sind das für Wunden in deinen Händen? so wird er sagen: Die, womit ich ver- wundet worden bin in dem Hause derer, die mich lieben." Man sollte meinen, daß die Menschen froh sein würden, einen solchen Diener zu haben, doch weit gefehlt. Alles, was Gott zur Segnung Israels bereit hatte, ward in Ihm dargestellt, und so kam dadurch, daß sie Ihn so grausam verwarfen, ihr innerer Zustand völlig ans Licht. Wenn Israel nach dem Fleische hätte gesegnet werden können, so war die Segnung in lhm da, sie brauchten sie nur anzunehmen; Er kam zu ihnen als dem Hause derer, die Ihn lieben, aber empfing Wunden. Das war Israels An- teil an Seinen unaussprechlichen Leiden. Die Christenheit hat Ihn nicht besser behandelt. Man bekennt, die Bibel zu ehren, liest sie in ihren Kirchen, ebenso wie auch die Juden in ihren Synagogen, doch der lebendige Dienst Christi hat keinen Wert in ihren Augen. Er klopft noch an die Tür und begehrt Einlaß, aber als ein Draußenstehender, dessen man drinnen nicht bedarf. Kann es uns da wundernehmen, daß Gottes Gericht der Christum verwerfenden Christenheit nahe bevorsteht, wie es über das Ihn verwerfende Judentum kam? Glückselig dagegen, die Ihn aufnehmen und als den Sohn Gottes, den Christus Gottes bekennen und durch Ihn zur wahren Er- kenntnis Gottes, der Quelle aller Segnung gelangen! Furchtbare Gerichte Gottes werden über Jerusalem kom- men, denn es wird von Jehovas Hand das Doppelte für alle seine Sünden bekommen, doch ein Uberrest wird ver- schont werden und in ein großes, ihm bereitetes Tal flie- hen (Kap. 14, 4 u. 5). Furchtbare Gerichte werden auch über die Christenheit kommen, doch ein verschonter Über- rest, der alle wahren Gläubigen in sich begreift, wird dem Herrn in die Luft entgegengerückt werden, ehe diese Ge- richte in ihrer vollen Stärke hereinbrechen (1. Thess. 4, 17). An dieser Stelle wird nun unser Augenmerk auf etwas 13 Kleine Propheten 193 gelenkt, was Christum unseren Herzen am allermeisten teuer macht, obwohl es uns eine Zeitlang tiefen Kummer bereiten mag. Es wird sicherlich einen erstaunlichen Wan- del in unseren Anschauungen hervorbringen, wenn wir die göttliche Bedeutung davon erkennen. „Schwert er- wache wider meinen Hirten, ja wider den Mann, der mein Genosse ist! spricht Jehova der Heerscharen; schlage den Hirten, und die Herde wird sich zerstreuen. Und ich werde meine Hand den Kleinen zuwenden." Ein großer und ern- ster Wandel in der Stellung des Hirten Jehovas vollzog sich, als Jehova das Schwert wider Ihn erweckte, und wir wissen, wann das geschah: ln der Nacht, da Er überliefert wurde, sprach Er: „Ihr werdet euch alle in dieser Nacht an mir ärgern; denn es steht geschrieben: ,Ich werde den Hirten schlagen, und die Schafe der Herde werden zer- streut werden.' Nachdem ich aber auferweckt sein werde, werde ich vor euch hingehen nach Galiläa" (Matth. 26, 31 u. 32). Seine Jünger nahmen Anstoß an Ihm und strau- chelten, weil sie erwarteten, Er würde das Reich aufrich- ten. Daß Jehova das Schwert wider ihn erweckte, stürzte alle ihre Vorstellungen um. Doch das mußte „nach dem bestimmten Ratschluß und nach Vorkenntnis Gottes" ge- schehen (Apg. 2, 23); doch für Seine Jünger, Seine wahren Schafe, war es etwas Schreckliches, sie waren in den Tagen Seines Fleisches zu Ihm gezogen und mußten nun er- fahren, daß Er geschlagen werden und sie zerstreut wer- den mußten. Die ganze Grundlage ihrer Vereinigung mit Ihm sollte verändert werden. Unter ihnen war Er, der Christus nach dem Fleische, der wahre Hirte Israels, der göttliche Mittelpunkt des Versammelns, und eben dieser sollte geschlagen werden, und die kleine zu Ihm hin ver- sammelte Herde Schafe war zu zerstreuen. Damit ward die ganze Ordnung, deren Mittelpunkt Christus nach dem Fleische war, völlig beiseitegesetzt, und mit Bezug auf sie hatte Er zu sagen: „Denn auch das, was mich betrifft, hat eine y ollendung" (Luk. 22, 37). 194 Tatsache war, daß keiner der Jünger wirklich verstand, was ihnen dem Fleische nach gebührte, bis sie es dadurch kennenlernten, daß es über Christum kam. Sie dachten, Er könnte Israel ohne den Tod erlösen. Alle von uns den- ken, daß eine Veränderung nötig ist, doch wenn nichts Geringeres als der Tod die Abhilfe schafft, so bedeutet das unser völliges Ende. Christus mußte diesen Weg gehen, es bestand eine göttliche Notwendigkeit dafür: „Mußte nicht der Christus dies leiden und in seine Herrlichkeit eingehen ?" (Luk. 24, 26.) Die ganze Schrift hatte davon gesprochen. „Also steht geschrieben, und also mußte der Christus leiden und am dritten Tage auferstehen aus den Toten" (Luk. 24, 46). Darin, daß einer für alle starb, ward erwiesen, daß alle tot waren. Getrennt von dem, was Christus uns ist und was wir in Ihm, dem aus den Toten Auferstandenen, haben, sind wir alle tot. Ein gepriesener Mensch war für uns im Tode und ist auferstanden, und wir sind nur insoweit aus dem Tode, als wir in Ihm leben. Der Christus nach dem Fleische war in diesem Zustande, damit Er sterben konnte, und wenn Er nicht gestorben wäre, hätte es für uns keinen Weg aus dem Tode heraus gegeben. Nun Er aber gestorben, stellte Er Sich nach Sei- nen Leiden in vielen sicheren Kennzeichen lebendig dar, indem Er vierzig Tage hindurch von den Aposteln ge- sehen wurde und über Dinge redete, die das Reich Gottes betreffen (Apg. 1, 3). Das Reich Gottes war der Kreis, worin ewiges Leben genossen wurde, und in Gemeinschaft mit dem Auferstandenen gingen sie geistlich in dasselbe ein. Wir kennen jetzt weder Christum nach dem Fleische noch aus uns, denn wir sind in Seinem Tode zu Ende ge- bracht. „Daher, wenn jemand in Christo ist — eine neue Schöpfung; das Alte ist vergangen, siehe, alles ist neu ge- worden. Alles aber von dem Gott, der uns mit sich selbst versöhnt hat durch Jesum Christum" (2. Kor. 5, 16-18). Es ist gut, das zu verstehen, doch obwohl es eine höchst wichtige Belehrung für uns alle enthält, bezieht sich das 195. Schlagen des Hirten in besonderer Weise auf Gottes Wege mit Israel. Als Jehovas Hirte ward Er nicht zu den Natio- nen gesandt, sondern zu den verlorenen Schafen des Hau- ses Israel. Jesus Christus ward ein Diener der Beschnei- dung „um der Wahrheit Gottes willen, um die Verhei- ßungen der Väter zu betätigen" (Röm. 15, 8). Wenn irgendein Volk dem Fleische nach hätte gesegnet werden können, so war es Israel, denn sie hatten jeden Vorteil, den Gott geben konnte, sogar den, Christum in ihrer Mitte zu haben, doch ihr Zustand war derart, daß sogar Christus nach dem Fleische nichts ausrichten konnte. Sie waren unter dem Tode und dem Fluche, und infolgedessen konnte kein dauerndes Sammeln der Schafe zu Christo nach dem Fleische stattfinden; dem Fleische nach mußte Er geschlagen werden, und die Schafe, die in Israel zu Ihm hingezogen worden waren, mußten zerstreut werden. Sein Schlagen war das Ende einer derartigen Vereinigung zwi- schen dem Hirten und den Schafen, und sie wird nie wiederaufgenommen werden. Israel wird nie wieder die Gelegenheit haben, ihn nach dem Fleische zu kennen. Ich glaube, die Schrift unterscheidet zwischen dem Schlagen des Hirten und dem Sühnungswerk, obwohl beides am Kreuze geschah. Sein Schlagen machte Seinem Hirten- dienst in Israel in den Tagen Seines Fleisches im Tode ein Ende. Er sollte hinfort nicht mehr dem Fleische nach gekannt werden. Der Zustand, der das Schlagen notwendig machte, war in Israel, nicht im Hirten, doch Er machte Sich in Gnade mit ihm eins und ward seinethalben ge- schlagen. Er wurde ausgerottet und hatte nichts (Dan. 9, 26). Er hatte Israel in Liebe gedient und war Jehovas Hirte unter ihnen gewesen und erlebte nun diesen tiefen Kummer. Anstatt fsrael für Jehova zu gewinnen, ward Er geschlagen, und die kleine von Ihm gesammelte Herde ward zerstreut. Das war das traurige Ende Seines Dien- stes in Israel, doch Er ward dafür in der Auferstehung entschädigt und indem Er die Versammlung bekam, und 196 Er wird auch noch einen Erberrest von Israel haben, wenn sie gelernt haben, daß Sein Schlagen ihres Zustandes hal- ber geschah, mit dem Er Sich in Gnade einsgemacht hatte. Anstatt den Platz und die Herrlichkeit des Messias zu empfangen, ward Er geschlagen, doch dies geschah im Blick auf einen neuen und weit herrlicheren Platz in der Auferstehung. An dem künftigen Tage wird der Uherrest in Israel sehen, daß ihres Zustandes halber Jehovas Hirte geschla- gen ward. Sie werden fühlen, daß sie das Schlagen Gottes verdienen, werden es aber in ihrem Herzen tief empfin- den, wenn sie sehen, daß ihr Messias Sich alledem, was gerechterweise ihr Teil hätte sein müssen, unterzogen und es erlitten hat, und sie werden darin Seine Liebe erken- nen. Das Schwert mußte wider die Verkehrtheit des menschlichen Willens erwachen, der den Hirten von sich wies und verwundete, der in der Fülle des Segens kam; das ewige Wunder aber ist, daß es wider den Hirten Selbst erwachte, der ihre Sache zu Seiner eigenen machte. Was könnte das Herz mehr bewegen als dieses? Er war Je- hovas Genosse, womit erklärt wird, daß Er Gott eben- bürtig war, wahrscheinlich aber wird Er hier so genannt, um die Sinneseinheit zwischen Jehova und Seinem Hirten darzutun. Er konnte sagen: „Ich und der Vater sind eins" (Joh. 10, 30), das heißt, Sie waren eins in Ihren Gedan- ken und Vorsätzen betreffs der Schafe. Jehovas Liebe und Treue Seinem Israel gegenüber brach nicht zusammen, noch versagte der Messias darin, Sich alledem zu unter- ziehen, was nötig war, damit Israel gesegnet werden konnte. Im Blick darauf erwachte das Schwert wider Ihn, und Er ward als der Hirte geschlagen. Das geschah, weil Er Israels Sache auf Sich genommen und Sich in Gnade mit dem einsgemacht hatte, was ihnen gebührte. Wir ler- nen wie auch sie, was uns gebührt, wenn wir sehen, daß es über Einen kam, der es in Liebe trug. Die Jünger Jesu waren der wahre Uberrest Israels, als 197 der Herr hienieden war, und sie wurden berufen, Christo nachzufolgen und in den Tagen Seines Fleisches bei Ihm zu sein. Es war die gesegnetste Verbindung, in der Men- schen nach dem Fleische stehen konnten, doch das Schla- gen des Hirten und die Zerstreuung der Herde machte dem ein Ende. Gottes Absicht war. daß der Uberrest Israels durch den Tod Christi in eine neue Verbindung mit Ihm, dein aus den Toten Auferstandenen, eingehen sollte. Das stellte sie auf einen Boden, wo sie an Gottes wunderbaren Gedanken über die Versammlung teilhaben konnten. Zu dem nach dem Fleische gekommenen Messias hin versammelt und auf jüdischem Boden stehend wurden sie zerstreut, doch das sollte Raum machen für weit größere und wunderbarere Gedanken der Segnung; dem göttlichen Vorsatz und Ratschluß nach sollte die Ver- sammlung kommen. In der wunderbaren Zwischenzeit von Seinem Schlagen bis zu Seiner Rückkehr in Herrlich- keit ist die Versammlung dazu berufen und gereinigt wor- den. mit Ihm, dem Auferstandenen und Verherrlichten, vereinigt und Sein Leib zu sein, die Fülle Dessen, der alles in allem erfüllt (Eph. 1, 23). Im Blick auf alles dieses sagte Jehova: „Und ich werde meine Hand den Kleinen zuwenden" (V. 7). Das bezieht sich auf die Wege, die Gott mit den Jüngern in der Zeit von Gethsemane bis Pfingsten ging. Sie hatten eine tiefe Seelennot durchzumachen, als Er überliefert, verurteilt, gekreuzigt und begraben ward. Sie erfuhren. daß Er in der Tat geschlagen ward und sie nun keinen Sammelpunkt mehr hatten und zerstreut waren. Doch die Hand Gottes wandte Sich ihnen auf wunderbare Weise zu, das Licht Seiner Auferstehung brach über einzelne und am Ende über alle herein. Sie fanden, daß Er bei ihnen und sie bei Ihm sein konnten. und dies einer ganz und gar neuen Vereinigung gemäß. Jeder der vierzig Tage, während der Er von ihnen gesehen ward, fügte ihrer Erkenntnis von Ihm als dem Lebendigen etwas hinzu (Apg. 1, 3). Und 198 dann sahen sie Ihn „emporgehoben" und verstanden, daß ihnen hienieden Sein Werk anvertraut war, und schließ- lich erfüllte sie der Heilige Geist, um ihre Kraft im Dienst und Zeugnis zu sein. Der Überrest Israels wird erkennen, daß das Schlagen und Wegtun des Messias allen Hoffnungen dem Fleische nach ein Ende machte. Sie werden sehen, daß weder Ver- heißungen noch Bündnisse denen, die unter dem Tode waren, etwas nützen konnten. Unter Gottes ernsten Wegen mit ihnen werden sie lernen, daß sie unter dem Tode sind, doch sie werden das auf eine noch durchgreifendere Weise lernen, wenn sie sehen, daß Christus ihrethalben geschlagen wurde. Sie werden sehen, daß jede Segnung ihnen nur auf Grund Seines Todes und Seiner Auferste- hung zukommen kann; sie werden sich in Ihm segnen und in das ewige Leben an dem Tage eingehen, von dem Sach. 14 redet, wo lebendige Wasser von Jerusalem, der Stadt des großen Königs, ausgehen (Ps. 48, 2). Doch ohne die Läuterung des letzten Verses von Kap. 13 werden sie das nicht empfangen. Jehova wird in Seinen Wegen mit Israel in den letzten Tagen das ganze Land in Betracht ziehen (V. 8), und Ge- richt wird über die kommen, die im Unglauben und im Geiste derer verharren, die Christum verwundeten: "Zwei Teile davon werden ausgerottet werden und verscheiden, aber der dritte Teil davon wird übrigbleiben. Und ich werde den dritten Teil ins Feuer bringen, und ich werde sie läutern, wie man das Silber läutert, und sie prüfen, wie man das Gold prüft" (V. 8 u. 9). Die Läuterung wird des darin enthaltenen kostbaren Metalls halber vollzogen, also um derer willen, die Glauben haben. Petrus sagt hier- von: „Auf daß die.. Bewährung eures Glaubens, die viel köstlicher als die des Goldes, das vergeht, aber durch Feuer erprobt wird, erfunden werde zu Lob und Herrlich- keit und Ehre in der Offenbarung Jesu Christi" (1. Petr.1, 7). Die Läuterung in Sach. 13, 9 geschieht im Blick auf 199 die Offenbarung Jesu Christi in Kap. 14. Gottes Vor- gehen im Gericht gegen den Unglauben und die Läuterung der Glaubenden kennzeichnen die letzten Tage. Ich denke, wir können das schon heute klar sehen. Gott handelt im Gericht gegen Nationen, die christliches Licht empfangen haben, Ihm aber nicht treu waren. Wir sollten nicht ver- gessen, daß Gott im Gericht gegen die Versammlungen ebenso vorgeht wie gegen Israel oder die Juden. So sagt der Herr zum Beispiel zu Ephesus: „So komme ich dir und werde deinen Leuchter aus seiner Stelle wegtun, wenn du nicht Buße tust- (Offb. 2, 5). Zu Pergamus sagt Er: „Tue nun Buße, wenn aber nicht, so komme ich dir schnell und werde Krieg mit ihnen führen mit dem Schwerte meines Mundes" (Offb. 2, 16). Zu Thyatira spricht Er von Jesa- bel: „Siehe, ich werfe sie in ein Bett und die, welche Ehe- bruch mit ihr treiben, in große Drangsal, wenn sie nicht Buße tun von ihren Werken. Und ihre Kinder werde ich mit Tod töten, und alle Versammlungen werden erkennen, daß ich es bin, der Nieren und Herz erforscht; und ich werde euch einem jeden nach seinen Werken geben" (Offb. 2, 22 u. 23). Zu Sardes sagt Er: "Wenn du nun nicht wachen wirst, so werde ich über dich kommen wie ein Dieb" (Offb. 3, 3). Und zu Laodicäa sagt Er: „Weil du lau bist . . so werde ich dich ausspeien aus meinem Munde" (Offb. 3, 16). Während sich nun dieses gerichtliche Vorgehen voll- zieht und weiter vollziehen wird, so auch die göttliche Läuterung da, wo Glauben vorhanden ist: ihr Gegenstand ist, daß das Vertrauen auf Gott mehr zur Entfaltung komme und geläutert werde. Es ist wohl zu beachten, daß die Läuterung nichts Großes nach außen hin bewirkt, es werden keine Heldentaten vollbracht. Vers 9 sagt: „Es wird meinen Namen anrufen. und ich werde ihm antwor- ten; ich werde sagen: Es ist mein Volk, und es wird sagen: Jehova ist mein Gott." Was die Getreuen heutzutage kenn- zeichnet ist, daß sie nach Gerechtigkeit, Glauben, Liebe und 200 Frieden streben, doch sie tun dies als solche, „die den Herrn anrufen aus reinem Herzen" (2. Tim. 2, 22). Sie haben keine andere Zuflucht und werden von Ihm an- erkannt und unterstützt. Kapitel 14 Zwischen dem Jerusalem des ersten Teiles unseres Ka- pitels und dem von Vers 8 an besteht ein großer Unter- schied, er gleicht dem Gegensatz zwischen Babylon und der heiligen Stadt Jerusalem in der Offenbarung (Kap. 14, 8; 21. 2 u. 10). In Vers 2 ist Jerusalem der Gegenstand des göttlichen Gerichts, das des Mißfallens Jehovas halber seinen Belagerern dahingegeben wird, es kommt in die Hände der Feinde Jehovas. In dieser Hinsicht gleicht Jerusalem hier dem Jerusalem, wo unser Herr gekreuzigt ward, dem der gegenwärtige Zustand der Christenheit gleicht. Schreckliches kam über das Jerusalem, das Chri- stum verwarf, und Schreckliches wird über die Christen- heit kommen, die zwar Seinen Namen bekennt, ihn aber entehrt. „Wenn sie sagen: Friede und Sicherheit! dann kommt ein plötzliches Verderben über Sie . . ., und sie werden nicht entfliehen- (1. Thess. 5, 3). Doch zu der Zeit, als der Herr zu Jerusalem gekreuzigt wurde, gab es einen Überrest, der Ihn schätzte und liebte und mit dem Er vierzig Tage nach Seiner Auferstehung war, und der Ihn nach Apg. 1 vorn Olberge auffahren sah, und daselbst ward den Jüngern gesagt, daß Er also kom- men würde, wie sie Ihn hatten auffahren sehen. Und wie wir wissen, gab es einen Weg, dem zu entrinnen, was über Jerusalem damals kam. Buße und Taufe in dem Namen Jesu Christi zur Vergebung der Sünden sicherte allen, die Petri Wort annahmen, die Gabe des Heiligen Geistes. Der vom Olberge aufgefahrene Herr verleiht diesem Berge ein ganz bestimmtes Band mit Seinem gegenwärtigen 201 Platze in der Höhe, und eben weil Er an diesem Platze, als durch die rechte Hand Gottes erhöht, anerkannt wurde, fand der verschont gebliebene überrest am Tage der Pfingsten einen \\ eg zum Entrinnen. Jehova wird am Tage der Zukunft in auffallender Weise für den Überrest eintreten. In Vers 4 u. 5 heißt es: „Und seine Füße werden an jenem Tage auf dem Olberg stehen, ... und der Olberg wird sich in der Mitte spalten. nach Osten und nach Westen hin, zu einem sehr großen Tale... Und ihr werdet in das Tal meiner Berge fliehen." Ehe Er in Jerusalem König ist, wird Er eine Stellung auf dem Olberg nehmen, und in Verbindung damit wird, soviel ich sehe. ein Tal gebildet werden, wohin der Überrest flieht, um vor den Jerusalem drohenden oder sich darüber ergießenden Gerichten in Sicherheit zu sein; der Glaube und die Liebe des Uberrestes wird das im Einklangs mit Apg. 1 tun. Sie werden Ihn geistlicherweise als auferstand- en und aufgefahren erfassen und werden die Psalmen ver- stehen, die in der Weise von Ihm reden. In jenem Tale, einer niedrigen Stätte, werden sie Christum als aufgefahren er- kennen, daß Er aber nun, nachdem Er lange Zeit eine himmlische Stellung innehatte, herniedergekommen ist, um Sein irdisches Reich aufzurichten. Dann haben sie ge- lernt, den so lange verachteten und verworfenen Hirten zu schätzen. Sie werden auf Ihn geblickt haben, als Den, den sie durchbohrt haben, und werden um Ihn leidgetra- gen haben wie um einen innig Geliebten. Sie haben sich dann in dem geöffneten Quell gewaschen und sind nun sittlich passend Ihn zu kennen und bei (hm in Seiner Stellung auf dem Olberge zu sein, ehe Er nach Jerusalem kommt. In jenem von Gott gebildeten Tale hat man keine natürlichen Eindrücke von Christo, wie sie manche in den Tagen Seines Fleisches hatten (Mault. 16. 14) ; alle ihre Gedanken über Ihn werden gottgemiiß sein: denn sie sind durch den Tag gegangen, der „Jehova bekannt" ist (V. 7), von dem es heißt: „Zur Zeit des Abends, da wird es Licht 202 sein." Sie kommen dann in das Licht ihrer Vereinigung mit ihm, wie es prophetisch im Lied der Lieder und im Ps. 45 kundgetan wird. Dann werden sie mit Ihm in die heilige Stadt kommen. Sie werden das Licht der Psalmen und wahrscheinlich auch der Evangelien haben. Es besteht eine auffallende Ähnlichkeit zwischen den Umständen des Uberrestes jener Tage und denen der Hei- ligen heute. Das große christliche Bekenntnis steht eben am Wande des Abfalls und reift schnell für das Gericht heran. Doch es gibt solche, die gereinigt worden sind und zum mindesten bis zu einem gewissen Grade die wunder- bare Bedeutung des Todes Christi verstanden haben; durch Übung haben sie ihre Vereinigung mit Christo in Seiner himmlischen Stellung kennengelernt. Der einzige Weg, dem zu entrinnen, was unter Gericht ist, besteht darin, seine Zuflucht zu Dem zu nehmen, der ganz und gar außerhalb desselben ist. Der Herr muß heute in dem er- kannt werden, was Seiner Stellung auf dem Ölberge ent- spricht. das heißt als auferstanden und in den Himmel aufgefahren. Wer Christum wirklich zu finden begehrt, muß gleichsam aus dieser Welt hinausgehen, ganz gleich, ob er dem Heidentum oder der Christenheit angehört. Das ist nicht so leicht, denn das läuft allen Gedanken des natürlichen Herzens zuwider. Unser Ölberg ist der Epheserbrief oder Joh. 20, 17, er ist das, was wir tatsächlich durch die Entrückung er- reichen; doch ich bezweifle, daß jemand von uns kennen- lernt, was es heißt, mit Christo im Himmel vereinigt zu sein, ohne eine Erfahrung durchzumachen, die Sach 14, 6 u. 7 entspricht: „Und es wird geschehen an jenem Tage, da wird kein Licht sein; die Gestirne werden sich ver- finstern. Und es wird ein einzigartiger Tag sein (er ist Jehova bekannt), nicht Tag und nicht Nacht; und es wird geschehen zu der Zeit des Abends, da wird es Licht sein." Man hat die Abwesenheit von Licht hienieden zu lernen; jedes menschliche Licht wird verdunkelt. Ich denke nicht, 203 daß sich jemand zur Stellung des Herrn auf dem Ölberg begeben wird, solange er Licht in des Menschen Urteils- kraft und Beobachtungen sowie seiner religiösen Vorstel- lungen zu finden meint. Die Weisheit des Menschen und sogar seine Religiosität ist im geistlichen Bereiche Fin- sternis, und Gott will, daß wir sie als solche erkennen. Wik fähig auch religiöse Führer und Philosophen sein mögen, sie sind unter dem Tode. Nur Christus ist außer- halb des Todes und passend für den Himmel, und nur insoweit wir mit Ihm gestorben sind und Ihn als unser Leben haben, leben wir vor Gott. Doch das steht so offen- bar außerhalb der religiösen Welt, wie der Ölberg außer- halb von Jerusalem. Wir kommen dahin durch die tJbun- gen und Erfahrungen eines Tages, der ganz verschieden von irgendeinem Tage des natürlichen Kalenders ist. Es ist ein Tag, der „Jehova bekannt" ist, der nach des Men- schen Urteil "nicht Tag und nicht Nacht" ist, ein Tag, der, was natürliche Eindrücke anlangt, ganz gesondert da- steht, wie etwa die Zeit zwischen Gethsemane und der Auferstehung für die Jünger oder die drei Tage, wo Saulus nichts sah und weder aß noch trank. Keiner von uns geht vom Natürlichen zum Geistlichen über, ohne einen Tag dieser Art erlebt zu haben, der nicht nach Stunden und Minuten mißt, sondern nach einer gottgegebenen Ubung. Doch „zur Zeit des Abends, da wird es Licht sein". Es gibt kein solches Licht wie das Licht, das von einem auf- erstandenen und himmlischen Christus ausgeht. Glück- selig die, deren Herzen damit erfüllt sind! Sie sind für Sein Kommen bereit. Der Ölberg liegt „vor Jerusalem ge- gen Osten" (V. 4), und der „Osten" redet geistlich von dem Kommen des Herrn, und so haben wir am Ende von Vers 5 den gesondert dastehenden Satz: „Und kommen wird Jehova, mein Gott, und alle Heiligen mit dir." Der Augenblick ist nahe, wo die Heiligen entrückt werden, dem Herrn entgegen in die Luft, sie werden tatsächlich aus dem hinausgehen, was unter Gericht ist, um bei dem 204 Herrn zu sein, und dann mit Ihm zurückkommen, um an Seiner herrlichen Herrschaft teilzuhaben, wenn alle Irger- nisse und die das Gesetzlose tätigen aus Seinem Reiche zusammengelesen sind (Matth. 13, 41). In der Zeit der Verwüstung Jerusalems wird der ein- zige Weg, dem zu entrinnen,. der sein, hinauszufliehen, denn dort wird der Abfall und Gottes Gericht darüber zum Abschluß kommen. Des Herrii Füße werden auch wohl deshalb auf dem Ölberge außerhalb Jerusalems stehen, damit Er Sich dort dem Oberrest kundtue, der aus dem abtrünnigen Jerusalem zu fliehen hatte.• Es ist dies ein Platz, der mit bekannten Umständen in der Ge- schichte der Evangelien in Verbindung steht und beson- ders damit, daß der Herr von dort in den Himmel auf- genommen wurde. Das durch die Spaltung des Ölbergs entstehende Tal ist meines Erachtens ein anderes als das in Joel 3. 1 erwähnte Tal Josaphat; dieses dient zum Ge- richt — Josaphat bedeutet „Jehova richtet" — und die Nationen werden dahin geführt, um gerichtet zu werden. Das erstgenannte Tal jedoch erinnert uns daran, daß der Ölbaum in der Schrift in Verbindung mit der Verheißung und Gottes unumschränkter Güte steht und im Bilde das Geistliche darstellt. Deshalb glaube ich, daß Jehova auf dem Ölberg eine Stellung der Gnade gegenüber dem Ober- rest einnimmt. Daß sich der Berg in seiner Mitte spaltet, um ein sehr großes Tal zu bilden, ist eine Vorsehung der Gnade für den bußfertigen 1:Tberrest. Sie werden aus der Stadt dahineinfliehen, da sie zu der Zeit dem Abfall und Gericht anheimgefallen ist. Wenn das so ist, dann besteht eine auffallende Ähnlichkeit zwischen ihrer Lage und der unseren. Wir verlassen geistlich den Schauplatz des Ab- falls, indem wir erkennen, mit dem Aufgefahrenen eins zu sein, tatsächlich aber verlassen wir ihn, wenn Sein ge- bietender Zuruf erschallt, Ihm in der Luft entgegenzu- gehn. Danach, „wenn der Christus, unser Leben, geoffen- bart wird, dann werdet auch ihr mit ihm geoffenbart 205 werden in Herrlichkeit- (Kol. 3, 4). Alle himmlischen lIeiligen werden mit Christo kommen, und die von den irdischen Heiligen, die in Ps. 45 durch die Königin und ihre Gefährtinnen dargestellt werden, werden auch bei Ihm sein, wenn Er in Herrlichkeit herrscht. „Alle Heiligen mit dir" ist ein allgemeiner Ausspruch darüber, was die Herrschaft Christi einleitet, der als Derselbe wie Jehova hingestellt wird. Die Heiligen der Versammlung sind hier eingeschlossen, doch es umfaßt alle, die mit Christo herr- schen werden. Der Uberrest wird nicht vor dem Ende dieses beson- deren Tages von Vers 6 u. 7 in das klare Licht des Herrn kommen, denn erst „zur Zeit des Abends, da wird es Licht sein-. Zwischen dem König und der Königin in Ps. 45 ist alles „Licht-, obwohl noch gegen des Königs Feinde vorgegangen werden muß. Dem Kommen des Herrn mit allen Heiligen folgt die Einführung völliger tausendjähriger Segnung. Lebendige Wasser gehen von Jerusalem aus, und Jehova ist dort König über die ganze Erde. Jerusalem wohnt dann an seiner Stätte, und zwar in Sicherheit (V. 8-11). Alle, die gegen Jerusalem Krieg geführt haben, kommen unter Ge- richt, und alle von ihnen Übriggebliebenen werden von Jahr zu Jahr nach Jerusalem hinaufziehen, den König Jehova der Heerscharen anzubeten und das Laubhüttenfest zu feiern (V. 16). Dieses höchst lehrreiche Buch schließt mit dem Hinweis auf Heiligkeit: „An jenem Tage wird auf den Schellen der Rosse stehen: Heilig dem Jehoi'a. Und die Kochtöpfe im Hause Jehovas werden sein wie die Opferschalen vor dem Altar: und jeder Kochtopf in Jerusalem und in Juda wird Jehova der Heerscharen heilig sein . . . Und es wird an jenem Tage kein Kanaaniter mehr sein im Hause Je- hovas der Heerscharen- (V. 20 u. 21). Jede Bewegung und jedes Gefäß des Dienstes werden das Gepräge der Hei- ligkeit tragen. Die Selbstsucht des Menschen hat dann 206 keinen Platz mehr. Das in Verbindung mit den Dingen Gottes so verderbliche Handeltreiben ist verschwunden. Wir stehen unter dem Eindruck der Heiligkeit, einem höchst wesentlichen Zug allen Dienstes Gott gegenüber. Es ist sehr auffallend, daß die in diesem Kapitel erwähn- ten Wesenszüge des Jerusalem im Tausendjahrreich solche sind, die ordnungsgemäß das Zeugnis Gottes zu allen Zei- ten kennzeichnen. Wo immer die Wahrheit aufrechter- halten wird, haben. wir gleichsam ein Ausfließen leben- digen Wassers und den Wesenszug der Heiligkeit. Das ist sicherlich in Zeiten des Uberrestes ebenso wahr wie in denen der ursprünglichen Frische unserer Haushaltung. Gott hat in Offb. 21 ein wunderbares Gesicht des himm- lischen Jerusalems vor uns gebracht, doch sowohl dieses als das irdische Jerusalem von Sach. 14 sollen dazu dienen, die Wesenszüge zu erfassen, die die Versammlung Gottes jetzt kennzeichnen sollten. Der Herr sagte von dem Über- winder in Philadelphia: „Ich werde auf ihn schreiben . . . den Namen der Stadt meines Gottes, des neuen Jerusalem, das aus dem Himmel herniederkommt" (Offb. 3, 12). Jeder Heilige heutzutage, den der Herr zu einer Säule macht in dem Tempel Seines Gottes, stellt etwas dar, was in Wahrheit das himmlische Jerusalem zum Ausdruck bringt. Wenn das von einem einzelnen Treuen gilt, wieviel mehr ist das von denen wahr, die, miteinander wandelnd, die Wahrheit der Versammlung zu bekennen und aufrecht- zuerhalten suchen! Zum Schluß unserer Betrachtung der Prophezeiung Sa- charjas weise ich darauf hin, daß sie gegeben ward, einen schwachen überrest zu ermutigen, das Haus Jehovas in einer Zeit der Wiederherstellung zu bauen. Sie soll auch uns eine Hilfe sein, wenn wir heute die Uhungen eines zurück- gekehrten Überrestes auf uns nehmen. In Esra 6. 14 wird gesagt: „Es gelang ihnen durch die Weissagung Haggais. des Propheten, und Sacharjas." Möchte es auch uns in unseren Tagen gelingen! 207