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Der Geist der Wahrheit -
Die Geister der Lüge
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http://bitflow.dyndns.org/german/HelmutHelling/
Erfahrungen und Erkenntnisse eines ehemaligen Pfingstpredigers
Helmut Helling
Inhalt
1. Vortrag: Ein anderes Evangelium
2. Vortrag: Der Geist der Wahrheit - die Geister der Lüge
3. Vortrag: Erkenntnis heute - im Licht von Bibel und Praxis
A) Biblische Erkenntnis zur Zeit des Neuen Testaments
C) Unbiblische Erkenntnis heute
4. Vortrag: Prophetie heute - im Licht von Bibel und Praxis
5. Vortrag: Zungenreden heute - im Licht von Bibel und Praxis
A) Das Zungenreden in urchristlicher Zeit
In der Mitte der siebziger Jahre hielt ich in einer Gemeinde der Stadtmission eine Vortragsreihe über die Pfingst- und charismatische Bewegung, die auf Kassetten aufgenommen wurden. Dadurch wurde sie ziemlich verbreitet. Immer wieder wurde ich gefragt, ob diese Vorträge nicht schriftlich zu bekommen wären. Ich habe mir nun die Zeit genommen, sie von den Kassetten abzuschreiben. Dabei habe ich den Charakter der Rede weitgehend beibehalten. Bei der Ausarbeitung der Vorträge habe ich mich bemüht, in einer Sprache zu reden, die jeder verstehen kann. Dadurch ist manches etwas umfangreicher geworden, und auch Wiederholungen wichtigen Aussagen konnten nicht vermieden werden. Weil es sich um Vorträge in einer Gemeinde handelt, wurde auch das seelsorgerliche Wort nicht ausgelassen. Allerdings habe ich in dieser Ausarbeitung manches ergänzt, was ich in einem Vortrag nicht sagen konnte.
Die ersten fünf Vorträge sind in dieser Ausarbeitung enthalten. Der sechste stand unter dem Thema: ´Ein anderer Gott´ und befasste sich mit den damaligen Erweckungsbewegungen und den in ihnen wirkenden Kräften unter William Branham, Tommy Hicks, Kathryn Kuhlmann, Osborn. Das Thema des siebten Vortrags war: ´Ein Gott, ein Herr, ein Geist; die göttliche Drei-Einigkeit´. Dieser Vortrag ist, auch etwas ergänzt, 1983 in der Zeitschrift ´Bibel und Gemeinde´ des Bibelbundes abgedruckt worden und als Sonderdruck herausgegeben.
Eine Objektivität bei der Beurteilung der Pfingst- und charismatischen Bewegung ist in der Regel nicht möglich, wenn jemand in eine innerlich offene Beziehung zu dieser Strömung getreten ist oder selbst die sogenannte Geistestaufe und eine der im folgenden genannten falschen Gaben empfangen hat. Ich selbst wurde erst fähig, die Wahrheit zu erkennen, nachdem ich durch viel Erleben und Erleiden, Beten und Weinen vor Gott um Erkenntnis der Wahrheit innerlich bereit wurde, die Wahrheit wirklich zu erkennen und zu bejahen. Das war für mich zu Beginn erschütternd, wurde aber immer beglückender und befreiender.
Die erste Erkenntnis war die Wahrheit, dass Geistestaufe, Eingefügtwerden in den Leib Christi sowie Versiegelung und Salbung mit dem Heiligen Geist verschiedene Ausdrücke für ein und dasselbe Geschehen sind und im Augenblick der Wiedergeburt geschenkt werden. Damit wurde mir auch klar, dass alle "Gaben", die infolge pfingstlerischer Geistestaufe empfangen werden, falsch sein müssen. Doch das genügte mir nicht. Ich wusste, dass in vielen Kreisen die sogenannten Geistesgaben auch vermittelt und empfangen werden ohne eine Geistestaufe, die man nach der Wiedergeburt noch erleben müsse.
Dann wies mich John Parschauer, der damalige Leiter der Bibelschule in Brake, als erster auf 1.Korinther 13,1-13 hin. Doch das war für mich noch nicht überzeugend genug. So bat ich um eine Unterredung mit allen Lehrern der Bibelschule, um von ihnen biblische Argumente gegen die Pfingstbewegung und die dort praktizierten Gaben zu hören. Ich kam mit drei weiteren Brüdern meiner Gemeinde und sagte dem Lehrerkollegium: "Ich werde wie ein Pfingstler reden, und bitte Sie, mich zu widerlegen." Das Ergebnis war für mich enttäuschend, keiner konnte mich widerlegen. Zum Schluss rief einer der Lehrer: "Sie sind ja noch durch und durch Pfingstler!" - Nun, ich war es nicht mehr. Um so mehr bat ich nun den Herrn Jesus, dass er mir durch seinen Geist sein Wort öffne, damit ich es verstehe; denn als der Heilige Geist dem Paulus eingab, 1.Korinther 12-14 zu schreiben, wird er doch auch schon an uns gedacht und in dem Wort eine Antwort für unsere heutige Situation gegeben haben.
Also forschte ich weiter in dem Wort und las Bücher, die für mich als Pfingstler sozusagen auf dem Index der verbotenen Bücher gestanden hatten. Ich fand manche biblische Begründungen gegen die Pfingstbewegung. Ich hatte sie auch schon durchdacht und wurde froh darüber, dass ich nicht alleine mit ihnen dastand. Doch vermisste ich bei vielen Autoren den Mut, die letzte Konsequenz aus ihren eigenen Erkenntnissen zu ziehen und zu sagen: "Das Zungenreden mit Auslegung und die Prophetie nach biblischer Weise haben aufgehört." Ich kann ihnen nachempfinden, auch ich hatte lange nicht den Mut dazu aus Furcht, mich an dem Heiligen Geist zu versündigen. Die Kriterien, die sie nannten und z.T. noch nennen, durch die echtes und falsches Zungenreden unterschieden werden können, zeigten mir nur, dass diese Autoren die wahre Problematik dieser Phänomene nicht erkannt hatten. Es ist doch nicht entscheidend, ob ein Mensch das Zungen- oder Sprachenreden in einer Pfingstgemeinde oder in einer charismatischen Gruppe, ob er es mit anderen oder allein, mit oder ohne Handauflegung, wachend oder schlafend oder wie auch immer empfängt. Es ist auch gleich, ob er es im Kämmerlein allein oder in der Gemeinde, nacheinander oder zusammen mit anderen, mit oder ohne Auslegung, laut oder leise praktiziert. Ist es der Heilige Geist, der dieses Reden bewirkt, dann ist es immer echt; es bedarf dann nur noch einer Unterweisung, damit es ordentlich ausgeübt wird. In Korinth ging man mit den Geistesgaben unordentlich um. Aber sie waren echt und es fehlte nur noch die Belehrung. Ist es aber ein anderer Geist, der die "Gaben" gibt, dann sind sie immer falsch. -
Die meisten Nichtcharismatiker wissen nicht, was Pfingstler und Charismatiker unter Prophetie, Visionen und Auslegung der Zungen verstehen. Darum habe ich manche Beispiele eingefügt.
Oft werde ich gefragt, ob Menschen, die durch Lügengeister inspiriert werden, wiedergeborene Christen sein können. Auch darauf werde ich Antwort geben.
In manchen Büchern fand ich aber auch Hinweise und Bibelstellen, die mich bereicherten.
Hilfreich waren mir die beiden Bücher:
Fritz Hubmer, "Zungenreden, Weissagung - umkämpfte Geistesgaben"
Gnadauer Verlag, Denkendorf. Dieses Buch hatte mir den ersten Anstoß gegeben und weckte zuerst in mir heftigen Widerstand.
Das andere Buch war
W.G.Broadbent / F.Hubmer: "Heute noch in Zungen reden?",
Verlag der Liebenzeller Mission, Bad Liebenzell.
Besonders aus dem letzten übernahm ich Gedankengänge und entwickelte sie z.T. weiter.
Es gibt eine Vielzahl von Büchern und anderen Veröffentlichungen, die sich mit der Pfingst- und charismatischen Bewegung in all ihrer Vielfalt und mit den Gaben und Kräften auseinandersetzen, die darin wirken. Kein Christ, der die Wahrheit sucht, kann daran vorübergehen.
In meinen Vorträgen bin ich nicht eingegangen auf die Strömungen in der charismatischen Bewegung der jüngsten Zeit. Was sich hier ereignet, entspricht an Verführung und Verwirrung allem, was ich erlebt habe und was es schon vor 25 Jahren gab. Meines Erachtens ist die Pfingst- und charismatische Bewegung ein Zweig der großen New-Age-Bewegung, die auch in der Wende zum 20. Jahrhundert entstand. In beiden geht es, grob gesagt, um Bewusstseinserweiterung, übersinnliche Erfahrungen und um Kontakte mit der unsichtbaren Welt. Das volle Heil für den ganzen Menschen soll in diese Zeit vorverlegt werden.
Lieber Hörer, liebe Hörerin!
Sie haben sich diese Kassettenreihe gekauft, um sich über die Probleme der Pfingst- und charismatischen Bewegung zu informieren oder sich mit ihnen auseinanderzusetzen. Es liegt in der Natur der Sache, dass die Aussage der Vorträge auf diesen Kassetten nur unvollständig bleiben kann, dass Fragen aufgeworfen werden und unbeantwortet bleiben. Ich bin mir auch bewusst, dass meine biblischen Begründungen durchaus nicht von jedem sofort übernommen werden müssen, dass manches von vielen auch anders verstanden wird. Ich sage also nicht: So, wie ich es sehe, ist es allein richtig verstanden. Ich selbst bin allerdings davon überzeugt, und das prägt die Art meiner Darlegungen. Wenn Sie bei objektiver Beurteilung sagen können, dass sprachlich und gedanklich die Möglichkeit besteht, es so zu verstehen, bin ich schon dankbar; denn dann müssen Sie sich mit dieser Möglichkeit auseinandersetzen.
Eine Objektivität ist allerdings in der Regel dann nicht mehr gegeben, wenn man in eine innige, innerlich offene Beziehung zu dieser Strömung getreten ist. Ich selbst hatte noch lange nicht die sogenannte Gabe des Zungen- oder Sprachenredens und war doch schon erfasst von diesem Geist. Ich erinnere mich, dass ich als Pfingstprediger das Buch ´Flugfeuer fremden Geistes´ vom Gnadauer Verlag, Denkendorf, gelesen hatte. Ich war empört und verkündete: "Das ist ein Werk des Teufels, des Vaters der Lüge. Hier wird Bibelstelle an Bibelstelle gereiht, um die Wahrheit zu verdrehen." Leider wird das auch oft genug getan. Doch viel später, als ich klarer sah, wurde mir bewusst, dass ich das Anliegen und die Argumentation dieses Buches gar nicht verstanden hatte. Ich konnte es damals nicht objektiv lesen.
Geschichtliche Hintergründe
Die Pfingstbewegung brauste wie eine Flut über eine Christenheit dahin, die darauf nicht vorbereitet war. Darum hatten sich ihr zu Beginn auch fast alle Väter der Christenheit in Deutschland geöffnet. In den vergangenen Jahrhunderten war die Frage nach den Charismen des Zungen- oder Sprachenredens, der Auslegung, der Visionen und dergleichen kein Problem. Es gab sie ja nicht, außer den wenigen Vorkommen in der Kirchengeschichte. Die aber hatten alle ein schlimmes Ende genommen. Was man in Kommentaren darüber nachlesen kann, ist alles Theorie. Zum Beispiel beschrieb man das Zungenreden als ein Lallen in Ekstase. Tatsächlich aber war das Zungenreden, das in meinen Kreisen als ´echt´ anerkannt wurde, ein klares, artikuliertes Reden in einer Sprache, so weit wir es überhaupt als Sprache erkennen konnten.
Wegbereiter dieser Bewegung waren u.a. Murray, Torrey, Moody und Alexander. Sie lehrten und praktizierten eine Geistestaufe, die man ihrer Überzeugung nach noch nach der Wiedergeburt erleben müsste. In dem Buch ´Der Heilige Geist, sein Wesen und Wirken´ von Torrey wird diese Irrlehre deutlich dargelegt. Auf dem Klappentext steht u.a.: ´Der Herr bekannte sich so sehr zu dieser Botschaft, dass Moody darum bat, Torrey möchte sie doch in jeder Stadt predigen, in welcher er Versammlungen hielt. Besonders in seinen letzten Lebensjahren betonte Moody, dass Torrey weiter über den Heiligen Geist predigen sollte.´ Der Apostel Paulus kannte nur eine Botschaft: Jesus Christus. Natürlich hat er auch viel über den Heiligen Geist geschrieben, aber nicht in der Art, dass Christen ihn zusätzlich zur Wiedergeburt noch empfangen müssten.
Schon in den von 1873 an stattfindenden Heiligungskonferenzen in Oxford, Brighton und Keswick und erst recht in der sogenannten Erweckungsbewegung in Wales (1902-1904) wurde unter Torrey und Alexander eine falsche Heiligungslehre verkündigt, sowie die Geistestaufe begehrt und empfangen. Dort ging es turbulent zu. Nach Dallmeyer zeigten sich auch dämonische Wirkungen. 1905 war Torrey auf einer Allianzkonferenz in Bad Blankenburg. Dort wurde die Geistestaufe nicht allein gepredigt, sondern es ging auch schon genügend warm zu, um sie zu empfangen. Ich empfehle die beiden Schriften ´Lass dir an meiner Gnade genügen´ von Hermann Haarbeck, Gnadauer Verlag, und ´Die Zungenbewegung´ von Heinrich Dallmeyer, Pflugverlag Langenthal.
Der Pfingstaufbruch erfolgte nach Paul Fleisch, ´Die Pfingstbewegung in Deutschland´, Heinrich Feesche Verlag, Hannover, jetzt: ´Geschichte der Pfingstbewegung in Deutschland von 1900 bis 1950´, TELOS-Dokumentation, am 3. Januar.1901 in einer von Ch.F.Parham geleiteten Bibelschule in Topeca, Kansas. In einer anderen Schrift las ich, dass Parham seinen Bibelschülern den Auftrag gab herauszufinden, was das Zeichen der Geistestaufe sei. Sie kamen zu dem Ergebnis: das Zungenreden. Daraufhin beteten sie um das Zungenreden. In der Neujahrsnacht 1899-1900 wurde es nach diesem Bericht zunächst einer Bibelschülerin geschenkt. Nach Fleisch empfingen am 3.Januar 1901 zwölf Studenten das Zungenreden. Am 9.April 1906 fiel das ´Feuer Gottes´ in einem Haus am Bonnie Brae, Los Angeles, auf einen Kreis von einigen weißen und farbigen Gläubigen, so beschreibt es Fleisch, auf Farbige, beschreibt es Haarbeck. Der norwegische Methodistenprediger Barrat, der sich zu jener Zeit auf einer Kollektenreise durch die Vereinigten Staaten befand, weil seiner Gemeinde eine Erweckung geschenkt und seine Kirche zu klein wurde, kam in diesen Kreis. Er betete 39 Tage um das Zungenreden und empfing es dann endlich unter den lauten Rufen von in Ekstase gefallenen Farbigen, beschreibt Haarbeck. Er brachte es dann nach Christiania, Norwegen. 1907 reiste Pastor Paul nach Christiania, war begeistert und empfing am 5.September 1907 das Zungenreden in Liebenzell. Auch hier sehen wir den Zusammenhang zwischen falscher Lehre und falschem Geist. Schon vorher verkündigte er, dass er von einem bestimmten Tag an geworden sei wie Adam vor dem Sündenfall.
Zu Beginn waren fast alle Führer der deutschen Christenheit für diese Bewegung. Sie sahen in ihr die Wiederkehr urchristlicher Zeit. Selbst Johannes Seitz, Teichwolframsdorf, war davon angetan, ebenso Haarbeck und Dallmeyer. Letztere waren es auch, die dafür sorgten, dass zwei norwegische Prophetinnen nach Kassel kamen. Was sie dort alles erlebten, bezeichnet Dallmeyer später als "Spiritistenspuk".
Es ist unsere Not, dass wir so geschichtslos leben. Die Geister der Pfingstbewegung haben wohl hier und da, besonders in der charismatischen Bewegung, ihr theologisches Lehrgewand geändert und auch die Erscheinungsformen kultiviert, aber es sind dieselben Geister geblieben. Wir sind dankbar dafür, dass schließlich doch die Väter der deutschen Christenheit zu Beginn unseres Jahrhunderts in der Berliner Erklärung einen Damm aufrichteten gegen diese Flut der pfingstlerischen Lehre und der pfingstlerischen Geister. Dieser Damm hat einige Jahrzehnte gehalten und die deutschen christlichen Gemeinden vor dieser Irrlehre bewahrt. Doch nun besteht die Tragik darin, dass gerade die Führer verschiedener Gemeindebünde und christlicher Organisationen diesen Damm heute wieder einreißen.
Die Christenheit war damals auf diese Bewegung lehrmäßig nicht vorbereitet, und sie ist es heute auch wieder nicht. Darum will ich jetzt lehrmäßig vorgehen.
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Gnade, Rechtfertigung, Heiligung, Erlösung heute -
im Licht von Bibel und Praxis
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Jesus sagt in Matthäus 24,23-25: "Wenn dann jemand zu euch sagt: Siehe, hier ist der Christus, oder dort! so glaubt es nicht. Denn es werden falsche Christi und falsche Propheten aufstehen und werden große Zeichen und Wunder tun, um so, wenn möglich, auch die Auserwählten zu verführen. Siehe, ich habe es euch gesagt." (Elberfelder `Übersetzung) - Satan ist der große Verführer und der Vater der Lüge. Er, der Rebell gegen Gott, bedient sich noch immer der verschiedensten Mittel, die Menschen in seinen eigenen Abfall von Gott zu verstricken: Sünde, Welt, Fleisch, Hochmut, Verfolgung, falsche Lehren. Jeder dieser Begriffe beinhaltet eine ganze satanische Wissenschaft. Wir alle haben sie zur Genüge erlitten, und erleiden sie noch immer. Aber wir können sie erkennen aus dem Wort Gottes.
In diesen Vorträgen geht es mir um ein Gebiet, das weltweite Ausmaße hat. Darin werden gerade die Auserwählten verführt. Es ist die sogenannte Pfingst- und charismatische Bewegung. Als einem, der selbst fast 25 Jahre in dieser Bewegung gefangen war, geht es mir um die Lehre und um die Darstellung der pfingstlerischen Praxis, wobei die Lehre den Vorrang hat.
Es ist bezeichnend, dass die Pfingstbewegung eingeführt wurde durch eine falsche Heiligungslehre. Nach 1.Timotheus 4,1 stehen Dämonen hinter falschen Lehren. So sind es auch falsche Geister, die in dieser Bewegung wirken.
Natürlicherweise sehnen sich Gotteskinder danach, ein Leben zu führen, das heilig, ihrem Herrn wohlgefällig und ohne Sünde ist. Hier ist der Ansatzpunkt der Irrlehre. Bedeutet ein dem Herrn wohlgefälliges Leben zu führen ein Leben ohne Sünde? - Von zwei Menschen wird uns in der Bibel berichtet, dass sie von Gott das Zeugnis hatten, ihm wohlzugefallen: Henoch und unser Herr Jesus. Der Herr war der vollkommene Mensch, ohne Sünde. Aber Henoch? Es ist das klare Zeugnis der Schrift, dass außer dem Herrn Jesus kein Mensch ohne Sünde gelebt hat. Aber von Henoch heißt es, er wandelte mit Gott, 1.Mose 1, 23-24, und, er hatte vor seiner Entrückung das Zeugnis, dass er Gott wohlgefiel, Hebräer 11,5.
Können wir auch mit Gott wandeln? Ich meine: Ja. Unser erster Gedanke morgens beim Aufwachen kann ein Dank sein für Gottes Bewahrung. Ehe wir an unsere Arbeit gehen, reden wir mit unserem Herrn in Lob, Dank, Bitte, Fürbitte, befehlen uns und unser Handeln ihm an und lesen in seinem Wort. Den ganzen Tag über sind wir mit ihm in Verbindung. Vor und während jeder Tätigkeit, bei Gefahren, in jeder besonderen Situation schauen wir auf ihn. Ein kurzer Seufzer, eine Bitte, ein schneller Dank, und wir wandeln mit ihm. Wenn das Telefon klingelt, ein kurzer Stoßseufzer: "Herr, leite mich!" Fahren wir im Auto und kommen an eine Kreuzung oder in eine besondere Situation; "Herr, bewahre mich!" Die Hausfrau darf beim Kochen sagen: "Herr, lass mir das Kochen gelingen, oder jede andere Arbeit!" Haben wir etwas falsch gemacht, etwas Böses getan, in einem wichtigen Augenblick nicht auf ihn gesehen, sogleich beugen wir uns vor ihm und bitten um Vergebung, und die Verbindung ist wieder hergestellt. So wandeln wir mit dem Herrn, - und haben sein Wohlgefallen. Dadurch lernen wir, noch behutsamer zu leben. Wir werden ihm immer ähnlicher und sind ihm wohlgefällig.
Eine Frau kommt zu einer Diakonisse und sagt, sie sei mit ihrem geistlichen Zustand nicht zufrieden, sie habe keine Freude, keinen Sieg über die Sünde, keinen Zeugenmut. Sie habe aber von Christen gehört, die eine Geistestaufe erlebt hätten, und seit dem sei ihr Leben ganz anders. Was wohl die Schwester davon hielte? Nun, sie hielt nichts davon, konnte dieser Frau aber keine befriedigende Antwort geben. - Was soll man den Menschen raten, denen es so ähnlich geht wie dieser Frau? -
In dem Leben jedes Christen, der dem Herrn gefallen möchte, gibt es Zeiten der Traurigkeit über Anfechtungen, Sünde und Versagen. Es gibt Zeiten der Dürre. Jeder kennt sie aus eigenem notvollen Erleben. Hier besteht oft eine Lücke in der christlichen Verkündigung. Was man dem Wort Gottes gemäß tun und lassen soll, wird in der Regel klar und deutlich gesagt. Wenn man aber trotz allem keinen Sieg über Sünde hat, weder Zeugenmut noch Freude, auch keinen Gewinn beim Bibellesen und Beten, keine Gemeinschaft mit Jesus - was sagen wir dann? Oft geht die Verkündigung zu sehr von dem Gesetz "Ursache und Wirkung " aus: "Wenn du alles richtig machst, dann geht es dir gut und bei dir ist alles da, wonach du dich sehnst." Dann wird auch umgekehrt: "Hast du das alles nicht, was du möchtest und müsstest, dann stimmt bei dir etwas nicht." - Dann forscht man in seiner Vergangenheit oder in der eigenen Lebensweise oder bei den Vorfahren nach den Ursachen des unbefriedigenden Zustandes, sowohl geistlich als auch körperlich. Ich sage nicht, dass man das nicht auch tun soll. Oft liegen darin tatsächlich Gründe für diesen Zustand. Nach Buße, Bereinigung des Lebens vor Gott und Menschen, unter Umständen auch Lösen im Namen Jesu, hat der Herr manche Not beendet. Wenn aber der geistliche Zustand immer noch unbefriedigend ist, dann sucht man nach etwas Neuem. Man möchte das, was Paulus in Römer 7 beschrieben hat, nicht durchleiden oder es zumindest abkürzen. Man weiß nicht, dass man es auch durchleiden muss, wie alle Heiligen, die Gott je gebraucht hat, und hält seinen Zustand für unnormal. Man sucht nach einer Formel, einem Erlebnis oder einem bevollmächtigten Menschen oder sonst etwas, das diesen Zustand mit einem Mal beenden könnte. Man möchte in ein Leben der Kraft, des Sieges, der Fülle, der Fruchtbarkeit oder sonst etwas mit einem Mal hineinkommen. Dann hört oder liest man von Menschen, die so etwas in ihrem Leben erfahren und wie sie es erlebt haben. Der eine sagt: "Mit einem Mal konnte ich es glauben, dass ich erlöst bin. Seit dem erlebe ich es auch." Ein anderer sagt: "Mit einem Mal konnte ich es fassen, dass ich mit Christus gekreuzigt, gestorben, begraben und auferstanden bin, und seit dem führe ich ein Siegesleben." Wieder ein anderer berichtet von einem Erleben, das er mit Geistestaufe bezeichnet. Das habe ihm Kraft gegeben, besondere Dinge zu tun, und ihm außergewöhnliche Fähigkeiten verliehen.
Dann kommt die Frage: "Was hast du gemacht, dass du das erlebt hast?" Als auch ich mich danach ausstreckte, fuhr ich durch Deutschland, wo ich nur irgendeine Pfingstkonferenz erleben konnte. Dort fragte ich Christen: "Wie hast du die Geistestaufe empfangen?" Sie haben mir wunderbare Dinge erzählt. Ich übernachtete bei einem jungen Ehepaar und fragte den Mann nach seinem Erleben. Er berichtete etwa: "Es war in einer Versammlung. Plötzlich sah ich über mir den Himmel. Aus dem Himmel kam Feuer hernieder. Dann durchflutete mich eine Feuerwoge nach der anderen. Ich wurde mit einer großen Freude erfüllt und pries den Herrn in neuen Zungen und weissagte." Ein anderer berichtet, wie ihm ein Prediger die Hände auflegte und es ihn wie Feuer durchströmte. Wieder ein anderer berichtete, wie er in einer Warteversammlung die Geistestaufe empfing und gleich Visionen hatte und in Zungen redete. Sogar im Schlaf hatte einer die Geistestaufe erhalten, so dass seine Frau ihn weckte und fragte, ob er träume, denn er rede wirres Zeug. - Mein Herz sehnte sich auch danach, und ich fragte immer wieder: "Wie hast du es gemacht, dass du es erhieltest?" Einer sagte: "Ich habe viel gefastet", der andere hatte viel gebetet, und wieder ein anderer wusste gar keine Antwort darauf zu geben, es kam einfach über ihn. Ich selbst hatte auch schon viel gefastet und gebetet und noch nichts empfangen.
Dann versucht man es auch so zu machen, wie die anderen. Entweder passiert nichts, und man wird noch trauriger, oder es passiert doch etwas. Aber das ist etwas Falsches. So wie es auch bei mir war. Nur wusste ich damals noch nicht, dass es falsch war.
Menschen, die etwas Echtes erlebt haben, machen oft den Fehler, dass sie die Art ihres Erlebens und den Weg dahin verallgemeinern und als Norm für alle hinstellen. Sie wollen dem anderen die Tiefen, durch die sie selber gegangen sind, ersparen. Das aber kann man nicht. Von Modersohn las ich einmal, dass ein junger Mann zu ihm kam und sagte, dass er so wenig Sieg hätte, trotz seines vielen Betens und Fastens. Darauf sagte Modersohn etwa: "Junger Mann, solange Sie für Ihre Befreiung beten, werden Sie nimmer davon frei. Ich habe auch jahrelang gekämpft und gerungen und wurde mit mir nicht fertig, bis ich es im Glauben erfasste, dass ich in Christus befreit bin. Nun kann ich nur noch danken. Glauben Sie, dass Sie erlöst sind, und danken Sie dafür!" - Das war ein Fehler. Modersohn selbst hatte auch lange Zeit gekämpft und gerungen. Er hatte auch viele Niederlagen durchlitten. Das möchte er gerne dem jungen Mann ersparen und wollte ihn über Römer 7 hinwegtragen. Aber das kann man nicht. Gott allein weiß, wie lange das Feuer sein Werk tun muss, wie groß die Hitze sein muss, bis das Silber oder das Gold geläutert ist. -
Natürlich ist es wahr, dass wir mit Christus gekreuzigt, gestorben und begraben sind. Darum ist es auch so wichtig, daran festzuhalten trotz aller Erfahrungen, die scheinbar dagegen sprechen. Das gibt Kraft zum Durchhalten in allen Kämpfen. Zu diesem Festhalten sollen wir uns auch einander ermutigen. Doch zu diesem sieghaften Glaubensdurchbruch kommt es erst, wenn Gott die Zeit für gekommen hält. Und auch dann gilt es weiter wachsam und treu zu sein; denn es heißt: „Wer da meint er stehe, sehe zu, dass er nicht falle!“
Wenn ein Christ nicht willentlich in Sünden lebt, wenn er Leid trägt über sein Versagen und in seinem Wandel vor Gott treu ist, darf er dem vertrauen, der ihn liebt, darf wissen, dass Gott ihm geben wird, was er verheißen hat, wann und wie er es will und wie es für jeden heilsam ist. In Psalm 42,2-3 klagt der Psalmist: "Wie der Hirsch lechzt nach frischem Wasser, so schreit meine Seele, Gott , zu dir. Meine Seele dürstet nach Gott, nach dem lebendigen Gott. Wann werde ich dahin kommen, dass ich Gottes Angesicht schaue?". Das heißt, Gemeinschaft mit Gott haben, seine Gegenwart spüren. - Wann schreit ein Hirsch nach frischem Wasser? Wenn er Durst hat und kein Wasser findet. Wann dürstet unsere Seele nach Gott? Wenn wir seine Nähe nicht empfinden, wenn er in unsere Nöte nicht sofort helfend eingreift und unsere Gebete scheinbar nicht erhört. David ruft in Psalm 143,6: "Ich breite meine Hände aus nach dir, meine Seele dürstet nach dir wie ein dürres Land!" David kannte solch trockenes Land, das zerklüftet und steinhart vor Trockenheit ist, und wie nötig es Wasser braucht, um Frucht zu bringen. So trocken war seine Seele. In Psalm 63,2 sagt er: "Es dürstet meine Seele nach dir, mein Fleisch verlangt nach dir aus trockenem, dürrem Lande, wo kein Wasser ist." In der Regel dürstet das Fleisch nach Wasser in einem Land, in dem kein Wasser ist. Doch Davids Durst nach Gott war so groß, dass dieser den Durst nach Wasser überwog. In Psalm 73,25-26 ruft Asaph (nach Luther): "Wenn ich nur dich habe, so frage ich nichts nach Himmel und Erde. Wenn mir gleich Leib und Seele verschmachtet, so bist du doch, Gott, allezeit meines Herzens Trost und mein Teil." Wissen wir, was das bedeutet, wenn einem der Leib vergeht vor Schmerz, Krankheit, Hunger oder Elend? Oder: wenn die Seele verschmachtet in Angst, Not Schwermut, Depressionen, Sündennot? Ob wir dann auch noch sagen können: "So bist du doch, Gott, allezeit meines Herzens Trost und mein Teil"? - Ist uns die Liebe Jesu mehr wert als Himmel und Erde und alles, was sie uns zu bieten vermögen?
Man sage nicht, so etwas gäbe es im Neuen Testament nicht, oder nur, wenn einer in groben Sünden lebe. Im Gegenteil, solch ein Mensch empfindet die Gottesferne oft nicht so stark. Denn es ist das Wesen der Sünde, das Empfinden für die Sündhaftigkeit der Sünde zu dämpfen und das Gewissen so abzustumpfen, damit es unter der Trübung des Verhältnisses zu Gott nicht so leidet. Lebte denn Paulus in groben Sünden, als er schrieb: "Wollen habe ich wohl, aber Vollbringen das Gute finde ich nicht. Denn das Gute, das ich will, das tue ich nicht, sondern das Böse, das ich nicht will, das tue ich."? (Römer 7, 18a-19) - "Denn ich habe Lust an Gottes Gesetz nach dem inwendigen Menschen. Ich sehe aber ein anderes Gesetz in meinen Glieder, das da widerstreitet dem Gesetz in meinem Gemüte und nimmt mich gefangen in der Sünde Gesetz, welches ist in meinen Gliedern. Ich elender Mensch, wer wird mich erlösen von dem Leibe dieses Todes?" (Römer 7, 22-24). Gewiss nicht! Doch wird für ihn auch der Notruf aus Psalm 42 gegolten haben. Wann hat denn Paulus das durchgemacht? Als er in der Welt war? Er war ja gar nicht in der Welt gewesen, sondern von Jugend an ein frommer Mann. Wann hat er denn diese Not von Römer 7 durchgemacht? Als Jude? Nein. Von dieser Zeit schrieb er: "Nach der Gerechtigkeit im Gesetz gewesen unsträflich". Aber als er mit dem Gesetz Christi, mit dem Gesetz des Heiligen Geistes in Verbindung kam, als der Geist Gottes die Tiefen seines Wesens durchleuchtete, da kam er in diese Not hinein.
Warum aber führt Gott seine Heiligen in solche Zeiten der Not? Es gibt mehrere Antworten. Vier davon will ich versuchen zu geben:
1. Der Mensch soll ahnen, dass er durch und durch verdorben ist. Er soll lernen, die Sünde zu hassen. Das könnte er nicht, wenn er sofort von der Sünde befreit wäre. Hass der Sünde gegenüber wächst in uns, je mehr wir ahnen, wie abscheulich sie ist, wenn wir gerne von ihr frei werden möchten und es nicht können!
2. Er soll ahnen, wie sündig die Sünde ist.
3. Er soll erkennen, dass er sich selbst weder reinigen noch von der Macht der Sünde befreien kann, dass er einen Erretter braucht.
Wenn sich ein Mensch bekehrt, zu dem Herrn Jesus kommt und ihm alle seine Schuld bringt, dann ist er froh, wenn er zum ersten Male erlebt: "Alle, alle meine Sünden hat sein Blut hinweggetan." Aber welch eine Macht hinter der Sünde steht, weiß er noch nicht. Oft erlebe ich, wenn Menschen zum erstenmal ihre Sünden bekennen, dass es die in ihren Augen schlimmsten und gröbsten sind. Die werden dann mit mehr oder weniger Tränen bekannt, aber oft noch mit einem ziemlich ungebrochenen Herzen. Doch wenn ihnen später andere Dinge einfallen, die nach unserer Meinung nicht so schlimm sind, dann merken sie immer mehr, wie sündig die Sünde ist. Im Wandeln mit Jesus, in der Gemeinschaft des Heiligen Geistes, erkennen wir je länger um so mehr die Sündigkeit der Sünde. Dann lernen wir, die Sünde zu hassen.
Von manchen sündhaften Gebundenheiten wird man sofort frei. Andere können einem noch eine Zeit anhaften und Not bereiten. Manchmal liebt man diese Dinge oder Gewohnheiten sogar, vielleicht, ohne sich dessen bewusst zu sein. Wer aber davon frei werden möchte, erkennt die Macht der Sünde. Erst wenn man sie wirklich verabscheut und hasst und von ganzem Herzen davon los werden will, schenkt Jesus Lösung.
Die vierte Antwort auf die Frage, warum Gott seine Heiligen in solche innere Nöte führt, ist, dass sowohl die Gerechtigkeit als auch die Liebe Gottes in dem Kreuzestode und in der Auferstehung Jesu Christ sichtbar werden sollen.
In diesem Zusammenhang geht es um eine zweifache Antwort:
a) Als der Herr Jesus am Kreuz ausrief: "Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?", durchlitt er die eigentliche Strafe für unsere Sünden, die völlige Gottverlassenheit. Gerade darin bestand sein endgültiger Sieg, dass er, verlassen vom Vater, ausrief: "O Gott, wenn du mich auch verlassen hast, ich lasse nicht von dir! Du bleibst dennoch mein Gott!" - Weil der Sohn Gottes an unserer Statt das schwerste Gericht, die Gottverlassenheit, erduldete, wird Gott uns, die wir an seinen Sohn glauben und durch ihn mit Gott versöhnt sind, in Ewigkeit nicht verlassen. Jesus sagt: "Ich bin bei euch alle Tage, bis an der Welt Ende."
Wenn Gotteskinder zeitweise das Gefühl haben, von Gott verlassen zu sein, obwohl er uns gerade in solcher Zeit ganz, ganz nahe ist, dann werden sie darin geadelt, dem Sohn Gottes gleich zu werden. Sie haben an seinem Sieg teil, weil sie sich nicht von ihm lösen und, - wenn auch unter großer Angst, Not und Schmerzen, - zu ihm rufen und sich an ihn klammern. Wenn Christen das Gefühl haben, von Gott verlassen zu sein, dann kommt der Feind mit der Versuchung: "Mache deinem Leben ein Ende, es hat doch keinen Sinn mehr!" Oder die Welt kommt mit allen ihren Verlockungen und Versuchungen und bietet eine andere Befriedigung an. Ob wir dann noch sagen: "O Gott, ich lasse dich nicht, auch wenn ich dich nicht spüre!"?
b) Gott will wissen, ob unsere Sehnsucht wirklich ihm gilt. Gerade in einer Zeit der inneren Leere und Dürre macht sich der Versucher auf und bietet uns Ersatzbefriedigungen, "vergiftetes Wasser" an. Das kann bestehen in Weltlust, fleischlichen Reizen und auch in frommen Erlebnissen bis hin zu Ekstasen. Ich selbst war dieser Versuchung erlegen, und viele Gotteskinder erliegen ihr noch bis heute. - Dürstet unsere Seele nach dem lebendigen Gott, nach der Gemeinschaft mit unserem Herrn Jesus Christus? So lasst uns diesen Durst ertragen, bis er selbst ihn uns stillt, und zwar mit sich selbst. Das geschieht, indem er uns begegnet und zu uns redet in seinem Wort, indem er sich uns darin offenbart und wir ihn mit den Augen des Herzens sehen. Glück, Freude, Friede, Weinen können nur Begleiterscheinungen sein. - Darum warne ich vor jedem, der sich nach Gott sehnenden Menschen Erlebnisse und Erfahrungen anbietet, auch wenn er sie mit den Begriffen Geistestaufe oder Fülle des Geistes bezeichnet.
Eine Gefahr, der Christen immer wieder erliegen, ist das Streben nach einer Vollkommenheit, die nicht in Christus, sondern in sich selbst begründet ist. So gab es immer wieder Heiligungsbewegungen, die Rechtfertigung und Heiligung trennten. Dort lehrte man und lehrt noch: Nachdem man gerecht geworden ist durch den Glauben an die Erlösung durch Jesus, braucht man noch eine besondere Erfahrung der Heiligung. "Wie du die Rechtfertigung im Glauben angenommen hast und nun gerecht bist, so nimm auch die Heiligung an, und du bist heilig mit der Folge, dass du (fast) sündlos bist. "
Eine Schrittmacherin der Pfingstbewegung war die sogenannte Erweckungsbewegung in Wales. Von 1902 bis 1904 predigte dort unter anderen Torrey. Er lehrte die Geistestaufe und das Ablegen der sündigen Natur und das reine Herz, in das nur der Heilige Geist einziehen könnte. An dieser Lehre halten auch heute noch einige pfingstlich ausgerichtete Kreise fest. Die Konsequenz an dieser Lehre ist: Wer die Geistestaufe hat, hat ein reines Herz. Von dieser Erweckung in Wales schreibt Heinrich Dallmeyer : "Der Zungenbewegung ging die Erweckung in Wales voraus. Es ist nicht meine Aufgabe zu untersuchen, in wie weit diese Bewegung eine Wirkung göttlichen Wortes und Geistes war. Gewiss ist, dass man schon viel seelisches hatte. Nicht allein dies, es zeigten sich auch in Wales bereits dämonische Wirkungen. Überhaupt muss bei allen religiösen Erweckungen das fest im Auge behalten werden, dass das Seelische der Schrittmacher für das Dämonische ist. Für jede Erweckung ist zu beachten, dass Jakobus (3,15) seelisch und dämonisch nebeneinander stellt. - ( "Die Zungenbewegung" auf Seite 26)
Einer der Hauptvertreter der falschen Heiligungsbewegung in Deutschland war Pastor Paul, einer der Begründer der Pfingstbewegung in Deutschland. Bei ihm sehen wir, dass falsche Lehren immer ein Produkt falscher Geister sind. Darum sind auch die Kundgebungen, die diese falschen Lehren beglaubigen, hier besonders Zungenreden, Weissagungen und Visionen, von denselben Dämonen gewirkt. Hermann Haarbeck schreibt: "Das wird anders, nachdem 1904 Pastor Paul ein besonders Erlebnis hatte, auf Grund dessen er glaubte, ´Christus ist mein zweiter Adam, weil mein erster Adam mit Christus in den Tod gegeben ist. Das glaube ich, damit rechne ich. Somit ist mein alter Mensch tot und mit ihm die Lust zur Sünde tot.´ Auf der Gnadauer Pfingstkonferenz 1904 hielt Pastor Paul das berühmt gewordene Referat über das Thema: Unsere Aufgabe im Reich Christi ist: Glauben. Das klingt zentral und biblisch und war gewiss auch so gemeint. Aber es klang dabei auch etwas anderes mit. Wenn z.B. Pastor Paul von Wiedergeborenen sprach, die noch nicht die Sünde abgelegt hätten und darum noch nicht recht laufen könnten auf das Ziel der Freiheit (von der noch anklebenden Sünde) hin, dann entsprach das schon nicht mehr der biblischen Linie von Rechtfertigung und Heiligung in Christo. Ebenso nicht, wenn er von sich selbst sagte, er habe, nachdem er zum Glauben gekommen sei, 14 Jahre lang nach der völligen Erlösung von der Sünde gesucht und habe das Verklagtwerden von der Sünde sattbekommen. Und nun wörtlich: ´Dann kam der Augenblick, wo der Geist Gottes mir zeigte, ich sollte, indem ich Jesus anschaute, ihm das Vertrauen schenken, dass er so mein zweiter Adam sein werde, dass ich den alten nicht wieder zu sehen bekäme. Ich tat dies im Glauben, und das Ergebnis war: ich habe ihn seitdem nicht wieder gesehen.´ Da steckts: da macht der vor 14 Jahren zum Glauben Gekommene seine zweite, zur Wiedergeburt hinzukommende, besondere Erfahrung, aber eben nicht die Glaubensstärkung, dass er in Jesus Christus trotz der noch anhaftenden Sünde ein Erlöster, ein neuer Mensch sei, sondern der Geist heißt ihn glauben: ´Dein alter Adam ist überhaupt nicht mehr da, und darum sind Lust zur Sünde und von innen kommende Versuchungen und Anfechtungen zur Sünde nicht mehr da. Du kannst deinen alten Adam nicht mehr sehen.´ Das geht, so fromm es klingt, über die Schrift hinaus.... Auf der Gnadauer Konferenz ist damals zwar beschlussmäßig festgelegt worden, ´dass die Behauptung von Herrn Pastor Paul von der Hinwegnahme der Sündennatur des Menschen von der Mehrheit der Redner ausdrücklich abgelehnt wurde´, aber es blieb doch bei manchen der Eindruck zurück, als könne uns durch den Heiligen Geist ein höherer, sündenfreier und freudevoller Christenstand vermittelt werden, als sei ein ununterbrochenes Bleiben bei Christus, ein Freiwerden von dem innewohnenden Trieb zur Sünde, ein freudiges Siegesleben möglich, das nicht mehr von innen her, sondern nur noch von außen angefochten werden könnte." - ( "Lass dir an meiner Gnade genügen" auf Seite 17)
Es ist klar, dass es nicht der Heilige Geist war, der dem Pastor Paul eingab, sein alter Adam, das meint sein eigenes Wesen, käme nie mehr zum Vorschein. Darum war Pastor Paul später auch offen für die Lehren und Geister der Pfingstbewegung mit ihren sogenannten Gaben. Ich verstehe Wandeln mit Gott nicht als Sündlosigkeit, sondern als Möglichkeit, aufgrund des Wandelns mit ihm nach einem Fehler wieder zu ihm kommen zu dürfen.
Gotteskinder werden oft von einem Extrem in das andere gerissen. Das eine ist, die Sündlosigkeit zu lehren und sie anzustreben. Man stützt sich dabei auf viele Bibelworte, die diese Lehre scheinbar belegen. So steht zum Beispiel in 1.Petrus 1, 15-16: ".... sondern wie der, der euch berufen hat und heilig ist, seid auch ihr heilig in allem eurem Wandel! Denn es steht geschrieben (3.Mose 19,2): "Ihr sollt heilig sein, denn ich bin heilig." Oder Matthäus 5,48: "Darum sollt ihr vollkommen sein, gleichwie euer Vater im Himmel vollkommen ist," und viele andere Bibelstellen mehr.
Das andere Extrem besteht darin, dass man sagt: Wenn es doch keine Sündlosigkeit gibt, warum soll ich mich dann anstrengen? - und den Kampf gegen die Sünde aufgibt.
Wir finden in der Bibel manche sich scheinbar widersprechenden Aussagen, Linien, die in unseren Augen parallel laufen, sich aber in Gott schneiden. Beispiele sind: Vorherbestimmung und freie Entscheidung. Solch einen Schnittpunkt nach unserem Verständnis parallel laufender Linien finden wir in Hebräer 10,14: "Denn mit einem Opfer hat er für immer vollendet, die geheiligt werden." "Er hat für immer vollendet" steht in der Zeitform des Perfekt. Sie bezeichnet eine abgeschlossene Handlung, die aber für immer Geltung hat. "...die geheiligt werden" steht im Präsens, in der Gegenwartsform. Das meint: die jetzt geheiligt werden, oder sich heiligen lassen, oder der Heiligung nachjagen (nach Hebräer 12,14), sind diejenigen, die durch das eine Opfer Jesu Christi für immer vollendet sind. Ähnlich verhält es sich mit der Rettung. Epheser 2,5b: "Denn aus Gnade seid ihr gerettet worden," und Römer 8,24: "denn wir sind wohl gerettet, doch auf Hoffnung,", und 1.Petrus 1,9: ".. die ihr das Ziel eures Glaubens davonbringt, nämlich der Seelen Rettung." -
So lange wir im Fleische sind, leben wir in der Spannung zwischen Fleisch und Geist, Geheiligtsein (nach Hebräer 10,10 "In diesem Willen sind wir geheiligt ein für allemal durch das Opfer des Leibes Jesu Christi"), und Geheiligtwerden oder der Heiligung nachjagen (nach Hebräer 12,14: "Jaget nach dem Frieden gegen jedermann und der Heiligung, ohne die niemand den Herrn sehen wird"); Gerettetsein und Gerettetwerden; Überwundenhaben (1.Johannes 2,13-14 "Ich schreibe euch Jünglingen, denn ihr habt den Bösen überwunden"), und Kämpfenmüssen (nach Epheser 6,12: "Wir haben nicht mit Fleisch und Blut zu kämpfen, sondern mit Fürsten und Gewalten.") -
Es ist ein Betrug, wenn man Gotteskindern ein Leben ohne Kampf, ohne Niederlagen und ohne Sünde verspricht. Das ist ein Lügenevangelium. Es ist nicht so, dass mit der Bekehrung alle Probleme gelöst sind und nur noch ein Wandeln auf sonnigen Höhen folgt, auch nicht, dass dann nur noch Liebe, Friede, Freude das Gemüt erfüllen. Man muss dann auch nicht immer erlöst aussehen, damit andere an unseren Erlöser glauben können. Im Gegenteil, oft fängt die Not dann erst an, und es gehen einem die Augen auf über den Abgrund voller Sündengift in unserem Wesen. Mancher hat zu mir gesagt: "Seit dem ich mich bekehrt habe, bin ich viel schlechter geworden, als ich es vorher war." Natürlich stimmt das nicht. Sie haben vorher nur nicht gewusst, wie schlecht sie waren. - Und in dieser Zeit, wenn all das Böse in einem Menschen aufbricht, kann man nicht glücklich aussehen. Das wird gewiss auch Paulus nicht getan haben, als er Römer 7 durchlitt.
Ebenso falsch ist aber auch das Evangelium, das unsere Gerechtigkeit oder unsere Seligkeit von unserem Tun abhängig macht. So sagten in der Urgemeinde Judenchristen zu Heidenchristen: "Wenn ihr euch nicht beschneiden lasst und das Gesetz haltet, könnt ihr nicht selig werden." (Apg.15,1). Heute geht es um andere Dinge. Einer sagt: "Solange du nicht den Sabbat hältst oder sogar noch Schweinefleisch isst, kann Gott dir nicht helfen." Ein anderer sagt: "So lange ihr noch mit ungewaschenen Füßen zum Abendmahl geht, oder Traubensaft statt Wein reicht, kann Gott euch nicht segnen," wieder ein anderer: "wie könnt ihr erwarten, dass Gott eure Probleme löst, ohne die Glaubenstaufe empfangen zu haben? "... oder "So lange eure Frauen kein Kopftuch beim Beten tragen, ..." oder "Wenn ihr nicht die Geistestaufe empfangen habt...."
Ein älterer Christ hatte viele Probleme mit sich selbst. Während einer Konferenz begegnete er einem Bekannten, dem es auffiel, dass er einen Bart trug. "Gustav!" rief er, "wie siehst du denn aus?" Gustav guckte von unten nach oben und überreichte ihm eine kleine Broschüre mit dem Titel: "Der Bart ist ab". Der andere blätterte kurz darin und fand geschrieben, wie schändlich es doch für einen Mann sei, rasiert vor Gott zu erscheinen. Schnell schaltete er und rief: "Gustav, ich gratuliere dir, ich freue mich mit dir, dass du nun endlich den Weg gefunden hast, von deinen Problemen loszukommen: deinen Bart!" Wieder guckte Gustav ihn von unten nach oben an und brummte etwas in seinen Bart. Als sie sich am nächsten Morgen wieder trafen, war der Bart ab. Gustav hatte gemerkt, dass auch der Bart ihm nicht helfen konnte.
Wer den Sabbat hält oder sich vor dem Abendmahl die Füße wäscht oder sie sich waschen lässt, wer die Glaubenstaufe empfängt oder sich einen Bart wachsen lässt usw., der sündigt gewiss nicht, wenn er das seiner Bibelerkenntnis gemäß und aus Liebe zu Jesus heraus tut. Wer sich aber deswegen frommer vorkommt und dadurch Lösung von Problemen erwartet, der hat Christus verlassen und auf etwas anderes seine Hoffnung gesetzt. Wenn wir etwas aus Gehorsam dem Worte Gottes gegenüber tun, so tun wir das aus Liebe zu Jesus Christus, um ihm Freude zu bereiten, wie Joh.14,15 es beschreibt: "Liebet ihr mich, so werdet ihr meine Gebote halten." Es darf aber nicht darum gehen, dadurch etwas zu erlangen. Der Bezugspunkt unseres Handelns ist Jesus und nicht ich oder ein anderer Mensch, es geht auch nicht darum, besser zu sein oder zu werden.
Ohne Kampf gibt es kein Christenleben. Dafür sorgt schon der Feind. Aber es geht um den Kampf des Glaubens! Satan will uns von dem Herrn Jesus und von dem Glauben an ihn abziehen. Dazu benutzt er Welt, Sünde, Arbeit, Wohlstand, Hobby, Menschen, Bequemlichkeit usw. Wenn das Bild Jesu in unserem Herzen erblasst und die Liebe zu ihm erkaltet, kommt Satan seinem Ziele näher. Beides geschieht, wenn wir uns zu viel mit etwas anderem beschäftigen als mit Jesus und seinem Reich und uns zu wenig Zeit nehmen für ihn selbst im Gebet und Bibellesen. Liebe erfordert Zeit und Aufmerksamkeit für den Geliebten. Eine Erfahrungslehre ist: Für Gott und seine Belange hat man keine Zeit und findet sie auch nicht, sondern für Gott muss man sich Zeit nehmen. Wenn uns Jesus Christus und sein Reich vor allem andern geht, werden wir manches Unwichtigere streichen oder kürzen.
Kampf des Glaubens meint aber nicht nur Kampf um den Glauben, sondern viel mehr Kampf im Glauben. Eine gefährliche Waffe Satans ist Mutlosigkeit, Verzagtheit, ja Resignation. In Zeiten des Versagens, Unterliegens, wenn uns unser Wesen zu schaffen macht oder wenn wir Gottes Wege und Handeln mit uns nicht verstehen, dann flüstert uns der Feind ein: "Gib es auf, es hat doch keinen Zweck, du schaffst es doch nicht, Gott ist es leid mit dir, er lässt dich fallen." Jetzt gilt es, im Glauben zu widerstehen und ihn zu bekennen: "Ich glaube an meinen Herrn Jesus Christus und an sein vollbrachtes und ewig gültiges Erlösungswerk, an seine Liebe, Geduld und an sein Wort: "Wo die Sünde mächtig geworden ist, da ist doch die Gnade noch viel mächtiger." (Römer 5,20b). Oder: "Der in euch angefangen hat das gute Werk, der wird es auch vollführen." (Philipper1,6.) Oder: "So wir aber unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er unsere Sünden vergibt." (1.Johannes 1,9.) - Kämpfen im Glauben heißt: "Aufsehen auf Jesus, den Anfänger und Vollender des Glaubens",(Hebräer 12.2). Es geht darum zu wissen, dass der Feind schon besiegt ist, dass Jesu Sieg auch unser Sieg ist, dass die vollbrachte ewige Erlösung auch in meinem Leben offenbar wird. Gott sieht mich in Christus. Die Tugenden Jesu und seine Gerechtigkeit werden auch mir zugerechnet. Kämpfen im Glauben ist Wandern an Jesu Hand. Es macht froh trotz allen Leides und darf je länger je mehr Bewahrung und Sieg erleben. In Christus sind wir angenehm, obwohl wir uns selbst so abscheulich finden.
Diese beiden Gefahren umgeben uns immer wieder: Auf der einen Seite möchten wir ganz vollkommen sein, auf der anderen Seite neigen wir zur Resignation und geben den Kampf auf. So lange wir leben, dauert der Kampf an, bis wir einst das Ziel erreicht haben. Gott ist es, der das gute Werk begonnen hat. Er wird es auch vollenden, nicht wir!
In diesem Zustand des Unbefriedigtseins über den eigenen Zustand ist man so empfänglich für alles Verlockende. Man glaubt und folgt dann dem gerne, der einem einen Weg zeigt, wie man so schnell wie möglich aus diesem Zustand herauskommt. Dann ist man auch bereit, alles zu tun: Fasten, stundenlang und nächtelang zu beten (ich sage natürlich nichts gegen ein gesundes, geistliches Fasten und auch nichts gegen ein anhaltendes Beten. Es geht hier um die Motive.) Man kann in Ekstase schreien und Halleluja rufen bis zur Heiserkeit, auch alles mit sich tun lassen, nur, damit man ´es´ erreicht oder empfängt. ´Es´ kann sein: Geistestaufe, Vollmacht, Gaben, völlige Erlösung oder Heiligkeit oder sonst etwas. - Dann kann man auch etwas empfangen, aber das ist nicht von Gott! -
Es ist viel leichter, nächtelang zu beten, tagelang zu fasten, zu schreien und Konferenzen zu besuchen, um etwas besonderes zu empfangen, als ein schlichtes Leben der Treue im Kleinen und Alltäglichen zu führen. - Doch es geht um das Leben der Treue, der Beharrlichkeit auch im Einerlei des täglichen Lebens, ja, auch im Einerlei des geistlichen Lebens, so lange uns der Herr darin belässt. Gerade das ist so schwer und man will es oft nicht. An meinem Platz gerade das zu tun, was mir aufgetragen ist, genügt oft nicht. Man möchte Großes tun, man träumt von Welterweckung, von Heilungen und Wundern, von Bekehrungen in großen Massen. Man möchte tief im Herzen irgendetwas und irgendjemand sein, den Gott in besonderem Maße gebraucht. Doch dafür bekommt man nicht die Kraft. Aber die Kraft, als Hausfrau Hausfrau zu sein, von morgens bis abends im täglichen Einerlei zu stehen, Wäsche zu waschen, aufzuräumen, oder als Mann am Schraubstock zu stehen oder im Büro zu arbeiten, die Kraft, die dazu nötig ist, verachtet man oft. Darum gibt es auch unter Christen so viele Zerrbilder, Menschen, die im Alltag versagen und kein Zeugnis sein können, weil sie den Platz nicht ausfüllen, an den Gott sie gestellt hat.
Ungezählte Gotteskinder zu allen Zeiten haben für eine bestimmte Strecke ihres Lebens das ´Bleiben in Jesus´ gelebt und sind fruchtbar gewesen. Zu allen Zeiten haben an Gott hingegebene Seelen besondere Erfahrungen seiner Nähe und Liebe gemacht, oft körperlich spürbar, ohne sie gesucht oder gar herbeigezerrt zu haben. Ihre Seele dürstete nach Gott. Sie suchten die Gemeinschaft mit Jesus und wollten ihm gefallen. Darum haben sie auch keine Lehre aus ihrem Erleben gemacht oder sich etwas darauf eingebildet. Aber das muss nicht so sein. Wenn es der Herr schenkt, dann ist es kein bleibender Zustand. Auf Tabors Höhen bleibt man nicht lange, dann geht es wieder hinab ins Tal des täglichen Lebens, um sich darin zu bewähren.
Eine junge Frau klagte mir einmal, wie ausgefüllt Weltmenschen und wie leer Christen seien. Weltmenschen hätten Kino, Theater, Tanz, Alkohol, Fernsehen und viele andere Vergnügen. Aber was hätten die Christen? Ein- bis zweimal Gottesdienst in der Woche, ab und zu mal einen Besuch oder eine Konferenz oder Bibelwoche. In der übrigen Zeit lebe man sein Leben allein. Ich fragte sie, ob sie nie einmal Freude hätte, wenn sie die Bibel lese oder mit dem Herrn rede. Doch, das hätte sie wohl, aber das sei doch nur so kurz. Dann konnte ich sie darauf hinweisen, was Weltmenschen alles für ihr Vergnügen tun: Sie nehmen sich die Zeit dafür, nehmen auch einen Katzenjammer nach einer durchfeierten Nacht hin. Sie geben auch viel Geld aus für ihr Vergnügen. Was tun Christen? Sie kargen mit der Zeit für ihren Herrn. Dauert der Gottesdienst etwas länger, schauen sie auf die Uhr und werden unwillig. Man hat auch keine Zeit, sich untereinander zu besuchen. Wenn aber doch, nimmt man sich kaum Zeit für das Eigentliche, gemeinsam in Gotte Wort zu forschen und zu beten. Wo kommt dann die Kraft her, um Jesus zu bezeugen und über die Sünde zu siegen?
In Christus liegen verborgen alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis. Sie müssen gehoben werden. Der Sohn Gottes kam, damit wir in ihm volle Genüge haben. Doch wenn wir die Gemeinschaft mit ihm nicht pflegen, bleiben wir leer. Wir wollen einmal die Ewigkeit mit ihm zubringen und haben hier so wenig Zeit für ihn? Ein Leben der Treue, der Hingabe an ihn und des Vertrauens zu ihm auch in dürren Zeiten führen in ein erfülltes Leben. Sich mit ihm beschäftigen verwandelt uns in sein eigenes Bild und lässt uns zum Segen werden für andere Menschen. Das ist der Weg biblischer Heiligung und macht wahrhaft froh.
Es geht um Jesus, und um ihn allein. Ihn hat Gott uns gemacht zur Weisheit, Gerechtigkeit, Heiligung, Erlösung, in ihm haben wir die Erlösung durch sein Blut, die Vergebung der Sünden nach dem Reichtum seiner Gnade. Dann darf man in Wahrheit erfahren, dass es Gott, der Vater, selbst ist, der uns tüchtig gemacht hat zu dem Erbteil der Heiligen im Licht. Er hat uns errettet von der Macht der Finsternis und uns versetzt in das Reich seines lieben Sohnes. In Jesus haben wir alles, was zum Leben und zum göttlichen Wandel dient. Er ist unsere Kraft, unsere Freude, ja alles, was wir im Augenblick nötig haben. Unsere Aufgabe ist es, mit ihm in Gemeinschaft zu bleiben.
Möchten Sie Jesus? Er ist hier, bei einem jeden einzelnen. Er möchte Gemeinschaft haben mit Ihnen, ihn verlangt nach Ihnen. Er möchte nicht nur, dass Sie etwas von ihm haben möchten, sondern dass Sie ihn selbst wollen. Dann haben Sie alles, was er für Sie hat.
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Bekehrung, Wiedergeburt, Geistestaufe heute -
im Licht von Bibel und Praxis
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Wegbereiter der Pfingst- und charismatischen Bewegung waren falsche Lehren über die Heiligung und über den Heiligen Geist. Nach 1.Timotheus 4,1 stehen hinter falschen Lehren falsche Geister. Nie hätte die Pfingstbewegung solche Ausmaße erreichen können ohne über die falschen Lehren über die Heiligung und den Heiligen Geist, wie sie besonders im letzten Jahrhundert entwickelt wurden.
Nach dem Zeugnis der Bibel ist der Heilige Geist eine Person, die dritte Person der Gottheit. Seinem Wesen nach ist er Gott, wie es auch der Vater und der Sohn sind. Nichts geschieht ohne ihn. Er war beteiligt bei der Schöpfung der Welt, bei der Erschaffung des Menschen. Er ruhte auf den gottesfürchtigen Menschen des Alten Bundes. Er leitete und inspirierte die Propheten und wirkte bei besonderen Gelegenheiten mächtige Krafttaten. Er wirkte mit bei der Geburt Jesu Christi, wohnte in ihm und vollbrachte durch ihn die Wundertaten Gottes, befähigte ihn zur Selbstdarbringung auf Golgatha (Hebräer 9,14) und war der Lebensgeist, durch den der Vater ihn aus dem Tode auferweckte. Nach dem Erlösungswerk Jesu Christi, nachdem der Vater ihn erhöht, verherrlicht und ihm die Herrschaft übergeben hatte, übertrug der Vater nun ihm, den er zuvor bei der Taufe mit dem Heiligen Geist gesalbt hatte, die Vollmacht, zu Pfingsten den Heiligen Geist auf die Erde zu senden (Apostelgeschichte 1,22) und alle Menschen, die sich durch Wort und Geist überführen lassen, in den Heiligen Geist zu taufen (Markus 1,8), sie mit dem Heiligen Geist zu salben und zu versiegeln. Auch an den gottfernen Menschen wirkt der Heilige Geist. Ohne ihn gäbe es keine Ordnung, keine Moral auf dieser Erde. Sein Hauptanliegen aber ist es, Menschen von ihrer Sünde zu überführen und sie zu Jesus zu führen, der die Schuld bezahlt hat und sie selig machen kann.
Der Heilige Geist ist der Geist Gottes, der Geist Jesu Christi, der Geist der Sohnschaft, der Wahrheit, der Kraft, der Liebe, der Zucht oder der nüchternen Besonnenheit oder der Selbstbeherrschung. Er gibt uns das Zeugnis der Gotteskindschaft. Er schließt uns das Wort Gottes auf, weckt die Liebe zu Jesus und verherrlicht ihn. Er schenkt Liebe zu allen Menschen, besonders zu den Mitchristen und macht uns die Gemeinschaft mit ihnen unter dem Wort, im gegenseitigen Austausch und im Gebet so lieb. Er ist beteiligt bei der Wiedergeburt des Menschen und bei der Vollendung der Gemeinde. Es geschieht nichts im Reich Gottes ohne den Heiligen Geist. Es ist beglückend, sein Wirken auch in dem eigenen Leben feststellen zu können.
Wenn ich über den Heiligen Geist rede, dann mit innerer Scheu. Er ist eine heilige Majestät. Während man über ihn redet, mag es sich anhören, als rede man von einer Sache, stünde über ihm und gäbe eine Abhandlung über ihn. Aber wir können es ja nur mit unseren groben Worten tun, und dürfen es auch, weil das ewige Wort Gottes Fleisch wurde: Gott selbst kleidet göttliche Geheimnisse in menschliche Worte und irdische Bilder und Begriffe.
In diesem Vortrag geht es darum, die falschen Lehren über den Heiligen Geist und die Geister, die dahinter stehen, zu beschreiben, damit sie erkannt werden.
Wenden wir uns der Lehre über die Geistestaufe zu. Fünfmal wird das Getauftwerden mit Heiligem Geist vor Pfingsten erwähnt. Dann kommt zu Pfingsten die Erfüllung der Verheißung, also der Akt des mit Heiligem Geist Getauftwerdens, oder kurz, der Geistestaufe. Nach Pfingsten wird sie noch zweimal erwähnt. Die ersten fünfmal steht die Geistestaufe im Zusammenhang mit Johannes dem Täufer. "Ich taufe euch mit Wasser zur Buße. Der aber nach mir kommt, der wird euch mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen." (Matthhäus 3,11). "Ich taufe euch mit Wasser, aber er wird euch mit dem Heiligen Geist taufen." (Markus 1,8). Lukas 2.16 wie bei Matthäus. "Der ist´s, der mit dem Heiligen Geist tauft."(Johannes 1,33) Und in Apg.1.65 spricht der Herr Jesus: "Denn Johannes hat mit Wasser getauft, ihr aber sollt mit dem Heiligen Geist getauft werden, nicht lange nach diesen Tagen." Danach kommt in Apostelgeschichte 2,1-4 die Erfüllung der Verheißung: Pfingsten, die Geistestaufe.
Nach Pfingsten wird die Geistestaufe noch zweimal erwähnt. In Apostelgeschichte 11,16 spricht Petrus zu den übrigen Judenchristen in Jerusalem: "Da dachte ich an das Wort des Herrn, als er sagte, ´Johannes hat mit Wasser getauft, ihr aber sollt mit dem Heiligen Geist getauft werden.´" Die letzte Bibelstelle steht in 1.Korinther 12,13: "Denn auch wir alle sind mit einem Geist zu einem Leibe getauft worden. Wir seien Juden oder Griechen, Sklaven oder Freie, und sind alle mit einem Geist getränkt." - Das heißt also: ein Glied am Leibe Jesu ist geistgetauft.
Ich selbst habe aufgrund der pfingstlerischen Lehre von der Geistestaufe jahrelang um die Taufe mit dem Heiligen Geist gebetet, oft mit Fasten, ... und habe sie empfangen. So meinte ich es jedenfalls. Während meiner Zeit als Pfingstler habe ich dann und wann Durchströmungen mit Kraft
und Freude erlebt, so dass ich meinte, es nicht mehr ertragen zu können,
ich geriet außer mir in Ekstase. Wohl wusste ich damals, dass das auch in anderen Religionen und Irrlehren und auch im Spriritismus geschieht. Doch dass so etwas auch bei uns, bei mir geschehen könnte, wies ich weit von mir. Als ich später immer mehr das Falsche in dieser Bewegung erkannte, geriet ich in eine tiefe Glaubenskrise. Ich betete: "Herr Jesus, du hast gesagt: ´So denn ihr, die ihr arg seid, könnt euren Kindern gute Gaben geben, wie viel mehr wird der Vater im Himmel Heiligen Geist geben denen, die ihn bitten.(Lukas 11,11-13)´ Ich habe dich um den Heiligen Geist, um die Taufe mit Geist und Feuer, gebeten. Und was hast du mir gegeben? Einen falschen Geist. Bist du schlechter als ein irdischer Vater? Du hast gesagt, dass der seinem Sohn, der ihn um Brot bittet, keinen Stein gibt." Doch dann wurde ich still und sagte mir: "Das ist absurd. Ich glaube an Gott. Er ist gut und kann nur gute Gaben geben. Also muss es daran liegen, dass meine Bibelerkenntnis falsch ist." So bat ich dann den Herrn: "Bitte, gib mir Antwort aus deinem Wort, schließe es mir auf, dass ich es so verstehen kann, wie du es meinst."
Als ich dann wieder einmal alle die mir so vertrauten Stellen über den Heiligen Geist, über den Geistempfang, über das Erfülltwerden und über die Taufe mit dem Heiligen Geist las, kam ich auch an 1.Korinther 12.13. Da wurden mir buchstäblich die Augen des Verstehens aufgetan. Ich erkannte den verhängnisvollen Betrug, dem ich verfallen war. - Bevor ich ein Pfingstler wurde, war ich ein Kind Gottes. Ich war ein Glied am Leibe Jesu Christi. Das wusste ich. Nun las ich bewusst, dass man in einem Geist zu einem Leib getauft wird. Es ist für mich keine Frage, dass es sich hier um den Heiligen Geist und um den Leib Christi handelt. Demnach ist jedes Glied am Leibe Christi geistgetauft. Ich war also schon geistgetauft, bevor ich um die Geistestaufe betete. Ich flehte und rief: "Herr, taufe mich mit dem Heiligen Geist!" Und das Wort sagt: "Du bist doch schon geistgetauft!" Ich aber glaubte den falschen Lehrern mehr als dem Wort, betete, weinte und fastete, jahrelang: "Herr, ich kann so nicht mehr weiterleben, bitte taufe mich doch mit deinem Geist, damit ich dir besser gefallen und dienen kann, wie du es auch mit anderen getan hast." Doch dann kam nicht die Taufe mit dem Heiligen Geist, sondern eine Geistertaufe, wenn ich es auch erst viel später erkannte. Ich habe nur eine Erklärung dafür: Der Herr ließ das zu, weil ich im Unglauben seinem Wort gegenüber gebetet hatte.
Später sagten mir Pfingstler, dass ein Unterschied bestünde zwischen der Taufe in den Heiligen Geist zur Gotteskindschaft und zum Empfang der Kraft zum Dienen. Doch das ist ein Verdrehen des Wortes Gottes, um die eigene falsche Lehre zu rechtfertigen. Ich finde nirgends in der Bibel, dass es zwei Arten der Geistestaufe gibt.
Die sogenannte Geistestaufe der Pfingstler ist nichts einmaliges. So etwas findet man auch in anderen Religionen und Irrlehren. Durch ein solches Erlebnis wird der Mensch in seiner Religion, Lehre oder Erkenntnis bestärkt. Immer wieder staunt man, wenn katholische Charismatiker bezeugen, dass sie nach ihrer Erfahrung der Geistestaufe mehr Freude am Bibellesen und Beten, mehr Mut zu geistlichen Gesprächen und zum Bekennen empfangen hätten, aber auch eine tiefere Liebe zu Maria, als der Mutter Gottes, eine größere Ehrerbietung den Heiligen gegenüber, eine völligere Unterwerfung unter den Papst, ein stärkeres Verlangen nach der Eucharistie, eine festere Bindung an die katholische Kirche. Man sollte denken, der Geist der Wahrheit würde ihnen die Augen öffnen für diesen Betrug!
Ein junger Mann geriet in die Bewegung um den Guru Maharad-Ji. Beim Meditieren wartete man auf ein besonderes Ereignis, das man ´Knowledge´ nannte. Wer das erlebte, war ein Wissender, ein Eingeweihter. In Frankfurt begegnete dieser junge Mann dem Guru persönlich. Während Maharad-Ji auf der Bühne stand und redete, sah der junge Mann ihn in ein großes helles Licht gehüllt, aus dem Blitze in die Zuhörerschaft zuckten. Dann erlebten die Zuhörer, wie sich ein Meer der Liebe über sie ergoss, so dass sie sich um den Hals fielen. Das war auch eine Art Geistestaufe. Ich möchte das Religionstaufe nennen. Dazu rechne ich auch die sogenannte Geistestaufe in den Pfingstkreisen.
Wann wird nun ein Mensch geistgetauft, ein Glied am Leibe Jesu? Doch bei der Wiedergeburt. Der Herr Jesus sagt: "Es sei denn, dass jemand von neuem oder von obenher geboren werde," (Johannes 3 Vers 3) und: "Es sei denn, dass jemand geboren werde aus Wasser und Geist, ..."(Johannes 3 Vers 5) Unter ´Wasser´ verstehe ich hier das Wort Gottes, denn es heißt : "... und hat sie gereinigt durch das Wasserbad im Wort." (Epheser 5,26) In Johannes 15,3 sagt der Herr: "Ihr seid schon rein um des Wortes willen, das ich zu euch geredet habe." In Titus 3,5 steht: "... durch das Bad der Wiedergeburt," und in 1.Petrus 3,23: "... als die da wiedergeboren sind, nicht aus vergänglichem, sondern aus unvergänglichem Samen, nämlich aus dem unvergänglichen Wort Gottes, das da bleibt." - "..Aus Wasser und Geist". ´Geist´ ist der Heilige Geist, der Geist Gottes, der Geist Christi. In Johannes 3,6 sagt der Herr Jesus: "Was vom Fleisch geboren ist, das ist Fleisch," das meint die natürliche Geburt des Menschen vom Menschen, "und was vom Geist geboren ist, das ist Geist," das meint die geistliche Geburt als Gotteskind aus Gott nach Johannes 1,13: "... welche nicht von dem Geblüt noch vom dem Willen des Fleisches noch von dem Willen eines Mannes, sondern von Gott geboren sind."-
Sehen wir uns das Wunder der Wiedergeburt näher an. Da sind Menschen, die glauben nicht an Gott, lästern und spotten: "Wie kann man nur an so etwas glauben?" Sie sind gar nicht ansprechbar für Gott und sein Wort. Doch mit einemmal, während sie das Wort Gottes hören, werden sie durch den Heiligen Geist überführt und wissen plötzlich: "Es stimmt, es ist wahr, Gott lebt! Ich bin ein Sünder und bin verloren, ich brauche einen Retter." Dann verklärt ihnen der Heilige Geist: "Jesus Christus, der ewige Gottessohn, starb auch für dich. Glaube an ihn, rufe ihn an in deiner Not und bitte ihn um Vergebung deiner Sünden!" Wenn diese Menschen dann gehorchen, dann geschieht dieses unbegreifliche Wunder. Mit einem Mal weiß jeder einzelne: "Ich bin ein Gotteskind, der Herr Jesus hat mich angenommen, alle, alle meine Sünden hat sein Blut hinweggetan!" Dann wächst das neue Leben. –
Die Folgen der Wiedergeburt können nicht verborgen bleiben. Alles Denken, Planen und Wünschen, die gesamten Lebensvorstellungen- und Erwartungen werden anders. Die innere Erneuerung bewirkt auch eine Erneuerung nach außen, bis in die Kleidung und in den Gesichtsausdruck. Manche Rehabilitations-Centren für Drogen- und Alkoholabhängige nehmen nur Menschen auf, die sich auch in der Kleidung und ihrem ganzen Erscheinungsbild von ihrer früheren Umgebung distanzieren. Wo innere Ordnung einkehrt, wird auch äußere Ordnung sein. Nun kann man gewiss nicht immer von äußerer auf innere Ordnung schließen, aber in der Regel von äußerer Unordnung auf innere. Diese Therapeuten haben erlebt, dass Menschen, die sich nicht auch nach außen hin von ihrer alten Erscheinung und Umgebung lösen, viel häufiger rückfällig werden. In der Regel können sie erst dann wieder in ihre alte Umgebung zurückkehren, wenn sie wirklich frei und innerlich fest geworden sind. Jetzt weiß man: "Mein Herr geht mit mir. Es ist nicht das Wichtigste, dass ich reich werde und ein Leben des Wohllebens führe, sondern dass ich meinem Herrn gefalle, dass die Menschen meiner Umgebung und meiner Verwandtschaft gerettet werden, dass auch sie herauskommen aus dem ewigen Verderben." –
Darin werden wir für die Menschen unserer Umgebung ein Rätsel. Der Herr Jesus sagt: "Der Wind bläst, wo er will, und du hörst sein Sausen wohl. Aber du weißt nicht, woher er kommt und wohin er fährt. So ist es bei jedem, der aus dem Geist geboren ist." (Johannes 3,8) Das meint, dass die Menschen unserer Umgebung uns nicht mehr verstehen können. Petrus schreibt: "Denn es ist genug, dass ihr die vergangene Zeit zugebracht habt nach heidnischem Willen, als ihr ein Leben führtet in Ausschweifung, Begierden, Trunkenheit, Fresserei, Sauferei und greulichem Götzendienst. Das befremdet sie, dass ihr euch nicht mehr mit ihnen stürzt in dasselbe unordentliche Treiben, und sie lästern. Aber sie werden Rechenschaft geben müssen dem, der bereit ist zu richten die Lebenden und die Toten." (1.Petrus 4, 3-5) - Die Folgen der Wiedergeburt sind beglückend. Man weiß nun: Nach diesem irdischen Leben beginnt das eigentliche Leben in der Herrlichkeit Jesu.
Wie wird ein Mensch wiedergeboren? In Johannes 1.12 steht: "So viele ihn aber aufnahmen, denen gab er Macht, Gottes Kinder zu werden, denen, die an seinen Namen glauben." Bei der Wiedergeburt sind also der Vater, der Sohn und der Heilige Geist beteiligt. Wie wird also ein Mensch wiedergeboren? Indem er den Herrn Jesus, den Sohn, in sein Herz und Leben aufnimmt als Erlöser und Herrn. Willst du es jetzt auch tun? Dann werde still und bitte ihn: "Bitte, Herr Jesus, vergib mir jetzt alle meine Sünden. Ich weiß, ich brauche dich. Ich kann ohne dich nicht vor dem heiligen Gott bestehen. Bitte, rette meine Seele, nimm mein Leben hin." Da, wo ein Mensch sich an den Herrn Jesus wendet, darf er das Wunder der Wiedergeburt erfahren. Denn niemand kann zu ihm kommen, es sei denn, der Vater ziehe ihn zu ihm. Und niemand wird von ihm, dem Herrn, hinausgestoßen, der sich ihm naht. Dann darfst du wissen: Wenn wir unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er sie vergibt. (1.Johannes 1,8).
Wenn wir den Herrn Jesus in unser Herz aufgenommen haben, müssen wir dann noch den Vater bitten, in unser Herz zu kommen. oder den Heiligen Geist? Nein! Mit dem Sohn kommen zugleich auch der Vater und der Heilige Geist. In Johannes 14,15-17 und Vers 23 steht: "Liebet ihr mich, so werdet ihr meine Gebote halten, und ich will den Vater bitten, und er wird euch einen anderen Tröster geben, dass er bei euch sei ewiglich, den Geist der Wahrheit, welchen die Welt nicht kann empfangen, denn sie sieht ihn nicht und kennt ihn nicht. Ihr aber kennt ihn, denn er bleibt bei euch und wird in euch sein. Jesus antwortete und sprach zu ihm: Wer mich liebt, der wird mein Wort halten, und mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm machen." Welch ein Wunder, welch ein Adel! Gott achtet unsere Leiber so, dass sie Tempel der Gottheit werden. Darum sollen wir auch heilig mit unseren Gliedern umgehen. Wenn wir Gottes Kinder geworden sind und die Gottheit in uns wohnt, dann können wir im Laufe des Lebens immer neu sagen: "Danke für das kostbare Blut Jesu Christi, das uns immer wieder reinigt, wenn wir uns verunreinigt haben."
Müssen wir den Vater bitten, dass er uns den Heiligen Geist gibt? Was sagt das Wort, was sagt der Sohn? "... und ich will den Vater bitten, und er wird euch einen anderen Tröster geben, dass er bei euch sei in Ewigkeit: den Geist der Wahrheit..." (Johannes 14,16-17a). Nein, das tut der Sohn. Wenn der Herr Jesus sagte: "... wie viel mehr wird der Vater den Heiligen Geist geben denen, die ihn darum bitten", (Lukas. 11,13) so galt das vor Pfingsten. Ebenso gilt das für Apostelgeschichte 1,4: ".... sondern wartet auf die Verheißung des Vaters" Nach Pfingsten finden wir an keiner Stelle der Bibel, dass wir um den Heiligen Geist bitten sollen. Erst recht steht nirgends, dass wir den Heiligen Geist selbst bitten sollen, in unser Herz zu kommen. Wenn der Sohn ihn nicht sendet, kommt er auch nicht aufgrund unserer Bitten. Wir sollen aber den Sohn lieben und seine Gebote halten. Das beginnt mit der Bekehrung, der Hinkehr zu Jesus, die verbunden ist mit
1. ... dem Erkennen der Sünde und des verdorbenen Zustandes, der eigenen Verlorenheit,
2. ... dem Bekennen der Sünde und der Bitte um Vergebung nach 1.Johannes 1.9: "Wenn wir aber unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und reinigt uns von aller Ungerechtigkeit,"
3. ... dem Erfassen im Glauben, dass Jesus auch für mich gestorben ist,
4. ... dem Danken dafür und
5. ... ihn als Heiland und Herrn aufnehmen.
In demselben Augenblick ist man ein Gotteskind. Das alles bewirkt der Vater, der Heilige Geist und der Sohn.
1. Der Vater, der uns zum Sohn zieht, "Es kann niemand zu mir kommen, es sei denn, es ziehe ihn der Vater, der mich gesandt hat," (Johannes 6,44) und: "Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns nach seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung des Herrn Jesus Christus von den Toten" (1. Petrus 1, 3)
2. Der Heilige Geist, der uns von der Sünde überführt, "... wenn derselbe kommt, wird er der Welt die Augen auftun über die Sünde und über die Gerechtigkeit und über das Gericht. Über die Sünde, dass sie nicht an mich glauben." (Johannes 14,8-9). Es ist der Heilige Geist, der uns den Sohn verherrlicht, der uns das Zeugnis der Gotteskindschaft gibt nach Römer 8.16.
3. Der Sohn, der die Erlösung vollbracht hat. Als der gute Hirte geht er den Verlorenen nach, lenkt die Verhältnisse so, dass der Sünder mit dem Evangelium in Berührung kommt, und sendet den Geist und gibt ihm den Auftrag, sein Werk zu tun.
In alldem sind der Vater und der Heilige Geist, obwohl sie aktiv beteiligt sind, nicht im Blickpunkt des Menschen, sondern allein der Herr Jesus Christus. Sowohl der Vater als auch der Heilige Geist verherrlichen den Sohn, denn nur in dem Sohn kann wiederum der Vater verherrlicht werden. "Auf dass der Vater verherrlicht werde im Sohn." (Johannes 14,13b). "Jetzt ist der Menschensohn verherrlicht und Gott ist verherrlicht in ihm, so wird Gott ihn auch verherrlichen, und wird ihn bald verherrlichen." (Johannes 13,31)
Es geschieht nichts im Reich Gottes ohne den Heiligen Geist, und doch ist er nicht direkt zu erkennen. Wenn ein Mensch, der nichts vom Heiligen Geist weiß, beim Hören oder Lesen des Wortes Gottes von seinen Sünden und von seinem verlorenen Zustand überführt wird und erkennt, dass Jesus Christus für ihn gestorben ist, und sich mit der Bitte um Vergebung an ihn wendet, dann wirkt das der Heilige Geist in ihm; denn der Heilige Geist überführt von Sünden. Wenn dieser Mensch den Herrn Jesus bittet, ihn anzunehmen, dann wird er auch angenommen. "Alles, was mir mein Vater gibt, das kommt zu mir, Und wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstoßen," (Johannes 6,37). Jesus kommt in sein Herz nach Offenbarung 3.20: "Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an. So jemand meine Stimme hören wird und die Tür auftun, zu dem werde ich eingehen und das Abendmahl mit ihm halten, und er mit mir." - Mit dem Sohn kommen auch der Vater, (Johannes 14.23) und der Heilige Geist in sein Herz. (Joh.14,16-17). - Haben Sie gemerkt, wie der Vater in Ihr Herz kam? Haben Sie ihn je darum gebeten? Und doch ist er zugleich mit dem Herrn Jesus in Ihr Herz gekommen. Wenn jener Mensch nun den Herrn Jesus lieb gewinnt, ihm gehorsam ist, von ihm zeugt, sein Leben reinigt von den alten Götzen und Gewohnheiten, dann wird er immer mehr voll Heiligen Geistes. Liebe zu Jesus und zum Vater, Gehorsam, Zeugenmut und Heiligung wirkt der Heilige Geist. Dass ein Mensch glauben kann: "Jesus Christus ist der Sohn Gottes und von den Toten auferstanden, er hat mir meine Sünden vergeben, mich angenommen und zu einem Kind Gottes gemacht.", ist ein Werk des Heiligen Geistes. So könnte also ein Mensch voll Heiligen Geistes sein, in der Kraft des Heiligen Geistes leben und zeugen, ohne es zu wissen. Wenn ihn nun jemand fragen würde: "Hast du den Heiligen Geist empfangen, als du gläubig wurdest?", dann könnte er verunsichert sagen: "Das weiß ich nicht." Wenn er aber von der Schrift her erkennt, dass das alles der Heilige Geist in ihm und durch ihn wirkt, ja, dass er in ihm wohnt, dann kann ihn das ungemein beglücken. - Der Heilige Geist gleicht der Beleuchtung eines Raumes durch indirektes Licht. Man sieht die Lichtquellen nicht, und doch erfüllen sie den Raum mit Licht und machen alles in ihm sichtbar. So ist auch der Heilige Geist nicht direkt sichtbar. Er strahlt aber voll und ganz den Sohn an.
Wir haben aus der Schrift erkannt, dass Wiedergeburt und Geistestaufe zusammenfallen. Das Wort Gottes benutzt noch andere Begriffe: Salbung, Versiegelung, Unterpfand, Ausgießung und Austeilung des Heiligen Geistes, der Heilige Geist fällt auf jemanden. Das alles sind Ausdrucksweisen für dasselbe Geschehen. Jeder Ausdruck will ein besonderes Gebiet des Wesens und Wirkens des Heiligen Geistes beschreiben. "Gott ist es aber, der uns befestigt samt euch in Christus und uns gesalbt und versiegelt und in unsere Herzen als Unterpfand den Heiligen Geist gegeben hat." (2.Korinther 1,21-22). Wann geschah das? "In ihm seid auch ihr, die ihr gehört habt das Wort der Wahrheit, nämlich das Evangelium von eurer Seligkeit, in ihm seid auch ihr, da ihr gläubig wurdet, versiegelt worden mit dem Heiligen Geist, der verheißen ist, welcher ist das Unterpfand unseres Erbes zu unserer Erlösung, dass wir sein Eigentum würden, zu Lob seiner Herrlichkeit." (Epheser 1,13-14). Es geschah, als wir das Wort der Wahrheit hörten und zum Glauben kamen. Da wurden wir gesalbt, versiegelt und darum auch getauft mit dem Heiligen Geist zum Eigentum Jesu und zu seiner Herrlichkeit. So auch Titus 3,4-8: "Als aber erschien die Freundlichkeit und Leutseligkeit Gottes, unseres Heilands, rettete er uns, nicht um der Werke der Gerechtigkeit willen, die wir getan hatten, sondern nach seiner Barmherzigkeit durch das Bad der Wiedergeburt und Erneuerung im Heiligen Geist, welchen er ausgegossen hat über uns reichlich, durch Jesus Christus, unsern Heiland, auf dass wir durch desselben Gnade gerecht und Erben seien des ewigen Lebens nach der Hoffnung, Das ist gewisslich wahr." Gott hat uns seinen Geist reichlich gegeben. "Denn Gott gibt den Geist nicht nach dem Maß." (Joh.3,34 )
Viele fragen: Warum haben wir heute so wenig Heiligen Geist und Kraft? In Eph.5,18 steht: "Und saufet euch nicht voll süßen Weins, daraus ein unordentliches Leben folgt, sondern werdet voll Geistes, oder ... seid voll Geistes." Beide Übersetzungen sind möglich. Wir erinnern uns, dass der Heilige Geist eine Person ist, wie Gott Vater und Gott Sohn, und dass der Heilige Geist bei der Wiedergeburt in unser Leben kommt. Dafür wird oft das Bild eines Hauses gebraucht: Ein Mensch kauft ein Haus. Er ist nun Eigentümer, hat den Haustürschlüssel und kann hinein. Aber im Hause kann er nicht tun, was er will. Er kann nicht in jede Wohnung und in jedes Zimmer hinein. Da wohnen Mieter, und die haben ihr Recht. Nur mit ihrem Einverständnis darf er in ihre Wohnung. Bei der Bekehrung haben wir dem Herrn Jesus den Schlüssel unseres Herzens übergeben, und er ist sogleich eingetreten. Er hat uns erkauft mit einem hohen Preis. Wenn er aber nun in das Zimmer unseres Familienlebens eintreten will, so ist es verschlossen. Ebenso das Zimmer unseres Geschäfts- und Arbeitslebens, des Hobbys, des Geldes, der Ordnung und der Pünktlichkeit, unserer mitmenschlichen Beziehungen. Wir können nun fasten und Gebetsnächte durchführen und flehen: "Komm, Heiliger Geist, kehr bei mir ein und lass mich deine Wohnung sein," das nützt nichts. Er ist ja schon im Hause und wartet, dass wir ihm alle Lebensbereiche öffnen. Auch steht nirgends in der Bibel, dass der Heilige Geist an die Tür des Herzens klopft, sondern das tut der Herr Jesus. Wenn wir ihm öffnen, kommt auch der Heilige Geist mit herein. Wenn wir uns nur an den Heiligen Geist wenden, kommt niemand herein, oder höchstens ein anderer Geist. Wer hat schon einmal den Vater gebeten, in das Herz zu kommen? Das brauchen wir auch nicht, denn auch er kommt mit dem Sohn gemeinsam. Nirgends in der Bibel steht, dass Menschen, in denen der Heilige Geist wohnt, noch um ihn bitten sollen, erst recht nicht ihn selbst Wir sollen aber seinem Wehen folgen. Er zeigt uns, in welchen Bereichen unseres Lebens Jesus noch nicht der Herr ist. Er gibt uns Liebe zu Jesus und zu Menschen und, wenn wir gehorchen, auch die Kraft zur Ausführung.
Voll Geistes wird man nicht durch Beten und Fasten, - obwohl ich nichts gegen Beten und Fasten sagen will, es geht um das Motiv; - auch nicht durch Schreien und Händeauflegen, - dadurch kann man möglicherweise einen falschen Geist empfangen. Voll Geistes wird man durch ein schlichtes Leben der Treue im Kleinen und des Gehorsams in den Punkten, die uns der Heilige Geist aufzeigt. Es ist tatsächlich leichter zu beten und zu fasten, zu schreien und Konferenzen zu besuchen und sich Hände auflegen zu lassen, als ein Leben der Treue, des Gehorsams und der Hingabe zu führen. Mancher möchte Kraft empfangen zu Großem, Besonderem, aber die Kraft, die ihm geboten wird für das Kleine, nimmt er nicht in Anspruch. Wer ein Leben der Treue führt, kann, muss aber nicht, zu größeren Aufgaben berufen werden. Das kann durch besondere Führungen geschehen, durch einen Auftrag, den man im Herzen verspürt, auch durch eine spürbare Kraftmitteilung. Das ist aber eine Ausnahme und darf nicht zur Norm erhoben werden.
Wir haben erkannt, dass die Begriffe Geistestaufe, Salbung, Versiegelung mit dem Heiligen Geist dasselbe meinen und nur verschiedene Auswirkungen des einen Geschehens beschreiben. Wer lehrt, ein Christ müsse nach der Bekehrung noch eine besondere Geistestaufe oder ein besonderes Erlebnis der Heiligung bekommen, verkündet eine Irrlehre. Alle, die aufgrund dieser Lehre etwas empfangen, bekommen einen falschen Geist. Das Resultat kann oft positiv erscheinen, verbunden sein mit großer Freude, besonderen Gaben, großer Kraft und innerer Veränderung, aber es bleibt bestehen, dass falsche Lehren durch falsche Geister eingegeben und dann auch bestätigt werden. Wir dürfen nicht übersehen, dass auch der Teufel schöne und erhabene Gefühle geben und dem Menschen eingeben kann, nach dem Motto zu handeln: Edel sei der Mensch, hilfreich und gut.
Die falsche Lehre über den Heiligen Geist ist auch daran zu erkennen, dass man dem Heiligen Geist einen falschen Stellenwert zumisst. Es begann damit, dass Christen meinten, den Heiligen Geist neu entdeckt zu haben. Andere übernahmen ohne Überlegung überlieferte Formulierungen wie z.B.: Wir leben jetzt im Zeitalter des Heiligen Geistes. Die Zeit des Alten Testaments war das Zeitalter des Vaters und die Zeit des Erdenlebens Jesu war das Zeitalter des Sohnes. In diesem Sinne schreibt Dr. Clara Schlink (Mutter Basilea): "Wie konnte solcher Wandel geschehen? Augenzeugen berichten: Jetzt sind die Bastionen des Teufels durch die mächtige Kraft des Heiligen Geistes gefallen. (´Wo der Geist weht´ aus der Erweckungsbewegung in Indonesien auf der Seite 7 unten). Die Bibel schreibt nicht, dass die Bastionen des Teufels durch die Kraft des Heiligen Geistes fallen, sondern: der Stärkere, der den Starken überwunden hat, ist der Herr Jesus Matthäus 12,28-29. Er trieb und treibt die Teufel aus. Er tut es durch den Heiligen Geist, aber: er tut es. In den Parallelstellen heißt es: Er trieb die Geister aus mit Worten. )Matthäus 8,16), und: Wenn ich aber durch Gottes Finger die Teufel austreibe, ... " (Lukas 11,20).
Ähnlich wie Clara Schlink berichtet Erlo Stegen in seinem Vortrag vom 25.7.79 in der Matthäuskirche in Bremen: "Plötzlich geschah etwas. Da riefen diese Teufel aus: Es wird uns nun zu heiß, und sagten etwas Merkwürdiges. Sie sagten: Wir wussten von dem Vater, Gott dem Vater, und Gott dem Sohn. Aber nun, dass Gott der Heilige Geist gekommen ist, wird das Feuer uns zu heiß, wir müssen weichen. Gleich dachte ich an das Wort: Nicht durch Heer oder Kraft, sondern durch meinen Geist." - Das war wirklich merkwürdig: Vor Gott dem Vater und vor Gott dem Sohn brauchten sie nicht zu weichen, aber als Gott, der Heilige Geist, kam, mussten sie ausfahren. Es ist offensichtlich, dass die Dämonen gelogen hatten, um die Menschen in der falschen Lehre zu bestärken. Es ist nur tragisch, dass Theologen darauf hereinfallen. Das Wort, an das Erlo Stegen dachte, steht in Sacharja 4,6. Es war ein Wort an Serubbabel, das den Tempelbau nach dem babylonischen Exil betraf. Dieses Wort kann man ja nicht so deuten, dass der Unsinn, den die Dämonen geredet hatten, damit begründet wird. Hier ist eine Stellenverschiebung. Wann ist denn der Heilige Geist gekommen? In Südafrika demnach erst kurz zuvor. Erlo Stegen berichtet darüber: "Plötzlich war da das Geräusch eines starken Windes und füllte den Raum. Ich weiß nicht, wie ich das beschreiben soll, ich weiß nicht, ob die feurigen Zungen zu sehen waren, aber die konnte man fühlen." - Das ist offenbar eine Parallele zu Pfingsten. Braucht jedes Land sein eigenes Pfingsten? Vielleicht auch sein eigenes Golgatha? -
In dem oben genannten Buch von Clara Schlink schreibt sie weiter: In der Zeit zwischen Jesu Himmelfahrt und Jesu Wiederkunft, jetzt also in der Zeit der neutestamentlichen Gemeinde, ist nach Jesu Wort die Zeit des Heiligen Geistes im besonderen. So ist dem Heiligen Geist für diese Zeit die Gemeinde Gottes von Jesus anvertraut. Ganz entscheidend ist es, ob sie dies in ihr Herz gefasst und den Heiligen Geist aufgenommen hat, ob sie lebt und Gott dient voll des Heiligen Geistes. Es ist also nicht möglich, dass die Gemeinde Jesu sagt: Ich habe Jesus, und das ist mir genug, ohne dabei im Auge zu haben, dass Jesus nur haben kann, wer sich zugleich dem Wirken des Heiligen Geistes öffnet. Denn Jesus, als der erhöhte Herr, hat seine Gemeinde ja ausdrücklich dem Heiligen Geist übergeben. Dass Jesus damit die Wahrheit aussagt, bestätigt sich in der Apostelgeschichte. Das gewaltige missionarische Wirken, die Zeichen und Wunder der Apostel, und was in der Menge der Gläubigen geschieht, das alles sind Taten des Heiligen Geistes. Unter seinem Wirken entfaltet sich eine Gemeinde, die mit den Gaben des Heiligen Geistes beschenkt ist und sie in einem lebendigen Gemeindeleben betätigt. (Seite 23 unten bis 24)
Hierzu einige Anmerkungen:
1. Wo steht, dass der Herr Jesus dem Heiligen Geist seine Gemeinde übergeben hat? Er sagt: "...und auf diesen Felsen will ich meine Gemeinde bauen, und die Pforten des Hades werden sie nicht überwinden. (Matthäus 16,18) Gott hat Jesus zum Haupt seiner Gemeinde gemacht, (Epheser 5,23) er heiligt und reinigt sie und stellt sie sich selbst dar als eine Gemeinde, die heilig sei usw.( Epheser 5.25-27).
2. ´Ganz entscheidend ist es, ob die Gemeinde Gottes den Heiligen Geist aufgenommen hat.´ - Wir sahen vorher, dass der Heilige Geist zugleich mit dem Herrn Jesus in das Herz einzieht, wenn man diesen aufgenommen hat. Nach Clara Schlink genügt es nicht, Jesus aufgenommen zu haben, man muss auch noch, also später, den Heiligen Geist aufnehmen.
3. ´Das gewaltige missionarische Wirken, die Zeichen und Wunder der Apostel und was in der Menge der Gläubigen geschieht, das alles sind Taten des Heiligen Geistes.´ - In Apostelgeschichte 2,47b steht: „Der Herr aber tat hinzu täglich, die errettet wurden zur Gemeinde,“ und in Apostelgeschichte 4,30: „...und strecke deine Hand aus, dass Heilungen und Wunder geschehen durch den Namen deines heiligen Knechtes Jesus.“ Daraufhin wurden sie alle mit dem Heiligen Geist erfüllt, obwohl sie nicht um den Heiligen Geist gebeten hatten. Aber, ´... der Herr bekräftigte das Wort mit folgenden Zeichen.´ Markus 16,20. Die Bibel erwähnt hierbei nicht den Heiligen Geist, obwohl er gewiss dabei beteiligt war. Warum sollten wir es in dieser Art tun?
4. Aber in höchstem Maße unbiblisch ist: „Es ist also nicht möglich, dass die Gemeinde Jesu sagt: ´Ich habe Jesus, das ist mir genug,´ ohne dabei im Auge zu haben, dass Jesus nur haben kann, wer sich zugleich dem Wirken des Heiligen Geistes öffnet.“ - Wer Jesus hat, der hat das Leben und volles Genüge, (Johannes 10,10b) und auch den Heiligen Geist. Wer dem Herrn Jesus gehorsam ist, ist es auch dem Heiligen Geist, denn dieser wirkt den Gehorsam Jesus gegenüber. Hier liegt eine klare und verhängnisvolle Wertverschiebung vor. Wir sollen aufsehen auf Jesus, und nicht auf den Heiligen Geist. Es darf also nicht heißen: ´Jesus kann nur haben, wer sich zugleich dem Wirken des Heiligen Geistes öffnet,´- sondern es muss heißen: ´Den Heiligen Geist kann nur haben, wer sich Jesus öffnet!´- Hier werden göttliche Wahrheiten auf den Kopf gestellt. Dabei wollen wir nicht übersehen, dass in diesem Buch auch wunderbare Wahrheiten stehen. Aber das ist das Verführerische, dass in diesem Buch neben Lügen und Verdrehungen auch Wahrheiten stehen, so dass man das Lügengift um so ahnungsloser mittrinkt. Ich werde dieses Buch noch in dem Kapitel über Prophetie erwähnen.
Wohl sagt der Herr Jesus: "Aber ich sage euch die Wahrheit, es ist euch gut, dass ich hingehe. Wenn ich nicht hingehe, kommt der Tröster nicht zu euch. Wenn ich aber hingehe, werde ich ihn zu euch senden". (Johannes 16,7) In Johannes 14,19 spricht er: "Ich will euch nicht als Waisen zurücklassen, ich komme zu euch. Es ist noch um ein kleines, so wird mich die Welt nicht mehr sehen. Ihr aber sollt mich sehen, denn ich lebe, und ihr sollt auch leben." Hier sagt der Herr nicht: "Ich komme zu euch im Heiligen Geist", sondern er selbst ist bei uns. Er selbst ist in uns nach Kolosser 1,27. Es war Gottes Plan, dass der Herr Jesus erst selbst verherrlicht sein musste, Johannes 7,39, den Vater verherrlichen und Gottes Plan vollenden sollte, Johannes 17,4, ehe er im Himmel den verheißenen Heiligen Geist empfangen konnte, um ihn auf die Erde zu senden, Apostelgeschichte 2,33. Darum war es gut, dass er hinging. Er musste Gottes Werk vollenden, das war, den Vater zu verherrlichen und uns zu erlösen, um dann selbst verherrlicht zu werden. Dann erst begann die Geschichte der Gemeinde, des Leibes Christi, deren Glieder zugleich Söhne und Töchter Gottes sind. So etwas gab es im Alten Testament noch nicht. Nun ist in der Gemeinde und in jedem Gläubigen die göttliche Dreieinigkeit, Vater, Sohn und Heiliger Geist, gegenwärtig und wirkt Wiedergeburt, Heiligung, (Hebräer 2.11; 1.Thessalonicher 5,23; Römer 15,16), Dienst, (1.Korinther 12,4-6) und Vollendung (Philipper 1.6.; Hebräer 12.2).
Aber der Mittelpunkt dieses Zeitalters ist der Sohn. Ihn verherrlicht der Heilige Geist. Von dem Seinen nimmt er es und teilt es uns mit. Zu ihm zieht der Vater Menschen. Ihn hat er gesetzt zum Haupt der Gemeinde, ja des gesamten Weltalls, (Epheser 1.10.20-22). Ihm hat Gott gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden. Er muss herrschen, bis alle seine Feinde zu seinen Füßen liegen. Vor ihm werden sich einmal alle Knie beugen und alle Zungen bekennen, dass er der Herr ist, (Philipper 2,5-11). Er allein ist der Weg zum Vater, nur in ihm kann der Vater geehrt werden, nur in ihm können wir den Vater erkennen und sind ihm angenehm. - Dann einmal wird uns der Sohn zum Vater ziehen, dann wird er Gott, dem Vater, das Reich überantworten, (1.Korinther 15,24) und selbst ihm untertan sein, (1.Korinther 15,28). Dann wird die größte Verherrlichung des Sohnes den Vater verherrlichen - ´...zur Ehre Gottes, des Vaters.´ (Philipper 2,11). –
Wenn wir schon von "Zeitalter des ..." reden, die Bibel tut das nicht, dann stand das Alte Testament im Zeitalter Jahwes. Viele sehen in Jahwe des Alten Testamentes den Sohn. So singt Luther: "Er heißt Jesus Christ, der Herr Zebaoth, und ist kein anderer Gott." Manche Zitate des Alten Testaments im Neuen Testament, die den Gott des Alten Testaments meinen, werden im Neuen Testament auf Jesus Christus bezogen, zum Beispiel Hebräer 1,10-12. Das geschieht in Übereinstimmung mit Jesu Wort in Johannes 5,39: Ihr forschet in der Schrift, und sie ist es, die von mir zeugt. Die Zeit des Neuen Testamentes steht im Zeitalter des Sohnes, und die kommenden Zeitalter sind des Vaters.
Wir können auch nicht sagen, Jesus sei bei uns im Heiligen Geist, denn er hat gesagt: "Wo zwei oder drei unter euch versammelt sind in meinem Namen, bin ich mitten unter ihnen." (Matthäus 18,20), "Siehe, ich bin bei euch alle Tage." (Matthäus 28,20). Der Vater, der Sohn, (Johannes 14,23), und der Heilige Geist (Johannes 14,17) wohnen in dem Gläubigen. Wer kann das fassen?
Vorläufer der falschen Lehre waren u.a. Torrey, Alexander, Moody. Sie verkündigten die Geistestaufe, die man nach der Wiedergeburt noch empfangen müsste. Damit wurden sie Wegbereiter der Pfingstbewegung. Es bleibt ungeschmälert, was Gott durch solche Männer an Segen und Rettung bewirken konnte. Darum muss man auch Menschen und Bewegungen differenziert beurteilen, um nicht schuldig zu werden, indem man entweder alles verurteilt oder alles gut heißt. Neben allem Segen ist leider auch mancher Schaden entstanden. Ich möchte zwei Zeugen anführen, die Reuben Archer Torrey selbst erlebt haben, und dann aus Torreys Buch: ´Der Heilige Geist, sein Wesen und Wirken´ Stellen zitieren, aus denen die verhängnisvolle falsche Lehre ersichtlich wird.
Zuerst Heinrich Dallmeiyer: ´Wir sind mit dem letzten Zitat der Zeit vorausgeeilt. 1905 war Torrey in Blankenburg. Dort wurde die Geistestaufe nicht allein gepredigt, sondern es ging dort auch schon genügend warm her, diese zu empfangen. Fern sei es mir, irgend einen wirklichen Segen gering zu achten, der dort gewesen sein mag. Doch waren nicht alle von den Begleiterscheinungen, die schon damals dabei waren, erbaut. Ich erinnere mich noch, dass mein Bruder eher ablehnend als begeistert zurückkehrte. Im gleichen Sinne schrieb er im ´Reichsgottesarbeiter´. Der Redakteur des Allianzblattes schickte aber eine Broschüre ins Land mit dem Titel `Hunger nach Pfingsten´. Man vergleiche zu diesem Titel das, was Schrenck in den vorhergehenden Sätzen auf der Gnadauer Konferenz sagte. In dieser Schrift schreibt Kühn zustimmend und damit die Sache als vorbildlich hinstellend, wie folgt: ´Dann betete die ganze Versammlung, und ihre Gebete wurden unterbrochen durch Lobgesänge, die aus der Mitte der Versammlung angestimmt und so richtig gewählt wurden, dass keine menschliche Leitung mehr nötig war und General v. Viebahn freudig das Rednerpult verließ. In dieser Schlussversammlung offenbarte sich besonders die Macht des gottgeweihten Liedes. Namentlich zwei Lieder waren es, welche die jubelnde Menge der Gläubigen dem Herrn als Lobopfer darbrachte: ´Herrlichkeit´ und ´Krönt ihn' . Wer einer solchen Dankesversammlung beigewohnt hat, der hat es verstehen gelernt, weshalb man in den Versammlungen in Wales weniger hören als singen will.´ - Damit ist also das Wort an zweite Stelle gerückt und der Gesang, der doch wohl zum großen Teil aus einer seelisch beeinflussten Menge kam, in den Vordergrund gestellt. Dass so etwas in der Luft lag, sieht man daran, dass General v. Viebahn, der diese Versammlung einleitete, dringend bat, alle seelischen Gefühlsergüsse zu unterlassen. Dass die große Masse darauf nicht hörte, geht wohl am deutlichsten daraus hervor, dass General v. Viebahn ´vor der jubelnden Menge das Rednerpult verließ, weil keine menschlich Leitung mehr nötig war´. So zu lesen in der Schrift `Hunger nach Pfingsten´. Pastor Modersohn, der diese Konferenz als den ´Hufschlag des weißen Pferdes´ bezeichnet, schrieb noch während des Krieges, also sehr viel später, ´Es war auf der Blankenburger Konferenz des Jahres 1905, man hatte Parallelversammlungen einrichten müssen, weil die Halle nicht imstande war, die Besucher zu fassen. Es war im Rathaussaal, in dem ein Redner über Hosea 5,15 sprach. In diesem Wort sagte Gott, `Ich will wiederum an meinen Ort gehen, bis sie ihre Schuld erkennen und mein Angesicht suchen.´ Er sprach davon, wie traurig es sei, wenn Gott das Wort wahr mache, an seinen Ort ginge und sich von den Menschen zurückzöge. Und dieses Zurückziehen geschähe da, wo man seine Schuld nicht erkenne. Dann tat er eine Frage in die dicht gedrängte Versammlung, auf die er nicht im geringsten eine Antwort erwartete. Er fragte etwa: ´Nun, wie steht´s mit dir? willst du deine Schuld erkennen, oder soll Gott weggehen?´ Da plötzlich stand jemand auf in der Versammlung und sagte: ´Ich erkenne meine Schuld´, und vor der ganzen Versammlung fing diese Seele an, zu erzählen, worin ihre Schuld bestand. Und als sie sich setzte, fing jemand anders an. Und immer ein anderer. Der Redner stand noch immer und wartete, dass er weiterreden könne. Aber endlich sah er, dass ein anderer das Wort ergriffen hatte, und setzte sich still hin. Da war der Reiter auf dem weißen Pferd gekommen und hatte seine Pfeile in die Herzen geschossen.´(Modersohn: ´Das Buch mit den sieben Sigeln´, Seite 13 und 14). - Hier wird also von Modersohn und Kühn das Durcheinander in der Versammlung als Geisteswirkung hingestellt. Modersohn verteidigt außerdem noch etwa ein Jahrzehnt später das öffentliche Sündenbekennen, das ich als unnüchtern ablehne. Ich weiß, dass in einem Saal, in dem P. Paul leitete, dieses öffentliche Sündenbekennen stattfand. Da rief ein Mann von der Empore in den Saal: ´Ihr seid wohl alle verrückt geworden!´ Ein Pastor fasste ihn an den Arm und sagte: ´Betrüben Sie doch nicht den Heiligen Geist.´ Später sagte mir dieser Pastor, als er mir dieses Erlebnis erzählte: ´Heute muss ich sagen, jener Mann war der einzige von uns, der an jenem Abend den Verstand behalten hatte.´ Dem kann man wohl nur zustimmen. Dieses Durcheinander in den Versammlungen war aber nicht allein nur in Blankenburg, sondern an vielen Stellen hin und her in Deutschland. Pastor Fleisch weist noch ganz besonders hin auf die Unordnung in den Versammlungen am Holstenwall in Hamburg. Wenn Gott uns je wieder eine religiöse Bewegung in unserem Volk schenkt, und wir hoffen es, dann wollen wir das gelernt haben, dass alles seelische Wesen den Heiligen Geist vertreibt und nichts zurücklässt, als eine dürre ausgebrannte Stätte.´ - ´Die Zungenbewegung´ Seiten 15 bis 17.
Dem ist nicht viel hinzuzufügen. Wer je eine ekstatische Pfingstversammlung erlebte, weiß, welche Geister die Menschen unter Torrey beseelten und vernebelten. Der andere Zeuge ist Hermann Haarbeck
2. Die Erweckung von Wales.
a) Ein neuer Anstoß für das geistliche Leben kam ebenfalls von England her.
In der englischen Landschaft Wales war als Frucht der amerikanischen Evangelisten Torrey und Alexander in den Jahren 1902 - 1904 eine umfassende Erweckung ausgebrochen. Durch seine besondere Geschichte war dieses keltische Gebiet Englands schon immer in besonderem Maß Heimat der Nonkomformisten und Ausgangspunkt wiederholter emotionaler Erweckungsbewegungen. Im Mittelpunkt der Erweckung stand die starke Betonung der Leitung und Wirkung des Heiligen Geistes. In den Versammlungen wurde das Singen, Beten, Zeugnisablegen nicht von Menschen, sondern vom Heiligen Geist geleitet. Oft beteten mehrere zusammen. Sünden wurden öffentlich bekannt. Durch Aufstehen und Händeheben antwortete die Versammlung auf bestimmte Prüfungsfragen, wer bekehrt sei, wer täglich die Bibel lese usw. Das Hauptmotiv der Verkündigung und des Gebets war die Sehnsucht nach der Fülle des Geistes, welche den Mitgekreuzigten zuteil wurde, worunter die verstanden wurden, die eine besonders innige Verbindung mit dem Herrn und seinem Tode durch eine ´Geistestaufe´ bekommen hatten.
b) Auswirkungen auf das geistliche Leben in Deutschland.
Auch diese Gedanken fanden Eingang in Deutschland, sonderlich natürlich bei denen, die sich nach einer großen Erweckung sehnten. Die Art der Versammlungen wurde übernommen: öffentliche Sündenbekenntnisse, Durcheinanderbeten, Zeugnisse, Verzicht auf ordentliche Versammlungsleitung, Singen und manches mehr. In Mühlheim, in mehreren Städten des Ruhrgebietes, im Oberbergischen, Hamburg und an manchen anderen Orten kam es auf die Kunde von den Vorgängen in Wales zu größeren und kleineren Erweckungen. Das Blankenburger Allianzhaus rief Torrey zu einer Konferenz, bei der es zu einer Erweckung kam mit stark enthusiastischen Erscheinungen. Hier wurde die Lehre von der Geistestaufe nicht nur unverhüllt verkündigt, sondern viele bekannten, wunderbare Erfahrungen besonderer Geisteserlebnisse gemacht zu haben. - ´Lass dir an meiner Gnade genügen.´ (Seite 15, a) + b) und Seite 16,a) bis 3.)
Nachdem wir aus der Schrift erkannt haben, dass die Lehre von der Geistestaufe, die man nach der Wiedergeburt noch empfangen muss, eine Irrlehre ist, kann man verstehen, dass der Geist, der in diesen Versammlungen dominierte, nicht der Heilige Geist war. Die sogenannten Erweckungen waren Schwärmerei. Hermann Haarbeck schreibt weiter:
3. Der Niederschlag dieser Bewegungen im Leben Gnadaus.
a) Prüfet alles, und das Beste behaltet!
Auch auf den Gnadauer Konferenzen mühte man sich wieder, klare biblische Linien zu ziehen. Pastor Theodor Haarbeck stellte 1906 in seinem Referat über ´Geistestaufe´ folgende Punkte als entscheidend heraus:
1. Es ist kein Unterschied zwischen dem Geist der Kindschaft und dem Geist der Kraft und der Gaben.
2. Bekehrung und Geistestaufe sind verschiedene Ausdrücke für ein und denselben Vorgang.
3. ´Voll Geistes werden´ bedeutet, unter dem steten Zufluss des Heiligen Geistes stehen. ´ - (Seite 16).
Es ist nicht nur schade, sondern tragisch, dass wir heutigen Christen so geschichtslos leben. Wenn wir doch die Stimmen der Väter hören und ihre Erfahrungen und Erkenntnisse beherzigen würden, wäre der Christenheit viel Irrtum und Not erspart geblieben und würde noch erspart bleiben. Das Verführerische waren und sind noch immer die wunderbaren ´Geisterfahrungen´ in diesen turbulenten Versammlungen. Der seelische Mensch möchte lieber im Schauen und Fühlen leben als im Glauben. Damals wie heute gibt es leider auch Christen in leitenden Positionen, die diesen Betrug nicht durchschauen und dadurch selbst für viele zu Verführern werden.
Doch nun zu Torrey selbst:
In dem Buch ´Der Heilige Geist - sein Wesen und Wirken´ legt er ausführlich seine falsche Lehre über die Geistestaufe dar. Mir liegt eine deutsche Übersetzung vor von 1966, Auslieferung: Elmar Klassen, 1. - 10. Tausend. Die Originalausgabe erschien unter dem Titel ´THE HOLY SPIRIT: WHO HE IS AND WHAT HE DOES´, erschienen im Verlag Fleming H. Revell Co., Westwood, New Jersey, 07675 U.S.A. In der Einleitung steht: Vielleicht stoßen sich manche Leser daran, dass Torrey den Ausdruck ´Taufe mit dem Heiligen Geist´ gebraucht. Wenn Dr. Torrey in unserer Zeit lebte und die Verwirrung sähe, die dieses Ausdrucks wegen herrschte, würde er vielleicht eine andere Bezeichnung wählen. Doch niemand sollte über eine Erfahrung, die so wichtig ist wie die Erfüllung mit dem Heiligen Geist, Wortklauberei treiben. Moody sagte im Gespräch über dieses Thema: ´Warum wollen die Menschen immer Haare spalten? Warum sehen sie nicht, dass sie gerade dieses selbst brauchen? Diese Leute sind gute Lehrer, sie sind hervorragende Lehrer, und ich bin so froh, dass wir sie haben. Aber warum wollen sie nicht einsehen, dass die Taufe mit dem Heiligen Geist gerade das ist, was sie selbst brauchen?´ -
Aus diesem Wort Moodys sehen wir, dass der Lehre, die Torrey über die Geistestaufe verkündigte, schon damals widersprochen wurde. Selbst wenn Torrey den Begriff ´Geistestaufe´ nicht gebraucht hätte, so ist doch das, was er damit bezeichnete, unbiblisch. Er lehrte ein plötzliches und in der Regel spürbares Erfülltwerden mit dem Heiligen Geist aufgrund besonderen Bittens und Glaubens, das jeder Christ nach der Wiedergeburt erfahren müsste. Wenn Moody froh über die ´hervorragenden Lehrer´ war, so hätte er gut daran getan, auf sie zu hören. So aber machte er den Fehler, sein eigenes Erlebnis zur Norm für alle zu erheben. Diesem Erlebnis gab er den Namen Geistestaufe und wurde so selbst in diesem Punkt zu einem Irrlehrer, der gerade durch diese Lehre der Pfingstbewegung den Weg bahnte.
Natürlich steht auch in diesem Buch viel Wahres und Klares. Aber auch hier müssen wir sagen, dass das Menschen, die nicht in der Lehre gegründet sind, nur noch geneigter macht, auch den Irrtum anzunehmen. Dazu gebe ich hier einige Auszüge:
Unter I. ´Die Persönlichkeit des Heiligen Geistes´ 1. ´Die Bedeutung der Lehre der Persönlichkeit des Heiligen Geistes´ steht unter 1. auf Seite 12: ´Zuerst einmal ist die Lehre von der Persönlichkeit des Heiligen Geistes vom Standpunkt der Anbetung aus von größter Bedeutung. Der Heilige Geist ist eine Person der Gottheit. Viele anerkennen ihn nicht als solche. Sie halten ihn nur für einen unpersönlichen Einfluss oder für eine Kraft. Aber dann berauben wir eine Person der Gottheit der Anbetung, die ihr gebührt, der Liebe, des Glaubens, des Vertrauens, der Hingabe und des Gehorsams, der ihr gebührt. Darf ich gerade hier jeden einzelnen fragen: ´Bringst du dem Heiligen Geist Anbetung dar?´ Theoretisch tun wir es jedesmal, wenn wir singen: Ehre sei dem Vater und dem Sohne und dem Heiligen Geiste, wie es war im Anfang, jetzt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.´ Aber, es besteht ein großer Unterschied darin, ob wir etwas theoretisch tun, oder ob wir es tatsächlich tun. Es ist ein Unterschied, ob wir nur Worte singen, oder ob wir die Bedeutung und die Kraft der gesungenen Worte erkennen.´ -Zitatende
Die Personenhaftigkeit des Heiligen Geistes wird von der Mehrzahl der evangelikalen Christen nicht bestritten. Wir lesen in der Bibel ausführlich von der Anbetung des Vaters und des Sohnes, nirgends aber von einer Anbetung des Heiligen Geistes. Darum kann es weder Sünde sein, noch betrüben wir ihn, den Heiligen Geist, wenn wir es auch nicht tun. Er bewirkt aber in uns die Anbetung Jesu. Natürlich gebührt ihm Liebe und Gehorsam. Aber gerade im Gehorsam ehren wir nicht nur ihn, sondern auch den Sohn, von dem er nimmt, was Jesus uns zugedacht hat. Der Heilige Geist bewirkt die Hingabe an Jesus und das Vertrauen zu ihm. Die Anbetung des Heiligen Geistes innerhalb der Gottheit im obigen Liede ist selbstverständlich in Ordnung. Aber Torrey wollte sie davon getrennt haben.
Unter V. Die Taufe mit dem Heiligen Geist: Ihr Wesen und ihre Wirkung.
1. Was ist die Taufe mit dem Heiligen Geist?
Hier unter 2. (Seite 91) schreibt Torrey: ´Die Taufe mit dem Heiligen Geist ist ein Werk des Heiligen Geistes, das sich klar von seinem Werk der Wiedergeburt unterscheidet.´ -Zitatende
Zunächst ist die Taufe mit dem Heiligen Geist nicht ein Werk des Heiligen Geistes, sondern des Sohnes; denn der tauft mit Heiligem Geist. Dann wird hier fälschlicherweise unterschieden zwischen Wiedergeburt und Geistestaufe. Wie allgemein die Pfingstler stützt Torrey seine Lehre besonders auf die Apostelgeschichte. Doch nur der versteht die Apostelgeschichte richtig, der weiß, dass sie ein Bericht des Überganges zwischen dem Alten zum Neuen Bund ist. In dieser Zeit geschahen Ereignisse, die einmalig und unwiederholbar sind. Als erstes das Pfingstgeschehen selbst. Ein weiteres Beispiel wird in Johannes 21,11 berichtet. Dort bläst der Auferstandene die zehn Apostel an und sagt: ´Nehmet hin Heiligen Geist´. Das erinnert an die Schöpfung des Menschen in 1. Mose 2,7. Gott blies dem auf der Erde liegenden Gebilde aus Ackererde den Lebensgeist ein, und so wurde der Mensch lebendig. Durch die Sünde erstarb der Mensch, er wurde tot in Sünden und Übertretungen. (Epheser 2,1.) Wieder bläst am Osterabend der Lebensfürst Menschen an und sagt: ´Nehmt hin Heiligen Geist´. Weil der Heilige Geist auch der Geist des Lebens ist, zweifle ich nicht daran, dass dies die Stunde der Wiedergeburt für diese zehn Männer war. Petrus schreibt in seinem Brief: Gelobt sei Gott und der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns nach seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten.´ (1.Petrus 1,3.) Mit manchen anderen Auslegern verstehe ich diese Stelle auch so, dass Petrus an den in Johannes 21 berichteten Augenblick dachte, in dem der Herr Jesus die Jünger anhauchte und diese wiedergeboren wurden. Hier waren also zehn Menschen, die wiedergeboren waren, aber noch nicht geistgetauft, nicht eingetauft in den Leib Christi, denn der wurde erst zu Pfingsten geboren. Das gab es nur einmal. Nach Pfingsten wird jeder Wiedergeborene zugleich hineingetauft durch den einen Geist in den einen Leib, in den Leib Christi. Ebenso darf man Apostelgeschichte 8,14-17 und 19,6 nicht als Richtschnur für alle Zeiten betrachten, denn dann hätte die Sekte der Neuapostolischen Recht, die lehren, dass nur der den Heiligen Geist empfängt, dem ein Apostel die Hände auflegt.
Unter V. II.. Die Folgen der Taufe mit dem Heiligen Geist. Nach dem Zitat aus 1. Korinther 12,4-13 auf Seite 98 lesen wir bei Torrey: Was uns nun dabei auffällt, oder besonders auffallen sollte, ist das Wort ´mancherlei´ und auch die Worte ´einem anderen´, die so oft wiederholt werden. Damit wird klar und deutlich ausgedrückt, dass es nur eine Taufe mit dem Heiligen Geist gibt, diese Taufe aber verschiedene Auswirkungen hat. Durch die Taufe mit dem Heiligen Geist hat der eine eine Gabe, die in Verbindung mit dem Dienst steht, für den er berufen wurde. Ein anderer hat eine ganz andere Gabe, dem Dienst gemäß, zu dem er berufen ist. - Zitatende
Torrey lehrt also auch - das findet sich bei den meisten der heutigen Pfingstlern wieder, - dass einem in der ´Geistestaufe im Unterschied zu der Wiedergeburt´ besondere Gaben, Charismen, gegeben werden. Eine größere Gruppe der heutigen Charismatiker lehrt im Unterschied hierzu, dass jeder Christ bei der Wiedergeburt alle oder einige Gaben empfangen hat, die nur noch geweckt werden müssen. Dazu haben die einzelnen Gruppen verschiedene Techniken entwickelt. Wir legten oben schon dar, dass man bei dieser falschen Lehre und Praxis der Geistestaufe, die abgekoppelt ist von der Wiedergeburt, falsche Geister empfangen kann. Folglich können auch die Gaben und Kräfte, die diese Geister wirken, nicht göttlich sein. Was es aber nun tatsächlich für eine Bewandtnis hatte mit dem Geist, den Torrey empfangen hatte, verkündigte und vermittelte, beschreibt er am Ende dieses Buches auf Seite 157:
Es war einige Zeit nach diesem Erleben, ich weiß nicht mehr genau, wie lange danach, ich saß in meinem Zimmer, im selben Zimmer, ich kann mich noch genau erinnern, wie ich saß, vor meinem drehbaren Bücherschrank. Ich weiß nicht mehr, ob ich überhaupt an dieses Thema dachte. Aber plötzlich, ich erzähle es, soweit ich es beschreiben kann, obgleich es sich nicht genau beschreiben lässt, wurde ich von meinem Stuhl zu Boden gestoßen und ich rief laut (ich war nicht dazu erzogen worden, zu schreien, und ich habe auch sonst kein lautes Temperament, aber ich rief wie der am lautesten schreiende Methodist): ´Gelobt sei Gott, gelobt sei Gott, gelobt sei Gott´ und ich konnte nicht innehalten. Ich versuchte aufzuhören, aber es war, als ob eine andere Macht meinen Mund bewegte. Als ich mich endlich wieder sammeln konnte, ging ich nach unten und erzählte meiner Frau, was geschehen war. Aber das war nicht die Geistestaufe. Ich wurde mit dem Heiligen Geist getauft, als ich ihn damals in schlichtem Glauben an das nackte Wort Gottes annahm, und jeder kann heute auf diese Weise getauft werden. Ja, du kannst auf diese Weise getauft werden, ehe du heute Nachmittag dieses Gebäude verlässt. Gott gebe es. Was ich vor allem haben möchte, ist dies, dass du Gottes Wort glaubst, ohne irgendwelche andere Garantie zu haben, und dass du die Taufe mit dem Heiligen Geist im schlichten Glauben an Gottes Wort annimmst. -Zitatende
Was manchen zur Verführung werden kann, ist die Berufung auf das ´nackte Wort Gottes´, die in diesem Zusammenhang doch letztlich gegen das Wort Gottes ist. Bei diesen Sätzen frage ich mich: Wozu eigentlich dieser große Aufwand? Demnach braucht ein Christ nur zu ´glauben´: ´Jetzt werde ich mit dem Heiligen Geist getauft!´, und schon ist es geschehen, ob er etwas fühlt oder nicht. Aber in Wirklichkeit ist es noch viel einfacher! Ich brauche mir nur dessen bewusst zu werden, dass der Herr Jesus mich schon bei der Wiedergeburt mit seinem Geist getauft hat, dass ich seitdem ein Glied am Leibe Jesu und ein Kind Gottes bin, dass die Gottheit in mir wohnt! Ist das kein Grund zur Freude?
Vor dem Hintergrund dessen, was Torrey schilderte, ist auch das, was er unmittelbar davor geschrieben hat, fragwürdig.
Seite 156: Nehmen wir mein eigenes Erlebnis. Ich verkündigte schon einige Jahre das Evangelium. ehe ich erkannte, dass ich kein Recht hatte zu predigen, bevor ich klar mit dem Heiligen Geist getauft war. Ich ging zu einem Geschäftsfreund und sagte insgeheim zu ihm: ´Ich besteige nicht eher wieder die Kanzel, bis ich mit dem Heiligen Geist getauft bin und weiß, dass ich es bin, oder bis Gott mir auf irgendeine Weise sagt, dass ich predigen soll.´ Dann zog ich mich zurück, soweit es mir möglich war, in mein Studierzimmer und verbrachte die Zeit ständig auf meinen Knien im Gebet vor Gott, er möge mich mit dem Heiligen Geist taufen. Als die Tage verstrichen, versuchte mich der Teufel und sagte: ´Angenommen, der Sonntag kommt, und du bist noch nicht mit dem Heiligen Geist getauft, was dann?´ Ich antwortete: ´Was auch kommen mag, ich werde meine Kanzel nicht besteigen und predigen, bis ich mit dem Heiligen Geist getauft bin und es weiß, oder Gott mir auf irgendeine Weise zeigt, dass ich gehen soll, selbst wenn ich meiner Gemeinde sagen muss, dass ich nie zum Predigen tauglich war.´ Aber ehe der Sonntag kam, war der Segen da. Ich hatte eine mehr oder weniger klare Vorstellung von dem, was geschehen würde. Aber es kam nicht, wie ich es mir vorgestellt hatte. Ich kann mich noch genau an den Platz in meinem Studierzimmer erinnern, wo ich zum Gebet niederkniete. Es war ein sehr stiller Augenblick, einer der stillsten Augenblicke, die ich je kannte. Das war wohl auch ein Grund dafür, weshalb ich so lange warten musste. Es dauerte so lange, bis meine Seele vor Gott still wurde. Dann sagte Gott einfach zu mir, nicht irgendwie hörbar, sondern in meinem Herzen: ´Es ist dein, nun gehe hin und predige.´ O, hätte ich nur meine Bibel besser gekannt, er hatte es mir bereits in seinem Wort in 1.Joh.5, 14-15 gesagt, aber damals kannte ich meine Bibel noch nicht so gut wie heute. Gott hatte Mitleid mit meiner Unwissenheit und sagte es direkt zu meiner Seele. Du hast es nicht nötig, dass es direkt zu deiner Seele gesagt wird, denn ich habe es dir heute morgen anhand seines Wortes gezeigt.
Ich ging hin und predigte, und von jenem Tag an war ich ein neuer Prediger. Damals war ich Pfarrer einer kleinen und unbekannten Kirche, obgleich ich an der Jale-Universität zwei akademische Grade erworben und an zwei deutschen Universitäten studiert hatte. Aber von dieser Zeit an erweiterte sich mein Aufgabenbereich ständig, bis ich schließlich das Evangelium in der ganzen Welt verkündigte und erlebte, wie wohl Hunderttausende sich zu Christus bekehrten. -Zitatende
Ist das nicht unheimlich? Er betet im Widerspruch zum Wort Gottes um eine Geistestaufe, obwohl er ein Gotteskind war, hört eine Stimme als von Gott, empfängt einen Geist, der ihn später von seinem Stuhl wirft und zwingt, gegen seinen Willen zu schreien, und erlebt dann gewaltige Erweckungen. Wenn wir an die tumultartigen und ekstatischen Versammlungen unter Torrey denken, die Dallmeyer und Haarbeck schildern, kann wohl die Frage gestellt werden, wie viele von diesen Hunderttausenden sich vielleicht zu einem anderen Jesus bekehrt und einen anderen Geist empfangen haben, nachdem ihnen ein anderes Evangelium gepredigt worden ist . (2. Korinther 11, 3-4.)
Wenn Torry schreibt, ´... aber damals kannte ich meine Bibel noch nicht so gut wie heute´, dann kannte er sie auch da noch nicht. Nicht 1.Johannes 5,14-15 galt für ihn, sondern andere Bibelstellen, z.B. 2.Korinther 1, 21-22 oder Epheser 1,13-14. Hätte Gottes Geist zu ihm geredet, hätte er ihn erkennen lassen, dass er es gar nicht nötig gehabt hatte, um den Heiligen Geist oder um die Taufe mit dem Heiligen Geist zu bitten, sondern dass er schon nach 1.Korinther 12,13 mit dem Heiligen Geist getauft war. Wie anders wäre dann seine Botschaft gewesen. Es geht nicht mehr darum, etwas zu empfangen, sondern zu erkennen, was wir schon empfangen haben, und dann darüber froh zu sein und dem Wehen des Heiligen Geistes zu folgen. - Es ist eine große Tragik, wie durch Menschen, die Gott gebrauchen konnte und kann, durch eine falsche Lehre auch viel Schaden entstehen kann.
Außerdem besteht zwischen den beiden zuletzt zitierten Stellen ein Widerspruch. Zuerst berichtet er, er sei mit dem Heiligen Geist getauft worden, als er ihn im schlichten Glauben an das nackte Wort Gottes annahm. Dann schreibt er, er hat eine Stimme gehört. Aufgrund dieser Stimme habe er erst die von ihm sogenannte Geistestaufe empfangen, und zwar erst in diesem Augenblick. Weil diese Stimme gerade das Gegenteil sagte als das Wort Gottes, konnte sie auch nicht Gottes Stimme gewesen sein. Es konnte auch nicht die Taufe mit dem Heiligen Geist gewesen sein, sondern eine Geistertaufe, von der ich schon zuvor berichtet habe.
Die Bibel fordert uns nicht auf und gibt uns auch keine Beispiele dafür, dass wir den Namen des Heiligen Geistes anrufen oder ihm Gebet, Bitte, Fürbitte, Dank oder Anbetung darbringen sollen. In wie vielen alten Kirchenliedern wird das aber getan. Generation um Generation singt sie mit mehr oder weniger Inbrunst, ohne Schaden genommen zu haben. Mit dem Beginn des 20. Jahrhunderts aber ist es anders geworden. Da begannen nämlich Menschen, diese Lieder ernst zu nehmen. Sie begnügten sich nicht, sie nur zu besonderen Anlässen oder weil sie gerade angegeben waren zu singen und sie dann wieder zu vergessen. Vielmehr prägte das Anliegen dieser Lieder ihre Gedanken, Wünsche, Sehnsüchte und Gebete. Daraus ist die Pfingstbewegung entstanden. Die gotthingegebenen Dichter dieser Lieder haben etwas dazu beigetragen, weil auch sie nicht biblisch korrekt gedacht haben.
Nun könnte einem bange werden: Wer von den einfachen und schlichten Christen ist in seiner Liebe zu Gott so biblisch geschult, um diesen Irrtum zu durchschauen und nicht irgendwo einen Formfehler zu begehen? Ist Gott denn so kleinlich, wartet er nur darauf, bei jeder sich bietenden Gelegenheit dreinzuschlagen? Gewiss ist Gott nicht so, obwohl es in der Bibel auch Situationen gibt, in denen er es sehr genau nahm. Bei vielen Christen ist es oft sträfliche Oberflächlichkeit und Gleichgültigkeit, dass sie nicht mit mehr Fleiß und Ernst in der Schrift geforscht haben, ob es sich so verhält. (Apostelgeschichte 17,11) Eine besondere Verantwortung trifft die Lehrer, denn es steht geschrieben `Liebe Brüder, werfe sich nicht ein jeder zum Lehrer auf, sondern bedenkt, dass wir Lehrer ein strengeres Urteil empfangen werden.´ (Jakobus 3,1)
Wenn also ein Christ in aller Einfalt einen kleinen Lehrfehler begeht, übergibt es der Herr der Gemeinde nicht dem Teufel. Auf unsere Frage bezogen, wenn Christen solche Hymnen an den Heiligen Geist singen, oder ihm einmal danken oder in geistlichen Angelegenheiten ihn einmal um etwas bitten, z.B..: ´Verkläre mir meinen Heiland,´ oder ´Schließe mir bitte die Bibel auf,´ oder ´Arbeite bitte an dem oder dem Menschen, dass er zur Bekehrung und Erkenntnis der Wahrheit kommt,´, dann wird sich der Heilige Geist gewiss nicht zurückziehen. Man könnte auch sagen, dass es nirgends in der Bibel verboten ist, zum Heiligen Geist zu beten. So zu argumentieren birgt natürlich auch Gefahren in sich. Nirgends steht ein Verbot, für Verstorbene zu beten, und doch ist es sehr gefährlich. Viele sind dadurch unter dämonischen Einfluss geraten. Das heißt also: Es ist besser zu sagen: Was nicht in der Bibel steht, tue ich auch nicht, als: Was nicht in der Bibel ausdrücklich verboten ist, kann ich tun.
Wenn aber das Beten zum Heiligen Geist gelehrt und intensiv praktiziert wird, kommt das wieder einer Wertverschiebung gleich. Nicht der Heilige Geist ist das Haupt und der Retter der Gemeinde, nicht er ist der Anfänger und Vollender des Glaubens. Er ist auch nicht der gute Hirte, auch ist ihm nicht gegeben alle Gewalt im Himmel und auf der Erde, er ist auch nicht der Bräutigam usw., sondern der Sohn. Weil der Heilige Geist in allen Bereichen nur wirkt in Übereinstimmung und im Willen des Sohnes, geziemt es sich doch, sich an den Sohn zu wenden. Wer anders lehrt und anders handelt, tut das nicht im Sinne des Heiligen Geistes, sondern es sind Lehren der Dämonen.
Gott, der ewige, unergründliche und unsichtbare, den kein Mensch gesehen hat und den kein Mensch sehen kann, der in einem Licht wohnt, wohin niemand gehen kann, sandte seinen Sohn, den er vor Ewigkeiten aus seiner Liebe geboren hat, zu uns Menschen, um uns Kunde von ihm selbst zu bringen, uns wieder durch Kreuz und Tod seines Sohnes mit sich zu versöhnen. In dem Sohn schenkte er uns alles, was wir zum Leben und zum göttlichen Wandel brauchen. Er schenkte uns sein eigenes Herz. Der Sohn sandte uns dann zu Pfingsten den Heiligen Geist, der uns von unseren Sünden überführt, uns den Sohn verherrlicht und uns zu ihm führt. Wer sich nun vor dem Sohn niederwirft, seine Sünden bekennt und ihn um Gnade anruft, darf das Wunder erleben, dass die Gottheit, Vater, Sohn und Heiliger Geist, in ihm Wohnung macht. Dann tauft der Sohn ihn durch den Heiligen Geist hinein in die Gemeinde, den Leib Christi. Der so Wiedergeborene hat nun teil an dem großartigen Geschehen der Wirksamkeit des dreieinigen Gottes, sowohl in seinem eigenen Leben, als auch in dem Leben der Gemeinde. Überwältigt von dieser Erkenntnis lasst uns niedersinken und, erfüllt und inspiriert durch den Heiligen Geist, den Sohn der Liebe, unseren Herrn Jesus Christus, anbeten und ihm dienen, zur Ehre Gottes, des Vaters.
Zwei Namen und Gemeindebewegungen unserer Zeit wurden genannt als Beispiele, wie der Feind durch falsche Lehren Männer und Frauen Gottes vernebeln und in die Gemeinden eindringen kann. Doch stehen sie nur für viele andere Namen. Was sich zur Zeit vor unseren Augen abspielt in manchen ´Erweckungen´, begleitet durch Zeichen und Wunder und staunenerregenden Kundgebungen aus der unsichtbaren Welt, ist zum großen Teil durchdrungen von lügenhaften Kräften, die den Weg bereiten zu der letzten großen Weltverführung. In unserer Zeit strebt alles zum Gigantischen, zur letzten Perfektion, sowohl im politischen, wirtschaftlichen, wissenschaftlichen als auch im religiösen Bereich. Eine Christenheit, die die Treue im Kleinen und das schlichte Leben im Glauben und oft in der Eintönigkeit und Anfechtung des täglichen Lebens sehr vernachlässigt, ist immer mehr geneigt, alles als von Gott kommend anzunehmen, was übernatürlich ist und das Begehren der Seele nach außerordentlichen inneren und äußeren Erfahrungen stillt.
"Die Liebe hört nimmer auf, wo doch die prophetische Rede aufhören wird und das Zungenreden aufhören wird und die Erkenntnis aufhören wird. Denn unser Wissen ist Stückwerk, und unser prophetisches Reden ist Stückwerk. Wenn aber kommen wird das Vollkommene, so wird das Stückwerk aufhören." (1. Kor.13,8-10)
Eine Frau fragte eine Diakonisse, deren Verband der Pfingstbewegung grundsätzlich kritisch gegenübersteht,: "Schwester Ilse," (Name wurde von mir geändert) "was halten Sie von den geistlichen Gaben?" Die Schwester weiß im Augenblick nicht, was sie sagen soll, und gibt eine ausweichende Antwort. Dann geht sie zu einer ihrer Mitschwestern und fragt: "Was halten wir von den geistlichen Gaben?" Sie antwortete etwa: "Gaben, die der Geist Gottes gibt, sind immer gut. Aber in manchen Kreisen gibt es Zungenreden, Visionen und Weissagungen. Diese sind immer falsch, nicht vom Geist Gottes sondern vom Teufel." So geht Schwester Ilse wieder zu jener Frau und gibt diese Antwort weiter. Von da an war sie den Argumenten des Gastes, einer Charismatikerin, nicht mehr gewachsen. Denn wer so argumentiert, wird von der Bibel her scheinbar leicht davon überführt, dass diese Gaben nicht vom Teufel und deshalb nicht falsch sind.
Ich war etwa 15 Jahre Prediger einer Pfingstgemeinde und kenne alle Argumente der Pfingstler. Ich sprach ihre Sprache. Es würde mir gar nicht schwer fallen, irgendeinen Christen davon zu überzeugen, dass ihm noch die Geistestaufe fehlt und damit auch die geistlichen Gaben des Zungenredens, der Weissagung usw. Ich könnte ihm auch erklären, dass diese Gaben unbedingt nötig sind zur Auferbauung der Gemeinde und zum besseren Dienst, ja zur eigenen Vollendung. Wenn wir also dieser Bewegung begegnen wollen, brauchen wir eine klare biblische Grundlage. - In Hosea 4,6 klagt Gott: "Mein Volk wird vertilgt aus Mangel an Erkenntnis," (nach der Elberfelder Übersetzung,) und: "Mein Volk ist dahin, weil es nicht lernen will," (nach Luther.) Die Überzeugungskraft der Angehörigen einer Sekte besteht darin, dass sie in ihrer Lehre intensiv geschult sind. Das gerade ist bei vielen Christen ein Mangel. Sie lieben mehr erbauliche als lehrhafte Predigten. Selbstverständlich haben auch erbauliche Predigten ihren hohen Wert, doch sollte die Lehre nicht vernachlässigt werden. Gerade in Bezug auf die Auseinandersetzung mit der Pfingstbewegung sind nicht nur die meisten Glaubenden sehr unwissend, sondern erstaunlicherweise auch sehr viele Pastoren und Prediger. Darum können die falschen Lehrer und Propheten leicht in die Gemeinden eindringen.
Die biblische Erkenntnis ist eine Wirkung des Heiligen Geistes und in vielem übereinstimmend mit der Prophetie. So sagt der Herr Jesus: "Ich habe euch noch vieles zu sagen, doch ihr könnt es jetzt nicht ertragen. Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, kommen wird, so wird er euch in alle Wahrheit leiten." (Johannes 16,12-14:) Wir spüren die Schwierigkeit des Herrn Jesus, normalen Menschen etwas über himmlische und göttliche Wahrheiten zu sagen. Normalerweise kann kein Mensch sie begreifen. Im Himmel herrschen Gesetze und Verhältnisse, die wir in unsere Welt und Denkweise nicht übertragen können, weil wir dafür keine Vorbilder haben. So versuchte der Herr Jesus, himmlische und göttliche Wahrheiten in irdische Bilder zu kleiden. Dabei merkte er immer wieder: dass die Menschen sie nicht begreifen können. Darum sagt er: "Aber es kommt einmal eine Zeit, dann wird der Heilige Geist euren Geist so erleuchten, dass ihr vieles begreifen werdet, was ihr jetzt noch nicht verstehen könnt." So hat es auch Paulus erlebt: "Ich tue euch aber kund, liebe Brüder, dass das Evangelium, das von mir gepredigt ist, nicht menschlicher Art ist; denn ich habe es von keinem Menschen empfangen oder gelernt, sondern durch eine Offenbarung Jesu Christi." (Galater 1,11-12) Paulus empfing also seine Erkenntnis, seinen Einblick in den Heilsplan Gottes oder seine Offenbarungen über die Person Jesu Christi durch das Charisma der Erkenntnis. Er sagt: "...durch Offenbarung Jesu Christi", und nicht: "...durch den Heiligen Geist", obwohl dieser die Offenbarungen vermittelte. Das stimmt mit Jesu Wort überein: "Denn er, der Heilige Geist, wird nicht aus sich selber reden, sondern was er hören wird, das wird er reden, .... denn von dem meinen wird er es nehmen und euch verkündigen." (Johannes 16, 13-14)
Zwei Beispiele zu Johannes 16,12-14:
1. Die Verherrlichung der Person Jesu Christi als Schöpfer, Erhalter und Erlöser des Universums.
Wir finden in den Briefen des Neuen Testamentes Aussagen, die es in dieser Art weder im Alten Testament noch in den Reden des Herrn Jesus gibt. Der Heilige Geist hat den Aposteln und Propheten durch Eingebung und durch Offenbarung Wahrheiten geoffenbart, die sie niemals gehört hatten und nirgends nachlesen konnten. Paulus sagt: "Das Evangelium, das von mir gepredigt wird, ist eine Offenbarung Jesu Christi." So finden wir in den Briefen die Aussage, dass der Herr Jesus der Schöpfer, Erhalter und Erlöser des ganzen Universums ist. Die Frommen des Alten Testamentes kannten nur: "Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde." Im Neuen Testament wurde es geoffenbart, dass das der Sohn war, das ewige Wort. Er ist der Schöpfer Himmels und der Erde, des Sichtbaren und Unsichtbaren. Ich nenne dazu einige Bibelstellen aus dem 1.Kapitel des Johannesevangeliums: "Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort. Dasselbe war im Anfang bei Gott. Alle Dinge sind durch dasselbe gemacht. Ohne dasselbe ist nichts gemacht, was gemacht ist." (Verse 1-3). "Er war in der Welt, und die Welt ist durch ihn gemacht. Aber die Welt erkannte ihn nicht. Er kam in sein Eigentum, und die Seinen nahmen ihn nicht auf." (Verse 10-11) "Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit; eine Herrlichkeit eines eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit." (Vers 14)
Das Wort ist der Herr Jesus Christus, der Sohn Gottes. Alle Dinge sind durch ihn gemacht, und ohne ihn ist nichts gemacht, was gemacht ist: die Erde, der ganze Kosmos und alle Himmel sind durch Jesus Christus gemacht. Dieses Wort wurde Mensch. Man konnte ihn berühren, sehen und hören. Woher wusste Johannes das? Der Heilige Geist hatte ihm das geoffenbart. Das finden wir auch im Brief an die Kolosser: "Er, Christus, ist das Ebenbild des Unsichtbaren Gottes, der Erstgeborene vor aller Schöpfung. Denn in ihm ist alles geschaffen, was im Himmel und auf Erden ist, das Sichtbare und das Unsichtbare, es seien Throne oder Herrschaften oder Mächte oder Gewalten, es ist alles durch ihn und zu ihm geschaffen. Und er ist vor allem und es besteht alles in ihm." (1,15-17) Woher wusste Paulus das? Der Heilige Geist hatte ihm das offenbart. Der Heilige Geist verklärte ihm Jesus in seiner Herrlichkeit vor seiner Menschwerdung. Bevor Jesus Mensch wurde, war er bei Gott, er war dem Wesen nach Gott, weil er ja Gottes Sohn ist. Wenn ein Mensch ein Kind bekommt, ist das Kind dem Wesen und der Gattung nach Mensch. So ist auch Gottes Sohn dem Wesen nach Gott. Als solcher hat er das ganze Universum geschaffen, auch den Menschen. Das ist das Unfassbare, dass der Schöpfer selbst für seine Geschöpfe Mensch wurde und für sie an das Kreuz ging, um sie zu erlösen. Auch in Hebräer 1,1-3 lesen wir, dass Gott durch den Sohn die Welten geschaffen hat, dass das gesamte All als Erbe für den Sohn geschaffen wurde. Darum gehört alles dem Herrn Jesus. Jeder einzelne Mensch gehört ihm. Er hat sie alle erschaffen und dann auch erlöst mit seinem eigenen Blut und Leben. Jeder Mensch, der ohne ihn lebt, beraubt ihn seines Eigentums. Mit jeder Begabung, die wir nicht für ihn einsetzen, mit jeder Zeit, die wir nach eigenem Ermessen verleben, berauben wir ihn. Nun gibt es Menschen, die freudig "Ja" sagen zu dem Herrschaftsanspruch Jesu und ihm gerne dienen, und es gibt Menschen, die ihm nicht gehorsam sind. Doch einmal müssen sich alle Knie vor dem Sohn Gottes beugen und aller Zungen bekennen, dass Jesus der Herr ist, zur Ehre Gottes des Vaters. (Philipper 2,10-11). Er ist nicht nur das Haupt und der Herr seiner Gemeinde, sondern des ganzen Weltalls. Gott hat ihn über alle Engel, Menschen, Dämonen und alle Dinge gesetzt: "...dass alles zusammengefasst würde in Christus, was im Himmel und auf Erden ist," (Epheser 1,10b). "...und eingesetzt zu seiner Rechten im Himmel über alle Reiche, Gewalt, Herrschaft und was sonst einen Namen hat, nicht allein in dieser Welt, sondern auch in der zukünftigen, und hat alles unter seine Füße getan und hat ihn gesetzt der Gemeinde zum Haupt über alles." (Epheser 1, 20b bis 23) "...über alle Reiche, Gewalt, Herrschaft und alles, was sonst einen Namen hat", dazu gehören alle die Reiche, Gewaltigen und Mächte im Himmel, auf der Erde und auch in der dämonischen Welt. Das alles hat Gott unter die Herrschaft seines Sohnes gestellt, "...der das Haupt aller Mächte und Gewalten ist." (Kolosser 2, 10b) "Denn es hat Gott wohlgefallen, dass in ihm alle Fülle wohnen sollte und er in ihm alles mit sich versöhnte, es sei auf Erden oder im Himmel, indem er Frieden machte durch sein Blut am Kreuz." (Kolosser 1,19-20) Durch den Herrn Jesus hat Gott sogar alles versöhnt, was im Himmel ist
2. Die Offenbarung von Geheimnissen, die von Grundlegung der Welt an verborgen waren.
Es ist interessant, wie oft im Neuen Testament von Geheimnissen geredet wird, die durch das Evangelium offenbart wurden. Geheimnisse sind Erkenntnisse, die verborgen sind. Paulus nennt sich in 1.Korinther 4,1-2 Christi Diener und Haushalter über Gottes Geheimnisse, von dem erwartet wird, dass er treu erfunden wird. Diese Treue besteht ja gerade darin, dass er nach Lukas 12,42 den Leuten zur rechten Zeit gibt, was ihnen gebührt. Das ist in diesem Fall das Kundtun des Geheimnisses des Evangeliums. "Betet für mich, dass mir das Wort gegeben wird, wenn ich meinen Mund auftue, freimütig das Geheimnis des Evangeliums zu verkündigen." (Epheser 6,19) Darin ist Paulus wirklich treu gewesen. Beispiele dafür sind:
a) Das Geheimnis Israel und die Heidenchristen
Römer 11,25-32 und Epeser 3,1ff.
b) Das Geheimnis der Entrückung
1.Korinther 15,51-55 und 1. Thessalonicher 4, 10-17
c) Das Geheimnis, dass alle Dinge zusammengefasst oder unter ein Haupt gebracht werden in Christus, dass wir etwas seien zum Lobe seiner Herrlichkeit, dass wir in ihm, als wir gläubig wurden, versiegelt wurden mit dem Heiligen Geist, (Epheser . 1,9 -14.), dass wir in ihm zum Erbteil gekommen sind und Erben Gottes und Miterben Christi geworden sind, (Römer 8,17),
d) Das Geheimnis Christus in uns, (Kolosser 1,25-29)
e) Das Geheimnis Gottes, das Christus ist, in welchem verborgen liegen alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis, (Kolosser 2, 1-3)
f) Das Geheimnis Christi, (Kolosser 4,3-4)
g) Das Geheimnis der Bosheit, (Thessalonicher 2,7.)
In diesen Bibelstellen wird das Wort Geheimnis gebraucht. Ist aber nicht das ganze Evangelium voller Geheimnisse? Wer hätte je auf den Gedanken kommen können, dass Gott seinen Sohn, der von keiner Sünde wusste, für uns zur Sünde machen würde, auf dass wir in ihm Gerechtigkeit Gottes würden? (2.Korinther 5,21), oder dass wir einmal Gottes Kinder sein würden? Wir wären froh gewesen, irgendwo im Himmel einen Ort zugewiesen zu bekommen, wo wir wohnen könnten, um nicht in die Verdammnis zu kommen. - Nein, darüber hinaus macht Gott uns zu seinen Söhnen und Töchtern. Wer wäre auf den Gedanken gekommen, dass wir sogar einmal dem Ebenbild des Sohnes Gottes gleich sein (Römer 8,29) und etwas sein würden zum Lob seiner Herrlichkeit? (Epheser 1,14)
Das alles waren Offenbarungen des Heiligen Geistes durch das Charisma der Erkenntnis. Doch ein Geheimnis, das offenbar geworden ist, ist insofern kein Geheimnis mehr, dass man davon weiß. In der Bibel sind sie uns alle geoffenbart. Wir dürfen uns darüber freuen.
Die biblische Gabe der Erkenntnis zur Zeit des Neuen Testaments bestand also darin,
a) dass der Heilige Geist den Menschen den Heilsplan Gottes offenbarte und ihnen Gottes Gedanken kundtat. Er schenkte ihnen Erkenntnisse, die sie nie gehört oder gelesen hatten. Das Neue Testament bestand noch nicht, so dass der Heilige Geist ihnen dieses hätte aufschliessen können.
b) ... dass der Heilige Geist ihnen das Alte Testament erschloss, wie es bis dahin noch kein Jude verstanden hatte und auch nicht verstehen konnte. Die Gabe der Erkenntnis war etwas ganz außerordentliches, etwas, was sich kein Mensch erdenken konnte. Wie arm wären wir, wenn wir nicht die Bibel hätten, in der uns das alles gesagt ist.
In 1.Korinther 13 lesen wir, dass die Erkenntnis aufhören wird. Nach meinem Verständnis handelt es sich hier um das Charisma, das bis dahin noch nicht bekannte Erkenntnisse offenbarte. Dieses Charisma hat mit dem Abschluss des Kanons des Neuen Testamentes aufgehört. Wenn uns jetzt jemand darüber hinaus Erkenntnisse anbietet, die nicht im Neuen Testament stehen, müssen wir sie als nicht von Gott kommend ablehnen.
Die biblische Erkenntnis zur Zeit des Neuen Testamentes, von der Paulus in 1. Korinther 13,8-10 spricht, ist mit dem Neuen Testament insofern abgeschlossen , als in der Bibel der gesamte Heilsplan Gottes aufgezeichnet ist. Alles, was wir bis zum Ende dieser Weltzeit wissen müssen, ist uns in der Heiligen Schrift gesagt. Der Heilige Geist erleuchtet bis dahin unseren Verstand, um alles so verstehen zu können, wie es für uns nötig ist. Er führt uns nun in die Erkenntnis hinein, die uns in der Schrift niedergelegt ist, gibt aber keine neuen mehr. Das erfordert allerdings von uns demütiges Bitten und Forschen in der Schrift mit der Bereitschaft, unsere übernommene und selbsterworbene Erkenntnis eventuell korrigieren zu lassen.
Wenn also Erkenntnisse angeboten werden, die über die Schrift hinausgehen oder gar nicht in der Schrift enthalten sind, kommen sie nicht von dem Heiligen Geist, sondern von einem Lügengeist. Das gilt besonders dann, wenn diese Erkenntnisse durch übersinnliche Offenbarungen vermittelt wurden. Der Heilige Geist, der die biblischen Erkenntnisse vermittelte, erleuchtet nun unseren Geist, das geschriebene Wort zu verstehen.
Das ist die neutestamentliche Gabe der Erkenntnis für heute. Wir merken, welche Fülle der Erkenntnis in der Heiligen Schrift enthalten ist. Wir können in unserem ganzen Leben nicht alle ihre Schätze heben. Warum wollen wir dann noch spekulieren über Dinge, die nicht in der Bibel stehen, und die Gott uns für dieses Zeitalter verborgen hat?
Es hat zu allen Zeiten Menschen gegeben, die neue Offenbarungen und Erkenntnisse empfangen und sie auch weitergegeben haben. Da es immer Menschen gibt, die so etwas gläubig annehmen, entstehen bis heute Irrlehren. Einige Beispiele:
Die Neuapostolen.
Mir sagten einmal Angehörige dieser Sekte: "Das gesprochene Wort eines lebenden Apostels ist wichtiger als das geschriebene Wort eines toten Apostels." Das heißt also, dass das Wort eines lebenden neuapostolischen Apostels mehr gilt, als das Wort der Bibel. Das müssen wir ablehnen. Außerdem ist die Lehre und Entwicklung der Neuapostolen von Edward Irwing über seine katholisch neuapostolische Kirche auch durch Offenbarungen und sogenannte Geistesgaben entstanden und geleitet worden.
Die Mormonen haben neben der Bibel noch das Buch "Mormon "und die "köstliche Perle" als Ergänzung zur Bibel. Ferner gelten für sie die in dem Buch "Lehre und Bündnisse" niedergelegten Offenbarungen des Sehers, Propheten und Offenbarers Joseph Smith von 1805 - 1844 und seiner Nachfolger. Sie kamen auf mysteriöse Weise zustande, indem Dämonen in Lichtgestalt Joseph Smith erschienen waren.
Auch der Islam ist durch direkte Offenbarung entstanden. Mohammed erschienen Geister als Engel und gaben ihm die Lehre des Islam und zum Teil den Koran ein. Darum ist der Koran für die Mohammedaner das direkt offenbarte Gotteswort.
Es hat immer Menschen gegeben, es gibt sie auch heute, über die ein unwiderstehlicher Drang kam, etwas zu schreiben. Sie meinten, bezw. meinen noch, dass der Geist, der sie drängte und inspirierte, der Heilige Geist sei. Was sie unter einem Drang schreiben, klingt oft fromm und biblisch. Erst bei genauer Prüfung erkennt man ein Gewebe aus Wahrheit und Lüge. Dadurch sind neue Gemeinschaften und ganze Bewegungen entstanden. Ganz offenbar ist das Falsche dann, wenn der Inhalt des Geschriebenen eine Anrede an Menschen ist und noch dazu in der ersten Person wie: "Ich sage euch, oder dir". Nur sie selbst erkennen das nicht. Was sie schreiben, wird ihnen unmittelbar eingegeben. Darum sind sie Schreibmedien. Oft ist das, was sie schreiben, für eine bestimmte Situation bestimmt. Oft sind es auch allgemeine Erkenntnisse und Anweisungen. Dann haben diese Aussagen für den Schreiber und für alle, die sie als von Gott kommend annehmen, die gleiche Bedeutung wie das Gotteswort der Bibel, auch wenn sie das offiziell nicht zugeben.
Hier bricht nun die Frage auf: "Waren die biblischen Schriftsteller auch Schreibmedien?" In 1.Timotheuss 3,16 steht, dass alle Schrift von Gott eingegeben ist oder gottgehaucht oder von Gottes Geist eingegeben. "Denn es ist noch nie eine Weissagung aus menschlichem Willen hervorgebracht worden, sondern getrieben von dem heiligen Geist haben Menschen im Namen Gottes geredet." (2.Petrus 1,21, Luther 1984) Wenn wir nachlesen, wie Menschen von Gott den Auftrag bekamen, etwas zu schreiben, z.B. Mose oder Jeremia oder Hesekiel, dann erkennen wir, dass sie vorher die Offenbarungen bekamen und dann den Auftrag, das zuvor Empfangene zu schreiben. Natürlich war Gottes Geist beim Schreiben wirksam, indem er die Schreiber an das erinnerte, was Gott ihnen zuvor gesagt bzw.. gezeigt hatte. Paulus schreibt in Galater 1,12, dass er das Evangelium, das er predigte, durch Offenbarung Jesu Christi erhalten und es dann gepredigt und geschrieben hat. Ein Medium muss unter Zwang niederschreiben, was vorher nicht sein geistiger Besitz war. Der Heilige Geist erleuchtete den Geist der biblischen Schreiber. Er schenkte ihnen göttliche Erkenntnisse. Diese gaben sie dann weiter durch Wort und Schrift. Dabei blieb durchaus ihr Sprachstil und ihre Eigenart erhalten.
Anders ist es bei den Schreibmedien. Es gibt auch heute noch sogenannte Gabenträger, ich kenne einige, die durch den Geist, das heißt durch Offenbarungen oder in Form von Weissagungen, bestimmte Lehrfragen erläutert und erklärt bekommen. Das ist für sie göttliche Erklärung und damit absolute Wahrheit. Auf diese Weise sind auch einige Orden, Kommunitäten und größere Gemeinschaften entstanden. Irgend ein Mann oder eine Frau bekommt eine Eingebung, Vision oder dergleichen. Daraufhin wurden diese Gemeinschaftsformen gegründet.
Was man nicht verstehen, darin aber Gott in seiner Größe erkennen kann, ist: Obwohl diese Menschen durch einen falschen Geist ihre Offenbarungen empfangen haben und dadurch diese Orden usw. entstanden sind, wirkt Gottes Geist auch in diesen Gemeinschaften. Die Empfänger der Offenbarungen und die Menschen, die sie für als von Gottes Geist gegeben ansehen und in diesen Gemeinschaften leben, sind zum großen Teil wiedergeborene Christen. Sie lieben den Herrn Jesus und wollen ihm dienen. Sie sind davon überzeugt, dass sie durch diese besondere Berufung zu diesem besonderen Dienst begnadet sind.
Mir liegt eine Schrift von Pfarrer Paul Toaspern vor. Ich zitiere etwas: "Es mehren sich die Anfragen wegen eines Wortes, das durch unser Land läuft und das auf mich bezogen wird. Ich möchte dazu einige erklärende Ausführungen machen: Das Wort stammt von mir und doch nicht von mir. Ich habe es aber am 16. Juli 1975 aufgeschrieben. .... Nach einer Gewitternacht wurde ich am 16. Juli 1975 früh gegen 5,45 Uhr wach und fühlte es wie einen Befehl, etwas aufzuschreiben. Das Niederschreiben, bei dem mir kein Reflektieren oder Untermischen eigener Gedanken erlaubt war, geschah in einer drängenden Eile, in etwa zwölf bis 14 Minuten. Ich merkte dabei auch genau, wenn ein neuer Sinnabschnitt begann. Gegen den Inhalt eines der Abschnitte und gegen einen Begriff wollte ich mich sträuben, aber ich hatte nur aufzuschreiben und wusste genau, was zu schreiben war. Das war eine Erfahrung, die ich bisher nicht kannte. Nach Niederschrift des letzten Satzes war dann plötzlich der Strom wie abgeschaltet. Am Abend haben dann meine Frau und ich das in der großen Eile niedergeschriebene fast eineinhalb Stunden lang entziffert und in Reinschrift geschrieben. ...". Und dann beginnt es: "So spricht der Herr: Ich bin der Herr, der lebendige, heilige, ewige Gott, der dich, mein Volk, liebt mit unverbrüchlicher Treue, ...". Was dann folgt, ist ein Gemisch aus Wahrheit, Unsinn und Lüge, so dass ich mich wundere, dass ein gläubiger Theologe und mit ihm viele andere Christen so verblendet sein können, es nicht zu durchschauen. Auch wenn man das Nachfolgende nicht weiß, genügen doch schon die einleitenden Worte, um zu erkennen, dass so der Heilige Geist nicht wirkt. Woher hat Satan das Recht und die Macht, Diener Christi so zu verstricken?!
Die Schriften von Pastor und Missionar Christian Röckle, Leonberg, durch den die Philadelphia-Bewegung entstanden ist, zeigen, dass auch er ein Schreibmedium war. Er war ein gläubiger Christ, und Gott hatte durch ihn viel Segen gewirkt. Offensichtlich medial veranlagt, richtete er neben dem Guten, das er wirkte, auch viel Verwirrung an. Ich denke beispielhaft an seinen vermeintlich von Gott empfangenen Auftrag, den Tempel Gottes, die Gemeinde, zu messen nach Offenbarung 11,1-2. Im Nachtrag gehe ich hierauf ausführlich ein.
Wir halten fest: Die Gabe der Erkenntnis, von der Paulus in 1.Korinther 13 schreibt, die neue Erkenntnisse schenkt, hat mit dem Kanon des Neuen Testaments aufgehört. Die heutige Gabe der Erkenntnis führt in das geschriebene Wort hinein. Heute schenkt uns der Heilige Geist Erkenntnis der niedergeschriebenen Erkenntnisse und der in der Schrift offenbarten Geheimnisse. Darum wollen wir den Herrn bitten, dass er seiner Gemeinde Menschen schenkt, denen er durch seinen Geist Weisheit und Erkenntnis gibt, sein Wort richtig auszulegen und zu lehren.
Ein wesentliches Element der Pfingst- und charismatischen Bewegung ist die sogenannte Gabe der Prophetie. Wir wollen im folgenden untersuchen, ob das, was hier als Prophetie angeboten wird, identisch ist mit der biblischen Prophetie, ob der Geist, der hier wirksam ist, derselbe Geist ist, der sich in den biblischen Propheten und durch sie kundtat. Im ersten Teil behandeln wir die biblische Prophetie und die biblischen Propheten des Alten und des Neuen Testamentes und wenden uns dann im zweiten Teil der neuzeitlichen Prophetie und ihren Propheten zu.
I. Altes Testament
Prophezeien ist immer ein Reden unter Inspiration (Eingebung) durch einen Geist. Ist es der Heilige Geist, wird es "prophezeien" genannt, ist es ein anderer Geist, wird es als "wahrsagen" oder "hellsehen" beschrieben. 5. Mose 18, 9-11: "Wenn du in das Land kommst, das dir der Herr dein Gott geben wird, sollst du nicht lernen, die Greuel dieser Völker zu tun, dass nicht jemand bei dir gefunden wird, der seinen Sohn oder seine Tochter durchs Feuer gehen lässt, oder Wahrsagerei, Hellseherei, geheime Künste oder Zauberei treibt, oder Bannungen oder Geisterbeschwörungen oder Zeichendeuterei vornimmt oder die Toten befragt." - Propheten konnten ihren Auftrag als Amt und auf Dauer empfangen, z.B. Nathan, Jesaja, Jeremia und andere, oder für nur einen Dienst und auf begrenzte Zeit, z.B. Jahasiel (1.Chronik 20,14,) der Mann aus Juda (1.Könige 13), Asarja und Hanani für bezw. gegen Asa (2. Chronik 15,1-8; 16,7-10) und noch viele andere. Immer redeten sie im Auftrage Gottes und darum mit göttlicher Autorität als "Wort des Herrn". Ihre Aufträge konnten spontan erteilt werden. Das geschah meistens bei den Propheten, die zu nur einem Dienst berufen wurden. Auch ihr Wort war Gottes Wort. Darum sprachen sie: "So spricht der Herr!" Doch fällt auf, dass sie dann nicht in der ersten Person redeten. So kamen in 2. Chronika 20 unter dem König Josaphat die Moabiter, Ammoniter und die Meoniter und kämpften gegen Israel. Josaphat aber rief das ganze Volk zusammen und trat vor Gott und rief ihn um Hilfe an. Dann lesen wir ab Vers 13: "Und ganz Juda stand vor dem Herrn mit seinen Alten, Frauen und Kindern. Aber der Geist des Herrn kam mitten in der Gemeinde auf Jahasiel, den Sohn Sacharias, des Sohnes Benajas, des Sohnes Jehiels, des Sohnes Mattanjas, den Leviten aus den Söhnen Asaph. Und Jahasiel sprach: Merket auf, ganz Juda und ihr Einwohner von Jerusalem und du König Josaphat. So spricht der HERR zu euch: Ihr sollt euch nicht fürchten noch verzagen vor diesem großen Heer. Nicht ihr kämpft, sondern Gott. Morgen sollt ihr gegen sie hinabziehen. Wenn sie den Höhenweg von Ziz heraufziehen, werdet ihr auf sie treffen wo das Tal endet, vor der Wüste Jeruel. Aber nicht ihr werdet dabei kämpfen. Tretet nur hin und steht und seht die Hilfe des Herrn, der mit euch ist, Juda und Jerusalem. Fürchtet euch nicht und verzaget nicht. Morgen zieht ihnen entgegen. Der HERR ist mit euch." - Wohl spricht Jahasiel: "So spricht der HERR". Doch er fährt dann nicht in der ersten Person fort: "Nicht ihr kämpft, sonder ich", als redete Gott direkt aus ihm heraus. Ebenso auch weiter: "Der HERR ist mit euch", nicht: "Ich bin mit euch."
Anders war es bei den Propheten, die einen Auftrag erhielten und dann die empfangenen Worte weitersagten. Sie konnten die direkt empfangene Rede Gottes so weitersagen, wie Gott zu ihnen geredet hatte, also in der ersten Person. Z.B. in 1.Chroník 17,3-15: Hier spricht Gott zu Nathan, und der gibt die so empfangenen Worte weiter: "Geh hin zu meinem Knecht David und sage: So spricht der HERR: Nicht du sollst mir ein Haus bauen zur Wohnung; denn ich habe in keinem Hause gewohnt von dem Tage an, als ich Israel herausführte bis auf diesen Tag. .... ". Vers 7: "So sprich nun zu meinem Knecht David: So spricht der HERR Zebaoth: Ich habe dich von der Weide hinter den Schafen weggenommen, dass du ein Fürst über mein Volk Israel sein sollst. ...". - Dann steht ab Vers 15: "Und als Nathan nach allen diesen Worten und diesem Gesicht zu David geredet hatte, ...". Hier konnte Nathan in der ersten Person fortfahren, weil er das empfangene Wort zitierte.
So finden wir viele andere ähnliche Bibelstellen. Gott sprach zu den Propheten, und sie gaben das Wort weiter. Sie wussten, dass Gott zu ihnen redete, auch wenn viele falsche Propheten gegen sie sprachen. Z. B. Micha bei Ahab in 2. Chronik 18 oder Jeremia 14, 13-16 und andere Bibelstellen.
Gott redete auf mancherlei Weise zu den Propheten: in direkter Rede, durch Visionen und Träume. Die Visionen und Träume mussten ausgelegt werden. Den Propheten wurde Verborgenes gezeigt in der Vergangenheit und Zukunft. Sie empfanden, wie Gott empfand, Trauer oder Freude. Hierfür ist der Prophet Hosea ein gutes Beispiel. Gott gibt ihm den Auftrag, eine Dirne zu heiraten, um nun selbst zu erfahren, wie es ist, wenn die eigene Frau untreu wird. Aus diesem Schmerz und dieser Trauer heraus kann er dann dem Volk sagen, was Gott empfindet, wenn sein Volk ihn verlässt.
Der Dienst der Propheten war in der Hauptsache ein Predigtdienst. Gott offenbarte ihnen seinen Plan und seine Gedanken. Was sie sagten, traf ein. Keiner hat wahr und falsch geweissagt. Entweder war ein Prophet echt, dann war er es immer, oder unecht, dann war er es auch immer. Die biblischen Propheten behielten, was sie sagen mussten. Es waren oft lange Reden, die sie zum Teil aufschrieben. Dadurch entstanden Teile des Alten Testamentes.
II. Neues Testament
Auch im Neuen Testament redete Gott zu den Propheten in direkter Rede, durch Visionen oder Träume. Auch sie gaben das empfangene Wort weiter, z.B. Agabus an Paulus in Apostelgeschichte 21,10-11. Im Neuen Testament werden häufig Propheten genannt, oft im Zusammenhang mit Aposteln. Auch das Zeitwort prophezeien oder weissagen kommt vor. Wie im Alten Testament wurde den Propheten im Neuen Testament Verborgenes offenbart, das a) in der Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft lag und b) in dem Heilsplan Gottes beschlossen war.
a)
1. Vergangenheit
Petrus gegen Ananias und Saphira in Apostelgeschichte 5,1-10. Hier deckt Petrus den geheimen Plan des Ananias und der Saphira auf und offenbart, wie der Satan ihre Herzen erfüllt hatte.
2. Gegenwart
Petrus zu Simon dem Zauberer in Apostelgeschichte 8,20-23. Er sagt in Vers 23: "Ich sehe, dass du voll bitterer Galle bist und verstrickt in Ungerechtigkeit." So auch Paulus zu dem falschen Propheten Bar-Jesus in Apostelgeschichte 13,9-11: "O du Kind des Teufels, voll aller List und aller Bosheit, Feind aller Gerechtigkeit, hörst du nicht auf krumm zu machen die gerechten Wege des Herrn? "
3. Zukunft
Ebenso wurde auch den Propheten des Neuen Testamentes die Zukunft offenbart. So spricht Paulus in Apostelgeschichte 20, 29-30 zu den Ältesten in Ephesus: "Denn das weiß ich, dass nach meinem Abscheiden unter euch greuliche Wölfe kommen werden, die die Herde nicht verschonen werden. Auch aus euch selbst werden aufstehen Männer, die verkehrte Lehren reden, die Jünger an sich zu ziehen." Dann weissagte Agabus in Apostelgeschichte 11,28 eine Teuerung, die über den ganzen damals bekannten Erdkreis kommen sollte, und kündete dem Apostel Paulus in Apostelgeschichte 21.11 an, dass er in Jerusalem gebunden werden würde.
Dazu gehören alle endzeitlichen Prophezeiungen bei Johannes, Paulus und Petrus.
b)
Es sind wenige Fälle im Neuen Testament, in denen sich der prophetische Dienst auf Situationen des täglichen Lebens bezieht. So Agabus, der die Teuerung vorhersagte und Paulus die Gefangennahme in Jerusalem ankündigte. In der Hauptsache hatte der neutestamentliche prophetische Dienst eine andere Aufgabe: die Offenbarung des Heilsplanes Gottes sowie die Entwicklung der Menschheitsgeschichte und der Gemeinde bis zum Abschluss dieses Zeitalters. Darüber hinaus empfingen sie in besonderen heilsgeschichtlichen Situationen durch den Heiligen Geist konkrete Weisungen. So in Apostelgeschichte 10: Petrus bekommt den Auftrag, zu den Heiden zu gehen. In Apostelgeschichte 16,9-10 erhält Paulus den Auftrag, das Evangelium nach Europa zu tragen. In Galater 2 berichtet er, dass er auf eine besondere Offenbarung hin nach Jerusalem gehen musste. Er sollte seine Lehre den anderen Aposteln mitteilen, um dadurch eine Übereinstimmung mit ihnen hervorzubringen. Hier erkennen wir, dass die Apostel nur in besonderen heilsgeschichtlichen Fällen übersinnliche Weisungen erhielten. In der Regel taten sie das, was ihnen richtig und nötig erschien. Sie vertrauten darauf, dass ihr Herr sie in allem leiten würde. "Denn so viele vom Geist Gottes geleitet werden, die sind Gottes Kinder." (Römer 8,14) Ein Beispiel dazu erkennen wir in Apostelgeschichte 15,36: Paulus spricht zu Barnabas: "Lass uns wiederum ziehen und nach unseren Brüdern sehen." Dazu bekam er keine besondere Offenbarung. Er hielt das für richtig und nützlich. Nur da, wo Gott wirklich einen anderen Plan hatte, griff er durch besondere Offenbarungen ein. So bei Paulus, dass er ihn nach Europa führen und bei Petrus, um ihn zu den Heiden senden. Das aber waren welt- und heilsgeschichtliche Ereignisse.
Schon sehr bald aber traten falsche Lehrer auf, die ihre falschen Lehren durch falsche Offenbarungen untermauerten. Gerade hier sehen wir, wie Lehre und Prophetie verbunden sind, und wie hinter falschen Lehren falsche Geister stehen. "Der Geist aber sagt deutlich, dass in den letzten Zeiten werden etliche von dem Glauben abfallen und anhangen den verführerischen Geistern und Lehren der Dämonen." (1.Timotheus 4,1) - Noch ein anderes Wort ist in diesem Zusammenhang wichtig. "Was nun das Kommen unseres Herrn Jesus Christus angeht und unsere Vereinigung mit ihm, so bitten wir euch, liebe Brüder, dass ihr euch nicht so bald wankend machen lasst in eurem Sinn, noch erschrecken, weder durch Offenbarung im Geist, noch durch ein Wort, noch durch einen Brief, wie durch uns gesandt, als ob der Tag des Herrn schon da sei. Lasset euch von niemand verführen in keinerlei Weise." (2.Thessalonicher 2,1-3)-
Drei Mittel werden hier genannt, mit denen falsche Lehrer arbeiten.
1. Geist. Das sind hier die falschen Geistkundgebungen, falsche Offenbarungen im Geist.
2. Wort. Das ist die Lehre, und
3. Betrug. Das sind hier die falschen Briefe.
Wir müssen uns die damalige gemeindliche Situation vergegenwärtigen. Nur in wenigen Gemeinden, z.B. in Ephesus oder Korinth, war Paulus eine längere Zeit gewesen. In den meisten Städten war sein Aufenthalt nur von kurzer Dauer, manchmal nur einige Tage. In dieser kurzen Zeit konnte er nur die Grundwahrheiten des Evangeliums lehren. Dann waren sich die oft nur wenigen Gläubigen selbst überlassen. Das Neue Testament gab es noch nicht. Zu den Schriften des Alten Testaments hatten sie in der Regel keinen Zugang. Für diese Notsituation hatte der Herr der Gemeinde die Charismata der Erkenntnis und der Prophetie geschenkt. So redeten dann die begabten Menschen in der Gemeinde, inspiriert durch den Heiligen Geist. Sie verkündigten den Heilsplan Gottes und die Geheimnisse des Evangeliums. Gewiss bestand ein Unterschied in der Tiefe der Lehre und Offenbarung zwischen den Aposteln und den örtlichen Propheten und Lehrern. Doch was der Heilige Geist durch diese offenbarte, genügte zunächst für die damalige Lage. So konnten die jungen Gemeinden wachsen durch den Beistand des Heiligen Geistes. Problematisch wurde es, als falsche Lehrer in die Gemeinden kamen. Wie die echten Apostel, Lehrer und Propheten umherzogen und die einzelnen Gemeinden aufsuchten, so taten das auch die falschen. Da bekam dann auch das Charisma der Geisterunterscheidung seine Bedeutung. Wenn also der falsche Lehrer seine Lehren verkündigte und sie mit falschen Offenbarungen beglaubigen wollte, stand der Gemeindeprophet auf und sagt: "Das ist falsch, der Heilige Geist zeigt es mir." Der andere mag dagegen gesagt haben: "Meine Lehre und Offenbarung sind richtig." Häufig waren das Juden, die vom Alten Testament her ihre Lehren zu rechtfertigen suchten. Sie mögen sich auch fälschlicherweise auf andere Lehrer und Apostel berufen haben. Da fing die Not an. Wem sollte man glauben? Tatsächlich brachten es solche trügerischen Menschen fertig, Gemeinden in die Irre zu führen. Als Beispiel dient hier der Brief an die Galater. Andere Gemeinden oder einige Mitglieder aus diesen Gemeinden schrieben in ihrer Not an einen Apostel. Eine Anzahl der neutestamentlichen Briefe entstanden aus solchem Anlass. Was sollte werden, wenn die Apostel erst nicht mehr zur Verfügung standen? Welchem Prophet sollte man dann glauben? Doch Gott sei Dank, er wusste Rat. Immer mehr bekam das geschriebene Wort eines Apostels oder anerkannten Lehrers Bedeutung vor dem gesprochenen Wort eines Propheten. Wenn jetzt falsche Lehrer nach Thessalonich kamen, verkündigten und es durch ´den Geist´ erhärteten: "Der Tag des Herrn ist schon vorhanden", dann konnte die Gemeinde sagen: "Hier ist ein Brief von Paulus, der hat so darüber geschrieben."
In 1.Korinther 13, 8-10 steht nach freier Übersetzung: "Die Liebe höret niemals auf. Sind es aber Prophezeiungen, sie werden vergehen, auch Zungen oder Sprachenreden, sie werden aufhören, oder ob Erkenntnis, sie wird vergehen. Denn teilweise oder stückweise erkennen wir, und teilweise prophezeien wir. Wenn aber das Vollkommene kommen wird, wird das Teilweise oder Stückweise vergehen, aufhören, außer Kraft gesetzt werden, unwirksam gemacht werden." Wir sind dankbar für die Erkenntnisse und Prophezeiungen des Paulus. Was er lehrte, war richtig. Es war Offenbarung Jesu Christi, Wort Gottes. In 1. Thessalonicher 1,10 steht: "Darum danken wir auch Gott ohne Unterlass, dass ihr das Wort göttlicher Predigt, als ihr es von uns empfinget, nicht aufnahmt als Menschenwort, sondern, wie es das in Wahrheit ist, als Gotteswort, welches auch wirkt in euch, die ihr glaubet." - Doch waren die Erkenntnisse des Paulus nicht alles, was Gott seiner Gemeinde zu sagen hatte. Paulus wusste, dass sein Geist zu begrenzt war, um die ganze Fülle göttlicher Erkenntnis zu fassen. So finden wir bei Petrus Erkenntnisse, die wir bei Paulus nicht finden, im Hebräerbrief welche, die wir bei keinem anderen finden, usw. Aber sie alle hatten in den entscheidenden Fragen dieselbe Erkenntnis: Jesus Christus, der in das Fleisch gekommene Gottessohn, für unsere Sünden gekreuzigt und auferstanden, der wiederkommende Herr, usw. Die Erkenntnisse der Schreiber des Neuen Testaments widersprachen sich nicht, sondern ergänzten sich. Aber weil Paulus ein Prophet war, konnte er sagen: "Einmal kommt die Fülle aller Erkenntnisse." Damals wusste er nicht, dass auch ein Teil seiner eigenen Briefe ein Bestandteil der Heiligen Schrift sein würde.
Paulus war ein Prophet. Was er für eine kurze Zeit voraussagte, z.B. Apostelgeschichte 20, 21-30 zu den Ältesten in Ephesus, traf ein. Was er für die fernere Zukunft vorausgesagt hat, z.B. 1.Thessalonich 4,13 - 5,3, oder 2.Thessalonich 2, 1-12, wird eintreffen. Auch hier sind seine Voraussagen nur ein Teil von dem, was Gott seiner Gemeinde in Bezug auf die letzte Zeit sagen wollte. So offenbarte er durch seinen Geist wieder etwas anderes dem Petrus und dem Johannes. Alle diese Prophezeiungen sind an sich richtig. Doch jede von ihnen ist nur ein Teil der Gesamtoffenbarung. Alle zusammen ergeben das Vollkommene, was Gott seiner Gemeinde sagen wollte. Wir brauchen keine weiteren Voraussagen mehr. Zeit und Stunde wird uns nicht gesagt. Aber die kommenden Ereignisse sind uns in ausreichender Deutlichkeit angekündigt, so dass wie sie erkennen können, wenn sie in Erscheinung treten. Das Wichtigste ist, dass wir unsere Zeit, das Heute, deuten können von der Schrift her, und nicht unbedingt das Morgen. Wenn jetzt noch jemand eine Voraussage macht, dann nicht durch den Heiligen Geist.
III. Prophetie heute
In biblischer Zeit zeichnete der Heilige Geist durch das Charisma der Prophetie den Weg der Menschheit und der Gemeinde Jesu bis zum Jüngsten Tag auf. Er offenbarte die Gedanken und Empfindungen Gottes, brachte den Zustand und das Innerste des Menschenherzens ans Licht und erteilte durch direkten Zuspruch Lob, Tadel oder Trost. Heute tut er sich als Geist der Prophetie oder Weissagung in einer etwas anderen Weise kund. Zuerst bedient er sich der Schrift, die er selbst eingegeben hat. Beim Lesen und Hören des Wortes Gottes lässt er uns die Zeit erkennen, in der wir leben. Er deckt uns darin unsere Sünden und unseren Herzenszustand auf, gibt uns oft konkrete Antworten auf Lebensfragen. Auch lässt er uns Gottes Wege bei bestimmten Entscheidungen erkennen, unterrichtet uns durch das Wort über die geistlichen Gesetze, die in der Nachfolge Jesu im alltäglichen Leben beachtet werden müssen, und will uns zum vollkommenen Mannesalter in Christus führen. Darüber hinaus kann sich der Geist der Prophetie auch im seelsorgerlichen Gespräch kundtun durch eine Frage oder durch ein Wort , das gerade den entscheidenden Punkt trifft.
In 1.Korinther 12 werden uns noch zwei Charismata genannt, die mit der Prophetie verwandt sind: das Wort der Weisheit und das Wort der Erkenntnis. Das Wort der Weisheit verstehe ich als Erleuchtung in konkreten Lebenssituationen sowohl im persönlichen als auch im gemeindlichen Bereich. Das Wort der Erkenntnis ist die Erleuchtung des Wortes Gottes und die Erkenntnis seines Heilsplanes aus seinem Wort. Darum gehört dieses Charisma auch zum Dienst eines Lehrers. Doch erleben wir diese drei Charismata, Prophetie, Weisheit und Erkenntnis nicht mehr in der direkten und absoluten Weise, wie in biblischer Zeit.
Wir lesen im Alten Testament, dass Propheten einzelnen Menschen und ganzen Gruppen begangene Sünden ansagten. Im Neuen Testament finden wir so etwas in Apostelgeschichte 5, wo Petrus Ananias und Saphira überführt. Ich habe solche Dienste erlebt und von anderen gehört, durch die die Sünden einzelner aufgedeckt wurden, oft bis in die Kindheit zurück. Aber es geschah durch einen falschen Geist. Solche Offenbarungen von Sünden geschehen hin und her in öffentlichen Versammlungen. Einzelne Männer oder Frauen werden mit Namen genannt und ihnen Dinge gesagt, die sie getan haben. Solches Offenbaren von Sünden geschieht auch in der Seelsorge, in der oft sogar die Sünden der Vorfahren konkret gesagt werden. Allerdings weiß man niemals genau, ob das auch tatsächlich geschehen ist. In manchen Gemeinden wird dieser Dienst nicht in der Öffentlichkeit getan. Aber in den Häusern und in privaten Versammlungen wuchern diese Dienste oft bis ins Uferlose. Ich fragte mich, warum solche Dienste heute nicht mehr durch den Heiligen Geist geschehen? -
Das oben angeführte neutestamentliche Beispiel fand statt, als es das Neue Testament und damit die ganze Bibel noch nicht gab. In der Bibel aber gibt es nun genug Sündenkataloge, in denen alle Arten von Sünden aufgeführt werden. Der Heilige Geist, der die Bibel eingab, überführt nun jeden in seinem Herzen und Gewissen von seinen Sünden dadurch, dass er diese Worte liest oder in der Predigt hört. Das geschieht fortwährend. Es bedarf also keiner besonderen Geistkundgebung mehr, um von Sünde überführt zu werden. Außerdem müssen wir auch immer wieder den Übergangscharakter der Apostelgeschichte im Auge behalten. Wenn heute noch so etwas geschähe wie zwischen Petrus und Ananias und Saphira, würde dann vielleicht manch ein Mitchrist nicht mehr unter uns sein? In 2.Timotheus 3,16-17 heißt es - es ist der letzte Brief des Apostel Paulus: - "Denn alle Schrift, von Gott eingegeben, ist nütze zur Lehre, zur Aufdeckung der Schuld, zur Besserung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit, dass ein Mensch Gottes sei vollkommen, zu allem guten Werk geschickt." - Wir brauchen keine besonderen Geistesgaben mehr, um von Sünden überführt zu werden oder zu überführen. Das geschieht durch die Schrift.
Wo allerdings solches Überführen durch "den Geist" erfolgt, bemächtigt sich der Menschen eine gewisse Furcht. Man wagt es nicht, mit unbereinigten Sünden in die Versammlung zu gehen. Es könnte ja sein, dass man offenbar wird. - Hier sollten wir uns fragen: Wie gehen wir in den Gottesdienst? Vielleicht hat man sich vorher mit seinem Mann oder mit seiner Frau gestritten, oder noch schlimmeres getan? Wo sind unsere Gedanken? Sind wir uns dessen bewusst, dass wir in die Gegenwart des heiligen Gottes treten? - Das alles erscheint so heilig. Die Sünden werden dann auch bekannt. Man kommt in die Seelsorge und bekennt sie dort, oft sogar in der Öffentlichkeit. Man bringt, so weit möglich, auch alles vor Menschen in Ordnung und nimmt sich in seinem Wandel in Acht. Das klingt alles richtig, und ich sage nicht, dass man das nicht tun soll. Aber ich habe erlebt, in welche Hörigkeit die Menschen gegenüber den Propheten oder Seelsorgern geraten, in welch innere Unfreiheit. Immer mehr schiebt sich der Prophet zwischen Jesus und den Menschen. Immer mehr werden, aus Mangel an groben Sünden, Gedanken- Verhaltens- und Wesenssünden genannt. Man starrt immer mehr auf sich selbst und hat keinen Zugang zu der vollbrachten Erlösung. - Doch, sie erkennen das nicht, obwohl sie viel von der Erlösung reden. - Ein Mensch kann nicht und braucht auch nicht alle Sünden vor einem Seelsorger und erst recht nicht in der Öffentlichkeit zu bekennen. Gottes Geist wird uns das schon erkennen und darüber nicht zur Ruhe kommen lassen, was man auch vor einem Seelsorger bekennen soll. Wo man jedoch an einem Menschen schuldig geworden ist, soll man das vor diesem in Ordnung bringen, so weit es möglich und sinnvoll ist.
Nun gibt es leider Christen, die bewusst und willentlich in Sünden leben, und dadurch in bedingtem Maße ein Hindernis für die ganze Gemeinde sind. Die Geschichte der Gemeinde Jesu weist genügend Beispiele auf, dass Gott in der Lage ist, solche Menschen offenbar werden zu lassen. Er kann sie, wenn es sein muss, auch ausschalten und ihren schlechten Einfluss aufheben. Dabei wollen wir nicht übersehen, dass die größte Gefahr für die Gemeinde nicht die Sünden einzelner sind, sondern vielmehr falsche Lehren. Die können nur erkannt werden von der Bibel her. Hier will ich natürlich bei bekannt gewordener unbiblischer Lebensführung einzelner Gemeindeglieder nichts gegen Gemeindezucht sagen. (Matthäus 18,15-18; 1.Korinther 5)
Das Wort Gottes ist der Spiegel für jeden, der hineinsieht. Er zeigt ihm seinen Zustand. Auch hier ist es der Heilige Geist, der durch das Wort den Menschen erbaut, ermahnt oder tröstet. - Viele Christen möchten wissen, wie Gott über sie denkt. Durch die Gemeinschaft mit Jesus im Gebet, durch das Lesen und Hören des Wortes Gottes und einer Lebensführung mit Gott bleiben wir in dem Wohlgefallen Gottes und bringen Frucht, auch wenn sie nicht immer sofort sichtbar ist. Das aber scheint vielen Christen zu mühevoll und zu ungewiss. Darum sind sie offen für alle persönlichen Botschaften und Gesichte, die es in der charismatischen Bewegung gibt, und in denen ihnen gesagt oder gezeigt wird, wie es um sie steht. Überhaupt möchten sie gerne, dass Gott persönlich zu ihnen redet. Der Herr Jesus sagt: "Meine Schafe hören meine Stimme." Dazu bedarf es einer inneren Stille und der Bereitschaft, ihm zu folgen, wie und wohin er auch immer führt. Der Herr redet ja tatsächlich durch seinen Geist zu uns in mancherlei Weise: zuerst durch sein Wort. Hier geht es darum, dem Wort gehorsam zu sein: Wenn ein junger Mann ein Mädchen gern hat und dieses ist ungläubig, braucht er nicht zu beten, ob er dieses Mädchen heiraten darf. Die Bibel sagt: "Ziehet nicht am gleichen Joch mit den Ungläubigen. " (2.Korinther 6,14-16) Dann leitet uns der Geist durch das Gewissen, durch Menschen oder Verhältnisse, durch innere Impulse oder durch Gedanken. Das alles aber genügt nicht oder man achtet nicht darauf.- Nun aber redet der ´Herr´ mit einem Mal im Gabendienst durch den Mund eines anderen, oder man hört selbst eine Stimme. Das ist beeindruckend. -
Der Herr Jesus hat gesagt: "Ich bin bei euch alle Tage", oder: "Wo zwei oder drei unter euch in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen." - Doch das genügt vielen Christen auch nicht. Wenn aber jemand sagt: "Ich sehe den Herrn Jesus in unserer Mitte" und ihn dann noch beschreibt und sagt: "Meine Kinder .... usw." dann sind sie ergriffen. - Wir hatten in unserer Gemeinde einen Bruder, der häufig Jesus in die Gemeinde eintreten sah. Mit ihm sah er Petrus und Johannes oder Andreas und Philippus oder Thomas und Matthäus oder andere. Wir fragten ihn dann, woher er denn wüsste, wer die Männer seien, die bei Jesus waren. Darauf sagte er, dass er zu Beginn über jedem der Apostel halbkreisförmig den Namen geschrieben sah. Seit er sie dem Ansehen nach kenne, sei das nicht mehr der Fall. - So gibt es viele Leute, die Jesus oder Engel sehen. Wenn sie das dann mit beredten Worten schildern, ist die Gemeinde tief ergriffen von der Gegenwart Jesu. Ich sage hier bewusst nicht ´Herr Jesus´, denn es ist ein anderer Jesus, der diesen Menschen erscheint. Wir müssen daran denken, dass wir hier im Glauben wandeln und nicht im Schauen. Wenn manche sagen, der Auferstandene sei auch dem Apostel Paulus erschienen, dann müssen wir bedenken, dass Paulus zu einem Apostel berufen wurde. Als solcher musste er Jesus gesehen und gekannt haben vor seinem Tode und nach seiner Auferstehung. Anders verhält es sich bei Stephanus, der vor seinem Tode den Herrn Jesus sah. Das hat es zu allen Zeiten gegeben, dass Gott einigen Menschen kurz vor ihrem Tode die Augen für die unsichtbare Welt öffnete. Oft konnten sie noch sagen, was sie sahen.
Die biblischen Propheten sagten das empfangene Wort weiter, Sie redeten aber, wenn sie unter Inspiration standen, nie in der ersten Person. Viele der neuzeitlichen Propheten oder Prophetinnen reden als Medien so, als ob Jesus oder Gott oder der Heilige Geist direkt aus ihnen sprächen.
Wenn ein Pfingstprediger das Wort verkündigt, wirkt der Heilige Geist, Herzen werden erfasst und Menschen können zur Wiedergeburt kommen. Folgen nach der Predigt aber Gaben, und Menschen bekehren sich daraufhin, bekehren sie sich zu einem anderen Jesus. Oder kommen wiedergeborene Menschen hinterher in innigen Kontakt mit den Rednern, vielleicht durch Handauflegung, gemeinsames Gebet mit Gabendienst, dann können sie unter den Einfluss dieser falschen Geister kommen, nur wissen sie es nicht. In einer "lebendigen Pfingstgemeinde" mit regem Gabendienst wartet man in der Regel nach der Predigt auf eine Bestätigung durch eine Gabe. Man sagt, dass die Gaben nach der Predigt die Aufgabe haben, die Predigt zu illustrieren, zu ergänzen oder auch zu korrigieren. In der Gebetsgemeinschaft nach der Predigt betet man auch vom Wort her. Dann kommt die erste Botschaft, Zungenrede, Auslegung, Vision oder Weissagung, noch zum Wort. Nun betet man aufgrund der Gabe, denn man muss auf das, was "der Herr" sagt, Antwort geben. Die zweite Gabe führt dann schon etwas vom Wort weg, die dritte noch mehr, und so weiter, so dass die Gaben das Wort auswischen. Ich selbst habe solche Gaben ungezählte Male an verschiedensten Orten und von unterschiedlichen Menschen miterlebt. Das allermeiste ist so allgemein und dehnbar, dass es völlig bedeutungslos ist. Es liegt häufig unter dem Niveau der Predigt und entspricht in der Regel der Erkenntnis der Allgemeinheit der Gemeinde, auch wenn diese Erkenntnis manchmal sachlich und biblisch unrichtig ist. Es sind oft "Gummibotschaften", die man ziehen und dehnen kann, wie man will.
In unsere Gemeinde kam einige Male ein weitbekannter und "geisterfüllter" Prediger mit einem ausgeprägten Gabendienst. Eines Tages sagte er etwa folgendes: "Ich sehe vorne den Brandopferaltar und auf dem Altar ein helles Feuer. Dann sehe ich, wie in der Gemeinde Tauben umherfliegen und beobachte ihren Flug. Als ich aber genauer hinschaute, stellte ich fest, dass bei einigen Tauben zwischen den Taubenfedern auch Habichtsfedern waren. Als ich dann weiter den Flug der Tauben beobachtete, sah ich, dass die Tauben ohne Habichtsfedern auch über und durch das Feuer auf dem Altar flogen, und es schadete ihnen nicht. Die Tauben mit den Habichtsfedern aber mieden das Feuer." Damit endete er und überließ es der Gemeinde, diese Vision zu deuten. - Das war nicht schwer. Die umherfliegenden Tauben waren die Gemeindeglieder. Aber einige unter ihnen waren unecht. Der Herr Jesus nannte solche Leute Wölfe in Schafspelzen. Aber die Frage war nun, wer gehört zu ihnen? So erlebte ich hinterher, dass die einen sagten: "Der oder die wird es sein." Sehr sensible Menschen meinten: "Ich bin einer von denen". Pfingstler sagen natürlich, dass der Heilige Geist es jedem einzelnen selbst klarmachen wird, ob er dazu gehört. Der Herr Jesus selber aber ließ seine Jünger nicht zu lange in Unkenntnis, als er sagte: "Einer unter euch wird mich verraten." Auch sie fragten, einer nach dem andern: "Bin ich´s?" In Johannes 13 spricht der Herr: "Der ist es, dem ich den Bissen eintauche und gebe." Er tauchte den Bissen ein, nahm ihn und gab ihn dem Judas, dem Sohn des Simon Iskariot.
Dann gibt es auch Offenbarungen, die etwas Besonderes aussagen. Doch was sachlich mit dem Wort übereinstimmt, ist unnötig, noch durch besondere Geistkundgebungen gesagt zu werden. Um uns zu sagen, was in der Bibel steht und oft auch schon in der Predigt gesagt wurde, gebraucht Gott keine außergewöhnlichen Geistesgaben. Vielmehr erleuchtet der Heilige Geist unseren Geist, das Wort zu verstehen.
Doch der sogenannte Gabendienst geht noch weiter: Man möchte als Einzelner oder als Gemeinde wissen, was des Herrn Wille ist. Den Willen des Herrn zu erkennen, beschreibt die Bibel als eine nicht immer schnelle und einfache Sache. Für viele Entscheidungen gibt die Bibel schon klare Anweisungen. Für andere Situationen bedarf es nicht nur des Bittens und Wartens, sondern auch des ganzen Einsatzes aller Treue und Hingabe und der Bereitschaft des Gehorsams im ganzen Wandel. In Epheser 5,15-17 steht: "So seht nun zu, wie ihr wandelt, nicht als Unweise, sondern als Weise, und kaufet die Zeit aus, denn es ist böse Zeit. Darum werdet nicht unverständig, sondern versteht, was da sei des Herrn Wille." Ebenso Kolosser 1,9-10: "Darum auch wir, von dem Tage an, da wir´s gehört haben, lassen wir nicht ab, für euch zu beten und zu bitten, dass ihr erfüllt werdet mit Erkenntnis seines Willens in aller geistlichen Weisheit und Einsicht, auf dass ihr des Herrn würdig wandelt zu allem Gefallen, Frucht bringt in jeglichem guten Werk." - Eine sehr wichtige Stelle ist Römer 12, 1-2: "Ich ermahne euch nun, liebe Brüder, durch die Barmherzigkeit Gottes, dass ihr eure Leiber begebet zum Opfer, das da sei lebendig, heilig und Gott wohlgefällig. Das sei euer vernünftiger Gottesdienst. Und stellet euch nicht dieser Welt gleich, sondern verändert euch durch Erneuerung eures Sinnes, auf dass ihr prüfen möget, was Gottes Wille ist, nämlich das Gute, Wohlgefällige und Vollkommene." - Doch auch das ist manchen Christen zu mühevoll. Durch den Gabendienst wird es einem so leicht gemacht. Man fragt den Herrn durch den Propheten oder kraft seiner eigenen Gabe, und schon kommt die Antwort. Und wieder geschieht es, wie schon oben gesagt: Der Prophet oder die Gabe, d.h. der Teufel, schiebt sich zwischen Gott und den Menschen. Dieser wird unselbstständig und passiv. Gerade diese Passivität ist ein Merkmal aller, die im Gabendienst gefangen sind. Das ist so eigenartig: In allem, was in Verbindung mit den Gaben steht, sind sie sehr aktiv. Aber ohne Bestätigung oder Weisung durch den Gabendienst wagen sie nichts mehr zu tun. Von offiziellen Seiten der Pfingstbewegung wird diese Art des Gabendienstes auch oft abgelehnt. Doch in der Praxis wird sie immer wieder durchgeführt. Wenn es nicht in den großen Versammlungen geschieht, dann doch in den internen Gebetsgemeinschaften und Hauskreisen.
Oft sind solche Weisungen bedeutungslos und ohne offenbare Folgen. Manchmal treffen sie auch ein. Eine junge Frau hatte die Frauenfachschule besucht und suchte Arbeit. In der Gemeinde betete sie um Führung. Dann sah eine andere Frau in einer Vision, wie jene Frau in einer Schulklasse vor einer Wandtafel steht und malt. Dann wurde ihr "durch den Geist" gesagt, dass sie sich um eine Lehrerstelle als Kunsterzieherin bewerben solle. Damals bestand noch Lehrermangel. Sie tat es und bekam auch eine Anstellung. - Ich kann noch von vielen solchen Fällen berichten, in denen es geklappt hat. Aber dann, wenn man sicher geworden ist, kann es auch furchtbar daneben gehen. Dieselbe Frau, die diese Vision hatte, hat noch manch anderes gesehen und geweissagt, was auch eintraf. Dann hat sie aber auch durch andere Weissagungen und Visionen, die nicht eintrafen, unermesslichen Schaden angerichtet. Darunter hatten viele Menschen zu leiden und zum Teil leiden sie noch, sogar sie selbst. Aber, sie weissagt weiter.
Ein anderes Beispiel: Einem jungen Mann wird in einer Pfingstgemeinde durch den Gabendienst der Auftrag erteilt, eine über dreißig Jahre ältere Frau zu heiraten. Weil es ja "der Herr" gesagt hat, tat er es auch. Die Ehe ist sehr unglücklich. Weil er Christ ist, trennt er sich nicht von ihr, sondern sie leben nebeneinander her. Die Frau ist nicht einmal recht gläubig. Nun erkannte er, dass die Botschaft nicht von Gott war, zieht aus dieser Stadt weg und geht wieder in eine andere Pfingstgemeinde. - So fragt man und bekommt Antwort in der Wahl des Ehepartners, des Berufs sowie in allem, was im Leben vorkommt. Es ist so, als ob jemand zu einem Wahrsager oder Kartenleger geht. Man findet sogar Bibelstellen, die einen scheinbar hierzu berechtigen. Aber es ist derselbe Wahrsager- und Hellsehergeist, der dort antwortet, wie auch im Okkultismus.
In der Bibel finden wir Prophezeiungen über das Leben einzelner Menschen entweder vor oder bei der Geburt oder zu einem Zeitpunkt während des Lebens. Beispiele sind: Salomo, Hosia, Jerobeam, Johannes der Täufer, Paulus und andere. Auch Berufungen zu einem besonderen Dienst werden uns berichtet. Sie erfolgten entweder durch Gott selbst oder durch Prophetenmund. So etwas gibt es auch noch heute innerhalb des Gabendienstes. Zu besonderen Anlässen oder auch so bekommt man eine persönliche Botschaft. Etwa zum Geburtstag, zur Taufe, zur Trauung und dergleichen mehr, wird etwas über das weitere Leben gesagt, oder man bekommt einen besonderen Ruf zu einem Amt oder Dienst. Wir Menschen streben ja alle nach der Vollkommenheit, auch in der Gemeinde. Welche Kirche oder Gemeinde oder Gemeindeordnung ist die richtigste? Natürlich möchten wir am liebsten in einer Gemeinde leben, in der absolute Theokratie herrscht. Da gibt es keine Wahl mehr zum Ältesten, Diakon, Pfarrer, Prediger oder zu einem anderen Amt, da bestimmt Gott selbst. Ich kenne Menschen, die warten noch heute auf die Erfüllung ihrer erhaltenen Weissagungen. Sie merken gar nicht, wie sie sich immer mehr von ihrer wirklichen göttlichen Berufung entfernen. Oft erkennt man nicht sofort das Falsche einer solchen Berufung, weil der Berufene natürliche Fähigkeiten hat, ohne geistlich qualifiziert zu sein. Oft ist es tragisch-komisch, andere in ihrer Würde zu sehen, die ihrer Berufung überhaupt nicht gerecht werden können. - Natürlich kann das alles auch in einer Gemeinde ohne Gabendienst durch Wahlen geschehen. Wenn ein großer Teil einer Gemeinde noch nicht geistlich reif ist, können auch hier ungeeignete Menschen zu einem Amt oder Dienst berufen oder gewählt werden. Aber das kann wieder korrigiert werden. Man sagt auch nicht, dass Gott direkt diesen Menschen zu diesem Amt oder Dienst berufen habe.
Wie äußern sich nun die Gaben, von denen ich rede?
1. Durch Stimmen
Durch leise, zarte, lockende, werbende, fordernde, bestimmende, laute, drohende Stimmen, einmal von rechts, ein anderes Mal von links oder auch von innen. Die Stimmen können warnen vor Sünde oder allgemeiner Gefahr, zum Guten leiten, trösten, sie können Bibel- oder Liedverse sagen, allgemeine Ereignisse voraussagen. Sie können aber auch lügen und wirre Aussagen machen. Viele Patienten in Heilanstalten hören solche Stimmen. Das muss nicht immer Besessenheit sein, sondern krankhaft. Eine junge Frau sagte mir, wenn sie ein Buch oder eine Zeitung zur Hand nehme, werde ihr schon vorgelesen, was dort stehe, ehe ihre Augen das Schriftbild erfassen, - Die Stimmen können auch zur Sünde verführen, zum Selbstmord auffordern, zum Bösen anspornen, anklagen, fluchen, lästern. Manche Menschen hören zwei Stimmen, eine gute und eine böse, und wissen nicht, dass es dieselbe Quelle ist. Ich habe Menschen kennen gelernt, die werden auf der einen Seite getröstet, gestärkt, zum Glauben ermuntert, auf der anderen Seite fluchen diese Stimmen, klagen an und fordern sie zum Sündigen auf. Diese Menschen können nicht frei werden, weil sie sich an das scheinbar Gute klammern und nicht erkennen, dass es ein Geist ist, der beides eingibt. - Zu jedem dieser Punkte kann ich Erfahrungen berichten, die oft wie Gruselgeschichten oder wie Märchen klingen. Sie sind aber erlebt und erlitten von Menschen aus Fleisch und Blut.
2. Gesichte, Visionen
Eine echte Vision geschieht plötzlich. Sie macht den Visionär zu einem unbeteiligten Zuschauer, der natürlich von dem Geschauten innerlich erfasst wird. Eine Vision kann aus einem Bild bestehen, zu dem oft noch etwas gesagt wird, oder aus einem Geschehen unterschiedlicher Länge, vergleichbar einem Stumm- oder Tonfilm. In der Regel folgt dieser Schau eine Auslegung. Solche Visionen können geistliche oder natürlich-menschliche Inhalte haben. Es können Jesus- oder Engelerscheinungen sein. Diese Visionen stellen aber auch Themen aus dem menschlichen Leben dar, aus der Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft. Manchmal sind sie gleichnishafter Art. Es gibt auch "unechte" Visionen. Ich setze die Anführungsstriche deshalb, weil sie alle insofern unecht sind, als sie nicht von Gott kommen. Diese "unechten" Visionen entstammen der menschlichen Phantasie. Es gibt Eidetiker, die die Fähigkeit haben, sich etwas so plastisch vorzustellen, als sähen sie ein Bild, ja sogar einen Film. Häufig findet man bei Künstlern diese Begabung. Mir sagte einmal ein Künstler, es kann sein, dass er vor seinem Auge ein Bild sieht. Nach diesem Bild, das er schaut, modellieren seine Hände. Eine Schneiderin sagte mir, dass sie oft ein Kleid vor sich sieht. Nach diesem Bild entwirft sie dann das Kleid auf dem Papier und schneidet es zu. Wenn ich mit Menschen rede, die Visionen habe, erforsche ich zuerst, ob sie Eidetiker sind. Diese sagen natürlich auch, wenn sie Christen sind: "Der Herr oder der Geist zeigt mir...". Die meisten solcher Gabenträger, die die Gabe der Eidetik hatten, konnte ich davon überzeugen, dass es weder der Herr noch ein Geist wäre, der ihnen das gezeigt hätte. Eine "echte" Vision beruht immer auf Eingebung und wird hervorgerufen durch Geister. Sie kommt plötzlich, ohne dass man sich vorher mit diesem Thema oder Gegenstand befasst hat.
Beispiele:
a) Ein Prediger wurde zu einer kranken Frau gerufen, die er nicht kannte. Als er in ihr Zimmer trat, betete er: "Herr Jesus, zeige mir, warum diese Frau krank ist." Für ihn stand es fest, dass ein gläubiger Mensch nur infolge persönlicher Schuld krank sein kann. In einer Vision sah er dann, wie der Mann dieser Frau in das Zimmer trat und eine Lohntüte in der Hand hatte. Die Frau sagte: "Gib die Lohntüte her! Hast du auch nichts herausgenommen?" Auf das "Nein" des Mannes verschwand die Lohntüte unter dem Kopfkissen der Frau. Danach sah er den Sohn in das Zimmer eintreten, auch mit einer Lohntüte in der Hand. Hier geschah dasgleiche wie bei dem Mann. Da "wusste" der Prediger, dass diese Frau aufgrund von Habgier und Herrschsucht krank war. Der Prediger fragte sie: "Schwester, darf ich einmal unter dein Kopfkissen greifen?" Da wurde die Frau ganz aufgeregt und fragte: "Was willst du denn da?" Das Geschaute musste also erst kurz zuvor geschehen sein. Dies war ein typischer Fall von Hellseherei.
b) Derselbe Prediger fragte nach einer Predigt einmal zwei leibliche Schwestern, ob sie den Heiland lieb hätten. Als sie das bejahten, sagte er ihnen: "Der Heiland hat auch euch lieb, denn ich habe einige große und kleine Engel bei euch gesehen." Dass der Heiland diese beiden Frauen lieb hatte, wussten sie selber. Sie waren ja Gotteskinder. Wenn in der Bibel von Engelerscheinungen berichtet wird, ist das verbunden mit einer heiligen Furcht, und es geschah nur in heilsgeschichtlichen Situationen. Dieser Mann sah "so nebenbei" einige große und kleine Engel, ohne dass etwas Besonderes geschah. Das waren Dämonen in Engelsgestalt.
c) Eine Frau betete an ihrem Geburtstag in der Gemeinde und dankte dem Herrn für die Bewahrung im vergangenen Jahr. Weiter bat sie um Führung und Bewahrung für das kommende Jahr. Nach dem Gebet hatte eine andere Frau eine Vision. "Ich sehe die Schwester auf einem Wege. An dem Rand stehen schöne Blumen. Nun soll sie diese Blumen pflücken. Aber sie pflückt nur einzelne davon. Da sehe ich, wie ein Engel kommt und immer wieder auf die Fülle der Blumen hinweist." Dann spricht es aus ihr heraus: "O ich sage dir, mein Kind, sieh auf meine Verheißungen, wie sie in meinem Wort stehen. Nimm alles für dich in Anspruch. O, ich werde dich weiter führen auf deinem Wege, ich werde noch vieles tun, woran du jetzt noch nicht denkst. Ich werde dich weiter befreien und führen nach meiner Weise. Ich sage dir, nach meiner Weise, nicht wie du es willst." - Diese Botschaft trägt offensichtlich okkulte Züge.
d) In einer Gemeinde waren Unstimmigkeiten entstanden. Eines Tages kam der Mitarbeiterkreis zusammen, um mit Gebet und Gespräch alles wieder in Ordnung zu bringen. Plötzlich stand ein älterer und als geistlich anerkannter Herr auf und sagte: "Geschwister, ihr könnt es mir abnehmen oder nicht, aber ich muss euch sagen, was ich sehe. Ich sehe die Sonne am Himmel stehen und links und rechts neben ihr Wolken. Auf der Erde sehe ich ein Haus, das von der Sonne erleuchtet und erwärmt wird. Das ist unsere Gemeinde. Dann schiebt sich eine Wolke vor die Sonne, und in unserer Gemeinde wird es dunkel und kühl. Die Sonne ist die Sonne der Liebe." Dann setzte er sich wieder. - Meine Fragen sind: 1. Was bringt dieses Gesicht für neue Erkenntnisse? Weil es an Liebe mangelte, waren sie ja zusammen gekommen. 2. Welche Hilfe liegt in dieser Vision? Wenn dieser Bruder aufgestanden wäre und hätte gesagt: "Geschwister, ich möchte euch einmal ein Gotteswort vorlesen," und hätte dann 1.Korinther 13 vorgelesen: Die Liebe ist langmütig, freundlich, die Liebe eifert nicht, die Liebe treibt nicht Mutwillen, sie bläht sich nicht auf, sie verhält sich nicht ungehörig, sie sucht nicht das Ihre, sie lässt sich nicht erbittern, sie rechnet das Böse nicht zu, sie freut sich nicht der Ungerechtigkeit, sie freut sich aber der Wahrheit. Sie erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie duldet alles," - und der Heilige Geist hätte dann die Anwesenden überführt, wo sie an der Liebe schuldig geworden waren, und darüber Buße getan hätten, wäre es eine echte Hilfe gewesen. So aber war es zu nichts nütze. Dieser Mann kann ein Eidetiker gewesen sein. Solche nichts oder alles sagenden Visionen und Gaben gibt es oft in der Pfingstbewegung.
3. Weissagung,
Prophetie
Auch hier ist zu unterscheiden zwischen "echter" und "unechter" Weissagung. Die unechte entspringt der eigenen Vernunft. Sie wird meistens durch eine Gefühlsaufwallung oder durch einen Impuls der Seele ausgelöst, seltener durch den Willen. Das ist dann schon bewusste Täuschung. Ich erinnere mich nicht, in meinem Bekanntenkreis Menschen erlebt zu haben, von denen ich annahm, dass sie bewusst etwas Falsches geweissagt hätten. Die meisten waren zutiefst davon überzeugt, dass es der Heilige Geist war, der aus ihnen redete. Aber auch Menschen, die durch die Seele oder durch den Willen zum Weissagen angeregt werden, geraten bald unter einen Zwang, so dass sie reden müssen. Dadurch glauben sie selbst, es sei eine echte Inspiration. Ich glaube nicht, dass der Heilige Geist es sich gefallen lässt, wenn Menschen sagen: „So spricht der Herr!“ oder: „So spricht der Geist!“, so, als ob der Herr Jesus oder der Heilige Geist direkt aus diesen Menschen heraus reden würde! Oder, wenn Menschen vorgeben, unter direkter Inspiration zu reden, obwohl es doch nicht so ist. Finstere Mächte in Lichtgestalt gewinnen dann Macht über sie, auch, wenn es Christen sind.
In unserer Gemeinde war ein Ehepaar, und beide hatten Gaben. In einer Unterredung wies ich sie auf alle falschen Gaben hin, die sie in der Gemeinde abgegeben hatten, und verbot ihnen, weiter in der Gemeinde ihre Gaben zu betätigen. In einer Abendmahlsversammlung wurde eine Schwester in besonderer Weise gesegnet und lobte den Herrn und dankte ihm. Dann stand jener Bruder auf und sagte, dass es ihm wohl verboten sei, in der Gemeinde zu weissagen, " ... aber der Geist drängt mich, etwas zu sagen." Zu der Frau sagte er etwa: "Weil du geglaubt hast, mein Kind, darum habe ich dich gesegnet, ... usw." Ich habe ihm später gesagt: "Was du dort gesagt hast, war gewiss nicht der Heilige Geist. Einmal wusste die Frau, dass sie gesegnet war. Das brauchtest du ihr gar nicht zu sagen. Zum anderen zwingt der Heilige Geist nicht, etwas zu tun, was man nicht will." Aber dieser Mann hatte keine Kontrolle mehr über sich selbst.
Weissagung ist Inspiration, Eingebung. Wille und Vernunft sind dabei nicht völlig ausgeschaltet und greifen in seltenen Fällen sogar in den Verlauf der Inspiration ein, sie ändernd oder abbrechend. In der Regel aber sind sie nur Beobachter. Das Wesen und der Wert der Weissagung in vielen Kreisen besteht darin, dass angeblich der Herr Jesus oder Gott, der Vater, oder der Heilige Geist in der Ichform aus den Menschen reden. Darum wird dem Gesagten Absolutheitsanspsruch beigemessen. In anderen Kreisen vermeidet man die Formel: "So spricht der Herr", ist aber nicht weniger davon überzeugt, dass es so ist. Weil aber doch schon den meisten Pfingstpredigern und vielen Mitgliedern von Pfingstgemeinden inzwischen klargeworden ist, wie viel Falsches schon nach ihrer Erkenntnis in dieser Ichform geredet wird, sprechen sie offiziell vom Prüfen dieser Aussagen. Damit werten sie faktisch die Autorität dieser "Ich, Jesus"- oder "Ich, euer Vater"- oder "Ich, Heiliger Geist" - Rede ab. In der Praxis aber nehmen sie fast alles an, ohne zu prüfen. Dadurch kommen sie immer mehr in einen Lügennebel, der nach und nach auch noch den letzten Rest des Unterscheidungsvermögens verdunkelt. Man sagt in der Pfingstbewegung, dass die Gaben nicht
überbewertet werden dürfen, alles müsse anhand der Bibel geprüft und das Wort eines Propheten nicht über das geschriebene Wort der Schrift gestellt werden. Sie sagen aber: "So spricht der Herr," "so spricht der Geist", "Ich, Jesus sage euch", usw. Wie wird der Name des Herrn durch die gelästert und missbraucht, die sich seine Knechte und Mägde nennen! Welch frevelhaftes Spiel treiben sie mit dem Wort Gottes! Denn wenn "der Herr spricht", dann meint das doch Wort Gottes.
Weil aber nun jeder Prophet weiß, dass seine Aussagen auch "falsch" sein können, (Anführungsstriche darum, weil sie in Wirklichkeit immer falsch sind) und geprüft werden, wird nun seine Vernunft mehr aktiviert. Darum halten sich die Weissagungen, Visionen, Botschaften, Auslegungen von Zungen und Gesichten bei intelligenten und sonst einigermaßen geistlichen Gabenträgern auch meist in den Grenzen der dort allgemein anerkannten Erkenntnis. In der Anfangszeit der Pfingstbewegung sprachen die Gabenträger meist aus, was ihnen eingegeben wurde, ohne es durch die Kontrolle der Vernunft gehen zu lassen. Da sind oft dumme, falsche, ja böse Aussagen gemacht worden. Das passiert auch noch heute bei jungen Christen, die Gaben erhalten und noch nicht theologisch geschult sind. O, welch eine Tiefe der Verblendung! Man gibt sich, als rede Gott unmittelbar durch einen, entwertet aber dieses sogenannte Gotteswort, indem man es offiziell selber infrage stellt und der Prüfung durch unvollkommene Menschen anheimstellt. Man ist aber beleidigt und wehrt sich erbittert, wenn es wirklich bezweifelt wird. Ich kann es einfach nicht glauben, dass der Heilige Geist, der Geist der Wahrheit, diese Menschen nie in ihrem Herzen und Gewissen dieser widersinnigen und frevelhaften Handlungsweise überführt hat. Wo sie offensichtlich von Falschem überführt werden, verstecken sie sich hinter der vermeintlich biblisch begründeten Möglichkeit, etwas Falsches als Ausspruch Gottes sagen zu dürfen und wälzen die Last der Verantwortung zuerst auf den Heiligen Geist, der ja unvollkommene, stückweise Gaben gibt. Dann machen sie auch noch die Gemeinde dafür verantwortlich, die ja zu prüfen hat.
Es gibt auch Gabenträger, die nicht einmal die Möglichkeit einräumen, irgendwann etwas Falsches gehört, gesehen oder gesagt zu haben. Ich sagte einmal einem anerkannten Prediger, Leiter eines Pfingstwerkes "Lieber Bruder, wenn du deine Botschaften abgibst, dann fehlt noch immer ein Wort." Erstaunt fragte er: "Welches?" Darauf sagte ich ihm: "Dein Name. Wenn du sagst: ´So sprich der Herr´, dann musst du deinen Namen sagen, sonst könnte man denken, es wäre der Herr Jesus, der aus dir reden würde. Der ist es aber keinesfalls." Daraufhin sprang er auf und rief: "Wenn ich wüsste, dass ich auch je nur ein Wort gesagt hätte, das mir der Heilige Geist nicht eingegeben hat, würde ich Buße tun in Sack und Asche!" Sein Sohn saß dabei, selbst auch ein Prophet, und sagte nur: "Na, na." Am nächsten Tag sagte ihm ein Pfingstler, Leiter eines Glaubenshauses, dass seine Botschaft, die er abgegeben hatte, falsch wäre. Doch auch das nahm er nicht an. Selbst einer seiner Mitarbeiter sagte mir, dass man seine Botschaften, die er unter Inspiration sagt, nicht so ernst nehmen dürfe. - Richtig überzeugt von der Echtheit einer Gabe ist jeder anerkannte Gabenträger nur von der eigenen. Es ist schon eine große Tragik, von der leider die wenigsten Mitglieder einer Pfingstgemeinde etwas ahnen.
Während einer Abendmahlsfeier sieht eine Frau in einer Vision Jesus mit der Dornenkrone und den Wundmalen in den Händen. An den Dornenspitzen hängen Blutströpfchen, und ein wunderbares Licht geht von ihm aus. Dann sieht sie, wie Blutströpfchen auf die Herzen der unten sitzenden Gemeindeglieder herunterfallen. Wohin dann ein solches Blutströpfchen fiel, wurde es weiß. Dann sagte sie etwa: "Und nun spricht der Herr: Meine Kinder, seht die Zeichen meiner Liebe. Was hat es mich gekostet, euch zu erlösen. Wie liebe ich euch. Ich bin euer Heiland, euer Erlöser. Ich gab mein Leben für euch, gebt ihr auch euer Leben mir. Liebet mich und vertrauet mir. Preist und lobt mich! Seht die Kraft meines Blutes. Das ist der Weg, auf dem eure Herzen rein werden. Spricht der Herr." - Die Reaktion war gewaltig. Die Gemeinde lobte, pries und betete an den, der durch die Frau zu ihnen geredet hatte. Das aber war nicht der Herr Jesus Christus, sondern ein Satansengel in Lichtgestalt. Verstehen wir das Ungeheuerliche? Wenn in einer Pfingstgemeinde der "Herr" in einer Prophetie, Vision oder Zungenrede mit Auslegung zu der Gemeinde redet, gehört es sich doch, dass die Gemeinde darauf antwortet. Sie nennt den, der durch die Gabenträger, sprich Medien, zu ihnen redet, Jesus, ja "Herr" Jesus. Doch ist es ein falscher Geist, ein anderer Jesus. Das ist Teufelsanbetung. Natürlich wissen und wollen sie das nicht. Sie würden sich lieber die Zunge abbeißen, als solches bewusst zu tun. - Aber, sie tun es.
Jene Dame hatte noch mehrere Visionen und Weissagungen in der Gemeinde. Doch weil sie mir zu unnüchtern erschienen, betete ich zu Hause. „Lieber Herr Jesus, wenn es Dein Heiliger Geist ist, der diese Gaben eingibt, dann bestätige sie. Ist es aber ein falscher Geist, dann zwinge diesen bitte, sich so kund zu tun, dass man ihn über die Vernunft erkennen kann.“ Der Herr erhörte mein Gebet, und ihre Visionen und Weissagungen wurden so verworren, dass andere Gemeindeglieder mich fragten, ob das noch richtig wäre. Daraufhin besuchte ich sie und erfuhr, dass sie ihre ´Gaben´ empfangen hatte während eines gemeinsamen Gebetes mit anderen ´Gabenträgern´, die ihre Gaben auch wieder empfangen hatten durch andere Gabenträger, von denen ich wusste, dass sie nicht echt waren. Als ich jener Dame dann ihre letzte Weissagung vorlas, erkannte sie selbst, dass das nicht richtig war. Wir beteten dann gemeinsam um Befreiung, und ich gebot dem Geist im Namen Jesu, von ihr zu weichen. Sie hatte in Zukunft nie wieder eine Vision oder Weissagung.
Als Israel aus Ägypten ausgezogen war, kamen sie an den Berg Horeb. Mose ging auf den Berg und empfing das Gesetz. Da wurde es dem Volk zu lang, und es sprach zu Aaron: "Auf, mach uns einen Gott, der vor uns hergeht, denn wir wissen nicht, was diesem Mann Mose widerfahren ist, der uns aus Ägyptenland geführt hat." Aaron machte das Stierbild und ließ ausrufen: "Morgen ist des HErrn Fest!" "Morgen ist Jahve´s Fest!" (2 Mose 32,1-5). Das Volk wollte nicht von Jahve weg, und doch trieb es Götzendienst. Als die Israeliten am nächsten Morgen Brandopfer und Lobopfer darbrachten, nannten sie das Stierbild Jahve, und beteten doch die Dämonen an. So scheint es mir auch in der Pfingstbewegung zu sein. Die Israeliten wollten einen sichtbaren Gott, obwohl sich Gott ihnen durch viele Zeichen kundgetan hatte. In der Pfingst- und charismatischen Bewegung will man auch etwas Sichtbares und Hörbares. Gottes Wort allein genügt nicht mehr. Die Israeliten wollten etwas für ihren Leib. "... Danach setzte sich das Volk um zu essen und zu trinken, und sie standen auf, um ihre Lust zu treiben." 2.Mose 32,6b. In der Pfingst- und charismatischen Bewegung will man auch etwas für die Seele und den Leib. Hochgefühle bis zur Ekstase, Durchströmungen, oft spürbar wie ein elektrischer Strom. Sie suchen Kraftmitteilungen, die manche zu Boden werfen, Glücksgefühle, die Gläubige zum Tanzen bringen, usw.
In 2. Korinther 11, 2-4 schreibt der Apostel Paulus; "Denn ich eifere um euch mit göttlichem Eifer, denn ich habe euch verlobt einem einzigen Mann, dass ich Christus eine reine Jungfrau zuführte. Ich fürchte aber, dass, wie die Schlange Eva verführte mit ihrer List, so auch eure Gedanken verkehrt werden, weg von der Lauterkeit und Einfalt gegenüber Christus. Denn wenn einer zu euch kommt und einen anderen Jesus predigt, den wir nicht gepredigt haben, oder ihr einen anderen Geist empfanget, den ihr nicht empfangen habt, oder ein anderes Evangelium, das ihr nicht angenommen habt, so ertragt ihr das recht gern. "-
Dreierlei wird hier ausgesagt:
1. Es gibt einen anderen Jesus. Der ist ein Satansengel. Dieser andere Jesus kann in der Gemeinde gepredigt werden. Weil der Glaube aus der Predigt kommt, besteht also die Gefahr, dass Menschen, die dem Herrn Jesus Christus gehören, an solche wurde dieser Brief ja geschrieben, später an einen falschen Jesus glauben, ihm dienen und ihn anbeten.
2. Gotteskinder, wiedergeboren aus Wasser und Geist, können später noch einen anderen Geist empfangen. Dieser andere Geist ist ein Lügengeist. Er verherrlicht den anderen Jesus und wirkt lügenhafte Gaben und Kräfte.
3. Es gibt ein anderes Evangelium. Es lautet ähnlich wie das wahre Evangelium, geht aber an seinem Inhalt vorbei, nämlich an der Person und an dem Erlösungswerk Jesu Christi. Siehe oben: "Ein anderes Evangelium".
Darum muss mit aller Klarheit gesagt werden, dass die Geister, die sich in der Pfingst- und charismatischen Bewegung durch den Gabendienst kundtun, Satansgeister in Lichtgestalt sind, auch wenn sie die Sprache der Bibel reden, Tatsachen offenbaren und die Zukunft vorhersagen. Das hatten auch die Brüder erkannt, als sie am 15. September 1909 die sogenannte Berliner Erklärung verfassten und veröffentlichten. Daraus zitiere ich:
Die unterzeichneten Brüder erheben warnend ihre Stimme gegen die sogenannte Pfingstbewegung.
1.) Wir sind nach ernster gemeinsamer Prüfung eines umfangreichen und zuverlässigen Materials vor dem Herrn zu folgendem Ergebnis gekommen:
a) Die Bewegung steht in untrennbarem Zusammenhang mit der Bewegung von Los Angeles, Christiania, Hamburg, Kassel, Großalmerode. Die Versuche, diesen Zusammenhang zu leugnen, scheitern an den vorliegenden Tatsachen.
b) Die sogenannte Pfingstbewegung ist nicht von oben, sondern von unten. Sie hat viele Erscheinungen mit dem Spiritismus gemein. Es wirken in ihr Dämonen, welche, von Satan mit List geleitet, Lüge und Wahrheit vermengen, um die Kinder Gottes zu verführen. In vielen Fällen haben sich die sogenannten Geistbegabten nachträglich als besessen erwiesen.
c) An der Überzeugung, dass diese Bewegung von unten her ist, kann uns die persönliche Treue und Hingabe einzelner führender Geschwister nicht irre machen, auch nicht die Heilungen, Zungen, Weissagungen usw., von denen die Bewegung begleitet ist. Schon oft sind solche Zeichen mit ähnlichen Bewegungen verbunden gewesen, z.B. mit dem Irvingianismus, ja selbst mit der Christlichen Wissenschaft und dem Spiritismus.
d) Der Geist in dieser Bewegung bringt geistige und körperliche Machtwirkungen hervor. Und dennoch ist es ein falscher Geist. Er hat sich als ein solcher entlarvt. Die hässlichen Erscheinungen wie Hinstürzen, Gesichtszuckungen, Zittern, Schreien, widerliches lautes Lachen usw. treten auch diesmal in Versammlungen auf. Wir lassen dahingestellt, wie viel davon dämonisch, wie viel hysterisch oder seelisch ist, gottgewirkt sind solche Erscheinungen nicht.
e) Der Geist dieser Bewegung führt sich durch das Wort Gottes ein, drängt es aber in den Hintergrund durch sogenannte Weissagungen (vergl.. 2. Chron.. 18,18-22). Überhaupt liegt in diesen Weissagungen eine große Gefahr. Nicht nur haben sich in ihnen handgreifliche Widersprüche herausgestellt, sondern sie bringen da und dort Brüder und ihre ganze Arbeit in sklavische Abhängigkeit von diesen Botschaften. In der Art ihrer Übermittlung gleichen die letzteren den Botschaften spiritistischer Medien. Die Übermittler sind meist Frauen. Das hat an verschiedenen Punkten der Bewegung dahin geführt, dass entgegen den klaren Weisungen der Schrift Frauen, ja sogar junge Mädchen leitend im Mittelpunkt der Arbeit stehen.
2.) Eine derartige Bewegung als von Gott geschenkt anzuerkennen, ist uns unmöglich. Es ist natürlich nicht ausgeschlossen, dass in den Versammlungen die Verkündigung des Wortes Gottes durch die demselben innewohnende Kraft Früchte bringt. Unerfahrene Geschwister ließen sich durch solche Segnungen des Wortes Gottes täuschen. Diese ändern aber an dem Lügencharakter dieser Bewegung nichts. Vergl.. 2.Korinther 11,3-4 und 14. - So weit die Berliner Erklärung.
Ein Drittel der beigefügten Unterschriften stammten von Vertretern der evangelischen Allianz, aus Kirchen und Freikirchen, die anderen aus der Gemeinschaftsbewegung. Schon immer lief die Pfingstbewegung Sturm gegen diese Berliner Erklärung. Wir sehen, dass dieser Geist der Lüge auch in Kreisen echter Christen Einzug hält und ihre Herzen und Gewissen verwirrt.
4. Verschiedene Kundgebungen
Haben diese verführerischen Geister in diesen Bewegungen erst einmal Fuß gefasst, verwundert es nicht, dass sie sich häufig in konfessioneller, altgewohnter Weise kundtun, so wie bei Ungläubigen auch. Dazu gehören:
a) Träume haben und sie deuten
b) Wahrträume haben
c) Zeichendeuterei
Als eine wichtige Gabe wird die Unterscheidung bezeichnet. Aber auch hier ergeben sich Probleme. Wer garantiert denn, dass der, der behauptet, diese Gabe zu besitzen, sie auch wirklich besitzt? oder dass er in dem Augenblick, in dem er sie betätigt, auch "im Geist" ist? Ich habe erlebt, wie solche Menschen sich gegenseitig beschuldigten, die Gabe des anderen wäre falsch. Sie berufen sich dabei auf die Stelle in 1. Korinther 14,29: "Propheten sollen reden zwei oder drei, und die anderen sollen urteilen." - Nun nimmt man an, weil ein an und für sich echter Prophet auch einmal etwas Falsches sagen könnte, sollen die anderen ihn überprüfen. Ein Kriterium ist, dass das Gesagte oder Geschaute mit ihrer Bibelerkenntnis übereinstimmt. Weiter besteht nach Meinung der Pfingstler die Möglichkeit, dass ein Prophet, der "im Geist" begonnen hat, dann aber, als der Geist aufhörte, nicht in der inneren Stille gewesen sei, das zu merken, und im eigenen Geist weitergeredet habe. Weil ein Prophet im allgemeinen die Sprache der Bibel spricht, fällt es ihm auch nicht schwer fortzufahren. Nun sei es die Aufgabe der Prüfer herauszufinden, was von dem Heiligen Geist oder was von dem Propheten selber stamme. Auch hier gehen die Meinungen oft auseinander. Meint 1.Korinther 14,29 ein solches Prüfen? In 1.Korinther 12,1-3 steht nach dem revidierten Luthertext von 1984: "Über die Gaben des Geistes aber will ich euch, liebe Brüder, nicht in Unwissenheit lassen. Ihr wisst, als ihr Heiden wart, zog es euch mit Macht zu den stummen Götzen. Darum tue ich euch kund, dass niemand Jesus verflucht, der durch den Geist Gottes redet, und niemand kann Jesus den Herrn nennen, außer durch den Heiligen Geist." - In Vers 1 steht aber im Griechischen Text nicht: "Über die Gaben des Geistes", sondern nur: "Über die Geistlichen will ich euch nicht ohne Erkenntnis lassen." Dieses "geistlichen" kann sächlich sein, dann meint es die Gaben des Geistes. Es kann aber auch männlich sein. Dann meint es Menschen, die geistlich oder geisterfüllt sind. Was Paulus meinte, kann nur aus dem Zusammenhang erkannt werden. Vers 3 gibt die Antwort. Hier soll geprüft werden, durch welchen Geist geleitet Menschen reden. Es geht also um geistbewegte Menschen. Die Frage ist nur, durch welchen Geist sie bewegt werden. Darüber will Paulus die Korinther nicht ohne Erkenntnis lassen und gibt ihnen dazu ein Unterscheidungsmerkmal. Deshalb verstehe ich Vers 1: Über die geistlichen oder geistbegabten oder geisterfüllten Menschen will ich euch nicht ohne Erkenntnis lassen. - So sagen das auch andere Bibelübersetzungen in der Anmerkung. Die revidierte Elberfelder Übersetzung setzt das Wort "Gaben" in Klammern. Bruns merkt an: Oder "Geistesmenschen". Menge sagt in der Fußnote "A.Ü..: über die Geistesmenschen (-die mit göttlichem Geist Begabten). - Heute gibt es nur eine Möglichkeit der Geisterprüfung, nämlich vom Wort Gottes her.
Wir finden in der Bibel keinen Propheten, der einmal echt und ein anderes Mal unecht war, der einmal richtig und ein anderes Mal falsch weissagte. Entweder war er ein wahrer Prophet Gottes, dann war er es immer, oder er war kein Prophet Gottes, dann war er es nie. Ich erwähnte schon jenen alten Propheten in 1.Könige 13. Der hatte nicht falsch geweissagt, sondern er log bewusst. Auch das Beispiel Nathans, des Propheten in 1.Chronika 17 ist bezeichnend. In Vers 2 sagt er zu David aus seinem eigenen Herzen: "Alles, was in deinem Herzen ist, das tu. Gott ist mit dir." Weil Nathan aber ein wahrer Prophet Gottes war, korrigierte ihn Gott noch in derselben Nacht, und Nathan muss zurück zu David um ihm Gottes Wort zu sagen. Selbst Bileam hatte nicht falsch geweissagt. Nachdem er seine prophetischen Reden vollendet hatte, "...machte er sich auf und zog hin und kam wieder in sein Land." (4.Mose 24,45) Danach kam er wieder zurück und wurde dann mit den Midianitern getötet (4.Mose 31.8), weil er bewusst seinen bösen Rat gegeben hatte. (4.Mose 31,16) So war das auch im Neuen Testament. Wir lesen von falschen Propheten, die ihre falschen Lehren durch falsche Prophetien untermauern wollten. Die Gabe der Geisterunterscheidung war nun dazu da, solche Leute offenbar zu machen. Darum halte ich es für absurd, die einzelnen Aussagen und Offenbarungen neuzeitlicher Propheten zu zerlegen um herauszufinden, was daran richtig oder falsch ist. Ich wage zu sagen, dass sie alle falsch sind.
Beschäftigen wir uns näher mit dem Prüfen. Man sagt, dass alles anhand der Schrift geprüft und alles mit der Bibel übereinstimmen muss. Doch vieles kann man gar nicht durch die Bibel prüfen, besonders wenn es sich um sogenannte Botschaften persönlicher Art handelt, um persönliche Aufträge oder um kurzfristige Vorhersagen. Außerdem spricht sowohl Satan die Sprache Kanaans als auch jeder geistlich gereifte Christ. Es bleibt dabei, um das zu sagen, was in der Bibel steht, braucht Gott keine außersinnlichen Geistesgaben, sondern er erleuchtet durch seinen Geist unseren Geist, damit wir sein Wort verstehen.
Ein gutes Beispiel berichtet Richard Ising: Prediger Johannes Seitz, Teichwolframsdorf, erlebte in der Schweiz folgendes: Ich erhielt aus der Schweiz von einem Pfarrer einen Brief mit der Bitte, ihn zu besuchen. Er schrieb: Bei uns ist der Heilige Geist eingezogen. Meine Schwester redet in Zungen und hat die Gabe der Weissagung. Täglich kommen Menschen zum Glauben. Darauf schrieb ich ihm, er möge vorsichtig sein, denn unter einhundert Fällen sind neunundneunzig solcher Dinge vom Teufel bewirkt. Darauf erhielt ich die Antwort, ich hätte mich am Heiligen Geist versündigt und müsse jetzt kommen, um den Geist zu prüfen. Daraufhin fuhr ich in die Schweiz. In der Abendstunde kam die Schwester in weißem Gewand in das Zimmer zu mir und dem Pfarrer. Der Geist sprach aus ihr: Ich bin gesandt von den himmlischen Höhen, auch euch das Evangelium, die frohe Botschaft von Jesus Christus zu verkündigen. Ich fragte: Woher kommst du? Antwort: Aus dem Himmel. Ich fragte: Hast du uns etwas anderes zu bringen, als was in der Bibel steht? Wisse, wir nehmen nichts an, was nicht in der Bibel steht. Der Geist aus der Dame: Ich bringe euch nur das, was in der Bibel steht. Da sagte ich: Dann bist du nicht von Gott, sondern vom Teufel. Der Pfarrer erschrak und sagte: Bruder Seitz, du versündigst dich. Ich gab ihm zur Antwort: Du bist Theologe und weißt nicht, nirgends in der Bibel steht, dass Gott Geister fürs Evangelium schickt. Das ist unsere Aufgabe. Wir staubgeborenen Menschen sind dazu berufen, das Evangelium zu verkündigen. Dafür schickt Gott keine Geister. Du hast mich gebeten zu kommen, um den Geist nach dem Wort Gottes zu prüfen. Lass uns niederknien und den Herrn bitten, uns Klarheit zu schenken. Wir knieten nieder und beteten. Nach längerem Gebet riss der Geist die Dame hoch und rief: Verflucht ist Jesus Christus! Ich bin verraten. Die mit diesem "Heiligen Geist" begnadete Schwester ist nach ernsthaftem Gebetsringen von ihrer Besessenheit befreit worden. - ("Kräftige Irrtümer" auf den Seiten 90 - 91)
Jene Dame hatte sich völlig den Geistern überlassen und redete, ohne ihre Vernunft einzuschalten. Ich habe Kundgebungen erlebt, die im Grunde genau so primitiv waren, und das von Männern und Frauen, sogar von Predigern. Nur die Geister stellen sich nicht mehr als Engel vor, sondern als Gott oder Jesus selbst. Die Bekehrungen, von denen hier die Rede war, waren also klare Bekehrungen zu einem anderen Jesus. Wir wollen auch beachten, dass es der Geist war, der aus der Dame rief: Verflucht ist Jesus Christus! Die Dame selbst hätte das nie gesagt, und der Geist musste dazu erst gezwungen werden. So wird auch kein Pfingstler. der Gaben hat, aus sich selber so etwas sagen.
Das hier Beschriebene ist wohl den meisten Christen fremd, weil sie nicht in der Pfingstbewegung gewesen sind. Wer zuerst von dem Gabendienst hört oder mit solchen Menschen in Berührung kommt, kann sich nicht vorstellen, was in der Praxis alles passiert. Auch ein Christ, der erst seit kurzem Gaben erhalten hat, ahnt nicht, welchem Lügengeist er zum Opfer gefallen ist. Ich habe mit vielen Gabenträgern, Propheten, Predigern und Leitern pfingstlicher Werke gesprochen. Sie wissen nicht nur, wie viel Falsches es im Gabendienst gibt, sondern oft genug traut einer dem anderen nicht. Wie schon gesagt, richtig überzeugt von der Echtheit einer Gabe sind die meisten nur bei ihren eigenen.
Wenn jemand die von mir vorgetragene biblische Begründung nicht akzeptieren will, muss ihm doch begreiflich sein: Wenn führende Pfingstler selbst in ihrem vernebelten Zustand erkennen und zugeben, dass der größte Teil aller "Geistkundgebungen" falsch ist, dann ist es einer Lästerung gleich anzunehmen, dass der Heilige Geist in diesem Mischmasch von Licht und Finsternis, von Lüge und Wahrheit, von Kundgebungen Satans und des Heiligen Geistes überhaupt noch mitmische. Seine Kundgebungen unterschieden sich dann ja in nichts von denen Satans. Ich habe erlebt, wie Pfingstprediger sich stritten, indem der eine sagte: "Das ist echt", der andere: "Das ist unecht". Wenn schon Experten nicht unterscheiden können, wie sollen dann die einfachen Gläubigen durchfinden? Auch junge charismatische Kreise, in denen zuerst nach ihrer Meinung noch alles gut geht, werden über kurz oder lang in das gleiche Dilemma hineinkommen. Nein, niemals würde der Heilige Geist da mitmachen! Tragisch ist für mich, dass selbst Johannes Seitz, der jene Dame prüfte, gesagt hat: "Von Einhundert Fällen sind neunundneunzig falsch." Wie will er oder wie will ein anderer den einen echten Fall herausfinden? Nein, alles ist falsch!
Wir fragen noch einmal: Worin unterscheiden sich die neuzeitlichen Propheten von den Propheten der Bibel?
I.)
Sie reden als Medien. Aus ihnen redet angeblich Jesus oder der Geist oder Gott in der ersten Person. So etwas gibt es nur im Spiritismus oder in anderen Religionen. So etwas gibt es aber auch bei Dr. Clara Schlink: "Im Neuen Testament geschieht die Weissagung als eingegebene Rede, als Rede in göttlicher Inspiration. Manchmal auch so, dass dem mit Weissagung Begnadeten die Worte des erhöhten Herrn unmittelbar in den Mund gelegt werden, wie den Propheten des Alten Bundes. "Ich lege meine Worte in deinen Mund." (Jeremia 1,9) Von solchen Worten heißt es: "Das sagt der Sohn Gottes, der Augen hat wie Feuerflammen, und seine Füße sind gleich wie Messing. Ich weiß deine Werke und deine Liebe und deinen Dienst, aber, ich habe wider dich...." Offb.2,18-20. So spricht also Jesus, der erhöhte Herr, selbst mit seiner Gemeinde gewaltige Worte, die Johannes eingegeben sind, die er durch die Gnadengabe der Weissagung in den Sendschreiben an die kleinasiatischen Gemeinden auszurichten hat. Im prophetischen Wort ist Jesus wirklich da. Er ist bei den Seinen, nachdem er gen Himmel gefahren ist. Er ist gegenwärtig und redet durch den Heiligen Geist, den er verheißen hat, in erster Person. Es ist wahrscheinlich, dass auch das Johannesevangelium, wenn es vom Geist spricht, der nach der Hinwegnahme Jesu kommen soll, an den prophetisch sich bekundenden Geist denkt, der fast so gegenständlich spricht in der Gemeinde, wie der fleischgewordene Herr selbst. Insofern sollen die Jünger nicht Waisen gelassen werden. Das Hereinreden Jesu durch den Geist von oben wird ersetzen, was durch seinen Heimgang zum Vater verloren war. Darum wird alle Prophetie im Neuen Bund innerlich übereinstimmen mit dem Zeugnis Jesu und seiner Apostel. "Aus dem Meinigen wird er es nehmen", (Joh.16,14). "Das Zeugnis Jesu aber ist der Geist der Weissagung" (Offb.19,20) heißt es deshalb. Was Jesus in seinem Herzen bewegt, das will er durch den Heiligen Geist auf Erden in seiner Gemeinde kundmachen. (Joh.16,13-14). So ist die Weissagung der Ausdruck des Herzens Jesu in der Gemeinde, seinem geistlichen Leibe, Ausdruck seiner Leiden, seiner Freude, seiner Sehnsucht, seiner Tröstungen. ("Wo der Geist weht" auf den Seiten 54- 55.)
Dazu einige Anmerkungen:
a) Wenn Dr. Clara Schlink das hier Gesagte für die Schrift des Neuen Testaments meint, ist es richtig. Aber offensichtlich will sie es für die ganze Zeit des Neuen Bundes verstehen, also auch für den prophetischen Dienst heute.
Was der Herr Jesus in seinem Herzen bewegt, das hat er uns in seinem Wort mitteilen lassen, und das in einer Art, wie es heute nie ein Mensch aussagen könnte. Wir brauchen keine neuen Prophetien oder Weissagungen, um zu erfahren, was der Herr Jesus empfindet oder denkt.
b) Der Apostel Johannes sah auf Patmos den Herrn Jesus und hörte, was er redete. Dieses Gesehene und Gehörte schrieb er dann auf und sandte es an die Gemeinden. Er hat das nicht so weitergegeben, als wäre das aus ihm selber herausgesprochen. So auch im Alten Bund. Wenn Gott zu Jeremia sagte: "Ich lege meine Worte in deinen Mund", dann lesen wir davor, dass Gott zu ihm geredet hat. Jeremia hat dann das gehörte Wort weitergesagt. Aber auch nicht so, als hätte Gott direkt aus ihm geredet, wie durch ein Medium. Clara Schlink sagt, "..der redet durch den Heiligen Geist, den er verheißen hat, in erster Person." Wir erkannten, das geschieht nur bei Spiritisten. Nach Clara Schlink wird also das gesprochene Wort eines neuzeitlichen Propheten oder einer Prophetin dem geschriebenen Wort der Bibel gleichgestellt. Der Titel "Wo der Geist weht", meint also offensichtlich einen anderen Geist.
c) "Im prophetischen Wort ist Jesus wirklich da. Er ist gegenwärtig, er redet durch den Heiligen Geist, den er verheißen hat, in erster Person." Soweit Clara Schlink. Wer je das Durcheinander von feiner und grober Lüge, das Nichts- und Allessagende in der Pfingst- und charismatischen Bewegung erlebt hat, der kann es nur als Lästerung empfinden, dass Jesus darin wirklich da sein soll und fast so gegenständlich spricht, wie der fleischgewordene Herr selbst. Der sich da bezeugende Jesus ist niemals der Jesus der Bibel, wenn auch hier vom erhöhten Herrn, Sohn Gottes usw. geredet wird. Darum kann Dr. Clara Schlink auch nur einen anderen Jesus meinen.
Wir lesen weiter: "So ist die Geschichte der Missionsreisen des Paulus und wohl auch später die Geschichte der Mission durch solch unmittelbares Eingreifen des Heiligen Geistes gelenkt. Bis in alle Einzelheiten gibt er Anweisungen, was zu tun und was zu lassen ist." (Seite 51)
Wir sahen zuvor, dass so der Heilige Geist eben nicht gewirkt hat und nicht wirkt. Aus dem Wunsch heraus, bis in alle Einzelheiten geführt zu werden, haben sich viele Christen den falschen Geistern geöffnet.
II.)
Die meisten neuzeitlichen "Propheten" wissen hinterher kaum noch, was sie geredet haben. Die biblischen Propheten aber konnten lange Reden hinterher noch wiederholen.
III.)
Das meiste, was die neuzeitlichen Propheten reden, ist so nichtssagend oder allessagend, dass es eine Zumutung ist, solches dem Heiligen Geist zuzuschreiben.
IV.)
Die Propheten, die die Formulierung "So spricht der Herr" nicht benutzen und nicht in der ersten Person reden, sind unter dem Einfluss desselben Geistes. Die Bilder, die sie sehen und die Worte, die sie sprechen, fließen aus derselben falschen Quelle. Alles, was im Vorhergehenden über Prophetie gesagt wurde, gilt auch hier, wenn die Darbietungsform auch anders ist.
V.)
Es spielt keine Rolle, wie diese "Gaben" dargebracht werden, nüchtern oder ekstatisch, leise oder laut. Es ist immer derselbe Geist, der sie eingibt.
VI.)
Es ist auch gleich, ob diese Gaben der Prophetie durch eine sogenannte Geistestaufe empfangen oder durch irgendwelche Techniken bezw. Übungen geweckt werden. Solche Techniken sind: Handauflegung, Wartestunden, Loben und Danken, Bitten und dann Glauben, viel und laut Halleluja-sagen, sich öffnen, fallenlassen, den Verstand ausschalten, entspannen, aus- und einatmen, Zungenreden vor- und nachsagen usw. Wartestunden sind Zusammenkünfte, in denen eine Gruppe auf eine besondere Ausgießung des Heiligen Geistes mit erfahrbaren Begleiterscheinungen wartet. Andere nennen diese Zeiten Einkehrstunden. Oft sind sie mit Fasten verbunden. Solche Erfahrungen können sein: Kraftdurchströmungen, Erfüllung mit Freude bis zur Ekstase, tiefe Buße, Empfang und Betätigung von besonderen Geistesgaben. In der Regel sind in einer solchen Gruppe einige Geistgetaufte und Gabenträger, die Geistestaufe und Gaben vermitteln sollen. Hier werden die verschiedensten Übungen angewandt. Dabei kann es leise zugehen, aber auch sehr laut. Wir müssen wissen, dass auch Satan angenehme Gefühle hervorbringen kann, Glücksgefühle, Freude oder Friede. Das Merkzeichen ist nur, ob unser Handeln und unsere Lehre in Übereinstimmung mit dem Wort Gottes sind.
Gottes Wort sagt: Wenn das Vollkommene, Vollständige, Vollzählige, Endgültige, Ganze gekommen ist, hört das Stückwerk, das Unvollständige, das Teilweise auf.
Dank sei Gott für sein vollkommenes Wort!
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Ich weiß nicht, ob Sie mit diesem Problemkreis schon vertraut sind, innigen Kontakt mit Menschen gehabt haben, die in Zungen reden, ob Sie es selbst praktizieren oder ob Sie sich nur über dieses Thema informieren wollen. Entsprechend Ihrer Einstellung zu diesem Problemkreis wird auch ihre innere Einstellung zu dem sein, was ich Ihnen in diesem Vortrag zu sagen habe. Ich rate ihnen, doch jetzt den Herrn Jesus zu bitten, Ihnen die Kraft zu geben, dass Ihre bisherige Erkenntnis Sie nicht am objektiven Hören (Lesen) hindert.
Als Beispiel habe ich einen Ausschnitt eines Gottesdienstes einer Pfingstgemeinde von einer Kassette abgeschrieben. Hier folgen einige Gaben nach der Predigt.
Auf der Kassette ist Zungenreden zu hören.
Auslegung:
O meine Kinder, möchtet ihr doch den Reichtum fassen, der in meinem Wort verborgen ist, denn dann würdet ihr Glauben über Glauben bekommen. Es ist ein Wort, das von mir ausgegangen ist. Ich will, dass ihr dadurch an mich glaubet, wie die Schrift sagt. O, dass ihr erkennet, wer ich bin, welches meine Liebesabsichten für euch sind. O, sie sind sehr groß. Fasset es doch, wohin ihr eure Blicke werft. Trachtet nach dem, was droben ist, dass ihr hinweggerückt werdet schon zu eurer Zeit von dieser Erde, von all ihren Belangen, von aller Erdenschwere. Ihr müsst wirklich in mein Reich hineindringen, in mein Reich versetzt sein. Das sagt auch mein Wort. Ich habe die Türen geöffnet für mein Volk, ich habe alles erworben. Ihr braucht nur hineinzutreten. Aber das müsst ihr im kindlichen Glauben tun. Sollte ich euch etwas versagen? Sollte ich euch nicht den Mangel ersetzen, den ihr habt? Ich weiß, ihr habt noch viel Mangel an dem lebendigen Glauben. So ihr aufrichtig kommt mit verlangendem Herzen und voll Hunger und Durst, so werdet ihr satt werden. Ich werde euch geben, was ihr braucht. Aber ihr müsst kommen mit ganzem Herzen und allem Verlangen und aller Freudigkeit. Ich, der Herr, will euch nahe sein, mehr, als ihr dachtet. Ja, ich will auch heute wieder unter euch sein. Aber erfasset es und kommt. Ich habe euch noch viel zu geben.
Weissagung:
Ihr habt im Geist begonnen, und ich habe euch gegeben, und ihr habt im Fleische wieder weitergemacht. Das ist es: ihr habt euch nicht genug gereinigt, ihr habt nicht genug euer fleischliches Leben in den Tod gegeben. Darum eure Angst und Furcht. Darum ist bei euch so vieles, was nicht taugt. Aber wo ihr neu anfanget, werde ich mich weiter bezeugen, spricht der Herr.
Vision:
Der Herr zeigt mir einen kleinen See. An dem See stehen die Gabenträger mit ihren Gaben und waschen sie und schrubben sie, die Gaben, die Gott ihnen gegeben hat. Ich sehe dunkle Flecken daran. Und Gott zeigt mir, wir haben sie wirklich nicht so wert geachtet. Dadurch haben wir Gott eingeengt. Und heute soll wieder ein ganz besonderer Tag werden, und ihr sollt alles ganz besonders beobachten und auf alles Acht haben. Die Gaben sind etwas ganz besonders Heiliges, die Gott allein gebrauchen will, und nicht, dass wir Menschen sie nach unserer Art gebrauchen.
Zuerst hörten Sie ein Reden in Zungen mit folgender Auslegung. Dann folgte eine sogenannte Weissagung. Vielleicht ist ihnen aufgefallen, dass Auslegung und Weissagung in der ersten Person gesprochen wurden, so, als ob der Herr Jesus direkt aus den Gabenträgerinnen redete. Wenn die Propheten der Bibel in der ersten Person sprachen, dann gaben sie das zuvor empfangene Wort Gottes weiter. Doch nie wurden sie als Medien benutzt, als redete Gott direkt aus ihnen heraus. In dem Kapitel über Prophetie habe ich das ausführlich dargelegt. Bei der Auslegung der Zungenrede bleibt noch die Frage offen: Wer garantiert denn, dass die Auslegung mit der Zungenrede übereinstimmt? Es gibt allerdings auch Kreise, besonders in der charismatischen Bewegung, die Zungen- oder Sprachenrede nur als Anbetung verstehen. Darüber weiter unten.
In der Vision zeigt der "Heilige Geist" der Gabenträgerin einen kleinen See, an dem Gabenträger mit ihren Gaben stehen und diese waschen und schrubben. Dunkle Flecken sind daran, weil man die Gaben "in eigener Regie benutzt hat" und nicht unter der Leitung des Heiligen Geistes. Hier werden Gaben verdinglicht, mit denen man hantieren kann nach eigenem Ermessen. Demnach kann man also Gesichte sehen, Stimmen hören, Weissagungen und Auslegungen empfangen ohne den Heiligen Geist. Das heißt also entweder aus sich selbst heraus oder durch andere Geister. Nun werden die Gaben gewaschen und geschrubbt. Wie mag das gehen? Solche Gaben sind doch Eingebungen. Ist der Heilige Geist der Inspirator, dann braucht man weder ihn noch seine Eingebungen zu reinigen. Ist es ein anderer Geist, dann kann man weder diesen noch seine Gaben reinigen. Es war also offensichtlich nicht der Heilige Geist, der sowohl diese Vision eingab als auch die vorherigen Gaben. Die Versammlung erkannte das aber nicht, sondern nahm es als von Gott an. Nun werden wahrscheinlich manche Pfingstler und Charismatiker diese Gaben auch ablehnen, zumindest der Darbietungsform, nicht der Aussage nach. Entsprechendes habe ich in vielen anderen Kreisen auch gehört. Doch das ist gerade so bezeichnend, dass man in diesen Kreisen die Kundgebungen der anderen infrage stellt. Doch den Unsinn und das Verkehrte bei sich selbst erkennt man nicht, weil es dieselben Geister sind, die die Vernunft vernebeln.
Und nun zu unserem
Thema:
Im 1. Teil behandle ich das Zungen- oder Sprachenreden in biblischer Zeit und
im 2. Teil das Zungenreden heute.
1. Pfingsten (Apostelgeschichte 2,1-13)
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Ohne Zweifel war das hier Berichtete ein Sprachwunder, und nicht, wie etliche meinen, ein Hörwunder. In Vers 4 steht: ... und begannen zu reden in anderen Zungen, oder in anderen Sprachen, gleichwie der Geist ihnen gab auszusprechen." Darum war es selbstverständlich, dass die Zuhörer auch ihre Muttersprache hörten, in der die Apostel redeten. Hier wurden die großen Taten Gottes in Sprachen verkündigt, die von Zuhörern verstanden wurden. Eine Übersetzung war nicht nötig. Die Wirkung dieses Sprachenwunders bei den Zuhörern: Sie waren bestürzt, sie entsetzten sich und wunderten sich. (Verse 7+12). Diese Wirkungen bezogen sich aber nicht auf die großen Taten Gottes, sondern darauf, dass Männer aus Galiläa sie in den Muttersprachen der Zuhörer verkündigten.
Andere Zuhörer aber spotteten. Das muss nicht so verstanden werden, als ob die Redner den Eindruck von Betrunkenen machten. So sagen es manche Pfingstler, um ihren oft unnüchternen Zustand zu rechtfertigen. Der in Vers 4 stehende Ausdruck "apophtengestai" heißt: gerade heraussagen, aussprechen und wird häufig vom Reden in begeistertem Zustand gebraucht. Er sagt aber nicht, dass der so Redende nicht mehr Herr seiner Sinne sei. Das aber meinte Festus in Apostelgeschichte 26,24: "Paulus, du rasest, die große Wissenschaft macht dich rasend, oder: führt dich in den Wahnsinn! " Gerade hiergegen verwahrt sich Paulus in Vers 25 mit den Worten: "Edler Festus, ich rase nicht, ich bin nicht von Sinnen, denn ich rede (apophtengomai) vernünftige und wahrhaftige Worte." - Die Zuhörer der Apostel spotteten, das heißt, sie sagten gegen ihr besseres Wissen: "Sie sind voll süßen Weines."
Etwas aber fällt auf: Durch diese Verkündigung kam niemand zum Glauben an Jesus. Das Reden in Zungen rief wohl Staunen und Bestürzung hervor, aber durch das Herz drang es niemandem. Das geschah erst bei der Predigt des Petrus in seiner Muttersprache, die auch von allen anwesenden Juden verstanden wurde. Eines halten wir natürlich fest: Das Reden in anderen Zungen oder Sprachen zu Pfingsten war eine Wirkung des Heiligen Geistes und entsprach dem Wort des Herrn in Markus 16,17.
2. Das Zungenreden im Hause des Kornelius (Apostelgeschichte 10)
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Im Hause des Kornelius ereignete sich das Pfingsten der Heiden. Die ersten Heiden wurden durch den einen Geist in den einen Leib Christi, das ist die Gemeinde, hineingetauft. (1.Korinther 12.13) Zum Zeichen ihrer Geistestaufe redeten sie in Zungen.
3. Das Zungenreden in Ephesus (Apostelgeschichte 19, 1-7)
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In Ephesus traf Paulus auf Männer, die entweder durch Apollos an den Herrn Jesus gläubig geworden waren, und nach des Apollos derzeitigem Erkenntnisstand von diesem nur mit der Taufe des Johannes getauft wurden, oder diese Männer waren noch von Johannes dem Täufer selbst getauft worden. Ich neige mehr zu der letzten Annahme, denn Paulus wies sie erst auf Jesus hin. Darum empfingen sie vorher nicht den Heiligen Geist. Erst nachdem sie von Paulus über Jesus und die Jesustaufe unterrichtet worden waren und diese durch Paulus empfangen hatten, wurden sie unter Handauflegung mit dem Heiligen Geist erfüllt, redeten in Zungen und weissagten. Auch hier wird es sich mit der Zungenrede verhalten haben, wie bei den Heiden im Hause des Kornelius: niemand verstand sie. Aber in beiden Fällen war es für die anwesenden Juden ein Zeichen, dass diese Menschen den Heiligen Geist empfangen hatten. Hier wird das prophetische Reden besonders erwähnt.
4. Das Zungenreden nach 1.Korinther 12-14
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In 1.Korinther 14 wird unterschieden
a) das Reden,
b) das Beten,
c) das Singen,
d) das Segnen in Zungen.
a)
Das Reden in Zungen wird am ausführlichsten behandelt
1. Vom Reden in Zungen ohne Auslegung sagt Paulus in den Versen 6-11 und 19, dass sie der Gemeinde nichts nützt. Fremde würden sagen, die Gemeindeglieder seien von Sinnen. Im Privatgebrauch aber werde der in Zungen Redende selbst erbaut und gesegnet. (Verse 4+18).
2. Ganz anders verhält es sich mit dem Reden in Zungen mit Auslegung. Sie ist der Prophetie gleich, (Vers 5), ja, sie ist im Wesen Prophetie. In Vers 2 heißt es: "... denn wer in Zungen redet, der redet im Geist Geheimnisse." Das ist das Wesen der Prophetie. In den Versen 1-5 schreibt Paulus: "Strebt nach der Liebe. Müht euch um die Gabe der prophetischen Rede, denn wer in Zungen redet, der redet nicht für Menschen, sondern für Gott; denn niemand versteht ihn, vielmehr redet er im Geist von Geheimnissen. Wer aber prophetisch redet, der erbaut die Gemeinde. Ich wollte, dass ihr alle in Zungen reden könntet. Aber noch viel mehr, dass ihr prophetisch reden könntet, denn wer prophetisch redet, ist größer als der, der in Zungen redet, es sei denn, er legt es auch aus, damit die Gemeinde dadurch erbaut werde." - Dieser letzte Satz sagt, dass der in Zungen Redende mit Auslegung dem prophetisch Redenden gleich ist. Das "größer" ist für den Fall gedacht, dass die Zungenrede nicht ausgelegt wird und die Gemeinde dann keinen Gewinn durch das Zungenreden hat.
3. In Johannes 16,12-13 sagt der Herr, dass der Heilige Geist den Jüngern offenbaren wird, was er, der Herr, den Jüngern zu der Zeit noch nicht sagen konnte, weil sie es nicht ertragen oder begreifen konnten. In den Briefen des Neuen Testamentes finden wir Aussagen über die Person Jesu Christi und über den Heilsratschluss Gottes, die wir in den Evangelien in den Reden Jesu nicht finden. Das hat der Heilige Geist den Schreibern des Neuen Testaments offenbart. Paulus nennt das Geheimnisse. Diese Geheimnisse, aus denen das ganze Neue Testament besteht, hat Paulus als Offenbarung Jesu Christi empfangen. (Galater 1,1-12) "Ich habe es von dem Herrn empfangen, (1. Korinther 11, 23). "Dieses sagen wir euch als ein Wort des Herrn." (1.Thessalonicher 4,5). "Ihr habt das Wort der göttlichen Predigt, das ihr von uns empfangen habt, nicht als Menschenwort aufgenommen, sondern als das, was es in Wahrheit ist, als Gotteswort." (1.Thessalonicher 2,13). Gewiss dürfen wir sagen, dass der Herr Jesus seine Offenbarungen durch den Heiligen Geist vermittelte, und zwar durch die Gabe der Erkenntnis, durch die er seinen Heilsplan den Aposteln und Propheten kundtat. In 1.Korinther 12,8 steht: "Einem wird gegeben, durch den Geist zu reden von der Weisheit, einem anderen wird gegeben zu reden von der Erkenntnis nach demselben Geist." In 1.Korinther 14.2 sagt Paulus nicht nur von sich selbst, dass er Geheimnisse empfangen hat, sondern weitet das aus auf die Redner in Zungen. Paulus und die anderen Apostel, die Gemeinden gründeten, blieben in der Regel nur kurze Zeit an einem Ort. In dieser Zeit konnten sie die zum Glauben gekommenen Heiden und Juden nicht in alle Geheimnisse einweihen. Dieser Mangel wurde erstattet durch den Gabendienst, insbesondere durch die Prophetie, die auch in der Zungenrede mit Auslegung enthalten war. Das geschah so lange, bis die Briefe der Apostel und anerkannten Lehrer geschrieben und verbreitet wurden. Bis dahin standen prophetisch begabte Menschen auf und redeten, was der Heiligen Geist ihnen eingab, zur Verherrlichung Jesu Christi und zur Erbauung der Gemeinde. So geschah es auch durch die in Zungen Redenden. Wenn das nicht übersetzt wurde, hatte die Gemeinde keinen Gewinn davon. Der Redner redete es nur vor Gott. Wurde es aber übersetzt oder ausgelegt, war es der Prophetie gleich. Darum sollte der Zungenredner entweder beten, dass ihm auch die Auslegung geschenkt werde, (Vers 13), oder er durfte nur in Zungen reden, wenn ein anderer Ausleger anwesend war (Verse 27-28). Zungenreden war also durchaus nicht nur Anbetung, wie es etliche aus Vers 2 irrtümlich annehmen.
b)
In Zungen beten kommt nur in Vers 14 vor und, in umschriebener Form, in Vers 15: "im Geiste beten". Denn wenn ich in Zungen bete, so betet mein Geist. Aber was ich im Sinn habe, bleibt ohne Frucht. 15) Wie soll es denn nun sein? Ich will beten mit dem Geist und will auch beten mit dem Verstand; ich will Psalmen singen mit dem Geist und will auch Psalmen singen mit dem Verstand. Verständlicher übersetzt: 14) Denn wenn ich in Zungen bete, betet mein Geist, meine Vernunft ist aber ohne Frucht, (das heißt, ist ohne Gewinn dadurch). 15) Was nun? Ich will beten im Geist, ich will aber auch beten mit dem Verstand. Ich will Psalmen singen im Geist, ich will aber auch Psalmen singen mit der Vernunft.
Der Vers 14 sagt also: Mein Geist betet, aber meine Vernunft bleibt ohne Frucht, ist unfruchtbar, hat keinen Gewinn. Das sollte nicht sagen, dass es völlig nutzlos war, sagt doch Paulus in Vers 15: Ich will beten im Geiste. Er fügt aber gleich hinzu, damit dem Zungengebet keine magische Bedeutung zugemessen wird: Ich will aber auch beten mit der Vernunft.
c)
"Singen Im Geist" meint, wie auch "beten im Geist", das Singen in einer fremden Sprache. Daran ist der Verstand nicht beteiligt. Beides, beten und singen in Zungen, muss den Korinthern als überaus geistlich gegolten haben. Diese falsche Wertschätzung will Paulus korrigieren. Es soll nicht die Meinung entstehen, als wenn beten und singen mit der Vernunft weniger geistlich sei und der Heilige Geist dabei weniger wirke.
d)
In der revidierten Lutherübersetzung von 1984 steht in Vers 16: "Wenn du lobpreist im Geist....". In diesem Sinn wird es auch allgemein übersetzt. Luther übersetzte: "Wenn du aber segnest im Geist, wie soll der, der an des Laien Statt steht, Amen sagen auf deine Danksagung." Wörtlich heißt es: "... der den Platz des Laien ausfüllt". Das Wort, das in der alten und neuen Übersetzung unterschiedlich übersetzt wird, heißt eulogein und bedeutet: loben, preisen, danken, segnen, glücklich machen. Beide Übersetzungen sind also möglich. Es kommt nun darauf an, wie der Übersetzer das Wort im Zusammenhang versteht. Eine anschauliche Stelle findet sich in Epheser 1, 1-3: "Gelobt (eulogetos) sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns gesegnet hat (eulogesas) mit allerlei geistlichem Segen (eulogia)." Hier ist dasselbe Wort, sinngemäß richtig übersetzt, einmal mit "gelobt" und das andere Mal mit "gesegnet" wiedergegeben. Es kann auch nicht gut heißen: "Gesegnet sei Gott", denn wer sollte wohl Gott segnen? Nach Hebräer 7,7 ist es ohne Widersprechen so, dass das Geringere von dem Höheren gesegnet wird. - Welchen Sinn hat 1.Korinther 14,16? Einer redet im Geist, und ein anderer nimmt oder andere nehmen den Platz des Laien ein. Von daher liegt es nahe, an eine Segnung zu denken, wie es die alte Lutherübersetzung sagt. Eine Segnung ist ein Zuspruch von Gott, etwa in der Art, wie wir sie zu Beginn und Ende der neutestamentlichen Briefe finden. Daraus folgert, dass dieses Reden in Zungen, darum handelt es sich hier augenscheinlich, nicht nur Anbetung ist, wenn diese auch durchaus in der Segnung enthalten ist. Die Gabe der Zunge war also weder ein Lallen noch Stammeln, auch kein Kauderwelsch, sondern klare artikulierte Sprache. Außerdem war sie schon eine Bereicherung für den, der sie besaß. (Verse 4 + 18)
5. Die Bedeutung des Zungenredens
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In 1. Korinther 14,20-23 lesen wir: "Liebe Brüder, seid nicht Kinder, wenn es ums Verstehen geht, sondern seid Kinder, wenn es um Böses geht. Im Verstehen aber seid vollkommen. Im Gesetz steht geschrieben (Jesaja 28,11-12): Ich will in anderen Zungen und mit anderen Lippen reden zu diesem Volk, und sie werden mich auch so nicht hören, spricht der Herr. Darum ist die Zungenrede ein Zeichen nicht für die Gläubigen, sondern für die Ungläubigen, die prophetische Rede aber ein Zeichen nicht für die Ungläubigen, sondern für die Gläubigen. Wenn nun die ganze Gemeinde an einem Ort zusammenkäme und alle redeten in Zungen, es kämen aber Unkundige oder Ungläubige hinein, würden sie nicht sagen, ihr seid von Sinnen?"- Hier beantwortet Paulus die Frage nach dem Sinn des Zungenredens und stellte fest: Sie ist ein Zeichen den Ungläubigen, (Vers 22), das nicht zum Glauben führt (Vers 21). Paulus bezieht sich auf Jesaja 28,7-13. Nach der revidierten Lutherübersetzung: "Aber auch diese sind von Wein toll geworden, taumeln von starkem Getränk. Priester und Propheten sind toll von starkem Getränk, sind vom Wein verwirrt, sie taumeln von starkem Getränk. Sie sind toll beim Weissagen und wanken beim Rechtsprechen. Denn alle Tische sind voll Gespei, und Unflat an allen Orten. Wen, sagen sie, will der denn Erkenntnis lehren? wem will er Offenbarung zu verstehen geben? Denen, die entwöhnt sind von der Milch, denen, die von der Brust abgesetzt sind? Zawlazaw, zawlazaw, kawlakaw, kawlakaw, hier ein wenig, da ein wenig. Jawohl, Gott wird einmal mit unverständlicher Sprache und mit einer fremden Zunge reden zu diesem Volk, er, der zu ihnen gesagt hat: Das ist die Ruhe, schaffet Ruhe den Müden! Das ist die Erquickung. Aber sie wollten nicht hören. Darum wird auch des Herrn Wort an sie ergehen: Zawlazaw, zawlazaw, kawlakaw, kawlakaw, hier ein wenig, da ein wenig, dass sie hingehen und rücklings fallen, zerbrochen, verstrickt und gefangen werden." - In den Versen 10 und 13 heißt es: Zawlazaw, zawlazaw, kawlakaw, kawlakaw, hier ein wenig, da ein wenig. Hierzu steht in der Fußnote der revidierten Lutherübersetzung: Die Worte, die das Lallen der Trunkenen nachahmen und nicht übersetzt werden können, sollen die Redeweise des Propheten verspotten. Ähnlich vermerkt das auch die katholische Bibelübersetzung der Professoren Hamb, Stenzel und Kürzing von 1957 zu den Versen 10 und 11: "Vielleicht sind die hebräischen Wörter zaw und quaw Lallworte im Munde von Trunkenen. Wir lesen in 8 dafür zoa = Unflat und qi = Gespei." So steht in den Versen 10 + 13: "Unflat auf Unflat, Unflat auf Unflat, Gespei auf Gespei, Gespei auf Gespei. Hier ein wenig, dort ein weinig." - Diesen unverständlichen Wörtern versuchen nun die meisten Übersetzer einen Sinn zu geben, indem sie die Wörter etwas umformen. Doch hier ist es wohl richtiger, die Wörter so zu lassen, wie sie dastehen. Der Sinn ergibt sich daraus, wie die revidierte Lutherbibel es sagt.
Den vom Wein betrunkenen Propheten und Priestern und dem ganzen Volk, das denen blindlings glaubte, wird gesagt: Gott wird auch einmal mit unverständlicher Sprache und mit einer fremden Zunge zu ihnen reden. Gemeint ist als nahe Erfüllung dieser Prophetie die Eroberung Judäas und Jerusalems durch die Chaldäer. Die Juden gehorchten nicht der Aufforderung Gottes durch die Propheten in ihrer Muttersprache, Buße zu tun und sich von ihren bösen Wegen zu bekehren. Als Jerusalem erobert wurde, war es zu spät. In der Gefangenschaft mussten sie dann fremde Sprachen hören, ihnen zum Gericht. Die ferne Erfüllung der Prophetie ist Pfingsten. Wieder redet Gott zu den Juden mit fremden Zungen, jetzt aber nicht zum Zeichen des Gerichts, sonder der Gnade. Aber durch das Zungenreden kommt niemand zum Glauben, sondern erst durch die Predigt des Petrus in der aramäischen Muttersprache, die von allen Juden verstanden wurde, die von außerhalb gekommen waren. Bei den anderen Berichten der Apostelgeschichte über das Zungenreden war diese ein Zeichen für die anwesenden Juden, dass die Heiden, bzw. die Johannesjünger, den Heiligen Geist empfangen hatten. Insgesamt war das Zungenreden ein von Gott gesetztes Zeichen, dass eine neue Heilszeit begonnen hatte. Dieses Zeichen wurde von fleischliche Christen und Kindern im Glauben, wie die Korinther es waren, zu einer Hauptsache erhoben.
Während bei dem Charisma der Prophetie die Vernunft des Menschen die Rede bewusst begleitete, war sie bei dem Charisma der Zungenrede passiv. Der Redner verstand ja auch nicht, was der Geist durch ihn sprach. In Vers 14 heißt es, dass die Vernunft beim Zungengebet unfruchtbar, fruchtleer ist, sie hat keinen Gewinn davon (Vers 14) und die Gemeinde auch nicht. Darum soll der in Zungen Redende bitten, dass er auch auslegen kann. Die Auslegung der Zungensprache war eine Geistesgabe, gleichwie die Zungensprache. Selbst der Ausleger verstand nicht, was geredet wurde. Es wurde ihm durch den Heiligen Geist eingegeben, so wie es bei der prophetischen Rede geschah. Auch bei dieser Gabe der Auslegung bestehen bei vielen Kommentatoren Unklarheiten, weil das griechische Wort "diermeneuein" auch "übersetzen" heißt.
Nach Vers 22 ist die Zungenrede ein Zeichen. Bei Zeichen besteht die Gefahr, dass sie nachgeahmt werden. Dann verlieren sie ihre richtungweisende Bedeutung. Wenn an einer Straßenkreuzung neben dem echten noch zwei falsche Wegweiser stehen, die dem echten gleichen, nutzt auch der echte nichts mehr. So hat Satan die beiden urchristlichen Zeichen der Zunge und der Prophetie verfälscht und viele Christen dadurch in die Irre geleitet. Wenn Gottes Wort ausgerechnet Jesaja 28 anführt, das Zungenreden als Zeichen zu erklären, muss das eine tiefere Bedeutung haben. Mir scheint es, als wäre das Zungenreden heute wieder zu seiner ersten Bedeutung als Gerichtszeichen zurückgekehrt: Die Christen geben sich immer mehr Lehrern und Lehren hin, nach denen ihnen die Ohren jucken (2.Timotheus 4,3), und sie strecken sich immer mehr nach außerordentlichen Erfahrungen aus, weil sie die gesunde Lehre der Treue im Kleinen und im Einerlei des alltäglichen Lebens nicht mehr zu ertragen vermögen. Ihnen wird die Zunge zu einem Zeichen, dass sich die Welt und sie selber immer mehr der großen Weltverführung nahen, die zuletzt in die antichristliche Zeit einmündet. Ist es nicht bezeichnend, dass als Gerichtszeichen angegeben wird, die verführten Menschen werden rücklings hinfallen? Genau das geschieht heute in sogenannten Erweckungsbewegungen durch manche großen Wunderheiler. Dank aber sei unserem Gott, er hat uns ein anderes, untrügliches Zeichen gegeben.
Es ist kaum möglich, über das "Zungenreden heute" zu sprechen, gesondert von Prophetie und Erkenntnis. Diese drei Gaben bilden eine geistliche Einheit. In 1. Korinther 13,9-10 steht: "Denn unser Wissen ist Stückwerk, und unser prophetisches Reden ist Stückwerk. Wenn aber kommen wird das Vollkommene, wird das Stückwerk aufhören." - Der griechische Begriff, der in den beiden Versen mit "Stückwerk" übersetzt wird, kommt auch in Kapitel 12,27 vor. Dort heißt es: Ihr aber seid der Leib Christi, und jeder von euch ein Glied. Der hier stehende griechische Ausdruck, der aber von den modernen Übersetzern nicht mehr übersetzt wird, heißt ek merous. So steht noch in der alten Lutherübersetzung: "Ihr seid aber der Leib Christi und Glieder, ein jeglicher nach seinem Teil." Dieser Ausdruck ek merous steht auch in Kap. 13, 9+10 und wird dort mit Stückwerk übersetzt. "Ek merous" meint also einen Teil von einem Ganzen, an sich aber vollkommen, so wie ein Glied des Leibes an sich vollkommen ist, aber in Bezug auf den Leib nur ein Teil. Paulus sagt in Vers 9: Denn wir erkennen einen Teil vom Ganzen. Durch Offenbarungen erhielt er die Erkenntnis über die Herrlichkeit Jesu Christi, über die Größe seiner Erlösung, über den Heilsplan Gottes. Seine Erkenntnisse waren richtig. Er konnte sogar sagen in Galater 1,8-9: "Wenn euch jemand ein anderes Evangelium predigt, als wir es euch verkündet haben, der sei verflucht." Doch wusste Paulus, dass sein Geist zu begrenzt war, um die ganze Fülle des Heilsplanes Gottes zu fassen. Darum sagt er, unser Erkennen ist Stückwerk. Er meint damit sich selbst und alle anderen Apostel und Propheten. Tatsächlich finden wir bei Paulus Erkenntnisse, die wir so bei anderen Schreibern des Neuen Testaments nicht finden. Wiederum finden wir im Hebräerbrief Aussagen, die wir weder bei Paulus noch bei Johannes finden, und so fort. Natürlich waren ihnen allen die Grundelemente, die Grunderkenntnisse des Evangeliums gemeinsam: Jesus Christus, der für uns Mensch gewordene Gottessohn, für unsere Sünden gekreuzigt, gestorben, begraben und am dritten Tage auferstanden, er ist der Herr aller Herren, er kommt wieder, usw. Paulus wusste aber, dass Gott seiner Gemeinde die ganze Fülle der Erkenntnis schenken will, so dass sie nicht immer nur von einer Person abhängig ist. Weil Paulus ein Prophet war, konnte er sagen, "Das Stückwerk, die teilweise Verkündigung des Heilsplanes Gottes und der Erkenntnisse, hört einmal auf und das Vollkommene wird kommen. "
Das Wort, das hier in der Regel mit "das Vollkommene" übersetzt wird, hat mehrfache Bedeutung. Auch hier liegt es wieder an dem Verständnis des Bibelübersetzers, welches deutsche Wort er dafür wählt. Es folgt eine Auswahl der möglichen Übersetzungen des Begriffes "teleios": vollendet, sich erfüllend, vollständig, vollkommen, vollzählig, endgültig und noch andere, die hier aber nicht in Betracht kommen. Vor dem Adjektiv "teleios" steht der Artikel "to",= „das“. Gemeint ist also „das Vollkommene, Vollständige, Endgültige, Vollzählige usw.“ In Vers 10 will Paulus offensichtlich einen Gegensatz herausstellen. Dem Stückwerk, dem Teil vom Ganzen, stellt er das Gegenteil gegenüber, und das ist doch das Ganze selbst. Der Gegensatz von einzelnen Erkenntnissen ist das vollständige, vollzählige aller Erkenntnisse. Hätte Luther statt "Stückwerk" korrekter "Bruchteile" oder ähnlich übersetzt, hätte er wahrscheinlich nicht "das Vollkommene", sondern "das Ganze" oder "die Zusammenfassung" als Übersetzung gewählt. Nun aber klingt in den Ohren aller späteren Übersetzer sein "das Vollkommene" nach. "Das Vollkommene" hat nun einmal bei uns die Bedeutung des Endzeitlichen, ja des Jenseitlichen. Im Neuen Testament wird dieser Begriff aber auch für das Diesseitige gebraucht. In Matthäus 5,48 steht: "Darum sollt ihr vollkommen sein, gleichwie euer Vater im Himmel vollkommen ist." Das meint nicht, dass wir hier auf der Erde absolut vollkommen sein sollen, wie Gott es ist. Auch sagt der Herr in Matthäus 9,21 zu dem reichen Jüngling: "Willst du vollkommen sein, dann verkaufe ...". Oder 1.Korinther 2,6: "Wovon wir aber reden, ist dennoch Weisheit bei den Vollkommenen", obwohl Paulus von sich selbst sagt, er wäre noch nicht vollkommen. "Nicht dass ich es schon ergriffen habe oder schon vollkommen sei... ," (Philipper .3.12) und in Vers 15: "Wie viele unter uns nun vollkommen sind...". In 1.Kor,14,20 steht: "Im Verstehen aber seid vollkommen". und in Hebräer 5,10: "Feste Speise aber gehört den Vollkommenen". An allen genannten Stellen wird das "Vollkommene" nicht im letzten Sinne der Ewigkeit gemeint sein.
Ein treffendes Beispiel bietet die Bruns - Übersetzung: "Denn nur Teile der Wahrheit erkennen wir, nur Bruchteile können wir weissagend verkündigen." - So weit ist es korrekt übersetzt. Dann kommt die Inkonsequenz: "Wenn aber das Vollkommene in Erscheinung tritt, dann sind alle Teilwahrheiten überwunden." Konsequent übersetzt hätte es so heißen müssen: "Denn nur Teile der Wahrheit erkennen wir, nur Bruchteile können wir weissagend verkündigen. Wenn aber die Zusammenfassung aller Teilwahrheiten und Bruchteile kommt, sind die Teilwahrheiten überwunden." Hier hat die Gute Nachricht den Mut, so zu übersetzen, wie es sinngemäß und wortgemäß richtig ist. 1.Korinther 13,8-10: "Die Liebe behält ihren Wert. Die Eingebungen der Propheten werden einmal aufhören. Das Reden der Sprachen des Geistes wird ein Ende haben. Das Wissen um die Geheimnisse Gottes hat seine Zeit. Denn unser Wissen und Reden erfasst von der Wahrheit nur einen Teil. Damit ist es vorbei, wenn sich die ganze Wahrheit zeigt." - Die Übersetzer vermeiden es hier, den Begriff "das Vollkommene" zu gebrauchen. Stattdessen übersetzen sie sinngemäß richtig: "Mit diesen Teilwahrheiten ist es vorbei, wenn sich die ganze Wahrheit zeigt." –
Die Zusammenfasssung aller Teilwahrheiten, alles, was wir für dieses Zeitalter an Erkenntnissen brauchen, ist uns im Neuen Testament gegeben. Der Heilige Geist, der den Aposteln und Propheten mittels der Gabe der Erkenntnis den Heilsplan Gottes eingab, führt uns nun in die offenbarten Erkenntnisse und Geheimnisse des Evangeliums ein. Hier liegt es nun an jedem Menschen selbst, wie viel Zeit er sich nimmt für das Lesen und Hören des Wortes Gottes und für das betende Darüber-sinnen, damit Gottes Geist ihm die Augen für die Geheimnisse des Evangeliums öffnen kann. Insofern bleibt unser Erkennen nur ein Teil vom Ganzen. Aber das Ganze steht uns zur Verfügung in der Schrift. Meines Erachtens gibt Gott keine Erkenntnisse mehr, die über die Schrift hinausgehen. Sie ist das Ganze, Vollständige, Vollkommene aller Erkenntnisse über die Person Jesu Christi, über die Größe seiner Erlösung und über den Heilsplan Gottes.
Wie mit der Gabe der Erkenntnis, so verhält es sich auch mit der Gabe der Prophetie. Paulus war ein Prophet, auch Petrus und Johannes. Doch sagt Paulus: "... unser Prophezeien ist nur ein Teil vom Ganzen, nur ein Bruchteil aller Prophetien. Einmal aber kommt die Zusammenfassung aller Teilprophetien, dann gibt es keine Teilprophetien mehr ." In der Bibel haben wir alles, was wir über die Zukunft wissen müssen. Wenn jetzt noch jemand Visionen oder Offenbarungen über die Zukunft hat, dann müssen wir sie als nicht von Gott kommend ablehnen. - In der Schrift erleben wir die Offenbarung des menschlichen Herzens bis in die Einzelheiten. Beim Lesen und Hören des Wortes Gottes überführt der Heilige Geist den Menschen über seinen Zustand und über seine einzelnen Sünden. Wir brauchen keine Sonderoffenbarungen mehr. In der Schrift hat alle Erkenntnis und Prophetie ihre Erfüllung gefunden. Was der Heilige Geist durch diese beiden Gaben in den Gemeinden wirkte, als es das Neue Testament noch nicht gab, wirkt er nun durch die Bibel. Sie ist das Ganze, das Vollkommene, die Zusammenfassung aller Erkenntnisse und Prophetien.
In 1. Korinther 13,8 steht: "Die Liebe höret nimmer auf, wo doch die Weissagungen aufhören werden, und das Zungenreden aufhören wird, und die Erkenntnis aufhören wird." - Dass Prophetie und Erkenntnis als Gaben aufgehört haben, haben wir aufgrund der Verse 9-10 erkannt. Das war für mich eine Befreiung. Ich war Pfingstprediger, mit dem ganzen Lehrgut der Pfingstler vertraut. Viele Christen habe ich überzeugt von den sogenannten Pfingstwahrheiten der Geistestaufe, des Zungenredens, der Auslegung, der Weissagung oder Prophetie einschließlich der Visionen. Außer Visionen habe ich selbst diese Gaben besessen: Zunge, Auslegung, Prophetie. Ich denke, dass es nicht viele Menschen gibt, die so hinter die Kulissen geschaut haben wie ich. Es hat Jahre ungeheuren Kampfes gekostet, bis Gott mich Stück für Stück herausführen konnte. Ich habe graue Haare darüber bekommen. Ich bin umgetrieben worden von Angst, mich gegen den Heiligen Geist zu versündigen.
Dann wurde ich wieder mit Erlebnissen konfrontiert, die so wunderbar und echt erschienen, dass es nach meinem damaligen Erkenntnisstand wirklich an Vermessenheit und an Verworfenheit zu grenzen schien, sie als nicht durch den Geist Gottes gewirkt zu bezeichnen. Ich selbst habe Weissagungen abgegeben, die eingetroffen sind. Ich habe unter Inspiration geredet, Verborgenes offenbart aus Gegenwart und Zukunft. Ich habe die Auslegung der Zunge gehabt, sowohl für mich als auch für andere. Über viele Jahre hinweg erstreckte sich der Prozess des Erkennens, dass das alles nicht durch den Heiligen Geist gewirkt war, und das sowohl bei den anderen "Gabenträgern" als auch bei mir. Damals geriet ich in eine schwere Glaubenskrise. Als ich dann aber von der Schrift her erkannte, und nicht nur von 1.Korinther 13 her, dass Prophetie und Erkenntnis aufgehört haben, war es für mich eine Befreiung und zugleich eine Bestätigung dafür, was ich selbst schon erkannt hatte.
Als eine der wichtigsten Gaben in der Pfingst- und charismatischen Bewegung gilt die Gabe der Geisterunterscheidung. Weil es auch den Pfingstlern selbst bewusst ist, wie viel Falsches es in dem Gabendienst der Pfingstbewegung gibt, streben sie besonders nach dieser Gabe. Sie wollen prüfen, was der Heilige Geist, was der eigene Geist oder eventuell auch ein anderer Geist ist. Gerade weil ich so viel erkannt hatte, was falsch war, betete ich innigst darum, dass Gott mir zeigen möge, was durch seinen Geist eingegeben ist und was nicht. Ich versuchte, wie auch so manch anderer Gabenträger, die einzelnen Gaben zu sezieren und sie auseinanderzupflücken, um herauszufinden, wo der Heilige Geist aufhöre zu reden und wo der eigene Geist anfange, und welche Gabe überhaupt nicht vom Heiligen Geist sei. Es war für mich eine große Befreiung zu erkennen, dass ich gar nicht mehr zu suchen brauchte, wo etwas Echtes und wo etwas Falsches sei. Gottes Wort sagt ganz klar, dass die Gabe der Prophetie und die Gabe der Erkenntnis, die neue Erkenntnisse bringt, aufgehört haben.
Aber in Vers 8 werden nicht nur die Gaben der Prophetie und der Erkenntnis genannt, sondern auch die der Zungen. Das machte mir zu schaffen. Von meiner Zungenrede war ich noch zutiefst überzeugt, dass sie echt war. Durch sie meinte ich, in vollkommener Weise Gott loben zu können, wenn mein Herz voll Lob und Anbetung war und ich nicht die rechten Worte fand, es auszusprechen. Durch sie meinte ich auch, in rechter Art Fürbitte tun zu können. Ich war doch überzeugt, dass der Heilige Geist mir in der Zungensprache die richtigen Worte und Anliegen für die in den Mund legte, für die ich betete. Außerdem fühlte ich mich bei und nach dem Gebrauch der Zunge beglückt und gestärkt. Dazu habe ich viele scheinbar wunderbare Zeugnisse gehört.
Eine Pfingstlerin bekam eines Sonntagmorgens den inneren Auftrag, statt in ihre Gemeinde in die Kirche zu gehen und sich dort auf die erste Bank zu setzen. Während der Pfarrer am Altar stand, bekam sie den Drang, in Zungen zu reden. Sie tat das auch. Während sie laut in einer fremden Sprache redete, drehte sich der Pfarrer um und kam an den Rand der Empore. Nachdem sie geendet hatte, fragte er sie, ob sie wüsste, was sie gesagt habe. Sie verneinte. Darauf sagte der Pfarrer zu der Gemeinde, dass diese Frau ihm in reinem Latein Antwort gegeben habe auf Fragen, die er schon längere Zeit vor Gott bewegt habe. Dieses Zeugnis habe ich von der Frau selbst gehört. - Gott hat es nicht nötig, Erkenntnisse über sein Wort und seinen Heilsplan durch außerordentliche Geistmitteilungen zu geben. Er erleuchtet unseren Verstand, sein Wort zu verstehen, oder gibt Licht im Gespräch mit anderen Christen. Die große Gefahr besteht, dass diese Antwort für den Pfarrer an der Wahrheit vorbeiging. Ich habe ähnliches oft erlebt, dass Menschen durch Weissagung oder Zunge mit Auslegung oder durch eine Vision Antwort oder Unterweisung über Lehrfragen bekamen. Immer gingen sie, oft ganz fein, an der Wahrheit vorbei. Selten habe ich erlebt, dass ein Anwesender das Falsche gemerkt hatte.
Ich besuchte eine ältere Frau, die in ihrer Gemeinde und weit darüber hinaus als Prophetin bekannt war. Sie berichtete mir neben vielen anderen Erlebnissen: In Abständen wurde sie von einem auch mir bekannten Evangelisten besucht. Er wollte durch sie den Herrn fragen, mit ihr beten und sie für sich beten lassen. Nach einem solchen Besuch sagte der "Herr" zu ihr: "Meine Tochter, wenn der Bruder .... noch einmal zu dir kommt, so frage ihn, warum er seine Frau mit der Frau ..... betrügt." Die Prophetin kannte die Frau nicht, aber der Name wurde ihr gesagt. Nach längerer Zeit kam der Evangelist bei einer Durchreise wieder zu ihr. Als sie ihm die bestimmte Frage stellte, fiel er auf sein Angesicht, bekannte seine Fehltritte und bat um Vergebung und Gnade. - Jene Frau berichtete mir, dass Jesus ihr oft erschien und mit ihr redete. Häufig sah sie auch Engel, sah und hörte einen Engelchor. Auf meine Frage, welche Lieder die Engel denn gesungen hätten, nannte sie mir z.B. "Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren" und "Harre meine Seele, harre des Herrn". Dann aber berichtete sie mir, dass sie vor ihrer Bekehrung dunkle Gestalten gesehen hatte, die sie oft sogar körperlich spürbar berührt und geschlagen hätten. Doch bei ihrer Geistestaufe sei ihr erstmals Jesus erschienen. Ich betete innerlich, dass der Herr Jesus diese Gestalten, die ihr erschienen, offenbar machen möchte. Als wir dann am Kaffeetisch saßen, sah sie plötzlich wieder Jesus und einen großen Engel neben ihm stehen. Dann sprach dieser Jesus zu uns irgend etwas Nettes, das natürlich nur sie hörte, es mir aber weitersagte. Impulsiv fragte ich sie, wie denn der Engel aussähe. Mit offenen Augen sah sie auf und beschrieb ihn etwa so: Er hat langes, goldblondes Haar und einen goldenen Reif um die Stirn, hellblaue Augen, ein weißes langes Gewand mit einem goldenen Gürtel. In der Hand trug er eine brennende Kerze, die er dann auf den Tisch stellte. Dann fragte ich, was er denn an den Füßen trage. Darauf beugte sie sich nach vorn, blickte nach unten und sagte zögernd: Lackschuhe. Auf meine Frage, wie denn die Lackschuhe aussähen, sagte sie: "Schwarz, hat er noch nie angehabt." Ebenso hatte auch die Jesusgestalt schwarze Lackschuhe an den Füßen. Ich sagte ihr dann, dass es wohl kaum möglich sei, dass der Herr Jesus Christus und ein göttlicher Engel schwarze Lackschuhe tragen würde. Es war erschütternd, wie sie dann zu diesem Jesus aufschaute und sagte: "Heiland, bist du nicht mein Heiland? Bist du ein .... Teufel?" Doch sie war nicht willens und auch nicht fähig, sich davon zu lösen. Ich musste sie wieder so verlassen. Kurz darauf kam eine andere große Prophetin zu ihr und stärkte sie wieder in ihrem Wahnglauben.
Ein Arzt lebte in Ehebruch. Seine Frau gehörte einer Pfingstgemeinde an. Eines Tages holte ihr Mann sie von der Versammlung ab und trat leise in den Versammlungsraum ein. Da hörte er plötzlich eine Frau in fehlerfreiem Latein seine Sünden sagen. Der Arzt trat in den Gang, warf sich auf die Erde und bekannte laut seine Sünden und bat um Vergebung. Dann bat er auch seine Frau um Vergebung. Sie sagte ihm, sie hätte von seinem Leben gewusst und hätte sich in den Versammlungen Kraft geholt, es zu ertragen. Als dann der Arzt diese Frau fragte, woher sie so gut Latein könne, sagte sie, dass sie es nicht gelernt habe. Dieses Zeugnis habe ich nicht "aus erster, sondern aus zweiter Hand" . -
Hier tauchen theologische Fragen auf: Hat der Teufel ein Interesse daran, dass Menschen ihre Sünden bekennen? Wir denken an die Magd in Apostelgeschichte 16, die von einem Wahrsagegeist besessen war und hinter Paulus und Silas herrief: "Diese Menschen sind Knechte des allerhöchsten Gottes, die euch den Weg des Heils verkünden." Wir denken an die vielen Besessenen zur Zeit des Herrn Jesus, aus denen die Dämonen riefen: "Wir kennen dich, du bist der Heilige Gottes, oder der Sohn Gottes." Aber der Herr Jesus ließ sie nicht reden, sondern er gebot zu schweigen und trieb sie aus. Hätte er nicht denken können: Wenn die Menschen meinem Zeugnis nicht glauben, dann müssen sie dem Zeugnis der Dämonen glauben? Warum trieb Paulus jenen Geist aus? Hätte er nicht froh sein können, dass selbst der Teufel ein Zeugnis für ihn und für die Lehre gab, die er verkündigte? Aber er wusste, wenn Menschen sich aufgrund des Zeugnisses von Dämonen bekehren, dann bekehren sie sich zu einem anderen Jesus. Satan weiß, wenn Menschen aufgrund seiner Offenbarungen ihre Sünden bekennen, dann bekennen sie ihre Sünden vor einem Teufel. Außerdem dienten in der Urgemeinde nicht Zungen als Offenbarungsgabe für Sünden, sondern Prophetie. Doch auch in diese Gabe ist Satan eingedrungen, wie wir es an dem letzten Beispiel sahen.
Ich habe von Fälle gehört, dass ein Missionar in einer Gemeinde die Sprache seines Stammes hörte und Gott darin gepriesen wurde. Und vieles andere mehr. Natürlich habe ich auch gehört, dass der, der die Sprache verstand, bezeugte, der Zungenredner habe furchtbar geflucht oder ganz allgmeine Dinge gesagt, während die Auslegung etwas anderes gebracht habe.
Doch das kann einen echten Pfingstler nicht erschüttern. Wissen doch alle leitenden Pfingstler, wie viel Unechtes es auf allen Gebieten des Gabendienstes gibt, bei der Prophetie, den Visionen, der Zunge mit Auslegung. Da muss eben geprüft werden. Siehe Kapitel "Prophetie heute".
Wenn es mir auch schwer fiel zu glauben, dass das Zungenreden aufgehört habe, so machte mir doch die Auslegung zu schaffen. Dass diese nicht echt war, hatte ich im Laufe der Zeit erkannt, wie auch die sogenannte Weissagung. Ich sagte mir zwar, wenn es ein echtes Zungenreden gebe, müsse es auch eine echte Auslegung geben. Doch davon war ich überführt, dass es die eben nicht mehr gab. Doch hielt ich noch am Zungenreden fest. Dann sagte ich mir: Wenn wirklich das Zungenreden aufgrund von 1.Korinther 13,8-10 aufgehört hat, dann müssen alle Aussagen über das Zungenreden in 1.Korinther 14 in den übrigen Schriften des Neuen Testaments ihre Erfüllung gefunden haben. Der Heilige Geist muss doch schon damals an uns gedacht und für unsere Zeit Antworten in der Bibel gegeben haben. Und ich fand sie.
1. In seinem letzten Brief schreibt Paulus in 2.Timotheus 3,16-17: "Denn alle Schrift, von Gott eingegeben, ist nütze zur Lehre, zur Aufdeckung der Schuld, zur Besserung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit, dass ein Mensch Gottes sei vollkommen, zu allem guten Werk geschickt." - Hier finden wir eine Erklärung dafür, dass es jetzt keiner außerordentlichen Offenbarung mehr bedarf, Sünder zu überführen. Zwar meint Paulus hier die Schriften des Alten Testamentes, er wusste ja noch nicht, dass einmal auch ein Teil seiner Briefe Bestandteil der Heiligen Schrift sein würde. Für uns aber gilt die ganze Bibel. Damals musste Gott noch durch außerordentliche Gaben seine Gedanken kundtun. Wir wissen, dass viele falsche Apostel und Propheten durch ihre Lehren den Heilsplan Gottes verdunkeln und zunichte machen wollten. Gerade darum hat Gott sein Wort niederschreiben lassen, damit wir es nun haben als einen festen Grund, als helles Licht. Nun sind es nicht mehr Prophetien und Offenbarungen, Visionen, Träume, Zungen und Auslegung, sondern nun dient uns sein Wort zur Lehre, Überführung, Besserung und Erziehung in der Gerechtigkeit, damit wir vollkommen werden, zu allem guten Werk geschickt. Was also vorher für Prophetie, Zungenreden und Auslegung galt, gilt nun für die Bibel.
2. In 1. Kor.14,2 steht, dass der Zungenredner im Geist Geheimnisse redet. Alle diese Geheimnisse sind uns nun offenbart und niedergeschrieben im Neuen Testament. Es ist interessant zu lesen, wie oft Paulus von Geheimnissen redet, die aber nun für alle offenbart sind. Nun bedarf es nicht mehr des Umweges über Zunge und Auslegung, sondern der Heilige Geist schließt sie uns in der Schrift auf.
3. Über die Bedeutung des Zungenredens als Zeichen habe ich oben geschrieben. Wir finden in fast allen Religionen das Phänomen des Zungenredens. Erlo Stegen berichtet in einem Vortrag am 25.3.1979 in der Matthäuskirche, Bremen, dass es unter den Zulus Gruppen gibt, in denen fast alle Sprachen der Welt gesprochen werden, doch, so sagt er richtig, nicht durch den Heiligen Geist. Ob es das auch schon zu Pfingsten oder kurz danach gab, ist wohl nicht bewiesen, wenn es auch einige annehmen. Das Lallen der Priesterinnen zu Delhi, Pythia genannt, kann niemand als echte Sprache bezeichnen. Auch im natürlich-menschlichen Bereich kommt das Reden in einer fremden, ungelernten Sprache vor, und zwar in Grenzsituationen zwischen Leben und Tod. So erzählte mir ein Prediger, dass seine Schwester in einer Narkose während einer Operation fließend Französisch gesprochen habe, obwohl sie diese Sprache nie gelernt habe und nie in Frankreich gewesen sei. Von solchen Fällen habe ich auch in säkularer Literatur gelesen. Wie dieses Reden in anderen Sprachen zu erklären ist, weiß ich nicht. Jedenfalls ist es nicht eine Gabe des Heiligen Geistes, denn das geschieht auch bei Nichtglaubenden. So hat also die urchristliche Gabe der Zunge oder des Sprachenredens ihre Bedeutung als Zeichen verloren.
Durch die ganze Kirchengeschichte hindurch kann man ab und zu an begrenzten Orten ein Vorkommen des Zungenredens, verbunden mit Weissagung, Visionen und Engelerscheinungen, feststellen. Doch wo es aufbrach, entstanden entweder Irrlehren, die zum Teil noch bis heute bestehen, oder diese Bewegungen nahmen ein schlimmes Ende aufgrund von Weissagungen oder Gesichten. Damit war es dann auch wieder mit diesen Gaben vorbei. Anders verhält es sich mit der gegenwärtigen Pfingst- und charismatischen Bewegung. Ich denke, dass diese Bewegung andauern und größer werden wird, bis der Herr kommt. Sie wird, nach ihrer Entwicklung in der letzten Zeit zu schließen, einmal ein Pfeiler sein, auf dem die Weltkirche ruhen wird. In dieser Bewegung treffen sich sowohl die klassischen Pfingstler als auch die Charismatiker aller Schattierungen, evangelische und katholische Christen bis hin zu Evangelikalen. Was sie vereint ist nicht etwa die Lehre oder die Wahrheit, sondern die gleiche Erfahrung. In dieser Bewegung wird scheinbar alles Sehnen eines Christen gestillt. Eine ungeheure Faszination bezaubert alle, die ihr verfallen. Unheimlich ist es, wie sie sich ausbreitet. -
Vor mehreren Jahren begannen Nonnen in einem katholischen Kloster in Zungen zu reden. Sie hatten nie Kontakt mit Pfingstlern gehabt. Ein mir bekannter Pfingstprediger wurde dann von ihnen gerufen, der sie in dieses Gebiet einführte.
Ein mir bekannter Mann war im CVJM zum Glauben gekommen. Voller Freude sang er auf dem Weg nach Hause christliche Lieder und lernte Bibelverse auswendig. Eines Abends begann er auf dem Heimweg in einer ihm fremden Sprache zu reden. Er war sehr erschrocken. Einige Zeit später lernte er ein Mädchen kennen. Er betete, Gott möge ihm zeigen, ob das Mädchen seine Frau werden sollte. Eines Abends betete er kniend darum. Plötzlich sah er im Geist die Wohnung dieses Mädchens. Die Mutter kam aus dem Schlafzimmer der Tochter heraus und rang die Hände über dem Kopf. Dann konnte der Beter an der Mutter vorbeisehen und sah das Mädchen mit einem jungen Mann im Bett liegen. Ihm wurde klar, dass das Mädchen nichts für ihn war. Später bestätigte sich das Gesicht. Mir wurde bewusst: Dieses Gesicht war typisch Hellseherei. Ich wusste, dass sein Vater die gleiche Gabe hatte. So war über die ererbte Gabe der Hellseherei auch der Geist des Zungenredens über ihn gekommen. – Dass die Gabe der Hellseherei oft erblich ist, habe ich bei manchen Menschen erfahren.
Ein Bruder war aus einer Baptistengemeide ausgetreten, weil er Pfingstler geworden war. Den Gemeindeleiter hatte das tief bewegt. Zu seiner Tochter sagte er: "Wenn ich nur wüsste, ob es die Gaben noch wirklich gibt, von denen Bruder X immer sprach." Kurz vor seinem Tode sagte er wieder zu ihr: "Wenn ich erfahre, dass es diese Gaben noch gibt, werde ich dafür sorgen, dass du sie auch bekommst." Einige Monate später, in der Nacht vor dem Geburtstag ihres inzwischen verstorbenen Vaters, begann sie in Zungen zu reden. Sie war überzeugt, ihr Vater habe in der Herrlichkeit erfahren, dass es diese Gaben noch gebe, und dann dafür gesorgt, dass sie in Zungen redete. An ihrem letzten Geburtstag vor ihres Vaters Tod hatte er ihr eine goldene Armbanduhr geschenkt. Diese hatte sie verloren. In der Nacht zu ihrem nächsten Geburtstag erschien ihr der Vater in einem hellen Gewand und sagte ihr unter anderem, dass die Uhr im Badezimmer in einem Schrank liege. Der Vater war ein sehr gläubiger Mann, und auch die Tochter ist eine feine gläubige Frau. Natürlich war es nicht der Vater, der ihr erschienen war. Der ist bei dem Herrn. Gott wird einen seiner Knechte oder Mägde doch nicht aus dem Himmel auf die Erde senden, um zu sagen, wo eine verlorene Uhr liegt. Doch das Erschütternste war, dass weder die Tochter noch ihr Mann noch irgendwer aus ihrer Gemeinde das erkannten.
Kann einem dabei nicht unheimlich werden? Wo liegen die Anrechte des Feindes, dass er sogar Gotteskinder verführen kann? Viele Stunden könnte ich über Erfahrungen berichten. Ich will damit nur sagen: Wir haben es hier nicht mit Fleisch und Blut zu tun, sondern mit verführerischen Geistern.
Als ich das alles erkannte und erlebte, fragte ich mich, worin heute noch die zeichenhafte Bedeutung des Zungenredens liege? Wie bei der Gabe der Prophetie in der Pfingstbewegung ist Satan auch hier am Werk, die Gläubigen zu täuschen und irrezuführen. Wer kann denn unterscheiden, was echt oder unecht ist? Manche Christen sind im Prinzip Gegner der Pfingstbewegung. Aber sie sind doch überzeugt, dass es auch ein Zungenreden durch den Heiligen Geist gibt. Als Kriterium des Prüfens geben sie an: Echtes Zungenreden ist nur Anbetung. Wenn die Auslegung also eine Anbetung ist, ist die Zungensprache echt. Ist die Auslegung eine Anrede an Menschen, ist sie falsch. Die Frage bleibt: Wer garantiert, dass Zungenrede und Auslegung wirklich übereinstimmen? Ein Ausleger, der diese Meinung hat, wird nie eine Auslegung anders als Anbetung geben. Ich habe Zungenrede mit nachfolgender Auslegung gehört, die Anbetung war. Dieselben Zungenredner und Ausleger haben auch Auslegungen als Anrede an Menschen wie von Jesus in der ersten Person weitergegeben. Hat das eine Mal der Heilige Geist und das andere Mal ein falscher Geist aus ihnen geredet?
Ich habe oben dargelegt, dass urchristliches Zungenreden nicht nur Anbetung war. Entweder gibt es noch echtes Zungenreden, dann gibt es das auch als Anrede an Menschen, auch wenn es das nie in der ersten Person gegeben hat in der Form: "Ich sage euch ... " mit dem Schluss: ".. spricht der Herr", oder es gibt kein echtes Zungenreden mehr. - Wenn Satan auch ein Zungenreden bewirken kann und es keine Unterscheidungsmöglichkeit gibt, hat das Zungenreden dann noch wahre zeichenhafte Bedeutung? Ob der Heilige Geist dann wirklich noch mitmixt? (ich bitte um Entschuldigung für diesen Ausdruck), wenn seine Kundgebungen in nichts zu unterscheiden sind von denen Satans?
Zu dieser Schlussfolgerung gekommen, habe ich mich still unter Gottes Wort gebeugt und bekannt: Gottes Wort hat recht, auch das Zungenreden hat aufgehört. Als Folge redete ich nicht mehr in Zungen. Doch hier hatte ich die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Mir war es schon längst bewusst: in der Pfingstbewegung haben wir es mit Geistern zu tun. Das bekam ich nun zu spüren. Je länger ich nicht mehr in Zungen redete, desto stärker wurde in mir der Drang dazu. Er wurde so stark, dass ich das Gefühl hatte, mich übergeben zu müssen, wenn ich nicht aussprach, was ausgesprochen werden wollte. Dann wieder hatte ich das Gefühl, jemand wollte mir den Hals zudrücken. Dadurch wurde es mir bewusst: Das kann nicht der Heilige Geist sein. Selbst wenn mein Zungenreden vorher vom Heiligen Geist gewirkt war, und ich nun sagte, dass es nicht von ihm komme, so würde ich ihn betrüben, mich an ihm versündigen, aber mich vergewaltigen würde er nie.
Gewiss erlebt das nicht jeder, der sich von dem Zungenreden löst. Ich aber war wohl zu tief in diesen Gaben verstrickt. Doch stehe ich mit diesem Erleben nicht allein. Auch von anderen habe ich ähnliches gehört, als sie nach dem Zungenreden wieder davon frei werden wollten. Da gab es für mich nur noch eins zu tun. Ich beugte mich tief vor dem Herrn Jesus, weil ich mich falscher Lehre und falschen Geistern geöffnet hatte und selbst zu einem falschen Lehrer und falschen Propheten geworden war, der andere in den Irrtum geführt hatte. Dann bat ich ihn herzlich, mich zu befreien, und sagte mich im Namen Jesu los von allen falschen Geistern, die mir sowohl Prophetie als auch Zunge und Auslegung gegeben hatten. Er erhörte mich und schenkte mir Befreiung. Daraufhin trat ich dann vor die Gemeinde und bekannte öffentlich, dass auch ich ein Betrogener und ein in die Schlingen des Teufels Geratener war. Ich bezeugte auch meine Befreiung und bat um Vergebung. Die allermeisten folgten mir und wurden auch frei. Doch andere blieben leider im Irrtum und sind darin sehr verstrickt.
Natürlich hört 1.Korinther 13 nicht mit Vers 10 auf. In den Versen 11-13 steht: 11) Als ich ein Kind war, da redete ich wie ein Kind und dachte wie ein Kind und war klug wie ein Kind. Als ich aber ein Mann wurde, tat ich ab, was kindlich war. 12) Wir sehen jetzt durch einen Spiegel ein dunkles Bild; dann aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich stückweise; dann aber werde ich erkennen, wie ich erkannt bin. 13) Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei. Aber die Liebe ist die größte unter ihnen. (Lutherübersetzung 1984)
Vers 11 bringt eine allgemeine menschliche Erfahrung, die auch für die innere Entwicklung eines Gotteskindes gilt. Aber in diesem speziellen Zusammenhang ist anzunehmen, dass Paulus diese Worte vielleicht prophetisch im Hinblick auf den Gabendienst schreibt. Dann vergleicht er die Zeit, in der der Herr Jesus seine Gemeinde durch den Gabendienst erbaute, mit dem Kindesalter der Gemeinde. Doch das Kindliche wird abgelegt, wenn die vollkommene und vollständige Erkenntnis des Heilsplanes Gottes gekommen sein wird, von dem damaligen Zeitpunkt aus gesehen.
Vers 12 wird allgemein als Zeuge angesehen, dass die Verse 8-13 nur die Vollendung in der neuen Welt meinen. Doch bei genauem Betrachten finden wir, wie Vers 12 das bestätigt, was ich angeführt habe. Ich bin dankbar, dass ich nicht der erste und nicht der einzige bin, der 1.Korinther 13 so versteht. Viele Ausleger haben das vor mir erkannt und viele erkennen das auch jetzt. Wir müssen Vers 12 im Zusammenhang sehen. Dem teilweisen Erkennen in Vers 9 stellt Paulus in Vers 10 die Gesamtheit aller Erkenntnisse gegenüber. Das teilweise Erkennen erfolgte in den Gemeinden mittels der Geistesgaben. Außerdem bestanden Zungenreden, Visionen und Träume zunächst in Rätseln und bedurften noch der Auslegung. In der Schrift haben wir nun die Fülle, die Ganzheit aller Erkenntnisse.
Offensichtlich bezieht sich Paulus in diesem Vers auf 4. Mose 12. Mirjam und Aaron reden gegen Mose: "Redet denn der HErr allein mit oder durch Mose? redete er nicht auch mit oder durch uns? " Daraufhin spricht Gott: "Hört meine Worte: Ist jemand unter euch ein Prophet des HErrn, dem will ich mich kund machen in Gesichten oder mit ihm reden in Träumen. Aber so steht es nicht mit meinem Knecht Mose. Ihm ist mein ganzes Haus anvertraut. Von Mund zu Mund rede ich mit ihm, nicht durch dunkle Worte oder Gleichnisse, und er sieht den HErrn in seiner Gestalt...". (Verse 6-8a) Wenn Paulus schreibt, "Wir sehen jetzt in einem Spiegel "- (nicht in einem dunklen Wort, wie Luther übersetzte, das könnte auf die Bibel gedeutet werden), - dann meint er in Übereinstimmung mit dem Wort Gottes an Aaron und Mirjam den prophetischen Dienst. "Durch einen Spiegel" meint die indirekte, mittelbare Rede; "in Rätseln" meint die Notwendigkeit der Übersetzung, der Deutung. Zu Mose redete Gott direkt, "von Mund zu Mund", oder nach 2.Mose 33,11 "von Angesicht zu Angesicht". Das meint nicht, dass Mose Gottes Angesicht gesehen hätte. Gott sagte zu Mose: "Mein Angesicht kannst du nicht sehen." ((2. Mose 33,20) "Von Mund zu Mund" und "von Angesicht zu Angesicht" meint also die unmittelbare, direkte Rede Gottes. Zu der Zeit, in der Paulus den 1. Korintherbrief schrieb, waren die Gemeinden noch weitgehend auf den Gabendienst angewiesen. Ihnen standen Erkenntnis und Prophetie nur teilweise zu Verfügung. Der Gabendienst war nur mittelbares, indirektes Gotteswort, wenn es auch nicht unrichtig war. Doch Paulus wusste, die Gemeinden werden nicht immer nur auf eine teilweise Erkenntnis der Gedanken und des Heilsplanes Gottes angewiesen sein, nicht nur auf indirektes Reden Gottes, gleichsam wie in Rätseln, das noch der Deutung bedurfte, nicht immer nur auf ein indirektes Schauen seines Wesens und seiner Herrlichkeit, gleichsam wie durch einen Spiegel, der ja damals nicht einmal unseren heutigen Spiegeln vergleichbar war. Nein, einmal kommt die Zusammenfassung aller Teilerkenntnisse, einmal wird Gott direkt und unmittelbar, unter Ausschluss jeder Gefahr der Untermischung und Verfälschung durch menschliche Gedanken zu ihnen reden. Einmal dürfen sie Gott direkt ins Herz schauen. In der Bibel haben wir die Zusammenfassung, das Vollständige aller Erkenntnisse über die Gedanken Gottes. Wir erkennen seinen Heilsplan, den Weg zu unserer Errettung und Seligkeit, seinen Willen für jeden einzelnen Menschen, seinen Plan für die gesamte Menschheit im allgemeinen und für die Gemeinde im besonderen bis zur Vollendung dieser Weltzeit. Im Wort Gottes redet Gott direkt zu jedem Menschen. Wer hat noch nie die unmittelbare Gegenwart Gottes gespürt beim Lesen und Hören des Wortes Gottes? Das Wort ist wahrhaftig und zuverlässig. Dazu hat Gott uns seinen Heiligen Geist gesandt, der jeden einzelnen überführt und in alle Wahrheit leitet. Im Wort Gottes offenbart er sich uns, wie er ist. Seine Weisheit und Kraft erkennen wir in der Schöpfung, seine Gerechtigkeit und seine Gerichte im Leben der Völker und jedes einzelnen Menschen. Das kann uns nur Furcht einflößen. Aber sein innerstes Wesen, seine Liebe und Wahrheit, sein Suchen und Werben um uns bis hin zur Selbsterniedrigung in seinem Sohn, erkennen wir nur in seinem Wort. Hier schauen wir hinein in sein eigenes Herz. In seinem Wort erkennen wir, dass wir selbst erkannt sind, wie wir uns nie erkennen könnten. Gottes Wort offenbart uns unseren Zustand, dass wir dabei nur erbeben können, und das sowohl als Gesamtbild als auch bis in die feinsten Einzelheiten. "Das menschliche Herz ist böse von Jugend an," "Da ist keiner, der Gutes tue, auch nicht einer." "Aus dem Herzen kommen arge Gedanken, Mord, Ehebruch, Unzucht, Diebereien, falsches Zeugnis, Lästerung". Das sind einige der Offenbarungen über uns selbst. Gott hat uns erkannt, ehe wir weder ihn noch uns erkennen konnten. Jetzt erkennen wir in seinem Wort mit dem Beistand des Heiligen Geistes sowohl ihn als auch uns. Wir erkennen seinen Plan, dass wir aufgrund der Erlösung durch Jesus Christus umgestaltet werden können in das Ebenbild des Sohnes Gottes.
Zum Schluss weist Vers 13 eindeutig nur auf das Diesseitige hin. Nur hier wandeln wir im Glauben und nicht im Schauen, (2.Korinther 5,7), und die Hoffnung, die man sieht, ist keine Hoffnung mehr, (Römer 8.24). Ich werde unten noch darauf zurück kommen.
Das "nun" in Vers 13, griechisch "nün", steht als Gegensatz zu dem zweimaligen "jetzt", griechisch "arti", in Vers 12. Das "arti" in Vers 12 weist auf die Zeit der Abfassung des 1. Korintherbriefes hin, die bald zu Ende gehen wird, nämlich wenn die Zusammenfassung aller Teilerkenntnisse und Teilprophetien kommt. "nün" in Vers 13 meint den gesamten Zeitabschnitt auf dieser Erde bis zur Wiederkunft Jesu, ja bis zum Jüngsten Tag.
Zum Schluss möchte ich noch sagen, dass in Vers 12 gewiss auch ein jenseitiges Element enthalten ist. Wie in manchen Prophezeiungen der Bibel ist auch hier nicht nur ein zeitlicher Aspekt enthalten. Manch ein Prophet, auch die Schreiber der messianischen Psalmen, z.B. David, haben nicht gewusst, dass der Geist Christi sie leitete, und sie über den kommenden Messias, besonders über sein Leiden, redeten. Manche Weissagungen haben eine zeitlich nahe und eine zeitlich ferne Erfüllung im Blick, obwohl der Prophet und die Menschen, zu denen er redete, zunächst nur an die zeitlich nahe dachten. So mag es auch bei Paulus in 1.Korinther 13,12 gewesen sein. Als Rabbiner war ihm der Ausdruck: "von Angesicht zu Angesicht sehen" vertraut. Zuerst von Jakobs Kampf am Pniel her (1.Mos.32,31). Jakob sagt: "Ich habe Gott von Angesicht gesehen, und doch wurde mein Leben gerettet". Er sagte das, obwohl er nur mit einem Engel rang, der das Aussehen eines Menschen angenommen hatte. Dann kannte Paulus es von Mose her, mit dem Gott "von Angesicht zu Angesicht" und "von Mund zu Mund" redete, und "der den HErrn sah in seiner Gestalt". Mose hatte jedoch nie Gottes Angesicht oder Gestalt gesehen. "Von Angesicht zu Angesicht sehen" bedeutete im Sprachgebrauch der Rabbinen das unmittelbare Reden Gottes ohne Umweg über Geistesgaben, die noch der Deutung bedurften. Paulus dachte also zunächst an die Gemeinde, zu der Gott einmal nicht mehr in Rätseln und in einem Spiegel der Geistesgaben redete, und das auch nur in teilweisen Erkenntnissen, sondern in direkter Rede, in der Fülle aller Erkenntnisse und Weissagungen. Diese Prophetie ist eindeutig in dem Kanon des Neuen Testaments erfüllt worden. Die ferne Erfüllung wird die Wiederkunft Jesu sein, wenn seine Braut ihn sehen wird, wie er ist. (1.Johannes 3.2).
Dann werden auch die Begriffe Glaube, Hoffen und Lieben eine neue tiefere Bedeutung erhalten.
Glauben steht dann nicht mehr in der Spannung zum Sichtbaren, wie hier auf der Erde. Glaube ist dann nur das sich vertrauensvolle und liebende Unterordnen unter Gott im freudigen Dienen, verbunden mit Lob, Dank und Anbetung.
Ich bin überzeugt, dass wir, wenn wir hier abscheiden, noch nicht das Ziel erreicht haben werden, das Gott mit uns hat: gleichgestaltet zu werden dem Bilde des Sohnes Gottes. Dieses und noch andere Ziele, die Gott uns noch zeigen wird, werden auch in der neuen Welt Gottes noch Grund zum hoffen sein. Aber dieses Glauben und Hoffen haben eine völlig andere Qualität als in diesem Leben.
Wenn in Vers 8 steht, dass die Liebe nie aufhört, dann ist damit die Liebe Gottes gemeint, im Unterschied zu der Liebe in Vers 13., wo von unserer Liebe die Rede ist. In Vers 13 wird sie in Verbindung mit Glauben und Hoffen genannt, und damit ist unser Glauben und Hoffen gemeint. Wenn auch bei Gotteskindern Glauben und Hoffen und Lieben durch Gottes Geist gewirkt werden, so ist doch auch unsere Verantwortung dabei nötig. Dann aber wird die Liebe Gottes uns ganz erfüllen.
So wollen wir Gott danken, dass er aus der Verborgenheit herausgetreten ist und sichtbar wurde in seinem Sohn und nun direkt zu uns redet durch sein Wort. Wir wollen danken für die lebendige Hoffnung, die uns sein Wort gibt, einmal bei ihm zu sein für immer.
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