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Der Weg zum ewigen Haus

Wir Menschen sind immer auf einem Weg: auf dem Weg zur Arbeit, auf dem Weg

zu Kaufläden, auf dem Weg zur Abwicklung unserer Geschäfte und

Angelegenheiten. Wir sind auf dem Weg zu einem Besuch oder machen uns auf

den Weg, um Erholung zu finden, in der Nähe oder in weiter Ferne. Und wer

ein trautes Heim hat, macht sich immer wieder gern auf den Weg nach Hause.

Denken wir aber auch immer daran, dass sich jeder von uns ausserdem

noch auf dem Weg zur Ewigkeit befindet? Die Bibel sagt uns: "Der Mensch

geht hin zu seinem ewigen Haus" (Prediger 12, Vers 5).

Daran können wir nichts ändern. Wer in diese Welt geboren wird,

befindet sich, ob er will oder nicht, auf dem Weg zu diesem Endziel. Da

gibt es kein Stillstehen oder Ausweichen. Jede Minute bringt uns ihm

unaufhaltsam ein Stück näher ...

Die Länge der Wege auf dieser Erde ist messbar. Die Anzahl Kilometer, von

ihrem Anfang bis zu ihrem Ende, ist leicht zu erfahren. - Aber keiner

kennt die Länge seines persönlichen Lebensweges; da sind keine

Kilometertafeln gesetzt. Unerwartet kann der Mensch in "seinem ewigen

Haus" anlangen.

Damit ist nicht etwa das irdische Grab gemeint, in welchem der Körper

der Abgeschiedenen bestattet wird. Dieses besteht nicht "ewig", ob es nun

das Grab eines Armen oder das prunkvolle Mausoleum eines Reichen ist. Es

geht um das ewige Haus für die unsterbliche Seele.

Die grosse Frage ist nun die: Werden alle Seelen der Abgeschiedenen in

dasselbe "Haus" aufgenommen? Welcher Mensch kann da eine gültige Antwort

geben? Bestimmt keiner! Gott selber ist es, der uns darüber genaue

Auskunft erteilt. Er gibt sie uns in seinem Wort, in der Bibel.

Wir lesen darin, "dass Gott Licht ist und gar keine Finsternis in Ihm

ist" (1. Johannes 1, Vers 5). "Heilig, heilig, heilig ist der Herr der

Heerscharen" (Jesaja 6, Vers 3). Unsere Missetaten und Sünden haben daher

eine Scheidung gemacht zwischen Ihm und uns (Jesaja 59, Vers 2), denn wir

alle haben gesündigt. Diese Scheidung zwischen dem heiligen Gott und den

Sündern ist schon in diesem Leben eine traurige Tatsache. Und sie bliebe

auch nach dem Tod bestehen, wenn wir in unseren Sünden sterben würden. Wir

alle kämen dann in das gleiche "ewige Haus" der Gottesferne, der tiefen

Finsternis.

Im Evangelium Lukas, Kapitel 16, wird uns das Schicksal eines solchen

Mannes beschrieben, der ohne Gott gelebt hat und ohne Gott gestorben ist.

"In dem Hades seine Augen aufschlagend, als er in Qualen war, rief er und

sprach: ... ich leide Pein in dieser Flamme!" Auch da bleibt er nun ohne

Gott.

Schaut Gott untätig zu, wenn Er sieht, wie die Menschen auf eigenen Wegen

diesem finsteren Ziel entgegenlaufen?

O nein! Er ist nicht nur Licht, sondern auch Liebe. Wohl muss Er in

seiner Heiligkeit für jede unserer Sünden Sühnung fordern und den Sünder

richten. Aber in seiner Güte und Menschenliebe hat Er für uns einen Ausweg

gesucht und gefunden:

"Hierin ist die Liebe: nicht dass wir Gott geliebt haben, sondern dass Er

uns geliebt und seinen Sohn gesandt hat als eine Sühnung für unsere

Sünden" (1. Johannes 4, Vers 10).

So ist denn der Sohn Gottes auf diese Erde gekommen und unter dem Namen

"Jesus" als Mensch geboren worden. Hier hat Er nach Gottes Heilsplan das

Erlösungswerk vollbracht.

Wohl waren es die Menschen, die Ihn, den Schuldlosen und Gerechten

aus Hass gegen Gott ans Kreuz schlugen, Ihn, der als Mensch Gott offenbart

hat auf der Erde. Aber sie konnten es nur tun, weil Gott es so gewollt

hat. Christus selbst sagte: "Der Sohn des Menschen muss in die Hände

sündiger Menschen überliefert und gekreuzigt werden und am dritten Tag

auferstehen." Und: "Darum liebt mich der Vater, weil ich mein Leben lasse,

damit ich es wiedernehme. Niemand nimmt es von mir, sondern ich lasse es

von mir selbst."

Das Sühnungswerk auf Golgatha hat nun vor Gott Gültigkeit.

Darum kann Jesus Christus, der jetzt die Sühnung ist für die Sünden

derer, die an Ihn glauben, uns Menschen zurufen:

 

"Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt

zum Vater, als nur durch mich" (Johannes 14, Vers 6).

Er allein ist der Weg, der zu einem andern Endziel leitet: zu Gott, als

dem Vater. Der mit Sünden Beladene empfängt durch Ihn nicht nur volle

Vergebung seiner Schuld, wenn er sie Ihm bekennt. Der Herr Jesus führt ihn

auch zu einem anderen "ewigen Haus", zu dem herrlichen Haus des Vaters im

Himmel, wo ewige Freude herrscht. Haben auch Sie sich Ihm schon übergeben

und voll Vertrauen seine Retterhand ergriffen?

 

Nur so können wir dem Gericht entfliehen. Einen anderen Weg zum

Himmel gibt es nicht.

 

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Es funktioniert!

Es war während des Bürgerkriegs in Amerika zwischen den Süd- und

Nordstaaten. Eine Epidemie brach aus und raffte manchen Soldaten dahin.

Sie war so schlimm, dass besondere Zelte aufgestellt werden mussten, um

alle Kranken aufzunehmen. Eines Nachts blieb der Krankenpfleger vor der

Schlafstelle eines schwerkranken Soldaten stehen, der nicht mehr als 17

Jahre alt sein mochte. Der Junge schaute ihn mit ergreifendem Ausdruck an

und sagte: "Wachtmeister, ich glaube, ich werde sterben. Ich bin kein

Christ. Meine Mutter ist keine Christin und mein Vater ist auch kein

Christ. Ich habe nie eine christliche Ausbildung gehabt. Ich bin nie zur

Kirche gegangen. Nur ein einziges Mal bin ich mit einem Freund in einer

Sonntagsschule gewesen. Die Lehrerin schien eine gute Frau zu sein. Sie

las uns etwas aus der Bibel vor von einem Mann - ich glaube, er hiess

Nikodemus. Er kam zu Jesus bei Nacht. Und Er sagte ihm, dass er von neuem

geboren werden müsse, um in den Himmel zu kommen. Ich bin nie von neuem

geboren worden und ich möchte nicht so sterben. Wollen Sie bitte den

Feldprediger holen, damit er mir sage, wie ich von neuem geboren werden

kann?"

Der Wachtmeister, der jede Wirklichkeit in göttlichen Dingen

leugnete, gab dem Jungen zur Antwort: "Du brauchst doch keinen

Feldprediger. Sei nur ruhig und reg dich nicht auf. Es ist schon in

Ordnung mit dir." Eine Stunde später schaute er wieder nach dem Kranken.

Der sah ihn aus tieftraurigen Augen an und bat: "Wachtmeister, wenn Sie

mir den Feldprediger nicht holen wollen, so rufen Sie bitte den Arzt. Ich

ersticke sonst."

Der Arzt kam und konnte dem Schwerkranken etwas Erleichterung

verschaffen. Der Junge war beiden so dankbar.

Nach einer Stunde kam der Krankenpfleger wieder zurück, in der

Meinung, einen Toten zu finden. Die Augen des jungen Mannes waren immer

noch offen, voll Todesangst. "Es nützt nichts, Wachtmeister," sagte er,

"ich muss sterben, und ich bin noch nicht von neuem geboren. Ob Sie daran

glauben oder nicht, wollen Sie nicht den Feldprediger suchen, damit er mir

sage, wie ich von neuem geboren werden kann?" Der Aufseher sah, wie

hilflos er an der Pforte des Todes stand. "Gut, ich gehe."

Doch kaum war er einige Schritte gegangen, drehte er sich um und kam

ans Lager des Soldaten zurück. "Junge, ich gehe nicht zum Feldprediger,

aber ich sage dir selbst, was zu tun ist. Ich glaube zwar nichts. Ich

weiss nicht, ob es einen Gott gibt. Ich weiss auch nicht, ob es einen

Himmel und eine Hölle gibt. Ich weiss nichts. Doch, eines weiss ich. Meine

Mutter war eine gute Frau. Wenn es einen Gott gibt, dann kannte meine

Mutter Ihn. Wenn es einen Himmel gibt, ist sie jetzt dort. Ich will dir

sagen, was mir meine Mutter erzählte. Du kannst es versuchen und sehen ob

es funktioniert. Ich lehre dich jetzt einen Vers aus der Bibel. Er heisst:

'Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab,

damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verlorengehe, sondern ewiges Leben

habe.' Meine Mutter sagte, dass ich mich nicht selbst retten könne, doch

wenn ich an Ihn glaube, werde Er mich erretten."

 

Der Wärter forderte den Kranken auf, den Vers mit ihm zu sagen. Er

begann, und der Junge folgte mit schwacher, zitternder Stimme: "Also hat

Gott die Welt geliebt, ... also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen

eingeborenen Sohn gab, ... dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit

jeder, der an ihn glaubt, ... damit jeder, der an ihn glaubt, nicht

verlorengehe, ... nicht verlorengehe, sondern ewiges Leben habe, ...

sondern ewiges Leben habe."

 

"Meine Mutter sagte, dass, wenn jemand dem Herrn Jesus vertrauen

will, er nicht verlorengehe, sondern ewiges Leben habe." Der Wachtmeister

wollte noch mehr sagen, aber der Junge hatte schon die Augen geschlossen,

die Hände über der Brust gefaltet und flüsterte leise: "Also hat Gott die

Welt geliebt ... dass er seinen eingeborenen Sohn gab ... damit jeder,

jeder ... jeder, der an ihn glaubt, an ihn glaubt, an ihn glaubt." Dann

hielt er inne und mit klarer Stimme fuhr er fort: "Gott sei Dank,

Wachtmeister, es klappt. Ich glaube an Ihn! Ich werde nicht verlorengehen!

Ich habe ewiges Leben! Ich bin von neuem geboren! Ihre Mutter hatte recht.

Warum versuchen Sie es nicht? Tun Sie, was Ihre Mutter sagt. Es hilft

wirklich, Wachtmeister. Und nun bitte ich Sie noch um eines: Nehmen Sie

einen Kuss mit an meine Mutter und sagen Sie ihr, was Sie mir erzählt

haben. Sagen Sie ihr, dass ihr sterbender Sohn bezeugt hat: 'Es

funktioniert, es hilft'". Dann tat er seinen letzten Atemzug und hatte die

Erde verlassen.

Der Tod ist nicht der Schlusspunkt

- es folgt die Auferstehung

Alle werden auferstehen,

aber nicht alle gleichzeitig

 

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Die Toten werden alle auferstehen

 

Der bekannte Missionar Moffat hatte sehr oft Gespräche mit dem

afrikanischen Häuptling Macaba.

So kam Moffat eines Tages auch auf die Auferstehung zu reden.

"Was?" rief Macaba aufgeregt. "Was sagst du da von den Toten? dass

sie auferstehen werden?"

"Ja", antwortete Moffat, "alle Toten werden auferstehen."

"Mein Vater auch?"

"Gewiss."

"Werden alle, die im Kampf gefallen sind, auferstehen?"

"Das steht ausser allem Zweifel."

"Und alle, die von wilden Tieren zerrissen worden sind, werden sie

auch auferstehen?"

"Ja, und nicht allein das, diese alle werden auch gerichtet werden,

nach ihren Werken."

Macaba kehrte sich um, sah zu seinen Männern hin und fragte sie:

"Habt ihr schon je so etwas gehört?"

"Noch nie!" war die einstimmige Antwort.

Der Häuptling drehte sich wieder zu Moffat um und sagte: "Was du da

über die Auferstehung der Toten sagst, ist mir zu hoch. Ich will nichts

mehr davon hören. Die Toten können nicht auferstehen und sie werden

auch nicht auferstehen."

Erstaunt entgegnete der Missionar: "Warum soll ich denn nicht von der

Auferstehung reden?"

Macaba streckte seinen starken Arm aus, als ob er einen Speer werfen

wollte, und sagte: "Ich habe Tausende erschlagen und diese alle ..."

Er machte den Satz nicht fertig.

Nach einer kurzen Pause fügte er hinzu: "Sollte es möglich sein, dass

sie wieder auferstehen?"

Der Gedanke daran machte ihm angst. Werden alle die Gefallenen, an

denen er Unrecht und Gewalttat verübt hatte, wieder auferstehen und ihn

für alle seine Taten anklagen? Es war für ihn immer ein beruhigender

Gedanke gewesen, dass der Mund seiner Opfer für immer geschlossen bleiben

würde. Mit dieser Ruhe war es aus, wenn sie nur in dieser Zeit und auf der

Erde schwiegen.

Dieser Afrikaner mit seinem "primitiven" Denken reagierte eigentlich nicht

anders als der modern denkende Mensch von heute.

Es geraten viele Menschen in Harnisch, wenn von Auferstehung geredet

wird.

Um dies zu erklären, können drei Gründe angeführt werden:

1. will der menschliche Verstand die Tatsache der Auferstehung nicht

annehmen. Es ist doch ganz unmöglich, sagt man, dass Menschen, die schon

Tausende von Jahren tot sind, wieder einen Leib bekommen. Tot ist tot, der

Körper ist aufgelöst und kann nicht wieder lebendig werden.

2. ist es das Gewissen, das den Menschen zu denken veranlasst: "Es

darf keine Auferstehung geben." Jeder weiss, dass in seinem Leben

lange nicht alles gut gewesen ist. Wenn mit dem Tod alles aus wäre, dann

müsste man sich auch nicht für seine Worte und Taten verantworten. Wenn

aber nach dem Tod eine Abrechnung kommt, dann werden einst alle sündigen

Gedanken, Worte und Taten ans Licht kommen.

3. ist es der Teufel, der die Menschen zur Leugnung der Auferstehung

antreibt, um sie in eine falsche Sicherheit zu wiegen und um seine eigene

Niederlage zu verbergen.

Wenn das Bestehen des Menschen nicht mehr umfasst als nur die ihm auf

Erden zugeteilte Zeit von höchstens 70, 80 oder 90 Jahren, mit all der

Mühsal und den Sorgen, die dieses Leben mit sich bringt, dann ist es eine

armselige und zudem hoffnungslose Sache, ohne Aussicht auf eine bessere

Zukunft.

Ein Sterbender wurde einst gefragt, ob er sich nicht vor dem Tod fürchte.

Er gab zur Antwort: "Nein, aber ich fürchte mich vor der Auferstehung."

An einem bestimmten Tag wird jedes Grab leer sein, denn jeder Tote

wird auferstehen - einige bei der ersten Auferstehung, um das ewige Leben

zu geniessen - andere bei der Auferstehung zum Gericht.

Jesus Christus ist auferstanden und lebt jetzt zur Rechten Gottes.

Alle, die an Ihn glauben, werden mit Ihm die Herrlichkeit des Himmels

teilen.

 

"Wer an ihn glaubt, wird nicht gerichtet; wer aber nicht glaubt, ist

schon gerichtet, weil er nicht geglaubt hat an den Namen des eingeborenen

Sohnes Gottes" (Johannes 3, Vers 18).

 

Es gibt nur zwei Möglichkeiten:

1. Das ewige Leben

Das Schönste kommt noch

- für den Gläubigen!

Seite 124

Von allergrösster Bedeutung

Die Tatsache, dass Jesus lebt, ist von allergrösster Bedeutung.

Es hat zu aller Zeit Leute gegeben, die diese Tatsache geleugnet

haben, ohne sie jedoch widerlegen zu können.

Anderen ist es völlig egal, ob Jesus im Tod geblieben ist, oder ob Er

lebt. Zu diesen gehörte auch der römische Statthalter Festus, vor dem sich

der Apostel Paulus verantworten musste (Apostelgeschichte 25, Vers 19).

Nehmen wir nun die Hinweise auf das Sterben Jesu und seine

Auferstehung, die wir schon im Alten Testament finden, dazu alles, was das

ganze Neue Testament darüber sagt - dann steht und fällt mit seiner

Auferstehung die Wahrheit der Bibel und die Bedeutung des Christentums.

Wie Paulus in 1. Korinther 15, Verse 14-19, schreibt:

"Wenn aber Christus nicht auferweckt ist, so ist also auch unsere

Predigt vergeblich, aber auch euer Glaube vergeblich. Wir werden aber auch

als falsche Zeugen Gottes erfunden, weil wir in bezug auf Gott gezeugt

haben, dass er den Christus auferweckt habe, den er nicht auferweckt hat,

wenn wirklich Tote nicht auferweckt werden ... Wenn aber Christus nicht

auferweckt ist, so ist euer Glaube eitel; ihr seid noch in euren Sünden

... Wenn wir allein in diesem Leben auf Christus Hoffnung haben, so sind

wir die elendesten von allen Menschen."

Aber Jesus lebt! Die Tatsache seiner Auferstehung ist von vielen bestätigt

worden. Im oben erwähnten Kapitel der Bibel werden viele Zeugen genannt

(1. Korinther 15, Verse 3-8). Dort lesen wir, dass Er sogar mehr als 500

Brüdern auf einmal erschienen ist, und dass, als dies geschrieben wurde,

erst einige von ihnen entschlafen waren, die meisten also noch lebten. Es

handelt sich somit nicht um ein Zeugnis aus alter Vergangenheit, das nicht

mehr geprüft werden kann, sondern das zu jener Zeit gegeben wurde und von

dessen Zuverlässigkeit man sich überzeugen konnte.

Und dann war Paulus selbst einst der erbittertste Feind, der in aller

Aufrichtigkeit meinte, gegen die Verkündigung der Auferstehung von Jesus

Christus mit allen Kräften und Mitteln kämpfen zu müssen. Als Folge davon

wurden viele Christen ins Gefängnis geworfen und getötet. Und als er

unterwegs war, um sie auch in den ausländischen Städten zu verfolgen,

erschien ihm Jesus selbst in einem himmlischen Gesicht, mitten am Tag. Das

brachte ihn zu einer radikalen Umkehr, und fortan konnte er nicht anders

als von Dem zeugen, der aus den Toten auferstanden ist und in Ewigkeit

lebt.

Ja, Jesus lebt. Und seine Auferstehung bestätigt, dass Er der ewige

Sohn Gottes ist, der Mensch wurde, um durch seinen Tod und seine

Auferstehung die Versöhnung und Erlösung für Sünder zustande zu bringen.

Und seine Auferweckung ist gleichzeitig die Zusicherung von Gottes Seite,

dass Er im Opfer seines Sohnes völlige Befriedigung gefunden hat und nun

vom Sünder nichts anderes verlangt, als dass dieser seine Schuld und

Verlorenheit anerkennt und bekennt. Dann darf auch er auf dem

Erlösungswerk ruhen, das auf Golgatha vollbracht wurde.

Der Apostel Paulus hat den Athenern auch noch gesagt:

"Nachdem nun Gott die Zeiten der Unwissenheit übersehen hat, gebietet er

jetzt den Menschen, dass sie alle allenthalben Busse tun sollen, weil er

einen Tag gesetzt hat, an welchem er den Erdkreis richten wird in

Gerechtigkeit durch einen Mann, den er dazu bestimmt hat, und hat allen

den Beweis davon gegeben, indem er ihn auferweckt hat aus den Toten."

Wer Gott gehorcht, findet im lebendigen Heiland seinen Retter; alle

anderen werden Ihm einst als ihrem Richter begegnen müssen.

Jesus lebt! Und seine Auferstehung ist auch für Sie von allergrösster

Bedeutung - sei es zur ewigen Verdammnis oder zum ewigen Leben.

Seite 127

 

Schlafen Sie noch?

 

Eines der Probleme, das die Menschen seit undenklichen Zeiten beschäftigt,

ist das Problem des Todes. Das scheint auch aus den Sagen hervorzugehen,

die in Asien und Afrika unter vielen Völkern die Runde machen, wovon viele

eine Erklärung für den Tod, diese unbegreifliche, beängstigende

Erscheinung, zu geben versuchen.

Sehr frappant ist eine Erzählung, die aus Afrika stammt und die man

in verschiedenen Varianten unter mehreren Völkern hören kann. Nach dieser

Sage hatte Gott den Plan, den Menschen ewiges Leben zu schenken. Er liess

dies in der Nacht ausrufen, aber, obwohl viele hörten, dass Gottes Stimme

durch den Urwald klang, kam niemand aus seinem Bett hervor, um darauf zu

hören. Man drehte sich noch einmal um und schlief weiter. Und so soll es

nach dieser alten Sage gekommen sein, dass die Menschen kein ewiges Leben

bekommen haben.

Wir lächeln über solch primitive Vorstellungen. Aber - obwohl die

afrikanischen Schwarzen, bei denen diese Sage entstanden ist, dies nicht

erkennen konnten - es steckt doch viel in dieser Erzählung, wenn man

darüber nachdenkt. Wir können sogar etwas daraus lernen, nicht nur in den

dunkeln Urwäldern Afrikas, sondern auch in unserer modernen Gesellschaft

des zwanzigsten Jahrhunderts.

Denn Gott hat das Wort vom ewigen Leben tatsächlich in dieser Welt

verkündigen lassen. Und Er tut es noch bis auf den heutigen Tag. "Wir

verkündigen euch das ewige Leben", schrieb der Apostel Johannes vor bald

neunzehnhundert Jahren (1. Johannes 1, Vers 2). Und an einer anderen

Stelle: "Wer an den Sohn glaubt, hat ewiges Leben" (Johannes 3, Vers 36).

Die Botschaft ertönt also auch heute noch in der dunklen Nacht dieser

Welt. Und dunkel ist es um uns herum. Jeden Tag sind die Zeitungen

voll von Berichten der grauenhaftesten Untaten. Die Führer der Welt ringen

verzweifelt die Hände, weil die wirtschaftliche Unsicherheit immer grösser

wird. Die Kunst und die Literatur sind durchdrungen vom

Verzweiflungsschrei des vereinsamten Menschen. In dieser dunklen Nacht

leben wir. Und in diese Nacht ruft Gottes Stimme: "Denn also hat Gott die

Welt geliebt, dass Er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an

ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe." (Joh. 3,16)

Ewiges Leben.

 

Wer sollte nicht aus seinem Bett herauskommen, wenn so etwas

verkündigt wird? Und es geht ja nicht nur um ein ewiges Fortbestehen auf

dieser Erde. Da hätten wir vielleicht nicht einmal allzuviel Interesse

daran. So gewaltig schön ist es hier unten ja auch wieder nicht. Aber:

"Dies ist das ewige Leben, dass sie dich, den allein wahren Gott, und den

du gesandt hast, Jesus Christus, erkennen" (Johannes 17, Vers 3). Wir

können unser Bett nicht verlassen. Wir drehen uns noch einmal um und

schlafen weiter!

Schlafen Sie auch noch? Oh, werden Sie doch wach! Die Botschaft, die Gott

in dieser dunklen Welt ausrufen lässt, ist zu wichtig. Sein Angebot ist

nur begrenzt gültig. "Wer an den Sohn glaubt, hat ewiges Leben; wer aber

dem Sohn nicht glaubt, wird das Leben nicht sehen, sondern der Zorn Gottes

bleibt auf ihm" (Johannes 3, Vers 36). Der Zorn Gottes ruht auf den

Menschen, wegen ihren Sünden - und doch bietet Er solchen Menschen wie wir

sind ewiges Leben an. Er kann dies tun, weil Christus für Sünder am Kreuz

von Golgatha gestorben ist.

Wenn Sie an Jesus Christus glauben, können auch Sie das ewige Leben

empfangen. Dann ist für Sie der Tod kein Feind mehr, sondern die Tür zur

ewigen Herrlichkeit im Haus des Vaters, in welchem Sie allezeit wohnen

werden.

2. Das ewige Gericht

Unwiderruflich

unabänderlich

ewig

 

Seite 113

Sie tun, was sie wollen!

 

Sie tun mit jedermann, was Sie wollen - selbst mit Gott! Das ist schon

lange gut gegangen und wird gewiss auch so bleiben, denken Sie.

Tatsächlich scheint es, als könne der Mensch mit Gott machen, was er

will. Vor allem, als Gott seinen Sohn in diese Welt sandte, schien es so.

Gott übergab Ihn den Händen der Menschen.

Sie verlästerten Ihn,

sie spien Ihn an,

sie schlugen Ihn ins Gesicht,

sie nannten Ihn Beelzebub (d.h. Oberster der Dämonen),

sie geisselten Ihn und

verspotteten Ihn in aller Öffentlichkeit,

sie nagelten Ihn zwischen Himmel und Erde an ein Kreuz.

Und Gott schwieg! Sie konnten scheinbar mit Gott machen, was sie wollten.

So können Sie die Existenz Gottes leugnen, sein Wort eine Lüge

nennen, sein Erlösungswerk lächerlich machen, seinen Namen zum Fluchen

missbrauchen.

Er aber klopft weiter an Ihr Herz. Er fordert Sie auf, Ihr sündiges Leben

aufzugeben und sich für die Ewigkeit bereitzumachen. Er bietet Ihnen

Vergebung und Befreiung aus der Macht der Sünde an.

Sie können Ihn abweisen und über seine Botschaft lachen. Sie können

Ihn totschweigen oder bekämpfen. Das können Sie alles tun - heute noch!

Aber nicht immer! Vergessen Sie nicht: Gott hat einen Tag

festgesetzt, an dem Er Sie richten wird. Dann wird sein Sohn, der einst

hier verworfen wurde, als Richter der Lebendigen und der Toten auftreten.

Dann fallen Sie in seine Hände. Und was Er dann mit Ihnen tun

wird, hängt davon ab, was Sie mit Ihm getan haben. Dann wird es

"furchtbar sein, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen!"

(Hebräer 10, Vers 31).

Die Entscheidung liegt bei Ihnen. Sie können wählen: entweder die Ehre und

die Wertschätzung der Welt - oder den Frieden Gottes. Sie können die

Leidenschaften und Begierden wählen, die keine wahre Befriedigung geben,

- oder die Erlösung durch das Blut von Jesus Christus.

Es geht um Tod oder Leben. Sie werden es in jedem Fall mit Jesus

Christus zu tun haben: entweder jetzt mit Ihm, als dem Mittler zwischen

Gott und Menschen, der das Lösegeld bezahlt hat, - oder dann mit Ihm, als

dem Richter der Lebendigen und der Toten. Einen "goldenen Mittelweg" gibt

es nicht.

Dies ist der Tag, an dem Sie sich noch entscheiden können. An dem

Tag, den Gott zum Gericht bestimmt hat, wird es zu spät sein. Dann gibt es

nichts mehr zu wählen!

Niemand hat Sie so lieb wie Gott. Darum können Sie scheinbar mit Ihm

machen, was Sie wollen.

Niemand anders konnte sich selbst als Lösegeld für alle geben, ausser

dem Sohn Gottes.

Darum bietet Er Ihnen in seiner Geduld noch einmal Gnade und Frieden

durch das Blut seines Kreuzes an. Heute ist noch Ihr Tag!

Aber Gottes Tag kommt!

Glas - eine ehrliche Verpackung

Vor mir fuhr ein grosser Lastwagen mit der Reklame-Aufschrift: "Glas,

eine ehrliche Verpackung". Sie kennen das wohl, allerlei Kräuter oder

Gemüse, in einem Glas verpackt. Sie können sehen, dass die Qualität gut

ist. Wenigstens - wenn auch wirklich etwas Gutes drin ist. Nun ist es wohl

schön, wenn die Verpackung ehrlich ist, aber Sie werfen diese doch weg,

zum mindesten ins Altglas! Es geht doch schliesslich darum, dass der

Inhalt ehrlich ist, oder nicht?

 

Das bringt mich zum Nachdenken, was der Mensch eigentlich ist. Wir

geben uns recht viel Mühe um unsere "Verpackung". Ein bisschen freundlich

zu den Nachbarn, dem Vorgesetzten gegenüber korrekt, hilfreich gegenüber

älteren Leuten ... und was der guten Taten mehr sind. Alles ist übrigens

oft noch gutgemeint und kommt von Herzen.

Aber wenn es um materielle Dinge geht - ja, überlegen Sie einmal! Ein

grösseres Haus, eine bessere Stellung, ein schöneres Auto, erstklassige

Kleider und noch vieles mehr - es hat alles mit unserer "Verpackung" zu

tun. Beweist das wirklich, was wir sind? Seien Sie nur froh, dass es kein

so durchsichtiges Glas ist!

Doch, ob wir es glauben wollen oder nicht, es kommt ein Moment, wo

selbst die beste Verpackung nichts mehr taugt, die beste Täuschung nicht

mehr hilft. Es ist der Augenblick, da wir vor Gott stehen müssen. Der

Apostel Paulus schreibt darüber: "Also wird nun ein jeder von uns für sich

selbst Gott Rechenschaft geben" (Römer 14, Vers 12). Den Menschen in der

Stadt Korinth schrieb er, dass wir einmal alle vor dem Richterstuhl des

Christus offenbar werden müssen. Ein anderer Bibelschreiber, der Prophet

Maleachi, wusste das auch sehr wohl, und als er darüber nachdachte, rief

er aus: "Wer wird bestehen bei seinem Erscheinen?"

"Es ist furchtbar, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen!" Der

lebendige Gott wird dann als Richter über das, was wir gesagt, gedacht und

getan haben, urteilen. Und alles wird offenbar werden. Der urteilende

Richter wird gleichzeitig der verurteilende Richter sein. Denn

Sündenschuld muss, so wie jede Schuld, bezahlt werden. Ja, wer kann dann

bestehen ...?

Wissen Sie, dass der gleiche Gott, den sein Wort als Richter beschreibt,

auch der Retter ist?

Das ist eine gewaltige Botschaft!

Seite 136

Geheilt

 

M.R., ein hochgestellter französischer Beamter, litt seit langer Zeit an

einer unheilbaren Melancholie. Er war reich. Der Kreis seiner Familie war

überaus harmonisch. Die Laufbahn, die er sich erkoren hatte, entsprach in

jeder Beziehung seinen Fähigkeiten und Wünschen. Er war von allen

geachtet. Kurz, er hatte alles, was nach Meinung der Menschen auf der Erde

Glück vermitteln kann. Und doch war er nicht glücklich. Nichts vermochte

ihn zu befriedigen und von seinen traurigen Gedanken abzulenken. Ein

dunkler Schatten lag über seinem Leben.

Seine Familie suchte ihn mit allen Mitteln aufzuheitern. Man brachte

ihn mit den berühmtesten Ärzten in Verbindung, aber keines der

verschriebenen Mittel hatte auch nur die geringste Erleichterung gebracht.

So war er dazu gekommen, sich keiner weiteren Behandlung mehr zu

unterziehen, da sie ja doch ergebnislos blieben. Er wollte sich in Geduld

fassen, in der Hoffnung, dass die Zeit nach und nach sein Leiden mildern

würde. Aber auch darin wurde er in seiner Erwartung getäuscht. Sein

Zustand verschlimmerte sich von Tag zu Tag, und bald fühlte er sich

beinahe unfähig, seine tägliche Arbeit zu verrichten. Seine tiefbetrübte

Familie wusste keinen Rat mehr und fürchtete, dass er schliesslich in eine

Nervenheilanstalt eingewiesen werden müsse.

Da sandte ihm einer seiner Freunde die Adresse eines bekannten

englischen Arztes, der in der Behandlung von Neurasthenie bemerkenswerte

Erfolge zu verzeichnen hatte. Auf Anraten dieses Freundes entschloss sich

M.R., noch einen Versuch zu machen und reiste nach England, um diesen Arzt

zu konsultieren. Aber nachdem dieser seinen neuen Patienten mit der

grössten Sorgfalt untersucht hatte, erklärte er ihm, dass er physisch ganz

gesund und keines seiner Organe angegriffen sei, soviel er feststellen

könne.

- "Aber Doktor", rief M.R. aus, "was ist denn der Grund meiner

Leiden? Ich bin oft in einem derart traurigen Zustand, dass ich fürchte,

ich werde den Verstand verlieren. Helfen Sie mir. Sie müssen mein Übel

herausfinden, sonst weiss ich nicht, was aus mir werden wird."

- "Leiden Sie vielleicht an unbefriedigtem Streben?", fragte der

Arzt.

- "Nicht im geringsten! Ich bin zufrieden mit meiner Laufbahn, und

ich will nicht höher hinauf. Die Ursache, die wir suchen, liegt nicht in

dieser Richtung."

- "Und der Kreis Ihrer Familie? Haben Sie da vielleicht einen Anlass

zu Kummer und Sorge?"

- "Ganz im Gegenteil. Im Blick auf meine Familie kann ich mich so

glücklich schätzen, wie nicht gerade einer. Wir leben in engster

Vertrautheit, und noch nie hat mir der Tod einen der Meinen weggenommen."

- "Haben Sie vielleicht Feinde? Ernste Streitigkeiten?"

- "Nein, in dieser Hinsicht habe ich keinen Kummer."

- "Und Ihre finanziellen Angelegenheiten?"

- "Sie sind geordnet; meine Mittel nehmen sogar zu." Der Arzt

überlegte einen Augenblick. Aus der Unterredung ging klar hervor, dass man

die Melancholie von seinem Patienten nicht einer materiellen Ursache

zuschreiben konnte, sondern dass ihr Grund tiefer liegen musste. Nun wurde

die Untersuchung schwieriger; er musste jetzt zur Seele des Kranken

vordringen.

- "Welches sind Ihre religiösen Überzeugungen?" fragte er nun.

- "Was soll ich antworten? Um wahr zu sein: Ich zweifle an allem. Ich

habe viel über meine religiösen Pflichten nachgedacht, und ich finde

keinerlei Befriedigung in den äusserlichen Zeremonien meiner Kirche.

Alles, was man uns lehrt, ist so mysteriös, so dunkel, so unverständlich,

dass meine Vernunft sich dagegen auflehnt."

- "Diese Unterweisungen haben also keinen Eindruck auf Sie gemacht?"

- "Im allgemeinen haben sie mich wenig berührt. Um offen zu sein: Ich

glaube nicht an eine göttliche Offenbarung, und alle religiösen

Gewohnheiten, die die Menschen erfunden haben, um ihrem Gott zu dienen,

lassen mich kalt und gleichgültig. Da ist nur ein Kapitel der Bibel, das

mir zu denken gibt, das mich sogar beunruhigt. Und jedesmal, wenn ich mich

zu überzeugen suche, dass dies alles nur Einbildung sei, taucht dieses

Kapitel in meinem Gedächtnis auf. Das ist sogar zu einer Art

Sinnestäuschung geworden, derer ich mich nicht erwehren kann."

- "Welches Kapitel ist es, das Sie derart beunruhigt?"

- "Jenes, das vom letzten Gericht redet. Dieser ganze Bericht

beeindruckt mich so stark, dass ich oft meine, in Wirklichkeit daran

teilzunehmen. Ich sehe vor mir einen grossen weissen Thron, auf dem der

Richter sitzt. Die furchtbare Majestät dieses Richters lässt mich

erzittern. Dann höre ich, wie mein Name gerufen wird. Voller Angst suche

ich mich irgendwo zu verbergen, aber ich finde kein Zuflucht, denn die

Erde und der Himmel sind nicht mehr, und ich bin allein vor Gott.

Doktor, können Sie mich verstehen?"

Hier machte M.R. eine Pause und richtete einen Blick voller Angst und

Schrecken auf den Arzt. "Allein vor Gott", wiederholte er, während er

an den Gliedern fröstelte. "Allein unter diesem Blick, der einem

durchbohrt, allein vor dieser vollkommenen Heiligkeit. Und ich bleibe da

in einem tödlichen Schrecken, erwartend das Wort, das mich in einen

bodenlosen Abgrund stürzt."

- "Aber warum sollte ein solches Wort an Sie gerichtet werden? Was

meinen Sie?"

- "Ja, warum? Sehen Sie, Doktor, in aller Augen bin ich ein

ehrenwerter Mann, und niemand kann meine Lebensweise anfechten. In mehr

als einer Beziehung führe ich ein vorbildliches Leben. Aber wenn ich

diesen durchdringenden Blick voll göttlicher Reinheit auf mich gerichtet

fühle, o dann wird alles blossgelegt: nicht nur alles Böse, das ich getan

habe, sondern auch meine geheimsten Gedanken, meine verborgensten

Empfindungen. Keine Stunde meines Lebens ist vor diesem Richter

verborgen."

- "Sie halten also diese Eindrücke für eine Sinnestäuschung?" M.R.

zögerte einen Augenblick, bevor er antwortete.

- "Ich weiss es nicht, aber in letzter Zeit werden diese Eindrücke

immer häufiger. Oft rede ich mir ein, meine Einbildung sei krankhaft, aber

dann frage ich mich wieder voll Furcht, ob es nicht die wirkliche Wahrheit

sei, die meinen Geist dermassen beschäftigt. Das ist ein sonderbares

Eingeständnis von einem Mann, der sich als Ungläubiger ausgibt", fügte er

bei und versuchte dabei zu lächeln, "aber als Arzt müssen Sie alles

wissen."

Die medizinische Untersuchung war abgeschlossen. Der Arzt hatte

keinen Zweifel mehr über den Grund der Depression seines Patienten.

- "Ich habe hier ein altes Buch", sagte er, "das Heilmittel für Ihre

Leiden." Damit zog er aus seinem Pult einen abgenützten Band hervor,

blätterte darin, und nachdem er die gesuchte Stelle in Jesaja 53 gefunden

hatte, bat er seinen Patienten, diese Zeilen laut vorzulesen. So begann

denn dieser seine Lektüre:

"Wer hat unserer Verkündigung geglaubt, und wem ist der Arm des Herrn

offenbar geworden?"

- "Sie sehen", unterbrach ihn der Arzt, "dass Zweifel und Unglauben

schon lange bestehen und die Menschen seit mehr als 2'600 Jahren

beunruhigt haben."

M.R. fuhr mit dem Lesen fort: "Und er ist wie ein Reis vor ihm

aufgeschossen, und wie ein Wurzelspross aus dürrem Erdreich. Er hatte

keine Gestalt und keine Pracht; und als wir ihn sahen, da hatte er kein

Ansehen, dass wir seiner begehrt hätten." - "Von wem ist hier die Rede?",

fragte er, indem er im Lesen innehielt.

- "Vom Sohn Gottes, vom Herrn Jesus Christus, den der Vater auf die

Erde gesandt hat, damit Er der Heiland der Welt würde. Aber Er wird ein

zweites Mal kommen, um die Welt zu richten; denn Jesus ist es, der sich

auf den grossen weissen Thron setzen und alle jene richten wird, die Ihn

bei seinem ersten Erscheinen verworfen haben. Aber fahren Sie fort."

Das Interesse von M.R. hatte sich aufs höchste gesteigert. Er las

weiter: "Er war verachtet und verlassen von den Menschen, ein Mann der

Schmerzen und mit Leiden vertraut, und wie einer, vor dem man das

Angesicht verbirgt; er war verachtet, und wir haben ihn für nichts

geachtet."

- "Ja", sagte M.R. halblaut, "das stimmt. Ich schätzte Ihn nicht. Ich

habe sogar über Ihn gespottet. Wenn das alles wahr ist, so habe ich schwer

gesündigt gegen Ihn." - "Fürwahr, er hat unsere Leiden getragen, und

unsere Schmerzen hat er auf sich geladen ... Um unserer Übertretungen

willen war er verwundet, um unserer Missetaten willen zerschlagen. Die

Strafe zu unserem Frieden lag auf ihm, und durch seine Striemen ist uns

Heilung geworden." M.R. legte das Buch hin. Seine Züge drückten höchstes

Erstaunen aus.

- "Was will das alles sagen?"

- "Das bedeutet", antwortete der Doktor, "dass der Sohn Gottes die

Strafe erduldet hat, die wir durch unsere Sünden verdient haben. Wenn wir

im Glauben annehmen, was Sie soeben gelesen haben, so haben wir das ewige

Heil, eine sichere Zuflucht vor dem schrecklichen Gericht, vor dem wir

sonst zittern müssen."

- "Wie? Wollen Sie sagen, dass der Sohn Gottes an unserer Statt wie

ein Übeltäter gelitten hat?"

- "So ist es. Lesen Sie nur weiter."

- "Wir alle irrten umher wie Schafe, wir wandten uns ein jeder auf

seinen Weg, aber Gott hat ihn treffen lassen unser aller Ungerechtigkeit."

- "Er ist also an unserer Statt gestraft worden?"

- "Die Strafe zu unserem Frieden lag auf ihm", antwortete der Doktor.

M.R. schüttelte den Kopf. Alles was er hörte, war so

aussergewöhnlich, dass er es nicht verstehen konnte.

- "Ist das möglich?" rief er schliesslich. "Doch nein, das kann nicht

wahr sein, das wäre ja unerhört; das kann nicht wahr sein!"

- "Lesen Sie weiter und Sie können sich von der Wahrheit des

Geschriebenen überzeugen", sagte der Arzt, tief bewegt. M.R. ergriff die

Bibel und setzte die Lektüre mit zitternder Stimme fort: "Er wurde

misshandelt, aber er beugte sich und tat seinen Mund nicht auf, gleich dem

Lamm, welches zur Schlachtung geführt wird, und wie ein Schaf, das stumm

ist vor seinen Scherern; und er tat seinen Mund nicht auf ... Wegen der

Übertretung meines Volkes hat ihn Strafe getroffen."

- "War Er also tatsächlich ein Stellvertreter?", fragte M.R. "Aber

für wen? Wer ist das: mein Volk?"

- "Lesen Sie nur." Und M.R. fuhr fort zu lesen. Als er zu diesem Vers

kam: "Durch seine Erkenntnis wird mein gerechter Knecht die vielen zur

Gerechtigkeit weisen, und ihre Missetaten wird er auf sich laden", da

leuchteten seine bisher so traurigen Augen vor Freude auf.

- "Jetzt verstehe ich", rief er aus; "alles wird mir klar! Wer sich

erkennen und verurteilen lernt, findet in Jesus seine Rechtfertigung. Ich

habe vor dem Gericht gar nichts mehr zu fürchten, denn Jesus hat auch

meine Sünden getragen. Er ist auch mein Heiland."

"Wer an Jesus Christus glaubt, hat ewiges Leben", erwiderte der

Arzt. "Hören Sie noch seine eigenen Worte." Aus dem Johannes-Evangelium,

Kapitel 5, Vers 24, las er langsam: "Wer mein Wort hört und glaubt dem,

der mich gesandt hat, hat ewiges Leben und kommt nicht ins Gericht,

sondern er ist aus dem Tod in das Leben übergegangen."

M.R. sammelte sich einen Augenblick. Dann rief er voller Freude aus:

"Ich glaube, ich habe also ewiges Leben!"

Der Kranke war geheilt. Mit einem Herzen voll Lob und Dank gegenüber dem

Herrn verliess er die Praxis des Arztes und kehrte nach Hause zurück.

Fortan konnte man von ihm sagen, wie einst vom Kämmerer von Äthiopien: "Er

zog seinen Weg mit Freuden." Für ihn war alles neu geworden.


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