Apg 13,48 „Als aber die aus den Nationen es hörten, freuten sie sich und verherrlichten das Wort des Herrn; und es glaubten, so viele [Luther: „alle die“] zum ewigen Leben verordnet waren.
A) Wer sind die „zum ewigen Leben bestimmten“
‚Soviele’ ist mit einem mathematischen Gleichheitszeichen vergleichbar. Auf der linken Seite davon steht das selbe wie auf der rechten Seite. D.h. die Gruppe der Gläubigen sind exakt die gleichen Personen, die zum ewigen Leben bestimmt sind/waren, einhergehend mit der Bedeutung, dass alle die Glauben, das ewige Leben haben werden.
B) Zeitlicher Zusammenhang: Bestimmung - Glauben – ewiges Leben
Der Empfang des ewigen Lebens wird im NT immer mit zukünftigem Aspekt verbunden: Die heute Glaubenden, werden zu einem zukünftigen Zeitpunkt das ewige Leben in der Herrlichkeit empfangen. Die Garantie dafür haben sie bereits schon jetzt (=Heilssicherheit), weil sie dazu gesetzt bzw. bestimmt sind.
Wann wurden sie zum ewigen Leben gesetzt?
Diese Frage ist daher nicht einfach zu beantworten, da die Person nicht genannt wird, die diese Setzung zum ewigen Leben vorgenommen hat. Es gib für die grammatikalische Form zwei Möglichkeiten des Verständnis:
a) Gesetzt in reflexiver Form (Die Gläubigen haben sich selber gesetzt/dazu bestimmt, etwa indem sie gläubig wurden). Das Zeitverhältnis würde dann auf die damalige Gegenwart zeigen, nämlich auf den Zeitpunkt, an dem die Betreffenden an das Evangelium geglaubt haben. Bei diesem Verständnis käme die menschlich Verantwortung durch ihre persönliche Entscheidung für Christus stark zum Ausdruck.
b) Gesetzt in passiver Form (Die Gläubigen wurden von Gott zum ewigen Leben gesetzt/bestimmt/verordnet):
b.1) Vor Grundlegung der Welt
Diejenigen die an Jesus Christus glauben, sind von Anfang an von Gott dazu bestimmt, das ewige Leben zu erreichen. Die Menschen die im Zeitalter der Gemeinde zum Glauben kommen werden, sind bereits aufgrund der ewigen Pläne Gottes dazu bestimmt die Herrlichkeit bei Gott zu erreichen. Die entsprechende Übersetzung würde dann „es glaubten diejenigen, die zum ewigen Leben bestimmt WAREN“ Diese Deutung würde die Perspektive Gottes betonen, etwa in der Art, dass die Gläubigen (Eph 1,11) vorherbestimmt sind zum Erhalt des Erbes im Himmel.
b.2) Zum Zeitpunkt des Gläubigwerdens der Betreffenden
Aufgrund der Tatsache, dass die Menschen an seinen Sohn glauben, sind diese Personen in Folge dessen von Gott dazu bestimmt, die Herrlichkeit (ewiges Leben) zu erlangen. Dies ist grammatikalisch möglich, da durch die Syntax keine Vor-/bzw. Nachzeitigkeit angegeben werden soll. Eine entsprechende Übersetzung wäre dann „es glaubten all diejenigen, die zum ewigen Leben bestimmt SIND“. Hierbei wird die menschliche Perspektive im Verhältnis zum Erreichen des ewigen Lebens betont.
C) Schlussfolgerung
a) Grund des Ausschluss der calvinistischen Exegese:
Apg 13,48 behandelt nicht die Frage, warum die Ungläubigen durch die Verkündigung Gläubig-werden (=Wiedergeburt), etwa weil sie vor Grundlegung der Welt dazu vorherbestimmt worden sind.
Eine aufschlussreiche Passage über Ungläubigen findet sich in den vorherigen Versen. Diese hielten sich selbst nicht des ewigen Lebens für würdig. Es ist also deren Verantwortung nicht an das verkündete Wort Gottes geglaubt zu haben. Ein vorweltlicher Beschluss Gottes zu ihrer Verwerfung ist keinesfalls irgendwo ausgesagt. Nachdem die Angesprochenen das Evangelium durch Unglauben zurückgewiesen haben, wendet sich dieses an die Heiden.
ð Apg 13,48 behandelt NICHT die Frage, warum Ungläubige zum Glauben kommen. Wäre dies das Thema im Vers, müsste er etwa folgendermaßen lauten „die Ungläubigen, die zum Glauben gekommen sind, erlangten deswegen die Wiedergeburt, weil sie – trotz ihres Zustand des Unglaubens - von Gott dazu vorherbestimmt und auserwählt waren“.
ð Das ewige Leben ist erst ein künftiger Zustand. Die calvinistische Deutung bezieht sich jedoch auf die Vorherbestimmung zur Wiedergeburt als eines Zustandes der damaligen Gegenwart.
ð Die calvinistische Deutung wird aufgrund des unzutreffenden Bezuges auf die Personen und die Zeit abgelehnt.
b) Aufgrund des Textzusammenhangs und der Parallelstelle Eph 1,11 würde am ehesten die Deutung nahe liegen, dass Gott die Gläubigen vor Grundlegung der Welt dazu bestimmt hat, das ewige Leben bei ihm zu erhalten. Dazu hat er sie in seinem ewigen Ratschluss bestimmt.
Apg 13,48 behandelt die Frage warum Gläubige – im Gegensatz zu denen die sich dafür nicht würdig halten - das ewige Leben erlangen werden. Weil sie von Gott dazu bestimmt worden sind.
Gleicher Sachverhalt findet sich in 1.Thess 5,9 „Denn Gott hat uns nicht zum Zorn bestimmt, sondern zum Erlangen des Heils durch unseren Herrn Jesus Christus“
c) In Apg 13,48 behandelt im Kontext den Zusammenhang: Die Gläubigen und das ewige Leben, bzw. die Abfolge:
Evangelium hören – daran glauben - mit der Konsequenz die Bestimmung des zukünftigen ewigen Lebens zu erlangen.
Dieser Abschnitt steht im deutlichen Kontrast zum vorangehenden:
Evangelium hören – NICHT daran glauben - mit der Konsequenz das ewige Leben NICHT zu erlangen bzw. sich selber dafür unwürdig halten (Ungläubige Juden).
Zusammenfassend kann man behaupten, Apg 13,48 zeigt im praktischen Missionsgeschehen, das was auch Joh 3:36 ausdrückt:
„Wer an den Sohn glaubt, der hat das ewige Leben. Wer aber dem Sohn nicht gehorsam ist, der wird das Leben nicht sehen, sondern der Zorn Gottes bleibt über ihm.“
Peter Streitenberger
Virchowstr. 16
85051 Ingolstadt
Tel.: 08450/924929