Home    Forum neu    Forum BBKR   Begriffserklärungen  Syngrammata  Lehre auf Youtube   Mal3.16 Website  Neben der Schrift Fakten zur Bibel

Forum Frage 103 Siehe auch Forum Frage 96

Hallo Hanspeter
Wie denkst du ist das gemeint, wenn jemand nicht aus Wasser geboren ist ...
Ist das Wasser im Mutterleib gemeint und im Geist geboren die Wiedergeburt?
Oder ist mit Wasser die Taufe gemeint, was ja bedeuten wurde, dass man ohne
Taufe den Himmel nicht erreichen kann. Das konnte ich mir schlecht
vorstellen.
Mir ist aufgefallen, wie stark in Joh 1 vom Dreieinigen Gott die Rede ist.
Ich las dieses Kapitel schon öfters, doch das viel mir noch nie so deutlich
auf.

Mit freundlichen Grüssen
Bruder Josua


Lieber Hanspeter,
ich füge unten einen Text aus "Das Evangelium nach Rom" (von J. McCarthy,
bei CLV erhältlich) ein, der die Frage einigermaßen beantwortet und den du
gern auf die Homepage setzen kannst.
Es ist ein Ausschnitt aus dem Anhang "Rechtfertigung durch die
Säuglingstaufe
?". Wenn du möchtest, schicke ich dir den ganzen Anhang zur
Veröffentlichung (und natürlich jedem anderen, den es interessiert).
Herzliche Grüße
Werner

 

Jesus antwortete: Wahrlich, wahrlich, ist sage dir: Wenn jemand nicht aus
Wasser und Geist geboren wird, kann er nicht in das Reich Gottes
hineingehen.

Von diesem Vers gibt es vier verbreitete Auslegungen:

Aus der Taufe geboren

Das ist die von der römisch-katholischen Kirche gelehrte Auslegung [782,
1215, 1238, 1257, 1262]. Sie besagt, der Ausdruck "aus Wasser geboren" sei
ein Hinweis auf das Taufsakrament. Dadurch würde ein Säugling wiedergeboren
und für den Himmel fähig gemacht.
Die Schwäche dieser Auslegung besteht darin, daß sie Gottes klare
Heilsbotschaft verzerrt, die sich doch wie ein roter Faden durch die ganze
Bibel zieht. Die Bibel lehrt, daß sowohl für Juden als auch für Heiden das
Heil stets durch Glauben erlangt wurde (1. Mose 15,6; Habakuk 2,4;
Apostelgeschichte 20,21). In Johannes 3 spricht Jesus zu einem Juden namens
Nikodemus, einem Pharisäer und Mitglied des Synedriums. Jesus sagte zu
Nikodemus: "So hat Gott die Welt geliebt, daß er seinen eingeborenen Sohn
gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges
Leben hat" (Johannes 3,16; Hervorhebungen zugefügt). Glaube, die grundlegende
Antwort, die Gott erwartet, ist bei der Säuglingstaufe das fehlende Element.
Außerdem wurde die christliche Taufe erst drei Jahre nach diesem Gespräch
praktiziert, so daß durch die römisch-katholische Auslegung die Anweisung
Jesu an Nikodemus bedeutungslos wäre.

Natürlich und geistlich geboren

Diese Auslegung versteht "aus Wasser ... geboren" (Johannes 3,5) als Hinweis
auf die natürliche Geburt, "aus ... Geist geboren" hingegen als auf die
geistliche Geburt bezogen. Diese Deutung wird dadurch unterstützt, daß
Nikodemus dachte, Jesus spräche über die natürliche Geburt (Vers 4). Jesus
fuhr auch mit den Worten fort: "Was aus dem Fleisch geboren ist, ist
Fleisch, und was aus dem Geist geboren ist, ist Geist" (Vers 6). Hier
spricht Jesus eindeutig von natürlicher und geistlicher Geburt. Diese
Auslegung mag zwar nützlich sein, scheint jedoch die volle Bedeutung von
Jesu Worten nicht zu erklären.

Geboren aus dem Wort Gottes und dem Heiligen Geist

Im Titusbrief wird die Errettung und Wiedergeburt wie folgt beschrieben:
"... hat er ... uns gerettet durch das Bad der Wiedergeburt und Erneuerung
des Heiligen Geistes" (Titus 3,5; Schl). Von einem Bad lesen wir auch in
Epheser 5,26, jedoch nicht von einem Bad in natürlichem Wasser, sondern:
"... daß er sie [die Gemeinde] heilige, nachdem er sie gereinigt durch das
Wasserbad im Wort" (Schl). Wasser ist in der Schrift häufig ein Bild für das
Wort Gottes und das Bad eine Veranschaulichung für die reinigende Kraft
dieses Wortes. Der Herr Jesus sagte zu seinen Jüngern: "Ihr seid schon rein
um des Wortes willen, das ich zu euch geredet habe" (Johannes 15,3). Auch in
1. Petrus 1,23 und Jakobus 1,18 wird gesagt, daß die Wiedergeburt durch das
Wort Gottes geschieht. Wenn die beiden Bedingungen erfüllt sind, das Hören
des Wortes Gottes und das Wirken des Heiligen Geistes am Herzen eines
Menschen, dann kann dieser Mensch, sofern er glaubt, wiedergeboren werden.

Aus Wasser, gleich dem Geist, geboren

In dem Ausdruck "aus Wasser und Geist geboren" kann das hier mit "und"
wiedergegebene griechische Wort auch mit "gleich" übersetzt werden. Dann
lautete dieser Halbsatz, "aus Wasser, gleich dem Geist, geboren". Diese
Sichtweise wird dadurch unterstützt, daß in Johannes 7,38-39 Wasser als
Symbol für den Heiligen Geist gebraucht wird.

Geboren aus Bekehrung und Glauben

Etwas vorher im Johannesevangelium lesen wir, daß Johannes der Täufer sagte,
er sei gekommen, "in Wasser zu taufen" (Johannes 1,31), aber ein anderer
werde kommen, Christus, "der mit Heiligem Geist tauft" (Vers 33). Diese
vorausgehenden Hinweise auf Wasser und Geist würden die Auslegung von Jesu
Worte aus Kapitel 3,5 dahingehend unterstützen, daß sie sich auf die
Notwendigkeit der Annahme der Botschaften von Johannes und Jesus beziehen.
Johannes rief die Juden zur Umkehr auf (Matthäus 3,2). Jesus rief sie zu
Umkehr und Glauben (Markus 1,15). Und so kann die von Jesus an Nikodemus
gerichtete Botschaft vom "aus Wasser und Geist" Geborenwerden so verstanden
werden, daß für Wiedergeburt und Eingang ins Reich Gottes Umkehr gefolgt von
Glauben notwendig ist. Das ist dieselbe Botschaft, die auch die Apostel
verkündeten: Sie bezeugten ernstlich "sich zu Gott zu bekehren und an Jesus
Christus, unseren Herrn, zu glauben" (Apostelgeschichte 20,21; Einh).
Unter Christen gibt es verschiedene Auffassungen darüber, welche der letzten
vier Auslegungen dem Zusammenhang am besten gerecht wird.


 

Darf ich noch etwas zu einer Mail vom 17.10.00 anmerken? Es ging um
die Frage, wie der Ausdruck "aus Wasser und Geist" in Joh 3,5 zu
verstehen ist.

Hans-Werner Deppe sandte einen Textausschnitt aus einem Buch von J.
McCarthy, der kurz einige gängige Auslegungen von Joh 3,5 wiedergibt.

Wir waren uns einig, dass der Sinn "aus Wasser und Geist geboren" =
"aus der Taufe geboren" falsch und unbiblisch ist. Ich meine, dass von
den übrigen Auslegungen nur eine Fassung wirklich überzeugend ist,
nämlich: "aus Wasser und Geist geboren" = "geboren aus dem Wort Gottes
und dem Heiligen Geist" (siehe Epheser 5,26, Johannes 15,3, 1. Petrus
1,23 und Jakobus 1,18).

 

Kurz einige Gedanken zu den anderen Alternativen:

> Natürlich und geistlich geboren
>
> Diese Auslegung versteht "aus Wasser ... geboren"
> (Johannes 3,5) als Hinweis auf die natürliche
> Geburt, "aus ... Geist geboren" hingegen als auf
> die geistliche Geburt bezogen. Diese Deutung wird
> dadurch unterstützt, daß Nikodemus dachte, Jesus
> spräche über die natürliche Geburt (Vers 4).

Nikodemus dachte tatsächlich an natürliche Geburt, aber das hatte er
nicht aus dem Ausdruck "aus Wasser und Geist geboren werden" (Vers 5)
geschlossen, sondern aus dem Ausdruck "von neuem geboren werden" (Vers
3). Die Antwort des Herrn (Vers 5) auf das Verständnis des Nikodemus
(Vers 4) soll doch gerade das Missverständnis eines
natürlich-biologischen Geboren-werdens ausräumen, deshalb kann man in
Vers 5 (als Antwort auf Vers 4) am allerwenigsten erwarten, dass die
natürliche Geburt neben der geistlichen Geburt als Vorraussetzung zum
Eingang ins Reich der Himmel gesehen werde.

 

> Aus Wasser, gleich dem Geist, geboren
>
> In dem Ausdruck "aus Wasser und Geist geboren"
> kann das hier mit "und" wiedergegebene
> griechische Wort auch mit "gleich" übersetzt werden.
> Dann lautete dieser Halbsatz, "aus Wasser, gleich
> dem Geist, geboren".

Man müsste dann das "und" im Sinn von "und zwar" verstehen: "aus
Wasser und zwar aus Geist". Sprachlich ist das zwar nicht unmöglich,
aber doch gezwungen und unwahrscheinlich. Das Wort "und" kommt etwa
9000 mal im NT vor, davon wohl kaum öfters als 20 mal im Sinn von "und
zwar" (die Elberfelder übersetzt es nur 8 mal in diesem Sinn).

 

> Diese Sichtweise wird dadurch unterstützt, daß in
> Johannes 7,38-39 Wasser als Symbol für den
> Heiligen Geist gebraucht wird.

Aber das unnatürliche an dieser Fassung ist, dass dann das BILD
("Wasser") und dieselbe Sache in realer Bedeutung ("Geist") direkt mit
"und" verbunden nebeneinander stehen. Man hätte dann statt dem "und"
einen erklärendes Wort (z. B. "das ist") erwartet. Beispiele für
solche Fälle:
Kol 1,24 "sein Leib, das ist die Versammlung"
Heb 10,20 "durch den Vorhang hin, das ist sein Fleisch"

Richtig ist, dass "Wasser" und "Geist" in Joh 3,5 sehr eng verbunden
werden, denn der Herr sagt nicht "aus Wasser und aus Geist". Die
beiden Dinge werden hier in Verbindung miteinander gesehen.

 

> Geboren aus Bekehrung und Glauben
>
> Etwas vorher im Johannesevangelium lesen wir,
> daß Johannes der Täufer sagte, er sei gekommen,
> "in Wasser zu taufen" (Johannes 1,31), aber ein
> anderer werde kommen, Christus, "der mit Heiligem
> Geist tauft" (Vers 33). Diese vorausgehenden
> Hinweise auf Wasser und Geist würden die
> Auslegung von Jesu Worte aus Kapitel 3,5
> dahingehend unterstützen, daß sie sich auf die
> Notwendigkeit der Annahme der Botschaften von
> Johannes und Jesus beziehen. Johannes rief die
> Juden zur Umkehr auf (Matthäus 3,2). Jesus rief
> sie zu Umkehr und Glauben (Markus 1,15). Und so
> kann die von Jesus an Nikodemus gerichtete
> Botschaft vom "aus Wasser und Geist"
> Geborenwerden so verstanden werden, daß
> für Wiedergeburt und Eingang ins Reich Gottes
> Umkehr gefolgt von Glauben notwendig ist.

Für die neue Geburt ist sicherlich Umkehr und Glauben notwendig; aber
ich finde es nicht überzeugend, diese beide Dinge in den Ausdruck
"Wasser und Geist" aus Joh 3,5 hineinzulesen. Ich kenne keine Stelle
wo "Wasser" symbolisch für "Umkehr" oder "Glauben" stehet. Das Bild
wäre in Joh 3,5 einmalig.

Die etwas vorwurfsvolle Frage des Herrn "Du bist der Lehrer Israels
und weißt dieses nicht?" (Vers 10) beweist, dass es sich nicht um
einen NEUE Belehrung handelte, sondern, dass sie grundsätzlich aus den
Schriften des AT bekannt sein musste, z. B. Jes 44; Hes 36.

Herzliche Grüße
Martin Arhelger