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Fakten zur Bibel
Frage 1175 Siehe auch die Startnummer
1166
Zur Allversöhnungsirrlehre von
Claude Sunier
Lieber Henry 31.10.03
Joh 6,47:
NA: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer glaubt, hat ewiges Leben.
TR: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer AN MICH glaubt, hat ewiges Leben.
Auch ein Moslem glaubt, aber an wenn. Hier ist der TR klar und der NA
schwammig. Jeder glaubt an irgend etwas.
Joh 7,8:
NA: Ich gehe nicht hinauf zu diesem Fest;
TR: Ich gehe NOCH nicht hinauf zu diesem Fest;
Ist das nicht ein Lüge von Jesus! Wie kann das sein?
Ich hoffe, damit Klarheit geschaffen zu haben, es gibt ca. 300 mehr oder
weniger (in der Schwere) abweichende Stellen. Dazu ein Link, das schon die alte
Elberfelder nicht mehr ganz TR ist.
http://www.glaubensstimme.de/bibelarbeiten/B0061.HTM
Gruss Michael / CH
Lieber Michael 31.10.03
Wie muss ich deine Argumentation TR contra NA zu Joh. 6,
47 und Joh. 7, 8 verstehen?
Danke für die Antwort.
In IHM
Henri P.
Lieber Michael 1.11.03
Joh 6,47:
NA: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer glaubt,
hat ewiges Leben.
TR: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer an mich
glaubt, hat ewiges Leben. Textus Rezeptus hat >2000 Hinzufügungen und
Gotteslästerungen
Für mich selbst besteht in dieser unterschiedlichen Textüberlieferung kein
Widerspruch, weil aus der Schrift selbst völlig klar ist, dass nur der
Glaube an IHN zu ewigem Leben führt. Wenn der Moslem auch glaubt an
seinen Elohim, ist bereits evident, dass er nicht an IHN glaubt. Somit hat er
auch kein ewiges Leben.
Joh 7,8:
NA: Ich gehe nicht hinauf zu diesem Fest;
TR: Ich gehe noch nicht hinauf zu diesem Fest;
Auch diese Abweichung ist für mich kein Widerspruch. Der HERR geht nicht
hinauf zu diesem Fest. Später aber geht Er hinauf. Wie kommst Du darauf, dass
das eine Lüge sein soll?
Ich habe die TR-Debatte insofern verfolgt, als dass ich
hier eine kleine Anmerkung anbringen will:
Es wird immer wieder betont, dass der alexandrinische Text (darunter der Codex
Sinaiticus) korrupt sei, weil von gnostisch geprägten Schreibern beeinflusst.
Dazu wird angeführt, dass Alexandria ein Zentrum von Irrlehrern gewesen sei.
Man beruft sich dabei u.a. auf Origenes, welcher mit seiner neuplatonisch
gefärbten Allversöhnungsirrlehre hervorgetreten ist. Doch derart gefährliche
Irrlehrer gab es auch in Kleinasien, und zwar bereits zu Zeiten der Apostel
(man beachte die deutlichen Warnungen in den 7 Sendschreiben). Solches wird in
der Polemik meist verschwiegen. Kleinasien gehörte zum Einflussbereich von
Byzanz, und aus dieser Sphäre stammt auch die Handschriftensammlung, aus denen
der TR extrahiert wurde.
1. Es sei mir nun erlaubt, auch einmal den Umkehrschluss zu
wagen: Weil Kaiser Konstantin die Ekklesia auch im oströmischen Reich (Byzanz)
zur Staatskirche erhob und dadurch eine unselige Kooperation zwischen Politik
und Kirche in die Wege leitete (die bis heute fortbesteht und inzwischen in
die Oekumene bzw. Welteinheitskirche mündete), besteht durchaus die
Möglichkeit, dass die byzantinischen Schreiber dem ihnen zur Verfügung
stehenden Grundtext Worte hinzugefügt haben, um die Ekklesia gegen den stärker
werden Einfluss aus Politik und Staatsreligion zu schützen. Solches würde
bedeuten, dass der Sinaiticus und verwandte Codices die ursprüngliche Lesart
enthalten, dem Mehrheitstext hingegen aus apologetischen Gründen Worte
hinzugefügt wurden. Hinzugefügt aus lauteren Motiven, aber
eben hinzugefügt.
2. Es wird immer hervorgehoben, dass der
TR die Textgrundlage sei, welche von den Reformatoren benutzt wurde; deshalb
müsse dieser der inspirierte Text sein, welcher uns durch Gott übergeben
wurde. (Einer geht sogar so weit, allen Ernstes zu behaupten, die Lutherbibel
von 1545 sei die dem deutschen Volk von Gott gegebene Bibel.) Doch diese
Argumentation enthält mehrere Schwachstellen:
a. Der TR ist ein Extract aus dem
byzantinischen Mehrheitstext (majority text). Der Humanist Erasmus, welcher
die Grundlage für den TR schuf, hat sich dabei auf eine (willkürliche) Auswahl
anhand des Mehrheitstextes festgelegt. Spätere Ausgaben von Stephanus und
weiteren sind bereits nicht mehr deckungsgleich mit der ersten Ausgabe von
Erasmus.
b. Es ist nachweisbar, dass Erasmus in der Offenbarung eine
"Rückübersetzung" anhand der Vulgata des Hieronymus vorgenommen hat. Fazit:
Auch der TR kann nicht völlig mit dem verschollenen Urtext der Apostel und
Propheten übereinstimmen!
c. Den Reformatoren stand nur der
Mehrheitstext zur Verfügung. Der Sinaiticus wurde erst im 19. Jahrhundert
durch Konstantin von Tischendorf im Katharinenkloster am Sinai
entdeckt! Welche Textgrundlage in Wahrheit die genauere ist - der
byzantinische Mehrheitstext oder die alexandrinischen Codices - kann deshalb
nicht abschliessend beantwortet werden.
3. Für mich selbst gilt: Ich lese beide,
einander ergänzend. Ich bin der Ansicht, dass es Gott gefallen hat, uns Sein
Wort auf diese Art zukommen zu lassen (es gibt ja noch weitere, wie den
westlichen Text, der sich aber nie durchgesetzt hat). Dass die Reformatoren
(darunter auch der ins Zwielicht geratene Luther) ausschliesslich den TR
benutzt haben, kann nicht nur mit Ja beantwortet werden (zumindest bei Luther
nicht). Bereits Darby hat die Diskrepanz zwischen TR und den Codices erkannt.
Deshalb wurde bei der alten Elberfelder auch nie nur ausschliesslich der TR
benutzt. Und solches finde ich richtig. Es wird auch niemand ernsthaft
behaupten wollen, dass die Übersetzer der Elberfelder-Bibel sich als
Bibel-Kritiker hervorgetan hätten.
Doch selbst die (gläubigen) Übersetzer der
Schlachter2000 haben sich bei ihrer Übersetzungsmethodik auf verschiedene
Lesarten des Mehrheitstextes gestützt und nicht nur auf den TR (welcher wie
gesagt nur ein Extract aus ersterem ist). Dazu kommt, dass auch das
Übersetzerteam der Schlachter2000 in einigen Punkten willkürlich übersetzt,
bspw. basileia, welches richtigerweise "Königreich" und nicht nur Reich
heissen muss (das Reich hatten wir bei Hitler).
Die Argumentationen von Arhelger wie auch diejenige von
Ebertshäuser sind mir genügend bekannt. Beide haben gute Argumente für sich zu
verzeichnen; deshalb spiele ich nicht das eine gegen das andere aus. Dasselbe
Prinzip halte ich, das AT betreffend, mit dem masoretischen Text und
demjenigen der Septuaginta (wenn auch nicht aus denselben Gründen wie beim
NT). Für meine Person bin ich in der Lage, die (alte) Elberfelder und die
Schlachter2000 zusammen zu lesen, also beide Übersetzungen im Geist zu einer
Einheit zu verschmelzen. Luther benutze ich an sich nur selten, weil diese
Übersetzung in der Tat zu willkürlich und zu wenig genau dem Wortlaut des
Grundtextes ergeben ist.
In IHM, Henri P.
Lieber Michael
An sich habe ich die Frage betreffend Joh. 7, 8 bereits beantwortet. Was ein
anderer dir dazu sagte, ist deshalb von sekundärer Bedeutung, weil dessen
Argumente rein fiktiver Natur sind.
Zweitens argumentierst auch Du in dieser Sache allzu menschlich. Ich tue es
ausnahmsweise nachfolgend auch:
Mehrmals schon habe ich in unterschiedlichen Dingen zu meiner Frau oder den
Kindern gesagt: "Jetzt komme ich nicht mit nach Zürich" (zum Weihnachtseinkauf).
Oder: "Ich gehe nicht an den Walder-Märkt" (im Zürcher Oberland). Aber als sie
dann alleine gingen, überlegte ich es mir doch anders und ging auch. Ich ging
dann aber allein. Habe ich nun deswegen meine Frau angelogen? Ich denke doch
nicht. Nach Deiner Logik hingegen schon. Aber das sind reine Wortspaltereien
nach Menschenweise.
Dazu kommt, dass ich den Umkehrschluss wagte: Nicht der Sinaiticus ist korrupt,
weil die angeblich gnostischen Schreiber Gottesworte hinwegnahmen, sondern der
Mehrheitstext wurde aus apologetischen Gründen verändert, indem Menschenworte
hinzugetan wurden. Damit habe ich natürlich eine Bombe im
Forum plaziert. Das ist mir bewusst.
Zum TR will ich der Vollständigkeit halber noch eine gewichtige Anmerkung
hinzufügen. In Off.22,19 folgt die Schlachter2000 praktisch
wörtlich der ersten Ausgabe von Erasmus:
Und wenn jemand etwas wegnimmt von den Worten
des Buches dieser Weissagung, so wird Gott wegnehmen seinen Teil
vom Buch des Lebens und von der heiligen Stadt, und
von den Dingen, die in diesem Buch gechrieben stehen.
Nun aber - und solches ist das Schwerwiegende - findet sich die
Formulierung "vom Buch des
Lebens" in keiner einzigen griechischen Handschrift vor
Erasmus !
Quellenangabe:
http://home.debitel.net/user/martin.arhelger/tr/texrec.htm
Alle andern Handschriften bezeugen hier: "... vom Baum des Lebens"
Mit anderen Worten: Zumindest an dieser Stelle steht der
TR nicht im Einklang mit dem überlieferten Grundtext(sei es Mehrheitstext oder
Sinaiticus). Sogar die verhasste "Konkordantenbibel der Allversöhner" übersetzt
hier genauer!
Damit aber ist für mich die ausschliessliche Fixierung auf den TR kein Thema
mehr. Deshalb schliesse ich mich der Urheberschaft der Elberfelder-Bibel (Darby,
Poseck, Voorhoeve, Brockhaus, Dönges, Rochat) vollumfänglich an, welche diese
Problematik schon frühe klar erkannt und demgemäss logisch-konsequent übersetzt
haben, indem sie sowohl den Mehrheitstext als auch die Ausgaben von Tischendorf
und andern benutzten. Ich begehe aber nicht in falschem Eifer denselben
Trugschluss wie die alleinigen Befürworter des TR: ich verwerfe die
Schlachter2000 nicht, sondern ich benutze sie mit, um mittels zweier guter
deutscher Übersetzungen ein gesundes Muster der Worte Gottes zu erhalten.
Ansonsten müsste ich nämlich Altgriechisch lernen; dann könnte ich
ausschliesslich in den griechischen Grundtexten lesen. Ob mich dann aber die
andern auch noch verstehen würden?
Ich hoffe sehr, dass Du Deine eigene Position auf Grund des Gesagten neu
überdenkst.
In IHM, Henri P.
Lieber Henri 1.11.03
<< Auch diese Abweichung ist für mich kein Widerspruch. Der HERR geht nicht
hinauf zu diesem Fest. Später aber geht Er hinauf. Wie kommst Du darauf, dass
das eine Lüge sein soll?<
Nun, das ist nun wirklich nicht schwer. Fest ist Fest oder? Wenn er geht,
dann geht er, wenn er nicht geht, dann geht er nicht. Er sagt, er gehe NICHT zum
Fest, dann sag er das und dann geht er nicht. Aber warum geht er dann TROTZDEM
zum HAARGENAU GLEICHEN Fest?
Jemand anders hat einmal auf meine Frage zu diesem Vers geantwortet:
<<Wenn man bedenkt dass Jesus wegen der Verfolgung die ihm drohte, siehe
Joh.7,1 nicht nach Jerusalem gehen wollte und es schließlich ca.14 Tage
Fußmarsch war, dann sehe ich da keine Schwierigkeiten zwischen dem noch nicht
oder nicht.<<
Meine Antwort dazu war...:
Nun: Dann darf er lügen, weil er verfolgt wird? Und warum sollte er nicht
gehen, weil er verfolgt wird? Nun, wurde er das nicht schon früher? Und warum
sollte er jetzt gerage "Angst" haben? Und was hat das mit den 14 Tagen zu tun?
War er krank oder hatte er keinen Boock auf einen solch langen Fussmarsch? Und
im Vers 10 steht ja, dass er hinaufgegangen war! Und auch wenn er erst 10 Tage
nach dieser Aussage von Vers 8 zu diesem Fest gegangen wäre, dann wäre es eine
Lüge gewesen! Weil er gesagt hat, das er nicht geht. Also geht er nicht, auch
nicht vielleicht 10 Tage später! Er hätte die Zuhörer ganz einfach angelogen .
Wenn er aber gesagt hätte "NOCH NICHT", dann wäre es keine Lüge gewesen!
Gruss Michael
Lieber Henri 03.11.03
<<Zweitens argumentierst auch Du in
dieser Sache allzu menschlich. Ich tue es ausnahmsweise nachfolgend auch:<<
Liebe Henri, wie wir gleich sehen werden verhält es sich genau umgekehrt!
Beispiel:
<<Mehrmals schon habe ich in
unterschiedlichen Dingen zu meiner Frau oder den Kindern gesagt: "Jetzt komme
ich nicht mit nach Zürich" (zum Weihnachtseinkauf).
Oder: "Ich gehe nicht an den
Walder-Märkt" (im Zürcher Oberland). Aber als sie dann alleine gingen, überlegte
ich es mir doch anders und ging auch. Ich ging dann aber allein. Habe ich nun
deswegen meine Frau angelogen? Ich denke doch nicht. Nach Deiner Logik hingegen
schon. <<
1) Nein, du hast sie nicht angelogen, du hast es dir anders überlegt! Und das
ist der Unterschied zu Jesus -> siehe unten.
2) Hat Jesus sich es auch anders überlegt?
3) Du vergleichst dich aus deiner menschlichen Warte aus mit Jesus! Gut! Bist
du allwissend, allmächtig und sündlos? NEIN? Auch gut.
Wie soll es aber sein, dass Jesus sagt, "NICHT", aber er doch genau weiss,
dass er DOCH geht. Oder ist er da nicht allwissend? Du wusstest es nicht, er
hingegen schon...
Gruss Michael
Lieber Michael 3.11.03
ich bin mir da nicht so sicher ob der Herr Jesus als Mensch alles wusste.
Er war immer Sohn Gottes als der Schöpfer - Gott, der selbst nie
erschaffen war, weil er eben "ist". Aber er ist auch Sohn Gottes als
Mensch. Also anders herum gesagt, wenn er in seiner Abhängigkeit als Mensch
gezeigt wird, har er auch den Titel Sohn Gottes, aber dann nicht als der
ewige Sohn sonder über die Linie David. die aber zurückgeht bis auf Gott.
(Lk- Ev.) Und so finde ich die Erklärung sehr akzeptabel, dass er in Joh 7
sich als Mensch führen liess und zwar als abhängiger Mensch der eben nicht alles
wusste. Deswegen hat er auch gebetet, aber sicherlich nie als der Ewige Sohn
Gottes.
Liebe Grüsse
Hans Peter
Lieber Henri P. 2.11.03
Vielen Dank für ihr klares Wort zu TR. Ich bin froh, diese
Stimme gelesen zu haben.
herzliche Grüsse
Manfred Bleile
Pastor in Grevenbroich
------------------------------------
Liebe (Mit-)Streiter,
es ist schon erstaunlich, wie man sich darüber fetzen kann, ob ein einziges
Wörtlein in der Bibel steht oder nicht. Schön, dass Hans-Peter versucht, die
Sache etwas zu entspannen, obwohl ich seine Argumentation etwas
"haarspalterisch" finde.
Nach dem Zeugnis der Bibel war Jesus uns gleich, aber ohne Sünde. Das gilt
es, zunächst ganz fest zu halten. Das wäre für ihn als Gott ja sozusagen
"selbstverständlich", aber sicher nicht als "Mensch".
Jesus kannte Versuchung (fiel aber nicht), Durst, Leid, eine gewisse Art von
Frustration (Matthäus 17,17; Markus 9,19, Lukas 9,41). Bei der Hochzeit in Kanaa
wies er zunächst das Ansinnen seiner Mutter ab - er erkannte offensichtlich
hinter ihren Worten: "Sie haben keinen Wein mehr" eine Aufforderung, zum Handeln
- um wenig später genau das zu tun.(vgl. Joh. 2, 4-7) (Ich nehme an, der Grund
war in diesem Fall, dass er Rücksprache mit dem Vater gehalten und dieser ihm
in´s Herz legte, dieses Zeichen zu tun). Also konnte Jesus seine Absichten
ändern.
Und damit ist die Auslegung von Henri P. MÖGLICH. Ob sie RICHTIG ist, und ob
es jetzt hier im Urtext "noch nicht" oder nur "nicht" heißt, kann ich als Laie
nicht beurteilen.
Jesus bat vor seinem Leiden den Vater darum, diesen Kelch an ihm vorüber
gehen zu lassen - wie überflüssig wäre diese Bitte für einen "reinen Gott" und
wie verständlich für einen leidenden Menschen.
Kurz und gut: Man kann doch nicht ernsthaft bestreiten, dass Jesus sich hier
auf Erden freiwillig in eine völlige Abhängigkeit vom Vater begab (= hielt es
nicht wie einen Raub fest Gott gleich zu sein und erniedrigte sich selbst bis
zum Tod am Kreuz) und ein wirklicher Mensch wurde, der im Fleisch den gleichen
Begrenzungen unterworfen war, wie wir alle.
Interessanterweise sagt die Bibel manchmal ausdrücklich, dass Jesus "mit dem
Heiligen Geist erfüllt" war (vgl. Lukas 4,1) oder sogar (ich sehe hier eine Art
Steigerung) "in der Kraft des Geistes" handelte. (vgl. Lukas 4,14) Bei Lukas
4,17 wendet Jesus auch das Wort von Jesaia vom "Der Geist des Herrn ist AUF mir"
auf sich an. Manchmal floss von Jesus übernatürliche Kraft aus (Heilung der
blutflüssigen Frau) manchmal konnte er fast keine Wunder tun, wegen des
Unglaubens der Menschen.
Es gab also Unterschiede in der Wirkmächtigkeit von Jesus.
Also warum so viel Aufhebens um dieses Wörtchen? Dass Jesus nicht gelogen (=
absichtlich die Unwahrheit gesagt hat), darüber sind wir uns doch alle einig.
Diese Bibelstelle kann mich nicht erschüttern, da gibt es ganz andere (wie
ich immer noch hoffe nur scheinbare) Widersprüche in der Bibel, die mich
wirklich umtreiben.
Alles Liebe
ML
7.11.03
Die Frage ist doch eigentlich: "Was hat
Gott wirklich gesagt?".
Ich besuche zur Zeit ein Seminar, in dem aus der
King James Bibel gelehrt und danach aus der Elberfelder übersetzt wird. Es
vergeht keine Unterrichtseinheit, in der der Übersetzer nicht verwirrt guckt,
die Übersetzung abbrechen muss und Dinge sagt wie: "Moment, da fehlt hier
etwas... vielleicht in der Fußnote..." oder "Die englische Bibel sagt hier
noch..." etc. Es fällt einem sehr extrem auf, wie viele Unterschiede wirklich
da sind. Selbst wenn es sich bloß um kleine, für gesunde Lehre nicht wichtige
Abschnitte handeln würde, so ist doch die Frage "Was hat Gott gesagt?" Hat Er
nun Paulus inspiriert es so, oder anders aufzuschreiben? Ist in meiner Bibel
etwas hinzugefügt oder weggelassen? Wenn wir heute das wahre Wort Gottes nicht
haben, sondern nur eine Ansammlung inspirierter Schriften, in denen entweder
etwas weggelassen oder hinzugefügt wurde (oder beides?), so wäre doch dem
Liberalismus Tür und Tor geöffnet. Jede Bibelstelle würde dann historisch "gegengecheckt"
werden und man würde zu den unterschiedlichsten Ergebnissen kommen.
Wie viele Theologen (z.B. Gerd Lüdemann) meinen
wissenschaftlich beweisen zu können, dass es in den Evangelien fast keine
"echten Jesusworte" gibt? Gleichzeitig behaupten sogar viele
"Bibelwissenschaftler", dass das Thomas-Evangelium fast nur authentische
"Jesusworte" enthält. Und was ist mit dem Kanon der Schrift? Was ist wenn
ganze Bücher weggelassen oder hinzugefügt wurden??? Es lassen sich garantiert
einzelne christliche Ortsgemeinden finden, die auch noch andere Bücher als
inspiriert angesehen haben.
Aland selbst schrieb, dass der Glaube an die
Verbalinspiration den TR voraussetze.
Und auch wenn ich meine Argumentation nicht auf
dieses Fakt allein bauen würde, aber: Wie kann man bitte einen Bibeltext für
autoritativ halten, der zufällig in einem Mülleimer gefunden wurde?
A.H.
8.1.03
Lieber A.H.
Beim Durchlesen Deines Beitrages hatte ich
gewissermassen ein A.H.(a)-Erlebnis. Ich entschuldige mich gleich, aber
manchmal muss ich über den verkehrten Eifer einiger lächeln.
> Wie kann man bitte einen
Bibeltext für autoritativ halten, der zufällig in einem Mülleimer gefunden
wurde?
1. Diese Argumentation bewegt sich auf
sehr niedriger Stufe (Elementarschule). Genausogut könnten wir sagen: Wie kann
ein Zwölf-Stämme-Volk inmitten vieler Völker autoritativ sein, wenn wir heute
noch überhaupt nichts geistliches - dafür aber sehr viel ungeistliches - an
ihm erblicken? Antwort: Weil es durch den lebendigen Gott dazu autorisiert
wird, im kommenden Zeitalter eine autoritative Führungsrolle auf der Erde zu
übernehmen.
Oder: Wie können die Schriftrollen von Qumran (darunter die
grosse Jesaja-Rolle) autoritativ sein, wenn sie erst 1947 "zufällig" von einem
Beduinenjungen in einer Höhle gefunden wurden?
2. Ist es nicht vielmehr wundersam, dass
Tischendorf die restlichen von insgesamt 129 Pergamentblättern (nach
zweimaligem erneutem Kommen) doch noch vom Abt des St. Katharinenklosters erhielt.
Weshalb wurden die Pergamente in der dazwischenliegenden Zeitspanne von 15
Jahren (sic) nicht verbrannt, wie es ursprüngliche Absicht war. Hat nicht auch
hier der "Geist der Schrift" seine bewahrende Hand ausgestreckt?
> Die englische Bibel sagt hier
noch ...
Auch die "englische Bibel" (welche?: Wycliff /
Tynadale / Authorized Version) sind Übersetzungen anhand des
Grundtextes. Inspiriert, d.h. "von
Gott eingegeben" im Sinne des Wortes theopneustos
(2.Tim. 3, 16), sind für mich allein die Originalschriften der Apostel
und Propheten.
> Wenn wir heute das wahre Wort
Gottes nicht haben, sondern nur eine Ansammlung inspirierter Schriften, in
denen entweder etwas weggelassen oder hinzugefügt wurde (oder beides?) ...
Ja, was dann? -- Alle glaubwürdigen Texte sind
gewissenhafte Abschriften des verschollenen Urtextes, den wir nicht haben!
Anhand des (kanonischen) Grundtextes wurden in der Reformation die grossen
Bibelübersetzungen erstellt, wovon die Luther 1545 und die King-James-Bible
wohl den nachhaltigsten Eindruck bis weit ins 19. Jahrhundert hinterliessen.
Aber diese Bibeln sind nicht im eigentlichen Sinne
inspiriert, wenn auch der "Baumeister des Gotteswortes" - das ist der Heilige
Geist - dafür Sorge getragen hat, dass auf uns spätere Geschlechter gute
Übersetzungen hingelangt sind.
> Wie viele Theologen (z.B. Gerd
Lüdemann) meinen wissenschaftlich beweisen zu können, dass es in den
Evangelien fast keine "echten Jesusworte" gibt?
Sind solche "Theo-Logen" für uns massgebend? Ich meine
nein. Selbst wenn sie den Urtext des Alten und des Neuen Testamentes vor ihren
Augen hätten, würden sie nicht glauben, dass es Jesu Worte sind. Sie
bezweifeln ja selbst die Existenz des "historischen Jesus". Wie wollen sie
sich denn ein Urteil über die Worte des "lebendigen Christus" bilden?
> Und was ist mit dem Kanon der
Schrift? Was ist wenn ganze Bücher weggelassen oder hinzugefügt wurden??? Es
lassen sich garantiert einzelne christliche Orstgemeinden finden, die auch
noch andere Bücher als inspiriert angesehen haben.
Natürlich lassen sich solche Gemeinden finden, bspw. im
damaligen Laodicea. Paulus hat dieser Gemeinde auch einen Brief geschrieben
(Kol. 4, 16). Wo aber findet sich dieser in der Authorized Version, wo in der
Elberfelder, wo im TR? Antwort: Nirgends, weil verschollen.
> Aland selbst schrieb, dass der
Glaube an die Verbalinspiration den TR voraussetze.
Ist doch gut, dass Aland solches erkannt hat. Aber damit
wollen wir doch nicht etwa andeuten, dass JND und seine Mitarbeiter - welche
bekanntlich nicht nur den TR für die Elberfelder-Bibel benutzten - nicht an
die Verbalinspiration des Gotteswortes geglaubt hätten?! Nein, nein; doch
Darbys messerscharfer, juristisch geschulter Verstand war sich dessen bewusst,
dass auch der Mehrheitstext in sich selbst voneinander abweichende
Handschriften enthält. Solches hört man nun nicht gerade gerne bei den
TR-Fanatikern. Und der TR ist lediglich ein zuerst von Erasmus vorgenommener
Extract aus dem Majority-Text. Zu behaupten, dass der TR bzw. die darauf
basierende King-James-Bible völlig fehlerfreie (weil inspirierte) Texte
darstellen, grenzt an reinste Willkür! Solcherart hat sich bereits schon einer
in Deutschland der Lächerlichkeit preisgegeben
http://www.luther-bibel-1545.de/ .
Wir aber wollen nüchtern sein und das gesunde Wort Gottes
in uns durch den Geist Gottes wirken lassen. Die alte Elberfelder, die rev.
Schlachter und weitere (die hier nicht genannt zu werden brauchen) betrachte
ich als gesundes Wort Gottes. Natürlich auch die King-James, aus der Bunyan
und Whitefield aus dem Vollen geschöpft haben.
Quellen:
- "Auf der Suche nach der Urbibel" von
Schick/Glessmer (Oncken Verlag)
- "So entstand die Bibel" (CLV Bielefeld)
- "Die Bibel - Entstehung und
Überlieferung" von Neil R. Ligthfoot (TELOS)
In IHM, Henri P.
8.11.03
Lieber Henri P.,
ich möchte gerne kurz auf Ihren Beitrag antworten,
wobei ich die von Ihnen geschriebene Polemik übersehen werde.
Ich habe selbst geschrieben, dass ich das
"Mülleimer" Argument allein für nicht bedeutungsvoll halte. Trotzdem finde ich
es interessant, dass der Sinaiticus, wenn er so wunderbar sein soll, in einem
Mülleimer gefunden wurde, bereit zur Verbrennung. Tischendorf fand nur wenig
und Jahre später erwähnte der Klostervorsteher, er hätte auch noch eine (!)
griechische Bibel. Zuerst war der so wertvolle Codex Sinaiticus also
Kaminfeuer und dann hatte nur noch der Vorsteher eine weitere Ausgabe, was ihm
erst später einfiel. Dieser Text schien nicht sehr oft gebraucht worden zu
sein.
Ich habe niemals behauptet, das Übersetzungen
inspiriert sind, sondern nur die Worte des Übersetzers des Seminarsprechers
wiedergegeben, der die King James Version als "englische Bibel" bezeichnete.
Damit war keine Wertung dieser Übersetzung verbunden.
Mein Beitrag bezog sich nur auf eine Frage: "Was
hat Gott gesagt?" Ich baue mein Leben auf Jesus und sein Wort. Sobald ich
Wissenschaftler brauche, die mir die Echtheit von gewissen Manuskripten oder
ähnliches beweisen müssen bzw. wenn ich mich darauf verlassen muss dass
Übersetzer die richtige Textauswahl treffen, so bewege ich mich auf sehr
dünnem Eis. Denn dann ist mein Glaube an Gottes Wort auf Menschenweisheit
gegründet und nicht Gottes Kraft (1. Kor. 2:5). Ich weiß um die Entstehung des
TR und sehe auch Gottes bewahrende Hand über bestimmten Vorgängen bei dessen
Entstehung (die ja auch nicht so einwandfrei war). Trotzdem sehe ich, dass der
TR von Gott mächtig gebraucht wurde, viele Fragen beantwortet, die von anderen
Manuskripten aufgeworfen werden und Teil der großen Erweckungen war.
Gott segne Sie.
A.H.
Ich gehe nicht auf das Fest....und er ging doch
auf das Fest.
Unsere Übersetzungen sind nur Übersetzungen,
deswegen ist mit dem Wort "Fälschung" vorsichtig umzugehen.
Das griech. Präsens verweist auch auf Auswirkungen
in der Zukunft und deswegen kann man wie folgt übersetzen:
"Ich bin im Augenblick nicht dabei hinaufzugehen",
oder einfacher: "ich gehe jetzt nicht, vielleicht aber später - das sage ich
euch nicht.
Manfred
Ein Wort zu den jüngsten
Auseinandersetzungen
um den Textus
Receptus von
Rudolf Ebertshäuser Zur Veröffentlichung bestimmte
Fassung 7. 5. 2005