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Frage 1207

Im Psalm 139, 16 ist zu lesen: „Alle Tage meines Lebens hast du in dein Buch geschrieben- noch bevor einer von ihnen begann.“

Es gibt noch mehr Stellen mit identischer Aussage.

Und hier zu meiner Frage (bewusst etwas provokativ): Wie vereinbart sich das mit der eigenen Entscheidung. Bedeutet das nicht eigentlich, dass schon bevor ich geboren bin bestimmt ist, ob ich als Christ leben werde oder nicht und ich somit keinerlei Einfluss darauf habe?

xy Keller


Liebe  XY Keller

Selbstverständlich kennt  Gott als der Schöpfer und als Allwissende alles. Er kannte mich, bevor ich war . Er ist, "der ICH BIN (ego Emi) ". In diesem Vers geht es nicht um die persönliche Errettung, Die gibt es nur im Zusammenhang mit der persönlichen Busse und dem umsetzen des Gott geschenkten Glaubens an  das Werk Jesu Christi. Gott hat keinen Menschen in der Ewigkeit erwählt,  weder für den Himmel ( Unsinn) noch für die Hölle, (Unsinn),  dafür gibt es keine einzige Schriftstelle.

in IHM
Hans Peter


 

... aber indem meine Tage vorherbestimmt sind, sind gewissermaßen ja auch meine Taten vorherbestimmt, weil ja mein Lebenslauf von meinen Taten abhängt...

xy Keller


03.12.03

Liebe XY Keller,

Zugegebenermaßen handelt es sich bei der Frage, ob Gott den Lebensweg der Menschen vorherbestimmt oder "nur weiß" bzw. in wie weit der Lebensweg vom freien Willen den Menschen abhängig ist (Calvinismus- Diskussionen) meiner Meinung nach um einen nicht auflösbaren Widerspruch im Sinne der menschlichen Logik. Er liegt im Wesen Gottes begründet ebenso wie die Dreieinigkeit (ein Gott, aber drei Personen). Auch kann ich nicht verstehen, wie der Herr Jesus sowohl 100% Gott als auch 100% Mensch zugleich ist. Gottes Wesen können wir meiner Meinung nach nicht wirklich erfassen, viel zu groß und wunderbar ist er. Vielleicht haben schlauere Leute bessere Antworten auf diese Fragen als ich, aber ich kann mit meinem Verstand nicht mehr folgen (die Foren- Threads bzgl. Calvinismus geben bestimmt den ein oder anderen wertvollen Hinweis).

Meine persönliche Antwort in dieser Frage ist, dass sowohl die souveräne Erwählung Gottes sowie die menschliche Eigenverantwortung in der Bibel klar bezeugt werden. Ebenso wird z.B. klar bezeugt, dass der Herr Jesus ganz Mensch als auch ganz Gott ist. Auch wenn sich manche Atheisten an solche Aussagen stoßen: Ich kann diese Wahrheiten nur im Glauben annehmen, vielleicht wird in der Ewigkeit das ein oder andere Geheimnis gelüftet werden. Damit will ich nicht behaupten, dass Gottes Wesen unlogisch ist, sondern Gottes Logik geht weit über meine Logik hinaus. Aber es gibt sogar in der Physik solche Beobachtungen, so dass man z.B. das Licht nicht eindeutig beschreiben kann: Es hat sowohl Eigenschaften von elektromagnetischen Wellen als auch von Teilchen.

Die Erwählung ist Gottes Seite, die menschliche Verantwortung ist die persönliche Entscheidung. Ich denke, dass niemand, der vor dem Thron Gottes steht ihm vorwerfen kann, dass er ihn nicht erwählt hat, sondern er ist nicht errettet, weil er nicht gewollt hat. Gott ist heilig, gerecht und gut, er ist der Maßstab aller Dinge, so dass ich mich hüten würde, Gott irgendwelche Vorhaltungen moralischer Art machen zu wollen, so dass er z.B. willkürlich Menschen in die Hölle erwählt. Gott informiert und nicht über alle Dinge, die wir gerne wissen würden, die Bibel löst nicht alle logischen Probleme auf. So geht mir das sowohl in der Frage über das Wesens Gottes als auch z.B. in der Frage des persönlichen Leids (typische Frage: Warum lässt Gott das zu ?), die Bibel gibt uns hierfür nicht immer Erklärungen, aber sie gibt uns Verheißungen, die wir kindlich und getrost glauben dürfen.

Persönlich entnehme ich aus dem Psalmvers, dass mein eigenes Leben in der Hand dieses unendlichen Gottes ist, der sowohl Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft gleichermaßen im Blick hat. Heute ist vieles in der Welt unsicher, aber wer auf dem Herrn steht, steht auf einem Felsen inmitten einer stürmischen Brandung, was sehr beruhigend ist. Ich hoffe, Ihnen mit meiner bescheidenen Antwort ein Stück weit helfen zu können,

liebe Grüße und Gottes Segen

Fritz     Fritz Wolf


3.12.03

....wann sind die Gläubigen auserwählt worden-, als sie noch nicht geboren waren-, oder als sie noch in Sünden waren? Oder etwa gar, nachdem sie sich bekehrt haben? Ist denn der Epheserbrief an die unerretteten Epheser oder an die erretteten Epheser geschrieben worden?

-- zu was sind sie auserwählt worden? Um errettetet zu werden oder als bereits Bekehrte zu einem Dienst?

Zu was wurde Israel erwählt? Um in den Himmel zu kommen oder um im 1000J - Reich zu leben oder um DAS VOLK inmitten der Völker zu sein?

Und --> oder --> aber --> auch?

Wie viele unterschiedliche Erwählungen zeigt das Wort Gottes auf?

Sind  die Ungläubigen auch auserwählt worden?


3.12.03
 
Logik, Unmöglichkeit und Glaube
 
Zu Fritz Wolfs Ausführungen noch ein bescheidenes Nachwort meinerseits für "xy keller":
 
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte Georg Cantor (1845 - 1918) die sog. Kontinuumshypothese. Solches hat mit der Menge der reellen Zahlen zu tun und gehört zu den komplexesten Problemen der Mathematik schlechthin. Das Problem dabei war, dass Cantor nicht in der Lage war, seine eigene Vorstellung schlüssig zu beweisen. Er selbst schwankte zwischen Annahme und Verwerfung. Ein Spannungszustand, der ihn zunehmends in die geistige Umnachtung und Isolation psychiatrischer Kliniken führte.
 
Heute wissen wir, dass sowohl Beweis als auch Gegenbeweis im Rahmen des zugrundeliegenden Systems unmöglich sind. Das haben die Logiker Zermelo und Frenkel später bewiesen. Folglich ist Cantor an einer (menschlich bedingten) Unmöglichkeit gescheitert. Später hat Gödel (1906 - 1978) mit seiner fundamentalen Arbeit "Über formal unentscheidbare Sätze der Principia Mathematica und verwandter Systeme" bewiesen, dass es in jedem formal-mathematischen System Aussagen gibt, deren Gültigkeit mit den systemeigenen Mitteln nicht beweisbar ist. Erst im Rahmen eines übergeordneten Systems wären weitere JA/Nein-Aussagen möglich. Doch wieviele derartige Systeme es überhaupt gibt, weiss keiner unter den Menschenkindern. GOTT aber weiss es.
 
Solches führt mich zum Wort des Herrn: "Glaubt ihr nicht, wenn ich euch von irdischen Dingen sage, wie werdet ihr glauben, wenn ich euch von den himmlischen Dingen sagen werde? " (Joh. 3, 12)
 
Wenn folglich der natürliche Mensch nicht einmal imstande ist, die irdischen Dinge richtig zu beurteilen, wieviel weniger gelingt es ihm dann erst bei den himmlischen? Oder anders ausgedrückt: Ohne Glaube ist es unmöglich, Gott zu gefallen! Und erst durch Glauben verstehen wir - soweit der Schreiber des Hebräerbriefs - wie verstanden werden muss. Demzufolge glaube ich, dass alle Tage meines Lebens bereits in Seinem Buche aufgezeichnet sind, im Bewusstsein, dass ich dennoch Rechenschaft ablegen muss vor dem gerechten Richter. Denn was ich aus meinem Leben gemacht habe, ist eine Sache, die ohne meine persönliche Mitwirkung nicht möglich wäre. Inwieweit erblich bedingte und äussere Umstände zu meinen Ungunsten (und damit "strafmildernd") meine jeweiligen Entscheidungsmöglichkeiten beeinflussten, wird dem Herzenskenner obliegen, da nur Er allein das Innere des Menschen kennt. Wie gut deshalb, dass wir nicht von Engeln gerichtet werden, die lediglich unsere äusseren Handlungen wahrnehmen. Denn dann würde kein Fleisch gerecht.
 
Für uns aber - die wir bereits glauben und gerechtfertigt wurden in IHM - bedeutet solches: Im Leibe der Niedrigkeit (und noch ferne vom Herrn) sind wir nicht imstande, alle an uns herantretenden Fragen zu beantworten. Aber selbst, wenn einer alle Geheimnisse wüsste und hätte der LIEBE nicht, so wär's ihm nichts nütze. Gerade deshalb bleiben nun Glaube, Hoffnung, Liebe. Die Liebe aber ist die grösste unter diesen. Damit sagt uns der Geist Jesu durch Paulus doch nichts anderes, als dass der Schwerpunkt des Gläubigen nicht in der Erkenntnis als solcher (und auch nicht in der Untersuchung schwieriger Lehrfragen besteht), sondern vor allem im Wandel und dem Wachstum in Christo Jesu hinein!
 
In IHM, Henri P.