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Frage 1311
Löschung auf Wunsch des Schreibers am 25.05.04
NN
11.02.04
ist folgender Abschnitt
Wir haben schon oft den Eindruck gehabt, ob nicht manchmal
"zuviel Bücherlesens" schuld ist, oder daß zuviel Sprachenkenntnisse dem Wirken
des Heiligen Geistes hinderlich sein können. Ein Bekannter von uns, brennend für
Jesus bei seiner Bekehrung, stand jeden Morgen um 3 Uhr (!!!) auf und studierte
3 Stunden die Bibel : jeden Tag !!!!! Heute ist er vollzeitlicher
Adventistenprediger.
so zu verstehen, dass jener aufgrund seines intensiven, guten Bibelstudiums zum
vollzeitlichen Adventistenprediger wurde oder soll dies als Abschreckung des
"zuviel Bücherlesens" verstanden werden, also dass dieser Mann durch seinen Weg
in den Adventismus quasi in die Irre gegangen ist.
Sollte ersteres zutreffen, sollte mal über den Lebensweg von Miller, dem eigentlichen Anfang des adventistischen Bewegung nachgedacht werden. Dieser vergrub sich auch einzeln in die Bibel, fand die 2300 Morgen und Abende bei Daniel, setzte mit dem alttestamentarischen Opfer, welches jene 2300 Tage unterbrochen werden sollte, die Wiederkunft Jesu (Wiederherstellung des Tempels) gleich und kam darauf, dass 1843/44 Jesus Christus sichtbar auf die Erde wieder kommt. Statt diese mehrfach falsche Gleichsetzung von Begriffen und Inhalten zu korrigieren, nachdem dieser Termin ohne besondere Ereignisse vorbeiging, wurde durch G.E. White und andere diese Heiligtumsreinigung auf den Himmel umgemünzt und vergeistigt. Diese Lehre, ergänzt um die vielen anderen, durch prophetische Schau und entsprechend konforme Bibelauslegung gefundenen, zusätzlichen Lehren formten den Adventismus.
Es ist also teils sehr gut, sich intensiv mit Kritikern und völlig anderen Ansichten auseinander zu setzen, da man so am ehesten die Schwächen der eigenen Standpunkte und Lehren erkennen kann. Dies kann in Gesprächen, Briefen aber auch sehr hilfreich über die Bücher erfolgen, erfordert aber, dass man wirklich die Argumente der anderen anhört, nachvollzieht, Schwächen und Stärken erkennt und das Gute davon für sich nimmt. Liest man aber die Bücher mit einem bereits vorhanden Glauben an die Richtigkeit dessen, was da steht, denke ich, ist es besser, Analphabet zu sein.
Bezüglich der Aussage:
denkt nochmals nach, wo hier wirklich die Logik steckt. Allen Sekten und Irrlehrern ist gemeinsam, dass sie an unklaren oder zweideutigen Stellen Informationen verbindlich machen, die da so gar nicht dastehen (Adventisten => 2300 Morgen + Abende = Heiligtumsreinigung im Himmel, Branham => Sündenfall = sex. Verkehr Eva mit Schlange, ....). Die zitierte Aussage liegt hier auf gleicher Linie!. Es ist in dem Abschnitt kein Wort vom Heiligen Geist die Rede als einem Aufhaltendem, auch diese Funktion wird nirgends in der Bibel genannt, da der Heilige Geist für die Gemeinde, den Gläubigen, nicht aber für die Welt gegeben wurde. Zudem ist der Begriff "Tag des Herrn" je nach Übersetzung und Grundtext auch "Tag Christi" genannt. Eine Gleichsetzung von Herrn und Christi ist im Neuentestament häufig zu finden und würde die Grundtextunterschiede ohne Problem erklären. Daher läßt sich auf diesem Begriff keine Lehre aufbauen.
Liebe Grüße
M.H.
11.02.2004
A.H.
Liebe Geschwister,
ich will mal versuchen, wenigstens kurz der Bitte der beiden Brüder nachzukommen.
Wir müssen allerdings unterscheiden zwischen "reformatorisch" und reformiert". Der erste Begriff bezieht sich auf die Theologie der Reformatoren insgesamt, also auf das, was sie alle gemeinsam hatten, z.B.
die Lehre der Rechtfertigung allein durch die Gnade bzw. durch den Glauben an das durch den Herrn Jesus vollbrachte Erlösungswerk. Der zweite Ausdruck meint die Lehren der "Reformierten Kirche(n)", die von Zwingli und vor allem von Calvin geprägt worden sind. Dazu gehört die Lehre der (doppelten) Prädestination, aber auch die Einteilung der Heilsgeschichte in Bündnisse (der Dispensationalismus unterscheidet dagegen verschiedene Heilsökonomien).
Ein weiteres Merkmal der reformierten Theologie ist die Lehre der Kontinuität der biblischen Offenbarung. Man sieht also keine echten Unterschiede in den verschiedenen Phasen der Heilgeschichte, sondern meint, daß mehr oder weniger alles gleichgeblieben ist. Symptomatisch dafür ist z.B ein Buch über die Theologie des Alten Testaments von dem reformierten Theologen J. Barton Payne mit dem bezeichnenden Titel "The Theology of the Older Testament" (die Theologie des Älteren Testaments - nicht des Alten Testaments). Ich teile diese Lehren nicht, aber gerade wegen der Gegensätze zwischen der reformierten Theologie und dem (m.E. im Wesentlichen biblischen) Dispensationalismus halte ich es für wertvoll, daß wir uns damit beschäftigen - es kann ein wertvolles Korrektiv für manche Auswüchse unserer Sichtweise sein. M.E. gehen wir manchmal mit dem Differenzieren zu weit, so daß wir Unterschiede sehen, die es eigentlich gar nicht gibt. Auch der Dispensationalismus ist nur ein menschliches System, das seine Schwächen hat Z.B. wird gesagt, daß alle Heilszeiten mit Gottes Gericht enden, aber Israels Knechtschaft in Ägypten wird m.E. nirgends in der Bibel als ein Gericht Gottes bezeichnet.
Ich hoffe, daß dies ein bißchen zur Klarstellung beiträgt.
Liebe Grüße, Detlev
Hallo Tim,
Du übersiehst leider eine wichtige Tatsache: Gott zwingt das Heil niemandem auf - nur der bekommt es, der es annimmt. Das kann er natürlich nur deshalb, weil Gott es ihm aus Gnaden anbietet, und das ist keine Mitwirkung am Heil.
Sonst wäre das Annehmen eines Weihnachtsgeschenks eine Beteiligung an der Herstellung des Geschenks, und das wäre absurd. Aber ohne unser "Ja" zum Heil bekommen wir es nicht. Und Gott wußte lange im voraus, wer Sein kostbares Geschenk der Erlösung annimmt, und alle diese Menschen hat Er erwählt. Einen Heilsdeterminismus kann man aufgrund unserer menschlichen Logik und unserer Prägung durch 2000 Jahre Kirchengeschichte und Theologie in die biblischen Begriffe "Erwählung" und "Vorherbestimmung"
hineingeheimnissen, aber diesen Gedanken finde ich nirgends in der Bibel.
Wir müssen auch beachten, daß die Bibel manche Begriffe in einem etwas anderen Sinn gebraucht als wir in unserer Umgangssprache. Z.B. das Wort Hoffnung" - in unserem Sprachgebrauch läßt es völlig offen, wie groß die Wahrscheinlichkeit ist, daß die Hoffnung erfüllt wird (es sei denn, im Zusammenhang wird etwas darüber gesagt; aber der Begriff selbst ist diesbezüglich völlig neutral). Im NT ist es, wenn es sich auf geistliche Güter bezieht, immer gleichbedeutend mit "Gewißheit". Das müssen wir auch in der Verkündigung beachten. Und so haben auch die Ausdrücke "Erwählung", Auserwählung" und "Vorherbestimmung" im Gegensatz zu unserem Sprachgebrauch im Wort Gottes nichts mit Determinismus oder auch einer automatischen Verwerfung des Nichtauserwählten zu tun.
Wenn sowieso feststeht, wer gerettet ist, wozu dann Evangelisation und Mission? Wozu müssen wir uns dann um ein glaubhaftes Leben als Christ bemühen? Wer "erwählt" ist, kommt sowieso in den Himmel, und bei allen anderen ist eh Hopfen und Malz verloren. Aber wozu haben wir dann den Missionsbefehl? Als reine Beschäftigungstherapie, weil wir sonst nichts zu tun haben? Was könnten wir in unserer Gemeinde an Zeit, Kraft und Geld sparen, wenn wir diese Konsequenzen aus der deterministischen Erwählungslehre ziehen würden!
Liebe Grüße, Detlev