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Frage: 1520   19.06.04

Lieber Hanspeter
Vor wenigen Tagen hatten wir in unserer Gemeinde das Thema Männer und Frauen in der Gemeinde 1.Gor. 11, 2-16, so auch das Thema Kopfbedeckung. Ein Bruder meinte dann, er verstehe das anders, das mit der Kopfbedeckung sei nur geistlich zu verstehen und nicht das eine Frau wirklich eine Kopfbedeckung tragen sollte, so sei alles geistlich zu verstehen, sonst müsse man ja auch ein hölzernes Kreuz mit sich rumtragen, das ja auch geistlich gemeint ist. Das Zeichen der Macht sei der Mann von einer verheirateten Frau.
Ich trage das Kopftuch aus Überzeugung, ein Zeichen der Macht um der Engel willen, damit auch meine Brüder in der Gemeinde gemeint sind bei unverheirateten Frauen.
Aber, wie kann man  diesem Bruder genauer erklären, wo der Unterschied liegt, wie z.B., zwischen Kreuz tragen und Kopfbedeckung? Kannst Du da weiterhelfen.
 
Im Herrn Jesus verbunden Heidi

Liebe Heidi   19.06.04

das ist eine  Frage, die gar nicht so einfach einleuchten zu beantworten vermag, ich hoffe dass wir da Unterstützung bekommen.
Liebe Grüsse

Hans Peter


Liebe Heidi      19.06.04
 
Zuerst ist die Schrift immer wörtlich zu nehmen. Man darf nicht alles sofort vergeistlichen oder zu deuten versuchen, ausser es ist ein Gleichnis oder es steht ausdrücklich geschrieben, dass es sich um Zeichen handelt (wie in der Einleitung der Offb.). Oft werden Sachen mutwillig vergeistlicht, damit man sich nicht mehr daran halten muss.
 
Zum Text:
1. Kor11, 4 Jeder Mann, der betet oder weissagt und <dabei etwas> auf dem Haupt hat, entehrt sein Haupt.
5 Jede Frau aber, die mit unverhülltem Haupt betet oder weissagt, entehrt ihr Haupt; denn sie ist ein und dasselbe wie die Geschorene.
6 Denn wenn eine Frau sich nicht verhüllt, so werde <ihr> auch <das Haar> abgeschnitten; wenn es aber für eine Frau schändlich ist, daß <ihr das Haar> abgeschnitten oder geschoren wird, so soll sie sich verhüllen.
7 Denn der Mann freilich soll sich das Haupt nicht verhüllen, da er Gottes Bild und Abglanz ist; die Frau aber ist des Mannes Abglanz.
8 Denn der Mann ist nicht von der Frau, sondern die Frau vom Mann;
9 denn der Mann wurde auch nicht um der Frau willen geschaffen, sondern die Frau um des Mannes willen.
10 Darum soll die Frau eine Macht auf dem Haupt haben um der Engel willen.
 
zu Vers 4: der Zusammenhang für das, ob man etwas auf dem Haupt haben sollte, ist das beten oder weissagen. Kann man beten oder weissagen vergeistlichen? Nein, dies ist daher wörtlich zu nehmen. Wenn man den ersten Satzteil wörtlich nehmen muss, ist auch der zweite so zu verstehen. Wenn ich sage: "Heute gehe ich in die Migros Brot einkaufen und nachher gehe ich meinen Gartenzaun streichen", ist es falsch ausgelegt und illegal, wenn man das Brot einkaufen wörtlich nimmt und den Zaun streichen geistlich.
Vers 5: Das ganze wird mit der Hierarchie begründet, unverhüllt würde sie ihr Haupt entehren, daraus folgt logischerweise das sichtbare und praktische Zeichen der Macht -> übrigens für alle Frauen, nicht nur für die Verheirateten, denn frau bleibt verheiratet oder nicht auf dem ihr zugewiesenen Platz in der Versammlung.
Vers 6: Hier gilt die gleiche Regel wie beim V4. Das Haar abschneiden ist wörtlich zu nehmen, daher auch das verhüllen.
 
Eine eingehendere Betrachtung findest Du unter: Die Gemeindeversammlung 
 
Das Kreuz tragen ist dort im übertragenen Sinn gemeint, das darf daher nicht mit den praktischen, wörtlich zu nehmenden Dingen vermischt werden, sonst gibt es ein Tohuwabohu, ein riesen Durcheinander!
 
Stell Dir vor man würde z.B. 1. Kor 11, 26 Denn sooft ihr dieses Brot eßt und den Kelch trinkt, verkündigt ihr den Tod des Herrn, bis er kommt. nicht wörtlich nehmen, wo kämen wir hin, da würde das Abendmahl auf frevlerische Art abgeschafft werden.
 
Du tust recht mit der Kopfbedeckung, wenn Du sie beim Beten od. Weissagen anhast, lass Dich nicht verwirren!
 
Herzliche Grüsse
Tobias

Hallo Heidi

Was bedeute : "Sein Kreuz aufnehmen"?

 Dazu muss ich den Herrn Jesus studieren in den Psalmen und in den Evangelien. Dann wird man sehen, oder auch nicht, dass ER voll allen verlassen, verachtet missverstanden,  missgedeutet wurde. Er war  Einsam, verleumdet usw.  Wenn ich Ihm nachfolge, also Sein Kreuz aufnehme, wird mir dasselbe geschehen, zur Ehre Gottes. Das ist alles schwerer und geistlicher denn ein Holzkreuz  zu tragen!

Zur Kopfbedeckung der Schwester:  Beteiligung der Frau in der Versammlung

In IHM
Hans Peter


Lieber Tobias  20.06.04
 
Danke für Deine Antwort.
Für mich selber ist das Kopfbedecken beim Beten und Weissagen klar. In unserer Gemeinde tragen aber sehr wenige Frauen eine Kopfbedeckung. Mit dieser Aussage des Bruders, es sei alles in der Bibel Geistlich zu verstehen, hat es statt Klarheit mehr Verwirrung gebracht.
Mir geht es darum, diesem Bruder genauer zu erklären, warum und was allgemein in der Bibel physisch zu verstehen ist und was geistlich.
 
Zur Kopfbedeckung:
In gewissen Bibelübersetzungen wird mit Verhüllen übersetzt.
 
5 Jede Frau aber, die mit unverhülltem Haupt betet oder weissagt, entehrt ihr Haupt; denn sie ist ein und dasselbe wie die Geschorene.
6 Denn wenn eine Frau sich nicht verhüllt, so werde <ihr> auch <das Haar> abgeschnitten; wenn es aber für eine Frau schändlich ist, daß <ihr das Haar> abgeschnitten oder geschoren wird, so soll sie sich
verhüllen.
7 Denn der Mann freilich soll sich das Haupt nicht verhüllen, da er Gottes Bild und Abglanz ist; die Frau aber ist des Mannes Abglanz.
8 Denn der Mann ist nicht von der Frau, sondern die Frau vom Mann;
9 denn der Mann wurde auch nicht um der Frau willen geschaffen, sondern die Frau um des Mannes willen.
10 Darum soll die Frau eine Macht auf dem Haupt haben um der Engel willen.
 
(griech. kata kephales echo = wörtlich = (herab des Kopfes haben), etwas auf dem Kopf haben, also eine Bedeckung auf dem Kopf haben, und nicht verhüllen.
 
liebe Grüsse Heidi
 
Zu Frage: 1520  20.06.04

Diese Schriftstelle enthält einige Schwierigkeiten der Auslegung, so dass eine buchstäbliche Befolgung nicht einmal bei den strengsten und exklusivsten „Versammlungen" möglich, weil der Text nicht von einer einfachen "Kopfbedeckung", wie ein Kopftuch oder Hut spricht, sondern von einem "Verhüllen" bzw. einem „Schleier".

Es ist notwendig, den geschichtlichen Hintergrund zu kennen. So heißt es wörtlich in Vers 4 'Jeder Mann, der betet oder weissagt, indem er etwas auf dem Haupte hat, entehrt sein Haupt. "kata kephalê echôn" heißt wörtlich: herab(hängend) vom Haupt hat und bezieht sich offensichtlich auf die „tallith", einen vom Kopf herabhängenden Schal, den die Männer beim Eintritt in die Synagoge trugen. Nicht nur die Juden, auch die Römer bedeckten bzw. verschleierten sich beim Opfern, Beten und Weissagen im allgemeinen sowohl die Männer als auch die Frauen, bei die Griechen im Tempel jedoch weder die Männer noch die Frauen Das bedeutet, daß der jüdische Mann der zum Glauben an den Messias Jesus kam, beim Beten und Weissagen entgegen seiner bisherigen Gewohnheit und Sitte keinen Gebetsschal mehr trug! Orthodoxe Juden tun es heute noch.

In Vers 6 und 7 ist die Rede jedoch nicht von "bedecken", sondern von „verhüllt" (katakalypto) ; und in Vers 13 von „unverhüllt" (akatakalyptos). Das Wort katakalypto bedeutet völlig bzw. gänzlich einhüllen; Kopf und Gesicht völlig verschleiern; sich ganz mit etwas umhüllen; sich verbergen., sich verschleiern.

Nun hat sich ja in unseren Breiten die Kleidung und auch die Kopfbedeckung der Frauen in 2000 Jahren sehr verändert, so daß heute eine buchstäbliche Anordnung dieser Anweisung nirgends befolgt wird. Es handelt sich ja um einem 'Schleier' (vgl. Vers 15!), der ein Teil des Gewandes ist, wie beim Sari der indischen Frauen. Ein 'Kopftuch' oder ein Hut sind Kopfbedeckungen, die genau genommen nicht in Übereinstimmung mit der apostolischen Anordnung sind. Die indischen Schwestern "verhüllen" oder "verschleiern" tatsächlich beim Beten sogar teilweise ihr Gesicht. Ihr Kopf ist sowieso immer bedeckt!

Die griechischen Frauen erschienen selten in der Öffentlichkeit. Ihre Haartracht bestand aus Netzen oder Tüchern, die mitunter das ganze Haupt verhüllten. Ein Teil des Umhangs, welcher den ganzen Körper einhüllte, wurde oftmals wie ein Schal über das Haupt geworfen. Nun hatten die Frauen offensichtlich in der Gemeinde in Korinth als Zeichen ihrer Ebenbürtigkeit mit dem Manne und der Abschaffung geschlechtlicher Unterschiede nicht mehr diese Praxis geübt.

Meine persönliche Meinung ist, daß ein Kopftuch oder irgend eine andere Kopfbedeckung einfach als ein äußeres Zeichen nur dann von Wert ist, wenn dieses Zeichen eine inneren Realität darstellt. Mit anderen Worten: Eine Frau kann ihren Kopf bedecken und sich ihrem Mann trotzdem nicht unterordnen. In solch einem Fall ist das Bedecken des Kopfes völlig wertlos. Dieses Beispiel zeigt auch deutlich, daß man sich vor einer buchstabenmäßigen, gesetzlichen Forderung hüten muß, besonders wenn man sich nicht im klaren ist, was der biblische Text wirklich sagt. Außerdem führt eine Überbetonung äußerer Formen und Verhaltensregeln zu einer äußeren Anpassung, wobei das Wesentliche oftmals zweitrangig ist. So ist doch das Tragen von Kopftüchern bei moslemischen Frauen eine aufgezwungene religiös-politische Sitte, welche in den meisten Fällen wenig oder gar nichts mit der persönlichen Frömmigkeit der Betreffenden zu tun hat.

In diesem Zusammenhang verweise ich auch auf meinen Artikel "Von Haaren und Hosen".

Werner Tietze


28.06.04
,3: Ich will aber, dass ihr wisst, dass für jeden Mann das Haupt der
Christus ist, für die Frau aber ist das Haupt der Mann (Eph 5,23), für den
Christus aber ist das Haupt Gott. 

Alle sind regiert. Jedem hat Gott den vorgesetzt, für den er leben soll und
an dessen Willen er die Regel für sein Verhalten hat. Den Mann hat Gott
nicht seinem Eigenwillen überlassen, dass er tun und lassen könnte, was ihm
beliebt, und den Zweck seines Lebens bei sich selbst fände; er hat ihm ein
Haupt gesetzt, den Christus; er soll sein Leben lang sein Geschäft daran
haben, den Willen des Christus zu tun, und sein Ziel daran, dem Christus zu
gefallen. Ebenso steht die Frau nicht einsam da, als könnte sie nur nach
ihrem Sinn handeln und tun, was ihr gefällt. Ihr Haupt ist ihr Mann. Sie hat
ihren Beruf daran, für ihren Mann zu leben und seine Freude, Ehre und Hilfe
zu sein. Absichtlich führt Paulus seine Aussage noch weiter, obwohl es hier
scheinbar nicht nötig ist, dass er auch noch von Jesu Verhältnis zu Gott
redet. Damit jeder seine Stellung richtig erfasse, ist es wichtig, dass
allen deutlich ist, worauf die Herrschaft Jesu beruht, warum der Mann an ihm
den Herrn hat, der ihn regiert. Auch Jesus ist nicht ohne Haupt; er wirkt
nicht für sich selbst und schöpft seinen Willen nicht aus sich; sein Haupt
ist Gott. Dass das Werk Gottes durch ihn geschieht und der Wille Gottes
durch ihn erfüllt wird und die Herrlichkeit Gottes durch ihn sichtbar ist,
das ist Jesu Amt und Werk; darum ist er der Christus, der König der
Menschheit und der Herr der geheiligten Gemeinde.
Damit spricht Paulus aus, woran es ihm liegt, wenn er der Frau ihre Stellung
im Unterschied vom Mann anweist. Darauf kommt es ihm an, dass jeder seinen
Platz bewahrt unter dem, dem Gott ihn untergeben hat. Er will, dass sich die
Frau auch in ihrem religiösen Leben und Verhalten, auch dann, wenn sie
betet, nicht vom Manne trennt und nicht selbständig auftritt, als wäre sie
an niemand gebunden; sie soll sich vielmehr vor Gott zu ihrem Mann bekennen
als zu ihrem Haupt, wie der Mann an Christus sein Haupt haben soll und nicht
an seiner Frau. Haben die Frauen Anlass, sich zu beschweren, sie seien
verkürzt, weil Paulus nur dem Mann im Herrn das Haupt gebe, ihnen nicht? Das
wäre so töricht, wie wenn der Mann sich beschwerte, Paulus gebe Gott bloß
dem Christus zum Haupt, nicht ihm. Die Herrschaft Gottes erstreckt sich über
alle, über Christus, über die Männer und über die Frauen und die Herrschaft
Jesu umfasst alle, die Männer und die Frauen. Gottes Regierung vollzieht
sich aber dadurch, dass sie die Ordnungen herstellt, in denen alle ihm zu
dienen haben; durch sie bringt er alle in verschiedene Dienstverhältnisse.
Wenn wir sie bewahren, bleiben wir in der Untertänigkeit unter Gott. Der
Mann macht sich Gott dadurch untertan, dass er dem Christus unterworfen ist,
und gehorcht Gott dadurch, dass er dem Christus gehorcht. So bleibt die Frau
dadurch unter dem Christus und hat an ihm ihren Heiland mit der Herrlichkeit
der ewigen Gnade, dass sie sich unter ihren Mann stellt und ihrem Mann mit 
ganzem Herzen angehört. Der Gewalttat und Eigensucht des Mannes leistet
Paulus keinen Vorschub. Damit ist es für immer und gänzlich vorbei, sowie er
am Christus sein Haupt hat. Vielmehr beschreibt Paulus hier die ganze
Zartheit, Fülle und Innigkeit einer rechten christlichen Ehe dadurch, dass
er die Gemeinschaft zwischen dem Mann und der Frau derjenigen vergleicht,
die der Mann mit Christus hat, und vollends derjenigen, in der Jesus mit dem
Vater steht. Das	 sind nicht erniedrigende Knechtsverhältnisse, nicht ein
erzwungener Dienst; das ist vielmehr echte Liebe mit ihrer ganzen Freiheit
und Seligkeit, wirkliche Hingabe des eigenen Lebens an den, für den zu leben
wir berufen sind. Dabei wird nicht eine willkürliche Gleichheit begehrt,
sondern die Gemeinschaft dadurch bewirkt, dass die von Gott gesetzte Über-
und Unterordnung bewahrt wird und ein Herrschen und ein Dienen, ein Leiten
und ein Gehorchen zwischen beiden statt hat.

11,4.5: Jeder Mann, der mit bedecktem Kopf betet oder weissagt, tut seinem
Kopf Schande an; jede Frau dagegen, die mit unbedecktem Kopf betet oder
weissagt, tut ihrem Kopf Schande an. 

Von der jüdischen Sitte her trugen auch die christlichen Frauen ein
Kopftuch, das das Haar bedeckte. Die hochfahrende Frömmigkeit, die in
Korinth mächtig wurde, hatte aber auch einzelne Frauen ergriffen; sie hatten
deshalb, wenn sie beteten oder weissagten, das Kopftuch abgelegt. Sie taten
damit dar, dass es vor Gott keinen Unterschied zwischen den Männern und den
Frauen gebe. Paulus redet nicht von der Tracht überhaupt, nicht davon, wie
die Frau sich zu Hause oder in der Versammlung der Gemeinde kleiden soll.
Von der Mode ist hier nicht die Rede, sondern einzig davon, wie die Frau
sich dann benimmt, wenn sie sich betend vor Gott stellt oder wenn sie in
seinem Namen als Prophetin spricht. Den korinthischen Frauen schien es, wenn
sie beteten, dann dürften sie sich über alle natürlichen und irdischen
Verhältnisse emporschwingen und dürften dann vergessen, dass sie Frauen sind
und Männer haben, da sie ja betend mit Gott handeln und, von seinem Geist
bewegt, sein Wort sagen. Dies hat Paulus verworfen, und deshalb hat er
verboten, dass die Frauen für das Gebet das Kopftuch ablegen; denn sie
sollen auch im Gebet und beim Weissagen in ihrer natürlichen Stellung
bleiben und auch dabei vor Gott und Menschen kundtun, dass sie Frauen sind.
Die Frauen, die das Kopftuch weglegten, meinten, das sei für sie eine Ehre;
so wollten sie zeigen, dass sie den vollen Zugang zu Gott hätten und alles,
was nur der Natur angehört, hinter sich ließen, als sei es gleichgültig, wer
jetzt betet und weissagt, ob Mann oder Frau. Paulus sieht dagegen in diesem
Auftreten für die Frauen keine Ehre; er findet, sie hätten damit ihren Kopf
entstellt und verunziert und böten einen hässlichen Anblick dar. Dasselbe
gälte vom Mann, wenn er es den Frauen nachmachte und seinerseits für das
Gebet die Frauentracht annähme, wie sie die Männertracht. Ein Mann, der
sich, um zu beten, ein Kopftuch umbände, würde seinen Kopf nicht zieren,
sondern entehren. Indem Paulus von dem spricht, was Frauen und Männer ihrem
Kopf antun, bringt er ihnen in Erinnerung, was das vorangehende Wort ihnen
sagte, dass der Mann am Christus, die Frau am Mann ihr Haupt hat. Was sie
aus sich machen, betrifft nicht nur sie, sondern auch ihr Haupt. Dieses
sollen sie in allen Dingen ehren und darum nichts tun, was ihren Kopf
entehrt.
Nun sagt Paulus, warum er das Verschwinden des Kopftuchs bei den betenden
Frauen hässlich findet. 

11,6: Denn sie ist so ein und dasselbe mit der Geschorenen. Denn wenn die
Frau das Haar nicht bedeckt, so schneide sie es ab. Wenn es aber für eine
Frau schimpflich ist, sich das Haar kurz zu schneiden oder abzuscheren, so
bedecke sie es. 

Die Frau will sich tragen wie der Mann; aber sie tut es nicht ganz und will
dies auch nicht ernsthaft. Bloß das Kopftuch legt sie ab. Wenn sie ihren
Kopf so tragen will, wie der Mann ihn trägt, so soll sie ihr Haar nach der
Sitte der Männer kurz schneiden oder ganz abscheren. Das will jedoch die
Frau nicht; sie will ihr langes Frauenhaar behalten. Dann behalte sie auch
das Kopftuch und mache sich nicht den Männern gleich!

11,7-10: Denn der Mann braucht den Kopf nicht zu bedecken, weil er Gottes
Bild und Ehre ist. Die Frau aber ist die Ehre des Mannes. Denn der Mann ist
nicht aus der Frau, sondern die Frau aus dem Mann (1Mo 2,22.23; 1Tim 2,13).
Denn der Mann wurde auch nicht der Frau wegen geschaffen, sondern die Frau
des Mannes wegen. Deshalb soll die Frau eine Vollmacht auf dem Kopfe haben
um der Engel willen. 

Die Regel, die für die Frau gültig ist, ist nicht auch gültig für den Mann,
weil ihre Stellung zu Gott und zueinander verschieden ist. Paulus hat die
Schöpfungsgeschichte (1. Mose 1 und 2) vor Augen und setzt voraus, dass sie
auch den Korinthern gegenwärtig ist. Er will, dass beide Geschlechter in der
Stellung bleiben, die ihnen dort zugeteilt ist. Der Mann empfängt das Leben,
weil Gott in die Natur den Träger seines Bildes hineinstellen will. Deshalb
ist es der Beruf des Mannes, Gottes Ehre zu sein. Innerhalb der Natur prägt
kein Geschöpf so herrlich und so vollständig aus, wer Gott ist, als der
Mann. Dem entspricht, dass er sein Haupt vor Gott nicht verhüllt. Wer das
Bild Gottes trägt und der Verherrlichung Gottes dient, verdeckt sich nicht.
Die Frau hat von ihrem Ursprung her ihre Bestimmung in ihrem Verhältnis zum
Mann. Als eine Gabe Gottes für den Mann ist sie geschaffen; dem Mann erwies
Gott durch sie die Größe seiner Güte, damit er nicht einsam sei, sondern
eine Gehilfin habe. So ist sie vom Anfang her die Ehre des Mannes und
erfüllt ihren Beruf damit, dass sie die Kraft des Mannes stärkt und seine
Würde mehrt. Weil sie aus dem Mann und für den Mann geschaffen ist, steht
ihr das Kopftuch zu als Zeichen ihrer Unterordnung unter ihn. Dass sie den
Kopf anders als der Mann trägt, nämlich verhüllt, heißt Paulus ihre
Vollmacht und Ermächtigung, die ihr den Zutritt zu Gott gewährt und das
Recht zum Gebet verleiht. Denn sie tut durch dasselbe dar, dass sie dem
Willen Gottes gehorcht und das zu sein begehrt, wozu die Schöpferordnung
Gottes sie gemacht hat. Dabei erinnert Paulus die Gemeinde daran, dass sie
beim Gebet nicht nur unter sich ist, so dass sie bloß auf das zu achten
hätte, was ihr gefällt. Der Zutritt zu Gott stellt sie vor den Blick der
himmlischen Geister, die über die Ordnung Gottes wachen und an deren
Zerstörung kein Wohlgefallen haben. Es ist nicht gut, so zu beten, dass der
Blick der Engel sich mit Widerwillen vom Betenden wegwenden muss.

11,11.12: Doch ist weder die Frau ohne den Mann noch der Mann ohne die Frau
im Herrn. Denn wie die Frau aus dem Mann entstand, so entsteht auch der Mann
durch die Frau; alles aber kommt aus Gott. 

Einen Unterschied zwischen beiden Geschlechtern hat Paulus im vorangehenden
deutlich gelehrt; der Mann steht über der Frau. Weil aber der verkehrte
menschliche Wille aus dem Unterschied leicht Streit und Zwiespalt macht,
sagt Paulus, dass ein solcher Gegensatz nur durch unsere Versündigung
entsteht. Denn im Herrn sind beide durch eine feste Gemeinschaft verbunden,
und kein Teil empfängt getrennt vom anderen, sondern nur vereint mit dem
anderen sein Wohlgefallen und seine Gaben. Das wird auch in der Art
sichtbar, wie wir das Leben empfangen. Denn während im Anfang der Schöpfung
der Mann vor der Frau entstand, wird im Fortgang des menschlichen Lebens der
Mann durch seine Mutter zum Leben gebracht. So wird sichtbar, dass beide
nicht getrennt, sondern nur vereint das sind, wozu der Wille Gottes sie
beruft. Zu Überhebung und Streit gibt die verschiedene Stellung beiden
keinen Anlass; denn hier ist alles in der Gabe und Regierung Gottes
begründet. Der Vorrang Adams beruht auf Gottes Schöpferwerk, und ebenso ist
der Frau das mütterliche Amt von Gott gegeben. An der Erkenntnis, dass ihnen
alles, was sie sind, durch die Gabe und Wirkung Gottes verliehen ist,
zergeht für beide der selbstische Ruhm, und alle Eifersucht und Zwietracht
hört auf.

11,13-15: Fällt bei euch selbst das Urteil: Schickt es sich, dass eine Frau
unbedeckt zu Gott bete? Lehrt euch nicht die Natur selbst, dass es einem
Mann eine Unehre ist, wenn er lange Haare hat, dass es aber für die Frau
eine Ehre ist, wenn sie lange Haare hat? Denn das Haar ist ihr als Schleier
gegeben. 

Paulus vermied es auch in dieser Sache, sie nur durch seinen Befehl zu
entscheiden. Darum leitet er sein Urteil aus den höchsten christlichen
Überzeugungen ab, aus dem Schöpferwerk Gottes und aus der Gemeinschaft Jesu
mit Gott und mit uns. Indem der Apostel von hier aus die Grundsätze gewinnt,
nach denen die Gemeinde sich ihre Sitte bilden soll, ist es ihr ermöglicht,
auch in dieser Sache mit einer eigenen Überzeugung zu handeln. Darum nimmt
er ihr eigenes Urteil in Anspruch und erwartet, dass es sich nicht erst aus
einer tiefen Einsicht in den Unterschied der beiden Geschlechter, sondern
schon aus dem natürlichen Gefühl für sie ergibt, dass die Frau anders als
der Mann ihren Kopf bedecken soll. Es ist unnatürlich, wenn zwischen einem
Frauenkopf und einem Männerkopf kein Unterschied bestehen soll. Schon die
Natur macht dies deutlich; denn sie gibt der Frau das lange Haar.

11,16: Wenn aber jemand Lust hat, streitsüchtig zu sein: wir haben eine
solche Gewohnheit nicht, auch die Gemeinde Gottes nicht. 

Paulus bestreitet nicht, dass man Einreden gegen seinen Rat und gegen die
Art, wie er ihn begründet, erheben kann. Was sich ziemt oder nicht ziemt,
lässt sich nicht durch einen Beweis feststellen, der jede Widerrede
niederschlägt. Denen, die darüber zu streiten bereit sind, sagt Paulus nur
noch das eine: Was ihr tut, ist gegen die Sitte, die sonst überall gilt.
Wenn Paulus eine Versammlung leitet, müssen die Frauen beim Gebet ihre
Tücher behalten, und überall in den Gemeinden hält man es so. Es hat aber in
allen Fragen des Anstands und der äußeren Lebensordnung eine ernste
Bedeutung, dass wir bei der allgemeinen Sitte bleiben. Darin liegt eine
große Erleichterung für unseren Verkehr. Die Übereinstimmung mit der Sitte
ist wichtiger als die Befriedigung persönlicher Wünsche und des Kitzels, den
uns die Rechthaberei verschafft.

[...]

14,34.35: Die Frauen sollen in den Versammlungen der Gemeinde schweigen
(1Tim 2, 11.12). Denn es wird ihnen nicht gestattet zu reden, sondern sie
sollen sich unterwerfen, wie auch das Gesetz sagt. Wenn sie aber etwas
lernen wollen, sollen sie daheim die eigenen Männer fragen; denn es ist für
eine Frau schimpflich, in der Versammlung zu reden.

Die Versammlungen der Christenheit hatten ihr Merkmal an der großen,
zuversichtlichen Freiheit, in der alle in der Gemeinde vorhandenen Kräfte
für sie fruchtbar wurden. Damit stellte sich auch die Frage ein, ob diese
Freiheit der Frau in derselben Weise zukomme wie dem Mann. Auch in diesem
Punkt wie in vielen anderen musste die Gemeinde ihren Weg erst suchen und
selbständig erkennen, was bei ihr Sitte werden soll. Schon durch das, was
Paulus in Kap. 11 über das Benehmen der Frau beim Gebet gesagt hat, wissen
wir, dass er der Gleichstellung der beiden Geschlechter widerspricht. Die
Grenze, die durch die Natur zwischen Mann und Frau gestiftet ist, soll in
der Christenheit unverletzt bleiben. Das wird dadurch erreicht, dass der
Frau in den Versammlungen das Wort nicht gestattet wird. In Kap. 11 hat
Paulus dies noch nicht gesagt; denn dort sprach er nicht von dem Recht, das
den Frauen bei den Versammlungen zukommt, sondern davon, wie sie sich beim
Gebet oder beim Weissagen vor Gott zu verhalten haben. Das Weissagen ist
nicht notwendig an die Versammlung gebunden, und die Art, wie die Frau sich
beim Gebet benehmen soll, bildet vollends eine Sache für sich, mit der die
Frage, ob auch sie sprechen soll, nicht zusammenfällt. Paulus hat nicht
gesagt, dass keine Frau einen prophetischen Beruf erhalten könne. Hat sie
aber im besonderen Auftrag Gottes ein göttliches Wort zu sagen, so kann sie
das auch in anderer Weise tun als durch eine öffentliche Rede. Nachdem aber
Paulus in Kap. 11 gesagt hat, auch in ihren höchsten geistlichen
Fähigkeiten, wenn sie bete oder weissage, habe sich die Frau als Frau zu
benehmen - sie habe sich dem Mann nie gleichzumachen und ihre Verbindung mit
ihm nie abzustreifen und zu vergessen -, verstehen wir auch leicht, dass er
es als schimpflich für eine Frau empfindet, wenn sie in den Versammlungen
vor den Männern und an ihrer Statt zu reden begehrte. Auch so würde sie tun,
als sei sie keine Frau, sondern ein Mann. Ihrem Verlangen nach Erkenntnis
leistet Paulus mit Freuden jede Hilfe; aber um sie zu einer klaren und
tiefen Erkenntnis des göttlichen Worts zu führen, ist es nicht das einzige
Mittel, dass sie öffentlich in den Versammlungen Fragen stellt oder Reden
hält. Sie bespreche vielmehr Fragen, über die sie Aufschluss wünscht, mit
ihrem Mann. Er ist der nächste, der ihr in allen Anliegen ihres inneren
Lebens, auch in ihrem Verlangen nach der Erkenntnis Gottes, zu helfen hat.

14,36: Oder ging das Wort Gottes von euch aus, oder kam es einzig zu euch? 

Auch bei der Frauenfrage war es wichtig, dass nicht eine einzelne Gemeinde
eigenmächtig tat, was ihr recht schien, sondern dass jede die Eintracht mit
den übrigen Gemeinden bewahrte und zur Bildung einer allgemeinen, überall
gültigen Sitte der Christenheit mithalf. Die Korinther hätten sich mit
einigem Schein weigern können, auf andere Rücksicht zu nehmen, wenn sie die
erste Gemeinde gewesen wären, von der die anderen alle das Evangelium
erhielten, oder wenn sie die einzige Gemeinde wären. Nun aber, da sie weder
die erste noch die einzige Gemeinde waren, galt, was die anderen Gemeinden
als recht und schicklich beobachteten, auch für sie.

[...]

16,19.20: Die Gemeinden in der Provinz Asien grüßen euch. Aquila und Priska
grüßen euch vielmal im Herrn mit der Gemeinde in ihrem Haus (Apg 18,2.18).
Alle Brüder grüßen euch. Grüßt einander mit dem heiligen Kuss. 

Außer in Ephesus sind auch in den benachbarten Städten der kleinasiatischen
Westküste und im angrenzenden Binnenland, d. h. in der römischen Provinz
Asia, christliche Gemeinden entstanden, die durch ihren Gruß an die Gemeinde
in Korinth aussprechen, dass sie alle zu einer einheitlichen Gemeinde in
Christus verbunden sind. Unter den Christen, die in Ephesus um Paulus waren,
waren Aquila und seine Frau den Korinthern deshalb besonders verbunden, weil
sie in der Gründungszeit der Gemeinde selbst zu ihr gehörten, sodann die
Brüder, die die Begleitung des Paulus bildeten.



Calwer Verlag Stuttgart, 1962