Frage: 1555
Mit einer spektakulären Aktion an der Vodafone-Zentrale in Düsseldorf
haben Attacies heute Vormittag gegen die Steuertricks des
Mobilfunkkonzerns protestiert. "Stoppt Steuerklau. Stoppt Vodafone. Her
mit den 20.000.000.000 Euro" stand auf dem Transparent, das Kletterer an
der Fassade oberhalb des Haupteingangs entrollten. "Vodafone macht
Milliardengewinne und zahlt seinen Managern Millionenprämien. Aber ums
Steuerzahlen will sich der Konzern drücken", sagte Attac-Sprecher Malte
Kreutzfeldt http://www.attac.de/index.php (05.07.04)
Liebe Brüder,
Da gibt es ein paar Bibelstellen welche ziemlich "aktuell" bleiben. Kann
es sein das "Kinder der Welt" nicht nur oft klüger sonder auch mutiger
sind? Ich war mal "Prediger" unter sehr reichen Menschen und weiss was
"Maulkorberlasse" sind, man kann aber auch hinter Maulkörben noch bellen
- hört sich aber selten gut an ;-) !
Nicht nur Studenten der Wirtschaftswissenschaften sollten sich "attac"
mal merken - es ist zwar nicht "Hilfe und Nahrung"
Aber "Heute" !
Jak 2,6
Ihr aber habt den Armen verachtet.
Unterdrücken euch nicht die Reichen, und ziehen nicht sie euch vor die
Gerichte?
Jak 5,1
Wohlan nun, ihr Reichen, weinet und heulet über euer Elend, das über
euch kommt!
hab vielen Dank für deinen Hinweis auf "Attac". Es hat in der Vergangenheit ja bereits Versuche gegeben, die Deutungssysteme des Linksradikalismus - erlaube mir das Wort "Deutungssystem", es ein Lieblingswort der Achtundsechziger - fürs Evangelium nutzbar zu machen, z. B. in dem Buch "Ist diese Welt noch zu retten?" Im folgenden seien mir einige kritische Bemerkungen zu diesem Versuch gestattet, Greenpeace & Co. in ein positives Licht rücken zu wollen (S. 60 f.). 1. Wurzeln alle technischen Hilfsmittel wirklich in der Sehnsucht nach dem verlorenen Paradies (S. 24)? Schon in Gen 2, 5 heißt es doch, dass "kein Mensch da war, um den Erdboden zu bebauen". Hatte nicht schon vor dem Fall der Mensch die Aufgabe, die Natur ins Lebensdienliche umzugestalten? 2. Wer einmal die Aussage, dass Naturkatastrophen allesamt auf "globale Auswirkungen menschlichen Handelns zurückgehen" (S. 35), mit einem gegensätzlichen Befund vergleichen möchte, dem sei die Lektüre von Björn Lomborg, Apocalypse: No! Wie sich die menschlichen Lebensgrundlagen wirklich entwickeln (Springe: 2002), empfohlen. S. 43 nennt dann paradoxerweise selbst folgende Ursache für die Auffälligkeit des Wetters in unserer Zeit: "Wir beschäftigen uns nur mehr damit." Ist nicht die Vergegenwärtigung der 10 Plagen auf die heutige Zeit zumindest problematisch, bedenkt man, welchen (erfolgreichen) Aufwand für den Umweltschutz wir heute betreiben? Ebenso die Aussage, dass "jedes von den Menschen gelöste Problem ein anderes erzeugt" (S. 41) oder dass der Mensch alles, was er in den Griff bekommen hat, nur in den "Würgegriff" genommen habe (S. 71)? 3. Auf S. 56 wird zwar die kommunistische Ethik kritisiert, aufmerken muss der Leser aber spätestens auf S. 37, wo Ausdrücke wie "herrschende Personen oder Cliquen" oder "arbeitende Massen" fallen. Nein, das biblische Evangelium ist nicht sozialrevolutionär und kommunistisch, denn der Sklave ist ein Freigelassener des Herrn, während der Freie ein Sklave Christi ist (1. Kor 7, 22 f.). So dürfte auch die Auslegung von Jakobus 5 zumindest strittig sein (S. 66 f.). 4. Dass die Vergebung der nicht näher definierten Schuld in Zusammenhang mit einer "funktionierenden (Um-)Welt" gebracht wird (S. 62), ist mit meinem Verständnis von der Wirkung des Evangeliums unvereinbar. Nein, das Evangelium verbessert nicht die Welt, schon gar nicht die Umwelt, es sondert einzelne aus der Welt ab. Die haben aber dann nicht primär die Aufgabe, sich für den Erhalt der Umwelt und der Verbesserung der Welt insgesamt einzusetzen. Das wird auf S. 72 auch gesagt, aber das übrige Plädoyer ist nur schwer damit zu vereinbaren. So ist ein gottseliges Leben doch mitnichten ein Einsatz für Umweltschutz und Kohlekraftwerke und gegen Atomkraft (S. 81, 68, 82); der Christ ist gerade nicht auf "zwei Baustellen" beschäftigt (S. 87), und "Gottes Leistung in Jesu" (S. 88) hat doch nichts mit Umweltschutz in der jetzigen Welt zu tun, sondern bedeutet, dass einmal auch die Schöpfung von der Knechtschaft des Verderbnisses freigemacht werden wird (Röm 8, 21). Überhaupt wird die Dichotomie zwischen errettet oder verloren aufgegeben, wenn es heißt: "Gottes Gericht über diese Welt und über jeden Einzelnen von uns wird nicht schön sein" (S. 84). Nein, wer errettet ist, der kommt nicht ins Gericht, sollte er auch "Kapitaleigner" gewesen sein. 5. Problematisch dürften auch die Bemerkungen zu den Wirtschaftsflüchtlingen sein (S. 40), denn der Kommunismus tut es Sankt Martin gleich und teilt solange, bis alle frieren. Natürlich, man kann sich auch auf dem Niveau Null treffen, dann hat man die Gleichheit, bei der alle hungern. 6. Auf S. 41 fällt m. W. zum ersten Mal das Wort "Lebenswelt" (wie auch auf S. 48). Der Habermas-Kenner wird hier ein wenig skeptisch: Sollten wir Christen uns an die Begrifflichkeit dieses Philosophen anlehnen? Sicher, die Unterscheidung von Kultur und Zivilisation, von Lebenswelt und System, ist sinnvoll. Mir hilft sie, einen technisch-zivilisatorischen Fortschritt durchaus anzuerkennen, aber zugleich zu sehen, wie es in moralischer Hinsicht mit dem Menschen nicht besser geworden ist, im Gegenteil immer weiter bergab geht (diese Unterscheidung wird z. B. fatalerweise auf S. 61 f. unterlassen). Bei Habermas & Co. soll aber genau anders herum die Kultur bzw. die Lebenswelt vor der Zivilisation und dem System in Schutz genommen werden. Das ist mit meiner Einschätzung der Kultur nicht zu vereinbaren. Denn wenn auch der technisch-zivilisatorischen Fortschritt den Menschen nicht gerade von Gott abhängiger gemacht hat, so kann ihn der Christ doch dankbar akzeptieren, aber eine mit der Religion konkurrierende Kultur lehnt er ab. 7. S. 46 redet einem gefährlichen Nihilismus das Wort, indem Experten, die nach den Ursachen von Umweltproblemen suchen, mit Zauberern verglichen und allesamt für bestechlich gehalten werden. 8. S. 47, 50, 68, 81 und insbesondere S. 85 verwässern dann den Begriff der Buße und Schuld, indem hier primär ökologische „Sünden“ ins Blickfeld gerückt werden. 9. Auf S. 54 heißt es, dass es dem Autor unmöglich ist, "einen pantheistischen Standpunkt einzunehmen". Dem ist unbedingt zuzustimmen, aber hüten wird uns ebenso vor einem zivilisationskritischen Standpunkt, der das Übel nicht im menschlichen Herzen, sondern im technischen Fortschritt begründet sieht (was nicht heißt, dass der Mensch nicht auch immer Missbrauch mit dem technischen Fortschritt treiben kann). S. 69 nennt als das eigentliche Übel auch das menschliche Herz selbst, aber dem technische Fortschritt scheint insgesamt doch größere Schuld an den Missständen beigemessen zu werden. 10. Heute ist ein direktes Gericht Gottes in Form von Umweltproblemen noch nicht zu erwarten (S. 63), denn Gott steht noch zu seiner Verheißung: "Forthin, alle Tage der Erde, sollen nicht aufhören Saat und Ernte und Frost und Hitze und Sommer und Winter und Tag und Nacht." Wo finden wir die Aussage, dass die Welt am Ende "ausgemergelt" sein wird und aus diesem Grund das Gericht über diese Welt erfolgt (S. 71)? 11. Die christliche Berufung ist nicht, "uns auf Gottes neuer Erde wiederzutreffen" (S. 75). Sie ist auch mehr als bloß in einer sozusagen neuen ersten Schöpfung zu leben (S. 77). 12. Was ist von einer Gleichsetzung von Umweltzerstörung und Judenmord zu halten (S. 77)? Herzliche Grüße Marcel
12.07.04
dass "Kinder der Welt" nicht nur oft klüger sonder auch mutiger sind?
Klüger - ich kann nur für mich sprechen - kaum - aber bestimmt mutiger. Im
Zeitalter der hirnverwaschenen Ökumene und einer kranken Toleranz jedem
Unsinn gegenüber, ist die "Gemeinde" heute schon längst tot. Statt einer
Stadt auf dem Berg, ist sie eine Ruine in der dunklen Versenkung , die nur
noch weltliche und fleischliche Unterhaltung bieten kann. Eine Hure
hat noch mehr Würde, als viele heutige Gemeinden.
Ich denke auch, es hängt mit dem Reichtum zusammen. Die Jesus-Schafe sind
fett und träge geworden. So fett, dass sie sich nicht mehr bewegen können.
Und zu fett, als dass sie ihrem Hirten folgen könnten oder wollten.
Matthäus 19:24 Und wiederum sage ich euch, ein Kamel kann leichter durch ein Nadelöhr eingehen,
als ein Reicher in das Reich Gottes!
soli deo gloria
michael/de