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Frage: 1843             Calvinismus doc     PIPER      1849  Der freie Wille des Menschen

 
zum Aufsatz von Piper:
 
>Wenn Gott einige dazu vorherbestimmt hat, seine Kinder zu sein, und sie vor Grundlegung der Welt dazu erwählt hat
 
Hier schwingt die (m.E. falsche) Vorstellung Pipers mit, dass Gott eine selektiv- bestimmte Gruppe ("einige") innerhalb der ungläubigen Welt auserwählt hat, seine Kinder zu werden - der Rest der Welt wird mit dem Heil übergangen oder ist zur Verdammnis vorherbestimmt (Prädestination).
 
Der Brief an die Epheser richtet sich jedoch eindeutig an die (bereits) "Gläubigen" (Kap 1,1), die nach Kap 1,3 zur Heiligkeit (contra: Wiedergeburt) auserwählt sind. Diese wiederum sind es, die nach V. 5 auch zur Sohnschaft vorherbestimmt wird. Nach Paulus gibt es also eine Auserwählung der Gläubigen zur Heiligkeit und eine Vorherbestimmung der Gläubigen zur Sohnschaft - nicht mehr und nicht weniger.
Das hat durchaus nichts mit einer Auswahl/Vorherbestimmung innerhalb Ungläubiger (wie es Piper, Calvin etc. behaupten) zu tun. Es gibt definitv keine Zweiteilung der Welt in "erwählt" und "nicht erwählt" - die "ganze Welt liegt im Argen" (1.Joh 5,19) und steht einheitlich unter dem Gericht Gottes. 
Wer sind also die "einigen" in Pipers Satz: Nach calvinistischer Lehre ungläubige Weltmenschen, die zum Heil vorherbestimmt sind - nach dem Apostel Paulus sind es wiedergeborene Gläubige. Das ist ein durchaus entscheidender Unterschied und würde die Erwählungsvorstellungen Calvins/Pipers und Co. falsifizieren.
 
>Wenn Gott vor Grundlegung der Welt erwählt hat, wer gläubig wird

Apg 15:7 (Schlachter) Nachdem aber eine große Auseinandersetzung stattgefunden hatte, stand Petrus auf und sprach zu ihnen: Ihr Männer und Brüder, ihr wisst, dass Gott lange vor diesen Tagen mitten unter uns die Heiden erwählt hat, dass sie durch meinen Mund das Wort des Evangeliums hören und zum Glauben kommen sollten. [Anm.: ich bin gerne bereit, die - m.E. zutreffende - Übersetzung von Schlachter in diesem Vers zu begründen/zu verteidigen.]

=> Die Erwählung Pipers ist nicht die Erwählung des Apostel Paulus in Eph und auch nicht die des Apostel Petrus in Apg 15,7.
Nach Piper sind nur einige wenige zum Glauben vorgesehen/bestimmt - nach Petrus sollen die Heiden per se (nicht nur einige wenige) das Evangelium hören und auch glauben. Das ist ein gewaltiger Unterschied würde man meinen. Dies entspricht dem Missionsbefehl: "Macht alle Völker zu Jüngern !", bzw. der Buße (Apg 17,30) und Rettung (1Tim 2,5ff) für "alle"

Die Überschrift des Piper- Arikel beinhaltet ja die "Souveränität Gottes" -> hier unterstelle ich Etikettenschwindel: der Gott Calvins (den ich nicht mit dem Gott der Bibel identifiziere), pickt sich aufgrund eines vorzeitlichen "Willküraktes" (im einschlägigen Jargon "Souveränität" genannt) vereinzelt einige aus den Ungläubigen heraus und macht diese unwiderstehlich gläubig.
"Alle" ist also nicht mehr "Alle" - das müsste man fairerweise seitens der Calvinisten zugeben - sondern  (im Hinblick auf die Vielzahl der Verlorenen) "sehr wenige". D.h. Gott will, dass nur wenige gerettet werden - sonst würde der Gott Calvins/Pipers schließlich auch alle retten - er kann dies ja, da es eh' unwiderstehlich geschieht und - wie Piper anführt - wirkt Gott ja alles nach dem Rat seines Willens. D.h. wenn der Großteil der Menschen im Unglauben verharrt, entspricht dies angeblich exakt Gottes Willen - ebenso wie ja auch der Sündenfall Gottes Willen entsprochen hat und sogar von ihm vorherbestimmt war
(so Betanien-Verlag, Pink und andere Calvinisten). Dies hat wahrlich nichts mit dem Gott der  Bibel zu tun, der Sünde und Unglauben definitiv nicht akzeptiert und schon gar nicht vorherbestimmt hat.

>Nur wer die Auffassung vom "freien Willen" ablehnt, kann sinnvollerweise Gott bitten, einen Verlorenen zu retten.

Hier bekämpft Piper den selbst gebasteltem Feind - den "freien Willen" des Menschen. Die Diskussion entspricht in etwa, ob wir uns darüber unterhalten, ob Paulus braune oder grüne Socken anhatte. Es steht dazu nichts in Gottes Wort. Sehr wohl steht dazu jedoch, dass der Mensch einen EIGENEN Willen hat. Jetzt ist die Frage zu klären, ob dieser Wille des Menschen entweder völlig satanisch oder göttlisch fremdbestimmt, beeinflussbar oder völlig autonom funktioniert etc. Zur Anregung vielleicht einige Stellen aus Gottes Wort:

Phil 1:14 Aber ohne deinen Willen wollte ich nichts tun, auf daß deine Wohltat nicht wie gezwungen, sondern freiwillig sei.

Offb 22,17 "und wer da will, der nehme das Wasser des Lebens umsonst!"

Offb 2:21 Und ich gab ihr Zeit, Buße zu tun, und sie will nicht Buße tun von ihrer Unzucht.

2Tim 3:12 Und alle, die gottesfürchtig leben wollen in Christus Jesus, werden Verfolgung erleiden.

2Thess 3,10 Wenn jemand nicht arbeiten will, so soll er auch nicht essen!

Lk 15:18 Ich will mich aufmachen und zu meinem Vater gehen und zu ihm sagen: Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir

 

Soweit einige alternative Gedanken zum Aufsatz Pipers.

Maranatha !

Peter