Home
Forum neu
Forum BBKR
Begriffserklärungen
Syngrammata
Lehre
auf Youtube
Mal3.16 Website
Neben der Schrift
Fakten zur Bibel
Joh 1:12 Allen aber, die ihn aufnahmen, denen gab er das Anrecht, Kinder Gottes zu werden, denen, die an seinen Namen glauben;
a) Zur Hermeneutik
Um diesen Vers zu verstehen, sollte man den hermeneutischen Zirkel nicht schon
eine Umlaufbahn zu früh verlassen und ad hoc auf den nächsten Vers verweisen.
Der Kontext und die folgenden Verse sind erst im zweiten Schritt in die
Überlegung einzubeziehen. Es gilt, zunächst die innere Kausalität und die
Gedankenstruktur allein in diesem Satz zu verstehen - so als wenn man nicht
schon wüßte - was danach und davor geschrieben steht.
b.1) "So viele", "Alle die" bzw "Wieviele" (griech.: hOSOI)
Dieses Wort ist mit einem mathematischen Gleichheitszeitchen (=) vergleichbar.
Auf beiden Seiten davon steht inhaltlich das gleiche, d.h. diejenigen, die
Christus annehmen, sind exakt diejenigen, die das Vorrecht, die
Vorrangstellung bzw. das Anrecht (griech.: EXOUSIA) bekommen, Gottes Kinder zu
WERDEN. Diese Wortverwendung verdeutlicht, dass Menschen, die Christus
angenommen haben, in eine Stellung versetzt werden, die sie - bevor sie
Christus angenommen haben -NICHT hatten - nämlich die Gotteskindschaft. Der
natürliche Mensch wird im Neuen Testament als Feind Gottes, Kind des Teufels
und der Sünde und nicht als Gotteskind beschrieben. Aufgrund dieses Verses
wird deutlich, wie die Gotteskindschaft erlangt werden kann: nicht durch
Werke, nicht durch Sakramente, nicht durch die natürliche Geburt (V.13),
sondern einzig und allein dadurch, dass Christus angenommen wird. Diese
Wahrheit gilt für jeden Menschen - niemand ist von Natur aus gerettet, sondern
bedarf der Geburt aus Gott, indem Christus angenommen wird.
Die Kausalität in diesem Satz ist nicht, wie es im calvinistischen Lehrsystem
vertreten wird, dass diejenigen, die durch Gottes angebliche Souveränität
(besser: Willkür) "unwiderstehlich wiedergeboren" werden, wobei andere mit dem
Heil übergangen oder zur Hölle vorherbestimmt sind, in Folge dann Christus
annehmen, sondern exakt vice versa, d.h. ein Kind Gottes wird man dann, wenn
Christus angenommen wird und nicht dadurch, dass durch Gottes Souveränität
wiedergeborene Menschen Christus in Folge annehmen (d.h. die "ordo salutis"
ist: Bekehrung zu Christus, in Folge dessen die Wiedergeburt aus Gott
und NICHT: Wiedergeburt, dann Bekehrung zu Christus. In zweitem Falle hat man
es mit einer falschen Kausalität zu tun, die diesem Vers diametral
widerspricht).
Diese Tatsache ist daher besonders wichtig, da aufgrund biblischer Lehre, der
Weg zum Heil jedem offen steht und jeder zu Christus kommen soll und darf -
d.h. Gott hat sicher keine Auswahl derer getroffen, die gläubig werden sollen
(contra: TULIP). Jeder der an Christus glaubt wird gerettet und ein Kind
Gottes.
Das Wort hOSOI wird durch die Verwendung von AUTOIS zusätzlich verstärkt,
sodass wörtlich übersetzt werden könnte: "Wieviele (hOSOI) aber ihn aufnahmen,
ihnen (AUTOIS zur besonderen Betonung) gab er Vollmacht, Kinder Gottes zu
werden" (Münchener NT).
b.2) "denen, die an seinen Namen glauben"
Der letzte Satzteil fungiert als sog. Apposition, d.h. als Ergänzung zu
"denen, die ihn aufnahmen". Die Verwenung "an seinen Namen" ist "pars pro
toto", d.h. der Name steht in Stellvertretung für die ganze Person des Herrn
Jesus Christus - Er ist das Objekt des Glaubens. Glaube (PISTIS) ist eine
Vertrauensbeziehung (PISTEUW: glauben, vertrauen) zur Person des Herrn Jesus.
Diejenigen, die Christus angenommen haben, werden also zu Kindern Gottes und
glauben an den Namen des Herrn Jesus Christus. Niemand kann daher sagen, er
ist gläubig, wenn er nicht Jesus Christus persönlich angenommen hat.
d) Der Kontext
Den zweiten hermeneutischen Schritt kann und muss man natürlich auch gehen:
- Diejenigen, die Christus annehmen stehen in V.12 im Gegensatz zu denen, die
ihn NICHT angenommen haben (V.11): "Die Seinigen nahmen ihn NICHT an".