Lieber Hans-Peter, 7.1.05
gerne komme ich Deiner Frage nach, und möchte hier ganz kurz eingehen auf
meine Erfahrungen mit den "Norwegern". Zuerst (1) erzähle ich kurz von
meinem Kontakt mit diesen N. und sodann gehe ich in (2,3,4) auf Deine Fragen
ein.
"Die Norweger"
1) mein pers. Hintergrund
2) Herkunft
3) Lehre
4) Heilsverständnis
5) Abschliessend
1) mein pers. Hintergrund
Als gerade-schon-Teenager kam ich das erste Mal in Berührung mit den N.
Meine Eltern suchten eine Gemeinde, damit wir Kinder, die gerade ins
Jugend-Alter kamen, Gleichgesinnte hätten, denen auch Jesus gross vor Augen
stände.
Erste Erfahrung war dann auch folgende: (bitte differenziert beurteilen!)
Als meine Eltern das Lied "das altrauhe Kreuz" vorschlugen um es
vorzusingen, da winkten sie einfach ab. Ob das etwas aussagen soll, sei mal
dahingestellt, jedoch meinte meine Mutter später, dass dieses Detail
sehrwohl sie und meinen Vater hätte warnen sollen. Mglw. war es aber auch
einfach von der Zeit her spät, sodass sie es zu einem anderen Male
vorgeschlagen, durchaus hätten singen mögen.
Jedenfalls genossen wir die FAMILIEN-freundliche Athmosphäre bei den N., und
ich kann mich noch gut erinnern, wie einfach und unkompliziert sie vieles
machten. So waren zu Hochzeiten oft mehrere hundert Geschwister eingeladen,
und man brachte einfach Kuchen und Torten selber mit. Wenn Geschwister in
der Nähe wohnten, konnte man jederzeit zum Besuch hereinschneien, und mit
einem mitgebrachten Schlafsack auch übernachten. Matratzen dazu waren
oftmals in den Häusern vorhanden.
Wir waren also etwa 5 Jahre bei den N., und wir 4 Geschwister fuhren auch
nach dieser Zeit hauptsächlich noch 2-3 Jahre zu den Jugendstunden. Dann
verebbte der Kontakt. Ein paar Mal hatte ich auch danach noch längere
Gespräche mit 2 "Brüdern".
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2) Herkunft
bei der Herkunft bin ich mir nicht sicher, habe dazu bei
www.horst-Koch.de nachgefragt, da ich
dzt. kein Geschichtsbuch bzgl. Gemeinden und Sekten besitze. ###Die
Smithianer###
Meine Schwester sagte mal, sie hätte davon gelesen, dass die N. sich
ursprünglich von der Brüderbewegung abgetrennt hätten, kann ich jedoch nicht
bestätigen, da ich weder den Titel des diesbezüglichen Buch nachgefragt habe
noch selber dies gelesen habe.
Nach Selbstdarstellung der "Norweger" geht die Bewegung, die erst später von
anderen so benannt wurde, auf einige "Brüder" zurück, so z.B. Aslaksen,
Smith, ...
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3) Lehre
Apokryphen:
gut kann ich mich noch an eine Situation erinnern, in der X1) gebeten wurde,
zusammen mit zwei anderen Brüdern für einen anderen Bruder zu bürgen. Da
Bruder X1) jedoch auch in der Bibel las, kannte er die Verse, wo geschrieben
steht, dass man 1.nicht bürgen sollte und 2.wenn man schon gebürgt hat, soll
man hingehen, und solange den anderen bedrängen, bis man wieder von der
Bürgschaft draussen ist. (Anm von tc: sicherlich heisst das nicht, man dürfe
nicht bürgen, ich würde heute, wenn ich darüber verfügen könnte, schenken,
jedoch nie für jemanden bürgen.) Alsdann schlugen die anderen Brüder die (Luther-)Bibel
auf, und lasen jedoch entsprechende andere Verse aus den APOKRYPHEN, wo z.B.
steht (sinngemäß zitiert), ein guter Bruder bürgt für seinen Nächsten.
Eine immer wieder angesprochene Lehre war die Lehre der Sünde.
Hier teilen sie ein in: unbewusste und bewusste Sünde.
Ich glaube, diese Lehre ist einfach daraus hervorgekommen, dass man keine
Heilsgewissheit gelehrt hat. Je mehr man also die Sünden in seinem eigenen
Leben gesehen hat, wuchs auch diese Angst, im Zustand der bewussten Sünde
(Gott nicht gebeichtete Sünde) zu sterben. Ich drücke mich bewusst mal
kindlich aus, so hab ichs ja auch erlebt, als Teenager. Später dann, als
Wiedergeborener, konnte ich das dann besser beurteilen, aus der Distanz.
Meine Schwester sagte mir mal, dass die N. lehrten (ihr eigenes Bild), dass
man durch die Bekehrung den ersten Schritt auf der Brücke zu Gott
unternehme, man wisse nicht, ob man nicht in diesem Leben noch fallen
könnte, oder zurückgehen. Doch heute sind wir froh, dass man mit der
Wiedergeburt nicht den ersten Schritt unternimmt, sondern um bei diesem Bild
zu bleiben, mit dem ersten Schritt bereits die Brückenseite gewechselt hat,
ohne Umkehrmöglichkeit (der Wiedergeborene hat auch gar nicht mehr vor,
umzukehren, da er eine LEBENDIGE Beziehung zu Jesus-Gott hat).
Auch kann man beobachten, dass solche, die keine Heilsgewissheit haben, zu
zwei Extremen neigen.
a) Sünde wird teilweise nicht mehr als Sünde erkannt. Also ein
herunterspielen. Das konnten wir auch beobachten bei den N. So wurde
speziell von den "Ältesten" Smith, Aslaksen etc. gesagt, dass diese wohl
einen Monat, oder gar Jahre nicht mehr (bewusst) sündigten. Hier kann man
schon erkennen, dass diese "unbewusste" Sünde ein Hilfsinstrument ist, um
nicht depressiv zu werden. Sünde bleibt jedoch in Gottes Augen immer gleich
Sünde.
b) Sünde wird richtig erkannt, und man zerbricht schier anhand der
Sündenlast, weil man ja jederzeit damit rechnet, dass noch unbewusste Sünde
auftauchen könne, und damit zu bewusster Sünde wird. Die ständige Angst
begleitet Dich dann, Du könntest in diesem Zustand sterben bzw. Jesus käme
gerade zu diesem Augenblick.
Dies zeigte sich dann auch in den Gebeten: "(schreiend & weinend) ES IST
MÖGLICH" (sie meinten damit dann: es ist möglich, Sieg über Sünde zu
bekommen. Dies wurde auch direkt gebetet, nicht nur in Kurzform). Später
habe ich dann wieder mal im Alten Testament gelesen, eine ähnliche Stelle,
wo Elia GEBETET hat, jedoch die BAALSPRIESTER geschrien haben und sich
geritzt haben. So empfand ich das dann später. Elia KANNTE Gott, die
Baalspriester zeigten durch ihr Verhalten, dass sie aufgrund ihrer WERKE
gerecht sein wollten und Gott nicht kannten.
Die N. unterscheiden nicht zw. den Heilszeitaltern, so dass sie einfach (ich
würde fast sagen wahllos) die Verse durch die Bibel hinweg auf sich
anwenden. Die Kinder wurden (zweifelsohne in bester Absicht) dazu
angehalten, zu erzählen, was sie Gott ihnen gross gemacht habe. Da kamen
dann die tollsten Anwendungen asu der HS, völlig aus dem Zusammenhang
gerissen.
Sonderlehren ergeben sich da natürlich automatisch, so bei den 144000, der
7-jährigen Drangsalzeit oder der Lehre der Geistestaufe, bewusste und
unbewusste Sünde etc.
Später, weil zwar eine durchgehende Lehre vorhanden war, jedoch eine zu
undifferenzierte (die Bibel wurde ja nicht fortlaufend studiert), kam die
örtliche Gemeinde dann auch unter den Einfluss der "charismatischen Lehre".
Kinder sprachen in Zungen, von denen man wusste, dass sie nicht
wiedergeboren waren. Viele Jugendliche in meinem Alter sind dann einige
Jahre später weggegangen, haben nicht zu Jesus gefunden. Zwar wurde
Sündenerkenntnis gepredigt, jedoch keine Heilsgewissheit.
Da hat dann der charismatische Einfluss leichtes Spiel gehabt, leider!
Hände-Auflegen:
Kurz bevor wir wieder diese Gruppe verlassen haben, war es üblich, einen
Kreis zu machen, und einer oder eine stand dann in der Mitte und bekannte
"bewusste Sünden". Dann legten die anderen ihre Hände auf diese Person, und
laut wurde für diese Person gebetet. Nicht nur laut, sondern auch schreiend.
Und durcheinander. In 1.Kor.14 kann jedermann nachlesen, dass das nicht die
Praktik ist, die von oben ist. Ausserdem gibts die Ermahnung in der HS, dass
man die Hände niemandem vorschnell auflegen soll.
in Zungen sprechen (auch schon die Kinder):
wies im 1.Kor.12+14 beschrieben ist, dass es schon bei den Korinthern war,
so hat sich auch bei den N. dieses Verständnis eingeschlichen, dass man für
die "Geistes-Gaben" beten solle. Hier wird übergangen, dass der Herr selbst
austeilt einem jeden, wie er will. ###hier einen Link zu "sich den Geistern
öffnen" einfügen###
War bei unserm ersten Zusammentreffen mit den N. noch das Verständnis da,
dass es die abgefallene Christenheit gäbe, hat dann nach unserem Weggehen
zweifelsohne durch den charismatischen Einfluss auch eine Annäherung zu
anderen charismatischen Lehrauffassungen ergeben. Einer der leitenden Brüder
der lokalen N.-Gemeinde hat mir mal in einem Gespräch bezeugt, dass er auch
mit dem evangelischen Pfarrer seines Ortes Gemeinschaft hätte. Dieser
Pfarrer wäre auch geistgetauft, erzählte er mir (da kann man wieder
beobachten, wie einfach viele Glaubende in die Falle der "Geister" bewegung
hineingeraten - gleiche Geister ziehen sich bekanntlich gegenseitig an). Von
diesem evang. Pfarrer weiss ich jedoch, dass dieser schon zu dieser Zeit bei
der ökumenischen GGE (geistlichen Gemeinde-Erneuerung) mitarbeitete und auch
in "Zungen" blabbert.
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4) Heilsverständnis
Betonung der Sünde und der Busse, Wasser-Taufe der Glaubenden wird zumindest
toleriert (ob generell praktiziert, weiss ich nicht).
Reinigung der Sünden aufgrund des Opfers durch Jesus am Kreuz.
Es wird betont, dass die Werke nicht selig machen. Das kann man Theologie
od. Lehre nennen.
Durch die unbiblische Lehre über unbewusste/bewusste Sünde als auch die
nichtvorhandene Heilssicherheit ist jedoch der Mensch mit seinen Werken im
Vordergrund. Das kann man dann gelebte Theologie od. Praxis nennen.
Es ist sicherlich für Aussenstehende etwas schwierig, sich ein klares Bild
über die Lehre der N. zu machen, da sie bibl. Wörter mit einem
Norweger-Verständnis füllen, das es zuerst gilt, herauszufinden.
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5) Abschliessend
Die N., die ich getroffen habe, da kann ich die meisten als ernsthafte
Menschen beurteilen.
Ich glaube, dass ich viele von den N. im Himmel wiedersehen werde. Mir ist
das Beispiel der Norweger ein Anreiz, nur die Bibel zu glauben, mein Haupt
ist Jesus allein. Gelebte Gastfreundschaft können wir uns von den N.
abschauen, ebenso, dass die Familie einen weitaus höheren Stellenwert hat
und dort Zeit und Energie und Geld investiert wird.
Möge der Herr Jesus viele dieser N. noch von den "Geistern" wegerretten.
Charismen JA, und biblisch angewendet. Neue Offenbarungen und Geisterglaube
NEIN.
Ch. Trinker / at
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