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Frage 1946


Forumfrage:

Lieber Hans-Peter,

Christian Briem schreibt in seinem Buch "Da bin ich in ihrer Mitte", CSV, S.107 u.a. , dass der Herr Jesus zwei Bräute haben werde.
Ein irdische und eine himmlische Braut.

Wie ist das zu verstehen?

Handelt es sich hierbei nicht um eine unbiblische Auffassung, da die ganze Bibel nur von einer (1) Braut spricht?

Gruss

Eckhard

 

 

Vor einigen Jahren hatte sich ein von mir geschätzter Evangelist sehr ereifert, dass die neutestamentliche Gemeinde nur der Leib Christi und nicht die Braut Christi sei.  Er hatte diejenigen als mindestens halb-dumm hingestellt, welche die Gemeinde als Braut bezeichnen.  Das hatte mich veranlasst, den folgenden Artikel zu verfassen, welchen ich ihm natürlich auch zugeschickt hatte.  Leider gibt es nicht wenige Christen, die sich in dieser Frage sehr ereifern.  So erlebte ich einmal bei einer größeren Konferenz in Frankreich, dass ein Zuhörer den Redner wild gestikulierend unterbrach, als dieser für die Gemeinde auch das Bild der Brau erwähnte. 

 

Leib oder Braut?

 

 

Ist die Gemeinde Leib oder Braut?  Diese Frage ist schon falsch gestellt, denn es geht überhaupt nicht um „entweder – oder“, weil es eine Vielzahl von Bildern oder Illustrationen für die Gemeinde des Herrn gibt.  Man spricht von „Leibesgemeinde“ und „Brautgemeinde“, obwohl diese Begriffe sich überhaupt nicht in der Bibel finden. Das Wesen der Gemeinde, ihre Bedeutung und Beziehung zu dem dreieinigen Gott kann überhaupt nicht mit einer einzigen Beschreibung ausgedrückt werden. So ist die „Gemeinde des lebendigen Gottes“ , das „Haus Gottes“, „der Pfeiler und die Grundfeste der Wahrheit“ (1.Tim. 3,14).  Sie ist ein „Bau“, ein „heiliger Tempel in dem Herrn“, eine „Behausung Gottes im Geist“ (Eph. 2,20-22). „Lebendige Steine bauen sich zum geistlichen Haus und  zum heiligen Priestertum  (1.Petr. 2,5). Daß es sich um eine Sprache der Bilder oder Gleichnisse handelt zeigt sich auch daran, daß das Haus wächst (Eph. 2,21) und daß der Leib gebaut wird (Eph. 4,12). 

 

Es geht bei den Bildern oder Symbolen um geistliche Wahrheiten, nicht um wörtliche zu nehmende Begriffe.  Wir können nicht die verschiedenen Aspekte der Gemeinde gegeneinander ausspielen oder  diese Bilder auf eine natürliche Ebene herabziehen. Man hat z.B. aus der buchstäblichen Bedeutung von „Brot und Wein“ ein Sakrament gemacht, weil man die geistliche Bedeutung ins Natürliche verkehrte. Deshalb ist es falsch, wenn wir fragen: „Wer ist der Leib? Wer ist die Braut?“  Wir müßten fragen: „Was bedeutet Leib Christi, was bedeutet Braut?“.

 

Wir finden manche dieser Bilder für die Gemeinde schon im Alten Testament, wo sie sich auf das Volk Israel beziehen. Auch hier dürfen wir die Begriffe nicht gegeneinander ausspielen und fragen: Ist Israel Braut oder Knecht, Weib oder erstgeborener Sohn, Weinstock oder Volk Gottes?. Ebenso wenig können wir fragen: Ist Jesus Christus ein Löwe oder ein Lamm? Ist er der Hirte oder der Bräutigam?  Ist er der der Knecht oder der König?  Ist er das Haupt oder der Grund?  Ist er der Eckstein oder der Weinstock? 

 

Es gibt mannigfaltige Beziehungen zwischen Christus und Seiner Gemeinde, welche durch eine Vielfalt von Bildern ausgedrückt werden. Er ist ihr Herr und König – sie sind Sein Volk.  Er ist der Meister und Lehrer – sie sind Jünger und Schüler. Er ist der gute Hirte – sie sind Seine Schafe, seine Herde. Er ist der Weinstock – sie sind die Reben. Er ist das Haupt – sie sind die Glieder. Er ist der Bräutigam – sie ist die Braut. Er ist der Hohepriester – sie sind Priester.  Er ist der Grund- und Eckstein – sie sind Sein Haus, Sein Tempel.

 

Gewiß ist das das wichtigste Bild von der Gemeinde der Begriff  „Leib Christi“. Ebenso spricht der Apostel Paulus aber auch von einer keuschen oder reinen Jungfrau (2.Kor. 11,2) und gebraucht in Eph.5 das Bild der Ehe. Er hat die Braut in Liebe erwählt (V.25a),  sich für sie hingegeben (V. 25b), sie geheiligt und gereinigt (V. 26) und wird sie verherrlichen (V. 27).  Durch ihre Verbindung miteinander werden Mann und Frau ein Fleisch, ein Leib.  So wird in Eph.5  Christus und seine Gemeinde unter dem Bild der Ehe dargestellt.  „Wie Eva aus Adam war, als dieser von Gott in tiefen Schlaf versenkt worden war (1.Mose 2,21.22; 1.Kor. 11,8), so kommt die Gemeinde von Christus her. So bezieht Paulus die Worte des ersten Adam auf Christus, den letzten Adam, und sagt: „Wir sind Glieder eines Leibes, von seinem Fleisch und von seinem Gebein (1.Mose 2,23).  "Um deswillen wird ein Mensch verlassen Vater und Mutter und seinem Weibe anhangen, und werden die zwei ein Fleisch sein. (1.Mose 2,24).  „Das Geheimnis ist groß; ich sage aber von Christo und der Gemeinde“  (Eph. 5,25.30-32)

 

„Ihr Männer, liebet eure Weiber, gleichwie Christus auch geliebt hat die Gemeinde und hat sich selbst für sie gegeben,

Denn wir sind die Glieder seines Leibes, von seinem Fleisch und von seinem Gebein ."Um deswillen wird ein Mensch verlassen Vater und Mutter und seinem Weibe anhangen, und werden die zwei ein Fleisch sein. Das Geheimnis ist

groß; ich sage aber von Christo und der Gemeinde“  (Eph. 5,25.30-32).

 

Gerade der Apostel Johannes betont die Liebesbeziehung zwischen Christus und den Seinen: „Geliebte, laßt uns einander lieben, denn die Liebe ist aus Gott; und jeder, der liebt, ist aus Gott geboren und erkennt Gott. Wer nicht liebt, hat Gott nicht erkannt, denn Gott ist Liebe.  Hierin ist die Liebe Gottes zu uns geoffenbart worden, daß Gott seinen eingeborenen Sohn in die Welt gesandt hat, auf daß wir durch ihn leben möchten. Hierin ist die Liebe: nicht daß wir Gott geliebt haben, sondern daß er uns geliebt und seinen Sohn gesandt hat als eine Sühnung für unsere Sünden.  (1.Joh. 4,7-10).  So ist gerade das Bild von Braut und Bräutigam eine Illustration der Liebesbeziehung. Und wie ernst sagt der Herr in Offb. 2,4: „Aber ich habe wider dich, daß du deine erste Liebe verlassen hast“.

 

Es ist die Braut, die auf ihren Herrn wartet, und nicht der Leib, der auf das Haupt wartet! Denn Haupt und Leib sind bereits in einem Geist miteinander verbunden. Leib bedeutet die organische Verbindung, den geistlichen Organismus, das Zusammenwirken der Glieder unter einem Haupt. Es ist das Gegenteil von Individualismus. Manche reden vom Leib und leben nicht wirklich  in diesem Organismus, weil sie  unabhängig sein wollen und meinen, sie bräuchten die anderen nicht.  Es sind die Glieder eben nicht nur individuell mit dem Haupt verbunden, sondern sie sind auch untereinander  verbunden und voneinander abhängig. Die Hand braucht den Arm und die Schulter um agieren zu können, um nur ein Beispiel zu nennen.

 

So zeigt das Bild des Leibes Christi  insbesondere die Abhängigkeit der Gemeinde vom Haupt und auch die organische Einheit der Glieder untereinander.  Die Glieder sorgen füreinander, sind voneinander abhängig, helfen einander, ergänzen sich und stehen dem Herrn zur Verfügung. Sie zeigen die Mannigfaltigkeit und Verschiedenartigkeit der einzelnen Gläubigen, denn der Leib ist nicht ein Glied (1.Kor. 12,14-20), sondern viele. Sie sind gegenseitig voller Mitgefühl (V.26), stehen gemeinsam im Dienst (Eph. 4,16) und fördern das gemeinsame Wachstum (Eph. 4,13). 

 

Werner Tietze