Frage 1969
Lieber HaPe,
das, was ich unten geschrieben habe, habe ich in
meinem Forum
veröffentlicht. Meine Frage jetzt:
Was hältst Du davon? Klingt das schon
calvinistisch? Ich möchte
nämlich
keiner Irrlehre anhängen.
Die Frage, ob sich der Mensch zu Gott bekehren kann, sieht auf den ersten
Blick banal aus, kann aber nicht so einfach beantwortet
werden.
Ich habe in der Vergangenheit in Stunden
verschiedenen Brüderversammlungen
immer wieder die Aussage gehört, dass der Mensch
sich zu Gott bekehren
kann. Ich frage mich allerdings, wie das gehen
soll!
Als Begründung für diese These wird in der Regel
Römer 1,18ff angeführt, wo
es heißt (UELB): "...Denn es wird geoffenbart
Gottes Zorn vom Himmel her
über alle Gottlosigkeit und Ungerechtigkeit der
Menschen, welche die
Wahrheit in Ungerechtigkeit besitzen; (19) weil das
von Gott Erkennbare
unter ihnen offenbar ist, denn Gott hat es ihnen
geoffenbart, - (20) denn
das Unsichtbare von ihm, sowohl seine ewige Kraft
als auch seine
Göttlichkeit, die von Erschaffung der Welt an in
dem Gemachten
wahrgenommen werden, wird geschaut- damit sie ohne
Entschuldigung seien;
(21) weil sie, Gott kennend, ihn weder als Gott
verherrlichten, noch ihm
Dank darbrachten, sondern in ihren Überlegungen in
Torheit verfielen, und
ihr unverständiges Herz verfinstert wurde:...".
Die o.g. Bibelstelle sagt zutreffend aus, dass "das
von Gott Erkennbare
(V.19) - (welches ist: die Auswirkung der Dinge,
die unsichtbar sind (seine
ewige Kraft, seine Göttlichkeit) in der Schöpfung)
- kann wahrgenommen
werden, weil die Schöpfung eben wahrgenommen werden
kann.
Allerdings steht hier nicht, dass der Mensch dies
auch tut.
Hans Zahrnt beschreibt es so ((in seinem Buch: "Die
Sache mit
Gott") ungefähr folgendermaßen): Gott hat sich in
seiner Schöpfung
geoffenbart, sie beweist seine Kraft und seine
Allmacht. Aber der Mensch
hat dieses Zeugnis Gottes sofort in seine eigenen
Götzen umgelogen. D.h.
er interpretiert die Urheberschaft und Verwaltung
der Schöpfung in seine
eigene (gottlose) Anschauung um.
Ich möchte das noch weiter ausdehnen. Nach der
Flutkatastrophe in Asien
stellten viele (wieder) die Frage nach Gott in der
Form "Warum lässt er
das zu?".
Man verweigert Gott zwar die "Übernahme" des
persönlichen Lebens, ahnt
aber zumindest, dass da wohl eine höhere Macht
existieren könnte. Anstatt
also an diesen Gott zu glauben, "braucht" man ihn
nur, um jemandem die
"Schuld" für etwas geben zu können, für was es
eigentlich keinen
Schuldigen im Sinne eines Urhebers gibt.
Die im Text angeführten Argumente für eine
"Schöpfungstheologie" (auch
"natürliche Theologie"), greifen aber nicht.
Denn die Bibelstelle sagt ja ganz klar aus, dass
der Mensch diese ihm
eigentlich zugängliche Wahrheit in Ungerechtigkeit
umwandelte, indem er
durch sein verfinsterten Herz in Torheit verfiel
(V.21).
Paulus sagt in Röm 7:18 "...Denn ich weiß, daß in
mir, das ist in meinem
Fleische, nichts Gutes wohnt; denn das Wollen ist
bei mir vorhanden, aber
das Vollbringen dessen, was recht ist, [finde ich]
nicht..."
Dies ist allerdings die Aussage eines
wiedergeborenen Christen, der mit
seinem Fleisch noch kämpft. Gott hat ihm also schon
eine gewisse
Erkenntnis zukommen lassen, nämlich die über den
Zustand seiner sündigen
Natur.
In Röm 3:10-12 steht: "Da ist kein Gerechter, auch
nicht einer; (11) da
ist keiner, der verständig sei; da ist keiner, der
Gott suche. (12) Alle
sind abgewichen, sie sind allesamt untauglich
geworden; da ist keiner, der
Gutes tue, da ist auch nicht einer."
Diese eine Belegstelle aus Zeitgründen als eine von
Vielen, die aussagen,
dass der Mensch von Natur aus ein Böser ist, und
zwar vom Scheitel bis zur
Sohle, inwendig wie auswendig, sündig durch und
durch.
Wenn nun aber der Mensch so sehr verdorben ist, wie
kann er dann, so frage
ich, mit irgendeiner Faser seines Seins das von
aussen kommende
Gnadenangebot Gottes akzeptieren? Muss er nicht,
weil er eben von Grund
auf aus Sünde besteht, alles Göttliche in
Feindschaft ablehnen (Kol.1,21)?
Wie sollte er also, selbst wenn er die Göttlichkeit
und ewige Kraft Gottes
in der Schöpfung erkennen würde, aus sich heraus
die Wahrheit in
Gerechtigkeit (vergl. Röm.1,18) annehmen können?
Das ist unmöglich!
Reiht man die Stellen der Bibel auf, die sich mit
"Bekehrung"
beschäftigen, muss man zu dem Schluss kommen 8und
zu keinem anderen (das
sage ich besonders zu den Anhängern der sog.
doppelten Erwählung)), als das
Gott der Handelnde ist, der Einzige. Seine Erlösung
ist allerdings eine
vollständige.
Gottes Sohn, Jesus Christus, im Fleisch gekommen,
gab sich selbst als
"Lösegeld für alle" (1.Tim.2,6), wodurch er "viele
Söhne zur Herrlichkeit
brachte" (Hebr.2,10).
Der Heilige Geist der Gnade (vergl. Hebr.10,29)
verkündet u.a.(=kein
anderes Evangelium, jedoch andere Aufgaben) das
Evangelium (Hebr.3,7).
Und Gott errettet (Titus 3,4-7).
Ich möchte als weiteren Beleg noch auf die
Bekehrung des Paulus in Galater
1,15+16 hinweisen, in der er Zeugnis gibt, dass es
Gottes Wohlgefallen
war, sich ihm zu offenbaren.
"..errettete er uns, nicht aus Werken, die, in
Gerechtigkeit vollbracht,
wir getan hatten, sondern nach seiner
Barmherzigkeit durch die Waschung
der Wiedergeburt und Erneuerung des Heiligen
Geistes,..."
(Wer jetzt allerdings annimmt, dass dadurch, dass
Er der allein Handelnde
ist, dass er uns auserwählt hat vor Grundlegung der
Welt, Er uns errettet
hat, der Umkehrschluss zulässig sei, dass Er in
Seiner Souveränität - so
Er denn einige zur Errettung erwählt hat (und das
hat Er) - die Übrigen
automatisch für die ewige Pein "erwählt" habe,
sollte sich fragen, ob er
nicht vielleicht versucht, mit seinem "kleinen"
menschlichen Schädel
Gottes große Gedanken zu ergründen und ob das
überhaupt legitim ist. Dass
es Gott in Seiner Gnade und Weisheit gefallen hat,
uns in Seinem Wort über
die Auswahl vor Grundlegung der Welt in Kenntnis zu
setzen, sagt nicht,
dass wir analogisch mit dieser Wahrheit umgehen
dürfen, selbst wenn unser
Verstand geradezu dazu gezwungen sein will.)
In Ihm
Eckhard
|
Lieber Eckhard,
Du frägst, ob das, was Du geschrieben hast calvinistisch ist. Einiges tönt - um ehrlich zu sein - tatsächlich nach der klassischen Argumentationsstruktur der einfachen Prädestionationslehre (1PL). Die 1PL und die 2PL ist materiell nicht zu trennen. Einmal gehen die "Unerwählten" ohne vorweltlichen Verdammungsbeschluß, das andere Mal mit diesem Dekret in die Hölle - schlußendlich kann es den Betroffenen egal sein - das Ergebnis ist das selbe: sie sind vom Heil in Christus ausgeschlossen - so oder so. D.h. 1PL und 2Pl sind zwei Seiten ein und derselben Medallie, nämlich des Calvinismus. Die 1Pl soll nur etwas weniger harmlos klingen - ist aber genauso unbiblisch.
Die Argumentationslinie ist wie üblich etwa wie folgt:
1) Der Mensch ist sündig und bekehrt sich grundsätzlich aus seinem Wesen heraus nicht, auch wenn er das Evangelium hört.
=> erste
unbiblische Annahme der 1PL. Die Tatsache, dass der Mensch
vollständig sündig ist, ist doch gerade der Grund, dass er sich bekehren
_muss_ und die Vergebung der Sünden in Anspruch zu nehmen hat. Der
Mensch kann sich nicht nur bekehren (hier wird die Bekehrung von den
Vertretern der 1+2PL fälschlicherweise als Eigenleistung interpretiert,
wobei sie doch gerade das Eingeständnis der völligen Unzulänglichkeit
und Sündigkeit ist), er MUSS sich sogar bekehren. Dazu wird ja auch der
ganzen Schöpfung das Evangelium verkündigt. Dazu überführt der Heilige
Geist _die Welt_ von ihrer Sünde - der Vorwurf, wenn von der Bibel her
argumentiert wird, jeder Mensch _muss_ sich bekehren, wäre
Werksgerechtigkeit oder Eigenleistung ist in sich selbst absurd und
bizarr.
Die Suche geht von Gott und nicht vom Menschen aus - das ist natürlich richtig - dazu hat Gott ja auch das Erlösungswerk in Christus vollbracht und lässt durch die Gemeinde das Evangelium verkünden.
2) Daher hat Gott einige wenige zur Errettung
vorgesehen (über den Rest wird keine Aussage getroffen - einige
Calvinisten sagen ehrlicherweise, dass Gott sie mit dem Heil "übergeht')
=> zweite
unbiblische Annahme der 1PL: Gott will, dass _alle_ Menschen
gerettet werden - nicht nur _einige_ - d.h. _alle_ Menschen _müssen_
Buße tun (Apg 17,30). Obige Aussage ist falsch in sich selbst.
Auserwählung bezieht sich nie (!) auf die Wiedergeburt und nie auf
"einige Ungläubige".
3) Gott wirkt monergistisch in den auserwählten
Ungläubigen (!) die Wiedergeburt (d.h. er übergeht den Willen, die
Person, die pers. Verantwortung etc.) -> der auserwählte Ungläubige
erfährt durch das göttliche Eingreifen "unwiderstehlich" die
Wiedergeburt und der Glaube - als Gabe Gottes interpretiert - wird
souverän eingegeben. Die Gnade Gotte ist "unwiderstehlich", d.h. es gibt
keine Möglichkeit des Auserwählten sich der Wiedergeburt zu entziehen.
=> dritte unbliblische Aussage. Es gab und gibt Widerstand - ja sogar massivsten Widerstand - gegen Gottes Wirken. Gott ruft alle Menschen zur Umkehr - wer dem Befehl zur Buße und Bekehrung nachkommt, der erfährt die Wiedergeburt durch den Heiligen Geist. Die "ordo salutis" ist: Buße, Bekehrung, Wiedergeburt - niemals in umgekehrter Richtung, wie es durch die 1+2PL gelehrt wird. Wer sich nicht bekehrt fährt in die Hölle - nicht weil Gott nicht wollte, sondern weil der Mensch das Heil ablehnt.
Eckhard, Du hast geschrieben:
> So Er denn
einige zur Errettung erwählt hat (und das hat Er)
Auf welche Schriftstelle beziehst Du Dich
dabei, wenn Du _einige_ und nicht _alle_ schreibst, d.h. meinst Du, dass
einige oder alle gerettet werden sollen ?
>(21) weil sie,
Gott kennend, ihn weder als Gott verherrlichten, noch ihm
>Dank
darbrachten, sondern in ihren Überlegungen in Torheit verfielen, und
>ihr
unverständiges Herz verfinstert wurde
Hier wäre es interessant, was Du als Ursache und was als Wirkung interpretierst. M.E. steht die Ablehnung der Offenbarung Gottes in der Schöpfung am Anfang, daraus resultieren die Ergebnisse: Verstockung, Götzendienst etc. etc. - nicht umgekehrt.
>Muss er nicht,
weil er eben von Grund
>auf aus
Sünde besteht, alles Göttliche in Feindschaft ablehnen (Kol.1,21)?
Ich würde sagen, das Gegenteil ist richtig: gerade weil der Mensch völlig sündig ist, _muss_ er das Evangelium Gottes, bzw. um es biblisch zu formulieren, "die Liebe zur Wahrheit annehmen". "In Feindschaft ablehnen" führt zum eigenverschuldeten Verderben. >als das Gott der Handelnde ist, der Einzige Buße, Bekehrung und Glauben an Christus ist jedoch keine Handlung, sondern der Verzicht aufgrund von Werken (d.h. Handlungen) vor Gott bestehen zu können. Also die Frage, nach einer _Handlung_ stellt sich m.E. nicht. Mit Grüßen und Segenswünschen ! |
Lieber Eckhardt,
wie Peter bereits gesagt hat, gibt es keine
einzige Schriftstelle, aus der wir entnehmen könnten, dass wir zur
Errettung oder zur Wiedergeburt zuvor bestimmt waren. Ich darf ganz
einfach wissen, dass ich vor Grundlegung der Welt zur Sohnschaft bestimmt
worden bin. Das hat überhaupt nichts mit meiner Errettung zu tun.
So weit kommen viele noch klar. Dann geht aber
das Problem los. Ich will es einmal an einer eindeutig falschen
Argumentationskette darstellen.
Da Gott allmächtig ist, kann er keinen
Gegenstand erschaffen, den er nicht tragen kann, womit bewiesen ist, dass
Gott nicht allmächtig ist.
Ich habe immer wieder den Eindruck, dass
Calvinisten, egal ob sie die einfache oder die doppelte Prädestination
vertreten, genauso dumme Argumentationsketten haben, wie die oben von mir
zitierte.
Meine Erwählung hat völlig unabhängig von
meiner Errettung stattgefunden. Darum steht auch meine Erwählung in
überhaupt keinem Zusammenhang mit der Lösung meines Sündenproblems.
Du bringst latent Römer 1 in Verbindung mit
der Vorherbestimmung und behauptest unterschwellig, dass genau Gegenteil
von dem, was dort steht. Dort steht der Mensch erkennt, du sagst "stimmt
nicht".
Bei dem Tsunami Problem sitzt du einem
ähnlichen Problem auf. Auch die Ungläubigen meinen, Opfer der
Flutkatastrophe seien wegen der Flutwelle gestorben. Diese Ansicht ist
aber völlig unbiblisch und auch völlig falsch.
Die Opfer sind wegen ihrer Sünden und weil sie
Sünder waren gestorben. Jeder Sündlose, wäre nicht umgekommen. Der HERR
konnte nicht sterben, es sei denn, er tat es freiwillig. Der TOD hatte
keine Macht über ihn. Tsunami oder sonst irgendetwas konnte bei ihm nie
den Tod bewirken. Adam konnte erst sterben, nachdem er gesündigt hatte.
Der Lohn der Sünde ist der Tod. Tsunamis
können nur der äußere Anlass für den Eintritt des Todes sein, sie sind nie
die Ursache für den Tod.
Deine gesamte Argumentation ist logisch bis
ins Letzte. Ihr liegt aber eine falsche Erstannahme zu Grunde (siehe
oben). Du kommst von deinem Gedankenkarussell erst runter, wenn du
"Erwählung vor Grundlegung der Welt" biblisch siehst.
Vielleicht hilft dir ja das
"Allmachtsargument"?
herzliche Grüße
Ulrich
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Ja Ulrich, 22.02.05 vielen Dank. Ich wusste tatsächlich nicht, wie ich aus meinem logischen Konzept ausbrechen konnte. Ich werde jetzt neu darüber nachdenken. Gruß Danke auch an HP. Eckhard S.
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