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Frage 290

Hallo Hans Peter,

wir sind heute um 16:30 Uhr wohlbehalten und gut erholt aus unserem Urlaub am Bodensee zu Hause eingetroffen.
Das war ein toller Hauskreisabend  (Sa. 05.08) bei euch in Frauenfeld, es war wie in einer Familie, als wenn wir uns schon immer gekannt hätten. Zu Anfang konnte man zwar glauben, ihr würdet in Zungen reden, aber ihr habt euch doch mit mir Mühe gegeben und habt vom Schweizerdeutsch ins Hochdeutsche gewechselt.
 
Womit wir wieder beim Thema wären.
Ich habe mir zum Teil die neuen Forum-Fragen angeschaut, es handelt ja vieles von und über die Charismatiker.
In eurem Hauskreis konnte ich feststellen, das ihr tief in der Brüderbewegung verwurzelt seit. Ich kenne ja auch die Brüderbewegung und kann mich an Versammlungsstunden erinnern, wo man kein  geplantes Programm verwendet hat, wo keine Predigt aus einem Tageslosungsbüchlein verwendet wurde. Lieder wurden ebenfalls nicht von einem Gottesdienstgestaltungs- oder Lobpreisteam vorher ausgesucht. In den Anbetungsstunden gab es keinen Anbetungsleiter oder Gebetstrainer. Dort wurden  nicht besondere Konzepte oder Methoden angewendet um die Menschen "abzuholen". Man hatte keine Zeugnis- oder Erfahrungszeiten eingerichtet wo Menschen aus ihrem eigenen Leben berichtet haben. Es wurde nicht um ein besonderes Erscheinen oder um eine Manifestation des heiligen Geistes gebetet. Die Leute sind nicht rückwärts umgefallen, es wurde nicht in Zungen geredet. Ein Bruder ist jahrelang mit dem Rollstuhl in den Gottesdienst gekommen, ohne das er geheilt worden ist.
War das alles umsonst? Waren dort keine Gläubigen, weil bestimmte Symptome dort nicht aufgetreten sind? Dort habe ich den lebendigen Gott kennen gelernt, dort habe ich Jesus Christus kennengelernt, dort hat er mich gerettet aus Gnaden. Ich habe meine Schuld vor ihm bekannt, ihn als Herr und Heiland über mein Leben anerkannt. Ich bin nicht durch eine Erfahrung eines Menschen zum Glauben gekommen.    Mir hat niemand die Hände aufgelegt und  gesagt das ich nun errettet sei. Ich habe mich nicht für Jesus entschieden, er hat sich für mich entschieden. Ich habe kein Übergabegebet nachgeplappert, ich habe um echte Vergebung meiner Schuld gebetet. Ich habe keine bestimmte Tat oder ein Werk getan, er hat mich gerettet, ich bin und bleibe sein. Das ist meine Zuversicht, meine Hoffnung.
 
Eigentlich waren diese Versammlungsstunden ja ziemlich charismatisch. Die Lieder wurden einfach so von verschiedenen Brüdern vorgeschlagen, aus welchen Gründen auch immer. Gebet war auch ungeplant und wurde von keiner vorher festgelegten Person ausgeführt. Dann kam die Predigt oder Wortbetrachtung, (>>>Schwarzbrot) nichts war vorher festgelegt oder offensichtlich abgesprochen.
Man hat dem heiligen Geist Platz und Raum zum Wirken gegeben. Allein ging es um Jesus, seine Wahrheit, sein geschriebenes Wort, ja er stand hier im Mittelpunkt. Dort habe ich Gottesdienste erlebt die allein vom heiligen Geist geleitet wurden. Auch wenn dort nie übermässig viel von Prophetie geredet, ihr keinen großen Stellenwert eingeräumt wurde, hat der heilige Geist zu Menschen geredet, er hat durch Prediger in bestimmte Situationen der Zuhörer oder der Gemeinde hinein gesprochen. Es wurde nicht auf eine bestimmte Situation gewartet oder herbeigeführt, das der heilige Geist nun zum gewünschten Zeitpunkt kommen sollte. Man war sich seiner bewußt, das er da ist, redet und handelt. Die Besucher des Gottesdienstes haben darauf gewartet, das der Herr einem anwesenden Bruder das Wort gibt und das der Bruder in Vollmacht Jesu Christus vom heiligen Geist die Worte in den Mund gelegt bekommt, ja das der Herr einem jeden austeilt was er benötigt. Geht es eigentlich noch charismatischer? Der heilige Geist benutzt einfache Brüder, hat ihnen Gnadengaben gegeben, redet durch sie.
Zur Zeit gehe ich, wie schon berichtet, in eine Freie evangelische Gemeinde. Sie ist anders strukturiert, aber ich erlebe auch dort die Wirkung von Gottes geschriebenem Wort.
Manchmal sitze ich im Gottesdienst, bin von der Predigt, von einem Lied oder von einem Gebet so berührt, das mir es eiskalt den Rücken runterläuft und mir die Tränen der Freude in den Augen stehen.
Ich könnte noch viel mehr von meinem Leben mit Jesus Christus berichten, von der tag- täglichen Freude mit ihm, von seiner lebendigen Beziehung von ihm mit mir.
Ich habe auch so meine Erfahrungen mit dem heiligen Geist.
Ich schreibe nicht so gerne von meinen Erfahrungen, da sie niemand retten, unwichtig bzw. schwärmerisch  sind und nur von Jesus als Mittelpunkt ablenken.
Aber um zu zeigen, das ein überzeugter "Nichtcharismatiker" auch so seine Erfahrungen mit dem heiligen Geist hat, deshalb dieser Text.
 
Nun noch einige Gedanken.
 
1.
Verkommen nicht heute die Gottesdienste auch in einigen evangelikalen und charismatischen Gemeinden immer mehr zu christlichen Talkshows, in denen Menschen, Konzepte und Methoden  bzw. die gesalbten Leiter und christlichen Namensgrößen  im Mittelpunkt stehen? Haben wir uns an die "christlichen Talkshows" gewöhnt, in denen Erfahrungen groß und Lehre sehr klein geschrieben werden? Was wird dort gelehrt? Ist das ein religiöser Erfahrungsaustausch geworden? Wird Lehre auf den kleinsten gemeinsamen Nenner reduziert?
Was ist, wenn man aufruft, das Evangelium aufzunehmen, woran sollen die Menschen glauben, wenn man nicht das Evangelium lehrt? Ohne Lehre ist man leer. Was und warum soll man glauben? Glauben nicht viele Menschen so an Jesus und wissen kaum, was Errettung wirklich ist? Werden diese Menschen dann nicht zur leichten Beute für Irrlehren und Sekten?
 
2.
Wenn Millionen von "Christen"   verloren   gehen, weil sie glauben gerettet zu sein wegen ihrer Kindstaufe, kann es denn nicht sein, das tausende "Christen" verloren gehen, weil sie ein Übergabegebet nachgeplappert haben, oder durch Handauflegung gerettet worden sind, oder eine tolle Jesus-Erfahrung gemacht haben, oder im Drogenrausch Jesus gefunden haben oder sich für Jesus entschieden haben ohne einen wirklichen Glauben? Mich machen diese Gedanken betroffen und deshalb möchte ich an diesem Forum trotz meiner Begrenzungen mitarbeiten.
 
Lieber Hans  Peter, laß Dich nicht durch Drohungen, Beleidigungen oder sonstige Angriffe von dieser wichtigen Arbeit abbringen. Der Zeitgeist hat die christliche Szene so fest im Griff, das man kaum mehr differenzieren kann. Der Teufel dringt auch tief in die evangelikale Richtung ein, so daß Gemeinden, die vorgeben bibeltreu zu sein, sich dem Trend der Zeit bzw. der Gesellschaft anpassen und nicht merken das sie den biblischen Grund verlassen haben. Leider ist der Kunde in vielen Gemeinden  zum König geworden, und der König zum Kunden degradiert. Bei Bedarf wird Jesus aus der Abstellkammer geholt. Die Predigt hat in vielen Gemeinden den Menschen als Mittelpunkt, seine Erfahrung zählt mehr als das Wort Gottes. Bibelverse werden oft auf den Menschen bezogen, was hat er mir zu sagen?  Matthäus 18,20 sagt: " Denn wo 2 oder 3 versammelt sind in meinem Namen, da bin ich in ihrer Mitte". Ich glaube, das Jesus sich aus so manchem Gottesdienst verabschiedet hat, weil es nicht mehr um ihn geht. Wie traurig muß unser teurer Herr Jesus sein.
Hans Peter, Deine Arbeit ist sehr wichtig, dem Herrn befohlen.
 
In Liebe
Matthias
 
(Zu Frage 289: Ich besitze das Buch von Kurt Quadflieg "... und sie werden viele verführen"-Die erschütternde Bilanz eines Insiders
Auslieferung: Hänssler Verlag, Postfach 1220, D-73762 Neuhausen
Bestell-Nr.: 255000002.
Das Buch berichtet über das Missionswerk "Der Weg zur Freude" Karlsruhe. Es hat gute informative Beiträge, zeigt Dinge auf,  die eigentlich nur ein Insider wissen kann. Ist ziemlich emotional und verletzend geschrieben. )
 

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