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Frage: 766
04.11.02
Lieber This,
lange Zeit dachte ich auch, dass die Interpretationsweise von 1. Kor.
13 eine Schlüsselbedeutung in der Beurteilung der charismatischen
Grundlehren (z.B. gibt es Zungenreden und Weissagungen heute
noch ?) hat. Dies ist aber meiner Einschätzung nach nicht so. Zum
Zungenreden müssen wir uns zunächst die Frage stellen, wozu Gott es
gegeben hat. Eine eindeutige Aussage ist, dass das Zungenreden eine
Zeichengabe ist, ein Zeichen für die Ungläubigen. In der gesamten
Apostelgeschichte ist demnach die Sprachenrede nie eine persönliche
Gebetssprache, sondern war ein sehr beeindruckendes Zeichen, insbesondere
für Juden, die dadurch erkannt haben, dass Gott das Heil auch
für die Nationen bestimmt hat. Lies dazu auch Jes. 28.
Was die Weissagungen betrifft, so schreibt bereits Judas in Vers 3 vom ein für alle Mal überlieferten Glauben. Die Spätschriften des Neuen Testamentes (auch Hebr. 1;1, Offb. 22;18-19) machen deutlich, dass alles, was Gott den Menschen zu sagen hat, bereits geoffenbart ist. Weissagungen in Form von Prophetien ("so spricht der Herr") gehen deshalb meiner Meinung nach über die biblische Offenbarung hinaus.
Insofern stellt meiner Ansicht nach jeder die Vollständigkeit der Bibel in Frage, der davon ausgeht, dass Gott heute noch durch Propheten wie Jesaja und Hesekiel zu uns redet. Sicherlich hätte ich das damals als Charismatiker weit von mir gewiesen, aber sind wir doch einmal ehrlich:
Ist es nicht so, dass wenn Gott heute noch durch Propheten redet, die Bibel nicht vollständig ist ? Wenn die Bibel vollständig ist, was benötigen wir direkte Offenbarung von Gott ? Insofern kann die Gabe der Weissagung nur die Anwendung des Wortes Gottes in unsere aktuelle Situation in Form von Wortverkündigungen und Bibelauslegungen bedeuten. Der Abschluss der zeichenhaften Wunder ist definitiv nicht mit 1. Kor. 13 zu belegen. Dennoch glaube ich, dass der Sinn der zeichenhaften Wunder erfüllt sind. In der Bibel findet man nie zu allen Zeiten in der gleichen Intensität das Aufkommen zeichenhafter Wunder, sondern nur zu Beginn neuer Offenbarungszeiten: Das Gesetz (Mose, Sinai, Wüstenwanderung), die Propheten (Elia und Elisa) sowie das Neue Testament (Der Herr Jesus und die Apostel). In den Zwischenzeiten wird uns kaum von Wundern berichtet. Ja, unser Herr sagt uns Wunder für die Endzeit voraus, aber es werden verführerische Zeichen und Wunder sein.
Deshalb denke ich, dass uns keine Erweckung mit Zeichen und Wundern bevorsteht, sondern das Gericht.
Liebe Grüße
Fritz
1.Kor. 13:8-13
(8)
Die Liebe vergeht nimmer; seien es aber Prophezeiungen, sie werden weggetan werden; seien es Sprachen, sie werden aufhören; sei es Erkenntnis, sie wird weggetan werden.(9)
Denn wir erkennen stückweise, und wir prophezeien stückweise;(10)
wenn aber das Vollkommene gekommen sein wird, so wird das, was stückweise ist, weggetan werden.(11)
Als ich ein Kind war, redete ich wie ein Kind, dachte wie ein Kind, urteilte wie ein Kind; als ich ein Mann wurde, tat ich weg, was kindisch war.(12)
Denn wir sehen jetzt durch einen Spiegel, undeutlich, dann aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich stückweise, dann aber werde ich erkennen, gleichwie auch ich erkannt worden bin.(13)
Nun aber bleibt Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; die größte aber von diesen ist die Liebe.
V.8: Profetie, Sprache, Erkenntnis
V.9 Erkenntnis, Profetie
V.12 Erkenntnis
Kann es sein, dass sich Paulus, anstatt immerwieder alle drei Punkte neu aufzunehmen, sich sozusagen immer wieder eines "spart", als stilistisches Mittel?
Dazu passt auch V.8 weggetan werden, aufhören, weggetan werden - das Ende der Objekte mit synonymen Verben.
Abgesehen davon, das Thema ist die nimmer endende Liebe, nicht um abzuleiten, wann das Eine oder Andere aufhören wird. Dieser Abschnitt gibt keinen Zeitplan für Erkenntnis, Profetie und Sprache an sondern zeigt eben nur den Gegensatz zwischen dem Unvollkommenen (Stückwerk) und dem Vollkommenen.
Interessant ist hierbei, dass "erkennen, gleichwie ich erkannt worden bin" offenbar zu dem Vollkommenen gehört.
V13: Nun (sprich: Jetzt, hier und heute) bleibt Glaube, Hoffnung, Liebe. Glaube wird "von Angesicht zu Angesicht" nicht mehr nötig sein (Hebr.11,1), Hoffnung auch nicht (Röm.8,24),
aber die Liebe endet nie (siehe auch Kol.2,2; Eph.1,4).
Wenn mir jetzt noch jemand erklären könnte, was mit dem Ausdruck "werdet vollkommen" in 2.Kor.13,11 gemeint ist, und ob das auf die o.g. Stellen anwendbar ist, überdenke ich meine Meinung gerne nochmal ;-)
Eckhard Sluiter, Freiburg