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Frage 91 Die 6. Stunde
Guten Tag
Ich habe auf meiner HP ein kleiner Artikel veröffentlicht:
Meine aufmerksamste Leserin und Kritikerin, (meine Frau Elisabeth) möchte von mir endlich wissen, wie es mit der 6. Stunde genau geht.
Joh 19,14 Es war aber Rüsttag des Passah; es war um die sechste Stunde. Und er spricht zu den Juden: Siehe, euer König!
Lukas 23. 44 Es war aber um die sechste Stunde; und es kam eine Finsternis über das ganze Land bis zur neunten Stunde.
Haben Sie etwas darüber verfasst?
Lieber Bruder
,
vielen Dank für Ihre e-mail,
über die ich mich sehr gefreut habe.
Dank auch für Ihre Buch-Bestellung. Die fünf Bücher
über das Zeichen des
Jona werden Sie ja inzwischen erhalten haben.
Ich bitte Sie, mir den Verzug bei meiner Antwort auf Ihre wichtige
Frage zu
verzeihen, aber ich war in den letzten Wochen anderweitig so
eingespannt,
dass ich einfach nicht genügend Muße hatte, um Ihnen
in gebührender Weise zu
antworten.
Die beiden Bibelstellen Lukas 23,
44 und Joh. 19, 14 bezüglich der
"sechsten Stunde" stehen keineswegs im Widerspruch zueinander.
Der
scheinbare Widerspruch wird erst durch eine dritte Bibelstelle,
nämlich
Mark. 15, 25, generiert.
Unstrittig ist, daß Jesus
nicht lange nach Mitternacht des 14. Nisan, als
der fast volle Mond Jerusalem hell erleuchtete, im Garten
Gethsemane
gefangen genommen wurde. Das Verhör im Palast des Hohenpriesters
fand
jedenfalls noch um den Hahnenschrei statt, also zwischen 3 und 4
Uhr
morgens, als Petrus seinen Herrn dreimal verleugnet hatte (Matth. 16,
74;
Mark. 14, 72; Luk. 22, 60 und Joh. 18, 27). Am frühen Morgen
dann, nach
Sonnenaufgang, am 14. Nisan (13. April) 32 n.Chr. also jedenfalls
nach (!) 6
Uhr 35 morgens Jerusalemer Ortszeit - "als es Morgen geworden war",
Matth.
27, 1; "am frühen Morgen", Mark. 15, 1; "frühmorgens", Joh.
18, 28 - wurde
Jesus ins Prätorium zu Pilatus geführt.
Nachdem Pilatus dann Jesus verhört und zu Herodes geschickt
hatte und
nachdem auch sein Versuch, Jesu Verurteilung durch Volksentscheid
zu
verhindern, gescheitert war, setzte sich Pilatus schließlich -
gemäß Joh.
19, 13.14 - "um die sechste Stunde", also zwischen 11 und 12 Uhr,
"auf den
Richtstuhl". So weit gibt es keine Probleme.
Gemäß Markus 15, 25
jedoch wurde Jesus um "die dritte Stunde", zwischen 8
und 9 Uhr, an den Pfahl genagelt. Wenn dies stimmt, dann kann
Pilatus
unmöglich erst drei Stunden danach, in der "sechsten Stunde",
das
Todes-Urteil über Jesus gefällt haben. Darum wird - unter
anderen auch von
Scofield - angenommen, Johannes habe die Stundenzählung nicht
wie die
Synoptiker nach jüdischer Manier von Tagesanbruch an
gezählt, sondern wie
wir heute von Mitternacht an, so daß die "sechste Stunde"
zwischen 5 (!) und
6 Uhr morgens zu liegen käme, also drei Stunden vor (!) der
"dritten Stunde
" (zwischen 8 und 9 Uhr), in der Jesus gemäß Mark. 15, 25
an den Pfahl
gehängt wurde. Dann hätte Jesus also schon drei Stunden
lang, von der
dritten bis zur sechsten Stunde, von ca. 8/9 bis 11/12 Uhr mittags,
am Pfahl
gehangen, ehe (!) - gemäß Lukas 23, 44 - "um die sechste
Stunde" "eine
Finsternis über das ganze Land bis zur neunten Stunde", also bis
etwa 14
oder 15 Uhr, kam.
Es ist jedoch völlig ausgeschlossen, daß Pilatus bereits
um 5 (!) Uhr, also
noch im Dunkeln vor (!) Sonnenaufgang, mehr als 1 1/2 Stunden bevor
(!)
Jesus - nach (!) Sonnenaufgang - ins Prätorium geführt
wurde, schon sein
abschließendes Gerichts-Urteil über ihn sprach.
Deshalb kann Johannes völlig im Einklang mit den Synoptikern die
Stunden des
Tages nur vom Aufgang der Sonne an gerechnet haben und nicht etwa
von
Mitternacht an.
Das bedeutet aber, daß Jesus erst um die "sechste Stunde", also
zwischen 11
und 12 Uhr von Pilatus verurteilt wurde (gemäß Joh. 19
14). Mithin zog sich
die Gerichtsverhandlung im Prätorium mit Unterbruch (Sendung
Jesu zu
Herodes) rund 4 Stunden bis etwa 11 Uhr hin. Aber noch in
derselben
"sechsten Stunde", also um die Mittagszeit, wurde Jesus auf Golgatha
an den
Pfahl genagelt. Denn gemäß Luk. 23, 44 brach "um die
sechste Stunde" die
Finsternis herein, als Jesus jedenfalls schon am Holz hing.
Kaum war also Jesus ans Holz genagelt worden, da brach auch schon
die
Finsternis "um die sechste Stunde" über das ganze Land herein
(Luk. 23, 44;
vgl. Matth. 27, 45), drei Stunden lang, genau so lange, wie Jesus
für die
Sünde litt. Auch Markus (15, 33) erwähnt die
dreistündige Finsternis von der
"sechsten Stunde" "bis zur neunten Stunde" ausdrücklich. Und
tatsächlich
sind sich die drei Synoptiker einig, daß mit dem Ende der
Finsternis auch
der Tod Jesu eintrat (Matth. 27, 46-50; Mark. 15, 33.34.37; Luk. 23,
44-46).
Die Zeit der Finsternis muss (!) mit der Zeit synchron laufen,
in der Jesus
am Pfahl auf Golgatha für uns litt. Sonst hätte die Zeit
der Finsternis -
die ja ein Sinnbild für die Zeit war, in der Gott seinem
sündlosen Sohn auf
Golgatha stellvertretend die Sünde auflud, und sich notwendig
von Jesus
trennen musste, als Jesus für uns von Gott zur Sünde
gemacht wurde - auch ein
rein zufälliges Ereignis sein können.
Ein genaues Studium der betreffenden
Passagen zeigt klar, daß die Geschehnisse nach der
Pfählung Jesu, die von den Synoptikern berichtet
werden, ehe sie die dreistündige Finsternis explizit
erwähnen, mitnichten (!) innerhalb von drei (!) Stunden vor der
Finsternis stattfanden,
sondern keine Stunde dauerten, sich also noch innerhalb der "sechsten
Stunde " abspielten.
Weil nun alle vier Evangelisten, also auch Markus, hinsichtlich
des
zeitlichen Ablaufs miteinander übereinstimmen, kann es sich bei
der "dritten
Stunde", in der gemäß Markus 15, 25 Jesus ans Holz
geschlagen wurde, nur um
einen Abschreibfehler handeln: statt "tritä" ("dritte")
muß es im
griechischen Text "hektä" ("sechste" (Stunde)) heißen. In
der Tat haben wir
Handschriften, in denen an dieser Stelle "hektä" steht. Auch in
mehreren
alten Übersetzungen steht hier "sechste" statt "dritte"
Stunde.
Ich hoffe Ihnen hiermit geholfen
zu haben und grüße Sie und Ihre Frau mit
einem herzlichen Maranatha,
Ihr