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R. Liebi

 

Einleitung

Auf den folgenden Seiten wollen wir uns mit fundamental wichtigen Fragen auseinandersetzen:

Ist die Bibel Gottes Wort, das unser un­eingeschränktes Vertrauen in alle seine Aussagen verdient? Oder handelt es sich bei diesem Buch um ein völlig menschliches Werk aus der Antike, das zwar interessant zu lesen ist, aber in keiner Weise massgebend und verbindlich sein kann für unser Leben, Denken und Handeln?

Wenn die Bibel Gottes unfehlbare Offenbarung an den Menschen ist, dann kann man ihren Wert nie hoch genug einschätzen. Dann haben wir in ihr endgültige Antworten, die den Menschen in seinem Ringen nach Klarheit bezüglich der Grundfragen des Daseins völlig zur Ruhe bringen können. Mit Bestimmtheit könnten wir dann z.B. wissen, wer der Mensch ist, woher er kommt und wohin er geht. Ebenso wäre es möglich zu erfahren, wer Gott ist, was Er will, wie Er handelt und wie wir mit Ihm Gemeinschaft haben können. Auch hätten wir klare ethische Richtlinien für alle Bereiche des mensch­lichen Lebens.

Ist die Bibel jedoch lediglich ein mit Fehlern behaftetes menschliches Buch, dann wären wir hilflos den unzähligen, letztendlich nie befriedigen­den Spekulationen, Mutmassungen und Meinungen der Menschen ausgeliefert.

Wir sehen, bei dem vor uns liegenden Gegenstand geht es um Entscheidendes, das für jeden Menschen von Bedeutung ist. Es lohnt sich, einmal in Ruhe über diese aufgeworfenen Fragen nach­zudenken.

Der Rahmen der vorliegenden Ausführungen ist bewusst eng gesteckt worden. Zu jedem Themenbereich verweise ich jedoch auf weiterführende Literatur (bitte Fussnoten beachten). Diese kleine Publikation soll als Einführung zum Thema «Glaubwürdigkeit der Bibel» verstanden werden. Im folgenden sollen einfach wichtige Daten und Fakten aufgezeigt werden, die, so hoffe ich, Skeptikern und Zweiflern eine Hilfe sein mögen, um einen lohnenswerten Zugang zum Buch der Bücher finden zu können.

 

Was sagt die Bibel über sich selbst?

Zunächst wollen wir in Betracht ziehen, was die Bibel über sich selbst aussagt.

In 2. Timotheus 3,16 heisst es: «Alle Schrift ist von Gott eingegeben.»

Der Ausdruck «Schrift» oder auch «Schriften» bezeichnete bei den Juden die Bibelbücher des Alten Testaments.1 Bei den ersten Christen wurde dieser Begriff erweitert und auch auf neutestamentliche Bibelbücher angewandt.2 Die zitierte Stelle bezeugt also deutlich die Eingebung der Heiligen Schrift.

Die Bibel erwähnt ferner an unzähligen Stellen, dass Gott in ihr spricht.3

Fazit: Wir sehen, dass die Bibel sich selbst als das inspirierte Wort Gottes bezeichnet.

Für Menschen, die der Bibel kritisch gegen­überstehen, ist das natürlich kein Beweis dafür, dass dem auch so ist. Bisher ging es aber nur darum abzuklären, welches Selbstverständnis die Bibel an den Tag legt. Würde die Bibel für sich eine göttliche Autorität ablehnen, wäre eine weitere Behandlung dieses Themas äusserst fragwürdig. Nun aber macht die Bibel Aussagen, die ihre Leser im höchsten Mass herausfordern.


 

Ist der Bibeltext abgeändert worden?

 

Besitzen wir heute eigentlich noch denselben Bibeltext, wie er ursprünglich aufgeschrieben wor­den ist? Haben die unzähligen Abschreiber den ursprünglichen Wortlaut im Lauf der Zeit nicht entstellt und verfälscht?

Die Frage, ob die Bibel Gottes Wort sei, wäre doch in gewissem Sinn überflüssig, wenn wir heute gar nicht mehr im Besitz der ursprünglich abge-fassten Mitteilungen wären.

Das Thema der Genauigkeit der Textüberlie­ferung der Bibel muss für das Alte und das Neue Testament gesondert behandelt werden, weil die Überlieferungsgeschichte jeweils recht unter­schiedlich aussieht.

Zum Neuen Testament (NT)

Die 27 Schriften des NT wurden zwischen 30 und ca. 95 n.Chr. in griechischer Sprache verfasst.

Heute sind rund 5'400 griechische Handschriften des NT bekannt.4 Dies ist eine überwältigende Zahl! Bei den griechischen und lateinischen Klas­sikern (Plato, Cicero, und Cäsar etc.), muss man nämlich froh sein, wenn man für ein bestimmtes Werk etwa ein Dutzend Manuskripte hat.5

Zu diesen ca. 5'400 Handschriften des NT kommt jedoch noch die beachtliche Zahl von etwa 9'000 Manuskripten der alten Übersetzungen (z.B.

ins Lateinische, Syrische, Koptische, Armenische, Georgische etc.) hinzu.6 - Schliesslich sollten auch noch die Zehntausende von Bibelzitaten in den Schriften der sogenannten Apostolischen Väter und Kirchenväter erwähnt werden.7

Die ältesten Handschriften reichen für grosse Teile des Neuen Testaments bis auf einige Jahre an die Originalschriften heran. Geradezu spektakulär ist in diesem Zusammenhang z.B. die Papyrus-Handschrift «P52», die erstmals 1935 publiziert worden war. Dieses kleine Fragment umfasst Teile von Johannes 18,31-33.37 und 38. Man datiert es auf ca. 100 - 125 n.Chr.8 Damit rückt dieser Textzeuge ganz dicht an die wahrscheinliche Ent­stehungszeit des Johannes-Evangeliums um 90 - 95 n.Chr. heran. Diese Handschrift liefert eine ent­scheidende Bestätigung für die grossartige Qualität unseres bisherigen Bibeltextes.

Ferner möchte ich noch auf die Papyrus-Hand­schrift «P46» hinweisen. Gemäss der 1988 gründ­lich ausgeführten Datierungsarbeit des koreani­schen Gelehrten Young Kyu Kim stammt dieses Manuskript, das fast alle Paulusbriefe enthält, aus der Zeit zwischen 75 - 100 n.Chr.9 Aufgrund einer oberflächlichen Untersuchung wurde dieser Text bisher auf ca. 200 n.Chr. angesetzt. Die Ergebnisse von Kim sind von gewissen Gelehrten angezweifelt worden. Dies ist verständlich: Diese Datierung zerstört eine ganze Reihe von bibelkritischen The­sen. Es ist bis heute aber niemandem gelungen, diese Datierung zu widerlegen. Es liegt nach wie vor nicht einmal ein gründlich durchgeführter Versuch einer Widerlegung vor. Wer sich mit dieser Bibelhandschrift näher befasst und sie mit den späteren Handschriften vergleicht, sieht, dass das NT im Lauf der Zeit nicht verfälscht worden ist. Wir können mit Bestimmtheit sagen, dass wir Menschen des 20. Jahrhunderts das gleiche NT besitzen, wie die Christen im l. Jahrhundert!

Der zeitliche Abstand zwischen dem Originaltext und den ältesten Handschriften beträgt bei den griechischen und lateinischen Klassikern im Nor­malfall etwa 750 - l '600 Jahre. Wenn solche Texte dennoch als vertrauenswürdig betrachtet werden, wieviel mehr gilt das für das NT!

Alle oben genannten Textquellen werden im «Westdeutschen Institut für Textforschung des Neuen Testaments» wissenschaftlich untersucht und miteinander verglichen. Diese Forschungsstät­te ist der Universität Münster angeschlossen. Mit detektivischer Akribie versucht man dort Ab­schreibfehler aufzudecken, damit der ursprüngliche Text jedem interessierten Leser in Form moderner Grundtextausgaben zugänglich gemacht werden kann.10 Der Benutzer kann damit rechnen, dass der ursprüngliche Wortlaut des NT entweder im Text­teil oder zumindest im Fussnotenapparat dieser Bibelausgaben zu finden ist.

Wir kommen nun zu folgendem Fazit: Die Über­lieferung des Neuen Testamentes ist ein Phänomen, das unter der klassischen Literatur ohne Parallele dasteht. Wir haben heute noch denselben neutesta-mentlichen Bibeltext wie zur Zeit als er abgefasst worden ist.

Die moderne Textforschung bestätigt auf ein­drückliche Weise die Worte Jesu in Lukas 21,33: «Der Himmel und die Erde werden vergehen, meine Worte aber werden nicht vergehen.»

Zum Alten Testament (AT)

Das AT wurde im Zeitraum von ca. 1'450 bis ca. 400 v.Chr. auf Hebräisch und Aramäisch verfasst.

Auch die Überlieferung des AT ist höchst er­staunlich: Heute sind wir im Besitz von Tausenden von hebräischen Masoreten-Bibelhandschriften.1'

Die Masoreten, auf deren Arbeit diese Hand­schriften zurückgehen, waren jüdische Gelehrte, die im Mittelalter das AT mit äusserster Sorgfalt kopierten. Ihre von Perfektion gekennzeichnete Arbeit lässt sich durch ihre Kopiermethoden, die sie anwandten, erklären.12 Sie zählten z.B. alle Buch­staben, sowie bestimmte Wörter und Ausdrücke in der Vorlage aus und kontrollierten ihre Ergebnisse in den Abschriften wieder nach. So konnte man z.B. gemäss den masoretischen Angaben im Tanach Jehoash davon ausgehen, dass die 5 Bücher Mose 304'805 Buchstaben und 79'847 Wörter enthalten.

Zu den neueren Erkenntnissen der modernen Archäologie gehört die Einsicht, dass solche Methoden nicht erst seit dem Mittelalter bei der Überlieferung wichtiger Texte angewandt wurden, sondern bereits im alten Israel! Diese Sorgfalt beim Abschreiben ist kennzeichnend für die Völker des Nahen und Mittleren Ostens und lässt sich dort schon vor der Zeit Moses nachweisen.13

Diese Tatsache erklärt, weshalb die ab 1947 in der Wüste Judäa entdeckten Handschriften, deren älteste bis auf das 3. Jahrhundert v.Chr. zurückrei­chen, so genau mit dem mittelalterlichen Text übereinstimmen. Diese unzähligen Fragmente und Handschriften aus Qumran, Massada und dem Wadi Murabba'at haben auf ganz besondere Weise gezeigt, wie genau das AT bis in unsere Zeit überliefert worden ist.14

1979 wurden westlich der Altstadt von Jerusalem zwei Silberstreifen aus der Mitte des 7. Jahrhun­derts v.Chr. mit Texten aus dem Alten Testament (Priestersegen aus 4. Mose 6, 24-27) entdeckt. Das Eindrückliche ist, dass sich diese über 2'600 Jahre alten Bibeltexte bis auf den letzten Buchstaben absolut exakt mit dem Text der Handschriften aus dem Mittelalter decken!l5

Noch eine Tatsache muss in diesem Zusammen­hang genannt werden: Im AT finden sich viele Namen von Königen aus der fremdsprachigen Umwelt Israels. Viele solcher Namen konnten mit zeitgenössischen Inschriften dieser Könige ver­glichen werden! Man stellte dabei fest, dass die Abschreiber der Bibel selbst bei Namen aus frem­den Sprachen (z.B. ägyptisch, babylonisch, assy­risch und moabitisch) sich mit einer unglaublichen Präzision an eine korrekte Schreibweise gehalten hatten - dies trotz der besonderen Schwierigkeiten. Deshalb können wir sicher sein, dass sie mit derselben Gewissenhaftigkeit auch den Rest des Textes präzis überliefert haben.16

Zu den oben genannten hebräischen Handschriften kommen noch etwa lO'OOO Manuskripte der antiken Übersetzungen hinzu (z.B. ins Aramäische, Griechische, Äthiopische, Koptische, Lateinische etc.).17

Daneben gibt es noch eine unzählbare Menge von Bibelzitaten in der umfassenden rabbinischen Literatur, die für die Textüberlieferung auch von grossem Wert sind.18

Schon seit Jahren wird in Jerusalem alles erreich­bare und nutzbringende Textmaterial gesammelt und studiert. Die Arbeit, die an der «Hebräischen Universität» auf diesem Gebiet geleistet wird, übersteigt an Monumentalität das vergleichbare Werk am NT in Münster! Die Ergebnisse werden fortlaufend im Rahmen des «Hebrew University Bible Project» veröffentlicht.19

Diese Arbeit steht noch am Anfang. Dem am gesamten hebräischen Text des AT Interessierten steht aber bereits ein grosses Gelehrtenwerk aus Deutschland zur Verfügung, das bis heute die Standardausgabe des hebräischen AT ist: die «Biblia Hebraica Stuttgartensia», die im grossen und ganzen den neusten Stand der Textforschung wiedergibt.20

Fazit: Die Bücher des AT haben heute noch denselben Inhalt wie zur Zeit, als sie abgefasst wurden.

Die Forschung kann nur bestätigen, was der Prophet Jesaja schon um 700 v.Chr. gesagt hatte: «Das Gras verdorrt, die Blume verwelkt, aber das Wort unseres Gottes besteht in Ewigkeit» (Jesaja 40,8).

 

 

Zum Problem der Apokryphen

Wir haben bisher gesehen, wie genau der Bibeltext bis in unsere Zeit überliefert worden ist. In diesem Zusammenhang drängt sich die Frage nach dem Umfang des Textes auf. Welche Bücher gehören zur «Bibel»?

In gewissen Bibelausgaben finden sich zwischen den Büchern des Alten und denen des Neuen Testaments zusätzliche Schriften eingereiht, die man allgemein als «Apokryphen» bezeichnet. Ge­hören sie zur Bibel oder nicht?

Im alten Israel wurden diese Bücher abgelehnt21' weil sie im Gegensatz zu den Schriften des AT, nicht von beglaubigten Propheten geschrieben wor­den sind.22

Im Babylonischen Talmud, Traktat Sanhedrin 11 a, 24, heisst es: «Nachdem die letzten Propheten Haggai, Sacharja und Maleachi gestorben waren, wich der Heilige Geist von Israel.» In diesem Zusammenhang ist auch die Klage über das Fehlen von Propheten in Israel, wie sie sich in dem apokryphen (!) Buch 1. Makkabäer findet, beson­ders erwähnenswert (Kap. 9,27). Nun, die Apokry­phen sind samt und sonders nach Maleachi, dem letzten Propheten des AT (ca. 400 v.Chr.) geschrie­ben worden!

Ferner sind noch folgende Punkte zu beachten: Die Apokryphen erheben keinen Anspruch darauf, von Gott inspirierte Schriften zu sein.23 Sie enthalten zahlreiche historische, ethische und lehrmässige Fehler.24 Im NT findet sich kein einziger Fall, wo ein apokryphisches Buch etwa als autoritative, inspirierte Schrift zitiert würde. Jesus Christus anerkannte den Kanon25 des AT genau in dem Umfang, wie er im orthodoxen Judentum damals als autoritativ angesehen wurde.26

Einige Bemerkungen zum Umfang des NT sind auch noch wichtig: Jesus Christus übertrug be­stimmten Personen eine ganz besondere Autorität, indem er ihnen das Apostelamt gab (Lukas 6,12-16; Galater 1,1). Ihnen galt seine Zusage (Matthäus 10,40): «Wer euch aufnimmt, der nimmt mich auf.» Die meisten Bücher des NT sind durch Apostel geschrieben worden. Es ist daher eine Selbst­verständlichkeit für Christen, dass die Verfasser­schaft der Apostel - nebst der Selbstbeglaubigung durch ihren Inhalt - ein wichtiges Kriterium ist, um ihre Schriften zu anerkennen, zumal der Herr den Aposteln die Inspiration des Heiligen Geistes be­züglich der Weitergabe seines Wortes zugesagt hatte (Johannes 14,26; 15,26; 16,12.13).

Gemäss Epheser 2,20 ist die Kirche aufgebaut auf die Grundlage der Apostel und Propheten (= inspirierte Personen). Deshalb konnten durch die Christen auch Bücher Anerkennung finden von Personen, die zwar keine Apostel, aber dafür Propheten in der Anfangszeit der Kirche waren. Ihre Schriften mussten aber mit der Lehre der Apostel übereinstimmen.27

Unter diese Kategorie fallen Lukas, der Verfas­ser eines Evangeliums und der Apostelgeschichte, und Markus, der Schreiber des nach ihm benannten Evangeliums, ferner auch Judas und Jakobus, be­kannt als Brüder des Herrn. Sie waren Autoren von je einem Brief des NT.

Alle diese Personen lebten im 1. Jahrhundert n.Chr. Sie wirkten im Umfeld der Apostel und genossen ihre Anerkennung als Diener Gottes.28 In diesem Zusammenhang ist es z.B. erwähnenswert, dass der Apostel Paulus das Lukas-Evangelium ausdrücklich als ein zur Heiligen Schrift gehören­des Buch anerkannte.29

Es gab in den ersten Jahrhunderten viele Schrif­ten unter falschem Namen (z.B. das Thomas-Evangelium, die Petrus-Apokalypse etc.). Es zeugt von grosser Gewissenhaftigkeit und rühmenswer­tem Forschersinn, dass von der frühen Kirche nach und nach all die vielen gefälschten Schriften samt und sonders mit ganzer Entschiedenheit abgewie­sen wurden.30

Für die Tatsache, dass Schriften von Verfassern, die selbst auch nicht den Anspruch erhoben, in­spiriert zu sein (z.B. Ignatius, Polykarp, etc.), nicht als Gottes Wort Anerkennung fanden, kann man auch volles Verständnis finden.

Wir sehen: Auch für die Abgrenzung des neu-testamentlichen Kanons gibt es objektive Kriterien, die hier zu einem klaren Ergebnis geführt haben.

Für weitergehende Studien zu diesem Thema sei noch auf die unter Anmerkung31 aufgeführte Literatur verwiesen.

 


 

 

Bibelauslegung - aber wie?

Gut, mag jetzt jemand sagen, die Bibel ist genau überliefert worden, wir kennen auch ihren Umfang, aber was nützt uns das, wenn wir heute doch gar nicht mehr in der Lage sind, wirklich zu verstehen, was die Bibel aussagt. Es gibt doch so viele verschiedene sich widersprechende Bibelauslegun­gen. Jeder legt die Bibel aus, wie es ihm passt. Dies zeigt doch, dass man die Bibel gar nicht richtig verstehen kann.

Hier stellt sich die Frage nach objektiven Richt­linien der Bibelauslegung. Gibt es klare Massstäbe dafür? Diese Frage muss mit einem entschiedenen Ja beantwortet werden!

Die Auslegungsregeln können in zwei verschie­dene Kategorien eingeteilt werden:

a) Die Bibel ist in normalen menschlichen Spra­chen aufgeschrieben worden (Griechisch, Hebrä­isch und Aramäisch).32 Deshalb sollen beim Lesen der Bibel die üblichen Grundsätze, die wir benöti­gen, um irgend einen Sprachtext zu verstehen, nicht vernachlässigt werden.33

Nachfolgend seien zur Verdeutlichung einige Beispiele angeführt: Die Regeln der Grammatik müssen beachtet, ein Satz darf nicht aus seinem Zusammenhang gerissen werden. Dem jeweiligen Schreibstil muss Rechnung getragen werden (Pro­sa, Poesie, Erzählung, Gleichnis etc.). Auch sollte die Eigenart des Schreibers berücksichtigt werden.

 


 

b) Die Heilige Schrift versteht sich als Gottes Wort. Sie will deshalb nicht nur nach den üblichen Grundsätzen der Textauslegung ausserbiblischer Texte gelesen werden. Die Bibel zeigt daher viele Grundsätze auf, die man beim Lesen beachten muss, um ihre Botschaft wirklich gut verstehen zu können.34

Es folgen einige Beispiele: Der Bibelleser muss bereit sein, Gottes Willen zu tun (Johannes 7,17). Er sollte Gott um Verständnishilfe bitten (Psalm 119,18) und offen dafür sein, dass er durch die Bibel in Frage gestellt wird (Sprüche 15,32 etc.).

Es ist eine Tatsache, dass es unzählige verschie­dene Bibelauslegungen gibt. Aber es ist genauso eine Tatsache, dass sie vielfach darauf zurückzu­führen sind, dass die besagten Auslegungsgrund­sätze oft sträflich vernachlässigt werden, bewusst oder unbewusst. Würde man im allgemeinen gewis­senhaft auf sie achten, sähe die Situation ganz andersaus!

Hält man sich an diese Grundsätze, so kann man auch ganz unabhängig voneinander zu denselben Ergebnissen in der Auslegung kommen. Es ist also nicht so, dass die Bibel für uns heute unverständlich ist. Das richtige Verständnis hängt aber wesentlich davon ab, wie wir an die Heilige Schrift herange­hen.

Wer sich mit dieser Thematik näher auseinander­setzen möchte, sei auf die unter Anmerkung35 verzeichnete Literaturangabe verwiesen. Es handelt sich dabei um eine fundierte Einführung in die Bibelauslegung, die eine nützliche Hilfe sein kann.

 


 

 

Wissenschaft kontra Bibel?

An dieser Stelle könnte nun jemand sagen:

«Die Bibel betrachtet sich als Gottes Wort. Sie ist zudem genau überliefert worden, ihr Umfang kann klar abgegrenzt werden und ihre Botschaft ist auch heute noch verständlich. Doch, was hat dies alles schon zu sagen? Die moderne Wissenschaft hat ja deutlich gezeigt, dass die Bibel unzählige sachliche Fehler und falsche Anschauungen enthält!»

In diesem Zusammenhang ist es nützlich, wenn wir uns zunächst die Frage stellen, was Wissenschaft überhaupt ist.

Interpretation:

Schlussfolgerungen, Spekulationen, Philosophien, Ideologien

Daten:

Funde, Beobachtungen, Experimente,

Erfahrungen

 

Was ist Wissenschaft?

Wissenschaft ist ein durch Forschung erarbeitetes System von Erkenntnissen. Einfach gesagt, ist Wissenschaft vergleichbar mit einem Haus, beste­hend aus Erdgeschoss und erstem Stock. Das Erdgeschoss ist der Bereich der «Daten». Beim ersten Stock handelt es sich um den Bereich der «Interpretation». Die nachfolgende Illustration soll das Gesagte verdeutlichen und auch erläutern, was die genannten Bereiche umfassen:

Diese Bereiche sollten stets sorgfältig unterschie­den werden. Dadurch können viele Missverständ­nisse vermieden werden. Leider wird diese Un­terscheidung oft auch von grossen Naturwis­senschaftlern vernachlässigt. Dies hängt u.a. damit zusammen, dass an naturwissenschaftlichen Fakul­täten der Bereich der Wissenschaftstheorie oft stiefmütterlich behandelt wird.

Wenn nun jemand behauptet, die Ergebnisse der modernen Wissenschaft stünden im Widerspruch zur Bibel, so stellt sich die Frage: Wo liegt der Konflikt, zwischen dem «Erdgeschoss» und der Bibel, oder zwischen dem «ersten Stock» und der Bibel?

Wenn  man  einmal  systematisch  solche  vorgebrachte Konfliktpunkte zwischen Bibel und Wis­senschaft in diesem Licht besieht, so sollte einem die höchst bemerkenswerte Tatsache geradezu ins Auge springen, dass in fast allen Fällen der Konflikt zwischen dem Bereich der Interpretation und der Bibel zu finden ist und dass normalerweise zwi­schen dem Bereich der Daten und der Bibel völlige Übereinstimmung besteht!

In diesem Zusammenhang muss uns folgendes bewusst sein: Beim Bereich der Interpretation handelt es sich um eine äusserst subjektive Angele­genheit. Beim Bereich der Daten haben wir es bedeutend mehr mit Objektivität zu tun, wiewohl auch dieser Bereich (wie wir noch sehen werden) nicht frei von Subjektivität ist. Es gibt bekanntlich keine objektive Wissenschaft.

Wir sehen nun, dass, je mehr die Bibel mit Objektivität in Verbindung gebracht wird, desto weniger Konflikte zwischen ihr und der Wissen­schaft bestehen.

Ich lege nun folgende These als Glaubensüber­zeugung vor, die wir nachher näher untersuchen wollen: Vergleicht man die Bibel mit subjektiven Feststellungen, so sind Konflikte und Widersprüche möglich. Zwischen der Bibel und objektiven Tatsa­chen besteht jedoch stets absolute Harmonie.

Vergleichende Anatomie

Mit Hilfe von konkreten Beispielen lässt sich das bisher Gesagte relativ einfach illustrieren:

Vergleichen wir einen Menschen mit einem Affen, so stellen wir zwischen diesen Lebewesen erstaunliche Ähnlichkeiten und Übereinstim­mungen fest, einerseits im Körperbau und anderer­seits vielleicht selbst im Verhalten. Diese Beobach­tung können wir im Prinzip beliebig oft wiederho­len, z.B. jedesmal, wenn wir in den Zoo gehen. Diese Feststellungen gehören in den Bereich der «Daten im Erdgeschoss».

Wissenschaftliche Forschung will sich aber nicht allein mit dem Sammeln von «Daten» begnügen. Man möchte Beobachtetes in einen grösseren Sinn­zusammenhang stellen. Deshalb ist Wissenschaft ohne ein «erstes Stockwerk» kaum vorstellbar.

Wir wollen daher die eben gemachte Feststellung «interpretieren». Jemand, der an die Evolutions­lehre glaubt, sagt: «Die Ähnlichkeit zwischen Affen und Menschen ist auf eine gemeinsame Abstammung zurückzuführen. Ähnlichkeit erklärt sich durch Verwandtschaft. Das ist auch der Grund, weshalb Kinder oft stark ihren Eltern gleichen.»

Die Ähnlichkeit zwischen Affen und Menschen lassen sich aber auch anders erklären, nämlich durch einen gemeinsamen Grundbauplan des Schöpfers. Die Ähnlichkeit verschiedener Autos geht auch nicht auf Abstammung zurück, sondern auf eine gleiche Grundidee.

Man kann daher nicht behaupten, dass die Über­einstimmung im Bauplan bei Pflanzen, Tieren und Menschen ein «Beweis» für die Richtigkeit der Abstammungslehre sei. Es handelt sich lediglich um ein Denkmodell im Bereich der Interpretation.

 


 

 


 

 

Diese Sicht steht in klarem Widerspruch zur Bibel. Doch aus der Bibel lässt sich ein alternatives wissenschaftliches Denkmodell ableiten, das mit den beobachtbaren Daten harmoniert.

Somit ist es hier nicht zulässig, von einem Konflikt zwischen Bibel und Wissenschaft zu spre­chen. Es ist ein Konflikt zwischen Wissenschaft und Wissenschaft, bzw. zwischen Bibel und Naturphilo­sophie.

Erdschichten und Fossilien

Nehmen wir ein anderes Beispiel: Auf der ganzen Erde gibt es Erdschichten, die unzählige Millionen von versteinerten Lebewesen enthalten. Dies ist eine Feststellung, die in den Bereich des «Erd­geschosses» gehört. Diese Feststellung führt im Vergleich zur Bibel zu keinem Konflikt.

Im Rahmen der Evolutionslehre erklärt man diese Gegebenheiten als Ergebnis von Prozessen während Hunderten von Millionen Jahren, die eine Evolution dokumentieren. Im Schöpfungsmodell, das man aus der Bibel ableitet, erklärt man diese beobachtbaren Tatsachen als Ergebnis der Sintflut und ihrer Folgekatastrophen. Naturwissenschaftler, die diesen Standpunkt vertreten, weisen in diesem Zusammenhang auf zahlreiche Fakten hin, die weltweit darauf hinweisen, dass die Schichten unter katastrophischen Umständen schnell aufeinander gebildet worden sein müssen und dass unter den Fossilien keine wirklichen Zwischenglieder exi­stieren.36

Auch hier gibt es keinen Konflikt zwischen Bibel und Wissenschaft, sondern lediglich zwischen Wis­senschaft und Wissenschaft, bzw. zwischen Bibel und Naturphilosophie.

Radiometrische Datierungsmethoden

Oft wird behauptet, dass die langen Zeitperioden von Millionen und Milliarden Jahren der Evolution dank der radiometrischen Datierungsmethoden be­wiesen seien. Damit sei die Weltsicht der Bibel, die nur mit einem viel kleineren Zeitrahmen rechnet, klar widerlegt.

Wer so argumentiert, unterscheidet wieder nicht zwischen «Erdgeschoss» und «erstem Stock». Die Verhältnisse der radioaktiven Isotopen in den Steinen können sehr genau gemessen werden. Es handelt sich hier um sehr präzise Daten, die dem Bereich des «Erdgeschosses» angehören. Nun gilt es, diese Daten so zu interpretieren, dass daraus Zeiträume abgeleitet werden können. Hier stellt sich aber das grosse Problem: Mathematisch ge­sehen handelt es sich um Gleichungssysteme mit einer grösseren Anzahl von unbekannten Grossen als es Gleichungen gibt. Bekanntlich sind solche Gleichungen unlösbar - es sei denn, man hilft sich mit unbewiesenen und unbeweisbaren Annahmen. Evolutionisten setzen Annahmen ein, die zu gros-sen Zeiträumen führen. Es ist aber möglich, andere Annahmen einzusetzen und dabei jedes beliebige «Alter» zu bekommen!37 Auch hier gilt: Es handelt sich um einen Konflikt zwischen Wissenschaft und Wissenschaft, bzw. zwischen Bibel und Naturphi­losophie!


 

versperren leider vielen den Zugang zum Buch der Bücher, was mehr als nur bedauerlich ist.

 

Evolution in der Sackgasse

Im Zusammenhang mit dem bereits Gesagten ist es nützlich darauf hinzuweisen, dass in den letzen Jahrzehnten von zahlreichen Wissenschaftlern schwerwiegende Einwände gegen die Evolutions­lehre vorgebracht worden sind, die diese Lehre grundsätzlich in Frage stellen. Diese Einwände kommen eigentlich aus allen Fachgebieten, die irgendwie mit dem Thema der Evolutionslehre zu tun haben (z.B. Biologie, Physik, Chemie, Geolo­gie, Astronomie, Informationstheorie und Sprach­wissenschaft). Unter der Anmerkung38 sei der Leser auf eine Literaturauswahl zu diesem The­menkreis hingewiesen.

Übrigens, und das scheint mir sehr wichtig zu sein: Im Rahmen der Wissenschaftstheorie ist darauf hingewiesen worden, dass die Evolutions­lehre nicht einmal die Bedingungen erfüllen kann, die man an eine wissenschaftliche Theorie stellt. Diese Lehre hat nicht einmal den Status einer wissenschaftlichen Theorie, es handelt sich um ein naturphilosophisches Postulat. Damit ist sie weit davon entfernt, eine bewiesene Tatsache zu sein.39

Leider wird die Evolutionslehre im Schulunter­richt vielfach als unumstössliche Wahrheit hinge­stellt. Viele Menschen in unserer Gesellschaft haben deshalb das Gefühl, die Bibel sei überholt. Solche Fehlinformationen über die Evolutionslehre

 

Wiederkäuende Hasen

Beim Konflikt Bibel - Evolution haben wir die Probleme klar im Bereich des «1. Stockes» ansie­deln können. Im folgenden sollen zwei Beispiele illustrieren, weshalb es in seltenen Fällen auch im Bereich des «Erdgeschosses» zu Problemen kom­men kann. Wir werden feststellen: Auch dieser Bereich ist nicht wirklich frei von Subjektivität.

Die Bibel sagt, dass der Hase wiederkäue (3. Mose 11,6). Für viele war diese Aussage lange Zeit ein deutlicher Beweis, dass die Bibel offen­sichtliche Irrtümer enthalte. «Hasen sind doch keine Wiederkäuer! Sie sind Nagetiere! Sie haben keinen Magen mit drei oder vier Kammern, wie es sich für richtige Wiederkäuer gehört! Dies ist doch keine Frage der Interpretation, sondern lediglich der Beobachtung. Man kann beliebig viele Hasen schlachten und öffnen - immer kommt dieselbe Tatsache ans Licht.» Hier liegt ein Konflikt zwi­schen wissenschaftlichen Daten und einer um 1'450 v.Chr. gemachten Aussage der Bibel vor. Wirklich? Die Bibel sagt nichts davon, dass Hasen mehrere Magenkammern haben. Sie sagt lediglich, dass Hasen wiederkäuen - und dies entspricht den Tatsachen!

1882 wurde diese spezielle Form des Wieder­kauens zum erstenmal in einer französischen Tierärztezeitung beschrieben.40 Wenn Hasen ihre Nahrung einmal gekaut haben, so scheiden sie sie in Form von grünen (nicht braunen!) Kügelchen wie­der aus. Diese werden ein zweites Mal gefressen. Dabei werden wichtige Nahrungsbestandteile, die das erste Mal nicht erfasst werden konnten, auf­genommen. Warum hat man dies solange nicht gewusst? Hasen wiederkäuen normalerweise nachts - dann wenn die meisten Menschen, auch Wis­senschaftler, schlafen! Die Wissenschaft hat hier gegenüber der Bibel fast 3'400 Jahre Verspätung -dank gesundem Schlaf.

Wir Menschen sind eben beschränkt, auch in unseren Möglichkeiten der Beobachtung. Wir haben hier also einen Konflikt zwischen der Bibel und menschlicher (beschränkter) Beobachtung ge­habt. Zwischen der Bibel und der Wirklichkeit bestand aber stets volle Harmonie.

 

Wie viele Sterne gibt es?

Nehmen wir jetzt ein Beispiel aus der Astronomie:

Die Bibel behauptet, dass die Sterne am Himmel nicht gezählt werden können (Jeremia 33,22; vgl. 1. Mose 15,5). Dies stand lange im Gegensatz zu Beobachtungen der Wissenschaft. Der antike Ge­lehrte Ptolemäus zählte l '056 Sterne. Der grosse Astronom Kepler (1571-1630) arbeitete mit einem Verzeichnis von l'005 Sternen.41 Wissenschaft­liche Beobachtung kontra Bibel? Ja, weil die Beobachtungen von Auge und selbst mit den Fernrohren von damals sehr beschränkt waren. Mit den grossen Teleskopen von heute ist es klar:

 

Die Zahl der Sterne ist unzählbar, genau wie die Bibel es sagt. Die Wissenschaft hatte einfach etwas Verspätung.

Jona und der Fisch

Manche Skeptiker halten die Geschichte des Pro­pheten Jona, der von einem Fisch verschluckt wurde und darauf wieder lebend zum Vorschein gekommen war, für ein Märchen. So etwas sei aus wissenschaftlicher Sicht nicht vorstellbar. Wer so argumentiert, sieht hier ein Problem zwischen Bibel und «Erdgeschoss». Weil angeblich keine Daten eines vergleichbaren Falles vorliegen, sieht man sich gezwungen, den biblischen Bericht anzuzwei­feln. Man begeht in diesem Fall jedoch einen schwerwiegenden Fehler, indem man denkt, dass nur Dinge aus dem bekannten Erfahrungsbereich möglich seien. Dabei überschätzt man aber seinen eigenen Horizont.

Es mag nun viele überraschen: In unserem Jahrhundert sind mehrere Fälle bekanntgeworden, wo Menschen eine Jonaerfahrung gemacht und dabei überlebt haben.42

Es gilt also aufzupassen: Unser Erfahrungshori­zont ist kein absoluter Massstab!

Bibel und Archäologie

Das Urteil des grossen Palästinaarchäologen Dr.Nelson Glueck hat sich bis heute als richtig erwie­sen:

«Man kann kategorisch bestätigen, dass niemals eine archäologische Entdeckung der Bibel wider­sprochen hat. Unzählige archäologische Funde konnten gemacht werden, die entweder in groben Zügen oder bis in kleinste Details historische Angaben in der Bibel bestätigen.»43 Glueck glaubte zwar nicht an die Verbalinspiration, dennoch kam er aufgrund seiner Forschungsarbeit zu dieser Schlussfolgerung.

Es gibt allerdings manche Beispiele, wo in der Vergangenheit zwischen Bibel und «l. Stock» ein Problem gesehen wurde. Es ist jedoch beeindruk-kend, wie dauernd Interpretationen, die der Bibel widersprachen, infolge späterer Entdeckungen zu­gunsten der Bibel revidiert werden mussten. Einige Beispiele mögen dies illustrieren:

Viele Gelehrte behaupteten noch im letzten Jahrhundert, dass Mose (ca. l '450 v.Chr.) unmög­lich die nach ihm benannten Bücher habe verfassen können, weil die Menschheit damals angeblich noch nicht schreiben konnte. Spätere Entdeckungen haben klargemacht, dass die Schreibkunst im Nahen und Mittleren Osten schon lange vor Mose verbreitet war.44

Die in der Bibel erwähnten Hethiter galten für viele bis ins 20. Jahrhundert hinein als Erfindung der Bibelschreiber - weil man ausserhalb der Bibel keine Hinweise für ihre Existenz hatte. Es war jedoch nur eine Frage der Zeit, bis die moderne Archäologie die gewaltige Hochkultur dieses Volkes ans Licht brachte und so der Bibel recht geben konnte.45

Belsazar (vgl. Daniel 5) wurde von grossen Gelehrten als eine Märchenfigur abgetan, weil keine von der Bibel unabhängigen Hinweise auf seine Person bekannt waren. Doch Mitte des letzten Jahrhunderts wurden Keilschrifttafeln aus seiner Zeit ausgegraben, die namentlich von ihm sprechen und eine Beschreibung abgeben, die mit dem biblischen Bericht wunderbar harmoniert.46

In dieser Weise könnten die Beispiele beliebig vermehrt werden. Immer wieder wird dabei deut­lich: Die Wissenschaft ist ein Prozess. Sie muss in einem andauernden Entwicklungsgang ständig kor­rigiert und angepasst werden. Immer wieder müs­sen alte und falsche Interpretationen revidiert wer­den. Die Bibel musste im Gegensatz dazu nie revidiert werden.

Die Wissenschaft hat sich als unfähiges Mittel erwiesen, um die Bibel des Irrtums zu bezichtigen. Vielfach konnten jedoch mit Hilfe der Bibel falsche wissenschaftliche Interpretationen aufgezeigt wer­den. Man kann die Bibel mit einem Diamanten und die Wissenschaft mit Stahl vergleichen. Mit einem Diamanten kann man Stahl schleifen. Das Um­gekehrte ist jedoch schlicht unmöglich.

Es ist deshalb verständlich, weshalb manche Wissenschaftler begonnen haben, wissenschaft­liche Forschung im Rahmen der biblischen Aus­sagen zu betreiben, weil sie sich dabei auf einer soliden Grundlage wissen.

 


 

Prophetie – Gottes Siegel auf die Bibel

 

Nachfolgend  sei  dem  Leser eine  Kostprobe biblischer Prophetie vermittelt:

Es ist wahrscheinlich im Licht der bisherigen Betrachtungen - so kurzgefasst sie auch waren -nicht sehr schwierig, anzuerkennen, dass die Bibel ein aussergewöhnliches Buch ist. Aber ist sie wirklich Gottes Wort?

Die Bibel enthält zahlreiche erfüllte Prophe­zeiungen. In Jesus von Nazareth haben sich z.B. über 300 Aussagen aus dem AT erfüllt.47 Zudem gibt es viele Hunderte erfüllter Prophezeiungen über Weltgeschichte (allein im Buch Daniel etwa 200).48

In der Weltliteratur gibt es keine Parallele zur biblischen Prophetie. Die Bibel steht hier allein und über jedem Vergleich.

Wie kann man sich die Existenz exakter und detaillierter Prophezeiungen, die sich nach Jahr­hunderten oder Jahrtausenden ohne irgendeinen Irrtum erfüllt haben, vernünftig erklären? Wir Menschen sind zu solchen Zukunftsaussagen ein­fach nicht in der Lage - auch Wahrsager und Astrologen nicht.

Die Quelle solcher Prophetie muss in einem Urheber gesucht werden, der über Raum und Zeit steht und somit nicht Teil der Natur sein kann.

Die Bibel bezeichnet diesen Urheber als den «ewigen Gott» und auch als den «Schöpfer» (1. Mose21,33;Römer 16,26; l,25).


 

Die Verwüstung des Landes Israel

Mose prophezeite dem Volk Israel um 1'450 v.Chr., was über sie kommen würde, wenn sie nicht auf die Bibel hören und auf schwerwiegende Art Gott zuwiderhandeln würden. Mose sagte u.a. folgendes voraus:

Israel wird als Volk in alle Welt zerstreut werden. Unter den Nationen werden sie Verfol­gungen erleiden. Die Städte in Israel werden zer­stört und verwüstet werden. Das fruchtbare und wunderschöne Land Israel wird zu einer kläglichen Öde verkümmern.

In 3. Mose 26,32-33 spricht Gott: «Und ich werde das Land verwüsten, dass eure Feinde, die darin wohnen, sich darüber entsetzen sollen. Euch aber werde ich unter die Nationen zerstreuen, und ich werde das Schwert ziehen hinter euch her. Und euer Land wird eine Wüste sein und eure Städte eine Ode (Trümmerstätte) sein.»

In der Folge des Jahres 70 n.Chr. zerstörten die Römer 985 Städte in Israel.49 Römische und jüdi­sche Quellen berichten von schrecklichen Ver­wüstungen des Landes als Folge des Bar Kochba-Aufstandes (132 - 135 n.Chr.).50 Zwischen 636 und 640 eroberten die Heere des Islam das gesamte Heilige Land. Der nicht-moslemischen Bevöl­kerung wure eine schwere und demütigende «Hundesteuer» auferlegt, die eine schnelle Entvölkerung zur Folge hatte. Im Lauf der Zeit sank das Land der Bibel zu einem öden Landstrich ab. Die fruchtbarsten Gebiete, die Talebene Jesreel, das Jordan-Tal und auch das Küstengebiet (von Akko bis Jaffa) verwandelten sich in malariaverseuchtes Sumpfland. Die waldbedeckten Berge des Landes Israel wurden auf unsinnige Weise abgeholzt, die Strassen zerfielen und die Wüste griff im ganzen Land um sich.51

Mark Twain besuchte 1867 das Land der Bibel. Sein Bericht macht betroffen:

«Von allen trostlosen Gegenden ist, glaube ich, Palästina die ödeste. Die Hügel sind kahl, von einer stumpfen Farbe und haben nichts Malerisches an sich. Die Täler sind unansehnliche Einöden, an deren Rand einige kümRaiche Sträucher wachsen und den Eindruck von Trauer und Verzweiflung wecken. Das Tote Meer und der See Genezareth liegen starr in einer monotonen Abfolge von Hügeln und Ebenen, wo das Auge von keiner freundlichen Farbe erquickt wird; es findet nichts, was es fesselt; es ist keine liebliche Landschaft ... Die Umrisse sind hart, jede Linie zeichnet sich scharf ab, und es gibt keine Perspektive ... Es ist ein trostloses Land, ohne Hoffnung, gebrochen.»52

Das Volk der Juden wurde in der Folge des Jahres 70 n.Chr. über die ganze Welt zerstreut. Durch all die Jahrhunderte hindurch wurden sie verfolgt, bis heute. In dieser Zeitspanne wurden etwa 13'000'000 Juden umgebracht.53 Die Ereig­nisse der Nazizeit erreichten dabei den bisher scheusslichsten Höhepunkt.

Mose hatte gesagt, dass diese Dinge sich erfüllen sollten, wenn Israel sich gegen Gott stellen würde (3. Mose 26,27). Offensichtlich muss in der Zeit vor dem Jahr 70 n.Chr. etwas ganz Schwerwiegen­des in Israel geschehen sein:

Um 32 n.Chr. wurde Jesus Christus, der verheis-sene Messias,54 verworfen und gekreuzigt. Die in den darauffolgenden Jahren erfolgten Aufrufe zu einer nationalen Umkehr wurden überhört. Ledig­lich ein prozentual kleiner Teil kehrte reuig um.55

Hoffnung für Israel

Hat Gott sein Volk Israel vergessen und endgültig aufgegeben? Diese Frage kann entschieden und nachdrücklich verneint werden! Im Neuen Testa­ment wird z.B. im Römerbrief, Kapitel 9-11 auf eindrückliche Weise der Nachweis erbracht, dass Israel nach Gottes Plan noch eine herrliche Zu­kunftshoffnung hat.

«Gott hat sein Volk nicht verstossen, das er zuvorerkannt hat» (Römer 11,2a).

«Denn die Gnadengaben und die Berufung Got­tes sind unbereubar» (Römer 11,29).

Genauso wie die Propheten im Alten Testament die weltweite Zerstreuung der Juden als Folge der Verwerfung des Messias vorausgesagt hatten, so hatten sie auch eine Rückführung der Juden aus aller Welt angekündigt. Hesekiel z.B. schrieb im 6. Jahrhundert v.Chr., also vor etwa zweieinhalb Jahrtausenden und bereits viele Jahrhunderte vor der weltweiten Zerstreuung der Juden:

 


 

 


 

 

«So spricht der Herr, der Ewige: Siehe ich werde die Kinder Israel aus den Nationen herausholen, wohin sie gezogen sind, und ich werde sie von ringsumher sammeln und sie in ihr Land bringen» (Hesekiel 37,21).

«Ich werde euch aus den Nationen holen und euch sammeln aus allen Ländern und euch in euer Landbringen» (Hesekiel 36,24).

«So spricht der Herr, der Ewige: Ja, ich werde euch aus den Völkern sammeln und euch zusam­menbringen aus den Ländern, in welche ihr zer­streut worden seid, und werde euch das Land Israel geben» (Hesekiel 11,17).

Jeremia schrieb noch etwas früher als Hesekiel: «Darum siehe, Tage kommen, spricht der Ewige, da nicht mehr gesagt werden wird:

So wahr der Ewige lebt, der die Kinder Israel aus dem Land Ägypten he rauf geführt hat! sondern:

So wahr der Ewige lebt, der die Kinder Israel heraufgeführt hat aus dem Land des Nordens und aus all den Ländern, wohin er sie vertrieben hatte!

Und ich werde sie in ihr Land zurückbringen, das ich ihren Vätern gegeben habe» (Jeremia 16,14.15).

Auch andere alttestamentliche Propheten haben dieselbe Zukunftshoffnung ausgesprochen. Es könnten daher noch viele andere Stellen angeführt werden. Sie haben auch vom Wiederaufblühen der Wüste in Israel gesprochen.

Ist die Klarheit und Eindeutigkeit dieser Prophe­zeiungen nicht beeindruckend? In unserem Jahrhundert haben sich diese alten Verheissungen zu erfüllen begonnen. Heute noch erfüllen sie sich vor unseren Augen!

Bis jetzt sind Juden aus über 120 Ländern nach Israel zurückgekehrt!

In der zuletzt genannten Jeremiastelle wird «das Land des Nordens» besonders hervorgehoben. Von Israel aus gesehen passt dieser Ausdruck aus­gezeichnet auf das Gebietder ehemaligen Sowjet­union, woher nun schon Hunderttausende von Juden nach dem Land ihrer Väter eingewandert sind. Aus dieser Region werden noch viel mehr Zuwanderer erwartet.

Wir haben das Vorrecht, in dieser Zeit des weltweiten Exodus der Juden zu leben und die Wahrheit alter Prophetenworte als Augenzeugen zu erleben!

Einwände gegen Einwände

Wer das Wunder der biblischen Prophetie als Zufallstreffer abtun will, sei darauf verwiesen, dass eine solche Annahme im Licht der Wahrscheinlich­keitsrechnung absurd ist.56

Mit dem Einwand, die Prophetie sei als Fälschung «erst nach der Erfüllung» geschrieben worden, erreicht man auch nichts. Die Existenz der antiken Bibelhandschriften machen eine solche Behauptung unmöglich.

Manchmal hört man auch die Meinung, die Prophetie sei absichtlich von ihren Kennern erfüllt worden. Kann man jedoch im Ernst daran glauben,

 


 

 


 

 

die Juden hätten ein Interesse daran gehabt, ihr prophezeites Elend von Blut und Tränen, einer weltweiten Zerstreuung und einer totalen Ver­wüstung ihres Landes selbst zu inszenieren? Hatten etwa die Römer, die Mohammedaner etc. ein Interesse daran, biblische Prophetie zur Erfüllung zu bringen? Wir sehen, auch so lässt sich das Wunder des Buches der Bücher nicht wegdisku­tieren.

Die Prophetie, die über die ganze Bibel hinweg zu finden ist, gibt diesem Buch ein einzigartiges, göttliches und übernatürliches Gepräge. Die Bibel steht ohne Parallele da. Die Bibel ist Gottes Wort!

Jesus Christus und die Bibel

In Jesus Christus haben sich über 300 Prophe­zeiungen aus dem AT erfüllt. Dieser Tatbestand weist Ihn als den Messias, den Sohn Gottes, den von Gott gesandten Retter der Welt aus.57 Somit führt uns die Bibel zu Jesus Christus als der höchsten Autorität.

Der Herr Jesus anerkannte das AT in allen Teilen als Gottes Wort (vgl. Luk. 24,25-27 und 44-46; Matth. 5,17-19).

In Johannes 14,26, 15,26.27 und 16,12.13 finden sich Hinweise des Herrn Jesus Christus auf die Inspiration der Schriften des NT.

Die Bibel führt uns zu Jesus Christus als höchster Autorität. Anderseits führt uns aber Jesus Christus als höchste Autorität hin zur ganzen Bibel (AT und NT) als dem Wort Gottes.

 

Konsequenzen

Ich hoffe, dass durch die aufgezeigten Daten und Fakten - trotz der Kürze der Darlegungen -deutlich geworden ist, dass es vernünftige Gründe und Argumente gibt, die Bibel als Gottes Wort anzuerkennen. Der Glaube an die göttliche Inspira­tion der Heiligen Schrift erfordert keinen Sprung ins Dunkle und Irrationale.

Da, wo Berichte der Bibel mit wirklichen Tatsa­chen verglichen werden können, erweisen sich die Aussagen der Bibel als völlig vertrauenswürdig. Natürlich gibt es manches, das wir - weil wir Menschen so beschränkte und geringe Wesen sind - nicht erkunden können. Dies stellt jedoch keine wirkliche Schwierigkeit dar. Einer Person, die sich Ihnen gegenüber vielfach als vertrauenswürdig und wahrhaftig erwiesen hat, schenken Sie auch Ver­trauen in Aussagen, die Sie nicht überprüfen kön­nen. So kann ich es auch im Blick auf den Gott der Bibel tun: Alles, was ich in der Bibel ausforschen konnte, hat sich mir als korrekt erwiesen. Deshalb habe ich allen Grund, Ihm auch in allen anderen Aussagen zu vertrauen. Ich weiss, warum ich glaube!

Ich möchte den Leser an dieser Stelle ermutigen, die Bibel zur Hand zu nehmen, um darin die Stimme des Allmächtigen zu hören. Wenn Ihnen der Gott der Bibel ein «unbekannter Gott» ist, bitten Sie Ihn doch einfach vertrauensvoll, dass Er durch

 


 

 


 

 

die Heilige Schrift zu Ihnen persönlich sprechen möge. Im Buch Jeremia (29,12-14a) sagte Gott ja:

«Ihr werdet mich anrufen, und hingehen und zu mir beten, und ich werde auf euch hören. Und ihr werdet mich suchen und finden, denn ihr werdet nach mir fragen mit eurem ganzen Herzen; und ich werde mich von euch finden lassen, spricht der Herr.»

Es ist wichtig, mit Aufrichtigkeit, Ernsthaftigkeit und Ehrlichkeit an die Bibel heranzugehen. Selbst­verständlich werden Sie dabei die gleiche Erfah­rung machen, wie der Schreiber dieser Zeilen: Die Bibel vermag das Gewissen ihrer Leser zu errei­chen und dabei ganz empfindliche Nerven zu treffen. Doch dies gehört zur notwendigen Dia­gnose unseres persönlichen moralischen Zustandes vor Gott. Lesen Sie z.B. Galater 5,19-22 oder Römer 1,26 - 2,16! Hier wird deutlich, warum es einigen Mut braucht, sich persönlich ins Licht der Bibel zu stellen. Doch es lohnt sich! Die Bibel erklärt uns, dass Jesus Christus gekommen ist, um als Gerechter für Ungerechte stellvertretend am Kreuz zu sterben, damit er uns zu Gott führe (1. Petrus 3,18).

Wenn wir unsere persönliche Schuld Jesus Christus bekennen, können wir uns auf sein Won verlassen, dass Er sie wirklich vergibt (l. Johannes l ,9). So wird der Weg durch Jesus Christus zu Gott, dem Vater, geöffnet. Der Herr Jesus sagte: «Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater als nur durch mich» (Johannes 14,6). Ist es nicht etwas Gewaltiges, Gott als Vater kennenzulernen und ein Vertrauensverhältnis zu Ihm bekommen zu können, als Kind zum Vater (vgl. Johannes l,12)?

Wir haben bereits gesehen, welche schwerwie­genden Konsequenzen die Ablehnung von Jesus Christus für das jüdische Volk zur Folge hatte. Diese geschichtlichen Fakten zeigen, wie glaub­würdig es ist, wenn die Bibel von einem ewigen Gericht spricht, das über die Menschen kommen wird, die den Herrn Jesus Christus als Retter ablehnen, oder gleichgültig an Ihm vorübergehen (vgl. Johannes 3,36). Bedenken wir dabei, dass es im Hebräerbrief (10,31) heisst: «Es ist furchtbar, in die Hände des lebendigen Gottes zufallen.»

Die Bibel fordert uns zu einer Entscheidung auf -zu einer Entscheidung für das Leben! Gott möchte, dass alle Menschen gerettet werden und seine Gemeinschaft kennenlernen (1. Timotheus 2,4). Aber es hängt alles davon ab, ob wir wollen oder nicht. Ich hoffe, dass deutlich geworden ist, dass man im 20. Jahrhundert den Verstand nicht an den Nagel hängen muss, um der Bibel zu vertrauen. Es ist aber eine Sache unseres Willens.

In den vorangegangenen Ausführungen habe ich mich bemüht, einige externe Daten und Fakten zur Glaubwürdigkeit der Bibel vorzustellen. Es gibt aber auch interne Argumente.

Nachfolgend sei auf zwei Argumente dieser Art hingewiesen:58

1. Die Einheit der Bibel. Die Bibel ist eine Sammlung von 66 Büchern, die während eines Zeitraums von mindestens l '500 Jahren von ca. 40 Autoren aus den verschiedensten Gesellschafts­schichten in drei Sprachen geschrieben worden ist. Die einzelnen Schriften der Bibel entstanden an den verschiedensten geographischen Orten und umfas­sen tausende von verschiedenen Themen. Die Sammlung der biblischen Bücher weist einen er­staunlichen «Plan» auf, der mit dem letzten Bibel­buch eine vollständige Abrundung erfahren hat.59 Vor dem Abschluss der Bibel konnte keiner der Bibelschreiber diesen gesamten Plan völlig kennen, jeder hatte aber zu diesem «Mosaik» Teile geliefen. Die Quelle dieses Plans muss daher über den Schreibern der Bibel stehen und damit übernatür­lich sein. Die Bibel selbst betont immer und immer wieder, dass ihre Inspiration von Gott kommt.

2. Die moralische Kraft und Autorität der Bibel. Jesus Christus lehrte «mit Vollmacht» (Matth. 7,29). Das gleiche kann im Blick auf die ganze Bibel gesagt werden. Diese Vollmacht kann erfah­ren werden, wenn man sich der Bibel aussetzt. Wenn wir der Bibel die Möglichkeit geben, mit Autorität zu uns zu sprechen, so wird sie brüllen wie ein Löwe. Die Macht eines Löwen stellt sich ja erst dann deutlich heraus, wenn man ihn loslässt. Lassen Sie die Bibel wie einen Löwen auf sich zukommen - und Sie werden die Realität der göttlichen Inspiration erleben. Die Bibel vermag nicht nur den Verstand des Menschen, sondern auch jeden ändern Aspekt seines Herzens (Gewis­sen, Empfinden etc.) zu treffen und zu überzeugen.


 

Es ist etwas Gewaltiges, diese Überzeugungskraft der Bibel zu erfahren. Es ist nicht einfach etwas Subjektives. Bei Millionen von Menschen hat das Licht des Wortes Gottes ins Herz leuchten können, so dass sie die lebenserneuernde Kraft, die von der Bibel ausgeht, erfahren konnten.

Wenn Sie dies auch erleben möchten, dann ist Ihr Wille gefragt. In Johannes 7,17 sagt Jesus Christus: «Wenn jemand seinen (Gottes) Willen tun will, so wird er von der Lehre wissen, ob sie aus Gott ist, oder ob ich von mir selbst rede.» Es kommt darauf an, ob wir wollen oder nicht. Wenn wir den Wunsch haben, das zu tun, was Gott will, so können wir nebst den externen Argumenten auch durch Erfah­rung zur Gewissheit kommen, dass die Bibel Gottes Wort ist.

Ich wünsche jedem Leser die wunderbare Erfah­rung, dass der lebendige Gott durch die Bibel persönlich zu ihm spricht!

 


 

 

Anmerkungen

1 Vgl. M. Jastrow: Dictionary of the Targumim, Talmud Babli, Yerushalmi and Midrashic Literature, New York 1985,5.680.

2 In 1. Timotheus 5,18.19 wird aus 5. Mose 25,4 (AT) und aus Lukas 10,7 (NT) zitiert. Beide Anführungen werden als Aussagen der «Schrift» bezeichnet. In 2. Petrus 3,16 werden die Briefe des Apostels Paulus zu den «Schriften» gerechnet.

3 Vgl. z.B. die so oft wiederkehrenden Formulierungen, wie «So spricht der Herr: ...», «Das Wort des Herrn geschah zu mir also: ...»etc.

4 K. und B. Aland: Der Text des Neuen Testaments, Stuttgart 2. Aufl. 1989, S. 87 (= wissenschaftliches Standardwerk zu diesem Thema). Als ausführliche und allgemeinverständliche Darstellung dieses Themas sei folgende Publikation empfohlen: W.J.J. Glashower: So entstand die Bibel, Bielefeld 1987.

5 Vgl. R. Pache: Inspiration und Autorität der Bibel, Wuppertal2. Aufl. 1976,5. 187-188.

6 Pache: Inspiration und Autorität der Bibel, a.a.O., S. 187.

7 N. Geisler, W.E. Nix: A General Introduction to the Bible, Chigaco 1969, S. 353ff.

8 Aland: Der Text des Neuen Testaments, a.a.O., S. 94+97.

9 R. Liebi: Paulusbriefe neu bestätigt, factum 11/12 1989, S. 458.

Vgl. die Originalarbeit von Y.K. Kim in Biblica, Nr. 69, S. 248-257.

10 Novum Testamentum Graece, Nestle-Aland, 26. Auf­lage, Stuttgart 1979.

The Greek New Testament, United Bible Societies, Third (corrected) Edition 1983.

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11 E. Würthwein: Der Text des Alten Testaments, 5. Auf­lage, Stuttgart 1988, S. 37ff. (wissenschaftliche Standardausgabe zu diesem Thema).

12 Würthwein: Der Text des Alten Testaments, a.a.O., S. 13-53.

13 A.R. Millard: Die antiken Schreiber und der Text des Alten Testaments, Fundamentum 1/82 Basel, S. 31-47.

14 Würthwein: Der Text des Alten Testaments, a.a.O., S. 38-41.

15 G. Barkay: A Treasure Pacing Jerusalem's Walls, Cat. No. 274, Summer 1986, The Israel Museum, Jerusalem.

16 Pache: Inspiration und Autorität der Bibel, a.a.O., S. 186.

17 Würthwein: Der Text des Alten Testaments, a.a.O., S. 57-115.

18 Würthwein: Der Text des Alten Testaments, a.a.O., S. 53

19 Würthwein: Der Text des Alten Testaments, a.a.O., S. 53.

20 Biblia Hebraica Stuttgartensia, vierte verbesserte Auf­lage, Stuttgart 1990.

21  Der jüdische Historiker Josephus Flavius (1. Jahrh. n.Chr.) bringt in seinem Werk «Contra Apion» (1,8) die allgemeine jüdische Sicht zum Ausdruck. Er macht klar, dass die biblischen Bücher von Mose bis in die Zeit Artaxerxes (= Zeit von Maleachi!) geschrieben wurden und dass die Schriften aus der Zeit danach nicht dieselbe Autorität haben.

22 Ein beglaubigter Prophet in Israel musste in seinen Aussagen als Prophet nachweislich unfehlbar sein (5. Mose 18,20-22; Jeremia 28,9). Ferner durfte er nichts sagen, was zum Abfall von dem Gott, der sich im Gesetz Mose geoffenbart hatte, führen konnte (5. Mose 13,1-5). Die Schreiber des AT waren alle Propheten: Mose, der Schreiber des Gesetzes (5 Bücher Mose), war gemäss 5. Mose 18,15ein Prophet. Im alten Israel war es üblich, alle weiteren Bücher neben dem Gesetz als «die Prophe-

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ten» zu bezeichnen (vergleiche z.B. Matthäus 22,40).

23 Vielmehr versteht sich z.B. das 2. Buch der Makkabäer als Unterhaltungslektüre (2. Makk. 15,38-40). Das Buch Sirach versteht sich als praktischer Kommentar zum AT (vgl. den Prolog).

24 Vgl. Nouveau Dictionnaire Biblique, Saint-Legier sur Vevey, 4= ed. 1979, S. 45-47.

Fache: Inspiration und Autorität der Bibel, a.a.O., S. 167-168.

25 Der Begriff «Kanon» bezeichnet die Sammlung aller inspirierten Bücher, die zusammen die Heilige Schrift ausmachen.

26 In Matthäus 23,35 spricht der Herr Jesus über die Märtyrer «von Abel bis Sacharja». Abel findet sich im ersten Buch der Bibel (1. Mose 4) und Sacharja im letzten Buch, gemäss der jüdischen Anordnung der Bibelbücher (2. Chronika 24). Ferner sei auf Lukas 24,44 hingewiesen, wo der Herr die im Judentum übliche Dreiteilung des damals anerkannten Kanons des AT übernimmt. Welche Bücher der Kanon im einzelnen umfasste, stand zur Zeit Jesu im orthodoxen Judentum fest. Dies geht z.B. aus dem Zeugnis von Josephus Flavius hervor (Contra Apion 1,8). Hieran wurde später nie mehr etwas verändert.

27 Nach 1. Korinther 12,28 haben die Propheten des NT den zweiten Platz nach den Aposteln. Man beachte ferner die Reihenfolge in Epheser 2,20 und 4,11. Eines der wesentlichen Kennzeichen der ersten Christen bestand darin, dass sie in der Lehre der Apostel verharrten (Apg. 2,42).

28 Vgl. 2. Timotheus4,ll; 1. Petr. 5,13; 1. Korinther9,5.

29 Vgl. 1. Timotheus5,18: Hier wird Lukas 10,7 zitiert und zusammen mit einem Zitat aus 5. Mose 25,4 als Aussage «der Schrift» deklariert! In diesem Zusammenhang, obwohl  es  hier um  die

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Anerkennung eines Apostels durch einen anderen Apo­stel geht, ist auch noch die Bestätigung der Briefe des Apostels Paulus durch Petrus in 2. Petrus 3,15-16 erwähnenswert. Diese Briefe werden hier zu «den Schrif­ten» gerechnet! Der Vers 15 ist zudem ein Hinweis darauf, dass der Hebräerbrief von Paulus geschrieben worden ist (die älteste Paulushandschrift, der «P4*» aus dem 1. Jahrhundert, schreibt diesen Brief auch Paulus zu; vgl. Liebi: Paulusbriefe neu bestätigt, a.a.O.).

30 Vgl. zum Problem der Fälschungen z.B. 2. Thessa-lonicher 2,2 und 3,17-18 (Handschrift des Paulus als Erkennungszeichen der Echtheit seiner Briefe!).

31 Fache: Inspiration und Autorität der Bibel, a.a.O., Kapi­tel 11. Glashower: So entstand die Bibel, a.a.O., Kapitel 5.

32 Obwohl es sich um alte Sprachen handelt, muss man sich darüber im klaren sein, dass diese Sprachen heute ausserordentlich gründlich erforscht sind. Wenn ich sage, dass die Bibel in «normalen mensch­lichen Sprachen» aufgeschrieben worden ist, soll dabei nicht vergessen werden, dass gemäss dem Zeugnis der Bibel, Gott selbst der Urheber der Sprachen ist (vgl. 1. Mose 2 und 11; ferner R. Liebi: Der Mensch - ein sprechender Affe? Sprachwissenschaft contra Evolution, Berneck 1991).

33 Gemeint sind die Grundsätze zum Textverständnis, wie sie in der Sprachwissenschaft theoretisch formuliert worden sind. Manche von ihnen werden von durch­schnittlichen Lesern irgendwelcher moderner Texte mit aller Selbstverständlichkeit, jedoch völlig unbewusst, angewendet.

34 Zu beachten ist, dass die Bibel allerdings auch viele Hinweise auf Regeln der oben genannten Kategorie a) enthält.

35 W.J. Ouweneel: Gesundes Bibelstudium, Was lehrt die

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Bibel? Nr. 5, Ernst-Paulus-Verlag, Haltweg 23, D-W-6730 Neustadt/Weinstrasse.

36 J. Scheven: Daten zur Evolutionslehre im Unterricht, Kritische Bilddokumentation, Neuhausen-Stuttgart 1979.

J. Scheven: Mega-Sukzessionen und Klimax im Tertiär, Katastrophen zwischen Sintflut und Eiszeit, Neuhausen-Stuttgart 1988.

J. Scheven: Karbonstudien: Neues Licht auf das Alter der Erde, Neuhausen-Stuttgart 1986.

37 H. Schneider: Datierungsmethoden und ihre physikali­sche Relevanz, in: W. Gilt (Hrsg.): Am Anfang war die Information, Forschungsergebnisse aus Naturwissen­schaft und Technik, Gräfelfing / München 1982, S. 114ff.

H. Schneider: Der Urknall und die absoluten Datierungs­methoden, Neuhausen-Stuttgart 1982. H.S. Slusher: Critique on Radiometrie Dating, Institut for Creation Research, San Diego US A 1981.

38 W.J.J. Glashower: So entstand die Welt, Neuhausen-Stuttgart 1980.

W.J. Ouweneel: Evolution in der Zeitenwende, Hückes-wagen, o.J.

R. Junker/S. Scherer: Entstehung und Geschichte der Lebewesen, Giessen 1986.

R. Liebi: Der Mensch - ein sprechender Affe? Berneck 1991. Siehe auch Anm. 36, 37 und 39.

39 W.J. Ouweneel: Hat die Evolutionslehre einen wis­senschaftlichen Charakter? 2. Aufl. Schwelm 1977.

40 J.S. Morton: Die Wissenschaft hat Verspätung, Marburg an der Lahn 1979, S. 174-176.

41 H.M. Morris: The Bible and Modem Science, Chicago 1968, Seite 5.

42 W. Gottwaldt: Wissenschaft contra Bibel,


 

BadLiebenzell,3. Auflage 1971,Seite61-67.

43 Morris: a.a.O., S. 95.

44 Fache: a.a.O., S. 139-140.

45 Fache: a.a.O., 140-141.

46 R. Liebi: Weltgeschichte im Visier des Propheten Daniel, Berneck, 3. Aufl. 1990, S. 14-15.

47 Vgl.: R. Liebi: Erfüllte Prophetie. Messianische Prophe­tie - ihre Erfüllung und historische Echtheit, 5. Auflage, Berneck 1990.

48 R. Liebi: Weltgeschichte im Visier des Propheten Daniel, a.a.O.

49 S. McCall / Z. Levitt: Wird der dritte Tempel gebaut? Wetzlarl974,S.99.

50 A. Negev: Funde und Schätze im Land der Bibel, Stuttgart 1978, S. 33.

51 Negev: a.a.O., S. 36-37.

52 Mark Twain: Innocents Abroad, zitiert nach P. Peterson: PLO kontra Israel, Berneck 1979, S. 63-64.

53 F. May: Israel zwischen Blut und Tränen. Der Leidens­weg des jüdischen Volkes, Asslar 3. Aufl. 1990, S. 289.

54 Vgl. Fussnote47.

55 Vgl. z.B. Apostelgeschichte 2,41; 4,4; 21,20; Römer 11,5.

56 W. Gilt: Das Fundament. Zum Schriftverständnis der Bibel, Neuhausen-Stuttgart 1985, S. 131ff. («Die An­wendung mathematischer Wahrscheinlichkeitsrechnung auf biblische Prophetien»).

57 Vergl.: R. Liebi: Erfüllte Prophetie, Messianische Pro­phetie - ihre Erfüllung und historische Echtheit, Bern­eck, a.a.O.

58 Glashower: So entstand die Bibel, a.a.O., S. 103-104.

59 Vgl. z.B. Bibel-Panorama, Dillenburg, 3. Aufl. 1976; A.E. Booth: Von Ewigkeit zu Ewigkeit, Gottes Ratschluss und sein Heilsplan mit dem Menschen, Schwelm 1979.

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